10 Leitlinien - Digitalcourage
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Leena Simon niak rzy Jessica Waw 1 0 L e i t l i n i e n Nachhaltige digitale Bildung bedeutet, dass Kinder nicht nur lernen, ein einzelnes Programm- system zu bedienen, sondern in die Lage versetzt werden, mit digitaler Technik mündig, ganzheitlich und kompetent umzugehen. Es braucht Konzepte, Fortbildung, Zeitkontingente und Unterrichtsmaterial. et ildungspak g e.de /b lcoura digita
Über uns Digitalcourage e.V. engagiert sich seit 1987 für Grundrechte, Datenschutz und eine lebenswer- te Welt im digitalen Zeitalter. Wir sind technikaffin, doch wir wehren uns dagegen, dass unsere Demokratie „verdatet und verkauft“ wird. Seit 2000 verleihen wir die BigBrotherAwards, die Oscars für Datenkraken. Digitalcourage ist gemeinnützig, finanziert sich durch Spenden und lebt von viel freiwilliger Arbeit. Die Gestaltung unserer Zukunft beginnt schon bei Bildung und Erziehung. Interessierte Daten- schutzfreund.innen aus pädagogischen Berufen sind herzlich eingeladen, in unserer AG Pädago- gik mitzuwirken. Mehr zu unserer Arbeit finden Sie auf Weitere Infos zur AG Pädagogik: digitalcourage.de und bigbrotherawards.de digitalcourage.de/kinder-und-jugendliche Bildungspaket - 10 Leitlinien Verlag Art d‘Ameublement für Digitalcourage Marktstraße 18 | 33602 Bielefeld Fotos: Jessica Wawrzyniak cc-by-sa 4.0, Fabian Kurz cc-by 4.0, Alexander Altmann cc-by 4.0, privat Layout: Dennis Blomeyer Texte: Jessica Wawrzyniak und Leena Simon Redaktion: Katrin Schwahlen ISBN 978-3934636-31-6 2
In diesem Bildungspaket | Inhaltsverzeichnis In der Basisversion (digital) enthält das Bildungspaket wichtige Informationen und Basistexte: Digitale Bildung – 10 Leitlinien, um Schule frei und ganzheitlich zu gestalten (10 Leitlinien) (S.5) Informationen und Lösungsansätze Freie Software an Schulen (S. 14) für Schüler.innen, Eltern, Lehrkräfte, Geeignete Schulsoftware (Auswahl) (S. 17) Sozialarbeiter.innen, Schulleitungen Übersicht datenschutzfreundlicher Anwendungen (S. 21) und Entscheidungsträger.innen Übersicht mit hilfreichen Infos, Links und Materialien In der Vollversion (Print) enthält das Bildungspaket zusätzlich verschiedene Printmaterialien: Digitale Mündigkeit Eigenverantwortlich im 21. Jahrhundert Broschüren für Eltern, Lehrkräfte, Datenschutzrechte durchsetzen Sozialarbeiter.innen, Schulleitungen Tipps für Lehrkräfte und Eltern und Entscheidungsträger.innen Digitale Bildung 10 Leitlinien, um Schule frei und ganzheitlich zu gestalten #Kids #digital #genial Datenschutz leicht verständlich vermitteln: Schütze dich und deine Daten: Das Lexikon von App bis .zip Das Lexikon für Kinder und Jugendliche Unterrichtshilfe zum Buch und Hilfestellung zum Einsatz des #Kids #digital #genial – Schütze dich und deine Daten Buchs im Unterricht Datenschutz an Schulen Digitalisierung oder „Kreidezeit“? Tipps, wie sensible Daten von Schüler.innen besser geschützt werden können Digitale Selbstverteidigung Kleine Anleitung zur Selbsthilfe in Bezug auf Internet- Überwachung Info-Faltblätter für alle Interessierten zum Moderner Mythos: Nichts zu verbergen schnellen Informieren und Verteilen Ein bunter Strauß von Erwiderungen auf einen gefährlichen Aberglauben Digitalcourage – Wir stellen uns vor! Aktiv für Grundrechte, Datenschutz und eine lebenswerte Welt im digitalen Zeitalter Weitere Materialien wie Aufkleber und Flyer rund um die Kampagne „Digitalcourage- Eine kleine Überraschung Bildungspaket“ Weitere Infos und Bestellung des Bildungspakets unter: digitalcourage.de/bildungspaket 3
Das Digitalcourage-Bildungspaket Seit Jahrzehnten warten wir darauf, dass der Umgang mit digitalen Medien in den Schulen vermit- telt wird. Doch unsere Politik legt wenig Ambitionen an den Tag. Schulen, Eltern und Lehrkräfte werden noch immer allein gelassen. Digitale Themen werden allenfalls als Lernmittel, aber nicht als Unterrichtsgegenstand diskutiert. Nachhaltige digitale Bildung bedeutet, dass Kinder nicht nur lernen, ein einzelnes Programmsys- tem zu bedienen, sondern in die Lage versetzt werden, mit digitaler Technik mündig, ganzheitlich und kompetent umzugehen. Es braucht Konzepte, Fortbildung, Zeitkontingente und Unterrichts- material. Wir erkennen Bemühungen an verschiedenen Stellen, doch die reichen noch nicht aus: Datenschutz und freiheitliches Denken werden in diesen Konzepten viel zu margi- nal behandelt. Mangels Ressourcen und Expertise entscheiden sich mehr und mehr Schulen für vermeintlich günstige Angebote kommerzieller Hersteller, die den Schutz von Daten nicht oben auf ihrer Agenda haben. Mit gefährlichen Konsequenzen für Schüler.innen und Gesell- schaft. Also nehmen wir die Sache nun selbst in die Hand. Mit unserem Digitalcourage-Bildungspaket liefern wir Leitlinien für eine wirkungsvolle digitale Bildungspolitik und viele konkrete Tipps für die Umsetzung. Angesprochen sind alle Stellen, die Einfluss auf Bildungsentscheidungen nehmen können: Schul- leitungen, Kultusministerien, Lokalparlamente und -politiker.innen, Elternverbände, Lehrkräfte, Schüler.innenvertretungen u.v.m. Jetzt brauchen wir Ihre Hilfe, um Werkzeuge und Konzepte für eine bessere digitale Bildung zu verbreiten. Wenn Ihnen dieses Bildungspaket geholfen hat, unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende: digitalcourage.de/spenden Wenn Sie über unsere Arbeit auf dem Laufenden bleiben wollen, abonnieren Sie unseren Newsletter: digitalcourage.de/newsletter 4
Digitale Bildung – 10 Leitlinien, um Schule frei und ganzheitlich zu gestalten Digitale Bildung bedeutet, dass Kinder nicht nur lernen, ein einzelnes Programmsystem zu bedie- nen, sondern nachhaltig in die Lage versetzt werden, mit digitaler Technik mündig, ganzheitlich und kompetent umzugehen. Politiker.innen, kommunale Entscheidungsträger.innen und Schulleitungen sind aufgefordert, die digitale Bildung in den Schulen voranzutreiben. Dies bleibt leider viel zu oft an einzelnen Lehrkräf- ten oder Eltern hängen und kann nicht die Lösung sein. Es geht nicht darum, Digitalisierung als Allheilmittel einzusetzen. Digitalisierung bedeutet nicht, dass Lehrkräfte und Inhalte ersetzt werden. Aber Digitalisierung ist mehr als der Einsatz von Hardware und Software. Wer gute digita- le Bildung will, setzt auf Medienkompetenz, Partizipation und lebenslanges Lernen mit geeigne- ten digitalen Werkzeugen. Dafür muss die Politik attraktive Bedingungen schaffen und fördern. 1 Digitale Werkzeuge ersetzen weder Lehrkräfte noch Inhalte Digitalisierung von Schulen ist kein Selbstzweck Nicht jeder Unterricht benötigt digitale Werkzeuge Geräte können keinen Unterricht ersetzen „Digital“ ist nicht automatisch besser als „analog“ Art und Einsatz elektronischer Medien müssen pädagogisch begründet sein: Qualität vor Quantität Kompetente Nutzung, Administration und Wartung der Geräte müssen gesichert sein Schule ist ein Ort , an dem Fertigkeiten, (kognitive) Fähigkeiten, Qualifikationen und Intelligenz entwickelt und erlangt werden. Kompetenzen wie z.B. Sozialverhalten, Streitkultur, Fairness, Demokratie-Spielregeln, Freundlichkeit und Solidarität sind wesentliche Aspekte, die im Klassen- verband erlernt und gepflegt werden müssen. Der Lehrberuf sollte daher wieder aufgewertet werden. Lehrkräfte sind keine zuschauenden „Lerngegenüber“, sondern kennen die individuellen Lernbedürfnisse der Schülerinnen und Schüler. Detailliert strukturierte Unterrichtspläne sind nicht mehr zeitgemäß. Deswegen brauchen Lehrkräfte mehr Freiheiten bei der Unterrichtsgestaltung (siehe Punkt 5). Individuelles Lernen ist oft sinnvoll, bedeutet aber nicht, dass Kinder und Jugendliche nur allein lernen sollten. Keine Lernsoftware kann die didaktische und pädagogische Begleitung durch Lehrkräfte ersetzen. Schon deshalb muss der Einsatz künstlicher Intelligenz sehr kritisch betrachtet werden. Messen und Bewerten von Leistung muss weiterhin in menschlichen Händen bleiben. Auch die digitalisier- te Schule muss als primärer Lernort und Schutzraum begriffen werden. 5
2 Datenschutz anwenden und unterrichten Informationelle Selbstbestimmung ist ein Grundrecht und braucht als Aspekt des Datenschutzes besondere Aufmerksamkeit Daten von Schüler.innen müssen überall geschützt werden, auch auf Schul- oder Heimrechnern von Lehrkräften Datenschutz muss als wichtiger Demokratiefaktor vorgelebt und vermittelt werden, nicht als Störfaktor Freiheitlich-demokratische Grundgedanken müssen im Un- terricht vermittelt werden (siehe Punkt 3 und 4) Schülerinnen und Schüler müssen Grundlagen und Hand- lungsmöglichkeiten zum Schutz ihrer Privatsphäre erlernen Die Daten von Lehrkräften, Lernenden und anderen Akteur.innen im Schulwesen müssen geschützt werden. Daten, die bei der Nutzung von Hard- und Software produziert werden, sensible perso- nenbezogene Daten sowie Lernfortschritte und andere Informationen dürfen nicht für Unterneh- men oder Unbefugte einsehbar sein. Der Einsatz von Hard- und Software darf nicht zum Überwachungsinstrument Dritter werden. Politik und Verwaltung müssen dem Sammeln von Schüler.innendaten, z.B. durch große IT-Konzer- ne, einen klaren Riegel vorschieben. Jede Schulsoftware muss die datenschutzrechtlichen Bedingungen der EU und Schulgesetze erfüllen. Nutzerinnen und Nutzer müssen verantwortungsvoll mit ihren und fremden Daten umgehen (können). Zusätzlich müssen Datenschutzmaßnahmen im Bereich der IT-Sicherheit getroffen werden. Damit Schulen den gesetzlichen Anforderungen gerecht werden können, brauchen sie ausrei- chend personelle und finanzielle Kapazitäten. Um Datenschutzerklärungen zu verfassen, Technik- folgen abschätzen zu können und Datenauskünfte zu erteilen, müssen (weitere) Expert.innen eingestellt werden (siehe Punkt 9). Kultusministerien und Datenschutzbehörden müssen an einem Strang ziehen. Ein regelmäßiger Austausch über datenschutzrechtliche Bedenken und Empfehlungen ist unabdingbar, um reakti- onsfähig zu bleiben. Keine Krise rechtfertigt Abstriche bei Grundrechten. Der Datenschutz von Kindern und Jugendlichen muss Vorrang haben vor wirtschaftlichen Interessen und politischen Machtkämpfen. 6
3 Digitale Inhalte als Unterrichtsgegenstand verstehen Digitalisierung darf nicht länger allein als Unterrichtswerkzeug begriffen werden, sondern muss Unterrichtsgegenstand werden. Der Einsatz digitaler Technik muss fächerübergreifend kritisch reflektiert werden Dazu muss der Medienunterricht obligatorisch werden und über den bisherigen (oft freiwilligen) Informatikunterricht hinausgehen (siehe Punkt 4). Im Medienunterricht sollte es neben der Behandlung klassischer Medien(wirkung) um folgende Themen gehen: Vermittlung von IT-Grundlagen (Dateimanagement, Browser, Websuchen, Grafik, Office) und IT-Sicherheit mit besonderem Fokus auf Endgeräte, Basiswissen von Programmierung (Informatik), Einsatz freier Software (Werte und Anwendung verbreiteter Programme), Reflexion ethischer und politischer Aspekte der Informationstechnik. Wie beim Spracherwerb müssen digitale Inhalte durch konstantes Anwenden und Vorleben in allen Fächern erlernt und geübt werden. Damit Lehrkräfte Digitalisierung im Unterricht vermitteln können, braucht es entsprechende Fortbildungen (siehe Punkt 8). 4 Medienkompetenz als vielschichtige Einheit begreifen Medienkompetenz ist mehr als Bedienkompetenz. Das Ziel muss sein, Kinder darin zu stärken, sich reflektiert und selbstbestimmt durch die analoge und digitale Gesellschaft zu bewegen (Digita- le Mündigkeit). Schülerinnen und Schüler müssen dabei unterstützt werden, eigenständig zu handeln und verantwortungsbewusst zu entscheiden. Dafür brauchen sie Wissen , das vor allem gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Schnittstellen betrifft. Diese inhaltlichen Schnittstellen müssen im Unterricht stärker fokussiert werden, damit die Jugendlichen ihre Kompetenzen entwickeln und ausbauen können. Denn das Internet ist ein realer sozialer Raum, in dem dieselben Rechte und Pflichten gelten wie in der „echten“ Welt. Beispiel Informationskompetenz Wie entstehen Fake News, Verschwörungstheorien und Meinungsmache? Wie erkenne ich diese? Wie lassen sich politische Radikalisierung und Hate Speech im Netz unterbinden? Wie funktionieren Filterblasen? Wie beeinflussen Suchmaschinen, (Social)-Bots, Rankingverfahren und Clickbaiting persönliche Interessen? Wie steuern Menschen und Technik die Informationsaufnahme? Und: Wer steuert wen? 7
Beispiel Konsumkompetenz Wer profitiert von (personalisierter) Werbung und anderen Algorithmen beim Online-Shopping? Wie funktionieren dynamische Preisgestaltung und andere Marketingstrategien? Wie wirken Geschäftsmodelle von und mit Influencer.innen auf Emotionalität und Kaufverhalten? Welches Ziel haben Anbieter.innen von Treuepunkte-Systemen und Gewinnspielen? Welches Suchtpotenzial haben diese Methoden? Was bedeutet Konzernmacht, Monopolisierung, Lobbyismus, Kommerzialisierung und der monetäre Wert von Daten? Beispiel Sozialkompetenz Wie kann mit Cybermobbing, Cybergrooming, Sexting und Hate Speech umgegangen werden? Welche Persönlichkeitsrechte anderer müssen respektiert werden und wo beginnt Stalking? Wie funktioniert Postingkultur und Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken? Welche psychosozialen Antriebe und Auswirkungen können sie haben, z.B. sozialer Druck und Bedürfnis nach Anerkennung (teilen, liken, kommentieren)? Wie wirken medial geprägte Rollen- und Geschlechterbilder und wie verändern sie die Kom- munikationskultur? Beispiel Datenschutzkompetenz Welche Möglichkeit habe ich, um meine Privatsphäre zu wahren und meine Daten zu schützen? Wieso sollte ich sparsam mit meinen Daten umgehen? Was passiert in Zukunft mit den Daten von heute? Wie kann ich mich gegen Manipulation und die Ausforschung persönlicher Schwächen schützen? Welche Daten speichern datenhungrige Konzerne und Geheimdienste, z.B. durch Kameras, Gesichts- und Stimmerkennung, Sensoren und vieles mehr? Was bedeuten „smarte“ Technologien für die Wirtschaft und die eigene Privatsphäre? 5 Geeignete Materialien anbieten Um digitale Themen zu vermitteln, braucht es passende Unterrichtsmaterialien und -methoden. Am besten geeignet sind OER-Materialien. Was bedeutet OER? ohne cat ion al Res our ces ) sin d lize nz- und kostenfrei. Sie werden OER-Materialien (Open Edu t und sind individuell von Spo nso ren , Firm en und Konzern unabhängig entwickel Einfluss anpassbar. 8
Unterrichtsmaterial von IT-Konzernen und anderen kommerziellen Anbietern sollte gut geprüft und möglichst nicht eingesetzt werden (siehe Punkt 6). Beim Einsatz der Materialien müssen die oben genannten Schnittstellen fokussiert und die Zusam- menhänge erklärt werden. Beispiel Cybermobbing Material zum Thema Cybermobbing erfüllt oft nicht die inhaltlichen Anforderungen, wenn wichti- ge Lerneinheiten fehlen, z.B. über gesellschaftliche Konsequenzen der Social-Media-Nutzung, die schnelle Verbreitung von Nachrichten und die Funktionsweise von Ranking-Algorithmen (siehe Punkt 4). In die Lerneinheiten müssen außerdem Module zur Wiederholung und Reflexion einge- baut werden. 6 Keine Werbung an Schulen zulassen– auch nicht von IT-Firmen Der Umgang mit Werbung und Sponsoring an Schulen ist unterschiedlich geregelt, aber es besteht Einigkeit über die moralische Verwerflichkeit und – wenn überhaupt – die Beschränkung auf pädagogisch wertvolle Anbieter. IT-Unternehmen dürfen aus diesen Überlegungen nicht ausge- klammert werden. Microsoft-Lizenzen, Apple-iPad-Geschenke oder Unterrichtsmaterial von Google sind Werbung und haben an der Schule nichts zu suchen. Sie sind Lobbyismus-Werkzeuge für die eigene Marke. Schulen dürfen nicht einseitig auf ein Firmenprodukt zurückgreifen, sondern müssen Alternativen anbieten oder besser ganz das Produkt verzichtet. Das gilt für Hardware UND Software. Die „iPad- Klasse“(Ausstattung Schüler.innen und Lehrkräften mit iPads) mutet zwar modern an, erfüllt diese Anforderungen aber nicht. Die Geräte müssen langlebig oder reparierbar sein und kompatibel zu Geräten anderer Hersteller. Es muss möglich sein, datenschutzfreundliche, freie Software zu installieren (siehe Punkt 7). 9
7 Freie Software und offene Formate einsetzen Schülerinnen und Schüler dürfen nicht den Eindruck bekommen, es gäbe nur eine proprietä- re (geschlossene) Lösung. Deshalb sollten Schulen hauptsächlich auf freie Software und offene Formate setzen, vor allem in den Bereichen Organisation und Verwaltung, Unterricht und Kommu- nikation. Was ist Freie Software? und freier Quell- pro prie täre r Soft war e ste ht bei freier Software ein offener Im Gegensatz zu werden Feh ler und Dat enfl üss e erk enn en lässt und beliebig angepasst code zur Verfügung, der eboten, braucht aber ie Soft war e wir d aus ide olo gis chen Gründen oft kostenfrei ang darf. Fre . oder optimiert werden zu können dennoch Gelder, um entwickelt Organisation und Verwaltung Sensible Daten müssen geschützt werden. Software aus Nicht-EU-Ländern erfüllt die Anforderun- gen aufgrund inkompatibler oder fehlender Datenschutzgesetze oft nicht. Deshalb muss kommer- zielle Software immer kritisch begutachtet werden. Digitale Werkzeuge im Unterricht Offene Dateiformate sind softwareunabhängig und ermöglichen kompatible Nutzung. Freie Software für den Unterricht ist nicht an teure Abomodelle gebunden und damit auch für Kinder aus finanziell schwachen Familien nutzbar (Förderung der Chancengleichheit). Schulen müssen keine teuren Lizenzgebühren entrichten. Freie Software ist in der Regel datenschutzfreundlicher und erlaubt den Nutzer.innen, demokra- tisch an der informationstechnischen Gestaltung mitzuwirken (Förderung von Partizipation und Teamarbeit). Wo, wenn nicht im Bildungssektor sollten diese Werte vermittelt und vorgelebt werden? Freie Software ermöglicht Einblicke in die Funktionsweise von Anwendungsprogrammen: Wird der Quellcode frei zur Verfügung gestellt, können Schüler.innen die Software „aufschrauben“ und das Programm kreativ entdecken und verstehen. 10
Kommunikation Die Kommunikation zwischen Schüler.innen, Eltern und Lehrkräften muss über verschlüsselte Wege und freie Messenger mit offenen Schnittstellen erfolgen. Ein gemeinsamer Messenger- wechsel im Klassenverband wirkt dem so genannten Netzwerkeffekt entgegen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, müssen Schulen unterstützt werden. Sie brauchen Auswahlempfehlungen, Anleitungen und Hilfe zu Einsatz und Nutzung. Die angefallenen Daten sollten dezentral gespeichert werden, z.B. in den Rechenzentren der Städte. So kann einerseits die Monopolisierung dieser Daten vermieden werden, andererseits bedeutet die Verteilung mehr IT-Sicherheit. Die Kultusministerien müssen freie Schulsoftware fördern und empfehlen. 8 Fortbildungen anbieten und Teilnahme ausbauen Lehrkräfte aller Fächer und Klassenstufen müssen unbedingt weitergebildet werden. Dazu brau- chen sie attraktive Angebote und Anreize , z.B. durch Arbeitsfreistellung und Finanzierung. Neben einem freiwilligen Angebot sollte es auch verpflichtende Grundlagenfortbildungen geben. Auch im Lehramtsstudium muss die Vermittlung digitaler Kompetenzen obligatorisch werden. Dabei muss der Fokus auf grundlegenden Aspekten liegen. Sonst besteht die Gefahr, dass in der schnelllebigen IT-Welt die Informationen veral- tet sind, bevor das Studium abgeschlossen ist. Das würde dazu führen, dass Lehrkräfte der aktuellen Lebenswelt und den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen strukturell bedingt hinterherhinken. 9 Personelle und finanzielle Kapazitäten erhöhen Schulen müssen erheblichen Mehraufwand betreiben, um den Anforderungen der Digitalisierung gerecht zu werden. Dafür muss der finanzielle und personelle Raum geschaffen werden. IT-Personal Es braucht eigenes, kompetentes Personal, das die Schul-IT verwaltet, Geräte administriert, daten- schutzrechtliche Überlegungen anstellt, Datenschutzauskunftsersuchen beantwortet usw. Mit ausgebildetem Personal können Schulen ihre Plattformen und Server selbst betreiben – finanziell und personell unabhängig von externen Anbieter.innen. So können die Lehrkräfte sich wieder auf das konzentrieren, wofür sie ausgebildet wurden. 11
Schulsozialarbeiter.innen Die digitale Kommunikation der Schülerinnen und Schüler braucht Begleitung und Betreuung auch durch die gemeinsame Gestaltung mit Schulsozialarbeiter.innen. Diesen fehlen aber oft die technischen, politischen und wirtschaftlichen Grundlagen, um das große Ganze zu begrei- fen (siehe Punkt 4). Auch hier müssen bereits in der Ausbildung die Voraussetzungen geschaffen werden. Es ist aber nicht die Aufgabe der Schulsozialarbeiter.innen , den gesamten Medienunter- richt abzudecken. Medienpädagog.innen Schulen brauchen Medienpädagog.innen. Denn sie haben genau die Kompetenz, die für die Gestaltung der digitalen Bildung wichtig ist. Da ihre Ausbildung aber nicht primär auf Lehramt ausgerichtet ist, werden sie meist nur als Honorarkräfte eingesetzt. Hier muss die Politik dringend die Bedingungen ändern; denn in diesem Berufszweig stecken genau die Kompetenzen, die Lehre- rinnen und Lehrern häufig fehlen. 10 Eltern stärker einbeziehen Eltern müssen in die digitale Bildung ihrer Kinder einbezogen werden, denn Erziehung und Bildung gehen Hand in Hand. Schulen müssen einerseits Informationsangebote schaffen und die Eltern andererseits an ihre Pflichten und Vorbildfunktion erinnern. Elternarbeit muss so strukturiert und systematisiert sein, dass sich alle Eltern auf Augenhöhe beteiligen und miteinbezogen werden können. Das bedeutet u.a., dass die Schule datenschutzfreundliche Kommunikationsmöglichkei- ten zur Verfügung stellt (siehe Punkt 7). Beim Einsatz bestimmter Software z.B. muss das Recht auf informationelle Selbstbestimmung gewahrt und die Wünsche der Eltern (stellvertretend für ihre Kinder) müssen berücksichtigt werden. Der Austausch mit den Eltern sollte strukturiert, professionell und – im Idealfall – moderiert erfol- gen. 12
#Kids #digital #genial – Digitale Themen einfach erklärt #Kids #digital #genial Das Lexikon von App bis .zip mit 137 kindgerechten Einträgen zu Algorithmen, Cybermobbing, Kettenbriefen,Tracking & Co. animiert zu kritischem Nachdenken und Datensparsamkeit – beinahe ohne es zu merken. Softcover | 96 Seiten | 3,85 EUR ISBN 978-3-934636-20-0 Online bestellen: shop.digitalcourage.de/kids-digital-genial Werbeflyer zum Buch bestellen: https://shop.digitalcourage.de/kids-digital-genial-flyer Die Unterrichtshilfe zum Buch hilft Lehrerinnen und Lehrern, die vielen Themen des Lexikons in den Unterricht einzubinden und Einheiten zeitlich flexibel zu gestalten. Weitere Infos und Bestellmöglichkeit: kidsdigitalgenial.de/unterricht oder shop.digitalcourage.de Der Blog #Kids #digital #genial wendet sich an Kinder und Jugendliche, die ihre Privatsphäre und Gerätebesser schützen wollen. Es warten viele Tipps und Tricks – auch für Erwachsene. kidsdigitalgenial.de Beteiligen Sie sich am Austausch! Treten Sie mit der Autorin Jessica Wawrzyniak in Kontakt: Twitter: @digital_genial Mastodon: @Kidsdigitalgenial @digitalcourage.social Mail: jessica.wawrzyniak@digitalcourage.de 13
Freie Software an Schulen Da viele Schulen und Lehrkräfte auf der Suche nach digitalen Lösungen sind, ist es wichtig, jetzt geeignete Wege aufzuzeigen. Dadurch wollen wir verhindern, dass ein Großteil der Schulen künftig auf geschlossene, nicht einsehbare, unkontrollierbare Software setzt. Der Name „propri- etäre Software“ (Propritär = Eigentümer) sagt es schon aus: Diese Software gehört jemandem anderen, aber nicht uns. Vorteile Freier Software an Schulen Schulen sollten, wo immer es geht, Freie Software einsetzen. Diese beinhaltet die Werte der freiheitlichen-demokratischen Grundordnung, ist leicht zugänglich und flexibel. Wer mit freier Software gelernt hat, wird sich auch leicht an andere Software gewöhnen können. Das ist anders- herum nicht so einfach möglich. Die Gründe im Einzelnen: Gute Qualitätskontrolle: Viele Augen sehen mehr. Durch viele Freiwillige, die sich den Quell- code ansehen, fallen kritische Dinge schneller auf und können schneller behoben werden. Durch den offenen Quelltext kann ermittelt werden, wohin Datenverbindungen aufgebaut und welche Daten weitergegeben werden. Alle können sehen, was die Software tut. Professionell und günstig: Quelloffen bedeutet nicht automatisch kostenlos oder weniger wert. Genau wie bei proprietärer Software, also Software, die Unternehmen gehört und nicht einsehbar ist, arbeiten auch in diesem Bereich festangestellte Softwareentwickler.innen. Ihre Unternehmen sparen aber durch die Zuarbeit der freiwillig programmierenden Community 14
Geld, das sie dann z.B. in besseren Support für Endkunden stecken können. Die angebliche „Profi-Software“ namhafter Konzerne ist deswegen so teuer, weil sie mit den teuren Lizenzen Gewinn machen. Diese Kosten sowie Urheberrechtskonflikte fallen bei quelloffener Software weg. Für Kinder ist es wichtig, programmieren zu lernen und zu verstehen, wie sich Algorith- men verhalten. Programmieren ist eine Schlüsselkompetenz, während die Nutzung von „Mar- kenprodukten“ sie nicht weiterbringt. Anpassung an individuelle Bedürfnisse: Freie Software können die Schulen den eigenen Be- dürfnissen anpassen. Sie können diese so administrieren, wie sie es benötigen. Das ist besser als Komplettpakete zu nutzen, die nicht zu den speziellen Bedürfnissen passen. Auch Sprach- barrieren können überwunden werden, da sich Übersetzungen in Freie Software leichter integ- rieren lassen. Dies ist besonders wertvoll für inklusives Lernen. Unabhängigkeit: Änderungen von Freier Software sind nicht an Vorgaben gebunden. Sie las- sen sich schnell und unkompliziert umsetzen. Dabei lernen Schülerinnen und Schüler, sich von kommerziellen Angeboten unabhängig zu machen. Chancengleichheit: Weil sie nicht an eine kommerzielle Lizenz gebunden ist, kann Freie Soft- ware allen Schülerinnen und Schülern kostenlos zur Verfügung gestellt werden, auch auf eigenen Geräten. Das ermöglicht ihnen, von verschiedenen Geräten arbeiten zu können und schont die finanziellen Ressourcen der Eltern. Nachhaltigkeit: Projekte können von anderen gepflegt und weiterentwickelt werden, wenn ihre Entwickler.innen nicht mehr zur Verfügung stehen. Außerdem kann die Software an bestehen- de Hardware angepasst werden, sodass ältere Geräte nicht aussortiert werden müssen. Förderung von Teamarbeit: Es ist absolut von Vorteil, Kindern Teilen und Kooperieren auch anhand von offenem Quellcode zu vermitteln. Mit den unterschiedlichen Kompetenzen der Kinder können gute gemeinsame Projekte entstehen, die auch die Kreativität fördern. Freiheit und Mitbestimmung: Schulen sollten nicht den wirtschaftlichen Interessen von Kon- zernen zum Opfer fallen, sondern Freiheit und Partizipation fördern. Dazu trägt Freie Software bei. Politisch-ideell ist Freie Software sogar unabdingbar: Wenn die Gesetze eines Staates nicht offenliegen, ist der Staat totalitär. Die Menschen gewöhnen sich an Willkür und Unberechen- barkeit. Ähnlich ist es bei Software: Wenn wir Schülerinnen und Schüler daran gewöhnen, sich in einem unberechenbaren System zu bewegen, in dem man Unternehmen ausgeliefert ist und sich auf ihre Versprechungen verlassen muss, pflanzen wir eine höchst unfreie Denkweise in Bezug auf IT-Technik tief in ihre Köpfe ein. Die meisten Plattformen kommerzieller Anbieter genügen den Anforderungen des Datenschutzes nicht. Nicht zuletzt zum Schutz der Schülerinnen und Schüler sollten Schulen auf datenschutz- freundliche Lösungen setzen. Wer freie Software auf schuleigenen Servern selbst hostet, befindet sich bereits auf dem richtigen Weg. 15
Unsere Expertinnen in Sachen digitaler Bildung und Mündigkeit Jessica Wawrzyniak ist Bielefelder Medienpädagogin (M.A.) und arbeitet im Team von Digitalcourage e.V. für den Schutz der Daten und Privat- sphäre von Kindern und Jugendlichen. Ihr Fokus liegt derzeit auf der einfachen Vermittlung von Datenschutzthemen, sowie Datenschutz an Schulen. Ihr Ziel: Kinder, Eltern, Lehrkräfte und Behörden aufklären und miteinander auf Augenhöhe bringen Ihr Angebot: Gesprächsgruppen, Seminare, Vorträge, redak- tionelle Beiträge Kontakt: jessica.wawrzyniak@digitalcourage.de Leena Simon ist graduierte Netzphilosophin (M.A.) und IT-Beraterin. Sie arbeitet im Team von Digitalcourage an inhaltlichen Kampa- gnen, Texten, in der AG Digitale Selbstverteidigung und an der Website. Im Anti-Stalking-Projekt (Berlin) berät sie von digitaler Gewalt betroffene Frauen in IT-Fragen. Freiberuflich widmet sie sich ihrem Kernthema Digitale Mündigkeit. Ihr Ziel: Menschen befähigen, Verantwortung über ihre digita- le Kommunikation zu übernehmen Ihr Angebot: Vorträge, Seminare, Fortbildungen, redaktionelle Beiträge Kontakt: info@muendigkeit.digital Wir freuen uns über Anfragen mit Angaben zur Zielgruppe, gewünschtem Themenfokus und Honorarvorstellung. 16
Geeignete Schulsoftware (Auswahl) Welche Software ist für den Einsatz an Schulen geeignet? Die Liste ist der Möglichkeiten ist beinahe grenzenlos. Mit unseren Tipps kann jede.r mit wenig Aufwand prüfen, ob sich ein Programm für die engere Auswahl eignet: Bedenklich ist der Einsatz von Software, mit komplizierten, undurchsichtigen Datenschutzbestimmungen, ohne Angaben zur Datensicherheit (z.B. wo/wie Daten gespeichert werden), die Server in den USA oder anderen Ländern nutzt, in denen andere Datenschutzgesetze gelten, die proprietär ist und deren Anbieter eher wirtschaftliche Ziele verfolgen, die gespeicherte Daten auswertet und zu Geld macht, z.B von Microsoft, Google, Apple u.a. IT-Konzernen. Juristische Hinweise zur DSGVO-konformen Nutzung von Online-Lernplattformen finden Sie auf den Webseiten von Datenschutzbehörden und Verbraucherzentralen. Hier finden Sie ein paar Vorschläge für geeignete Software: Betriebssysteme und Netzwerke Linux Distributionen: Diese haben nicht so viele offene Ports wie Microsoft-Betriebssysteme, durch die Daten abfließen können. Einige andere Systeme (wie Windows) versenden über genau diese Zugänge Telemetriedaten an die Hersteller. Daher sollten Schulen (auch um teure Lizenzgebühren zu sparen) auf Linux-Systeme setzen. Wegen des höheren Sicherheitspoten- zials ist Linux vor allem für Server ideal. SkoleLinux/DebianEdu bietet ein Debian-Netzwerk, also linuxbasiert, für Schulen. Linuxmuster bietet ebenfalls ein umfassendes Schulnetzwerk, vor allem eine angenehme Komplettlösung zum Betrieb schulischer Infrastrukturen. Virtuelle Maschinen: Diese „Maschinen“ können andere Betriebssysteme imitieren. Es muss unbedingt ein spezielles Programm laufen, das z.B. nur unter Windows funktioniert? Oder man möchte an den Rechnern etwas testen, ohne womöglich etwas „kaputt zu machen“? Virtuelle Maschinen, eignen sich somit auchideal für das Üben mit neuer Software. Das heißt: Auf einem Linux-Rechner können auch einige Windows-Programme zum Laufen gebracht werden, wenn dies unbedingt sein muss, sodass vermeintlich unverzichtbare Windows-Programme kein Grund sind, gänzlich auf Linux zu verzichten. Mailserver: Eine Mailadresse für Schulzwecke ist unbedingt notwendig. Weder Lehrkräfte noch Schüler.innen sollten dazu private Mailadressen verwenden, schon gar nicht von datensam- melnden Anbietern (z.B. Googlemail, gmx.de, web.de etc.). Sie sollten Anbieter wählen, die hohen Wert auf geschützte Kommunikation legen (z.B. Posteo oder mailbox.org). Ein sicherer, 17
stabiler Mailserver ist sehr wichtig, da große Teile der Kommunikation inkl. sensibler Informatio- nen darüber laufen. Wer keine Mailadresse von der Schule, dem Schulministerium oder auf an- deren Wegen zur Verfügung gestellt bekommt, sollte über einen eigenen Mailserver nachdenken (z.B. Mailcow). Allerdings erfordert es einige Ressourcen, selbst einen Mailserver zu betreiben. Um einen sicheren Mailaustausch zu gewährleisten, plädieren wir in jedem Fall dafür, E-Mails zu verschlüsseln. Kollaboratives Arbeiten Der große Vorteil von digitalem, kollaborativem Arbeiten ist die Ungebundenheit von Ort und Gerät. Deshalb spielt die Datensicherheit auf den einzelnen Geräten eine große Rolle. Lehrkräfte, die sich ggf. von zu Hause (über einen Laptop oder ein anderes Arbeitsgerät der Schule) mit dem Schulnetzwerk verbinden wollen, sollten einen VPN-Tunnel nutzen, der vor Fremdeingriffen schützt. Dazu bietet sich OpenVPN an. Von der Nutzung privater Geräte ist abzuraten, da es kaum möglich ist, sensible Schüler.innendaten zuverlässig (den Vorgaben entsprechend) zu schützen. Lernmanagement-Systeme (LMS) Moodle: Das Programm bietet eine Lernumgebung, in der Lehrkräfte Unterrichtsmaterialien hochladen und so Schüler.innen e-Learning (elektronisch unterstütztes Lernen) anbieten kön- nen. Mit Moodle können auch Noten vergeben werden. Die Software lässt sich auf den schul- eigenen Servern hosten und muss nicht mit dem Internet verbunden werden. Durch spezielle Add-ons lassen sich auch automatisch Zertifikate generieren. Learning Locker: Dies ist ein freies Record-Management-System (Aktenführung/Verwaltung), zum Speichern und Visualisieren des Lernfortschritts. Hierbei können Daten von verschiedenen Lernmanagement-Systemen (z.B. Moodle) eingespeist werden. Ilias: Diese Plattform ist eine Open-Source-Lernumgebung zum Selbsthosten. Sie wird meist von Universitäten angewendet, ist aber auch für Schulen geeignet (z.B. in der Oberstufe). Man kann sich für Onlinekurse anmelden, andere Teilnehmende sehen, sich mit ihnen verbinden und Nachrichten austauschen. Stud.IP: Mit der freien Software können Inhalte unkompliziert verwaltet und Lehrräume erstellt werden. Stud.IP wurde für Hochschulen und Behörden entwickelt , lässt sich aber genauso gut in allen anderen Schulformen und Bildungseinrichtungen einsetzen. 18
Werkzeuge für gemeinsames Arbeiten und Kommunizieren Nextcloud: Der Online-Speicher zum Selbsthosten bietet Speicherplatz für Dokumente, an denen auch gemeinsam gearbeitet werden kann, eine Kalender-Funktion, Synchronisation von Kontak- ten, Messaging, und Video-Chat. Es gibt von Nextcloud auch spezielle Anpassungen für Schulen (Education Edition.) Auch per App lässt sich Nextcloud bequem nutzen, z.B. von Lehrkräften, um Hausaufgaben (inkl. Deadline) einzupflegen und Schüler.innen zur Verfügung zu stellen. HumHub: Wem Nextcloud als Netzwerk nicht ausreicht, kann mit HumHub ein soziales Netz- werk auf dem Schulrechner selbst hosten. Der Schwerpunkt liegt weniger auf gemeinsamer Projektarbeit, sondern auf guter Netzwerkkommunikation. Zu den Tools gehören u.a. Profiler- stellung und Kommentarfunktion für Bilder. Veyon: Mit dieser Freien Software lassen sich die Bildschirme von Schülerinnen und Schülern verwalten bzw. überwachen (Monitoring). Das ist datenschutzrechtlich heikel, denn die Lehr- kraft kann die Bildschirme der Schüler.innen live sehen, ohne dass diese explizit zugestimmt haben. Hier braucht es Problembewusstsein und Fingerspitzengefühl. Lehrkräfte, die diese Funktion für zwingend notwendig halten, um Ablenkungen während des Unterrichts zu sank- tionieren, sollten sich zumindest für diese quelloffene Variante entscheiden – und den Schüler. innen gegenüber offenlegen, dass sie die Monitore überwachen können. Classroom Bookings: Mit dieser Open-Source-Software lassen sich Klassenräume (z.B. der PC-Raum) reservieren und verwalten. Kommunikation über Messenger: Wenn es eine Messenger-Hausaufgabengruppe geben muss, sollten XMPP-Server (z.B. prosody oder ejabberd mit Clients wie Gajim/Dino) für den PC oder Conversations (fürs Smartphone) genutzt werden. Denn XMPP ist eine offene Schnitt- stelle. Das bedeutet, dass die Nutzer.innen in der Plattformwahl frei sind (wie bei E-Mail) und nicht auf einen Anbieter festgelegt werden. Einfachere Kompromisslösungen sind Signal, Wire, Threema und Element. Informationen über Vor- und Nachteile gibt es auf digitalcourage.de/ selbstverteidigung. Umfragen und Terminfindung: Nuudel.de ist ein datenschutzfreundliches Tool, mit dem El- ternabende, Konferenzen und Seminare abgestimmt werden können. So lassen sich auch lästige Dikussionen/Absprachen in Messenger-Gruppen vermeiden. Videokonferenzen: Nextcloud hat eine Videochatfunktion und ermöglicht Screensharing (z.B. für Präsentationen). Auch BigBlueButton eignet sich für den Einsatz in Schulen. Die Software beinhaltet ein interaktives Whiteboard sowie die Möglichkeit, in Kleingruppen zu kommunizie- ren. Jitsi Meet und Mumble sind ebenfalls gute Möglichkeiten, von Angesicht zu Angesicht zu arbeiten. Weitere Informationen zu den Videokonferenz-Tools finden Sie im Bereich der Digita- len Selbstverteidigung auf digitalcourage.de 19
Werkzeuge für den Unterricht Erstellen und Bearbeiten von Dokumenten: LibreOffice ist ein Software-Paket, das Microsoft Office in nichts nachsteht. Es ist kostenlos, frei verfügbar und mit verschiedensten Dateiforma- ten kompatibel. Zur gesamten Office-Lösung gehören LibreOffice Writer (Pendant zu Microsoft Word), LibreOffice Calc (vergleichbar mit Microsoft Excel), LibreOffice Impress (vergleichbar mit Microsoft Powerpoint) und weitere Programme, die für das Erstellen von Texten, Bildern und Präsentationen benötigt werden. Auch Collabora ist eine geeignete Alternative. Bildbearbeitung: Die kostenlose Software GIMP bietet zahlreiche Werkzeuge und Möglichkei- ten zur professionellen Bildbearbeitung. Das Programm kommt nah an die teure Photoshop- Software der US-Firma Adobe ran, ist aber quelloffen und somit die bessere Alternative. Mindmaps: Freeplane umfasst viele kreative und bunte Möglichkeiten, um Gedanken und Ideen zu sortieren (Brainstorming), aber auch Aufgaben zu koordinieren (Management-Tool). Lernen mit Karteikarten: Die Software Anki, für das Erstellen von Lernkarten, bietet einige Funktionen, die über einfache Wissensabfragen hinausgehen und hilft vor allem vor Prüfungen. Hilfreiche Links digitalcourage.de digitalcourage.de/digitale-selbstverteidigung digitalcourage.de/kinder-und-jugendliche digitalcourage.de/bildungspaket digitale-muendigkeit.de kidsdigitalgenial.de Mastodon: @digitalcourage@digitalcourage.social Twitter: @digitalcourage 20
Auf einen Blick: datenschutzfreundliche Anwendungen Altbekanntes Die bessere Alternative Windows Linux Betriebssystem Microsoft Office Libe Office / Collabora Dokumentbearbeitung Google Docs / Trello Etherpad / Cryptpad gemeinsame Dokumentbearbeitung Paint / Photoshop GIMP Bildbearbeitung Dropbox / Google Docs / Trello Nextcloud Datei-Ablage, Kalender und Planungstools Zoom / Skype / MS Teams BigBlueButton / Jitsi / Mumble (Video-)Konferenz Whatsapp XMPP / Signal / Wire / Threema / Element Kommunikation Microsoft 365 / G-Suite / Apple Classroom Moodle Lernmanagement- Systeme 21
Kurz & Mündig – Die kleine Schriftenreihe für den schnellen Überblick Digitale Mündigkeit – eigenverantwortlich im 21. Jahrhundert (Leena Simon) Eine Handreichung: Was ist „Digitale Mündigkeit“ und warum ist das wichtig? Außerdem: Schnelle und langfristige Tipps – wie man die Verantwortung für das digitale Leben selbst in die Hand nimmt. Vonder Netzphilosophin und Digitalcourage-Mitarbeiterin Leena Simon. DIN A6 | 32 Seiten geheftet ISBN 973-3-934636-22-4 Datenschutzrechte an Schulen durchsetzen – Tipps für Lehrkräfte und Eltern (Jessica Wawrzyniak) Viele Eltern und Lehrkräfte fühlen sich unverstanden, kämpfen gegen Windmühlen oder werden als „Nerds“ abgestempelt, wenn sie sich für Datenschutz an der Schule einsetzen. Dabei wollen sie einfach nur (entschiedener als andere), dass ihre Kinder an privat- sphäre-freundliche Programme und Plattformen herangeführt werden. Wir finden das vorbildlich! Deshalb wollen wir Ihnen Mut machen und Ihnen einige Infos und Argumente an die Hand geben, wie Sie gegen datenfressende Software und Plattformen an Ihrer Schule vorgehen können. DIN A6 | 32 Seiten geheftet ISBN 978-3-934636-26-2 Digitale Bildung – 10 Leitlinien um Schule frei und ganzheitlich zu gestalten (Jessica Wawrzyniak und Leena Simon) Wir stellen jetzt die Weichen für die Zukunft. Unsere 10 Leitlinien orientieren sich an demokratischem, datenschutzfreundlichem und nachhaltendem Lernen mit und über digitale Medien. Wir rücken Schüler.innen, Lehrkräfte und Eltern wieder in den Vordergrund. Anpacken muss allerdings vor allem die Politik. Denn bisher wurde Digitalisierung an Schulen hauptsächlich auf politischer Ebene ausgebremst. Helfen Sie mit, digitale Bildung aktiv zu gestalten! DIN A6 | 28 Seiten geheftet ISBN 978-3934636-30-9 Bestellung: shop.digitalcourage.de/thema/kurzmuendig/ 22
Unsere Info-Faltblätter zum Informieren und Verteilen Faltblatt „Datenschutz an Schulen“ Wie können datenschutzfreundliche digitale Verwaltung und Schul-Clouds aussehen? Was ist bei Lernplattformen und Apps zu beachten? Wie kann sichere Kommunikation mit Eltern und Schüler.innen funktionieren? Ein Überblick für Datenschutz-Einsteiger.innen. Faltblatt „Digitale Selbstverteidigung“ Viele Datenschutz-Tipps, die für die private Nutzung gelten, gelten auch für schulinterne Software. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie ohne großes Hexen- werk für mehr Datenschutz auf Ihrem Gerät sorgen können. Faltblatt „Nichts zu verbergen“ Möchten Sie niedrigschwellig anfangen und die Wichtigkeit von Datenschutz hervorheben? In unserem Faltblatt „Nichts zu verbergen“ wird mit schlag- kräftigen Argumenten erklärt, wieso wir ALLE etwas zu verbergen haben. Faltblatt „Digitalcourage stellt sich vor“ Dieses Faltblatt informiert über die Arbeit und die aktuellen Projekte von Digitalcourage e.V., zum Beispiel die Big Brother Awards, die Digitale Selbst- verteidigung und die weitere Arbeit des Vereins. Bestellung: shop.digitalcourage.de/kategorie/flyerfolderplakate/ 23
So stellen wir uns digitale Bildung vor. Unsere 10 Leitlinien: Digitale Werkzeuge ersetzen weder Lehrkräfte noch Inhalte Datenschutz anwenden und unterrichten Digitale Inhalte als Unterrichtsgegenstand Medienkompetenz als große Einheit begreifen Geeignete Materialien anbieten Keine Werbung an Schulen – auch nicht für IT-Firmen Freie Software und offene Formate einsetzen Fortbildungen anbieten und Teilnahme forcieren Personelle und finanzielle Kapazitäten erhöhen Eltern einbeziehen Weitere Infos: digitalcourage.de/bildungspaket Unterstützen Sie unsere Kampagne mit einer Spende: digitalcourage.de/spende oder IBAN: DE62 3702 0500 5459 5459 49
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