17 Der Tag 4 - Momentum Kongress

Die Seite wird erstellt Moritz Wilhelm
 
WEITER LESEN
17 Der Tag 4 - Momentum Kongress
4
Der Tag

          Zeitung zum Kongress

                                     17
                                 VIELFALT
17 Der Tag 4 - Momentum Kongress
17
             VIELFALT

 4
Der Tag

                                                                              Service is our success
                                                                              - alles was ihr noch
                                                                              wissen müsst
Inhalt
                                     DIE FEMINISTISCHE
                                     ZUKUNFT
                                     Hanna Herbst spricht mit
                                     derMoment über Journalismus,
                                     das Matriachat und das erwartete
                                     Fehlen des Lichtermeers.
                                              ... mehr auf Seite 4 & 5

                                     DIE LINKE
                                     NATION?
                                     Wie die Katalonien-Frage eska-
                                     liert und welche Unsicherheiten          Die Wetterprognose für Hall-     Und zum Schluss spenden wir
                                     sie mit sich bringt - auch für die       statt: Am Montag fallen die      euch auch noch ein bisschen
                                     politische Linke.                        Temperaturen auf 1 bis 6 Grad.   Trost, damit ihr beim Heim-
                                                ... mehr auf Seite 6 & 7
                                                                              Weil das nach Schnee klingt      fahren nicht so traurig sein
                                                                              und Momentum 2017 ohnehin        müsst: Nächstes Jahr findet
                                                                              vorbei ist, kommen hier die      der Momentum Kongress von
                                                                              Abreisezeiten für Sonntag:       18. bis 21. Oktober statt. Das
                                                                              Der Momentum Bus verlässt        Motto für 2018 lautet „Klasse“.
                                     SOZIALE                                  Hallstatt um 12:30 Uhr Rich-     In zehn Tracks werden dann
                                     UNGLEICHHEITEN                           tung Linz/Wien, der Zug Rich-    Klassengesellschaft, Hegemo-
                                     An Österreichs Hochschulen               tung Linz geht um 12:32, Rich-   nie im digitalen Zeitalter, die
                                     stellt die Umsetzung sozialer            tung Graz (über Obertraun)       Verteilungsfrage und viele an-
                                     Durchlässigkeit noch immer ein
                                                                              um 12:48.                        dere Themen diskutiert.
                                     Problem dar.
                                             ... mehr auf Seite 10 & 11

IMPRESSUM:
Momentum - Verein für kritische Wissenschaft und Politik
Redaktion: Moritz Ablinger (MA), Elisabeth Hofer (EH), Philipp Stadler (PS), Max Schwarzenbacher (MS)
Layout: Susanne Aichinger | Fotos: Clemens Sauerwein. Ansonsten wie angegeben
17 Der Tag 4 - Momentum Kongress
17
                                                                                                                                     VIELFALT

Rückblick auf 10 Jahre MOMENTUM

„Das Momentum lässt
niemandeN zurück“
derMoment: Barbara, du warst       Gab es auch mal Hoppalas?          KOLUMNE KONGRESSTEAM
bereits am allerersten Momen-
tum 2008 dabei – was hat sich      Das gehört dazu. Ich kann mich
seither verändert?                 an eine Anreise aus Wien erin-
                                   nern. Ich hatte die Betreuung
Barbara: JedeR neue Haupt-         für den Bus übernommen und
organisatorIn setzt andere         bin, nachdem alle Mitreisenden
Akzente. Da kann es schon          am Wiener Westbahnhof, dem
mal vorkommen, dass in dem         Treffpunkt, in den Bus gestiegen
einen Jahr ganz Hallstatt mit      waren, noch eine große Runde
Momentum-Plakaten         über-    im und um den Bahnhof gegan-
säht ist, während im nächs-        gen, um ja niemandeN zu ver-
ten Jahr der Schwerpunkt der       gessen. Als wir dann schon auf
Plakatierung auf dem Kon-          der Autobahn waren kam der          Hast du schon vom Gerücht ge-
gresshaus liegt. Im Ernst: Die     Anruf: “Ihr habt mich verges-       hört, die diesjährige Zeitungs-
vielen HelferInnen leisten seit    sen.” Bei der nächsten Ausfahrt     redaktion sei die bisher beste?
zehn Jahren großartige Ar-         sind wir abgefahren, haben uns
beit. Das Momentum schafft         zurück nach Wien gestaut und        Barbara: (lacht)
es, eine Verküpfung zwischen       unseren Anrufer abgeholt. Wir
Wissenschaft und Politik, eine     sind dann zwar mit Verspätung       Du kannst es aber nicht aus-
Schnittstelle herzustellen. Das    nach Hallstatt gekommen, aber       schließen, dass das so ist?
macht den Kongress einzigar-       das Momentum lässt halt nie-
tig.                               mandeN zurück.                      Nein, natürlich nicht.

     Das Tanzcafé Momentum öffnete auch 2014 seine Pforten.

                                                                      Manche Menschen sehnten sich 2012 nach einem Schluck Kaffee.

     Gebt dem Schwan ja keinen Kaffee, auch nicht 2014.
                                                                                                                                       SEITE 3
17 Der Tag 4 - Momentum Kongress
17
               VIELFALT

  4
Der Tag

                                      Über traurige Disco-
                                      Burschenschaftler
                                      Hanna Herbst bestreitet heute die Abschlussmatineé.
                                      derMoment sprach mit ihr über Vielfalt im Journalis-
                                      mus und das zukünftige österreichische Matriachat.
                                                                                                            ßer Teil lebt in Wien. Unsere
                                                                                                            Redaktion ist da sehr ähnlich:
                                                                                                            Wir kommen zwar aus sämtli-
                                                                                                            chen Bundesländern, sind zum
                                                                                                            Studieren aber alle nach Wien
                                                                                                            gekommen und geblieben.
                                                                                                            Aber Content für die Bundes-
                                                                                                            länder funktioniert oft super,
                                                                                                            obwohl so viele unserer Lese-
                                                                                                            rInnen in Wien leben. Es gab
                                                                                                            beispielsweise einen Text über
                                                                                                            die Landjugend in Kärnten, der
                                                                                                            strahlte auch vor Ort stark aus,
                                                                                                            weil das für junge Leute dort
                                                                                         Foto: Tom Linecker eine riesige Rolle spielt.
   Hanna Herbst ist seit 2016 Co-     derMoment: Wie steht es mit         len auf Dinge aufmerksam ma-
   Chefredakteurin der „liga“, der    der Vielfalt der österreichischen   chen, die in anderen Medien       VICE betreibt einen starken
   Zeitschrift der Österreichischen   Medienlandschaft?                   weniger Platz haben. Wir haben    Gonzo-Journalismus, die Au-
   Liga für Menschenrechte. Ein                                           seit einigen Monaten das For-     torInnen und ihre subjektiven
   Abo könnt ihr übrigens unter       Hanna: Österreich wird sehr         mat „10 Fragen an“, in dem wir    Eindrücke spielen eine zentrale
   abo@liga.or.at bestellen.          stark vom weißen alten hete-        mit Personen aus gesellschaft-    Rolle. Was macht diese Art von
                                      ro-Mann dominiert. Das sind         lichen Randgruppen sprechen,      Journalismus gerade bei jungen
                                      die Opinion-Leader, deren           wie beispielsweise einer Per-     Leuten so populär?
                                      Meinung zählt. Frauen sind          son mit Down-Syndrom oder
                                      unterrepräsentiert in Spitzen-      einer Sexarbeiterin. Der Sinn     Es wird immer gesagt, Jugendli-
                                      positionen, aber es gibt auch       dahinter ist, dass wir gegen      che interessieren sich nicht für
                                      wenige, die kommentieren, du        Berührungsängste ankämpfen.       Politik, aber junge Leute sind
                                      siehst viel zu selten Frauen in     Wir versuchen, auf das gesamte    sehr politikinteressiert, sie in-
                                      Diskussionssendungen. Und           Spektrum der Gesellschaft auf-    teressieren sich oft nur nicht für
                                      über Menschen mit anderer           merksam zu machen.                Politikberichterstattung, wie
                                      Herkunft brauchen wir nicht                                           sie jetzt gemacht wird und wie
                                      diskutieren, geoutete Journa-       VICE wird häufig als Medium       sich auch schon in den letzten
                                      list_innen an der Spitze fallen     für die Jugend wahrgenommen,      Jahrzehnten gemacht wurde.
                                      mir gerade gar keine ein.           Jugendliche sind aber keine ho-   Und hier können wir mit un-
                                                                          mogene Gruppe. Könntest du        serer Art des Journalismus eine
                                      Unterscheidet sich VICE da-         euer Zielpublikum stärker ein-    Schnittstelle sein. Das habe
                                      hingehend?                          grenzen?                          ich beim Akademikerball ganz
                                                                                                            stark gemerkt, den ich besucht
                                      Natürlich ist VICE nicht voll-      Unsere Zielgruppe ist zwi-        und darüber berichtet habe.
                                      kommen anders, aber wir wol-        schen 18 und 35 und ein gro-      Ich hab von dort getwittert und

SEITE 4
17 Der Tag 4 - Momentum Kongress
17
                                                                                                                                   VIELFALT

sehr viele haben mitgelesen.        Ihr versucht dezidiert, die Viel-
Wenn du als Journalistin in so      falt weiblicher Lebensrealitä-
ein Feld reingehst, dann ist das    ten* in eure Forderungen ein-
für deine Leser_innen ein ganz      zubeziehen. Was bedeutet für
anderes Erleben. Da merkt           dich Vielfalt in diesem Kontext
zum Beispiel Strache, dass man      und inwiefern spiegelt sich das
da ist und macht ein Facebook-      in den Forderungen wider?
Posting und du machst Fotos
von fünf Burschenschaftlern,        Wir          wollen         kein
die traurig in der Disko stehen     Frauen*volksbegehren für wei-
und jeder bekommt es direkt         ße privilegierte Frauen*, unter
mit – nicht erst in einer Re-       dem Motto: „Ihr könnt auch in
portage am nächsten Tag. Das        Spitzenpositionen kommen.“
bietet Einblicke, die man sonst     Stattdessen haben wir nach
nicht bekommt.                      Forderungen gesucht, von de-
                                    ren Umsetzung viele Frauen*
Du bist Mitorganisatorin des        profitieren würden. Wir wol-
Frauen*volksbegehrens.    Was       len ein Volksbegehren machen
sind deiner Meinung nach die        für jeden Menschen, der sich
wichtigsten Baustellen am Weg       als Frau* sieht, niemand soll
zu einer feministischen Gesell-     ausgeschlossen werden. Und
schaft?                             jene, die sagt, sie braucht kein
                                    Frauen*volksbegehren,        soll
Da gibt es ein paar Punkte,         auch inkludiert sein.
zum Beispiel die Karenz. Nur                                            Aber die feministische Zukunft      Das Frauen*volksbegehren 2.0
17 Prozent der Väter sind in        Habt ihr das schon geschafft?       in Österreich sieht in naher        ist an das Frauenvolksbegehren
Karenz. Oder Teilzeitjobs, die                                          Zukunft ganz ehrlich scheiße        1997 angelehnt. Bis 2018 soll es
zu fast 50 Prozent von Frauen*      (Schnauft) Das kann man nie         aus. Wenn eine schwarz-blaue        auf die Beine gestellt werden.
erledigt werden. Wir müssen         schaffen. Du kannst nicht 100       Regierung kommt, wird es zum
auch über Alleinerzieher-           Forderungen aufstellen - das        Beispiel im Hinblick auf Re-        Das Interview wurde bereits vor
Innen reden, weil die übergro-      müsstest du aber, wenn du die       produktionsrechte, Selbstbe-        dem Sonntag der Nationalrats-
ße Mehrheit der Alleinerzie-        Lebensrealitäten aller Frauen*      stimmung, Freiheit zu drama-        wahl aufgenommen.
henden Frauen* sind. Es gibt        abdecken willst. Aber wir ha-       tischen Einschnitten kommen.
viele Baustellen, aber diese drei   ben versucht, möglichst viele
Punkte sind besonders wichtig.      gesellschaftliche Bereiche ab-      Glaubst du nicht, dass es als
                                    zudecken, damit für möglichst       Reaktion auch zu einer Repo-
Und auf den Journalismus um-        viele etwas dabei ist.              litisierung der Zivilgesellschaft
gelegt? Gibt es eine feministi-                                         kommen kann, wie in den USA
sche Forderung, die du formu-       In der „liga“, dem Magazin der      mit dem „Women‘s March“?
lieren könntest?                    österreichischen Liga für Men-
                                    schenrechte, schreibst du über      Ich habe das Gefühl, und viel-
Ich habe schon überlegt, ob         das österreichische Matriachat      leicht irre ich mich, dass so et-
man einfach Workshops halten        2037. Siehst du optimistisch in     was wie das Lichtermeer nicht
sollte, in denen Frauen lernen,     eine feministische Zukunft?         mehr passieren wird. Ich habe
weniger vorsichtig zu sein.                                             nicht das Gefühl, dass Men-
Ich hätte so einen Workshop         Gerade in Hinblick auf die Na-      schen nach dieser Wahl zu
gebraucht, in dem mir gesagt        tionalratswahl ist meine einzi-     Hundertausenden auf die Stra-
wird, wenn du eine Gehalts-         ge Hoffnung, dass das Ergebnis      ße gehen. Ich denke eher, dass
erhöhung willst, dann sag das       den Journalismus spannender         sich eine Resignation einstel-
einfach. Ich habe das selbst ge-    macht. Und vielleicht, dass es      len wird, wenn Schwarz-Blau
lernt, aber viele Frauen sind bei   anspornendes Feuer für das          kommen sollte.
diesen Themen sehr unsicher.        Frauen*volksbegehren      gibt.                                 (MS)

                                                                                                                                       SEITE 5
17
             VIELFALT

  4
 Der Tag
                                  Wo sich linke Geister
                                  scheiden
                                  Die Situation in Katalonien verschärft sich. Der Riss
                                  zwischen Katalonien und Zentralspanien ist tief.
                                  Aber auch unter Linken ziehen sich tiefe Brüche.

                                                                    Gründe sowohl für die nied-        Barcelona, sieht die Ursprünge
                                                                    rige Wahlbeteiligung als auch      in vergangenen Jahrhunder-
                                                                    für das Abstimmungsergeb-          ten: „Der Konflikt zwischen
                                                                    nis, können im Vorgehen der        Katalonien und Spanien exis-
                                                                    spanischen Zentralregierung        tiert bereits seit dem Ende
                                                                    und der Guardia Civil gesehen      des spanischen Erbfolgekriegs
                                                                    werden, die im Vorfeld und am      1714“. Die katalanischen Trup-
                                                                    Tag des Referendums mit teils      pen waren unter den Letzten,
                                                                    brutalen Mitteln das Referen-      welche die Herrschaft Phillip
                                                                    dum verhindern wollten. „Sie       V. nicht anerkannten. Der 11.
                                                                    kümmerten sich nicht um die        September, an dem 1714 die
                                                                    Sicherheit der Menschen, sie       Besatzung Barcelonas endete,
                                                                    schlugen sie einfach und woll-     ist heute noch Nationalfeiertag
                                                                    ten sie vom Wählen abhalten“,      in Katalonien. Dieser Konflikt
                                                                    sagt Carlos Domingo. Er lebt       zieht sich bis heute, auch wäh-
                                                                    seit sieben Jahren in Barcelona,   rend der Franco-Diktatur war
                                                                    arbeitet im öffentlichen Dienst    Katalonien ein Hort des repu-
                                                                    und ist politischer Aktivist.      blikanischen Widerstands, wo-
                                                                    „Aber wenn sie mich nicht          rauf sicher ein starker Teil der
 Auf dem Mosaik-Blog schreibt
                                  Was bisher geschah                wählen lassen, werde ich wäh-      katalanischen Identität auf-
 Marcel Andreu unter dem Titel
                                                                    len, und ich werde für die Un-     baut. Auch für Marcos Domin-
 „Die Chance eines unabhängi-
                                  Es ist die maximale Eskalation.   abhängigkeit stimmen“, erklärt     go resultiert der Wunsch nach
 gen Kataloniens“ über das Un-
                                  Gestern leitete die spanische     Domingo das Wahlergebnis. Er       Unabhängigkeit „großteils aus
 abhänigkeitsreferendum und das
                                  Zentralregierung unter dem        weiß nicht, ob die katalanische    einer Frage nach Identität und
 Spezifische des katalanischen
                                  konservativen Premier Ma-         Bevölkerung überhaupt mehr-        Respekt“.
 Nationalismus.
                                  nuel Rajoy die Absetzung der      heitlich für die Unabhängigkeit
                                  katalanischen Regierung ein.      wäre, und glaubt, dass das Re-     Diese identitätspolitische Di-
                                  Innerhalb der nächsten sechs      ferendum auch zu einer Ab-         mension ist für KritikerInnen
                                  Monate soll es regionale Neu-     stimmung über das Recht einer      jedoch höchstens eine Teiler-
                                  wahlen geben. Zu dieser dras-     Abstimmung wurde.                  klärung, auch die ökonomi-
                                  tischen Maßnahme führten die                                         schen Interessen Kataloniens
                                  Vorkommnisse der letzten Wo-      Ökonomische oder identitä-         müssten einbezogen werden.
                                  chen. Am 1. Oktober stimmten      re Frage?                          Georg Feigl, Ökonom der AK,
                                  die KatalanInnen über ihre Un-                                       der in Madrid zur spanischen
                                  abhängigkeit ab, was nach spa-    Der Bruch zeichnet sich dabei      Krise geforscht hat, meint, dass
                                  nischem Recht verfassungswid-     schon lange ab. Miguel Moril-      das Streben nach der Unabhän-
                                  rig ist. 90% stimmten für eine    lo, nationaler Koordinator der     gigkeit mit dem Wunsch zu-
                                  Abspaltung Kataloniens vom        „Associació d‘Estudiants Pro-      sammenfällt, kein Geld mehr
                                  Rest Spaniens, die Wahlbetei-     gressistes“, einer progressiven    nach Madrid zu schicken. Die-
                                  ligung lag jedoch nur bei 40%.    Studierendenorganisation in        se Argumentation kommt auch

SEITE 6
17
                                                                                                                                VIELFALT

häufig von politisch Linken, die
nach ihm in Katalonien eine
strukturelle Mehrheit hinter
sich haben. „Da heißt es dann
zugespitzt auch ‚Unser Geld
für unsere Leute‘“, sagt Feigl.
„Aber in Katalonien heißt das
eben Ausbau der öffentlichen
Dienstleistungen und ein bes-
seres Bildungssystem.“

Nationalismus und soziale
Bewegungen

Feigl sieht hinter der aktuellen
Polarisierung aber auch den
strategische Interessen der Re-
gierenden in Katalonien. „Die Foto: Martin Abegglen
katalanische Regierung muss      linker AktivistInnen in Kata-       „die autonome Gemeinschaft          CUP   steht   für   „Candidatura
nicht über mehr Verfehlungen     lonien, jedoch nicht in parti-      zur zwingenden Erfüllung die-       d’Unitat Popular“, auf Deutsch
und Korruption in Katalonien     kularen Partei- oder ökono-         ser Verpflichtungen anzuhal-        „Kandidatur der Volkseinheit“
reden, sondern kann alles auf    mischen Interessen. Miguel          ten“. Ebenfalls unklar dürften      und wurde 1986 gegründet.
Spanien schieben“. Die Polari-   Morillo sieht den Anfang des        die ökonomischen Auswirkun-
sierung liege auf der anderen    gesellschaftlichen Aufbruchs in     gen sein - nicht zu sprechen
Seite aber ebenfalls im Interes- sozialen Bewegungen und zivil-      von möglichen Folgen einer
se der konservativen Regierung   gesellschaftlichen Organisatio-     tatsächlichen Abspaltung Ka-
in Madrid, die die Debatte auch  nen, die vor allem versuchten,      taloniens. „Ökonomisch wäre
nationalistisch auflädt: „Wer    Hoffnung zu artikulieren: „Die      das für Spanien eine Katastro-
für Spanien ist, muss für uns    Hoffnung auf ein besseres, so-      phe“, sagt Georg Feigl.
und gegen Katalonien sein.“      zialeres und souveränes Land.“
                                                                     Und die Linke?
Hingegen führt der katalani-       Überall Unklarheit
sche Nationalismus in Zusam-                                         Linke Gretchenfragen gibt
menhang mit den Unabhän-           Zur Zeit aber dominiert die       es ja genug. „Na sag, wie hast
gigkeitsbestrebungen zu einer      Unklarheit. Mit der Über-         du´s mit der SPÖ?“ wäre wohl
eigenartigen Einheit jenseits      nahme der Regierungsgewalt        das klassisch österreichische
sozialer und politischer Kon-      in Katalonien untersteht die      Beispiel. Die Katalonien-Frage
flikte. Bei der katalanischen      Landespolizei und das regio-      fällt in eine ähnliche Kategorie.
Parlamentswahl 2015 erreich-       nale Fernsehen rechtlich der      Ist die katalanische Unabhän-
te das Wahlbündnis „Junts pel      Madrider Regierung. Der ka-       gigkeitsbestrebung eine soziale
Sí“ (übers. Zusammen für Ja)       talanische     Regierungschef     Bewegung von unten, die zu ei-
knapp 40% der Stimmen, das         Carlos Puigdemont hat für         nem kategorischen Bruch mit
Bündnis von konservativen,         Samstagabend, nach Redak-         der post-franquistischen Ver-
liberalen und linken Parteien      tionsschluss, eine Fernsehan-     fassung führt? Oder lenkt sie
regiert seitdem mit Unterstüt-     sprache angekündigt, Großde-      von der sozialen Frage ab und
zung der postautonomen CUP.        monstrationen sind geplant.       führt zu einer Destabilisierung
„Das einzige worauf sie sich ei-   Unklar ist, wie die rechtliche    des linken Lagers? Zumindest
nigen können, ist die Unabhän-     Situation aussieht. Manuel        im Rest Spaniens ist das be-
gigkeit“, sagt Feigl.              Rajoys Vorgehen zumindest         reits der Fall „Die Linke wird
                                   beruht auf Artikel 155 der spa-   in dieser Auseinandersatzung
Die Ursprünge der jüngeren         nischen Verfassung, der die       vollkommen zerrieben, weil es
Unabhängigkeitsbewegung            Zentralregierung zu „erforder-    nur mehr um die katalonische
finde sich nach Ansicht vieler     lichen Maßnahmen“ ermächtig       Frage geht“, sagt Feigl.   (MS)

                                                                                                                                     SEITE 7
17
              VIELFALT

  4
 Der Tag
                                    Über den weißen
                                    Elefanten sprechen
                                    Barbara Blaha diskutierte mit Maria Maltschnig, Milo
                                    Tesselaar und Sigrid Maurer über mögliche Fehler
                                    im Wahlkampf und wie es ab nun für die jeweilige
                                    Partei weitergehen soll.
                                                                       „Zumindest in der Flüchtlings-     „Mich hat das nicht gestört, so
                                                                       frage war unsere Position, die     ehrlich muss ich sein.“ Doch
                                                                       ganz klar antirassistisch war,     es waren nicht nur die Bou-
                                                                       kein Fehler“, sagte sie.           levardmedien, die den Wahl-
                                                                                                          kampf beeinflussten. Die etab-
                                                                       Ansonsten ging die noch-Ab-        lierten Zeitungen hätten, noch
                                                                       geordnete mit ihrer Partei hart    viel stärker als bisher, Partei
                                                                       ins Gericht. Der Außenauftritt     ergriffen, stellte Maltschnig
                                                                       der Grünen habe sich zwar in       fest. „Wir müssen uns einfach
                                                                       den letzten Jahren stark pro-      darauf einstellen, in Zukunft
                                                                       fessionalisiert, zugleich habe     andere Kanäle zu verwenden“,
                                                                       sich aber eine politische Füh-     sagte sie. „Ohnehin kann man
                                                                       rungslosigkeit eingestellt. Sie    viel von diesem Wahlkampf
                                                                       riet der SPÖ dabei auch, sich      lernen.“
 10.160 haben gefehlt, um den       „Den weißen Elefanten zum          nicht zu viel von der Wirkung
 Grünen den Einzug in den Natio-    Thema machen“, so formulier-       besserer Kampagnen zu erhof-       Bis dieses Wissen aber in ei-
 nalrat zu ermöglichen. Mit deren   te Barbara Blaha das Ziel der      fen, dies könne über politische    ner Wahlkampage genützt
 Ausscheiden verlieren 110 Mitar-   Podiumsdiskussion am Sams-         Leere nicht hinwegtäuschen.        werden kann, wird es dauern.
 beiterInnen ihren Job.             tagabend. Thema war die Nati-      „Bei uns es hat soweit gereicht,   In der unmittelbaren Zukunft
                                    onalratswahl vom 15. Oktober       dass PR-Teams inhaltliche Ent-     wird es darum gehen, gegen
                                    und welche Bedeutung sie für       scheidungen getroffen haben“,      Schwarz-Blau Widerstand zu
                                    linke Kräfte haben wird.           sagte Maurer. „Dann haben          leisten. „Die Grünen waren
                                                                       wir auf Positionen verzichtet,     die einzigen im Parlament, die
                                    Zunächst aber stand ein Blick      weil sie nicht mehr auf ein Fa-    sich in aller Deutlichkeit von
                                    zurück auf dem Programm.           cebooksujet gepasst haben.“        der rechtsextremen FPÖ ab-
                                    „Die Strategie der SPÖ war                                            gegrenzt haben“, sagte Maurer.
                                    entlang der sozialen Frage aus-    Wunden lecken                      „Das müssen wir in Zukunft
                                    gerichtet und nebenbei hat es                                         außerparlamentarisch organi-
                                    den Versuch gegeben, zu sig-       Tesselaar, der zuvor schon         sieren.“ Auch sie selbst werde
                                    nalisieren, dass wir zuhören“,     Irmgard Griess’ Wahlkampf          sich zivilgesellschaftlich enga-
                                    sagte Maria Maltschnig. „Als       managte, attestierte den Grü-      gieren, sobald sie sich von dem
                                    wir in den letzten beiden Wo-      nen mangelnde Effizienz. Im        Schock des Wahlergebnisses
                                    chen des Wahlkampfes dann          Vergleich zu jenen 4,5 Mllio-      erholt habe. Die Aufgabe der
                                    klar Kante gegenüber ÖVP           nen Euro, die die Grünen zur       SPÖ wäre es hingegen, den
                                    und FPÖ gezeigt haben, hat         Verfügung gehabt hätten, wäre      Start nicht zu verpassen und
                                    sich eine gute Dynamik entwi-      die Liste Peter Pilz mit knapp     jetzt von Anfang an Opposi-
                                    ckelt.“ Dennoch räumte Malt-       300.000 Euro ausgekommen.          tionsarbeit zu leisten, meinte
                                    schnig ein, dass es nicht gelun-   Er musste allerdings auf Nach-     Maltschnig. Wie sich die Liste
                                    gen sei, den zentralen Diskurs     frage eingestehen, dass der        Pilz in Zukunft positionieren
                                    zu beeinflussen. Das sah Sigrid    Boulevard am Einzug Pilz’ eine     werde, ließ Tesselaar weitge-
                                    Maurer für ihre Partei ähnlich.    gewichtige Rolle gespielt habe.    hend offen.                (MA)
SEITE 8
17
                                                                                                                                VIELFALT

Vielfalt, das sind
6.290 Speibsackerl
In der Wohnung meiner Groß-        dome. Sie bietet 70 Euro pro       KOLUMNE ZEITUNGSTEAM
mutter steht neben dem Ess-        gebrauchtem Präservativ und
tisch ein dunkler Kasten, der      hat mittlerweile 1.921 Stück in
sich mit einem rauen Griff an      ihrer Sammlung. Lisa Court-
der linken Seite öffnen lässt.     ney sammelt Pokemon-Artikel
Darin befinden sich kleine         – und zwar alle davon. Seit 17
Alkohol-Fläschchen,       viele    Jahren versucht sie, jedes von
davon. Keines fasst mehr als       Pokemon produzierte Produkt
zehn Zentiliter. Manche sind       in Besitz zu bekommen. Ihre
voll, manche halbvoll, man-        Sammlung umfasst mehr als
che leer. Alle sind ordentlich     16.000 Gegenstände. Chris-
aufgestellt. Wieso stehen diese    toph Aumüller sammelt, losge-
Dinger da?                         löst vom Materiellen, Erinne-
                                   rungen. Er ist Groundhopper
Es gibt viele verschiedene Din-    und versucht, möglichst viele
ge und noch mehr verschiede-       Fußballspiele in verschiedenen
ne von denen, die eigentlich       Stadien und Ländern zu besu-
dieselbe Funktionalität besit-     chen. Auf seiner Website führt
zen. Da sind zum Beispiel diese    er eine genaue Statistik über
meist rechteckigen, etwa vier      alle seine Grounds, 897 ver-
Quadratzentimeter großen Pa-       schiedene Stadien hat er bisher    Städtetrips oder Speibsackerl?    Über Vielfalt in unterschiedlichen
pierstücke. Es gibt abertausen-    betreten.                          Denise Wilde versucht dar-        Kontexten könnt ihr in unserer
de verschiedene Motive, mit                                           auf durch die Befragung von       täglichen Kolumne lesen.
denen sie bedruckt sind. Sie       Niek Vermeulen ist auch            SammlerInnen Antworten zu
hatten früher alle denselben       Sammler. Er hat sich auf etwas     finden, die über den Erklä-
Verwendungszweck: Abschle-         spezialisiert, das in den Nie-     rungsversuch des Sammelns
cken und auf den Umschlag          derlanden „Prullenzakjes“, in      aufgrund von Produktvielfalt
kleben. Briefmarken verkör-        der Schweiz „Chotz-Büteln“         hinausgehen. Die Wissen-
pern heute wie kein anderer        und in gepflegtem Österrei-        schaftlerin konstatiert, dass
Gegenstand das Sammeln.            chisch „Speibsackerl“ genannt      Sammeln eine besondere
Niemand braucht derart vie-        wird. Gemeint sind die kleinen     Kommunikationskultur       ist,
le Ausfertigungen davon und        Papiertüten, die in jedem Flug-    die Wissen weitertragen kann.
trotzdem versuchen einige,         zeug in den Sitzen stecken und     Aber was ist die Ursache unse-
möglichst viele davon zu besit-    verwendet werden, wenn der         rer Sammellust?
zen. Halt, funktioniert so nicht   Magen schon vor der Landung
unsere ganze Welt?                 auschecken möchte. Gespie-         Einer der interviewten Samm-
                                   ben wurde schon immer: 1925        ler beschreibt Sammeln als
Wie auch immer. Klaus Keil-        soll das erste derartige Sackerl   „Ruheort für die Erkenntnis-
hofer sammelt Bäume. Meh-          im Einsatz gewesen sein. Niek      se“. Wenn ich also den dunklen
rere Hundert verschiedene          Vermeulen ist mit 6.290 ver-       Kasten neben dem Esstisch in
davon stehen auf seinem Pri-       schiedenen Speibsackerl Re-        der Wohnung meiner Groß-
vatgrundstück. Darunter be-        kordsammler – nicht übel.          mutter öffne, dann kommt da
finden sich auch einige von ihm                                       weder eine Erkenntnis rausge-
importierte Baumarten wie der      Wieso macht Niek Vermeulen         sprungen, noch finde ich eine
Kalifornische Mammutbaum           das? Wieso sammeln wir alle        da drinnen, irgendwo zwi-
oder das Chinesische Rotholz.      irgendetwas, sei es Bücher,        schen den kleinen Fläschchen.
Tonje sammelt benutzte Kon-        Schlüsselanhänger, Münzen,         Das ist auch mal schön.
                                                                                                                                    SEITE 9
17
              VIELFALT

  4
 Der Tag
                                    „Es ist ein permanenter
                                    Legitimitätskonflikt“
                                    derMoment hat beim Mittagessen mit Iris Schwar-
                                    zenbacher, Eva Schiessl und Elisabeth Springler
                                    über sozialie Durchlässigkeit an den österreichi-
                                    schen Hochschulen gesprochen.
                                                                       dieser Gruppe häufiger zu Stu-      Das heißt, dass BewerberInnen
                                                                       dienabbrüchen kommt.                aus der AHS und BHS zum Bei-
                                                                                                           spiel getrennt ausgewertet wer-
                                                                       Wieso?                              den und sie nur mit gleich Aus-
                                                                                                           gebildeten konkurrieren. Die
                                                                       Iris: Gerade Menschen aus ei-       Idee wäre also da, die Ausge-
                                                                       nem bildungsferneren Umfeld         staltung ist eine andere Frage.
                                                                       sehen sich permanent mit den
                                                                       Fragen „Ist das das Richtige für    Eva: Es hat sich herausgestellt,
                                                                       mich?“ „Kann ich das?“ und          dass der Hochschulsektor ins-
                                                                       „Sollte ich nicht doch lieber       gesamt durchlässiger gewor-
                                                                       arbeiten gehen?“ konfrontiert.      den ist und Studieren in der
                                                                       Das ist ein Legitimitätskonflikt,   Mitte der Gesellschaft ange-
                                                                       der sich durch massive Unsi-        kommen ist. Man sieht, dass,
                                                                       cherheiten im Studium äußert.       auch mit den FHs, eine andere
                                                                                                           soziale Schicht an den Hoch-
                                                                       Eva: Die Zahlen spiegeln das        schulen dazugekommen ist.
                                                                       auch wider. Wir haben heute         Die Themen Internationalität
                                                                       einen höheren Anteil an „so-        und Frauen hat das aber eher
 Iris Schwarzenbacher ist Sozio-
                                    derMoment: Unter welchen Be-       zial schwächeren“ Schichten in      nicht berührt. Außerdem ha-
 ökonomin und arbeitet in der
                                    dingungen reproduzieren sich       den berufsbegleitenden Studi-       ben 93 Prozent der Studieren-
 Bildungspolitik-Abteilung der AK
                                    heute soziale Ungleichheiten an    engängen. Dort sind aber auch       den keinen migrantischen Hin-
 Wien. Ihr Paper behandelt Me-
                                    den Hochschulen?                   höhere Abbruchraten sicht-          tergrund. Das hat sich durch
 chanismen und Wirkung sozialer
                                                                       bar. Neben den Selbstzweifeln       die Fachhochschulen nicht
 Ungleichheiten im Studienalltag
                                    Iris: Ein wichtiger Faktor ist     geht es hier auch um Proble-        verändert. Aber wir haben jetzt
 und - verlauf.
                                    die Frage, wer überhaupt an        me finanzieller Natur, Verein-      Hochschulzugangsquoten von
                                    der Uni oder FH landet. Re-        barkeitsfragen, Probleme mit        50 Prozent in Ostösterreich.
                                    produktion von sozialer Un-        den ArbeitgeberInnen, die das       Das heißt, dass 50 Prozent ei-
                                    gleichheit gibt es schon in frü-   nicht unterstützen, oder der        ner Alterskohorte ein Studium
                                    heren Bildungsstufen aber im       Workload wird insgesamt als         beginnen. Die großen Unter-
                                    Studium werden vor allem jene      zu viel empfunden.                  schiede machen sich aber bei
                                    bevorzugt, denen eine Akade-                                           den Abschlüssen bemerkbar.
                                    mische Laufbahn schon in die       Kann man die soziale Durch-
                                    Wiege gelegt wurde. Diejeni-       lässigkeit durch spezielle Auf-     Elisabeth: Es hat sich da vie-
                                    gen, bei denen es quasi eine ab-   nahmeverfahren erhöhen?             les verschoben. Früher war die
                                    weichende Entscheidung war,                                            Frage: wer geht ins Gymnasi-
                                    an die Uni zu gehen, werden        Elisabeth: Wir machen Kate-         um und wer geht in die Haupt-
                                    an der Uni auch weiterhin eher     gorieaufzeichnungen, sodass         schule. Jetzt ist die Frage nicht,
                                    mit Widerständen konfrontiert      immer die besten aus jeder Ko-      wie viele studieren, sondern
                                    sein. Das führt dazu, dass es in   horte aufgenommen werden.           wer es fertig macht.

SEITE 10
17
                                                                                                                                 VIELFALT

Iris: Ich möchte nicht wider-
sprechen, aber schon ergän-
zen, dass die Selektionsme-
chanismen von früher nicht
weggefallen sind, sondern ein-
fach neue dazukommen.

Elisabeth: Ja, es kommt ja so-
gar schon darauf an, in wel-
chen Kindergarten du gehst.

Iris: Und gerade der Übergang
zwischen Volksschule und
Hauptschule oder AHS-Unter-
stufe determiniert ganz stark,
wo man später einmal landen
wird und ob man ein Studium
anfängt oder nicht.
                                   Studienanfang stehen. Und die      chelorarbeiten, nicht nur eine.    Elisabeth Springler ist Studien-
Elisabeth: Im Hochschul-           bezeichnen den Studienein-         Das führt dazu, dass bei uns       gangsleiterin an der FH des bfi
sektor geht es dann nicht nur      gang als ganz schwierige Phase,    der Leistungsdruck nochmal         in Wien.
um die Zulassungsmodi. Wir         teilweise als Schock oder Trau-    kumuliert am Ende ist. Wir
müssten uns eigentlich überle-     ma. Und da war ein ganz we-        fangen mit einer recht guten       Eva Schiessl ist in der Geschäfts-
gen, wie wir sozial Schwächere     sentlicher Punkt, dass sie diese   sozialen Durchlässigkeit an        führung der FH des bfi in Wien.
auffangen. Unser bildungspo-       Anonymität auf der Universi-       und enden dann in unseren          In den Papers der beiden geht
litischer Auftrag ist aber ein     tät, gerade nach dem Übergang      AbsolventInnenzahlen       an-     es um den Beitrag des österrei-
anderer, nämlich alle bestmög-     aus der Schule, als extrem         dersherum.                         chischen Fachhochschulsektors
lich für die Wirtschaft auszu-     schmerzhaft erfahren haben.                                           zur Durchlässigkeit am tertiären
bilden. Da besteht ein Span-       Dass man da keinen Kontakt         Iris: Das zeigt sich auch auf      Bildungssektor.
nungsverhältnis.                   zu Personen hat, dass man eine     der Uni. Da gibt es viele Stu-
                                   Nummer ist, dass es im We-         dierende, denen nur mehr eine
Iris: Da widerspreche ich. Ich     sentlichen allen egal ist, was     Prüfung oder die Abschlussar-
glaube es ist ein Auftrag von      man tut. Und da hat sich ganz      beit fehlt, diese aber dann nie
Hochschulen, Studierende auf       klar gezeigt, dass das Studie-     zu Ende bringen. Ich glaube,
das Arbeitsleben vorzuberei-       rende mit bildungsfernem Hin-      dass das ein Auftrag ist an die
ten aber ich glaube auch, dass     tergrund viel massiver trifft.     Hochschulen, dass man die-
Hochschulen eine soziale Ver-      Deswegen ist eine gar nicht so     se Studierenden identifiziert.
antwortung haben und sich be-      schwere Ableitung, dass man        Wenn man draufkommt, die
wusst werden müssen, dass sie      den Studienanfang weniger an-      sind eigentlich fertig mit dem
eine Studierendenschaft haben,     onym gestalten müsste.             Studium, nur die Abschluss-
die sehr divers ist. Und sie ha-                                      arbeit kommt nicht daher seit
ben auch eine Verantwortung,       Eva: Und die Entdichtung des       zwei Jahren, da kann´s dann
gerade jene mit weniger privi-     Curriculums, damit wir mit         schon reichen, mal eine Mail
legiertem Hintergrund genauso      einer Art Teilzeitstudium die      zu schreiben. „Wie schaut´s
zum Abschluss zu bringen.          Studienzeit verlängern kön-        aus, geht´s dir gut? Kann man
                                   nen. Das kann glaube ich vie-      dich unterstützen?“ Man muss
Was sind denn mögliche poli-       len Menschen helfen. Einfach       auch den Blick darauf schär-
tische Ableitungen, um mehr        zu sagen: Ok, ich muss jetzt       fen, dass man die Leute nicht
soziale Durchlässigkeit zu er-     nicht 30 ECTS in einem Se-         verliert, nur weil niemandem
reichen?                           mester schaffen.                   auffällt, dass sie nicht mehr da
                                                                      sind.
Iris: Ich habe Interviews ge-      Elisabeth: Wir haben am
führt mit Studierenden, die am     Ende auf der FH auch zwei Ba-                             (PS, EH)

                                                                                                                                     SEITE 11
Entgeltliche Einschaltung
                  Willkommen in der

INFOTHEK
                                                  Weltraumforschung: Österreich im New Space

Die bmvit INFOTHEK ist auch
auf Facebook. Spannende
Artikel, Videos und Tipps rund
um Verkehr, Innovation und
Technologie warten auf Sie.

facebook.com/bmvit.infothek
                                                                                                   © FH Wiener Neustadt

                                                       ©AVL/Christian Jungwirth                  © bmvit/Johannes Zinner

              Selbstfahrende Autos erobern die Steiermark

10 Jahre Klima- und
Energiefonds
                                     vor 23 Stunden
                                     bmvit INFOTHEK
Die Online-Plattform INFOTHEK        Folgen Sie der Infothek auf
gibt Einblicke in die vielseitige    Twitter. Seien Sie damit
Arbeit des Bundesministeriums        topinformiert über Neuigkeiten
für Verkehr, Innovation und          aus der Welt der Forschung,
Technologie (bmvit):                 Technologie und Innovation.                  Industrie 4.0:
                                                                                  Neue Qualifikationen und
infothek.bmvit.gv.at                 Twitter: @bmvit_infothek                     Aufgaben

                                    infothek.bmvit.gv.at

                                                        Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
Sie können auch lesen