2021 NUN Algorithmen in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft der niedersächsischen Rettungsdienstschulen (LAG-RD) - Johanniter

 
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2021 NUN Algorithmen in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft der niedersächsischen Rettungsdienstschulen (LAG-RD) - Johanniter
in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft
der niedersächsischen Rettungsdienstschulen (LAG-RD)

          NUN
       Algorithmen
                  2021

           veröffentlicht als Empfehlung des
Landesausschusses Rettungsdienst Niedersachsen (LARD)
„NUN - Algorithmen“
        zur Aus- und Fortbildung und als Grundlage zur Tätigkeit von
        Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern in Niedersachsen
                                          Jahrgang 2021

                  (NUN = Niedersächsische Umsetzung Notfallsanitätergesetz)

• Die nachfolgenden Algorithmen stellen eine einheitliche niedersächsische Schulungs-
grundlage für Notfallsanitäter(innen) dar und werden vom Landesverband ÄLRD (Ärztliche
Leitung Rettungsdienst) Niedersachsen/Bremen in Zusammenarbeit mit der Landesarbeits-
gemeinschaft Rettungsdienstschulen regelmäßig jährlich aktualisiert. Die Veröffentlichung erfolgt
über das Kultusministerium, Landesschulbehörde und den Landesausschuss Rettungsdienst.

• Die vorliegenden Algorithmen stellen somit den grundsätzlichen Befähigungsrahmen in der
Aus- und Fortbildung (Ausbildungsziel) und für die Anwendung im Rettungsdienst dar. Durch
fachspezifische Aus- und regelmäßige Fortbildung muss durch die Anwendenden der erforderliche
grundlegende Wissensstand gewährleistet und beachtet werden.

• Die regionale Verantwortung (Anpassung) obliegt der zuständigen Ärztlichen Leitung
Rettungsdienst. Daher sind bei der Anwendung von Medikationen und Maßnahmen (besonders
invasive Maßnahmen) immer die regionalen Protokolle (SOP, Algorithmen etc.) der zustän-
digen ÄLRD verbindlich.

• Alle Empfehlungen basieren auf dem Algorithmus „Ersteindruck/Erstuntersuchung (cABCDE-
Schema)“. In diesem Bereich sind die Empfehlungen „symptomorientiert“. Ggf. werden zusätzliche
spezielle Versorgungspfade, basierend auf Arbeitshypothesen, verknüpft.

• Grundsätzlich sind Leitlinieninhalte, Empfehlungen etc. eingearbeitet und durch die ÄLRD des
LV Niedersachsen/Bremen für die Anwendung/Delegation an Notfallsanitäter(innen) bewertet
worden.

• Alle gelben Felder enthalten Medikamentenbeispiele bzw. invasive (erweiterte) Techniken, welche
regional definiert und beachtet werden müssen. Schraffierte gelbe Felder unterliegen hierbei
weiteren Besonderheiten (z. B. BtM etc.) à regionale Regelung!

• Die Nachalarmierung eines Notarztes / einer Notärztin bei Notwendigkeit erweiterter
Maßnahmen unterliegt regionalen Vorgaben sowie der aktuellen Verfügbarkeit im Einsatzfall. Dies
erfordert somit bei Nichtdurchführung eine sinnvolle Begründung basierend auf einer kritischen
Einzelfallabwägung. Bei vitaler Bedrohung ist die schnellstmögliche Übergabe in (not)ärztliche
Behandlung anzustreben.

AG NUN (Arbeitsgruppenleitung: Prof. Dr. A. Flemming)
Vertreter und Vertreterinnen des LV ÄLRD Niedersachen/Bremen
Landesarbeitsgemeinschaft der niedersächsischen Rettungsdienstschulen (LAG-RD)
Landesauschuss Rettungsdienst (LARD)

    © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020   01
INHALTSVERZEICHNIS
                                                                                                Seite
Einleitung und wichtige Anmerkungen                                                              01
Inhaltsverzeichnis                                                                               01a
Grundstruktur der NUN-Algorithmen                                                                02
Ersteindruck + standardisierte Untersuchung (cABCDE-Schema)                                      03
Versorgungspfad (1) • Lebensbedrohliche externe Blutung                                          04
A - Problem • Symptomorientierte Sofortmaßnahmen                                                 05
Versorgungspfad (2) • Fremdkörperentfernung                                                      06
Versorgungspfad (3) • Erweiterte (invasive) Atemwegssicherung                                    07
B - Problem • Symptomorientierte Sofortmaßnahmen                                                 08
C - Problem • Symptomorientierte Sofortmaßnahmen                                                 09
D - Problem • Symptomorientierte Sofortmaßnahmen                                                 10
E - Problem • Situationsabhängiges Teammanagement und Prioritäten                                11
Versorgungspfad (4) • Obstruktive Atemnot                                                        12
Versorgungspfad (5) • CPR                                                                        13
Versorgungspfad (6) • Akutes Koronarsyndrom (ACS)                                                14
Versorgungspfad (7) • Kardiales Lungenödem                                                       15
Versorgungspfad ( 8) • Hypertensiver Notfall                                                     16
Versorgungspfad (9) • Lungenembolie (LAE)                                                        17
Versorgungspfad (10) • Lebensbedrohliche Bradykardie kardialer Ursache                           18
Versorgungspfad (11) • Lebensbedrohliche Tachykardie kardialer Ursache                           19
Versorgungspfad (12) • Allergischer Schock (Grad 2 + 3)                                          20
Versorgungspfad (13) • Sepsis                                                                    21
Versorgungspfad (14) • Hypoglykämie                                                              22
Versorgungspfad (15) • Status generalisierter tonisch-klonischer Anfall (SGTKA)                  23
Versorgungspfad (16) • Schlaganfall                                                              24
Versorgungspfad (17) • Thermischer Schaden                                                       25
Versorgungspfad (18) • Intoxikation                                                              26
Versorgungspfad (19) • Abdominelle Schmerzen                                                     27
Versorgungspfad (20) • Analgesie - Stärkste Schmerzen                                            28
Versorgungspfad (21) • Akute respiratorische Insuffizienz (ARI)                                  29
Anhang NUN-Algorithmen: Empfehlung zur strukturierten Übergabe
von Notfallpatienten in den Notaufnahmeeinrichtungen der Kliniken                                30

 © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020   01a
Grundstruktur der NUN-Algorithmen

  Ersteindruck und standardisierte                                c      A      B      C D       E
           Untersuchung
                                                                 Leitsymptome
                                                                 Sofortmaßnahmen

              A      - Problem
      Symptomorientierte Sofortmaßnahmen                         Zusätzliche

              B      - Problem                                               Versorgungspfade
      Symptomorientierte Sofortmaßnahmen

              C      - Problem
                                                                 • Thesenfilter für Arbeitshypothese
      Symptomorientierte Sofortmaßnahmen                         • Medikation
                                                                 • Spezielle invasive Techniken
              D      - Problem                                     und ausgewählte Maßnahmen
                                                                 • Regionale Regelungen
      Symptomorientierte Sofortmaßnahmen

              E      - Problem
      Symptomorientierte Sofortmaßnahmen

  Basis + Situationsabhängige Maßnahmenauswahl
  Versorgungsgrundsatz: Verschlechterung = ABCDE - Kontrolle + Therapie!
  Regelmäßige Verlaufskontrolle, Zielklinikauswahl, ggf. Voranmeldung,
  strukturierte Übergabe + Dokumentation
  Das Erkennen und die Therapie von cABCDE-Problemen erfolgt als standardisiertes
  Stufenkonzept mit grundsätzlich steigender Komplexität und Invasivität.
  Die Auswahl eines zusätzlichen Versorgungspfades erfolgt über eine Arbeitshypothese,
  welche mittels Thesenfilter gefestigt wird. Im begründeten Zweifelsfall ist von der Ein-
  leitung von speziellen (invasiven) Versorgungsmaßnahmen eines Versorgungspfades
  abzusehen.
  Bezüglich delegierter Medikamentenauswahl, Dosis und Applikationsart entscheidet die
  Ärztliche Leitung Rettungsdienst in einem regionalen Protokoll.

© AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020       02
Ersteindruck + standardisierte Untersuchung (cABCDE-Schema)

                        Sicherheit und Beurteilung der Einsatzstelle
4S
                    ü Persönliche Schutzausrüstung ausreichend?
                    ü Gefahren an der Einsatzstelle, z.B. Hinweis auf CO Vergiftung? - Gefährdungslage?
                    ü Entspricht die Lage, Patientenanzahl dem Alarmierungsbild?
                    ü Weitere Kräfte oder Ausrüstung erforderlich?
                    ü   Sofortige Nachforderung / Rückmeldung erforderlich?
                                                       Ersteindruck / Ersteinschätzung
                 u Gesamteindruck - vitale Bedrohung sofort erkennbar? Altersgruppe / Besonderheiten / Umgebung?
                 u Lebensbedrohliche externe Blutung? Priorität sofortige Blutstillung (c = critical bleeding)!
                     u ggf. Versorgungspfad 1 Lebensbedrohliche externe Blutung! (S. 4)                                                   c
                 u      S                                                         S
                      timulation und ggf. Oberkörper entkleiden ( tripping) zur AB-Beurteilung
                 u Schnelleinschätzung Bewusstsein: z.B. WASB (Wach, Reaktion nur auf Ansprache, Reaktion nur auf Schmerzreiz,
                                                                                 reaktionslose Bewusstlosigkeit)

                                                                                              Soforttherapie nach Befund

                                                                                                                                              ABC - Problem? Soforttherapie, Teameinteilung,
  A
                                    Atemweg frei                                - Atemweg freimachen
                                                                                - Situationsabhängige Atemwegssicherung

                                                                                                                                                 situationsgerechte Nachforderung NA!*
                                     und sicher?                       N
                                                                                - Situationsabhängige HWS-Immobilisation
                                            J                                   - Initial hochdosierte Sauerstoffgabe
                                                                                - Assistierte / kontrollierte Beatmung

  B                                 Belüftung
                                   ausreichend?                        N
                                                                                - Medikamenteninhalation (s. Leitsymptomalgorithmus)
                                                                                - Thoraxentlastungspunktion (nur bei vitaler Indikation
                                                                                 und erfüllten Entlastungskriterien)
                                            J                                   - Blutstillung (lebensbedrohliche Blutung) s.o.
                                                                                - CPR bei Kreislaufstillstand

  C                            Kreislauffunktion
                                 ausreichend?
                                                                       N
                                                                                - Situationsabhängig: Volumen, ggf. Katecholamine
                                                                                - Suche nach Anzeichen für nicht stillbare (innere)
                                                                                lebensbedrohliche Blutung od. lebensbedrohliche
                                                                                Verletzung Ziel: Erkennen der Transport-
                                                                                Versorgungsprioritäten
                                                                                - Immer bei generalisiertem Traumamechanismus
                                                                                - z.B. STU = schnelle Traumauntersuchung ITLS®)

  D
                             Neurologie und
                                                                       - Immer bei: < Wach in der Ersteinschätzung (WASB)!
                            Bewusstseinslage?                          - GCS, Pupillen, BZ, DMS, Neurologie (FAST etc.)
                                                                       - Leitsymptom, Arbeitshypothese, + ggf. Versorgungspfad
                                                                       - Eigen- Fremdanamnese (SAMPLER♀S, VAS, HITS+Hs, FAST ...)
                                                                       - Wärmeerhalt

  E                              Erweiterte                            Situationsabhängig:
                                                                       - Systematische / gezielte Untersuchung
                                Untersuchung                           - bedarfsgerechte Entkleidung
                                                                       - Monitoring vervollständigen
                                                                       - Asservierung von Giftstoffen
ÄBD = Ärztlicher Bereitschaftsdienst                                   - Leitsymptom, Arbeitshypothese, Versorgungspfad - Analgesie
HA = Hausarzt
              Versorgungsgrundsatz: Verschlechterung = Unverzügliche ABCDE-Kontrolle und Therapie!
       Leitsymptom(e) erheben, ggf. Arbeitshypothese eingrenzen und speziellen Versorgungspfad anwenden.
                             Alle Probleme entsprechend Priorität und Zeitfaktor behandeln!
Basis: ABCDE-Therapie, (spezielle) Lagerung, Ruhigstellung, psychologische Betreuung, zeitgerechter Transport, ggf. Vor-
anmeldung. Regelmäßige Verlaufskontrolle, erneute Beurteilung (Re-Assessment), Dokumentation, strukturierte Übergabe
Situationsabhängig: Notarztnachforderung, Monitoring, situationsangepasste Sauerstoff-Gabe, Gefäßzugang, Infusion und
Medikation (ggf. Leitsymptom- oder Verdachtsdiagnosealgorithmus) Übergabe in ärztliche Behandlung (ÄBD, HA)
 Notarztindikation bei Notruf in der Leiitstelle: Beachte regionale Vorgabe, LARD Empfehlung NA -Katalog

   © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020                                               03
Versorgungspfad 1 • Lebensbedrohliche externe Blutung

   Eintreffen und standardisierte                       Lebensbedrohliche externe Blutungen sollen
                                                        frühzeitig erkannt werden (Ersteinschätzung)
         Erstuntersuchung
                                                               - Die Blutstillung hat Priorität und wird als kleines c (critical
                                                               bleeding) vorgezogen – Prioritätenanpassung!
     c ABC - Situationsabhängig
         Basismaßnahmen
                                                               - Ggf. Delegation und ABC parallel fortführen
                                                               • NA-Ruf: Regionale Vorgaben                              c
                                                          Beispiele für Verletzungsmuster:
                                                          Amputationsverletzungen proximal des Handgelenkes
            Lebensbedrohliche                             und/oder des Sprunggelenkes, tiefe Schnittwunden mit
             externe Blutung                              aktiver spritzender Blutung. (Größere) Stich-, Schuss- und
                                                          Explosionswunden. Cave: Offene Frakturen!
                                                        Wenn aus Gründen der Einsatzsituation nicht möglich:
                                                        Situationsabhängig primäres Tourniquet erwägen - „zu wenig
            Situationsabhängig                          Hände“ - Mehrere aktive kritische Wunden (an einem Pat.)
                                                        - MANV - Schlechte Sicht - Nacht oder eingeklemmte Person
        Hochlagerung, Abdrücken                         - Gefahr für Einsatzkräfte durch die Umgebung, ggf. Schnellrettung.

   Schnellstmögliche direkte manuelle Kompression (geeignete Kompresse!)
                   ggf. zusätzliche blutstillende Kompresse(n)
      oder Tamponaden (z.B. Körperstamm- oder stammnahe Verletzung)
               Situationsabhängig (mehrfacher) Druckverband

                                                                                                    Beachte:

               N
                                                   Erfolg?                                          Varizenblutungen und
                                                                                                    Shuntblutungen sind
                                                                                            J       regelhaft keine Indikation für
                                                                                                    ein Tourniquet, da mit
                                                                                                    (Druck)Verband zu
          Extremitäten                           Analgosedierung                                    kontrollieren!
        Anlage Tourniquet                         Midazolam i.v. / i.o.                             Ein Tourniquet bei „offener
                                              Erwachsene 1 - 2 mg (RDE)                             Fraktur“ ist eine Ultima Ratio
     Beachte besonders Anlageort und
                                                  Kinder 1 mg (RDK)                                 und somit ein zu begründen-
    ausreichende Kompressionsstärke!                                                                der Ausnahmefall.
Gefahr der Stauung mit Blutungsverstärkung.      Esketamin i.v. / i.o.
                                                0,125 - 0,25 mg/ kgKG
           Suffiziente Analgesie
                                                          Prioritäten + Maßnahmen

                                         J
                                                                                                 Übergabe
               Erfolg?
                                                              ABCDE fortführen

                                                                                     (not)ärztliche Weiterversorgung
    N                                                                                     Transport in Klinik
                                                                                    Übergabe mit Zeitpunkt der Anlage
 - Anlage korrekt? Tourniquet überprüfen /
    korrigieren: Sistieren der Blutung?
   Kein peripherer Puls (falls möglich)?
 Anhaltende Blutung: 2. Tourniquet anlegen

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A                                          A - Problem
                                          Symptomorientierte Sofortmaßnahmen

                                                                     Anzeichen für A-Problem im Ersteindruck:
                                                                     ► Zyanose
                                                                     ► Stridor, Nasenflügeln (Säugling), Husten
                                                                     ►Tachypnoe, Dyspnoe oder (Apnoe)
  Beurteilung Atemweg                                                ► Inverse Atmung (Einziehungen)
                                                                     ► Bewusstseinsstörung
                                                                     ► Panik
                         J
      Spricht ohne                       Keine A-
        Stridor                        Soforttherapie
  N
                         J
      Inspiratorisch
                                      Versorgungspfad 2
       Stridor oder
         Husten?                   Fremdkörperentfernung

  N
                         J
       Anzeichen
                                    Manuelle / einfache
           für
       Verlegung?                   Atemwegstechniken
  N
                         J                                           Modifizierter
        ? Trauma
                                    Manuelle Fixation der         Esmarch-Handgriff,
       Atemweg od.
       Mittelgesicht                       HWS                        einfache
                                                                  Atemwegstechniken
  N
                         J
       Weichteilver-                Manuelle / einfache
       legung obere                 Atemwegstechniken
         Atemwege
  N
                         J
        Verlegung
                                    Seitenlage erwägen
          durch                                                      Absaugung
       Flüssigkeit?                  (Cave: Trauma)
  N
                                                                Zusatz: Versorgungspfad
                                     Symptomatische                        12
            Teil-        J               Therapie                 Allergischer Schock
        verlegung                  Adrenalinvernebelung:         (CAVE! Ggf. i.m.-Gabe
      dch. entzündl.                  z.B. 4 mg / 4 ml                vorgezogen!)
      / allergischen                     Adrenalin                                                           J
          Prozess                         über O2-                                       Atemweg
  N                                   Verneblermaske                                       frei?
                                                                                     N

                                                                         Versorgungspfad

                                                                                                         B
                                                                  Erweiterte Atemwegssicherung
  Keine Soforttherapie

© AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020                 05
A
                                                Versorgungspfad 2
                                             Fremdkörperentfernung
                                      Arbeitshypothese festigen
                                      (bspw.: Kehlkopfschwellung / -trauma; Epiglottitis
                                      Hinweise ermitteln, beachte besonders:
                                      • Situation / Ereignis / Dynamik
                                      • Fremdanamnese (Zeugenaussagen)
                                      • Altersgruppe / Vorerkrankungen / Fieber

- Kann nicht sprechen                                                              - Weinen oder verbale Reaktion auf
- Stilles oder leises Husten                        Effektives                       Ansprache
- Kann nicht Atmen                                                                 - Lautes Husten
- Zyanose
                                                     Husten?                       - Einatmen vor Hustenstoß möglich
                                      N                                    J
- Verschlechternde                                                                 - Bewusstseinsklar
  Bewusstseinslage

                               Bewusstlos
            J                      ?                   N

                                    BMV (noch )
                                     möglich?
          Atemweg öffnen               • 5 x Rückenschläge                • Zum Husten ermutigen
         Kind 5 x Beatmen                   im Wechsel mit:               • Beobachten
            CPR starten                                                   • Bewusstseinstrübung und
                                       • 5 x Kompressionen
                                                                            ineffektives Husten erkennen
         CPR Kind 15:2                   Säugling: Thorax
                                                                          • Auf Abhusten des Fremdkörpers achten
      CPR Erwachsener 30:2             Kind / Erwachsener:
                                       Oberbauch (Heimlich)
        Ggf. Laryngoskopie                                                                 Weiter mit:
       (und Magillzange) zur                  Fortlaufend
          FK- Entfernung                  Erfolgsbeobachtung
          (s.a. Erweiterte
       Atemwegssicherung)                     Weiter mit:

             Weiter mit:

      Versorgungspfad
            CPR                                 B                                            B
                                    Klinische Abklärung – auch                 Klinische Abklärung – auch
                                       nach entferntem Bolus                      nach entferntem Bolus

   © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020                    06
A                                    Versorgungspfad 3
                           Erweiterte (invasive) Atemwegssicherung
   Manuelle / einfache Techniken: (modifizierter) Esmarch-Handgriff, Guedel-, Wendltubus, Absaugen von Flüssigkeiten,
Apnoe / Hypoventilation: Sauerstoffbeatmung FiO2 1,0 (Beutelmaskenbeatmung (BMV), ggf. Zwei-Handtechnik) beginnen
                    Bewusstseinslage: Bewusstlos ohne Schutzreflexe CPR: Beachte CPR-Protokoll

                          Atemweg                         N
                          frei, BMV
                          möglich?
                 J
                                                      Laryngoskopie °zur Fremdkörperentfernung
                                                                 (Magillzange) / Absaugung
                     EGA* (extraglottischer        • Situationsabhängige Notintubation* nur unter Sicht
                          Atemweg) zur              (Lagekontrolle: Auskultation und Kapnometrie, -grafie)
                     kontrollierten Beatmung

                                                                                             Beachte: Bei maschineller
                                               J           Kontrollierte Beatmung            Beatmung über EGA und
                          Technik                       (FiO2 1,0) ggf. CPR fortführen       unsynchronisierten
                        erfolgreich?                     Ggf. maschinelle Beatmung           Thoraxkompressionen*:
                              **                         und ggf. Anpassung der FiO2         Gefahr der Mageninsufflation
                 N                                                                           und / oder Hypoventilation

                                                                                             BMV = Beutel-Masken-Beatmung
                EGA / ET-Tubus entfernen                                                     EGA = Extraglottischer Atemweg
                                                                                             ET = Endotrachealtubus

                                            J               BMV (FiO2 1,0) fortführen,
                           BMV BMV (noch )
                          möglich? möglich?             Situation optimieren, oxygenieren!
                                                                        ***
                 N

            Keine Beatmung / Atmung möglich:                           Einmaliger Wiederholungsversuch
              Erwäge: Nasaler (kleiner) ET-Tubus                - Situationsabhängig: EGA / Notfallaryngoskopie
                  mit Position im Rachen und
                                                               oder alternative Intubationstechniken entsprechend
        Beatmungsversuch bei verschlossenem Mund/Nase
                                                                      Verfügbarkeit / Ausstattung / Indikation
                       Ultima ratio                           Erwäge: Nasaler (kleiner) ET-Tubus mit Position im Rachen
                                                               und Beatmungsversuch bei verschlossenem Mund/Nase
                 (chirurgischer Luftweg)
                nach regionalem Protokoll
                                                                               Beatmung (Fi O2 1,0) fort-
                                                          Technik               führen; ggf. maschinelle
                                                        erfolgreich?           Beatmung und Anpassung
                                               N              **

    °Ausstattungsabhängig primärer Einsatz der Videolaryngoskopie
                                                                          J           der Fi O2 à
                                                                               Reg. Protokoll – weiter mit:      B
    * Beachte Zeitfenster: Notintubation bei CPR: maximal 5 sec. Unterbrechung der Thoraxkompressionen
      Bei CPR: Falls Bolusgeschehen unwahrscheinlich ist, sofortiger EGA-Einsatz möglich; sonst initial BMV
      mit manuellen einfachen Techniken. Cuffdruck!
    ** Lagekontrolle: Auskultation und Kapnometrie / Kapnografie (immer bei invasiver Atemwegssicherung)
    *** Nach zweimaligem Versagen erweiterter Techniken zur Atemwegssicherung: BMV fortführen bis weitere
        qualifizierte Hilfe (NA) verfügbar.

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B                                                          B - Problem
                                                      Symptomorientierte Sofortmaßnahmen

                                                                        Atemfrequenzen (Af): Säugling               30 – 60/min
Beurteilung Belüftung                                                                        Kleinkind              24 – 45/min
                                        Situationsabhängige                                  Schulkind              18 – 30/min
                              J       initiale O2-Gabe mit Ziel                              Jugendl./Erwachsener   12 – 15/min
          Normo-                       ≥ 95 %. Bei kritischen
  frequente Atmung, Ǿ
                                      Patienten grundsätzlich                  Keine B -
     Stridor/Zyanose
                                              hochdosiert
                                                                             Soforttherapie
                                         (Maske, Reservoir).
    N
                                  J                                            Zusatz:
   Exspiratorischer                                                       Versorgungspfad 4
      Stridor?                                                          „Obstruktive Atemnot“
    N
                                                                           O2, ggf. Beatmung
                                  J                               J
      Feuchte                                                                   Zusatz:
  Atemgeräusche /                          Aspiration?                     Versorgungspfad 3
      Rasseln                                                                 „Erweiterte
                                                                         Atemwegssicherung“
    N
                                  N                               J
                                                                                Zusatz:
                                             Kardiale
                                                                           Versorgungspfad 7
                                             Genese?
                                                                            „Lungenödem“
                          J
                                       Assistierte normo-                 Neubeurteilung der
        Bradypnoe?                    frequente Beatmung                      Belüftung
                                          mit hoher FiO2
    N
                          J
                                       Assistierte normo-
        Tachypnoe?                    frequente Beatmung
    (Beachte qSOFA-
       Kriterien)                     mit hoher FiO2; ggf.
                                      CPAP/NIV Protokoll
    N                                                                                                   N
                          J                                                 Spannungspneu?
                                                                                  *
   Atemwegssicherung                     Kontrollierte
   In   A durchgeführt?               Beatmung mit hoher
                                                                                          J
                                            FiO2
    N
                                                                          Symptomatische Therapie
                          J
    Apnoe oder                                                            Entlastungspunktion
                                       Versorgungspfad 5
  Schnappatmung                                                              nur bei erfüllten
                                            „CPR“
        ?                                                                  Entlastungskriterien*
   N

* Klinische Anzeichen für Spannungspneu:                              + erfüllte Entlastungskriterien

                                                                                                                           C
• Dyspnoe / Tachypnoe / Zyanose / SpO2↓                                (mind. 2 von 3):
• Trachealverlagerung zur Gegenseite                                  1. Atemnot / Zyanose
• Hautemphysem • Obere Einflussstauung                                2. Bewusstseinsstörungen durch Hypoxie
• Tachykardie / Hypotension
                                                                      3. Fehlender Radialispuls (Kreislaufdepression)
• Fehlende Atemgeräusche / Hypersonorer Klopfschall

   © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020                              08
C                                                   C - Problem
                                               Symptomorientierte Sofortmaßnahmen

          Beurteilung der Zirkulation                               Zeichen für C-Problem im Ersteindruck:
                                                                    ► Blässe ► schnelle Atmung ► Verwirrtheit
                           J                                        ► Kaltschweißigkeit ► zunehmender Vigilanzabfall
   Relevante äußere
       Blutung?                     Blutstillung
           *                                                        # ggf. „Blood Sweep“ (Begriff aus der taktischen Ver-
  N                                                                 wundetenversorgung) = bekleideten Patienten schnell
                                                                    komplett abtasten / absuchen n. Blutungen / Verlet-
             **            J                                        zungen (Kopf, Bauch, Becken, Leisten, Beine, Arme)
       Gut tastbarer                   Keine C -
      normofrequenter
          Puls? #                    Soforttherapie

  N
                           J
      Patient pulslos
  od. keine ausreichende
                                         Zusatz
        Zirkulation?                Versorgungspfad 5
                                          „CPR“
  N
                           J            Zusatz
                                  Versorgungspfad 10                 Schock(form)?
       Bradykradie?
                                 „Lebensbedrohliche                Versorgungspfad(?)
                                    Bradykardie“                   Septischer Schock:
  N                                                              Beachte qSOFA-Kriterien!
                                                                      Allergischer,                      Bei nicht
                           J                              J                                          kontrollierbarer
                                                                  kardiogener Schock?
       Tachykardie?                 Volumenbedingte                                                 Blutung: schnelle
                                   Bedarfstachykardie                                             Transporteinleitung /
                                           ?                    Wenn noch nicht erfolgt:          situationsangepasste
                               N                                   Blutstillung**!
  N                                                                                                Volumengabe (****)
                                                                Beginn forcierte Volumengabe
                                 Bei Instabilität: Zusatz          (***) Boli: 20 ml/kg KG
                                  Versorgungspfad 11
                           J    „Lebensbdedrohliche
                                     Tachykardie“
        Arterielle
       Hypertonie?                      Zusatz
                                   Versorgungspfad 8
  N                                 „Hypertensiver
                           J            Notfall“

         Kardiale                   Zusätzliche
         Genese?                 Versorgungspfade:
                                „ACS“(6) o. „LAE“ (9)
                                                                               Weitere Ursachensuche,
   N                                  Fortdauer der                           Neubeurteilung d. Zirkulation
                                      Tachykardie?
* Lebensbedrohliche Blutungen werden mit Priorität gestillt („c“ / Erkennen bei Ersteinschätzung!)
** Hinweise auf Dekompensationszeichen: Blässe, Schweißigkeit, Rekap(illarisierungs)-Zeit
*** Infusionstherapie mittels balancierter kristalloider Lösungen (z.B. Ionosteril® od. Ringer Acetat®),
bis Zeichen einer adäquaten Gewebeperfusion erkennbar; ggf. Kolloide / Katecholamingabe durch NA
 **** Ziel niedrig stabiles Niveau ~ 90 mmHg syst. MAD 60 mmHg; Bei SHT: Ziel Normotonie
(MAD > 90 mmHg), Hypotonie (< 90 mmHg syst.) vermeiden
                                                                                                                      D
   © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020                         09
D                                          D - Problem
                                        Symptomorientierte Erstmaßnahmen

Beurteilung der                                        Zeichen eines D-Problems im Ersteindruck:
  Neurologie                                           ► fehlende oder vegetativ gesteuerte Reaktionen
                                                       (z.B. Krampfanfall)
                                                       ► Motorische, sensible und / od. Sprach- / Sprech-
                      N                                störungen, FAST-Schema; < W in WASB

Hinweise neurolog.             Keine D -
    Defizit*?                Soforttherapie

J
                      J    Symptomorientierte          Hirndruckzeichen
                               Therapie                      Milde
    ZNS-Trauma?
                           Volumengabe mit            Hyperventilation (2)
                          Ziel Normotension (1)
N
                      J         Zusatz                       Fieber:
    Generalisierter         Versorgungspfad          Symptomorientierte Therapie
    Krampfanfall?           „Generalisierter           Antipyrese mit z. B.
                             Krampfanfall“             Paracetamol Supp.
N
                      J
                                 Zusatz
Motorische Störung/         Versorgungspfad
    Aphasie?                 „Schlaganfall“
N
                      J
                                Zusatz
 BZ < 60 mg/dl?             Versorgungspfad
                            „Hypoglykämie“
N
                      J
                                Zusatz
        Fieber /
                            Versorgungspfad
        Infekt?
                               „Sepsis“
N
                      J
                                 Zusatz
    Anzeichen für
                            Versorgungspfad
    Intoxikation?
                             „Intoxikation“                                           Klassifizierung der
N                                                                                     Vigilanz (GCS) und
                                                                                     Pupillen, Beurteilung
                                                                                      der Neurologie, BZ

• Vigilanzminderung, sichtbare motorische Störungen, Parese, Aphasie etc., auch
   anamnestische Hinweise bewerten
(1) Ziel: Normotonie Zielwerte z.B. MAD: > 90 mmHg (vermeiden von < 90 mmHg syst.)
beim Kind: Alter x 2 + 90 (sys).
(2) Milde Hyperventilation bei Erwachsenen ~ 20/min, Kinder (altersabhängig) ~ 30/min
Zur Mitbeurteilung Kapnografie und Interpretation:
Normoventilation liegt im Bereich von ~ 35 - 40 mmHg, beachte zusätzliche
Einflussfaktoren Kreislauf, Lungenperfusion, Temperatur etc.!                                        E
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E - Problem
            E                      Situationsabhängiges Teammanagement und Prioritäten
                             (Anpassung Umfang / Reihenfolge; ggf. Delegation / paralleles Arbeiten)
                                        SAMPLER♀S - Anamnese                           Fakultativ                    Fakultativ
                                      S - Symptome (ggf. zusätzl. FAST*)
                                      A - Allergie                               Schmerzanamnese                  4 „H“ und HITS
                                      M - Medikamente                          O - Onset (Beginn)             H - Hypoxie
                                      P - Past med. history à Vorerkrank.      P - Palliation / Provocation   H - Hypovolämie
                                      L - Letzte Mahlzeit / Wasserlassen /         (Linderung / Auslöser)     H - Hypothermie
Eigen-, Fremdanamnese                     Stuhlgang                            Q - Quality (Schmerz-Art)      H - Hypo-/Hyperkaliämie
                                      E - Ereignis / Umgebung                  R - Radition                   H - Herzbeuteltamponade
                                      R - Risikofaktoren                                    (Ausstrahlung)    I - Intoxikation
                                      ♀ S - Schwangerschaft                    S - Severity (Stärke; VAS)     T - Thromboembolie
                                                                               T - Time (zeitl. Verlauf)      S - Spannungspneumoth.
                                 * *Face, Arm, Speech, Time (Schlaganfall?)

  Situationsabhängige                                 Fakultativ                  Zusätzliche Versorgungspfade
     Untersuchung                               Situationsabhängige               „Starker Schmerz“(20) bzw.
                                                                                 „Abdominelle Schmerzen“(19)
                                                    Entkleidung

                                                                              Wärmeerhalt, ggf. äußere Wiedererwärmung
                                                Hypothermie
                                                                              Immobilisation bei schwerer Hypothermie

   Körpertemperatur                             Normothermie                    Ggf. Wärmeerhalt

                                                Hyperthermie #                     Ggf. Kühlung                  Symptomatische
                                                                              Entsprechend Ursache,                  Therapie
                                         # Beachte:                             z. B. Wadenwickel                ggf. Antipyrese
 Anzeichen für Sepsis
                                         qSOFA Kriterien!

                                                                                                Hypothermien
                                         Zusatz Versorgungspfad                                 Milde Hypothermie:   34-36°C
 Situationsabhängiges                          Sepsis 13                                        Moderate Hypothermie: 30-34°C
       Monitoring                                                                               Schwere Hypothermie: < 30°C
   (vervollständigen)
                                                 Unfallmechanismus, Verformung
                                                       von Fahrzeug / Helm
 Zweite Beurteilung der
                                                  Asservieren von Giftstoffen bei
    Umgebung und
                                                          Intoxikationen
       Situation*
                                                   Häusliches Umfeld, Lebens-
 * s.a. Eintreffen an der                          umstände, weitere Erkrankte
       Einsatzstelle
                             (1) Wärmeerhalt erzielen durch Verhinderung einer weiteren Auskühlung, sowie durch Gabe
                             vorgewärmter Infusionslösungen und – wenn möglich - durch Applikation von vorgewärmtem O2.
                             (2) Die Behandlung von lebensbedrohlichen Verbrennungen oder Verbrühungen erfolgt
                             entsprechend der jeweiligen Symptomatik in den Phasen ABC. Wärmeerhalt!

Versorgungsgrundsatz: Verschlechterung = Unverzügliche ABCDE-Kontrolle und Therapie!
 Leitsymptom(e) erheben, ggf. Arbeitshypothese eingrenzen und speziellen Versorgungspfad anwenden.
                   Alle Probleme entsprechend Priorität und Zeitfaktor behandeln!
 Basis: ABCDE - Therapie (spezielle) Lagerung, Ruhigstellung, psychologische Betreuung, zeitgerechter Transport, ggf. Voranmeldung
 regelmäßige Verlaufskontrolle - erneute Beurteilung (Re-Assessment), Dokumentation, strukturierte Übergabe
 Situationsabhängig: Notarztnachforderung, Monitoring, situationsangepasste Sauerstoff-Gabe, Gefäßzugang, Infusion u. Medikation
 (ggf. Leitsymptom- oder Verdachtsdiagnosealgorithmus), Übergabe in ärztliche Behandlung (Ärztlicher Bereitschaftsdienst, Hausarzt)

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Versorgungspfad 4 • Obstruktive Atemnot
                                                                Arbeitshypothese eingrenzen (Thesenfilter):
          Eintreffen und standardisierte                        Akute (Asthma, Allergie) / chronische
                                                                Obstruktion
                Erstuntersuchung                                (COPD), Bolus, Allergie, Asthma kardiale
                                                                • Ereignis, Situation, zeitlicher Verlauf
                                                                • Anamnese, Vormedikation
              ABCDE - Prioritäten und                           • Auskultationsbefund
                Basismaßnahmen                                         Beachte
                                                                       # Ggf. regionales NIV-Protokoll
                                                                       • NA-Ruf (ggf. regionale Vorgaben)
                         Ggf. NIV #                                    Angepasste O2-Gabe bei COPD
                                                                       88 - 92% SpO2

                                                                      Beachte Warnsignale
                                                                      • verlängertes Exspirium
                  Versorgungspfad                                     • Af > 25/ min, SpO2 < 92%
                 Obstruktive Atemnot                                  • Hf > 110/min
                                                                      • „Silent Lung Phänomen“

                                                                     * SABA: Short-Acting-ß2-Agonist
               Betasympathomimetika                                          = Beta 2 Mimetikum
                SABA*- Vernebelung                                   • Beachte
                                                                     - Maximal-Dosis:Salbutamol 5 mg
                  (z.B. Salbutamol 2,5 mg)
                                                                     Ggf. in Kombination mit SAMA
                                                                     z.B. Salbuhexal plus

                        Steroid
                    parenteral / oral                                 Steigerung auf 100 mg möglich

              (z.B. Methylprednisolon 50 mg )
                                                                       **SAMA= Kurzwirksamer
                                                                       Muskarinrezeptor-Antagonist
                   Anticholinergika                                   Steigerung auf 0,5 mg möglich
                 SAMA**- Vernebelung                                  Ggf. in Kombination mit SABA
                                                                      z.B. Salbuhexal plus
             (z.B. Ipratropiumbromid 0,25 mg)
                                                                       Besserung:
                                                                       •Verbesserung der Klinik
                                                                       •Abnahme der Atemfrequenz
                Übergabe (not)ärztliche                                •SpO2 > 92 %
                  Weiterversorgung                                     Verschlechterung:
                                                                       -Verschlechterung der Klinik
                  Transport in Klinik                                  -Ggf. Bewusstseinstrübung
                                                                       -SpO2 Abfall < 85%

                                                                       Beachte:
                                                                       • Frühzeitiger Transportbeginn unter
   Beachte regionale                                                     Inhalationstherapie
   Medikationsprotokolle                                               • Regionale Zuweisungsstrategie
                                                                       • Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit)
                                                                       • ggf. Übergabe in ärztliche
                                                                       Weiterversorgung

© AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020                12
Versorgungspfad 5 • CPR
                                                                                          Bewusstloser Patient
                      Eintreffen und standardisierte                                      ohne normale Atmung, ohne Lebenszeichen

                            Erstuntersuchung                                              • CPR starten 30:2 (Diagnosezeit: 10 sec)
                                                                                          • Patchelektroden des Defibrillators
                                                                                            anschließen, sofort wenn einsatzbereit:
                                                                                          • Analyse und ggf. 1. Defibrillation
                                                                                          • Während Ladezeit CPR fortführen
                        ABC - Basismaßnahmen                                              Besonderheiten Kinder (< 8 LJ):
                                                                                          • Bei Feststellung Atemstillstand: 5x initiale
                                                                                            Beatmungen – ideal hochdosiert O2
                                                                                          • dann C - Kontrolle (+ Lebenszeichen?)
                                 Versorgungspfad                                          • dann ggf. CPR Beginn 15:2
                                                                                          • Patchelektroden anschließen s. o.
                                          CPR
                                                                                                 Beachte:
                                                                                                 NA-Ruf zeitnah (parallel)

                                  Defibrillierbarer                                               Beachte:
                                                                                                  Pulskontrolle nur bei Verdacht
                                   Rhythmus?                                                      auf pulsatilen Rhythmus im EKG
                                                                                                  Sonderfall:
                         J                                           N                            Beobachtetes Kammerflimmern / pVT:
                                                                                                   Sofort bis zu 3 x Defibrillation
                                                                                                  Diese zählen als erste Defibrillation
                                         ROSC ?                                                    (s.a. Algorithmus Tachykardie)
         1x                         Wiedereinsetzender                      Keine
                                                                                                  Beachte:
    Defibrillation                   Spontankreislauf                    Defibrillation           • ggf. AED - Einsatz
                                                                                                  • Manueller Modus: Energiewahl
                                                                                                  • 150 – (200) J (biphasisch)
                             Sofortige Weiterbehandlung                                           • 360 Joule (monophasisch)
    CPR sofort               • ABCDE-Methode anwenden                      CPR sofort             • Kinder: 4 Joule / kgKG
                             • Sauerstoffgabe + Beatmung
     für 2 min               Monitoring vervollständigen:
                                                                            für 2 min       Therapeutische Hypothermie nach ROSC
    fortführen               Pulsoxymetrie und Kapnographie                fortführen       (Return Of Spontaneous Circulation), Verweis
                             Anpassung Sauerstoffanteil und                                 auf TTM, Zielgerichtetes Temperaturmana-
                             Beatmung, nur bei stabilem und                                 gement im weiteren klinischen Verlauf:
                                                                                            - Vermeiden von Fieber
                             verlässlichem Monitoring
                                                                                            - klinischer Zielwert 32 - 36°C
                             • 12-Kanal-EKG (Erwachsene)                                    - Protokollbasiert
                             Zuführung HKL bei STEMI oder
                                                                                            °Einzelfallentscheidung:
                             Kardialer Ursache                                               Transport unter laufender CPR, ggf. Einsatz
                             • Auslösende Faktoren behandeln                                  mCPR (Thoraxkompressionsgerät) nach
                                                                                            - CPR Abbruch nur durch NA
                                                                                                  Beachte:
                                Transport in Klinik                                       - Atemwegssicherung qualifikations- und
                Einzelfallentscheidung Transport unter CPR °                               situationsabhängig – Priorität: BLS / ggf. Defi
                                                                                          - Gefäßzugang qualifikations- und
                                 Während der CPR:                                          situationsabhängig – Priorität: BLS / ggf. Defi
• Durchgehend CPR sicherstellen: Frequenz (100-120/min), Tiefe, gute Entlastung!          - ROSC: Regionale Zuweisungsstrategie
• CPR-Unterbrechung minimieren, Maßnahmen planen!                                         - Cardiac Arrest Center?
• Hochdosiert Sauerstoff unter CPR                                                        - Ggf. HKL / PCI à Voranmeldung / Ankunft
• Atemwegssicherung (EGA / ggf. ET, ggf. erst nach ROSC) und Kapnographie
• Herzdruckmassage ohne Unterbrechung, wenn Atemweg gesichert + keine Leckage             Reversible Ursachen suchen und behandeln!
• Gefäßzugang: intravenös, alternativ intraossär (im Kindesalter primär intraossär)       (4 „H“ und HITS)
                                                                                          • Hypoxie
                                                                                          • Hypovolämie
Adrenalin: 1 mg i.v./i.o. RDE alle 3-5 min, i.d. Praxis alle 4 min (0,01mg kgKG
                                                                                          • Hypo-/ Hyperkalämie / metabolisch
RDK) bei Asystolie / PEA schnellstmöglich, bei KF/pVT nach 3. Defibrillation              • Hypothermie
Amiodaron: 300 mg i.v./i.o. RDE (5 mg kgKG RDK) nach 3. erfolgloser Defi-                 • Herzbeuteltamponade
brillation; ggf. einmalige Repetition mit 150 mg i.v./i.o. (RDE) nach der                 • Intoxikation
5. erfolglosen Defibrillation (oder alternativ Xylocain 100mg; AHA 2020)                  • Thrombembolie (AMI, LAE)
                                                                                          • Spannungspneumothorax
                      • RDE / RDK = Richtdosis Erwachsene / Kinder

 © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020                                      13
Versorgungspfad 6 • Akutes Koronarsyndrom (ACS)
                                                           Arbeitshypothese eingrenzen (Thesenfilter):
     Eintreffen und standardisierte                        • ACS, Lungenembolie LAE, Aortendissektion,
                                                             Pneumothorax, Trauma, Hohlorganperforation ...
           Erstuntersuchung                                • Anamnese, Vormedikation, Situation, Ereignis
                                                           • Atypische Symptomatik möglich (Diabetes, Frauen)
                                                           • Thoraxschmerzen differenzieren:
          ABCDE - Prioritäten und                          (Lungenembolie, Pneumothorax, Aortendissektion à
                                                             Perfusionsdefizit, SRR-Differenz: bds. RR-Messung!)
            Basismaßnahmen                                 • Fortlaufendes EKG-Monitoring / Defibereitschaft
                                                           • NA-Ruf (ggf. regionale Vorgaben)
                                                           • Initialtherapie Sauerstoff „Kritischer Patient“,
                Versorgungspfad                              anschließend bei unkomplizierten + stabilen
                     Akutes                                  Patienten Sauerstoffanpassung auf SpO2 > 90%;
                                                             Hyperoxämie (SpO2 > 96%) vermeiden
                Koronarsyndrom                             Beachte Warnsignale: - Herzrhythmusstörungen
                                                           - Kardiogener Schock - Lungenödem
                                                           12-Kanal EKG = grundsätzlich bei nichttrauma-
                   12-Kanal EKG                            tischen thorakal-abdominellen Schmerzen:
      (innerhalb 10 min. nach Erstkontakt)                 EKG bezüglich STEMI qualifiziert auswerten, z.B.:
                                                           Softwareunterstütze EKG-Auswertung; Telemetrie
                                                           • Beachte regionale Möglichkeiten / Algorithmen
                        Nitrat #                           Bei STEMI keine Routinegabe von Nitrat!
                 0,4 mg (RDE) / 1 Hub                      Keine Nitrat-Gabe bei Anzeichen einer Rechts-
      bei persistierenden thorakalen Schmerzen             herzbelastung / -insuffizienz; Hf < 60 oder > 120/‘
            ggf. Wiederholung nach 5 min
                                                             Verhindere Unterschreiten des unteren
                                                             Grenzwertes SRR < 90 mmHg (ERC 2015); Beachte
             Antithrombozytäre Therapie                      Regionales Protokoll > 90 mmHg (z.B. 120 mmHg)
                                                             Sorgfältiges RR-Monitoring unter Nitratgabe!
          ASS, Acetylsalicylsäure #
       250 mg i.v. oder 500 mg Aspirin direkt p.o. (RDE)   Nitrat-Gabe nach i.v.-Zugang! (Weitere) KI Nitrat:
                                                           24 h n. Einnahme langwirksamer Vasodilatatoren,
                                                           Sildenafil (Viagra®), Tadalafil (Cialis®), Vardenafil (Levitra®)
                Antikoagulative Therapie
                                                           ASS auch bei Vormedikation mit Phenprocoumon
                       Heparin #                           (Marcumar®) oder “Marcumar-Ersatz“, wie Xarelto,
            70 I.E./ kgKG, max. 5000 I.E. i.v.             Pradaxa oder Eliquis (orale Antikoagulation);
                                                           Verzicht bei Vormedikation mit ASS p.o. möglich.
                                                           KI: Allergie oder Asthma auf Wirkstoff, akute nicht
                  Ggf. Antiemese                           kontrollierte Blutung (z.B. Ulcus, obere GI-Blutung).
          - Regionales Protokoll beachten -                Beachte beim STEMI (Regionale Vorgabe!):
          z. B. Dimenhydrinat 62 mg i. v. RDE              • Transport in Klinik mit interventioneller Kardiologie
                                                             (PCI) 24/7-HKL (Herzkatheterlabor)
                                                           • Telefonische STEMI-Voranmeldung mit
         Ggf. Analgesie (bei VAS ≥ 6)                        Ankunftsuhrzeit (Arzt/NFS-zu-Arzt-Gespräch)
           - Regionales Protokoll beachten -               • Direkte Patientenübergabe im HKL.
      z. B. Morphin i.v., 3 mg Boli, titriert, 6 - 10 mg   Beachte beim ACS (kein STEMI):
                                                           - Voranmeldung in aufnahmebereiter / geeigneter
                                                             Zielklinik je nach Zustand für ZNA oder Intensiv
     Ggf. Sedierung (besonders ängstlich)                    mit Ankunftsuhrzeit
           - Regionales Protokoll beachten -               - ggf. Arzt / NFS-zu-Arzt-Gespräch falls Diagnose
              z. B. i.v. Midazolam 1 - 2 mg,                 unklar (z.B. STEMI kann nicht ausgeschlossen
                                                             werden)
               titriren bis max. 5 mg (RDE)

               Übergabe (not)ärztliche                              # Beachte regionales Protokoll!
                 Weiterversorgung                                   KI = Kontraindikation
                                                                    RDE= Richtdosis Erwachsene
                 Transport in Klinik
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Versorgungspfad 7 • Kardiales Lungenödem

                 Eintreffen und standardisierte                     Arbeitshypothese eingrenzen (Thesenfilter):
                       Erstuntersuchung                             - Toxisches, Unterdruck-Lungenödem,
                                                                       Aspiration
                                                                    - Anamnese, Vormedikation, Situation,
                                                                       Ereignis
                     ABCDE - Prioritäten und                        - Auskultationsbefund
                       Basismaßnahmen
                                                                   Beachte
                         Ggf. CPAP (+ ASB) #                       # Regionales CPAP / NIV-Protokoll
                                                                   • NA-Ruf (ggf. regionale Vorgaben)

                                                                    Infarktbedingte Herzinsuffizienz?
                           Versorgungspfad                           + 12-Kanal-EKG auswerten!
                               Kardiales                            Beachte Warnsignale:
                                                                    • fein- bzw. grobblasige RG
                             Lungenödem                             • AF > 25/ min, SpO2 < 92%
                                                                    • HF > 110/ min bzw. hypoxische Bradykardie

                                                                   * Ausschluss von Kontraindikationen
                                                                   Keine Nitrat-Gabe bei Anzeichen einer
                                  Nitrat *                         Rechtsherzbelastung / -insuffizienz
                                sublingual                         Grenzwerte: SRR < 120 mmHg;
                                                                   Hf < 60 oder > 120/ min
                           0,8 mg (RDE) / 2 Hübe                   • KI: 24 h nach Einnahme langwirksamer
                                                                   Vasodilatatoren, z.B.: Sildenafil (Viagra®),
                                                                   Tadalafil (Cialis®), Vardenafil (Levitra®).

                              Besserung ?                          Besserung:
                                                                   • Verbesserung der Klinik
                                                                   • Abnahme der Atemfrequenz
                N
                                                                   • Vesikuläres Atemgeräusch
                                                                   • SpO2 > 92 %
                                            J
   Wiederholung
      Nitrat *                                                      RDE = Richtdosis Erwachsene
     sublingual
 0,8 mg (RDE) / 2 Hübe
                                                                    ** Steigerung auf 40 mg möglich
                                                                    Den Einsatz von Furosemid genau abwägen
                                                                    (bestehende Hypovolämie bei akuter
Furosemid i.v. **                                                   Linksherzinsuffizienz)!
  z. B. 20 mg (RDE)                                                 Nicht Furosemid und Volumen zusammen
                                                                    verabreichen!
                                                                    Die erste Wahl ist Nitratgabe; Furosemidgabe
                                                                    nur bei länger dauernden Transporten.
                         Übergabe (not)ärztliche
                           Weiterversorgung                         Beachte:
                          Transport in Klinik                       - Regionale Zuweisungsstrategie
                                                                    - Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit)
                                                                    - Ggf. Übergabe in
Beachte regionale                                                     ärztliche Weiterversorgung
Medikationsprotokolle

     © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020             15
Versorgungspfad 8 • Hypertensiver Notfall
                                                                Arbeitshypothese eingrenzen (Thesenfilter):
          Eintreffen und standardisierte                        - Asymptomatische Hypertonie
                Erstuntersuchung                                - „Hypertensive Krise“
                                                                - Cave: Stress, Schmerz
                                                                Beachte
                                                                • Anamnese, Vormedikation
              ABCDE - Prioritäten und                           • NA-Ruf (ggf. regionale Vorgaben)
                Basismaßnahmen                                 Sorgfältiges RR-Monitoring
                                                               - Immer beidseitige RR-Messung

                                                                Klinische Symptome
                 C: Leitsymptom                                 Kardial: ACS, Herzinsuffizienz, Lungenödem,
                                                                Herzrhythmusstörungen
                      RR > 220 / 130                            Cerebral: Enzephalopathie, intracranielle
                                                                Blutungen, Schlaganfall, Kopfschmerz,
                                                                Schwindel, Sehstörungen, Übelkeit, Erbre-
                                                                chen, Krampfanfälle, Somnolenz bis Koma,
                                                                Parästhesien, Paresen
                       Kardiale /                               Vaskulär: Aortenaneurysmadissektion,
                                                                Epistaxis, Organschäden, GI-Blutungen
                       cerebrale                                Gravidität: EPH-Gestose, Eklampsie,
                                                                Somnolenz, Kopfschmerz, Ödeme,
                     Symptomatik?                               Krampfanfälle (CAVE KI Urapidil!)
        N
                                                                • Hypertensive Krise:
                                                                Patienten mit hohen Blutdruckwerten (auch
                                   J                            über 220/130 mmHg) ohne die oben aufge-
                                                                führten klinischen Symptome
                                                                • Hypertensiver Notfall:
                                                                Kritischer Blutdruckanstieg und klinische
                                                                Symptome durch Organschäden mit akuter
                                                                vitaler Gefährdung
                                                                Nitrat bei ACS (Angina pectoris, Herzinfarkt)
Hypertensive           Hypertensiver                            und Linksherzinsuffizienz; bei kardialer
  „Krise“                 Notfall                               Dekompensation (Lungenödem) zusätzlich
                                                                Furosemid (s. Versorgungspfad ACS bzw.
                                                                kardiales Lungenödem!)
                                                                Achte besonders auf:
                                                                - ACS (12-Kanal EKG)
                                                                - Lungenödem
          RDE =                                                 - Schlaganfall
          Richtdosis Erwachsene                                 - Schweres (nicht traumatisches)
                                                                   Nasenbluten (Epistaxis)

                                                               * Urapidil: Wiederholung nach 5 min,
                      Antihypertensivum
                                                                vorsichtig 5 - max. 50 mg titrieren;
               Urapidil 5 mg i.v. (RDE)                         keine unkontrollierte RR- Senkung!
                 Vorsichtig titrieren – messen *
                                                               • Bei V.a. Schlaganfall
                                                                 RR nicht unter ~ 180/110 mmHg
                                                                Regionale Zuweisungsstrategie
                Übergabe (not)ärztliche                         - Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit)
                                                                - ggf. Übergabe in ärztl. Weiterversorgung
                  Weiterversorgung
                                                                     Beachte regionale
                  Transport in Klinik                                Medikationsprotokolle

   © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020               16
Versorgungspfad 9 • Lungenembolie (LAE)
                                                                   Arbeitshypothese eingrenzen (Thesenfilter):
            Eintreffen und standardisierte                         - Thoraxschmerzen (ACS, Pneumothorax,
                                                                     Aneurysma dissecans d. Aorta, Trauma)
                  Erstuntersuchung                                 Beachte:
                                                                   - Anamnese; Immobiliserung, Risikofaktoren
                                                                   Beachte Symptomatik
                 ABCDE - Prioritäten und                           - Keine RGs, keine Spastik
                                                                   - Begleitende Kreislaufproblematik (bis
                   Basismaßnahmen                                    Schock)
                                                                   - Hypotonie / Tachykardie ggf. Extrasystolie
                                                                   - Plötzliche Schmerzen?
                                                                   - Ggf. Hämoptysen
                                                                   - Fehlende spezifische Symptomatik
                      Versorgungspfad
                                                                   • NA-Ruf (ggf. regionale Vorgaben)
                       Lungenembolie
                                                                 - Grundsätzlich bei thorakalen Schmerzen
                                                                 EKG bezüglich LAE / STEMI qualifiziert
                                                                 auswerten, z.B.: Softwareunterstütze EKG-
                       12-Kanal EKG                              Auswertung, Telemetrie
                                                                 - Beachte regionale Möglichkeiten / Algorithmen

                              ACS /                                   N             Versorgungspfad
                       Linksherzinsuffizienz                                       ACS, Lungenödem
                            weiterhin                                             oder nur unspezifische
                         ausgeschlossen?                                            ABCDE-Therapie
             J

                            LAE und                                       Beachte:
                                                                          - Instabiler Patient
                           kardiogener                                    - Lyse nur durch NA
                            Schock?                          N            - Zeitfenster eng setzen: Klinik vs. NA
             J                                                              Das Ziel ist eine schnellstmögliche
                                                                            Lyse!

                       Volumengabe #
                  z.B. Ringer-Acetat (500 ml RDE)
                                                                          # Beachte regionale
                                                                          Medikationsprotokolle
                    Kreislauftherapie #
                       (Katecholamingabe)

                             Heparin
              100 I.E./ kgKG, 5 000 - 10 000 I.E. (RDE)

                                                                            RDE = Richtdosis Erwachsene
          Übergabe (not)ärztliche Weiterversorgung
                                                                          - Regionale Zuweisungsstrategie
                      Transport in Klinik                                 - Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit)

© AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020                 17
Versorgungspfad 10 • Lebensbedrohliche Bradykardie kardialer Ursache
                                                                                   Arbeitshypothese eingrenzen
                               Eintreffen und standardisierte                      (Thesenfilter):
                                     Erstuntersuchung                              - Hypoxische Bradykardie
                                                                                   - Intoxikation - Hypothermie
                                                                                   Beachte:
                                                                                   • Ggf. aggressiver oder
                                                                                     inadäquater Patient
                                ABCDE - Basismaßnahmen                             • Anamnese, Vormedikation
                                                                                   • Schrittmacherträger
                                                                                   Beachte Instabilitätszeichen:
Beachte:
                                                                                   - Hypotonie
Bewusstseinsstörung
ursächlich durch kardiale              Versorgungspfad                             - Schockanzeichen
                                                                                   - Bewusstseinsstörung
Instabilität, meist erst bei             Bradykardie                               • NA-Ruf (ggf. regionale Vorgaben)
Hf ≤ 40/ min
                                                                                   • Hypothermie u. respiratorische
                                                                                   Störungen als behebbare Ur-
                                                                                   sache ausschließen.
                     N                                                             Bei Kindern ist Hypoxie der häu-
                                           Hf < 40/ min und                        figste Grund für Bradykardien,
                                         Instabilitätszeichen?                     daher sollten die symptomorien-
                                                                      J            tierten ABC-Sofortmaßnahmen
                                                                                   und die O2-Gabe die Therapie
                                                                                   erster Wahl sein.
                                              Atropin                              • CAVE Atropin: Paradoxe
                                           0,5 mg i.v. (RDE)                       Bradykardie bei < 0,5 mg möglich

                                                                                   RDE = Richtdosis Erwachsene
                     N
                                           Hf < 40/ min und
                                                                                    # Beachte regionale
                                         Instabilitätszeichen?
                                                                                    Medikationsprotokolle
                                                                      J
                                                                                   Atropin: Steigerung bis 3 mg
                                                                                   möglich
                                             Atropin #
                                           1,0 mg i.v. (RDE)                       Adrenalin: beachte regionales
                                                                                   Protokoll (z.B. AV-Block III° oder
                                                                                   erfolglose Vagolyse aber nicht
                     N                                                             Bewusstlos)
                                           Hf ≤ 40/ min und                        Bei Überdosierung Tachykardie /
                                         Instabilitätszeichen?                     Extrasystolie bis Kammerflimmern
                                                                                   möglich! Anwendererkompetenz!
                                                                      J            Theophyllin s. regionale Protokolle

                                                                                   * Transkutane, externe
                                                                                   Schrittmachertherapie:
                                   Komplette Vagolyse: bis                         Beachte Verfügbarkeit und regionale
                                                                                   Protokolle
                                 3 mg Atropin # + bewusstlos:                      - GCS < 9 = Regionales Protokoll zur
                               Transkutane Schrittmachertherapie *                 Schrittmachertherapie
                                  - Regionales Protokoll beachten -                Demandmodus, EKG - und
                                                                                   Kreislaufkontrolle
                                                                                   Analgosedierung bei Schmerzen:
                                                                                   s. regionales Protokoll
                                      Übergabe (not)ärztliche
                                        Weiterversorgung                          - Regionale Zuweisungsstrategie
                                        Transport in Klinik                       - Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit)

         © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020             18
Versorgungspfad 11 • Lebensbedrohliche Tachykardie kardialer Ursache
                                                                                  Arbeitshypothese eingrenzen
                                       Eintreffen und standardisierte              (Thesenfilter):
                                                                                  Schockzustände nicht kardialer
                                             Erstuntersuchung                     Ursache; Bedarfstachykardie?
                                                                                    - Schmerzen, Angst, Fieber
                                                                                 Beachte:
                                                                                 • Ggf. aggressiver oder
                                                                                    inadäquater Patient
                                        ABCDE - Basismaßnahmen                   • Anamnese, Vormedikation
                                                                                 Hinweis auf Bedarfstachykardie:
Beachte:                                                                         Regelmäßige Schmalkomplex-
Behandlung ab Hf > 150/ min                                                      tachykardie! à Ausschließen und
+ mit Instabilitätszeichen                    Versorgungspfad                    ursächliches Behandeln von:
- Immer EKG und Pulsmessung                                                      Volumenmangel, Hypoxie etc.
- Immer Pulsoxymetrie                           Tachykardie                      Beachte Instabilitätszeichen:
• 12-Kanal-EKG auswerten!                                                        • Hypotonie / Synkope
                                                                                 • Schockanzeichen
                                   J                                             • Bewusstseinsstörung
Ursachenbehandlung                                  Ursache:                     - NA-Ruf (ggf. regionale
 z.B. Volumengabe /                             Bedarfstachykardie               Vorgaben)
      Blutstillung                                      ?
                                                                                 Breitkomplextachykardie
                                                                   N             wird schlecht toleriert und
                                                                                 dekompensiert häufiger

              Ggf. #
                                          N
                                                    Bewusstlos                   # Valsava-Manöver:
   Valsalva-Manöver                                 (GCS < 9) ?                  Z. B.: “Spritzen-Manöver“
   Nur bei stabiler regelmäßiger                                                 Regionale Protokolle beachten
    Schmalkomplextachykardie
                                                                   J             Beachte:
                                                                                 Bewusstseinsstörung ursächlich
        „EKG-beobachtetes“                                                       durch kardiale Instabilität, Breit-
                                         N                                       komplex-Tachykardie?!
            KF, pVT:
                                                   + zentraler Puls              Wird der Patient bereits tief
         Defibrillation                                  noch                    bewusstlos und ohne tastbaren
          (Erfolglos: Bis zu 3x)                       tastbar?                  zentralen Puls aufgefunden
           Ggf. Start CPR                                                        à CPR (PVT), Defibrillation!
                                                                   J             Bei beobachtetem Eintritt von
                                                                                 Bewusstlosigkeit und nicht mehr
                                                                                 tastbarem zentralem Puls
                                                    + peripherer                 à Defibrillation
                                                     Puls noch
                                   J                  tastbar?

                                                                   N

                                                                                 GCS < 9 = Regionales Protokoll
                                                Kardioversion                    zur elektr. Notfall-Kardioversion
                                          - Regionales Protokoll beachten -      (Energiestufe, Wiederholung)
                                                                                 Analgosedierung s. regionales
                                                                                 Protokoll

        Übergabe (not)ärztliche Weiterversorgung                                 - Regionale Zuweisungsstrategie
                                                                                 - Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit)
                   Transport in Klinik

      © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020               19
Versorgungspfad 12 • Allergischer Schock (Grad 2 + 3)
           Eintreffen und standardisierte Erstuntersuchung
                                                                                  Arbeitshypothese eingrenzen
Lebensbedrohliche ABC-Probleme:                                                   (Thesenfilter):
• A: Schwellung der Luftwege, Heiserkeit, Stridor                                 - Andere Schockformen, (Fremd-)
• B: Tachypnoe, Giemen, Zyanose, SpO2 < 92%,
                                                                                  Anamnese, Situation, Ereignis
      Verwirrtheit, Müdigkeit
• C: Blässe, Schwitzen, Hypotonie, Schwäche,                                      - Allergen bekannt?
     Schläfrigkeit, Bewusstlosigkeit                                              Beachte:
                                                                                  - Allergen beseitigen
                                                                                  - Grad 4 à CPR beginnen
                                                                                  • NA-Ruf (ggf. regionale Vorgaben)
                               ABCDE - Basismaßnahmen
                                                                                  i.m. Injektion:
                                                                                  lateraler Oberschenkel
                                           Adrenalin i.m.                         0,5 ml Adrenalin = 0,5 mg = 500 µg
* Lj = Lebensjahr                        < 6 Lj * = 0,15 mg (0,15 ml)             • Bei nicht ausreichendem
                                        6-12 Lj * = 0,3 mg (0,3 ml)               Ansprechen kann die i.m. Adrenalin-
                                        > 12 Lj * = 0,5 mg (0,5 ml)               Injektion nach etwa 5 min wiederholt
                                                                                  werden (gem. regionaler Protokolle)

        Führendes Leitsymptom                                     Führendes Leitsymptom
           Stridor / Dyspnoe                                       Kreislaufinstabilität
                (A/B #)?                                                   (C)?
                                                                                     Beachte: Situationsabhängig
                                                          Erwäge                     bei A-Problematik:
   Adrenalin-Vernebelung                              unverzüglichen                 Frühestmöglicher Transportbeginn
       4 mg / 4 ml Adrenalin,                         Transportbeginn                und NA-Rendezvous
  fortlaufend über O2-Verneblermaske                Ggf. NA-Rendezvous               (evtl. frühzeitige Notwendigkeit
                                                                                     chirurgischer Atemwegssicherung)
                                                                                     # Bei alleinigem exspirat. Stridor
                                                                                     (Bronchospastik = B-Problem):
                                                                                      Salbutamol-Vernebelung erwägen
                                                                                     Zieldruck unter Volumen- und
                                                                                     Katecholamingabe: Normotension
                                                                                     Regelmäßige Kontrolle
                                           Volumengabe
                      z.B. Ringer-Acetat; Boli 10 - 20 ml/ kgKG (RDE: 750 ml)
                                                                                     Systemische Katecholamine
                                                                                     grundsätzlich durch NA
                                                                                     z.B. 5 µg Boli Adrenalin:
                                                                                     1 mg : 100 ml NaCl 0,9% = 10 µg/ml)

                                          Prednisolon i.v.
                                               < 6 Lj * = 50 mg
                                             6-12 Lj * = 100 mg                        Beachte regionale
                                             > 12 Lj * = 250 mg                        Medikationsprotokolle

                                                                                     - Regionale Zuweisungsstrategie
                                                                                     - Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit)
                    Übergabe (not)ärztliche Weiterversorgung
                                                                                     • Wegen biphasischer Reaktion
                               Transport in Klinik                                   (in 10-20%) auch bei Therapieerfolg
                                                                                     12 h Kliniküberwachung anstreben

       © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020                  20
Versorgungspfad 13 • Sepsis

                                                                  Arbeitshypothese eingrenzen (Thesenfilter):
               Eintreffen und standardisierte                     - Andere Schockzustände
                     Erstuntersuchung                             - Anamnese
                                                                  Klinische Hinweise einer Infektion (Fokus?):
                                                                  Z.B.: Pneumonie, Harnwegsinfekt, Bauchraum-
                                                                  oder Weichteilinfekt, Meningitis, Immunschwä-
                                                                  che, kurzzeitig zurückliegender operativer
                                                                  Eingriff, invasive Maßnahme, Geburt etc.;
                                                                  Desorientiertheit, Unruhe, Delirium
                                                                  Beachte:
                   ABCDE - Prioritäten und                        - Grundhygiene / Eigenschutz!
                     Basismaßnahmen                               - Sepsis ist ein zeitsensitiver Notfall

                                                                  • NA-Ruf (ggf. regionale Vorgaben)

                                                                  qSOFA-Kriterien
                                                                  (quick Sequential Organ Failure Assessment,
                           Hinweis(e) auf                         vereinfachte Sepsis-Kriterien):
                                                                  - Atemfrequenz (Af) > 22/ min
                              Infektion?                          - Systolischer Blutdruck (SRR) < 100 mmHg
                          Kriterien positiv?                        und/oder Rekapillarisierungszeit > 2 sec
                                                                  - Verändertes Bewusstsein
                                                                    (Vigilanzminderung, GCS < 15)

                                                                  Beachte Hinweise auf:
                                   +                              Akute Enzephalopathie oder
                                                                  Akuter Sauerstoffmangel (Sättigung < 90%)
                            Organfunktions-                       ohne anderwärtige Ursache (Lungenödem,
                            störungen oder                        COPD etc.) oder
         N                     Schock?                            neu aufgetretene Hautveränderungen
                                                                  (Petechien) oder
                                                J                 Hypotonie: SRR < 90 mmHg

                                                                  RDE= Richtdosis Erwachsene

                                                                  • Ggf. Erhöhung Volumengabe
                            Volumengabe                           • CAVE Volumengabe bei
                               Boli 20 ml/ kgKG                     - Schwerer Herzinsuffizienz
                             RDE 1500 - 2000 ml                     - Lungenödem-Zeichen
                        (z. B. Ringer-Acetat-Lösung)                - Dialysepflichtiger Niereninsuffizienz
                                                                   NA: Katecholamintherapie
                                                                  - Erwäge Antibiotikum bei V. a. Meningitis

                                                                  - Zügige Versorgung (< 20 min)
                     Übergabe (not)ärztliche                        + Transport in geeignete Zielklinik
                                                                  - Regionale Zuweisungsstrategie
                       Weiterversorgung                           - Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit) mit
                       Transport in Klinik                          Verdachtsdiagnose Sepsis Zielort regional:
                                                                  - Sepsis à ZNA
                                                                  - Septischer Schock à SCHOCKRAUM
Beachte regionale
Medikationsprotokolle

     © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020                21
Versorgungspfad 14 • Hypoglykämie
                                                                           Arbeitshypothese eingrenzen
                    Eintreffen und standardisierte                         (Thesenfilter):
                                                                           - Intoxikation, Schlaganfall, ICB,
                          Erstuntersuchung                                   Krampfleiden, SHT
                                                                           • Bewusstseinstrübung / Bewusstlos
                                                                           • Neurologische Symptomatik
                                                                           - Anamnese (Diabetes mellitus)
                                                                           - Vormedikation
                                                                           Mittels BZ-Messung wird
                         ABCDE - Prioritäten und                           Hypoglykämie
                           Basismaßnahmen                                  zusätzlich quantitativ gemessen und
                                                                           symptomatisch behandelt.
                                                                           Cave: Unterlassene BZ-Messung bei
                                                                           WASB < W oder neurologischer
                                                                           Symptomatik.
                              Versorgungspfad
                                                                           Beachte:
                               Hypoglykämie                                Ggf. aggressiver oder
                                                                                inadäquater Patient

           N                                                               Symptomatik?
                               BZ < 60 mg/ dl ?                            Bewusstseinstrübung aller Grade
                                                                           Neurologische Symptomatik

                                                     J
                                                                       Beachte:
                                                                       • Konzentrierte Glucoselösungen i.v. nur
                                 Glucosegabe                             verdünnt applizieren
                                 8 - 16 g (0,2 g/ kgKG) #               (# empfohlen Glucose 20%; Glucose 40%
                              i. v. bei laufender Infusion                darf nur zentralvenös gegeben werden)
                        Orale Gabe nur bei wachem Patienten!           - Beachte regionale Protokolle
                                                                       - Repetitionsdosis gemäß regionaler
                                                                         Protokolle

                                                                    • Ggf. weitere Ursachenfindung
                                                                    • NA-Ruf bei unklarer oder anhaltender
                                                                      Bewusstseinsstörung oder Therapie-
                                                                      resistenz (regionale Vorgaben)
                                                                    • Transportverweigerung n. RD-Behandlung:
Beachte regionale                                                     Beachte regionales Protokoll
Medikationsprotokolle                                               • Patienten nach erfolgreicher Therapie vor
                                                                      Ort lassen: Regionales Protokoll
                                                                    - Ggf. Übergabe in ärztliche Weiterbehandlung

                          Übergabe in (not)ärztliche
                             Weiterversorgung
                             Transport in Klinik

      © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020              22
Versorgungspfad 15
 Status generalisierter tonisch-klonischer Anfall (SGTKA)*
* > 5 Minuten, bzw. Anfallsserie ohne vollständiges Erwachen                      Arbeitshypothese eingrenzen (Thesenfilter):
                                                                                  • ZNS-Schäden, Intoxikation
                                                                                  • Hypoxischer Krampfanfall
                                                                                  • Hypoglykämischer Krampfanfall
                                                                                  • Psychogener Anfall
            Eintreffen und standardisierte
                                                                                  Beachte:
                  Erstuntersuchung                                                Anamnese, Vormedikation
                                                                                  • NA Indikation regionale Vorgaben
                                                                                   Beachte Warnsignale:
                  ABCDE - Prioritäten und                                          • Obere Atemwegsverlegung
                                                                                   • Ggf. „oberes Atemwegsproblem“ in
                    Basismaßnahmen                                                   der Nachschlafphase (postiktale Phase)
                                                                                   • Ggf. fokale oder generalisierte Krämpfe
                                                                                   Beachte:
                                                                                   • Bei Bewusstseinsstörung:
                      Versorgungspfad                                                Ausschluss einer zugrundeliegenden
                    Status Generalisierter                                           Hypoglykämie
                        Krampfanfall                                              Zweitgabe nach Laientherapie:
                                                                                  Wenn bereits Gabe durch z. B. Angehörige:
                                                                                  Regionales Protokoll beachten!
                                                                                  (Z. B.: Erstgabe durch RettD in ½ Dosierung!)
                                                                                Alternativ nach Verfügbarkeit bzw. nach
                                                                                regionalem Protokoll:
                                                                                • Lorazepam 0,05 mg/ kgKG i.v. oder
                                                                                • Lorazepam 2,5 mg buccal („off label“) oder
                                                                                • Midazolam buccal (Buccolam) bis zum 18. Lj.,
                                                                                  Lösung zur Anwendung in der Mundhöhle
                          Antikonvulsiva                                          Dosierung: 3 Mon. bis < 1. Lj.: 2,5 mg, 1. Lj. bis
                           (Ab 4. Lebensmonat!)                                   < 5. Lj.: 5 mg, 5. Lj. bis < 10. Lj.: 7,5 mg, 10. Lj.
                  Midazolam nasal (MAD #) ,                                       bis < 18. Lj.: 10 mg oder
                                                                                • Diazepam Rectiole 0,3 - 0,5 mg/ kgKG; RDK:
           0,2 - 0,3 mg/ kgKG (RDK); ab 50 kgKG: 10 mg
                                                                                5 mg < 15 kg (4 Monate bis etwa 3 Jahre)
         oder Midazolam i.v., titriert 0,05 - 0,1mg/ kgKG                       10 mg, > 15 kg (ca. 3 Jahre bis ca. 6 Jahre)
                                                                                Midazolam i.m. (Desijekt ®) 5 mg/ml (RDE 10mg)
                                                                                # MAD-Einsatz = „off label“
                                                                                Wiederholung Benzodiazepin: Beachte
                                                                                regionale Protokolle!
                                                                                Wenn Venenzugang vorhanden:
                                                                                - Midazolam-Gabe titriert 0,1 mg kgKG i.v.
                                                                                - Lorazepam 0,05 mg kgKG max. 0,1 mg kgKG
                                                                                - Andernfalls titriert die o.g. Dosis erhöhen
               Ggf. Antipyrese bei Fieber                                       - Immer Wirkungseintritt abwarten
             Paracetamol Supp. 10 - 15 mg/ kgKG                                 Beachte:
                                                                                Physikalische Maßnahmen: z. B. Wadenwickel

                                                                                   • Ggf. weitere Ursachenfindung
         Übergabe (not)ärztliche Weiterversorgung                                  • Ggf. NA-Rendezvous bei unklarer
                                                                                     Bewusstseinsstörung oder
                        Transport in Klinik                                          persistierendem Krampfanfall
                                                                                   - Regionale Zuweisungsstrategie
Beachte regionale                                                                  • Voranmeldung (Ankunftsuhrzeit)
                                   RDE / RDK = Richtdosis Erwachsene / Kinder
Medikationsprotokolle                                                              • Ggf. Übergabe in ärztliche Weiterversorgung

   © AG NUN-Algorithmen NotSan Jahrgang 2021 LV ÄLRD Niedersachsen / Bremen • Stand: 18.11.2020                                 23
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