NOAK als alternative Therapieoption bei tumorassoziierter venöser Thromboembolie

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NOAK als alternative Therapieoption bei tumorassoziierter venöser Thromboembolie
MEDIZIN

Übersichtsarbeit

NOAK als alternative Therapieoption bei
tumorassoziierter venöser Thromboembolie
Jan Beyer-Westendorf, Robert Klamroth, Stephan Kreher, Florian Langer, Axel Matzdorff, Hanno Riess

                                                                                                      T
                                                                                                            iefe Beinvenenthrombosen und Lungenarterien-
Zusammenfassung                                                                                             embolien, zusammengefasst als venöse Throm-
                                                                                                            boembolien (VTE), tragen erheblich zur Morbi-
Hintergrund: Krebspatienten haben im Vergleich zur Normalbevölkerung ein 4- bis
                                                                                                      dität und Mortalität von Tumorpatienten bei (1, 2). Es
7-fach erhöhtes Risiko, eine venöse Thromboembolie (VET) zu erleiden. Unter Anti-
                                                                                                      wird geschätzt, dass etwa 20–30 % aller erstmaligen
koagulation sind sie zudem häufiger von Blutungskomplikationen und VTE-Rezidi-
                                                                                                      VTE eine Tumorassoziation haben (2); das absolute
ven betroffen. Patienten empfinden die Therapie mit niedermolekularen Heparinen
                                                                                                      Risiko einer VTE (kumulative Inzidenz) bei Tumor-
(NMH) oft als belastend; circa 20 % brechen die Therapie in den ersten sechs Mo-
naten ab.
                                                                                                      patienten wird mit 1–8 % angegeben. Sie haben im
                                                                                                      Vergleich zur Normalbevölkerung ein 4- bis 7-fach
Methoden: Nach nichtsystematischer Literatursuche wurden interdisziplinär (Häma-                      erhöhtes Risiko, eine venöse Thromboembolie zu er-
tologie, Onkologie, Hämostaseologie und Angiologie) Handlungsempfehlungen zur                         leiden, bedingt durch lokale Kompressionssyndrome,
Therapie von tumorassoziierten Thrombosen mit nicht-Vitamin-K-antagonisierenden                       Immobilität, prokoagulatorische Effekte durch den
oralen Antikoagulanzien (NOAK) erarbeitet.                                                            Tumor und die Tumortherapien sowie die Langzeit-
                                                                                                      anwendung von Portsystemen (2). Die Antikoagulati-
Ergebnisse: Patienten-, tumor- und tumortherapiespezifische Faktoren sowie klini-
                                                                                                      onsbehandlung der venösen Thromboembolie erhöht
sche Situationen wurden identifiziert, welche die Therapieentscheidung im konkre-
                                                                                                      das vorbestehende Blutungsrisiko der aktiven Krebs-
ten Einzelfall steuern sollten. NOAK können eine Alternative darstellen, die zur Re-
                                                                                                      erkrankungen zusätzlich, was die VTE-Therapie bei
duktion von VTE-Rezidiven (allerdings auf Kosten vermehrter Blutungen), aber nicht
                                                                                                      Tumorpatienten besonders schwierig macht (3, 4).
zu einem Mortalitätsbenefit führen. Zu beachten sind zahlreiche Faktoren, die eine
                                                                                                      Daher wird dieses Krankheitsbild auch als „tumoras-
NOAK-Therapie beeinträchtigen oder sogar unmöglich machen können.
                                                                                                      soziierte VTE“ (CAT, „cancer-associated thrombo-
Schlussfolgerung: Es ist davon auszugehen, dass die zukünftige Therapie der tu-                       sis“) von der allgemeinen VTE abgegrenzt. Obwohl
morassoziierten VTE bei vielen Patienten nicht eine „NOAK versus NMH“-Entschei-                       keine genaue Definition des Begriffs „aktive Krebser-
dung sein wird, sondern alternative Umstellungen erfolgen werden: von NMH zu                          krankung“ existiert, ist es nach dem allgemeinen kli-
NOAK (in stabileren Phasen der Tumorerkrankung mit geringem Komplikationsrisiko                       nischen Verständnis, aber auch nach den in dieser In-
und hohem Stellenwert der Lebensqualität) sowie von NOAK zu NMH (beispielswei-                        dikation durchgeführten jüngeren Studien sinnvoll,
se bei Erbrechen oder Thrombozytopenie, wenn die Langzeiterfahrungen mit NMH,                         hierunter neben einer Krebsdiagnose innerhalb der
die parenterale Applikation oder eine stufenweise Dosisanpassung von Vorteil sind).                   vergangenen 6–24 Monate auch rezidivierende, lokal
                                                                                                      fortgeschrittene oder metastasierte Erkrankungen so-
Zitierweise
                                                                                                      wie eine innerhalb der letzten sechs Monate durchge-
Beyer-Westendorf J, Klamroth R, Kreher S, Langer F, Matzdorff A, Riess H:
                                                                                                      führte Krebstherapie und hämatologische Malignome
Non-vitamin K antagonist oral anticoagulants (NOAC) as an alternative treatment
                                                                                                      ohne vollständige Remission zu subsumieren.
option in tumor-related venous thromboembolism. Dtsch Arztebl Int 2019; 116:
                                                                                                         Das VTE-Risiko ist abhängig von der Tumorentität
31–8. DOI: 10.3238/arztebl.2019.0031
                                                                                                      (höher bei den eher selteneren Pankreas-, Hirn- und
                                                                                                      Magentumoren sowie beim Myelom unter immunmo-
                                                                                                      dulierender Therapie; niedriger bei den wesentlich
                                                                                                      häufigeren Prostata-, Zervix-, Uterus- oder Brusttu-
                                                                                                      moren), vom lokalen Tumorstadium und dem Aus-
                                                                                                      maß der Metastasierung, was insbesondere auch für
Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bereich Hämatologie und Hämostaseologie, Universitätsklinikum   das VTE-Rezidivrisiko gilt (relative Risikoerhöhung
Carl Gustav Carus Dresden; King‘s Thrombosis Service, Department of Hematology, King‘s College        durch Metastasierung etwa 1,4) (5).
London: PD Dr. med. Jan Beyer-Westendorf
                                                                                                         Aufgrund der verbesserten Sensitivität von Com-
Klinik für Innere Medizin – Angiologie und Hämostaseologie, Vivantes Klinikum im Friedrichshain,
Berlin: PD Dr. med. Robert Klamroth                                                                   putertomografie und Magnetresonanztomografie
Hämatologisch-onkologische Schwerpunktpraxis, Bad Liebenwerda: PD Dr. med. Stephan Kreher             steigt der Anteil asymptomatischer oder unerwarteter
                                                                                                      VTE-Ereignisse bei bildgebenden Tumorverlaufs-
II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hubertus Wald Tumorzentrum – Universitäres Cancer Center
Hamburg (UCCH), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf: PD Dr. med. Florian Langer                    kontrollen (6). Die Prävalenz derartiger Befunde wird
Medizinische Klinik II, Asklepios Klinikum Uckermark, Schwedt: Prof. Dr. med. Axel Matzdorff          mit etwa 2–6 % angegeben (7), und es wird empfoh-
Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin:         len, diese Zufallsbefunde bei Malignompatienten wie
Prof. Dr. med. Hanno Riess                                                                            eine symptomatische VTE zu therapieren, da auch

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 116 | Heft 3 | 18. Januar 2019                                                                                                31
MEDIZIN

             TABELLE 1

             Studienergebnisse für NMH versus VKA in der Therapie der tumorassoziierten venösen Thromboembolie*

               Studie                    N                      Therapieschema                         VTE-Rezidive              schwere Blutungen
                                                                     NMH                              NMH versus VKA              NMH versus VKA
               CANTHANOX (17)           146                   Enoxaparin 1,5 mg/d                       2,8 vs. 4,0 %               7,0 vs. 16,0 %
               CLOT (12)                676           Dalteparin 200 IE/kg/d für 4 Wochen,              8,0 vs. 15,8 %               5,6 vs. 3,6 %
                                                              danach 150 IE/kg/d
               ONCENOX (18)             102                Enoxaparin 1 und 1,5 mg/d                    6,6 vs. 10 %                 8,9 vs. 2,9 %
               LITE (16)                200                   Tinzaparin 175 IE/kg/d                    6,0 vs. 10 %                 7,0 vs. 7,0 %
               CATCH (13)               900                   Tinzaparin 175 IE/kg/d                    6,9 vs. 10 %                 2,7 vs. 2,4 %

          * modifiziert nach Ay et al. (32)
          NMH, niedermolekulare Heparine; VKA, Vitamin-K-Antagonisten; VTE, venöse Thromboembolien

          diese Befunde klinisch relevant sind (8–11). Trotz-                             In den zurückliegenden zwei Dekaden konnten Stu-
          dem ist bei allen Therapieentscheidungen der Schwe-                          dien sowohl für die Initialtherapie als auch für die Se-
          regrad der VTE (symptomatisch versus asymptoma-                              kundärprophylaxe der tumorassoziierten VTE das
          tisch; Lungenembolie versus proximale Thrombose                              überlegene klinische Nutzen-Risiko-Profil von NMH
          versus distale Thrombose) unbedingt mit einzubezie-                          im Vergleich zu unfraktioniertem Heparin (UFH)
          hen, um eine Übertherapie zu vermeiden. In diesem                            nachweisen (14).
          Kontext sollte auch beachtet werden, dass die für                               In einer kürzlich publizierten Netzwerk-Metaanaly-
          CAT-Patienten statistisch gut belegte Übersterblich-                         se konnte für NMH gegenüber VKA eine Reduktion
          keit (im Vergleich zu Tumorpatienten ohne Thrombose)                         des VTE-Rezidivrisikos bei vergleichbaren Blutungs-
          nicht allein durch das Auftreten tödlicher Lungen-                           raten gezeigt werden (15). Unterschiede in der Ge-
          embolien zu erklären ist, sondern auch Ausdruck einer                        samtmortalität zwischen beiden Untersuchungsarmen
          besonders aggressiv verlaufenden Grunderkrankung                             konnten in beiden Studien nicht nachgewiesen wer-
          sein kann.                                                                   den. Die Interpretation dieser Daten wird dadurch li-
                                                                                       mitiert, dass diese unter den standardisierten Bedin-
          CAT-Therapie mit niedermolekularem Heparin                                   gungen und dem überwachten Vorgehen klinischer
          oder Vitamin-K-Antagonisten                                                  Studien erhoben wurden, weshalb die Übertragbarkeit
          Der bisherige VTE-Therapiestandard umfasste die ini-                         auf den klinischen Versorgungsalltag kritisch zu hin-
          tiale Behandlung mit einem schnell wirksamen paren-                          terfragen ist.
          teralen Antikoagulans (in der Regel niedermolekulares                           Auf Basis der Ergebnisse von CLOT und CATCH
          Heparin, NMH) über ≥ 5 Tage gefolgt von einer über-                          sowie weiterer kleinerer Studien (Tabelle 1) wurde in
          lappend begonnenen 3- bis 6-monatigen oralen Sekun-                          nationalen und internationalen Leitlinien für die Se-
          därprophylaxe mit Vitamin-K-Antagonisten (VKA).                              kundärprophylaxe der tumorassoziierten VTE vorran-
          Das therapeutische Vorgehen bei Patienten mit aktiver                        gig NMH gegenüber VKA empfohlen (11, 19, 20), ob-
          Tumorerkrankung unterscheidet sich in wesentlichen                           wohl in den methodisch zuverlässigsten NMH-Studi-
          Aspekten vom Vorgehen bei Nichttumorpatienten.                               en (12, 13, 21, 22) die Rate an VTE-Rezidiven bei
          Durch eine veränderte Pharmakokinetik bei kachekti-                          10–15 % und die Rate an schweren Blutungen bei
          schen Patienten, kritische Leber- und Nierenfunktions-                       2,5–4 % lag und somit bei tumorassoziierten VTE
          einschränkungen, krankheits- oder therapieassoziierte                        auch unter leitlinienkonformer Behandlung mit NMH
          Thrombozytopenien, Medikamenteninteraktionen sowie                           relativ häufig Komplikationen auftreten. Die Beob-
          durch eine veränderte orale Bioverfügbarkeit aufgrund                        achtungszeit in diesen Studien lag bei sechs Monaten,
          gastrointestinaler Infekte oder therapiebedingtem Er-                        weshalb die Datenlage für die Phase nach der derzeit
          brechen kann die Einstellung des therapeutischen                             regelhaft empfohlene prolongierte Sekundärpräventi-
          INR-Zielbereichs (INR, „international normalized                             on über 3–6 Monate (10, 11) schwach ist.
          ratio“) bei der Anwendung von VKA schwierig sein. So                            Die Anwendung von NMH ist mit verschiedenen
          lag die „time in therapeutic range“ (TTR) der INR bei                        Limitationen verbunden. Die Notwendigkeit der fort-
          den mit Warfarin behandelten Patienten der CLOT- und                         dauernden subkutanen Applikation, das Risiko einer
          CATCH-Studie nur bei 46 beziehungsweise 47 % (12,                            Heparin-induzierten Thrombozytopenie und Kosten-
          13). Demgegenüber weisen NMH aufgrund ihrer guten                            gründe können Ursachen für die limitierte Therapie-
          Bioverfügbarkeit und der geringen Plasmaeiweißbin-                           treue unter parenteraler Antikoagulation sein. In einer
          dung nur geringe interindividuelle Dosis-Wirkungs-                           nichtrepräsentativen Umfrage deutscher Hämatolo-
          Schwankungen und Medikamenteninteraktionsmög-                                gen, Onkologen und Angiologen (6 % Rücklaufquote)
          lichkeiten auf.                                                              gaben 76 % der Befragten an, bei der Initialtherapie

32                                                                                                   Deutsches Ärzteblatt | Jg. 116 | Heft 3 | 18. Januar 2019
MEDIZIN

   TABELLE 2

   Übersicht über die Charakteristika der NOAK Dabigatran, Apixaban, Edoxaban und Rivaroxaban *1

                             NOAK                  Dabigatran                         Apixaban                          Edoxaban                     Rivaroxaban
     Wirkprinzip                           direkte Thrombinhemmung          direkte Faktor-Xa-Hemmung            direkte Faktor-Xa-Hemmung    direkte Faktor-Xa-Hemmung
     Dosierintervall                                2 × täglich                       2 × täglich                        1 × täglich                   1 × täglich
     Pharmakokinetik/                            dosisproportional                dosisproportional                  dosisproportional             dosisproportional
     Pharmakodynamik                           (10–400 mg 3 × tgl.)              (2,5–25 mg 3 × tgl.)                  (10–150 mg)                 (5–30 mg 3 × tgl.)
     Zeit bis zur maximalen                         1,25–1,5 h                          3–4 h                             1–3,5 h                        2–4 h
     Plasmakonzentration *2
     Halbwertzeit *2                                 12–17 h                            8–15 h                            9–10 h                         6–9 h
     Elimination                                  renal: > 80 %                  renal: 24,5–28,8 %                      renal: 35 %                  renal: 36 %
     (nach oraler Gabe)                                                                                            biliär/intestinal: 62 %             fäkal: 7 %
                                                                                                                   Metabolismus: < 25 %
     Einfluss von Nahrung auf                      kein Einfluss                     kein Einfluss                   minimaler EInfluss         erhöhte Bioverfügbarkeit
     Bioverfügbarkeit                                                                                                                           höherer Dosierungen bei
                                                                                                                                                 Einnahme mit Nahrung
     Medikamenteninteraktionen             relevant für starke Hemmer        relevant für starke Hemmer          relevant für starke Hemmer    relevant für starke Hemmer
                                            oder Induktoren von P-GP        oder Induktoren von CYP3A4            oder Induktoren von P-GP    oder Induktoren von CYP3A4
                                                                                   und/oder P-GP                                                     und/oder P-GP
     publizierte multizentrische                         –                                 –                     HOKUSAI-VTE-Cancer (21)            SELECT-D (22)
     RCT zur Therapie
     tumorassoziierter VTE

*1 adaptiert nach (30); *2 gesunde Probanden, verschiedene Dosierungen
CYP3A4, Cytochrom P450 3A4; NOAK, nicht-Vitamin-K-antagonisierende orale Antikoagulanzien; P-GP, Glykoprotein;
RCT, randomisierte kontrollierte Studie; VTE, venöse Thromboembolien

venöser Thromboembolien NMH einzusetzen, wohin-                               CAT-Therapie mit den neuen oralen
gegen 22 % bereits in den ersten drei Monaten auf ei-                         Antikoagulanzien
ne orale Antikoagulation mit VKA oder direkt wirken-                          Seit 2011 haben sich vier verschiedene NOAK in der
den nicht-Vitamin-K-antagonisierenden oralen Anti-                            Therapie der VTE etabliert, welche jedoch unterschied-
koagulanzien (NOAK) wechseln (e1). Nur knapp die                              liche pharmakologische Charakteristika aufweisen:
Hälfte der Tumorpatienten wurde in der 3- bis 6-                              Apixaban, Edoxaban und Rivaroxaban wirken als di-
monatigen Sekundärprophylaxe überhaupt mit einem                              rekte Hemmer des aktivierten Faktors X (FXa), Dabi-
NMH behandelt, davon fast die Hälfte nur in halb-                             gatran wirkt als direkter Thrombinhemmer (Tabelle 2).
therapeutischer Dosierung. Als häufigster Grund                                  In den vergangenen Jahren wurden für diese NOAK
für einen (vorzeitigen) Wechsel auf ein orales Anti-                          große Phase-III-VTE-Therapiestudien mit mehr als
koagulanz wurden Patientenvorbehalte gegenüber der                            25 000 eingeschlossenen VTE-Patienten publiziert,
subkutanen Applikationsweise der NMH genannt.                                 von denen allerdings weniger als fünf Prozent der Stu-
„Real-World-Daten“ aus Frankreich sowie den USA                               dienteilnehmer als Malignompatienten und noch weni-
bestätigen eine mangelnde Leitlinienadhärenz insbeson-                        ger als Patienten mit „active cancer“ einzustufen waren
dere mit fortdauernder Antikoagulationsdauer (23, 24).                        (e3–e10). Daher sind diesbezügliche Subgruppenanaly-
   Nach einer aktuellen Publikation aus den USA er-                           sen mit erheblichen Unsicherheiten behaftet, weshalb
hält nach sechs Monaten nur noch circa ein Drittel der                        dezidierte randomisierte kontrollierte Studien (RCT)
Tumorpatienten ein NMH, wohingegen die Therapie-                              zum Vergleich NOAK versus NMH bei der Behand-
persistenz bei den oralen Antikoagulanzien fast dop-                          lung der tumorassoziierten VTE erforderlich sind. In
pelt so hoch ist (23), was neben den pharmakologi-                            der HOKUSAI-VTE-Cancer-Studie (einer großen in-
schen Unterschieden aber auch der Patientenbeteili-                           ternationalen, offenen Nicht-Unterlegenheitsstudie mit
gung an den hohen NMH-Medikamentenkosten im                                   > 1 000 CAT-Patienten) wurde über einen Zeitraum
US-amerikanischen Gesundheitssystem geschuldet                                von zwölf Monaten die Therapie mit Edoxaban (begon-
sein kann. In einer europäischen Studie zeigten sich                          nen nach ≥ 5 Tagen NMH-Initialtherapie) mit einer
NMH-Abbruchraten von 21 % in den ersten sechs Mo-                             12-monatigen NMH-Gabe (Dalteparin, dosiert nach
naten, vorwiegend bedingt durch NMH-Nebenwir-                                 dem CLOT-Schema [Tabelle 1]) verglichen. Die Studie
kungen (e2), und häufig bestehen auch Abneigungen                             wies die Nichtunterlegenheit des kombinierten End-
von Patienten (und Behandlern) gegen monatelange                              punkts aus Rezidiv-VTE und schwerer Blutung mit
(Selbst-)Injektionen (25), sodass sich die Frage nach                         zahlenmäßig verminderter VTE-Rezidivrate unter Edo-
modernen oralen Therapiealternativen stellt.                                  xaban (7,9 % versus 11,3 %; relatives Risiko [RR]:

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 116 | Heft 3 | 18. Januar 2019                                                                                                                   33
MEDIZIN

   TABELLE 3

   Verfügbare Alltagsdaten zum Einsatz von NOAK in der Therapie der tumorassoziierten venösen Thromboembolie*

     Studie/Erst-       N                        Studiendesign           Dauer                 VTE-Rezidive                   schwere Blutungen          Sterblichkeit
     autor
     XALIA/             Rivaroxaban: 146         prospektives            6 Monate              3,5 %                          1,4 %                      4,8 %
     Turpie (e15)                                Register
     Ageno (e16)
     Mahe               unterschiedliche         prospektives            ~ 4,5 Monate          Brustkrebs (n = 938)
     (e17)              Antikoagulations-        Register                                      5,6 %/Jahr                     4,1 %/Jahr [2,7; 5,9]      31 %/Jahr [26; 31]
                        Therapien                                                              (95-%- KI: [3,8; 8,1]

                                                                                               Prostatakrebs (n = 629)        13 %/Jahr [9,2; 17]        33 %/Jahr [27; 35]
                                                                                               6,9 %/Jahr [4,4;10]
     Bott-Kitslaar      Rivaroxaban: 118         prospektives            ≥ 3 Monate            3,3 %                          2,5 %                      31 %
     (e11)                                       Register
     McBane             Rivaroxaban: 135         prospektives            ~ 6,5 Monate          Rivaroxaban: 2,8 %             Rivaroxaban: 2,2 %         Rivaroxaban: 30 %
     (e12)              NMH: 121                 Register                                      NMH: 1,7 %                     NMH: 5,8 %                 NMH: 41 %
                                                                                               (p = 0,45)                     (p = 0,20)                 (p = 0,047)
     Mantha             Rivaroxaban: 200         prospektive             prospektives          4,4 % [1,4; 7,4]               2,2 % [0,0; 4,2]           17,6 % [11,3; 23,0]
     (e13)                                       Kohortenstudie          Register
     Khorana            Rivaroxaban: 1 728       retrospektive           unbekannt             unbekannt                      2,61 %/Jahr                unbekannt
     (e19)                                       Datenbankanalyse                                                             [1,80; 3,78]
     Ross               NOAK: 30                 retrospektive           6 Monate              NOAK: 3,3 %                    NOAK: 13,3 %               unbekannt
     (e18)              (Rivaroxaban in 27)      Fallanalyse                                   NMH: 5,7 %                     NMH: 10,6 %
                        NMH: 123
     Pignataro          Rivaroxaban: 400;        retrospektive           6 Monate              3,25 %                         5,5 %                      29,2 %
     (e14)              (302 [75,5 %])           Fallanalyse
                        mit initialer
                        Enoxaparin-Vorbe-
                        handlung für im
                        Median 3 Tage)

*modifiziert nach Beyer-Westendorf; adaptiert von (28)
NMH, niedermolekulare Heparine; NOAK, nicht-Vitamin-K-antagonisierende orale Antikoagulanzien; VTE, venöse Thromboembolie; 95-%-KI, 95-%-Konfidenzintervall

                            0,74; 95-%-Konfidenzintervall: [0,48; 1,06]) und signi-                      tendenzielle Reduktion rezidivierender VTE klinisch be-
                            fikant vermehrten schweren Blutungsereignissen (6,9 %                        deutsamer sein kann als das unter dieser Therapie erhöh-
                            versus 4,0 %; RR: 1,77 [1,03; 3,04]) nach (21). In der                       te Blutungsrisiko. Weil das Auftreten eines VTE-Rezi-
                            SELECT-D-Studie, einer offenen, randomisierten Pilot-                        divs unter therapeutischer Antikoagulation oft zu einer
                            studie an 406 CAT-Patienten, wurde für Rivaroxaban                           weiteren Erhöhung der Antikoagulationsintensität führt
                            (2 × 15 mg/Tag für 21 Tage gefolgt von 1 × 20 mg/Tag)                        (verbunden mit einer weiteren Steigerung des Blutungs-
                            im Vergleich zu Dalteparin (dosiert nach dem                                 risikos) und weil die notwendige lückenlose, intensive
                            CLOT-Schema) eine verminderte VTE-Rezidivrate                                Antikoagulation nicht selten auch Tumorresektionen
                            (4 % versus 11 %; RR: 0,43 [0,19; 0,99]) bei vermehrter                      oder Chemotherapien verzögert, ist die konsequente Ver-
                            Blutungstendenz (schwere Blutungen 6 % versus 4 %;                           hinderung thromboembolischer Komplikationen essen-
                            RR: 1,83 [0,68; 4,96]) berichtet (22). Inzwischen ist ei-                    ziell für eine planmäßige Durchführung der Tumorthera-
                            ne Metaanalyse beider Studien verfügbar, die für eine                        pie. Demgegenüber scheint das durch Edoxaban und Ri-
                            Therapie mit Edoxaban oder Rivaroxaban gegenüber                             varoxaban statistisch signifikant erhöhte Blutungsrisiko
                            Dalteparin einen Trend zu weniger VTE-Rezidiven                              auf zumeist gut beherrschbare Schleimhautblutungen
                            (5,8 % versus 8,8 %; RR: 0,65 [0,42; 1,01]; „numbers                         begrenzt und somit aus klinischer Sicht mit deutlich we-
                            needed to treat“: 33) zeigt, allerdings auf Kosten eines                     niger Konsequenzen behaftet. So zeigte eine Detailaus-
                            signifikant erhöhten Risikos für schwere Blutungen                           wertung aus der HOKUSAI-VTE-Cancer-Studie, dass
                            (5,5 % versus 3,2 %; RR: 1,74 [1,05; 2,88]; „numbers                         die Rate lebensbedrohlicher Blutungen zwischen beiden
                            needed to harm“: 44) und klinisch relevante nicht-                           Therapiearmen etwa gleich war (12/522 oder 2,3 %
                            schwere Blutungen (12,3 % versus 6,7 %; RR: 2,31                             mit Edoxaban und 13/524 oder 2,5 % mit Dalteparin),
                            [0,85; 6,28]; „numbers needed to harm“: 18) (26).                            während die Differenz bei den schweren, nicht lebens-
                               Die Mortalität unterschied sich zwischen beiden The-                      bedrohlichen Blutungen unter Edoxaban vorrangig bei
                            rapieoptionen nicht (25,9 % versus 24,9 %; RR: 1,03                          Patienten mit gastrointestinalen Tumoren beobachtet
                            [0,85; 1,26]). Die Autoren möchten darauf hinweisen,                         wurde, vor allem durch Blutungen im oberen Gastro-
                            dass die unter Edoxaban oder Rivaroxaban beobachtete                         intestinaltrakt (21, 27).

34                                                                                                                       Deutsches Ärzteblatt | Jg. 116 | Heft 3 | 18. Januar 2019
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   TABELLE 4

   NOAK bei tumorassoziierter venöser Thromboembolie: potenzielle Risikofaktoren

     Risikofaktoren                              Erläuterung
     Tumorerkrankung mit                         Es gibt etablierte Tumorsituationen mit einem bekannt hohen Blutungsrisiko:
     hohem Blutungsrisiko                        AML, ALL, gastrointestinale Tumore, urotheliale Tumore, Gliom und Hirnmetastasen,
                                                 Pankreaskarzinom, exulcerierende Tumore
     Mukositis,                                  Mukositis (zum Beispiel nach Bestrahlung, bei Fluoropyrimidinen, MTX u. a.):
     mechanisch bedingte                         erhöhtes Blutungsrisiko, dazu NOAK-Resorption unklar;
     Schluckstörungen                            mechanisch bedingte Schluckstörungen (zum Beispiel bei Tumoren von Mund/Rachen,
                                                 Tumoren des oberen Gastrointestinaltraktes): NOAK-Resorption unklar
     Übelkeit, Erbrechen,                        Nausea/Vomitus sind häufige Nebenwirkungen von Tumortherapien: NOAK-Aufnahme und Resorption unklar;
     Durchfall, längerfristige                   Opioide verlangsamen Peristaltik und Resorption: NOAK-Resorption unklar;
     Opioid-Therapie                             Diarrhö (zum Beispiel auch unter Tyrosinkinasehemmern u. a.), Kurzdarmsyndrom, Fisteln, Peritonealkarzinose:
                                                 NOAK-Resorption unklar
     klinisch relevante                          Apixaban, Edoxaban und Rivaroxaban sind ab einer Kreatinin-Clearance < 15 mL/min nicht mehr empfohlen,
     Nierenfunktionseinschränkungen              Dabigatran ist ab einer Kreatinin-Clearance < 30 mL/min kontraindiziert.
                                                 Alter, chronische Vorschädigungen, maligne Grunderkrankung (zum Beispiel Myelom), Nebenwirkungen
                                                 der Tumor- (Cisplatin u. a.) und Supportivtherapie (zum Beispiel Antibiotika) sowie Therapiekomplikationen
                                                 (Tumorlyse, Infektion, Sepsis) u. v. m. können die Nierenfunktion akut oder chronisch beeinträchtigen:
                                                 NOAK-Elimination möglicherweise beeinträchtigt; Akkumulationsgefahr und erhöhtes Blutungsrisiko
     pharmakologische                            Für zahlreiche Tumortherapeutika sind unterschiedlich bedingte Interaktionen mit NOAK potenziell möglich
     Interaktion zwischen NOAK und               (z. B. Dexamethason, Tamoxifen, Vinca-Alkaloide, Tyrosinkinasehemmer u. v. m.), wobei es wenige Daten zur
     Tumortherapie                               klinischen Relevanz und einer möglicherweise notwendigen NOAK-Dosisanpassung gibt. Die wichtigsten, für die
                                                 verschiedenen NOAK unterschiedlichen Interaktionsmöglichkeiten betreffen die Hemmung oder Induktion von
                                                 CYP3A4 und/oder P-GP. Ein Interaktionscheck wird empfohlen (zum Beispiel: www.drugs.com/drug_interactions.html
                                                 oder [33, 34]): je nach Interaktion Abschwächung oder Verstärkung der NOAK-Wirkung möglich
     schwerwiegende                              Bei Patienten mit hämatologischen Erkrankungen, bei intensiver, Hypoplasie-/Aplasie-induzierender Chemotherapie
     Thrombozytopenie                            (zum Beispiel Leukämien, Myelom, Lymphome), aber auch bei soliden Tumoren mit hochdosierten oder dosisdichten
                                                 Therapien treten Thrombozytopenien häufig auf.
                                                 Ab einer Thrombozytopenie < 50 000/µL ist auch bei fehlenden Blutungszeichen eine Antikoagulation kritisch
                                                 zu hinterfragen. Es gibt Empfehlungen zur Dosierung von Heparinen bei Thrombozytopenie (35); es gibt keine
                                                 Empfehlungen zur Dosisanpassung für NOAK: erhöhtes Blutungsrisiko
     keine Gesundheitskompetenz                  Patienten sollen in der Lage sein, die Indikation zur Antikoagulation zu erfassen und in den zum Teil komplexen
                                                 Therapieplan der Tumorerkrankung zu integrieren. Der Patient wurde aufgeklärt über die Symptome einer
                                                 Rezidiv-VTE und über das Blutungsrisiko und kann sich bei Auftreten von Komplikationen Hilfe organisieren.

ALL, akute lymphatische Leukämie; AML, akute myeloische Leukämie; CYP3A4, Cytochrom P450 3A4; MTX, Methotrexat; NOAK, nicht-Vitamin-K-antagonisierende orale Antikoagulanzien;
P-GP, P-Glykoprotein; VTE, venöse Thromboembolie

   Neben den Daten aus den beschriebenen RCT zeigen                           Registern, so unterscheiden sich die zugrundeliegen-
zahlreiche Untersuchungen, dass die NOAK längst                               den Tumorentitäten merklich, was darauf hindeutet,
Einzug in den Therapiealltag von CAT-Patienten gehal-                         dass neben Patientenfaktoren, wie etwa Alter oder
ten haben (e11–e19). Tabelle 3 listet Beispiele für der-                      Nierenfunktion, vor allem auch Tumorentität und
zeit veröffentlichte Alltagsdaten auf inklusive der mit                       -stadium die Wahl der Antikoagulation zu beeinflus-
den Studiendaten generell vergleichbaren Raten an                             sen scheinen. Da orale Antikoagulanzien (inklusive
VTE-Rezidiven und schweren Blutungen unter NOAK                               der den NMH unterlegenen VKA) in Studien eine ge-
(28). Auf Basis all dieser wissenschaftlichen und klini-                      ringere Abbruchrate als NMH zeigten, ist davon aus-
schen Daten haben inzwischen erste Leitlinien Edoxa-                          zugehen, dass die Verordnung eines NOAK bei vielen
ban und, mit methodischen Einschränkungen, Rivaro-                            Patienten mit tumorassoziierter VTE zu einer relevan-
xaban als zu NMH gleichwertige Therapiealternativen                           ten Verbesserung der Therapiepersistenz führen kann
für CAT-Patienten gelistet (10, 29).                                          (21), was angesichts der in Leitlinien empfohlenen
                                                                              verlängerten Therapiedauer zukünftig von großer Be-
Welche Patienten könnten wann von                                             deutung sein könnte.
einem NOAK profitieren?                                                          Die Entscheidung zum Einsatz eines NOAK bei
Ein relevanter Anteil von Patienten mit tumorassozi-                          CAT-Patienten sollte der behandelnde Arzt vor dem
ierter VTE wird nicht langfristig mit einem NMH be-                           Hintergrund des damit verbundenen erhöhten Blu-
handelt (e1, e2, e12, e15). Grund dafür könnte vor al-                        tungsrisikos allerdings unter entsprechender Nutzen-
lem eine verbesserte Patientenakzeptanz beim Einsatz                          Risiko-Abwägung treffen. Hierbei erscheint die An-
oraler Antikoagulanzien mit dadurch länger andau-                             wendung von Edoxaban oder Rivaroxaban vor allem
ernder Therapiepersistenz sein. Betrachtet man die                            bei Patienten mit stabiler Tumorerkrankung und ins-
mit NMH oder NOAK behandelten CAT-Patienten in                                gesamt niedrigem Blutungsrisiko erwägenswert (zum

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 116 | Heft 3 | 18. Januar 2019                                                                                                                        35
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          Beispiel stabile Patienten mit metastasiertem Mam-       Echokardiografie (zum Ausschluss einer Rechtsherz-
          ma- oder Prostatakarzinom und gut kontrollierter Tu-     belastung) und CT-Angiografie (zum Ausschluss ei-
          moraktivität, Patienten mit niedrigmalignen Lympho-      ner neuen LAE sowie zur Abklärung von Differenzi-
          men oder chronischer lymphatischer Leukämie et ce-       aldiagnosen) ergänzt werden sollte. Die weitere
          tera).                                                   Nachsorge (bildgebende oder klinische VTE-Ver-
             Demgegenüber sollten NOAK bei einem erwartet          laufskontrollen, Festlegung der Dauer der Antikoagu-
          hohen Blutungsrisiko eher zurückhaltend eingesetzt       lation) sollte sich dann nach den Besonderheiten des
          werden. Dies betrifft insbesondere                       Einzelfalles richten.
             ● Patienten mit blutungskritischer Tumorentität be-
          ziehungsweise Tumor- oder Metastasenlokalisation         Handlungsempfehlungen für NOAK:
          (zum Beispiel lokal fortgeschrittene Magenkarzino-       Patientenauswahl, Aufklärung und Nachsorge
          me, kolorektale Karzinome, Hirntumore, fortgeschrit-     Aus den bisher verfügbaren Daten, den Erfahrungen
          tene Lungentumore mit endobronchialem Tumorein-          mit CAT-Patienten und den klinischen und pharmako-
          bruch, fortgeschrittenes Blasenkarzinom et cetera)       logischen Abwägungen ergeben sich die folgenden
             ● Patienten in Erkrankungssituationen mit hoher       Empfehlungen für die Einleitung einer NOAK-Thera-
          Tumordynamik (zum Beispiel hochmaligne Lympho-           pie bei Tumorpatienten:
          me) und zeitnaher Notwendigkeit tumorspezifischer           ● sorgfältige (und aktenkundige/dokumentierte)
          Maßnahmen (Chemotherapie, Strahlentherapie, Ope-         Aufklärung des CAT-Patienten über das Risiko von
          rationen et cetera), wie bei akuten Hämoblastosen        progredienten oder rezidivierenden Thromboembo-
          (akute myeloische Leukämie, akute lymphatische           lien und das durch Grunderkrankung, Tumortherapie
          Leukämie) oder                                           und Antikoagulation gesteigerte Blutungsrisiko
             ● Patienten mit vorliegender beziehungsweise zu          ● Anleitung zum Verhalten bei zusätzlichen VTE-
          erwartender Beeinträchtigung der Hämatopoese (kri-       Symptomen, Blutungen oder anderen Komplikatio-
          tische Thrombozytopenie).                                nen, wie Erbrechen, Durchfall, Verschlechterung der
             Weitere Faktoren, wie Schluckstörungen und Mu-        Diurese, schweren Entzündungen
          kositis, Übelkeit, Erbrechen, kritische Organinsuffi-       ● Erläuterung der Therapiealternativen NOAK ver-
          zienzen, Medikamenteninteraktionen und viele             sus NMH und Erläuterung, dass je nach Verlauf der
          mehr, können die Wirkspiegel der NOAK beeinflus-         Grunderkrankung und Therapie Umstellungen nötig
          sen und zu gefährlichen Über- oder Unterdosierun-        sein können
          gen führen (30).                                            ● Abklärung absoluter und relativer Ausschlusskri-
             Tabelle 4 listet Eignungskriterien und Risikofakto-   terien sowie Interaktionsrisiken (Fachinformation des
          ren auf, die bei der Entscheidung zur Anwendung ei-      jeweiligen NOAK sowie Tabelle 3)
          nes NOAK berücksichtigt werden sollten. Die Auto-           ● detaillierte Abwägung der NOAK-Auswahl und
          ren empfehlen, bei Patienten, die diese generellen       -Dosierung (Evidenz derzeit nur für therapeutische
          Eignungskriterien nicht erfüllen, insbesondere in den    Dosierungen von Edoxaban und Rivaroxaban vorlie-
          ersten Wochen nach Diagnose der CAT bevorzugt ei-        gend), wobei zu beachten ist, dass die Zulassung für
          ne parenterale Therapie durchzuführen, bis mehr kli-     Edoxaban eine mindestens fünftägige Initialtherapie
          nische Erfahrungen für NOAK gesammelt worden             mit NMH voraussetzt
          sind. Sollte bei diesen Patientengruppen trotzdem ein       ● Information des Mit-/Nachbehandlers über die
          NOAK eingesetzt werden, dann empfehlen die Auto-         Gründe der Therapiewahl, über mögliche Probleme
          ren den Einsatz von Edoxaban oder Rivaroxaban            (Interaktionspotenzial, Blutungen) und über Umstel-
          (wegen der verfügbaren Studiendaten) und die             lungskriterien von NOAK auf NMH
          Durchführung engmaschiger klinischer Kontrollen             ● NOAK-Funktions- oder Spiegelbestimmungen
          (zum Beispiel 1 x pro Woche für vier Wochen und an-      werden routinemäßig zwar nicht empfohlen, sind aber
          schließend alle 4–12 Wochen für die Dauer der An-        zu erwägen bei vermuteten Über- oder Unterdosie-
          tiokoagulation) im Hinblick auf Blutungen oder           rungen inklusive relevanter Medikamenteninteraktio-
          Symptome einer Rezidiv-VTE. Der Patient sollte in        nen
          der Lage sein, diese Symptome im häuslichen Um-             ● Vereinbarung eines kurzfristigen Kontrolltermins
          feld zu erkennen und im Fall des Auftretens Kontakt      zur Verlaufskontrolle der VTE, zur Erfassung mögli-
          zu dem behandelnden Arzt aufzunehmen. In jedem           cher Therapiekomplikationen und zur Beseitigung/
          Fall empfiehlt sich wegen des erhöhten VTE-Rezi-         Klärung möglicher Missverständnisse
          divrisikos von Tumorpatienten eine zeitnahe (inner-         ● regelmäßige Re-Evaluation der Therapieent-
          halb von zwei Wochen nach Diagnosestellung) erste        scheidung und Therapiedauer in Abhängigkeit des Er-
          sonografische Verlaufskontrolle bei tiefen Beinve-       krankungsverlaufs und patientenindividueller Fakto-
          nenthrombosen (TVT). Für Patienten mit tumorasso-        ren (Tumordynamik, tumorspezifische Therapien,
          ziierten Lungenarterienembolien (LAE) ohne TVT           Allgemeinzustand des Patienten, Laborwerte, Be-
          empfiehlt sich in analoger Weise eine klinische Ver-     gleitmedikation et cetera), wobei die Intervalle zwi-
          laufskontrolle innerhalb von zwei Wochen nach Di-        schen diesen Re-Evaluationen für Patienten mit akti-
          agnosestellung, welche nur bei Vorliegen neuer tho-      ven Tumorerkrankungen nicht länger als 3–6 Monate
          rakaler oder kardiopulmonaler Beschwerden um eine        betragen sollten.

36                                                                           Deutsches Ärzteblatt | Jg. 116 | Heft 3 | 18. Januar 2019
MEDIZIN

Fazit
Mit den Faktor-Xa-Hemmern Edoxaban und Rivaroxa-                              Kernaussagen
ban stehen nunmehr evidenzbasierte orale Therapieal-
ternativen zur Verfügung, die in der Wirksamkeits- und                        ● Tumorpatienten mit venösen Thromboembolien weisen unter Antikoagulation ein
Sicherheitsbalance mit den NMH in der Therapie der                               hohes Risiko für VTE-Rezidive (circa 10 %/Jahr) und schwere Blutungskomplikatio-
tumorassoziierten VTE vergleichbar sind, die aber                                nen (circa 6 %/Jahr) auf.
durch die orale Gabe (und den deutlich geringeren                             ● Der bisherige leitlinienempfohlene Therapiestandard mit niedermolekularem Hepa-
Preis) auch für Patienten und behandelnde Ärzte zu-                              rin (NMH) ist Vitamin-K-Antagonisten zwar überlegen, wird aber über längere Zeit-
sätzliche Vorteile bringen können. Dazu müssen jedoch                            räume von vielen Tumorpatienten nicht toleriert, was bei circa 20 % zu Therapieab-
die Grenzen einer oralen Antikoagulation bei diesen                              brüchen in den ersten sechs Monaten führt.
Hochrisikopatienten genau erfasst und beachtet wer-
den. Es ist zukünftig davon auszugehen, dass die The-
                                                                              ● Die nicht-Vitamin-K-antagonisierenden oralen Antikoagulanzien (NOAK) Edoxaban
                                                                                 und Rivaroxaban scheinen nach jüngsten Daten aus randomisierten kontrollierten
rapie der tumorassoziierten VTE bei vielen Patienten
                                                                                 Studien eine wirksame und sichere Therapiealternative für viele dieser Patienten zu
nicht eine „NOAK versus NMH“-Entscheidung sein
wird, sondern dass die meisten CAT-Patienten einen                               sein.
Wechsel ihrer Antikoagulation erfahren werden: von                            ● In einer Metaanalyse beider Studien zeigten Edoxaban/Rivaroxaban (E/R) im direk-
NMH zu NOAK – wenn Tumorerkrankung stabil,                                       ten Vergleich gegen NMH eine Reduktion der VTE-Rezidive (5,8 % für E/R versus
Komplikationsrisiko niedrig und Stellenwert der Le-                              8,8 % für NMH), allerdings auch eine Zunahme der schweren (5,5 % versus 3,2 %)
bensqualität hoch sind; von NOAK zu NMH – bei Er-                                und der klinisch relevanten Blutungskomplikationen (12,3 % versus 6,7 %), was vor
brechen, Durchfall oder Blutungskomplikationen, Hos-                             allem durch einen Anstieg gastrointestinaler Blutungen verursacht wurde.
pitalisierungen, septischen oder thrombopenen Verläu-
fen, wenn die größere Erfahrung mit NMH, die paren-
terale Applikation oder die Option der stufenweisen
Dosisanpassungen von Vorteil sind.

Danksagung                                                                    Literatur
Neben den sechs aufgelisteten Autoren waren Prof. Dr. med. Rupert Bau-         1. Khorana AA, Francis CW, Culakova E, Kuderer NM, Lyman GH: Throm-
ersachs (Angiologie, Klinikum Darmstadt) und Prof. Dr. med. Ulrich Hoff-          boembolism is a leading cause of death in cancer patients receiving out-
mann (Angiologie, Universitätsklinikum München) maßgeblich an der Kon-            patient chemotherapy. J Thromb Haemost 2007; 5: 632–4.
sensfindung und der Erstellung dieses Manuskripts beteiligt.                   2. Timp JF, Braekkan SK, Versteeg HH, Cannegieter SC: Epidemiology of
                                                                                  cancer-associated venous thrombosis. Blood 2013; 122: 1712–23.
Interessenkonflikte                                                            3. Hutten BA, Prins MH, Gent M, Ginsberg J, Tijssen JG, Buller HR: Inci-
                                                                                  dence of recurrent thromboembolic and bleeding complications among
PD Beyer-Westendorf erhielt Honorare für Vorträge und/oder Beratertätig-          patients with venous thromboembolism in relation to both malignancy
keit von den Firmen LEO Pharma, Bayer, Bristol-Myers Squibb, Boehrin-             and achieved international normalized ratio: a retrospective analysis.
ger Ingelheim, Janssen, Daiichi Sankyo und Portola sowie Erstattung von           J Clin Oncol 2000; 18: 3078–83.
Reisekosten und Teilnahmegebühren von LEO Pharma, Bayer und Daiichi            4. Lyman GH, Eckert L, Wang Y, Wang H, Cohen A: Venous thrombo-
Sankyo. Für die Durchführung klinischer Auftragsstudien erhielt er Honora-        embolism risk in patients with cancer receiving chemotherapy: a real-
re (Drittmittelkonto) von LEO Pharma, Bayer, Pfizer, Boehringer Ingelheim,        world analysis. Oncologist 2013; 18: 1321–9.
Janssen, Daiichi Sankyo und Portola.                                           5. Louzada ML, Majeed H, Dao V, Wells PS: Risk of recurrent venous
                                                                                  thromboembolism according to malignancy characteristics in patients
PD Klamroth erhielt Honorare für Beratertätigkeit von den Firmen Bayer,           with cancer-associated thrombosis: a systematic review of observational
Daiichi Sankyo und Leo Pharma. Vortragshonorare erhielt er von LEO                and intervention studies. Blood Coagul Fibrinolysis 2011; 22: 86–91.
Pharma, Bayer, Bristol-Myers Squibb, Pfizer, Daiichi Sankyo, Boehringer
Ingelheim und Sanofi. Für die Durchführung klinischer Auftragsstudien er-      6. Carrier M, Righini M, Wells PS, et al.: Subsegmental pulmonary
                                                                                  embolism diagnosed by computed tomography: incidence and clinical
hielt er Honorare (Drittmittelkonto) von LEO Pharma und Bayer.
                                                                                  implications. A systematic review and meta-analysis of the management
PD Kreher erhielt Honorare für Beratertätigkeit von den Firmen Daiichi            outcome studies. J Thromb Haemost 2010; 8: 1716–22.
Sankyo, Bayer und LEO Pharma. Teilnahmegebühren und Reisekosten                7. Douma RA, Kok MG, Verberne LM, Kamphuisen PW, Buller HR: Inci-
wurden ihm erstattet von Bayer und LEO Pharma, Vortragshonorare wur-              dental venous thromboembolism in cancer patients: prevalence and
den ihm gezahlt von Bayer, LEO Pharma und Daiichi Sankyo.                         consequence. Thromb Res 2010; 125: e306–9.
                                                                               8. Dentali F, Ageno W, Giorgi Pierfranceschi M, et al.: Prognostic relevance
PD Langer erhielt Honorare für Beratertätigkeit und Vorträge sowie Erstat-        of an asymptomatic venous thromboembolism in patients with cancer. J
tung von Teilnahmegebühren und Reisekosten von den Firmen Aspen,                  Thromb Haemost 2011; 9: 1081–3.
Bayer, Boehringer Ingelheim, Bristol-Myers Squibb, Daiichi Sankyo, LEO
                                                                               9. Lyman GH, Khorana AA, Kuderer NM, et al.: Venous thromboembolism
Pharma, Pfizer und Sanofi. Er verantwortete Honorare von Bayer für die
                                                                                  prophylaxis and treatment in patients with cancer: American Society of
Durchführung klinischer Studien.
                                                                                  Clinical Oncology clinical practice guideline update. J Clin Oncol 2013;
Prof. Matzdorff besitzt Aktien der Firma Bayer. Er erhielt Honorare für Be-       31: 2189–204.
ratertätigkeit von den Firmen Bayer, Daiichi Sankyo, LEO Pharma, Novar-       10. National Comprehensive Cancer Network: Cancer-associated venous
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von LEO Pharma, Daiichi Sankyo und Bayer. Für die Durchführung klini-             2018).
scher Auftragsstudien erhielt er Honorare (Drittmittelkonto) von LEO Phar-    11. Kearon C, Akl EA, Comerota AJ, et al.: Antithrombotic therapy for VTE
ma.                                                                               disease: antithrombotic therapy and prevention of thrombosis, 9th ed:
                                                                                  American College of Chest Physicians evidence-based clinical practice
Prof. Riess erhielt Honorare für Beratertätigkeit und für Vorträge von den        guidelines. Chest 2012; 141(2 Suppl): e419S–96S.
Firmen Aspen, Bayer, Bristol-Myers Squibb, Boehringer Ingelheim, Daiichi      12. Lee AY, Levine MN, Baker RI, et al.: Low-molecular-weight heparin ver-
Sankyo, LEO Pharma, Pfizer.                                                       sus a coumarin for the prevention of recurrent venous thromboembolism
                                                                                  in patients with cancer. N Engl J Med 2003; 349: 146–53.
                                                                              13. Lee AYY, Kamphuisen PW, Meyer G, et al.: Tinzaparin vs warfarin for
Manuskriptdaten                                                                   treatment of acute venous thromboembolism in patients with active can-
eingereicht: 17. 4. 2018, revidierte Fassung angenommen: 19. 11. 2018             cer: a randomized clinical trial. JAMA 2015; 314: 677–86.

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 116 | Heft 3 | 18. Januar 2019                                                                                                          37
MEDIZIN

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                                                                                                Non-vitamin K antagonist oral anticoagulants (NOAC) as an alternative treatment option in
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    Thromb Haemost 2018; 118: 1439–49.                                                            www.aerzteblatt.de/lit0319 oder über QR-Code

               KLINISCHER SCHNAPPSCHUSS
  Prominent-progrediente Schwellung über dem Schultereckgelenk
  Ein 81-jähriger Patient ohne Vorerkrankungen und ohne Medikamenteneinnahme beklagte seit mehreren
  Monaten eine progrediente, verschiebbare Schwellung über dem rechten Schultereckgelenk (AC-Gelenk).
  Die sonografische Korrelation bestätigte den liquiden Charakter der Raumforderung. Insgesamt drei
  Punktionen durch den niedergelassen Kollegen waren nur von kurzem Erfolg: Bereits nach wenigen Stun-
  den war der Befund in seiner Prominenz präpunctionem wieder präsent. Im Alltag gab der Patient bei end-
  gradig freier Schultergelenksbeweglichkeit keinerlei Schmerzen an – klagte jedoch über große ästheti-
  sche und vor allem funktionelle Einschränkungen beim Bekleidevorgang und Tragen seines Rucksackes.
  In der MRT-Schnittbildgebung zeigte sich die extreme Ausprägung einer fortgeschrittenen Arthrose des
  AC-Gelenkes mit markanter AC-Gelenks-Zyste und charakteristischem Geysir-Phänomen. Aufgrund der
  klinischen Symptomatik erfolgte die arthroskopische Resektion des AC-Gelenkes sowie offene Resektion
  der AC-Gelenks-Zyste. In der Nachsorge zeigten sich sechs Monate postoperativ reizfreie Haut- und
  Narbenverhältnisse. Ein Rezidiv wurde nicht berichtet.
  Dr. med. Kristian Nikolaus Schneider, Prof. Dr. med. Georg Gosheger, Prof. Dr. med. Dennis Liem,
  Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, kristian.schneider@ukmuenster.de
  Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
  Zitierweise: Schneider KN, Gosheger G, Liem D: Progressive prominent swelling over the acromioclavicular joint. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 38. DOI: 10.3238/arztebl.2019.0038
  ►Vergrößerte Abbildung und englische Übersetzung unter: www.aerzteblatt.de

38                                                                                                                          Deutsches Ärzteblatt | Jg. 116 | Heft 3 | 18. Januar 2019
MEDIZIN

Zusatzmaterial zu:

NOAK als alternative Therapieoption bei
tumorassoziierter venöser Thromboembolie
Jan Beyer-Westendorf, Robert Klamroth, Stephan Kreher, Florian Langer, Axel Matzdorff, Hanno Riess
Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 31–8. DOI: 10.3238/arztebl.2019.0031

 eLiteratur                                                                  e11. Bott-Kitslaar DM, Saadiq RA, McBane RD, et al.: Efficacy and safety
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Deutsches Ärzteblatt | Jg. 116 | Heft 3 | 18. Januar 2019 | Zusatzmaterial                                                                                       I
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