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DER NEUE KOSMOS WELT ALMANACH & ATLAS 2022 D AT E N | FA KT E N | KA RT E N Topthema BILANZ – 1 Jahr Corona- Pandemie
DER NEUE KOSMOS WELT ALMANACH & ATLAS 2022 D AT E N | FA KT E N | KA R T E N
DER NEUE KOSMOS WELT ALMANACH & ATLAS 2022 D AT E N | FA KT E N | KA R T E N
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht.
VORWORT D ie Welt entdecken, die Welt erleben, die Welt verstehen, dieser Dreiklang treibt uns Menschen seit jeher dazu an, unsere Kenntnisse über die höchst unterschiedlichen Länder dieser Erde und unseren Horizont ständig zu erweitern. Gerade das Wissen um das Erscheinungsbild der Welt mittels Daten, Fakten und Karten trägt dazu bei, die heutige Zeit und unsere sich kontinuierlich verändernden Lebensumstände besser zu begreifen. Um einen wissenschaftlich fundierten, aber leicht verständlichen Blick auf das Welt- geschehen zu ermöglichen, haben wir den neuen KOSMOS Welt- Almanach & Atlas 2022 sorgfältig erarbeitet und mit den aktuellsten Inhalten ausgestattet. Wir tragen in diesem Werk der Globalisierung Rechnung indem wir, un- geachtet ihrer Größe, ihrer Lage oder ihrer politischen Bedeutung über sämtliche Staaten und Länder der Erde informieren und Einflüsse und Zu- sammenhänge aufzeigen. Nach den GLOBALEN THEMEN folgt der zentrale Kern- und Ausgangspunkt des Werks, die STAATEN IM FOKUS, die neben den aktuellsten verfügbaren Statistikdaten auch jeden der 196 Staaten mit einem Rückblick über die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Ereignisse, von Mitte 2020 bis Mitte des aktuellen Jahres, umfassend und ausführlich darstellen. Mit den Kapiteln EUROPÄISCHE UNION, VEREINTE NATIONEN und INTERNATIONALE ORGANISATIONEN sowie den Kapiteln WIRTSCHAFT und UMWELT erwei- tern wir den Blick auf das große Ganze, das unsere Welt und unser Leben bestimmt. Dieser ausführliche Thementeil bietet, zusammen mit den GLOBALEN THEMEN, relevantes Wissen und macht unsere komplexe Welt verständli- cher. Ein GLOSSAR hilft bei zahlreichen Begriffen und Abkürzungen. Ein besonderes Highlight ist der vollständige WELTATLAS, der präzise Kartografie und fundierte geografische Informationen perfekt vereint. Alle Kartenskizzen im ALMANACH besitzen einen Verweis auf die entsprechende Seite im WELTATLAS, der beste Orientierung bietet. Der neue KOSMOS Welt- Almanach & Atlas 2022 ist das perfekte Nachschlage- werk für alle politisch, wirtschaftlich und an ihrer Umwelt Interessierten. Handlich, leicht und im besten Sinne preiswert sollte der neue KOSMOS Welt- Almanach & Atlas 2022 in der Schule, im Studium, im Beruf oder auf Reisen immer dabei sein. Die KOSMOS-Kartografie Stuttgart, im Juli 2021 Vorwort 5
INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 5 Farben der Kontinente Die im Titel, der Übersichtskarte, in Afrika den Tabellen und Globale Themen 9 Asien anderen Elementen verwendeten Farben Pandemien 9 zeigen auf einen Australien und Ozeanien Konflikte 15 Blick die Zugehörig- Europa keit eines Staates zu Naturkatastrophen 18 einem Kontinent. Tourismus 20 Nord- und Mittelamerika Gleichzeitig finden sich diese Farben Frauen in der Politik 22 Südamerika auch in den politi- Social Media 24 schen Übersichten Journalismus 26 im Atlasteil wieder. Staaten im Fokus 29 A Benin 67 Dominikanische Republik 137 Abchasien (s. Georgien) Bergkarabach Dschibuti 139 Afghanistan 30 (s. Aserbaidschan) Ägypten 32 Bermuda (s. Großbritannien E Albanien 34 und Nordirland) Ecuador 140 Algerien 36 Bhutan 69 El Salvador 143 Amerikanisch-Samoa (s. Vereinigte Bolivien 70 Elfenbeinküste (s. Côte d‘Ivoire) Staaten von Amerika) Bosnien und Herzegowina 73 Eritrea 144 Andorra 38 Botswana 75 Estland 146 Angola 39 Brasilien 76 Eswatini 147 Anguilla (s. Großbritannien und Brunei 80 Nordirland) Bulgarien 82 F Antigua und Barbuda 41 Burkina Faso 84 Falklandinseln (s. Großbritannien Äquatorialguinea 42 Burundi 85 und Nordirland) Argentinien 44 Färöer (s. Dänemark) Armenien 47 C Fidschi 149 Aruba (s. Niederlande) Cabo Verde 87 Finnland 150 Arzach, Republik Cayman Islands (s. Großbritannien Frankreich 152 (s. Aserbaidschan) und Nordirland) Französisch-Guayana (s. Frank- Aserbaidschan 49 Ceuta (s. Spanien) reich) Äthiopien 51 Chile 88 Französisch-Polynesien (s. Frank- Australien 53 China 91 reich) Cookinseln (s. Neuseeland) B Costa Rica 98 G Bahamas 56 Côte d‘Ivoire 99 Gabun 158 Bahrain 57 Curaçao (s. Niederlande) Gambia 159 Bangladesch 59 Georgien 161 Barbados 61 D Ghana 163 Belarus 62 Dänemark 101 Gibraltar (s. Großbritannien und Belgien 64 Deutschland 103 Nordirland) Belize 66 Dominica 136 Grenada 164 6 Inhaltsverzeichnis
Griechenland 166 Kolumbien 232 Nepal 301 Grönland (s. Dänemark) Komoren 235 Neukaledonien (s. Frankreich) Großbritannien und Kongo, Demokratische Neuseeland 303 Nordirland 168 Republik 237 Nicaragua 305 Guadeloupe (s. Frankreich) Kongo, Republik 239 Niederlande 306 Guam (s. Vereinigte Staaten von Korea, Demokratische Niger 309 Amerika) Volksrepublik 240 Nigeria 310 Guatemala 175 Korea, Republik 243 Nördliche Marianen (s. Vereinigte Guernsey (s. Großbritannien und Kosovo 245 Staaten von Amerika) Nordirland) Krim, Autonome Republik Nordkorea (s. Korea, Demokrati- Guinea 177 (s. Ukraine) sche Volksrepublik) Guinea-Bissau 178 Kroatien 247 Nordmazedonien 312 Guyana 180 Kuba 249 Nordzypern, Türkische Republik Kuwait 251 (s. Zypern) H Norwegen 314 Haiti 181 L Honduras 183 Laos 252 O Lesotho 254 Oman 316 I Lettland 255 Österreich 317 Indien 185 Libanon 257 Osttimor (s. Timor-Leste) Indonesien 190 Liberia 259 Irak 192 Libyen 261 P Iran 195 Liechtenstein 263 Pakistan 322 Irland 198 Litauen 264 Palästinensische Gebiete (s. Israel) Island 200 Luxemburg 266 Palau 325 Isle of Man (s. Großbritannien und Panama 326 Nordirland) M Papua-Neuguinea 328 Israel 202 Madagaskar 267 Paraguay 329 Italien 206 Malawi 269 Peru 331 Malaysia 270 Philippinen 333 J Malediven 272 Pitcairninseln (s. Großbritannien Jamaika 210 Mali 274 und Nordirland) Japan 211 Malta 276 Polen 335 Jemen 214 Marokko 278 Portugal 338 Jersey (s. Großbritannien und Marshallinseln 279 Puerto Rico (s. Vereinigte Staaten Nordirland) Martinique (s. Frankreich) von Amerika) Jordanien 217 Mauretanien 281 Jungferninseln, Amerikanische (s. Mauritius 282 R Vereinigte Staaten von Amerika) Mayotte (s. Frankreich) Réunion, La (s. Frankreich) Jungferninseln, Britische (s. Groß- Melilla (s. Spanien) Ruanda 340 britannien und Nordirland) Mexiko 284 Rumänien 342 Mikronesien 287 Russland 345 K Moldau, Republik 288 Kambodscha 219 Monaco 290 S Kamerun 220 Mongolei 291 Salomonen 352 Kanada 222 Montenegro 293 Sambia 353 Kap Verde (s. Cabo Verde) Montserrat (s. Großbritannien Samoa 355 Karibische Niederlande und Nordirland) San Marino 356 (s. Niederlande) Mosambik 294 São Tomé und Príncipe 358 Kasachstan 224 Myanmar 296 Saudi-Arabien 359 Katar 226 Schweden 362 Kenia 227 N Schweiz 364 Kirgisistan 229 Namibia 298 Senegal 368 Kiribati 231 Nauru 300 Serbien 369 Inhaltsverzeichnis 7
Seychellen 371 U Vereinte Nationen 495 Sierra Leone 373 Uganda 431 Simbabwe 374 Ukraine 433 Mitgliedstaaten 496 Singapur 376 Ungarn 436 Hauptorgane 498 Sint Maarten (s. Niederlande) Uruguay 438 Nebenorgane 502 Slowakei 378 Usbekistan 440 Sonderorganisationen 505 Slowenien 380 Somalia 381 V Spanien 383 Vanuatu 441 Internationale Organi Spitzbergen (s. Norwegen) Vatikanstadt 443 sationen 508 Sri Lanka 386 Venezuela 444 St. Helena, Ascension und Tristan Regionale Bündnisse 508 Vereinigte Arabische da Cunha (s. Großbritannien und Emirate 447 wischenstaatliche Z Nordirland) Vereinigte Staaten von Bündnisse 511 St. Kitts und Nevis 388 Amerika 449 I nternationale Nichtregie- St. Lucia 390 Vietnam 458 rungsorganisationen 514 St. Vincent und die Grenadi- nen 391 W St-Barthélemy (s. Frankreich) Wallis und Futuna (s. Frankreich) Wirtschaft 518 St-Martin (s. Frankreich) Weißrussland (s. Belarus) Weltwirtschaft 519 St-Pierre und Miquelon Westsahara (s. Marokko) egionale Entwicklun- R (s. Frankreich) gen 525 Südafrika 393 Z Sudan 395 Zentralafrikanische Repub- konomische Verteilungs Ö Südgeorgien und Südliche Sand- lik 460 konflikte 534 wichinseln (s. Großbritannien Zypern 462 Marktentwicklungen 538 und Nordirland) Sektorale Entwicklungen 553 Südkorea (s. Korea, Republik) Südossetien (s. Georgien) Polargebiete 464 Südsudan 397 Umwelt 564 Suriname 399 Arktis 464 Nachhaltigkeit 564 Swasiland (s. Eswatini) Antarktis 466 Syrien 401 Emissionen 566 Flaggen der Staaten 468 Luft 567 T Ozonschicht 568 Tadschikistan 405 Taiwan 406 Basisdaten 470 Klima 568 Tansania 408 Wasser 571 eltrang Staaten nach W Thailand 410 Fläche 470 Ozeane 572 Timor-Leste 412 eltrang Staaten nach W Wälder 575 Togo 413 Einwohner 471 Biologische Vielfalt 578 Tonga 415 Transnistrien (s. Moldau, Republik) Trinidad und Tobago 416 Europäische Union 472 Abkürzungen und Erklärungen 582 Tschad 418 erträge und Mitglied V Tschechien 420 staaten 472 Tunesien 422 rgane und Institutionen O Weltatlas 588 Türkei 424 (Auswahl) 474 Turkmenistan 428 Turks- und Caicosinseln (s. Groß- Haushalt 482 Autorinnen und Autoren 719 britannien und Nordirland) olitikbereiche (Aus- P Tuvalu 430 wahl) 483 Impressum 720 8 Inhaltsverzeichnis
GLOBALE THEMEN Neben den in der EU zugelassenen Impfstoffen von AstraZeneca und Johnson & Johnson ist auch der Impfstoffentwicklung russische Sputnik V ein Vektorimpfstoff. In die Dis- kussion gerieten die Vektorimpfstoffe im März 2021, als es bei Jüngeren nach Verabreichung in seltenen Nach Angaben der WHO waren im Juli 2021 weltweit Fällen zum Auftreten von Hirnvenenthrombosen 292 COVID‑19-Impfstoffe in der Entwicklung, davon kam, die durch die Impfung verursacht sein könn- hatten 108 die klinische Testphase erreicht. 13 Impf- ten. Daraufhin wurden die Impfungen von unter stoffe waren zur Anwendung freigegeben, davon die 60-Jährigen mit AstraZeneca kurzzeitig ausgesetzt. meisten auf dem Weg bedingter, vorläufiger oder Notfallzulassungen. In der EU waren 4 Impfstoffe Totimpfstoffe: Eine Reihe von COVID-19-Impfstoffen zugelassen: Comirnaty (Biontech/Pfizer), mRNA-1273 funktioniert nach dem klassischen Muster, auf dem (Moderna), Vaxzevria (AstraZeneca) sowie Ad26. auch Impfstoffe etwa gegen Tetanus oder Polio etc. COV2.S (Johnson & Johnson). Hinsichtlich ihrer Zu- beruhen: Dabei werden abgetötete Erreger oder lassung geprüft wurden CVnCoV (CureVac/Bayer), Bestandteile des Erregers injiziert, gegen die der NVX-CoV2723 (Novavax), Coronavac (Sinovac) und Körper Antikörper bildet. Zur Klasse der Totimpf- der russische Impfstoff Sputnik V. stoffe gegen COVID‑19 gehört etwa der chinesische Die verfügbaren Impfstoffe lassen sich in unter- Impfstoff BBIP-CorV, der in verschiedenen Ländern schiedliche Klassen einteilen: Asiens, Afrikas und Lateinamerikas zugelassen ist. mRNA-Impfstoffe: Sie enthalten die genetischen Bau- Innerhalb Europas wird BBIP-CorV in Ungarn und pläne für Erreger-Antigene, die Spike-Proteine des Serbien verimpft. Coronavirus, mit deren Hilfe sie an die Wirtszelle an- docken. Gelangt der Impfstoff in die Körperzellen, pro- Weitere Impfstofftypen: DNA-Impfstoffe funktionie- duzieren diese die entsprechenden Proteinstrukturen ren nach ähnlichem Muster wie mRNA-Impfstoffe, des Virus. Das löst eine Immunreaktion aus, bei der nur dass die DNA, die den Bauplan für das Antigen Antikörper gebildet werden. Nach diesem neuartigen enthält, erst im Zellkern verankert werden und dort Verfahren arbeiten u. a. die COVID-19-Impfstoffe von in RNA transkribiert werden muss. DNA-Impfstoffe Biontech/Pfizer und Moderna: gegen das Coronavirus sind bisher nicht zugelas- Comirnaty/BNT162b2 sen worden, es befinden sich aber einige in der Hersteller/Entwickler: Biontech/Pfizer klinischen Testphase. Als aussichtsreiche Kandidaten Dosierung: 2 Injektionen im Abstand von 3–6 Wochen gelten auch proteinbasierte Impfstoffe. Das heißt, sie Lagerung: -70°, bei 2–8° ca. 5 Tage haltbar. enthalten Oberflächenproteine des Virus als Antigen – das Prinzip, nach dem etwa auch Grippeimpfstoffe COVID‑19 Vaccine Moderna/mRNA-1273 funktionieren. Zu den proteinbasierten Corona- Hersteller/Entwickler: Moderna/NIAID Impfstoffen zählt etwa NVX-CoV2723 der US‑Firma Dosierung: 2 Injektionen im Abstand von 4 Wochen Novavax, der derzeit in der EU und den USA auf Lagerung: -20° seine Zulassung geprüft wird. Zu den proteinbasier- ten Impfstoffen zählen auch Peptid-Impfstoffe. Diese Ebenfalls ein mRNA-Impfstoff ist CVnCoV von Bayer verwenden statt ganzer Proteine nur Fragmente und dem Tübinger Unternehmen CureVac. von synthetisch hergestellten Proteinen. Sie sollen Vektorimpfstoffe: Auch Vektorimpfstoffe arbeiten unmittelbar die T-Zellen stimulieren und so eine mit dem Erbgut von SARS‑CoV‑2. Allerdings nutzen Immunantwort generieren. Einen solchen Ansatz diese nicht wie die mRNA-Impfstoffe flüssige Nano- verfolgt ein an der Universität Tübingen entwickelter Partikel als Trägersubstanz, sondern die genetische Impfstoff CoviVac, den das Paul-Ehrlich-Institut am Information wird in ein unschädlich gemachtes 25.11.2020 zur klinischen Prüfung zugelassen hat. anderes Virus, z. B. ein Schnupfenvirus, eingebaut und gelangt so in die Körperzellen. Wirksamkeit der Impfstoffe: Nach bisherigem Kenntnisstand erreichen die derzeit verfügbaren Vaxzevria/Covishield/AZD1222 Impfstoffe eine Wirksamkeit von 65 % (Johnson & Hersteller/Entwickler: AstraZeneca, Univ. Oxford Johnson) bis zu etwa 95 % bei den mRNA-Impfstof- Dosierung: 2 Injektionen im Abstand von 9–12 Wochen fen. Die „Wirksamkeit“ bezeichnet, um wie viel Pro- Lagerung: Kühlschranktemperatur zent geringer das Risiko einer Corona-Erkrankung COVID‑19 Vaccine Janssen als bei einer nicht geimpften Person ist. Erkranken Hersteller: Janssen-Cilag/Johnson & Johnson in der Gruppe der Nicht-Geimpften z. B zwei Perso- Dosierung: 1 Injektion nen an Corona, in der Gruppe der Geimpften nur Lagerung: Kühlschranktemperatur eine, ist der Impfstoff zu 50 % wirksam. Pandemien 9
CORONA-CHRONOLOGIE 13.11.: Mit 9586 erreicht Österreich einen Höchst- stand an Neuinfektionen innerhalb eines Tages. 02.07.2020: Der Deutsche Bundestag beschließt im 17.11.: In Österreich tritt ein harter Lockdown in Rahmen eines Nachtragshaushalts die zusätzliche Kraft. Schulen und Geschäfte bleiben geschlossen, es Aufnahme von 217.8 Mrd. € Schulden. gilt eine ganztägige Ausgangssperre. 03.07.: Die EU‑Kommission erlaubt den Einsatz des 18.11.: Deutscher Bundestag und Bundesrat beschlie- Ebola-Medikaments Remdesivir zur Behandlung an ßen ein neues Infektionsschutzgesetz. COVID‑19 Erkrankter. 30.11.: „Corona-Pandemie“ wird in Deutschland zum 21.07.: Die Staats- und Regierungschefs der EU eini- „Wort des Jahres“ gekürt. gen sich auf ein Hilfspaket von 750 Mrd. €. 02.12.: In Großbritannien wird der Impfstoff von 27.07.: Die WHO erklärt die Corona-Pandemie zum Biontech/Pfizer zugelassen. schwersten Gesundheitsnotstand ihrer Geschichte. Bund und Länder beschließen eine vorzeitige Ver 01.08.: In Berlin demonstrieren nach Polizeiangaben längerung des geltenden Teil-Lockdowns bis zum etwa 30 000 Menschen gegen die Corona-Politik. 10.01.2021 07.–16.08.: Im US‑Bundesstaat South Dakota treffen 05.12.: Impfstart in Russland mit Sputnik V. sich 460 000 Biker zur Sturgis Motorcycle Rally. Das 08.12.: Impfstart in Großbritannien Festival soll nach Hochrechnungen von US‑Wissen- 11.12.: Der Deutsche Bundestag verabschiedet den schaftlern in der Folge für mehr als 200 000 Corona- Haushalt 2021, der die Aufnahme von pandemiebe- Infektionen in den USA verantwortlich sein. dingten Schulden in Höhe von 180 Mrd. € vorsieht. 11.08.: In Russland wird mit Sputnik V der weltweit 13.12.: Bund und Länder beschließen einen harten erste Impfstoff gegen COVID‑19 zur allgemeinen Lockdown ab dem 16.12., der auch die Schließung Anwendung zugelassen. von Kitas und Schulen beinhaltet. Treffen an Weih- 29.08.: Demonstration gegen die Corona-Politik mit nachten sind nur im engsten Familienkreis möglich. etwa 38 000 Teilnehmern in Berlin. Einigen Demonst- 15.12.: Großbritannien meldet der WHO die neue, rierenden gelingt es, kurzzeitig die Treppen des hochansteckende COVID-19-Variante B1.17. Reichstagsgebäudes zu besetzen. 18.12.: Das südafrikanische Gesundheitsministerium Oktober: In vielen europäischen Ländern steigt die meldet eine neue Corona-Mutation. Mit 31 553 Neu- Zahl der Neuinfektionen wieder stark an. infektionen innerhalb eines Tages erreicht Deutsch- 01.10.: Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA be land einen Höchststand. ginnt mit der Prüfung des Impfstoffs von AstraZeneca. 19.12.: Der Impfstoff von Biontech/Pfizer erhält eine 02.10.: US‑Präsident Donald Trump und seine Frau ordentliche Zulassung in der Schweiz. Melania werden positiv auf das Coronavirus getestet. 21.12.: Impfstart in den USA und Österreich. Die Nach drei Tagen im Krankenhaus kehrt Trump am EU‑Kommission genehmigt den Impfstoff von Bion- 06.10. ins Weiße Haus zurück. tech/Pfizer. 25.10.: Spanien ruft wegen der Pandemie zum zwei- 27.12.: Impfstart in Deutschland, Italien und Spanien ten Mal den nationalen Notstand aus und verhängt 30.12.: Großbritannien lässt den AstraZeneca-Impf- eine nächtliche Ausgangssperre. stoff zu. 28.10.: In Deutschland beschließen Bund und Länder 31.12.2020: In China erhält der Impfstoff von Sino- mit Wirkung vom 02.11. einen Teil-Lockdown, der pharm eine vorläufige Zulassung. Kontaktbeschränkungen vorsieht sowie die Schlie- 01.01.2021: Der Impfstoff von Biontech/Pfizer erhält ßung von Kultur-, Gastronomie- und Sporteinrich- eine Notfallzulassung der WHO. tungen. Schulen, Handel und Wirtschaftsbetriebe 05.01.: Bund und Länder beschließen eine Verlänge- bleiben geöffnet. rung und Verschärfung des geltenden Lockdowns. 31.10.: In den USA werden erstmals mehr als 100 000 06.01.: In der EU wird der Impfstoff von Moderna Neuinfektionen innerhalb eines Tages registriert. zugelassen. Als letztes EU‑Land starten die Nieder- 07.11.: Die Gesundheitsminister von Bund und Län- lande ihre Impfkampagne. dern einigen sich auf eine gemeinsame Strategie bei 08.01.: Großbritannien lässt Moderna-Impfstoff zu. den Impfungen. Die Impfstoffbeschaffung über- In den USA erreicht die Zahl der an einem Tag nimmt der Bund. gemeldeten Neuinfektionen mit 307 570 ihren bis 07.11.: In Leipzig demonstrieren Tausende gegen die herigen Höhepunkt in der Pandemie. Die EU schließt Corona-Politik, darunter auch Hooligans und Rechts- mit Biontech/Pfizer einen Vertrag über weitere extremisten. Es kommt zu gewalttätigen Ausschrei- 300 Mio. Impfstoffdosen. tungen. 12.01.: Schweiz lässt Moderna-Impfstoff zu. Mit 4493 11.11.: Die EU‑Kommission schließt mit dem Impf werden in den USA so viele Tote gemeldet wie noch stoffhersteller Biontech/Pfizer einen Vertrag über die nie seit Beginn der Pandemie. Lieferung von 300 Mio. Impfstoffdosen. 10 Pandemien
19.01.: Bund und Länder beschließen eine Pflicht 31.03.: Russland lässt Impfstoff für Tiere zu. zum Tragen von medizinischen Masken in Bussen 01.04.: Wegen der stark steigenden COVID‑19-Infek- und Bahnen sowie beim Einkaufen. tionszahlen stoppt Indien als größter Impfstoffpro 20.01.: In Deutschland stirbt erstmals ein Mensch duzent der Welt vorübergehend den Export von im nach einer zweiten Infektion mit Corona. eigenen Land hergestellten AstraZeneca-Impfstoffen. 27.01.: AstraZeneca gibt bekannt, der EU zunächst Davon betroffen sind vor allem ärmere Länder, die nicht so viel Impfstoff liefern zu können wie verein- Impfstoffe über die COVAX-Initiative erhalten bart. Die EU fordert, AstraZeneca aus GB-Werken zur sollten. Verfügung zu stellen. 06.04.: In Deutschland dürfen jetzt auch Hausärzte 28.01.: EU lässt AstraZeneca zu. gegen C OVID‑19 impfen. 06.02.: China lässt den Impfstoff der Firma Sinovac zu. 21.04.: Der Bundestag verabschiedet das geänderte 09.02.: Eine WHO-Expertenkommission erklärt nach Infektionsschutzgesetz, das eine bundeseinheitliche vierwöchiger Untersuchung, es gebe keine Anhalts- Corona-Notbremse beinhaltet. Am 22.04. stimmt punkte dafür, dass das Coronavirus aus einem Labor auch der Bundesrat dem Gesetz zu. entwichen sein und so die Pandemie ausgelöst haben 24.04.: Die Bundesnotbremse tritt in Kraft. könnte. 26.04.: Die EU verklagt AstraZeneca wegen nicht 03.03.: Bund und Länder einigen sich auf eine Verlän- eingehaltener Impfstofflieferungen. gerung des Lockdowns bis zum 28.03. 29.04.: Mit 904 883 gemeldeten Fällen innerhalb 04.03.: Die deutsche STIKO empfiehlt AstraZeneca eines Tages erreicht die Pandemie ihren globalen auch für über 65-Jährige. Höchststand. 07.03.: Der CSU-Bundestagsabgeordnete Georg Nüß- 06.05.: Mit 414 433 innerhalb eines Tages gemeldeten lein tritt wegen der Annahme umstrittener Provi- Fällen erreicht die Pandemie in Indien ihren Höchst- sionszahlungen bei der Vermittlung von Geschäften stand. In Deutschland geben die Gesundheitsmi mit Schutzmasken aus der Unionsfraktion aus. nister von Bund und Ländern AstraZeneca für alle 08.03.: In Deutschland dürfen Blumenläden, Garten- Altersgruppen frei. märkte und Buchhandlungen wieder öffnen. Der 08.05.: Die EU bestellt weitere 1.8 Mrd. Impfdosen Bundestagsabgeordnete Nikolaus Löbel (CDU) kün- bei Biontech/Pfizer. digt in der Masken-Affäre die Niederlegung seines 12.05.: Innerhalb eines Tages werden in Deutschland Mandats an und tritt aus seiner Partei aus. mehr als 1.35 Mio. Menschen gegen COVID-19 ge- 11.03.: Die EU‑Kommission lässt den Impfstoff von impft. Johnson & Johnson zu. 19.05.: In Österreich und Frankreich öffnen die Cafés Mitte März: Beginn der zweiten Infektionswelle in wieder. Indien. Die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfek 31.05.: Die EMA gibt den Impfstoff von Biontech/Pfi- tionen steigt von unter 20 000 bis auf 354 531 am zer auch für 12 bis 15-Jährige frei. 25.04. 01.06.: Die WHO beschließt die Umbenennung der 15.03.: Deutschland setzt nach Berichten über Throm- Corona-Mutationen nach dem griechischen Alpha- bosen Impfungen mit AstraZeneca aus. bet. 17.03.: Laut RKI macht die britische Mutante inzwi- 07.06.: In Deutschland entfällt die Impfpriorisierung. schen 72 % der Corona-Fälle in Deutschland aus. 11.06.: Der Deutsche Bundestag beschließt eine Ver- 17.03.: WHO und EMA (18.03.) bekräftigen ihre Emp- längerung der Pandemie-Notlage. Die Fußball-EM fehlung für den AstraZeneca-Impfstoff. beginnt, in allen Stadien wird Publikum zugelassen. 19.03.: Die Biontech-Gründer Uğur Şahin und Özlem 19.06.: In Deutschland liegt die 7-Tage-Inzidenz mit Türeci erhalten das Bundesverdienstkreuz. 9.3 nach neun Monaten zum ersten Mal wieder 23.03.: Bund und Länder beschließen einen harten unter 10. Lockdown über die Ostertage. 19./20.06.: Wegen zahlreicher Infektionen mit der 24.03.: Die Bundesregierung nimmt die für Ostern Delta-Variante wird der Großraum Lissabon ab- geplanten Ruhetage nach Protesten zurück. Bundes- geriegelt. kanzlerin Angela Merkel entschuldigt sich öffentlich für ihren „Fehler“. 26.03.: Die EU beschließt, dass in der EU produzierter AstraZeneca-Impfstoff die EU vorerst nicht verlassen darf. 30.03.: Die Gesundheitsminister der Länder beschlie- ßen, AstraZeneca vorerst nur bei über 60-Jährigen zu verimpfen. Pandemien 11
Island 259 Tsd. | 76 % | 56.3 % Kanada 25.1 Mio. | 68.2 % | 30.9 % Großbritannien & Nordirland 44.7 Mio. | 65.9 % | 48.4 % N O R DA MER IK A Vereinigte Staaten von Amerika Frankreich 33.1 Mio. 5.8 Mio. 605 Tsd. San Marino 181 Mio. | 54.6 % | 46.8 % 22 Tsd. | 65.8 % | 65.8 % Malta 358 Tsd. | 81.1 % | 72.6 % A T L A N T I S C H E R Mexiko 233 Tsd. O Z E A N P A Z I F I S C H E R O Z E A N SÜ DA MER IK A OZEANIEN Peru Brasilien 192 Tsd. 18.6 Mio. 518 Tsd. 74.4 Mio. | 35 % | 12.8 % Bevölkerungsanteil der Infizierten: über 10 Prozent 7 bis 10 Prozent 4 bis 7 Prozent 1 bis 4 Prozent unter 1 Prozent Keine Daten TOP 5: Infizierte (absolut) Tote (absolut) Geimpft (absolut | % | % vollständig) (Fettung: TOP 5 absolut oder %) Quelle: Our World in Data (Stand 30.06.2021) 12 Pandemien
Russland 5.4 Mio. Deutschland 45.3 Mio. | 54.1 % | 36.2 % EUROPA Israel 5.6 Mio. | 64.6 % | 59.7 % China 622 Mio. | 43.2 % | 15.5 % A S I E N Mittelmeer Indien 30.4 Mio. 399 Tsd. P A Z I F I S C H E R 271.4 Mio. | O Z E A N 19.7 % | 4.2 % A F R I K A Bahrain 1.1 Mio. | 62.2 % | 58 % Seychellen 71 Tsd. | 71.9 % | 68.4 % I N D I S C H E R OZEANIEN O Z E A N AU S T R A L IEN Pandemien 13
Fälle Tote Welt 182 202 370 Welt 3 947 020 Afrika 5 504 549 Afrika 142 948 Südafrika 1 973 972 Südafrika 60 647 Marokko 531 361 Ägypten 16 169 Tunesien 420 103 Tunesien 14 959 Ägypten 281 282 Marokko 9296 Äthiopien 276 174 Äthiopien 4320 Asien 55 820 827 Asien 790 589 Indien 30 411 634 Indien 399 459 Türkei 5 425 652 Iran 84 264 Iran 3 204 557 Indonesien 58 491 Indonesien 2 178 272 Türkei 49 732 Philippinen 1 412 559 Philippinen 24 662 Australien und Ozeanien 54 936 Australien und Ozeanien 1131 Australien 30 643 Australien 910 Papua-Neuguinea 17 098 Papua-Neuguinea 173 Fidschi 4418 Neuseeland 26 Neuseeland 2743 Fidschi 21 Salomonen 20 Vanuatu 1 Europa 48 260 346 Europa 1 105 367 Frankreich 5837 265 Russland 132 973 Russland 5 449 594 Großbritannien 128 404 Großbritannien 4 817 298 Italien 127 566 Italien 4 259 909 Frankreich 111 244 Spanien 3 808 960 Deutschland 90 945 Nord- und Südamerika 72 560 990 Nord- und Südamerika 1 906 970 USA 33 664 970 USA 604 714 Brasilien 18 557 141 Brasilien 518 066 Argentinien 4 470 374 Mexiko 233 047 Kolumbien 4 240 982 Peru 192 331 Mexiko 2 519 269 Kolumbien 106 544 Geimpft Vollständig geimpft Welt 1 831 534 808 Welt 851 559 623 Afrika 35 695 162 Afrika 15 645 109 Marokko 9 993 673 Marokko 9 116 132 Ägypten 3 502 181 Nigeria 1 155 810 Südafrika 3 026 636 Ägypten 780 460 Nigeria 2 241 662 Simbabwe 555 277 Tunesien 1 272 434 Tunesien 548 997 Asien 1 101 128 493 Asien 378 907 420 China 622 000 000 China 223 299 000 Indien 271 410 023 Indien 57 748 116 Türkei 34 715 498 Japan 15 265 185 Japan 29 645 387 Türkei 15 110 572 Indonesien 29 279 142 Indonesien 13 465 499 Australien und Ozeanien 7 439 471 Australien und Ozeanien 2 128 844 Australien 6 144 110 Australien 1 501 475 Neuseeland 705 062 Neuseeland 444 546 Fidschi 278 954 Fidschi 43 345 Papua-Neuguinea 50 460 Samoa 5117 Samoa 49 546 Salomonen 3692 Europa 307 278 927 Europa 206 418 928 Deutschland 45 307 672 Großbritannien 32 872 450 Großbritannien 44 719 762 Deutschland 30 352 916 Italien 34 065 747 Frankreich 20 094 222 Frankreich 33 533 728 Italien 18 730 251 Spanien 25 320 606 Spanien 17 519 587 Nord- und Südamerika 379 992 755 Nord- und Südamerika 248 459 322 USA 180 674 739 USA 154 884 686 Brasilien 74 354 809 Brasilien 27 121 995 Mexiko 30 903 150 Mexiko 19 358 590 Kanada 25 722 762 Kanada 11 662 058 Argentinien 16 504 606 Chile 10 340 292 Bis zum 30.06.2021 gemeldete Infizierte, Tote und Geimpfte (Quelle: Our World in Data) 14 Pandemien
Konflikte Armenien und Aserbaidschan um die Region Bergka- rabach wieder auf und eskalierte im September 2020 zum offenen Krieg. Auf beiden Seiten beteiligten sich Für 2020 zählt die Arbeitsgemeinschaft Kriegsursa- Zehntausende Soldaten an diesem Krieg, die Zahl chenforschung der Universität Hamburg 29 Kriege der Todesopfer wird auf etwa 7000 geschätzt. Unter und bewaffnete Konflikte weltweit, davon mit 10 am russischer Vermittlung vereinbarten Armenien und meisten in Subsahara-Afrika. Auch Europa rückte wie- Aserbaidschan am 09.11.2020 einen Waffenstillstand, der stärker in den Blickpunkt des Konfliktgeschehens. der am 10.11.2020 in Kraft trat. Das Abkommen sah vor, dass Armenien an Aserbaidschan Gebiete ab- Geopolitische Lage: 2020/21 war die weltpolitische Lage treten musste, gleichzeitig sicherte es die armenische weiterhin vom Konflikt und der Rivalität zwischen Kontrolle über Bergkarabachs Hauptstadt Stepanakert China und den USA beherrscht. Ein erstes Spitzentref- zu und russische Militärpräsenz, um den Korridor fen von Politikern beider Länder nach dem Amtsantritt zwischen Armenien und Bergkarabach zu überwa- des neuen US‑Präsidenten Joe Biden am 18.03.2021 chen. Infolge des Krieges verloren 80 000 Armenier ließ zunächst keine Verbesserung des Verhältnisses und 40 000 Aserbaidschaner ihre Heimat. beider Staaten gegenüber der Amtszeit Donald Trumps Im Nahen Osten weitete sich der Dauerkonflikt zwi- erkennen. Auch in der Politik gegenüber Afghanis- schen Israel und der radikalislamischen Hamas zum tan folgte der neue US‑Präsident dem Kurs seines Krieg aus: Nachdem es im Mai 2021 wegen der dro- Vorgängers: Am 14.04.2021 kündigte Joe Biden an, henden Zwangsräumung arabischer Familien in Ostje- bis zum 11.09.2021 alle US‑Truppen aus Afghanistan rusalem zu schweren Ausschreitungen und zu gewalt- abzuziehen. Am 15.04.2021 erklärten auch die übrigen samen Zusammenstößen zwischen Palästinensern NATO-Staaten den Rückzug ihrer Truppen aus Afgha- und israelischen Sicherheitskräften kam, feuerte die nistan binnen weniger Monate. Nach dem Beginn des Hamas am 10.05.2021 aus dem Gazastreifen Hunderte Truppenabzugs am 01.05.2021 kam es in Afghanistan Raketen auf israelische Ziele ab. Die israelische Regie- wieder zu verstärkten Kämpfen zwischen Taliban und rung reagierte mit massiven Luftangriffen auf Gaza der afghanischen Armee. Zudem verschlechterte sich und kündigte auch den Einsatz von Bodentruppen an. das Verhältnis von USA und EU zu Russland noch ein- In Gaza starben bei den Luftangriffen nach Angaben mal deutlich. Noch unter der Regierung Trump waren des Gesundheitsministeriums 109 Menschen, auf die USA am 22.11.2020 aus dem Open-Skies-Abkom- israelischer Seite waren offiziellen Angaben zufolge men zwischen der NATO und Russland ausgetreten, 8 Todesopfer zu beklagen. das beiden Seiten gegenseitige Überwachungsflüge Unvermindert weiter ging 2020 der seit 6 Jahren toben- gestattet, da Russland sich nicht an die vertraglichen de Vielfrontenkrieg im Jemen, wo nicht nur verschie- Verpflichtungen halte. Im März 2021 ließ Russland dene Bürgerkriegsparteien, sondern regionale Mächte mehr als 100 000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine wie Saudi-Arabien oder Iran involviert sind. Einen von aufmarschieren, darauf versicherte US‑Präsident Joe Saudi-Arabien im März 2021 vorgelegten Friedensplan Biden der Ukraine die „unerschütterliche Unterstüt- lehnten die jemenitischen Huthi-Rebellen ab. zung“ durch die USA und kündigte eine Erhöhung der Im libyschen Bürgerkrieg gab es dagegen nach 11 Jahren amerikanischen Militärhilfe für die Ukraine an. Auch Anzeichen der Entspannung. Am 23.10.2020 vereinbar- die Vergiftung des russischen Oppositionspolitikers ten die gewählte „Regierung der nationalen Einigung“ Alexej Nawalny mit dem Nervengift Nowitschok am und die sog. „Libysche Nationalarmee“ des aufständi- 20.08.2020 sorgte für Spannungen im Verhältnis zu schen Generals Chalifa Haftar in Genf einen Waffen- Russland, da der russische Geheimdienst im Verdacht stillstand. Am 07.11.2020 einigten sich beide Parteien steht, die Tat begangen zu haben, was Russland zurück sowie weitere Bürgerkriegsakteure bei UN‑vermittelten wies. Am 15.10.2020 verkündete die EU Sanktionen Gesprächen zudem auf die Durchführung von Wahlen gegen Russland in Form von Einreiseverboten und am 24.12.2021. Am 05.02.2021 wurde zunächst von 75 Kontensperrungen gegen mehrere russische Politiker. Vertretern unterschiedlicher politischer und Stammes- Diese wurden am 02.03.2021 verschärft. Die russische gruppen eine Übergangsregierung unter dem Ge- Regierung verhängte ihrerseits Sanktionen gegen schäftsmann Abdul Hamid Dbaibah gewählt. hochrangige EU‑Vertreter. Bestehen blieb der Konflikt Auch 2020/21 war der Kontinent mit den meisten Krie- in der Arktis, wo Norwegen, USA, Großbritannien und gen und gewaltsam ausgetragenen Konflikten Afrika. Dänemark u. a. im vergangenen Jahr zum ersten Mal Im Vielvölkerstaat Äthiopien eskalierte der Konflikt seit 1991 in der ausschließlich russischen Wirtschafts- zwischen der Zentralregierung und der nördlichen zone eine militärische Operation durchführten. Provinz Tigray, die seit Längerem von nach Unabhän- gigkeit strebenden Kräften dominiert wird. Obwohl Kriege und bewaffnete Konflikte: Im Juli 2020 brach die Regierung von Ministerpräsident Abiy Ahmed der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen unter Verweis auf die Pandemie die für den 29.08.2020 Konflikte 15
angesetzten nationalen und regionalen Wahlen ver- Ausnahmezustand, lösten das Parlament auf und schoben hatte, hielt Tigray am 09.09.2020 Regional- nahmen die demokratisch gewählte Regierung fest, wahlen ab, die die tigrayische Befreiungsfront TPLF darunter auch De-facto-Regierungschefin Aung San gewann. Anfang November überfielen mutmaßlich Suu Kyi. Gegen die Machtübernahme des Militärs tigrayische Kräfte Stützpunkte der äthiopischen Ar- gingen in den folgenden Wochen Zehntausende auf mee, was mehrere Todesopfer forderte. Darauf griff die Straßen, obwohl Militär und Polizei mit äußerster die äthiopische Armee, unterstützt von amharischen Härte gegen die Demonstrierenden vorgingen. Regionaltruppen und Milizen, Tigray an. Auch das Nachbarland Eritrea beteiligte sich auf der Seite UN‑Friedensmissionen: Seit 1948 haben die Vereinten Äthiopiens militärisch an dem Konflikt. Am 28.11.2020 Nationen 71 Blauhelmmissionen durchgeführt. Der verkündete Premier Abiy Ahmed den Sieg über die größte Anteil entfällt dabei mit 24 auf Afrika. Derzeit abtrünnige Provinz und erklärte den Konflikt offiziell (Stand: Mai 2021) unterhält die UNO 12 Friedens- für beendet. Dennoch gehen die Kämpfe weiter. missionen, 6 davon in Afrika, 3 im Nahen Osten, Im westafrikanischen Mali putschte das Militär am 2 in Europa und eine in Asien. Insgesamt sind im 18.08.2020 gegen die Regierung und zwang Präsident Rahmen dieser Missionen 87 889 Blauhelmsoldaten Ibrahim Boubacar Keita zum Rücktritt. Ihm wurde aus 121 Ländern im Einsatz, die Kosten liegen bei u. a. vorgeworfen, nicht genug gegen den islamisti- 6.58 Mrd. US$ pro Jahr. Die personalintensivste Frie- schen Terror unternommen zu haben, der das Land densmission ist UNMISS im Südsudan, die seit 2011 seit Jahren erschüttert. Am 27.09.2020 wurde eine läuft und deren Mandat der UN‑Sicherheitsrat im Übergangsregierung gebildet, die Mali aus der Krise März 2021 noch einmal erweitert hat. Maximal kön- führen und nach 18 Monaten Wahlen abhalten soll. nen gut 19 000 Militär- und Polizeikräfte im Rahmen Zum Präsidenten wurde der frühere Verteidigungsmi- nister Bah N’Daw bestimmt. Am 24.05.2021 putschte Abkürzungen: KFOR: Kosovo Force das Militär erneut und zwang Präsident und Regie- UNMISS: UN Mission im Südsudan rungschef zum Rücktritt. Am 07.06.2021 wurde Ar- EUNAVFOR Somalia Atalanta: EU Naval mee-Oberst Assimi Goïta, der bereits den Putsch vom Force Somalia Atalanta 5 EUNAVFOR MED IRINI: EU Naval Force August 2020 angeführt hatte, als Übergangspräsident Mittelmeer vereidigt. Am 10.06.2021 kündigte Frankreichs Präsi- EUTM Mali: EU Training Mission Mali MINUSMA Mali: Multidimensional dent Macron an, einen Großteil der 5100 in Mali stati- Integrated Stabilizastion Mission Mali onierten französischen Soldaten abzuziehen. Islamis- MINURSO: UN Mission für das Referendum mus sorgt auch in weiteren Staaten Subsahara-Afrikas in Westsahara UNFIL: UN Interim Force im Libanon für Destabilisierung und Gewalt. Betroffen sind in der UNMHA: UN Mission zur Unterstützung Region neben Mali v. a. Niger, Burkina Faso, Tschad des Hodeidah-Abkommens Westsahara und Nigeria: Dort sind sowohl mit Al-Qaida verbun- SNMG: Standing NATO Maritime Group 12 SNMCMG: Standing NATO Mine dene Gruppen aktiv als auch ein IS-Ableger, ISWAP. Countermeasure Group Im Tschad wurde Präsident Idriss Déby am 20.04.2021 offiziellen Angaben zufolge im Kampf gegen Rebellen A T L A N T I S C H E R getötet. Auch in der seit Jahren von ethnischen und Ressourcenkonflikten erschütterten DR Kongo war der O Z E A N KOLUMBIEN Terror der islamistischen ADF 2020 für zahlreiche An- 12 griffe auf Dörfer, Militärstützpunkte und auch Ange- hörige der UN‑Blauhelmmission in der DR Kongo mit insgesamt mehr als 1000 Toten verantwortlich. Im südostafrikanischen Mosambik weitete sich der Konflikt der Zentralregierung mit Islamisten in der nördlichen Provinz Cabo Delgado zum Krieg aus: Kriege (Beginn): Im März 2021 überrannten islamistische Milizen die 1 Afghanistan (1978) Stadt Palma, töteten zahlreiche Menschen und trieben 2 Ägypten (2013) 3 Armenien (2020) Tausende zur Flucht. Erst am 04.04.2021 gelang es 4 Aserbaidschan (2020) der mosambikanischen Armee, die Stadt zurückzu- 5 Äthiopien (2020) 6 Burkina Faso (2012) erobern. Die mosambikanische Regierung rief die 7 DR Kongo (2005) 8 Indien Staaten der Südafrikanischen Entwicklungsgemein- Kashmir (1990) schaft SADC zu Hilfe. Naxaliten (1997) 9 Irak (1998) 10 Jemen Al-Qaida (2010) Asien: Am 01.02.2021 putschte das Militär in Myanmar Huthi (2014) gegen die Regierung. Die Generäle verkündeten den 11 Kamerun (2018) 16 Konflikte
von UNMISS eingesetzt werden. Das Jahresbudget Deutsche Beteiligung an Friedenseinsätzen: Insgesamt beträgt ca. 1.2 Mrd. US$. Bereits seit 1999 operiert waren Anfang Mai 2021 2851 Bundeswehrsoldatin- die Mission MONUSCO, die die Lage im Bürgerkriegs- nen und -soldaten an Auslandseinsätzen beteiligt. Das land DR Kongo stabilisieren soll. Hier sind derzeit größte Kontingent entfiel mit 1038 auf die NATO-Mis- etwa 15 000 Polizei- und Militärkräfte eingesetzt. sion „Resolute Support“ in Afghanistan. Allerdings hat Die Kosten belaufen sich auf mehr als 1.15 Mrd. US$ zum 01.05.2021 die Rückverlegung der Truppen nach pro Jahr. Mit 241 toten Blauhelmen und sonstigen Deutschland begonnen, da die Mission bis Septem- Missionsmitarbeitern ist MINUSMA in Mali, die seit ber 2021 ausläuft. 902 Bundeswehrkräfte sind außer- 2013 läuft, der gefährlichste der aktuellen Blauhelm- dem im Rahmen der UN‑Friedensmission MINUSMA einsätze. Etwa 15 000 Soldaten und Polizeikräfte sind in Mali im Einsatz, hinzu kommen 97 Soldaten, die für derzeit dort stationiert. Auch im ersten Halbjahr die EU‑Ausbildungsmission EUTM im Einsatz sind. Am 2021 kamen etwa 50 UN‑Mitarbeiter dort ums Leben. 19.05.2021 verlängerte der Deutsche Bundestag die Bei einem Selbstmordanschlag am 25.06.2021 auf Mandate für MINUSMA und EUTM um ein Jahr. Ferner MINUSMA-Truppen wurden 12 Bundeswehrsoldaten sind 236 Bundeswehrkräfte am Anti-IS-Einsatz in Syrien schwer verletzt. Nach zwölfeinhalb Jahren endete im und Irak beteiligt und 204 an der EU‑Mission EUNAVFOR Dezember 2020 die Mission UNAMID, die die Ein- MED IRINI, die das Waffenembargo gegen Libyen durch- haltung des Waffenstillstands und des Friedensab- setzen und Menschenschmuggel verhindern soll. Bei kommens in Darfur überwachen sollte. Stattdessen einer weiteren Operation im Mittelmeer, der NATO-Mis- beschloss der UN‑Sicherheitsrat die Einsetzung einer sion „Sea Guardian“, stellt die Bundeswehr 82 Einsatz- zivilen Mission. UNITAMS soll den politischen Trans- kräfte, außerdem 62 bei den KFOR-Truppen im Kosovo formationsprozess im Sudan begleiten. sowie kleinere Kontingente bei weiteren UN‑Einsätzen. 6 LITAUEN 1 Kriege und bewaffnete Konflikte 2020 Definitionen: Krieg: Gewaltsamer Massenkonflikt mit 22 zwei oder mehr bewaffneten UKRAINE Streitkräften, von denen mindestens eine Seite Streitkräfte der Regierung 4 ARMENIEN sein müssen. KOSOVO 3 4 ASERBAIDSCHAN Bewaffneter Konflikt: 9 2 TÜRKEI 21 Gewaltsame Auseinandersetzungen, 4 SYRIEN welche die Kriegsdefinitionen nicht 1|1 Mittelmeer 3 5 20 11 AFGHANISTAN voll erfüllen und zumeist die Konti- nuität der Kampfhandlungen nicht 8 LIBANON 9 IRAK gegeben ist. 2 LIBYEN 2 PAKISTAN 13 ÄGYPTEN INDIEN MALI 8 16 PAZIFISCHER 6|7 MYANMAR OZEAN 14 ZENTRAL- THAILAND AFRIKANISCHE 10|3 JEMEN PHILIPPINEN REPUBLIK 4 6 SÜDSUDAN 18 BURKINA NIGERIA 5 2 10 ÄTHIOPIEN FASO 17 23 3 SOMALIA 11 19 KAMERUN DEMOKRATISCHE 1 REPUBLIK KONGO BURUNDI 7 I N D I S C H E R 15 O Z E A N MOSAMBIK Konflikte (Beginn): Bundeswehr Einsätze: Bundeswehr Missionen: 12 Kolumbien (1964) 1 Burundi (2018) 1 Afghanistan (Resolute Support) 1 Litauen 13 Libyen (2011) 2 Pakistan (2007) 2 Dschibuti (EUNAVFOR Somalia Atalanta) (Enhanced Forward Presence) 14 Mali (2012) 3 Südsudan (2010) 3 Jemen (UNMHA) 2 Mittelmeer (Ägäis (SNMG 2)) 15 Mosambik (2019) 4 Thailand (2004) 4 Kosovo (KFOR) 3 Mittelmeer (SNMG 2) 16 Myanmar 5 Libanon (UNIFIL) 4 Mittelmeer (SNMCMG 2) Ostmyanmar (1948) 6 Mali (EUTM Mali) 5 Nordatlantischer Ozean (SNMG 1) Westmyanmar (2016) 7 Mali (MINUSMA) 6 Nordsee (SNMCMG 1) 17 Nigeria (200) 8 Mittelmeer (EUNAVFOR MED Irini) 18 Philippinen (1970) 9 Mittelmeer (Sea Guardian) 19 Somalia (1988) 10 Südsudan (UNMISS) 20 Syrien (2011) 11 Syrien|Irak 21 Türkei (2004) (Counter Daesh/Capacity Building Iraq) 22 Ukraine (2014) 12 Westsahara (MINURSO) 24 Zentralafrikanische Republik (2006) Quelle: Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung Hamburg, 2020 Quelle: Bundeswehr, 2021 Konflikte 17
Naturkatastrophen der am 27.08.2020 im Westen von Louisiana mit bis zu 240 km/h auf Land traf. Die Hurrikansaison im Nordatlantik übertraf mit 30 Stürmen (davon 13 2020 registrierte die Rückversicherungs-Gesellschaft Hurrikane) den bisherigen Rekord von 2005 mit 28 Munich Re mit 987 (2019: 858) relevanten Schadens- Stürmen (15 Hurrikane). 12 Wirbelstürme trafen ereignissen deutlich mehr als im langjährigen Mittel auf US‑Küsten, so viele wie nie zuvor in einer Sai- (2010–19: 694, 1990–2019: 538). Als relevant definiert son. Die Schäden in Nordamerika beliefen sich auf die Munich Re Ereignisse mit Todesopfern und ab 43 Mrd. US$ (26 Mrd. US$ versichert). Einige Wirbel- einer Schadenshöhe, deren Schwellenwert sie entspre- stürme nahmen vor dem Landfall an Stärke zu, ein chend dem Entwicklungsstand eines Landes festlegt. Phänomen, das seit einigen Jahren verstärkt auftritt. Anders als in früheren Jahren traten am Ende der Die Schadenswerte lagen 2020 mit rd. 207 Mrd. US$ Saison besonders starke Stürme auf. Als wesentliche Gesamt- und 82 Mrd. US$ versicherten Schäden deut- Ursachen für die ungewöhnlich vielen Hurrikane lich höher als 2020 (166 Mrd. US$ gesamt, 56 Mrd. US$ nennt Munich Re hohe Ozeantemperaturen, bedingt versichert). Sie liegen damit auch höher als im durch den Klimawandel, und das natürliche Klima- langjährigen Mittel (2010–19: 202 Mrd. US$ gesamt, phänomen „La Niña“ mit ungewöhnlichen Luftdruck- 71 Mrd. US$ versichert; 1990–2019: 156 Mrd. US$ unterschieden zwischen Südamerika und Asien. Auch gesamt, 47 Mrd. US$ versichert). Die deutliche Zu- die Schäden durch Schwergewitter lagen höher als im nahme inflationsbereinigter gesamtwirtschaftlicher Vorjahr (40 Mrd. US$ gesamt, 30 Mrd. US$ versichert; Schäden seit den 1980er-Jahren ist laut Munich Re 2019: 30 bzw. 20 Mrd. US$). Im gesamten Westen der zurückzuführen auf die Zunahme von Werten durch USA bis in den Staat Washington ganz im Norden sozioökonomisches Wachstum sowie auf die wach- gab es große Waldbrände (rd. 16 Mrd. US$ Schäden, sende Konzentration von Personen und Werten in Hochrisikogebieten wie den hochwassergefährdeten Gebieten Europas oder den von Tornados heimge- suchten Regionen der USA. 2020 waren weltweit nur 39 % (2019: 34 %, 2010–19: 35 %, 1990–2019: 30 %) der Schäden versichert, da die Versicherungsquote in den aufstrebenden Ökonomien Asiens gering ist, dort aber große Schäden entstehen. Weltweit gab es durch Naturkatastrophen rd. 8036 To- Unwetter (Derecho) desopfer (2019: 9405). Damit setzt sich der Trend fort, 8.–12. August dass trotz steigender Zahl der Katastrophen immer 4 Tote weniger Menschen zu Tode kommen als im langjähri- Waldbrand Kalifornien gen Durchschnitt (2010–19: 37 105, 1990–2019: 51 543). August–November 32 Tote Laut Munich Re ist das auf bessere Katastrophenvor- PA Z I F IS CH E R sorge und Baustandards zurückzuführen. OZ E A N Hurrikan Laura 26.–28. August 33 Tote Von den relevanten Schadensereignissen waren 2020 wie im langjährigen Durchschnitt mehr als 90 % wet- Hurrikan Eta 2.–12. November terbedingt. Laut Munich Re führt der Klimawandel 183 Tote vermehrt zu Wetterextremen wie Wirbelstürmen, 2020 2019 Mittelwert Mittelwert 2010–2019 1990–2019 Starkregen oder Dürre, die auch Waldbrände begüns- Hydrologische Ereignisse (Überschwemmung, Massenbewegung) tigt. 2020 wie im langjährigen Durchschnitt stehen Schadensereignisse 52 % 43 % 45 % 42 % an erster Stelle bei der Zahl der Katastrophen die Schaden (versichert) 22 % (4 %) 29 % (4%) 21 % (10 %) 22 % (9 %) Tote 65 % 59 % 17 % 13 % Überschwemmungen und Erdrutsche, dicht gefolgt Meteorologische Ereignisse (Sturm) von Stürmen. Auch wenn einzelne Extremwetter-Er- Schadensereignisse 38 % 38 % 38 % 38 % Schaden (versichert) 64 % (82 %) 61 % (90 %) 47 % (66 %) 46 % (72 %) eignisse nicht auf den Klimawandel zurückgeführt Tote 30 % 30 % 8% 27 % werden können, so passen sie laut Munich Re doch zu Klimatologische Ereignisse (Extremtemperaturen, Dürre, Waldbrand) den erwartbaren Folgen eines jahrzehntelangen Er- Schadensereignisse 6% 11% 11 % 12 % Schaden (versichert) 11 % (13 %) 9 % (6 %) 13 % (13 %) 13 % (10 %) wärmungstrends von Atmosphäre und Ozeanen. Tote 2% 7% 20 % 11 % Geophysikalische Ereignisse (Erdbeben, Tsunami, vulkanische Aktivität) Schadensereignisse 4% 7% 7% 8% Sechs der zehn teuersten Naturkatastrophen trafen die Schaden (versichert) 2 % (1 %) 2 % (0.2 %) 19 % (12 %) 19 % (9 %) USA. An der Spitze (13 Mrd. US$, davon 10 Mrd. US$ Tote 3% 3% 54 % 50 % versichert) steht der Kategorie-4-Hurrikan Laura, Quelle: Munich Re, NatCatSERVICE (2020) 18 Naturkatastrophen
rd. 11 Mrd. US$ versichert); 47 Menschen starben. In Die Schäden in Europa waren geringer als in den Vor- einigen Staaten waren es die größten je beobachteten jahren. Für den Herbst typische Starkniederschläge Brände. trafen die Mittelmeerküste in Italien und Südfrank- reich und führten örtlich zu extremen Schäden. An Die teuerste Naturkatastrophe des Jahres ereignete einem Tag fielen in der Grenzregion bis zu 600 l/m² sich in Asien: Das durch den Sommermonsun aus- Regen, Sturzfluten zerstörten dort Hunderte Häuser, gelöste Hochwasser in China (17 Mrd. US$ Gesamt- Brücken und Straßen. In Kroatien ereigneten sich schaden, ca. 2 % versichert). Der schadenträchtigste zahlreiche Erdbeben. Am 22.03.2020 lag das Epi- tropische Wirbelsturm war der Zyklon Amphan, der zentrum wenige Kilometer nördlich der Hauptstadt am 20.05.2020 an der Grenze zwischen Indien und Zagreb; bei dem Beben mit 5.3 MW entstanden starke Bangladesch auf Land traf (14 Mrd. US$, sehr wenig Schäden in der Altstadt; es gab eine Tote, 27 teils versichert). In Kyushu im Süden Japans führten Stark- schwer Verletzte. Die nach 1964 errichteten Gebäude niederschläge zu Überschwemmungen. 80 Menschen überstanden das Beben ohne oder mit leichten Schä- starben, mehr als 1 Mio. Menschen flohen aus der den – damals waren Vorschriften für erdbebensiche- Region. Die Türkei wurde von zwei größeren Erdbe- res Bauen eingeführt worden. Am 29.12.2020 ereigne- ben getroffen. In Ostanatolien führten Erschütterun- te sich nach sieben Vorbeben das stärkste Erdbeben gen mit einer Magnitude (MW) von 6.8 am 24.01.2020 seit 140 Jahren mit 6.4 MW; das Epizentrum lag nahe zu 41 Toten und rd. 1600 Verletzten. Ein Beben mit der Stadt Petrinja, rd. 50 km südwestlich von Zagreb. Epizentrum in der Ägäis mit 7.0 MW am 30.10.2020 Mehr als 41 000 Gebäude wurden beschädigt oder traf v. a. die Millionenstadt Izmir; 119 Menschen star- zerstört, bis 31.12.2020 folgten ca. 200 Nachbeben. ben, mehr als 1000 wurden verletzt. Es kam zu einem Geschätzte Schadenshöhe: 5 Mrd. €. Sieben Menschen Tsunami mit Wellen bis 1.5 Meter. starben, 26 wurden verletzt. Winterstürme Erdbeben Kroatien 9.–1. Februar 22. März 11 Tote 1 Toter Überschwemmung August Überschwemmung 92 Tote 3.–10. Juli 82 Tote Überschwemmung 21. Mai–30. Juli Antigua und Barbuda 158 Tote 68.9 % Dominica Brunei 62.7 % 57.6 % PA Z I F IS CH E R Zyklon Amphan OZ E A N ATLANTISCHER 16.–20. Mai Dürre OZEAN 135 Tote Januar–Dezember I N DIS CH E R Vanuatu OZ E A N 86.8 % Tonga Bedroht von Naturgefahren Hagelsturm 61.2 % Bevölkerungsanteil in % 31. Oktober–1. November Extrem > 86.5 % Sehr hoch 57.6 - 68.9 % Hoch 30 - 45 % Mittel 15 - 30 % Gering 7.5 - 15 % Sehr gering < 7.5 % Keine Daten Vanuatu Staaten mit Werten über 50 % 86.8 % Quelle: Bündnis Entwicklung hilft (2020), WeltRisikoBericht/WeltRisikoIndex 2020 Naturkatastrophen 19
Tourismus den Rückgang an touristischen Übernachtungen zu spüren. Vor allem die Zahl der Reisenden aus dem Ausland ging mit -68.5 % stark zurück (inländische Überall auf der Welt hat die Corona-Pandemie 2020/21 Gäste: -43.4 %). zu einem dramatischen Einbruch des Reiseverkehrs geführt. Dadurch ist nach Einschätzung der Welttou- Im Reiseverhalten der Deutschen zeigten sich infolge rismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) der Pandemie große Unterschiede: Vor allem wurden die Zahl touristischer Reisen unter das Niveau des Jah- deutlich weniger Kurztrips (2–4 Tage) unternommen. res 1990 zurückgefallen. Gegenüber 2019 verzeichnet Deren Zahl ging um 60 % auf 37.1 Mio. zurück, die die Organisation für 2020 einen weltweiten Rückgang Zahl der Reisenden verringerte sich um 23 % auf der Reisen von 1.5 Mrd. auf 381 Mio. 29 Mio. Bei den längeren Urlaubsreisen (ab 5 Tagen) ergab sich ein Rückgang von 29 % auf 50.1 Mio, bei Asien, das als Weltregion von der Pandemie betrof- der Zahl der Reisenden um 19 % auf 44.6 Mio. fen war und wo die Staaten besonders harte Einrei- sebeschränkungen verhängten, hatte zwischen April Zudem verreisten die Deutschen mehr und länger im und Dezember mit Tourismusrückgängen von 95 % eigenen Land: Von den 50.1 Mio. Urlaubsreisen (ab und mehr zu kämpfen, sodass der Verlust für die 5 Tage) entfielen 22.8 Mio. auf inländische Reiseziele, Region Asien/Pazifik aufs ganze Jahr 2020 gerechnet das sind 4.1 Mio. mehr als 2019. Stark zurück gingen 84 % betrug. In Afrika und dem Nahen Osten ging Reisen ins Ausland: Nur noch 3.9 Mio. reisten 2020 der internationale Tourismus 2020 um 75 % zurück, nach Spanien (-57 %), 2.9 Mio. nach Italien (-53 %) in Europa um 70 % und in Nord- und Südamerika und 2.3 Mio. in die Türkei (-47 %). Stärker nachge- um 69 %. Die UNWTO schätzt, dass durch die Coro- fragt waren außerdem kontaktarme Reisewege und na-Pandemie 2020 im Tourismussektor insgesamt 2 Bio. US$ an Wirtschaftsleistung verloren gingen und 100–200 Mio. Arbeitsplätze in Gefahr gerieten. In Europa brach der internationale Tourismus 2020 gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat am stärksten in den Monaten April (-98 %) und Mai (-96 %) ein, als in der ersten Phase der Pandemie zahlreiche Staaten ihre Grenzen für Touristen schlos- Kanada sen. Mit -67 % bis -72 % lagen die Verluste in den - 87 % Sommermonaten Juli bis September niedriger, was auf den Rückgang der COVID‑19-Infektionen und die darauffolgende Öffnung zahlreicher Urlaubsregio- PAZIFISCHER Vereinigte Staaten nen zurückzuführen ist. Mit dem Beginn der zweiten von Amerika Infektionswelle in Europa ab Oktober 2020 musste OZEAN - 60 Mio. der Tourismus dann wieder größere Rückschläge hinnehmen, die aber mit 85–87 % nicht ganz das A T L A Niveau der Frühjahrsmonate erreichten. Nach Angaben des Deutschen Tourismusverbands Rückgang der Touristenankünfte hatte die Tourismuswirtschaft in Deutschland zwi- Vergleich 2020 zu 2019 schen März und Dezember 2020 Umsatzausfälle in mehr als 85 Prozent Höhe von 68.7 Mrd. € zu verkraften, wovon je etwa 70 bis 85 Prozent 55 bis 70 Prozent die Hälfte auf den Tages- und den Übernachtungstou- 40 bis 55 Prozent rismus entfielen. Die Zahl der Übernachtungen ging weniger als 40 Prozent 2020 gegenüber dem Vorjahr im Bundesdurchschnitt Zunahme Subregion um 39 % zurück. Die größten Verluste entfielen da- Farben entsprechen Klassifikation oben bei auf den Städtetourismus: So hatte Berlin 64 % (Südasien, Ozeanien, Karibik, Südamerika, Nordafrika, Afrika südlich der Sahara) weniger touristische Übernachtungen als 2019, dicht keine Angabe gefolgt von Düsseldorf und München. Am wenigsten Samoa die 5 Staaten mit dem höchsten Rückgang bekamen die Regionen Chiemsee-Chiemgau (-14.4 %), - 88 % (in %) (auf dunklen Flächen weiße Schrift) schleswig-holsteinische Ostsee (-14 %), Sächsische Italien die 5 Staaten mit dem höchsten Rückgang - 39.1 Mio. (in Mio. Ankünften) Schweiz (-13.9 %), Mecklenburgische Schweiz/Seen- platte (-11.1 %) und das Lausitzer Seenland (-7.2 %) Quelle: UNWTO 20 Tourismus
Unterkünfte: So nahm sowohl die Zahl der Reisen zu, Rückgang von 43.3 % entspricht. Auch in Österreich die mit dem eigenen Pkw unternommen wurden, als zeigt sich ein Trend zum Reisen im eigenen Land: auch die Buchung von Campingplätzen, Wohnmobi- Verreiste 2019 nur gut die Hälfte der Menschen inner- len und Ferienwohnungen oder -häusern. halb Österreichs, waren es 2020 beinahe drei Viertel (73.3 %). Beliebtestes ausländisches Reiseziel war erst- In Österreich ging die Zahl der Übernachtungen 2020 mals Deutschland, auf das 23.6 % der Auslandsreisen um 35.9 % zurück und die Zahl der Touristen um der Österreicher entfielen, gefolgt von Italien (21.6 %). 45.8 %. Am stärksten sank die Zahl der Übernach- tungen in Wien (-74 %), am geringsten waren die Auch die Schweiz hatte 2020 einen Einbruch im Tou- Rückgänge in Kärnten (-17.1 %) und der Steiermark rismus zu verzeichnen: So ging die Zahl der Gäste (-24.5 %). Noch dramatischer waren die Einbrüche gegenüber dem Vorjahr um 45.8 % zurück, die der in der Wintersaison 2020/2021: So ging zwischen Übernachtungen um 40 %. Das sind nach Angaben November 2020 und März 2021 die Zahl der Über- des Schweizer Bundesamts für Statistik so wenige nachtungen um 92.4 % zurück, die Zahl der Gäste wie zuletzt Ende der 1950er‑Jahre. Vor allem kamen um 94 %. Bei den Touristen aus dem Ausland lag deutlich weniger Gäste aus dem Ausland (-71.3 %), der Wert sogar bei -97.2 % (deutsche Gäste: -98.2 %). was einem Rückgang der Übernachtungen um 66.1 % Am stärksten betroffen waren die Regionen Tirol entspricht. Besonders stark war der Einbruch bei (-97.8 %), Salzburg (-96.7 %) und Vorarlberg (-95.9 %). Touristen aus Asien: So besuchten 94.7 % weniger Inder die Schweiz als 2019, 92.5 % weniger Chinesen Auch die Österreicher selbst verreisten 2020 deutlich und 91.9 % weniger Japaner. Vergleichsweise mo- weniger als sonst: Insgesamt wurden 12 Mio. Urlaubs derat waren dagegen die Rückgänge beim Inlands- reisen (inkl. Kurztrips) unternommen, was einem tourismus mit 17.1 % (Übernachtungen: -8.6 %). Italien - 39.1 Mio. Türkei - 35.3 Mio. Spanien Mongolei - 64.5 Mio. - 90 % Japan - 87 % China - 88 % PAZIFISCHER N T I S C H E R OZEAN Thailand - 33.2 Mio. O Z E A N INDISCHER Samoa - 88 % OZEAN Tourismus 21
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