Zielmarktanalyse "Industrie 4.0 in der Lebensmittelindustrie: Schwerpunkt Logistik und Verpackung" - iXPOS
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Zielmarktanalyse „Industrie 4.0 in der Lebensmittelindustrie: Schwerpunkt Logistik und Verpackung“ Partner Durchführer
Impressum Herausgeber psps export & investment services Bankaplein 3 NL - 2585 EV Den Haag www.pspsconsultants.nl enviacon international eine Marke der enviacon GmbH Schloßstraße 26 12163 Berlin www.enviacon.com Text und Redaktion enviacon international eine Marke der enviacon GmbH Schloßstraße 26 12163 Berlin www.enviacon.com psps export & investment services Bankaplein 3 NL - 2585 EV Den Haag www.pspsconsultants.nl Gestaltung und Produktion Lara Bolhuis, Petra Fischer, Nhat Le Nguyen, enviacon international Monika Sanders, Rosanne Somers, psps consultants Stand April 2019 Bildnachweis Shutterstock Die Studie wurde im Rahmen des BMWi- Markterschließungsprogramms für das Projekt „Leistungsschau: Industrie 4.0 in der Lebensmittelindustrie: Schwerpunkt Logistik und Verpackung“ erstellt und aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Die Zielmarktanalyse steht der Germany Trade & Invest GmbH sowie geeigneten Dritten zur unentgeltlichen Verwertung zur Verfügung. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann.
Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................................. 4 Tabellenverzeichnis ...................................................................................................................................... 4 Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................................................ 5 1. Abstract ................................................................................................................................................ 6 2. Einführung: Zielmarkt Niederlande ..................................................................................................... 7 2.1 Allgemeine Länderkennzahlen, politisches System, volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen und Wirtschaftswachstum ............................................................................................................................... 7 2.2 Außenhandel und Investitionsklima ................................................................................................... 9 2.3 Regionale Besonderheiten ................................................................................................................ 13 2.4 Wirtschaftsbeziehungen Deutschland – Niederlande ....................................................................... 14 2.5 Stand Industrie 4.0 in den Niederlanden .......................................................................................... 15 3. Die Lebensmittelindustrie in den Niederlanden ................................................................................. 18 3.1 Allgemeiner Marktüberblick Lebensmittelindustrie ........................................................................ 18 3.2 Struktur der niederländischen Lebensmittelindustrie ....................................................................... 23 3.3 Verpackung und Logistik im Bereich Lebensmittelindustrie in den Niederlanden ................... 27 3.3.1 Verpackung......................................................................................................................... 27 3.3.2 Logistik ............................................................................................................................... 31 3.4 Trends im Bereich Logistik und Verpackungen in der Lebensmittelindustrie und Ansätze für Industrie 4.0 ............................................................................................................................................ 35 3.4.1 Trends und Herausforderungen im Hinblick auf Lebensmittelverpackungen .................... 36 3.4.2 Trends und Herausforderungen im Hinblick auf Lebensmittellogistik............................... 37 4. Markteinstieg in der Praxis................................................................................................................. 42 4.1 Politische, rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen ............................................................ 42 4.1.1 Politische Rahmenbedingungen ......................................................................................... 42 4.1.2 Rechtliche Rahmenbedingungen ........................................................................................ 44 4.1.3 Steuerliche Rahmenbedingungen ....................................................................................... 45 4.2 Einstiegs- und Vertriebsinformationen, Finanzierungsmöglichkeiten ............................................. 46 4.2.1 Einstiegs- und Vertriebsinformationen............................................................................... 46 4.2.2 Förderungs- und Finanzierungsmöglichkeiten .................................................................. 47 4.2.3 Weitere Einstiegshilfen ....................................................................................................... 49 4.3 SWOT-Analyse ................................................................................................................................ 50 5. Übersicht über zentrale Marktakteure, Messen und weiterführende Informationen .......................... 51 5.1 Politik und Verbände ........................................................................................................................ 51 5.2 Marktakteure der Lebensmittelindustrie........................................................................................... 54 5.3 Messen im Zielland .......................................................................................................................... 59 5.4 Sonstige Kontakte............................................................................................................................. 60 6. Literaturverzeichnis ............................................................................................................................ 63
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Nationalflagge des Königreichs der Niederlande ................................................................... 7 Abbildung 2: Karte Niederlande .................................................................................................................. 7 Abbildung 3: Veränderung des BIP in %, real (* vorläufige Angaben)..................................................... 10 Abbildung 4: Anteil der Sektoren am BIP 2017, in % ............................................................................... 11 Abbildung 5: Übersicht Importgüter Niederlande 2017 (nach SITC) ........................................................ 12 Abbildung 6: Übersicht Exportgüter Niederlande 2017 (nach SITC) ........................................................ 12 Abbildung 7: Lebensmittelexporte und -importe in Mrd. EUR (* vorläufige Angabe) ............................. 19 Abbildung 8: Verteilung Ausfuhrware im AgriFood Sektor, 2017, in %, nach SITC ............................... 19 Abbildung 9: Verteilung Einfuhrware im AgriFood Sektor, 2017, in %, nach SITC ................................ 20 Abbildung 10: Anzahl der Betriebe in der Lebensmittelindustrie nach Mitarbeiterzahl (* vorläufige Angabe) ............................................................................................................................. 21 Abbildung 11: Anzahl der Betriebe in der Lebensmittelindustrie nach Sektor, 2018 ................................ 22 Abbildung 12: Allgemeine Wertschöpfungskette im Bereich Lebensmittel, inkl. Recyclingprozess, Herausforderungen (in rot gekennzeichnet) ...................................................................... 23 Abbildung 13: Umsätze Lebensmittelindustrie nach Sektoren 2016 (in Mio. EUR) ................................. 24 Abbildung 14: Top 20 niederländischen Unternehmen in der Lebensmittelindustrie nach Umsatz 2016 (in Mio. EUR) ......................................................................................................................... 25 Abbildung 15: Top 25 der Unternehmen im Einzelhandel nach Umsatz 2017 (in Mio. EUR) ................. 25 Abbildung 16: Im Internet bestellte Lebensmittel, Anteil in % der Bevölkerung 2017 ............................. 26 Abbildung 17: Geschätzter Anteil von Verpackungen am Umsatz, 2016 (in %) ....................................... 28 Abbildung 18: Niederländischer Verpackungsmarkt nach Material (Einzelhandel), in Mio. Einheiten .... 28 Abbildung 19: Niederländischer Markt für verpackte Lebensmittel nach Gesamtvolumen (in 1.000 t) ... 29 Abbildung 20: Ausdehnung Megalopolis "Blaue Banane" ........................................................................ 33 Abbildung 21: TEN-T-Korridore ............................................................................................................... 33 Abbildung 22: Verteilung von Umschlagplätzen in den Niederlanden, 2016 ............................................ 34 Abbildung 23: Umsatzänderungen zum jeweiligen Vorjahr, in % ............................................................. 34 Abbildung 24: Wahrnehmung Trends in der niederländischen Lebensmittelindustrie .............................. 35 Abbildung 25: Aitonomi von Albert Heijn ................................................................................................ 40 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Länderkennzahlen Niederlande ................................................................................................... 8 Tabelle 2: Außenhandel Niederlande (*vorläufige Angaben) .................................................................... 11 Tabelle 3: Recyclingergebnisse Niederlande 2016 und 2017 im Vergleich zu den gesetzten Zielen aus EU und nationaler Ebene ................................................................................................... 31 Tabelle 4: Top 10 LPI-Ergebnisse, aggregiert 2012 - 2018 ....................................................................... 32 Tabelle 5: Smart Packaging-Systeme ......................................................................................................... 37
Abkürzungsverzeichnis AG = Aktiengesellschaft BIP = Bruttoinlandsprodukt BMWi = Bundesministerium für Wirtschaft und Energie CBS = Centraal Bureau voor de Statistiek CDA = Christen-Democratisch Appèl CPB = Centraal Planbureau DNHK = Deutsch-Niederländische Handelskammer EU = Europäische Union EUR = Euro EWG = Europäische Wirtschaftsgemeinschaft FNLI = Federatie Nederlandse Levensmiddelen Industrie F&E = Forschung und Entwicklung GmbH = Gesellschaft mit beschränkter Haftung GTaI = Germany Trade and Invest IKT = Informations- und Kommunikationstechnik KI = Künstliche Intelligenz LPI = Logistics Performance Index Mio. = Millionen Mrd. = Milliarden NATO = North Atlantic Treaty Organization NFIA = Netherlands Foreign Investment Agency OECD = Organization for Economic Cooperation and Development PVV = Partij voor de Vrijheid QR-Code = Quick Response Code RFID = Radio Frequency IDentification SITC = Standard International Trade Classification TEN-T = Transeuropean Network Transport UNCTAD = United Nations Conference on Trade and Development USD = US-Dollar VN = Vereinte Nationen VVD = Volkspartij voor Vrijheid en Democratie
1. Abstract Die Niederlande, nach den USA weltweit zweitgrößter Exporteur von landwirtschaftlichen Produkten, sind die Drehscheibe für europäische Waren in diesem Bereich. Wegen seiner hervorragenden Infrastruktur und seiner langen Tradition als Handelsnation, nutzen viele außereuropäische Staaten das Land als Tor nach Europa für ihre Waren. Um diese Position beizubehalten ist das Land auf den Einsatz intelligenter Technologien angewiesen, gerade im Hinblick auf die sinkende Anzahl von Arbeitskräften. Die Niederlande sind bekannt dafür, Innovationen offen gegenüberzustehen und haben sich im Bereich Industrie 4.0 ambitionierte Ziele gesetzt, um in der Digitalisierung an Europas Spitze zu stehen. Was die Verpackungsindustrie und Logistik betrifft, werden vor allem die Trends Nachhaltigkeit, Ressourceneffizienz und die flexible Anpassung von Produktionsprozessen und Lieferketten eine große Rolle spielen. An diesem Punkt kommen Lösungen beispielsweise aus der Robotik oder Künstlichen Intelligenz (KI) zum Einsatz, die zukünftig Prozesse noch radikaler optimieren können. Diese Zielmarktanalyse wurde in Vorbereitung der Leistungsschau „Industrie 4.0 in der Lebensmittelindustrie: Schwerpunkt Logistik und Verpackung“ in den Niederlanden (Mai 2019) im Rahmen des BMWi-Markterschließungsprogramms erstellt. Sie bietet deutschen Anbietern von Produkten und Dienstleistungen in diesem Bereich, sowie allgemeinen Interessenten des Zielmarkts, erste Einblicke in den Markt und in die Thematik. Inhaltlich wird im ersten Schritt zunächst die allgemeine politische und wirtschaftliche Lage der Niederlande thematisiert, um dann näher auf den Stand der Industrie 4.0 im Land einzugehen. Im Anschluss werden Charakteristika und Trends der Lebensmittelindustrie im Hinblick auf die Verpackungsindustrie und den Bereich Logistik erläutert, bevor dann im nächsten Schritt die Anknüpfungspunkte für die Industrie 4.0 dargelegt werden. Eine übersichtliche SWOT-Analyse zeigt resümierend Stärken und Schwächen, sowie zukünftige Potenziale in den Niederlanden auf. Ergänzend werden rechtliche und steuerliche Aspekte zum Markteintritt erläutert, sowie Finanzierungsmöglichkeiten aufgezeigt. Eine Auflistung relevanter Unternehmen, Institutionen und Behörden, sowie Messen in den Niederlanden runden die Marktstudie ab. Als Informationsquelle wurden vorranging Daten aus den Jahren 2015 bis 2018 verwendet. Verstärkt wurden Veröffentlichungen von niederländischen, teils auch deutschen, Verbänden, Fachzeitschriften, Regierungseinrichtungen und anderen relevanten Akteuren ausgewertet.
2. Einführung: Zielmarkt Niederlande 2.1 Allgemeine Länderkennzahlen , politisches System, volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen und Wirtschaftswachstum Abbildung 1: Nationalflagge des Königreichs der Niederlande Quelle: CIA World Fact Book Die Niederlande sind durch ihre geografische Lage im Zentrum Europas und aufgrund ihrer historischen Bedeutung als globale Seefahrer- und Handelsnation traditionell eng an die internationalen Märkte angebunden und sind somit ein Knotenpunkt in Sachen Handel und Logistik. So verfügt das Land mit Rotterdam über den größten europäischen Hafen, der 2018 mit einem Güterumschlag von 468,9 Mio. Tonnen,1 die Niederlande zum Eintrittstor für globale Waren nach Europa macht. Im weltweiten Vergleich nach Gewicht der umgeschlagenen Güter, nimmt der Hafen Rotterdam damit die achte Position ein. Darüber hinaus verfügt das Land mit dem Flughafen Schiphol in Amsterdam über den drittgrößten Flughafen in Europa nach Fracht- (1,7 Mio. Tonnen)2 und Passagieraufkommen (71,1 Mio.)3 im Jahr 2018. Abbildung 2: Karte Niederlande Quelle: Wikimedia 1 DNHK (2018): Wirtschaftsstandort Niederlande. www.dnhk.org. 2 Ebd. 3 Ebd.
Die Geografie der Niederlande wird vor allem durch zwei Faktoren geprägt. Zum einen durch die Nordsee, an die das Land im Westen grenzt und zum anderen durch die Lage am Rhein-Maas-Schelde Delta. Die Hälfte des Landes liegt unter dem Meeresspiegel, was es besonders anfällig macht für Überschwemmungen. Gleichzeitig bildet aber gerade diese Lage an den zentralen Wasserwegen Europas, die Basis für das wirtschaftliche Wachstum der Niederlande. So konnten sich Hafenstädte entwickeln, die im historischen Kontext Europas eine bedeutende Rolle gespielt haben, und wie der Hafen von Rotterdam zeigt, immer noch spielen.4 Ein weiterer zentraler Faktor ist die hohe Bevölkerungsdichte des Landes. So werden die vier Großstädte Amsterdam, Rotterdam, Den Haag und Utrecht unter der Bezeichnung Randstad (alternativ Deltametropool) zusammengefasst. Die Metropolregion gehört neben Paris, London und dem Rhein-Ruhrgebiet zu den ökonomisch wichtigsten Ballungsräumen in Nordwest-Europa.5 So leben in der Region ca. 42 % der Gesamtbevölkerung des Landes und über die Hälfte der Arbeitsplätze ist in der Region angesiedelt (Stand 2017). Randstad ist der wirtschaftliche Motor des Landes, mehr als die Hälfte des BIPs wird hier erwirtschaftet.6 Die Niederlande sind in zwölf Provinzen unterteilt: Nordholland, Südholland, Zeeland (oder Seeland), Nordbrabant, Utrecht, Flevoland, Friesland, Groningen, Drenthe, Overijssel, Gelderland und Limburg.7 Tabelle 1: Länderkennzahlen Niederlande Ländername Königreich der Niederlande (Koninkrijk der Nederlanden) Hauptstadt Amsterdam Parlaments- und Regierungssitz Den Haag Staatsform Parlamentarische Monarchie Staatsoberhaupt Willem-Alexander, König der Niederlande, Prinz von Oranien-Nassau (seit 30. April 2013) Regierungschef Mark Rutte (VVD) Unabhängigkeit 1581 nördlicher Teil der Niederlande unabhängig von Spanien, 1648 Bestätigung Unabhängigkeit im Frieden von Münster und Osnabrück Nationalfeiertag 27. April = Königstag (Koningsdag) Landessprachen Niederländisch (Verbreitung in Prozent: 100), Friesisch (Provinz Friesland), Limburgisch (Provinz Limburg) Einwohnerzahl 17,181 Millionen (2018) Arbeitslosigkeit 3,6 % (Januar 2019) Währung Euro (EUR) BIP Nominal: 737 Mrd. EUR (2017) Pro-Kopf-Einkommen Nominal 43.152 EUR (2017) Vorwahl +31 Quelle: Auswärtiges Amt, CIA Wold Factbook, CBS 4 NiederlandeNet, Universität Münster (2004): Geografie der Niederlande. www.uni-muenster.de. 5 Ebd. 6 DNHK (2018): Wirtschaftsstandort Niederlande. www.dnhk.org. 7 Holland.com (2018): Provinces. www.holland.com. .
Die Niederlande sind eine konstitutionelle Monarchie, die über ein parlamentarisches Regierungssystem verfügt. Neben den Ministern und Staatssekretären gehört der amtierende Monarch – seit 2013 Willem Alexander, König der Niederlande, Prinz von Oranien-Nassau – ebenfalls der Regierung an und ist zugleich Staatsoberhaupt. Der Ministerpräsident – seit 2010 Mark Rutte von der VVD (Konservativliberale) – ist Vorsitzender des Ministerrats, verfügt allerdings nicht über die Richtlinienkompetenz. Die letzten Wahlen fanden am 15. März 2017 statt, aus denen die Partei von Mark Rutte VVD mit 33 Abgeordneten als Sieger hervorging. Zweitstärkste Kraft ist die PVV (rechtspopulistische Freiheitspartei unter Geert Wilders, 20 Abgeordnete), gefolgt von der CDA (Christdemokraten, 19 Abgeordnete) und der D66 (Linksliberale, 19 Abgeordnete). Darüber hinaus sitzen neun weitere Parteien im Parlament. Nach mehreren Anläufen in den Koalitionsverhandlungen besteht die Regierung seit 26. Oktober 2017 aus einer Koalition zwischen den Parteien VVD, CDA, Christen Unie und D66. Regierungssitz der niederländischen Regierung ist nicht die Hauptstadt Amsterdam, sondern das rund 65 km entfernte Den Haag.8 Als eines der sechs Gründungsmitglieder der EWG, der heutigen EU, engagieren sich die Niederlande für die gemeinsamen Ziele der Union. Besondere Schwerpunkte liegen hier auf der Stärkung des Europäischen Binnenmarktes und der Wettbewerbsfähigkeit, sowie im Bereich Forschung und Innovation. Darüber hinaus sind die Niederlande Gründungsmitglied der NATO und aktives Mitglied der Vereinten Nationen. Im Rahmen der Arbeit bei internationalen Organisationen setzen die Niederlande ihre Schwerpunkte im Bereich der Entwicklungspolitik mit besonderem Fokus auf die Stärkung des Außenhandels. Treibendes Element ist hierbei auch die Rolle Den Haags als internationale Hauptstadt des Rechts, die u. a. Sitz des Internationalen Strafgerichtshofs und dem europäischen Polizeiamt Europol ist. Die Sicherung von Frieden und der internationalen Rechtsordnung als Basis für internationalen Handel und Wohlstand sind Grundlage des Engagements der Niederlande in den internationalen Organisationen.9 2.2 Außenhandel und Investitionsklima Die niederländische Wirtschaft ist seit dem 16. Jahrhundert traditionell vom Handel geprägt. Das spiegelt sich auch in der heutigen Wirtschaftsstruktur des Landes wider. So ist die niederländische Wirtschaft sehr international ausgerichtet und stark exportorientiert. Die wichtigsten Handelspartner des Landes sind die Mitgliedstaaten der EU, allen voran die Nachbarländer Deutschland und Belgien, sowie das Vereinigte Königreich. Weiterhin weist die niederländische Wirtschaft eine hohe Innovationskraft auf, nicht zuletzt durch die gut ausgebildeten Arbeitnehmer. Treibende Faktoren sind zudem die Ressourcenknappheit, die zentrale Lage, sowie die sehr gute Infrastruktur.10 8 Auswärtiges Amt (2018): Innenpolitik. www.auswaertiges-amt.de. 9 Auswärtiges Amt (2018): Außenpolitik. www.auswaertiges-amt.de. 10 GTaI (2018): Wirtschaftsstruktur – Niederlande. www.gtai.de.
4% 2,9% 3% 2,5% 3% 2,2% 2% 1,5% 2% 1% 1% 0% 2016 2017 2018* 2019* Abbildung 3: Veränderung des BIP in %, real (* vorläufige Angaben) Quelle: Eigene Darstellung nach CBS; CPB Nachdem die Niederlande 2009 ebenfalls von der Wirtschaftskrise getroffen wurden, hat sich die Wirtschaft des Landes seit dem Jahr 2014 wieder stabilisiert und verzeichnet seitdem sowohl ein solides Wachstum, als auch einen Rückgang bei der Arbeitslosenrate auf aktuell 3,6 % (Stand Januar 2019). 2014 lag diese zeitweise bei 7,9 %.11 Auch wenn die niederländische Wirtschaft dem globalen Trend von rückläufigen Wachstumsraten folgt, lag das Wachstum dennoch über dem durchschnittlichen Wert in der Eurozone. So lagen die Vorhersagen für die Eurozone für 2018 bei rund 2,0 %.12 Da die niederländische Wirtschaft stark vom Export abhängt, ist sie besonders anfällig für Schwankungen auf dem Weltmarkt. Hier spielt derzeit der Handelskonflikt zwischen den USA und China, aber auch der EU-Austritt des Vereinigten Königreichs, immerhin drittwichtigster Abnehmer für niederländische Exporte, eine große Rolle.13 Treibende Kraft der niederländischen Wirtschaft ist der Dienstleistungssektor, mit über 60 % Anteil am BIP (vgl. Abbildung 4), der zweitstärkste Sektor ist mit rund 12 % und großem Abstand zum Bereich Dienstleistungen die Industrie. Den hohen Anteil am BIP verdankt der Dienstleistungssektor den zahlreichen kleinen und mittelständischen Unternehmen in diesem Bereich sowie der Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung im Dienstleistungsgewerbe tätig ist. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hat der Industriesektor in den Niederlanden einen eher geringen Anteil am gesamten BIP 14. 11 CBS (2019): Macroeconomics. www.cbs.nl. 12 CPB (2019): Forecast March 2019. http://www.cpb.nl. 13 Ebd. 14 GTaI (2018): Wirtschaftsstruktur Niederlande. www.gtai.de.
2,1 18,7 1,1 12,2 0,6 4,4 60,9 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Industrie Energie, Gas Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen Baugewerbe Dienstleistungen Sonstige Abbildung 4: Anteil der Sektoren am BIP 2017, in % Quelle: Eigene Darstellung nach GTaI Wichtigste Handelspartner für Importe und Exporte der Niederlande sind die Nachbarländer Deutschland und Belgien. Bei den Importen steht an dritter Stelle China, während bei den Exporten das Vereinigte Königreich der drittwichtigste Handelspartner ist. Tabelle 2: Außenhandel Niederlande (*vorläufige Angaben) In Mrd. EUR 2015 2016 2017 2018* Import 372,2 368,9 408,9 441,9 Export 419 423,2 467,4 495,1 Wichtigste Handelspartner Import (2017) Deutschland 18,5 % Belgien 10,7 % China 9,0 % Wichtigste Handelspartner Export (2017) Deutschland 21,9 % Belgien 10,3 % Vereinigtes Königreich 8,6 % Quelle: GTaI, CBS Die Importe setzten sich 2017 zu 14,5 % aus Elektronik, 12,5 % chemische Erzeugnisse, 10,4 % Nahrungsmittel und 7,1 % Maschinen zusammen (vgl. Abb. 5). Im gleichen Jahr exportierten die Niederlande hauptsächlich chemische Erzeugnisse (17,2 %), Nahrungsmittel (14 %), Elektronik (11,6 %) und Maschinen (9 %) (vgl. Abb. 6).15 15 GTaI (2018): Wirtschaftsdaten kompakt Niederlande. www.gtai.de.
25,6 14,5 12,5 3,6 10,4 3,8 6,3 6,3 7,1 4,1 5,8 Elektronik Chem. Erzeugnisse Narhungsmittel Maschinen Petrochemie Erdöl Kfz und -Teile Elektrotechnik Textilien/Bekleidung Rohstoffe (außer Brennstoffe) % der Gesamteinfuhr Abbildung 5: Übersicht Importgüter Niederlande 2017 (nach SITC) Quelle: GTaI. 2,7 21,3 17,2 3 14 3,3 11,6 8,7 9 4,5 4,7 Chemische Erzeugnisse Nahrungsmittel Elektronik Maschinen Petrochemie Rohstoffe (außer Brennstoffe) Kfz und -Teile Elektrotechnik Mess-/Regeltechnik Textilien/Bekleidung Sonstige % der Gesamtausfuhr Abbildung 6: Übersicht Exportgüter Niederlande 2017 (nach SITC) Quelle: GTaI. Da zu dem Zeitpunkt der Erstellung dieser Zielmarktanalyse immer noch nicht klar ist, wie ein Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU aussehen wird, ist es noch nicht abzusehen, wie sich dies auf die niederländische Wirtschaft auswirken wird. Laut einer Studie des niederländischen Büros für Wirtschaftsanalyse CPB, könnte der Brexit die Niederlande aufgrund des geringeren Handelsvolumens im Jahr 2030 1,2 %, oder 10 Mrd. EUR, des BIPs kosten.16 Nichtsdestotrotz ist die wirtschaftliche Stimmung in den Niederlanden derzeit gut, mit einem Anstieg der Exporte im Januar 2019 um 2,7 % im Vergleich zu Januar 2018. Die gute Lage spiegelt sich in allen Sektoren wider.17 Ein weiterer Vorteil ist die hohe 16 CPB (2016): Brexit costs fort he Netherlands arise from reduced trade. www.cpb.nl. 17 CBS (2019): Exports up by almost 3 percent in January. www.cbs.nl.
Binnennachfrage im Land, sodass auch jene Branchen die weniger vom Export abhängig sind, von der derzeit guten wirtschaftlichen Lage profitieren. Darüber hinaus profitieren ausländische Firmen von günstigen Rahmenbedingungen bei der Investitions- und Steuergesetzgebung, was in Teil 4 dieser Zielmarktanalyse genauer dargelegt wird. Die offene Wirtschaft des Landes ist sehr stark auf Investitionen aus dem Ausland angewiesen. Laut Germany Trade and Invest hängen rund 900.000. Stellen an internationalen Unternehmen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Niederlande in internationalen Rankings wie bspw. dem Global Competitiveness Report (Rang sechs von 140 Ländern) des World Economic Forum 2018 zum wiederholten Male als eine der offensten Volkswirtschaften, unter Berücksichtigung der Institutionen und politischen wie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, eingestuft worden sind.18 In den Niederlanden gibt es neun sog. Topsektoren, die von der Regierung als besonders wichtig, sowohl für die aktuelle als auch die zukünftige Wirtschaftsentwicklung eingestuft werden: o Agrarwirtschaft & Lebensmittel („Agri&Food“) o Logistik o High-Tech Systeme & Materialien o Kreativwirtschaft o Gesundheit & Life Sciences o Gartenbau o Chemische Industrie o Energie o Wasser & maritime Wirtschaft Diese Sektoren zeichnen sich durch eine hohe Arbeitsproduktivität, einen hohen Anteil an den Exporten sowie hohe Investitionen im Bereich Forschung und Entwicklung aus. In den einzelnen Sektoren haben sich Forschungseinrichtungen, Institutionen und Unternehmen zu sog. Top-Konsortien zusammengeschlossen, in denen Agenden und Kernthemen der jeweiligen Topsektoren festgelegt werden. Viele der Topsektoren bieten auch Kofinanzierung für EU-Forschungsprojekte für Start-Ups und KMU in den verschiedenen Regionen an.19 2.3 Regionale Besonderheiten Wie bereits oben erwähnt, ist die Metropolregion Randstad der wirtschaftliche Motor der Niederlande. Im Ballungsgebiet haben hauptsächlich die Zentralen von Banken, Versicherungen, sowie Börsen und Handelshäuser ihren Sitz. Um den Rotterdamer Hafen hat sich zudem die chemische Petroindustrie 18 World Economic Forum (2018): The Global Competitiveness Report 2018. 19 Topsectoren (2019): Topsectoren. www.topsectoren.nl.
angesiedelt. Der westliche Teil der Niederlande (Utrecht, Noordholland, Zuidholland) gilt als das Dienstleistungszentrum des Landes. Die nördlichen Provinzen Groningen, Drenthe und Friesland beheimaten die verarbeitende Industrie im Bereich Agrobusiness, Chemie, Energie, Life Sciences und Wassertechnologie. Hier sitzen mehr als 400 internationale Unternehmen mit ihren niederländischen Niederlassungen. Im Süden (Limburg, Noord- Brabant und Zeeland) sind viele Unternehmen der elektrotechnischen und Chemieindustrie zu finden. Die Region um Eindhoven wird auch als Brainport Region bezeichnet und gehört zu den weltweit führenden Gegenden was die Entwicklung von technologischen Innovationen betrifft. In der Gegend haben sich zahlreiche Unternehmen im Bereich High-Tech Manufacturing angesiedelt. Die Brainport Region trägt in etwa ein Viertel zu den niederländischen Exporten bei und zieht die meisten Investitionen an.20 Nicht weit von Eindhoven hat in Helmond zudem der FoodTech Brainport seinen Sitz, wo an speziell an Innovationen im Bereich Lebensmittel geforscht wird. Ebenfalls eine geografisch vorteilhafte Lage weist der östliche Teil des Landes mit den Provinzen Overijssel und Gelderland auf, dessen Hauptstadt Arnheim ist. Die beiden Provinzen liegen zwischen Randstad und dem deutschen Ruhrgebiet und bieten somit eine gute Verbindung zwischen Deutschland und den Niederlanden. Hier stehen Forschung und Weiterbildung, v. a. in den Bereichen Nahrungsmittel, Technologien und Gesundheit im Fokus. Ein weiterer Schwerpunkt in der Region ist die Agrarwirtschaft sowie die fleischverarbeitende Industrie.21 2.4 Wirtschaftsbeziehungen Deutschland – Niederlande Die Beziehungen zwischen den Niederlanden und Deutschland sind vielseitig und sehr eng, nicht nur im staatlichen und zivilgesellschaftlichen Bereich, sondern auch auf wirtschaftlicher Ebene. Vor allem im Grenzgebiet in den sog. Euregios – dies sind freiwillige Zusammenschlüsse von öffentlichen Institutionen, Unternehmen in den Grenzregionen – findet ein reger Austausch und eine enge Zusammenarbeit statt. Der Rotterdamer Hafen ist als Warentor von und nach Europa auch für Deutschland einer der wichtigsten Handelshäfen. Jährlich werden hier mehr deutsche Waren umgeschlagen als in allen deutschen Häfen zusammen.22 Deutschland ist mit Abstand der wichtigste Handelspartner für die Niederlande, sowohl für Importe als auch Exporte, nicht zuletzt aufgrund der geografischen Nähe. Die niederländische Wirtschaft ist eng verflochten mit der deutschen. Konjunkturschwankungen in Deutschland spiegeln sich daher auch immer in der niederländischen Wirtschaft. 20 Brainport Industries Campus (2019): The cradle of industrial high-tech. www.brainportindustriescampus.com. 21 GTaI (2018): Wirtschaftsstruktur Niederlande. www.gtai.de. 22 Auswärtiges Amt (2018): Wirtschaft. www.auswaertiges-amt.de.
So kamen 2017 18,5 % der importierten Güter aus Deutschland (vgl. Tabelle 2), was in etwa einem Warenwert von 74,3 Mrd. EUR23 entspricht. Die Niederlande importieren aus Deutschland chemische Erzeugnisse (20,9 %), gefolgt von Nahrungsmitteln (9,3 %), Maschinen (8,2 %) und Kfz und -Teile (8 %). Auf der Exportseite ergibt sich für das gleiche Jahr folgendes Bild: Mit rund 22 %, bzw. Waren im Wert von knapp 106,9 Mrd. EUR, gingen die meisten Exporte nach Deutschland, davon am häufigsten chemische Erzeugnisse (21,8 %), Nahrungsmittel (13,3 %), Petrochemie (8,4 %) und Gas (6,8 %). 24 Auf deutscher Seite sind die Niederlande zweitwichtigster Handelspartner nach China und somit wichtigster Handelspartner in der EU. Ein weiteres wichtiges Element stellt darüber hinaus auch der Tourismus dar. Deutschland war 2016 die Destination Nummer eins bei den Niederländern. 2.5 Stand Industrie 4.0 in den Niederlanden Wie in Deutschland, steht auch in den Niederlanden das Thema der Umsetzung der Industrie 4.0 ganz oben auf der politischen Agenda. Seit 2014 unterstützt das vom niederländischen Wirtschaftsministerium eingesetzte Programmbüro Smart Industry Unternehmen im Land dabei, intelligente Technologien und Digitalisierung einzusetzen, um so neue Geschäftsmöglichkeiten zu schaffen. Laut der Global Digital Operations Studie 2018 von Strategy&, sind niederländische Unternehmen teils noch zögerlich bei Investitionen in intelligente Technologien und setzen lieber auf solche, die sich bereits bewährt haben. Weiterhin bezeichnen sich rund dreiviertel der niederländischen Befragten als digitale Anfänger.25 An diesem Punkt setzt die zuletzt 2018 aktualisierte Digitalisierungsstrategie der niederländischen Regierung an. Eine erste Strategie gab es bereits im Zeitraum von 2011 bis 2015, hier ging es allerdings verstärkt um Verbesserungen im Bereich der digitalen Dienstleistungen. Mit der aktuellen Strategie setzen sich die Niederlande das Ziel, im Jahr 2021 führend in der Digitalisierung in Europa zu sein. Die mit der Agenda verbundenen Programme und Maßnahmen richten sich an alle niederländischen Unternehmen, allen voran aber an KMU. Die beabsichtigten Ergebnisse der Agenda sind die Sicherung des Wirtschaftswachstums durch Produktivitätssteigerung, der Anstieg der Beschäftigung und die Schaffung von attraktiven Arbeitsplätzen, sowie die Schaffung einer nachhaltigen Wirtschaft durch die Reduzierung von Ressourcen- und Energieverbrauch. Um diese Ergebnisse zu erzielen, definiert die Agenda verschiedene Meilensteine, die sich um acht digitale Ziele drehen. Die Ziele liegen in den Bereichen Industrie, KMU, Energie, Mobilität, Landbau, Pflege und Gesundheit, Bildung, und E-Government. So sollen die Niederlande beispielsweise im Jahr 2021 über das flexibelste und am besten digital vernetzte Produktionsnetzwerk in Europa verfügen und zu einem Teststandort für intelligente Mobilität werden.26 23 CBS (2019): International trade; import and export value, SITC (3 digits), countries. https://opendata.cbs.nl. 24 GTaI (2018): Wirtschaftsdaten kompakt Niederlande. www.gtai.de. 25 Strategy& (2018): Global Digital Operations 2018 Survey. www.strategyand.pwc.com. 26 Ministry of Economic Affairs and Climate Policy (2018): Dutch Digitalisation Strategy.
Die Niederlande haben eine sehr gute Ausgangsposition, um diese Strategie umzusetzen. Traditionell sind die Niederlande bei Innovationen führend, da die Bevölkerung neuen Technologien sehr offen gegenübersteht. Das Land ist bereits sehr gut in den Bereichen E-Health und E-Government aufgestellt. Die Online-Verfügbarkeit von Behördendiensten liegt bei 90 %, die wiederum von über 80 % der Bevölkerung aktiv genutzt werden.27 Auch im Bereich KI sind niederländische Unternehmen führend in Europa. Laut einer von Microsoft in Auftrag gegebenen Studie des Beratungsunternehmens EY, bei der über 300 Unternehmen in ganz Europa zur Nutzung von KI befragt wurden, wenden die niederländischen Unternehmen KI deutlich häufiger an als andere europäische Unternehmen. Dies liegt nicht nur am engen Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in diesem Bereich, sondern auch an der Wichtigkeit, die KI auf allen Unternehmensebenen zugesprochen wird. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Niederlande – sobald entsprechende gesetzliche Grundlagen geschaffen worden sind – das Potenzial zur globalen Führungsrolle im Bereich KI besitzt. Stimmen sowohl von Unternehmen als auch aus der Wissenschaft fordern schon seit längerem eine nationale Strategie für Künstliche Intelligenz, die es in den Niederlanden, im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, bislang noch nicht gibt. 28 Aus diesem Grund haben sich öffentliche und private Organisationen zu AINED zusammengeschlossen und Ende 2018 ein erstes Konzept für eine nationale Agenda vorgelegt. AINED fordert ebenfalls ein schnelleres Handeln der Regierung im Hinblick auf entsprechende Gesetzgebung, die einen Rahmen für die Nutzung von KI bildet. Weiterhin wird das Fehlen von Fachpersonal bemängelt und vor einem möglichen Braindrain gewarnt, da hoch qualifizierte Wissenschaftler und Arbeitskräfte ins Ausland gehen. An einigen niederländischen Universitäten sind Professuren in den entsprechenden Bereichen ausgeschrieben, die allerdings nicht besetzt werden können. Hier bedarf es ebenfalls einer schnellen Handlung durch die niederländische Regierung.29 Nichtsdestotrotz ist die Ausgangslage in den Niederlanden für Unternehmen im Bereich Digitalisierung vielversprechend, aufgrund der sehr gut ausgebauten digitalen Infrastruktur. Die Niederlande sind führend bei Breitbandanschlüssen, laut OECD haben 98 % der niederländischen Haushalte Zugang zum Internet.30 Die Bevölkerung wie auch die Unternehmen sind digital-affin, was die Niederlande zu einem interessanten Teststandort für Digitalisierung macht. Weiterhin ermutigt die niederländische Regierung den Austausch von Daten zwischen Unternehmen und sieht Daten als den Rohstoff des 21. Jahrhunderts an. Eine Vision, wie der Datenaustausch zwischen Unternehmen aussehen soll, legt die niederländische Regierung in der im Rahmen der Digitalisierungsstrategie erstellten Vision zum Datenaustausch zwischen Unternehmen (De Nederlandse visie op datadeling tussen bedrijven) dar. Es soll vor allem ein verantwortungsvoller Umgang 27 GTaI (2019): Niederlande streben in der Digitalisierung an Europas Spitze. www.gtai.de. 28 EY, Microsoft (2018): Artificial Intelligence in Europe: The Netherlands. 29 AINED (2018): AI voor Nederland. order.perssupport.nl. 30 OECD (2018): Internet Access. https://data.oecd.org.
mit Daten ermöglicht werden, um so den wissenschaftlichen, sowie wirtschaftlichen Nutzen von Daten für alle Unternehmen zugänglich zu machen. Teilweise soll die Bereitstellung von Daten verpflichtend sein, teils soll die Datenbereitstellung freiwillig erfolgen.31 Einige Beispiele darin beziehen sich auch insbesondere auf den Logistiksektor und werden in Kapitel 3.4.2 weiter ausgeführt. In diesem Zusammenhang haben die BMWi-Initiative Plattform Industrie 4.0 und das Smart Industry Program der Niederlande im Oktober 2018 eine Kooperation im Bereich Digitalisierung vereinbart. Ziel der Kooperation ist die Stärkung der beiden Volkswirtschaften durch die Verzahnung der Produktionsprozesse entlang der Wertschöpfungsketten durch das Internet. Die Vereinbarung sieht verschiedene Kooperationen in den Bereichen Qualifizierung und Standardisierung vor. Zudem soll es gemeinsame Use Cases zwischen dem niederländischen Smart Industry Netzwerk und dem deutschen Labs Network Industrie 4.0 geben.32 31 Ministerie van Economische Zaken en Klimaat (2019): Nederland Digitaal – De Nederlandse visie op datadeling tussen bedrijven. 32 Plattform Industrie 4.0, smart industry (2018): Joint Agreement. www.plattform-i40.de.
3. Die Lebensmittelindustrie in den Niederlanden 3.1 Allgemeiner Marktüberblick Lebensmittelindustrie Die Niederlande sind nach den USA der weltweit zweitgrößte Exporteur von Lebensmitteln mit mehr als 6.100 Betrieben in diesem Schlüsselsektor. Die Lebensmittelindustrie trägt ca. 12 % zum niederländischen BIP bei. Auch in der Lebensmittelindustrie stechen die Niederlande durch ihre hohe Innovationskraft und den effizienten Partnerschaften zwischen Industrie und Wissenschaft hervor. 12 der weltweit größten Agrar- und Lebensmittelunternehmen haben nicht nur große Produktionsstätten im Land, sondern verfügen ebenfalls über bedeutende Forschungs- und Entwicklungsstandorte im Land. Die Niederlande verfügen über die zweithöchsten privaten Investitionssummen im Bereich F&E. Da das Land aufgrund seiner Größe über eine geringe Anbaufläche verfügt, sind die Niederlande, um ihre führende Stellung in diesem Bereich aufrecht zu erhalten, auf Innovationen und neue Technologien angewiesen. Ein weiterer Faktor der hier ins Gewicht fällt, ist auch der im vorherigen Kapitel erwähnte drohende Fachkräftemangel.33 Die Exportzahlen im Bereich Lebensmittel sind in den vergangenen drei Jahren stetig angestiegen (vgl. Abb. 7). Von den gesamten Exporten im Bereich Lebensmittel (63,3 Mrd. EUR) gingen nach vorläufigen Angaben im Jahr 2018 mehr als die Hälfte (49,3 Mrd. EUR) in die EU-Mitgliedstaaten, allen voran Deutschland (16,3 Mrd. EUR), gefolgt von Belgien (7,7 Mrd. EUR) und dem Vereinigten Königreich (5,9 Mrd. EUR). Zusammen mit Frankreich (5,4 Mrd. EUR) machen diese vier Länder 54 % der gesamten Lebensmittelexporte aus. Die Ausfuhr in diese vier Länder stieg 2017 um ca. 6 % an.34 Bei den Importen in Höhe von (42,3 Mrd. EUR) zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Auch hier werden die meisten Güter aus dem EU-Ausland eingeführt (26,4 Mrd. EUR). Hier liegt ebenfalls Deutschland mit Lieferungen in Höhe von 8,2 Mrd. EUR vorne, gefolgt von Belgien (6,9 Mrd. EUR) und Frankreich (2,9 Mrd. EUR). Der Exportüberschuss im Jahr 2018 betrug somit 21 Mrd. EUR.35 33 Invest in Holland (2019): Agri/Food. www.investinholland.com. 34 CBS (2019): International trade; import and export value, SITC (3 digits), countries. https://opendata.cbs.nl. 35 Ebd.
70 62,5 63,3 58,8 60 50 42,3 38,4 40,9 40 30 20 10 0 2016 2017 2018* Exporte Importe Abbildung 7: Lebensmittelexporte und -importe in Mrd. EUR (* vorläufige Angabe) Quelle: Eigene Darstellung nach CBS Der Mix an Exportgütern ist laut dem niederländischen Verband der Lebensmittelindustrie FNLI in den vergangenen Jahren konstant geblieben. Mit rund 26 % kamen die meisten Exporte 2017 aus der Kategorie Obst und Gemüse, gefolgt von Milch und Milcherzeugnissen mit 14 %. Platz drei nahmen Fleischprodukte mit 13 % ein.36 6% 6% 4% 3%2% 26% 6% 10% 14% 10% 13% 05 Gemüse und Früchte 02 Milch und Milcherzeugnisse; Vogeleier 01 Fleisch und Zubereitungen von Fleisch 07 Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze und Waren daraus 09 Verschiedene genießbare Waren und Zubereitungen 03 Fische (ausgenommen Meeressäuger), Krebstiere, Weichtiere und wirbellose Wassertiere; Zubereitungen davon 08 Tierfutter (ausgenommen ungemahlenes Getreide) 11 Getränke 04 Getreide und Getreideerzeugnisse 00 Lebende Tiere, ausgenommen solche des Abschnitts 03 06 Zucker, Zuckerwaren und Honig Abbildung 8: Verteilung Ausfuhrware im AgriFood Sektor, 2017, in %, nach SITC Quelle: Eigene Darstellung nach CBS 36 CBS (2019): International trade; import and export value, SITC (3 digits), countries. https://opendata.cbs.nl.
Bei den Importen im selben Jahr sieht die Verteilung etwas anders aus. Zwar waren dort ebenfalls Gemüse und Früchte an erster Stelle mit 25 %, allerdings lag die Warengruppe Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze und Waren daraus mit einem Anteil von 12 % an zweiter Stelle. Mit jeweils 11 % Importanteil teilten sich Fleisch und Fleischerzeugnisse mit Getreideerzeugnissen den dritten Platz. Mit einem Anteil von 9 % liegen Milch und Milchprodukte nur an fünfter Stelle (vgl. Abb. 9).37 7% 3% 6% 7% 11% 9% 13% 6% 25% 2% 11% 00 Lebende Tiere, ausgenommen solche des Abschnitts 03 01 Fleisch und Zubereitungen von Fleisch 02 Milch und Milcherzeugnisse; Vogeleier 03 Fische (ausgenommen Meeressäuger), Krebstiere, Weichtiere und wirbellose Wassertiere; Zubereitungen davon 04 Getreide und Getreideerzeugnisse 05 Gemüse und Früchte 06 Zucker, Zuckerwaren und Honig 07 Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze und Waren daraus 08 Tierfutter (ausgenommen ungemahlenes Getreide) 09 Verschiedene genießbare Waren und Zubereitungen 11 Getränke Abbildung 9: Verteilung Einfuhrware im AgriFood Sektor, 2017, in %, nach SITC Quelle: Eigene Darstellung nach CBS Die Gegenüberstellung der Aus- und Einfuhrware im AgriFood Sektor zeigt, dass die Niederlande trotz ihrer geringen Fläche einen großen Anteil an Obst und Gemüse selbst anbauen und diese hauptsächlich in EU-Mitgliedstaaten exportiert. 37 Ebd.
2018 lag die Gesamtzahl der Betriebe in der Lebensmittelindustrie bei 6.460 Betrieben. Die Lebensmittelindustrie in den Niederlanden setzt sich hauptsächlich aus kleinen Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern zusammen. Die Zahl der kleinen Unternehmen wächst kontinuierlich, so sind 2018 bereits im dritten Jahr in Folge ca. 300 neue kleine Unternehmen hinzugekommen, was einem jährlichen durchschnittlichen Zuwachs von 5,3 % entspricht. Die Anzahl der Unternehmen mit mehr als 50 Angestellten ist über die letzten Jahre hinweg konstant geblieben, allerdings ist ihr Anteil von noch 8 % im Jahr 2010 auf nun 6 % im Jahr 2018 gesunken (vgl. Abb. 10). Die meisten Arbeitsstellen im Bereich der Lebensmittelindustrie waren 2016 in den Provinzen Zuid-Holland (23.658), Noord-Brabant (20.644) und Gelderland (19.978) zu finden. 38 Nachdem die Investitionen im Bereich F&E der Lebensmittel drei Jahre in Folge rückläufig waren, gibt es hier seit 2016 wieder einen Anstieg. 2017 sind diese um rund 17 % angestiegen von 317 Mio. EUR in 2016 auf 371 Mio. EUR.39 6000 4900 5000 4390 4600 4055 4000 3000 2000 940 900 880 905 1000 330 320 325 320 65 65 60 70 0 2015 2016 2017 2018* 1-9 Mitarbeiter 10-49 Mitarbeiter 50-249 Mitarbeiter über 250 Mitarbeiter Abbildung 10: Anzahl der Betriebe in der Lebensmittelindustrie nach Mitarbeiterzahl (* vorläufige Angabe) Quelle: Eigene Darstellung nach CBS Abb. 11 zeigt die Anzahl der Unternehmen in der niederländischen Lebensmittelindustrie nach Sektoren im Jahr 2018. Von den insgesamt 6.460 Unternehmen waren mehr als die Hälfte Bäckereien und Konditoreien mit einer Anzahl von über 3.600. Darüber hinaus gab es 315 Metzgerei- und Schlachtbetriebe (exkl. Geflügel) und 305 Betriebe, die dem fleischverarbeitenden Sektor zugeordnet werden. Im Bereich Molkereiprodukte waren 220 Unternehmen tätig, der Sektor liegt damit an siebter Stelle. 38 FNLI (2018): Monitor Levensmiddelenindustrie. www.fnli.nl. 39 Ebd.
Andere 60 Zuckerindustrie 5 Butterindustrie 5 Stärkeindustrie 30 Obst- und Gemüsesaftherstellung 35 Teigindustrie 40 Herstellug von Kartoffelprodukten 40 Geflügelmetzgereien 55 Diätlebensmittelindustrie 60 Öl- und Fettindustrie 65 Soßen-, Salz- und Gewürzindustrie 105 Kaffeeröstereien und Teeindustrie 105 Müllereierzeugnisse (ohne Stärkeindustrie) 115 Eisindustrie 125 Obst- und Gemüseverarbeitung 140 Fischverarbeitung 165 Herstellung von Molkereiprodukte 220 Gebäckindustrie 235 Snackindustrie (inkl. Salat) 265 Fleischverarbeitung 305 Kakao- und Schokoladenverarbeitende Industrie 310 Metzgerei und Schlachtbetriebe (ohne Geflügel) 315 Bäckereien und Konditorreien 3660 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 Abbildung 11: Anzahl der Betriebe in der Lebensmittelindustrie nach Sektor, 2018 Quelle: Eigene Darstellung nach CBS Die niederländische Bank ING sagt für 2019 ein moderates Wachstum des Lebensmittelsektors vorher. Dies hängt nicht nur mit den globalen ökonomischen Rahmenbedingungen zusammen, sondern auch mit der schlechten Ernte des vergangenen Jahres 2018, was v. a. der verarbeitenden Industrie eine natürliche Wachstumsgrenze setzt. Auf der Nachfrageseite steht ein geringeres Wachstum der Konsumausgaben im Einzelhandel sowie im Gastgewerbe. Für 2019 wird daher erwartet, dass der Produktionswert der Lebensmittelindustrie nicht ganz so stark zulegt, wie zuletzt. Im Jahr 2017 betrug dieser 67,7 Mrd. EUR, was einem Anstieg von 3,9 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Laut ING wird das Wachstum 2019 bei 1,5 % liegen. Hinzu kommt, dass die Kostenbasis in der Lebensmittelindustrie durch einen Anstieg bei den Rohstoffpreisen ebenfalls gestiegen ist.40 Schaut man sich die drei exportstärksten Sektoren Obst/Gemüse, Milcherzeugnisse und Fleischprodukte näher an, ergibt sich für jeden Bereich ein leicht anderes Bild. Im Bereich Obst und Gemüse wirkt sich nach wie vor die lange Trockenperiode des Jahres 2018 aus, vor allem bei Kartoffeln, Zwiebeln und Zuckerrüben. Dies wirkt sich abschwächend auf die Produktion landwirtschaftlicher Produkte in den ersten Monaten des Jahres 2019 aus. Bei den Molkereiprodukten machte sich die am 1. Januar 2018 in Kraft getretene gesetzliche Regelung zur Einführung eines Handelssystems für Phosphat-Emissionsrechte in der Milchviehhaltung bemerkbar. Ziel dieser Regelung ist es, einen Rückgang der Emissionen unter die EU- Phosphatobergrenze von 172,9 Mio. kg zu bewirken. In diesem Gesetz wird u. a. vorgesehen, dass der 40 ING (2019): Lagere groei voedingsindustrie 2019. www.ing.nl.
niederländische Milchkuhbestand reduziert wird. So ging die Anzahl der Milchkühe bereits um mehr als 120.000 zurück, was bis November 2018 zu einem Rückgang des Milchangebots um 2,6 % geführt hat. Für 2019 wird allerdings kein weiterer Rückgang der Milchproduktion erwartet.41 Im Bereich der fleischverarbeitenden Industrie setzt sich der Aufwärtstrend fort. Das Schlachtvolumen von Rind und Schwein bleibt nach wie vor hoch aufgrund der hohen Nachfrage aus dem In- und Ausland. Es wird daher erwartet, dass die Fleischproduktion 2019 weiter wachsen wird.42 3.2 Struktur der niederländischen Lebensmittelindustrie Die Wertschöpfungskette der niederländischen Lebensmittelindustrie umfasst das komplette Produktionssystem „Farm to fork“, vom Anbau über Weiterverarbeitung bis hin zum Endprodukt, das an den Konsumenten verkauft wird (siehe Abb. 12). Durch die enge Verknüpfung der Lebensmittelindustrie mit anderen Branchen, allen voran der Verpackungsindustrie sowie Logistik, ergibt sich eine enorme Komplexität der Wertschöpfungsketten. Die vorliegende Analyse fokussiert sich daher unter Berücksichtigung der Verpackungsindustrie und Logistik v. a. auf die Komponenten der verarbeitenden Industrie, Einzelhandel/Großhandel sowie den Endverbraucher. Die Wertschöpfungskette ist stark vereinfacht und variiert je nach Produktgruppe. Abbildung 12: Allgemeine Wertschöpfungskette im Bereich Lebensmittel, inkl. Recyclingprozess, Herausforderungen (in rot gekennzeichnet) Quelle: medium.com Der Markt für Lebensmittelverarbeitung und -herstellung konnte 2017 einen Umsatz von 74 Mrd. EUR, was in etwa einer Steigerung von 4 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht, erreichen (vgl. Deutschland 41 Ebd. 42 Ebd.
2017: 158 Mrd. EUR, Steigerung von 5 %)43. Die Untergruppen Molkerei-, Fleischprodukte sowie Frischwaren (Gemüse und Obst) machten gemeinsam 2016 mehr als ein Viertel der Umsätze aus (vgl. Abb. 13). Zum Vergleich, in Deutschland ist die Fleischverarbeitung mit einem Umsatz von knapp 44 Mrd. EUR die umsatzstärkste Untergruppe.44 Die größten niederländischen Akteure in der Lebensmittelverarbeitung und -herstellung sind in Abb. 14 dargestellt.45 Der Einzelhandel mit einem Umsatz im Jahr 2017 von 35,9 Mrd. EUR verfügt über rund 4.300 Ladengeschäfte. Hiervon sind ca. 80 % Supermärkte mit einer Fläche zwischen 500 und 1.500m2, die in den Innenstädten oder Wohngegenden liegen. Die übrigen 20 % sind kleinere Verbrauchermärkte – meist in Stadtzentren an Autobahnen und in Bahnhöfen – Großhändler sowie Superstores in Einkaufszentren. Aus Abb. 15 geht hervor, dass die beiden größten Supermarktketten Albert Heijn und Jumbo gemeinsam mehr als 50 % der Marktanteile halten. Auch in den Niederlanden setzt sich der Trend durch, dass mehr und mehr kleine und unabhängige Lebensmittelgeschäfte aus dem Markt gedrängt werden, nicht nur aufgrund der dominierenden großen Ketten, sondern auch wegen des Anstiegs im Online-Handel.46 Molkereiprodukte 17.034 Fleischverarbeitung 12.210 Speiseöl- und Fettverarbeitung 978 10.683 Gemüse- und Obstverarbeitung 2.522 4.961 6.666 Kakao- und Schokoladenverarbeitung 5.200 5.655 3.038 Herstellung von Backwaren und Konditoreierzeugnissen Kartoffelverarbeitung Mehlverarbeitung Fischverarbeitung Andere Abbildung 13: Umsätze Lebensmittelindustrie nach Sektoren 2016 (in Mio. EUR) Quelle: Eigene Darstellung nach CBS 43 Statistisches Bundesamt (2018): Jahresbericht für Betriebe im verarbeitenden Gewerbe. www-genesis.destatis.de. 44 Ebd. 45 USDA Foreign Agricultural Service (2018): The Dutch Food Processing Ingredients Report. 46 USDA Foreign Agricultural Service (2018): The Dutch Food Retail Report.
Van Rooi Meat 60 Zwanenberg Food 494 Borgesius Bakkersland 565 DOC Kaas 656 Wessanen 671 Vreugdenhil Dairy Foods 694 Corbion 1.072 The Greenery 1.212 A-ware Food Group 1.412 Plukon 1.507 Cosun 2.339 Van Drie Group 2.400 Refresco Group 2.744 Hoogwegt 4.118 Greenyard Foods 4.667 VION Food Group 5.587 DSM 9.318 FrieslandCampina 13.059 Heineken 24.461 Unilever 62.012 0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 Abbildung 14: Top 20 niederländischen Unternehmen in der Lebensmittelindustrie nach Umsatz 2016 (in Mio. EUR) Quelle: Eigene Darstellung nach US Department of Agriculture’s Foreign Agricultural Service Poisez 319 HEMA 326 Spar buurt 339,1 Van der Valk 356 NS railway station retail 360 Gall & Gall 360 Nettorama 370 Jan Linders 408,5 Shell petrol stations 412,7 Vomar 478 AH.nl 487,5 Thuisbezorgd.nl 552,3 DekaMarkt 553 Deen 713 Hoogvliet 755 McDonalds 861 Albert Heijn XL 899 EMTÉ 965 Coop 1.062 Dirk 1.225 Aldi 1.590 Plus 2.120 Lidl 2.910 Jumbo 5.834 Albert Heijn 10.118,90 0,00 2.000,00 4.000,00 6.000,00 8.000,00 10.000,00 12.000,00 Abbildung 15: Top 25 der Unternehmen im Einzelhandel nach Umsatz 2017 (in Mio. EUR) Quelle: Eigene Darstellung nach Wageningen University & Research
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