Schöpfen - Quar tiermagazin Kreis 8 - Quartierverein Riesbach
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K O N TA C H T Quar tier magazin Kreis 8 Eine Publikation des Quar tier vereins Riesbach 228/ Dezember 2013 31. Jahrgang schöp fen
Impressum Redaktion, Administration, Layout Gina Attinger (GA), Marianne Quartierverein Riesbach Bossard (MB), Urs Frey (UF), Tom Hebting (TH), Katharina Issler www.8008.ch (KI), Regine Mätzler Binder (RM), Hans Oberholzer (HO), Dorothee info@8008.ch Schmid, Sandra Stutz (SST), Su Treichler (ST) 044 422 81 85 (Di–Fr Nachmittag) Titelbild Tom Hebting Weitere Mitwirkende Nr. 228 Max Bauer, Thomas Binder, Tilly Bütler, Christine Dobler Gross, Jacques Mennel, Lorenzo Petrò, Irene Verdegaal, Doris Waldvogel Herausgeber Quartierverein Riesbach, PF, 8034 Zürich Kontaktadresse Redaktion Kontacht, Quartierverein Riesbach, Postfach, 8034 Zürich. E-Mail: kontacht@8008.ch 2 Druck Sihldruck AG, 8021 Zürich Auflage 1600 Exemplare, erscheint 5x jährlich, Vorstand und Ressorts ab 2014 4x jährlich Urs Frey Präsident Papier Cyclus Offset 100g, 100% Recycling 076 528 35 33 praesidium@8008.ch Die Redaktion freut sich sehr über Ihre Leserbriefe und Beiträge. Sie übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt eingesandter Marina Albasini Natur und Umwelt Artikel und behält sich vor, Texte zu kürzen oder nicht zu publizieren 044 381 30 84 info@8008.ch Für die publizierten Texte zeichnen die einzelnen Autorinnen und Autoren verantwortlich; die Inhalte müssen nicht mit der Meinung Gina Attinger Kontacht Quartiermagazin der Redaktion übereinstimmen. 044 422 18 18 kontacht@8008.ch Franz Bartl Genossenschaft Weinegg, Quartierfest Nächste Ausgabe Nr. 229, Arbeitstitel «Kalt» 044 381 27 73 info@8008.ch Redaktionsschluss: 21. Februar 2014 Steven Baumann Protokoll 044 482 06 04 info@8008.ch Claude Bernaschina Mitgliederwesen, Newsletter Inserate 043 499 08 53 mitglieder@8008.ch newsletter@8008.ch Kontakt Hans Oberholzer 078 63 166 63, hans.oberholzer@gz-zh.ch Pablo Bünger Neue Projekte Insertionspreise 3 Zeilen, nur Text: Das 20-Franken-Inserat 078 684 44 03 info@8008.ch 1/16-Seite (93 x 32 mm) Fr. 50.– 1/8-Seite (93 x 64 mm) Fr. 70.– Tilly Bütler GZ Riesbach, Labyrinth 1/4-Seite (93 x 128 mm) Fr. 150.– 044 387 74 54 tilly.buetler@gz-zh.ch 1/3-Seite (190 x 87 mm) Fr. 180.– 1/2-Seite (190 x 128 mm) Fr. 240.– Hasi Diggelmann Planung und Verkehr 044 422 53 74 verkehr@8008.ch Rabatt bei 2 Ausgaben: 10% planung@8008.ch Rabatt bei 4 Ausgaben: 15% Urs Frey Wohnen Nachbearbeiten von Inseraten: 076 528 35 33 wohnen@8008.ch Stunden-Ansatz Fr. 100.– Minimal-Betrag Fr. 25.– Kinder und Schule kinder@8008.ch 044 422 81 85 Mitgliedschaft Quartierverein Ressort Alter alter@8008.ch 044 422 81 85 Einzel 35.–/Jahr Paar/Familie 50.–/Jahr Firma 80.–/Jahr Beratung für Hausbesitzende nur Kontacht-Abo 35.–/Jahr www. 8008.ch/wohnberatung.html Anmeldung an Quartier verein Riesbach, Postfach, 8034 Zürich oder per E-Mail an mitglieder@8008.ch Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
I n h a l t Editorial 4 Applaus Kolumne von Hans Oberholzer QV-Protokolle, In memoriam Gebi Schregenberger 5 Willkommen im Quartier Inserate-Daten 2014 Foto HO Thema schöpfen 7 Einstieg ins Thema von Regine Mätzler 3 8, 9 Aus Papier schöpfen Wir wollten für einmal aus dem Vollen schöpfen, bis zum Grund. von Regine Mätzler Ganz konkret: Wissen Sie, wie viele Schöpfe und Geräteschuppen 10 - 14 Schöpfe – solang es sie noch gibt von Katharina Issler im Riesbach offen zugänglich oder versteckt zu finden sind? 15 Ressourcen ausgeschöpft? Lassen Sie sich von Katharina Isslers Bildreportage überraschen von Gina Attinger 16 Geschöpfte Texte – und machen Sie dann einen Spaziergang. von Su Treichler Aus dem Vollen schöpft auch die über 90-jährige Künstlerin 17 Die Gelegenheit am Schopf packen von Thomas Binder Adel Neithardt. Regine Mätzler hat sie in ihrer Wohnung im 18, 19 Von der Fülle schöpfen Mühlebachquartier besucht und stellt einiges aus ihrem reichen von Dorothee Schmid Werk vor. Aus Worten schöpfen Thomas Binder und Su Treichler Texte, 21 Kontachtiert: Christoph Irniger von Sandra Stutz nach eigenen Regeln. Worte sind eben unerschöpflich – wie die 22, 23 «Balgrist Airlines» dampfenden Schüsseln des «Tibits»: Dorothee Schmid beschreibt von Regine Mätzler und Sandra Stutz das Schöpf-Verhalten der Esslustigen. 25 Wynegg macht Schule von Lorenzo Petrò Auch die Schüler und Schülerinnen des Balgrist zeigen sich krea- 27 Der Igel hat eine Meise tiv: Sie feiern ihr 60-jähriges Schulhaus mit einer Show namens Doris Waldvogel und Christine Dobler Gross 29 GZ Riesbach «Balgrist-Airlines». Sandra Stutz und Regine Mätzler berichten in 31 ...meint Max Wort und Bild. Die junge Stimme aus dem Quartier. Von Max Bauer Und: Quasi im Nachgang zur letzten Kontacht-Nummer «Kunst3» Karussell Leben mit Kindern. Von Irene Verdegaal erzählt Tilly Bütler von der gegenwärtigen Ausstellung der 33 Bücherschau, «eingesandt» Galerie sichtbar im GZ Riesbach. 35 Worte statt Bilder von Tilly Bütler 36 Letzte Seite Auf Ihre Kommentare sind wir gespannt. Jacques Mennel Su Treichler Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
Quartierverein Riesbach Sitzungsprotokolle Applaus Vorstandssitzung vom 3. September 2013 Rückblick Riesbachfest Einbezug der jugendlichen Helfer als Gegenleistung zum vom QVR gesponserten Sommerlager klappte gut. Räbeliechtli-Umzug Neue Route bewilligt, damit entfällt die gefährliche Strassenüberquerung. Jazz im Seefeld Der Eintrittspreis wird durch eine Mindestkollekte erhoben und verschiedene HANS OBERHOLZER Sponsoren unterstützen den gleichnamigen Verein. Der QVR wird ebenfalls als Sponsor für die immer beliebtere Veranstaltungsreihe auftreten. Ausflug Lenzburg Der Vorstand wird gemeinsam die 4 Die ersten Notizen haben sich auf den letzten Seiten der Agenda Ausstellung «entscheiden» im Stapferhaus in Lenzburg besuchen. angesammelt und im Kopf irrlichtern Begebenheiten und Für Vereine ist der Eintritt kostenlos. Anlässe, die man im neuen Jahr keinesfalls vergessen oder ver- passen sollte. Ein immerwährender Kampf gegen das Vergessen Vorstandssitzung vom 26. Oktober 2013 – man wird ja nicht jünger. Es ist Herbst und damit höchste Zeit Wohnungsvermittlungsplattform Nadia Loosli präsentiert einen für die Agenda fürs nächste Jahr. ersten Entwurf, der via Website des QV realisiert werden soll. Forum 8 zur Vernetzung findet am 20. November im GZ statt. Adressaten sind v.a. Vereine und Institutionen im Quartier. Schon im vergangenen Jahr war ich kurz davor, meine geliebte Bauvorhaben Dufour-/Färberstrasse eine ausführliche Antwort von Agenda (meine Bibel, wie meine Frau zu sagen pflegt) durch Stadtrat André Odermatt ist eingetroffen. Einzelinitiative SBB Areal einen Kalender auf dem Smartphone zu ersetzen. Man sollte die Tiefenbrunnen Der Stadtrat verneint eine Gestaltungsplanpflicht, sich bietenden Möglichkeiten trotz Bedenken dieser oder jener Urs Frey berichtet. Mitwirkung BZO-Revision Vernehmlassungsfrist Art doch ausschöpfen, sonst hätte ein einfaches Handy auch bis 24. Dezember. Ausstellung «Stirbt die Linde» Der QVR spricht einen finanziellen Beitrag gut, ebenso zur Unterstützung gereicht. Irgendwie logisch, aber trotzdem war ich nicht bereit, der Publikation eines neuen Kunstführers über die Neumünster- mich vom geliebten Papier zu trennen. Also kaufte ich wieder Kirche. Umgestaltung Spielplatz GZ Pablo Bünger berichtet, Einlageblätter für die Filofax-Agenda, diese war ein Geschenk der Mehrgenerationenplatz gewinne langsam an Kontur. TAZ- vor langer Zeit. Wie immer in den letzten Jahren ärgerte ich Sitzung AG Verkehrsfragen Seefeld/Riesbach Erneuerung der mich über den unverschämten Preis für das bisschen bedruckte Bellerivestrasse 2017–2019, neuer Fussgängerübergang bei Papier. der Nebelbachstrasse, Unterführung Hornbachstrasse soll doch bestehen bleiben. «Wem gehört Zürich?» Urs Frey berichtet von der friedlichen Kundgebung. GA Nun habe ich – nach wochenlangem Hinauszögern – den Schritt gewagt. Ich habe die alte Papieragenda ausgemistet, Adressen, Ausführliche Protokolle unter Geburtstage und Termine über- und eingetragen. Die Einlage- www.8008.ch/aktuell blätter habe ich zur Sammlung der vergangenen Jahre gelegt und Die nächsten öffentlichen Vorstandsitzungen: die Agenda als solche meiner Frau übergeben. Sie hat sich noch 7. Januar und 4. Februar 2014 nicht durchringen können und nochmals wahnwitzig teure Ein- im GZ Riesbach um 19:30. lageblätter gekauft – wie lange noch? Nun hätte ich gerne einen Applaus für meinen mutigen Ent- In memoriam Gebi Schregenberger Gebi Schregenberger, der charmante, grosse Werber, scheid. Bestimmt gibt es dafür eine passende App oder einen portraitierte ab der ersten digitalen Kontacht-Ausgabe im Klingelton, den ich jeder Erinnerungs-SMS an mich aus meiner Jahr 2000 jeweils acht RiesbächlerInnen mit Foto und kurzem Agenda anfügen könnte. Applaus und Dank erhalte ich auch von Statement. Er kannte Gott und die Welt und kam mit vielen den vereinigten Datensammlern dieser Welt. Gern geschehen, ins Gespräch. Als er sich 2004 in eigener Sache von seiner ich will doch nur sicherstellen, dass ihr mich noch besser ken- Rubrik «8 RiesbächlerInnen» im Kontacht verabschiedete, nenlernt. Ihr zählt auf Facebook doch längst zu meinen unbe- schrieb er: «Über drei Jahre versuchte ich auf dieser Seite, die Seefelder sich gegenseitig näher zu bringen. Man kennt sich kannten Freunden. ja, aber kennt man sich? Teilweise ist das gelungen. Einige freuten sich sogar, dass man ihnen auch guten Tag sagt, etc. Noch packt mich Wehmut beim Anblick der Agenda. Ich vermis- Jetzt möchte ich diesen Job weitergeben. Ich wünsche allen se das Leder in meinen Händen, das leise Kratzen des Bleistifts Kreisachtern fröhliche Ostern.» auf dem Papier, das Geräusch beim Wegradieren. Noch empfin- Mitte Oktober hat sich Gebi von dieser Welt verabschiedet. de ich Trennungsschmerz, doch ich werde es überleben. Der Vorstand des Quartiervereins und die Kontacht-Redaktion trauern um einen liebenswerten Menschen. GA Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
Quartierverein Riesbach Inserieren im KONTACHT 2014 Auflage: 1600 Exemplare Neue Publikation der sozialen Dienste Papier: Cyclus Offset 90g (100% Recycling) Druck: 2-farbig, schwarz/cyan Willkommen im Quartier Inserategrössen und Preise Inserat Breite/Höhe Preis «Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Einleben am neuen Ort 1/32-Seite (nur Text, 3 Zeilen) 20.00 1/16-Seite 93 x 32 mm 50.00 ist das Gefühl, willkommen zu sein» schreibt Stadtrat Martin 1/8-Seite 93 x 64 mm 70.00 Waser im Editorial der neuen Publikation. Die farbige Broschü- 1/4-Seite 93 x 128 mm 150.00 re wurde im Rahmen des Legislaturschwerpunktes «Stadt und 1/3-Seite 190 x 88 mm 180.00 5 Quartiere gemeinsam gestalten» von den Sozialen Diensten 1/2-Seite 190 x 128 mm 240.00 herausgegeben. Rabatt bei 2 Ausgaben 10% Rabatt bei 4 Ausgaben 15% Jedes Jahr ziehen 40 000 Personen neu nach Zürich, ebenso vie- le Menschen zügeln innerhalb der Stadt oder ziehen aus ihr weg. Nachbearbeiten von Inseraten Unter dem Titel «Willkommen im Quartier» werden 13 Projek- Stunden-Ansatz 100.00, Minimal-Betrag 25.00 te als erfolgreiche Beispiele einer förderlichen Willkommens- kultur vorgestellt. Wichtig war eine ausgewogene Verteilung über die Stadt, sowie die Berücksichtigung verschiedener Grup- Erscheinungsdaten Nummer Red.-Schluss Versand pen wie Familien, Kinder, Ausländerinnen und Ausländer oder Nr. 229 14.02.2014 14.03.2014 etwa auch betagte Menschen. Nr. 230 16.05.2014 13.06.2014 Aus unserem Quartier wurden die Neuzuzügerführungen und Nr. 231 15.08.2014 12.09.2014 «ServiceWohnenMobil» ausgewählt. Nr. 232 31.10.2014 28.11.2014 Diese ambulanten Dienste für Seniorinnen und Senioren wer- den allerdings per Ende Jahr eingestellt (s. auch Artikel Seite Druckunterlagen 13). Die Quartierführungen für Neuzuzüger und Alteingesesse- Elektronische Daten: Word-Datei oder PDF (Druckfertig) ne werden vom Quartierverein alle zwei Jahre gemeinsam mit Bilder in JPEG oder TIFF Format (Auflösung 300 dpi) dem GZ Riesbach sowie den Kirchgemeinden und dem Verein per E-Mail an: hans.oberholzer@gz-zh.ch «Aktives Balgrist» organisiert und das nächste Mal 2014 durch- per Post an: Kontacht, Seefeldstrasse 93, 8008 Zürich geführt. GA Die ansprechende Publikation ist kostenlos und kann unter Beratung und Reservation: Hans Oberholzer bestellungen.sd@zuerich.ch angefordert oder im Sekretariat des GZ Riesbach Tel. 044 387 74 51 (GZ Riesbach, 14-18 Uhr) bezogen werden. 078 63 166 63 / hans.oberholzer@gz-zh.ch Das Quartier mitgestalten! Das elektronische Quartiermagazin für zwischendurch Mitglied werden im Anmeldung sowie Hinweise auf öffentliche Quartierverein Riesbach Veranstaltungen unter newsletter@8008.ch Zögern Sie nicht und rufen Sie an oder senden Sie eine Der nächste KONTACHT-Newsletter erscheint E-Mail an mitglieder@8008.ch Anfang Dezember 2013 Vielfältige Kontakte und 5-mal jährlich KONTACHT im Briefkasten sind Ihnen sicher. Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
schöpfe n 6 Foto Katharina Issler Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
Schopf - Schopf - schöpfen 7 REGINE MÄTZLER Schöpfe gibt es vielerlei und sie schöpfen ihre Bedeutung aus Der Schopf als Kopfschmuck kommt nicht nur bei den Men- verschiedenen Quellen. Es lassen sich drei Arten von Schöpfen schen vor. Die langen Stirnhaare des Pferdes zum Beispiel wer- unterscheiden, die zwar gleich tönen, aber sprachlich mitein- den als Schopf bezeichnet. Man spricht auch von Schopf, wenn ander gar nicht verwandt sind. Vögel einen Federbusch auf dem Hinterkopf aufweisen. Im Tierlexikon trifft man auf Schopfhühner, Schopfwachteln, In der einen Bedeutung bezeichnet das Wort Schopf einen einfa- Schopfpinguine, Schopfadler und weitere Schopf-Vögel. Aus chen Bau, der als Lagerraum und als Schutz vor Wind und Wetter der Pflanzenwelt kennen wir den köstlichen Schopftintling, dient: für Fahrzeuge, landwirtschaftliches Gerät, Holz, Heu und einen Speisepilze mit hohem, schuppigen Kopf. Bekannt ist Waren aller Art. Er ist in der Regel aus günstigem oder aus wie- jedem Kind der spitzblättrige, stachelige Schopf der Ananas- der verwertetem Material gebaut, aus Brettern etwa und Well- frucht. Schopflilien und Schopflavendel tragen einen Schopf blech, zuweilen aber auch gemauert und mit Ziegeln bedeckt. über dem Blütenstand. Oft ist er angebaut an ein Wohnhaus, einen Stall oder eine Werk- statt (anegschupft). Die einen Schöpfe bestehen aus nicht viel Schliesslich gibt es das Verb schöpfen. In seinem urspünglichen mehr als einem Dach, andere sind abschliessbar, um die Waren Sinn ist es verwandt mit schaffen, er-schaffen. Der biblische auch vor Diebstahl zu schützen. Ein Nebengebäude ist der Schöpfergott war der erste, der etwas schuf, und das von ihm Schopf jedenfalls, unauffällig, ohne Grandezza. Erschaffene bezeichnen wir als Schöpfung. Die Natur ist voll von seinen Geschöpfen. Auch kreativen Menschen trauen wir In einer ganz anderen Bedeutung meinen wir mit Schopf das zu, schöpferisch tätig zu sein, Neues zu erschaffen, das es vorher Kopfhaar oder ein Büschel davon. Spontan erinnerten wir uns noch nicht gab. Jedoch kann man auch von einer ganz gewöhn- in der Redaktion an den Refrain eines Liedes, den wir als lichen, unschöpferischen Arbeit am Abend völlig geschafft und Jugendliche sangen: damit erschöpft sein. In diese Redewendung fliesst eine zweite, (...) heute üblichere Wortbedeutung ein. Schöpfen heisst in unserer Und die erste mit dem Zopf Alltagssprache vor allem, etwas aus einer vorhandenen grösse- und die zweite mit dem Schopf ren Menge herausnehmen: Mit der Schöpfkelle Suppe aus dem und die dritte mit dem Bubibubibubibubikopf Suppentopf, mit dem Schöpflöffel Gemüse auf seinen Teller schöpfen. Was gibt es Schöneres, als aus dem Vollen schöpfen zu Manchmal wird mit Schopf wildes, fülliges und darum abstehen- dürfen! Jedoch kann jeder Topf einmal leer werden, ausge- des Haar bezeichnet oder auch das in die Stirne fallende Haar. schöpft sein. Es gibt zwar Ressourcen, die unerschöpflich schei- Ursprünglich war damit am ehesten das zu einem Büschel nen, zum Beispiel eine Wasserstelle, eine sogenannte Schöpfe, zusammengebundene Haar gemeint und damit wie beim Reim- wo vielleicht ein Schöpfrad den Wasserholenden die Schöpfar- wort Zopf eine bestimmte Haartracht. Klar ist, dass man jeman- beit erleichtert. den am Schopf packen kann. Zum Beispiel die gute Gelegenheit in der Gestalt des Kairos. Dieser antike Gott des günstigen Gemeinsam haben die drei Bedeutungen von Schöpfen vielleicht Augenblicks wird mit einem Haarbüschel über der Stirn darge- das, dass sie etwas aus der Zeit gefallen sind, ein bisschen alt- stellt, den wache, mutige Menschen zu ihrem Glück ergreifen modisch wirken und darum wie alte Geschichten zum Fabulie- können. Am eigenen Schopf konnte sich Münchhausen aus dem ren anregen. Sumpf ziehen. Dem biblischen Abschalom aber wurde sein rei- ches Haar zum Verhängnis; er blieb mit seinem Schopf im Geäst hängen. Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
Feldeggstrasse: Ein Pfahlbau, nein, nicht auf dem Land oder am See, wie unser Einstiegsbild zum Thema suggerieren könnte, sondern mitten in einem Innenhof. 8 Tiefenbrunnen: Künstleratelier zwischen Booten und Kies-Silos. Hier arbeitete früher Joseph Wyss, von dem die grosse Skulptur auf der Terrasse des Botanischen Instituts stammt. Heute ist hier der Plastiker Paul Sieber am Werk, dessen Stele «Allende» auf dem Platz vor dem GZ steht. Am unteren Ende der Weineggstrasse: Kaum zu glauben, dass so etwas noch möglich ist auf teurem Seefeld-Boden. Aber eben, nicht mehr lange. Dem Benutzer wurde gekündigt, das Areal muss demnächst geräumt werden. Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
schöpfen «...solange es sie noch gibt» – natürlich ist dieser Titel irrefüh- Quartierbewohnern zugute kommt, wenn kleine Handwerker rend. Denn eine ganze Anzahl von Schöpfen in Riesbach wird es und Firmen ihr Material in der Nähe haben können und nicht auch in hundert Jahren noch geben; sie sind als Zeugen einer irgendwo in der Agglomeration. vergangenen Zeit im Inventar der Denkmalpflege aufgeführt oder stehen unter Schutz und sind damit quasi heiliggespro- Tatsache ist: Die Schöpfe im Quartier verschwinden, dafür chen. Nur ein Brand oder ein Erdbeben kann sie zum Ver- begegnet uns bald an jeder Ecke ein «shop» – und der ist ja, schwinden bringen. mindestens etymologisch, eng verwandt mit dem Schopf! Doch grundsätzlich gehört der Schopf zu einer aussterbenden Spezies von Bauten. Mindestens auf teurem Riesbach-Boden PS: Manches, was auf den ersten Blick als Schopf daherkommt, sind gewöhnliche Schöpfe, die nicht unter Schutz stehen, aber war in Wirklichkeit ein Ökonomiegebäude mit einem anderen auch nicht demnächst dem Abbruch geweiht sind, rar. Der Zweck: Es diente mindestens zum Teil auch als Werkstatt oder 9 Schopf zuunterst an der Weineggstrasse, wo eine kleine Baufir- als landwirtschaftliche Produktionsstätte, wie die ehemalige ma ihr Lager hat, wird beispielsweise bald weichen müssen. Die Farbholzmühle bei der Burgwies oder die alte Trotte an der Stadt will es so mit Berufung auf die Bau- und Zonenordnung, Flühgasse. denn das Hüttlein sei nicht zonenkonform und die Fläche diene seit über zwanzig Jahren «einer rechtswidrigen gewerblichen Nutzung», heisst es beim Tiefbaudepartement.* Es fragt sich * Unter www.8008.ch/aktuell findet sich dazu ein Briefwechsel allerdings, ob nicht auch, neben allem Gepflegten und Elegan- zwischen Quartierverein/Gewerbeverein und Stadträtin Ruth ten, solche «terrains vagues» zur Lebensqualität in einem Genner. Quartier beitragen. Ganz zu schweigen davon, dass es auch den Schöpfe – solang es sie noch gibt TEXT UND BILDER KATHARINA ISSLER Hammer- bzw. Drahtzugstrasse (und somit in Wahrheit im Kreis 7): Ein ehemaliger Kohlenschopf, im Inventar der Denkmalpflege und vor ein paar Jahren aufwendig restauriert. Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
Zwischen Forchstrasse und Wehrenbach: Schopf, Stall oder Werkstatt? Oder alles zusammen? 10 Im Walder: Verstecktes Hühnerparadies. Baurstrasse: Auch diesem Schopf hat bald das letzte Stündlein geschlagen – spätestens mit Baubeginn der neuen Siedlung Hornbachstrasse, welche 2018 fertig sein soll. Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
Im Innenhof der Blockrandbebauung Dufour-, Färber- und Florastrasse, die demnächst einem Ersatzneubau weichen muss: Schöpfli aus jüngerer Zeit. 11 Burgweg. Schopf im Besitz des Kantons, im Inventar der Denkmalpflege; beschrieben als «Schopf mit Sichtriegelwerk» von 1827. Es nagt der Zahn der Zeit. Burgweg, untere Weinegg. Die grössere und statt- lichere Variante vom Schopf ist die Scheune. Auch dieses Gebäude ist im Inventar der Denkmalpflege verzeichnet. Dazu gehört ein Waschhaus mit Schopf. Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
Äussere Seefeldstrasse: Bescheiden, aber nützlich und sicher nicht unter dem Radar der Denkmalpflege. 12 Beim Gemeinschaftszentrum: Schopf mit integrier- tem Baum – einst der Stall für die GZ-Ponys, heute unter anderem Unterkunft für Marktstände und Gar- tenmobiliar. Tiefenbrunnen: Mit eigenem Strand und sogar vielleicht ein bisschen bewohnt. Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
schöpfen Ressourcen ausgeschöpft? ServiceWohnenMobil wird eingestellt GINA ATTINGER 13 Das vor gut drei Jahren im Seefeld ins wird durch ein Team von bezahlten, Leben gerufene Pilotprojekt «Service- erfahrenen Laienmitarbeitenden gelei- WohnenMobil» wird per Ende Jahr ein- stet. Da sich die finanzielle Grundlage gestellt. Das Projekt unterstützt alte jedoch erschöpft hat, wurde ihnen Menschen, die zuhause wohnen und gekündigt. Die Projektleiterin, Theresa gelegentlich praktische und/oder soziale Haueter, wird innerhalb der Stadt Zürich Hilfe benötigen. Kontacht 216 vom Juli bei der Koordinationsstelle Freiwillige 2011 berichtete über dieses nun erschöpf- Mitarbeit und Soziokultur weiterhin tätig te Angebot, welches auch der Isolation sein können. entgenwirken sollte. Denn zuhause im angestammten Quar- Das Projekt wurde wissenschaftlich tier alt werden, das wünschen sich wohl durch das Institut für Soziale Arbeit der die meisten Menschen. Wenn aber das Fachhochschule St. Gallen begleitet und soziale Netz kleiner wird, wenn jemand durch einen namhaften Betrag der Age- vielleicht etwas unsicher und nicht mehr Stiftung massgeblich unterstützt. Für so beweglich ist, benötigt er oder sie, eine dauerhafte Weiterführung dieser oder die pflegenden Angehörigen hin Dienstleistungen sei nun aber längerfri- und wieder gezielte Unterstützung, die stig eine stabile finanzielle Basis er- «ServiceWohnenMobil» erfolgreich forderlich, wie Rosann Waldvogel, Direk- erbringen kann. torin Alterszentren der Stadt Zürich und Christina Brunnschweiler, CEO Spitex Unter dem Titel «Willkommen im Alter» Zürich Limmat AG, den Mitarbeiterin- wurde das Projekt auch in der neuen far- nen und dem Mitarbeiter per Brief mit- bigen Publikation der Sozialen Dienste teilten. Die notwendigen Mittel könnten im Rahmen des Legislaturschwerpunktes ohne entsprechenden Leistungsauftrag «Stadt und Quartiere gemeinsam gestal- nicht durch die beteiligten Organisatio- ten» gewürdigt (s. Seite 5). nen aufgebracht werden. Die Projektidee und die damit gemachten positiven Die Dienstleistung wird zusammen mit Erfahrungen würden aber in die Erarbei- einem Anrufservice und einem Angebot tung der Spitex-Strategie 2022 integriert. für betagte Paare durch das Altersheim Wildbach, gemeinsam mit dem Zentrum Es ist zu hoffen, dass nicht nur die Idee Seefeld der Spitex Zürich Limmat AG, weitergetragen wird, sondern dass angeboten. Beide Organisationen sind wenigstens für die bestehenden Kundin- im Quartier verankert und können den nen und Kunden tragfähige Lösungen Bedürfnissen der älteren Einwohner angeboten werden können und sich die daher gut Rechnung tragen. Die Hilfe Versorgungslücke nicht wieder öffnet. Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
Geschöpfte Texte – experimentell, lyrisch, vermessen 14 SU TREICHLER Irrwischig Haiku Intaktstock flockt Habitusse juxt den Tausendbeiniges Furioskar Lucieifer Igelchen schwebt ätherisch bis in die Quaddeln enthascht der frugallen über dem Filztuch Harfenichts Fondustrie blinzelt glänzend braun Sehnektare runseln Schwarmut schwelkt aus dem Pelz, setzt im Gaumen Quacksilben Insektglas Erinnerung frei schnorfen auf fünfzig schabselt die kongroteske Fernwehen Fossilhouette an winterliche Genüsse. Wollhandschuhe Schnatterquark erwohnt Adjutante albummelt am Stand. Münzen aus Hässlichtung Kaftanien zerfaucht die Sturruhe inspitzt grausamtig den der Tasche klauben Furunkelch Junkerker jedes Jahr mehr, die heissen duftenden Früchte Pyjamarmalade linkt Nomappe madet sich in treue Torte Neurastalgie mit einem Lächeln dubiost herzendlich pfuhlt massloses Sanftland entgegen nehmen, eine Keramikant Auerort Bank suchen und hoch- genüsslich schälen. Essen: am besten sind die Verbrannten, gleiten Universum mühelos aus der Schale und rauben mir den Universum zwängt durch Glasfaser Atem, verdrehen seilt ins Unbewusste stürzt an Wörtern in die Welt mir die Augen und kopflos verloren brennen Muster tief ins Herz: der Stuckatur nach Bergell-Marroni. vorwärts in die Wolken. Am Berghutabgrund tanzen farbige Stoffvierecke. Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
schöpfen Die Gelegenheit am Schopf packen Das Märchen vom rechten Augenblick 15 THOMAS BINDER War ich nicht ein armes Mädchen? Bei allem, was ich tat, funkte mir das bucklige Männlein dazwischen und verdarb es mir. Wollte ich die Blumen giessen, musste es so laut niesen, dass ich die Kanne fallen liess. Wollte ich mir ein Süpplein kochen, hat- te es mir den Topf zerbrochen. Wollte ich am Tisch mein Müs- lein essen, hatte es die Hälfte schon gegessen. Wollte ich mich an die Arbeit machen, fing es an, mich auszulachen. Aber immer sah ich es nur von hinten. Denn es sprang gleich davon, wenn ich kam. Immer wieder nahm ich mir vor, einmal vor dem buck- ligen Männlein da zu sein, und immer wieder vergass ich es, weil ich ins Träumen kam. Gestern aber war ich vor ihm da und sah es auf mich zueilen. Und siehe da: Es war gar nicht mehr bucklig. Es hatte Flügel an den Schuhen und über die Stirn fiel ihm ein grosses Haarbü- schel. Daran packte ich es, damit es mir nicht wieder alles ver- derbe. Es hielt ganz brav still und fragte lächelnd: «Was willst du von mir, schönes Kind, du kannst alles haben, der rechte Augenblick ist gekommen.» – «Ich wünschte mir, dass es mir von jetzt an nicht mehr dazwischen funke, so dass mir nun alles gelinge, was ich anpacke.» «So soll es sein», sagte das nicht mehr bucklige Männlein, «du bist von jetzt an ein Glückskind!» Ich hielt es immer noch fest und fragte: «Aber wer bist du denn?» – «Ich bin der Kairos, der rechte Augenblick.» – «Und warum hast Du Flügel an den Schuhen?» – «Weil ich so schnell vorübereile wie der Wind.» – «Und warum hast du ein so komi- sches Haarbüschel auf der Stirn?» – «Damit du mich beim Schopf packen kannst.» – «Und warum bist du bucklig, wenn du wegspringst?» – «Weil der rechte Augenblick immer schon verpasst ist, wenn du mich von hinten siehst.» Lachend liess ich den Kairos los, und bucklig und heulend zog er davon – und ist Illustration KI nicht mehr erschienen. Bin ich nicht ein glückliches Mädchen? Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
Aus Papier schöpfen Ein Besuch bei der Riesbacher Künstlerin Adel Neithardt 16 REGINE MÄTZLER, TEXT UND BILD Zwei grosse Schubladenkorpusse stehen in Adel Neithardts nachlassende Sehvermögen ihr das Arbeiten verunmöglicht und Arbeitszimmer. Darauf liegen einige ihrer Papierarbeiten und ein Hüftleiden ihre Bewegungsfreiheit einschränkt. Den Ein- stehen Behältnisse mit verdorrten Dolden, Blüten, Papierta- wand, dass es ja schon bemerkenswert sei, dass sie bis vor kur- schenhenkeln. Adel Neithardt ist eine Sammlerin von Alltags- zem schöpferisch tätig sein konnte, lässt sie nicht gelten. «Es poetischem, von Material, das sie zum Umgestalten und Erfinden hätte doch noch ewig so weiter gehen können» sagt sie und ihre anregt. Augen blitzen hinter der attraktiven, rot umrandeten Brille. Ich habe sie heute in ihrer Wohnung an der Delphinstrasse auf- Auf die Frage, wie sie auf das Papierschöpfen kam, erzählt Adel gesucht, weil wir unsere neue Kontachtnummer zum Thema Neithardt, dass sie einmal vor vielen Jahren in einem Radier- «Schöpfen» planen. Dazu gehören ja auch das Handwerk des kurs bei der Druckerpresse anstehend darauf wartete, selber Papierschöpfens und das schöpferische Arbeiten überhaupt. drucken zu können. Dabei hielt sie das angefeuchtete, leicht Immer wieder lasse ich mich von Adel Neithardts Papierarbei- aufgequollene und darum weiche Papier in ihren Händen und ten überraschen. Das letzte Mal, dass diese öffentlich gezeigt während sie es durch die Finger gleiten liess. entstand in ihr die wurden, war vor knapp einem Jahr an der Ausstellung «ü90» Lust, selber Papiere herzustellen. im «sihlquai 55». Die «visarte zürich» hatte für die Ausstel- lung fünf Künstlerinnen und einen Künstler eingeladen, die alle Papier lässt sich schöpfen. Aufbereitete Pflanzenfasern oder schon in der zehnten Dekade ihres Lebens angekommen waren. eingeweichtes Altpapier werden gemixt und in einem Becken mit Wasser vermengt, anschliessend mit einem flachen Sieb aus Man sieht Adel ihr hohes Alter nicht an. Während sie mir dieser Bütte geschöpft, auf eine saugfähige Unterlage abge- Schublade um Schublade öffnet und davon erzählt, was sie alles gautscht, gepresst und dann zum Trocknen ausgebreitet. Adel hergestellt hat und wie sie dabei vorgegangen ist, wirkt sie sehr Neithardt entwickelte für ihre Arbeit eine eigene Variante: Sie lebendig und voller Energie. Es ärgert sie, dass das goss die Papiermasse jeweils auf eine Acrylplatte, legte ein Sieb Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
17 darüber und tupfte von oben her mit Haushalt-Schwämmen die Feuchtigkeit auf. Auf diese Art konnte sie die manchmal karton- dicken Papiere während der Entstehung gezielt strukturieren und zum Teil mit weiterem Material ergänzen. Auch war sie mit dieser Methode im Format freier. Unter anderem setzte sie Streifen verschieden farbiger Papiermassen zu grösseren For- maten zusammen und versah sie mit Linienschraffuren, die sie in den noch weichen Grund zog. Durch Zusammenrollen, Schichten und das Einbeziehen von weiteren Materialien wie Wachs kam sie je länger desto mehr zu plastischen Gestaltungen. Mit ihren Papierarbeiten hatte Adel Neithardt innerhalb der Zürcher Szene und sogar über die Landesgrenze hinaus grossen Erfolg. Sie erzählt, dass kurz nachdem sie angefangen hatte, mit Papier zu arbeiten, ein Boom von Papierkunst einsetzte und ihre Werke darum sehr gefragt waren. Auf der langen Liste ihrer Ausstellungen finden sich Orte wie Bregenz und Budapest. 1998 war sie an der Ausstellung «schwarz» im Kunsthaus Zürich und 2002 in Sihlwald an der Ausstellung «Blickpunkt Wald» vertre- ten. 2001 konnte sie ihre Arbeiten an einer grossen Einzelaus- stellung im Stadthausfoyer Uster zeigen. Was an Adel Neithardts Arbeiten auffällt: Von allem hat es eine Fülle. Nicht ein Papier, sondern unzählige gleiche sind in Plexi- glaskästchen gefüllt und es reiht sich Kästchen an Kästchen. Papiere mit Bestandteilen von verschiedensten Pflanzen füllen ganze Bücher. Fundstücke, in Papiermasse gebettet und zu Päcklein gebunden, ergeben eine geheimnisvolle Sammlung. So entsteht der Eindruck von einem riesigen Reichtum, dessen Faszination man erliegt. Links: Zwei der vielen gleich grossen Kästchen Rechts: Schachtelhalmpapier, Zierjohannispapier, Mohnstaubfädenpapier Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
Von der FülleFülleFülleFülle schöpfen 18 DOROTHEE SCHMID Schon im 16. Jahrhundert wusste man Was bietet sich an Lukullischem alles an: Tibits-Anfänger erkennt man daran, ums richtige Mass beim Schöpfen, denn KürbissalatRandensalatLinsensalatSoja- dass sie von allem ein Löffelchen schöp- das «New Speisebüchlein» empfiehlt: bohnensalatDörrbohnensalatQuinoasa- fen, dabei diverse Male zu den einzelnen Es «soll auch die rechte Quantitet, Men- latRüeblisalatEisbergsalatNüsslisalatO- Schüsseln zurückkehren und ein biss- sur und Masse im gebrauche der Speisen recchiettesalatColeSlawsalatKichererb- chen nachschöpfen. Am Schluss zeigt observirt und gehalten werden, damit die sensalatKidneybohnensalatKäseApfelsa- sich der Teller als bunter Flickenteppich Natur nicht uberladen oder beschweret latAuberginenAntipastiOlivenAntipasti- von kulinarischen Fingerhütchen; und werde.» (1) FenchelAntipastiArtischockenAntipasti wer sich kaum bescheiden kann, häuft HummusTahinaChirashiSushiTartar- noch eine zweite Lage drauf, so dass die Gehen solche Gedanken auch der jungen, BrötliHarissaTzatzikiSambalCottage- Teller zu babylonischen Türmen kreati- superschlanken Frau am Buffet im CheeseMangoApfelChutneySchnit t- ver Kulinarik werden. «Tibits» durch den Kopf? Der Löffel lauchAlfalfaSprossenJalapenosKachori- taucht in die Schüssel und gefüllt mit FalafelPotatoCutsKohlrabengemüseVe- Die Habitués, zu denen sich auch die fünf Bohnen wieder auf; diese werden giwurstweggenBologneserLasagneOnde- Schreibende zählt, verfolgen solche begutachtet und drei davon wieder im RandenNuggetsVegibratwurstRöstiVialo- Bemühungen mit wissendem Lächeln – Topf versenkt. Wodurch wird hier die neReisKürbisSchnitzeliHirtenFocaccia- auch sie haben sich vor Zeiten schöpfend «Quantitet» bestimmt? Welche Waage TofulinosGemüsepieVollreisKürbisRata- an alles herantasten müssen, bevor sie gibt wohl den Anstoss zu diesem zögerli- touilleKartoffelstockSamosasBaumnüs- sich eine klare Strategie zu eigen gemacht chen Verhalten? Ist es die am Morgen, seCashewnüsseKernenMixBirchermües- haben: Sich kurz einen Überblick ver- die unbarmherzig das aktuelle Gewicht liPassionsfruchtCheesecakeToffeePud- schaffen und dann gezielt die Löffel in angibt und dafür sorgt, dass «die Natur dingVanillecrèmeAnanasMaroniMango- die Lieblingsgerichte stecken, eine ange- nicht uberladen ... werde»? Oder ist es ZwetschgenkompottSharonFruchtTrau- messene Portion schöpfen und dabei die diejenige bei der Kasse, die den Geld- ben... Übersicht auf dem Teller nicht verlieren! beutel «beschweret»? Oder liegt der Grund einfach in der unendlichen Fülle, die sich vor einem ausbreitet und mit der endlichen Grösse des Tellers nicht zu vereinbaren ist? Denn wer von allen kal- ten und warmen Gerichten, die sich auf dem opulenten Buffet im Tibits befinden, kosten möchte, ist schlichtweg überfor- dert. Geschöpfte Köstlichkeiten: frugal oder oppulent. Foto SST Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
schöpfen In Stosszeiten ist es schwierig, solcher- braches Feld, bei dem alles Gute schon massen vorzugehen, denn die vielen abgeerntet ist – vermutlich haben hier Besucher erschweren einem den unver- die Täter/innen aktuelle Ernährungs- stellten Blick auf die Köstlichkeiten. Wo empfehlungen (Achtung Kohlenhydra- muss ich anstehen? Gibt es überhaupt te!) allzu ernst genommen. 19 einen Anfang und ein Ende der Schlange, die sich ums Buffet windet und dazu noch Zu Randzeiten bietet das Schöpfen im in zwei entgegengesetzte Richtungen? Tibits ungetrübten Genuss, vor allem im INSERAT E Darf ich mich zwischen zwei Unent- NZZ-Bistro. Dort geht es aber auch zu schlossene drängen, um zwei Löffel Stosszeiten weniger hektisch zu. Vermut- Rosenkohl, die mir zum vollendeten lich wird es von einer älteren Klientel als Genuss noch fehlen, zu schöpfen? der im Lokal an der Seefeldstrasse fre- quentiert und es ist reichlich Platz vor- Diskret beobachtetes Schöpfverhalten handen, sogar neuerdings mit einem Beim Anstehen kann man aufschluss- zusätzlichen Raum; hier droht kaum das reiche Studien zu unterschiedlichem Ungemach, mit dem gefüllten Teller Schöpfverhalten machen: Da gibt es die sehr jungen Frauen, die in aggressivem nicht heil an den Tisch zu gelangen. Tempo hin und her flitzen, sich Tipps Da ist denn auch die Gefahr, dass sich Kerzenladen zurufen und ohne Rücksicht auf die eine «Hausregel» wie zu alten Zeiten Neu, gross und einzigartig Gemächlicheren ihre Teller füllen und aufdrängt, eher gebannt: in Zürich! Mit Kiloverkauf, zur Kasse eilen; das ältere Paar, welches Kerzenziehen und Kerzen- das Angebot begutachtet, darüber aus- «Die gäste seynd gehalten, sich gegen- giebig diskutiert und mit grosser Sorgfalt, seytig eines gesitteten und wohlanstän- Events. ruhiger Hand und gemessenen Bewegun- digen benehmens zu befleyssigen. Infos: www.kerzenwerk.ch gen von wenigen Speisen schöpft; die So eyner den guten gaben nicht weydlich zwei Japanerinnen, die misstrauisch an zusprichet, ergo muffig fratzen schney- allem riechen, bevor sie sich entschei- det und gar trutzig dreynschauet, derseli- den, was ihnen am meisten behagt, und ge soll auf eyner kuhhaut aus dem saale schliesslich offensichtlich zufrieden den geschleyfet werden.» (2) Teller mit einer extra grossen Portion Chirashi-Sushi auf die Waage legen. Was wäre das für eine tolle Strafe in
eingesandt Lesungen am Cheminéefeuer Kirchgemeindehaus Neumünster, Seefeldstr. 91 Apéro ab 18:45 Eintritt frei, Kollekte Montag, 6. Januar 2014, 19:00 Montag, 20. Januar 2014, 19:00 Lydia Roten-Besomi liest aus ihrem 1998 erschienenen Buch Iren Baumann liest aus ihren Gedichtbänden, unter anderem «Kinderlachen». Es sind Erinnerungen an das Seefeldquartier aus dem zuletzt erschienen Lyrikband «Noch während die aus den Jahren 1937-1958. Pendler heimfahren». Montag, 13. Januar 2014, 19:00 Montag, 27. Januar 2014, 19:00 Daniel Suter liest an diesem Abend aus seinem 2012 Silvio Blatter liest aus seinem neusten Roman «Vier Tage im 20 erschienenen Roman «Die ägyptische Tochter». Was macht August», welcher in Genua, Zürich und an anderen Orten spielt. ein Vater, wenn seine Tochter plötzlich aus Trotz das islamische Kopftuch anzieht? I NS E R ATE Wegbeschreibung – Tram 2 oder 4 Station Fröhlichstrasse, 5 Minuten – mit dem Auto bis Mühlebachstrasse 173, links Privatstrasse Münchsteig Angebot – Private Squash-Halle – Zwei Duschen – Zwei Umkleidekabinen Öffnungszeiten – Montag bis Freitag, 8:00–20:00 Samstag 8:00–18:00 – Sonntage und Feiertage geschlossen Münchsteig 3, 8008 Zürich (Nähe S-Bahn Station Tiefenbrunnen) Preise Auskunft/Anmeldung: www.squash-seefeld.ch – Fr. 30.– (für 60 Minuten volle Spieldauer) E-Mail: squash@rammgt.ch – Karten zu Fr 200.– erhältlich Telefon 044 262 40 30 Fax 044 251 10 25 – Schlüssel und Kartendepot Fr. 200.– NORDAMERIKA NATIVE MUSEUM INDIANER & INUIT KULTUREN NONAM MENSCHENFRESSER-KATSINA (Hopi, Südwesten, um 1900) ONAM ÖFFNUNGSZEITEN Seefeldstr. 317 Di bis Fr 13–17 Uhr 8008 Zürich Sa und So 10–17 Uhr www.nonam.ch Mo geschlossen Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
Das Portrait Kontachtiert Christoph Irniger Er hat die Jazzszene im Quartier aufgemischt. Als Mitbegründer des Vereins «Jazz im Seefeld» sorgt Saxophonist Christoph Irniger dafür, dass diese Musiksparte einem breiten Publikum zugänglich gemacht wird – und immer grösseren Zuspruch findet. TEXT UND FOTO SANDRA STUTZ Christoph Irniger und sein Sax 21 Wer Christoph Irniger live auf der Bühne zog ein Physik- oder ein Geologiestudi- teilt, sind Organisation und Zeitmanage- erlebt hat, kennt das breite musikalische um in Betracht. Gleichzeitig hatte er sich ment wichtig geworden. Was ihm noch Spektrum des 33jährigen Saxophonisten an der Jazzschule Zürich angemeldet. Als immer schwerfällt, ist der abrupte Wech- und seiner Mitspieler: Einmal wilder, er die Aufnahmeprüfung bestand – was sel vom Rampenlicht in die gedämpfte ekstatischer Jazz, dann wieder sanftere er nicht unbedingt erwartet hatte – ent- Helligkeit des Alltags. Wenn er von einem Klänge, die den Zuhören in stillere, tief- schied er sich, die Musik zu seinem Beruf Festival oder einer Tournee nach Hause gründige Welten entführen. In beiden zu machen. Die Ausbildung in Musikpä- kommt, noch berauscht von seiner Musik Fällen geht Irniger emotional aufs Ganze dagogik schloss er mit dem Lehrerdip- und beflügelt vom Erfolg, muss er zuerst und meint: «Beim Spielen vergesse ich lom ab und studierte danach Performance wieder Bodenhaftung finden. «Auf der mich und bin wie aufgeputscht von kör- an der Musikhochschule Luzern. Weiter- Bühne ist das Ego extrem wichtig. Das pereigenen Drogen … Adrenalin und bildungen bei namhaften Jazzmusikern muss man im Alltag ganz schnell wieder so.» in Berlin und New York erweiterten sei- runterfahren, die andere Filmrolle ein- Aufgewachsen ist Irniger in Erlenbach, nen Horizont. Heute tritt Christoph Irni- spulen.» wo er als Zehnjähriger mit dem Musizie- ger mit verschiedenen Bands auf und Das Musikbusiness ist hart. Es gebe viel ren begann. Für das Saxophon entschied unterrichtet an der Musikschule Konser- zu viele Musiker und zu wenig (anständig er sich, weil ihn das Instrument «mit vatorium Zürich (MKZ). Das 40-prozen- bezahlte) Auftrittsmöglichkeiten, denkt den wahnsinnig vielen Klappen» rein tige Pensum an der MKZ ist einerseits Irniger. Seine künstlerische Weiterent- äusserlich faszinierte. Das Spielen fiel «existenzsichernd», andererseits macht wicklung ist ihm allerdings wichtiger als ihm leicht, und schon früh wurde ihm es ihm Spass, seinen Schülern die vielen eine Karriere im materiellen Sinn. Auch Talent nachgesagt. Später, im Gymi Facetten der Musik und seines Instru- hobbymässig steht die Musik im Vorder- Unterstrass, spielte er in einer Band. ments aufzuzeigen. grund. In seiner spärlichen Freizeit Auch in anderen Belangen sei die Mittel- Bereits als Jugendlicher hatte Irniger das spielt er Schlagzeug, einfach so zum schulzeit für ihn enorm wichtig gewesen. Seefeld kennengelernt, traf man sich Plausch und «ohne Ambitionen». Irni- In diesen Jahren habe sich sein Denken doch häufig nach der Schule auf der Blat- gers Musikgeschmack ist breit gefächert: formiert, hätten sich seine Werte und terwiese. Später, als Student, lebte er in Neben Jazz gefallen ihm Rock und Reggae seine politische Gesinnung gebildet. einer WG an der Dufourstrasse. Heute sowie «klassische» Musik ab dem spä- Und in dieser Zeit sind langjährige entdeckt er mit seinem viereinhalbjähri- ten 19. Jahrhundert. Kürzlich hat er – der Freundschaften entstanden. Zusammen gen Sohn und seiner zweijährigen Toch- sonst kein Opernbesucher ist – «Die mit ein paar Kumpels erstand Irniger ein ter andere Örtlichkeiten im Quartier: das Soldaten» gesehen und war restlos Rustico im Tessin («eine Ruine»), das Strandbad, die Spielplätze, den Quartier- begeistert. Die zum Teil vernichtende gemeinsam renoviert und bewohnbar hof Weinegg und natürlich das GZ. Seit Kritik über dieses avantgardistische gemacht wurde. Früher hat er jeden fünf Jahren nun wohnt Familie Irniger an Werk macht ihn wütend. «Wem diese Sommer mehrere Wochen dort verbracht. der Höschgasse. Die Wohnung ist geräu- Musik nicht gefällt, soll doch einfach Seit Irniger Kinder hat, sind die Aufent- mig, und für ihre Familientauglichkeit zuhause bleiben». Leistungen anderer halte selten geworden. Der gut einstün- sprechen die im Hausgang parkierten anzuerkennen, sei eine Frage des dige Aufstieg ist steil, das Gelände Velos und Kinderwagen. Respekts. Überhaupt ist «Respekt» für abschüssig – besser geeignet, wenn die Seit die Kinder da sind, habe sich sein Christoph Irniger ein wichtiger Wert, Kinder etwas grösser sind. Leben gewaltig verändert, sinniert Irni- nicht nur der Respekt vor jedem einzel- Irniger war unsicher, welche Laufbahn er ger. Da er sich die Familienarbeit mit nen Menschen, sondern auch vor der nach der Matura einschlagen wollte. Er seiner (ebenfalls berufstätigen) Ehefrau Natur. Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
Schulhaus Balgrist Reise durch sieben Jahrzehnte mit den «Balgrist Airlines» Zu seinem sechzigsten Geburtstag hat das Schulhaus Balgrist einen funkel- nagelneuen Pavillon mit vier Schulzimmern erhalten. Beides – ihr Jubiläum und die Einweihung des Pavillons – feierte die Schule am 20. September mit einem einfallsreichen, kreativen Fest. 22 TEXT REGINE MÄTZLER, FOTOS SANDRA STUTZ «Flight Attendants» vor dem neuen Pavillon Das Areal des Schulhauses Balgrist ist Pünktlich um 17 Uhr werden alle Gäste in zum Flughafen der «Balgrist Airlines» die Abflug-(Turn-)Halle gebeten, wo sie erklärt worden. Am Eingang werden die sich beim Eingang mit ihrem Boarding- Gäste von drei in schicken Uniformen pass ausweisen müssen. In rot-goldenem steckenden Primarschülern empfangen, Licht steht die Crew – Lehrpersonen, jeder mit einem Bündel Boardingkarten Schülerinnen und Schüler aller Klassen – unterschiedlicher Farben in der Hand, vor einem riesigen Kartonflugzeug auf die sie den Neuankömmlingen entge- der Bühne und klatscht den Rhythmus zu genstrecken. Der Wind spielt mit den einer Musik, die zur Reise einlädt. Im Flughafenfahnen; es herrscht bestes Cockpit des Fliegers entdeckt man Urs Flugwetter und mit Turbulenzen ist nicht Amstutz, den Schulleiter vom Schulhaus zu rechnen. Auf dem Pausenplatz haben Kartaus und unser Maître de cabine sich bereits viele Eltern und Behörden- erklärt vor dem Take-off die Sicherheits- Schulleiter Marco Jäger als «Maître de cabine» mitglieder angesammelt. Mütter aus aller regeln. Nach einigen Songs geht das Herren Länder suchen den Ort, wo sie Flugzeug unter und wird durch eine ihre selbstgebackene Kuchen und Häpp- Rakete ersetzt. Bevor wir jedoch alle ins chen abzuliefern haben. Nach der Lan- All geschickt werden, teilt man uns mit, dung soll nämlich auf dem Schulgelände dass wir, je nach Farbe unserer Boar- so richtig gefeiert werden. Schulleiter dingkarte, in feste Reisegruppen einge- Marco Jäger – heute in der Rolle des teilt seien, denen wir treu zu bleiben smarten «Maître de cabine» – begrüsst haben. die Fluggäste und verteilt Schöggeli mit dem Eichhörnchen-Logo der Schule und Die Passagiere werden aufgefordert, dem Slogan der Fluggesellschaft: «Balg- durch einen engen «Zeit-Tunnel» hin- Ab ins All rist Airlines - ein Lächeln besser». durch zu kriechen und sich bei ihrer Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
23 Schulleiter Urs Amstutz im Cockpit und die Crew Fifties Reiseleiterin bzw. ihrem Reiseleiter am seine eigene Stimmung und ist mit pas- vorgegebenen Treffpunkt einzufinden. senden Requisiten und zum Teil aufwän- Landung auf dem Mond Dann kann die abenteuerliche Zeitreise digen Plakaten geschmückt. Wir reisen durch die sieben Dekaden der Balgrist- in die Fünfziger Jahre, wo uns kleine Schulgeschichte beginnen. Denn in sie- James Deans und Mädchen in Petticoats ben Schulzimmern repräsentieren die mit «Lollypop» unterhalten. Zehn Jahre Kinder jeweils ein Jahrzehnt mit einer später landen wir zusammen mit den zum Zeitgeist passenden Performance. Astronauten auf dem Mond, begleitet von Etwa drei Minuten darf jede «Produ» sphärisch klingenden Beatles-Melodien. dauern. Vor der Türe wartet jeweils schon Weiter geht’s zu Hippies mit ABBA, zu die nächste Reisegruppe. Bei jedem Hula Hoop, Zauberwürfeln und 99 Luft- Raumwechsel gibt’s ein Gedränge in den ballons der Achziger und Backstreet Boys Gängen, denn es sind sehr viele «Touris- und Spice Girls der Neunziger Jahre bis ten» unterwegs. In den einzelnen Reise- in die Nullerjahre, wo Vorschulkinder Love and Peace gruppen beginnt bald Solidarität zu mit aus Kartonschachteln gebastelten wachsen und bis zur letzten Destination Computern ein Call-Center spielen. hat sich schon ein regelrechtes Reise- Schliesslich werden wir in den Zehner- gruppenfeeling herausgebildet. jahren mit einer Breakdance-Vorfüh- rung der Sechstklässler mit Gegenwart Die Darbietungen der einzelnen Schul- und Zukunft konfrontiert. klassen sind originell und abwechslungs- reich. Es werden Musik, Lieder, Tänze Die Passagiere applaudieren der gesam- vorgeführt, und die Kinder sind mit Klei- ten Besatzung der Balgrist-Airlines für dungsstücken und Accessoires à la «anno einen reibungslosen Flug und ein span- dazumal» ausgestattet. Jeder Raum hat nendes Reiseerlebnis. Gegenwart und Zukunft Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
Vielfalt mit Engagement création handicap ist die Marke der Produkte und Dienstleistungen aus der Werkstätte des Mathilde Escher Heimes (MEH): 24 • Weihnachts-, Gruss und Glückwunschkarten, Notizbücher, Lesezeichen – jedes Stück ein Unikat • Visitenkarten, Briefschaften, Flyer und Einladungen • Realisierung, Unterhalt und Aktualisierung von Webseiten • Dienstleistungen wie kleinere Versandaufträge oder Datenbankeingaben Beratung und Verkauf: MEH für Menschen mit Körperbehinderung Lengghalde 1 ∙ 8008 Zürich ∙ T 044 389 62 00 Online-Shop: www.creation-handicap.ch An morgen denken. Heute handeln. Grün wählen! Dan ie Mar l Leup k i& Christina Hug (bisher), in d us Knau en S Peider Filli (bisher), tadt ss Simon Kälin (bisher), rat Claudia Peyer, Victor Furrer (CSP), Christine Arendt in den Gemeinderat. Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
Quartierhof Wynegg Wynegg macht Schule TEXT LORENZO PETRÒ, FOTO ISABELLA SEDIVY 25 Herbstzeit ist Most-Zeit auf der Wyn- pflücken die Äpfel im Hochstamm-Obst- egg – am Mostfest, das jedes Jahr Ende garten. «Weil das soviel Spass macht, Oktober über die Bühne geht, aber müssen wir aufpassen, dass wir jeweils auch in den Mostworkshops von «Wyn- nicht zu viele Äpfel sammeln», sagt egg macht Schule», wo Schüler und Kin- Menet. Mit einem langen Greifer mit dergärtner lernen, wie aus einem Apfel zwei Klappen am oberen Ende können vom Baum Süssmost im Glas wird. Für die Pflücker Äpfel von ganz weit oben die 37-jährige Agronomin Sibylle Menet herunter holen. Die kleinen Teilnehmer gehört der Workshop zum Schönsten, erledigen das gerne zu zweit: einer hält was das Pädagogen-Team auf dem Quar- fest, der andere zielt. Zum Packen der tierhof anbietet. «Weil der Kurs so viel- Äpfel kommt noch ein weiters Gerät zum fältig ist, und man am Schluss das Einsatz: ein kleiner Baumwollsack mit Resultat seiner Arbeit geniessen kann.» Zacken aus Metall rund um die Öffnung, Die geschredderten Äpfel kommen in die Presse und schon fliesst der goldene Saft ins Glas. Ein Höhepunkt kommt gleich nach der «wie eine kleine Krone», sagt Menet. Einführung: Die Kinder sammeln und Das Ganze ist am Ende eines langen Stiels befestigt. Die Zacken packen den Apfel, mit einem Ruck fällt er ins Säckchen. Kinder stossen miteinander an und Neues Leben für alte Korken Nicht nur Äpfel vom Baum, sondern auch geniessen den selbstgemachten Apfel- Auf dem Quartierhof hat es eine die etwas «vertätschten» Früchte vom saft. Korksammelstelle! Boden kommen in die Kiste. «Wynegg macht Schule» bietet auf dem Bis aus den Früchten Most wird, ist es Quartierhof nicht nur den Mostworkshop Korken sind viel zu wertvoll, um sie ein- aber noch ein langer Weg: Erst gilt es, die an. Interessierte Schulklassen, Kinder- fach wegzuwerfen. Der Rohstoff lässt schweren Kisten zum Hof zurückzutra- gärten und Horte können mit dem Work- ein fast 100%-iges Recycling zu. Brin- gen Sie gebrauchte Korken zu unse- gen, dann waschen die Kinder die Äpfel, shop «Wynegg entdecken» den Woll- rer neu eingerichteten Sammelstelle es wird halbiert, und die faulen Stellen schweinen, Maultieren, Kaninchen und gleich am Remisen-Eingang! mit dem Messer weggeschnitten. «Alle Hühnern hautnah begegnen. Der Halbb- packen mit an, weshalb es auch ab und zu tag kostet 90, der ganze Tag 150 Franken Altkorken sammeln macht Sinn, weil ein Pflästerli auf einen Finger zu kleben pro Klasse. Kork ein hochwertiger Naturstoff ist. gilt», sagt Menet. Dann kommen die Rezyklierte Altkorken werden in der Mühle der Schlittler AG im Glarnerland, Apfelhälften in einen Schredder mit der einzigen Korkmühle und Presskork- Handkurbel. Kräftig müssen die Kinder fabrik in der Schweiz, zu Korkschrot drehen. Wie ein Birchermüesli sieht die Das Wynegg-macht-Schule-Team sucht vermahlen und zu Presskork weiterver- derzeit nach Leuten, die mit dem Masse aus, die aus dem Gerät heraus- arbeitet. Dieser wird in der Industrie, Hof vertraut sind und diesen mit kommt. Diese lässt sich leichter pressen. naturpädagogischen Elementen gerne vornehmlich im Bau, eingesetzt, etwa Das Apfelmüesli packen die Kinder in die Kindern näher bringen wollen. als biologische Wärmeisolation oder in der Orthopädie sowie als Dekorkork, Mostpressen, und dann wird es noch ein zum Beispiel in Form von Untersetzern letztes Mal anstrengend. Drehen, drehen, Interessierte wenden sich an oder Sets. drehen, doch schon nach wenigen Minu- Kerstin Hass, 044 383 63 57 schule@quartierhof-weinegg.ch ten fliesst der goldene Saft ins Glas. Die Quartiermagazin Kreis 8 228/2013
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