FRÜHLING 2018 GESCHICHTE LITERATUR- UND SPRACHWISSENSCHAFT MUSIK- UND THEATER WISSENSCHAFT BIOGRAFIEN PHILOSOPHIE - CHRONOS VERLAG
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Frühling 2018 eschichte • literatur- und Sprachwissenschaft • musik- g und theaterw issenschaft • Biografien • philosophie Chronos Verlag Eisengasse 9 • CH-8008 Zürich Tel. + 41 / 44 / 265 43 43 Fax + 41 / 44 / 265 43 44 info@chronos-verlag.ch www.chronos-verlag.ch
Architektur gegen die Erstarrung: Max Frisch stellte 1956 «Die neue Stadt» vor. Demonstration zum ETH-Referendum im Mai 1969, kurz vor der Volksabstimmung. Inhalt Erika Hebeisen, Gisela Hürlimann, Regula Schmid: Jakob Tanner: «Nein zur Bombe – Ja zur Demokratie». Dynamiken der Veränderung Zürich als Brennpunkt der Friedens- und Antiatom bewegung der 1960er Jahre Sebastian Brändli: Investition Bildung. Ausbaupläne und Reformideen der Zürcher Universitätspolitik vor Elisabeth Joris: Eigenständig und emanzipatorisch: 1968 Pionierinnen der feministischen Selbstermächtigung Anne Bosche: Zwischen Bildungsmisere und Bil- Mischa Suter: Westafrika und die Zürcher dungsreform – die Zürcher Volksschule in Bewegung «Geschwistergemeinde». Psychoanalyse und Gesell- schaftskritik bei Paul Parin, Goldy Parin-Matthèy und Sarah Baumann, Philipp Eigenmann: Anstoss zu Fritz Morgenthaler einer integrativen Schule. Bildungspolitik der Emigra- tionsorganisation «Colonie Libere Italiane» Andreas Tobler: «Ich weigere mich, andere Pflichten zu haben als andere Schweizer auch» Max Frisch zwi- Daniel Speich Chassé: Was setzte die Zürcher Stu- schen Literatur und gesellschaftlichem Engagement dierenden um 1968 in Bewegung? Bedingungen eines vorübergehenden Aufbruchs Severin Rüegg: Die Schweizer Filmwochenschau zwischen Aufbruch und Ende Melanie Wyrsch: Zwischen Wachstumsglaube und Stabilisierungsgebot. Die Zürcher Stadtplanung in Christoph Merki: Charlie Parker statt Ho Chi Minh. den langen Sechzigern Jazz im Aufbruch jenseits von Politparolen Jean-Daniel Blanc: Mit «Lawinenverbauungen» Christian Schorno: Zürcher populäre Musik der gegen Stadtautobahnen. Die Umbrüche der Zürcher Hippie-Ära. Eine neue Ästhetik und ihre Wirkungen Verkehrspolitik in den langen Sechzigern 2
Vor und nach 1968: Reformen statt Revolution «68» steht für studentische Bewegung, Streiks und Strassenschlachten in Berlin, Paris oder Zürich, ebenso für den Protest gegen den Vietnamkrieg, für den Prager Frühling oder das Experimentieren mit neuen Lebensstilen. Doch was war vor «68»? Welche Reformströmungen ent- RefoRmen jenseits deR Revolte n Berlin, Paris oder Zürich, Erika Hebeisen, Gisela Hürlimann, Regula Schmid (Hg.) wickelten sich unabhängig und jenseits er das Experimentieren mit twickelten sich unabhängig t zeigt vielfältige Aufbrüche iel mit der Schweiz und der RefoRmen jenseits ven, die sich in den 1950er und Bildungsreformen, Ver Emanzipation der Frauen deR Revolte davon? Das Neujahrsblatt 2018 der Anti- quarischen Gesellschaft zeigt vielfältige Psychoanalyse rückten in g. dieser Umbruch war be Zürich in den langen sechzigern im lokalen Umfeld nieder ederum in die weitere Welt Aufbrüche zwischen den 1950er- und den s Menschen und Organisa wagten und ihre Kräfte für n. 1970er-Jahren im Raum Zürich im Wechsel AGZ spiel mit der Schweiz und der Welt. BAnd 85 Die «langen Sechziger» des 20. Jahrhunderts sahen Reformen und Initiativen, die sich in den 1950er- 01.12.17 12:18 Erika Hebeisen Jahren anbahnten und im Folgejahrzehnt an Fahrt gewannen. Jazzlokale und Historikerin und Kuratorin im Bildungsreformen, Verkehrsplanung und Bauboom, die Präsenz ausländi- Landesmuseum Zürich. scher Arbeitskräfte, die Emanzipation der Frauen oder die Frage der atoma- Gisela Hürlimann ren Bewaffnung, aber auch die Erweiterung der Psychoanalyse rückten in Oberassistentin an der Professur für Technikgeschichte der ETH Zürich. den Mittelpunkt der politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Dieser Umbruch war beeinflusst von weltweit wirksamen Ereignissen und Regula Schmid Keeling Veränderungen, die sich im lokalen Umfeld niederschlugen. Gelegentlich Assoziierte Professorin für strahlten diese lokal ausgebildeten Neuerungen wiederum in die weitere Geschichte des Mittelalters an der Universität Bern. Welt hinaus. Fünfzig Jahre nach 1968 stellen die dreizehn Beiträge dieses Bands Menschen und Organisationen vor, die in Stadt und Kanton Zürich in den langen Sechzigern Neues wagten und ihre Kräfte für nachhaltige gesell- schaftliche Veränderungen jenseits der Revolte einsetzten. Lieferbar Erika Hebeisen, Gisela Hürlimann, Regula Schmid (Hg.). Br. 164 S., 83 Abb. farbig und s/w. Reformen jenseits der Revolte CHF 48 / EUR 48 Mitteilungen der Antiquarischen Zürich in den langen Sechzigern Gesellschaft in Zürich, Bd. 85 ISBNISBN 978-3-0340-1428-1 978-3-0340-1428-1 9 783034 014281 3
Inhalt I. Erziehung und staatliches Handeln. Martin Lengwiler, Anne Françoise Praz: Kinder- und Jugend fürsorge in der Schweiz: Entstehung, Implementierung und Entwicklung (1900–1980) Yves Collaud, Jöelle Droux: Erziehung und staatliches Handeln in der französischsprachigen Schweiz Susanne Businger, Mirjam Janett, Nadja Ramsauer: «Gefähr- dete Mädchen» und «verhaltensauffällige Buben». Behördliche Fremdplatzierungspraxis in den Kantonen Appenzell Inner rhoden, Basel-Stadt und Zürich Markus Bossert, Véronique Czáka: Eltern – Kinder – Erzie- hungspersonal – Institutionen: Eine unmögliche Beziehung? Clara Bombach, Thomas Gabriel, Samuel Keller: «Die wussten einfach, woher ich komme». Staatliche Eingriffe und ihre Auswir- kungen auf das Leben ehemaliger Heimkinder Werdenbergische Erziehungsanstalt in Grabs/SG II. Pädagogik für das Heim. Ausbildung, Praxis und Theorie Gisela Hauss: Heimerziehung in der Schweiz. Denkfiguren und Entwicklungslinien Sara Galle: Die Bildung der «geeigneten Erzieherpersönlich- keit» – Gründungen, Organisation und Konzeption der Schulen für Heimerziehung in der Deutschschweiz Véronique Czáka, Joëlle Droux: Die Ausbildung der «édu catrices et éducateurs spécialisés» in der französischsprachigen Schweiz (1950–1980) Yves Collaud, Mirjam Janett: Familie im Fokus. Heimerziehung in der Schweiz im 20. Jahrhundert Clara Bombach, Thomas Gabriel, Sara Galle, Samuel Keller: Die «neuen Praktikanten». Perspektiven auf sich verändernde Beziehungsformen im Heim der 1960er und 1970er Jahre III. Das Heimkind. Biografische Verläufe, Erinnerung und pädagogische Konstruktion Thomas Gabriel: Das Heimkind. Forschungsgegenstand, Ent- wicklungsprojekt und Subjekt seiner eigenen Biografie Kantonale Erziehungsanstalt Kehrsatz Bern Clara Bombach, Thomas Gabriel, Samuel Keller: «Legitimieren» und «integrieren». Die Auswirkungen von Heimerfahrungen auf den weiteren Lebensverlauf Susanne Businger, Nadja Ramsauer: Behördliche Einfluss- nahme auf den Übergang Jugendlicher ins Erwachsenenalter im Kanton Zürich, 1950er bis 1980er Jahre Clara Bombach, Markus Bossert, Thomas Gabriel, Samuel Keller: Übergänge in das Leben nach Heimerziehung – Individuelle und professionelle Perspektiven Markus Bossert, Gisela Hauss: Die sukzessive Durchsetzung bürgerlicher Kindheitsmuster im Fachdiskurs Heimerziehung Christine Matter: Erinnern – Gedenken – Bezeugen. Zur Rolle des Erzählens in Prozessen gesellschaftlicher Gedächtnisbildung Bild auf dem Buchumschlag: Anstalt Sonnenbühl bei Brütten, Kanton Zürich Institut St. Nicolas, Drognens Canton Fribourg 4
Das Standardwerk zur Geschichte der Fremdplatzierung Gisela Hauss, Auf politischer Ebene sowie in der his- torischen und sozialwissenschaftlichen Thomas Gabriel, Martin Lengwiler (Hg.) Fremdplatziert Forschung hat die Diskussion über die Ge- schichte der Fremdplatzierung aktuell an Fahrt gewonnen. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wur- den Zehntausende Kinder und Jugendliche von ihren Familien getrennt und in Pflege familien oder Heimen untergebracht. Be- Heimerziehung in der hördliche Rhetorik, pädagogische Diskurse Schweiz, 1940–1990 und die Realität der Betroffenen klafften dabei weit auseinander. Das Buch bietet erstmals eine gesamtschweizerisch und interdisziplinär angelegte Sicht auf die Geschichte der Fremdplatzierung. Fokussiert wird dabei die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Zentrum stehen die Wandlungs- Gisela Hauss prozesse von Fremdplatzierungen und die gesellschaftlichen und biografi- Professorin an der Fachhochschule für schen Bedingungen dieser Veränderungen. Besonderer Wert wird auf Ver- Angewandte Wissenschaften Nordwest- schweiz am Institut Integration und gleiche zwischen Sprachregionen, Kantonen und Konfessionen gelegt und Partizipation. es werden die öffentlichen Diskussionen, die Praxis der Umsetzung von Thomas Gabriel Fremdplatzierungen wie auch das persönliche Erleben der Betroffenen be- Professor und Leiter des Instituts für rücksichtigt. Kindheit, Jugend und Familie an der Durch diesen konsequent vergleichenden Ansatz sowie die multiperspek- Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Hochschule für Soziale tivische Betrachtung vermag der Band nicht nur das Wissen zur Schweizer Arbeit Heimerziehung bedeutend zu vermehren, sondern auch die Vielschichtigkeit Martin Lengwiler der Thematik in aufschlussreicher Weise auszuloten. Professor für Neuere Allgemeine Geschichte am Departement Geschichte der Universität Basel. Mai 2018 Gisela Hauss, Thomas Gabriel, Martin Lengwiler (Hg.) ISBN 978-3-0340-1440-3 Geb. ca. 320 S. Fremdplatziert ca. CHF 38 / ca. EUR 38 ISBN 978-3-0340-1440-3 Heimerziehung in der Schweiz, 1940–1990 9 783034 014403 5
Versorgt im Heim Zusammen alleine Zusammen alleine Im 20. Jahrhundert wurden in der Schweiz Zehntausende Kinder und Alltag in Winterthurer Kinder- und Jugendheimen 1950–1990 Jugendliche in Pflegefamilien und Heimen platziert. Das Kindeswohl und die individuelle Entwicklung der Heranwachsenden waren dabei oft nachrangig. Für viele betrof- fene Kinder und Jugendliche war das Aufwachsen im Heim mit der Erfahrung von Isolation und einem Mangel an Zuwendung verbunden. NJ BL NJ BL Als sogenannte Heimkinder beka- men sie lediglich eine rudimentäre 354 354 2 01 8 2 01 8 Schul- und Berufsbildung. Eine unbekannte Zahl wurde Opfer von Gewalt oder sexuellem Missbrauch. Für dieses Neujahrsblatt der Stadtbibliothek arbeiteten Forscherinnen und Forscher der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Departement Soziale Arbeit, im Auftrag der Stadt die Geschichte der Winter thurer Kinder- und Jugendheime zwischen 1950 und 1990 auf. Um aus ihrer Geschichte zu lernen, wünschte die Auftraggeberin ausdrücklich keine Heile- Welt-Darstellung, die schwierige Kapitel ausklammert. Die Erfahrungen der ehemaligen Heimkinder stehen dabei im Zentrum. Im Buch kommen sie durch zahlreiche Zitate aus den mit ihnen geführten Interviews zu Wort. Ergänzt werden ihre Perspektiven durch Berichte frühe- rer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Heimerziehung in Winterthur wird zudem anhand von Archiv- und Bildmaterial dargestellt. Lieferbar Clara Bombach, Thomas Gabriel, Samuel Keller, Geb. 224 S., 92 Abb. s/w. Nadja Ramsauer, Alessandra Staiger Marx CHF 44 / EUR 44 Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Zusammen alleine Winterthur, Band 354 Alltag in Winterthurer Kinder- und Jugendheimen 1950–1990 ISBNISBN978-3-0340-1430-4 978-3-0340-1430-4 9 783034 014304 6
Psychiatrie im Wandel Was waren früher, was sind heute die An- sprüche an eine psychiatrische Klinik zum Wohl der Patientinnen und Patienten? Wie meisterten die Akteure den Wandel in der Entwicklung der Psychiatrie? Und wie viel darf eine solche Institution einen kleinen Kanton kosten? Das 125-jährige Bestehen der Psychiatrischen Klinik Breitenau in Schaffhausen bot Anlass, sich diesen Fragen aus unterschiedlicher Perspektive zu widmen. Noch bevor Schaffhausen ein Kantonsspital erhielt, wurde 1891 – nach sechzig Jahre währender Debatte – die Kantonale Irrenanstalt Breitenau eröffnet, eine Herausforderung für den damals weniger als 40 000 Einwohner zählenden Kanton. Verfolgt man die Entwick- Mit Beiträgen von lung der Breitenau, so zieht sich das zähe Ringen zwischen Wünsch- und Sabine Braunschweig Machbarem wie ein roter Faden durch die Geschichte. Politik und Bevölkerung Regula Crottet Emmanuel Delille stellten sich jedoch auch in finanziell angespannten Zeiten hinter ihre psychia Daniel Hell trische Klinik, und neue Erkenntnisse wurden – zum Teil mit gewisser Verzö- Roland E. Hofer Katrin Luchsinger gerung – auch in Schaffhausen reflektiert und umgesetzt. Marietta Meier Zehn Autorinnen und Autoren beleuchten die Breitenau aus lokalpolitischer Jörg Püschel und baugeschichtlicher Sicht und befassen sich mit dem Einsatz von Zwang, Andreas Schiendorfer Arthur Uehlinger dem Wandel therapeutischer Möglichkeiten und der Pflegeausbildung, die aus Schaffhausen starke Impulse erhielt. Gewürdigt wird auch das Wirken einzelner Persönlichkeiten, darunter Henri Ellenberger und der der Zürcher Schule verbundene Hans Bertschinger. Dieser machte sich auch um Patien tenkunst verdient, der ein eigener Beitrag gilt, welcher mit 50 bisher unbe- kannte Patienten-Kunstwerken illustriert ist. Februar 2018 Historischer Verein des Kantons Schaffhausen, Spitäler Schaffhausen (Hg.) Geb. ca. 400 S., ca. 120 Abb. 125 Jahre Psychiatrische Klinik Breitenau Schaffhausen, 1891–2016 ca. CHF 48 / ca. EUR 48 ISBN 978-3-0340-1452-6 Schaffhauser Beiträge zur Geschichte 89, 2017 ISBN 978-3-0340-1452-6 9 783034 014526 7
Inhalt Stefanie Wettstein: Die Farbsysteme Aemilius Müllers – Einführung Werner Spillmann: Das Werk Aemilius Müllers – erläuterte Bibliografie Andres Betschart: Ein Leben für die Farbe – biografische Notizen Werner Spillmann: «Ästhetik der Farbe» – Einführung in Aemilius Müllers Spätwerk Werkverzeichnis und 124 Farbtafeln aus der «Ästhetik der Farbe» und weiteren Werken Aemilius Müller geboren 1901 in Löhningen SH, studiert Volkswirtschaft in Zürich, Jena und Berlin und promoviert 1929. In den folgenden Jahren arbeitet er als Werbeleiter in verschiedenen Firmen in Zürich sowie als Redaktor, Jour- nalist und Grafiker; den Zweiten Weltkrieg verbringt er im Aktivdienst als Oberleutnant der Infanterie. 1938 verfasst er die Schrift «Schweizer Schiessausbildung», die in mehre- ren Auflagen gedruckt wird. Um 1941 macht er «zufällige Bekanntschaft mit Restauflagen der Farbenlehre von Wilhelm Ostwald», wie er selbst schreibt, und widmet sich fortan ganz der Farbwissenschaft. In Winterthur gründet er den Chromos-Verlag, der im Einmannbetrieb über 20 Farbatlanten (systematische Farbmustersammlungen), Farbtafeln und weitere Werke zur Farbenlehre herausgibt, die meisten in Handkolorierung mit mehreren tausend Farbmustern. Noch zu Lebzeiten Müllers wird sein Werk an Ausstel- lungen in Winterthur, Frankfurt a. M., New York und an weiteren Orten gezeigt. Aemilius Aemilius Müller um 1920 Aemilius Müller 1978 mit dem 60-teiligen Müller stirbt 1989 in Winterthur. Farbkreis in den Händen 8
Ästhetik der Farbe Werner Spillmann Der Schweizer Farbwissenschaftler und -praktiker Aemilius Müller (1901–1989) veröffentlichte zahlreiche Farbatlanten Ästhetik der Farbe Aemilius Müller – Ästhetik der Farbe (systematische Farbmustersammlun- Aemilius Müller gen), Farbtafeln und Schriften zur Farb- theorie. Im Einmannbetrieb führte er in Winterthur den Chromos-Verlag. Seine Bücher und Lehrmittel zur Farbwissen- schaft erreichten zum Teil vierstellige Auflagezahlen; sie sind nicht nur für die Fachwelt interessant, sondern auch NJ BL 355 2 01 8 ästhetisch äusserst ansprechend. In der Wissenschaft ist Aemilius Müller beson- NJ BL 355 2 01 8 ders für seine Weiterentwicklung der Farblehre Wilhelm Ostwalds bekannt. Werner Spillmann Der Farbexperte Werner Spillmann hat Aemilius Müllers Farbwerke noch zu (geb. 1933) ist ehemaliger Professor Müllers Lebzeiten erworben und Ausstellungen in Winterthur, Frankfurt a. M., an der Architekturabteilung der Ingenieurschule Technikum Win- New York und an weiteren Orten initiiert. In diesem reich illustrierten Band terthur und langjähriger Leiter der gibt er einen Überblick über Müllers weitläufiges Œuvre, wobei der Schwer- Winterthurer Farbkurse. punkt auf dem eindrücklichen Spätwerk «Ästhetik der Farbe» liegt. Einfüh- rende Texte ordnen Aemilius Müllers Schaffen in den Rahmen der Farb wissenschaften ein und richten den Blick auf das Leben dieser eigenwilligen Persönlichkeit im Spannungsfeld zwischen Kunstgewerbe und Wissenschaft. Juni 2018 Werner Spillmann Geb. ca. 160S., ca. 200 Farbabb. Aemilius Müller – Ästhetik der Farbe ca. CHF 44 / ca. EUR 44 Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Mit Beiträgen von Werner Spillmann, Andres Betschart und Stefanie Wettstein ISBN 978-3-0340-1456-4 Winterthur, Band 355 ISBN 978-3-0340-1456-4 9 783034 014564 9
Eine Oper aus dem Giftschrank: Othmar Schoecks «Schloss Dürande» Thomas Gartmann (Hg.) Eine nationalsozialistisch «kontaminierte» Oper soll aufgrund ihrer musikalischen Zurück zu Eichendorff! Zur Neufassung von Othmar Schoecks Reichtümer mit einem erneuerten Libretto historisch belasteter Oper «Das Schloss Dürande» wieder auf die Bühne gebracht werden – doch wie, ohne gleichzeitig die Historie zu verleugnen? Ergänzend zu einer Gegen- überstellung des alten und neuen Librettos zu Othmar Schoecks Oper «Das Schloss Dürande» werden in diesem Band anhand bisher unveröffentlichter Quellen sowohl die Entstehung der Oper als auch der Ablauf ihrer Überarbeitung dokumentiert. Der Schweizer Komponist Othmar Schoeck tat sich aus heutiger Sicht wahrlich keinen Gefallen, als er sich Ende der 1930er-Jahre auf Anregung des Winterthurer Mäzens Werner Reinhart mit dem badischen Dichter Hermann Thomas Gartmann Burte zusammentat, um eine Oper zu schreiben. Zu allem Überfluss wurde das Musikwissenschafter, leitet die auf einer Novelle von Joseph von Eichendorff basierende «Schloss Dürande» Forschung an der Hochschule der Künste Bern sowie ein SNF-Projekt 1943 an der Staatsoper Berlin und damit im erklärten Leuchtturm der national zu dieser Schoeck-Oper. sozialistischen Kulturpolitik uraufgeführt. Das musikalisch zwar heraus ragende, sprachlich und politisch aber gezeichnete Werk verschwand in der Versenkung. Anhand von bisher unveröffentlichten Quellen wurde nun die Geschichte der Oper aufgearbeitet und gleichzeitig versucht, dem Werk im Rückgriff auf die Vorlage Eichendorffs und seine Lyrik ein neues Libretto zu unterlegen. Neben der Gegenüberstellung beider Libretti, die zum eigenen ästhetischen Urteil einlädt, bietet dieser Band deshalb auch eine ausgiebige Dokumentation zum Entstehungs- und Bearbeitungsprozess der Oper. Aufführungen 31. Mai und 2. Juni 2018: Konzertante Uraufführung der Neufassung im Stadttheater Bern, Leitung Mario Venzago Ab 8. März 2019: Szenische Erstaufführung der Neufassung, Meininger Staatstheater (10 Aufführungen), Leitung: Philippe Bach Mai 2018 Thomas Gartmann (Hg.) Geb. ca. 600 S., 62 Abb. s/w. Zurück zu Eichendorff! ISBNca.978-3-0340-1439-7 CHF 68 / ca. EUR 68 ISBN 978-3-0340-1439-7 Zur Neufassung von Othmar Schoecks historisch belasteter Oper «Das Schloss Dürande» 9 783034 014397 10
Abschluss der grossen Loosli-Biografie Sein Schicksal als elternlos aufgewachsener Jugendlicher und seine Erfahrungen in Anstal- ten und im Paris der Affäre Dreyfus liessen C. A. Loosli zum Kämpfer für die Menschen- und Bürgerrechte werden. Im letzten Teil dieser Biografie wird Looslis jahrzehntelan- ger Einsatz gegen Anstalten, für ein humanes Strafrecht und gegen die «Administrativjustiz» aufgerollt. Sein Engagement für die Rechte der Kinder und Jugendlichen, für eine Reform der Schule und sein Einsatz für die Verdingkinder leiteten einen sozialpolitischen Wandlungs prozess ein. In seinen Bemühungen um die Demokratie und um Rechtsstaatlichkeit sah Loosli sich mit dem Nationalsozialis- mus und dessen Angriffen auf die Souveränität der Schweiz Erwin Marti konfrontiert. Den Antisemitismus entlarvte er früh als gefährliche Waffe der re- 1980–2010 Tätigkeit als Lehrer und aktionärsten gesellschaftlichen Kräfte. Mit seiner intellektuellen Annäherung ans Heilpädagoge im Kanton Basel-Stadt, Promotion 1995 in Neuer und Judentum und mit seiner Verteidigung der jüdischen Minderheit und der Be- Schweizer Geschichte. 2009 Aner- tonung des Schutzes der Minderheiten erwies er sich als Pionier und Vordenker kennungspreis des Kantons Bern. der Menschenrechte in der Schweiz. Loosli ist vielen als Autor des Justizromans Hans-Ulrich Grunder «Die Schattmattbauern» und als Dichter im Dialekt des Emmentals in Erinne- 2005–2014 Professor für Erzie- rung geblieben. Doch es werden hier auch seine literatur- und kunstpolitischen hungswissenschaft an der Pädago- gischen Hochschule FHNW und der Verdienste dargestellt, seine Bemühungen um die Werke Gottfried Kellers und Universität Basel, heute Direktor des Carl Spittelers und sein Einsatz für die Kunst Ferdinand Hodlers. Instituts für Bildungswissenschaften der Universität Basel. Sonderpreis für alle vier Bände: CHF 148 / EUR 148 ISBN 978-3-0340-1457-1 Band 1: Zwischen Jugendgefängnis und Pariser Band 3/1: Im eignen Land verbannt 1914–1959 Bohème 1877–1907 2009. 528 S. Geb. CHF 68 / EUR 62 1996. 400 S. Geb. CHF 48 / EUR 43 ISBN 978-3-0340-0943-0 ISBN 978-3-905312-00-3 Band 3/2: Partisan für die Menschenrechte Band 2: Eulenspiegel in helvetischen Landen 1914–1959 1904–1914 2018. ca. 848 S., 12 Abb. s/w. Geb. 1999. 541 S., 8 Abb. s/w. Geb. CHF 68 / EUR 62 ca. CHF 68 / ca. EUR 68 ISBN 978-3-905313-21-5 ISBN 978-3-0340-1432-8 April 2018 Erwin Marti, Hans-Ulrich Grunder Geb. ca. 848 S., 12 Abb. s/w. Carl Albert Loosli 1877–1959, Band 3/2 ca. CHF 68 / ca. EUR 68 ISBN ISBN 978-3-0340-1432-8 978-3-0340-1432-8 Partisan für die Menschenrechte 1914–1959 9 783034 014328 11
Einblick in die Emigranten- szene um 1940 Der Thurgauer Paul Ilg (1875–1957), unehe licher Sohn einer Fabrikarbeiterin, kam nach Paul Ilg Paul Ilg Der Hungerturm einer Kindheit als Verdingbub weit herum: Er lebte als Redaktor in Berlin, war der Ge- liebte einer deutschen Adligen und feierte mit seiner autofiktionalen Tetralogie «Das Menschlein Matthias» grosse Erfolge, an die er danach nie mehr richtig anknüpfen Der Hungerturm konnte. Im bisher unveröffentlichten Roman- Romanfragment Herausgegeben von Lisa Hurter fragment «Der Hungerturm» nimmt Ilg das autofiktionale Schreiben wieder auf, das ihm in seinen frühen Romanen so viel Anerken- nung eingebracht hatte. Luzern, Ende der 1930er-Jahre: Hans Anmatt, ein Schweizer Kunstmaler, ist mit Sohn Peter und Ehefrau Paul Ilg Hanna aus Deutschland in die Schweiz zurückgekehrt und wohnt mit ande- (1875–1957) war als Kaufmann so- ren Emigranten im sogenannten Hungerturm, dem heruntergekommenen wie als Redaktor tätig, bevor er sich der Schriftstellerei zuwandte. Neben Hotel Bristol. Seine Freude an der heimatlichen Landschaft wird getrübt von den bekannten Romanen verfasste der Erkenntnis, dass das nationalsozialistische Gedankengut in der Schweiz er Erzählungen und Theaterstücke. Er lebte nach Stationen in Berlin, ebenso seine Anhänger hat, und von der Tatsache, dass Peters leibliche Überlingen und Luzern in Uttwil am Mutter ihren Sohn mit materiellen Verlockungen zu verführen sucht. Auch Bodensee. Anmatts Freund, den Schriftsteller Max Lorenz, plagen Sorgen, obwohl sein Lisa Hurter neuestes Theaterstück ein grosser Erfolg ist: Seine Frau ist mit dem gemein- geboren 1988, hat deutsche Lite- samen Kind ausgezogen. raturwissenschaft und Geschichte studiert und arbeitet als Deutsch- Paul Ilg gibt Einblick in die Szene rund um die Emigranten aus dem national- lehrerin an einer Kantonsschule in sozialistischen Deutschland, die er aus eigener Erfahrung kannte, und ver- Zürich. mag zugleich die persönlichen Konflikte zweier Männer überzeugend darzu- stellen. Das macht das Romanfragment zu einem wertvollen Zeugnis eines Autors, der einen jahrelangen Kampf ausfocht, um sich und seine Familie mit der Schriftstellerei über die Runden zu bringen. Februar 2018 Paul Ilg Geb. ca. 160 S. Der Hungerturm ca. CHF 38 / ca. EUR 38 ISBN 978-3-0340-1442-7 Schweizer Texte, Neue Folge, Band 50 Romanfragment ISBN 978-3-0340-1442-7 Herausgegeben von Lisa Hurter 9 783034 014427 12
Schonungsloser Blick auf das Leben «Sehr geehrter Herr Walter! Es ist nun schon Hans Walter fast ein Jahr her, daß mich Ihre Erzählungen im Band ‹Kleiner Alltag› begleiten, nach- «Güter dieses Lebens» dem ich sie mir, einem Hinweis von Gunter und andere Prosa Böhmer folgend, in einem Zürcher Antiquariat erstanden hatte. Und seit dieser Zeit hatte ich mir auch vorgenommen, Ihnen zu schreiben, wie gut mir diese kleinen Pretiosen gefallen haben und wie lebendig sie mir seit der ers- ten Lektüre noch in Erinnerung sind.» Mit einem Nachwort herausgegeben von Julia Maas (Siegfried Unseld an Hans Walter, 21. September 1952) Zum Thema seiner Prosa der 1940er-Jahre hat Hans W alter den Alltag erklärt, den der Schweizer Schriftsteller «trotz Krieg, Not und Unsicherheit wie im Schutze seiner Un- beachtetheit» (H. W., «Über sich selbst») fortbestehen sah. Doch gerade im Bewahren des Gewohnten und Tradierten Julia Maas deckte Walter auch das Abgründige und Zerstörerische auf. Der Roman «Güter geboren 1985, Studium der dieses Lebens» (1953) folgt schonungslos den Verstrickungen einer Familie, die Germanistik, Promotion über die Dinge im Werk von Robert Walser, zwischen den Kriegen an ihrem Erbe zerbricht, und im Band «Kleiner Alltag» wissenschaftliche Mitarbeiterin im ergründet der Autor, wie die Last des Vergangenen seine tragikomischen Deutschen Literaturarchiv Marbach. Figuren zugleich niederdrückt und stabilisiert. Dokumente aus dem Nachlass – Hans Walter eine kurze Autogiografie, Auszüge aus den Tagebüchern und aus der Kor (1912–1992) wählte nach Studien- respondenz mit Briefen von Max Frisch, Eduard Korrodi, Carl Seelig und Emil jahren in Bern, München und Berlin und nach ungeliebten Jahren als Staiger – erhellen die sozialkritischen Absichten des Autors und werfen Licht Journalist in Zürich den Weg des auf die diffusen Erwartungen an eine Literatur aus der Schweiz in der Mitte des freien Schriftstellers. Gebürtig aus dem Seeland, lebte er ab 1950 mit 20. Jahrhunderts. dem Bildhauer Hans Gerber am Gen- fersee. Auf bibliophile Prosabände, verlegt von Henry Tschudy, folgten Romane, die unter anderem durch die Büchergilde Gutenberg und die Schweizerische Schillerstiftung aus- gezeichnet wurden. Sein Nachlass befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern. Mai 2018 Hans Walter Geb. ca. 224 S., ca. 5 Farbabb. 8 Abb. s/w. «Güter dieses Lebens» und andere Prosa ca. CHF 38 / ca. EUR 38 Schweizer Texte, Neue Folge, Bd. 51 Mit einem Nachwort herausgegeben von Julia Maas ISBN 978-3-0340-1454-0 ISBN 978-3-0340-1454-0 9 783034 014540 13
Weg vom patriotischen Pathos Dem Festspiel als bedeutender Schöpfung der schweizerischen Theaterkultur wurde TheaTrum helveTicum bisher keine einzige Monografie gewidmet. Die wenigen bisher realisierten Studien konzentrieren sich auf die Hochblüte um 1890 und 1940 und nehmen für die Zeit nach 1950 einen rapiden Bedeutungsverlust Tobias hoffmann des Festspiels an. Die Publikation macht die abschied von Vitalität des neueren Festspiels fassbar und den mythen zeigt auch seine überraschend innovativen Das neuere politische Festspiel in der Deutschschweiz Ansätze auf. Die weit ausgreifende Studie legt den Schwerpunkt auf die Erforschung des Deutschschweizer Festspiels der letzten dreissig Jahre, fasst aber auch das bekannte Wissen über die Entwicklung seit der Initialzündung Tobias Hoffmann 1886 zusammen. Das Gemeindefestspiel wird zum ersten Mal überhaupt arbeitete als Kulturjournalist, pro- gleichrangig mit dem kantonalen und nationalen Festspiel behandelt und in movierte 2017 mit der vorliegenden Arbeit, ist Lektor, Autor und Theater seiner Vielfalt und Vitalität erkennbar. Mittels fünf «Tiefenbohrungen» wer- experte in der Kulturförderungs den die spezifischen Produktionsbedingungen und die ästhetischen und in- kommission des Kantons Zürich. haltlichen Besonderheiten von neun Festspielen aus jüngerer Zeit analysiert und in einen gesellschaftspolitischen Kontext gestellt. Die Synthese zeigt auf, dass für das Festspiel der neueren Zeit nicht Krisensymptome kennzeichnend sind, was in der Forschung wiederholt behauptet worden ist, sondern inno- vative Ansätze und ein unmissverständlicher Abschied vom patriotischen Pathos und den Geschichtsmythen früherer Zeiten. Juni 2018 Tobias Hoffmann Geb. ca. 624 S., 18 Abb. s/w. Abschied von den Mythen ISBNca.978-3-0340-1441-0 CHF 68 / ca. EUR 68 Theatrum Helveticum, Band 18 Das neuere politische Festspiel in der Deutschschweiz ISBN 978-3-0340-1441-0 9 783034 014410 14
Die Mechanik der Forschungsförderung in den Life-Sciences Wie hat wissenschaftliche Forschung das Alban Frei Gesicht erhalten, das sie heute in Hoch- 25 interferenzen Sichtbare glanzprospekten und an Network-Events Netzwerke präsentiert? Seit den 1990er-Jahren hat sich Forschungspolitik und Life Sciences die Art und Weise, wie Forschung gedacht, zwischen 1990 und 2016 in der Schweiz Eine Fallstudie zu SystemsX.ch organisiert und legitimiert wird, fundamen- tal gewandelt. Mit dem Einzug der Praktiken des New Public Management und einer mas- siven Aufstockung der Fördermittel alleine ist dieser Wandel aber nicht zu erklären. Auch das Bild der Wissenschaft und die Forschungspraxis haben sich in dieser Zeit- spanne verändert. Der Autor zeichnet am Fallbeispiel der Schweizer Initia tive für Systembiologie, SystemsX.ch, den Wandel der Alban Frei Forschungspolitik und der Life-Sciences zwischen 1990 und 2016 in der Historiker und Forschungsmanager, Schweiz nach. Die Entstehung und das Funktionieren der hochdotierten Doktorat an der ETH Zürich. Förderinitiative – der Bund investierte rund eine halbe Milliarde Schweizer Franken in SystemsX.ch – wird dabei in den gesellschaftlichen Kontext der Schweiz um die Jahrtausendwende gesetzt. Die Studie liefert damit eine His- torisierung von ebenso vagen wie wirkmächtigen Phänomenen der Gegen- wart, wie dem Netzwerkgedanken oder der Wissensgesellschaft. Gleichzeitig zeigt die Studie auf, wie sich die Life-Sciences nach der Genomikphase unter dem Sammelbegriff Systembiologie neu organisieren liessen und dadurch für die Wissenschaft, Forschungsförderung und Politik attraktiv blieben. Aufbau- end auf einem privilegierten Quellenzugang liefert das Buch einen Innen- blick in die Mechanismen der gegenwärtigen Forschungsförderung. Juni 2018 Alban Frei Geb. ca. 288 S., ca. 19 Farbabb. Sichtbare Netzwerke – Forschungspolitik und Life-Sciences ca. CHF 38 / ca. EUR 38 ISBN 978-3-0340-1438-0 Interferenzen, Band 25 zwischen 1990 und 2016 in der Schweiz ISBN 978-3-0340-1438-0 Eine Fallstudie zu SystemsX.ch 9 783034 014380 15
Wie neue Vorstellungen über Handlungschancen entstehen Vorgänge individuellen und sozialen Lernens Hansjörg siegentHaler gehören zu den zentralen Themen sowohl der Geschichts- als auch der Wirtschaftswissen- lernen als schaften. Freilich packen diese Disziplinen das gegenstand der Thema verschieden an. Die Geschichtswissen- gescHicHts- und schaften neigen dazu, nicht bloss den Wandel WirtscHafts- soziokultureller, ökonomischer und politischer WissenscHaften Strukturen in den Blick zu nehmen und seine aufsätze Wirkungen auf menschliches Lernen zu unter- suchen, sondern auch Veränderungen der Vor- stellungswelten, in denen sich die Menschen bewegen. Für die Wirtschaftswissenschaften dagegen war und bleibt der Gedanke weithin wegleitend, man verstehe mit einer Analyse struktureller Faktoren auch schon die Entwick- lung menschlicher Verhaltensweisen. Hansjörg Siegenthaler Die hier neu aufgelegten Aufsätze des Wirtschaftshistorikers Hansjörg Siegen 1970–1998 Professor für Neuere thaler aus fünf Jahrzehnten zeigen, dass Menschen lernen, wenn ihnen neue Wirtschaftsgeschichte und spezielle Gebiete der Volkswirtschaftslehre an Verhältnisse oder neue Institutionen Anpassungen abverlangen, aber auch der Universität Zürich, wo er 1968 dann, wenn sich Denkgewohnheiten ändern, also Regeln der Auswahl und der habilitiert hatte. 1964/66 Visiting Scholar an der Harvard University. Interpretation von Informationen. Damit gewinnen sie – und zwar durchaus Nach seiner Emeritierung leitete er auch unabhängig von strukturellem Wandel und selbst gegenläufig zu ihm – am Wissenschaftskolleg zu Berlin ein neue Vorstellungen über Lebens- und Handlungschancen. Die Aufsätze be- interdisziplinäres Kolloquium zum Thema «Rationalität». ziehen sich auf historisch bedeutsame Lernvorgänge, die sich in unterschied- lichsten Bereichen menschlichen Handelns vollzogen haben. Sie berichten von innovativem Marketing, von Lernblockaden in regionalen Monokulturen, von Vorgängen sozialen Lernens in der Überwindung von Orientierungs krisen, von der Entstehung nationalistischer Überzeugungen oder vom notori- schen Rückgriff auf traditionalistische Überzeugungen genau dann, wenn sich gewaltige Innovationsschübe abzuzeichnen beginnen. Februar 2018 Hansjörg Siegenthaler Geb. ca. 400 S. ISBN 978-3-0340-1453-3 Lernen als Gegenstand der Geschichts- und Wirtschaftswissenschaften ca. CHF 68 / ca. EUR 68 ISBN 978-3-0340-1453-3 Aufsätze 9 783034 014533 16
Anfänge und Durchbruch des Neoliberalismus Regula Ludi, Matthias Ruoss, Leena Schmitter (Hg.) Seit der jüngsten Finanzkrise scheint der Zauber des Marktes verflogen. Das neoli- Zwang Zur Freiheit berale Projekt hat das Image der Alterna- Krisen und Neoliberalismus tivlosigkeit eingebüsst und damit ist die in der Schweiz scheinbar naturgegebene Herrschaft des Marktes als kontingente Erscheinung denk- bar geworden. Mit neuer Vehemenz haben sich seither Fragen nach den Anfängen und dem Durchbruch des Neoliberalismus auf- gedrängt. Wie ist es dazu gekommen, dass Marktlogiken in immer weiteren Bereichen von Politik und Lebenswelt, Beziehungen und Identitätsvorstellungen zum zentralen Organisationsprinzip geworden sind? Regula Ludi Ausgangspunkt für die Untersuchung dieser Fragen bilden historische Historikerin, unterrichtet an den Krisenerfahrungen. Die Autor_innen des Sammelbandes verstehen sie als Universitäten Fribourg und Zürich. Bruchstellen, an denen sich neoliberale Reformvorschläge angeboten und Matthias Ruoss durchgesetzt haben – oder auch gescheitert sind. Sie erkunden dabei his- Historiker an der Universität Bern. toriografisches Neuland und gehen der Fragen nach, ob und inwiefern der Leena Schmitter geschilderte Wandel als neoliberal bezeichnet werden kann. Historikerin und Geschlechter Die Beiträge decken ein Themenspektrum ab, das von der Geschlechter- forscherin, assoziierte Forscherin am Historischen Institut der Universität politik über die Unternehmenskultur, die Agrar- und Sozialpolitik und die Bern. Arbeitswelt bis zu den Banken reicht. Als Akteur_innen und Schauplätze des Wandels fassen die einzelnen Kapitel Parteien und transnationale Planungs- gremien, das Milieu der Alternativkultur, zivilgesellschaftliche Aktivist_innen und Verbände in den Blick, und sie diskutieren die Wirkmacht neuer Deu- tungsschemata und Regulationsmechanismen. Dank einem methodisch differenzierten Zugriff zeichnet der Band ein facettenreiches, von Ungleich- zeitigkeiten und Widersprüchen charakterisiertes Bild der Umbrüche seit den ausgehenden 1960er-Jahren. Mai 2018 Regula Ludi, Matthias Ruoss, Leena Schmitter (Hg.) Geb. ca. 368 S. ISBN 978-3-0340-1449-6 Zwang zur Freiheit ca. CHF 48 / ca. EUR 48 ISBN 978-3-0340-1449-6 Krisen und Neoliberalismus in der Schweiz 9 783034 014496 17
Die Verlierer der Reformation Peter Niederhäuser (Hg.) Was verdanken wir nicht alles der Reforma- tion, schenken wir den zahlreichen Festreden Verfolgt im Jubiläumsjahr Glauben: Toleranz, Men- Verdrängt schenrechte, Demokratie, Bildung und wirt- Vergessen? schaftliche Blüte. Damit werden so ziemlich Schatten der Zürcher Reformation alle Attribute der modernen Gesellschaft auf die Reformation zurückgeführt. Nur: Stimmen solche zugespitzten Zuschreibungen wirklich? Führte die Reformation tatsächlich direkt in die Neuzeit, um in der Epochengliederung zu bleiben? Wie freiheitlich und demokratisch war die Zürcher Kirche zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert? Wo Licht ist, finden sich auch Schatten – hier möchten die unterschiedlichen Beiträge des Sammelbandes anset- zen. Sie widmen sich den Zwischentönen, den bekannten Peter Niederhäuser Figuren und Themen der «grossen» Erfolgsgeschichte. Gerade diese Zwi- ist freischaffender Historiker schentöne zeichnen das farbige Bild eines epochalen, keineswegs eindeuti- und Geschichtsvermittler. Seine Forschungsgebiete sind Adel, Klein- gen und zielgerichteten Umbruchs. städte und Habsburg im Spätmittel Das Buch stellt Gelehrte vor, die aus Zürich wegziehen mussten, erforscht das alter sowie Industrie- und Architek- turgeschichte. Schicksal von Klosterfrauen, Altgläubigen, Andersgläubigen wie auch von radikalen Reformatoren und beschäftigt sich mit den Hoffnungen der Land bevölkerung. Den Abschluss bilden Beiträge, die nach den langfristigen Aus- wirkungen der Reformation fragen und dabei den Bogen zurück schlagen: War die Zürcher Reformation einzig eine Erfolgsgeschichte? Mai 2018 Peter Niederhäuser (Hg.) Geb. ca. 248 ISBN S., ca. 40 Abb. s/w. 978-3-0340-1445-8 Verfolgt, verdrängt, vergessen? ca. CHF 38 / ca. EUR 38 ISBN 978-3-0340-1445-8 Schatten der Zürcher Reformation 9 783034 014458 18
Bau- und Besitzgeschichte des Schlosses Heidegg Das Schloss Heidegg ist nach neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen das älteste Wohngebäude im Kanton Luzern. Als Erbauer gelten die Herren von Heidegg, die im ausgehenden 12. Jahrhundert hoch über dem Baldeggersee ein Steinhaus errichten liessen, an dessen Stelle wenig später ein Peter Eggenberger, Peter Niederhäuser, Dieter Ruckstuhl Wohnturm errichtet wurde. Das reich be- Von der Burg zum Landsitz: Schloss Heidegg, 1192–1700 bilderte Buch stellt erstmals die Bau- und Besitzgeschichte der Anlage bis 1700 vor, als die Herrschaft an den Stand Luzern über- ging. Seither hat sich das Schloss baulich kaum verändert. Im Mittelpunkt der Publikationen stehen die neuesten Er- kenntnisse zur Baugeschichte. Die einzelnen Bauphasen werden prägnant vorgestellt und in die Regional- und Peter Eggenberger Architekturgeschichte eingebettet. Deutlich wird dabei der auch an anderen Archäologe, 1995–1998 leitete er die Burganlagen ablesbare Wandel vom hochmittelalterlichen Steinhaus über Bauforschung begleitend zur Renova- tion von Heidegg. den repräsentativen Wohnturm zum frühneuzeitlichen Landsitz. Ergänzend dazu schildert eine historische Einleitung den Werdegang der Herren von Peter Niederhäuser Heidegg. Vielleicht ursprünglich Reichsministerialen von besonderer regio ist freischaffender Historiker. nalen Bedeutung, lassen sich die Heidegger vor allem als ein lokal verwur- zeltes Geschlecht charakterisieren. Schon früh weiteten sie dank Heirats- Dieter Ruckstuhl beziehungen ihren Einfluss auf das Seetal aus. Im Unterschied zu anderen ist seit 1995 Geschäftsführer und Adelsfamilien machten sie aber weder unter Habsburg Karriere, noch zogen Kurator des Schlosses Heidegg. sie in eine Stadt. Vielmehr erlebten sie im 15. Jahrhundert am Hochrhein eine überraschende zweite Blütezeit; die «Stammburg» hingegen wurde ein Land- sitz von Luzerner Patriziern. April 2018 Peter Eggenberger, Peter Niederhäuser, Dieter Ruckstuhl Geb.ISBN ca. 272 S., ca. 190 Farbabb. 978-3-0340-1448-9 Von der Burg zum Landsitz: Schloss Heidegg, 1192–1700 ca. CHF 48 / ca. EUR 48 ISBN 978-3-0340-1448-9 9 783034 014489 19
Statistik als Mittel der politischen Kommunikation Politik braucht Fakten. Für das zuverlässige thomas ruoss Navigieren in der Bildungspolitik ist der geübte Blick auf Daten, Tabellen und Zahlen Zahlen, nach wie vor von hohem Wert. Die Studie Zählen und widmet sich der Genese und dem Ausbau erZählen von Datenerhebungspraktiken in städti- in der schen Schulen der Schweiz seit dem späten Zahlen, Zählen und erZählen Bildungs- 19. Jahrhundert. Die Zahlen – das Zählen – in der Bildungspolitik politik das Erzählen: Diese drei Ebenen bildungs- lokale statistik, politische praxis und die entwicklung politischer Datenerhebung bedingen sich gegenseitig, um in der Schulpolitik wirksam städtischer schulen Zwischen 1890 und 1930 werden zu können. Statistik wird als Mittel der politischen Kommunikation untersucht, das nicht nur durch die numerischen Inhalte, sondern durch die Praktiken der Erhebung, der Disse- mination und Verwendung von Daten als ein Prozess Thomas Ruoss der machtvollen Einflussnahme in politischen Aushandlungsprozessen zu studierte Geschichte und Pädagogik verstehen ist. Im Fokus stehen die bildungspolitischen Entwicklungen in an der Universität Zürich. Promotion mit der vorliegenden Arbeit. Zürich, St. Gallen und Winterthur, drei Städten, die zwischen den 1890er- und den 1920er-Jahren Zentralisierungsprozesse durchlebten, die alle von statis- tischer Datenproduktion begleitet wurden. Sie weisen darauf hin, dass Re- formprozesse nicht auf ihre Lokalität beschränkt blieben, sondern in Prozesse des Austauschs und der gegenseitigen Beobachtung eingebettet waren. Die beobachteten Praktiken der Datenerhebung veränderten die Vorstellungen vom beobachteten Phänomen, der Schule, und blieben dabei selber nicht un- berührt vom pädagogischen Kontext, in dem sie initiiert, durchgeführt und verwendet wurden. Februar 2018 Thomas Ruoss Geb. ca. 272 S., Zahlen, Zählen und Erzählen in der Bildungspolitik ca. CHF 44 / ca. EUR 44 Historische Bildungsforschung, Bd. 4 Lokale Statistik, politische Praxis und die Entwicklung ISBNISBN978-3-0340-1450-2 978-3-0340-1450-2 städtischer Schulen zwischen 1890 und 1930 9 783034 014502 20
Als Jugendlicher auf der Flucht Der minderjährige Jude Kurt Bergheimer flüchtete 1942 vor den Nazis in die Schweiz. Lea Bloch «Ich glaubte ins Paradies zu kommen» Was als ein vorübergehender Aufenthaltsort «Ich glaubte, vorgesehen war, wurde zu einem Ort des ins Paradies Neuanfangs. Kurt ging zahlreiche Beziehun- zu kommen» gen auf verschiedenen Ebenen ein, die ihn herausforderten und mit Schwierigkeiten konfrontierten, ihm aber auch die Chance Leben und Überleben boten, neue Zuversicht zu schöpfen. Anhand des Flüchtlings Kurt Bergheimer in der Schweiz seiner Biografie zeigt die Autorin, wie sich die Flucht auf die Existenz eines Überleben- den auswirkt. Als Kurt Bergheimer (1925–2007), später Bigler, in der Lea Bloch Schweiz Zuflucht suchte, war er allein, mittellos und Schriftenreihe deS Sig ungebildet. Es gelang dem Jugendlichen, in der Schweiz wichtige Beziehungen aufzubauen. Einige Bezugsperso- nen stellten ihn vor Schwierigkeiten, andere unterstützten ihn dabei, sich in seinem neuen Leben zurechtzufinden. Kurt absolvierte die Matura, erhielt bei seiner Adoptivmutter ein Zuhause, schloss ein Hochschulstudium ab, fand im Lehrerberuf eine erfüllende Tätigkeit und wurde Schweizer Staatsbür- ger. Diese biografischen Wendepunkte und sein starker Wille ermöglichten es ihm, ein selbstbestimmtes und chancenreiches Leben zu führen. Doch die Trennung von den Eltern, die Erniedrigung und die Flucht hinterliessen bleibende, tiefe Wunden. Das Dasein als Flüchtling und Überlebender war ein Kampf gegen äussere wie auch gegen innere Kräfte. Die Studie wirft einen anderen Blick auf den Umgang mit Flüchtlingen in der Nachkriegszeit und beleuchtet, wie sich der Holocaust auf Jugendliche auswirkte. März 2018 Lea Bloch Geb. ca. 224 S., ca. 30 Abb. s/w. «Ich glaubte, ins Paradies zu kommen» ca. CHF 38 / ca. EUR 38 Beiträge zur Geschichte und Kultur der Leben und Überleben des Flüchtlings Kurt Bergheimer in der Schweiz Juden in der Schweiz, Band 18 ISBNISBN 978-3-0340-1431-1 978-3-0340-1431-1 9 783034 014311 21
Beten für das Seelenheil Im christlichen Mittelalter entstand eine intensive Memorialkultur, und das Toten gedenken besass grosse Bedeutung im Alltagsleben. Mit zunehmender Verschrift- lichung wurden Bücher angelegt, die die Namen der Toten aufführten, derer gedacht und für deren Seelenheil gebetet wurde – so auch im Benediktinerinnenkloster in Hermetschwil: der Nekrolog, der aus dem 12. Jahrhundert stammt und bis etwa 1320 in Gebrauch war, und das Jahrzeitbuch I, das von 1441 bis 1707 geführt wurde. Als «libri vitae» konzipiert, weisen der Nekrolog und das Jahrzeitbuch von Hermetschwil eine spezifische Logik auf, die Verwaltungsschriftgut ähnelt: Sie enthalten nicht nur die Namen der Verstorbenen, sondern liefern zusätz- Melanie Keusch lich auch Angaben zu Stiftern, über Stiftungsgüter und den geografischen geboren 1988, Historikerin, arbeitet Umkreis, aus dem die Wohltäter des Klosters stammten. Sie können demnach als Gymnasiallehrerin. als Beispiele dafür dienen, wie die Ökonomie der Memoria funktionierte. Cornelia Künzle Zugleich geben die beiden Bücher Auskunft über Stifterpersönlichkeiten – geboren 1980, Historikerin an der zum Beispiel über Mechthild von Schönenwerd (13. Jahrhundert) und Anna Bibliothek der ETH in Zürich. Brunner von Glarus (1655–1697), beides Ordensschwestern aus wohlhaben- den Verhältnissen. Juni 2018 Melanie Keusch, Cornelia Künzle Br. ca. 64 S., ca. 20 Farbabb. Totengedenken in Hermetschwil ISBN ca. CHF 12 / ca. EUR 12 978-3-0340-1444-1 Murensia, Band 6 ISBN 978-3-0340-1444-1 9 783034 014441 22
Formen der Erinnerung Die Habsburger sind die hochmittelalterli- chen Gründer des Klosters Muri im heutigen Bettina Schöller murenser 2 Bettina Schöller monografien Zeiten der erinnerung Kanton Aargau und diesem bis in die Gegen- Zeiten der Erinnerung Muri und die habsburger wart verbunden. Die Beziehung zwischen im Mittelalter dem Kloster und dem Adelsgeschlecht war nicht zu allen Zeiten gleich intensiv. Doch immer wieder gelang es, sie durch die ge- zielte Erinnerung an die gemeinsamen Ur- sprünge neu zu beleben. Das Buch erzählt, zu welchen Zeiten und auf welche Weise Erinnerungen genutzt wurden, um die Ver- bindung zu aktivieren und die gemeinsame Geschichte zu formen. Im 11. Jahrhundert gründeten die Habsburger das Bene- diktinerkloster Muri im Freiamt. Chronikalische Berichte, Urkunden, Grablegen, Denkmäler und das bis heute Bettina Schöller in den Klöstern Muri-Gries und Hermetschwil gepflegte Gebetsgedenken promovierte Historikerin, Koordi- zeugen von der bald tausendjährigen Verbundenheit. Ausgehend von den natorin des Kompetenzzentrums «Zürcher Mediävistik», Mitarbeiterin aktuellen Beziehungen zwischen der klösterlichen Gemeinschaft und der im Projekt «Erinnerungskulturen. habsburgischen Familie geht das Buch den Formen der Erinnerung an die Muri im Mittelalter». Stiftung Muris durch die habsburgischen Ahnen nach. Dabei zeigt sich, wie Das Benediktinerkloster Muri sehr diese vom jeweiligen politischen, kulturellen und religiösen Umfeld ge- Im Jahr 2027 wird das Benediktiner prägt waren. Und es wird deutlich, wie schwierig es ist, angesichts der Vielfalt kloster Muri sein 1000-jähriges Bestehen feiern. Im Hinblick auf späterer Erinnerungen den Geschehnissen der quellenlosen Gründungszeit dieses Jubiläum wurde das Projekt auf die Spur zu kommen. «Geschichte Kloster Muri» ins Leben gerufen. Juni 2018 Bettina Schöller Geb. ca. 224 S., ca. 15 Farbabb. Zeiten der Erinnerung ISBNca. CHF 38 / ca. EUR 38 978-3-0340-1443-4 Murenser Monografien, Band 2 Muri und die Habsburger im Mittelalter ISBN 978-3-0340-1443-4 9 783034 014434 23
Vergegenwärtigungen der Stadtgemeinde Seit einiger Zeit sind Formen der Kommuni- kation in der Stadt und mit ihnen Objekte und Praktiken ins Blickfeld historischer Forschung gelangt, die gesellschaftlichen Verhältnissen Ausdruck verleihen und diese zugleich formen. Vermehrt sind da- bei komplexe Situationen der Lancierung von Ordnungs- und Wertvorstellungen untersucht und Vorgänge der Vermittlung systematischer in die Auseinandersetzung mit historischen Verhältnissen einbezogen worden. Der vorliegende Band steht im Kontext dieser Entwick- lung. Er befasst sich in zeitlich langer und geografisch breiter Perspektive mit kommunalen Selbstinszenierun- gen, also mit Momenten, in denen die Stadtgemeinde Martina Stercken in bestimmter Weise und für unterschiedliche Öffentlichkeiten sichtbar Professorin für Mittelalterliche gemacht wird. Vorgestellt werden Konstellationen der Zurschaustellung Geschichte und Vergleichende Landesgeschichte an der Universität des bürgerlichen Gemeinwesens, die sich auf je eigene Art und Weise der Zürich. Schriftlichkeit, Bildlichkeit sowie Performativität bedienen und dabei ältere Muster der Vermittlung variieren. Öffentlichkeitswirksam oder als Tradition Christian Hesse konzipiert, ephemer oder auf Dauer angelegt und mehr oder weniger effi- Professor für Mittelalterliche zient, zielen sie vor allem auf die Vergegenwärtigung sozialer Werte (zum Geschichte an der Universität Bern. Beispiel Harmonie, Solidarität, Identität, Stabilität, Wissen), deren Geltung insbesondere mit Historizität begründet wird. Unterschiedliche politische Bedeutungshorizonte gemeindlicher Selbstinszenierungen werden deutlich, die nicht nur die Etablierung oder Verfestigung gesellschaftlicher Vorstellun- gen innerhalb der Stadt, sondern auch nach aussen zum Ziel haben können. Gleichzeitig zeigt sich, dass Zurschaustellungen des Gemeinwesens in der Regel von den Gruppen ausgehen, die Deutungshoheit besitzen und über Kommunikationsmittel verfügen. Februar 2018 Martina Stercken, Christian Hesse (Hg.) Br. ca. 600 S., ca. 33 Farbabb., 36 Abb. s/w. Kommunale Selbstinszenierung ca. CHF 68 / ca. EUR 68 ISBN 978-3-0340-1435-9 Medienwandel – Medienwechsel – Städtische Konstellationen zwischen Mittelalter und Neuzeit Medienwissen, Band 40 ISBN 978-3-0340-1435-9 9 783034 014359 24
Geschlechterrolle und Gefühlsordnung «Erbare, tugendreiche […] freundliche und hertzallerliebste, verthrauhtte jungfraw brautt» schreibt der Nürnberger Kaufmann Balthasar Paumgartner 1582 an seine Ver- lobte Magdalena Behaim. Es ist der Auftakt einer sechzehnjährigen, 169 Briefe umfas- senden Korrespondenz, die erst mit seinem Tod endet. Der frühneuzeitliche Briefwech- sel bietet einen einzigartigen Einblick in die damaligen Geschlechterrollen und Ge- fühlsordnungen, aber auch in die Arbeits- und Besitzverhältnisse. Die Briefe dienten dem Ehepaar nicht nur dazu, ge- schäftliche Angelegenheiten während der Abwesenheit des Ehemannes zu verhandeln, sondern auch, um Nähe während der Trennung herzustellen. Die ausgetauschte Petra Hornung Gablinger Intimität war stark von den Bedingungen des im 16. Jahrhundert neu auf- promovierte an der Universität kommenden Privatbriefes geprägt. Eine wichtige Rolle spielten hierbei die Zürich Anfang 2017 mit der vorliegenden Arbeit. zeitgenössischen Konstellationen des Briefmediums zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit, Geheimhaltung und Öffentlichkeit. Denn auch intime Briefe konnten weitergereicht und im Familien- oder Bekanntenkreis ge- meinsam gelesen werden. So geschah es häufig in Zeiten grosser Verände- rungen wie Hochzeiten oder Todesfällen, wenn Besitz- und Beziehungsver- hältnisse neu sortiert wurden. Die Studie ergänzt den ehelichen Briefwechsel um weitere Familienbriefe und fragt nach den unterschiedlichen Strategien, mit denen Briefschreiberinnen und -schreiber den Ausdruck von Gefühlen im Medium Privatbrief umzusetzen wussten. Februar 2018 Petra Hornung Gablinger Br. ca. 300 S., ca. 8 Farbabb. Gefühlsmedien ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Medienwandel – Medienwechsel – Das Nürnberger Ehepaar Paumgartner und seine Familienbriefe um 1600 ISBN 978-3-0340-1434-2 Medienwissen, Band 39 ISBN 978-3-0340-1434-2 9 783034 014342 25
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