24 Jahre Erosionsmonitoring in der Region Frienisberg

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24 Jahre Erosionsmonitoring in der Region Frienisberg
U m w e l t

     24 Jahre Erosionsmonitoring in der Region Frienisberg
     Volker Prasuhn1, Peter Hofer2, Hanspeter Liniger3
     1
      Agroscope, Gewässerschutz und Stoffflüsse, Reckenholzstrasse 191, 8046 Zürich, Schweiz
     2
       Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion, Amt für Landwirtschaft und Natur, Fachstelle Boden, Rütti,
       3052 Zollikofen, Schweiz
     3
       Centre for Development and Environment (CDE), Universität Bern, Mittelstrasse 43, 3012 Bern, Schweiz

     Auskünfte: Volker Prasuhn, E-Mail: volker.prasuhn@agroscope.admin.ch

     https://doi.org/10.34776/afs13-86 Publikationsdatum: 16. Juni 2022

     Erosionsrinne in einem schlecht bedeckten Ackerfeld. 17.11.2020. (Foto: Volker Prasuhn, Agroscope)

     Zusammenfassung

     Feldstudien zur Bodenerosion auf Ackerflächen werden                     schutzmassnahmen und reduzieren den Bodenabtrag
     in der Region Frienisberg (Kanton Bern) seit 24 Jahren                   im Mittel um Faktor 10. Inzwischen werden sie auf rund
     durchgeführt. Die Arbeiten wurden durch eine enge                        75 % der Ackerfläche in dieser Region eingesetzt. Da-
     Zusammenarbeit von Agroscope, der kantonalen Fach-                       durch hat sich der mittlere Bodenabtrag von 0,70 t ha –1
     stelle Boden und der Universität Bern geprägt. Entspre-                  Jahr –1 in den ersten zwölf Jahren auf nur noch 0,15 t ha –1
     chend vielseitig und umfangreich sind die bisherigen                     Jahr –1 in den zweiten zwölf Jahren verringert. Hydrau-
     Ergebnisse und Outputs. Sie reichen von Vollzugshilfen                   lische Kurzschlüsse wie Einlauf- und Wartungsschächte
     wie Merkblätter oder Risikokarten über wissenschaft-                     wurden bereits 1997 erstmals flächendeckend kartiert
     liche Publikationen bis hin zu Dokumentationen für                       und als wichtige Eintragsquelle für Sediment, Phosphor
     internationale Organisationen. Insgesamt 130 flächen-                    und Pflanzenschutzmittel in die Gewässer identifiziert.
     deckende Kartierungen wurden bisher durchgeführt                         Rund 20 % des Bodenabtrages gelangte im Mittel in der
     und rund 2500 Erosionsschäden aufgenommen und do-                        Region Frienisberg bis in ein Gewässer.
     kumentiert. Es gibt eine grosse räumliche und zeitliche
     Variabilität beim Bodenabtrag. Konservierende Boden-                     Key words: soil erosion, erosion risk map, conservation
     bearbeitungsverfahren sind die effizientesten Erosions-                  agriculture, sustainable land management.

                                                                                                      Agrarforschung Schweiz 13: 86–95, 2022   86
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24 Jahre Erosionsmonitoring in der Region Frienisberg | Umwelt

Einleitung

Im Rahmen des vom Bundesamt für Landwirtschaft                          ist. Im Rahmen der COST Action 634: «On- and Off-site
(BLW) lancierten Projektes «Evaluation der Ökomassnah-                  Environmental Impacts of Runoff and Erosion» ergab
men» wurde 1997 die Region Frienisberg von Agroscope                    sich ab 2005 eine enge Zusammenarbeit mit dem Centre
für Feldstudien zur Bodenerosion ausgewählt. Der Auf-                   for Development and Environment (CDE) der Universität
trag lautete, die 1993 neu eingeführten ökologischen                    Bern, welche bis heute anhält. Von 2015 bis 2018 wurde
Direktzahlungen hinsichtlich ihrer Wirkung zu beurtei-                  die Region Frienisberg zusätzlich eine Fallstudienregion
len. Es wurden die fünf Teilgebiete Seedorf, Lobsigen,                  eines grossen europäischen Forschungsprojektes RECA-
Suberg, Schwanden und Frienisberg mit damals insge-                     RE (Preventing and Remediating degradation of soils in
samt 210 Ackerflächen für die Erosionsschadenskartie-                   Europe through Land Care, http://www.recare-hub.eu/
rungen und Betriebsbefragungen ausgesucht (Abb. 1).                     case-studies/frienisberg).
Diese fünf Teilgebiete wurden schon zwischen 1987
und 1989 im Rahmen des «Nationalen Forschungspro-
                                                                        Tab. 1 | Gebietscharakterisierung (Zustand 1997)
gramms Nutzung des Bodens in der Schweiz, NFP 22»
bezüglich Bodenerosion detailliert untersucht. Dadurch                   Gebietshöhe                               475–720 m ü.M.
lagen Daten vor Einführung der Ökomassnahmen vor,                        Gebietsgrösse                             265 ha
die als Referenzwerte dienen sollten. Eine ausführliche                  Anzahl Ackerparzellen                     210
Gebietsbeschreibung findet sich in Prasuhn und Grünig                    Anzahl Betriebe mit Parzellen im Gebiet   52
(2001), Tabelle 1 zeigt die wichtigsten Charakteristiken                 Mittlere Parzellengrösse                  1,5 ha
des Gebietes.                                                            Mittlere Betriebsgrösse                   16,7 ha
Von Anfang an gab es eine gute Zusammenarbeit mit                        Mittlerer Jahresniederschlag              1035–1150 mm
der Fachstelle Boden des Kantons Bern, da ein Mitar-                     Böden (Ackerland)
                                                                                                                   Sandig-lehmige Braunerden,
                                                                                                                   Parabraunerden
beiter gleichzeitig Landwirt im Untersuchungsgebiet

Abb. 1 | Lage der fünf Untersuchungsgebiete in der Region Frienisberg (Quelle: Remund et al., 2012).

                                                                                                    Agrarforschung Schweiz 13: 86–95, 2022      87
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In der Region Frienisberg ergab sich nicht nur durch die                 Europa einzigartigen, homogenen Datensatz zur Ent-
Zusammensetzung, sondern auch durch die langjährige                      wicklung der Bodenerosion dar.
Zusammenarbeit der gleichen Personen eine einzigartige                   In den 24 Jahren wurden in der Region Frienisberg zum
Projektkonstellation mit transdisziplinärer, partizipativer              Thema Bodenerosion von Agroscope und CDE zusam-
Ausrichtung. Die Fachstelle Boden ist Schnittstelle zu den               men drei Dissertationen, 13 Master- und sechs Bache-
LandwirtInnen, LohnunternehmerInnen und zur Swiss                        lorarbeiten betreut. Ab 2011 hat das CDE jährlich einen
No-Till sowie zuständig für Vollzugsaufgaben. Das CDE                    Bachelor-Feldkurs «Entwicklung und Umwelt» in der
ist im Bereich «Sustainable Land Management» inter-                      Region Frienisberg durchgeführt, mit dem Ziel physisch-
national vernetzt, hat eine transdisziplinäre Forschungs-                und humangeographische Methoden zur komplexen
ausrichtung und lässt die Erkenntnisse aus dem Projekt                   Nachhaltigkeitsbeurteilung landwirtschaftlicher Anbau-
in die Lehre und in Feldkursen mit StudentInnen einflies-                verfahren kombiniert einzuüben. Weiterhin wurde ab
sen, was immer wieder zu Bachelor- und Masterarbeiten                    2011 vom CDE jährlich eine Master-Übung «Angewandte
geführt hat. Agroscope verfügt über hohe Kompetenz in                    integrative Geographie» im Feld durchgeführt. Ziel die-
Landwirtschaftsfragen, hat langjährige Erosionskartier-                  ses Kurses war die Simulation der Konzipierung transdis-
erfahrung und gute Kontakte zu den Bundesämtern für                      ziplinärer Projekte, d.h. LandwirtInnen und StudentIn-
Landwirtschaft (BLW) und Umwelt (BAFU).                                  nen verhandelten verschiedene Forschungsfragen. Die-
                                                                         se als «Reallabor» bezeichneten Feldkurse beschreiben
Methodik und durchgeführte Aktivitäten                                   die langjährige Zusammenarbeit zwischen Forschung
Seit 1997 werden in der Region Frienisberg auf den 210                   und Praxis am gleichen Ort. Drei PraktikantInnen der
Ackerparzellen Erosionsschadenskartierungen durch-                       Fachstelle Boden haben Betriebsbefragungen und C-
geführt. Nach jedem grösseren Niederschlagsereignis                      Faktorberechnungen gemacht. Zahlreiche Exkursionen
wurden flächendeckend alle Parzellen kartiert. Lineare                   mit nationalen und internationalen Gästen, diverse
Erosionsformen wurden vermessen und das erodier-                         Workshops und Infoveranstaltungen für LandwirtInnen
te Bodenvolumen quantifiziert. Flächenhafte Erosion                      wurden weiterhin durchgeführt. 20 wissenschaftliche
wurde semi-quantitativ basierend auf sichtbaren Fliess-                  peer-reviewed Paper, 37 Berichte, Tagungsbeiträge und
spuren erfasst. Insgesamt wurden in den 24 Jahren bis-                   praxisorientierte Veröffentlichungen sowie zahlreiche
her 130 flächendeckende Kartierungen durchgeführt                        Artikel in der landwirtschaftlichen Presse gingen bisher
und rund 2500 Erosionsschäden aufgenommen und in                         aus dem Projekt hervor. Knapp 1000 Fotos zu Erosions-
einer Datenbank dokumentiert und im GIS digitalisiert                    schäden und -schutzmassnahmen aus der Region sind
(Prasuhn, 2020). Diese stellen einen in der Schweiz und                  öffentlich verfügbar.

       0–10 mittlerer Bodenabtrag in t / (ha*a)
       10–20 mittlerer Bodenabtrag in t / (ha*a)
       20–30 mittlerer Bodenabtrag in t / (ha*a)
       30–40 mittlerer Bodenabtrag in t / (ha*a)
       40–50 mittlerer Bodenabtrag in t / (ha*a)
       50–70 mittlerer Bodenabtrag in t / (ha*a)
       70–100 mittlerer Bodenabtrag in t / (ha*a)
       100–200 mittlerer Bodenabtrag in t / (ha*a)
       > 200 mittlerer Bodenabtrag in t / (ha*a)

Abb. 2 | Erosionsrisikokarte für das Ackerland, Ausschnitt Region Frienisberg. Die Karte zeigt das potentielle Erosionsrisiko aufgrund
der Standorteigenschaften (Niederschlag, Boden, Relief). https://map.geo.admin.ch/ Stichwort Erosionsrisiko

                                                                                                  Agrarforschung Schweiz 13: 86–95, 2022   88
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        Indirekt niedrig
        Indirekt mittel
        Indirekt hoch
        Direkt niedrig
        Direkt mittel
        Direkt hoch

Abb. 3 | Gewässeranschluss der Landwirtschaftlichen Nutzfläche, Ausschnitt Region Frienisberg. Die Karte zeigt, ob von einer Fläche
direkt (braun) oder indirekt (via Einlaufschächte Strassen) (blau) Erosionsmaterial in ein Gewässer transportiert werden kann.
Quelle: https://map.geo.admin.ch/ (Stichwort Gewässeranschluss).

Die beiden schweizweiten Karten im 2m-Raster zum Ero-                  Ausgewählte Ergebnisse
sionsrisiko im Ackerland (ERK2) (Abb. 2) und zum Ge-                   Die mittleren jährlichen Bodenabträge im Gesamtgebiet
wässeranschluss (GAK2) (Abb. 3) wurden in der Region                   zeigen eine sehr grosse zeitliche Variabilität. Die grösste
Frienisberg entwickelt, überprüft und weiterentwickelt                 mittlere Abtragsmenge wurde im hydrologischen Jahr
(Bircher et al., 2019; Alder et al., 2015). Mit dem Merk-              1998/99 mit 1,82 t ha –1 Jahr–1 gemessen, die geringste
blatt «Wie viel Erde geht verloren» (Prasuhn & Fischler,               mit keinem Abtrag im Jahr 2010/11 (Abb. 4). In den ers-
2007) und der Erosionsrisikokarte (ERK2) (Bircher et al.,              ten zwölf Jahren lag der mittlere Bodenabtrag bei 0,70 t
2019) wurden Vollzugshilfen entwickelt, die nament-                    ha –1 Jahr–1, in den zweiten zwölf Jahren bei nur noch
lich in der Vollzugshilfe Umweltschutz in der Landwirt-                0,15 t ha –1 Jahr–1. Es gab also einen massiven Rückgang
schaft, Modul Boden (BAFU & BLW, 2013) bzw. in der                     des Bodenabtrages auf nur noch 22 % der ersten Perio-
Direktzahlungsverordnung (DZV) aufgeführt sind. Die                    de. In 13 Jahren war der Abtrag im hydrologischen Win-
Erfahrungen der Feldkartierungen flossen weiterhin in                  terhalbjahr (1. Oktober bis 31. März) grösser als im Som-
die deutsche Kartieranleitung Bodenerosion massge-                     merhalbjahr (1. April bis 30. September), in zehn Jahren
blich ein (Botschek et al., 2020).                                     war es umgekehrt (Abb. 4). Im Mittel resultierten 55 %
Die Bewirtschaftung der Parzellen (Kulturwahl, Frucht-                 des Abtrags im Winterhalbjahr, 45 % im Sommerhalb-
folge, Winterbegrünung und Bodenbearbeitung) ist die                   jahr. Entsprechend sind Verminderungsmassnahmen so-
wichtigste Grösse, ob ein hohes oder geringes aktuelles                wohl bei den im Frühjahr gesäten Sommerkulturen als
Erosionsrisiko besteht. Das bewirtschaftungsbedingte                   auch bei den im Herbst gesäten Winterkulturen wichtig,
Erosionsrisiko wird im C-Faktor der Allgemeinen Boden-                 insbesondere auch eine ausreichende Begrünung durch
abtragsgleichung (ABAG) erfasst. Je kleiner der C-Faktor               Zwischenkulturen im Winterhalbjahr.
ist, desto geringer ist das Erosionsrisiko. Hierzu wurde               Der mittlere Jahresniederschlag der Periode lag an der
ein Tool entwickelt, mit dem man den C-Faktor für seine                Station Kappelen, die ca. 4 km vom Untersuchungsge-
Parzellen selber berechnen kann. Mit einem weiteren                    biet entfernt liegt, bei 1083 mm, mit einem Maximum
Tool kann man den berechneten C-Faktor mit der ERK2                    von 1431 mm (2012/13) und einem Minimum von 779 mm
verrechnen, um das aktuelle Erosionsrisiko einer Par-                  (2004/05). Es ist kein Trend über die Periode erkenn-
zelle zu bestimmen (beide Tools verfügbar unter www.­                  bar (Abb. 5). In den ersten zwölf Jahren lag die Nie-
boden-erosion.ch).                                                     derschlagsmenge leicht unter der Menge der zweiten

                                                                                                Agrarforschung Schweiz 13: 86–95, 2022   89
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   zwölf Jahre (1056 vs. 1066 mm). Die mittlere Erosivi-                                                                                                       Der Anteil konservierender Bodenbearbeitungsver-
   tät der Niederschläge betrug 156 Newton pro Stunde                                                                                                          fahren wie Direktsaat, Streifenfrässaat, Streifensaat
   (N h –1). Das Minimum betrug 65 (2004/05), das Maximum                                                                                                      und Mulchsaat hat von 1997/98 bis 2008/09 nur lang-
   342 N h –1 (2006/07). Auch bei der Erosivität der Nieder-                                                                                                   sam zugenommen, dann erfolgte ein sprunghafter An-
   schläge ist kein Trend nachweisbar. Die ersten zwölf Jah-                                                                                                   stieg bis 2014/15 und seitdem stagniert der Anteil auf
   re hatten eine um 9 % höhere mittlere Erosivitat als die                                                                                                    einem hohen Niveau von rund 75 % (Abb. 6). Der An-
   zweiten zwölf Jahre. Zwischen jährlicher Niederschlags-                                                                                                     teil konservierender Bodenbearbeitungsverfahren lag
   menge und Erosivität der Niederschläge gibt es eine sehr                                                                                                    in den ersten zwölf Jahren bei durchschnittlich 7 %, in
   schwache positive Beziehung (r2 = 0,2305), zwischen Nie-                                                                                                    den zweiten zwölf Jahren bei durchschnittlich 72 %, er-
   derschlagsmenge und Bodenabtrag sowie zwischen Ero-                                                                                                         reicht also einen zehnfachen Wert. Durch Teilnahme an
   sivität und Bodenabtrag gibt es keine Beziehung.                                                                                                            kantonalen (LKV 1996–2009, Förderprogramm Boden

  2,0

  1,8

  1,6

  1,4

  1,2

  1,0

  0,8

  0,6

  0,4

  0,2

  0,0
                     97/98

                             98/99

                                       99/00

                                                00/01

                                                        01/02

                                                                02/03

                                                                         03/04

                                                                                  04/05

                                                                                            05/06

                                                                                                       06/07

                                                                                                               07/08

                                                                                                                        08/09

                                                                                                                                09/10

                                                                                                                                            10/11

                                                                                                                                                      11/12

                                                                                                                                                               12/13

                                                                                                                                                                        13/14

                                                                                                                                                                                14/15

                                                                                                                                                                                        15/16

                                                                                                                                                                                                 16/17

                                                                                                                                                                                                           17/18

                                                                                                                                                                                                                     18/19

                                                                                                                                                                                                                                19/20

                                                                                                                                                                                                                                        20/21

                                                                                                               Winter                       Sommer

   Abb. 4 | Mittlerer Bodenabtrag (t ha –1 Jahr–1) in der Region Frienisberg für die 24 hydrologischen Jahre, aufgeteilt
   in Anteil Sommer- (1. April bis 30. September) und Winterhalbjahr (1. Oktober bis 31. März).

                                                                                                                                                                                                                                                400
                    1400
                                                                                                                                                                                                                                                350
                    1200
                                                                                                                                                                                                                                                300
Niederschlag (mm)

                    1000
                                                                                                                                                                                                                                                      R-Faktor (N/h)

                                                                                                                                                                                                                                                250
                     800
                                                                                                                                                                                                                                                200
                     600
                                                                                                                                                                                                                                                150
                     400                                                                                                                                                                                                                        100
                     200                                                                                                                                                                                                                        50

                        0                                                                                                                                                                                                                       0
                               97/98
                                        98/99
                                                99/00
                                                        00/01
                                                                01/02
                                                                        02/03
                                                                                 03/04
                                                                                          04/05
                                                                                                    05/06
                                                                                                            06/07
                                                                                                                    07/08
                                                                                                                            08/09
                                                                                                                                    09/10
                                                                                                                                              10/11
                                                                                                                                                       11/12
                                                                                                                                                                12/13
                                                                                                                                                                        13/14
                                                                                                                                                                                14/15
                                                                                                                                                                                        15/16
                                                                                                                                                                                                16/17
                                                                                                                                                                                                         17/18
                                                                                                                                                                                                                   18/19
                                                                                                                                                                                                                             19/20
                                                                                                                                                                                                                                     20/21

                                                                                                    Niederschlag                                    R-Faktor

   Abb. 5 | Niederschlagssummen und Erosivität der Niederschläge (R-Faktor) in der Region Frienisberg
   für die 24 hydrologischen Jahre.

                                                                                                                                                                                                                 Agrarforschung Schweiz 13: 86–95, 2022                90
24 Jahre Erosionsmonitoring in der Region Frienisberg
24 Jahre Erosionsmonitoring in der Region Frienisberg | Umwelt

 2010–2015) und nationalen (Ressourceneffizienzbei-                                                              (Abb. 7). Die C-Faktoren (Mittelwerte) haben von 0,136
 träge 2014–2021) Förderprogrammen hat der Anteil an                                                             (1987–89) um 62 % auf 0,051 (2016–21) abgenommen.
 konservierenden Bodenbearbeitungsverfahren deutlich                                                             Das bewirtschaftungsbedingte Risiko hat also erheblich
 zugenommen, während die Bodenabträge deutlich ab-                                                               abgenommen. Dies stimmt gut mit der Abnahme der im
 genommen haben.                                                                                                 Feld kartierten Bodenabträge in diesem Zeitraum über-
 Der Fruchtfolge- und Bodenbearbeitungsfaktor (C-Fak-                                                            ein (Prasuhn, 2022).
 tor) der ABAG wurde für die rund 200 Parzellen für sechs                                                        Die berechneten C-Faktoren haben sich zwischen den
 Zeitperioden zwischen 1987 und 2021 auf der Grund-                                                              Perioden 2010–2014 und 2016–2021 nur noch wenig
 lage von Betriebsbefragungen detailliert berechnet                                                              verändert. Der Anteil an konservierenden Bodenbe-

 90

 80

 70

 60

 50

 40

 30

 20

 10

    0
           97/98

                   98/99

                           99/00

                                   00/01

                                           01/02

                                                   02/03

                                                           03/04

                                                                   04/05

                                                                             05/06

                                                                                      06/07

                                                                                              07/08

                                                                                                         08/09

                                                                                                                 09/10

                                                                                                                         10/11

                                                                                                                                 11/12

                                                                                                                                         12/13

                                                                                                                                                   13/14

                                                                                                                                                            14/15

                                                                                                                                                                    15/16

                                                                                                                                                                            16/17

                                                                                                                                                                                    17/18

                                                                                                                                                                                            18/19

                                                                                                                                                                                                    19/20

                                                                                                                                                                                                            20/21
 Abb. 6 | Anteil konservierender Bodenbearbeitungsverfahren (%) an der Ackerfläche für die Betriebe der Gemeinden Lobsigen,
 Schüpfen, Seedorf, Suberg, und Wiler b. Seedorf in der Region Frienisberg für die 24 hydrologischen Jahre.
           0,30

                               n = 200              n = 203                 n = 203                   n = 197             n = 197                 n = 157
           0,25
           0,20
C-Faktor

           0,15
           0,10
           0,05
           0,00

                            1987–1989              1997–1999               1997–2006           2003–2009                 2010–2014               2016–2021

 Abb. 7 | Entwicklung der C-Faktoren (Bodenbearbeitungs- und Bewirtschaftungsfaktor) im Untersuchungs­
 gebiet Frienisberg gemäss Betriebsbefragungen. n = Anzahl Parzellen. Die Boxen (grau) zeigen den
 Median (schwarzer Balken) und die 25 % and 75 %-Bereiche, die gestrichelten Linien zeigen die 5 % und
 95 %-­Bereiche, die Kreise sind Ausreisser.

                                                                                                                                                      Agrarforschung Schweiz 13: 86–95, 2022                        91
24 Jahre Erosionsmonitoring in der Region Frienisberg
24 Jahre Erosionsmonitoring in der Region Frienisberg | Umwelt

                                                               0–10
                                                                         lag an vielen Stellen deutlich über dem tolerierbaren Bo-
  A
                                                               10–20     denabtrag von 2–4 t ha –1 Jahr–1 gemäss der Verordnung
                                                               20–30     über Belastungen des Bodens (VBBo) (Abb. 8 B). Zahl-
                                                               30–40
                                                               40–50     reiche gravierende Erosionsschäden wurden in dieser
                                                               50–70     Zeit auf der Parzelle kartiert. In der Periode 2016–2021
                                                               70–100    war die Fruchtfolge an den Standort besser angepasst
                                                               100–200
                                                               > 200     (Kunstwiese-Silomais-Winterweizen-Zuckerrüben-Win-
                                                                         terweizen-Winterraps) und die Bodenbearbeitung bei
  B                                                                      allen Kulturen auf Mulchsaat umgestellt. Der C-Faktor
                                                                         betrug nur noch 0,061. Das Erosionsrisiko ist entspre-
                                                               0–1       chend fast überall kleiner als 2 t ha –1 Jahr–1 (Abb. 8 C)
                                                               1–2       und es wurde auch im Feld kaum noch Erosion kartiert.
                                                               2–3
                                                                         Im Rahmen der oben aufgeführten Erosionsschadenskar-
                                                               3–4
                                                               4–8       tierungen wurden auch die langjährigen Sediment- und
                                                               8–16      Phosphoreinträge durch Bodenerosion in die Gewässer
                                                               16–32     erfasst (Remund et al., 2021). Im Durchschnitt gelangten
  C                                                            > 32
                                                                         21 % des gesamten Bodenmaterials in die Gewässer. Die
                                                                         mittleren Sedimenteinträge betrugen 0,10 t ha –1 Jahr–1,
                                                                         die mittleren Phosphor-Einträge 0,14 kg ha –1 Jahr–1, die
                                                                         Maximalwerte für Einzelereignisse lagen bei 10,71 t ha –1
                                                                         Sediment bzw. 12,96 kg ha –1 Phosphor. Von allen unter-
                              0    50   100 m
                                                                         suchten Feldern waren 61 % direkt oder indirekt an
                                                                         Gewässer angeschlossen. Der indirekte Eintrag über
                                                                         Einlaufschächte von Strassen und Wirtschaftswegen
                                                                         (= ­
                                                                            hydraulische Kurzschlüsse) betrug dabei 88 % des
                                                                         gesamten Sediment- und Phosphor-Eintrags. Mit dieser
                                                                         Studie konnte erstmals die grosse Bedeutung von Kurz-
                                                                         schlüssen für Gewässerbelastungen aufgezeigt werden.
                                                                         Die bestehende Erosionsrisikokarte der landwirtschaft-
                                                                         lichen Nutzfläche Schweiz wurde mit dem neuen Layer
                                                                         der ackerbaulich genutzten Anbauparzellen der Kan-
                                                                         tone (Stand 2021, Tessin 2020) verschnitten (Abb. 2).
                                                                         Der mittlere potentielle Bodenabtrag der erfassten
Abb. 8 | Potentielles Erosionsrisiko (C-Faktor = 1,0) gemäss
Erosions­risikokarte (A) und aktuelles Erosionsrisiko für die Perioden   378 322 ha Ackerland (inklusive Kunstwiesen) beträgt
1997–2002 (C-Faktor = 0,172) (B) und 2016–2021 (C-Faktor = 0,061)        14,2 t ha –1 Jahr–1.
(C) für eine Parzelle im Gebiet Frienisberg in Tonne pro Hektare
und Jahr.                                                                Diskussion und wichtigste Erkenntnisse
                                                                         Die mittleren Bodenabträge in der Region Frienisberg
arbeitungsverfahren war in etwa gleich gross in diesen                   sind mit 0,43 t ha –1 Jahr–1 im internationalen Vergleich
beiden Perioden (Abb. 8). Auch bei den Kulturabfolgen                    gering (Prasuhn, 2020). Trotz hoher Erosionsdisposition –
und Winterbegrünungen hat sich also im Mittel kaum                       verursacht durch eine hohe Erosivität der Niederschlä-
etwas verändert.                                                         ge und oft relativ steile Hänge – sind die Bodenabträge
Abbildung 8 zeigt eine Anwendung der Erosionsrisiko-                     eher gering aufgrund einer meist standortangepassten
karte und des CP-Faktortools für eine Parzelle aus dem                   Nutzung. Die Anbauparzellen sind vergleichsweise klein
Gebiet Frienisberg. Das potentielle Erosionsrisiko ist re-               (rund 1,5 ha) und die Fruchtfolgen sind vielseitig. Kunst-
lativ hoch, an vielen Stellen liegen die berechneten Ab-                 wiesen in der Fruchtfolge haben einen hohen Anteil,
träge über 40 t ha –1 Jahr–1 (Abb. 8 A). Die Parzelle wurde              Winterbegrünungen sind häufig und konservierende
zwischen 1997 und 2002 mit dem Pflug bearbeitet, die                     Bodenbearbeitungsverfahren sind inzwischen weit
Fruchtfolge war Kartoffeln-Wintergerste-Silomais-Win-                    verbreitet. Entsprechend sind die mittleren C-Fakto-
terweizen-Kartoffeln-Triticale. Der berechnete C-Faktor                  ren inzwischen mit 0,051 vergleichsweise niedrig (Pra-
war mit 0,172 entsprechend hoch und das Erosionsrisiko                   suhn, 2022). Trotzdem kam es auf einzelnen Parzellen

                                                                                              Agrarforschung Schweiz 13: 86–95, 2022     92
24 Jahre Erosionsmonitoring in der Region Frienisberg | Umwelt

zu hohen mittleren langjährigen Bodenabträgen, die            der Massnahmenplanung zu berücksichtigen. Ein stand-
die Toleranzwerte gemäss VBBo von 2 bis 4 t ha –1 Jahr–1      ortangepasstes Pufferstreifenkonzept nicht nur entlang
überschritten haben oder es kam vereinzelt nach Einzel-       von Oberflächengewässern, sondern auch entlang von
ereignissen zu hohen Bodenabträgen, die als «relevan-         entwässerten Strassen ist daher nötig.
te» Erosion gemäss DZV gelten.                                Langjährige Feldkartierungen sind nötig, um bestehen-
Es gibt eine grosse räumliche Variabilität beim Boden-        de Erosionsmodelle wie die ABAG und Modelle zum
abtrag. Bodenerosion kommt pro Jahr nur auf einigen           Gewässereintrag zu überprüfen und anzupassen. Das
Parzellen vor (im Mittel ein Drittel aller Parzellen in den   berechnete Erosionsrisiko mit der ABAG überschätzt
ersten und ein Viertel in den letzten Untersuchungsjah-       das potentielle Erosionsrisiko in der Region gemäss der
ren). Innerhalb einer Parzelle ist häufig nur ein Teil von    Erosionsschadenskartierungen deutlich und wurde des-
Erosion betroffen (s. Abb. 8). Geländemulden (Talwege),       halb in der ERK2 angepasst (Bircher et al., 2019). Die
Vorgewende und Leitlinien (Fahrspuren, Ackerrandfur-          ERK2 bildet neben dem Nutzen als Vollzugshilfe für
chen) sind Auslöser von lokalen Erosionsschäden auf           VBBo und DZV auch eine wichtige Grundlage für die
einer Parzelle. Die Höhe der Bodenabträge schwankt            Berechnungen der Stickstoff- und Phosphoreinträge
von Jahr zu Jahr sehr stark. Das Zusammenspiel von Nie-       in die Gewässer der Schweiz mit dem Stoffflussmodell
derschlagsmenge bzw. -intensität und Bodenbedeckung           MODIFFUS. Auch für die neu erstellten PSM-Eintrags-
und Bodenbearbeitung ist dabei entscheidend. Kartof-          risikokarten (Koch & Prasuhn, 2021) dienten die ERK2
feln und verschiedene Gemüsearten sind besonders              und GAK2 als wichtige Eingangsdaten. Weiterhin wird
kritisch bezüglich Erosion und haben am häufigsten zu         für die allgemeine Beurteilung von Flächen hinsichtlich
grossen Bodenabträgen geführt. In Winterweizensaat            einer standortangepassten Landwirtschaft die ERK2
nach Kartoffeln, Zuckerrüben oder Mais ist es ebenfalls       in Zukunft von Nutzen sein. Durch die Möglichkeit der
häufig zu hohen Bodenabträgen gekommen.                       Verknüpfung der ERK2 mit dem CP-Faktortool kann für
Konservierende Bodenbearbeitungsverfahren haben               Beratungs- und Ausbildungszwecke auch das aktuelle
den Bodenabtrag im Mittel um Faktor 10 verringert             Erosionsrisiko parzellenscharf berechnet werden.
und sind damit die effizientesten Erosionsschutzmass-         Innerhalb des globalen Netzwerkes von WOCAT (World
nahmen im Ackerbau. Mit dieser Feldstudie wurde die           Overview of Conservation Approaches and Technolo-
Bedeutung konservierender Bodenbearbeitungsver-               gies, www.wocat.net) wurden innovative konservie-
fahren unter Praxisbedingungen auf Parzellenebene             rende Praktiken, welche in der Region Frienisberg ent-
nachgewiesen. Der Anteil an konservierenden Boden-            wickelt und adaptiert wurden, dokumentiert und mit
bearbeitungsverfahren ist in der Region mit rund 75 %         der internationalen Community der nachhaltigen Land-
allerdings überdurchschnittlich hoch; schweizweit liegt       nutzungspraktiker geteilt. Die standardisierte WOCAT-
die Beteiligung gemäss Ressourceneffizienzbeiträge für        Methode erlaubt einen direkten Vergleich und einen
bodenschonende Bearbeitung nur bei 20 %. Der Anbau            Austausch der Praktiken weltweit. Dadurch wurden die
von Zwischenkulturen ist weiterhin sehr wichtig. Inno-        Erfahrungen und Innovationen aus der Region Frienis-
vative technische Neuerungen wie z.B. der Dyker redu-         berg, wie zum Beispiel der Dyker für den Kartoffelan-
zieren den Bodenabtrag im Kartoffelbau (Lemann et al.,        bau (Abb. 9), weit über die Landesgrenzen geteilt. Die
2019). Im Untersuchungsgebiet konnte gezeigt werden,          partizipative WOCAT Mapping-Methode wurde auch für
dass die Sensibilisierung von LandwirtInnen und die Art       die ganze Region Frienisberg mit LandwirtInnen, Lohn-
der Kommunikation (von Bauern für Bauern, co-creation         unternehmerInnen und LandwirtschaftsberaterInnen
of knowledge, partizipative Workshops etc.) für die Ak-       durchgeführt. Ein Hauptresultat war die Bestätigung,
zeptanz und Verbreitung von Erosionsschutzmassnah-            dass nicht die steileren Parzellen mit dem grössten
men entscheidend ist (Schneider et al., 2012).                potentiellen Erosionsrisiko die Standorte mit den gröss-
Hydraulische Kurzschlüsse (Einlaufschächte und War-           ten Bodenabträgen sind, sondern die grossflächigeren,
tungsschächte) wurden bereits 1997 in der Region erst-        mittel-geneigten Parzellen von 5–15 % Neigung, die
mals flächendeckend kartiert und als wichtige Eintrags-       oft eine intensivere Nutzung (mehr Hackfrüchte und
quelle für Sediment, Phosphor und Pflanzenschutzmittel        weniger Kunstwieseanteil) haben. Die Verbindung die-
(PSM) in die Gewässer identifiziert (Prasuhn & Grünig,        ser Dokumentation der Erfahrungen mit nachhaltigen
2001). Im Zusammenhang mit Gewässerbelastungen                Landnutzungspraktiken mit den Erosionsrisiko- und Ge-
durch PSM hat diese Erkenntnis zunehmend an Bedeu-            wässeranschlusskarten und dem Langzeit-Monitoring
tung gewonnen. Rund 20 % des Bodenabtrages gelang-            der Erosion erwies sich als ein Novum mit weltweiter
te in der Region Frienisberg bis ins Gewässer. Dies ist bei   Ausstrahlung und Interesse.

                                                                                   Agrarforschung Schweiz 13: 86–95, 2022     93
24 Jahre Erosionsmonitoring in der Region Frienisberg | Umwelt

Landwirtschaftliche Praxis, Beratung und Vollzug                     der zunehmenden Mechanisierung mit immer schwere-
Landwirtschaftliche Praxis, Beratung und Erosionsvoll-               ren Maschinen steigen auch die Anforderungen an den
zug ziehen im Kanton Bern seit 30 Jahren am gleichen                 wirkungsvollen präventiven Erosionsschutz.
Strick. Die gemeinsamen Anstrengungen zeigen auf,                    Die im Laufe der Zeit gemachten positiven Erfahrungen
dass langfristig gute Resultate nur dann erreicht werden             förderten das gegenseitige Vertrauen mehr und mehr.
können, wenn der Erosionsprävention grosse Beachtung                 Entscheidend für die Bereitschaft der LandwirtInnen,
geschenkt wird. Dabei sind sowohl der technische Fort-               die vorgeschlagenen Präventionsmassnahmen umzu-
schritt als auch die agrarpolitischen Rahmenbedingun-                setzen, waren die Förderbeiträge für die bodenscho-
gen und allfällige Generationswechsel in der Familie der             nenden Anbausysteme. Man erkannte die langfristig
Bewirtschaftenden zu berücksichtigen. Dies alles führte              positiven ökonomischen und ökologischen Vorteile der
zu Anpassungen in der Betriebsausrichtung bzw. in der                schonenden Bodenbearbeitung.
Nutzung der Flächen: Heute werden in Hanglagen an-                   Im sich stetig ändernden (agrar-)politischen Umfeld (neu
stelle des traditionellen Futterbaus auf immer grösser               kommen z.B. Absenkpfade für Nährstoffe und Pflanzen-
werdenden Ackerschlägen vermehrt Getreide, Hack-                     schutzmittel und die Ressourceneffizienzbeiträge «her-
früchte oder gar Gemüse angebaut. Dadurch und wegen                  bizidfreie Produktion» hinzu), werden die Anforderun-

Abb. 9 | Auszug aus der Dokumentation und des Impacts der Dyker-Methode in der globalen Datenbank von
WOCAT (https://qcat.wocat.net/en/summary/5230/). WOCAT ist die von der Wüstenkonvention (UNCCD) empfohlene
Datenbank für die Dokumentation der besten nachhaltigen Praktiken weltweit (https://qcat.wocat.net/en/wocat/).

                                                                                              Agrarforschung Schweiz 13: 86–95, 2022   94
24 Jahre Erosionsmonitoring in der Region Frienisberg | Umwelt

gen an einen wirkungsvollen Schutz vor Oberflächen-                                    prognostiziert. Dies kann zu grösseren Erosionsschäden
abfluss und Erosion noch einmal deutlich zunehmen. Vor                                 auf Parzellen, die zum entsprechenden Zeitraum un-
diesem Hintergrund sind auch in Zukunft die gemachten                                  zureichend geschützten sind, führen. Die Zunahme der
Erfahrungen und die technischen und digitalen Neue-                                    Winterniederschläge – vor allem in Form von Regen an-
rungen optimal zu nutzen, den Innovationsgeist wach                                    statt Schnee – kann eine Zunahme der Erosion im Winter
zu halten und die Grenzen des Machbaren zu respek-                                     bewirken. Die Zunahme von Gemüseanbau auf minera-
tieren.                                                                                lischen Böden in Hanglage muss weiterhin kritisch be-
                                                                                       obachtet werden. Wegen der Gewässerbelastung mit
Ausblick                                                                               PSM hat der Eintragspfad Bodenerosion in jüngster Zeit
                                                                                       eine grössere Aufmerksamkeit erlangt. Konservierende
Durch den Strukturwandel bedingt hat die Anzahl an                                     Bodenbearbeitungsverfahren – insbesondere die Direkt-
einheitlich bewirtschafteten Parzellen im Gebiet von                                   saat – sind häufig mit dem Einsatz von Herbiziden ver-
203 auf 157 abgenommen und die mittlere Parzellen-                                     bunden. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf zum
grösse von 1,3 auf 1,8 ha zugenommen und wird ver-                                     herbizidfreien, bodenschonenden Anbau. Bleibt der An-
mutlich weiter zunehmen. Mit zunehmender Parzel-                                       teil an konservierenden Bodenbearbeitungsverfahren,
lengrösse steigt das Erosionsrisiko wegen der Zunahme                                  Winterbegrünungen und standortangepassten Kultur-
der erosiven Hanglänge und der oft zunehmenden                                         abfolgen aber in der Region hoch, ist auch in Zukunft
Mechanisierung mit grösseren und schwereren Maschi-                                    nur vereinzelt mit hohen, nicht tolerierbaren Bodenab-
nen bei der Bodenbearbeitung. Im Rahmen des Klima-                                     trägen zu rechnen.                                  n
wandels werden häufigere und intensivere Starkregen

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