25 Jahre - Wehrhahn Verlag Programm Herbst 2021

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25 Jahre - Wehrhahn Verlag Programm Herbst 2021
Wehrhahn Verlag
 Programm Herbst 2021
     Editionen · Literatur · Theater ·
 Literaturwissenschaft · Kulturgeschichte ·
             Buchwissenschaft

25 Jahre
25 Jahre - Wehrhahn Verlag Programm Herbst 2021
Liebe Leserinnen und Leser,

liebe Freundinnen und Freunde,

im August feiert der Wehrhahn Verlag sein 25jähriges Jubiläum. Seither steht der Wehrhahn
Verlag für Editionen von Texten des 17.ten bis 20.ten Jahrhunderts. Auch zahlreiche zeitge-
nössische, literarische Bücher sind bei uns erschienen. Dazu gesellt sich eine Vielfalt von wis-
senschaftlichen Büchern und Buchreihen. Das alles wäre nicht möglich ohne die unterschied-
lichste Unterstützung zahlreicher Förderer und Unterstützer, Freunde und Familie. Ihnen
allen gilt unser herzlicher Dank. Ganz besonders danken wir in diesem Jahr dafür, dass wir
den Deutschen Verlagspreis verliehen bekommen haben. Das ist eine große Ehre und auch
Bestätigung unserer Arbeit. Ursprünglich sollten im Verlag vielleicht zwei oder drei Editionen
zum 18. Jahrhundert pro Jahr erscheinen und die Dissertation des Verlegers entstehen. Aus
der Dissertation ist nichts geworden, dafür liegen aber bald 900 Bücher vor, von Heften bis
zu schweren großformatigen Büchern. In dieser Vorschau werden 45 weitere Bücher ange-
kündigt, die durchaus das Gesamtprogramm repräsentieren können. Drei Bände aus der Rei-
he Die Anderen Klassiker, drei Bände der Edition Wehrhahn, drei Bände zeitgenössische
Lyrik, drei Bände neue Literatur. Die wissenschaftlichen Titel haben wieder einen Schwer-
punkt in der Erforschung des 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Bücher entstehen meist in
Arbeitszimmern und an Schreibtischen. Dieser Tatsache hat Bodo Plachta sein Buch »Arbeits-
zimmer und Schreibtische« gewidmet. Manche Bücher werden gleichsam im »Schreibrausch«
geschrieben. Dazu hat Magnus Wieland seine gleichnamige Studie vorgestellt. Dem Lesen
widmet sich Armin Schäfer in seinem Lektüretagebuch »Hundert Tage Prosa«. 58 Nachrufe
hat Hanjo Kesting in seinem Buch »Abschiedsmusik« versammelt, die er zwischen 2000 und
2020 verfasst hat und damit einen Weg durch die Kulturgeschichte des späten 20.ten und
frühen 21.ten Jahrhunderts bahnt. Mit Robert Sollichs Studie »Die Kunst des Skandals. Eine
deutsche Operngeschichte seit 1945« beginnt der Abschnitt unserer wissenschaftlichen Studi-
en und Tagungsbände. Zum Schluss ist nicht nur die Rückschau auf das Frühjahrsprogramm
2021 zu finden, sondern auch eine alphabetisch geordnete Liste unserer Editionen.

Herzlich

Matthias Wehrhahn
25 Jahre - Wehrhahn Verlag Programm Herbst 2021
www.wehrhahn-verlag.de                          Edition                                               1

                               Alfred Lemm

              Mord. Erzählungen
                   und Versuche
                            Werke. Band 2

                          Herausgegeben von
                                 Nils Gelker

                            Die Anderen Klassiker
                         ca. 176 Seiten, Hardcover
                            ISBN 978-3-86525-881-6
                                           18,00 €

                               erscheint im Februar

L    emms Erzählungen, von Kritikern gelobt
     und doch nur vereinzelt und verstreut in
wenigen Anthologien überliefert, erschienen
                                                      Leben; eine junge Frau verschenkt ihren Körper
                                                      an Soldaten und wird als Prostituierte verurteilt
                                                      – als Heilige stirbt sie unter Kriegsinvaliden;
zuerst 1918 in zwei Bänden unter dem Titel            ein Radfahrer überfährt wutentbrannt eine
Mord. Expressionistische Groteske und zu-             taube Passantin; den Bewunderer einer schönen
weilen schwarzer Humor verbinden sich zu              Schauspielerin zerreißt es buchstäblich vor
einem psychologischen Tableau Europas in              Lust. Mit drastischer Sprache zeichnet Lemm
der Katastrophe des Ersten Weltkriegs: Ein            mal einfühlsame, mal absurde Psychogramme
Lynchmob zerfetzt einen Mann mitten in                einer Zeit nach, die aus den Menschen Mörder
Berlin; Krankenpflegerinnen malträtieren ihre         macht – oder Mordopfer.
Patienten; ein Bräutigam springt im Angesicht
seiner zur Urmutter erhobenen Braut aus dem

2021 Herbst
25 Jahre - Wehrhahn Verlag Programm Herbst 2021
22		                                        Edition                          www.wehrhahn-verlag.de

                                                 Amalie Berg

                                                 Erzählungen und Briefe
                                                 1801–1818

                                                 Mit einer Einleitung herausgegeben
                                                 von Anna Ananieva

                                                 Die Anderen Klassiker
                                                 ca. 180 Seiten, Hardcover
                                                 ISBN 978-3-86525-882-3
                                                 18,00 €

                                                 erscheint im Oktober

I  n den ersten Jahrzehnten des 19. Jahr-
   hunderts veröffentlichte Johanna Caroline
Amalie Ludecus, geb. Kotzebue (1755–1827),
                                                 für deren Initiative die Großfürstin von Russ-
                                                 land und Erbherzogin von Weimar-Sachen-
                                                 Eisenach Maria Pawlowna die Schirmherr-
unter dem Pseudonym Amalie Berg zahlreiche       schaft übernahm.
Erzählungen und mehrere Romane. Weibli-
che Figuren der Gegenwart standen im Mit-
telpunkt der Erzählprosa der Weimarer Auto-
                                                 D     ie vorliegende Auswahl ihrer Erzäh-
                                                       lungen wird durch eine kommentierte
                                                 Erstveröffentlichung ihrer Briefe ergänzt. Ne-
rin, die sich mit dem Zeitgeschehen und den      ben Wilhelm Gottlieb Becker, dessen vielge-
Lebenswelten ihrer Gegenwart befasste.           lesenes Taschenbuch »Erholungen« regelmä-

D      ie Residenzstadt an der Ilm bildete den
       Lebensmittelpunkt der in Wolfenbüttel
aufgewachsenen Schriftstellerin. Hier diente
                                                 ßig Erzählungen von Amalie Berg enthielt,
                                                 gehörten Carl August Böttiger und Friedrich
                                                 Justin Bertuch zu den Briefpartnern der Cou-
sie als Kammerfrau am Hof der Herzogin Lu-       sine des Erfolgsautors August von Kotzebue.
ise von Weimar-Sachen-Eisenach. In ihrem
Haus an der Esplanade fanden die geselligen      Anna Ananieva ist promovierte Literaturwis-
Zusammenkünfte an einem der berühmtes-           senschaftlerin. Sie forscht und publiziert fach-
ten Weimarer Teetische statt, zu dem Johanna     übergreifend zur Europäischen Kultur- und Li-
Schopenhauer ihre Gäste einlud. Als eine der     teraturgeschichte, kuratiert Ausstellungen und
Mitbegründerinnen des »Patriotischen Insti-      arbeitet als Fachberaterin für TV-Dokumenta-
tuts der Frauenvereine« gehörte sie zu dem       tionen.
Kreis der sozial engagierten Frauen der Stadt,

                                                                                      2021 Herbst
25 Jahre - Wehrhahn Verlag Programm Herbst 2021
www.wehrhahn-verlag.de                          Edition                                             3

                  Johanne Charlotte Unzer

 Versuch in Scherzgedichten

                          Herausgegeben von
                         Michael Multhammer

                            Die Anderen Klassiker
                            184 Seiten, Hardcover
                            ISBN 978-3-86525-877-9
                                           18,00 €

                                erscheint im August

I  ch würde wegen dieser Gedichte gar nichts
   zu erinnern haben, wenn ich nicht ein
Frauenzimmer wäre. Eine Mannsperson hat
                                                      tem Ton werden Gleim, Hagedorn, Gellert,
                                                      Fontenelle und viele andere zu Unzers litera-
                                                      rischen Gesprächspartnern.
die Freyheit, von Liebe und Weine zu scher-
zen, ohne befürchten zu dürfen, daß man es
ihr übel auslegen werde. Unser Geschlecht ist
                                                      I  m Gegensatz zu den Genannten ist Johan-
                                                         ne Charlotte Unzer in der deutschen Li-
                                                      teraturgeschichte eine bisher weitestgehend
hierinnen weit mehr eingeschränkt: und ich            unbekannte Autorin geblieben. In den Ka-
sehe es für ganz nothwendig an, mir hier eine         nonisierungsbestrebungen des 19. Jahrhun-
Vertheidigung im Voraus zu machen.«                   derts wurden diese Scherzgedichte für zu

J  ohanne Charlotte Unzer, geborene Zieg-
   ler, (1725–1782) war in der Mitte des
18. Jahrhunderts eine Autorin viel gelesener
                                                      leicht befunden, um weiter im literarischen
                                                      Gedächtnis tradiert zu werden. Die erstma-
                                                      lige vollständige und kommentierte Edition
und hoch gelobter anakreontischer Gedich-             des Versuchs in Scherzgedichten in der zweiten,
te. Man darf die mit dem Dichterlorbeer               vermehrten Ausgabe von 1753 soll zur Neu-
gekrönte Unzer zweifelsohne als veritable             entdeckung dieser ansonsten nur wenigen
Vertreterin der zweiten Hallischen Dichter-           spezialisierten Literaturwissenschaftler*innen
schule begreifen. Die originelle Schreibwei-          bekannten Dichterin einladen. Ein Nach-
se, die sich Bahn bricht, wenn aus weiblicher         wort führt in den literaturhistorischen und
Perspektive auf die anakreontische Trias von          werkgeschichtlichen Kontext des Versuchs in
Wein, Weib und Gesang geblickt wird, lässt            Scherzgedichten ein.
Gedichte von großem Witz und Pointen-
reichtum entstehen. In geselligem, scherzhaf-

2021 Herbst
25 Jahre - Wehrhahn Verlag Programm Herbst 2021
44		                                        Edition                             www.wehrhahn-verlag.de

                                                 August von Kotzebue

                                                 Ich, eine Geschichte in
                                                 Fragmenten
                                                 Mit einem Nachwort
                                                 herausgegeben von
                                                 Max Graff

                                                 Edition Wehrhahn 31
                                                 104 Seiten, 2 Abb., Broschur
                                                 ISBN 978-3-86525-856-4
                                                 10,00 €

                                                 bereits erschienen

A    ugust von Kotzebue (1761–1819) domi-
     nierte mit seinen zahlreichen erfolgrei-
chen Theaterstücken die deutschen Bühnen
                                                 »Dieses kleine Werk ist ein Geweb von ab-
                                                 geschmakten und schmuzigen Erzählungen,
                                                 wodurch die allgemeine Untreue des weibli-
der Goethezeit. Seine ersten – anonymen          chen Geschlechts will erwiesen werden« (Be-
– Publikationen jedoch waren Erzähltexte.        richt einer Visitation von Würzburger Buch-
Zu diesen gehört Ich, eine Geschichte in Frag-   läden, 1781).
menten, zuerst erschienen im Ganymed für
                                                 »Erstes u. zwar sehr liederliches Opus
die Lesewelt (1781). In diesem Text, der vor
                                                 Kotzebue’s« (Hugo Hayn, Bibliotheca Germa-
Anspielungen und intertextuellen Verweisen
                                                 norum erotica).
strotzt, entfaltet ein launischer Erzähler ein
Panorama vermeintlicher weiblicher Laster.
Nach einer Reihe von desillusionierenden
Erfahrungen steht eine bemerkenswerte Lö-
sung: Seine Ehefrau findet er im Zuge einer
Südseereise.

                                                                                         2021 Herbst
25 Jahre - Wehrhahn Verlag Programm Herbst 2021
www.wehrhahn-verlag.de                      Edition                                         5

Eustache le Noble,

Blaise Gaulard
oder Tante Bobé’s Neffe
Mit zwölf Illustrationen
von Daniel Chodowiecki
Mit einem Nachwort
herausgegeben von
Julia Bohnengel und Alexander Košenina

Edition Wehrhahn 32
104 Seiten, 12 Abb., Broschur
ISBN 978-3-86525-879-3
10,00 €

erscheint im Juli

M       it 43 Sepiazeichnungen zum Blaise
        Gaulard schafft Daniel Chodowiecki
1752 eine der ersten Bildergeschichten der
                                                 bauke, lässt darin den jungen Kaufmann Blai-
                                                 se Gaulard aus dem gleichen Ort nach Paris
                                                 aufbrechen, wo er die schrecklichsten Aben-
Aufklärungsepoche. Hätte er ein Dutzend          teuer zu bestehen hat. Diese Schelmenerzäh-
davon nicht später für den Berliner Almanac      lung über den provinziellen »Schafskopf von
Généalogique pour l’an 1776 in Kupfer radiert    Troyes« erscheint in vorliegender Ausgabe in
– gefolgt von Daniel Bergers zwölf Nachsti-      der Übersetzung von Wilhelm Christhelf Sig-
chen für den Genealogischen Calender auf das     mund Mylius aus dem Jahre 1782. Le Nobles
Schaltjahr 1776 –, wäre die kleine pikareske     Geschichte geht selbst auf zwei Novellen aus
Geschichte des wenig bekannten französi-         Boccaccios Decamerone zurück, die hier eben-
schen Schriftstellers Eustache le Noble, Baron   falls in historischer Übertragung beigefügt
von St. Georges und Tenelière (1643–1711),       sind.
vielleicht untergegangen. Erst durch die Il-
lustrationen erlangte sie in Deutschland Po-
pularität. Le Noble, selbst ein lange wegen
Amtsmissbrauchs in Troyes inhaftierter Ra-

2021 Herbst
25 Jahre - Wehrhahn Verlag Programm Herbst 2021
66		                                           Edition                        www.wehrhahn-verlag.de

                                                    Theodor Storm

                                                    Ein Doppelgänger
                                                    Eine gesellschaftskritische Novelle
                                                    Kommentierte Studienausgabe

                                                    Herausgegeben von Walter Zimorski

                                                    Edition Wehrhahn 33
                                                    184 Seiten, Broschur
                                                    ISBN 978-3-86525-880-9
                                                    16,00 €

                                                    erscheint im Juli

I  n dramatischen Novellenszenen erzählt
   Theodor Storm in seiner gesellschaftskri-
tischen Novelle Ein Doppelgänger (1886) –
                                                    leben, das jedoch ambivalente Erinnerungen
                                                    an die Armut und Not ihrer Eltern und an
                                                    ihr zwiespältiges Vaterbildes konfrontieren:
zum ersten und einzigen Mal in seiner Novel-        »Nachdem dieser John von Rechtes wegen
listik – den konfliktreichen Lebenslauf eines       seine Strafe abgebüßt hatte, wurde er, wie ge-
vorbestraften, meist arbeitslosen Landarbei-        bräuchlich, der lieben Mitwelt zur Hetzjagd
ters, der – sozial deklassiert und gesellschaft-    überlassen. Und sie hat ihn nun auch zu Tode
lich geächtet – mit seiner Familie in Armut         gehetzt; denn sie ist ohn Erbarmen«
und Not gerät, schließlich ins Elend und in
den Tod stürzt: »Immer feindlicher stand ihm
die Welt entgegen; wo er sie ansprach, wo er
                                                    N     eben dem Novellentext bietet diese
                                                          Edition einen durch ausgewählte histo-
                                                    rische Abbildungen begleiteten Kommentar,
ihrer bedurfte, immer hörte er den Vorwurf          insbesondere Einblicke in die ungewöhnliche
seiner jungen Schande«.                             Entstehungs- und Publikationsgeschichte so-

A     rbeitswillig und integrationsbereit, schei-
      tert die problematische Resozialisierung
des Zuchthäuslers John Hansen alias John
                                                    wie facettenreiche Quellendokumente und
                                                    Interpretationsmaterialien. Die sinnbild-
                                                    lichen Schauplätze Jena, Glückstadt und Hu-
»Glückstadt« nicht nur an gesellschaftlichen        sum werden als symbolische Stadtlandschaf-
und sozialen Normen, die letztlich die dra-         ten, als kontrastreiche Landschaftsregionen
matisch inszenierten Konflikte seines Ehele-        anschaulich dargestellt. Eine strukturierte
bens verursachen. Während er seine geliebte         Bibliografie ergänzt den vielfältigen literatur-
Ehefrau durch einen eskalierten Gewaltaus-          historischen Kommentar.
bruch tödlich verletzt, erlebt seine einzige
Tochter ein unverhofft glückliches Bürger-

                                                                                       2021 Herbst
25 Jahre - Wehrhahn Verlag Programm Herbst 2021
www.wehrhahn-verlag.de                            Edition                                                7

                  Nesselrode zu Hugenpoet

               Zamor und Zoraide
         Ein Schauspiel in drey Aufzügen

                           Mit einem Nachwort
                              herausgegeben von
              Sigrid G. Köhler und Julia Rebholz

                                      Theatertexte 83
                             ca. 112 Seiten, Broschur
                                     ISSN 1863-8406
                              ISBN 978-3-86525-883-0
                                             12,00 €

                                 erscheint im Oktober

M       it Zamor und Zoraide (1778) adaptiert
        Freiherr von Nesselrode zu Hugenpoet
einen im 18. Jahrhundert überaus populären
                                                        D     ie Handlung des Theaterstücks ist zwar
                                                              fiktiv, in ihr zeigt sich jedoch das zeitge-
                                                        nössische Wissen um Versklavung und Skla-
Stoff für die Bühne, der auf Jean-François de           venaufstände, wie es durch Journale und Rei-
Saint-Lamberts Ziméo-Erzählung (1769) zu-               seberichte vermittelt worden ist. Die Dialoge
rückgeht. Letztere gehört zeitgenössisch zu             sind dabei ganz im Sinne empfindsamer Ge-
den zentralen literarischen Stoffen der trans-          sprächskultur verfasst. Gepaart mit der Vor-
national geführten Debatte um die Abschaf-              stellung weißer Überlegenheit überlagert dies
fung von Sklavenhandel und Sklaverei und                oft die im Stück formulierte radikale Kritik
ist zigfach in europäische Sprachen übersetzt           am System der Versklavung. Auflösen kann
und adaptiert worden.                                   das Stück den Widerspruch zwischen emp-

N      esselrodes Stück handelt vom schwar-
       zen Widerstandskämpfer Zamor, der
auf Jamaika zum Anführer eines Sklaven-
                                                        findsamer Kommunikation und Recht auf
                                                        Widerstand nicht. Es endet stattdessen betont
                                                        harmonisch: Während Zamor bei Germin
aufstandes wird. Im Zuge seines Freiheits-              seine Geliebte Zoraide wiederfindet, gelan-
kampfes kommt Zamor auf die Plantage des                gen die weißen Figuren zu der Einsicht, dass
philanthropischen Germin. Statt zur gewalt-             das Institut der Sklaverei abgeschafft werden
samen Auseinandersetzung kommt es dort                  muss – wenn auch nicht auf dem Weg der
zum Gespräch, in dem Zamor den Anwesen-                 Revolution, sondern durch Reformen.
den die Geschichte seiner Entführung und
Versklavung erzählt und seinen Widerstand
in einer bemerkenswerten Rede naturrecht-
lich begründet.

2021 Herbst
25 Jahre - Wehrhahn Verlag Programm Herbst 2021
88		                                       Edition                         www.wehrhahn-verlag.de

                                                Heinrich Keller

                                                Franzeska und Paolo
                                                Trauerspiel in fünf Aufzügen

                                                Mit einem Nachwort
                                                herausgegeben von
                                                Michele C. Ferrari

                                                Theatertexte 84
                                                ca. 128 Seiten, Broschur
                                                ISSN 1863-8406
                                                ISBN 978-3-86525-890-8
                                                14,00 €

                                                erscheint im November

A    b der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde
     Zürich zu einem Hort der Dante-Stu-
dien. Den Nährboden dafür legte Johann
                                                der Alpen lieferte. Zahlreiche Gedichte und
                                                Stücke blieben ungedruckt. Während eines
                                                kurzen Aufenthaltes in Zürich veröffentlichte
Jakob Bodmer mit Übersetzungen, Abhand-         er aber 1805 den Ausschnitt eines Trauer-
lungen und der Tragödie Der Hungerturm          spiels über einen Stoff aus dem fünften Buch
von Pisa (1769). Er leitete damit eine Wie-     der Göttlichen Komödie, nämlich die später
derentdeckung von Dante ein, die zu Beginn      in der Literatur, Musik und Kunst so popu-
des 19. Jahrhunderts in der Auseinander-        läre Liebegeschichte von Francesca da Rimini
setzung Schellings und der Brüder Schlegel      und ihrem Liebhaber Paolo Malatesta, die
mit der Göttlichen Komödie einen ersten,        von ihrem älteren Ehemann aus Eifersucht
wegweisenden Höhepunkt erreichte. Weit          ermordet werden. Wenige Jahre später veröf-
weniger bekannt ist das Trauerspiel Franzeska   fentlichte Keller das ganze Stück und damit
und Paolo von Heinrich Keller (1771–1832).      eines der ersten Werke, die auf das in der
Keller wurde als Bildhauer ausgebildet und      Romantik voll ausgeschöpfte Potential des
ließ sich 1794 in Rom nieder, wo er einige      mittelalterlichen Stoffes aufmerksam mach-
bescheidene Erfolge feiern konnte. Ein          ten. Zum Dante-Jahr 2021 wird dieser inte-
Arbeitsunfall zwang ihn, diese Karriere auf-    ressante Text neu aufgelegt und mit einem
zugeben, und ab 1804 versuchte er sich als      Nachwort über Autor und Stück versehen.
Literat, indem er vor allem Übersetzungen
und Kurzberichte für Zeitschriften nördlich

                                                                                    2021 Herbst
www.wehrhahn-verlag.de                              Theater                                            9

 Jörg W. Gronius / Bernd Rauschenbach

TRILOGIE DES SCHÖNEN LEBENS

     I. KINDSKLIMA oder STURM IM
          KALENDER. Eine Polschmelze
       II. WAS WILL MAN MACHEN?
                 Von den besten Jahren
       III. DIE ALTEN SIND UNSERE
      ZUKUNFT AM SÜDBAHNHOF
                        Eine Tragödie
              Stücke 5, ca. 192 Seiten, Klappenbroschur
                                 ISBN 978-3-86525-888-5
                                                18,00 €

                                  erscheint im November

D      ie drei großen Katastrophen des
       21. Jahrhunderts sind die letzten groß-
en Herausforderungen für die Katastrophen-
                                                          II. WAS WILL MAN MACHEN? Von den
                                                          besten Jahren
                                                          In der Mitte des Lebens sind uns alle Mit-
dramatiker GroniusRauschenbach: Klima –                   tel recht. Mittelalter, Mittelmaß, Mittelstand
Demenz – Pandemie.                                        und Midlife-Crisis: von Karl dem Großen zu

S   eit 50 Jahren arbeiten die Autoren als
    Duo, seit 1993 in enger Zusammenarbeit
mit dem wiener Theater Echoraum daran,
                                                          den Gotischen Kathedralen, von der Mond-
                                                          landung zu Nine Eleven, von den Wander-
                                                          jahren zum Eigenheim, von der Kerngesund-
die Welt in ihrem Irrsinn dramatisch nicht                heit zur Pandemie.
nur abzubilden, sondern auch zu gestalten.
Den Abschluss ihres Lebenswerkes zum Ge-                  III. DIE ALTEN SIND UNSERE ZU-
nerationenpakt bildet die TRILOGIE DES                    KUNFT AM SÜDBAHNHOF. Eine Tragödie
SCHÖNEN LEBENS                                            Alte Bahnhöfe werden abgerissen, alte Stra-
                                                          ßenbahnlinien stillgelegt, die alten Theater
I. KINDSKLIMA oder STURM IM KA-                           geschlossen. Aber was ist mit den alten Men-
LENDER. Eine Polschmelze                                  schen? Die leben immer weiter und werden
Weltweit schmelzen die Polkappen, die Vul-                immer älter. Renten, Pensionen, Pflegekosten
kane erfrieren und die Gletscher werden zu-               steigen ins Unermeßliche. Wer soll das be-
sehends glitschiger. Während in Afrika Kin-               zahlen? Geboren werden immer weniger, und
dersoldaten ihren Job machen, streiken in                 wenn die wenigen erwachsen sind, machen
Schweden freitags die Schulkinder. Vor aller              sie unbezahlte Praktika. Das sind keine Kas-
Welt erhebt sich die Frage: How dare you?                 sandra-Rufe, denn mit der Hackler-Regelung
                                                          erreichen wir den Plafond.

2021 Herbst
10
10		                                           Lyrik                        www.wehrhahn-verlag.de

                                                   Peter Piontek

                                                   Eiskaltes Mondlicht
                                                   Gedichte aus einem
                                                   japanischen Taschenkalender

                                                   144 Seiten, Broschur
                                                   ISBN 978-3-86525-869-4
                                                   14,80 €

                                                   erscheint im Juli

O      b Natur oder Reiseerinnerung, Alltag
       oder der Wechsel der Jahreszeiten – stets
bringen die gestochen scharfen und doch so
                                                   Peter Piontek, geb. 1955, studierte Germanistik
                                                   und Philosophie in Konstanz und Hamburg.
                                                   Nach einem Zeitungsvolontariat und Jahren
zärtlichen wie melancholisch-heiteren Bilder       als Lokalredakteur in Dithmarschen ging er als
die Gedanken zum Leuchten. Erkenntnis wird         freier Journalist und Dramaturg nach Hanno-
durch Sehen erfahr- und erlebbar. Wie in den       ver, wo er heute noch lebt und arbeitet. Er ist
traditionellen japanischen Textformen Haiku,       Mitbetreiber des Kunst- und Kulturzentrums
Tanka oder Haibun, die Peter Piontek über-         EISFABRIK. Seit er mit dem Band »Ins auf-
nimmt und variiert, so zeigen auch diese Ge-       gegebene Land« (van der Wal, Bergen/Noord-
dichte, welche poetische Kraft Kürze und Prä-      holland 1998) als Autor an die Öffentlichkeit
zision besitzen.« (Clemens Umbricht)               getreten ist, hat er sechs Gedichtsammlungen
                                                   veröffentlicht, zuletzt »Aus dem Fliegenglas«
                                                   (Wehrhahn, Hannnover 2010) und »Graue
                                                   Küste, Gegenlicht« (San Marco Handpresse,
                                                   Bordenau/Venezia 2016).

                                                                                     2021 Herbst
www.wehrhahn-verlag.de                                 Lyrik                                            11

                                Abram Maenner

                            Todes Stunde
                         Eine poetische Vision

                         248 Seiten, 17 Abb., Hardcover
                               ISBN 978-3-86525-848-9
                                                18,00 €

                                       bereits erschienen

N     ach zwei klassischen Lyrikbänden (im
      Wehrhahn-Verlag »Findelkinder« 2017
sowie »Und meine Flügel schweben ohne mich
                                                            ohne Bezug auf irgendein anderes, thema-
                                                            tisch, formal, mit eigenem Anfang und Ende.
                                                            Im Gegensatz dazu wird hier jedes Gedicht
davon« 2018) vereinigt das neue Buch »Todes                 überganglos in eine Reihe gesetzt mit ebenso
Stunde« von Abram Maenner Gedichte der                      entrechteten anderen, als Funktionsteil eines
letzen drei Jahre in einem fortlaufenden Text               neuen, größeren Ganzen.
zu einer Rückblende aus Erlebnissen, Beo-
bachtungen und Ängsten, voller Bezüge zu
Politik, Kultur und Religion: eine poetische
                                                            D      em Autor drängte sich diese Idee bei
                                                                   der Lektüre der eigenen Werke gerade-
                                                            zu auf. Vielleicht war das eine Nachwirkung
Todesvision am Ende des Lebens.                             seiner früheren Tätigkeit als Dramaturg und

D     er sterbende Lyriker und Bildhauer liegt
      inmitten seiner Skulpturen und wird
vom eigenen »anderen Ich« durch das glä-
                                                            Regisseur am Theater, sowie später als Kul-
                                                            turfilmer. Er macht aus lyrischen Moment-
                                                            aufnahmen fast eine szenische Handlung mit
serne Dach beobachtet. Die beiden Ich-For-                  Ablauf und Entwicklung. Und diese Abläufe
men sprechen aus verschiedener Sicht über                   vollführen Sprünge, folgen Assoziationen wie
ihre Lage, ohne miteinander zu reden. Dabei                 in der Bildmontage des Filmschnitts, quer
spricht der Sterbende mit seinen Gedichten                  durch die Zeiten, Ereignisse und Gefühle.
in gebundener Sprache, der Beobachter be-
nutzt alltägliche Prosa. Beide Stimmen sind
im Schriftsatz voneinander abgesetzt.                       Abram Maenner, geb. 1941, lebte in vielen

D     ieser Text ist ein Versuch oder gar Expe-
      riment. Er mißachtet den individuellen
Anspruch des einzelnen Gedichts, ein auto-
                                                            Städten Deutschlands und anderer Länder,
                                                            arbeitete als Regisseur, Schauspieler und Autor
                                                            für Theater und Fernsehen, seit 1993 Bildhau-
nomes Kunstwerk zu sein, unabhängig und                     er, lebenslang Lyriker.

2021 Herbst
12
12		                                        Layrik                           www.wehrhahn-verlag.de

                                                 Oskar Ansull

                                                 Gedichte
                                                 In die laufende Trommel /
                                                 Entsicherte Zeit / Disparates

                                                 ca. 180 Seiten, Hardcover
                                                 ISBN 978-3-86525-861-8
                                                 18,00 €

                                                                                   erscheint im Oktober

O     skar Ansull versammelt in diesem Band
      drei seiner Lyrikpublikation: »in die
laufende trommel« und legt zugleich auch die
                                                 I  n den neuen Gedichten ist Ansull zur radi-
                                                    kalen Kleinschreibung übergegangen, was
                                                 sich ihm mit dem Lang-Gedicht »wenn alles
vergriffenen, inhaltlich dazugehörenden Ge-      gesagt ist« so ergeben hat.
dichtbände »Disparates« (1984) und »Entsi-
cherte Zeit« (1988) vor.                         ...

G     edichte, »die sich nicht leichthin einer
      Richtung anpassen, die nach Überein-
stimmung zwischen Form und Inhalt fragen,
                                                     jetzt

                                                       jetzt den punkt finden
Widersprüche aufdecken und sprachlich zu-              zerfallen und
spitzen, kompromisslos die Aufklärung in                verschwinden lassen
Form des Gedichts fortschreiben.« (Heinz                    du musst
Kattner)                                                       in die laufende trommel
                                                                   »wenn alles gesagt ist«

G    edichte … die auf die Evidenz poetischer
     Bilder vertrauen. (Michael Braun 1984)      Ansull ist Lyriker, Herausgeber und Erzähler
                                                 kultureller Entwicklung, die er am Beispiel

S   chöne und handwerklich sehr gekonnte
    Gedichte, denen trotz ihrer lyrischen
Dimension auch Solidarität nicht fehlt.
                                                 seiner literarischen Sichtung der Region Celle in
                                                 »Heimat, schöne Fremde« (2019) vorgelegt hat;
                                                 er lebt in Berlin-Pankow und ist Mitglied des
(Erich Fried 1986)                               PEN-Zentrums Deutschland.

                                                                                       2021 Herbst
www.wehrhahn-verlag.de                             Literatur                                          13

        Peter Struck / Peter Nickl (Hrsg.)

      MULTIVERSUM 21
                         256 Seiten, Klappenbroschur
                             ISBN 978-3-86525-860-1
                                             18,00 €

                                     bereits erschienen

75      Jahre Deutscher Autoren-Verband e.V.
        waren den Herausgebern Anlass genug,
dem Lesepublikum ein »Multiversum«, ein
                                                          Vicki Baum bekennt, in Hannover ihre besten
                                                          Bücher geschrieben zu haben. Johann Peter
                                                          Eckermann knüpft hierorts Familienbande,
Spektrum historisch und auktorial weit über               Heinrich Marschner hat seine liebe Not mit
die Mitgliedschaft im DAV ausgreifender                   dem Welfenhof. Grethe Jürgens wird als Auto-
Blicke aus der und auf die Künstlerszene von              rin entdeckt, János Nádasdy darf noch einmal
Hannover vorzulegen.                                      die Leine entrümpeln. Christof Spengemanns

D     as Buch kann aber auch als Grundstock
      von Beiträgen zu sieben »Lagen« eines
Periodikum aufgefasst werden, das im Falle
                                                          »Das Hemd« wird erstveröffentlicht, Hein-
                                                          rich v. Kleist als emotionaler Versatzstückler
                                                          enttarnt, und zur gesuchten Terminologie
des Anklanges bei Leser- und Beiträgerbe-                 Martin Heideggers wird der satirisch passende
reitschaft in Heftform weitergeführt werden               Verständnisschlüssel gefunden
kann. Das Bändchen wartet mir einer Reihe
von Überraschungen auf: Martin Anger
kommt noch einmal mit »Die zweite Tür« zu
Wirt, Will Knoke mit »Einkaufen mit Pfiff«.

2021 Herbst
14
14		                                 Literatur   Erinnerung                 www.wehrhahn-verlag.de

                                                  Leo Kreutzer

                                                  Leben nach ihrem Tod
                                                  SelbstGespräche mit einem Engel

                                                  68 Seiten, Broschur
                                                  ISBN 978-3-86525-828-1
                                                  8,00 €

                                                  bereits erschienen

D      er Autor erörtert in ›SelbstGesprächen
       mit einem Engel‹ vor allem zwei Sach-
verhalte, mit denen er durch den Tod seiner
                                                  D      er Autor verbindet das mit Erinne-
                                                         rungen an die ›Kammerdiener-Dien-
                                                  ste‹, die er zeitweise Schriftstellern geleistet
Frau konfrontiert wurde. In den Jahrzehnten       hat. ›Kammerdiener kennen keine Helden‹,
ihres Zusammenlebens hatte sie, nachdem er        lautete ein Sprichwort zu Zeiten, in denen sie
ablehnte, sich daran zu beteiligen, ohne sein     ihren Herrschaften Stiefel auszogen und ins
Wissen ein kleines Vermögen gebildet. Und         Bett halfen. Bei seinen Dienstleistungen für
so hatte er, seit jeher ›von der Hand in den      Schriftsteller als Assistent von Hans Mayer
Mund lebend‹, bei größter Hochachtung für         in den 1960er Jahren und als Literaturredak-
ihr Haushalten auf einmal Geld-Sorgen, die        teur beim Westdeutschen Fernsehen in den
Sorge darüber, wie er das für seine Begriffe      1970er Jahren verwandelten sich von Ferne
viel zu viele Geld schützen könne. Aber noch      verehrte ›Helden‹ der deutschen Gegenwarts-
wichtiger als die Art und Weise, wie er dieses    literatur in mehr oder weniger umgängliche
Problem gelöst hat, ist ihm, dass er nach ih-     Menschen.
rem Tod herausgefunden hat, wie ihre lebens-
langen Atemnöte mit dem Tod ihres Vaters in
einem U-Boot der deutschen Kriegsmarine
im Atlantik zusammenhingen.

                                                                                     2021 Herbst
www.wehrhahn-verlag.de                 Essays     Literaturwissenschaften                              15

                                    Bodo Plachta

               Arbeitszimmer und
                     Schreibtische
                         328 Seiten, 39 Abb., Hardcover
                             ISBN 978-3-86525-855-7
                                           28,00 €

                                       bereits erschienen

F    ür Friedrich Schiller war der Schreibtisch
     das »wichtigste Meubel« und Zentrum sei-
nes Schreibens. Er ist aber nur einer von vielen
                                                            »wichtigstes Meubel« – Friedrich Hölderlins
                                                            Tisch – Jean Pauls »Repositorium« – E.T.A.
                                                            Hoffmanns »Poetenstübchen« – Annette von
Schreibtischen aus dem Besitz von Autorin-                  Droste-Hülshoffs Kanapeeleben – Eduard
nen und Autoren. In Museen, Archiven und                    Mörikes transportable »Schreibschatulle« –
Gedenkstätten werden diese Schreibmöbel –                   Adalbert Stifters »gemischtes Zimmer« – Ja-
manchmal sogar das komplette Mobiliar von                   cob und Wilhelm Grimms »Zettelwirtschaft«
Arbeitsräumen – verwahrt, denn sie markieren                – Der »fürstliche« Arbeitsplatz. August Hein-
Orte und Kontexte der Entstehung von Tex-                   rich Hoffmanns von Fallersleben – Theodor
ten. Vielfach haben Autorinnen und Autoren                  Storms Schreibtisch – Theodor Fontane am
ihre Arbeitsplätze bewusst gestaltet und auch               Schreibtisch fotografiert – Richard Dehmels
Schreibtische entworfen. Arbeitszimmer und                  Schreibtisch und die moderne Raumkunst
Schreibtische sind Teil der Autorschaft. Sie                – Sigmund Freuds studiolo-Praxis – Gerhart
lassen uns die Rahmenbedingungen von Sch-                   Hauptmanns Schreibplatz in der Sommerfri-
reiben erkennen und erlauben uns aufschluss-                sche – Die zwei Schreibtische Franz Kafkas –
reiche kulturgeschichtliche Einblicke in das                Hermann Hesses »schlichter, roher« Schreib-
Entstehen von Literatur überhaupt.                          tisch – Thomas Manns »episches Hausgerät«
Aus dem Inhalt: Skriptorium, Schnittstel-                   – Die »Firma« Bertolt Brecht – Klaus Manns
le mittelalterlicher Textproduktion – Mar-                  unbekannte Schreibtische – Anna Seghers
tin Luthers Studierstube – Johann Wilhelm                   »Schutzpatron« – Arno Schmidts »Hölzernes
Gleims Schreibsessel – Sophie von La Roche                  Meer von 3 Quadratmetern« – Max Frischs
am »Schreibetisch« – Christoph Martin Wie-                  Schreibmaschinen – Heinrich Bölls Schreib-
land, der »Virtuose« am Schreibtisch – Johann               tisch mit den »Zwischenräumen« – Thomas
Gottfried Herders »unförmliches« Schreibpult                Bernhards »Denk- und Schreibkerker« – Frie-
– Goethes Schreibtische – Friedrich Schillers               derike Mayröckers »Zimmer-Chaos«.

2021 Herbst
16
16		                                Literaturwissenschaften                 www.wehrhahn-verlag.de

                                                 Magnus Wieland

                                                 Schreibrausch
                                                 Figuren des poetischen Furors

                                                 ca. 160 Seiten, Broschur
                                                 ISBN 978-3-86525-892-2
                                                 14,80 €

                                                 erscheint im März

»Nur die Nächte mit Schreiben durchrasen,
das will ich.«
                              Franz Kafka
                                                 D      ie ideen- wie medienhistorisch orien-
                                                        tierte Studie geht den zentralen Sta-
                                                 tionen dieses Topos und seinen Metamor-
                                                 phosen in diversen literarischen Strömungen

W      as unterscheidet Dichtung von ande-
       ren Arten des Schreibens? Die Anti-
ke hatte auf diese Frage eine klare Antwort:
                                                 nach, einschliesslich seiner verdeckten Kehr-
                                                 seiten. Sie zeigt, wie selbst scheinbar gegen-
                                                 sätzliche Phänomene der Schreibroutine und
Dichtung beruht auf Inspiration, sie entsteht    der Schreibblockade hintergründig vor dem
in einem irrationalen, ekstatischen Ausnah-      Ideal des poetischen Furors zu verstehen sind.
mezustand zwischen Trance und Transzen-
denz, der sich deshalb immer schon an der
Grenze zur Raserei bewegt. Kein Wunder
                                                 I  m Zentrum steht die Frage nach der medi-
                                                    alen Inszenierung inspirierter Autorschaft,
                                                 wobei der Begriff ›Medium‹ unterschiedlich
sprachen die Alten vom dichterischen Wahn-       codiert ist: Von numinosen Vermittlungsin-
sinn: vom Furor poeticus.                        stanzen (Musen) über Rauschmittel (Dro-

M      an könnte meinen, diese mytholo-
       gisch überhöhte Vorstellung hätte sich
spätestens mit der Säkularisierung erledigt.
                                                 gen) bis hin zu Schreibtechniken (Écriture
                                                 automatique) und Schreibinstrumenten (Ty-
                                                 pewriter).
Doch in gewandelter Form bleibt weiterhin
unterschwellig ein Restglaube an die dichte-
rische Inspiration vorhanden, der sich ent-
lang der Literaturgeschichte verschiedentlich
als Denkfigur vom Schreibrausch artikuliert.

                                                                                     2021 Herbst
www.wehrhahn-verlag.de             Essays   Literaturwissenschaften                               17

Armin Schäfer

Hundert Tage Prosa
Ein Lektüretagebuch

Kleine Formate 5
168 Seiten, Broschur
ISBN 978-3-86525-849-6
14,80 €

bereits erschienen

A    rmin Schäfer hat hundert Tage lang ge-
     lesen. Seine Lektüren, die ins Schreiben
übergehen, weil Lesen heißt, blättern, hin- und
                                                    die klingelte. Er legte mir die Quittung auf den
                                                    Zahlteller. »Ich glaube nicht«, hörte ich mich
                                                    sagen: »Könnten Sie bitte nachsehen, ob ich
herspringen, unterstreichen, ein weiteres Buch      Ihnen ein falsches Geldstück gegeben habe?«
aufschlagen, an den Rand der Seiten kritzeln,       »Ich glaube nicht«, sagte er und streckte mir
exzerpieren und weiterschreiben, sind Virgi-        seine Hand entgegen, auf der eine Münze lag.
nia Woolf, Ilse Aichinger und Barbara Köh-          »Ich gebe Ihnen eine echte«, sagte ich, öffnete
ler, Witold Gombrowicz, Hubert Fichte und           mein Portemonnaie und nahm ein Geldstück
W.H. Auden, Pierre Goldman und Samuel               heraus, um es auf den Zahlteller zu legen.
Beckett, Elisabeth Bishop und vielen anderen        »Wie Sie meinen!«, sagte Herr Müller, ließ den
gewidmet. Hundert kurze Prosastücke proto-          Schlitten ausfahren, nahm die Münze, warf sie
kollieren die Lektüren, setzen sie fort und ver-    in die Kasse und lächelte: »Ich nehme sie zu
suchen, etwas von den Ideen, dem Witz und           meinem Schatz. Kommen Sie, ich zeige Ihnen
dem Schmerz, die in den Büchern stecken,            meinen Schatz.« Er ging zum Bücherschrank,
festzuhalten. Das Tagebuch beginnt, wie im          in dem inmitten von Geldstücken ein Trink-
Traum, in einer Buchhandlung: »Waren Sie            glas über ein Häufchen von Münzen gestülpt
in Ägypten?«, fragte Herr Müller, stieß den       war. Auf dem Boden des Glases prangte ein
Münzschlitten an, der in die Kasse zurückglitt,   gelber Drache.

2021 Herbst
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18		                                  Essays   Kulturgeschichte               www.wehrhahn-verlag.de

                                                    Hanjo Kesting

                                                    Abschiedsmusik
                                                    Nachrufe aus zwanzig Jahren
                                                    (2000–2020)

                                                    336 Seiten, Hardcover
                                                    ISBN 978-3-86525-900-4
                                                    24,80 €

                                                    erscheint im September

N     achrufe gehören zum Pflichtpensum
      des Journalisten, zur Forderung des
Tages, so wie die Nachrichtenlage sie ihm
                                                    persönlich bekannt oder freundschaftlich
                                                    verbunden. Insofern war es unvermeidlich
                                                    und in einer Buchveröffentlichung fast gebo-
abverlangt. Sie stehen unter dem Druck der          ten, persönliche Erinnerungen einfließen zu
Aktualität, müssen schnell geschrieben wer-         lassen.
den, meist in wenigen Stunden, zuweilen in
noch kürzerer Frist. Aber die Erschütterung,
die von einer Todesnachricht ausgeht, kann
                                                    N     icht zuletzt bahnt diese Sammlung
                                                          von Nachrufen einen Weg durch die
                                                    Kulturgeschichte des späten 20. und frühen
durch keinerlei Routine vorweggenommen              21. Jahrhunderts.
werden. Man merkt es den Texten an, wenn
die wichtigste Erfahrung darin fehlt: die           Hanjo Kesting, geb. 1943, von 1973–2006
Konfrontation mit dem realen Tod.                   Leiter der Hauptredaktion Kulturelles Wort

D     er vorliegende Band enthält achtund-
      fünfzig Nachrufe aus zwanzig Jahren
(2000-2020) journalistischer Arbeit von
                                                    beim Norddeutschen Rundfunk. – Zuletzt: »Bis
                                                    der reitende Bote des Königs erscheint. Über Oper
                                                    und Literatur«, Göttingen 2017. – »Erfahren,
Hanjo Kesting. Zwei Voraussetzungen mus-            woher wir kommen. Große Erzählungen der
sten in jedem Einzelfall zusammenkommen:            Weltliteratur«, 3 Bde., Göttingen 2019.
der Anlass einer Todesnachricht und eine
Affinität zu den Verstorbenen. Zu ihnen ge-
hören Schriftsteller, Publizisten, Schauspieler,
Regisseure, Maler, Komponisten und
Interpreten. Mit vielen von ihnen war Kesting

                                                                                        2021 Herbst
www.wehrhahn-verlag.de            Musik- und Kulturgeschichte                              19

Robert Sollich

Die Kunst des Skandals
Eine deutsche Operngeschichte seit
1945

ca. 600 Seiten, Hardcover
ISBN 978-3-86525-899-1
38,00 €

erscheint im November

O      pernskandale vermögen bis heute im-
       mer wieder gleichermaßen das Publi-
kum wie das Feuilleton zu elektrisieren; als
                                                schichte und schlägt dabei einen historischen
                                                Bogen, der von den umkämpften Urauffüh-
                                                rungen der Nachkriegsmoderne und dem
Gegenstand einer wissenschaftlichen Betrach-    Traditionsbruch des Neu-Bayreuther Auffüh-
tung sind sie hingegen bislang überraschend     rungsstils über die Durchsetzung eines rea-
unterbelichtet geblieben. Dabei verbirgt sich   listischen Musiktheaters auf den Bühnen der
hinter ihnen im interessanten Fall weit mehr    1970er Jahre bis zu den jüngeren Schlach-
als ein kurzer, medienwirksamer Aufreger.       ten um das sogenannte Regietheater in der
Geben sich im aufgeführten Protest gegen        Oper reicht. In deutsch-deutscher Perspekti-
eine künstlerische Darbietung bei aller vor-    ve nachgezeichnet wird dabei nicht nur, wie
dergründigen Theatralik doch zugleich immer     Opernskandale den ästhetischen Diskurs und
überkommene ästhetische oder anderweitige       darüber wiederum die Aufführungspraxis ge-
gesellschaftliche Normen zu erkennen, deren     prägt haben. Umgekehrt gilt die Aufmerk-
Geltung offensichtlich unsicher geworden ist    samkeit auch der Gestalt von Skandalen in
und die im Konflikt entsprechend neu ausge-     unterschiedlichen politischen Systemen und
handelt zu werden verlangen.                    der Frage, inwieweit sich diese unter dem

A    usgehend von dieser Annahme betrach-
     tet die vorliegende Studie über Die
Kunst des Skandals Opernskandale als prä-
                                                Eindruck gesellschaftlicher und medialer
                                                Umbrüche ihrerseits verändert.

destinierte Drehmomente von Theaterge-

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20		                        Gesellschaftsgeschichte Literaturgeschichte        www.wehrhahn-verlag.de

                                                   Sibylle Röth

                                                   Grenzen der Gleichheit
                                                   Forderungen nach Gleichheit
                                                   und die Legitimation von Ungleichheit
                                                   in Zeitschriften der deutschen
                                                   Spätaufklärung

                                                   Aufklärung und Moderne 39
                                                   704 Seiten, Hardcover
                                                   ISBN 978-3-86525-859-5
                                                   48,00 €

                                                   erscheint im August

D     ie Studie geht von der Annahme aus,
      dass sich heutige Grundwerte maß-
geblich in der Epoche der Aufklärung he-
                                                   bei zeigt sich ein Konzept als dominant, das
                                                   hier als negative Gleichheit bezeichnet wird:
                                                   Gleichheit wird als natürlicher Zustand vo-
rausgebildet haben. Vor diesem Hintergrund         rausgesetzt, zu dessen Verwirklichung nur der
untersucht sie Konzepte von Gleichheit und         Abbau künstlich errichteter Schranken not-
Ungleichheit anhand eines breiten Quellen-         wendig erscheint. Konzeptionen, die darüber
bestands an Zeitschriftenartikeln der deut-        hinaus aufgrund natürlicher Ungleichheiten
schen Spätaufklärung. Die Komplexität              die gesellschaftliche Herstellung von Gleich-
dieses Diskurses lässt sich nicht auf ein Ge-      heit fordern, liegen hingegen nicht vor.
geneinander vormoderner Ungleichheit und
moderner Gleichheit reduzieren: Auch in der
Aufklärung werden Grenzen der Gleichheit
                                                   A    uf dieser Basis werden neuere Interpre-
                                                        tationen zurückgewiesen, die gegenüber
                                                   einer »liberalen Verengung« der aufkläre-
gezogen, die zu überschreiten als unmöglich,       rischen Tradition eine sozialegalitäre Umdeu-
schädlich oder ungerecht gilt.                     tung vornehmen. Die Gleichheitskonzepte

I  m Zentrum der Analyse steht dabei die
   argumentative Rolle wirtschaftlicher Un-
gleichheit: Während konservative Autoren
                                                   der Aufklärung aus der spezifischen histo-
                                                   rischen Diskurskonstellation heraus zu erklä-
                                                   ren, erlaubt jedoch, eine distanzierte Haltung
die materielle Bedingtheit der Gleichheit          zu ihnen einzunehmen.
betonen, um so rechtliche und politische
Gleichheit zu verwerfen, weist die progres-
sive Seite diesen Zusammenhang zurück. Da-

                                                                                        2021 Herbst
www.wehrhahn-verlag.de                 Literaturwissenschaft                                     21

               Christopher Philipp Weber

             Die Funktion des
                   Erhabenen
    in G. E. Lessings Ästhetik
               des »Laokoon«

                           488 Seiten, Hardcover
                         ISBN 978-3-86525-834-2
                                         38,00 €

                                bereits erschienen

S   eufzt Laokoon, anstatt zu schreien? Und
    erweckt ein gedämpfter Anblick seiner
Qualen eher Mitleid statt Bewunderung
                                                     ›Schilderungssucht‹ konstruiert er einen er-
                                                     habenen Darstellungsmodus für unermess-
                                                     lich-erhabene Naturräume, mehr noch für er-
über seine Schmerzunempfindlichkeit? Der-            haben-schöne Körper. Und dieser literarische
art spielt Lessings »Laokoon« einen mensch-          Präzedenzfall statischer und sichtbarer Sujets
lichen Helden gegen einen Heroen vom                 wird zum Probierstein, das Schrecklich-Er-
Schlage ›edler Einfalt, stiller Größe‹ aus.          habene auf der Theaterbühne bis zur Grenze
Gegen Winckelmanns stoische Erhabenheit              des abstoßend hässlichen, ja ekelerregenden
Laokoons polemisiert Lessing jedoch unver-           Standbildes zu integrieren. Die Wirkung
hältnismäßig. So könnte der rhetorische Auf-         eines dramatisierten Erhabenen schwankt
wand einer frappierenden Camouflage die-             zwischen Mitgefühl und Schrecken, Erstau-
nen, wenn Lessing kritisiert, was gerade das         nen und Abscheu. Und diese Elemente des
Objekt der Begierde wäre. Demnach würde              Erhabenen z. B. auch in »Emilia Galotti« er-
er sich im Windschatten seiner Kritik Win-           gänzen die im Lessingbild sonst dominante
ckelmanns Begriff des Erhabenen aneignen.            dramaturgische Wirkungsabsicht von Furcht
Denn mittels dieser ästhetischen Schlüssel-          und Mitleid. – Folglich bahnte Lessing mit
kategorie des 18. Jahrhunderts kann Lessing          seiner Ästhetik des »Laokoon« auch eine Dra-
den literarischen Ausdruck um das Nicht-             maturgie des Erhabenen an.
Mehr-Schöne im medialen und inhaltlichen
Sinn erweitern: Für das mediale Problem der

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22		                                  Literaturwissenschaft                        www.wehrhahn-verlag.de

                                                  Gregor Babelotzky

                                                  Jakob Michael Reinhold
                                                  Lenz: »Kann er auch
                                                  zeichnen?«
                                                  Skizzen aus dem Nachlass
                                                  152 Seiten, 49 Abb., Hardcover
                                                  ISBN 978-3-86525-876-2
                                                  20,00 €

                                                  erscheint im Juli

    Major: »Kann Er auch zeichnen?«               eine dynamische Einheit ein. Erläuterungen
    Läuffer: »Etwas, gnädiger Herr. – Ich kann    betten die Zeichnungen biographisch ein und
       Ihnen einige Proben weisen.«               untersuchen deren Entstehung sowie die poe-
    (Aus Lenz’ Drama »Der Hofmeister«)            tologischen Bezüge.

J  akob Michael Reinhold Lenz (1751–92)
   ist als genialischer Stürmer und Dränger in
                                                  N       eben diesen Skizzen aus dem Nachlass
                                                          existieren auch einige Schattenrisse, Ra-
                                                  dierungen, Zeichnungen und Kupferstiche,
die Literaturgeschichte eingegangen. Aus sei-     die Lenz selbst zeigen. Diese Abbildungen zir-
ner Feder stammen eine Reihe bedeutender          kulieren vor allem in Briefen und prägen das
Dramen sowie viele Gedichte und Erzäh-            Bild, das den Zeitgenossen von Lenz – und uns
lungen. Lenz hat aber auch in seinen Manu-        heute – vor Augen steht. Diese Darstellungen
skripten einige Zeichnungen hinterlassen, die     werden im Rahmen von Lenz’ Begeisterung
nun erstmals gesammelt vorgestellt werden.        für die Physiognomie eingeführt und vorge-
Die Faksimilierung der Zeichnungen schließt       stellt. Diesen Skizzen und Porträts entlang sei-
ihren handschriftlichen Kontext mit ein: Sie      nes Lebens folgend, wird Lenz als Schriftsteller
finden sich in Gedichten, Briefen, sozialre-      sichtbar, der »auch zeichnen« kann.
formerischen Schriften und kleinen Prosastü-
cken. Schreiben und Skizzieren gehen bei Lenz

                                                                                            2021 Herbst
www.wehrhahn-verlag.de                   Literaturwissenschaft                                 23

                         Jutta Heinz (Hrsg.)

                     Wezel-Jahrbuch
    Studien zur europäischen Aufklärung
           Band 16 / 17 — 2020 / 2021

                              224 Seiten, Broschur
                           ISBN 978-3-86525-887-8
                                           25,00 €

                               erscheint im Oktober

A    us dem Inhalt: Jutta Heinz: Radikalsa-
     tire. Swift, Voltaire, Wezel – Lars-Thade
Ulrichs: Der unzureichende Satz vom vier-
                                                      tivität der Kunst, Natur und Gnade bei Bro-
                                                      ckes und Herder – Holger Gutschmidt: He-
                                                      gel und die Aufklärung – Jutta Heinz: Wezel
fachen Grund. Formen der Determination                und Goethe. Eine (Nicht-)Parallelbiographie
bei Wezel – Urte Helduser: »Nichts als ei-            aus Anlass des 200jährigen Todestags – von
nen elenden Haufen Krüpel, Schwindsüch-               Johann Karl Wezel – Martin Bojda: Johann
tige, und dergleichen«? Wezels Genealogien            Peter Uz und Friedrich Schiller über Freude
– Cornelia Ilbrig: Zwischen Karikatur und             und Freiheit
Groteske: die nicht mehr schönen Künste bei
Johann Karl Wezel – Roman Lach: Einstür-
zende Haushalte. Johann Karl Wezels Lust-
spiele der instabilen Ordnung – Wolfgang
Hörner: Johann Karl Wezel als Verleger. Ein
fortgesetztes Desaster – Martin Bojda: Krea-

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                                                    Friederike Mayer-Lindenberg

                                                    »Es liegt etwas Wunderbares
                                                    in den Thieren«

                                                    Facetten der Tiergestaltung
                                                    im literarischen Werk Ludwig Tiecks

                                                    ca. 336 Seiten, Hardcover
                                                    ISBN 978-3-86525-891-5
                                                    29,50 €

                                                    erscheint im Oktober

D      ie Schriftstellerin und Historikerin Ri-
       carda Huch hielt einmal fest: »Es konnte
kaum anders sein, als daß die Romantiker, die
                                                    Bewegung, die schleichende Distanzierung
                                                    von der populär gewordenen Romantik und
                                                    schließlich die frührealistischen Ansätze in
Liebhaber des Unbewußten, ganz besonders            späten Texten. Stets dienen Tiere bei Tieck der
für den Zauber der Tierwelt empfänglich wa-         Positionierung des Menschen im literarischen
ren, wo die unbewußte Idee am auffälligsten         und darüber vermittelt auch im außerliterari-
in ihrer bewundernswerten und rätselhaften          schen Kosmos: Die Fragen nach dem Wesen
Kraft wirkt.« Das spiegelt sich in besonderem       des Menschen und seiner Beziehung zur Natur
Maße in den Texten des bedeutenden roman-           sind die beiden entscheidenden Problemfelder.
tischen Dichters Ludwig Tieck (1773–1853)           Sowohl kanonische Texte wie Der gestiefelte
wider, der zu Lebzeiten ähnliche Verehrung          Kater und Der blonde Eckbert als auch weitge-
wie Johann Wolfgang von Goethe genoss. An-          hend unbekannte Werke wie etwa die Dramen
hand der mannigfaltigen Erscheinungsformen          Das Reh, Die Theegesellschaft und Leben und
und Funktionen von Tieren in seinem Œuvre           Tod des kleinen Rothkäppchens oder die späte
lässt sich Tiecks komplexe schriftstellerische      Novellistik finden Beachtung, einen Schwer-
Entwicklung nachvollziehen: sein Weg aus            punkt bildet zudem die Lyrik Tiecks.
der Spätaufklärung hin zur Frühromantik, die
praktische Vorreiterrolle des jungen Schrift-
stellers bei der Prägung der neuen literarischen

                                                                                         2021 Herbst
www.wehrhahn-verlag.de                 Kulturgeschichte Biographie                                   25

                         Friedhelm Schwemin

   Von Hamburg nach Berlin
        Leben und Werk des Astronomen
         Johann Elert Bode (1747–1826)

                   ca. 400 Seiten, 85 Abb., Hardcover
                              ISBN 978-3-86525-886-1
                                              25,00 €

                                erscheint im November

D     ie vorliegende Arbeit bringt auf der
      Grundlage der Primärquellen und der
zeitgenössischen Briefe und Literatur erstmals
                                                        D      ie Beschreibung seines Lebens entführt
                                                               in die faszinierende Welt der Astrono-
                                                        men vor über zweihundert Jahren mit ihren
eine umfassende Darstellung des Lebens und              menschlichen Schwächen und Triumphen
der Werke einer zentralen Persönlichkeit der            vor dem Hintergrund einschneidender poli-
Himmelskunde um 1800: Johann Elert Bode                 tischer und gesellschaftlicher Veränderungen.
(1747–1826), »Königlich Preußischer Astro-              Der Band umfasst außerdem den Abdruck
nom«, langjähriger Direktor der Berliner Stern-         von teilweise neuaufgefundenen Originaldo-
warte und Herausgeber des bekannten »Astro-             kumenten aus Bodes Leben, eine vollständige
nomischen Jahrbuchs«. In der Fachwelt ist er            Bibliographie seiner Werke, eine Auflistung
bis heute vor allem durch die Propagierung der          aller bekannter Literatur sowie zahlreiche his-
nach ihm benannten Titius-Bodeschen Reihe               torische Abbildungen, die hier zum Teil erst-
der Planetenabstände von der Sonne bekannt.             mals veröffentlicht werden.
So gut wie unbekannt ist jedoch seine Rolle im
Kontext der Berliner Klassik, die hier erstmals
in Andeutungen hervortritt.
                                                        S   o hat man hier zu Bode – je nach Ge-
                                                            schmack – eine mehr oder weniger bun-
                                                        te, mit Anekdoten gewürzte Lebensbeschrei-

E    r war mit seinen weitestverbreiteten
     Büchern, Sternkarten, Globen, Model-
len, Planetarien, Presseveröffentlichungen
                                                        bung, ein Nachschlagewerk, eine größere
                                                        Sammlung von Einzelstudien und in Ansät-
                                                        zen gar eine kleine, biographisch gefärbte
und Vorträgen der erste große Popularisator             Ausschnittsgeschichte der Astronomie um
seiner Wissenschaft im deutschsprachigen                1800 vor sich.
Raum überhaupt und bereitete in Staat und
Gesellschaft maßgeblich den Boden, auf dem
nachfolgende Generationen ihre Wirksam-
keit entfalten konnten.

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                                                  Christian Schmitt

                                                  Labiles Gleichgewicht

                                                  Vermittlungen der Idylle
                                                  im 19. Jahrhundert
                                                  ca. 380 Seiten, Hardcover
                                                  ISBN 978-3-86525-884-7
                                                  34,00 €

                                                  erscheint im September

S   eit der Antike erzählen Idyllen vom Aus-
    gleich – allerdings nicht, wie Kritiker
der Gattung unterstellt haben, indem sie
                                                  der Gattung erstmals mit kulturwissenschaft-
                                                  lichen Lektüren kanonischer wie unbekann-
                                                  terer Texte von Autor:innen wie Adalbert
komplexen Realitäten eine ›heile Welt‹ ge-        Stifter, Annette von Droste-Hülshoff, Hans
genüberstellen, die diese verleugnet. Statt-      Christian Andersen, Ida Hahn-Hahn oder
dessen werfen Idyllen, wie die Studie zeigt,      Luise Mühlbach. Über die Idylle ergeben sich
die grundsätzliche Frage auf, wie Ausgleich       so Einblicke in unterschiedlichste kulturelle
möglich wäre, und bieten ihren Leser:innen        Bereiche, in denen Modernisierungsprozesse
Antworten an, die ethische, soziale oder poli-    Spuren hinterlassen, etwa der Tourismus, die
tische Implikationen haben. Für die von der       Naturwissenschaften oder die Medizin. So
Forschung wenig beachtete Idyllik des 19.         erweist sich die Idylle im 19. Jahrhundert ins-
Jahrhunderts ist diese Funktion der Gattung       gesamt als literarisches Labor, in dem Mög-
besonders wichtig, stellt sie doch eine Mög-      lichkeiten der Vermittlung des Gegensätzli-
lichkeit dar, auf Prozesse der Modernisierung     chen durchgespielt werden.
zu reagieren, ohne die zugrundeliegenden
Spannungen zu verschweigen. Im Gegenteil:         Dr. Christian Schmitt ist Privatdozent im In-
Diese Spannungen geraten in der Idyllik des       stitut für Germanistik der Carl von Ossietzky
19. Jahrhunderts in besonderer Weise in den       Universität Oldenburg.
Blick. Die Studie erschließt dieses Potenzial

                                                                                       2021 Herbst
www.wehrhahn-verlag.de                Literaturwissenschaft    Buchwissenschaft                            27

      David Brehm / Nicola Kaminski /
   Volker Mergenthaler / Nora Ramtke /
                           Sven Schöpf

         Zeit/Schrift 1813-1815
                                  oder
     Chronopoetik des ›Unregelmäßigen‹
                                   Journalliteratur, Band 3
    ca. 400 Seiten, mit 51 farb. Abb., 5 Karten, Hardcover
                                  ISBN 978-3-86525-863-2
                                                    34,00 €

                                    erscheint im Oktober

A     ls von Frühjahr 1813 an, beginnend mit
      Preußen, die deutschen Territorien sich
sukzessive von der französischen Herrschaft
                                                              der Normalität von Zensur eröffnen, relativ
                                                              spontan und meist kurzlebig diskontinuier-
                                                              liche Zeiterfahrung zu verschriften suchen
befreien und bis zum Sommer und Herbst                        und dabei mit der seriellen Normalität von
des Jahres allmählich sich eine politisch-mi-                 Journal experimentieren. Was daraus für die
litärische Allianz gegen Napoleon formiert,                   typographische Materialität, die textuelle
wird all dies vielerorts publizistisch begleitet:             Kohärenz und für die Periodizität von Jour-
in Berlin, in Altenburg und Leipzig, in Frei-                 nal resultiert, läßt sich auf den Begriff einer
burg im Breisgau, in Koblenz, in Wien, ja die                 Chronopoetik des ›Unregelmäßigen‹ bringen.
preußische Feldbuchdruckerei folgt der Ar-
mee der Alliierten nach dem Rheinübergang
im Dezember 1813 sogar nach Frankreich bis
                                                              S   olchen Inszenierungen von als unregel-
                                                                  mäßig erfahrener Zeit durch performative
                                                              Regelverstöße im Druckmedium selbst läßt
zum Einzug in Paris. Gemeinsam ist diesen                     sich analytisch adäquat nicht mit der Syste-
neu entstehenden, zwischen Zeitung und                        matik einer wissenschaftlichen Abhandlung
Zeitschrift changierenden deutschsprachigen                   begegnen, ohne daß Wesentliches auf der
Blättern, daß sie in den Freiräumen, die sich                 Strecke bliebe. Die Konsequenz ist die Ent-
zeitweilig in den machtpolitisch unübersicht-                 scheidung für ein experimentelles: ein zei-
lichen Verhältnissen 1813–1815 gegenüber                      tungsförmiges Buch.

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                                                     Volker Mergenthaler, Nora Ramtke,
                                                     Monika Schmitz-Emans, (Hrsg.)

                                                     Lektüreabbruch –
                                                     Anschlusslektüren
                                                     Journale lesen
                                                     Interrupted Reading –
                                                     Follow-On Readings
                                                     Reading Journals
                                                     Journalliteratur, Band 4
                                                     ca. 448 Seiten, mit zahlr. Abb., Hardcover
                                                     ISBN 978-3-86525-889-2
                                                     44,00 €

                                                     erscheint im Oktober

D     er vorliegende Band versammelt die
      Ergebnisse der zweiten internationalen
Konferenz der DFG-Forschergruppe 2288
                                                     T     his volume proceeds from the second
                                                           international conference of the DFG
                                                     Research Unit 2288 »Journal Literature«. The
»Journalliteratur«. Die Beiträge untersuchen         contributions examine periodicals from the
Journale des späteren 18. bis frühen 20. Jah-        late 18th to the early 20th century, taking as
rhunderts, wobei die konkrete Materialität           a methodological starting point the material-
der Erscheinungsform sowie deren rezep-              ity of the published form and its potential to
tionssteuernde Potentiale den methodischen           condition reception. The specific temporality
Ausgangspunkt bilden. Die spezifische Tem-           and materiality of periodicals shape processes
poralität und Materialität von Journalen             of generation and superimposition of mean-
steuert Prozesse der Bedeutungsgenerierung           ing; here, both the conditions and conse-
und überlagerung, deren Voraussetzungen              quences of these processes are explored. The
und Kontexte ebenso untersucht werden wie            connection between materiality, visual and
ihre Folgen. Der Zusammenhang von Jour-              temporal logics of format, and reading prac-
nalmaterialität, visuellen und temporalen            tices is the key focus of »Reading Journals:
Formatlogiken und Lektürepraktiken bildet            Coherence and Interruption«.
das Zentrum von »Lektüreabbruch – An-
schlusslektüren: Journale lesen«.

                                                                                                  2021 Herbst
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