7 Internationale Agrarentwicklung - 07 Internationale Agrarentwicklung - Deutscher Bauernverband eV
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
07 Internationale Agrarentwicklung 7.1 Agrarpreise und Agrarrohstoffmärkte 7 Internationale Agrarentwicklung 7.1 Agrarpreise und Agrarrohstoffmärkte 219 7.2 Agraraußenhandel 229 218
7.1 Agrarpreise und Agrarrohstoffmärkte 07 Internationale Agrarentwicklung 7.1 Agrarpreise und Agrarrohstoffmärkte Wirtschaftsjahr 2019/20: Uneinheitliche Entwicklungen bei den Erzeuger- und Betriebs- mittelpreisen Sowohl die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte als auch die landwirtschaftlichen Betriebsmittelpreise sind im Wirt- schaftsjahr 2019/20 (Juli 2019 bis Juni 2020) gegenüber dem Vorjahr im Mittel nahezu unverändert geblieben. Dabei waren die Ent- wicklungen bei den einzelnen Erzeugnissen und Betriebsmitteln sehr unterschiedlich. Erheblich unter Vorjahresniveau blieben im Wirtschaftsjahr 2019/20 die Erzeu- gerpreise für Kartoffeln und Getrei- de. Aber auch die Preise für Gemü- se, Rinder und Milch verfehlten das Vorjahresniveau deutlich. Durch die globale Knappheitssituation infolge Afrikanischer Schweinepest (ASP) lagen die Schweinepreise dagegen um fast ein Viertel über Vorjahresstand. Auch für Eier, Schafe, Raps und Obst erzielten die Landwirte im Durchschnitt des Wirtschaftsjahres höhere Preise. Auf der Betriebsmittelseite stiegen vor allem die Preise für Dünge- mittel und Strom sowie für die Anschaffung und Unterhaltung von Maschinen und Gebäuden. Dage- gen verbilligte sich der Einkauf von Treibstoffen und Futtermitteln deutlich. 219
07 Internationale Agrarentwicklung 7.1 Agrarpreise und Agrarrohstoffmärkte Wirtschaftsjahr 2020/21 beginnt mit Druck auf die Erzeugerpreise Seit Beginn des Jahres 2020 haben die landwirtschaftlichen Erzeu- gerpreise kräftig nachgegeben. Im ersten Quartal des laufenden Wirtschaftsjahres 2020/21 lag das landwirtschaftliche Erzeugerpreis- niveau um gut 6 Prozent unter dem Vorjahresstand. Starke Ein- brüche sind bei den Kartoffel- und Schweinepreisen zu verzeichnen. Aber auch die Erzeugerpreise für Geflügel und Milch blieben hinter dem Vorjahresstand zurück. Da- gegen erzielten die Landwirte für Obst deutlich mehr. Auch konnten sich die Getreide-, Raps-, Jungbul- len- und Eierpreise im Jahresver- gleich etwas erholen. Die Betriebs- mittelpreise veränderten sich im Jahresvergleich im Mittel kaum. Während Energie- und Schmierstof- fe sowie Düngemittel im Juli 2020 deutlich günstiger zu haben waren als ein Jahr zuvor, verteuerten sich vor allem Maschinen und Bauten. AMI-Agrarrohstoff-Index mit Abwärtstendenz Auch der Agrarrohstoff-Index der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) für die 13 wichtigsten in Deutschland erzeugten Agrarpro- dukte zeigte im Jahresverlauf 2020 insgesamt eine deutliche Abwärts- tendenz. Zu dieser Entwicklung hat vor allem der Einbruch der Schweinepreise beigetragen. Im November 2020 lag der AMI-Index mit 124 Punkten deutlich unter 220
7.1 Agrarpreise und Agrarrohstoffmärkte 07 Internationale Agrarentwicklung dem entsprechenden Vorjahres- stand (- 8 Prozent). Überwiegend positive Preis- tendenz bei wichtigen Agrar- rohstoffen Der FAO-Preisindex für die wich- tigsten weltweit gehandelten Agrarrohstoffe konnte im Oktober 2020 im fünften Monat in Folge einen Zuwachs verzeichnen. Mit 100,9 Punkten erreichte der Index im Oktober 2020 einen Stand, der um gut 3 Prozent über dem Stand des Vormonats und um 6 Prozent über dem entsprechenden Vorjah- reswert lag. Milch, Getreide, Zucker und pflanzliche Öle zeigten ähnlich positive Entwicklungen. Lediglich die internationalen Fleischpreise standen relativ stark unter Druck. Im Jahresvergleich beläuft sich der Rückgang der globalen Fleischprei- se auf fast 11 Prozent. Prognostiziert werden nominal steigende, aber real fallende Agrarpreise FAO und OECD gehen in ihrer Landwirtschaftsprognose bis zum Jahr 2029 davon aus, dass ein Wachstum in der pflanzlichen Erzeugung vor allem durch stei- gende Erträge und in der Fleisch- und Milchproduktion sowohl über höhere Tierbestände als auch über verbesserte Tierleistungen stattfin- den wird. Die globale Nachfrage nach Nahrungsmitteln dürfte in den kommenden Jahren bis 2029, auf Kalorienbasis gemessen, um 15 Prozent zulegen. Weiter gehen FAO 221
07 Internationale Agrarentwicklung 7.1 Agrarpreise und Agrarrohstoffmärkte und OECD in ihren Projektionen Rohstoff- und Energiepreise. davon aus, dass das globale Agrar- Wachsende Handelskonflikte und Starker Nachfragezuwachs preisniveau nominal ansteigen zunehmende Unsicherheiten durch in aufstrebenden Volkswirt- wird, aber unter Berücksichtigung geopolitische Risiken dämpfen das schaften der Inflation (real) sinken oder Weltwirtschaftswachstum und da- Mit steigenden Einkommen in stagnieren wird. mit den internationalen Handel mit den aufstrebenden Volkswirt- schaften geht ein starker Nach- Agrarprodukten zusätzlich. Der In- fragezuwachs von Fleisch, Fisch Effekte der schwächelnden ternationale Währungsfonds (IWF) und Geflügel, aber auch von Welt-Konjunktur rechnet in seiner Prognose aus Obst, Gemüse und Zucker einher. Oktober 2020 für das Jahr 2020 mit Um diesen decken zu können, Die globalen Preise landwirtschaft- einem Schrumpfen der weltweiten werden steigende Mengen an licher Rohstoffe hängen auch vom Wirtschaftsleistung um 4,4 Prozent. Futtermitteln, insbesondere grobkörnigem Getreide und Wetter ab. Rekord- oder Missernten 2021 soll die Weltwirtschaft dann proteinhaltigen Nahrungsstoffen fallen relativ stark ins Gewicht. Ge- wieder um 5,2 Prozent wachsen. benötigt. meinsam aber ist allen Rohstoffen, dass ihr Verbrauch an die wirt- Volatilere Agrarpreise in der EU schaftliche Entwicklung gekoppelt ist, wenn auch bei Metallen und Seit dem Abbau der EU-Agrarpreis- mineralischen Rohstoffen stärker stützung werden die heimischen aus. Bei Milch dagegen sind die als bei Nahrungsmitteln. Außerdem Erzeugerpreise von der Situation Schwankungen weiterhin groß. besteht ein Zusammenhang zwi- auf den internationalen Agrar- Vor diesem Hintergrund gewinnen schen den globalen Energie- und märkten geprägt. Infolgedessen Preisabsicherungsinstrumente wie Nahrungsmittelpreisen, nicht nur haben sich die Preisschwankungen Warenterminmärkte für Anbieter bei Bioenergie, sondern auch durch (Volatilitäten) an den europäischen und Käufer von Agrarrohstoffen die energieabhängige Erzeugung Agrarmärkten in den letzten Jah- an Bedeutung. Landwirte sichern landwirtschaftlicher Produkte. ren deutlich erhöht. Preisschwan- sich im Vorfeld der Ernte vor allem Angesichts der schwächelnden kungen an den europäischen über Vorkontrakte ab, denen Wa- Welt-Konjunktur infolge der Coro- Getreidemärkten fallen in den rentermingeschäfte des Handels na-Pandemie erwarten Analysten letzten Jahren auf Grund reichli- zugrunde liegen. tendenziell keine steigenden cher Versorgung etwas geringer 222
7.1 Agrarpreise und Agrarrohstoffmärkte 07 Internationale Agrarentwicklung Preisabsicherung durch Vorkontrakte Bei der Vermarktung von Getrei- de und Raps nutzen viele Land- wirte Vorkontrakte zur Preis- absicherung. Nach Ergebnissen des Konjunkturbarometer Agrar gaben im März 2020 43 Prozent der Verkaufsgetreide anbauen- den Landwirte an, Vorkontrakte mit Abnehmern wie Handel und Mühlen über ihre anste- hende Ernte oder Teile davon abgeschlossen zu haben oder zu planen. Der entsprechende Wert für die Raps anbauenden Betriebe lag im März 2020 bei 64 Prozent. Sinkender Dollarkurs dämpft immer noch gut 5 Prozent mehr EU-Agrarexport in Drittländer als im November 2019. Damit sind Exporte in den US-Dollarraum et- Einfluss der Finanzmärkte auf Der globale Handel mit Agrarpro- was teurer, Importe dagegen etwas die Agrarmärkte dukten wird nicht nur durch An- billiger geworden. gebot und Nachfrage beeinflusst. Kapitalanleger suchen auch auf Erhebliche Bedeutung haben auch Zusammenhang zwischen den Rohstoffmärkten nach ren- die Wechselkurse. Der internati- Energie- und Agrarpreisen tierlichen Anlagemöglichkeiten. onale Agrarrohstoffhandel wird Begünstigt wird diese Entwicklung überwiegend auf US-Dollar-Basis Die Entwicklung der Getreide-, durch ein niedriges Zinsniveau abgewickelt. Eine Euro-Stärke ge- Ölsaaten- und Zuckerpreise steht bzw. eine lockere Geldpolitik der genüber dem US-Dollar wirkt sich in einer Wechselbeziehung zu der Notenbanken in vielen Industrie- auf die deutschen Exportgeschäfte kaufkräftigen Nachfrage nach ländern, die die Konjunktur ankur- negativ aus, da die Unternehmen Nahrungsmitteln und der Nachfra- beln soll. Wie zahlreiche wissen- teurer auf dem Weltmarkt anbie- ge nach Bioenergie, die wiederum schaftliche Studien belegen, kön- ten. Die Importe von Rohstoffen vor allem vom Rohölpreis abhängt. nen spekulative „Blasen“ an den und Gütern verbilligen sich dage- Hohe Energiepreise stützen also Terminmärkten („Preisübertreibun- gen, was sich entlastend auf die die Weltagrarpreise, besonders gen“) in der Regel nur dann entste- Produktionskosten auswirkt. Im bei Getreide, anderen pflanzlichen hen, wenn in den von Angebot und Laufe des Jahres 2020 hat der Euro Rohstoffen und auch bei Holz. Nachfrage bestimmten Börsen- gegenüber dem US-Dollar an Wert Niedrige Energiepreise führen plätzen keine ausreichende Markt- gewonnen. Lag der Kurs Anfang tendenziell zu einem Druck auf die transparenz gegeben ist. Bislang des Jahres 2020 bei 1,12 US-Dollar/ Agrarpreise. konnten derartige Marktverzerrun- Euro, waren es im September 2020 Der Ausbau der Bioenergie bzw. gen an den Agrarterminmärkten 1,19 US-Dollar/Euro. Im November der nachwachsenden Rohstoffe nicht nachgewiesen werden. 2020 fiel der Wert wieder etwas bietet den Landwirten Chancen auf 1,17 US-Dollar/Euro. Das waren für eine alternative Vermarktung 223
07 Internationale Agrarentwicklung 7.1 Agrarpreise und Agrarrohstoffmärkte gen, dass bei der Biokraftstoffer- zeugung zu einem hohen Anteil pflanzliche Nebenprodukte (Ge- treide: circa 40 Prozent Schlempe; Raps: circa 60 Prozent Schrot) anfallen, die als Futtermittel Ver- wendung finden und damit die Netto-Inanspruchnahme von Flä- chen für Energiezwecke etwa um die Hälfte kleiner ausfallen lassen. Nach Einschätzung des Internatio- nalen Getreiderates (IGC) werden im Wirtschaftsjahr 2020/21 gut 16 Prozent der Weltgetreideernte (ohne Reis) für die Erzeugung von Ethanol und Stärke genutzt. 45 Pro- zent der Weltgetreideernte werden zu Futterzwecken eingesetzt. „Spekulation“ verantwortlich für Hunger in der Welt? Wissenschaftliche Analysen kom- men zu dem Schluss, dass „Speku- lation“ nicht den oft behaupteten Einfluss auf das Preisgeschehen am Weltmarkt hat. Analysten sehen die fundamentalen Nachfrage- und Angebotstrends bei Agrarrohstof- fen als entscheidend an. Hunger und Armut sind häufig Folge von schlechter Regierungsführung, Korruption, Bürgerkriegen, Wetter- ihrer Erzeugnisse. Die Preise am 5 Prozent der Weltackerfläche extremen, Marktabschottung und Energiemarkt bilden grundsätzlich für Biokraftstoffe unzureichenden Eigentums- und die Preisuntergrenze für landwirt- Nutzungsrechten. Verstärkt wird schaftliche Produkte. Durch die Von der gesamten weltweiten der Hunger durch die Folgen des Koppelproduktion, z.B. bei Raps für Landfläche sind 1,5 Milliarden Klimawandels. Die Agrarmärkte in Biodiesel und für Rapsschrot-Fut- Hektar Ackerland. 5 Prozent davon den ärmeren Ländern sind oft we- termittel, wird die Anfälligkeit der oder rund 80 Millionen Hektar nig funktionsfähig. Dazu gehören Verarbeitungskette gegen Preis- werden für den Anbau von Energie- vor allem schlechte Infrastrukturen schwankungen gemindert. pflanzen wie Getreide, Ölpflanzen und abgeschottete Märkte. So ist und Zuckerrohr/Zuckerrüben zum Beispiel in Afrika nur 15 Pro- genutzt. Dabei ist zu berücksichti- zent des Handels innerafrikanisch. 224
7.1 Agrarpreise und Agrarrohstoffmärkte 07 Internationale Agrarentwicklung Zum Vergleich: In Europa werden 70 Prozent der Waren innerhalb der EU gehandelt. Zahl der Hungernden weiter angestiegen Die FAO definiert Unterernährung als die Aufnahme von zu wenig Kalorien, die jeder Mensch für ein gesundes und produktives Leben benötigt. In 2019 traf das auf fast 690 Millionen Menschen oder rund 9 Prozent der Weltbevölkerung zu. Das waren 10 Millionen mehr als in 2018 und 60 Millionen mehr als fünf Jahre zuvor. Nach vielen Jahren des Rückgangs nimmt die Zahl der Hungernden seit 2014 wieder zu. Nach Schätzungen der FAO dürfte die Zahl der chronisch hungernden Menschen in 2020 auf Grund der Corona-Pandemie um etwa 130 auf 820 Millionen angestiegen sein. Zusammen ha- ben zwei Milliarden Menschen, ein Viertel der Weltbevölkerung, keinen regelmäßigen Zugang zu sicheren, nährstoffreichen und ausreichenden Lebensmitteln. Dem stehen etwa 1,9 Milliarden Menschen gegenüber, die als über- gewichtig gelten, davon fast 700 Millionen als fettleibig. Hungerbekämpfung durch höhere Produktivität der Land- wirtschaft für notwendig. Das Wachstum der Ressourcenverbrauch zu produ- Weltwirtschaft habe dazu geführt, zieren, wird eine weitere Moderni- Zur Verbesserung der Welternäh- dass sich die Menschen mehr Le- sierung und Professionalisierung rungssituation hält die FAO eine bensmittel leisten und Landwirte der Landwirtschaft in den Entwick- nachhaltige Intensivierung der mehr Geld in moderne Agrartech- lungsländern gefordert. Gleichzei- Landwirtschaft und einen wachsen- nik investieren können. Um mehr tig geht es darum, die massiven den Handel mit Agrarprodukten Nahrungsmittel bei geringerem Nachernteverluste zu reduzieren 225
07 Internationale Agrarentwicklung 7.1 Agrarpreise und Agrarrohstoffmärkte und dabei in eine bessere Lager- Landwirten nach Auffassung der europäischen Landwirtschaft beim haltung zu investieren. Nicht zu- Wissenschaftler zwar zusätzliche Export und bei nachwachsenden letzt setzt eine erfolgreiche Land- einkommenswirksame Liquidität Rohstoffen. Der Weltagrarhandel wirtschaft Bodeneigentum, Zugang sichern, hätten allerdings kaum hat in den letzten Jahren kräftig zu Ausbildung, Märkten, Kapital Auswirkungen auf die Höhe der zugenommen. Nach FAO-Angaben und Betriebsmitteln ebenso voraus Produktionsmenge. Die Erzeugung hat sich der Weltagrarhandel von wie unternehmerische Freiräume werde im Gegenteil durch Agrar- 1995 bis 2018 auf 1,5 Billionen und die Möglichkeit der Landwirte, umweltmaßnahmen eher noch US-Dollar mehr als verdoppelt. sich politisch und wirtschaftlich gesenkt. EU-Ausfuhrbeihilfen sind unabhängig zu organisieren. seit Dezember 2015 abgeschafft. Bis 2050 Produktionssteigerung um die Hälfte GAP hat kaum noch Auswirkun- Europa bleibt ein global gen auf Entwicklungsländer wichtiger Versorger mit Agrar- Bis zum Jahr 2050 müsste die rohstoffen globale Agrarproduktion gegen- Die Gemeinsame Agrarpolitik über 2013 nach FAO-Angaben um (GAP) der Europäischen Union hat Der Anteil der Entwicklungs- und 50 Prozent gesteigert werden, nach Einschätzung von Wissen- Schwellenländer an der Weltagrar- wenn den Anforderungen der schaftlern nur relativ geringe nega- erzeugung und am Weltagrarhan- voraussichtlich auf 9,8 Milliarden tive wirtschaftliche Auswirkungen del wird nach FAO-Einschätzung Menschen ansteigenden Weltbe- auf Entwicklungsländer. Dazu künftig weiter wachsen. Für die völkerung und ihren wachsenden gehören nach Feststellung der Industrieländer wie die Länder der Bedürfnissen nachgekommen Stiftung Wissenschaft und Politik EU wird ebenso eine weitere, wenn werden soll. (SWP) fast nur noch die produkti- auch verlangsamte Steigerung der onsgekoppelten Direktzahlungen Agrarerzeugung erwartet. Mit ihrer Weitere Produktivitäts- (10 Prozent aller Direktzahlungen), hohen Produktivität und Effizienz steigerungen erforderlich die es in Deutschland nicht mehr werden sie nach Prognosen der gibt. Die meisten Unterstützungs- FAO weiter bedeutende Versorger Da die produktiven landwirtschaft- formen der GAP wie etwa die der Weltagrarmärkte bleiben. lichen Flächen kaum zunehmen von der Produktion entkoppelten Angesichts stagnierender Bevölke- werden, sind weitere Produktivi- Direktzahlungen oder spezielle rung und weitgehend gesättigter tätssteigerungen erforderlich. Die- Unterstützungsmaßnahmen für Nahrungsmittelmärkte in Europa se aber haben nach Analysen der benachteiligte Gebiete würden ergeben sich Marktpotenziale der FAO in den letzten Jahren deutlich 226
7.1 Agrarpreise und Agrarrohstoffmärkte 07 Internationale Agrarentwicklung nachgelassen. Gleichzeitig ist eine fast 24 Prozent als fossiles Grund- Weltweiter Agrarhandel effizientere Nutzung der knapper wasser in tiefen Gesteinsschichten kann Wasserstress mindern werdenden Ressource Wasser eingeschlossen. Nur etwa 0,3 Pro- angezeigt. Die Auswirkungen des zent des Süßwasservorkommens Durch den globalen Handel mit Nahrungsmitteln aus landwirt- Klimawandels verschärfen diese (ca. 100.000 km3) sind zugängliche schaftlicher Produktion lassen Knappheit. erneuerbare Süßwasserressourcen sich große Mengen Wasser ein- in Flüssen, Feuchtgebieten, Seen, sparen. Das zeigt eine Studie des Effiziente Nutzung der Böden und der Atmosphäre. Welt- Potsdam-Instituts für Klimafol- weit werden jährlich rund 4.000 genforschung (PIK). Wichtig für Ressource Wasser km³ Frischwasser entnommen. Die die Auswirkungen auf Knappheit ist danach vor allem die Herkunft Fast alles Wasser der Erde ist Süßwasserressourcen auf der Erde des Wassers. In der deutschen Salzwasser. Nur 2,5 Prozent oder sind räumlich wie zeitlich nicht Landwirtschaft wird zu 99 Prozent 35 Millionen km3 sind Süßwasser. gleichmäßig verteilt. In vielen Regenwasser genutzt. Dagegen Die größte Menge davon ist uner- Regionen der Welt ist das nutzbare wird in vielen südlichen Ländern reichbar: Drei Viertel sind als Eis Wasser schon heute limitierend hauptsächlich auf die Bewässe- rung bzw. Brunnenwasser zurück- und Schnee gebunden und weitere für die Entwicklung der Wirtschaft, gegriffen. gerade auch der Landwirtschaft. Besonders verschärft sich der Deutschland bei „virtuellem Wassermangel in den heutigen Tro- Wasser“ im Standortvorteil ckenregionen. Weitere Regionen stehen vor der Herausforderung Der Handel mit Agrarprodukten ist indirekt auch ein Handel zunehmender Wasserknappheit. ihre Notdurft im Freien. Nach dem mit virtuellem Wasser. Das ist Nach Einschätzung der UNESCO aktuellen UN-Weltwasserbericht jenes Wasser, das während der sind bis zum Jahr 2050 voraus- wird sich der globale „Wasser- Produktion eingesetzt wird. Der sichtlich 40 Prozent der globalen stress“ in den nächsten Jahren Wasserbedarf landwirtschaftli- Getreideproduktion von knapper noch deutlich verschärfen. cher Produkte variiert von Region werdenden Wasserreserven be- zu Region teilweise sehr stark. Um ein Kilo Getreide in Marokko droht. Kann die Ernährung der Welt- anzubauen, müssen etwa 2.700 bevölkerung sichergestellt Liter Wasser aufgewendet wer- „Wasserstress“ nimmt zu werden? den. Die gleiche Menge kann in Deutschland mit nur 520 Litern Fast die Hälfte der Weltbevölke- Inwieweit die Versorgung mit der Wasser hergestellt werden, wie Wissenschaftler des PIK vorrech- rung (4 Milliarden Menschen) lebt globalen Nachfrage Schritt halten nen. Es zeigt sich, dass nicht die nach dem UN-Weltwasserbericht kann, hängt insbesondere mit dem Menge des verbrauchten Wassers, 2020 in Gebieten, die mindestens globalen Bevölkerungswachstum sondern dessen Herkunft ent- einen Monat pro Jahr von Was- zusammen. Nach Projektionen der scheidend ist. In Indien oder im sermangel bedroht sind. Weltweit Vereinten Nationen (UN) wird die Mittleren Osten lässt sich durch den Import von Agrarprodukten haben aktuell 2,2 Milliarden Men- Weltbevölkerung von derzeit 7,6 Wasserknappheit verringern. In schen keinen Zugang zu sicherem (2018) auf 9,8 Milliarden Menschen Ländern Südeuropas hingegen Trinkwasser. 4,2 Milliarden Men- in 2050 ansteigen. Jährlich nimmt verstärkt der Export bei einer schen, also mehr als 55 Prozent die Weltbevölkerung um mehr Reihe von Produkten den Mangel der Weltbevölkerung, haben keine als 80 Millionen zu, was in etwa an dieser Ressource. sicheren Sanitäranlagen. Etwa 900 der Bevölkerung Deutschlands Millionen Menschen praktizieren entspricht. Die globale Nachfrage 227
07 Internationale Agrarentwicklung 7.1 Agrarpreise und Agrarrohstoffmärkte wird ebenso durch eine höhere Kaufkraft und geänderte Ernäh- rungsgewohnheiten geprägt. In den Schwellenländern ist mit einem weiter steigenden Konsum von höherwertigen Lebensmitteln wie Fleisch- und Milchprodukten sowie Obst und Gemüse zu rech- nen. Hinzu kommt eine tendenziell wachsende Verwendung von Agrar- rohstoffen für energetische und stoffliche Zwecke. Bislang hielt die Getreide- produktion mit dem Bevölkerungswachstum Schritt Die Weltgetreideproduktion (ohne Reis) ist in den letzten Jahrzehnten in etwa so stark gewachsen wie die Weltbevölkerung. Allerdings schwanken die Ernten von Jahr zu Jahr. Während sich die Anbauflä- che für Weizen und Futtergetreide in den letzten 30 Jahren insgesamt nur wenig verändert hat, sind die Hektarerträge um mehr als 70 Prozent gestiegen. Nach wissen- schaftlichen Studien würde die Weltproduktion an pflanzlichen Erzeugnissen ohne gezielten Ein- satz von Pflanzenschutzmitteln um ein Drittel niedriger ausfallen. 228
7.2 Agraraußenhandel 07 Internationale Agrarentwicklung 7.2 Agraraußenhandel EU-Außenhandel Die EU ist nach China der zweit- größte Exporteur der Welt Die Europäische Union (EU-27) ist mit 448 Millionen Menschen auch nach dem Austritt der Vereinigten Königreichs (67 Mio. Menschen) nicht nur der größte Binnenmarkt, sondern auch die zweitgrößte Han- delsmacht der Welt; der Anteil der EU-28 am Welthandel (bezogen auf den Export und ohne Berück- sichtigung des EU-Binnenhandels) betrug 2019 15,8 Prozent. Der Anteil Chinas am Welthandel lag bei 17,3 Prozent und der Anteil der USA bei entsprechend 11,4 Prozent. Die EU-Importe hatten 2019 einen Anteil am Welthandel von 15,3 Prozent (USA 17,1 Prozent, China 13,8 Prozent). EU-Handelsbilanz nahezu ausgeglichen Die Einfuhren und die Ausfuhren USA und China sind die wichtig- (300 Mrd. Euro bzw. 7 Prozent) der EU-28 aus Drittländern sind sten Handelspartner der EU und zu Russland (249 Mrd. Euro 2019 mit plus rund vier Prozent bzw. 6 Prozent). Bedingt durch fast gleich stark angestiegen. Diese Im Jahr 2018 blieben die Verei- hohe Energieeinfuhren betrug Entwicklung führte in der Außen- nigten Staaten (744 Mrd. Euro das Handelsdefizit der EU mit handelsbilanz zu einem Saldo bzw. 18 Prozent des gesamten Russland 2019 67 Milliarden Euro. von minus 18 Milliarden Euro. Im Warenverkehrs der EU) und China Mit China hatte die EU 2019 ein Vorjahr hatte die EU-Außenhan- (646 Mrd. Euro bzw. 16 Prozent) Handelsdefizit von 196 Milliarden delsbilanz ein Minus von rund 27 die zwei wichtigsten Handelspart- Euro. Gegenüber dem Vorjahr ist Milliarden Euro. ner der Europäischen Union, mit damit das Defizit um 11 Milliarden deutlichem Abstand zur Schweiz Euro gewachsen. Der traditionelle 229
07 Internationale Agrarentwicklung 7.2 Agraraußenhandel EU-Handelsbilanzüberschuss mit den USA stieg 2019 um 19 auf 155 Milliarden Euro. Deutschland im Weltagrar- handel die Nummer drei Sowohl bei den weltweiten Agrar- exporten als auch bei den weltwei- ten Agrarimporten nimmt Deutsch- land jeweils Rang 3 und damit eine Spitzenposition ein. Von den im Jahr 2019 weltweit exportierten Agrargütern im Gesamtwert von 1.780 Milliarden US-Dollar stamm- ten 4,6 Prozent aus Deutschland. Mehr Agrarprodukte außerhalb ihrer Grenzen vermarkteten 2019 nur die USA und die Niederlande. Brasilien mit weltweit größtem Exportüberschuss Verrechnet man Exporte und Im- porte miteinander, ergibt sich für Deutschland ein Agrarhandelsde- fizit von 16 Milliarden US-Dollar (2019). Damit steht Deutschland auf Platz 8 der größten Nettoim- porteure von Agrarprodukten. China, Japan und das Vereinigte Königreich haben weitaus größere Nettoimporte. Der bei weitem größte Nettoexporteur ist Brasilien. Dieses Land exportierte 2019 für 67 Milliarden US-Dollar mehr Agrar- güter als es importierte. Mit gro- ßem Abstand folgen in der Rang- liste der weltgrößten Agrar-Net- toexporteure Argentinien und die Niederlande. 230
7.2 Agraraußenhandel 07 Internationale Agrarentwicklung EU-Agrarhandelsbilanz im Plus bedeutender Exporteur vor allem entfällt auf Erzeugnisse, die nicht bei Getreide, Milch, Fleisch (jeweils oder kaum mit EU-Produkten kon- Auf Basis der WTO-Definition von einschließlich Verarbeitungser- kurrieren. Dazu gehören vor allem Agrareinfuhren und -ausfuhren, zeugnissen), aber auch von Bier, südländisches Obst und Gemüse die Fisch und Fischwaren nicht Wein und Spirituosen. Nach der sowie Kaffee, Kakao und Tee. berücksichtigt, hat die Europäische traditionellen nationalen Waren- Kommission für das Jahr 2019 klassifikation, bei der insbesondere EU-Agrarhandel in 2020 einen hohen EU-28-Außenhandels- auch der Handel mit Fisch und bilanzüberschuss bei Agrar- und Fischwaren Berücksichtigung fin- Nach Ergebnissen für die ersten Ernährungsgütern ermittelt. Die det, weist die EU-28 im Handel mit neun Monate des Jahres 2020 Einfuhren stiegen 2019 gegenüber Agrarprodukten allerdings einen (Januar bis September) sind die 2018 auf 119,3 Milliarden Euro (+ deutlich geringeren positiven Saldo Exporte der EU-27 gegenüber dem 2,5 Prozent), die Ausfuhren kletter- auf, der für 2019 mit 8,4 Milliarden entsprechenden Vorjahresstand ten auf mit 151,2 Milliarden Euro Euro veranschlagt wird. auf Grund der wirtschaftlichen (+ 10,0 Prozent). Dadurch nahm Folgen der Corona-Pandemie um das Außenhandelsplus auf 31,9 11 Prozent und die EU-Importe um EU für Entwicklungsländer ein Milliarden Euro deutlich zu. Nach 13 Prozent eingebrochen. China offener Absatzmarkt dem Austritt des Vereinigten König- blieb in den ersten neun Monaten reichs als großes Netto-Agrarim- Für die Entwicklungs- und Schwel- des Jahres 2020 Haupthandelspart- portland aus der EU wird sich die lenländer ist die EU im interna- ner der EU. Die Importe aus China positive EU-Agraraußenhandelsbi- tionalen Vergleich der offenste stiegen gegenüber dem entspre- lanz künftig noch deutlich vergrö- Absatzmarkt. Sie liefern in die EU chenden Vorjahreszeitraum um ßern. Die EU-Agrarimporte beru- zollfrei oder zu niedrigen Zollsät- knapp 5 Prozent an, während die hen vor allem auf beträchtlichen zen mehr Agrarprodukte als in die Exporte nach China unverändert Einfuhren an Gemüse, Obst (jeweils USA, Kanada, Japan, Australien und blieben. Im Handel mit den USA einschließlich Verarbeitungser- Neuseeland zusammen. Mehr als gingen sowohl die Exporte (- 10 zeugnissen) sowie an Futtermitteln, zwei Drittel der EU-Agrarimporte Prozent) als auch die Importe (- 11 Ölsaaten und Ölsaatenprodukten. und gut die Hälfte der EU-Agrar- Prozent) stark zurück. Hinzu kommen umfangreiche exporte werden mit den Entwick- Der im Gesamthandel enthaltene Importe an Kaffee, Tee, Fleischwa- lungs- und Schwellenländern getä- EU-Handel mit Agrar- und Ernäh- ren, Tabak und Kakao. Die EU ist tigt. Ein großer Teil der Einfuhren rungsgütern konnte sich in den 231
07 Internationale Agrarentwicklung 7.2 Agraraußenhandel ersten neun Monaten des Jahres 2020 dagegen eher festigen. Trotz Corona-Krise nahmen die Exporte der Agrar- und Ernährungsgüter gegenüber dem entsprechenden Vorjahresstand um 6 Prozent zu, während die entsprechenden Ein- fuhren um gut 3 Prozent zurückgin- gen. EU-Agrarexporte nach China sind in dem Neunmonatszeitraum von Januar bis September 2020 um etwa gut die Hälfte und damit besonders stark angestiegen. Außenhandel Deutschland Deutscher Außenhandel 2020 stark rückläufig Sowohl auf der Einfuhr- als auch auf der Ausfuhrseite ist der deut- sche Außenhandel 2019 leicht ge- wachsen. Mit einem wertmäßigen Umfang von 1.328 Milliarden Euro fielen die Ausfuhren gegenüber 2018 um 11 Milliarden Euro oder 0,8 Prozent höher aus. Noch etwas stärker legten 2019 die Einfuhren zu. Sie lagen mit 1.104 Milliarden Euro um gut 15 Milliarden Euro oder 1,4 Prozent über dem Stand des Vorjahres. Der positive Han- delsbilanzsaldo verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um 5 auf 224 Milliarden Euro. In 2020 zeichnet sich als Folge der Coro- na-Pandemie ein starker Rückgang des deutschen Außenhandels ab. Im Zeitraum Januar bis September 2020 gingen die Ausfuhren im Jahresvergleich um 11,7 Prozent und die Einfuhren um 9,3 Prozent zurück. 232
7.2 Agraraußenhandel 07 Internationale Agrarentwicklung Deutscher Agrarhandel im Aufwärtstrend Die deutschen Agrarexporte haben sich seit 2005 genau verdoppelt und seit der Wieder- vereinigung (1991) sogar mehr als vierfacht. Das Wachstum der Agrarimporte verlief dagegen etwas moderater. Rund ein Drittel der Gesamtproduktion der deutschen Landwirtschaft wird exportiert. 2009 lag dieser Anteil noch entsprechend bei einem Viertel. In der deutschen Ernährungswirtschaft liegt der Exportanteil ebenfalls bei einem Drittel. Positive Entwicklung des Agrarhandel in 2019 Der deutsche Außenhandel mit Gütern der Land- und Ernährungs- wirtschaft wies 2019 gegenüber dem Gesamthandel eine etwas stärkere Aufwärtsentwicklung auf. Die Agrarausfuhren stiegen um 3,3 Prozent auf 74,0 Milliarden Euro. Deutscher Agrarhandel bleibt mit einem Wert von 73,5 Milliar- Die Agrareinfuhren nahmen um 2,1 2020 trotz Corona relativ stabil den Euro den Vorjahreswert nur Prozent auf 87,1 Milliarden Euro knapp verfehlen. Die Agrarimporte zu. Im Ergebnis schloss die Agrar- Nach Angaben und Schätzungen dürften mit einem Wert von 89,6 handelsbilanz mit einem Defizit für den Zeitraum Januar bis Sep- Milliarden Euro um etwa 3 Prozent von 13,1 Milliarden Euro ab. Damit tember 2020 trotzt der deutsche höher ausfallen. hat sich das Defizit gegenüber dem Handel mit Agrar- und Ernäh- Vorjahr um 0,5 Milliarden Euro ver- rungsgütern den Auswirkungen ringert. Gemessen am deutschen der Corona-Pandemie. Die Exporte Außenhandel insgesamt hatten die gingen gegenüber dem entspre- Agrarausfuhren 2019 einen Anteil chenden Vorjahreszeitraum nur von 5,6 Prozent und die Agrar- um 0,6 Prozent zurück, die Importe einfuhren einen Anteil von 7,9 stiegen um 2,9 Prozent. Die deut- Prozent. schen Agrarexporte dürften 2020 233
07 Internationale Agrarentwicklung 7.2 Agraraußenhandel China (1,8 Mrd. €) die wichtigsten Lieferanten noch vor der Schweiz und dem Vereinigten Königreich (jeweils 1,6 Mrd. €) und der Türkei (1,5 Mrd. €). Deutscher Agrarhandel mit Drittländern dynamischer Besonders stark stieg 2019 der deutsche Agrarhandel mit Dritt- ländern an. Die Exporte dorthin nahmen gegenüber dem Vorjahr um fast 10 Prozent zu, während die Importe nahezu unverändert blieben. Der Agrarhandel mit den EU-Partnerstaaten entwickelte sich weniger positiv. Die Ausfuhren in die Partnerstaaten stiegen nur um gut 1 Prozent an. Die Einfuhren nahmen um 3 Prozent zu. Ähnlich sieht die Situation in 2020 aus. Im Zeitraum von Januar bis Septem- ber 2020 haben die deutschen Agrarausfuhren in Drittländer deut- lich zugenommen (+ 3 Prozent), während sie in die EU-Partnerstaa- ten etwas rückläufig waren (- 2 Pro- zent). Die deutschen Agrarein- fuhren aus Drittländern stiegen Deutscher Agrarexport steht Deutscher Agrarhandel über- weniger stark an (+ 2 Prozent) als für Ausfuhr von Qualitäts- wiegend mit EU-Partnerstaaten die Einfuhren aus den EU-Partner- produkten staaten (+ 4 Prozent). Deutschlands wichtigste Kunden Charakteristisch für den deutschen im Agrarhandel sind die EU-Länder. Handel mit Entwicklungslän- Agrarexport ist die Ausfuhr von 77 Prozent der gesamten Agrar- dern: Viel Import, wenig Export hochwertigen Veredlungserzeug- ausfuhren gingen 2019 in EU-Part- nissen. So sind Milch und Milcher- nerstaaten und 23 Prozent in Dritt- 70 Prozent der deutschen Agrar- zeugnisse, darunter vor allem Käse, länder. Beim Drittlandexport sind importe aus Drittländern stam- sowie Fleisch und Fleischwaren, China (2,4 Mrd. €), die Schweiz (2,1 men aus den Entwicklungs- und die herausragenden Produkte des Mrd. €) und die USA (2,0 Mrd. €) Schwellenländern, insgesamt 17,2 deutschen Agrarexportes. Qualität die wichtigsten Abnehmer. Bei den Milliarden Euro (gegenüber Vor- und Sicherheit sind wichtige Fakto- Drittlandimporten sind die USA (2,8 jahr - 0,6 Prozent). Importiert wer- ren im Export. Mrd. €), Brasilien (2,3 Mrd. €) und den in erster Linie Kaffee, Ölsaaten 234
7.2 Agraraußenhandel 07 Internationale Agrarentwicklung sowie Obst und Südfrüchte. Die Agrarexporte in die Entwicklungs- und Schwellenländer beliefen sich dagegen 2019 auf nur 7,2 Milli- arden Euro (gegenüber Vorjahr + 21,1 Prozent). Der traditionelle Einfuhrüberschuss mit den Ent- wicklungs- und Schwellenländern verringerte sich 2019 um 1,3 auf 10,0 Milliarden Euro. Hintergrund für diese Entwicklung sind die stark gestiegenen Agrarexporte nach China. Nur knapp 2 Prozent des deut- schen Agrarexports gehen nach Afrika entfielen 2019 6,9 Milliarden Euro Nach vorliegenden Ergebnissen Über 90 Prozent der deutschen auf Polen. Deutlich niedriger fielen der ersten neun Monate in 2020 Agrarexporte gehen in entwickelte die deutschen Agrarexporte nach nehmen die Agrarimporte aus Volkswirtschaften mit hohen Ein- Polen aus (4,6 Milliarden Euro). Russland um etwa 18 Prozent zu, kommen. Nach Afrika zum Beispiel während die Agrarexporte nach gingen 2019 nur 1,9 Prozent der Agraraußenhandel mit Russ- Russland um gut 4 Prozent zurück- deutschen Agrarexporte im Wert land mit leichten Erholungs- gehen. von gut 1,4 Milliarden Euro. Le- tendenzen diglich 1,3 Prozent der deutschen Agrarhandel mit den USA 2020 Agrarexporte wurden in die Länder Nach Einführung des Import-Em- deutlich rückläufig Sub-Sahara Afrikas ausgeführt, nur bargos im August 2014 sind die 0,5 Prozent in die am wenigsten deutschen Agrarausfuhren nach Im Drittlandhandel sind die USA entwickelten Länder (LDC). Russland stark eingebrochen. Sie zusammen mit Brasilien die bedeu- fielen in 2015 und 2016 auf ein tendsten Lieferanten von Agrar- EU-Erweiterung hat deutschen Niveau von unter 0,9 Milliarden und Ernährungsgütern. Die deut- Agrarhandel beflügelt Euro im Jahr. 2019 konnten sich schen Agrarimporte aus den USA die deutschen Agrarexporte nach stiegen 2019 wertmäßig auf 2,8 Der EU-Beitritt der elf osteuropä- Russland weiter leicht erholen (+ 3 Milliarden Euro (gegenüber dem ischen Länder sowie von Malta Prozent). Der Export von Milch- und Vorjahr plus 6 Prozent). Die deut- und Zypern hat den deutschen Fleischprodukten sowie anderer schen Agrarausfuhren in die USA Agrarhandel deutlich belebt. Agrar- und Ernährungsgüter ist betrugen 2,0 Milliarden Euro (+ 6 Deutschland führte 2019 aus den aber weiterhin blockiert. Die Agrar- Prozent). Auf Basis der Angaben für EU-Beitrittsländern Agrar- und importe aus Russland spielen eine die Monate Januar bis September Ernährungsgüter im Wert von 11,3 vergleichsweise geringe Rolle. Sie 2020 geht der Agrarhandel mit den Milliarden Euro ein und im glei- nahmen 2019 zwar um 4 Prozent USA sowohl auf der Export- als chen Umfang aus. Bei den Agrarim- zu, sind aber mit 315 Millionen auch auf der Importseite deutlich porten aus den 13 Beitrittsländern Euro vergleichsweise bescheiden. zurück (- 5 bzw. - 7 Prozent). 235
07 Internationale Agrarentwicklung 7.2 Agraraußenhandel Vereinigtes Königreich ist für Deutschland ein wichtiges Absatzland für Agrargüter Die Exporte der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft in das Vereinigte Königreich beliefen sich 2019 auf 4,7 Milliarden Euro, das entspricht einem Anteil an den gesamten Agrarexporten von gut 6 Prozent. Die Agrarimporte aus dem Vereinigten Königreich nach Deutschland betrugen 2019 1,6 Milliarden Euro. Mit 3,1 Milliarden ist das Vereinigte Königreich für Deutschland das Land mit dem größten Nettoagrarexport-Saldo. Nach Handelszahlen für die Mona- te Januar bis September 2020 sind die deutschen Agrarausfuhren in das Vereinigte Königreich leicht (- 2 Prozent) und die Agrareinfuh- ren aus dem Vereinigten König- reich stark (- 14 Prozent) zurück- gegangen. Fleischwaren, Backwaren und Milchprodukte sind wichtige Exportgüter Von Bedeutung ist der Agrarex- port Deutschlands in das Verei- nigte Königreich vor allem bei Fleischwaren (698 Mio. Euro in 2019), Backwaren (628 Mio. Euro) Starke Steigerung der Agrar- einen Wert von 2,4 Milliarden Euro und Milchprodukten (525 Mio. exporte nach China (+ 59 Prozent). In den ersten neun Euro). Umgekehrt ist das Vereinigte Monaten des Jahres 2020 stiegen Königreich vor allem bei Spirituo- In 2019 sind die deutschen Agrar- die Agrarexporte nach China noch sen ein bedeutender Lieferant nach exporte nach China auf Grund weiter stark an, und zwar um rund Deutschland (377 Mio. Euro). höherer Ausfuhren an Schwei- ein Drittel. Dann kam es wegen des nefleisch, aber auch an Milch- ASP-Ausbruchs zum Exportstopp produkten kräftig gestiegen. Das von deutschem Schweinefleisch. Exportvolumen erreichte 2019 236
7.2 Agraraußenhandel 07 Internationale Agrarentwicklung EU strebt weitere Handels- abkommen an Die EU verhandelt derzeit mit vielen Ländern über Freihandelsab- kommen. Dabei liegt ein Schwer- punkt auf asiatischen Ländern. Mit Japan und Kanada traten Handels- abkommen bereits in Kraft. Mit den Mercosur-Staaten, Vietnam, Singa- pur sind Abkommen ausverhandelt. Mit zwei Gruppen afrikanischer Länder wurden Partnerschaften ge- schlossen (bisher AKP-Vereinbarun- gen). Intensive Verhandlungen lau- fen mit Australien und Neuseeland. Eine Aktualisierung bestehender Handelsabkommen wird mit Mittel- meeranrainern (Marokko, Tunesien, Ägypten, Jordanien), Südafrika, Chile und Mexiko angestrebt. 237
Anhang Stichwortverzeichnis Ackerbau, -fläche 53, 125, 168 - Wirtschaft 26-33 Agrarerzeugung 98, 164-217 - Welternährung 225-228 Agrargenossenschaften 90, 161 Erneuerbare Energien 48-51 Agrarhandel, siehe Außenhandel Ernte 167-170 Agrarpreise/-entwicklungen 20, 151, 164-217 Erwerbstätige 8-10, 16, 94-97 Agrarsektor 7-15, 73-103, 162 Erzeugerpreise 24, 44, 46, 165-212 Agrarstrukturen Europäische Union - Deutschland 73-103 - Agrarausgaben 111-117 - Förderung 128-131 - Außenhandel 229-233 Agrarumweltprogramme 122-127, 152 - Direktzahlungen 118-127 Agribusiness 8-9 - Haushalt 111-117 Alterssicherung der Landwirte 136 - Ländliche Entwicklung 128-131 Altersstruktur 96, 102 - GAP-Reform 118-127 Anlagevermögen 73, 149 Exporte, siehe Außenhandel Arbeitskräfte 10, 13, 94-97, 101 Arbeitsproduktivität, -zeiten 10-11 Flächennutzung 53-55 Ausbildung 101-102 Flächenverlust 54 Außenhandel / Agrarhandel 229-237 Fleischerzeugung 185-211 Forstwirtschaft 104-109 Berufsbildung 101 Fremdkapital 75, 148-161 Betriebsgrößen/-formen 81-93 Futtermittel 214-219 Betriebsmittel/-preise 8, 219-224 Betriebe 81-93 Geflügel 24, 91, 201-204 Bewässerung 58 Gemeinschaftsaufgabe GAK 134 Bioenergie 48-51 Getreide 167-174 Boden 56-59, 75-80 Brauereien 31 Handel Buchführungsergebnisse 148-161 - siehe Außenhandel Bundeshaushalt 132-135 Haupterwerbsbetriebe 90-93, 148-159 Haushalt, siehe auch Europäische Union CO2-Emissionen 62-65 - Agrarhaushalt Deutschland 132-135 Cross Compliance 123 - EU-Haushalt 111-117 Direktzahlungen 116-127 Image der Landwirtschaft 15 Diesel, Biodiesel 51, 137 Investitionen 8, 144-146, 156 Discounter 32-34 Düngung/Düngemittel 60 Juristische Personen 90 Eier 24-25, 36-37, 204-205 Kapitalintensität 75 Energie Kartoffeln 25, 181 - Pflanzen 49 Kaufkraft 24 - Preise 51, 212 Klimaschutz 62-71 Ernährung Konjunkturbarometer Agrar 142-147 - Verhalten 35-41 Konsumausgaben 20-25, 32-41 238
Anhang Landwirtschaftliche Gesamtrechnung 162 Schweine, Landtechnik 11 siehe auch Vieh, Fleisch 85-87, 153 Langfristvergleiche 16-19 Selbstversorgungsgrad 17, 25 Ländlicher Raum 12 Strukturförderung, siehe Europäische Union Lebensmittelhandel 32-41 Strukturwandel 16-18, 81-90 Marktanteile 98 Tierhaltung 39, 83-89, 187-213 Milch und Milcherzeugnisse 22, 25, 29, 152, 205-213 Mühlen 30 Unternehmensergebnisse 148-160 Urlaub auf dem Bauernhof 14-15 Nachwachsende Rohstoffe 48-50 Nahrungsmittel Verbraucherpreise 20-25 - Ausgaben, -preise 20-25 Verbrauchertrends 33-41 - Pro-Kopf-Verbrauch 25 Vorleistungen 7-8, 161, 153 Nebenerwerbsbetriebe 90-93, 160 Nitrat 60 Wein 184 Weltagrarmärkte 165-211, 219-224 Obst u. Gemüse 182-185 Wertschöpfung 7-9, 161 Ökologischer Landbau 42-47 Wetterextreme 66-71 Ölsaaten 174-178 Zucker 31, 179-181 Pachtmarkt 76-80 Zweite Säule der EU-Agrarpolitik 128-131 Pflanzliche Erzeugung 167-186 Pflanzenschutzmittel 8, 60 Produktionswert 7-9, 161 Raps174-178 Rinder, siehe auch Vieh, Fleisch 83-85, 153 Bildnachweis Gerd Altmann (pixabay) Seiten 110, 140 (Eurobanknoten) Roy Buri (pixabay) Seite 164 Gero Breloer Seite 3 Albrecht Fietz (pixabay) Seite 52 Ioannis Ioannidis (pixabay) Seite 72 marzena_p (pixabay) Seite 6 Sasu Tipchai (pixabay) Seite 218 Siggi Nowack (pixabay) Seite 74 239
Sie können auch lesen