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Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr Siedlungsentwicklung und Mobilität Arbeitsblätter für die Bauleitplanung Materialien 8
Siedlungsentwicklung und Mobilität Auftraggeber Stufe 1 Arbeitsgemeinschaft „Nachhaltige Siedlungsentwicklung“ bestehend aus Garching b. München Germering Haar Karlsfeld München Neubiberg Oberhaching Oberschleißheim Pullach Unterschleißheim Auftraggeber Stufe 2 Aying Bergkirchen Erding Geretsried Karlsfeld Odelzhausen Pfaffenhofen a. d. Glonn Sulzemoos Zorneding Bearbeitung und Baustein Siedlungsentwicklung inhaltliche Verantwortung Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München – Geschäftsstelle Dipl.-Geogr. Susanne Bauer Dipl.-Ing. Birgit Kastrup Baustein Verkehr Münchner Verkehrs- und Tarifverbund MVV Dr. Markus Haller Dipl.-Geogr. Alfred Ismair Dipl.-Ing. Jörg Martin Baustein Kostentransparenz Büro Gertz Gutsche Rümenapp Prof. Dr.-Ing. Carsten Gertz Dr.-Ing. Jens-Martin Gutsche Dipl.-Ing. (FH) Stefanie Schoubye München 2011
SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND MOBILITÄT MODELLPROJEKT Die Siedlungsentwicklung in der Re- der ÖPNV-Erschließung, die Sied- gion München ist seit vielen Jahren lungsflächenpotenziale im Umfeld durch starken Einwohner- und Ar- des schienengebundenen ÖPNV so- beitsplatzzuwachs vor allem im Um- wie Daten zu bestehenden Arbeits- land der Stadt München geprägt. platzkonzentrationen, zu Standorten Nach den aktuellen Prognosen wird großflächigen Einzelhandels sowie auch in Zukunft sowohl für die Stadt Freizeit- und Erholungseinrichtungen München als auch das Umland mit mit überörtlicher Bedeutung syste- einem weiteren Anstieg zu rechnen matisch erfasst und in Beziehung sein. Diese Zuwächse werden auch gesetzt. Zudem wurden die Wohn- zu einer Zunahme der Zahl und Län- und Mobilitätskosten ermittelt. ge der zurückgelegten Wege und damit zu einem weiteren Zuwachs In Stufe 2 lag der Fokus auf der an motorisiertem Individualverkehr kommunalen Ebene und den öffent- (MIV) und Öffentlichem Nahverkehr lichen Haushalten. Anhand von 9 (ÖPNV) führen. exemplarisch ausgewählten Städten und Gemeinden wurden integrierte, Vor diesem Hintergrund initiierten ortsspezifische Handlungsansätze die Landeshauptstadt München zu- im Bereich Siedlungsentwicklung sammen mit den 8 Gemeinden des und Mobilität erarbeitet und die Kos- „MORO-Arbeitskreises Nachhalti- tenrelevanz von Standortentschei- ge Stadtentwicklung“ das Projekt dungen untersucht. „Siedlungsentwicklung und Mobilität (SuM)“. Die Untersuchung wird als Konkretes Ziel des Projekts war modellhafte Planung von der Obers- es, die Zusammenhänge von Sied- ten Baubehörde und der Regierung lungsentwicklung, schienengebun- von Oberbayern gefördert. denem Personennahverkehr (SPNV) und den finanziellen Wirkungen von Das Projekt besteht aus 3 sich er- entsprechenden privaten und öffent- gänzenden Bausteinen, die von un- lichen Entscheidungen darzustellen terschiedlichen Institutionen bear- und damit günstige Voraussetzun- beitet wurden: gen für eine auf den Umweltverbund orientierte Mobilität, eine langfristig Baustein 1: bezahlbare Siedlungsstruktur und Siedlungsentwicklung (Planungsver- damit auch eine Reduzierung des band Äußerer Wirtschaftsraum Mün- Flächenverbrauchs zu schaffen . Die chen) Ergebnisse bilden eine Entschei- Baustein 2: dungsgrundlage für die Weiterent- Mobilität (Münchner Verkehrs- und wicklung des schienengebundenen Tarifverbund GmbH (MVV) ÖPNV sowie für eine nachhaltige, Baustein 3: am SPNV orientierte Siedlungsent- Kostentransparenz bei Wohn- und wicklung. Sie richten sich an die Mobilitätskosten bzw. für die öffentli- Entscheidungsträger in Region und chen Haushalte (Büro Gertz Gutsche Kommunen, an die Maßnahmenträ- Rümenapp). ger des öffentlichen Verkehrs sowie die privaten Haushalte. Das Arbeits- Die Bearbeitung erfolgte in 2 Stufen: blatt erläutert die Vorgehensweise in Der Schwerpunkt der Stufe 1 lag auf den einzelnen Bausteinen und zeigt der regionalen Ebene und den priva- beispielhaft Arbeitsschritte und Er- ten Haushalten. Hier wurden für den gebnisse, die auch anderen Städten Untersuchungsraum - dieser um- als Vorbild dienen können. fasst den MVV-Verbundraum plus die Region München - die Qualität 3
SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND MOBILITÄT - STUFE 1 BAUSTEIN SIEDLUNGSENTWICKLUNG ARBEITSPROGRAMM Erhebung von Flächenpotenzialen und wichtigen Verkehrszielen Im Baustein Siedlungsentwicklung wurden die unbebauten Flächenpo- tenziale im Untersuchungsgebiet im 1 bzw. 2 km Umfeld von Bahnhalte- punkten für den MVV-Verbundraum plus die Region München erhoben. Ziel war es zu erkennen, wieviel Fläche nach derzeitigem Stand der kommunalen Flächennutzungspla- nung im Umfeld von Haltestellen für eine Siedlungstätigkeit zur Verfü- gung steht. Außerdem wurden wichtige vorhan- dene Verkehrsziele i.S. von Arbeits- Abbildung 1: Leerbauflächen im Umfeld von Bahnhaltepunkten differenziert nach Nutzungsart (ohne LH München) platzschwerpunkten, großflächigem Einzelhandel sowie überörtlich be- deutsamen Freizeitzielen erfasst. Großes Wohnbauflächenpotenzial Das größte Flächenpotenzial bilden die Wohnbauflächen mit insgesamt rd. 1.223 ha. Nahezu alle 100 be- trachteten Gemeinden mit Schienen- anschluss im Untersuchungsraum haben haltestellennahe Wohnbauflä- chenpotenziale, nur in sechs Kom- munen gibt es keine Flächen. Rund 60% der Wohnbauflächen liegen im 1 km Radius zu einem SPNV-Hal- völkerung in Anspruch genommen Misch- und Sonderbauflächenpo- tepunkt, befinden sich also in fuß- wird. tenziale eher untergeordnet läufiger Erreichbarkeit. Hinsichtlich Misch- und Sonderbauflächen sind des Umfangs der Potenziale gibt es Ein besonderes räumliches Vertei- insgesamt von eher untergeordne- zwischen den einzelnen Gemeinden lungsmuster der Wohnbauflächen- ter Bedeutung. Nur etwa die Hälfte große Unterschiede: die Bandbreite potenziale in Haltestellennähe (1 km aller Gemeinden haben überhaupt liegt zwischen 0,5 und 46 ha (im 1 Umkreis) ist nicht erkennbar. gemischte Bauflächenpotenziale in km Radius). der Nähe von Haltepunkten, ihr Flä- Großes Gewerbeflächenpotenzial chenumfang ist zudem gering. Hal- Unter Berücksichtigung unterschied- Gewerbliches Bauflächenpotenzial testellenahe Sonderbauflächen gibt licher Baudichten in Gemeinden im Umfeld von Bahnhaltepunkten es nur in 40 der 100 betrachteten unterschiedlicher Zentralitätsstufe besitzen 67 der 100 untersuchten Gemeinden. lassen sich auf diesen Flächen rd. Gemeinden. Auch hier gibt es eine 97.000 Einwohner unterbringen, da- große Bandbreite: der Umfang be- von rd. 57.000 im 1 km Radius und wegt sich zwischen rd. 0,5 ha und rd. 40.000 im 1-2 km Radius. Dabei 31 ha (im 1 km Radius). Auf den Flä- ist allerdings zu berücksichtigen, chen könnten rd. 103.000 Arbeits- dass ein Teil der Flächenpotenziale plätze entstehen, davon 49.000 im für die steigende Pro-Kopf-Wohn- 1 km Radius und 54.000 im 1-2 km flächennachfrage der Bestandsbe- Radius. 5
HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN Empfehlungen für die Regionalpla- nung Für die Regionalplanung wird z.B. die Aufnahme eines Grundsatzes im Regionalplan zur Berücksichti- gung von siedlungstypisch differen- zierten Baudichten im Umfeld von Bahnhaltepunkten angeregt. Zudem wird vorgeschlagen, den Stellenwert der SPNV-Erschließung als Beurtei- lungskriterium für Flächenauswei- sungen im Rahmen von Bauleitplan- verfahren deutlicher herauszustellen (Vorrang für Flächenausweisungen und Förderung baulicher Verdich- tung im Umfeld von Bahnhaltepunk- ten). Empfehlungen für die Kommunalpla- nung Abbildung 2: Wohnbauflächen in der Gemeinde im 1 km Radius um einen Bahnhaltepunkt Kommunen mit guter SPNV-Er- schließungsqualität wird u.a. emp- fohlen, - bei der Neuausweisung bzw. Umsetzung von Bauflächen halte- punktnahe Flächen vorrangig zu be- handeln, - standortangemessene Baudich- ten zu berücksichtigen, - Nachverdichtungspotenziale im Siedlungsbestand zu aktivieren, - attraktive Fuß- und Radwege zu den Haltepunkten und ein attraktives Bike + Ride-Angebot zu schaffen. Gemeinden, die nicht oder weniger gut durch den SPVN erschlossen sind, wird u.a. empfohlen, - eine generell eher behutsame Siedlungsentwicklung vorzuneh- men, - Bauflächen vorrangig an Bus- hauptachsen vorzunehmen, - die Nutzungsmöglichkeiten von Park + Ride auszuschöpfen. Abbildung 3: Gewerbeflächen in der Gemeinde im 1 km Radius um einen Bahnhaltepunkt 6
SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND MOBILITÄT - STUFE 1 BAUSTEIN MOBILITÄT ARBEITSPROGRAMM Ausgangspunkt ist die Bestands- botes durch das Verkehrsmittel und aufnahme des aktuellen und ge- die Fahrtenhäufigkeit bestimmt. Für planten ÖPNV-Angebotes im Un- eine schnelle Übersicht des örtli- tersuchungsraum. Anhand der chen ÖPNV-Standards wurden fünf ÖPNV-Angebotsqualität und des Qualitätsstufen gebildet, von denen Bodenpreisniveaus wurden Gemein- die ersten drei hauptsächlich die degruppen gebildet, die eine reprä- Anzahl der SPNV-Halte widerspie- sentative Auswahl von strukturähn- geln, während in Stufe 4 und 5 das lichen Gemeinden darstellen. Für Busangebot in Gemeinden ohne ausgewählte Gemeinden in den ein- SPNV bewertet wird. In der Korre- zelnen Gruppen wurde die räumliche lationsanalyse zeigt sich ein enger Abdeckung des ÖPNV-Angebotes Zusammenhang (0,8) zwischen analysiert. ÖPNV-Qualität und Modal Split. Be- sonders deutlich wird dies bei den Analyse der ÖPNV-Erschließung in Gemeinden mit Zughalt, bei reinen ausgewählten Gemeinden Busgemeinden ist der Zusammen- Um Aussagen über die ÖPNV-Er- hang nicht besonders ausgeprägt. schließung (also die räumliche Abde- Hier treten bei gleicher Fahrtenzahl ckung durch die Haltestellen) treffen sehr unterschiedliche Modal-Split- zu können, wurden Adressdaten aus Werte auf, die den jeweiligen örtli- der elektronischen Fahrplanauskunft chen Verhältnissen geschuldet sind des MVV zur geographischen Lage (z.B. Schülerverkehr). der Haltestellen in Bezug gesetzt. Dabei wurden folgende Einzugsra- dien um die Haltestellen verwendet: 1.000 Meter (fußläufig erreichbare Entfernung für einen SPNV-Halte- punkt), 1.500 Meter (erweiterte Er- reichbarkeit eines SPNV-Haltepunk- tes, z.B. mit einem Fahrrad) und 400 Meter (Einzugsbereich von Bushalte- stellen). Die Stadt Garching weist seit dem Ausbau der U-Bahnlinie U6 mit 85% die höchste Erschließungsquote im 1.000 Meter Bereich auf. Bei den Gemeinden ohne SPNV-Haltepunkt steht Finsing mit einer Abdeckungs- rate von nur knapp 50% innerhalb des 400 Meter Einzugsradius von Bushaltepunkten am Ende der Ta- belle. ANALYSE DER ÖPNV-QUALITÄT Fünf Qualitätsstufen Neben der räumlichen Erschließung wird die Qualität des ÖPNV-Ange- Abbildung 4: ÖPNV-Erschließung ausgewählter Gemeinden 7
Abbildung 5: ÖPNV-Qualität der Gemeinden im Untersuchungsraum - Anzahl der Fahrtmöglichkeiten nach München pro Tag BILDUNG STRUKTURÄHNLICHER aus der Clusterung wird ein direkter GEMEINDEGRUPPEN Zusammenhang zwischen Boden- preis und ÖPNV-Qualität deutlich, Deutlicher Zusammenhang zwi- indem die Randcluster (hoher Bo- schen ÖPNV-Qualität und Boden- denpreis/niedrige ÖPNV-Qualität preis sowie PKW-Besatz und vice versa) nicht besetzt sind. Für die weiteren Untersuchungen Ganz deutlich zeigt sich außerdem zum Zusammenhang von Wohn- der Zusammenhang zwischen ÖP- und Mobilitätskosten wurde eine NV-Qualität und PKW-Besatz, der Zusammenfassung strukturähnlicher ebenfalls ein wichtiger Parameter für Gemeinden im Untersuchungsge- die Berechnung der Mobilitätskos- biet vorgenommen. Maßgebliche ten und insbesondere in Gemeinden Faktoren für die Einteilung waren die ohne SPNV-Anbindung erheblich ÖPNV-Qualität und die jeweiligen höher ist. Bodenpreise, für die ebenfalls drei Gruppen gebildet wurden. Bereits 8
SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND MOBILITÄT - STUFE 1 BAUSTEIN KOSTENTRANSPARENZ BEDEUTUNG DER MOBILITÄTS- S-Bahn-Gemeinden und dem Ach- KOSTEN BEI DER STANDORT- senzwischenraum durch die an den WAHL PRIVATER HAUSHALTE jeweils periphereren Standorten zusätzlich auftretenden Mobilitäts- Ist ein Wohnen im Umland wirklich kosten deutlich nivelliert werden. billiger? Beispielhaft verdeutlicht dies Abbil- Privathaushalte achten in der Phase dung 6 für einen Haushalt mit zwei der Wohnstandortentscheidung vor- Erwachsenen und einem Schulkind, rangig auf die Wohnkosten. Eine Fol- der zur Miete in einer Doppelhaus- ge dieser Orientierung an niedrigen hälfte wohnen will. Addiert man zu Grundstückspreisen und niedrigen den standortabhängigen Wohnkos- Mieten ist die Wahl eher peripherer ten (oben) die Mobilitätskosten (Mit- Wohnstandorte. Die Konsequenz te) hinzu, so ergeben sich die unten ist eine starke Autoorientierung, die dargestellten Gesamtkosten. Dabei für die Haushalte oftmals mit langen kommt es in vielen Fällen zu einer Wegen, geringer Wahlfreiheit sowie deutlichen Nivellierung. der Anschaffung eines Zweit- oder sogar Drittwagens verbunden ist. Untersuchungen in anderen Groß- VERHALTENSANNAHMEN stadtregionen haben gezeigt, dass diese zusätzlichen Mobilitätskosten Differenzierte Modellrechnung an peripheren Standorten die dor- Um diesen Effekt im Detail zu be- tigen Wohnkostenvorteile erheblich leuchten wurde eine Modellrech- relativieren. nung durchgeführt, die in ihrer Differenziertheit deutlich über den Ziel des Untersuchungsteils „Kos- Stand bisheriger Untersuchungen tentransparenz“ ist es daher, vor in anderen Stadtregionen hinaus- dem Hintergrund des Immobilien- geht. Die Bilanzierung unterscheidet markts und der Verkehrssituation in 18 verschiedene Haushaltstypen. der Region München zu bilanzieren, Diese sind gekennzeichnet durch welche Wohn- und Mobilitätskosten die Haushaltsgröße, dessen Zu- den privaten Haushalten an alterna- sammensetzung und die Einkom- tiven Wohnstandorten innerhalb der menssituation. Die Wohn- und Mo- Region München entstehen. Für die bilitätskosten dieser Haushaltstypen betrachteten Haushalte entsprechen werden für 223 alternative Standorte die Wohnkosten dabei der jeweiligen in der Region München sowie für die Miete bzw. monatlichen Belastung drei Immobilienteilmärkte „Miete“, bei Eigentumsbildung. Die Mobi- „Eigentumsbildung mit Neubauob- litätskosten entstehen durch die jekt“ und „Eigentumsbildung mit Be- Vorhaltung sowie die Nutzung von standsobjekt“ untersucht. Kraftfahrzeugen und den Kauf von ÖPNV-Karten. Wesentlichen Einfluss auf die Er- gebnisse hat die Annahme, wie die Die zusätzlichen Mobilitätskosten im Haushalte ihre Wohnform (Einfamili- Umland zehren die dortigen Wohn- enhaus, Zweifamilienhaus bzw. Dop- kostenvorteile ganz oder teilweise pelhaushälfte, Reihenhaus, Mehrfa- auf. milienhaus) und ihre Wohnfläche an Im Ergebnis zeigt sich, dass auch Standorten unterschiedlichen Bo- in der Region München die beste- denpreises wählen. henden Wohnkostenunterschiede zwischen Kernstadt und Umland, Da hier verschiedene Annahmen gut Umlandzentren und kleineren Um- begründbar und - je nach Argumen- landgemeinden sowie zwischen tationszusammenhang - notwendig 9
sind, werden der Bilanzierung drei Wohnkosten alternative Verhaltensannahmen zu- grunde gelegt. Drei alternative Annahmen zur Wahl von Wohnform und Wohnfläche - Verhaltensannahme 1 unter- stellt, dass der jeweils betrachtete Haushaltstyp an allen Standorten immer die gleiche Wohnform und die gleiche Wohnfläche nachfragt. Dabei werden alternativ die vier un- terschiedlichen Wohnformen Einfa- milienhaus, Zweifamilienhaus bzw. Doppelhaushälfte, Reihenhaus und Mehrfamilienhaus betrachtet. So Mobilitätskosten zeigt z.B. Abbildung 6 die Variante „Überall Doppelhaushälfte“). - Verhaltensannahme 2 unterstellt, dass die Haushalte an allen Stand- orten der Region zwar die gleiche Wohnfläche, nicht aber zwangsläufig die gleiche Wohnform nachfragen. Hintergrund dieser Annahme ist, dass im städtischen Raum eher ver- dichtete, im ländlichen Raum eher lockere Bebauung nachgefragt und realisiert wird. Aus der ortsüblichen Baustruktur wird daher an jedem Standort ein gewichtetes Mittel der Wohnkosten errechnet. - Verhaltensannahme 3 entspricht hinsichtlich der Wohnformwahl der Summe der Wohn- und Mobili- Verhaltensannahme 2, geht aber zu- tätskosten sätzlich davon aus, dass die Haus- halte – wie im realen Mittel – in Mehr- familienhäusern etwas weniger und in Einfamilienhäusern etwas mehr Wohnfläche nachfragen. In Verbin- dung mit der standortabhängigen Wichtung der Wohnformen führt dies zu etwas geringeren Wohnflä- chen in städtischen Lagen. Abbildung 6: Überlagerung von Wohn- und Mobilitätskosten für einen zur Miete woh- nenden Haushalt mit zwei erwerbstätigen Erwachsene, einem Schulkind und mittlerem Einkommen bei Anwendung der Verhaltensannahme 1.2 („Überall die gleiche Wohnform und Wohnfläche“, hier: Doppelhaushälfte) 10
BAUSTEIN KOSTENTRANSPARENZ AUSWERTUNG NACH LAGEKLAS- Bilanzierungsmodell „Miete“ SEN UND TEILRÄUMEN Verhaltensannahme 1.2 („Überall eine Doppelhaushälfte mit 95 qm“) Haushaltstyp C2 (zwei Erwachsene, ein Schulkind, mittleres Einkommen) Für die Auswertung werden die 223 alternativen Standorte in der Region zu Lageklassen zusammengefasst, die in Abbildung 8 dargestellt sind. Aufgrund des unterschiedlichen Ni- veaus der Bodenpreise wird zudem zwischen einem Nord- und einem Südraum der Region unterschie- den. Wendet man diese Einteilung der Standorte in Lageklassen und Teilräume für den schon in Abbil- dung 6 dargestellten Haushaltstyp (zwei Erwachsene, ein Schulkind, mittleres Einkommen) an, so lässt sich die dort mit Karten dargestell- te Aufsummierung von Wohn- und Mobilitätskosten auch in Form von Abbildung 7: Überlagerung von Wohn- und Mobilitätskosten im nördlichen Teil des Untersu- Säulengrafiken beschreiben (Abbil- chungsraums dung 7). Jede Säule repräsentiert die durchschnittlichen Wohn- bzw. Mobilitätskosten in den Gemeinden bzw. Stadtteilen der angegebenen Lageklasse. Im weiteren Umland zahlen die Haushalte soviel für ihre Mobilität wie für ihre Wohnung Die Säulengrafiken ermöglichen ei- nen direkteren Vergleich der in den unterschiedlichen Lageklassen auf- tretenden Wohn- und Mobilitäts- kosten. Die Größenordnungen sind durchaus bemerkenswert: Dem dar- gezehrt. Abbildung 7 zeigt dabei AUSWERTUNG NACH LAGEKLAS- gestellten Haushaltstyp entstehen an eine Auswertung für den Nordteil der SEN UND TEILRÄUMEN den zentraleren und günstiger zum Region München. ÖPNV gelegenen Wohnstandorten Bildung einer Maßzahl der Kostenni- Kosten für Wohnen und Mobilität in Kostennivellierung im besonders vellierung einem Verhältnis von etwa 3:1. An nachgefragten Südteil der Region Um die Vielzahl der Berechnungs- den peripheren Standorten liegt das besonders stark ergebnisse für die einzelnen Haus- Verhältnis dagegen bei annähernd Wie entsprechende Auswertun- haltstypen, Verhaltensannahmen, 1:1, d.h. den Haushalten entstehen gen zeigen, führt die hohe Attrak- Teilräume und Bilanzierungsmodelle etwa so viele Kosten für ihre Alltags- tivität des südlichen Umlandes mit systematisch analysieren und die mobilität wie für ihre Wohnung. Wie den entsprechenden Bodenpreisen Ergebnisse am Schluss in wenigen Abbildung 7 zeigt liegt die absolute dazu, dass in den Lageklassen 3 bis Sätzen zusammenfassen zu kön- Summe für alle Lageklassen in etwa 5 die Mittelwerte der Gesamtkosten nen, wird eine Maßzahl für die Nivel- gleicher Größenordnung. Die deut- der Haushalte für Wohnen und Mo- lierung eingeführt. Diese bringt zum lich erkennbaren Wohnkostenvor- bilität sogar etwas höher liegen als in Ausdruck, welcher Anteil der Wohn- teile der periphereren Lageklassen den Münchner Lageklassen 6 und 7. kostendifferenz zwischen zentralen, werden somit durch die zusätzlichen gut vom ÖPNV erschlossenen und Verkehrskosten in weiten Teilen auf- peripheren, schlecht an den ÖPNV 11
angebundenen Standorten durch da die Mehrkosten zentraler Stand- tätskosten aus: Periphere Standorte die höheren Mobilitätskosten der orte bei den Wohnkosten vollständig mit geringeren Wohnkosten sind in Haushalte an den peripheren Stand- durch die Mobilitätskosten ausge- diesem Fall nach Einbeziehung der orten ausgeglichen wird. glichen werden. Verringern in einem Mobilitätskosten sogar insgesamt anderen Fall die Mobilitätskosten teurer als zentrale Standorte. Maßzahl = 100% heißt: die Wohnkostendifferenz überhaupt Die zusätzlichen Mobilitätskosten im nicht, ergibt sich eine Maßzahl von Auswertung für Miete und Eigen- Umland zehren die dortigen Wohn- 0%. Ist die Gesamtsumme aus tumsbildung kostenvorteile genau auf. Wohn- und Mobilitätskosten an den Die Abbildungen (9-11) zeigen, in Stellt sich eine Situation ein, in der die peripheren Standorten sogar höher welchem Wertebereich sich die so Mobilitätskosten die Wohnkostendif- als an den zentralen Standorten, so ermittelten Maßzahlen der Nivel- ferenz vollständig ausgleichen, so ist ergibt sich eine Maßzahl von über lierung, differenziert nach den Teil- die Gesamtkostendifferenz Null. Die 100%. Werte über 100% drücken märkten, Verhaltensannahmen und Maßzahl der Nivellierung nimmt in eine Überkompensation der Wohn- Teilräumen der Region bewegen. diesem Fall einen Wert von 100% an, kostendifferenz durch die Mobili- Abbildung 8: Zusammenfassung der untersuchten Standorte (Gemeinden und Stadtteile) zu sieben Lageklassen und zwei regionalen Teilräumen 12
BAUSTEIN KOSTENTRANSPARENZ INTERPRETATION DER ERGEBNIS- Bilanzierungsmodell „Miete“ SE Einbezug der Mobilitätskosten bei der Standortwahl von hoher Rele- vanz Die Ergebnisse lassen sich folgen- dermaßen interpretieren: In fast allen Berechungsvarianten werden die preislichen Unterschiede, die Haus- halte bei ihren Wohnkosten an un- terschiedlichen Standorten innerhalb der Region München vorfinden, bei einer Einbeziehung der Mobilitäts- kosten ganz oder teilweise nivelliert. In vielen Fällen kommt es zu einer vollständigen Nivellierung, d.h. die Summe aus Wohn- und Mobilitäts- kosten ist an den zentralen, gut mit Abbildung 9: Maß für die Nivellierung der Wohnkostenunterschiede durch die Mobilitätskos- dem ÖPNV erschlossenen Standor- ten im Immobilienteilmarkt „Miete“ (jeweils Minimum, Maximum und Median der Maßzahlen ten etwa gleich groß wie an den peri- für die untersuchten Haushaltstypen und Wohnformvarianten) pheren, nur schlecht mit dem ÖPNV zu erreichenden Standorten. Nicht selten sind auch Überkompensatio- nen zu finden, bei denen die zusätz- Bilanzierungsmodell „Eigentumsbildung mit Bestandsobjekt“ lichen Mobilitätskosten periphere Standorte in der Gesamtbilanz aus Wohn- und Mobilitätskosten für die Haushalte teurer machen als zent- raler gelegene Standorte. In Fällen, bei denen es zu keiner vollständigen Nivellierung kommt, sind die Wir- kungen der Mobilitätskosten auf die Kostenverhältnisse der Standorte untereinander trotzdem von erheb- licher Bedeutung. Ihre Vernachläs- sigung würde somit zu einer verzerr- ten Kostenwahrnehmung führen. Effekt in anderen deutschen Regionen noch deutlich stärker Das Niveau der Nivellierung von Wohnkostenunterschieden durch Abbildung 10: Maß für die Nivellierung der Wohnkostenunterschiede durch die Mobilitäts- die Einbeziehung von Mobilitäts- kosten im Immobilienteilmarkt „Eigentumsbildung mit Bestandsobjekt“ (jeweils Minimum, kosten liegt in der Region München Maximum und Median der Maßzahlen für die untersuchten Haushaltstypen und Wohnform- niedriger als in anderen Regionen. varianten) Dies erklärt sich aus dem im bundes- weiten Vergleich sehr hohen Boden- preisniveau in der Region München. Ein höheres Bodenpreisniveau führt zu höheren absoluten Wohnkosten- unterschieden zwischen zentralen und peripheren Standorten. Die 13
Unterschiede bei den Mobilitäts- Bilanzierungsmodell „Eigentumsbildung mit Neubauprojekt“ kosten sind hingegen in deutschen Ballungsräumen gleicher Größe in etwa vergleichbar. Dass es trotz- dem auch in der Region München zu erheblichen Nivellierungen der Wohnkostenunterschiede kommt, unterstreicht die Wichtigkeit der Be- rücksichtigung der Mobilitätskosten bei der Beurteilung von Wohnstand- orten. Wirkungen der Mobilitätskosten für Mieter am relevantesten Die Auswertungen zeigen deutli- che Unterschiede zwischen den Teilmärkten „Miete“, „Eigentums- bildung mit Bestandsobjekt“ und „Eigentumsbildung mit Neubauob- Abbildung 11: Maß für die Nivellierung der Wohnkostenunterschiede durch die Mobilitäts- jekt“. Während es im Fall von Miete kosten im Immobilienteilmarkt „Eigentumsbildung mit Neubauobjekt“ (jeweils Minimum, in den meisten Fällen zu einer mehr Maximum und Median der Maßzahlen für die untersuchten Haushaltstypen und Wohnform- oder weniger vollständigen Nivellie- varianten) rung der Wohnkostenunterschiede durch die Mobilitätskosten kommt, ist das Niveau der Nivellierung in den beiden Eigentumsmärkten deutlich geringer. Bei Neubau ist hier zudem eine geringere Kostennivellierung festzustellen als bei Bestandsob- jekten. Hintergrund ist die absolute Höhe der Wohnkostendifferenz zwi- fläche nachfragen, ergeben sich Haushalte umso stärker von den be- schen den zentralen und periphe- sehr große Wohnkostendifferenzen, schriebenen Kostennivellierungsef- ren Lageklassen in den Teilmärkten, die durch die dagegen gerechneten fekten betroffen sind, je mehr Haus- die vom Teilmarkt „Miete“ über den Mobilitätskosten nur zum Teil ausge- haltsmitglieder täglich pendeln. Teilmarkt „Eigentumsbildung mit glichen werden. Wird hingegen an- Bestandsobjekt“ hin zum Teilmarkt genommen, dass die Haushalte ihre „Zeitkosten“ für das tägliche Pendeln „Eigentumsbildung mit Neubauob- Wohnform (Verhaltensannahme 2) noch gar nicht in Ansatz gebracht jekt“ schrittweise ansteigt. Zusätzlich bzw. ihre Wohnform und ihre Wohn- Im Rahmen der Modellrechnung wirken sich die Finanzierungskosten fläche (Verhaltensannahme 3) dem wurde darauf verzichtet, den Zeitauf- der Haushalte aus. Deren vorgege- jeweiligen Wohnstandort anpassen, wand der Haushalte in Geldeinheiten benes Eigenkapital verteuert zentra- so kommt zu einer höheren, bei Mie- umzurechnen. „Zeitkosten“ wurden lere Standorte und teurere Objekte te und Eigentumsbildung aus dem somit nicht in die Bilanzierung mit überproportional. Bestand sogar meist vollständigen aufgenommen. Gleichwohl ist darauf Nivellierung oder gar zu einer Über- hinzuweisen, dass mit den deutlich Kostenwirkung abhängig von der kompensation der Wohnkostenun- höheren Mobilitätskosten der Haus- Wohnform- und Wohnflächenwahl terschieden. Keine der drei Verhal- halte an peripheren Standorten in Wesentlichen Einfluss auf das Ni- tensannahmen ist dabei die allein aller Regel auch erheblich größere veau der Nivellierung hat zudem die Richtige. Je nach Bewertungs- und tägliche Zeitaufwendungen verbun- Annahme zum Wahlverhalten der Argumentationskontext entspricht den sind. Haushalte bezüglich Wohnform und die eine oder die andere mehr der Wohnfläche. Wird unterstellt, dass Realität. die Haushalte an allen Standorten Bei einer Auswertung nach den die gleiche Wohnform und Wohn- Haushaltstypen zeigt sich, dass 14
SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND MOBILITÄT - STUFE 2 BAUSTEIN SIEDLUNGSENTWICKLUNG ARBEITSPROGRAMM Beurteilung von Flächenpotenzialen Im Baustein Siedlungsentwicklung wurde in Stufe 2 ein Bewertungssys- tem entwickelt, das die Gemeinden in die Lage versetzt, ihre Flächenpo- tenziale im Hinblick auf die Qualität ihrer Anbindung und Erschließung mit den Verkehrsmitteln des Um- weltverbundes bzw. ihre Eignung für die Siedlungsentwicklung gene- rell einzuschätzen und miteinander zu vergleichen. Aufbauend auf die Analyse folgen Empfehlungen für die Siedlungsentwicklung und für Ver- besserungen in der Umweltverbund- mobilität. Die Methodik der Flächenbeurteilung Für die Beurteilung der Flächen wur- de ein differenziertes System aus verschiedenen Kriterien, Bewertun- gen und Gewichtungen entwickelt. In die zweite Stufe der Untersuchung einbezogen waren: die Gemeinde Aying, die Stadt Er- Als Beurteilungskriterien gehen ein: ding, die Stadt Geretsried, die Gemeinde Karlsfeld, die VG Odelzhausen plus die Gemeinde die Aspekte Anbindungs- und Er- Bergkirchen und die Gemeinde Zorneding. schließungsqualität, Aspekte der Ortsentwicklung und des Städte- baus sowie Kostenaspekte. Eine sehr differenzierte Betrachtung erfolgte für das Thema ‚Anbindung/ Erschließungsqualität’ mit den Ver- kehrsmitteln des Umweltverbundes. Dies begründet sich zum einen in der hohen Bedeutung dieses Themen- felds innerhalb der Untersuchung und der Vielzahl an Einzelaspekten, die die Qualität der Anbindung aus- machen. Hinzu kam, dass die für die Beurteilung erforderlichen Daten relativ gut verfügbar waren bzw. er- hoben werden konnten (z.B. Halte- stellenentfernungen etc.). Die Themen ‚Ortsentwicklung/Städ- tebau’ und ‚Kosten’ wurden dem- gegenüber weniger differenziert be- handelt, da vor allem bei den Kosten wegen fehlender Daten keine diffe- renzierte Einzelbetrachtung vorge- nommen werden konnte. Es gehen hier nur - in stark verallgemeinerter Form - die Erschließungskosten ein. 15
Die Bewertung der Kriterien er- folgt mittels eines einfachen Sys- Bewertungskriterium Bewertung tems, das der Einstufung zwischen Entfernung zur Haltestelle < 500 m 3 gut den Werten 1 und 3 (entsprechend Entfernung zur Haltestelle 500 – 1.000 m 2 mittel schlecht, mittel, gut) folgt. In Einzel- Entfernung zur Haltestelle 1.001 – 1.500 m 1 schlecht fällen wurde zusätzlich der Wert 0 für Entfernung zur Haltestelle > 1.500 m 0 sehr schlecht ‚sehr schlecht’ verwendet. Je nach Kriterium kommt also eine drei- oder eine vierstufige Bewertung zur An- Abbildung 1: Bewertungsmaßstab am Beispiel des Kriteriums „ Entfernung der Fläche von wendung. Die zugrunde liegenden der nächstgelegenen S-Bahn-Haltestelle“ Bewertungsmaßstäbe beruhen auf fachlicher Einschätzung. Die neben- stehende Tabelle zeigt die Anwen- dung der Bewertungsmethodik am Beispiel des Kriteriums ‚Entfernung der Fläche von der nächstgelegenen S-Bahn-Haltestelle’. Die verschiedenen Beurteilungskrite- rien gehen jeweils mit einem spezi- fischen Gewicht in die Betrachtung ein. Die Gewichtung bildet vor allem die Bedeutung eines Kriteriums in- nerhalb der Gesamtbeurteilung bzw. innerhalb der Beurteilung eines Teil- aspekts ab. Das Grundgerüst der Beurteilung bilden die drei zentralen Hauptkri- terien Anbindung/Erschließungs- qualität, Ortsentwicklung/Städte- bau und Kosten, die im Verhältnis 50%/40%/10% in die Beurteilung eingehen. Die jeweils zugeordne- ten Unterkriterien sind ebenfalls mit Gewichtungen versehen. Im Zu- sammenspiel von Bewertung und Gewichtung aller einzelnen Kriterien errechnet sich für jede Fläche ein Gesamtwert. Der Gesamtwert einer Einzelfläche wird zu einem für jede Gemeinde ermittelten theoretisch maximal er- reichbaren Wert - das ist der Wert, der sich für eine Fläche ergäbe, wenn sie bei jedem Bewertungskri- Abbildung 2: Bewertungskriterien für Wohn- und Mischbauflächen terium den Höchstwert erreichte - in Beziehung gesetzt. Der erreichte Anteil vom Maximalwert, auch als Zielerreichung bezeichnet, ermög- licht der Gemeinde, die Eignung ei- ner Fläche für die Entwicklung unter den betrachteten Kriterien im Ver- gleich zu anderen Flächen schnell einzuschätzen. 16
BAUSTEIN SIEDLUNGSENTWICKLUNG Abbildung 3: Ergebnis zur Anbindung/Erschließungsqualität am Beispiel Erding Empfehlungen regionalplanerische Überlegungen, Die gemeindebezogenen Untersu- wie z.B. die Lage im Hauptort bzw. chungen schließen ab mit Empfeh- eine Zentrumsnähe, die mit hoher lungen zu Entwicklungsprioritäten, Wahrscheinlichkeit eine gute, auch zur Ortsentwicklung, zu Nutzungs- fußläufige Erreichbarkeit von Han- und Bebauungsstrukturen sowie zur dels- und Dienstleistungs- sowie Verbesserung der Mobilität mit den sozialen Infrastruktureinrichtungen Verkehrsmitteln des Umweltverbun- bedeutet, spielen hierbei ebenfalls des. eine Rolle. Jede Entwicklungsfläche ist mit einer In den Vorschlägen zur Verbesse- Empfehlung für eine künftige Nut- rung der Umweltverbundmobilität zung sowie die bauliche Entwicklung wird aufgezeigt, wie die Gemein- im Hinblick auf Gebäudetypen, Ge- den zusätzlich zu einer sorgsamen schossigkeit und Baudichte verse- städtebaulichen Entwicklung dazu hen. Hierbei werden u.a. die Qualität beitragen können, die Nutzung der der Anbindung sowie die Lage im Verkehrsmittel des Umweltverbun- Stadtgebiet berücksichtigt. des zu fördern. Dazu gehören z.B. Optimierungen von Rad- und Fuß- Für einige Gemeinden werden zu- wegeverbindungen zu wichtigen sätzlich zu den untersuchten Flä- Verkehrszielen, ergänzende fahrrad- chen Bereiche benannt, die unter freundliche Infrastruktureinrichtun- dem Blickwinkel einer umweltver- gen sowie auch Verbesserungen im träglichen Mobilität vor allem auf- ÖV-Angebot. grund ihrer günstigen Lage zu wichtigen Mobilitätszielen wie etwa S-Bahn-Haltepunkten für eine weite- re Siedlungsentwicklung besonders geeignet sind. Allgemeine orts- und 17
Abbildung 4: Empfehlungen zur Siedlungsentwicklung für die Gemeinde Karlsfeld 18
SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND MOBILITÄT - STUFE 2 BAUSTEIN MOBILITÄT ARBEITSPROGRAMM ANALYSE DER POTENZIALFLÄ- CHEN Im Baustein Mobilität setzen sich die Arbeiten in der Stufe 2 des Projekts Aktuelle Verkehrsanbindung SuM aus drei Teilbereichen zusam- Die in Flächennutzungsplänen aus- men: gewiesenen Potenzialflächen der Ge- 1. Detaillierte Analyse der Erschlie- meinden Aying, Bergkirchen, Erding, ßungsqualität und Identifizierung von Geretsried, Karlsfeld, Odelzhausen, Angebotsdefiziten sowie Darstellung Pfaffenhofen, Sulzemoos und Zor- grundlegender Zusammenhänge neding wurden im Rahmen dieses von Angebot und Nachfrage Forschungsprojekts bezüglich ihrer 2. Erarbeitung konkreter Maßnah- derzeitigen MVV-Verkehrsanbindung menempfehlungen für die an Stufe 2 untersucht. Ziel war die Ermittlung teilnehmenden Gemeinden der un- möglicher künftiger Schwachstellen terschiedlichen Gebietskategorien im ÖPNV-Angebot. Dabei wurde 3. Kostenermittlung für zusätzliche deutlich, dass der größte Teil der ÖPNV-Verkehre nach Bebauung von Flächen bereits heute ausreichend Potenzialflächen angebunden ist. Lediglich 25 % der Abbildung 5: Erschließungsvergleich Erding Stadt vs. Erding-Nord 19
Flächen sind schwach angebunden Reisezeiten von knapp 60 Minuten - mit weniger als 20 Fahrten pro Tag (bei PKW-Reisezeiten von ca. 23 Mi- - und 8 % der Flächen liegen gänz- nuten) durch den ÖPNV nur unzurei- lich außerhalb der Einzugsbereiche chend bedient wird. von Bahnhöfen und Haltestellen. Eine Verbesserung könnte durch Bezüglich der Ausweisung unbebau- die Verlängerung der Buslinie 512 ter Flächen zeigte sich, dass kleine zwischen Erding und Flughafen bis Gemeinden eine überdurchschnitt- Freising erreicht werden. Noch wich- lich große Fläche pro Einwohner tiger wäre jedoch insbesondere die ausweisen, bereits dicht besiedelte Herstellung einer schnelleren Ver- Gemeinden hingegen vergleichs- bindung zwischen Erding und Flug- weise wenig Fläche. Die Gemeinden hafen - eine Bus-Direktverbindung Aying und Pfaffenhofen fallen mit be- würde Fahrgäste innerhalb von 21 sonders großen ausgewiesenen Flä- Minuten von Erding zum Flughafen chen im Vergleich zum Durchschnitt befördern. Langfristig wird jedoch auf. der Ringschluss das Problem lösen - mit Fahrzeiten von lediglich 11 Min. Untersuchung relevanter Pendelbe- ziehungen Darüber hinaus wurde untersucht, inwiefern das bestehende ÖPNV- Angebot den Verkehrsbeziehungen der Einwohner gerecht wird. Als Da- tengrundlage diente die Pendlersta- tistik der Bundesanstalt für Arbeit. Der Anteil sozialversicherungspflich- tig Beschäftigter an der Wohnbe- völkerung dient als Indikator für die Erwerbsmobilität und lag in den aus- gewählten Gemeinden bei ca. 36 %. Wichtig für das Verkehrsaufkommen sind die Beschäftigten innerhalb ih- res Wohnortes. Hier zeigte sich eine große Spannweite von 41% in Ge- retsried bis lediglich 7% in Sulze- moos und Zorneding, die mit einem Auspendleranteil von 93% beson- ders auf gute Verkehrsverbindungen angewiesen sind. Erwerbsmobilität Die Untersuchung ergab, dass die Landeshauptstadt München gefolgt von den Kreisstädten wie erwar- tet die häufigsten Ziele der Pendler darstellen und dass sämtliche signi- fikanten Pendlerrelationen (mindes- tens 100 je Gemeinde und Relation) durch das MVV-Netz direkt angebun- den werden. Eine Ausnahme stellt die Relation Erding – Freising dar, die aufgrund eines unattraktiven 40-Mi- nuten-Takts und vor allem langer 20
BAUSTEIN MOBILITÄT ZUSAMMENHANG VON BUSAN- GEBOT UND VERKEHRSNACH- FRAGE Nachfragerelevante Faktoren Eine Untersuchung der Wechsel- wirkung zwischen Busangebot (in Anzahl der Fahrten) und Fahrgast- nachfrage (Anzahl Fahrgäste) ergab lediglich einen mäßigen Zusammen- hang. Die Verkehrsnachfrage ist an Haltestellen, an denen zahlreiche MVV-Regionalbusse verkehren, nur geringfügig höher als an Haltestel- len mit weniger täglichen Fahrten. Ursächlich hierfür ist der hohe Anteil des Schülerverkehrs, der in schwach besiedelten Regionen als einziges Abbildung 6: Zusammenhang von Anzahl der Bushalte und Fahrgästen in Landkreis Erding ÖV-Angebot stark nachgefragt wird. und Stadt Erding (Basis: Haltestellen -> Korrelation 0,59 = mäßiger Zusammenhang) In diesen Regionen ergibt sich daher trotz der wenigen täglichen Fahrten eine hohe durchschnittliche Nach- frage. Eine zusätzliche Betrachtung der Einwohnerzahlen in den Gemeinden ergibt bei Gemeinden ab 2000 Ein- wohnern einen stabilen und starken Zusammenhang zwischen Busan- gebot und Fahrgastnachfrage. Für Gemeinden unter 2000 Einwohner wurde ganz im Gegensatz dazu kein Zusammenhang ermittelt. ANGEBOTSANALYSE UND ER- ARBEITUNG KONKRETER MASS- NAHMEN FÜR AUSGEWÄHLTE GEMEINDEN DER EINZELNEN ORTSKATEGORIEN: Abbildung 7: Zusammenhang auf Gemeindebene in Landkreis Erding und Stadt Erding Erding: Vergleich der Erschließungs- (Korrelation: 0,985 = extrem starker Zusammenhang) situation heute und bei Verlagerung des Bahnhofes. Angebotsdefizite in der Verbindung Flughafen/Freising und bei der Anbindung von Pretzen Zorneding: Maßnahmenentwicklung zur besseren Anbindung von Orts- randlagen durch Umlaufoptimierung Aying: Empfehlungen zur Entwick- lung der Flächenpotenziale und Un- tersuchung von Bedarfsverkehren 21
Abbildung 8: Flächenpotenziale und ÖPNV - Einzugsradien der geplanten Haltestellen in Geretsried (S-Bahn Verlängerung Var.1) Geretsried: Erschließungs- und Karlsfeld: Entwicklung von Maßnah- Maßnahmen immer den verantwort- Fahrzeitenvergleich aktuell und bei men zur Anbindung von Karlsfeld lichen Aufgabenträgern vorbehalten S-Bahn-Verlängerung, Maßnah- West an die Ortsmitte bleibt und es keinen Automatismus menempfehlung zur Anbindung des zwischen Bebauung und ÖPNV- Wellness-Bades „Spaladin“ Verbesserung gibt, wurden hierfür ABSCHÄTZUNG DER ZUSÄTZLI- drei Szenarien entwickelt: Ein „Ak- VG Odelzhausen und Bergkirchen: CHEN ÖPNV-KOSTEN BEI ENT- tiv-Szenario“, das eine ÖPNV-affine Gemeindeübergreifende Empfeh- WICKLUNG UND BEBAUUNG Angebotsplanung unterstellt, ein lung für die Region Odelzhausen EXEMPLARISCHER FLÄCHENPO- „Erwartungs-Szenario“ der wahr- und Bergkirchen mit einer weiteren TENZIALE scheinlichen Anpassung des ÖV- Verbesserung der Linie 732: Ver- Angebotes und ein „Passiv-Sze- meidung von Leerfahrten mit Direkt- Für die Kostenberechnungen des nario“, das von einer Beibehaltung verbindung von Pasing zum Gewer- Ingenieurbüros und Projektpartners des Status-Quo ausgeht. Für diese begebiet GADA, Verdichtung des GGR wurden für ausgesuchte Flä- Szenarien wurden jeweils Kostenab- Fahrtenangebotes sowie Bündelung chenpotenziale der einbezogenen schätzungen der erwarteten Mehr- der Streckenführung mit zentralen Gemeinden verschiedene Szenarien verkehre vorgenommen. Haltestellen und ggf. P+R/Pendler- entwickelt, welche ÖPNV-Maßnah- parkplätzen. men eine Bebauung der jeweiligen Fläche nach sich ziehen würde. Da eine Entscheidung über ÖPNV- 22
SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND MOBILITÄT - STUFE 2 BAUSTEIN KOSTENTRANSPARENZ FRAGESTELLUNG Gemeinde generiert werden? dichten aufwiesen (Abbildung 9). Mit 2. Zeigen sich tendenzielle Unter- Blick auf die o.g. zweite Forschungs- Zwei Forschungsfragen schiede bei den fiskalischen Bilan- frage wurde darüber hinaus beson- In der zweiten Projektstufe beschäf- zen, wenn man die Untersuchungs- deren Wert darauf gelegt, dass etwa tigte sich der Baustein „Kostentrans- flächen nach ihrer Lage zu attraktiven gleich viele Flächen mit einer guten parenz“ mit den finanziellen Auswir- ÖPNV-Linien (vor allem zur S-Bahn) und einer schlechten schienenge- kungen von Baulandausweisungen differenziert? bundenen Personennahverkehrs auf die Gemeinden. Im Mittelpunkt (SPNV)-Anbindung in der untersuch- standen dabei die folgenden Fragen: Auswahl von 11 möglichst unter- ten Stichprobe zu finden waren. 1. In welcher Größenordnung liegt schiedlichen Untersuchungsflächen die fiskalische Gesamtbilanz von Bei der Auswahl der insgesamt 11 neuen Baugebieten in der Regi- Untersuchungsflächen wurde ver- on München aus Sicht der jeweils sucht, eine möglichst breite Vielfalt ausweisenden Gemeinde? Über- zu erhalten. So wurden Untersu- steigen die zusätzlichen Einnahmen chungsflächen in allen regionalen die zusätzlichen Ausgaben (= fiska- Lagetypen (näheres bzw. weite- lisch positive Bilanz) oder entstehen res Umland der LH München, un- durch die Gebietsausweisungen im terschiedliche Gemeindegrößen) Mittel mehr Folgekosten als durch ausgewählt, die zudem sehr unter- die zusätzliche Einnahmen für die schiedliche Größen und Bebauungs- Abbildung 9: Größe und Bebauungsdichte der angenommenen Neubauprojekte auf den Untersuchungsflächen (grüne Punkte: SPNV-nahe Standorte, orange Punkte: SPNV-ferne Standorte) 23
FISKALISCHE WIRKUNGSANALY- SE Alle Untersuchungsflächen wurden mit Hilfe eines bestehenden und im Rahmen des Projekts weiterentwi- ckelten fiskalischen Wirkungsmo- dells untersucht. Das dabei ver- wendete Bilanzierungsmodell FIA durchläuft – vereinfacht – die fünf in Abbildung 10 dargestellten Arbeits- schritte. ANALYSESCHRITT 1: FLÄCHENBI- LANZ UND BEBAUUNGSSTRUK- TUR Rahmendaten der Baulandentwick- lung Abbildung 10: Grundaufbau des fiskalischen Wirkungsmodells FIA Im Rahmen des ersten Analyse- schritts werden die planerischen Kennzahlen des jeweiligen Untersu- chungsgebiets erfasst. Hierzu zählen u.a. die Gebietsgröße, der Anteil der Erschließungsfläche, die Anzahl der Wohneinheiten, die Häufigkeit der einzelnen Bauformen (unterschie- den werden Einfamilienhäuser, Dop- (Haushaltsgröße, Altersstruktur, Ein- - die Haushaltsmitglieder im Laufe pelhaushälften, Reihenhäuser und kommensniveau, Besitzverhältnisse) der Zeit altern, Mehrfamilienhäuser). Wichtig sind in geschlossen. Dabei wird u.a. be- - sich die Haushaltsgröße im Laufe diesem Zusammenhang aber auch rücksichtigt, dass der Wohnzeit durch Auszüge, Zu- Informationen z.B. zum voraussicht- - die Baustruktur (Geschosswoh- züge, Trennungen und Todesfälle lichen Realisierungszeitraum, zum nung, individueller Wohnungsbau) verändert und dass Bodenpreisniveau sowie zum kom- mit dem Anteil an Mieter- und Eigen- - Eigentümerhaushalte deutlich munalen Flächenanteil. Aufgrund tümerhaushalten korreliert, länger in ihren Wohnungen verblei- des weiter oben beschriebenen Aus- - Eigentümerhaushalte zum Zeit- ben als Mieter. wahlverfahrens wiesen die Untersu- punkt des Einzugs in eine Neubau- chungsflächen bei all den genannten wohnung im Mittel größer sind als Bei der Modellanwendung wurde Beschreibungsgrößen deutliche Un- Mieterhaushalte, zudem für jede Untersuchungsfläche terschiede auf. - einziehende Haushalte im neu eine Annahme getroffen, welcher gebauten Geschosswohnungsbau Anteil der Gebietsbewohner neu in ANALYSESCHRITT 2: im Mittel kleiner sind als einziehen- die Gemeinde zieht und welcher An- EINZUG UND VERWEILDAUER DER de Haushalte im individuellen Woh- teil lediglich seinen Wohnstandort in- HAUSHALTE nungsbau und dass nerhalb der Gemeinde verändert. So - die Eigentümer bei Erstbezügen wurde z.B. bei „Einheimischenmo- Struktur der einziehenden Haushalte im Mittel älter sind als die Mieter- dellen“ der Anteil der „Zuziehenden“ Auf Basis empirischer Analysen an- haushalte. sehr niedrig angesetzt. derer Bauvorhaben sowie amtlicher Im zweiten Analyseschritt wird die Erhebungen mit großer Stichprobe Bewohnerstruktur zudem über den (EVS, MiD, Mikrozensus) wird im gesamten Betrachtungszeitraum (30 zweiten Schritt von den Kennwerten Jahre ab Baubeginn) fortgeschrie- des ersten Schritts auf die Sozial- ben. Dabei berücksichtigt das Mo- struktur der einziehenden Haushalte dell u.a., dass 24
BAUSTEIN KOSTENTRANSPARENZ ANALYSESCHRITT 3: ren. Darüber hinaus besteht z.B. PRIMÄRE FISKALISCHE WIR- bei den Kosten der Straßenerschlie- KUNGSKETTEN ßung die Möglichkeit der Erhebung von Erschließungsbeiträgen. Bei den Zu den primären fiskalischen Wir- fiskalischen Bilanzen der Kommu- kungsketten zählen alle für den je- nen wurde deshalb jeweils nur der weiligen Kommunalhaushalt relevan- kommunale Finanzierungsanteil in ten Effekte, die sich direkt aus der Anrechnung gebracht. Bei investi- Veränderung der Siedlungs- (Kenn- ven Maßnahmen wurden neben den werte aus Analyseschritt 1) und der Kosten der erstmaligen Herstellung Einwohnerstruktur (Kennwerte aus immer auch die Betriebs- und Un- Analyseschritt 2) ergeben. terhaltungskosten sowie die Kosten einer späteren Erneuerung berück- Steuereinnahmen vs. Folgekosten sichtigt. Auf der Einnahmenseite zählen zu Zusätzlich zu den genannten Kos- dazu: tenpositionen wurde für jedes Gebiet - die Grundsteuer ein jährlicher, zeitlich veränderbarer - der Kommunalanteil an der Ein- Betrag abgeschätzt, der die zusätz- kommensteuer (sowie Zuweisungen liche Nachfrage nach solchen kom- im Rahmen des Familienleistungs- munalen Leistungen berücksichtigt, ausgleichs) deren Inanspruchnahme in einem - die Erstattungen für Leistungen deutlich schwächeren Wirkungszu- des übertragenen Wirkungskreises sammenhang als bei den zuvor ge- - der Kommunalanteil an der nannten Kostenbereiche steht. Dazu Grunderwerbsteuer zählen z.B. die Zusatzbelastungen - der Kommunalanteil aus dem der Gemeindeverwaltung, der Seni- Kfz-Steuerverbund oreneinrichtungen, der Jugendarbeit - die Konzessionsabgabe der Ver- und Jugendsozialarbeit, der Famili- sorgungsunternehmen sowie enförderung, der VHS, Büchereien, - mögliche Gewinne der Gemeinde Musikschulen oder der Sportanla- bei Flächenan- und –verkäufen gen. Den zusätzlichen Einnahmen stehen ANALYSESCHRITT 4: zusätzliche Ausgaben gegenüber für SEKUNDÄRE FISKALISCHE WIR- - die inneren und äußeren Erschlie- KUNGSKETTEN ßungsnetze (Straße, Wasser, Ent- wässerung, Strom, Gas und Breit- Umlagen und Zuweisungen bandverkabelung) Zu den sekundären fiskalischen Wir- - den Lärmschutz kungsketten zählen - die Anpassung des ÖPNV - die allgemeinen Schlüsselzuwei- - die sozialen Wohnfolgeeinrich- sungen aus dem Kommunalen Fi- tungen (Kindergärten, Schulen) nanzausgleich, - die öffentlichen Grünflächen - die Kreisumlage sowie sowie - die VG-Umlage (im Falle einer - die notwendigen ökologischen entsprechenden Mitgliedschaft). Ausgleichsmaßnahmen Allen diesen Wirkungsketten ist ge- Insbesondere in Regionen mit einem mein, dass sie erst als Folgewirkung starken Nachfragedruck wie dem einer im Analyseschritt 3 ermittelten Großraum München sind die zu- primären Fiskalwirkung haushalts- letzt genannten Folgekosten häufig relevant werden. So führen z.B. zu- Gegenstand der Aushandlung von sätzliche Einnahmen aus der Ein- städtebaulichen Verträgen zwischen kommensteuer (in Analyseschritt 3) den Kommunen und den Investo- in der Folge zu einer Erhöhung der 25
Abbildung 11: Kumulierte Bilanz mit Zinsgewinnen und -verlusten entlang der Zeitachse Umlagezahlungen an den jeweiligen Landkreis sowie einer Verminderung der Zuweisungen aus dem Kommu- nalen Finanzausgleich. Insgesamt zeigt die Analyse, dass die sekundären Wirkungen dämp- fend auf das fiskalische Gesamt- ergebnis eines Baugebiets wirken. So führen Zusatzeinnahmen bei den primären Wirkungen eher zu Zusatz- ausgaben (bzw. verminderten Zu- satzeinnahmen) bei den sekundär- en Wirkungen. Umgekehrt gleichen die sekundären Wirkungsketten Einnahmeausfälle bei den primären Wirkungen durch geringere Umlage- zahlungen und erhöhte allgemeine Schlüsselzuweisungen zu einem er- heblichen Teil aus. ANALYSESCHRITT 5: BILANZIERUNG Zeitliche Bilanzierung und Zinseffek- te Die Bilanzierung der vielen betrach- teten Wirkungsketten erfolgt in Form einer Kumulation der Wirkungen entlang der Zeitachse. Dabei wer- den zusätzlich Zinsgewinne bzw. – verluste in Ansatz gebracht, die sich aus dem aktuellen Zwischenstand der Kumulation ergeben (Abbildung 11). 26
BAUSTEIN KOSTENTRANSPARENZ ERGEBNISBEISPIEL 1: Erkennbar sind dabei die folgenden ren sowie für Grünflächen (öffent- FLÄCHE „ERDING W13“ Muster, die sich mehr oder weniger liche Flächen und ökologischer bei allen Untersuchungsflächen fin- Ausgleich) fallen in der Folgezeit in Wiederkehrende Muster bei den fis- den: mehr oder weniger regelmäßigen kalischen Bilanzen - Einnahmen und Ausgaben in ver- Abständen Pflege-, Instandhal- Die fiskalische Bilanzierung führt für gleichbarer Größenordnung: tungs- und Erneuerungsausgaben jede Untersuchungsfläche zu einem Die zusätzlichen Einnahmen aus an. Während die Erstinvestition jeweils spezifischen Ergebnis. Trotz- Steuern und Abgaben und die zu- nicht selten auf einen Investor ver- dem sind bestimmte Muster immer sätzlichen Ausgaben für Infrastruktur lagert werden kann, geht ein großer wieder erkennbar. Die wichtigsten und zusätzlich in Anspruch genom- Teil der Folgekosten zu Lasten der sollen im Folgenden anhand von mene kommunale Leistungen halten Kommune. zwei Beispielen verdeutlicht werden. sich hinsichtlich ihrer Größenord- - Einnahmen-Ausgaben-Verhältnis Das erste Beispiel ist die Untersu- nung in etwa die Waage. am Anfang ungünstiger als später: chungsfläche „Erding W13“. Dabei - Periodische Folgekosten für Erhalt Im Laufe des Betrachtungszeit- handelt es sich um eine Teilfläche und Betrieb der Infrastruktur: Auf der raums verbessert sich das Ausga- der Planungen zum neuen Bahn- Ausgabenseite sind deutliche Aus- ben-Einnahmen-Verhältnis i.d.R. hofsstandort. Abbildung 12 stellt die schläge erkennbar. Diese ergeben etwas. Hierfür sind zwei Effekte bei dieser Flächenentwicklung zu er- sich am Anfang des Projekts aus den maßgeblich. Zum einen kommt es wartenden zusätzlichen Einnahmen notwendigen Erweiterungsmaßnah- bei der Einkommensteuer zu einem und Ausgaben der Stadt Erding ge- men für die soziale und technische deutlichen Zeitverzug. So profi- genüber. Infrastruktur. Für diese Infrastruktu- tieren die Kommunen i.d.R. erst 600.000 400.000 200.000 0 -200.000 -400.000 -600.000 -800.000 -1.000.000 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 2032 2033 2034 2035 2036 2037 2038 2039 Abbildung 12: Bilanzierung der Wirkungsketten für die Untersuchungsfläche „Erding W13“ 27
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