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LEO Leben mit geringer Literalität 2018 Anke Grotlüschen Klaus Buddeberg Gregor Dutz Lisanne Heilmann Christopher Stammer
Universität Hamburg: LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität Zitiervorschlag: Grotlüschen, Anke; Buddeberg, Klaus; Dutz, Gregor; Heilmann, Lisanne; Stammer, Christopher (2019): LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Pressebroschüre, Hamburg. Online unter: http://blogs.epb.uni-hamburg.de/leo
LEO LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität Vorwort 1 1 LEO 2018 3 2 Anlage der Studie 3 3 Literalität(en) und geringe Literalität 4 4 Ergebnisse und Trendbericht zur Lese- und Schreibkompetenz in Deutschland 2018 5 4.1 Vergleich zur ersten LEO – Level-One Studie (2010) 6 4.2 Wie setzt sich die Gruppe der gering literalisierten Erwachsenen zusammen? 6 4.3 Wie groß ist der Anteil gering literalisierter Erwachsener an verschiedenen Bevölkerungsgruppen? 14 5 Schriftbezogene Praktiken 30 5.1 Literalität und Mobilität 30 5.2 Literalität und digitale Praktiken 31 5.3 Literalität und finanzbezogene Praktiken 33 5.4 Literalität und politische Praktiken 34 5.5 Literalität und gesundheitsbezogene Praktiken 35 6 Literaturhinweise 37
Universität Hamburg: LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität Wissenschaftlicher Beirat der LEO-Studie 2018 Die LEO Studie 2018 wird durch einen wissenschaftlichen Beirat begleitet. Dem Beirat gehören an (in alphabetischer Reihenfolge): • Prof. Dr. Helmut Bremer, Universität Duisburg-Essen • Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ingrid Gogolin, Universität Hamburg • Prof. Dr. Johannes Hartig, DIPF Frankfurt • Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, Hertie School of Governance, Berlin • Prof. Dr. Carola Iller, Universität Hildesheim • Prof. Dr. Bernd Käpplinger, Justus-Liebig-Universität Gießen • Prof. Dr. Corinna Kleinert, LIfBi, Universität Bamberg • Prof. Dr. Nele McElvany, Technische Universität Dortmund • Prof. Dr. Beatrice Rammstedt, GESIS Mannheim • Prof. Dr. Doris Schaeffer, Universität Bielefeld • Prof. Dr. Josef Schrader, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Bonn • Prof. Dr. Heike Solga, Wissenschaftszentrum Berlin Die LEO-Studie wird durch Prof. Dr. Johannes Hartig forschungsmethodisch beraten. Der Beirat wird durch seine Sprecherin, Prof. Dr. Heike Solga, vertreten.
LEO Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser! Mehr als eine Million Erwachsene haben in den vergangenen acht Jahren in Deutschland ihren Mut zusammengenommen und lesen und schrei- ben gelernt. Menschen, die mitten im Leben ste- hen. Erwachsene, die zum ersten Mal ihren Kin- dern eine Gutenachtgeschichte vorgelesen, die ihre erste Textnachricht verschickt, die erstmals ein Behördenformular selbst ausgefüllt haben. Das ist ein großer Erfolg. Es sind viele solche persönlichen Erfolgsgeschich- ten, die hinter den Zahlen der neuen LEO-Studie stehen. Sie wurden auch deswegen möglich, weil wir in den vergangenen Jahren unsere Anstren- gungen für die Alphabetisierung Erwachsener deutlich verstärkt haben. Dazu gehört auch For- schung zur Alphabetisierung. Denn nur wer die Ursachen kennt und versteht, kann sie gezielt be- kämpfen. Über 100 geförderte Projekte haben dazu beigetragen, dass die theoretischen Grund- lagen der Alphabetisierungs- und Grundbildungs- Quelle: BMBF/Laurence Chaperon forschung in Deutschland verbessert wurden. So wissen wir zum Beispiel, dass es inzwischen nicht wissen aus anderen Bereichen, wie wichtig Spra- mehr ein so starkes Tabu ist, nur eingeschränkt le- che und gute Begriffe sind, wenn wir etwas in un- sen und schreiben zu können. Das Thema kommt seren Köpfen bewegen wollen. immer stärker im Bewusstsein der Öffentlich- Viele neue Impulse für die Nationale Dekade für keit an. Dazu dürften nicht zuletzt unsere großen Alphabetisierung und Grundbildung liefert uns Öffentlichkeitskampagnen und Ausstellungen bei- die Studie. Sie geht auf unterschiedliche Gruppen getragen haben. und konkrete Lebenssituationen ein: auf Men- schen, die mit anderen familialen Herkunftsspra- Bei allen Erfolgen zeigt die aktuelle LEO-Studie al- chen in Deutschland leben, auf die Praxisbereiche lerdings auch: Noch immer können 6,2 Millionen finanzielle Grundbildung, Gesundheitsgrundbil- Menschen in Deutschland nicht ausreichend le- dung, politische Grundbildung und das gesell- sen und schreiben. Für sie strengen wir uns wei- schaftsübergreifende Thema Digitalisierung. terhin an. Bund und Länder haben 2016 gemein- Die Alphabetisierung voranzutreiben, ist eine ge- sam mit zahlreichen Verbänden und Institutionen samtgesellschaftliche Aufgabe. Jede und jeder die Nationale Dekade für Alphabetisierung und kann der- oder diejenige sein, die den Ausschlag Grundbildung ausgerufen. Dazu gehören Projekte gibt, dass ein Erwachsener Mut fasst, lesen und mit Förderschwerpunkten in den Bereichen Be- schreiben zu lernen. Auch deswegen hoffe ich, ruf, Gesundheit oder Schuldnerberatung. dass es uns gelingt, die LEO-Studie in die breite Die LEO-Studie hat auch dem Wunsch aus der Öffentlichkeit zu tragen. Praxis nach einem besseren Begriff Rechnung ge- tragen. Statt von funktionalen Analphabetinnen Anja Karliczek und Analphabeten spricht sie von gering literali- Mitglied des Deutschen Bundestages sierten Erwachsenen. Das begrüße ich, denn wir Bundesministerin für Bildung und Forschung 1
Universität Hamburg: LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität
LEO 1 LEO 2018 Die zweite Level-One Studie 2018 (LEO 2018) Stärker als die Vorgängerstudie widmet sie erfasst die Lese- und Schreibkompetenzen der sich konkreten Fragen von Teilhabe, Alltags- Deutsch sprechenden erwachsenen Bevölkerung praktiken und Kompetenzen in verschiedenen (18-64 Jahre) und berichtet dies differenziert für Lebensbereichen: die unteren Kompetenzstufen des Lesens und Schreibens – die so genannten Alpha-Levels. Die • Digitale Praktiken und Grundkompetenzen Studie schreibt die Ergebnisse der LEO – Level- • Finanzbezogene Praktiken und One Studie aus dem Jahr 2010 fort (Grotlüschen Grundkompetenzen & Riekmann 2012). • Gesundheitsbezogene Praktiken und Grundkompetenzen Das Ziel der Untersuchung ist es, die aktuelle • Politische Praktiken und Grundkompetenzen Größenordnung des Phänomens geringer Lese- • Schriftbezogene Praktiken im Kontext von und Schreibkompetenz unter Erwachsenen zu Arbeit, Familie und Alltag erfassen. • Lese- und Schreibkompetenz im Kontext von Weiterbildung • Lese- und Schreibkompetenz im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit Diese Broschüre berichtet vor allem über die schriftbezogenen Praktiken. Der zum Projektende erscheinende Ergebnisband wird auch den Grund- kompetenzen entsprechenden Raum widmen. 2 Anlage der Studie LEO 2018 basiert auf einer Zufallsauswahl von in Lese- und Schreibaufgaben. Alle 7.192 Personen Deutschland lebenden Personen in Privathaushal- erhielten einen so genannten Verankerungstest. ten im Alter zwischen 18 und 64 Jahren. Die Net- Für die Bearbeitung der Aufgaben benötigten die tostichprobe umfasst 6.681 Personen. Sie wurde Befragten im Schnitt knapp zwölf Minuten. Wer durch eine Zusatzstichprobe von 511 Personen bei den vorgelegten Testaufgaben nur wenige im unteren Bildungsbereich ergänzt. Befragt wur- korrekte Lösungen erreichte, erhielt weitere ein- den Personen, die ausreichend gut Deutsch spre- fachere Aufgaben aus einem vertiefenden Test. chen, um einer etwa einstündigen Befragung fol- Bei diesem zweiten Durchgang betrug die durch- gen zu können. Die Stichprobe wurde anhand schnittliche Bearbeitungsdauer sieben Minuten. soziodemografischer Eckdaten des Mikrozensus Die Interviews wurden durch das Umfrageinstitut gewichtet. Kantar Public als computergestützte persönlich- Nach der standardisierten Befragung zu verschie- mündliche Interviews durchgeführt (CAPI: Com- denen Aspekten der Lebenssituation absolvierten puter Assisted Personal Interview). die befragten Personen einen Kompetenztest mit 3
Universität Hamburg: LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität 3 Literalität(en) und geringe Literalität In der Tradition der „New Literacy Studies“ (Street Geringe Literalität im Sinne des oben dargeleg- 2003) lässt sich Literalität als eine soziale Praxis ten Literalitätsbegriffs von LEO 2018 umfasst verstehen, die von Kontext zu Kontext, ja von Per- diese drei Alpha-Levels. Betroffene Personen son zu Person unterschiedlich ist. Diese vielfälti- sind aufgrund ihrer begrenzten schriftsprach- gen ‚Literalitäten‘ stehen gesellschaftlich jedoch lichen Kompetenzen in verschiedenen Lebens- nicht gleichwertig nebeneinander. Für die deut- bereichen in ihrer selbstständigen Teilhabe ein- sche Sprache nehmen Rechtschreibreformen und geschränkt. So misslingt etwa auch das Lesen der Duden schriftsprachliche Konventionen auf einfacher schriftlicher Arbeitsanweisungen. und halten somit eine spezifische Literalität fest. Öffentliche Verwaltung, Schulen und Universitä- Kompetenzen auf dem Alpha-Level 4 beschrei- ten sind an die Anwendung dieser Literalität ge- ben eine auffällig fehlerhafte Rechtschrei- bunden. Dadurch werden diese Konventionen als bung auch bei gebräuchlichem und einfachem vermeintlich ‚richtige‘/legitime Literalität in der Wortschatz. Die Rechtschreibung, wie sie bis Gesamtgesellschaft etabliert (vgl. Street 2003, zum Ende der Grundschule unterrichtet wer- Grotlüschen 2011). Die so determinierte Litera- den sollte, wird nicht hinreichend beherrscht. lität, im Folgenden als dominante Literalität be- zeichnet, wurde im Kompetenztest von LEO 2010 Die Veröffentlichungen der Nationalen Dekade und LEO 2018 gemessen. für Alphabetisierung und Grundbildung legen in ihrer Definition von Literalität einen besonderen Geringe Literalität bedeutet, dass eine Per- Schwerpunkt, der auf das Verhältnis von Schrift- son allenfalls bis zur Ebene einfacher Sätze le- sprache zu den gesellschaftlichen Minimalforde- sen und schreiben kann. In der Systematik der rungen zielt. Geringe Literalität wird dabei häufig LEO-Studie wird der Bereich geringer Lese- und über den so genannten funktionalen Analphabe- Schreibkompetenz mit den Alpha-Levels 1 bis 3 tismus operationalisiert: beschrieben (vgl. zu der Systematik der Alpha-Le- vels vertiefend: Grotlüschen & Riekmann 2012). „Funktionaler Analphabetismus ist gegeben, wenn die schriftsprachlichen Kompetenzen von Kompetenzen auf dem Alpha-Level 1 entspre- Erwachsenen niedriger sind als diejenigen, die chen der Buchstabenebene. Dass jemand al- minimal erforderlich sind und als selbstverständ- lenfalls auf der Ebene von Buchstaben lite- lich vorausgesetzt werden, um den jeweiligen ralisiert ist, ist in Deutschland sehr selten. gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu wer- den. [...] Dies ist gegenwärtig zu erwarten, wenn Kompetenzen auf dem Alpha-Level 2 entspre- eine Person nicht in der Lage ist, aus einem ein- chen der Wortebene. Auf diesem Alpha-Le- fachen Text eine oder mehrere direkt enthaltene vel sind Personen in der Lage, einzelne Wörter Informationen sinnerfassend zu lesen und/oder zu lesen oder zu schreiben, sie scheitern jedoch sich beim Schreiben auf einem vergleichbaren an der Ebene von Sätzen. Selbst gebräuchliche Kompetenzniveau befindet.“ Wörter werden beim Lesen und Schreiben oft- (Egloff et al. 2011, S.14f). mals Buchstabe für Buchstabe zusammengesetzt. Der Begriff „funktionaler Analphabetismus“ gilt Kompetenzen auf dem Alpha-Level 3 entspre- als stigmatisierend und als ungeeignet für die er- chen der Satzebene. Auf diesem Alpha-Level sind wachsenbildnerische Praxis. Zudem hat die Erfah- Personen in der Lage, einzelne Sätze zu lesen rung seit der LEO – Level-One Studie gezeigt, dass und zu schreiben, sie scheitern aber an der Ebe- der Begriff missverständlich, da sehr stark erklä- ne zusammenhängender – auch kürzerer – Texte. rungsbedürftig und zudem in der internationalen 4
LEO Diskussion schwer anschlussfähig ist (vgl. Steuten Deutschland. Mit der weitergehenden Erhebung 2014). Um diesem Umstand gerecht zu werden, sozialer (schriftbezogener) Praktiken und Kom- verwendet LEO 2018 den Begriff „geringe Lite- petenzen lassen sich in LEO 2018 gesellschaftli- ralität“ bzw. „gering literalisierte Erwachsene“ – che Teilhabe und Teilhabeausschlüsse genauer immer im Hinblick auf die dominante Literalität in untersuchen. 4 Ergebnisse und Trendbericht zur Lese- und Schreibkompetenz in Deutschland 2018 Von den Deutsch sprechenden Erwachsenen ist statistisch signifikant (p < 0,01). Hochgerech- lesen und schreiben im Jahr 2018 noch 12,1 Pro- net auf die Bevölkerung verbleiben rund 6,2 Mil- zent auf einem niedrigen Kompetenzniveau. Ver- lionen Erwachsene im Bereich geringer Literalität glichen mit den Ergebnissen der LEO – Level-One (2010: 7,5 Millionen Erwachsene). Studie aus dem Jahr 2010 bedeutet das einen Rückgang um 2,4 Prozentpunkte. Die Veränderung Tabelle 1: Anteile der Deutsch sprechenden erwachsenen Bevölkerung (18-64 Jahre) nach Alpha-Levels (2018) Anteil der Anzahl Literalität Alpha-Level erwachsenen (hochgerechnet) Bevölkerung Alpha 1 0,6 % 0,3 Mio. Alpha 2 3,4 % 1,7 Mio. Geringe Literalität Alpha 3 8,1 % 4,2 Mio. Alpha 1 bis 3 12,1 % 6,2 Mio. Fehlerhaftes Schreiben Alpha 4 20,5 % 10,6 Mio. über Alpha 4 67,5 % 34,8 Mio. Summe 100 % 51,5 Mio. Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192, gewichtet, L es eb e is Abweichung von 100 % und Abweichungen bei den absoluten Zahlen sind „Die L piel zu Tabe es e - u lle 1: kompe nd rundungsbedingt. tenz v Schreib- Prozen on 12,1 t der Er wa den Alp chsenen en h ts Das sin a-Levels 1-3 pricht d r un d . Er wac hsene 6,2 Millione .“ n 5
Universität Hamburg: LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität 4.1 Vergleich zur ersten LEO – Level-One Studie (2010) Im Jahr 2010 wurden erstmals Daten zur Litera- Der Anteil der gering literalisierten Erwachse- lität im unteren Kompetenzbereich erhoben. Die nen ist gegenüber 2010 von 7,5 Millionen auf 6,2 Anteile haben sich seitdem positiv verändert: Millionen zurückgegangen. Tabelle 2: Anteile der Deutsch sprechenden erwachsenen Bevölkerung (18-64 Jahre) nach Alpha-Levels, Vergleich 2018 zu 2010 Signifikanz der Alpha-Level Anteil 2010 Anteil 2018 Veränderung Alpha 1 0,6 % 0,6 % nicht signifikant Alpha 2 3,9 % 3,4 % nicht signifikant Alpha 3 10,0 % 8,1 % signifikant (p < 0,01) Alpha 1 bis 3 14,5 % 12,1% signifikant (p < 0,01) Alpha 4 25,9 % 20,5 % signifikant (p < 0,01) über Alpha 4 59,7 % 67,5 % signifikant (p < 0,01) Summe 100 % 100 % L es eb e is Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität „Im Ja piel zu Tabe hr 201 lle 2: die Le 8 bzw. leo. – Level-One Studie 2010. s e - u n e nt s p r a c h p e te n d S c hr Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192 (2018) zv eibk Er wac on 8,1 Proze om- hs en e bzw. n=8.436 (2010), gewichtet. Im Jah n Alph nt der r2 a - Le Abweichung von 100 % ist rundungsbedingt. Anteil 010 betrug vel 3. no c h 1 d 0,0 Pro ieser zent.“ 4.2 Wie setzt sich die Gruppe der gering literalisierten Erwachsenen zusammen? Im folgenden Kapitel wird gefragt, wie sich die Teilgruppe der gering literalisierten Erwachsenen Gruppe der 6,2 Millionen gering literalisierten Er- (n=867 im gewichteten Datensatz). Die Darstel- wachsenen zusammensetzt. Die Abbildungen be- lung erfolgt nach Geschlecht, Jahrgangsgruppen, ziehen sich daher nicht auf die gesamte Stichpro- Herkunftssprache, Schulabschluss, Erwerbssitua- be von 7.192 Erwachsenen, sondern nur auf die tion und familiärer Situation. Die Kreisdiagramme in diesem Kapitel stellen dar, wie sich die Gruppe der gering literalisierten Erwach- senen zusammensetzt, z.B.: Wie viele Prozent der gering literalisierten Erwachsenen sind Männer, wie viele sind Frauen? 6
LEO Geschlecht Unter den gering literalisierten Erwachsenen sind und der der Frauen 39,7 Prozent betragen. Die mit 58,4 Prozent mehr Männer als Frauen. Im Jahr Veränderungen gegenüber 2010 sind statistisch 2010 hatte der Anteil der Männer 60,3 Prozent nicht signifikant (Abbildung 1). Abbildung 1: Anteile von Männern und Frauen an den gering literalisierten Erwachsenen (Alpha-Levels 1-3) 2018 6,2 Millionen gering literalisierte Erwachsene: Anteile von Männern und Frauen 41,7 % 58,4 % Männer Frauen bbildun g 1: e b e is p iel zu A 5 8 ,4 L es mit r stellen eit „ Männ e M e h rh die Prozent literalisier ten ing der ger nen.“ se Er wach Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Gering literalisierte, Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=867, gewichtet. Abweichung von 100 % ist rundungsbedingt. 7
Universität Hamburg: LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität Jahrgangsgruppen Erwachsene über 45 Jahre machen den größeren zwischen 36 und 45 Jahren alt. Die verbleibenden Teil der gering literalisierten Erwachsenen aus. 30,2 Prozent der gering literalisierten Erwachse- Den beiden ältesten Jahrgangsgruppen (1953- nen gehören zu den Geburtsjahrgängen 1983- 1962 und 1963-1972) gehören 46,9 Prozent der 1992 und 1993-2000. Zum Zeitpunkt der Erhe- gering literalisierten Erwachsenen an. Zu den bung waren diese Personen zwischen 18 und 35 mittleren Geburtsjahrgängen (1973-1982) zählen Jahren alt. Gegenüber 2010 haben sich die Antei- 22,9 Prozent der gering literalisierten Erwach- le der Jahrgangsgruppen nicht signifikant verän- senen, sie waren zum Zeitpunkt der Erhebung dert (Abbildung 2). Abbildung 2: Anteile von Personen aus verschiedenen Jahrgangsgruppen an den gering literalisierten Erwachsenen (Alpha-Levels 1-3) 2018 6,2 Millionen gering literalisierte Erwachsene: Anteile der verschiedenen Jahrgangsgruppen 12,1 % 21,6 % 18,2 % 25,2 % 22,9 % 1993 - 2000 1983 - 1992 1973 - 1982 1963 - 1972 1953 - 1962 (18 - 25 Jahre) (26 - 35 Jahre) (36 - 45 Jahre) (46 - 55 Jahre) (56 - 65 Jahre) In Klammern: Alter zum Zeitpunkt der Erhebung 2018 g 2: Lesebeispiel zu Abbildun „25 ,2 Pro zen t der ger ing en literalisierten Erwachsen sind zwischen 196 3 un d Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Gering 1972 geboren. literalisierte, Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=867, gewichtet. Sie waren zum Zeitpunkt 46 der Erhebung zwischen und 55 Jah re alt .“ 8
LEO Herkun�ssprache Mit „Herkunftssprache“ werden Sprachen be- Sprache folgen können. Zugewanderte ohne hier- zeichnet, die Menschen in ihrer Kindheit erwor- für ausreichende mündliche Deutschkenntnisse ben haben. Gemeint sind Sprachen, die in der werden in dieser Studie nicht erfasst. Familie und im Umfeld eines Kindes alltäglich „Für die Situation in Deutschland kann dies wie benutzt werden und die es durch diesen Sprach- folgt konkretisiert werden: Kinder aus Migranten- kontakt erwirbt. Dabei kann es sich um eine Spra- familien wachsen mit der Sprache der Herkunft ih- che handeln, aber durchaus auch um zwei oder rer Familie auf; nicht selten geht es schon dabei mehr Sprachen. Der Begriff der Herkunft bezieht um mehr als eine Sprache. Spätestens, wenn sie sich hierbei nicht auf eine geographische, son- die elterliche Wohnung in Richtung Kindergarten dern auf die familiale Herkunft. oder Schule verlassen, kommt das Deutsche als Es wurden ausschließlich Personen befragt, die umgebende Mehrheitssprache hinzu.“ (Gogolin & die deutsche Sprache mündlich soweit beherr- Krüger-Potratz, 2010, S. 12) schen, dass sie einer Befragung in der deutschen Abbildung 3: Anteile von Personen mit Deutsch als Herkunftssprache und von Personen mit anderen Herkunftssprachen an den gering literalisierten Erwachsenen (Alpha-Levels 1-3) 2018 6,2 Millionen gering literalisierte Erwachsene: Anteile von Personen mit verschiedenen Herkunftssprachen 52,6 % 47,4 % g 3: bbildun e b e is p iel zu A aben L es nt h ,6 Proze e „Mit 52 hr als die Hälft m e n e t w as alisier te heit ing liter der ger nen in der Kind se e Er wach ls erste Sprach c h a D eu t s .“ gelernt Herkun�ssprache Deutsch andere Herkun�ssprache Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Gering literalisierte, Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=867, gewichtet. 9
Universität Hamburg: LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität Abbildung 3 zeigt, dass von den 6,2 Millionen In LEO 2018 wurden die Befragten gebeten, ihre gering literalisierten Erwachsenen 3,3 Millio- (Schrift-)Sprachkenntnisse in den Sprachen einzu- nen (52,6 %) in Deutsch sprechenden familiären schätzen, die sie verstehen oder sprechen. Von Umfeldern aufgewachsen sind. Rund 2,9 Millio- den im Deutschen gering Literalisierten mit ei- nen (47,4 %) haben zunächst eine andere Sprache ner anderen Herkunftssprache geben 77,8 Pro- als Deutsch erlernt. zent an, in dieser Sprache auch anspruchsvolle Das bedeutet, dass über die Hälfte der gering lite- Texte lesen und schreiben zu können (Abbildung ralisierten Erwachsenen in Deutschland die deut- 4). Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass sche Sprache bereits in der Kindheit erlernt ha- schriftsprachliche Fähigkeiten in einer Sprache ben. Im Jahr 2010 hatte der Anteil der Personen ein positiver Prädiktor für das Erlernen einer wei- mit Deutsch als Herkunftssprache 58,1 Prozent teren Schriftsprache sein können (Dünkel, Heim- betragen, der Anteil derer mit einer anderen Her- ler, Brandt & Gogolin 2018). kunftssprache 41,9 Prozent. Diese Veränderung gegenüber 2010 ist statistisch nicht signifikant. Abbildung 4: Gering Literalisierte (Alpha-Levels 1-3) mit nicht-deutscher Herkunftssprache, die angeben, in diesen Sprachen anspruchsvolle Texte lesen und schreiben zu können 2018 2,9 Millionen gering literalisierte Erwachsene mit anderer Herkunftssprache: Anteile von Personen, die in dieser Sprache … 22,2 % L es eb e ispiel z „Von d u en gerin Abbildung 4: 77,8 % ten Per g litera so lis heit ein nen, die in d ier- e an d e er Kind D eu t s c re S pr a - h ch 77,8 Pr erlernt haben e als oz ,s Angab ent nach eige ind en in d n en Spr ac h er e ansp Lage, in diese zu lese r u r n und z chsvolle Tex t u s c hr e e iben.“ anspruchsvolle Texte lesen und schreiben können anspruchsvolle Texte nicht lesen und schreiben können Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: In der deutschen Sprache gering literalisierte Erwachsene (18-64 Jahre), die Deutsch nicht oder nicht als alleinige Herkunftssprache erlernt haben, n=523, gewichtet. 10
LEO Schulabschluss Von allen Erwachsenen mit geringen Lese- und 22,3 Prozent der gering literalisierten Erwachse- Schreibkompetenzen (Alpha-Levels 1-3) haben nen haben keinen Schulabschluss (2010: 19,3 %). 76,0 Prozent einen Schulabschluss erreicht (2010: Weitere 1,6 Prozent der gering literalisierten Er- 80,1 %), die meisten von ihnen (40,6 %) einen wachsenen gehen noch zur Schule oder haben Haupt- oder Volksschulabschluss oder einen ver- keine Angabe zu ihrem Schulabschluss gemacht gleichbaren Schulabschluss (2010: 47,7 %), diese (2010: 1,8 %) (Abbildung 5). Veränderung ist statistisch signifikant. Abbildung 5: Anteile von Personen mit unterschiedlichen Schulabschlüssen an den gering literalisierten Erwachsenen (Alpha-Levels 1-3) 2018 6,2 Millionen gering literalisierte Erwachsene: Anteile von Personen mit verschiedenen Schulabschlüssen 1,6% 16,9% 22,3 % 18,5 % 40,6 % hoher Schulabschluss mi�lerer Abschluss niedriger Abschluss kein Abschluss noch Schüler*in, k.A. g 5: Lesebeispiel zu Abbildun „22,3 Prozen t der ger ing en literalisierten Erwachsen haben die Schule ohne Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Abschluss verlassen.“ Basis: Gering literalisierte, Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=867, gewichtet. Abweichung von 100 % ist rundungsbedingt. 11
Universität Hamburg: LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität Erwerbssituation Von den gering literalisierten Erwachsenen sind (2010: 7,6 %). Darüber hinaus bezeichnen sich 62,3 Prozent erwerbstätig (2010: 56,9 %). Der An- 8,1 Prozent als Hausfrau bzw. Hausmann (2010: teil der Erwerbstätigen innerhalb der Gesamtbe- 9,0 %). Bevölkerungsweit sind 3,4 Prozent der völkerung beträgt 75,5 Prozent (2010: 66,4 %). 12,9 Erwachsenen zu Hause (2010: 6,3 %). Die Verän- Prozent der gering literalisierten Erwachsenen sind derungen der Anteile an den gering literalisierten arbeitslos (2010: 16,7 %). Der Anteil der Arbeitslo- Erwachsenen sind im Vergleich zu 2010 statistisch sen an der Gesamtbevölkerung beträgt 5,0 Prozent nicht signifikant (Abbildung 6). Abbildung 6: Anteile von Personen in verschiedenen Erwerbssituationen an den gering literalisierten Erwachsenen (Alpha-Levels 1-3) 2018 6,2 Millionen gering literalisierte Erwachsene: Anteile von Personen in verschiedenen Erwerbssituationen 11,0 % 5,6 % 8,1 % 62,3 % 12,9 % Erwerbstä�ge Arbeitslose Hausfrau/-mann Rentner*in sons�ge, k.A. g 6: Lesebeispiel zu Abbildun „62,3 Prozent der ger ing Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. en Basis: Gering literalisierte, Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), literalisierten Erwachsen ein er Erwerb stä ti gke it n=867, gewichtet. gehen Abweichung von 100 % ist rundungsbedingt. nach.“ 12
LEO Familienstand Von den gering literalisierten Erwachsenen ist Gesamtbevölkerung sind diese Anteile sehr ähn- mit 54,2 Prozent die größte Gruppe verheiratet lich: 55,0 Prozent sind verheiratet (2010: 61,2 %), (2010: 61,8 %). Weitere 30,7 Prozent sind ledig 33,3 Prozent sind ledig (2010: 30,1 %) und 9,3 Pro- (2010: 27,2 %) und 12,2 Prozent sind geschieden zent sind geschieden (2010: 6,6 %) (Abbildung 7). (2010: 8,0 %). Die Veränderung der Anteile gegen- über 2010 ist statistisch nicht signifikant. In der Abbildung 7: Anteile von Personen mit unterschiedlichem Familienstand an den gering literalisierten Erwachsenen (Alpha-Levels 1-3) 2018 6,2 Millionen gering literalisierte Erwachsene: Anteile von Personen nach Familienstand 2,4 % 0,5 % 12,2 % 54,2 % 30,7 % : un g 7 l zu Abbild sier- eisp ie erali Leseb n gering lit d 54,2 e „Vo n d ne sin n Er w achse atet.“ te n heir n t ve r Proze verheiratet ledig geschieden verwitwet sons�ges bzw. keine Angabe Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Gering literalisierte, Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=867, gewichtet. 13
Universität Hamburg: LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität 4.3 Wie groß ist der Anteil gering literalisierter Erwachsener an verschiedenen Bevölkerungsgruppen? Von der gesamten Deutsch sprechenden erwach- Die Balkendiagramme in diesem Kapitel stel- senen Bevölkerung lesen und schreiben 12,1 Pro- len dar, wie groß der Anteil gering literalisierter zent auf niedrigen Kompetenzniveaus (Alpha- Erwachsener innerhalb einer bestimmten Grup- Levels 1-3). In diesem Kapitel wird dargestellt, wie pe ist, z.B.: Wie groß ist der Anteil der gering groß der Anteil gering literalisierter Erwachse- Literalisierten unter den Männern und unter den ner an bestimmten Gruppen (z.B. Männern oder Frauen? Dabei wird jeweils der Anteil der Perso- Frauen, Erwerbstätigen oder Arbeitslosen) ist. nen mit Kompetenzen auf den Alpha-Levels 1-3, Zu den Themenbereichen Arbeit, Familie sowie Alpha-Level 4 und oberhalb von Alpha-Level 4 für Schulabschluss und Weiterbildung wurden ergän- das Jahr 2010 und für das Jahr 2018 ausgewiesen. zende Informationen aufgenommen. Signifikante Veränderungen sind in den Grafiken optisch hervorgehoben. Geschlecht Der Anteil der gering literalisierten Personen ist 2010 lagen die Lese- und Schreibkompetenzen unter Männern höher als unter Frauen. Nach der von 17,4 Prozent der Männer und von 11,6 Pro- aktuellen Erhebung liegen die schriftsprachlichen zent der Frauen auf den Alpha-Levels 1-3. Diese Kompetenzen von 13,9 Prozent der Männer auf Veränderungen sind statistisch nicht signifikant den drei unteren Alpha-Levels. Bei den Frauen (Abbildung 8). liegt dieser Anteil bei 10,2 Prozent. Gegenüber bildung 8: 2010 sind die Anteile gesunken. Bei der Erhebung s e b e is p iel zu Ab z e n t d er Le 13,9 Pr o w a r e n t d er „2018 rozen n e r u n d 10,2 P b is 6 4 Män n 18 Abbildung 8: Anteile gering literalisierter Erwachsener (Alpha-Levels 1-3) u e n im Alter vo ier t.“ Fr a rali s unter Männern und Frauen im Vergleich zwischen 2010 und 2018 ering lite Jahren g 0% 100 % 17,3 % Männer 13,9 % 11,6 % Frauen 10,2 % Veränderung signifikant: 14,5 % Bevölkerung gesamt 12,1 % LEO 2010 LEO 2018 über Alpha-Level 4 Alpha-Level 4 Alpha-Levels 1-3 Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität bzw. leo. – Level-One Studie 2010. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192 (2018) bzw. n=8.436 (2010), jeweils gewichtet. Abweichungen von 100 % sind rundungsbedingt. Anteile von Männern und Frauen an der gewichteten Stichprobe 2018: Männer: 50,7 % (2010: 50,6 %); Frauen 49,3 % (2010: 49,4 %). 14
LEO Jahrgangsgruppen Der Anteil gering literalisierter Erwachsener ist literalisierter Erwachsener gibt es 2018 unter den unter den jüngsten Jahrgangsgruppen (Geburts- zwischen 1973 und 1982 Geborenen. Gegenüber jahrgänge 1993-2000 und 1983-1992) geringer als der Erhebung von 2010 sind die Anteile für alle im Bevölkerungsdurchschnitt. In diesen beiden Jahrgangsgruppen in unterschiedlichem Maße Jahrgangsgruppen liegt der Anteil 2018 knapp zurückgegangen. Die Rückgänge sind statistisch unter 11 Prozent. Den höchsten Anteil gering nicht signifikant (Abbildung 9). Abbildung 9: Anteil der gering literalisierten Erwachsenen (Alpha-Levels 1-3) an den verschiedenen Altersgruppen im Vergleich zwischen 2010 und 2018 0% 100 % in der S�chprobe von LEO 2010 nicht enthalten 1993 - 2000 10,9 % 12,0 % 1983 - 1992 10,7 % 14,9 % 1973 - 1982 14,4 % 14,7 % 1963 - 1972 9: 11,8 % dun g l zu A b b il n g s - ei sp i e ölker u - Leseb aren bev er Er wach 0 1 8 w e n t d 14,4 % „ 2 oz rt . 1953 - 1962 2,1 Pr ali si e weit 1 ering liter n, die 12,2 % g e senen en Person 1992 d d Un te r n 1 9 8 3 u n e t r ä g t i s c h e n , b zw rde nt.“ 17,0 % o r en wu 10,7 Proze 1946 - 1952 g e b r An t e i l in der S�chprobe von LEO 2018 nicht enthalten di es e Veränderung signifikant: 14,5 % Bevölkerung gesamt 12,1 % LEO 2010 LEO 2018 über Alpha-Level 4 Alpha-Level 4 Alpha-Levels 1-3 Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität bzw. leo. – Level-One Studie 2010. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192 (2018) bzw. n=8.436 (2010), jeweils gewichtet. Abweichungen von 100 % sind rundungsbedingt. Anteile der Jahrgangsgruppen an der gewichteten Stichprobe 2018: 1993-2000: 13,3 % (2010: nicht enthalten); 1983-1992: 20,4 % (2010: 19,2 %); 1973-1982: 19,1 % (2010: 18,9 %); 1963-1972: 25,7 % (2010: 26,4 %); 1953-1962: 21,5 % (2010: 23,4 %); 1946-1952: 2018 nicht in der Stichprobe enthalten (2010: 11,9 %). 15
Universität Hamburg: LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität Jahrgangsgruppen: Um die Anteile der gering lite- als 64 Jahre. Es ist zu beachten, dass die Grup- ralisierten Erwachsenen in beiden Studien verglei- pen bei den beiden Erhebungen unterschiedlich chen zu können, wird die Stichprobe in Gruppen alt waren. Beispiel: Die zwischen 1973 und 1982 von Geburtsjahrgängen (sogenannte Kohorten) Geborenen waren bei der Erhebung zu LEO 2010 aufgeteilt. Für die jüngste und die älteste dieser 28 - 37 Jahre alt. Bei der Folgeerhebung war diese Gruppen liegen keine Vergleichszahlen aus bei- Gruppe zwischen 36 und 45 Jahre alt. Es wurden den Studien vor. Bei der Erhebung 2010 war die allerdings nicht in beiden Studien in Form einer Gruppe der 1993 bis 2000 Geborenen noch zu Längsschnittsstudie dieselben Personen befragt, jung, um in die Stichprobe der 18-64-Jährigen zu sondern beiden Studien lagen unterschiedliche gelangen, die Gruppe der 1946-1952 Geborenen, Stichproben zugrunde. war zum Zeitpunkt der Erhebung 2018 schon älter Herkun�ssprache Der Anteil der Personen, die auf niedrigen Kom- 7,3 Prozent gering literalisiert (2010: 9,9 %), von petenzniveaus lesen und schreiben (Alpha-Levels den Personen mit einer anderen Herkunftsspra- 1-3), unterscheidet sich zwischen Personen, die che sind es 42,6 Prozent (2010: 40,7 %). Die Verän- Deutsch als erste Sprache in der Kindheit gelernt derung der Anteile der gering literalisierten Per- haben und Personen, die die deutsche Sprache sonen sind gegenüber LEO 2010 nicht signifikant erst später erlernt haben. Von den Erwachsenen, (Abbildung 10). zu deren Herkunftssprachen Deutsch gehört, sind Abbildung 10: Anteil der gering literalisierten Erwachsenen (Alpha-Levels 1-3) unter Personen verschiedener Herkunftssprachen im Vergleich zwischen 2018 und 2010 0% 100 % Herkun�ssprache 9,9 % Deutsch 7,3 % andere 40,7 % Herkun�ssprache 42,6 % Veränderung signifikant: 14,5 % Bevölkerung gesamt 12,1 % LEO 2010 LEO 2018 über Alpha-Level 4 Alpha-Level 4 Alpha-Levels 1-3 0: un g 1 Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität bzw. zu A b b il d g s - ei sp i e l un ölker - leo. – Level-One Studie 2010. Leseb aren bev er Er wach 0 1 8 w e n t d U n - Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192 (2018) bzw. „2 oz r t. 2,1 Pr ali si e h n=8.436 (2010), jeweils gewichtet. Abweichungen von 100 % sind rundungsbe- weit 1 ering liter it Deutsc e n g n m g t s en s o ne e tr ä dingt. Anteile von Personen unterschiedlicher Herkunftssprache in der gewich- r d e n Per sprache b te s t.“ teten Stichprobe 2018: Herkunftssprache Deutsch: 86,6 % (2010: 85,1 %); rkunft rozen als He Anteil 7,3 P andere Herkunftssprache als Deutsch: 13,4 % (2010: 14,9 %). di es e r 16
LEO Schulabschluss und Weiterbildung Die Höhe des Schulabschlusses weist einen star- deutlich höher (2010: 23,1 %). Von Personen, die ken Zusammenhang mit der Lese- und Schreib- keinerlei Schulabschluss erreicht haben, ist mit kompetenz auf. Während von allen Befragten 54,5 Prozent mehr als jede*r Zweite betroffen 12,1 Prozent geringe Lese- und Schreibkompe- (2010: 59,0 %). Die Veränderungen zwischen 2010 tenzen auf den Alpha-Levels 1-3 haben (2010: und 2018 sind für die einzelnen Gruppen nicht 14,5 %), ist dieser Anteil unter Personen mit signifikant (Abbildung 11). einem niedrigen Schulabschluss mit 21,5 Prozent 1: un g 1 Abbildung 11: Anteil der gering literalisierten Erwachsenen zu A b b i l d nt l ze ei sp i e 5 Pro (Alpha-Levels 1-3) an den Personen mit verschiedenen Leseb atten 54, Schul- h e Schulabschlüssen „2018 sonen ohn ese- und er L der P ss geringe en.“ s c h l u t e n z ab pe c h r e ibkom S 0% 100 % hoher 5,7 % Schulabschluss 5,5 % mi�lerer 8,5 % Schulabschluss 6,7 % niedriger 23,1 % Schulabschluss 21,5 % 10,2 % noch Schüler*in 7,7 % kein 59,0 % Schulabschluss 54,5 % Veränderung signifikant: 14,5 % Bevölkerung gesamt 12,1 % LEO 2010 LEO 2018 über Alpha-Level 4 Alpha-Level 4 Alpha-Levels 1-3 Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität bzw. leo. – Level-One Studie 2010. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192 (2018) bzw. n=8.436 (2010), jeweils gewichtet. Die Antwortkategorie ‚keine Angabe‘ ist in der Grafik nicht ausgewiesen. Abweichungen von 100 % sind rundungsbedingt. Anteile der Bildungsabschlüsse an der gewichteten Stichprobe 2018: höhere Schulabschlüsse: 37,2 % (2010: 31,4 %); mittlere Abschlüsse: 33,5 % (2010: 32,3 %); niedrige Abschlüsse: 22,8 % (2010: 29,9 %); noch Schüler*in: 1,4 % (2010: 0,9 %); kein Schulabschluss: 4,9 % (2010: 4,7 %); keine Angabe 0,2 % (2010: 0,8 %). 17
Universität Hamburg: LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität Das Konzept lebenslangen Lernens beinhaltet, Werden nur die berufsbezogenen Weiterbildungs- dass das Lernen im Lebensverlauf nicht mit dem aktivitäten betrachtet, so nehmen auch daran die Schulabschluss beendet ist (vgl. zum Zusammen- gering literalisierten Erwachsenen seltener teil. hang zwischen Weiterbildungsteilnahme und Diese Bevölkerungsgruppe übt überdurchschnitt- formaler Bildung: Kleinert 2014 und Iller 2017). lich oft einfache Hilfstätigkeiten in Branchen Daher erfasst die LEO-Studie die Beteiligung an mit geringem Weiterbildungsangebot aus, z.B. Weiterbildung. Wie auch 2010 zeigt sich, dass dem Baugewerbe (Destatis 2017). Hier kommen die Weiterbildungsquote gering literalisierter neben individuellen auch branchenspezifische Erwachsener geringer ist als die der Gesamtbe- Effekte zum Tragen. völkerung: So haben nur 28,1 Prozent der gering literalisierten Personen in den vergangenen zwölf Eine Mehrheit der gering literalisierten Erwach- Monaten an einer Weiterbildungsaktivität jegli- senen steht Weiterbildungsempfehlungen grund- cher Art teilgenommen (2010: 28 %1). Im Vergleich sätzlich positiv gegenüber: 59,7 Prozent geben zu 2010 stagniert die Quote. Von allen Erwachse- an, dass sie einer nicht verpflichtenden Weiterbil- nen haben 46,9 Prozent an einer Weiterbildungs- dungsempfehlung durch Vorgesetzte im Betrieb aktivität teilgenommen (2010: 42 %). folgen würden. In der Gesamtbevölkerung liegt dieser Anteil bei 65,8 Prozent. Die Teilnahme an Weiterbildungsangeboten aus dem Bereich Grundbildung und Alphabetisierung Unter den Gründen für die Teilnahme an einer ist sehr gering. Lediglich 0,7 Prozent der gering Weiterbildung sind berufliche Gründe für die literalisierten Personen nahmen an solch einem gering literalisierten Erwachsenen am wichtigsten: Angebot teil. Dies deckt sich mit den Angaben 56,9 Prozent haben an ihrer letzten Weiterbildung der Volkshochschulstatistik zur geringen Zahl von zur besseren Ausübung der beruflichen Tätigkeit Kursbelegungen im Bereich Alphabetisierung und teilgenommen, 37,4 Prozent wollten ihre berufli- Grundbildung (Reichart, Huntemann, Lux 2018). chen Chancen verbessern. Drittwichtigster Teil- Die Weiterbildungsquote gering literalisierter nahmegrund ist der Erwerb von Kenntnissen für Personen ist also deutlich höher als die alleinige den Alltag, der von 36,9 Prozent der gering litera- Teilnahme an Alphabetisierungskursen. lisierten Erwachsenen genannt wurde (Tabelle 3). 1 In LEO 2010 beruhte die Bestimmung der gering literalisierten Personen für die Berechnung der Weiterbildungsquote auf einer an- deren methodischen Grundlage als 2018. Die Weiterbildungsquoten für LEO 2010 und LEO 2018 sind daher nur bedingt vergleichbar. 18
LEO Tabelle 3: Die drei meistgenannten Teilnahmegründe gering literalisierter Personen (Mehrfachantworten möglich), Anteile an Personen nach Alpha-Levels und in der Gesamtbevölkerung Grund für über Gesamt- Alpha 1-3 Alpha 4 Weiterbildungsteilnahme Alpha 4 bevölkerung Um berufliche Tätigkeit besser 56,9 % 60,2 % 62,7 % 61,9 % ausüben zu können Um berufliche Chancen 37,4 % 36,3 % 31,8 % 32,9 % zu verbessern Um Kenntnisse für den Alltag 36,9 % 37,1 % 36,9 % 36,9 % zu erwerben Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), die in den vergangenen e 3: zwölf Monaten an mindestens einer Weiterbildungsaktivität teilgenommen l zu Tabell mit eisp ie en en haben, n=3.372, gewichtet. Leseb n Er wachs chreib- e S „Von d n Lese- und en ge h m ge r in en n a ildung etenz eiterb komp zent an W ür den ro f 36,9 P Kenntnisse m n .“ teil, u u er werbe a g z Allt Tabelle 4: Die drei meist genannten Nicht-Teilnahmegründe2 gering literalisierter Personen (Mehrfachantworten möglich), Anteile an Personen nach Alpha-Levels und in der Gesamtbevölkerung Grund gegen die Teilnahme an über Gesamt- Alpha 1-3 Alpha 4 einer Weiterbildung Alpha 4 bevölkerung Keine Zeit wegen beruflicher 16,8 % 18,9 % 19,2 % 18,7 % Termine Keine Zeit wegen familiärer 16,1 % 19,7 % 21,7 % 20,3 % Verpflichtungen Sonstige persönliche Gründe 14,9 % 14,7 % 18,5 % 17,0 % Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), die in den vergangenen e 4: zwölf Monaten an keiner Weiterbildungsaktivität teilgenommen haben, l zu Tabell chse- eisp ie r wa n=3.820, gewichtet. Leseb ozent der E e- und P r es „16,8 geringen L hm en e n m it t e nz e n na n pe ibkom r Zeit Schre d fehlende rmine n Te aufgru eruflicher ng teil.“ n b rbil u d wege Weite t a n nich 2 Die Antwortkategorie „nichts davon“ wurde von allen Gruppen am häufigsten genannt, hier jedoch wegen fehlender Aussagekraft nicht dargestellt. 19
Universität Hamburg: LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität Erwerbssituation Abbildung 12: Anteil der gering literalisierten Erwachsenen (Alpha-Levels 1-3) an den Personen in unterschiedlichen Erwerbssituationen im Vergleich 2018 und 2010 0% 100 % Veränderung signifikant: 12,4 % Erwerbstä�ge 10,0 % 31,9 % Arbeitslose 31,4 % Hausfrauen/ 20,7 % Hausmänner 25,2 % 8,0 % in Elternzeit g 12: 7,5 % u A b b il dun t d er lz zen ei sp i e ,4 Pro Leseb ählten 12 den gering z u 19,1 % „2010 stätigen z chsenen, we rb E r wa D ie Rentner*innen E r l i s i e r ten 0 Prozent. 15,2 % a liter nd es 10, a n t.“ si ignifik 2018 erung ist s d Verän 26,6 % Erwerbsunfähige 31,4 % Veränderung signifikant: 14,5 % Bevölkerung gesamt 12,1 % LEO 2010 LEO 2018 über Alpha-Level 4 Alpha-Level 4 Alpha-Levels 1-3 Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität bzw. leo. – Level-One Studie 2010. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192 (2018) bzw. n=8.436 (2010), jeweils gewichtet. Die sonstigen Antwortkategorien bzw. keine Angabe sind in der Grafik nicht ausgewiesen. Abweichungen von 100 % sind rundungsbe- dingt. Anteile der Personen in unterschiedlichen Erwerbssituationen an der gewichteten Stichprobe 2018: Erwerbstätige: 75,5 % (2010: 66,4 %); Arbeitslose: 5,0 % (2010: 7,6 %); Hausfrau/Hausmann: 3,9 % (2010: 6,3 %); in Elternzeit: 2,3 % (2010: 2,0 %); Rentner*in: 4,4 % (2010: 4,8 %); Erwerbsunfähig: 1,3 % (2010: 1,3 %); in Ausbildung/Studium: 6,3 % (2010: 10,4 %); Sonstige bzw. keine Angabe: 1,4 % (2010: 1,2 %). Mit 10,0 Prozent ist der Anteil gering literalisier- höher als im Bevölkerungsdurchschnitt. Das gilt ter Erwachsener unter den Erwerbstätigen gerin- auch für die kleinere Bevölkerungsgruppe der er- ger als in der gesamten erwachsenen Bevölke- werbsunfähigen Personen (31,4 %). Bei den Grup- rung (12,1 %). Unter Arbeitslosen ist der Anteil mit pen der Erwerbsunfähigen sowie der Hausfrau- 31,4 Prozent gering literalisierten Erwachsenen en und Hausmänner sind die Anteile gegenüber 20
LEO 2010 angestiegen. Bei den anderen Erwerbsgrup- zur Gesamtbevölkerung zeigt sich insbesonde- pen sind sie gesunken. Für die Erwerbsgruppe re in Bezug auf die Anteile der Arbeiter*innen der Erwerbstätigen ist der Rückgang signifikant und Angestellten ein deutlicher Unterschied. Die (Abbildung 12). erwerbstätige Gesamtbevölkerung setzt sich Von den gering literalisierten Erwerbstäti- zusammen aus 62,1 Prozent Angestellten, 14,8 gen sind 45,5 Prozent Angestellte, 40,1 Prozent Prozent Arbeiter*innen, 10,4 Prozent Selbststän- Arbeiter*innen, 7,2 Prozent geringfügig Beschäf- digen und 5,3 Prozent geringfügig Beschäftigten tigte und 6,3 Prozent Selbstständige. Im Vergleich (Tabelle 5). Tabelle 5: Berufliche Stellung nach Alpha-Levels über Gesamt- Berufliche Stellung Alpha 1-3 Alpha 4 Alpha 4 bevölkerung Geringfügig beschäftigt (Mini-Job bzw. 450€-Job oder 7,2 % 5,8 % 4,9 % 5,3 % kurzfristig beschäftigt mit höchstens 50 Arbeitstagen im Jahr)3 Arbeiter*in 40,1 % 21,8 % 9,2 % 14,8 % Angestellte*r 45,5 % 59,0 % 65,3 % 62,1 % Beamter*Beamtin (einschließlich 0,4 % 2,8 % 9,3 % 7,1 % Richter*innen, Berufssoldat*innen) Selbständige 6,3 % 10,1 % 11,0 % 10,4 % Mithelfende Familienangehörige 0,3 % 0,2 % 0,1 % 0,2 % Keine Angabe 0,2 % 0,4 % 0,2 % 0,2 % Summe 100 % 100 % 100 % 100 % Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Lesebeispiel zu Ta Basis: Deutsch sprechende derzeit beruflich tätige Erwachsene (18-64 Jahre, ausge- belle 5: „Von den Er wachse nommen Azubis und Praktikanten), n=5.546, gewichtet. Abweichungen von 100 % sind nen mit geringer Lese- und rundungsbedingt. Schreib - kompetenz sind 45 ,5 Prozent Angestellte. In de r Gesamtbevölkerun g beträgt der Anteil der Ange stellten 62,1 Prozent.“ Die überwiegende Mehrzahl der Arbeitsplätze die Zustimmungsrate sogar stellt zumindest basale Anforderungen an das 87,5 Prozent. Für die Mehr- Lesen und Schreiben (vgl. dazu basierend auf heit der erwerbsfähigen Bevölkerung ist Geld Ergebnissen der PIAAC-Studie: Solga 2013). Dabei nicht der alleinige Anreiz zu arbeiten. Auch wenn ist die Funktion von Arbeit vielfältig. Arbeit gene- sie das Geld nicht bräuchten, würden 70,5 Prozent riert Einkommen, stiftet Sinn und gilt als Status- der Gesamtbevölkerung gerne arbeiten. Von den symbol. So ist für die überwiegende Mehrheit von gering literalisierten Erwachsenen würden 59,7 86,2 Prozent der Gesamtbevölkerung Arbeit wich- Prozent ohne finanzielle Notwendigkeit trotzdem tig, da sie ein Gefühl der Zugehörigkeit gibt. Un- arbeiten (Tabelle 6). ter Erwachsenen mit geringer Literalität beträgt 3 Die Kategorie der geringfügig Beschäftigten wurde analog zur Erhebung des Adult Education Survey (AES) für die Erhebung der LEO- Studie neu erfasst. In LEO 2010 lag diese Differenzierung nicht vor. Daher sind die Zahlen mit den Daten aus LEO 2010 nur bedingt ver- gleichbar. Die Kategorien ‚Arbeiter*in‘ und ‚Angestellte*r‘ sind hinsichtlich ihrer Definition und Zuordnung einem Wandel unterworfen, das gilt auch für die Erfassung im Mikrozensus. Daher ist auch hier bei der Interpretation entsprechende Zurückhaltung geboten. 21
Universität Hamburg: LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität Tabelle 6: Zustimmung zu Meinungen über Arbeit nach Alpha-Levels („stimme voll und ganz zu“ oder „stimme eher zu“) über Gesamt- Alpha 1-3 Alpha 4 Alpha 4 bevölkerung Arbeit ist wichtig, weil sie einem 87,5 % 85,9 % 86,1 % 86,2 % das Gefühl gibt, dazuzugehören. Ich würde auch dann gerne arbeiten, wenn ich das Geld nicht 59,7 % 67,6 % 73,3 % 70,5 % bräuchte. Lesebeispiel zu Tabe Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. lle 6: „Für 87,5 Prozent de Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192, gewichtet. r Perso - nen mit geringer Lese - und Schreibkompetenz ist Arbeit wichtig, weil sie das Die überwiegende Mehrheit der Erwerbstätigen vermittelt, dazuzuge Gefühl hören.“ äußert, dass sie Anerkennung für die erbrach- ten Leistungen an der Arbeit erhält – unabhän- gig vom jeweiligen Alpha-Level. So erhalten 74,8 Unterschiede zwischen den Alpha-Levels. Insge- Prozent der erwerbstätigen Gesamtbevölkerung samt halten 71,2 Prozent der Erwerbstätigen die Anerkennung von einer vorgesetzten Person. Das eigenen Aufstiegschancen für angemessen. Unter gilt mit 71,5 Prozent ähnlich auch für Erwerbs- den Erwerbstätigen mit geringer Literalität tri� tätige mit geringer Literalität. Geht es hingegen dies nur auf 62,6 Prozent zu (Tabelle 7). um die eigenen Aufstiegschancen, zeigen sich Tabelle 7: Zustimmung zu Aussagen über die Arbeitsstelle nach Alpha-Levels („stimme voll und ganz zu“ oder „stimme eher zu“) über Gesamt- Alpha 1-3 Alpha 4 Alpha 4 bevölkerung Ich erhalte von meinen Vorgesetz- ten bzw. entsprechenden Personen 71,5 % 73,7 % 75,5 % 74,8 % die Anerkennung, die ich verdiene. Wenn ich an all die erbrachten Leistungen und Anstrengungen denke, halte ich meine persönlichen 62,6 % 69,9 % 72,8 % 71,2 % Chancen des beruflichen Fortkom- mens für angemessen. Lesebeispiel zu Tabelle 7: Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. „71,5 Prozent der gering Basis: Deutsch sprechende erwerbstätige Erwachsene (18-64 Jahre), n=5.578, gewichtet. literalisierten Erwachsen en erhalten ihrer Ansicht nac h von ihren Vorgesetzten die verdiente Anerkennung.“ 22
LEO Gering Literalisierte sind in einem geringeren 6,7. Für die Gesamtbevölkerung liegt der Durch- Maße mit ihrer allgemeinen beruflichen Situati- schnittswert bei 7,6. Der Unterschied zwischen on zufrieden (Abbildung 13). Auf einer Skala von den gering Literalisierten und höher Literalisier- 0 (sehr unzufrieden) bis 10 (sehr zufrieden) liegt ten ist statistisch signifikant (p < 0,01). der Durchschnittswert für gering Literalisierte bei Abbildung 13: Zufriedenheit mit der beruflichen Situation nach Alpha-Levels Allgemeine Arbeitszufriedenheit 10 - sehr zufrieden über Alpha-Level 4 (7,8) (7,6) Bevölkerung Alpha-Level 4 (7,6) Alpha-Levels 1-3 (6,7) L es eb e isp „Gering iel zu Abbildun lit g sind im eralisier te Er w 13: D ur c hs a c hs en e allgeme c hn inen be itt mit ihrer wenige rufliche r zufrie n Situati den als o nen ins gesamt die Er w n Null bis . Auf ein a c hs e - Ze er S 6,7. Die hn veror ten s kala von gesamt ie sich b Bevölke ee ei r u n g ve r w a c h s e n e schnittli r o r te t s c h b ei 7 ich durc ,6.“ h- 0 - sehr unzufrieden Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), die für diese Frage einen Wert angegeben haben, n=6.941, gewichtet. Für die Berechnung wurden Personen, die keine Angabe gemacht haben (n=250) nicht berücksichtigt. 23
Universität Hamburg: LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität Die Sorge vor einem Arbeitsplatzverlust ist bei um ihren Arbeitsplatz machen. Zudem schätzen gering literalisierten Erwerbstätigen höher als in gering literalisierte Erwerbstätige zu 57,9 Prozent der erwerbstätigen Gesamtbevölkerung. Von den ihre Möglichkeiten, eine gleichwertige Anstellung Personen mit geringer Literalität sorgen sich 23,0 erneut zu finden, als schwierig ein. Unter allen Er- Prozent um ihren Arbeitsplatz, während sich un- werbstätigen teilen diese Einschätzung 47,2 Pro- ter allen Erwerbstätigen nur 11,8 Prozent Sorgen zent (Tabelle 8). Tabelle 8: Aussagen zur Sicherheit des Arbeitsplatzes nach Alpha-Levels über Gesamt- Alpha 1-3 Alpha 4 Alpha 4 bevölkerung Schwierigkeit eine gleichwertige Stelle wie die aktuelle bzw. die 57,9 % 49,1 % 44,7 % 47,2 % letzte erneut zu finden („eher schwierig“ oder „schwierig“). Ich habe Sorge vor einem 23,0 % 13,1 % 9,9 % 11,8 % Arbeitsplatzverlust.+ Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende in den letzten zwölf Monaten erwerbstätige Erwachsene Lesebeispiel zu Ta (18-64 Jahre), n=6.813; + Deutsch sprechende erwerbstätige Erwachsene (18-64 belle 8: „23 Prozent der er werbstä- Jahre), n=5.578, beide gewichtet. tigen Personen m it geringer Lese- und Schreib kompetenz sorgen sich um de n Verlust des Arbeitsplatzes.“ 24
LEO Familiäre Situation und Wohnsituation Abbildung 14: Anteil der gering literalisierten Erwachsenen (Alpha-Levels 1-3) nach dem Familienstand im Vergleich 2018 und 2010 0% 100 % 14,6 % verheiratet 11,9 % 13,1 % ledig 11,1 % 17,5 % geschieden 15,9 % 21,1 % verwitwet 17,5 % Veränderung signifikant: 14,5 % Bevölkerung gesamt 12,1 % LEO 2010 LEO 2018 über Alpha-Level 4 Alpha-Level 4 Alpha-Levels 1-3 Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität bzw. leo. – Level-One Studie 2010. ung 14: e is p ie l zu Abbild nt der Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192 (2018) bzw. n=8.436 L es e b Proze lten 11,9 (2010), jeweils gewichtet. Die Antwortkategorien ‚sonstige‘ und ‚keine Angabe‘ sind in „2018 zäh n und 11,1 Pro - te der Grafik nicht ausgewiesen. Abweichungen von 100 % sind rundungsbedingt. Anteile Verheirate igen zu den gering r L e d zent d e hsenen.“ von Personen nach Familienstand an der gewichteten Stichprobe 2018: verheiratet: ra li si e rt en Erwac 55,0 % (2010: 61,2 %); ledig: 33,3 % (2010: 30,1 %); geschieden: 9,3 % (2010: 6,6 %); lite verwitwet: 1,7 % (2010: 1,7 %); Sonstige bzw. keine Angabe: 0,8 % (2010: 0,4 %) Der Anteil gering literalisierter Erwachsener ist Tabelle 9 zeigt, dass alle Kategorien einen et- mit 11,9 Prozent unter Verheirateten und mit 11,1 wa gleich großen Anteil bei gering Literalisierten Prozent unter den Ledigen geringfügig niedriger und der Gesamtbevölkerung aufweisen. So sind als im Bevölkerungsdurchschnitt. Unter Geschie- etwa 51,4 Prozent der gering literalisierten Er- denen liegt der Anteil bei 15,9 Prozent und unter wachsenen verheiratet und leben mit dem*der Verwitweten bei 17,4 Prozent und ist somit höher Ehepartner*in zusammen. Innerhalb der Gesamt- als im Bevölkerungsdurchschnitt (Abbildung 14). bevölkerung beträgt der entsprechende Anteil Die Unterschiede zwischen den Alpha-Levels 53,1 Prozent. Die Unterschiede der Anteile sind hinsichtlich des Familienstands sind gering. gegenüber LEO 2010 nicht signifikant. 25
Universität Hamburg: LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität Tabelle 9: Familienstand nach Alpha-Levels über Gesamt- Alpha 1-3 Alpha 4 Alpha 4 bevölkerung Verheiratet, mit Ehepartner/in 51,4 % 52,4 % 53,6 % 53,1 % zusammenlebend Verheiratet, vom/von 2,7 % 1,7 % 1,8 % 1,9 % Ehepartner/in getrennt lebend Ledig 30,7 % 31,4 % 34,3 % 33,3 % Geschieden 12,2 % 11,7 % 8,0 % 9,3 % Verwitwet 2,4 % 1,9 % 1,4 % 1,7 % Sonstiges 0,4 % 0,5 % 0,7 % 0,6 % Keine Angabe 0,2 % 0,3 % 0,2 % 0,2 % Summe 100 % 100 % 100 % 100 % Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192, gewichtet. Abweichungen von 100 % sind rundungsbedingt. Lesebeispiel zu Ta belle 9: „Von den Er wachse nen Von den gering literalisierten Erwachsenen leben mit geringer Lese- und Schreibkompetenz 63,6 Prozent in einer Partnerschaft (sowohl ver- 30,7 Prozent ledig. sind Von der heiratet als auch unverheiratet). Der Anteil der- Gesamtbevölkerun g sind jenigen, die in einer Partnerschaft leben, ist in 33,3 Prozent ledig. “ der Gesamtbevölkerung höher – er beträgt 69,9 Prozent. In einem gemeinsamen Haushalt mit dem*der Partner*in leben 60,6 Prozent der ge- ring Literalisierten. (Gesamtbevölkerung: 66,3 %) (Tabelle 10). Die Unterschiede der Anteile sind ge- genüber LEO 2010 nicht signifikant. Tabelle 10: Partnerschaft und Wohnsituation nach Alpha-Levels über Gesamt- Alpha 1-3 Alpha 4 Alpha 4 bevölkerung Wohnt mit Partner*in zusammen 60,6 % 64,2 % 68,0 % 66,3 % Wohnt nicht mit Partner*in 3,0 % 3,2 % 3,8 % 3,6 % zusammen Lebt nicht in einer Partnerschaft 36,3 % 32,4 % 28,0 % 29,9 % Keine Angabe 0,1 % 0,2 % 0,2 % 0,2 % Summe 100 % 100 % 100 % 100 % Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192, gewichtet. 26
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