A Rose for Emily William Faulkner - Driving Miss Daisy
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Königs Erläuterungen und Materialien Band 480 Erläuterungen zu William Faulkner A Rose for Emily Alfred Uhry Driving Miss Daisy von Hans-Georg Schede
Über den Autor dieser Erläuterung: Hans-Georg Schede, geboren 1968, studierte in Freiburg Germanistik sowie Anglistik und promovierte mit einer Werkmonographie über den Gegenwartsautor Gert Hofmann (1999). Er hat Unterrichtsmo- delle zu Heinrich von Kleist, Gert Hofmann sowie Charlotte Kerner und zahlreiche Erläuterungsbände zu Werken des schulischen Lektü- rekanons verfasst (u. a. zu Goethe, Schiller, Kleist, Büchner, Thomas Mann, Harper Lee, Roddy Doyle, Uwe Timm und Charlotte Kerner). Weitere Bücher: eine Biographie über Die Brüder Grimm (2004, Neu- ausgabe 2009) und den Band Heinrich von Kleist in der Reihe „rowohlts monographien“ (2008). Hans-Georg Schede hat als Buchredakteur und Gymnasiallehrer gear- beitet und lebt mit seiner Familie in der Nähe von München. Hinweis: Die Rechtschreibung wurde der amtlichen Neuregelung an- gepasst. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung eingescannt oder gespeichert und in ein Netzwerk eingestellt werden. Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungsein- richtungen. 1. Auflage 2009 ISBN: 978-3-8044-1851-6 © 2009 by Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Lektorat: Oliver Pfohlmann Titelabbildung: William Faulkner © Ullstein Bild Druck und Weiterverarbeitung: Tiskárna Akcent, Vimperk 2
Inhalt Vorwort ............................................................................ 5 Teil I: William Faulkner: A Rose for Emily ............................. 7 1. William Faulkner: Leben und Werk . ........................... 7 1.1 Biografie ............................................................................ 7 1.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund ........................................ 21 1.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken ....... 23 2. Textanalyse und -interpretation .................................... 27 2.1 Entstehung und Quellen . .................................................. 27 2.2 Inhaltsangabe .................................................................... 32 2.3 Aufbau .............................................................................. 35 2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken ...................... 48 2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen .......................... 62 2.6 Stil und Sprache ................................................................ 63 2.7 Interpretationsansätze ....................................................... 67 2.7.1 Detailanalyse von Teil I der Erzählung . ............................ 67 2.7.2 Analyse der Episode des Giftkaufs . .................................. 73 2.7.3 Miss Emilys Ödipuskomplex ............................................. 77 2.7.4 Aristokratische und demokratische Ideologie ................... 79 3. Themen und Aufgaben .................................................. 85 4. Rezeptionsgeschichte .................................................... 87 5. Materialien ..................................................................... 88 3
Teil II: Alfred Uhry: Driving Miss Daisy .................................. 91 1. Alfred Uhry: Leben und Werk ...................................... 91 1.1 Biografie ............................................................................ 91 1.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund ........................................ 97 1.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken ....... 106 2. Textanalyse und -interpretation .................................... 110 2.1 Entstehung und Quellen . .................................................. 110 2.2 Inhaltsangabe .................................................................... 116 2.3 Aufbau .............................................................................. 125 2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken ...................... 135 2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen .......................... 142 2.6 Stil und Sprache ................................................................ 147 2.7 Interpretationsansätze ...................................................... 148 2.7.1 Eine andere Geschichte der gesellschaftlichen Emanzipation der Afroamerikaner . ................................... 148 2.7.2 Eine über alle soziale Schranken hinweg wachsende tiefe menschliche Verbundenheit .................... 149 3. Themen und Aufgaben .................................................. 152 4. Rezeptionsgeschichte .................................................... 154 5. Materialien ..................................................................... 165 Literatur .......................................................................... 167 4
Vorwort Vorwort William Faulkners berühmte Kurzgeschichte A Rose for Emily und Al- fred Uhrys preisgekröntes Theaterstück Driving Miss Daisy bieten auf- schlussreiche Einblicke in die Lebenswelt des amerikanischen Südens. Zusammen umfassen beide Werke die Zeit von etwa 1870 bis 1970, also jene hundert Jahre, an deren Anfang der verlorene Bürgerkrieg und an deren Ende der Erfolg der afroamerikanischen Bürgerrechtsbe- wegung stehen. Die Texte haben manches gemeinsam: Im Mittelpunkt steht jeweils eine alleinstehende, willensstarke und eigensinnige Frau. Beide Texte sind relativ kurz und decken doch einen vergleichswei- se langen Erzählzeitraum ab. Auffälliger ist indessen, was Erzählung und Theaterstück voneinander unterscheidet: Erzählt Alfred Uhry in seinem Stück eine betont alltägliche Geschichte, so handelt William Faulkners Erzählung von einem monströsen Verbrechen, das umso grausiger wirkt, als es erst nach Jahrzehnten auf schockierende Weise ans Licht kommt. Miss Daisy ist als Witwe alleinstehend, hat jedoch einen Sohn, der sich um sie kümmert, und nimmt am Leben teil. Miss Emily hatte und hat niemanden und zieht sich schon früh vollkommen aus der Gesellschaft zurück. Anhaltende Einsamkeit bleibt nicht ohne psychische Folgen – Miss Daisys bis ins hohe Alter ungebrochener geistiger Gesundheit steht entsprechend Miss Emilys seelische Erkran kung gegenüber. Die ebenso faszinierende wie abstoßende Existenz Miss Emilys wie auch die alltäglichen Sorgen Miss Daisys veranschau- lichen aber gleichermaßen Werte und Einstellungen, die das Leben im amerikanischen Süden lange bestimmten und die noch heute von Bedeutung sind. Miss Emily ist eine Generation früher als Miss Daisy geboren, die zudem mehr als zwanzig Jahre älter wird. Miss Emilys Lebenswelt ist die einer kleinen Stadt, in der jeder jeden kennt und jeder zum Objekt der öffentlichen Neugierde werden kann. Miss Daisy hingegen lebt in der größten Stadt des Südens, deren schiere Einwohnerzahl bereits für einen gewissen Schutz der Privatsphäre sorgt. Miss Emilys Leben vollzieht sich vor der Kulisse einer in vieler Beziehung noch vormo- dern anmutenden Welt, während Miss Daisy im letzten Viertel ihres Lebens, von dem Alfred Uhrys Stück berichtet, in einer Welt lebt, Vorwort 5
Vorwort die sich nicht mehr grundlegend von der uns heute vertrauten Welt unterscheidet. Für den Interpreten stellt A Rose for Emily nicht nur aufgrund der stärkeren Fremdheit der darin geschilderten Welt die größere Heraus- forderung dar. Deshalb wird die Erzählung in dem folgenden Band auch eingehender interpretiert als das Bühnenstück, bei dem sich die Erläuterungen stärker auf den gesellschaftlichen Hintergrund, die weitreichenden biografischen Bezüge und die überaus erfolgreiche Umwandlung des Stücks in einen Hollywoodfilm konzentrieren. Textgrundlagen sind zum einen der Band Collected Stories von William Faulkner (New York: Random House, 1950; s. dazu auch das Literatur- verzeichnis) und zum anderen die von Ursula Küppers und Ingrid Ross herausgegebene Taschenbuchausgabe von Alfred Uhrys Driving Miss Daisy (Berlin: Cornelsen Verlag, 1998). 6 Vorwort
1.1 Biografie Teil I: William Faulkner: A Rose for Emily 1. William Faulkner: Leben und Werk 1.1 Biografie Jahr Ort Ereignis Alter ca. 1845 Ripley, Faulkners Urgroßvater, William Mississippi Clark Falkner, lässt sich in dem Ort Ripley im Norden Mississippis nie- der. Er ist das historische Vorbild des „Old Colonel“ John Sartoris, ei- ner von Faulkners wichtigsten Ro- manfiguren. Der Urgroßvater wie der Großvater väterlicherseits sind erfolgreiche Leute. Der Urgroßva- ter baut die erste Eisenbahnlinie der Gegend, der Großvater ist als Geschäftsmann, Bankier und Po- litiker einer der einflussreichsten Männer in Oxford, Mississippi. 1897 New Albany, William Cuthbert Falkner (der sei- Ge- Mississippi nen Nachnamen später in Faulkner burt abändert) kommt am 25. Septem- ber als ältester von vier Söhnen der Eheleute Murry Falkner und Maud Falkner, geb. Butler, zur Welt. 1902 Oxford, Die Familie zieht nach Oxford um, 5 Mississippi damals ein mittlerer Ort von knapp 2000 Einwohnern, immerhin aber Zentrum des Distrikts Lafayette und Sitz der staatlichen Univer- sität. Nach seinem Scheitern als 1. William Faulkner: Leben und Werk 7
1.1 Biografie Jahr Ort Ereignis Alter Geschäftsmann wird Williams Va- ter Verwaltungsangestellter an der Universität von Mississippi. Er ist verschlossen und jähzornig. Vater und Sohn bleiben einander fremd. Der Mutter verdankt Faulkner seine frühe Bekanntschaft mit der Weltliteratur. 1903– Oxford, Faulkner ist ein eigensinniges Kind 6–18 1915 Mississippi und ein unwilliger Schüler. Er schwänzt oft und bricht die Schu- le mit siebzehn Jahren ab. Er liest viel und beginnt zu schreiben und zu zeichnen. Verständnis und Er- mutigung erfährt er durch den vier Jahre älteren Philip Stone, mit dem er seit 1914 befreundet ist. 1916– Oxford, Faulkner arbeitet vorübergehend 19– 1918 Mississippi in der Bank seines Großvaters. Er 21 geht mit Studenten um und ver- fasst ästhetizistische Gedichte, die vom französischen und englischen Symbolismus, insbesondere von Swinburne, beeinflusst sind. Im Jahrbuch der Universität erschei- nen einige seiner Zeichnungen. Er wirbt um die Hand seiner Ju- gendfreundin Estelle Oldham, eines schönen, etwas reservierten Mädchens aus einer angesehenen Familie. Estelles Eltern sind nicht mit dem Bewerber einverstanden, und Estelle heiratet daraufhin den erfolgreichen Rechtsanwalt Cor- 8 1. William Faulkner: Leben und Werk
1.1 Biografie Jahr Ort Ereignis Alter nell Franklin, was für Faulkner ein schwerer Schlag ist. 1918 Toronto, Nach – aufgrund seiner geringen 21 Kanada Körpergröße von 1,67 Meter – ge- scheiterten Bemühungen, nach dem Kriegseintritt der USA in die Luftwaffe aufgenommen zu wer- den, wird Faulkner im Juli von der Royal Air Force in Toronto als Ka- dett akzeptiert. Vermutlich kommt er in Toronto bis zum Waffenstill- stand in Europa nicht über das Bo- dentraining hinaus. 1919– Oxford, Im Januar kehrt Faulkner nichts- 22– 1920 Mississippi destotrotz stolz nach Oxford zu- 23 rück und posiert als Kriegsveteran. Auf das Drängen des Vaters hin schreibt er sich an der Universität ein. Er studiert europäische Spra- chen, bricht das Studium aber nach einem Jahr wieder ab. Im Jahrbuch der Universität erscheinen weitere Zeichnungen; die Zeitungen The Mississippian und The New Republic veröffentlichen ein paar seiner Ge- dichte. Vermutlich 1920 entsteht der esoterische Einakter The Mar ionettes, der in vier handschrift- lichen, aufwändig illustrierten Ex- emplaren überliefert ist. 1. William Faulkner: Leben und Werk 9
1.1 Biografie Jahr Ort Ereignis Alter 1921– New York Im Herbst 1921 arbeitet Faulkner 24– 1924 sowie Oxford, für kurze Zeit in einer Buchhand- 27 Mississippi lung in New York. Nach seiner Rückkehr verhilft ihm Phil Stone zu einer Tätigkeit als Leiter der Poststelle der Universität. Bis zum Herbst 1924 bleibt er lustlos auf diesem Posten, bis sich die Klagen über seine Amtsführung so häu- fen, dass er selbst kündigt. Im De- zember erscheint in Boston in ei- ner Auflage von 1000 Exemplaren und mit einem Vorwort von Phil Stone Faulkners erste Buchveröf- fentlichung, der Gedichtband The Marble Faun, der ohne großes Echo bleibt. 1925 New Orleans, Faulkner beschließt, Schriftsteller 28 Norditalien, zu werden, und bricht zu einer Schweiz, Reise nach Europa auf. Bis zum Frankreich: Sommer bleibt er jedoch zunächst Paris, in New Orleans hängen, wo er England den berühmten Autor Sherwood Anderson als Freund und Men- tor gewinnt und sich in die junge Bildhauerin Helen Baird verliebt, die seine Gefühle aber nicht erwi- dert. Er schreibt einen Roman und schickt das Manuskript, versehen mit einer Empfehlung von Ander- son, an den New Yorker Verlag Boni & Liveright. Dann schifft er sich gemeinsam mit dem Architek ten und Maler William Spratling 10 1. William Faulkner: Leben und Werk
1.1 Biografie Jahr Ort Ereignis Alter nach Europa ein. Teils mit der Bahn, teils zu Fuß, bereist er den Kontinent und äußert sich in Brie- fen nach Hause enthusiastisch über seine Eindrücke. Daneben entste- hen weitere Texte. Im Dezember ist Faulkner zurück in Oxford. 1926 Oxford, Faulkner arbeitet weiter an seinem 29 Mississippi zweiten Romanmanuskript (Mos und quitoes). Wesentliche Teile entste- Pascagoula hen im Sommer an der Golfküste, wo Faulkner erneut Helen Baird trifft. Der erste Roman, Soldier’s Pay (Soldatenlohn), erscheint; fer- ner ein gemeinsam mit William Spratling verfasstes satirisches Buch Sherwood Anderson & Other Famous Creoles. 1927 Oxford, Faulkner beginnt, die Stoffe zu sei- 30 Mississippi nen Erzähltexten aus seiner Famili- engeschichte und den Erfahrungen seiner eigenen Sozialisation abzu- leiten. Der zweite Roman Mosqui toes (Moskitos) erscheint. Bis zum Herbst entsteht ein umfangreiches Romanmanuskript “Flags in the Dust“. 1928 Oxford, Faulkner schreibt bis zum Spät- 31 Mississippi, sommer an The Sound and the Fury und New York (Schall und Wahn) und hält sich für drei Monate in New York auf. 1. William Faulkner: Leben und Werk 11
1.1 Biografie Jahr Ort Ereignis Alter 1929– Oxford, Im Januar erscheint der dritte Ro- 32– 1930 Mississippi man Sartoris, eine stark gekürzte 33 Fassung von “Flags in the Dust“. Im Oktober folgt The Sound and the Fury. Zuvor, im Juni, heiratet Faulk- ner Estelle Oldham, nachdem diese im April von Franklin geschieden worden war. Sie hatte nach dem Scheitern ihrer Ehe bereits seit 1927 mit ihren beiden Töchtern wieder bei ihren Eltern gewohnt. Faulkners Ehe gestaltet sich von Anfang an als schwierig und wird durch den starken Alkoholkonsum beider Eheleute nicht einfacher. Im Mai wird die erste Fassung des Romans Sanctuary (Die Freistatt) fertig. Um für seine neue Familie sorgen zu können, übernimmt Faulkner vorübergehend eine Tätigkeit als Aufseher der Nachtschicht im Kraftwerk der Universität. Wäh- rend dieser Nächte entsteht in kur- zer Zeit der Roman As I Lay Dying (Als ich im Sterben lag). Dieser fünf- te Roman erscheint 1930. Bereits im April 1930 hat Faulkner für 6000 Dollar ein altes, zweistö- ckiges Haus aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg mit großem Grund- stück gekauft. Er nennt es Rowan Oak und renoviert es selbst. Es bleibt bis zum Ende seines Lebens sein Zuhause. 12 1. William Faulkner: Leben und Werk
1.1 Biografie Jahr Ort Ereignis Alter Daneben versucht er, mit Kurz- geschichten Geld zu verdienen, jedoch ohne großen Erfolg. Eine der vier 1930 veröffentlichten Ge- schichten ist A Rose for Emily. 1931 Oxford, Im Februar erscheint Sanctuary 34 Mississippi; in einer gründlich überarbeiteten Charlottes- Fassung. Der von Mord, Vergewal- ville, Virginia; tigung und sexueller Perversion New York handelnde Roman wird Faulk- ners erster kommerzieller Erfolg. Er nimmt im Oktober – überwie- gend in betrunkenem Zustand – an einem Schriftstellerkongress in Charlottesville teil und reist dann nach New York, wo er von Ver- lagen umworben wird und den Eindruck gewinnt, dass er jetzt der wichtigste Mann der ameri- kanischen Literatur sei, wie er im November an seine Frau schreibt. Die Reisen nach New York werden später in regelmäßigen Abständen wiederholt. Wie die Phasen be- wusst exzessiven Alkoholgenusses dienen sie der Entspannung und Ablenkung. Der erste Erzählband, These 13, er- scheint, der auch A Rose for Emily enthält. 1. William Faulkner: Leben und Werk 13
1.1 Biografie Jahr Ort Ereignis Alter 1932 Oxford, Im August kommt der siebte Ro- 35 Mississippi; man Light in August (Licht im Au Hollywood gust) heraus. Nach dem Tod sei- nes Vaters übernimmt Faulkner, nunmehr Oberhaupt der Familie, zusätzliche finanzielle Verpflich- tungen. Faulkner wird – wie viele ameri- kanische Schriftsteller seiner Zeit – als Drehbuchautor in Hollywood engagiert (bei Metro-Goldwyn- Mayer). Er trennt scharf zwischen diesem Broterwerb und seiner ei- gentlichen Schriftstellerei und hält sich für einen schlechten Filmau- tor, stellt aber jederzeit unter Be- weis, dass er bereit ist, für gutes Honorar solide Arbeit zu leisten. Er arbeitet vorzugsweise mit dem Re- gisseur Howard Hawks zusammen und ist an etwa 50 Filmprojekten mitbeteiligt. Er lebt während sei- ner Aufenthalte in Hollywood – die sich insgesamt auf vier Jahre summieren – zurückgezogen und lässt sich von den Verlockungen der Traumfabrik kaum beeindru- cken (sieht man von seiner Affä- re mit Meta Carpenter ab, die als Sekretärin und Scriptgirl für Ho- ward Hawks arbeitete). Jedes Mal kehrt er so schnell wie möglich nach Hause zurück. 14 1. William Faulkner: Leben und Werk
1.1 Biografie Jahr Ort Ereignis Alter Im Oktober erwerben die Para- mount Studios für 6750 Dollar die Filmrechte an Sanctuary. 1933– Oxford, Finanziell entlastet, nimmt Faulk 36– 1937 Mississippi; ner Flugstunden und kauft sich 40 Hollywood im Mai 1933 ein eigenes Flugzeug. Ein zweiter Gedichtband mit Ju- gendgedichten – A Green Bough (Ein grüner Zweig) – erscheint. Im Juni wird die Tochter Jill geboren, die Faulkners einziges leibliches Kind bleibt. 1934 kommt eine Sammlung von Erzählungen (Doctor Martino and Other Stories) heraus. Faulkner ist – wie auch zwischen Dezember 1935 und August 1937 (mit Unter- brechungen) – wieder für längere Zeit in Hollywood. Im Juni 1935 stirbt Faulkners jüngster Bruder Dean bei einem Flugzeugunfall. Faulkner empfin- det schwere Schuldgefühle, da er ihn dazu ermutigt hatte, Berufsflie- ger zu werden. Im März 1935 ist der Roman Pylon (Wendemarke) erschienen. Im Janu- ar 1936 wird das Manuskript von Absalom, Absalom! fertig, an dem Faulkner seit Februar 1934 gear- beitet hat. Der Roman kommt im Oktober 1936 bei Random House heraus, wo fortan Faulkners Bü- cher erscheinen. 1. William Faulkner: Leben und Werk 15
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