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Achtsamkeit im Arbeitskontext - Wirksamkeit und Voraussetzungen Dr. Maren M. Michaelsen Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung, Universität Witten/Herdecke 07. Oktober 2021
Agenda Was ist Achtsamkeit? Übung: Achtsamkeitsmeditation Wirksamkeit von Achtsamkeitsprogrammen im Betrieb Fragerunde Voraussetzungen für die Etablierung von Achtsamkeit Informelle Achtsamkeitsübungen Austausch in Kleingruppen & Ideensammlung Fragerunde Fazit © Alliance – Adobe Stock
Was ist Achtsamkeit? Dem Begriff „Achtsamkeit“ liegt keine einheitliche Definition zugrunde, die eine einfache beziehungsweise scharfe Abgrenzung unterschiedlicher Konzepte zulässt. Achtsamkeit ist ein Element vieler überlieferter Konzepte der traditionellen Heilkunde sowie der verschiedensten Meditations- und Körperpraktiken. Die meistzitierte Definition versteht „Achtsamkeit“ als „die absichtsvolle Aufmerksamkeitslenkung auf den gegenwärtigen Moment, ohne zu bewerten“ (Kabat-Zinn, 2010).
Achtsamkeit im Arbeitskontext Zur Bewältigung von zunehmenden Herausforderungen bieten Unternehmen ihren Beschäftigten Angebote zur Förderung von Achtsamkeit: Achtsamkeits-Trainings (über mehrere Stunden oder Wochen) Achtsamkeits-Coaches als Referenten und Referentinnen Achtsamkeits-Apps werden zur Verfügung gestellt. Achtsamkeit wird in Betrieben im Rahmen des BGM oder zur Unterstützung des Organisations- und Kulturwandels eingesetzt, außerdem als Reaktion auf einen weltweiten Trend und nicht zuletzt auf einen Wertewandel.
Wirksamkeit von Achtsamkeitsprogrammen im Betrieb
Übersicht der Studien – Klassifizierung der Achtsamkeitstechniken Mind-Body-Verfahren liegt das Verständnis von Verbindung und gegenseitiger Beeinflussung von Körper und Geist/Psyche zugrunde Achtsamkeitsbasierte Programme Achtsamkeitsinformierte Programme (mindfulness-based) (mindfulness-informed) Mindfulness- Bewegungs- Based Modifizierte orientierte Stress MBSR- Atemtrainings Verfahren Reduction Formate (Yoga, (MBSR) Qigong) Weitere achtsamkeits- ACT-basierte Multimodale Meditations- basierte kurse Programme Programme Interventionen
Untersuchte Parameter Acht- samkeit HRV Resilienz Blutdruck Physische und physiologische Schlaf Parameter der Kortisol Entspan- Gesundheit nung Selbstwirk- Selbstreferenz Herzrate samkeit Subj. physische Schmerz Erholung Selbst- Verzeihen Gesundheit mitgefühl Empathie Arbeits- Subj. engage- Mitgefühl Depres- Wohl- Absentis sion ment mus Stress Psychische befinden Parameter der Wohlbefinden Gesundheit Subj. Produk- Psych. Lebens- Arbeits- tivität psych. Inflexibi- zufrieden- bezogene Gesund- lität heit heit Parameter Arbeits- Angst Affekt zufrieden- Burn-out heit
Wirksamkeit der Programme – Evidence Gap Map Evidence Gap Map
Zusammenfassung Vor allem für MBSR-Kurse und Nahezu alle Programme bewegungsorientierte Verfahren deutliche Wirkung auf Mittlere bis starke Wirksamkeit auf psychische Parameter der physische und physiologische Gesundheit, vor allem das Parameter, das Wohlbefinden, die Stresserleben Erholungsfähigkeit, die Selbstreferenz und arbeitsbezogene Faktoren
Ausgewählte Befunde Im Vergleich zu persönlich durchgeführten Achtsamkeitsinterventionen ist die Wirksamkeit digitaler Achtsamkeitstrainings ähnlich gut. Gruppenbasierte Formate scheinen gegenüber individuell durchgeführten Achtsamkeitstrainings erfolgreicher zu sein. Mikrointerventionen, also besonders kurze Achtsamkeitstrainings von weniger als fünf Stunden Gesamttrainingsdauer, zeigen eine deutlich schlechtere Wirksamkeit im Vergleich zu längeren Interventionen. Achtsamkeitstraining kann potenziell die Anzahl der Arbeitsunfälle von Beschäftigten des Gesundheitswesens verringern und erhöhte die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften (Valley et al., 2017).
Fragen? …? …! …?
Voraussetzungen für die Etablierung von Achtsamkeit im Betrieb
Voraussetzungen für die Etablierung von Achtsamkeit im Betrieb Interviews mit 17 Expertinnen und Experten im Bereich betriebliche Achtsamkeit Ergebnisse kategorisiert in: Organisationsstruktur Organisationskultur Programmstruktur
Organisationsstruktur Thema Beschreibung Raum der Stille, Insel, räumliche Bezeichnete(r) Ort(e) ("Inseln") (17) Erinnerung, besondere Ressourcen Minute der Stille, Struktur, die das Üben von Kontinuität (6) Achtsamkeit ermöglicht, technische Unterstützung Train the Trainer, aus der Organisation Interne Botschafter und heraus, Protagonisten, Multiplikatoren, Botschafterinnen (10) Vorbilder Intention der Betriebsleitung (3) Achtsamkeitsteilung, Motivation
Organisationskultur Thema Beschreibung eingebettet in die Organisationskultur, Einbettung (3) passende Organisationswerte, positive Aufmerksamkeit gegenüber Achtsamkeit Intention des Trainers/der Trainerin (2) Intention, Verankerung Intention des Managements transparent, Transparenz (3) Authentizität Investition des Managements (3) Investition, Balance, Arbeitsbedingungen Unterstützung durch das Management (8) Unterstützung, Akzeptanz, Sympathie
Programmstruktur Thema Beschreibung Kostenbeteiligung oder keine Kosten (2) Teilnahme kostenlos, Kostenbeteiligung Freiwilligkeit (3) freiwillige Teilnahme während der Arbeitszeit, abhängig vom Während der Arbeitszeit (4) organisatorischen Kontext, Integration Übertragbarkeit (4) Arbeitsorientierte Inhalte, Übertragbarkeit Inklusivität (4) Nicht-religiös, säkular, nicht-dogmatisch Container der emotionalen Sicherheit, Sicherheit/Geborgenheit (2) Sicherheitszone
Informelle Achtsamkeitsübungen
Informelle Übungen im Arbeitsalltag Tief durchatmen als Routine (Anker) Achtsam gehen Achtsam essen Digitales Fasten …
Austausch in Kleingruppen Entwickeln von informellen Übungen & Ankern für den eigenen Berufsalltag Entwickeln von informellen Übungen & Ankern für den Berufsalltag in spezifischen Berufszweigen (Handwerk, Pflege, Produktion, etc.) © zimmytws – Adobe Stock
Sammeln der Ideen … …! …
Ideensammlung I (im Seminar von den Teilnehmenden generiert) Tief durchatmen… … bevor ich einen Telefonanruf annehme … beim Händewaschen nach dem Toilettengang … bevor/nachdem ich etwas trinke … wenn ich etwas am Kopierer mache … wenn ich an der Kaffeemaschine stehe … immer wenn ich etwas abgeschlossen habe (z. B. Zähneputzen, Geschirr spülen, Spülmaschine © goir – Adobe Stock ausräumen, Bleistift anspitzen)
Ideensammlung II (im Seminar von den Teilnehmenden generiert) Achtsame Bewegung in den Alltag integrieren Im Homeoffice einen künstlichen Arbeitsweg schaffen durch 10 min. Spazieren am morgen - hilft bei der Trennung von Berufs- und Privatleben Beim Treppensteigen bewusst atmen oder aus dem Fenster sehen © goir – Adobe Stock
Ideensammlung III (im Seminar von den Teilnehmenden generiert) Pausen integrieren Wenn man am Morgen den Arbeitsplatz eingerichtet hat, dann noch mal kurz innehalten Wenn man den Arbeitsplatz/das Büro wechseln muss, nach dem Raumwechsel eine Meditation einbauen Achtsam in den Garten oder aus dem Fenster schauen (entspannt die Augen) An die frische Luft gehen Lehrveranstaltung vor Themen, die hohe Aufmerksamkeit © goir – Adobe Stock erfordern, mit einer Achtsamkeitsübung unterbrechen
Ideensammlung IV (im Seminar von den Teilnehmenden generiert) Achtsam essen Beim Essen auf Geruch, Geschmack, Farbe etc. achten und intensiv kauen Zum Essen den Raum verlassen, in dem man arbeitet Alltagsroutinen um "Achtsamkeit" ergänzen bzw. in diese Routinen integrieren (z. B. Zähneputzen, Geschirr spülen, Spülmaschine ausräumen, Bleistift anspitzen) © goir – Adobe Stock
Ideensammlung V (im Seminar von den Teilnehmenden generiert) Räumliche/materielle Erinnerungen schaffen Naturgegenstände als Erinnerungsanker für einen Moment der Stille bzw. positive Ressource Ein kleiner Buddha oder ein beruhigendes Bild auf dem Schreibtisch Postkarte mit der Erinnerung Achtsam! von innen an die Bürotür, auch zum Verteilen für Kolleginnen und Kollegen Postkarten (Zürcher Ressourcen-Modell) Kartenspiel mit Übungen, die im Büro umgesetzt werden © goir – Adobe Stock können
Fragen? …? …! …?
Fazit
Fazit Förderliche Achtsamkeit kann durch Achtsamkeitstrainings Bedingungen für die formale Trainings und haben viele positive Etablierung von informelle Übungen im Auswirkungen, vor Achtsamkeit können in Arbeitskontext etabliert allem auf das jedem Betrieb werden Stresserleben geschaffen werden
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Autorinnen und Autoren der Studie: Maren M. Michaelsen, Johannes Graser, Miriam Onescheit, Matthias Tuma, Dawid Pieper, Lena Werdecker und Tobias Esch Kontakt: maren.michaelsen@uni-wh.de Weitere Informationen zur Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) unter www.iga-info.de Leitmotiv der Veranstaltung: © Natalie Grainger – Unsplash
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