Acker Journal - Solawi Bodensee eV
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Jahrgang 8 Acker Journal Ackerjournal der Solidarischen Landwirtschaft Bodensee Ausgabe Sommer 2021 Ackerspaziergang mit allen Sinnen Es fällt mir überhaupt und momentan ständiger Kontrolle haben es einige Nun schaue ich auf den Schlag der schwer über den Acker zu laufen ohne Schnecken bei der Feuchtigkeit ge- Kürbisse und wünsche ihnen, dass die Arbeit im Fokus zu haben. Darum ist schafft, die Kohl-Jungpflanzen anzu- ihre Samen nicht weggeschwemmt mein Ackergang, auf den ich euch nun fressen. Doch die meisten Pflanzen wurden. Immerhin haben sie nun ge- mitnehme aus Gärtner- sowie Yasunís- bleiben stark und richten sich aufrich- nug Wasser, sodass ich hoffe, dass sie Sicht: tig Richtung Licht. bald keimen. Mittwoch, den 09.06.2021 Wenn ich weiter laufe durch das saf- Bevor ich den Rundgang abschließe, tige Grün, gelange ich zu unserer Grün- gehe ich an den Saubohnen (hinter Es hat in Raderach wieder mächtig düngung, der ich die Wassermengen der großen Zisterne am Folienhaus) viel geregnet, im Mai über 110 l/m2 so richtig gönne. Nun kann auch sie vorbei. Ihre Stärke bewundere ich. und in der Juni-Gewitter Woche über beginnen, wirklich in ihre Blattmasse Als sie noch jung waren, wurden sie 60 l/m2. Darum laufe ich am Ende zu investieren. Es erfreut mich wahn- wahrscheinlich vom Dickmaulrüssler meines Arbeitstages nochmal über das sinnig, dass wir so eine große Fläche angefressen, sogar die Blütenansätze. Feld für eine Schneckenkornstreuung. für Boden, Bodenlebewesen und vor Nun haben Laus-Kolonien sie befallen Unsere Jungpflanzen (Kohl, Kürbis allem Humusaufbau zur Verfügung und der Regen war etwas zu viel. Sie keimt bald, und Zucchinis...) sind be- haben. Ich freue mich schon auf das wachsen immer noch schnell weiter. sonders empfindlich gegen Blattfraß, Insektenkonzert dort in naher Zeit. Ob wir viel Ertrag haben werden, wird da sie sonst wenig Blattgrün zum As- sich zeigen. Die Blüten sind fantas- similieren (Fotosynthese) haben. Nun mache ich mich langsam auf den tisch hübsch. Was eine anspruchslose Rückweg. Ich muss unbedingt auf Ich hole das Schneckenkorn im Ab- Pflanze. dem Schlag mit Salat, Möhren, Spi- holraum und der Holundergeruch nat und mehr vorbei schauen. Hier überwältigt mich. Nun laufe ich am bin ich wieder ein klein wenig traurig, Kräutergarten vorbei, dort sind die weil das Unkraut im Gegensatz zu ge- Gerüche besonders intensiv. Die stern sicher 1 – 2 cm gewachsen ist. warme, feuchte Luft hebt die Blüten- Das bedeutet viel Arbeit. Immerhin düfte hervor. Bei dieser schwülen Luft fressen die Schnecken weniger an un- frage ich mich, ob schon wieder ein seren Salaten, sondern eher am Un- Gewitter anklopft. Die Sonne scheint kraut. Ich erfreue mich über die große zu siegen. Menge an Marienchenkäfern, die sich Am hinteren Ende des Kartoffelackers auf diesem Schlag wohl fühlen, paaren bemitleide ich die Kartoffeln, wo die und die Blattlaus-Städte auf der Mel- Dammtäler im Wasser stehen. Auch de aufsuchen. Ich sehe alle verschie- der Kompost steht in Pfützen, doch denen Arten von Marienkäfern. den Regenwürmern geht es gut, das Der Hagel von gestern hat leider ein beruhigt etwas. Wenn ich stehenblei- paar Salate, Spinat und mehr getrof- be und lausche, höre ich das Wasser fen. In diesem Moment bin ich dank- im Boden gluckern, es ist so viel, dass bar, dass unsere Mitglieder das Gemü- es austreten möchte. Es ist ein Boden- se trotzdem essen und es hoffentlich Wasserkonzert. keine Reklamation gibt. Plötzlich höre Auf dem Kohlfeld traue ich mich we- ich ein hohes Pfeifen: Der Rotmilan nig in das Feld zu laufen, man sinkt ein kreist wieder über unser Feld. Manch- und tut dem Boden keinen Gefallen. mal schaut er so starr nach unten, dass Trotzdem möchte ich die Jungpflan- ich hoffe, dass er Mäuse gefunden hat zen von der Nähe betrachten. Trotz und diese auch holt. Belauste Dicke Bohne
Seite Pflanzenkohle – gut für die Solawi, gut fürs Klima Seit meinem Beitritt zur Solawi be- schäftige ich mich mit den The- men Verbesserung des Bodens und Klimaproblematik. Workshops und Besuche einer Gärt- nerei sowie das Studium der Fachlite- ratur und Beiträge darüber haben mei- ne Neugier geweckt und ich möchte mit meinen Artikel im Ackerjournal ein Anstoß geben, auch bei uns in der So- lawi die Anwendungsmöglichkeit von Pflanzenkohle zur Ertragssteigerung zu nutzen. Was ist Pflanzenkohle? Durch die Art der Verbrennung (Pyro- lyse) der Pflanzen entsteht Pflanzen- Quelle: mondschmiede.ch kohle. Wobei nicht die Pflanzenreste baufläche fallen genug Pflanzenreste wundert! Kurz vor der Ernte des Blu- brennen, sondern die austretenden an, die durch die Verbrennung, Pyro- menkohls wurden wir vom Vorstand Gase. Im Amazonasgebieten hat man lyse, eine Pflanzenkohle ergeben. Die gefragt, warum alles bei uns so gut Erd-Kon-Tiki Brandstellen gefunden, Herstellung von Pflanzenkohle bindet wächst.“ die noch heute zur Herstellung der 90% des CO2 und bildet dadurch ei- Ein Versuch, Pflanzenkohle in der So- Pflanzenkohle, Terra Preta, verwendet nen Beitrag in der Klimakrise. lawi herzustellen, starte ich mit dem werden. Mittlerweile gibt es aber auch In Versuchen wurde festgestellt, dass Bau eines einfachen Erdkontikis im Kon-Tiki-Pyrolyseöfen (siehe Bild). die Pflanzen, die mit Kompost gedüngt Juni 2021. Danach werde ich in un- Es muss klar festgestellt werden, dass wurden, der Pflanzenkohlebestand- terschiedlichen Etappen Pflanzenkoh- Pflanzenkohle kein Dünger ist, son- teile enthält, besser vor Schädlingen le herstellen und ein Protokoll führen. dern ein Gerüst, ein Lebensraum und geschützt sind. Zudem lässt sich eine Eberhard Speicher für Mikroorganismen, Mi- Ertragssteigerung verzeichnen. neralien und Wasser. Sie hat im Ge- Host Wagner berichtet in seiner Bro- gensatz zur gewöhnlichen Grillkohle schüre „Kompostieren mit Pflanzen- andere Eigenschaften. Durch ihre kohle“ von seinen Versuchen: „Um die Porosität können sich Mikroorganis- Qualität meines Kompostes zu testen, men ansiedeln. Pflanzenkohle fördert habe ich eine Parzelle in den benach- das Bodenleben und beeinflusst die barten Kleingartenanlage gepachtet. Interaktion der mannigfaltigen funk- Angefangen haben wir mit fünf Bee- tionellen Gruppen von Mikroorga- ten von ca. 3 m Länge und 80 cm Brei- nismen, die wiederum in Symbiose te, wobei die äußeren unbehandelt mit den Wurzeln der Pflanzen treten. blieben. Auf die anderen drei Bee- Pflanzenkohle verändert das Boden- ten kam jeweils eine ca. 5 cm starke milieu, wodurch eine biologisch effi- Schicht aus Kompost – und zwar mit ziente Energie- und Stoffnutzung er- jeweils unterschiedlichem Gehalt an möglicht wird. eingesetzter Pflanzenkohle. Durch das Aufbringen der Pflanzen- Dann wurde Blumenkohl, Kohlrabi kohle auf den Kompost wird dieser und Rosenkohl gepflanzt. Das Wachs- mit Mikroorganismen angereichert. tum der Pflanzen wurde regelmäßig Dies verbessert die Kompostmasse, dokumentiert und geprüft. Dass mit denn guter Kompost entsteht nicht dem Messschieber der Durchmesser von selbst; er ist ein Werk unzähliger des Kohlrabis gemessen wurde, hat so Organismen vom kleinsten Bakterium manchen unser Gartenfreunde ver- bis zum Regenwurm. Auf unserer An-
Seite Porträt: Ricarda „Rici“ Wagner regionalen und saisonalen Anbau und das finde ich wichtig für mein Ver- ständnis, wenn ich mehr Nachhaltig- keit anstrebe.“ Für die Zukunft wünscht sich Ricarda weniger Pastinaken und grinst – ja nicht jeder kann solche Berge, wie wir sie letztes Jahr hatten, verarbeiten. Zum Glück gibt es die Verschenkeki- ste! Ricarda wünscht sich aber auch, dass bald wieder Veranstaltungen möglich sind und sich die Mitglieder regelmäßiger treffen können. Der AK PROK möchte seine Ideen umsetzen, und zum Beispiel künftig mit „Exter- nen“ zusammenarbeiten, etwa Work- shops zum ökologisches Imkern in Zusammenarbeit mit den Stadtbienen https://www.stadtbienen.org/ oder zum Thema Zero Waste organisieren. Generell wünscht sie sich, dass die Solawi weiterhin viele interessierte Mitglieder hat und das Netzwerk mit anderen Vereinen aus ähnlichen Inte- ressensgebieten ausgebaut wird. Da der Fenchel bereits ge- pflanzt ist, könnt ihr euch bei Ricarda einen Tipp abholen: „Fenchel hab ich bisher nie gekauft Ricarda „Rici“ Wagner arbeite im AK „Solawi“ gestoßen und eigentlich erst- und hätte es vermutlich auch weiter- PROK (PR- und Öffentlichkeitsarbeit mal davon ausgegangen, dass es so hin nicht getan ;-) aber da wir letztes sowie Organisation und Kommunikati- ein alternatives Konzept hier auf dem Jahr einige Male Fenchel in der Ern- on) und ist dort unter anderem zustän- alteingesessenen, traditionellen Dorf teausgabe hatten und ich dann natür- dig für das Instagram-Profil der Solawi bestimmt nicht gibt. Aber weit gefehlt lich was draus machen musste, hab Bodensee e.V. zum Glück! Es gibt ja einige Solawis ich mich nach Rezepten umgeschaut im Umkreis und ich hab mich dann und kann das folgende nur empfeh- Ricarda ist zusammen mit ihrer Schwe- len. Fenchel ist seitdem definitiv fest direkt zur Ackerführung angemeldet ster auf dem Hof ihrer Großmutter in meinem Speiseplan integriert.“ und auch gleich mitgeholfen Lauch zu aufgewachsen. So gab es schon früh pflanzen und Kartoffelkäfer zu jagen. Rezept-Tipp: – zusammen mit den Eltern – Berüh- Danach hatte ich eine Probemitglied- rungspunkte mit der Landwirtschaft. https://stilettosandsprouts.de/vega- schaft für vier Wochen und mir hat es Jetzt wohnt sie nicht mehr auf dem ne-fenchel-pasta/ einfach direkt gefallen: Neue Leute, Land, sondern direkt im Dorf und neues Netzwerk, neues Wissen. Und muss sich mit einem Balkon-Garten leckere, vielseitige Ernte natürlich. begnügen. Sie erzählt: „Schon lange mache ich mir Gedanken und arbeite In der Solawi finde ich toll, dass die daran, wie ich mein Leben möglichst Mitglieder so vernetzt sind; ich merke, nachhaltig führen kann. Den stärksten dass die anderen Mitglieder einfach Drang – und auch die meiste Zeit und richtige Mitstreiter sind und die glei- Gelegenheit – etwas zu verändern chen Interessen haben. Es ist schön, hatte ich tatsächlich im „Corona-Jahr“. Teil einer so motivierten Gruppe zu Eher zufällig bin ich auf das Konzept sein. Außerdem lerne ich viel über den
Seite Eine (vielleicht typische) Woche in unserer Solawi Montag Dienstag herausfinden, welche Möglichkeit bei uns die beste ist. Das Solawitelefon ist bei mir zu Hau- Schon morgens sitzt Sylvia am PC und se. Es kommt ein Anruf von einer In- bearbeitet die Anträge auf Probemit- 1x im Monat trifft sich der Arbeitskreis teressentin, die mehr Informationen gliedschaft und pflegt sie in die Ab- Landwirtschaft. In ihn kommen Mit- über eine Mitgliedschaft möchte, holliste ein. Sie muss auch die Abbu- glieder, die mehr über unseren Anbau insbesondere, ob und wie viel sie bei chungen von den Mitgliederkonten an erfahren wollen, Paten von einzelnen uns helfen müsste. Sehr beruhigt ver- die Bank vermitteln. Beeten, Bäumen und Aufgaben. Wir nimmt sie, dass die Mithilfe freiwillig besprechen Anschaffungen. Wir sind Die Ackermail wird von einer Gärtne- ist, wir jede Woche Ackerzeiten anbie- Mittler zwischen den Mitgliedern und rin an Mitglieder und Interessierte ver- ten und dass auch Hilfe in unseren Ar- den Gärtner*innen. schickt. Durch sie erfahren alle, was es beitskreisen gewünscht ist, also nicht in der Woche für Gemüse geben wird, Mittwoch unbedingt körperliche Betätigung. welche Veranstaltungen geplant sind, Wir brauchen einfach genügend zah- Die Gärtner*innen bestellen die Jung- welche Termine bei unseren Koope- lende Gemüsemitglieder, um unsere pflanzen bei einem Biobetrieb. Für rationspartnern anstehen und, zum Gärtner*innen zu entlohnen und an- jede Woche gibt es einen Plan. Er Beispiel, dass es seit neuestem Käse dere Verbindlichkeiten zu bedienen. richtet sich danach, wie schnell die vom Lehenhof bei uns gibt. Yasuní hat Verpflichtende Mithilfe würde viele Pflanzen normalerweise wachsen und dorthin Beziehungen und wagt das abschrecken. wann sie erntereif sein sollen. Die An- Experiment. Ein Mitglied hat einen zahl wird durch die Anzahl der Gemü- Danach schaue ich die hereingekom- Kühlschrank zur Verfügung gestellt. semitgliedschaften bestimmt. menen Mails an, schicke Unterlagen Am frühen Nachmittag kommt ein für die Ackermail an unser Gärtner- Der Bauwagen, Büro und Umkleide Anruf einer der Gärtnerinnen, ob ich team und beantworte Anfragen. der Gärtner*innen und der Mitglieder, ein paar Mitglieder für 16.00 Uhr wird aufgeräumt. Durch einen Aufruf Auf dem Acker arbeiten unsere vier zum Kartoffellegen aktivieren könne, an die Mitglieder gab es neue Ordner Gärtner*innen und eine Bufdine in unser Bauer hätte gerade Zeit, den und Trennblätter, um die Buchführung den Folienhäusern. Sie setzen Toma- Schlepper zu fahren und das Wetter auf Stand zu bringen. Sylvia verschickt ten in die vorbereiteten Beete und soll nass werden. Tatsächlich gelingt die Erinnerungsmail für das Kerngrup- gießen Salat, Fenchel und Spitzkohl. es mir, genügend willige Leute zu fin- pentreffen, Klaus richtet die Zoomsit- Sie säen Kohl für die Herbsternte. Bei den, die noch am selben Nachmittag zung ein. den selbst angezogenen Pflanzen be- kommen. Abends sind alle Kartoffeln nutzen wir hauptsächlich samenfeste in der Erde. Unsere 450 €-Kraft jätet Ich maile dem Landratsamt. Wir brau- und alte Sorten, auch um sie für die die Saubohnen. Er hat sie auf dreierlei chen neue Klimasparbücher, in de- Allgemeinheit zu erhalten. Art für den Anbau vorbereitet und will nen auch ein Gutschein von unserer
Seite Solawi für einen Probemonat ist. Wir stehen ist. Dieses Jahr sind wir mit 77 und Wünsche für den Anbau äußern. wollen am 15. Mai zum „Pflänzle-Tag“ schon ganz nahe an den Wunsch he- Der AK Bau stellt neue Sitzstangen einen Informationsstand vor dem Un- rangekommen. für die Greifvögel her. Wir haben sehr verpacktladen „Tante Emmas Bruder“ Freitag viele Mäuse auf dem Acker. (Katharinenstraße 16) machen, wo wir selber gezogene Pflanzen gegen Morgens Ernte mit Hilfe von Mitglie- Samstag Spende abgeben. dern, Berechnen, Dokumentation der 9 bis 13.00 Uhr Gemüseausgabe, ab Erntemenge und der Ausgabemenge Der Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit 13.00 Uhr dürfen Reste mitgenommen pro Anteil, Beschriften der Kleintafeln trifft sich und berät über einen Arti- werden. Das, was dann noch übrig ist, für die Kisten, Aufstellen im Abhol- kel für die Zeitung. Wir haben von verteilt unsere Restepatin an Interes- raum, Aufladen der Digitalwaage. Ich den Stadtwerken im Rahmen des Zu- sierte gegen Spende oder bringt es zur schneide Kräuter für die Abholung, kunftspreises der Stadtwerke 500.-€ Tafel in Friedrichshafen. Nachmittags doch unsere Mitglieder sind auch auf- für unseren „Garten der Sinne“ ge- kommt unsere Abholraumpatin zum gefordert, sich selber im Kräutergar- wonnen. Das ist ein guter Anlass für Aufräumen und Putzen. ten zu bedienen. Überall schweben eine Pressemitteilung. In diesem Kreis 1 bis 2x im Monat ist Ackeraktion mit kleine Tontöpfe mit den Namen der wird auch das neue Ackerjournal be- anschließendem gemeinsamem Mit- Kräuter an langen Stecken über den sprochen. Es wird viermal im Jahr he- tagessen, gekocht von einem unserer Beeten. rausgegeben. Welche Artikel sollen Mitglieder. Wir säen, pflanzen, ernten rein, wer wird noch angesprochen für Von 13.00 bis 19.00 Uhr ist Ausgabe und pflegen das Gemüse auf den Bee- einen Beitrag, welches Mitglied wird des Gemüses. Jedes Mitglied wiegt ten. Letzte Woche wurde das Knob- für das Portrait interviewt? seinen Anteil selber ab und nimmt lauchbeet gehackt. Auch die Kinder ihn in eigenen Behältnissen mit. Wir Donnerstag sind schon mit großem Eifer bei der haben schon etliche Abholgemein- Sache, die ganz kleinen klauben Steine In unserem Selbstmachregal, in dem schaften, um unnötige Fahrten mit auf und werfen sie in Eimer. Wir sind jedes Mitglied selber hergestellte dem Auto zu vermeiden. Nachmittags steinreich. Dinge anbieten kann, sind kaum noch findet 1x im Monat eine Ackerführung Honiggläser vorhanden. Ich schreibe statt und 1x im Monat ein Abholcafé, Diese Woche treffen sich alle Baum- das Imkerpaar (Mitglieder der Solawi) eine Möglichkeit zum Austausch der paten. Wir wollen rings um die Bäume an, damit sie zur Abholung neue mit- Mitglieder untereinander, manchmal Pappe auslegen zum Unterdrücken bringen. mit kleinen Vorträgen, von Mitglie- des Grases, das nicht gut für die Bäu- dern gebackenem Kuchen und mitge- me ist. Auf die Pappe kommt Mulch Mehrmals im Jahr findet ein lokales brachtem Kaffee (wegen Corona im und in die durchgestoßenen Löcher Netzwerktreffen der Solawis der Re- Augenblick nicht). legen wir Kartoffeln. Die Baumpaten gion statt, dieses Mal bei uns. Nach- dürfen die Erträge von Ihren Baum- mittags ist Vorernte für die Abholung. Die Gärtner*innen treffen sich zur scheiben als Dank für die Pflege sel- Hier können Mitglieder auch nach ih- Wochenbesprechung. Wer ist in der ber ernten und behalten. Ich muss rer Erwerbsarbeit zum Mithelfen kom- kommenden Woche wann da, was ist noch das Protokoll der Kerngruppe men und grüne Kisten füllen, wiegen, zu tun, wer macht was? Die nächste tippen und verschicken. Eine erfüllte Zahlen notieren, Mengen pro Anteil Gemüseumfrage wird erstellt. Es gibt Woche mit vielen Aktivitäten und Be- errechnen und die Kisten mit feuch- sie viermal im Jahr. Die Mitglieder gegnungen neigt sich dem Ende zu. ten Tüchern abdecken. können Menge und Qualität bewerten Uta 1x im Monat findet unsere Kerngrup- pe, das Entscheidungsgremium der Solawi, statt. Die Kerngruppe setzt sich aus den Vorständen Sylvia, Klaus und mir und Vertretern der Arbeits- kreise und des Gärtnerteams zusam- men. Hier besprechen wir schlus- sendlich Veranstaltungen, Ausgaben, Förderanträge und terminieren das nächste Treffen für unsere Visions- suche. Zum Ende des Jahres schauen wir mit Sorge auf die Kündigungen. Wir wünschen uns eine stabile An- zahl an Gemüsemitgliedschaften von mindestens 80, damit die Fluktuation nicht mehr relevant für unser Fortbe-
Seite Buchtipp IMPRESSUM Fruchtgemüse. Alte Sorten und außergewöhnliche An dieser Ausgabe haben mitgewirkt: Arten neu entdeckt. Yasuní, Eberhard, Uta, Karin, Katja In diesem Buch geht es um die „Selbstbestimmung im eigenen Garten“. Es bie- Wenn Sie das Ackerjournal und weitere tet eine sehr gute Einführung in das Thema Kulturpflanzen, samenfeste Sorten, Informationen von Solawi Bodensee Saatgutgewinnung sowie eine große Zahl an Portraits zu den einzelnen Frucht- per E-Mail nicht mehr erhalten möch- gemüsen. ten, schreiben Sie uns bitte eine kurze E-Mail an: mail@solwai-bodensee.de. Von den 4800 Kulturpflanzen weltweit, werden auf dem Markt zurzeit nur noch Sie bekommen dann keine E-Mails mehr 20 Sorten verkauft – immer mehr finden nur noch ein Einerlei im Supermarkt: von uns. Sorten, die vor allem lange halten, sich gut transportieren lassen, dafür aber wenig Geschmack aufweisen und wenig Inhaltsstoffe, sprich Nährwert haben. Solawi Bodensee e. V. Vorstand: Sylvia Schoch, Uta Wentzky, Professor Lötsch stellt im Vorwort dieses Buches die provokante Frage „Wozu Klaus Fiederer, Jürgen Flemming genetische Auslaufmodelle hätscheln?“ Er verweist darauf, dass alte Sorten Unser Acker: eine Kulturleistung sind. Doch im Gegensatz zum Denkmalschutz, bei dem man Hof Gerhard Schoch, ein einmal zerstörtes Gebäude wieder aufbauen könne, seien verlorene Sorten Fichtenburgstr. 51 für immer verloren. Dabei geht es aber nicht nur um den Verlust wohlschme- 88048 Friedrichshafen-Raderach ckender Sorten – die Bedeutung ist wesentlich größer: „Als man in Amerikas Homepage: www.solawi-bodensee.de Anbaugebieten des Streifenrosts nicht mehr Herr wurde, brachte erst das Ein- E-Mail: mail@solwai-bodensee.de kreuzen eines türkischen Wildweizens die rettende Resistenz und gleich ge- Solawi Bodensee e. V. ist Mitglied bei: gen 50 weitere Weizenkrankheiten. (…) Als Asiens Reisanbau am ‚rice grassy „Solidarische Landwirtschaft e. V.“ www. stunt virus‘ (RSGV) niederbrach, fand sich am Internationalen Reis-Institut in solidarische-landwirtschaft.org „Wir und Jetzt“ www.wirundjetzt.org „Bodenfrucht- Kalkutta unter rund 6000 Reisproben, barkeitsfonds“ die auf Resistenz geprüft wurden, nur www.bodenfruchtbarkeit.bio eine (!) (halb-)wilde Varietät (Oryza ni- vara) zur rettenden Einkreuzung.“ Alte Sorten sind zumeist angepasst an regionale Gegebenheiten, sie sind robuster und schmackhafter und kommen vor allem wesentlich besser mit Krankheiten und Schädlingen zu- recht. Clemens G. Arvay (2011): Fruchtge- müse. Alte Sorten und außergewöhn- liche Arten neu entdeckt. Leopold Stocker Verlag. Ihr müsst das Buch nicht kaufen, son- dern könnt es bei mir auch leihen! (Karin) Gestern las ich gerade über die Ursache des Schwindens der Singvögel in Deutschland: es ist die zunehmende rationelle Forstkultur, Gartenkultur und der Ackerbau, die ihnen alle natürlichen Nist- und Nahrungsbedingungen: hohle Bäume, Ödland, Gestrüpp, welkes Laub auf dem Gartenboden – Schritt für Schritt vernichten. Mir war es so sehr weh, als ich das las. Nicht um den Gesang für die Menschen ist es mir, sondern das Bild des stillen unaufhalt- Dieses Traumhaus wünscht sich regel- samen Untergangs dieser wehrlosen kleinen Geschöpfe schmerzt mich so, mäßig Pflege! dass ich weinen musste. Interessenten für eine Patenschaft Rosa Luxemburg im Mai 1917 in einem ihrer Briefe aus dem Gefängnis. wenden sich bitte an Karin: 015231970882
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