Grüne Beschattung Beispiele, Bauweisen und Systeme - Grünraumservice - auf Natur im Garten
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Grüne Beschattung Beispiele, Bauweisen und Systeme Grünraumservice www.naturimgarten.at Gemeinsam für ein gesundes Morgen.
Klimaverbesserung durch Vegetation VORTEILE VON GRÜNEN BESCHATTUNGS-ELEMENTEN GEGEN- ÜBER ANDEREN MATERIALIEN Warum ist Beschattung als Klimaregulation so wichtig? Wie in Abbildung 1 & 2 dargestellt, erhitzt sich Bei der Entstehung von hochqualitativen Lebensräumen anorganisches Material mehr als Pflanzen. Es wurde für Menschen werden attraktive öffentliche Räume und nachgewiesen, dass der Temperaturunterschied Nutzungsmischungen benötigt, die zum Verweilen an- unter Bäumen bis zu 6°C weniger beträgt als die regen und auch Wege des Alltags sowie soziale Aktivi- offene Umgebung. Gefühlt sind es sogar bis zu täten integrieren. Das Zusammenspiel zwischen direkter 13°C weniger. Besonnung und Versiegelungsgrad wirkt sich unmittelbar https://www.sciencedirect.com/journal/urban-climate/ auf das Mikroklima aus. Hier bekommt die Rolle der Ve- vol/27/suppl/C getation im Siedlungsraum einen hohen Stellenwert. Abb. 1: Straßenschnitt ohne Begrünung (Quelle: GRÜNSTATTGRAU eigene Erstellung) die Temperatur spürbar. Die Blattoberflächen erhitzen Wie auf Abbildung 1 zu sehen ist, heizen sich Außenräu- sich nur unwesentlich mehr als die Umgebungsluft. me durch Sonneneinstrahlung stark auf. Dächer, Ge- Durch die Beschattung der Begrünung und ihre natür- bäudemauern und versiegelte Oberflächen wie Straßen lichen klimatischen Effekte, nämlich der entstehenden und Gehsteige können so Temperaturen bis zu 70°C Verdunstungskälte über den Blattoberflächen und Subs- erreichen. Diese Flächen strahlen wiederum stunden- traten wird die von uns Menschen gefühlte Temperatur lang Hitze bis in die Nacht ab. Solche Raumsituationen um bis zu 13°C gesenkt. stellen keinen Mehrwert für die Bevölkerung dar. Sie er- Pflanzen betreiben mit Hilfe der Sonne Photosynthese zeugen nur hohe Kosten für Innenraum-Klimatisierungen. und produzieren nicht nur Sauerstoff, sondern ver- Straßen oder Plätze ohne begrünte Elemente werden dampfen auch Wasser. Durch diese Verdunstung wird aufgrund ihrer geringen Aufenthaltsqualität im Sommer die umgebende Luft gekühlt und sinkt ab. Wenn sich gemieden. Dazu kommen Staub und Lärm, welche sich diese Luft über dem Straßenraum wieder erhitzt, steigt negativ auf die Nutzbarkeit des Außenraumes auswirken. sie auf und der Kreislauf fängt von Neuem an. Weil sich Besiedelte Gebiete heizen sich durch versiegelte Ober- begrünte Fassaden weniger aufheizen, wird gleichzeitig flächen wie beispielsweise Beton, Asphalt und Glas stark die thermische Rückstrahlung an die Umgebung ge- auf. In diesen Hitzeinseln schaffen Begrünungen als senkt. Weiters spendet die Vegetation Schatten, dämpft natürliche Klimaanlagen und Schattenspender für den Lärmbelästigungen und reinigt die Luft durch CO2- und öffentlichen Raum und für Bauwerke Abhilfe und senken Feinstaubbindung. 2| Abb. 2: Straßenschnitt mit Begrünung (Quelle: GSG eigene Erstellung)
Grünelemente Übersicht: Hier werden verschiedene Arten der grünen Beschattungsmöglichkeiten im Überblick erläutert. Weiters werden die einzelnen Möglichkeiten hinsichtlich Pflegeaufwand, ökologischem Nutzen und möglicher Anwendungen näher ausgeführt. ZEITRAUM PFLEGEAUFWAND ÖKOLOGISCHER WEITERE ZUR VOLLEN BEGRÜNUNGSART (PFLEGEDURCH- NUTZEN ERFORDERNISSE WIRKUNGS- GÄNGE PRO JAHR) ENTFALTUNG Licht, Wurzelraum, Bodenluftkapazität, Baum / Bäume hoch gering (1-2) mittelfristig Nährstoffe, Boden- wasserkapazität hoch (über 4) abhän- abhängig von den ein- Temporäre gig von der Art der gesetzten Arten und Begrünungen gering kurzfristig Wasserversorgung der Pflanzgefäßaus- (mobil) und Bevorratung gestaltung gering (1-2) bis mittel mittel (3-4) abhängig von der Statik, Wurzelraum- kurz- bis Begrünte Pergolen (troggebunden) - hoch Art der Wasserversor- verfügbarkeit mittelfristig (bodengebunden) gung und Bevorratung Statik, Eigentumsver- Bodengebundene hoch, von Artenwahl gering (1-2) hältnisse, Exposition, mittel- bis langfristig Fassadenbegrünung abhängig Untergrund systemabhängig Statik, Exposition, Wandgebundene mittel, von Artenwahl gering (1-2) bis mittel Anschlussverfügbar- kurzfristig Begrünung abhängig (3-4) keit Extensive mittel gering (1-2) Statik, Dachneigung kurz-mittelfristig Dachbegrünung Artenreiche hoch, abhängig von gering (1-2) Statik, Dachneigung kurz-mittelfristig Dachbegrünung Strukturelementen gering (1-2) bis hoch Intensive Dachbegrü- (über 4), abhängig Statik, Nutzungs- hoch mittel- bis langfristig nung, Dachgarten von der Planung und wunsch Nutzung Abb. 3: Übersichts-Tabelle über die Begrünungsarten, Quelle: GRÜNSTATTGRAU TIPP FÖRDERUNGEN Begrünungen wirken sich nachweislich positiv auf In Österreich stehen mehrere Instrumente das Wohlbefinden der Bevölkerung aus und schaf- und Vorgaben zur Umsetzung begrünender fen neben der Verbesserung des Klimas auch einen Maßnahmen zur Verfügung: ästhetischen Mehrwert. gruenstattgrau.at/urban-greening/foerderungen Weiters bietet die Vegetation einen natürlichen Lebensraum für Insekten, Vögel, Fledermäuse und viele andere tierische Mitbewohner, die für den |3 Erhalt des Ökosystems eine wichtige Rolle spielen.
Einzelbaum / Allee / Schirmpergola Wanderbaum Abb. 5: Schirmpergola (Quelle: deepforest) Abb. 4: Wanderbaum (Quelle: meinbezirk.at, Foto: Bernadette Stoeckl) BEGRÜNEN IM BESTAND BEGRÜNEN IM BESTAND Diese Konstruktionen lassen sich einfach mit dem Sowohl bei der Errichtung von neuen als auch in Bestand vereinen. Die freistehenden Rankgerüste bestehenden Infrastrukturen lassen sich Bäume können an Plätzen, vor Gebäuden, Haltestellen oder oder Baumgruppen, falls ausreichend Wurzelraum auch in privaten Bereichen aufgestellt werden. Bei geschaffen werden kann, pflanzen. Entlang von guten Bedingungen können Kletterpflanzen rasch stark genutzten Verkehrswegen, auf öffentlichen wachsen und so bald den gewünschten Beschat- Plätzen oder vor Gebäuden eignen sich Bäume tungseffekt erzielen. besonders gut. Bei dieser Konstruktion handelt es sich um ein freiste- Bäume und deren Verwendung in Gruppen wie zum hendes Rankgerüst für Kletterpflanzen mit einem zentra- Beispiel Alleen sind sehr wichtig für besiedelte Räume. len Turm, welcher sich nach oben hin ausweitet. Der Eine detailreiche Beschreibung zu diesem Thema findet Wurzelraum kann entweder ortsgebunden hergestellt sich in der Infobroschüre „Der Klimabaum“ von Natur im werden oder Pflanzgefäße kommen zum Einsatz. Die Garten. Wanderbäume stellen eine temporäre Bewusst- schirmartige Öffnung am oberen Ende spendet im seinsbildungsmaßnahme dar, um den Bezug zwischen bewachsenen Zustand Schatten, ist vom raumprägen- BürgerInnen und geplanten dauerhaften Begrünungen den Aspekt mit dem eines Baumes zu vergleichen und herzustellen. Man kann sich beispielsweise als GießpatIn kann sehr einfach mit Sitzgelegenheiten kombiniert engagieren oder beim Transport helfen. Achtung: Die werden. Diese Option eignet sich ideal für öffentliche Lebensdauer ist stark eingeschränkt. Plätze. Mögliche Pflanzenarten: Wilder Wein (Partheno- TIPP cissus quinquefolia, P. tricuspidata ‚Veitchii‘), Blauregen (Wisteria floribunda), Immergrünes Geißblatt (Lonicera Unter www.willBAUMhaben.at bietet „Natur im henryi), Berg-Waldrebe (Clematis montana). Garten“ eine Orientierungshilfe zur Baumauswahl. Begrünte Pergolen Eine Pergola diente ursprünglich als Sonnenschutz im Übergangsbereich zwischen Haus und Terrasse. Heutzu- tage gibt es Ausführungen, die entweder mit dem Bau- werk verbunden oder freistehend sind. Der raumbildende Charakter zeigt sich durch die Pfeiler oder Säulen. Nach oben hin sind Pergolen weitgehend offen. Der Grund- gedanke ist, die Pergola als Rankhilfe für Kletterpflanzen zu nutzen. Dadurch wird die Konstruktion attraktiv und Abb. 6: Bepflanztes Zelt – Airship.01 im MuseumsQuartier Wien spendet durch das Blattwerk wertvollen Schatten. In (Quelle: MuseumsQuartier Wien © eSeL.at – Lorenz Seidler) öffentlichen Räumen von Gemeinden eignen sich Per- Zelte, deren Innenräume stark bepflanzt sind lassen die gola-Konstruktionen als Schattenspender entlang von Wirkungen der Pflanzen am eigenen Leib spüren. Solche 4| öffentlichen Gebäuden, für Sitzgelegenheiten in Formationen eignen sich ideal für Bewusstseinsbildungs- Aufenthaltsbereichen oder auch für Haltestellen des maßnahmen wie zum Beispiel Informationstafeln zur öffentlichen Verkehrs. Verbreitung des Wissens.
Photovoltaik-Dachgarten BEGRÜNEN IM BESTAND Bestehende Haltestellen lassen sich meist einfach mit Trögen und Kletterpflanzen oder einfachen Dachbegrünungen, wie beispielsweise Fertiggrün- dachsystemen nachrüsten. Der zu begrünende Untergrund, die Statik und die Befestigung ist jedenfalls zu beachten. Diese energieautarke Busstation ist mit einer extensiven Abb. 7: PV-Dachgarten (© Verband für Bauwerksbegrünung, BOKU WIEN, IBLB) Dachbegrünung ausgestattet. Die Photovoltaikanlage erzeugt Energie für die Beleuchtung, USB-Ladeanschlüs- BEGRÜNEN IM BESTAND se, WLAN und eine E-Bike Ladestation. Die Dachbegrü- nung besteht aus Substraten mit hohem Recyclinganteil Solche Systemlösungen eignen sich besonders für und einer Begrünung mit Sukkulenten, niedrig wachsen- Urban Gardening an öffentlichen Plätzen oder auch den Kräutern und Gräsern. auf Gebäuden mit Dachzugang und erforderlicher Statik. Aufgrund der vielfältigen Nutzungsmöglich- keiten bietet sich auch eine Ausgestaltung als Ort Fassadenbegrünung des Lernens an. Die Grundstruktur besteht aus einem Gründachaufbau in Form von Hochbeeten mit einer Pergola aus Holz oder Stahl und einer semi-transparenten Photovoltaik Überda- chung. Es wird Strom produziert und das Regenwasser wird der Begrünung zugeführt. Der natürliche Kühleffekt der Vegetation hält die Umgebungstemperatur in einem moderaten Bereich und kann so die Leistung der PV-An- lage bis zu 4% erhöhen. Um den innovativen Gedanken fortzuführen, könnte so eine Konstruktion in kleinerer Ausführung als Sitzgelegenheit oder Bahn-/Bus-Halte- stelle im öffentlichen Raum entstehen. TIPP Abb. 9: Fassadenbegrünung in einer Schule, Kandlgasse, Quelle: © GRÜNSTATTGRAU Begrünte Pergola-Konstruktionen können in Zonen Fassadenbegrünungen beschatten Gebäude- und Mau- mit hoher Besucherfrequenz mit wassersparenden erstrukturen und senken mit ihrer Verdunstungsleistung Nebelsprühanlagen ergänzt werden. So wird die die Umgebungstemperatur. Außerdem können Betriebs- Kühlleistung gesteigert und bietet in den heißen kosten für das Heizen und Kühlen eingespart werden. Es Sommertagen eine gute Abhilfe. Der Einsatz sollte gibt unterschiedliche Umsetzungsformen. Grundsätzlich aber auf extreme Hitzetage beschränkt bleiben, da wird zwischen im direkten Erdreich wachsenden „boden- Wasser eine kostbare Ressource ist. gebundenen“ und „fassadengebundenen“ Begrünungen ohne direkten Kontakt zum Boden unterschieden. Außer- Begrünte Bushaltestelle dem gibt es Unterschiede in der Bepflanzung, so werden Kletterpflanzen oder in begrünten Wänden ohne Boden- kontakt auch Stauden, Gräser und Kräuter verwendet. BEGRÜNEN IM BESTAND Die Statik und eine geeignete, intakte Oberfläche ist hierbei die Grundvoraussetzung. Bei wärme- gedämmten Fassaden ist der Einsatz von Ranksys- temen ratsam, damit das wachsende Gewicht der Pflanzen nicht zum Problem wird. Rankhilfen müs- Abb. 8: begrünte Bushaltestelle (© Visualisation STATION BY FONATSCH with sen von Fachpersonen installiert und mit einer dazu green roof) passenden Bepflanzung begrünt werden. Für nä- here Informationen siehe Seite 7. Mögliche Flächen: freistehende Mauern, Gemeindezentren (öffentliche |5 Gebäude), Infrastrukturbauten (z.B. Haltestellen für den öffentlichen Verkehr).
Abb. 10: Die Arten der Fassadenbegrünung (Quelle: GRÜNSTATTGRAU eigene Erstellung) Dachbegrünung Intensive Dachbegrünungen beginnen ab einer Aufbauhöhe von 20 cm und haben BEGRÜNEN IM BESTAND ein höheres Gewicht. Je nach Aufbauhöhe können fast alle Pflanzenarten eingesetzt werden, bis hin zu kleinen Speziell Kiesdächer weisen die statischen Grund- Bäumen, die mindestens 80 cm Substrathöhe brauchen voraussetzungen auf, um im Zuge einer Sanierung und gegen Windlasten gesichert werden müssen. Eine in eine extensive Dachbegrünung umgewandelt zu intensive Dachbegrünung kann alle Funktionen eines werden. Für jede Planung muss fachkundige Be- Gartens übernehmen und wird dementsprechend ge- ratung herangezogen werden. Nähere Infos siehe pflegt und versorgt. Sie wird auch genutzt, beispielsweise Seite 7. für Erholung, Sport und den Anbau von Gemüse, Kräu- tern oder Beerenobst. Extensive Dachbegrünungen Dachbegrünungen verfügen immer über mehrere Schich- ten mit unterschiedlichen Funktionen, wobei das Substrat beginnen bei einer Aufbauhöhe von 8 cm und haben auch die Funktion der Speicher- und Drainageebene ein geringes Gewicht. Niedrig wachsende Arten, zu- übernehmen kann. meist wasserspeichernde Pflanzen, (Moose), Kräuter und Gräser bestimmen das Vegetationsbild. Extensive Dach- Mit Rutsch- und Schub- begrünungen erfordern wenig Pflegeaufwand. Da sie sicherung kann man nicht meistens nicht betreten werden, bieten sie einen wertvol- nur flache, sondern auch len Lebensraum für Pflanzen und Tiere. geneigte Dächer begrünen. Wichtige weitere Bestand- TIPP: NATURDACH teile des Daches sind Entwässerungseinrichtun- Entscheidet man sich für eine Dachbegrünung, hat gen und der Kiesstreifen man die Möglichkeit die Artenvielfalt zu erhöhen. entlang der Ränder sowie Heimische naturnahe Pflanzen, Totholz und Sand- anderen aufgehenden bereiche sowie unterschiedliche Substratvariationen Bauteilen. Die Pflege wird und Aufbauhöhen bieten unterschiedliche Lebens- dadurch ebenfalls erleich- räume und erzielen so eine ökologische Aufwertung tert. Eine wurzelsichere einer extensiven- bis intensiven Begrünung. 6| Abdichtung ist Pflicht. Abb. 12: Dachbegrünung (Quelle: GRÜNSTATTGRAU eigene Erstellung)
Potentialflächen Welche Zonen eignen sich in der Gemeinde für grü- ne Beschattung? Den größten Nutzen haben Beschattungselemente an Orten mit einer hohen Besuchsfrequenz und Hitzeex- position oder Standorte, bei denen Begrünungen andere Herausforderungen lösen können, beispielweise Ver- sickerung, Speicherung, Reinigung und Verdunstung von Regenwasser. Wichtig ist es, darauf zu achten, ob Abb. 15: Partizipation (Quelle: GRÜNSTATTGRAU) die Grundvoraussetzungen für Pflanzen (Wurzelraum, Exposition, Nährstoffe, Licht, Wasser, Bodenlüftung) ge- geben sind. Was muss beachtet werden? Hauptplätze: Hier trifft der Großteil der Bevölkerung auf ÖNORM L1131 Dach- und Deckenbegrünungen, ein vielfältiges Angebot von Freizeitaktivitäten, Einkaufs- FLL- Richtlinie Fassadenbegrünung 2018 möglichkeiten oder Unterhaltung. Im ländlichen Raum sind solche Plätze oftmals stark versiegelt und weisen Substratverwendung: Herkömmliche Erde darf für dazu einen gravierenden Mangel an Beschattung durch spezielle Begrünungsformen nicht verwendet werden. Begrünung auf. Der einzigartige Vorteil von Hauptplätzen Bei dem Substrat muss darauf geachtet werden, dass es sind die großen Freiflächen, welche enormes Potential für genügend Feuchtigkeit speichert, ausreichend Lufträume grüne Beschattungsmöglichkeiten aufweisen und einen lässt und nicht zu schwer ist. Zudem muss es den tech- Spielraum für außergewöhnlichere Konstruktionen mit nischen Anforderungen entsprechen und dazu langlebig höherem Platzbedarf lassen. und formstabil sein. Bus- und Zug-Bahnhöfe beziehungsweise Halte- stellen: Eine hohe Besuchsfrequenz ist an diesen Orten gegeben, welche sich daher für grüne Beschattungs- elemente anbieten. Da sowohl die Aufenthaltsqualität als auch das Mikroklima verbessert werden, kann dadurch die Wartezeit angenehmer gestaltet werden. Hochrangige Verkehrsverbindungen: Der Weg vom Arbeitsplatz zum Mittagessen oder von der Haltestelle zur Schule kann zur Zeit der Hitzewellen unerträglich Abb. 16: Versuchsdach (Quelle: GRÜNSTATTGRAU) sein. Baumalleen oder Pergolen können hierbei Abhilfen leisten. Es könnten sogar Rankgerüste über Straßen Auf diesem Versuchs-Gründach wurde die selbe Saat- angebracht werden. So kann aus einem unangenehmen gutmischung auf Substraten mit unterschiedlicher Höhe Marsch ein schöner Spaziergang werden. verteilt. Das Ergebnis war, dass sich auf jedem Quadran- Ruhender Verkehr: Parkplätze gleichen oft Betonwüs- ten andere Pflanzen durchgesetzt haben. Das zeigt wie ten. Dabei bieten sie große Potentialflächen für begrünte wichtig die richtige Substratverwendung für die Zielvege- Pergola Konstruktionen, Bäume und entsiegelnde Bo- tation ist. denbeläge. Schattige Parkplätze sind immer willkommen, Wurzelraum: Man sieht ihn zwar nicht, aber er ist essen- eine synergetische Nutzung mit Energieproduktion ist tiell für das Überleben der Pflanze. Der Anspruch für den anstrebenswert. benötigten Wurzelraum ist abhängig von der Pflanzen- Öffentliche Gebäude: Sie spiegeln den Charakter der art. Bäume nehmen am Naturstandort im Verhältnis von Umgebung wider. Wenn ein öffentliches Gebäude op- ober- zu unterirdischer Ausbreitung in etwa ein Verhältnis tisch verschönert und gleichzeitig an Klimawandelfolgen von 1:1 an. Bei eingeschränktem Wurzelraum ist eine angepasst wird, stellt es einen Mehrwert auf verschie- dementsprechende Versorgung zu gewährleisten. denen Ebenen für alle Beteiligten dar. Die Lebensdauer Pflege & Bewässerung: Ein Bewässerungssystem der Bauteile wird verlängert und der Wert der Immobilie kann den Erfolg der Begrünung deutlich steigern und ver- gesteigert, zudem werden Betriebskosten gesenkt. Die hindert, dass durch menschliches Versagen die Pflanzen Vorreiterrolle der Gemeinde wird unterstrichen. vertrocknen. Außerdem werden im Vergleich zu einer manuellen Aufbringung ca. 40% Wasser eingespart. Die optimale Lösung besteht jedoch in der effizientesten Partizipation Nutzung von Regenwasser. Rückschnitte und Nährstoff- zugaben müssen als Pflege regelmäßig durchgeführt Kommunikation ist der Baustein zum Erfolg in der werden, wobei spezielles Augenmerk auf die Anwuchs- gemeinsamen Grünraumgestaltung der öffentlichen Hand und Entwicklungspflegephase zu legen ist. und der BürgerInnen sowie der angesiedelten Betrieben. Gehsteigbreiten: Bodengebundene Systeme, vor allem |7 Sinnvolle Beschattungslösungen betreffen öffentliche wie private Flächen und stehen daher in Wechselbeziehung. Tröge beanspruchen Platz. Bei der Planung ist darauf zu
achten, dass genügend nutzbare Breiten (Durchgangs- Standortbeurteilung bzw. falscher Standort (Be- lichten) erhalten bleiben. Es kann mit der jeweiligen Ge- dingungen): Die Umgebungseinflüsse sind ausschlag- meinde zum Minimum (ÖNORM 81600 und Bauordnun- gebend für eine langfristige Stabilität der Begrünung. Die gen) Rücksprache gehalten werden. Situationsbedingte Pflanzen müssen auf die Strahlungsverhältnisse ange- Zusatzbreiten variieren durch unterschiedliche Elemente passt sein und Trockenheit, Salz, Wind- oder Staubbe- wie beispielsweise Sitzbänke. lastungen sowie Starkregenereignisse aushalten. Einbauten im Boden: Bevor im Boden Maßnahmen ge- (Ungeeignete) Substrate: Herkömmliche Erde sollte troffen werden, beispielsweise das Anlegen einer Pflanz- nicht verwendet werden. Das Verschlämmen, der Verlust grube für Kletterpflanzen, muss die Lage von bestehen- der Formstabilität oder auch eine Beeinträchtigung der den Versorgungsleitungen (Wasser/Strom/Telekabel) Funktionalität wie Wasseraufnahme/Speicherfähigkeit überprüft werden (ÖNORM B 2533). bzw. Bodenluftkapazität und Nährstoffspeicherung sind jedenfalls zu vermeiden. Dämmungen von Gebäuden: Um die Dämmung nicht zu beeinträchtigen, darf die Montage von dafür geeig- Bewässerung (Menge, System): Selbst wenn ein neten Kletterhilfen nur von qualifizierten Fachbetrieben Bewässerungssystem installiert wird, kann es sein, dass durchgeführt werden. eine Unter- bzw. Überversorgung auftritt. Das geschieht dann, wenn das System nicht auf die Vegetation bezie- Feuermauern: Diese Elemente bieten eine große Fläche, hungsweise die Begrünungsart angepasst ist oder die um eine ansprechende und umfangreiche Begrünung aktuelle Wasserversorgung (Feuchte) nicht messen kann. durchzuführen. Da Feuermauern keine Fenster haben, Manche Systeme und Standorte benötigen weniger, schränken auch die Brandschutzbestimmungen die manche mehr Wasser. Daher muss bei der Planung Begrünung nicht ein. Vertrocknete Pflanzenteile müssen Fachexpertise herangezogen werden. trotzdem entfernt werden. Bauliche Konstruktionen/ Falsche Kletterhilfen: Ge- Versiegelungsart und Versickerungsmöglichkeiten: rüstkletterpflanzen benötigen unterschiedliche Kletterhil- Den Boden so zu verschließen, dass kein Regenwasser fen. Spreizklimmer brauchen zum Beispiel eine Netzform, mehr versickern kann, stört den Wasserkreislauf. Moder- Schlinger und Ranker hingegen benötigen Seile. Dabei ne versickerungsoffene Bodenbelege erlauben es, einen muss auch auf die Seilstärke und den Durchmesser ge- befahrbaren und gleichzeitig wasserdurchlässigen Unter- achtet werden. Selbstklimmer können ohne Hilfe Wände grund zu schaffen. Noch nachhaltiger sind Schotterrasen empor klettern. Allerdings sollte darauf geachtet werden, oder wassergebundene Beläge. Eine weitere Möglichkeit dass Fassaden intakt sind, keine Risse und Spalten sind Regengärten, welche das Regenwasser in eine be- aufweisen und im Putz keine Gifte enthalten sind. Licht- pflanzte Fläche leiten, es rückhalten, wiederverdunsten fliehende und mit zunehmendem Alter schwer werdende und so in den lokalen Wasserkreislauf rückführen. Selbstklimmer (z.B. Efeu) sind an Gebäuden mit Um- Dachform / Fläche: Normgerecht begrünt können sicht zu planen, da sie bei mangelnder Pflege durch das Dächer mit Neigungen von 1,8 % (1°) bis 58 % (30°) Unterwandern von Dachziegeln oder durch das Einwan- werden, wobei ab 9 % Neigung Maßnahmen gegen das dern in Fugen und Ritzen Schäden verursachen können. Abrutschen von Wurzelschutz und Abdichtung, ab 26 % Vandalismus: Leider müssen gegebenenfalls auch gegen Abrutschen des gesamten Aufbaues zu setzen Pflanzen vor Vandalismus geschützt werden. Dies sind. Dachbegrünungen außerhalb dieser Gefällespanne kann unter anderem mit Abdeckplatten der Tröge oder sind als Sonderkonstruktionen anzusehen und bedürfen Stammschutz der Leittriebe erreicht werden. unbedingt einer speziellen Errichtung. Alle Begrünungs- maßnahmen sollten von Fachpersonen durchgeführt werden. Weiterführende Informationen Statik: Da Begrünungen zusätzliche Last auf das Ge- Partnerbetriebe und Infomaterialien unter bäude bringen ist es unumgänglich eine/n StatikerIn zur www.naturimgarten.at: „Der Klimabaum“, Planung heranzuziehen um die Tragfähigkeit der zu be- „Regenwassermanagement“ grünenden Fläche zu bestimmen. Bauwerksbegrünung: Innovationslabor GRÜN- STATTGRAU, Verband für Bauwerksbegrünung Fehlerquellen und und Netzwerkpartner www.gruenstattgrau.at Hilfsmaßnahmen Grünraumservicestelle am „Natur im Garten“ Telefon: +43 (0) 2742/74333 oder Keine Erhaltungs-/Pflege: Da es sich bei begrünten gartentelefon@naturimgarten.at Beschattungselementen um lebende und dadurch wach- sende Systeme handelt, müssen diese gepflegt werden. Impressum Medieninhaber „Natur im Garten“ GmBH, 3430 Tulln; Text: GRÜNSTATTGRAU, 1040 Wien; Redaktion: K. Batakovic, M. Liehl-Rainer; Fotos und Grafiken: Joachim Kräftner, Bei Bedarf sind Pflegeschnitte und Nährstoffzugaben zu Bernadette Stöckl, deepforest, Verband für Bauwerksbegrünung, BOKU WIEN, IBLB, STATION veranlassen. Eine ausreichende Wasserversorgung ist BY FONATSCH, GRÜNSTATTRAU (GSG), L. Seidler; Grafik: KUTECH Web & Werbung GmbH, 3441 Abstetten; Februar 2020. Grundvoraussetzung. 8| Dieses Infoblatt wurde im Rahmen des grenzüberschreitenden Projektes „Klimagrün – (Falsche)Pflanzenauswahl: Nicht jede Pflanzenart kann Anpassung der Grünen Infrastruktur an den Klimawandel“ (ATCZ142) erstellt. Das Projekt „Klimagrün“ wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionalentwicklung (EFRE) überall gedeihen. Die Ansprüche variieren je nach Art und im Rahmen des Programms Interreg Österreich – Tschechische Republik. müssen in der Planung im Voraus mitbedacht werden.
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