Ackerbaustrategie der deutschen Landwirtschaft - Zentralausschuss der Deutschen Landwirtschaft
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1 Ackerbaustrategie der deutschen Landwirtschaft Ackerbaustrategie der deutschen Landwirtschaft Zentralausschuss der Deutschen Landwirtschaft
Ackerbaustrategie 2 der deutschen Landwirtschaft Impressum Herausgeber Zentralausschuss der Deutschen Landwirtschaft Claire-Waldoff-Straße 7 10117 Berlin Berlin, Mai 2018 Bildnachweis pixabay Titel, Seiten 4/5, 8/9, 12 und 14/15 Werkbild Amazone/Fendt Seite 10/11 Layout Hermann Rohr, Meldorf
3 Ackerbaustrategie der deutschen Landwirtschaft Zukunft des Ackerbaus in Deutschland – moderner, effizienter & nachhaltiger Die ackerbaulichen Erzeugnisse der 2030 der Vereinten Nationen bei. Das deutschen Landwirtschaft, in Form beinhaltet den Schutz von Boden, Was- von Lebensmitteln, Futtermitteln und ser, Luft und Biodiversität ebenso wie Rohstoffen für die stoffliche und ener- die Verminderung des Verbrauchs land- getische Verwertung, sind essentielle wirtschaftlicher Flächen für gesamt- Lebensgrundlagen für die Bevölkerung. gesellschaftliche Belange sowie eine Die hohen Ansprüche der Gesellschaft lebensfähige Gestaltung des ländlichen an Produktqualität, Produktvielfalt und Raumes. -menge erfordern einen hocheffizien- ten, leistungsfähigen und nachhaltigen Für die Landwirtschaft stehen bei der Ackerbau. In Deutschland wurden im nachhaltigen Ausrichtung der Betriebe Jahr 2017 16,7 Mio. ha landwirtschaft- der Erhalt ihrer Wirtschaftlichkeit, Res- lich genutzt. Das entsprach knapp der sourcenschonung und gesellschaftliche Hälfte der deutschen Landfläche. Davon Akzeptanz gleichermaßen im Fokus. Je wurden 11,8 Mio. ha ackerbaulich ge- klarer diese Bereiche in ihren Zielen nutzt. beschrieben sind, je präziser die Hand- lungsnotwendigkeiten identifiziert und Mit der hier vorgelegten Ackerbaustrate- Maßnahmen formuliert sind, desto höher gie leisten die im Zentralausschuss der sind die Chancen, den kontinuierlichen deutschen Landwirtschaft vertretenen Prozess der nachhaltigen Entwicklung Spitzenorganisationen – der Deutsche des Ackerbaus weiter voranzutreiben. Bauernverband (DBV), die Deutsche Dies zu leisten, ist Ziel der Ackerbau- Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), der strategie der deutschen Landwirtschaft. Deutsche Raiffeisenverband (DRV), der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK) und der Zentralverband Gartenbau (ZVG) – einen aktiven Beitrag zur gesell- schaftlichen Debatte um die zukünftige Ausrichtung der deutschen Landwirt- schaft. Ein zukunftsfähiger Acker- und Pflan- zenbau ist – unabhängig von der Pro- duktionsausrichtung als konventionelle oder ökologische Landwirtschaft – auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerich- tet und trägt zur Erreichung der nach- haltigen Entwicklungsziele der Agenda
Ackerbaustrategie 4 der deutschen Landwirtschaft Die Kernziele der Ackerbaustrategie Die deutsche Landwirtschaft setzt sich zum Ziel, I. die Versorgung mit hochwer- tig“. Damit leisten wir einen wichtigen IV. den Bedarf der Kulturpflan- tigen Nahrungs- und Futter- Beitrag zum Resistenzmanagement und zen an Nährstoffen zu de- mitteln sowie nachwachsen- vermeiden negative Umweltauswirkun- cken und die Effizienz der den Rohstoffen zu sichern. gen. Düngung weiter zu verbes- sern. Die Erzeugung qualitativ hochwertiger III. die Fruchtbarkeit der Böden und sicherer Nahrungs- und Futtermit- und die Bodenstruktur zu er- Die Ernährung der Kulturpflanzen ist tel in ausreichender Menge hat für die halten und zu verbessern. Grundvoraussetzung des Ackerbaus. Landwirtschaft oberste Priorität. Pro- Die Orientierung am Bedarf der Kultur- duktivitätssteigerungen in der Landwirt- Der Boden ist und bleibt die wichtigs- pflanzen ist der Maßstab einer stand- schaft ermöglichen zudem den Anbau te Grundlage des Ackerbaus. Der Erhalt ortangepassten Düngung und vermeidet von nachwachsenden Rohstoffen. Diese und die Förderung der nachhaltigen Nut- negative Umweltauswirkungen. Die Ver- und auch die Nahrungsmittelrohstoffe zungsfähigkeit unserer Böden sind Kern- besserung der überbetrieblichen Ver- liefern wertvolle Koppelprodukte, die anliegen landwirtschaftlicher Tätigkeit. wertung und regionalen Verteilung von auch als hochwertige Futtermittel in der Durch den Erhalt und ggf. die Steige- Wirtschaftsdüngern dient der Schlie- Tierernährung genutzt werden. rung des Humusgehaltes der Ackerböden ßung von Nährstoffkreisläufen und der sowie den Schutz der Böden vor physi- Vermeidung von Nährstoffüberschüssen II. die Ackerbausysteme unter kalischen Beeinträchtigungen tragen wir und schont die endlichen Vorräte mine- Beachtung der Fruchtfolge dazu bei, den Boden als Lebensgrund- ralischer Nährstoffvorkommen. und der Sortenwahl so zu lage mit seinen vielfältigen Ökosystem- gestalten, dass Krankheiten leistungen, seiner Fruchtbarkeit, seinem und Schädlinge eingedämmt Ertragspotenzial und seiner Kohlen- und Risiken des Einsatzes stoffspeicherfunktion zu bewahren und von Pflanzenschutzmitteln zu verbessern. Zudem wollen wir den weiter reduziert werden. Eintrag nicht bzw. schwer abbaubarer Schadstoffe in unsere Böden verhindern Die Gesunderhaltung der Kulturpflanzen und erwarten, dass unsere Böden auch sichert gesunde hochwertige Nahrungs- vor dem Eintrag von Schadstoffen durch mittel und die Erträge des Ackerbaus. Dritte geschützt werden. Sie wird bestimmt durch eine komplexe Ausgestaltung der Ackerbausysteme. In Umsetzung der Grundsätze des Integ- rierten Pflanzenschutzes begrenzen wir den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auch aus ökonomischen Gründen auf das notwendige Maß nach dem Leitsatz „so wenig wie möglich und so viel wie nö-
5 Ackerbaustrategie der deutschen Landwirtschaft V. sich an Klimaveränderungen VI. die Vielfalt der Kulturland- VII. die Wettbewerbsfähigkeit erfolgreich anzupassen, die schaft und die Biodiversität des Ackerbaus zu erhalten eigenen Treibhausgasemis- zu fördern. und zu verbessern sowie sionen zu reduzieren und ei- den Ackerbau besser ge- nen Beitrag zur Vermeidung Die Erhaltung und Entwicklung unserer genüber Vermarktungs- von Klimagasen durch den Kulturlandschaft ist die Basis unseres risiken abzusichern. Anbau und die Verwendung Wirtschaftens. Eine produktive Nutzung nachwachsender Rohstoffe landwirtschaftlicher Flächen mit der Ackerbaubetriebe in Deutschland produ- und Bioenergie zu leisten. Förderung der Vielfalt an Biotopen so- zieren unter Einhaltung hoher nationaler wie Arten in der Agrarlandschaft, u.a. und europäischer Umweltstandards und Die Landwirtschaft ist unmittelbar vom von Pflanzen, Feldvögeln und Insekten vermarkten ihre Produkte auf offenen Klima und Wettergeschehen abhängig in Einklang zu bringen, ist ein wichtiges Märkten, wodurch sie im Wettbewerb und vom Klimawandel in besonderem Anliegen der Landwirtschaft. Aufgrund mit anderen wichtigen Ackerbauregio- Maße betroffen. Sowohl die Anpassung der Bestäuberleistung und der positi- nen der Welt stehen. Zur Stärkung der an den Klimawandel als auch aktive Bei- ven Wirkung von Nützlingen besteht ein Stellung der Ackerbaubetriebe in der träge zur Vermeidung klimarelevanter ureigenes Interesse der Landwirtschaft Wertschöpfungskette gewinnt die ein- Gase sind Fragen der Existenzsicherung. am Schutz von Bienen und anderen Be- zelbetriebliche Absicherung gegenüber Daneben ist die Landwirtschaft durch stäubern. Die Erhaltung der Biodiversität Produktionsausfällen und Preisschwan- die Kohlenstoffspeicherung in Böden, erfordert – neben dem landwirtschaftli- kungen an Bedeutung. die Senkung von Treibhausgasemissio- chen Beitrag – auch Anstrengungen der nen bei der Nahrungsmittelproduktion gesamten Gesellschaft, um alle relevan- VIII. weiterhin einen Beitrag und den Anbau von nachwachsenden ten Einflüsse mit einzubeziehen. zum Zusammenleben im Rohstoffen sowie der Verwendung von ländlichen Raum zu leis- Bioenergie auch Problemlöser beim Kli- ten. maschutz, indem durch den Ersatz fos- siler durch erneuerbare Energieträger Die Landwirtschaft wird auch in Zukunft Treibhausgasemissionen in anderen Sek- Wertschöpfung im ländlichen Raum si- toren vermieden werden. chern und Arbeitsplätze schaffen. Als Produzenten von Lebensmitteln sind wir uns unserer besonderen Verantwor- tung gegenüber Gesellschaft und Ver- brauchern bewusst. Die Bereitschaft zu Veränderung und Weiterentwicklung ist daher Grundsatz unseres täglichen Han- delns. Ein verständnisvoller Umgang und gegenseitige Rücksichtnahme von Land- wirtschaft und Bevölkerung sind Grund- lage für das Zusammenleben im ländli- chen Raum.
Ackerbaustrategie Ackerbaustrategie – Matrix der Ziele und Maßnahmen 6 der deutschen Landwirtschaft Die Matrix dient der Übersicht der Wirksamkeit von Maßnahmen im Hinblick auf die Ziele. Die Skala reicht von +++ (größte Wirksamkeit) I. II. III. IV. Die Versorgung mit Die Ackerbau- Die Fruchtbarkeit Den Bedarf der Ziele hochwertigen Nahrungs- und systeme unter Beachtung der von Böden und Bodenstruktur Kulturpflanzen an Nährstoffen Futtermitteln Fruchtfolge und erhalten und decken und die sowie nach- der Sortenwahl so verbessern Effizienz der wachsenden gestalten, dass Düngung weiter Rohstoffen Krankheiten und verbessern sichern Schädlinge einge- Maßnahmen dämmt und Risi- ken des Einsatzes von PSM weiter reduziert werden 1 Humusgehalt von Ackerböden erhalten und stei- gern ++ ++ +++ + 2 Fruchtfolgen vielfältig gestalten + ++ +++ + 3 Böden vor Bodenerosion und Bodenschadverdichtung schützen ++ ++ ++ + 4 Boden schonend bearbeiten + + ++ ~ 5 Digitalisierung nutzen ++ ++ ++ +++ 6 Qualitativ hochwertige Düngemittel sichern gesunde Böden und sichere Lebensmittel ++ ~ +++ ++ 7 Organische Düngung in Ackerbaubetrieben auswei- ten, Nährstoffbilanzen verbessern und den Einsatz + ~ ++ ++ verlustmindernder Ausbringungstechnik voranbringen 8 Spektrum von Wirkstoffgruppen im Pflanzen- schutz sichern und ausbauen +++ +++ + ++ 9 Verfahren und Technik bei der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln verbessern ++ +++ + ++ 10 Zulassung und Anwendung von chemischen Pflan- zenschutzmitteln wissenschaftlich bewerten und + + ++ ++ differenziert betrachten 11 Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz weiterentwickeln ++ ++ + ~ 12 Erhalt und Förderung der Kulturlandschaft und den Schutz von Feldvögeln, Insekten, Bestäu- bern und Pflanzen praxistauglich und wirtschaft- ~ ++ ~ ++ lich tragfähig umsetzen 13 Sortenwahl und Züchtung als wirksames Instru- ment zur Effizienzsteigerung +++ ++ + ++ 14 Wassermanagement als wirksames Instrument der Anpassung an die Folgen des Klimawandels ++ ++ ++ ++ 15 Ein wettbewerbsfähiger Ackerbau sichert die Ent- wicklung der Betriebe ++ ++ ~ ~ 16 Bildung und Beratung stärken die Nachhaltigkeit im Ackerbau ++ +++ +++ +++ 17 Landwirtschaftliche Flächen erhalten, Flächen- verbrauch verringern und Naturschutzkompensa- +++ ~ +++ ~ tion flächenschonend umsetzen 18 Landwirte stärken das Zusammenleben im ländli- chen Raum und intensivieren den Dialog mit + ~ ~ ~ Verbrauchern
7 Ackerbaustrategie der deutschen Landwirtschaft bis + (schwache Wirksamkeit). Das Symbol ~ steht für „keine Wirkung“ bzw. „nicht relevant“ V. VI. VII. VIII. Sich an Klimaveränderun- Die Vielfalt der Die Wettbewerbs- Weiterhin einen Ziele gen erfolgreich anpassen, die eigenen Treibhaus- Kulturlandschaft und die fähigkeit des Ackerbaus erhal- Beitrag zum Zusammenleben gasemissionen reduzie- Biodiversität ten und verbes- im ländlichen ren und einen Beitrag zur fördern sern, sowie den Raum leisten Vermeidung von Klima- Ackerbau besser gasen durch den Anbau gegenüber und die Verwendung von Vermarktungs- Maßnahmen nachwachsenden Roh- stoffen und Bioenergie risiken absichern leisten 1 Humusgehalt von Ackerböden erhalten und stei- gern ++ ++ ~ ~ 2 Fruchtfolgen vielfältig gestalten ++ ++ + + 3 Böden vor Bodenerosion und Bodenschadverdichtung schützen ++ + + + 4 Boden schonend bearbeiten ++ + ~ + 5 Digitalisierung nutzen + + ++ ~ 6 Qualitativ hochwertige Düngemittel sichern gesunde Böden und sichere Lebensmittel + ~ + + 7 Organische Düngung in Ackerbaubetrieben auswei- ten, Nährstoffbilanzen verbessern und den Einsatz ++ + + ~ verlustmindernder Ausbringungstechnik voranbringen 8 Spektrum von Wirkstoffgruppen im Pflanzen- schutz sichern und ausbauen ++ + ++ ~ 9 Verfahren und Technik bei der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln verbessern + +++ + + 10 Zulassung und Anwendung von chemischen Pflan- zenschutzmitteln wissenschaftlich bewerten und ++ + ++ ~ differenziert betrachten 11 Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz weiterentwickeln + + ~ + 12 Erhalt und Förderung der Kulturlandschaft und den Schutz von Feldvögeln, Insekten, Bestäu- bern und Pflanzen praxistauglich und wirtschaft- + +++ ~ ++ lich tragfähig umsetzen 13 Sortenwahl und Züchtung als wirksames Instru- ment zur Effizienzsteigerung ++ ~ +++ ~ 14 Wassermanagement als wirksames Instrument der Anpassung an die Folgen des Klimawandels +++ ~ ~ ~ 15 Ein wettbewerbsfähiger Ackerbau sichert die Ent- wicklung der Betriebe ++ ~ +++ + 16 Bildung und Beratung stärken die Nachhaltigkeit im Ackerbau ++ ++ + ~ 17 Landwirtschaftliche Flächen erhalten, Flächen- verbrauch verringern und Naturschutzkompensa- ++ ++ + ++ tion flächenschonend umsetzen 18 Landwirte stärken das Zusammenleben im ländli- chen Raum und intensivieren den Dialog mit ~ + ~ +++ Verbrauchern
Ackerbaustrategie 8 der deutschen Landwirtschaft Ackerbaustrategie – Maßnahmen zur Erreichung der Ziele 1. Humusgehalt von Ackerböden 2. Fruchtfolgen vielfältig ge- 3. Böden vor Bodenerosion erhalten und steigern stalten und Bodenschadverdichtung schützen Die obere Bodenschicht, die Bodenkru- Die Auflockerung der Fruchtfolge zieht me, enthält den Humus und wichtige Vorteile wie z.B. die Unterbrechung von Die landwirtschaftlich genutzten Bö- Nährstoffe für das Pflanzenwachstum. Infektionsketten bei Krankheitserre- den Deutschlands zeichnen sich durch Der Humus hat dabei für die Boden- gern, die verbesserte Wirksamkeit der eine hohe Fruchtbarkeit aus. Ungünstige fruchtbarkeit eine grundlegende Bedeu- Unkrautregulierung, die Vermeidung von Wetterbedingungen und Bodenfeuchte- tung. Er sorgt für Nährstoffpufferung, ist Resistenzen gegenüber Pflanzenschutz- zustände, zu hohe Maschinenauflasten Basis für die bodenbiologische Aktivität mittelwirkstoffen sowie die Einsparung sowie zu geringe Bodenbedeckung durch und bestimmt die Wasserhaltekapazität von mineralischem Stickstoffdünger Pflanzen können zu großen Beanspru- des Bodens entscheidend mit. Wir wer- durch die biologische Stickstofffixierung chungen der Böden führen. Physikalische den auf Ackerstandorten durch geeignete der Leguminosen nach sich. Wir streben Schädigungen des Bodengefüges wie Bo- Fruchtfolgegestaltung und Bewirtschaf- an, in den klassischen Ackerbauregionen denschadverdichtung und die Erosion tungsmethoden zur Humuserhaltung durch einen häufigeren Wechsel von Win- von Bodenmaterial durch Wind und Was- und, sofern sinnvoll und möglich, zum terungen und Sommerungen, Blatt- und ser können die Folge sein. Humusaufbau beitragen. Halmfrüchten – unter Berücksichtigung Im Fokus der Landbewirtschaftung steht Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir von Leguminosen – Fruchtfolgen aufzu- eine größtmögliche Vermeidung von Bo- die Einhaltung vielfältiger und stand- lockern und standortgerechte und ausge- denerosion und Bodenschadverdichtung. ortangepasster Fruchtfolgen und soweit wogene Fruchtfolgen zu etablieren. Um Das wird erreicht durch eine Bearbeitung geeignet, die Saat von Zwischenfrüchten Kulturen mit geringeren Flächenantei- im optimalen Bodenfeuchtezustand, eine und Untersaaten als Maßnahmen umset- len (z.B. Hafer, grob- und kleinkörnige Reduzierung der Radlasten beim Einsatz zen. Eine ausreichende Versorgung des Leguminosen) einzubinden, sind diese von Landmaschinen und Geräten (u. a. Bodens mit organischer Substanz durch hinsichtlich ihres Ertragspotenzials und Leichtbauweise, Reifendruckregelung, Einarbeitung von Pflanzenresten oder ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Krank- Lastverteilung durch Überladetechnik), Einsatz organischer Dünger ist erfor- heiten und Schädlinge verstärkt züch- durch kulturtechnische Maßnahmen wie derlich. Bodenbearbeitungsmaßnahmen terisch zu verbessern. Die Verfügbarkeit z.B. hangparallele und/oder konservie- werden im Hinblick auf die Standortei- von Pflanzenschutzmitteln für diese Kul- genschaften und die Fruchtfolgen opti- turen ist zu erhöhen. Voraussetzung für miert, so können Humusverluste durch den Anbau von Kulturen ist das Vorhan- Bodenerosion vermieden werden. Darü- densein einer Nachfrage im Markt sowie ber hinaus streben wir an, eine boden- von Vermarktungsstrukturen. typenspezifisch optimale Kalkversorgung der Böden zu erreichen.
9 Ackerbaustrategie der deutschen Landwirtschaft rende Bodenbearbeitung sowie durch von Pflanzenschutzmitteln. Die Verfah- Daten, die kostenlose Bereitstellung öf- eine möglichst langfristige Bodenbe- ren der konservierenden Bodenbearbei- fentlich verfügbarer Daten in maschinen- deckung mit Kulturpflanzen und Pflan- tung müssen ganzheitlich überprüft und lesbaren Formaten sowie des GPS-Kor- zenresten. Dabei können Zielkonflikte weiterentwickelt werden, um bestehende rektursignals und die Förderung von entstehen. Beispielsweise sind Verfahren Zielkonflikte (geringerer Wirkungsgrad Forschungs- und Entwicklungsvorhaben. der konservierenden Bodenbearbeitung mechanischer Unkrautbekämpfungsver- oftmals an die Verwendung von Herbizi- fahren, phytosanitäre Aspekte) zu ver- 6. Qualitativ hochwertige den gebunden. ringern. Den Anbau von Untersaaten und Düngemittel sichern gesun- Zwischenfrüchten werden wir stärker in de Böden und sichere Le- 4. Boden schonend bearbeiten die Systeme integrieren. bensmittel Die Bodenbearbeitung ist die grund- 5. Digitalisierung nutzen Pflanzen benötigen für ihr Wachstum legende ackerbauliche Maßnahme für Licht, Wasser, Wärme und Nährstoffe. die Etablierung eines gesunden und er- Landwirte sowie die vor- und nachgela- Nährstoffe sind im Boden gespeichert. tragreichen Pflanzenbestandes. Durch gerte Agrar- und Ernährungswirtschaft Für ein nachhaltiges Wirtschaften muss nichtwendende Bodenbearbeitungs- treiben die Nutzung digitaler Techniken der Bedarf gedeckt und der Entzug aus- verfahren (derzeit auf rund 45 Prozent voran. Viele Anwendungen des Precision geglichen werden. Neben Wirtschafts- der Ackerfläche) haben die Böden eine bzw. Smart Farmings können bisher le- düngern werden Mineraldünger und ggf. höhere Stabilität und einen stärkeren diglich in größeren Einheiten wirtschaft- weitere zugelassene Handelsdünger ein- Bedeckungsgrad mit Pflanzenresten. Sie lich eingesetzt werden. gesetzt. Die qualitativen Anforderungen sind dadurch unempfindlicher gegenüber Wir werden die vielfältigen Möglichkei- an hochwertige und schadstoffarme Mi- physikalischen Belastungen und verrin- ten der Digitalisierung nutzen, um den neraldüngemittel und Düngemittel aus gern eine mögliche Bodenerosion. Auch Ackerbau – durch überbetrieblichen Reststoffen werden EU-weit neu festge- im Hinblick auf Anpassungsstrategien an Maschineneinsatz auch in kleineren Be- legt. Stabile technische Eigenschaften den Klimawandel können konservierende trieben – noch effizienter und ressour- von mineralischen und anderen Dünge- Verfahren sinnvoll sein. Regelmäßiger censchonender zu gestalten. Wir werden mitteln sind Voraussetzung für deren Bestandteil der bodenschonenden Be- verstärkt Sensoren und Prognosemodelle präzise Verteilung. Um Schadstoffanrei- arbeitungsverfahren zur Saatbettberei- zur Unkraut- und Krankheitsbestimmung cherungen in Böden zu vermeiden, ist tung und Etablierung der jungen Kultur- einsetzen, um die jeweiligen Schaderre- es zwingend erforderlich, dass nur sol- pflanzen ist der Einsatz von Herbiziden. ger möglichst zielgenau zu bekämpfen. che Stoffe als Düngemittel zugelassen Hierfür brauchen wir eine ausschließlich Zur Unkrautregulierung werden verstärkt werden, die wissenschaftlich basierten wissenschaftlich orientierte Zulassung physikalische Verfahren zum Einsatz Kriterien bezüglich ihres Düngewertes kommen, aber auch der chemische Pflan- und des vertretbaren Gehaltes an Schad- zenschutz wird einzelpflanzenbezogener. stoffen genügen. Die landwirtschaftliche Die neuen Sensortechniken und Biomas- Verwertung gesellschaftlicher Abfälle wie sekarten auf Basis der Sentinel-Satelli- Klärschlamm oder Bioabfall-Komposte tentechnologie erlauben eine exaktere ist im Sinne der Kreislaufwirtschaft nur Bestimmung des aktuellen Nährstoffbe- dann umsetzbar, wenn strenge Schad- darfs der Kulturpflanzen. Die Einführung stoff- und Haftungsregelungen gelten dieser Technologien wird zur Verringe- und die gesellschaftliche Akzeptanz für rung von Nährstoffsalden führen. die Verwendung besteht. Grundvoraussetzung für die rasche und breite Digitalisierung der Agrar- und Er- nährungswirtschaft sind eine flächende- ckende Verfügbarkeit schneller mobiler Breitbandnetze, ein klarer Rechtsrahmen bezüglich der Nutzung der erhobenen
Ackerbaustrategie 10 der deutschen Landwirtschaft eine große Herausforderung für die Be- erreicht wurde. Damit ist das Ziel der 7. Organische Düngung in triebe und muss praxisgerecht erfolgen. zonalen Zulassung, Bewertungen von Ackerbaubetrieben aus- Gemeinsam mit der Wasserwirtschaft Zulassungsbehörden europäischer Mit- weiten, Nährstoffbilanzen wollen wir auf Basis freiwilliger Koope- gliedsstaaten uneingeschränkt gegen- verbessern und den Einsatz rationen, über die Beratung und die Um- seitig anzuerkennen, noch nicht er- verlustmindernder Aus- setzung von Agrarumweltmaßnahmen reicht. Dies ist auf europäischer Ebene bringungstechnik voran- weitere Fortschritte im Gewässerschutz weiter zu verbessern. Gleichzeitig müs- bringen erzielen. sen die Zulassungsverfahren in Deutsch- land beschleunigt werden. Wir sehen den Grundsatz der bedarfs- 8. Spektrum von Wirkstoff- gerechten Düngung als zentralen Maß- gruppen im Pflanzenschutz 9. Verfahren und Technik bei stab in der Ernährung der Kulturpflan- sichern und ausbauen der Ausbringung von Pflan- zen an. Wir werden Nährstoffkreisläufe zenschutzmitteln verbes- durch überbetriebliche Verbringung re- Moderner Pflanzenschutz bringt einen sern gional und überregional schließen. Die Mehrwert für die Gesellschaft. Für eine überbetriebliche Verbringung von wirt- nachhaltige Sicherung von Erträgen Die Anwendung der Grundsätze des In- schaftseigenen Düngern in Ackerbau- und Qualitäten brauchen wir ein breites tegrierten Pflanzenschutzes, eine regel- regionen trägt dazu bei, den Mineral- Spektrum an zugelassenen Wirkstoffen. mäßig verpflichtende Weiterbildung zum düngereinsatz zu vermindern. Um eine Wir unterstützen das Ziel des Nationalen Erhalt der Sachkunde beim Anwender, Verbesserung der Transportwürdigkeit Aktionsplans zur nachhaltigen Anwen- die Dokumentation des Einsatzes von zu erreichen, werden wir die Aufberei- dung von Pflanzenschutzmitteln (NAP), Pflanzenschutzmitteln sowie die Ver- tung von Wirtschaftsdüngern voran- bis zum Jahr 2023 in 80 Prozent aller wendung von effizienten Verfahren und treiben und einen Beitrag dazu leisten, relevanten Anwendungen über mindes- Techniken sind die Grundpfeiler unse- erforderliche Lagerkapazitäten auch in tens drei Wirkstoffgruppen zu verfügen. res verantwortungsvollen Einsatzes von Ackerbauregionen zu schaffen. Für die Dies gilt auch für die Anwendung in Pflanzenschutzmitteln. Die technische Schaffung zusätzlicher Lagerkapazitäten Fruchtarten mit geringem Anbauumfang Ausstattung vieler Betriebe ist bereits sind die baurechtlichen Voraussetzun- und für den Vorratsschutz. Die Verwen- auf einem hohen Niveau. Wir werden gen zu verbessern und die Investitionen dung von Pflanzenschutzmitteln aus diese weiter voranbringen. In Verbin- zu fördern. Hemmnisse für die überbe- verschiedenen Wirkstoffgruppen ver- dung mit der stets aktuellen Sachkunde triebliche Verwertung sind abzubauen. ringert das Risiko des Auftretens von beim Anwender sichert die zunehmende Um Ammoniak- und Lachgasemissionen Resistenzen. Daher führt jede weitere Verwendung innovativer Technik eine sowie Nitratauswaschungen zu verrin- Einschränkung der Wirkstoffpalette zu effiziente und rückstandsarme Verwen- gern, werden wir Wirtschafts- und Harn- einem Zielkonflikt mit den Grundsätzen dung von Pflanzenschutzmitteln. Dies stoffdünger zunehmend mit verlustar- des Integrierten Pflanzenschutzes. Es ist unterstützt uns in dem Ziel, Punktein- men Techniken bzw. unter Einsatz von festzustellen, dass die mit Inkrafttre- träge und Pflanzenschutzmitteleinträge Nitrifikations- oder Ureasehemmstoffen ten der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 in Gewässer zu minimieren. ausbringen. über das Inverkehrbringen von Pflanzen- Wir streben an, die Innovationen in der Die Landwirtschaft fühlt sich den Zie- schutzmitteln vorgesehene Harmonisie- Pflanzenschutztechnik (u. a. Digitali- len des Gewässerschutzes verpflichtet. rung der Pflanzenschutzmittelzulassung sierung) standortspezifisch zu nutzen. Die Umsetzung der novellierten Dünge- und der Verbesserung der Verfügbarkeit verordnung dient maßgeblich der Errei- von Pflanzenschutzmitteln bisher nicht chung dieser Ziele. Die Umsetzung ist
11 Ackerbaustrategie der deutschen Landwirtschaft Der Wirkstoff ist möglichst zielgenau Wir wollen den Einsatz von Glyphosat 11. Alternativen zum chemi- an seinen Wirkort zu bringen, um so reduzieren, wenngleich der Einsatz die- schen Pflanzenschutz wei- mit minimaler Aufwandmenge eine ma- ses herbiziden Wirkstoffs im Rahmen terentwickeln ximale Wirkung bei den Zielorganismen der konservierenden Bodenbearbeitung wie Unkräutern, Schadpilzen oder Scha- zur pfluglosen Beseitigung von Unkräu- Kulturpflanzen müssen auch in Zukunft dinsekten zu erzielen. Über das Ziel des tern, Ausfallgetreide und -raps sowie vor Konkurrenz und Schädlingen sowie NAP hinaus, den Anteil der Geräte, die Zwischenfrüchten unverzichtbar ist. Der Krankheiten geschützt werden. Alterna- Abdriftminderungsklassen von 75 Pro- Einsatz von Glyphosat zur Terminierung tive Verfahren zum chemischen Pflan- zent oder mehr angehören, auf über 50 der Ernte ist ausgeschlossen. In begrün- zenschutz zeigen bisher häufig geringe- Prozent zu steigern, streben wir einen deten Einzelfällen kann eine Ausnahme re Wirkungsgrade und verursachen meist Anteil von über 75 Prozent der Geräte zur Sikkation unter Beachtung strenger höhere Kosten. Die Optimierung dieser an. Bedingungen – gemäß den geltenden Verfahren ist daher voranzutreiben. Um Die Verwendung von gebeiztem Saat- Anwendungsbestimmungen – erforder- in der Unkrautbekämpfung chemische gut stellt eine besonders schonende lich sein. Maßnahmen zu reduzieren, werden wir Form des Pflanzenschutzes dar. Um die Ebenfalls wichtige Wirkstoffe im Bereich verstärkt eine Kombination aus chemi- Abdrift von Beizstäuben zu minimieren, des Pflanzenschutzes sind Imidaclo- schen, mechanischen und thermischen ist der Einsatz von sachgerecht gebeiz- prid, Clothianidin und Thiamethoxam Maßnahmen einsetzen. Der Pflanzenbau tem Saatgut sowie abdriftmindernder aus der Gruppe der Neonicotinoide. Auf kann dabei von bereits im ökologischen Aussaattechnik unerlässlich. Eine unab- Vorschlag der EU-Kommission und nach Landbau eingesetzten Techniken profi- hängige Pflanzenschutzberatung durch einer aktualisierten Risikobewertung tieren. Im Hinblick auf Pflanzenkrank- den öffentlichen Dienst, Kammern und der EFSA haben sich die Mitgliedsstaa- heiten werden wir die genetisch fixierte Landesanstalten ist unabdingbar und ten darauf verständigt, die Anwendung Resistenzausstattung von Sorten stärker muss gestärkt werden. dieser Neonicotinoide im Freilandanbau berücksichtigen. Die Nutzung moderner vollständig zu untersagen. Es sollte ge- Züchtungstechnologien kann hier deut- 10. Zulassung und Anwendung prüft werden, eine Anwendung bei nicht liche Fortschritte erbringen. Wir werden von chemischen Pflanzen- blühenden Kulturen oder Kulturen nach die Förderung und Nutzung natürlicher schutzmitteln wissenschaft- der Blüte weiterhin zu ermöglichen, Regelmechanismen vorantreiben, Nütz- lich bewerten und differen- wenn eine Bienengefährlichkeit nicht linge schonen und fördern. Hierzu kann ziert betrachten gegeben ist. Mangels Alternativen ist beispielsweise die Anlage von Acker- hier auch in Zukunft die Möglichkeit randstreifen als Lebensräume dienen. Die Landwirtschaft ist sich der Verant- zur Anwendung einzelner Wirkstoffe aus Die Anwendung biotechnologischer Ver- wortung beim Einsatz von Pflanzen- dieser Wirkstoffgruppe erforderlich. Die fahren (z.B. Prädatoren und Nützlinge) schutzmitteln bewusst. Die Zulassung Landwirte benötigen zudem dringend stellt zudem eine interessante Alterna- von Pflanzenschutzmitteln erfolgt in alternative Beiz- und Pflanzenschutz- tive zum chemischen Pflanzenschutz Deutschland und Europa im Rahmen mittel, die schnell zur Zulassung gelan- dar. Dabei ist zu beachten, dass einhei- eines strengen und weltweit vorbild- gen. Problematisch dabei ist, dass in der mische Flora und Fauna außerhalb der lichen Zulassungsverfahrens. Die Zu- öffentlichen Diskussion die Bienenge- Produktionsfläche nicht negativ beein- lassung muss ausschließlich auf Basis fährlichkeit von Pflanzenschutzmitteln trächtigt werden. wissenschaftlicher Maßstäbe erfolgen. verallgemeinert und nicht zwischen den einzelnen Wirkstoffen unterschieden wird.
Ackerbaustrategie 12 der deutschen Landwirtschaft 12. Erhalt und Förderung der Bereits heute erbringen die Landwirte 13. Sortenwahl und Züchtung Kulturlandschaft und den in ihren Betrieben Leistungen zur För- als wirksames Instrument Schutz von Feldvögeln, derung der Biodiversität (Ökologische zur Effizienzsteigerung Insekten, Bestäubern und Vorrangflächen, Agrarumweltprogram- Pflanzen praxistauglich me, Landschaftselemente, Vertragsna- Die Pflanzenzüchtung stellt der Land- und wirtschaftlich trag- turschutz, freiwillige Maßnahmen, Nist- wirtschaft kontinuierlich neue Sorten fähig umsetzen hilfen, etc.). Den Beitrag freiwilliger zur Verfügung. Bei der Selektion ste- Maßnahmen (z.B. Erhalt und Pflege von hen nicht allein Ertrag und Nährstof- Die Landwirtschaft hat über die Jahr- Landschaftselementen, Blühstreifen, feffizienz, sondern auch Resistenzen hunderte wesentlich zur Gestaltung der Anlage von Lerchenfenstern) werden wir gegenüber Krankheiten, Schädlingen Kulturlandschaft mit ihrer Vielfalt an weiter ausbauen. Wir unterstützen das und abiotischen Faktoren sowie die An- Arten und Biotopen beigetragen. Sie Ziel des NAP hinsichtlich der Anlage von passung an den Klimawandel im Fokus. nimmt ihre Verantwortung für den Er- Randstreifen an wasserwirtschaftlich be- Wir unterstützen eine mittelständisch halt der Biodiversität ernst. Wir wollen deutenden Gewässern. Wir nutzen Agrar- geprägte Pflanzenzüchtung. Wir brau- verstärkt dazu beitragen, den landwirt- umweltprogramme und das Greening der chen und fördern Innovationen in der schaftlichen Anteil am Rückgang der Ar- Gemeinsamen Agrarpolitik, um Biodiver- Pflanzenzüchtung. Wir streben einen tenvielfalt zu reduzieren und Pflanzen, sität nachhaltig zu fördern. Hemmnisse Saatgutwechsel durch den Einsatz von Insekten, Feldvögel etc. zu erhalten und sowie Kontroll- und Sanktionsrisiken bei Z-Saatgut an und bekennen uns zum zu fördern. Grundsätzlich wird dafür eine Fördermaßnahmen zum Schutz der Bio- Landwirte- und Züchterprivileg. Zudem wissenschaftlich ermittelte und reprä- diversität müssen ausgeräumt werden. ist ein flächendeckendes, neutrales und sentative Datengrundlage über Situation Zudem setzen wir uns für eine deutliche unabhängiges Sortenversuchswesen mit und Entwicklung der Artenvielfalt und Ausweitung von Blühflächen und Bie- entsprechenden Standorten von ent- eine Einbeziehung aller Einflüsse auf die nenweiden in den Dörfern und Gemar- scheidender Bedeutung. Biodiversität benötigt. Dennoch müs- kungen ein. Eine Vielzahl züchterischer Instrumen- sen auch in Zukunft Kulturpflanzen vor Die Landwirtschaft setzt sich zum Ziel, te trägt dazu bei, eine effiziente und Konkurrenz und Schädlingen geschützt den regelmäßigen Dialog mit Natur- erfolgreiche Züchtung voranzutreiben werden. schützern, Imkern und Jägern fortzu- und damit langwierige Abläufe der klas- führen und zu intensivieren, um nach gemeinsamen Lösungen zur Förderung der Biodiversität zu suchen.
13 Ackerbaustrategie der deutschen Landwirtschaft sischen Züchtung zu umgehen oder zu von Wasser für Bewässerungszwecke. Die sorgen können. Durch die Nutzung von beschleunigen. Züchtungsverfahren GAK-Förderung sollte daher zukünftig Preisabsicherungen (Vorverträge, Ter- müssen generell ergebnisoffen und wis- unbedingt weiterhin den Förderbereich minkontrakte) und Maßnahmen zur Ein- sensbasiert bewertet werden und dür- „Wasserwirtschaftliche Maßnahmen“ be- kommensdiversifizierung werden wir uns fen, wie im Fall von Genome Editing, inhalten. Dies erfordert auch eine zwei- zusätzlich gegen Preisschwankungen nicht mit der Diskussion um gentechni- seitige Wasserregulierung. wappnen. Nicht staatliche Risikoabsi- sche Verfahren vermengt werden. Es bie- cherungsinstrumente, wie beispielswei- ten sich grundsätzlich Chancen für mehr 15. Ein wettbewerbsfähiger se Mehrgefahrenversicherungen (ein- Ressourcenschutz im Ackerbau. Ackerbau sichert die Ent- schließlich einer Dürreversicherung) und Wir sprechen uns gegen Patente auf wicklung der Betriebe Investitionsförderprogramme für Frost- Pflanzen aus und stehen für ein starkes schutzberegnungsanlagen bieten Schutz Sortenschutzrecht. Regionale Anbauvorzüglichkeiten in vor Produktionsausfällen. Vorsorgemaß- Verbindung mit der Erschließung neu- nahmen gegen Quarantäneorganismen 14. Wassermanagement als er Absatzmärkte und der Einhaltung müssen unterstützt und Notfallmaßnah- wirksames Instrument der fairer Handelsbedingungen tragen zum men abgesichert werden. Letztlich sind Anpassung an die Folgen Einkommen der Betriebe bei. Etablierte für die nachhaltige Entwicklung der Be- des Klimawandels Verwendungsmöglichkeiten agrarischer triebe vergleichbare Wettbewerbsbedin- Produkte als Lebens- und Futtermittel gungen innerhalb und außerhalb Euro- Die Verfügbarkeit von Wasser wird durch ebenso wie Rohstoffe für Biokraftstoffe pas unabdingbar. den Klimawandel stärkeren jahreszeitli- sollten marktorientiert weiterentwickelt chen und regionalen Schwankungen un- werden. Die pflanzliche Produktion ori- 16. Bildung und Beratung stär- terliegen. Auf diese Risiken gilt es, sich entiert sich an den Anforderungen der ken die Nachhaltigkeit im einzustellen, Vorsorge zu treffen und ein Abnehmer agrarischer Rohstoffe. Im Ackerbau Wassermanagement zu betreiben. Zuge dessen kann der ökologische Anbau Wir wollen die Potentiale der Bewässe- nachfrageorientiert ausgebaut werden. Nachhaltigkeit im Ackerbau ist in der rung im Ackerbau dauerhaft erhalten Über die gesetzlichen Anforderungen hi- betrieblichen Praxis nur mit qualifizier- und nutzen. Das setzt langfristig gültige nausgehende, fachlich nicht begründe- ten Fach- und Führungskräften gewähr- wasserrechtliche Erlaubnisse zum Zwe- te Produktions- und Qualitätsstandards leistet. Die Landwirte nutzen ein praxis- cke der Bewässerung voraus. Neben der (Sekundärstandards) einzelner marktbe- nah angelegtes, effizient organisiertes Absicherung der Produktion (Ertragshö- herrschender Unternehmen des Lebens- Aus-, Fort- und Weiterbildungssystem. he und Qualitätsansprüche der Markt- mitteleinzelhandels sind abzulehnen. In unsere Entscheidungen beziehen wir partner) wird durch Bewässerung auch Auf Seiten der Betriebsmittelmärkte aktuelle Beratungsempfehlungen ein. eine effizientere Nährstoffausnutzung lehnen wir staatlich-fiskalische Regelun- Für deren Erarbeitung ist der Erhalt ei- erreicht. Moderne Bewässerungstechnik gen (z.B. eine Besteuerung von Pflan- nes neutralen und unabhängigen Ex- minimiert den Bedarf an Wasserent- zenschutzmitteln) ab. Die zunehmende aktversuchswesens der Länder unver- nahmen aus Grund- oder Oberflächen- Konzentration im vor- und nachgelager- zichtbar, welches auf wissenschaftlicher gewässer. Die Nutzung aufbereiteten ten Bereich sehen wir dort mit Sorge, wo Grundlage basierende Daten generiert. Abwassers für eine landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzmöglichkeiten sowie Wir werden die neuen Instrumente der Bewässerung darf nur bei Erfüllung an- die verfügbare Produktpalette einge- Digitalisierung nutzen, um flächende- spruchsvoller Anforderungen unter Ab- schränkt werden. ckend unabhängige Entscheidungsunter- wägung von Nutzen und Risiken in der Eine bessere Positionierung der Acker- stützungssysteme zu etablieren. Lebensmittelerzeugung erfolgen. baubetriebe in der Wertschöpfungsket- Zudem werden wir als Fach- und Füh- Bewässerung als Instrument zur An- te streben wir durch eine Stärkung von rungskräfte die Digitalisierung für die passung an den Klimawandel erfordert Erzeugergemeinschaften und Genos- zunehmend komplexen betrieblichen staatliche Unterstützung, v. a. bei Neu- senschaften an. In volatilen Märkten und beruflichen Prozesse stärker nutzen. bau und Erweiterung von überbetrieb- müssen landwirtschaftliche Betriebe Der zunehmenden Entwicklungsdynamik licher/-gebietlicher wasserwirtschaftli- durch steuerliche Instrumente wie die begegnen wir durch eine berufsbeglei- cher Infrastruktur wie Einrichtungen zur Gewinnrücklage eigenverantwortlich für tende und bedarfsorientiert angelegte Entnahme, Speicherung und Zuleitung wirtschaftlich schwierige Zeiten vor- Weiterbildung zum Erhalt der Fachkom-
Ackerbaustrategie 14 der deutschen Landwirtschaft petenz in allen Bereichen der pflanzli- Kompensationsmaßnahmen, wie z.B. chen Produktion. Hohen Stellenwert hat die Pflege von Biotopen, die Entwick- auch die Vermittlung beruflicher Kom- lung von Gewässern oder produktions- petenzen zur Umsetzung grundlegender integrierte Kompensationsmaßnahmen Prinzipien der Nachhaltigkeit sowie des müssen Vorrang vor flächenintensiven Klima- und Umweltschutzes einschließ- Maßnahmen haben; der Flächenkauf und lich der Förderung der Biodiversität. die zusätzliche Inanspruchnahme land- wirtschaftlicher Flächen für den Natur- 17. Landwirtschaftliche Flä- schutzausgleich muss ausgeschlossen chen erhalten, Flächen- werden. Die Entsiegelung von versiegel- verbrauch verringern und ten Flächen muss durch starke Anreize Naturschutzkompensation aufgewertet werden. flächenschonend umsetzen 18. Landwirte stärken das Der Verlust landwirtschaftlicher Flächen Zusammenleben im länd- durch Siedlungs- und Verkehrsmaßnah- lichen Raum und inten- men zählt heute zu den gravierendsten sivieren den Dialog mit Umweltproblemen in Deutschland. Das Verbrauchern gilt für den Verlust landwirtschaftlicher Produktionsflächen als nicht vermehrba- Die Landwirtschaft ist ein wichtiger re Ressource und als Lebensraum für den Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum. Natur- und Artenschutz. Als größter Flächennutzer pflegen Land- Die Landwirtschaft unterstützt das Ziel wirte die Kulturlandschaft und sind eine der Bundesregierung, den Flächenver- tragende Säule im Gemeinwesen vor Ort. brauch durch Siedlungen und Verkehr Gegenseitiges Verständnis über landwirt- von derzeit rund 60 ha pro Tag bis zum schaftliche Wirtschaftsweisen einerseits Jahr 2030 auf 30 Hektar pro Tag zu re- und gesellschaftliche Erwartungen an- duzieren, fordert aber ein Zwischenziel dererseits ist eine Grundvoraussetzung für das Jahr 2025 in Höhe von 40 ha pro für Landwirtschaft mit Zukunft. Hierzu Tag. Grundvoraussetzung für die Zukunft zählt etwa in Teilen der Bevölkerung das des Ackerbaus ist es, landwirtschaftliche notwendige Verständnis für produktions- Flächen vor der Inanspruchnahme zu und witterungsbedingte Zwänge und in schützen und – analog zum Wald – ein Teilen der Landwirtschaft die notwendi- Erhaltungsgebot rechtlich zu verankern. ge Sensibilität, Beeinträchtigungen der Die Innenentwicklung von Kommunen Allgemeinheit durch landwirtschaftliche sowie die Brachflächenrevitalisierung Arbeiten so gering wie möglich zu hal- sollte auch tatsächlich vorrangig umge- ten. Ziel ist ein respektvoller Umgang setzt werden. Die geplante Bundeskom- und gegenseitige Rücksichtnahme zwi- pensationsverordnung muss der Flächen- schen Landwirten und der Bevölkerung schonung beim Naturschutzausgleich im ländlichen Raum. mehr Durchsetzungskraft verleihen und auch Ausgleichsmaßnahmen im urbanen Raum einbeziehen. Flächenschonende
15 Ackerbaustrategie der deutschen Landwirtschaft Ausblick Die deutsche Landwirtschaft setzt mit der vorliegenden Ackerbaustrategie Ziele für die Zukunft des Ackerbaus in Deutschland im Sinne einer nachhalti- gen Entwicklung, zur Sicherung einer Er- nährung mit gesunden Nahrungsmitteln und Schonung von Wasser, Boden, Luft und Biodiversität. Die Verbände und Or- ganisationen des Zentralausschusses der Deutschen Landwirtschaft bringen mit der Strategie die Bereitschaft der Land- wirtschaft zur Weiterentwicklung des Ackerbaus zum Ausdruck und stellen sich dem Dialog mit Politik und Gesellschaft. Grundvoraussetzung für die Zukunft des Ackerbaus müssen wissenschaftlich ba- sierte Maßnahmen für komplexe Frage- stellungen und Herausforderungen des Ackerbaus sein. Für die Umsetzung der Strategie wird die Landwirtschaft erheb- liche Anstrengungen auf sich nehmen. Gleichzeitig bedarf es der Unterstützung durch Politik und Gesellschaft und ei- ner Intensivierung von Forschung und Beratung. Zielkonflikte bedürfen einer wissenschaftlich fundierten Abwägung und praxistauglicher Lösungen. Mit den hier vorgelegten acht Kernzielen und 18 Ansätzen und Maßnahmen trägt der Zentralausschuss der Deutschen Land- wirtschaft dazu bei, den Ackerbau in Deutschland moderner, effizienter und nachhaltiger zu gestalten.
Ackerbaustrategie 16 der deutschen Landwirtschaft
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