Aktien sind attraktiv - Lupus alpha
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TITEL 14 rendite | Dezember 2021 Aktien sind attraktiv Aufgrund drohender geldpolitischer Straffungen und der anhaltenden Pandemie könnte das neue Anlage- jahr nicht einfach werden. Im Vergleich zu Anleihen bleiben Dividendentitel aber erste Wahl. Von Werner Rüppel
TITEL rendite | Dezember 2021 15 A nleger, die am Aktienmarkt engagiert sind, können sich freuen. Denn es geht ein aus- gezeichnetes Jahr mit Höchstständen für Dax, in den USA und in Europa, den Ausblick für 2022. So stufen internationale Fondsmanager laut einer aktuellen Umfrage der Bank of America die Punkte S&P 500 und Nasdaq 100 zu Ende. Lediglich China „überrraschend hohe Inflation“ und „Leitzinserhö- hat bei Dividendentiteln hoch gesteckte Erwartun- hung“ als größte Risiken ein. Zu einem ähnlichen gen 2021 nicht erfüllt. Noch stärker können sich Ergebnis kommt eine Befragung unter institutio- aber Anleger freuen, die sich – trotz mancher zwi- nellen Investoren auf dem Lupus alpha Investment schenzeitlicher Unkenrufe – langfristig am Aktien- Fokus in der Alten Oper in Frankfurt. Demnach markt engagieren. Denn der Wert ihrer Depots hat sehen mit 68 % die meisten Anleger in „Inflation, sich massiv gesteigert, befinden sich die Aktien- Zinsen, Geldpolitik“ die größten Risiken für Inves- märkte doch seit Frühjahr 2009 im Haussemodus, toren im kommenden Jahr. unterbrochen nur durch einen kurzen Coronacrash. Ähnlich geht es übrigens den Besitzern von anderen Doch auch wenn Inflation inzwischen wieder ein Real Assets wie zum Beispiel Wohnimmobilien. Thema ist, so werden die Notenbanken, nicht zu- letzt aufgrund von Beeinträchtigungen durch die Beim Blick ins neue Jahr tauchen allerdings Risiken Pandemie, allenfalls äußerst vorsichtig die Geldpo- auf. Da ist zum einen die Pandemie, die, obwohl litik straffen. „Das Niedrigzinsumfeld hält an und jetzt ein Impfstoff da ist, auch in diesem Winter Unternehmen profitieren von Fiskalprogrammen“, Foto: Dilok/Adobe Stock das öffentliche Leben beeinflusst und zudem die erklärt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck, Wirtschaftsaktivität bremst. Zum anderen trübt der im Interview mit rendite (vergleiche Seite 22). Vor massive Anstieg der Inflationsrate, insbesondere diesem Hintergrund stuft er die Chancen »
TITEL 16 rendite | Dezember 2021 als gut ein, dass der 2022 begonnene Bul- kamen dann noch eine massive Flutung anderem die Gelder der Caritas verwaltet), lenmarkt Bestand hat. Greil wörtlich: „Vor der Märkte mit Liquidität nach dem Aus- sieht eine weitreichende Reallokation am allem dürfte es sich 2022 wieder lohnen, bruch der Pandemie. Dadurch sind die Weltkapitalmarkt. Nur sei es eben nicht auf Aktien zu setzen.“ Es bleibe bei der Bilanzsummen der Notenbanken übrigens einfach, diese analytische Erkenntnis in Parole „Aktien vor Anleihen“. sehr stark gewachsen. Handlungen umzusetzen. Die Zinsen wür- den nicht mehr fallen, sie würden höchs- Auch nach Meinung der Analysten der Es regiert der Negativzins tens gleich bleiben oder ansteigen. Stra- DZ Bank werden weiterhin niedrige Zinsen Investoren sollten sich dies stets verdeut- tegisch baut Langs Versorgungskasse Real sowie die aufgestauten Produktionsauf- lichen: In Euroland regiert der Null- und Assets wie Aktien daher bis ins Jahr 2025 träge die großen Aktienindizes 2022 zu Re- Negativzins. Wer zehnjährige Bundesan- auf 50 % aus. Man komme von 19 % und korden treiben. Für den Dax erwartet das leihen erwirbt und durchhält, der zahlt liege aktuell bei 36 %. Finanzinstitut Ende kommenden Jahres in jedem Fall drauf. Dies allein nominal, einen Stand von 18 000 Punkten. Die Party real, also nach Inflation, wird der abseh- Chancen am Anleihemarkt dürfte es 2022 an den Aktienmärkten geht laut Chefanla- bare Vermögensverlust noch größer. Anlei- allenfalls bei ausgewählten höher ver- gestratege Christian Kahler auch nach dem hen erster Güte, wie eben Bunds, sind vor zinslichen Papieren geben, die aber dann Jahreswechsel weiter. „Das größte Risiko diesem Hintergrund gänzlich unattraktiv. genau zu analysieren sind. So sieht Greil für Anleger ist 2022, nicht am Aktienmarkt Wird die Zinsstrukturkurve 2022 steiler, Chancen auf dem asiatischen Hochzins- investert zu sein“, sagt er. oder auch nur etwas steiler, wie von den markt, der relativ hohe Spreads biete. meisten Analysten erwartet, kommt es bei „Neben Aktien sind asiatische High Yields Warum sind Aktien nun für 2022 attraktiv Langläufern zu Verlusten. „Insofern bieten aufgrund von Marktineffizienzen beson- und Anleihen weniger? Dazu gilt es zu ana- sich kürzere Durationen an“, sagt Greil. ders interessant“, sagt auch Alexander Leis- lysieren, wo die Kapitalmärkte im zweiten ten, Deutschlandchef von Fidelity Interna- Jahr der Pandemie stehen und wie sich Dazu passt auch ein Ergebnis der Lupus- tional. „US-High-Yield-Anleihen werden Zinsen und Unternehmensgewinne ent- alpha-Umfrage unter großen institutionel- auch bei steigenden Renditen attraktiv“, wickeln dürften. Dabei hilft ein Blick auf len Investoren: Auf die Frage, in welche erklärt Andreas Köster, Leiter Portfolioma- die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen Assetklasse sie 2022 stärker investieren nagement bei Union Investment. „Bei hö- (vergleiche den Langfristchart auf Seite werden, antworteten 0 % Anleihen, aber herem Wachstum versprechen geringere 17). So haben die Notenbanken in den ver- 82 % Aktien. Nach Aktien folgten übrigens Duration und geringe Ausfallraten auch gangenen Jahren nicht nur die Leitzinsen Private Assets mit 39 %, Venture Capital bei etwas eingeengten Spread-Niveaus massiv nach unten geschleust, sie haben mit 24 % und Liquid Alternatives mit 19 %. einen auskömmlichen Total Return.“ dadurch sowie durch Anleihenkäufe die Oliver Lang, Vorstandsmitglied der Kirchli- Renditen zehnjähriger Staatsanleihen auf chen Zusatzversorgungskasse des Verban- Doch jetzt zu den Göttern der Märkte, den nie zuvor gesehene Tiefs gedrückt. Hinzu des der Diözesen Deutschlands (die unter Notenbanken, welche einen maßgeblichen Ausgewählte aktive Misch- und Aktienfonds Name ISIN Kategorie AuM Performance p. a. (%) Vola laufende (Mill. Euro) p. a. (%) Kosten (%) 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre 10 Jahre Acatis Gané Value Event Fonds A DE000A0X7541 Mischfonds 6 557 15,8 11,9 10,0 9,1 12,9 1,78 BlackRock Global Allocation A2 LU0072462426 Mischfonds 16 611 18,3 13,9 7,9 9,0 10,3 1,77 Flossbach von Storch Multiple Opp. R LU0323578657 Mischfonds 26 391 12,7 10,6 7,8 8,8 9,1 1,62 Lupus alpha Smaller German Champs A LU0129233093 Aktien Nebenwerte 926 35,6 21,7 16,5 17,8 20,5 1,69 DWS Aktien Strategie Deutschland LC DE0009769869 deutsche Aktien 5 640 32,4 16,7 11,5 15,7 24,8 1,45 Comgest Growth Europe EUR Acc IE0004766675 Aktien Europa 5 318 38,8 23,7 17,4 15,1 14,1 1,56 Deka-GlobalChampions CF DE000DK0ECU8 Aktien global 3 612 31,8 20,7 14,8 14,1 15,2 1,47 Fidelity World Fund A-Acc-USD LU1084165304 Aktien global 4 803 26,8 18,3 12,8 – 16,7 1,89 Metzler Global Equities Sustainability A IE0003723560 Aktien global 281 35,3 26,6 17,8 15,5 17,1 1,90 UniGlobal DE0008491051 Aktien global 12 307 35,8 21,3 15,0 14,3 15,5 1,45 AuM = Assets under Management; p. a. = per annum Quelle: Morningstar, Stand: 23.11.2021
TITEL rendite | Dezember 2021 17 Einfluss auf die Kurse von Aktien und An- leihen haben. Vor dem Hintergrund der Rendite von 10-jährigen Staatsanleihen wirtschaftlichen Verwerfungen durch die in Prozent Pandemie sowie hoher Staatsschulden 6 werden die Notenbanken äußerst vor- sichtig und flexibel agieren. Dies, zumal 5 die Notenbaken natürlich wissen, dass der jüngste Anstieg der Inflationsraten 4 vorwiegend auf Sonderfaktoren beruht. USA 3 Wahrscheinlich ist zunächst einmal ein langsames, flexibles und berechenbares 2 Zurückführen der sehr üppigen Liquidität. 1 Dass die EZB weiterhin relativ akkomodie- Japan rend bleiben dürfte, legen auch die jüngs- 0 ten Äußerungen ihrer Präsidentin Christi- Bundesanleihe -1 ne Lagarde nahe, die die Bedingungen für 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 höhere Leitzinsen 2022 als nicht gegeben Quelle: Refinitiv © rendite 2021 sieht. Auch nach Meinung von Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege der DWS, ist in Europa noch keine Zinserhöhung in Sicht, weder im kommenden Jahr noch der Bank 4,4 % . DWS-Stratege Kreuzkamp rechter „Booster“. Dabei sind die Gewinne 2023. Für die Notenbanken sei die Situati- beurteilt die Wachstumsaussichten für das in diesem Jahr bereits kräftig geklettert. on herausfordernd und der Weg aus der ex- kommende Jahr als gut, auch wenn die Dy- Vor allem hat das dritte Quartal mit Ge- trem lockeren Geldpolitik lang. In den USA namik nachlassen dürfte. „Wir erwarten, winnsteigerungen über dem Konsens po- dürfte die Rückführung der Anleihekäufe dass die Wirtschaft im kommenden Jahr sitiv überrascht, so dass DZ-Bank-Analyst bis Mitte des Jahres 2022 abgeschlossen in der Eurozone mit 4,6 % wachsen wird, Sven Streibel von einer Berichtssaison „wie sein, erwartet der DWS-Mann. Die erste also etwas stärker als in den USA (4,0 %).“ aus dem (Aktien-)Bilderbuch“ spricht. Das Zinserhöhung könnte im vierten Quartal Für China erwartet Kreuzkamp ein reform- Wachstum des Quartalsgewinns je Aktie anstehen. Auch Merck-Finck-Chefstratege bedingt gebremstes Wachstum von 5,3 %. habe in Europa ansehnliche 60,6 % im Ver- Greil geht von einer ersten Leitzinsserhö- gleich zum Vorjahr und in den Vereinigten hung der Fed frühestens im zweiten Halb- Vor dem Hintergrund der Zinsdifferenzen Staaten 41,5 % betragen. Diese Ergebnisse jahr 2022 aus. „Wichtig ist, dass die Fed sowie der im Vergleich zur Fed eher später seien insbesondere vor dem Hintergrund das weiterhin sehr behutsam steuert.“ straffenden Geldpolitik der EZB dürfte der der oft diskutierten wirtschaftlichen Euro sich im kommenden Jahr gegenüber Hemmnisse wie Corona-Neuinfektionen, Im Aufschwung dem Dollar weiter abschwächen. Für die Rohstoffinflation, Materialknappheit und Auch wenn die Coronazahlen in Deutsch- Gewinne der Unternehmen aus dem Euro- Lieferengpässen beachtlich und zeigten, land aktuell wieder massiv steigen, so raum wäre dies von Vorteil, wie auch die dass die Analystengemeinde zu wenig Ver- dürften weltweit die wirtschaftlichen jüngste Euroschwäche den Unternehmens- trauen in die Widerstandskraft von Old Beeinträchtigungen durch die Pandemie gewinnen durchaus zugute kommt. und New Economy hatte und „daher zu doch zurückgehen. „Negative Auswirkun- viel Pessimismus in die Vorhersagen ein- gen auf die industrielle Produktion sind Attraktive Bewertung fließen ließ“. kaum zu erwarten, und auch der Konsum Für die Assetklasse Aktien sprechen nun sollte sich weiterhin robust entwickeln“, in Bezug auf das kommende Jahr insbe- Die gute Botschaft für Aktionäre lautet sagt Greil. Die Konjunktur befindet sich sondere drei Gründe: Weiter steigende nun: Nach dem Gewinnrückgang 2020 im Aufschwung, selbst wenn Probleme bei Unternehmensgewinne, eine im Vergleich und der kräftigen Erholung der Erträge den Lieferketten diesen vorübergend et- zu Anleihen relativ attraktive Bewertung 2021 dürfte es 2022 zu einer weiteren Stei- was bremsen mag. sowie sehr viel nach Anlage heischendes gerung der Unternehmensgewinne kom- Geld, inbesondere vor dem Hintergrund men. „Das absolute Niveau der Gewinne Nach Meinung der DZ Bank kommt für von Null- und Negativzinsen und eines in geht hoch, das ist das Wichtigste“, erklärt Deutschland nach dem Winterblues kräf- der Pandemie beträchtlich aufgebauten Greil und verweist auf die vollen Auftrags- tiges Wachstum, wobei die Analysten für Geldvermögens. bücher der Industrie. Nach den Schätzun- 2022 mit einem Plus von 4,8 % des Brutto- gen von Union Investment dürften die Un- inlandprodukts rechnen. Für das weltwei- Für die Aktienmärkte sind die deutlich stei- ternehmen 2022 ihre Profite weltweit um te Wachstum prognostizieren die Experten genden Unternehmensgewinne ein regel- 8 % steigern. »
TITEL 18 rendite | Dezember 2021 Nun mögen Aktien vielleicht auf Basis von Vergleichen mit historischen Kurs-Ge- Bewertung Aktien in Relation zu Corporate Bonds winn-Verhältnissen hoch bewertet erschei- Aufschlag für Aktienrisiken in Prozentpunkten nen. Solche Vergleiche berücksichtigen 12 aber das jeweilige Zinsniveau nicht und Eurozone USA lassen auch die zu erwartende Gewinn- 10 dynamik außer Acht. Trotzdem werden 8 solche relativ plumpen Analysen immer wieder zu Beurteilung von Aktienmärkten 6 herangezogen. 4 Durchschnitt 2 Aktien insgesamt sind nicht teuer. Im Ver- gleich zu entsprechenden Unternehmens- 0 anleihen sind insbesondere die Aktien aus –2 der Eurozone günstig bewertet, wie die Grafik auf Seite 18 aufzeigt. Nach den Be- –4 rechnungen der DZ Bank wird der US-Leit- 1996 2001 2006 2011 2016 2021 index S&P 500 das 20-Fache der Gewinne Quelle: Refinitiv, UBS, Stand November 2021 © rendite 2021 im Jahr 2022 kosten. Dies sei bei Kapital- marktrenditen von 1,5 % hochattraktiv. Häufig wird übersehen, dass viele Inves- Eine Ansicht, die Robert Greil vermutlich fensiv eingestellt.“ Für Europa sprechen toren ein großes Interesse an einer hohen teilt. Er favorisiert für das kommende Jahr laut Boydak drei Faktoren: „Erstens gibt es laufenden Verzinsung ihrer Gelder bzw. qualitativ hochwertige Unternehmen, die ein größeres Rebound-Potenzial, was die hohen laufenden Einkünften haben. Auch Marktführer sind und über Preissetzungs- Wirtschaftsleistung und die Aktienbewer- hier überzeugen ausgewählte Aktien im macht verfügen. Bert Flossbach, Fonds- tung angeht. Zweitens wird die EZB auf- Niedrigzinsumfeld. So bieten zum Beispiel manager und Gründer von Flossbach von grund der hohen Verschuldung der Staa- im Dax BASF und Allianz eine vergleichs- Storch, favorisiert für 2022 Aktien von ten in der Eurozone weiterhin eine sehr weise üppige Dividendenrendite von 5,4 % Unternehmen mit robusten Geschäftsmo- lockere Geldpolitik verfolgen. Und drittens bzw. 5,2 % (jeweils 2022 erwartet). dellen, deren Erträge sich vergleichsweise sind europäische Aktien in den Portfolios gut vorhersagen lassen. Auch fokussiert er vieler Fondsmanager stark untergewich- Eines ist aber auch wahrscheinlich: Vor Aktien von wachstumsstarken Unterneh- tet, was zu Nachholeffekten führen wird.“ dem Hintergrund der zu erwartenden men, wenn deren Wachstumspotenzial Liquiditätsverknappung durch die Noten- mögliche Risiken deutlich überkompensiert. Hingegen sieht Greil nach der Korrektur in banken sowie möglicher Ausreißer bei China wieder Chancen. Und Bernd Meyer, Teuerungsraten sind zwischenzeitliche Dissens über US-Aktien Chefanlagestratege bei Berenberg, erklärt: Rückschläge gut möglich. Auch dürften Nicht einig sind sich Fondsmanager und „Chinesische Aktien preisen bereits viel Unternehmen unter Druck geraten, die Strategen übrigens darüber, was die at- Negatives ein. Sie sind attraktiv bewertet noch keine Gewinne erwirtschaften oder traktivste Region für Aktieninvestments im und bieten Erholungspotenzial bei Kon- die extrem hoch bewertet sind. So ist kommenden Jahr sein dürfte. Für Merck junkturstabilisierung, notfalls dank Stimu- denn auch Götz Albert, Partner und CIO Finck sind das die USA. Stratege Greil ver- li, und einem Abflauen der Regulierungs- von Lupus alpha, der sonst fast immer zur weist auf das kräftige Konjunkturwachs- sorgen.“ Aktienanlage rät, eher vorsichtig ge- tum infolge von großen Infrastruktur- stimmt. Der Bullenmarkt sei inzwischen programmen und erklärt: „Zum starken Für Kahler von der DZ Bank bleibt eine 13 Jahre alt und viele Makrothemen wür- Wachstum kommen dort Aktienrückkäufe breite Streuung auf der Aktienseite für den ihn unruhig werden lassen. Es gelte, hinzu.“ 2022 wichtig. Auch Maximilian Kunkel, verstärkt auf die Fundamentaldaten ein- Chefanlagestratege der UBS in Deutsch- zelner Unternehmen zu schauen. Titel, „US-Aktien sind aus unserer Sicht nach der land, ist für die globalen Aktienmärkte die liquiditätssüchtig sind, also Geld ver- fulminanten Rally der vergangenen Jahre weiterhin optimistisch und erklärt: „Wir brennen, sollten Anleger meiden. „Das sehr teuer geworden“, sagt hingegen Ufuk bevorzugen Aktien aus der Eurozone, Ja- ist Dreck, weg damit“, so Albert wörtlich. Boydak, Fondsmanager und Vorstandsvor- pan, US-Mid-Caps sowie Finanz- und Ener- Hingegen gebe es etliche Werte, die aus sitzender der Loys AG. „In China sind wir gietitel.“ eigener Kraft nachhaltig wüchsen. Chan- derzeit aufgrund der massiven regulatori- cen gebe es insbesondere im Segment der schen Eingriffe und den Turbulenzen um Im Zuge einer sich weiter erholenden Welt- Small und Micro Caps. den Immobiliengiganten Evergrande de- konjunktur könnten sich auch die »
TITEL rendite | Dezember 2021 19 MEINUNG DER EXPERTEN Was vier Profis für 2022 empfehlen Chinesische Aktien preisen bereits viel Negatives ein. Sie sind attraktiv bewertet und bieten Erholungspotenzial bei Konjunkturstabilisierung, notfalls dank Stimuli, und einem Abflauen der Regulierungssorgen. Entspannt sich der Halbleitermangel in der Automobilindustrie, haben Platin und Palla- dium Aufholpotenzial. Begrenztes Angebot und niedrige Anlegerpositionierung stützen zusätzlich und limitieren die Risiken. Chancen bieten Profiteure von Infrastruktur- und Unternehmensinvestitionen angesichts steigender Investitionsausgaben der Unternehmen und der staatlichen Investitionspro- Bernd Meyer gramme (Energiewende, Coronahilfen). Chefanlagestratege Berenberg Infrastruktur-Aktien profitieren vom grünen und digitalen Strukturwandel. Die staatlichen Infrastrukturprogramme geben ebenso Rückenwind wie der Inflationsschutz aus der Bin- dung von Cashflows an die Teuerung. Industriemetalle wie Kupfer, Aluminium, Nickel und Lithium werden im Zuge der grünen Transformation für neue Kapazitäten in der Erzeugung, im Transport und der Speicherung von Strom unverzichtbar. US-High-Yield-Anleihen werden auch bei steigenden Renditen attraktiv. Bei höherem Wachstum versprechen geringere Durationen und geringe Ausfallraten auch bei etwas eingeengten Spread-Niveaus einen auskömmlichen Total Return. Andreas Köster Leiter Portfoliomanagement Union Investment Asien nimmt derzeit viele Dinge vorweg, die anderen Regionen noch bevorstehen. Die aktuellen Bewertungen bieten Einstiegschancen und langfristige Trends wie Demografie sprechen ohnehin für die Region. Aktien werden wegen historisch niedriger Zinsen und zunehmend als Inflationsschutz an Relevanz in keiner Weise einbüßen. Neben Aktien sind asiatische High-Yields aufgrund von Marktineffizienzen besonders interessant. Das gilt ebenso für Immobilien. Speziell Wohn- und Gewerbeimmobilien bleiben ein be- Alexander Leisten währtes Mittel gegen einen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus. Deutschlandchef von Fidelity Aktien von Unternehmen mit robusten Geschäftsmodellen, deren künftige Erträge sich vergleichsweise gut vorhersagen lassen. Dazu zählen etwa Unternehmen, die Güter dess täglichen Bedarfs herstellen. Aktien von wachstumsstarken Unternehmen, deren Wachstumspotenzial mögliche Risi- i- e- ken deutlich überkompensiert. Darunter fallen nicht zuletzt die sogenannten Digitalisie- rungsgewinner aus dem Tech-Bereich. ysss- Gold ist die Versicherung gegen einen Verlust des Vertrauens in das Geld- und Finanzsys- tem. Die Preisentwicklung sollte auf lange Sicht zumindest die Inflation ausgleichen. Bert Flossbach Gründer Flossbach von Storch
TITEL 20 rendite | Dezember 2021 INFLATION Stärkster Anstieg seit über 30 Jahren Überraschung! Im Oktober ist nicht zuletzt vom Verlauf sind die US-Verbraucherpreise der Pandemie abhängig. Darü- mit einem Anstieg von 6,2 % im ber hinaus besteht bei höheren Vergleich zum Vorjahr so kräf- Teuerungsraten stets die Ge- tig gestiegen wie seit 31 Jahren fahr, dass eine Lohn-Preis-Spi- nicht mehr. Im Euroraum lag rale in Gang kommt. Immerhin: die jährliche Teuerungsrate im Massiver Lohndruck ist bisher Oktober bei 4,1 % und in der nicht auszumachen. Europäischen Union bei 4,4 %. Und in Deutschland ist der har- Die Bundesbank geht davon monisierte Verbraucherpreis- aus, dass die deutsche Infla- index von 4,1 % im September tionsrate zwar nach und nach auf 4,6 % im Oktober geklet- weiter abnehmen dürfte. „Sie tert. Für November könnte die könnte aber noch für längere deutsche Teuerungsrate laut Zeit deutlich über 3 % bleiben.“ Deutscher Bundesbank sogar Bei der Kernrate seien Werte Foto: Markus Witt/Adobe Stock knapp 6 % betragen, wovon beträchtlich über 2 % denkbar. aber gut eineinhalb Prozent- punkte auf Sondereffekte Stefan Kreuzkamp, Chefvolks- zurückzuführen seien. wirt der DWS, geht für das kommende Jahr von einer Doch warum sind die Teue- Der massive Anstieg der gewissen Entspannung an rungsraten weltweit so stark Benzinpreise hierzulande trifft der Inflationsfront aus: „Die angestiegen? Vor allem fragen die Verbraucher und vor allem hen“, analysiert die Bundes- Lieferkettenprobleme dürften sich Volkswirte und Analys- weniger Wohlhabende. bank. Diese Normalisierung 2022 allmählich zurückgehen ten, ob die Inflationsrate bald wird nicht nur die deutsche und damit auch die Inflation, wieder deutlich zurückgehen Teuerungsrate drücken, son- die allerdings deutlich über wird oder ob eine dauerhaft knappes Angebot“, stellt die dern auch die der Eurozone. dem Niveau vor Ausbruch der hohe Teuerung droht. Sollte es Bundesbank in ihrem Monats- Das weiß natürlich auch die Covid-19-Pandemie bleiben nämlich zu einem lang anhal- bericht fest. Hinzugekommen Europäische Zentralbank. dürfte.“ Konkret erwartet tenden Preisschub kommen, sind jetzt noch Störungen in Kreuzkamp für die USA eine müssen die Notenbanken den Lieferketten aufgrund der Auch bei den fossilen Energie- Teuerungsrate von 2,8 % und deutlich reagieren, um die Pandemie, so dass es zu Knapp- trägern sollte sich der Markt für die Eurozone von 2,6 %. Teuerung abzubremsen. heiten und Preiserhöhungen sukzessive normalisieren, kommt. zumindest ist kaum mehr ein Nach Meinung der IKB wird Im Vorjahr hat die Corona-Pan- massiver Anstieg wie zuletzt zu die deutsche Inflationsrate demie zu einem Einbruch bei In Deutschland ist noch erwarten. Allerdings ist es stets nach ihren Höchstständen den Energiepreisen, insbe- ein spezieller Sonderfaktor schwierig zu prognostizieren, im November und Dezem- sondere bei Öl, geführt. Dies zu berücksichtigen. Dieser wie sich die Energiepreise ent- ber Anfang 2022 aufgrund schlug dann auch weltweit resultiert aus der im zweiten wickeln werden. Hinzu kommt, fehlender Basiseffekte zwar auf die Inflationsraten durch. Halbjahr 2020 vorübergehend dass der Umbau hin zu einer wieder sinken. Im kommenden In diesem Jahr verläuft die gesenkten Mehrwertsteuer. klimafreundlichen Wirtschaft Jahr stünden dann aber wieder Entwicklung umgekehrt, so Die Bundesbank beziffert den auch zu einer höheren Teue- andere Kostentreiber im Fokus, sind insbesondere die Gas- daraus entstehenden Basisef- rung führen kann, zum Beispiel wie der Gaspreiseffekt bei den preise massiv geklettert, doch fekt auf immerhin eineinviertel über Steuer- oder Abgabener- Endverbrauchern. Insgesamt hat auch der Ölpreis deutlich Prozentpunkte. Der Mehrwert- höhungen für fossile Energie- werde eine niedrigere durch- angezogen. „Auf den Märkten steuer-Basiseffekt entfällt im träger. Ob die Lieferketten bald schnittliche Inflationsrate für fossile Energieträger stieß Januar. „Dann sollte die Infla- wieder wie gewohnt funktio- immer weniger plausibel. eine hohe Nachfrage auf ein tionsrate deutlich zurückge- nieren, bleibt abzuwarten und WERNER RÜPPEL
TITEL rendite | Dezember 2021 21 Rohstoffmärkte weiter befestigen, zumal im Niedrigzinsumfeld Real Assets gefragt Dax sein dürften. Ob aber die Energiepreise in Punkten weiter anziehen, bleibt fraglich. Einerseits 17500 könnten sich hier auch nach dem jüngsten Anstieg Normalisierungstendenzen ein- 15000 stellen, doch sind die Öl- und Gasmärkte auch stark von der Politik beeinflusst (ver- 12500 gleiche den Artikel zu den Energiepreisen ab Seite 28). 10000 Eine Hausse des Goldpreises ist derzeit 7500 kaum auszumachen, Merck-Finck-Chef- stratege Greil geht für 2022 eher von einer 5000 Seitwärtstendenz bei Gold aus. Doch soll- ten Anleger seiner Ansicht nach in einem 2500 Portfolio aus Diversikationsgründen einen 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Gold-Anteil von rund 5% halten. Auch Quelle: Refinitiv © rendite 2021 Flossbach plädiert für einen gewissen An- teil des Edelmetalls: „Gold ist die Versiche- rung gegen einen Verlust des Vertrauens in das Geld- und Finanzsystem.“ te Einzelaktien oder Unternehmen, die mit derem der Deka-GlobalChampions, der Verlust arbeiten, sei ausdrücklich gewarnt. Metzler Global Equities Sustainable sowie Wie sollten Anleger nun für 2022 am bes- der UniGlobal. ten konkret investieren? Unter der Annah- Überzeugende Produkte me, dass ein gutes Aktienjahr bevorsteht, Bei den deutschen Aktienfonds hat der Bei den Aktien-ETFs sind einerseits Enga- am besten breit gestreut, und dies dann DWS Aktien Strategie Deutschland lang- gements in den weltweiten Aktienmarkt entweder über einen guten aktienlastigen fristig überzeugt, ähnlich wie bei den interessant. Doch weisen auch Produkte Mischfonds, einen guten aktiven Aktien- deutschen Nebenwerten der Lupus alpha auf den marktbreiten Stoxx Europe 600 fonds oder einen Aktien-ETF. In den bei- Smaller German Champs. Auf europä- gute Chancen für das kommende Jahr auf. den Fondstabellen sind Produkte, die im ischer Ebene stellt der Comgest Growth Zudem sollte auch der nicht allzu hoch be- kommenden Jahr chanchenreich sind, auf- Europe ein Top-Produkt dar. Bei den glo- wertete Dax weiter zulegen. Die Gewinne geführt. Vor Investments in hoch bewerte- balen Aktienfonds überzeugen unter an- brummen ja. Ausgewählte Aktien-ETFs Name ISIN AuM Performance p. a. (%) Volatilität laufende (Mill. Euro) p. a. (%) Kosten (%) 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre 10 Jahre Xtrackers Dax ETF 1C LU0274211480 4 374 22,2 12,6 8,0 10,8 20,3 0,09 Deka MDax ETF DE000ETFL441 758 22,5 15,0 10,9 – 19,7 0,30 Vanguard Ger. All Cap ETF IE00BG143G97 124 22,0 12,5 – – 19,8 0,10 iShares Stoxx Europe 600 ETF DE0002635307 6 992 27,6 14,2 10,3 11,2 16,9 0,20 Lyxor Core Stoxx Europe 600 ETF LU0908500753 3 341 27,9 14,4 10,4 – 16,8 0,07 iShares Core MSCI World ETF (Acc) IE00B4L5Y983 42 656 35,2 20,4 14,3 15,4 15,9 0,20 Lyxor Core MSCI World LU1781541179 1 348 35,4 20,4 – – 17,0 0,12 Xtrackers MSCI World ETF IE00BJ0KDQ92 9 418 35,1 20,4 14,2 – 15,9 0,19 Vanguard FTSE All-World ETF IE00B3RBWM25 11 657 31,6 19,1 – – 15,4 0,22 UBS MSCI World Socially Resp. ETF LU0629459743 4 554 40,8 23,4 16,3 15,7 15,0 0,22 AuM = Assets under Management; p. a. = per annum Quelle: Morningstar, Stand: 23.11.2021
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