Militärhistorische Geländebesprechung - "Operation Nordwind" am 20. August 2019 - Freundeskreis Zentrum Innere Führung ...
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Militärhistorische Geländebesprechung „Operation Nordwind“ am 20. August 2019 im nördlichen Elsass Ein Bericht von Oberstleutnant a.D. August Bauer Wie in den Vorjahren hatte der Vorstand des Freundeskreises Zentrum Innere Führung e.V. am 20. August 2019 die Mitglieder des Freundeskreises und Interessierte im Rahmen der politischen-historischen Weiterbildung zu einer Geländebesprechung zum Thema „Operation Nordwind“ eingeladen. Mit dieser Veranstaltung sollte ein besonderes historisches Ereignis auf vielfältige Weise – mit Hilfe von fachkundigen Experten, Inaugenscheinnahme von Originalschauplätzen, Gedenkstätten und historischen Museen vor Ort – aufgearbeitet und so den Teilnehmern ermöglicht werden, sich ihr eigenes Urteil über die Geschehnisse zu bilden. Um 7 Uhr starteten 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Augusta-Kaserne Richtung Elsass ins Department Bas-Rhin. Da der Referent, Oberstleutnant d.R. Joachim Schmidt, krankheitsbedingt kurzfristig ausgefallen war, wies zunächst der Vorsitzende des Freundeskreises, Brigadegeneral a.D. Alois Bach, kurz in die Planungen und Lage der Alliierten und der Wehrmacht an der Westfront im Dezember 1944/Januar 1945 ein. Danach trug dankenswerterweise ein Teilnehmer und ausgewiesener Historiker, Oberstleutnant d.R. Dr. Ralf Hapke, anhand eines militärhistorischen Essays detailliert zur Lage im Operationsgebiet Elsass, mit Schwerpunkt Vogesen und Oberrheinische Tiefebene, vor. Zielsetzung der Operation Nordwind Die Ardennenoffensive (16. Dezember 1944 bis 21. Januar 1945) war ein letzter strategischer Versuch der deutschen Wehrmacht, den westalliierten Armeen eine große Niederlage zuzufügen und den Hafen von Antwerpen zurück zu erobern. Zur Unterstützung der Ardennenoffensive startete die Wehrmacht mit dem „Unternehmen Nordwind“ am 31. Dezember 1944 ihre letzte Offensive an der Westfront. Da die Westalliierten umfangreich Truppen in die Ardennen verlegt hatten, sollte eine Zangenbewegung die amerikanische Front im Elsass zerreißen, die US-Truppen im nördlichen Elsass zerschlagen und das für beide Seiten emotional extrem wichtige Straßburg zurückerobern. 1
Verlauf der Operation Nordwind im Einzelnen: Nachdem die Ardennenoffensive eine Verschiebung größerer Verbände der 3. US- Armee nach Norden notwendig gemacht hatte, fasste der Stab des Oberbefehls- habers West, Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt, den Entschluss, die damit entstandene Schwächung des Gegners im Elsass auszunutzen. Durch die Räumung der amerikanischen Brückenköpfe an der Saar zuversichtlich gestimmt, befahl von Rundstedt dem Oberkommando der Heeresgruppe G - Generaloberst Johannes Blaskowitz - am 21. Dezember 1944, örtliche Vorstöße einzuleiten und Vorkehrungen für einen Angriff zur Rückeroberung der Zaberner Steige zu treffen. Mit der Zaberner Steige zwischen Pfalzburg und Zabern sollten die Verbindungslinien der im nördlichen Elsass stehenden alliierten Kräfte abgeschnitten und Letztere zerschlagen werden. Anschließend sollte durch einen Vorstoß nach Süden die Verbindung zur 19. Armee hergestellt werden. Zu diesem Zweck wurden im Bereich der 1. Armee unter General der Infanterie Hans von Obstfelder zwei Stoßgruppen gebildet. Die erste – bestehend aus dem XIII. SS-Armeekorps – sollte östlich der Blies die alliierten Linien bei Rohrbach durchbrechen und dann gemeinsam mit der zweiten Gruppe in Richtung Pfalzburg antreten. Die zweite Gruppe – bestehend aus dem LXXXX. Armeekorps – sollte aus dem Raum östlich von Bitsch in mehreren Stoßkeilen angreifen und danach mit der ersten Gruppe zusammenwirken. Je nach Entwicklung der Lage sollte die Offensive dann entweder ostwärts oder westlich der Vogesen in Richtung der Linie Pfalzburg–Zabern erfolgen. Um einen Durchbruch ausnutzen zu können, wurden die 25. Panzergrenadier- Division sowie die 21. Panzer-Division in Armee-Reserve gehalten. In der offiziellen Sprachregelung vom 25. Dezember 1944 wurde der Operation der Deckname „Unternehmen Nordwind“ zugewiesen. In die Planungen war am 23. Dezember 1944 auch die südliche Heeresgruppe Oberrhein einbezogen worden, die unter dem Oberbefehl des Reichsführers SS – Heinrich Himmler – stand. Sie sollte zunächst durch Stoßtruppunternehmen und Bildung von Brückenköpfen über den Rhein nördlich und südlich von Straßburg die gegnerischen Kräfte dort binden, um später die gegnerische Front nördlich von Straßburg zu durchbrechen und die Westalliierten im nördlichen Elsass einzukesseln und zu zerschlagen. Zeitweilig wurde auch erwogen, mit Teilen der 19. Armee auf Molsheim westlich von Straßburg vorzustoßen, wodurch auch die zweite, kleinere Verbindungslinie der Alliierten im südlichen Elsass gekappt worden wäre. Hitler legte am 27. Dezember 1944 den Beginn der Offensive auf den 31. Dezember 23:00 Uhr fest. Angriff am Vogesenkamm, 1. bis 6. Januar Die Offensive, die von den Alliierten wegen schlechten Wetters nur ansatz- weise aufgeklärt wurde, begann ohne Artillerievorbereitung als Überraschungsangriff in den letzten Abendstunden des 31. Dezembers 1944. 2
Der Angriff der Sturmgruppe 1 stieß auf die tiefgestaffelte Verteidigung der 44. und der 100. US-Infanteriedivision und blieb mit Ausnahme eines drei Kilometer tiefen Einbruches im Raum Bliesbrücken-Rimlingen liegen. Nachdem deutsche Angriffsspitzen am 3. Januar Großrederchingen genommen hatten und zeitweilig bis zur Ortschaft Achen durchgebrochen waren, kam dieser Angriff am 5. Januar endgültig zum Stehen. Der Angriff der Sturmgruppe 2 war deutlich erfolgreicher. Der bergige und bewaldete Geländeabschnitt in den Vogesen wurde lediglich von der „Task Force Hudelson“ gehalten, die den angreifenden deutschen Kräften wenig entgegenzusetzen hatte. Nachteilig auf deutscher Seite wirkte sich dort aber die unterbliebene Aufklärung aus, wodurch die angreifenden Verbände orientierungslos waren. Nur die 361. Volksgrenadier-Division, die vor wenigen Wochen dort noch in Rückzugskämpfe verwickelt gewesen war, gewann dank ihrer Kenntnisse des Geländes am meisten Raum. Innerhalb der nächsten vier Tage kam die Sturmgruppe 2 immerhin 16 Kilometer voran. Die Lageentwicklung bewog Blaskowitz und Obstfelder dazu, die Anfangserfolge der Sturmgruppe 2 zu nutzen und die gerade aus Norwegen herangeführte 6. SS- Gebirgs-Division „Nord“ einzusetzen. Dieser Verband, der den höchsten Gefechts- wert aller deutschen Divisionen dieses Frontabschnittes aufwies, trat über die 257. und 361. Volksgrenadier-Division auf Wingen und Wimmenau an. In den Morgenstunden des 4. Januar besetzten zwei Bataillone dieser Division Wingen und überrannten dabei einen amerikanischen Bataillonsgefechtsstand. Wegen fehlender Fernmeldeverbindungen konnten sie jedoch keine Verstärkungen anfordern. Amerikanische Gegenangriffe scheiterten zunächst, denn sie waren anfangs darauf ausgerichtet, lediglich schwache deutsche Kräfte aus Wingen zu werfen. Da jedoch kein Unterstützungsangriff seitens der 19. Armee/Heeresgruppe Oberrhein erfolgte, konnten die Amerikaner Kräfte aus Frontabschnitten am Oberrhein abziehen und zu weiteren Gegenangriffen auf Wingen ansetzen. Als der amerikanische Druck übermächtig wurde, setzten sich die mittlerweile abgekämpften deutschen Bataillone in der Nacht vom 6. zum 7. Januar aus Wingen ab. Straßburger Kontroverse Die unklare Situation hinsichtlich des von Eisenhower angedachten Rückzugs der alliierten Kräfte hinter die Vogesen, um den deutschen Angriff ins Leere laufen zu lassen und unnötige eigene Verluste zu vermeiden, begann während des Angriffes auf Zabern politische Kreise zu ziehen. Nach den ersten Befehlen protestierte de Gaulle in einem Brief. Hintergrund der französischen Haltung war vor allem die jüngere Geschichte des Elsass als Zankapfel zwischen Deutschland und Frankreich. Vor allem die dabei vorgesehene Aufgabe Straßburgs besaß bei den Franzosen einen Stellenwert, der nur von der Hauptstadt Paris übertroffen wurde. Außerdem wurde befürchtet, dass eine erneute deutsche Besetzung Repressalien gegen diejenigen Teile der Bevölkerung nach sich ziehen würde, die nach der Einnahme durch die Alliierten am 23. November 1944 offen ihre Loyalität gegenüber 3
Frankreich gezeigt hatten. De Gaulle nahm auch Verbindung mit Roosevelt und Churchill auf und bestellte Eisenhower am 3. Januar zu einem Gespräch nach Paris, wo Churchill als Mediator fungierte. De Gaulle bezeichnete Eisenhowers Entscheidung als nationale Katastrophe, wohingegen Eisenhower an seiner Entscheidung zunächst festhielt und der französischen 1. Armee die Schuld gab, da sie bei der Zerschlagung des deutschen Brückenkopf Elsass versagt habe.https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Nordwind - cite_note-zaloga53- 32 Letztlich akzeptierte Eisenhower die französischen Bedenken und ließ die alliierten Absetzbewegungen stoppen. Kämpfe in der Oberrheinebene Nach der Räumung Wingens gab das OKW den Angriff im Zuge der Vogesen, bezie- hungsweise westlich davon, auf und verlagerte den Schwerpunkt. Die ursprüngliche Absicht der Heeresgruppe G, den Angriff nunmehr mit gepanzerten Kräften am Ost- rand der Vogesen über das Zwischenziel Rothbach westlich Hagenau zu führen, wurde wegen der Lageentwicklung im Frontabschnitt der 19. Armee zugunsten eines Angriffes unmittelbar in der Oberrheinebene ostwärts von Hagenau aufgegeben. Neuer Brückenkopf bei Gambsheim, 5. bis 10. Januar Noch während des Angriffs der Sturmgruppe 2 auf Wingen gelang der 553. Volksgrenadier-Division, die der 19. Armee unterstellt war, https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Nordwind - cite_note-34in der Nacht vom 4. auf den 5. Januar mit Sturmbooten der Übergang über den Rhein und die Bildung eines Brückenkopfes bei Gambsheim. Die Bedrohung aus diesem Brückenkopf wurde von den Alliierten als so gering eingeschätzt, dass sie die nächsten drei Tage keinen Versuch zur Abriegelung 4
unternahmen. Erst am 8. Januar wurden Teile der 12. US-Panzerdivision auf den Brückenkopf angesetzt, gegen vermeintlich nur 500 bis 800 unorganisierte deutsche Infanteristen. Tatsächlich befanden sich zu diesem Zeitpunkt bereits 3.330 deutsche Soldaten, verstärkt durch Panzerabwehrkanonen, in gut ausgebauten Stellungen im Brückenkopf. Zwar gelang es den Amerikanern, mit Infanteriekräften in Herlisheim einzudringen, da jedoch die amerikanischen Panzer von den deutschen Panzerabwehrkanonen in Schach gehalten werden konnten und zudem die Funkverbindung zur Infanterie abriss, räumten Letztere in den Morgenstunden des 10. Januar wieder Herlisheim. Unternehmen Sonnenwende, 8. bis 12. Januar Die eigentliche Unterstützung der 19. Armee bestand in einem Angriff (Deckname Unternehmen Sonnenwende) ab 8. Januar 1945 zwischen Rhein und Ill aus dem Brückenkopf Elsass auf Straßburg. Der betreffende Frontabschnitt war kurz zuvor von den Amerikanern an die 1. Französische Armee übergeben worden. Den deutschen Verbänden gelang es, sämtliche südöstlich der Ill eingesetzten französischen Kräfte zurückzuwerfen und so das Dreieck zwischen Ill und Rhein wieder unter Kontrolle zu bringen. Hierbei wurden drei französische Kampfgruppen in Bataillonsstärke abgeschnitten und bis zum 13. Januar vernichtet. Gleichwohl gelang es den französischen Kräften, an der Ill im Zuge der Ortschaften Benfeld, Erstein und Kraft den deutschen Angriff am 12. Januar aufzufangen und zum Stehen zu bringen. Das eigentliche Ziel der Deutschen, die Einnahme Straßburgs, wurde nicht erreicht. Kämpfe um Hatten-Rittershofen, 8. bis 20. Januar Die in der nordöstlichen Ecke des Elsass eingesetzten amerikanischen Streitkräfte hatten in Umsetzung des Rückzugsbefehls von Eisenhower bereits in den ersten Januartagen den Raum an der Lauter geräumt und somit Reipertsweiler und Weißenburg aufgegeben. Nach der Intervention de Gaulles bezogen sie an der Maginot-Linie die erste der geplanten Auffangstellungen. Lediglich im Raum Hatten gelang es der 21. Panzer-Division und der 25. Panzergrenadier- Division am 8. Januar über die Maginot-Linie hinaus vorzustoßen. Absicht der deutschen Kräfte war es nunmehr, über Hatten auf Hagenau vorzustoßen und sich im Raum Bischweiler mit den aus dem Brückenkopf Gambsheim entgegenstoßenden Kräften zu treffen, das VI. US-Korps im Raum Sufflenheim einzuschließen und es dann zu vernichten.https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Nordwind - cite_note- 40 Zumindest sollten die alliierten Kräfte hier frontal gebunden werden, damit die am Vogesenkamm stehende Sturmgruppe 2 und die im Brückenkopf Gambsheim stehenden Kräfte – verstärkt durch Reserven – auf Hagenau vorstoßen und somit das VI. US-Korps einschließen konnten. In der Folge wechselten Teile von Hatten und des benachbarten Rittershofen in erbitterten Kämpfen immer wieder den Besitzer, wobei weder Amerikaner noch Deutsche die Oberhand gewinnen konnten, obwohl Letztere vom 11. bis zum 15. Januar Verstärkung durch die 7. Fallschirmjäger-Division erhielten. Auch die 5
Zivilbevölkerung hatte hohe Verluste zu beklagen, da sie von den Amerikanern nicht evakuiert worden war. Zeitgleiche Versuche, den ursprünglichen Angriff der Sturmgruppe 2 auf Zabern wieder vorzutragen, scheiterten, wenn auch der 6. SS-Gebirgs-Division „Nord“ am 16. Januar die Einschließung und Zerschlagung einer amerikanischen Kampfgruppe gelang. Unterdessen gelang es der 7. Fallschirmjäger-Division, sich am linken Rheinufer den Weg bis zum Brückenkopf Gambsheim freizukämpfen und so eine Landverbindung herzustellen. Patt bei Herlisheim, 16. bis 21. Januar Da am 10. Januar der Versuch von Combat Command B, den Brückenkopf von Gambsheim einzudrücken, gescheitert war, setzte der Kommandeur des VI. US- Korps am 13. Januar die gesamte 12. US-Division dort ein, die am 16. Januar erneut antrat. Auch diesmal gelang es dem Combat Command B, in Herlisheim einzudringen, doch die Geländegewinne gingen durch einen deutschen Gegenangriff wieder verloren. Von den Amerikanern unbemerkt, war in der Nacht vom 15. zum 16. Januar die 10. SS-Panzer-Division mit Fähren über den Oberrhein gesetzt. Geplant war ein Ausbruch aus dem Brückenkopf für den 17. Januar. Dieser Angriff lief planmäßig vor dem Morgengrauen an und mündete in einem unentschiedenen Begegnungsgefecht mit dem ebenfalls angreifenden Combat Command A. Auch ein Versuch von Combat Command B, Herlisheim nördlich zu umgehen, schlug fehl. Am 18. Januar gelang es der zur 10. SS-Panzer-Division gehörenden 3./SS- Panzerabteilung 10, ein in Herlisheim eingedrungenes US-Panzerbataillon zu zerschlagen, hierbei zehn Sherman-Panzer zu erbeuten und ein ebenfalls dort eingesetztes US-Infanteriebataillon aufzureiben. Am 19. Januar gelang bei Drusenheim die Zerschlagung eines weiteren, der 79. US-Infanteriedivision angehörenden Bataillons. Die 3. Französische Infanteriedivision dagegen wies vom 17. bis zum 21. Januar Angriffe der 10. SS-Panzer-Division auf Kilstedt blutig ab. US-Rückzug hinter die Moder, 20. und 21. Januar Trotz der Abwehrerfolge der Franzosen bei Kilstedt bestand die Gefahr, dass die 10. SS-Panzer-Division weiter nördlich aus dem Brückenkopf ausbrechen würde, wo sie gerade drei amerikanische Bataillone zerschlagen beziehungsweise aufgerieben hatte. Mit einem Vorstoß aus dem Raum Drusenheim nach Westen im Zuge des nördlichen Moderufers hätte sie die amerikanische Front bei Hatten und Rittershofen aus den Angeln heben können. Die Gefahr eines erneuten Angriffs der Sturmgruppe 2 sowie der kräftezehrende Kampf um Hatten und Rittershofen vervollständigte ein Lagebild, wonach der Frontbogen des VI. US-Korps langsam unhaltbar wurde. Es gelang, das Einverständnis für einen Rückzug zu erwirken, mit dem das Korps am Südufer von Rotbach, Moder und Zorn im Zuge einer deutlich verkürzten Frontlinie die zweite Auffangstellung beziehen konnte. Die Absetzbewegung begann in der Nacht vom 20. auf den 21. Januar und wurde durch schlechtes Wetter begünstigt; deutsche Truppen bemerkten den Rückzug erst, 6
als er bereits erfolgt war. Sie drängten am 22. Januar nach und erweiterten die Landverbindung zum Brückenkopf Gambsheim. Nachdrängen deutscher Kräfte bis zum 25. Januar Der Rückzug der alliierten Kräfte führte zur Preisgabe von großen Abschnitten der Maginot-Linie. Deutsche Kräfte waren damit ihrem Operationsziel Zabern so nah wie noch nie. Daher bestand unverändert die deutsche Absicht, auf Zabern vorzustoßen. In der Nacht vom 24. auf den 25. Januar traten Teile von drei deutschen Divisionen im Raum zwischen Neuburg und Schweighausen an, wurden jedoch nach Anfangserfolgen zurückgeschlagen. Ebenfalls am 25. Januar wurden Angriffe der 6. SS-Gebirgs-Division “Nord“ auf Bischholz und Schillersdorf abgewehrt. Zu diesem Zeitpunkt war angesichts des Zusammenbruchs der deutschen Ostfront eine Fortsetzung der Angriffe nicht mehr möglich. Die letzte Offensive an der Westfront – das „Unternehmen Nordwind“ – wurde am 25. Januar 1945 eingestellt, die noch vorhandenen, zum Teil jedoch erheblich angeschlagenen deutschen Reserven (21. Panzer-Division, 25. Panzergrenadier-Division, 10. SS-Panzer- division) wurden herausgezogen und an die Ostfront verlegt. Fazit der Operation Nordwind: Nach dem Abschluss der Offensive hielten deutsche Kräfte wieder rund 40 Prozent des Elsass besetzt. Als taktische Erfolge konnten sie eine Verkürzung der Front und im Vergleich zu den Alliierten geringere Verluste verbuchen. Strategische Erfolge blieben ihnen jedoch versagt; eine Zerschlagung nennenswerter alliierter Kräfte gelang ihnen ebenso wenig wie die Einnahme Straßburgs. Durch das Ausweichen hinter die Moder verschafften sich die alliierten Kräfte sogar die Handlungsfreiheit für einen Angriff auf den Brückenkopf Elsass, der zur Zerschlagung mehrerer deutscher Divisionen in den Vogesen und zur Beseitigung eben dieses Brückenkopfes am 9. Februar 1945 führte. In diesem Zeitraum wurden auch Teile des ehemaligen Gambsheimer Brückenkopfes zurückerobert, während das Gebiet zwischen Moder und den deutschen Ausgangsstellungen erst im März 1945 von deutschen Truppen geräumt wurde. Strategisch gesehen band das Unternehmen Nordwind – ähnlich wie in den Ardennen – erhebliche deutsche Kräfte, die angesichts des Zusammenbruches der Ostfront dort sehr viel dringender benötigt worden wärenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Nordwind - cite_note-65. Nordwind wurde erst zu einem Zeitpunkt abgebrochen, als die Rote Armee bereits die Hälfte von Ostpreußen überrannthttps://de.wikipedia.org/wiki/Ostpreu%C3%9Fische_Opera tion_(1945) und Posen eingeschlossen hatte. Diese Lageentwicklung konnte auch durch die Verlegung der vormals im Elsass eingesetzten Divisionen nicht mehr rückgängig gemacht werden. Sämtliche taktische Erfolge hätten durch Räumung des Brückenkopfes Elsass zu einem deutlich geringeren Preis erkauft werden können. Die erbitterten Kämpfe vermochten am Ausgang des Krieges nichts zu ändern. Sie erhielten jedoch auch 7
nach dem Scheitern der Ardennenoffensive bei den Westalliierten den Eindruck aufrecht, das Dritte Reich sei noch nicht am Ende seiner Kräfte. (Weitere Einzelheiten und Hinweise auf weiterführende Literatur sind unter dem Stichwort „Unternehmen Nordwind“ bei Wikipedia zu finden) Führung durch das Fort Schoenenbourg (die bedeutendste Befestigung der Maginotlinie im nördlichen Elsass, die zum Zeitpunkt von Nordwind von US-Kräften verteidigt wurde): Kurz nach 10 Uhr trafen wir im Fort Schoenenbourg ein, wo uns der Präsident des Freundeskreises der Maginotlinie im Elsass, Herr Marc Halter, persönlich in die Entstehungsgeschichte der Maginotlinie, ihre Aufgabenstellung (vor allem Vermeidung eines Überraschungsangriffes, Sicherstellung eines Zeitfensters von 2-3 Wochen für die Mobilmachung, Kräfteersparnis und Ausgleich von Geburtenausfällen infolge des I. Weltkrieges, Schutz von Elsass-Lothringen) und deren Erfüllungsgrad einwies. Angesichts der historischen Fakten war sein Fazit, dass die Maginotlinie die ihr gestellten Aufgaben erfüllt habe: Ein Überraschungsangriff fand nicht statt, die Mobilmachung konnte ungestört erfolgen. Elsass-Lothringen wurde geschützt und Hitler gezwungen, die Neutralität Belgiens zu verletzten, was letztlich insbesondere England zur Unterstützung bewog. Die Gründe, warum im Schutze der Maginotlinie keine „ernsthaften“ Gegenoffensiven gegen die durch die Ardennen vorstoßende Wehrmacht unternommen wurden, müssten aus seiner Sicht im Bereich des französischen Oberkommandos und der Politik in Paris gesucht werden. Anschließend führte uns Marc Halter gut zwei Stunden durch die unterirdischen Festungsteile der Ouvrage de Schoenenbourg (dt. Artilleriewerk Schoenenbourg, franz. auch Fort de Schoenenbourg). 8
Die Ouvrage de Schoenenbourg war eine von Festungen, die im Juni 1940 am meisten kämpften und umkämpft waren. Vom 3. September 1939 bis zum 25. Juni 1940 schoss sie 15.792 Granaten vom Kaliber 75 mm und 682 vom Kaliber 81 mm ab. Das waren zusammen 16.474 Granaten in 10 Monaten, davon 13.388 in 10 Tagen (vom 14. bis 25. Juni), darunter waren 723 Granaten vom Kaliber 120 mm. In dieser Zeit erhielt das Werk 56 Treffer von 420-mm-Granaten, 33 von 280-mm- Granaten, 160 von Fliegerbomben (Stukas) und 3.000 von Granaten von 105 oder 150 mm. Trotz aller Einschläge nahm die Festung kaum Schaden, nur wenige Ausfälle waren zu beklagen. Keine der Waffen wurde beschädigt und die Verteidiger konnten das Feuer erwidern. Bis zum Waffenstillstand blieb die Abwehr erfolgreich und die Besatzung ergab sich nicht. Erst sechs Tage später, auf schriftlichen Befehl des französischen Oberkommandos, räumte sie die Festung. Bei der Führung von Marc Halter waren besonders die Technischen Einzelheiten eindrucksvoll und die belastende und bedrückende Atmosphäre 30 Meter unter der Erdoberfläche. So durften die Soldaten der Besatzung in ruhigen Zeiten nur eine Stunde täglich ans Tageslicht. Aber vor allem die mit der Festung verknüpfte Geschichte seiner eigenen Familie (sein Vater war Festungssoldat) machte die Führung zu einem besonderen Erlebnis. (Weitere Informationen - Stichwort „Ouvrage de Schoenenbourg“ bei Wikipedia) Wie sich bei der Erkundung herausgestellt hatte, waren in Frankreich noch Schulferien. Deshalb blieben viele Restaurants geschlossen oder die geöffneten waren unverhältnismäßig teuer. Deshalb hatten die Organisatoren beschlossen, nach der Besichtigung von Fort Schoenenbourg anstelle eines Mittagessens ein Picknick vorzubereiten. So tafelten wir auf dem Vorplatz des Forts an Biertischen der Festung mit Baguette, Schinken, Wurst und Ei; mit Radieschen, Erdbeeren und Joghurt; mit Getränken von Wasser über Saft, Bier bis zum Wein und schlossen mit Käse oder Kuchen ab. Ich glaube, ich spreche für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Großer Dank gebührt Fregattenkapitän a.D. Harry Burkhardt und Oberst a.D. Peter Gerhard für die Idee und die Durchführung – es hat uns allen hervorragend geschmeckt. Wegen des Ausfalls des Referenten wurde der Punkt „Geländeeinweisung zur Panzerschlacht von Rittershofen-Hatten“ verkürzt und beschränkte sich auf den Besuch der dortigen Gedenkstätte, wo der zivilen und militärischen Opfer der dortigen Panzerschlacht gedacht wurde. 9
Im rd. 12 Tage andauernden Kampf wurden beide Ortschaften zu 85% zerstört und 116 Einwohner getötet. Die deutschen Verluste werden mit fast 700 Toten und über 1.000 Verwundeten angegeben, die der Amerikaner mit 104 Toten, 899 Verwundeten und 112 Vermissten. 1986 reichten sich an diesem Mahnmal erstmals Veteranen dieser Schlacht die Hände. Die Fahrt durch das damalige Gefechtsfeld vermittelte allen Teilnehmern einen guten Eindruck von Gelände, Bebauung und der Vor- und Nachteile für die dort eingesetzten Truppen. Danach ging es in die Rheinebene nach La Wantzenau, etwa 12 Km nördlich von Straßburg, zum Besuch einer der größten privaten Sammlungen von Militärmaterial/- gerät aus der Zeit des II. Weltkrieges, um die historischen Abläufe mit „Hardware“ zu hinterlegen. Auch hier war die Führung geprägt durch die persönlichen Erlebnisse, Erfahrungen und Geschichten aus der Familie unseres Museumsführers und aus seinem persönlichen Umfeld in der Region; Erzählungen, die länger haften bleiben als der alleinige Blick auf die Exponate. Der MM Park France (Musée Militaire Park France) ist ein Militärmuseum mit dem Ausstellungsschwerpunkt Zweiter Weltkrieg. Das Museum enthält die Fahrzeug- Waffen- und Uniformensammlung des Gründers und Leiters, Eric Kauffmann, die eine der größten in Europa ist, sowie die thematische Sammlung Sussex 1944 von Dominique Soulier, die sich früher im Musée du Pays de la Zorn in Hochfelden befand. Der MM Park France wurde am 1. März 2017 eröffnet, um die Sammlung seines Vaters, der die Originalfahrzeuge auch zur Verwendung in Filmproduktionen zur Verfügung stellte, an einem Platz zusammenzubringen. Eric Kauffmann reiste viel, geschäftlich und privat, um beispielsweise aus Russland einen historischen sowjetischen Panzer mitzubringen. Der MM Park France ist mit 7.000 Quadratmetern eines der größten Militärmuseen Europas. Es verfügt über mehr als 120 Fahrzeuge und Geräte, ein Schulungsflugzeug, einen rekonstruierten U-Boot-Turm und ein Flugbetriebsboot der 1 0
Luftwaffe des Dritten Reichs von 20 Metern Länge. Das Museum verfügt über eigene Restaurierungswerkstätten mit drei Mitarbeitern. Die Zuordnung nach Ländern bezieht sich auf den Einsatz, nicht auf den Herstel- lungsort. Uniformen Das Museum zeigt mehr als 500 thematisch geordnete Uniformen (Originale) aus Frankreich (vor 1940 und 1941 bis 1945), Deutschland, Bulgarien, den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und der UdSSR. Neben militärischen Uniformen werden auch paramilitärische Bekleidungen (Sport, Jugendgruppen etc.) gezeigt. Waffen Die Waffensammlung umfasst mehr als 500 Gewehre, Pistolen, Maschinengewehre und Maschinenpistolen der Armeen von Frankreich, Deutschland, Bulgarien, den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und der UdSSR. Fotos und Postkarten Das Museum ist im Besitz einer umfangreichen Sammlung von Fotos und Postkarten aus der Region um La Wantzenau, die vom Beginn des 20. Jahrhunderts stammen. Die Ausstellung dieser Zeitdokumente ist im Aufbau. Ausstellungsraum Sussex 1944 Die Sammlung Sussex 1944 ist den 140 Männern und Frauen – Briten, Amerikaner, Franzosen – gewidmet, die an der „Operation Sussex“ (Einsatz von französischen Fallschirmagenten zur Aufklärung von deutschen Truppen/Truppenbewegungen im Vorfeld der alliierten Landung in der Normandie) teilgenommen haben. Sie zeigt zu den Themenbereichen „Besetzung“, „Mobilisation“, „Instruktion“, „Training“, „Missionen“, „Escadrille“ (Schwadron), „Befreiung“, „Ende der Missionen“ und „DGER“ (Kriegsnachrichtendienst: Direction Générale des Etudes et Recherches) mehr als 500 seltene Dokumente, Fotos und Objekte, darunter auch einmalige Stücke. Die Sammlung ist Eigentum von Dominique Soulier, dem Sohn 1 1
von Georges Soulier, einem ehemaligen Sussex-Mitglied, der am 2. Juni 1944 während der Mission VIS in Nantes mit dem Fallschirm abgesprungen war. Er war kurz vor der Operation Overlord (6. Juni 1944) nach Frankreich geschickt worden und war verantwortlich, von Blois aus Informationen über die Truppenbewegungen der deutschen Armee in der Loire nach London zu übermitteln. Resümee Auf der Rückfahrt fasste Brigadegeneral a.D. Alois Bach die Eindrücke des Tages und die Lehren aus der „Operation Nordwind“ kurz zusammen. Im Gegensatz zur Ardennenoffensive waren hier in den Vogesen und am Oberrhein nicht der Treibstoffmangel, sondern unklare Verantwortungsbereiche der beiden deutschen Heeresgruppen, ungenügende Aufklärung und unzureichende Artillerieunterstützung Gründe für das Nichtgelingen. Vor allem aber der Personalmangel in den durch die vorangegangenen Rückzugskämpfe geschwächten Verbänden sowie hartnäckiger Widerstand der Westalliierten waren entscheidende Gründe für das Scheitern der „Operation Nordwind“. Der im Rahmen der Operation Nordwind ausgelöste Streit zwischen General de Gaulle und General Eisenhower um die Verteidigung Straßburgs – die sogenannte Straßburger Kontroverse – belastete das Verhältnis der Westalliierten erheblich und wirkte bis weit über das Kriegsende hinaus bis in die Verteidigungs- anstrengungen der NATO nach. Es war zu spüren, dass alle Teilnehmer eine Menge an neuen Erkenntnissen sammeln konnten, auch wenn der Aspekt Geländebesprechung (wegen Krankheit des Referenten) weitgehend wegfiel. Dennoch wurde die diesjährige militär- historische Weiterbildung nicht zuletzt durch die ausgezeichnete organisatorische Vorbereitung von Fregattenkapitän a.D. Harry Burkhardt und Oberst a.D. Peter Gerhard wieder zu einem ganz besonderen Erlebnis, das nächstes Jahr unbedingt fortgesetzt werden sollte. 1 2
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