Aktionsplan Westdeutsche Kanäle - Nordrhein-Westfalen - Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt
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Aktionsplan Westdeutsche Kanäle – Nordrhein-Westfalen Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt
Aktionsplan Westdeutsche Kanäle 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung und Hintergründe............................................................................................................................... 4 2. Strategische Ziele.................................................................................................................................................. 6 3. Handlungsfelder..................................................................................................................................................... 7 A. Infrastrukturelle Maßnahmen............................................................................................................................. 7 Brückenhebungen für einen uneingeschränkten, zweilagigen Containerverkehr..................................... 7 I. Aufrechterhaltung eines störungsfreien Betriebes auf den westdeutschen Kanälen.................................. 7 Ersatztorvorhaltung....................................................................................................................................... 7 Automatisierung und Digitalisierung............................................................................................................ 7 Pollersanierung............................................................................................................................................... 8 Instandsetzungen und Erneuerungen an den Speisungspumpwerken....................................................... 8 Grundinstandsetzung der Kleinen Schleusen WDK...................................................................................... 8 II. E rforderliche, ggf. vorgezogene Erhaltungs- und Ersatzinvestitionen zum mittelfristigen Erhalt des Wasserstraßensystems ................................................................................................................ 9 III. A usbau (BVWP), teilweise kombiniert mit Ersatzmaßnahmen, zum langfristigen Erhalt und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit ................................................. 9 1) B VWP-Projekt W52: Ausbau des Rhein-Herne-Kanals (Östlich Gelsenkirchen)....................................... 10 2) B VWP-Projekt W48: Ausbau der Dortmund-Ems-Kanal Südstrecke........................................................ 11 3) B VWP-Projekt W18: Anpassung des Dortmund-Ems-Kanals (Nordstrecke)............................................ 12 4) B VWP-Projekt W51: Ausbau des Datteln-Hamm-Kanals (Weststrecke)................................................... 14 5) B VWP-Projekt W23: „Ausbau des WDK bis Marl und Ersatzneubau der „Großen Schleusen“ sowie Brückenhebung bei Ersatzneubau“................................................................................. ... .......... 15 B. Begleitende Maßnahmen................................................................................................................................... 15 Standardisierte Prozesse und Bauweisen .................................................................................................... 15 Planen und Bauen – Modell .......................................................................................................................... 15 Digitales Planen, Bauen und Betreiben mit BIM........................................................................................... 16 Reduzierung von Sperrzeiten........................................................................................................................ 16 Steuerung mittels MPM.................................................................................................................................. 16 Nachwuchsplanung/Fachkräftegewinnung.................................................................................................. 17 C. Kommunikation................................................................................................................................................... 17 Projektbeirat „Niederrhein und westdeutsches Kanalnetz in NRW“.......................................................... 17 Stakeholder-Beirat zum BVWP-Projekt W23 (Ausbau des WDK bis Marl und Ersatzneubau der „Großen Schleusen“ sowie Brückenhebung bei Ersatzneubau).................................................................. 17 4. A ktionsplan Westdeutsche Kanäle Nordrhein-Westfalen................................................................................ 18
4 Aktionsplan Westdeutsche Kanäle 1. Einleitung und Hintergründe Über das Westdeutsche Kanalnetz werden die Häfen und mit nicht unerheblicher Wahrscheinlichkeit auch und Wirtschaftszentren im Ruhrgebiet mit dem Rhein Ausfälle entstehen, die zu einer zeitweise schlechten und den Häfen an Nord- und Ostsee verbunden. Der oder gar fehlenden Verfügbarkeit einzelner Wasser- Wesel-Datteln-Kanal (WDK) und der Rhein-Herne- straßenabschnitte führen können. Wirtschaftliche Kanal (RHK) bilden hierbei die leistungsstarke West- Einbußen und Zeitverzögerungen in den Lieferketten Ost-Magistrale und sind nach dem Rhein die verkehrs- sowie ein Vertrauensverlust in den Verkehrsträger reichsten Binnenschifffahrtsstraßen Deutschlands. Für Wasserstraße wären die Folge. Nordrhein-Westfalen hat die Binnenschifffahrt im bundesweiten Vergleich mit Abstand die größte Ursache für die derzeitige Situation ist die verkehrsträ- Bedeutung für den Gütertransport. Die Binnenwasser- gerübergreifende Vernachlässigung der Erhaltungsin- straßen leisten einen großen Beitrag für die wirtschaft- vestitionen in die Infrastruktur aufgrund zu knapper liche und infrastrukturelle Leistungsfähigkeit der dicht Finanzierungsansätze und erfolgtem Personalabbau in besiedelten Rhein-Ruhr Region. den vergangenen drei Jahrzehnten. Die verkehrswasserbaulichen Anlagen im Westdeut- Trotzdem, und trotz zusätzlicher Erschwernisse durch schen Kanalnetz (WDKN), insbesondere Schleusenbau- die Corona-Pandemie, konnte im Jahr 2020 der werke, Pumpwerke, Spundwände, Brücken und Düker gesamte Schiffsverkehr überwiegend bedarfsgerecht sind altersbedingt oftmals in einem schlechten abgewickelt werden. Zustand. Hierdurch können betriebliche Störungen Verteilung nach Bauwerksalters der Anlagen im Westdeutschen Kanalnetz 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Wehranlagen Schiffsschleusenanlagen Dükeranlagen Durchlässe Pumpwerke Brücken bis 20 Jahre 20-40 Jahre 40-60 Jahre 60-80 Jahre 80-100 Jahre über 100 Jahre Abbildung 1: Altersstruktur der Anlagen im Westdeutschen Kanalnetz
Aktionsplan Westdeutsche Kanäle 5 Bei technischen Nutzungsdauern der in Abbildung 1 abgebildeten Anlagentypen von rd. 80 Jahren zeigt die Altersstruktur, dass eine Vielzahl der Anlagen an den Bundeswasserstraßen diese technische Nutzungsdauer erreicht oder bereits überschritten haben. Um diesem Trend entgegenzuwirken und die Zuverläs- sigkeit sowie die Wettbewerbsfähigkeit des Verkehrs- trägers Wasserstraße zu erhöhen, ist in den kommen- den Jahren ein starker Anstieg der Ersatzinvestitionen im WDKN notwendig. Dafür konnten vom Bundes- haushalt seit 2018 ca. 70 zusätzliche Stellen für NRW eingeworben werden. Der große Umfang der erforderlichen Ersatzinvestitio- nen und Maßnahmen zur Beseitigung von Engpässen im WDKN erfordert eine strukturierte und transparen- te Vorgehensweise bei der Abarbeitung. Der „Aktions- plan Westdeutsche Kanäle – Nordrhein-Westfalen“ ist Ausdruck dieser strukturierten Vorgehensweise. Er beschreibt, ausgehend von den übergeordneten Zielen und Problemstellungen, transparent wann nach heutigem Erkenntnisstand die Planung der einzelnen Projekte und Maßnahmen voraussichtlich aufgenom- men und wann der Bau nach gegenwärtiger Planung abgeschlossen sein wird. Der Aktionsplan verschafft weiterhin einen groben Überblick zu den Abhängigkeiten zwischen den Einzelmaßnahmen und zu den jeweiligen Prioritäten. Der Aktionsplan basiert auf einer mittelfristigen Finanzplanung. Im Durchschnitt werden im Betrachtungszeitraum (10-Jahre) des Aktionsplans für die Umsetzung der Maßnahmen am WDKN jährlich ca. 150 Mio. € benö- tigt.
6 Aktionsplan Westdeutsche Kanäle 2. Strategische Ziele In der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung Verlässlichkeit und Leistungsfähigkeit des Kanalnetzes (WSV) werden mehr als 1 000 Maßnahmen im Investiti- im Fokus. onsbereich zeitgleich geplant bzw. umgesetzt. Gemäß dem im Bundesverkehrswegeplan 2030 (BVWP) für alle Dem Aktionsplan liegen 3 strategische Ziele zugrunde, Verkehrsträger festgelegten Grundsatz, konzentrieren die auch gemäß den Vorgaben des BVWP in folgender, sich die Maßnahmen in der WSV auf Erhaltungs- und prioritärer Reihenfolge als Programme zu verfolgen Ersatzinvestitionen. Im Bedarfsplan zum Bundeswas- sind: serstraßenausbaugesetz hat das Bundesverkehrsminis- terium 24 neue Vorhaben sowie 11 laufende Vorhaben I. Aufrechterhaltung eines störungsfreien des Vordringlichen Bedarfs mit einem Finanzvolumen Betriebes auf den westdeutschen Kanälen in Höhe von mehr als 7 Milliarden Euro eingestuft, deren verkehrlicher Bedarf per Gesetz bereits festge- II. Erforderliche, ggf. vorgezogene Erhaltungs- stellt sind und die in den kommenden Jahren stufen- und Ersatzinvestitionen zum mittelfristigen weise umzusetzen sind. Erhalt des Wasserstraßensystems, Allein im Westdeutschen Kanalnetz werden ca. 200 Einzelmaßnahmen betrachtet. 6 Vorhaben des BVWP III. Ausbau (BVWP), teilweise kombiniert mit bzw. des Bedarfsplans zum Bundeswasserstraßenaus- Ersatzmaßnahmen, zum langfristigen Erhalt baugesetz, davon 3 neue Vorhaben des Vordringlichen und zur Steigerung der Wettbewerbsfähig- Bedarfs (Wesel-Datteln-Kanal (WDK), Datteln-Hamm- keit) Kanal (DHK) Oststrecke und Dortmund-Ems-Kanal (DEK) Nordstrecke) und 3 laufende Vorhaben des Die entsprechenden Maßnahmen werden, mit dem Ziel Vordringlichen Bedarfs (RHK, DEK Südstrecke, und der Gewährleistung der Verlässlichkeit sowie dem DHK Weststrecke) sind zum Westdeutschen Kanalnetz Erhalt und der Erhöhung der Leistungsfähigkeit, vom zugehörig. Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Westdeutsche Kanäle und dem Wasserstraßen-Neubauamt Datteln An den Ausgaben für die Ausbaumaßnahmen am RHK geplant und umgesetzt. und DHK Weststrecke beteiligt sich das Land Nord rhein-Westfalen mit einem Drittel. Neben den infrastrukturellen Maßnahmen wurden von der WSV zwei weitere Handlungsfelder begleiten- Zur bedarfsgerechten Umsetzung der Maßnahmen ist de Maßnahmen und Kommunikation herausgear- eine Priorisierung erforderlich und es müssen Abhän beitet, die die Umsetzung des „Aktionsplans Westdeut- gigkeiten zwischen den Einzelmaßnahmen berücksich- sche Kanäle – Nordrhein-Westfalen“ unterstützen tigt werden. Hierbei steht stets die Gewährleistung der sollen.
Aktionsplan Westdeutsche Kanäle 7 3. Handlungsfelder A. Infrastrukturelle Maßnahmen I. Aufrechterhaltung eines störungsfrei- en Betriebes auf den westdeutschen Brückenhebungen für einen uneingeschränkten, Kanälen zweilagigen Containerverkehr Die vorgezogene Anhebung bzw. der vorgezogene Für die Nutzer der Wasserstraße (Schifffahrt, Verlader, Ersatz von Brücken zur Realisierung eines uneinge- Industrie) müssen unplanmäßige Ausfälle von Anlagen schränkten, zweilagigen Containerverkehrs (Durch- verhindert, planmäßige Sperrungen zeitlich minimiert fahrtshöhe 5,25 m) wurde zuletzt im Rahmen des sowie die Betriebszeiten der Schleusen beständig sein BVWP untersucht. Damit ein uneingeschränkter und gegebenenfalls ausgeweitet werden. Zunehmende zweilagiger Containerverkehr – gewährleistet werden Bauaktivitäten werden zu Einschränkungen führen. kann und die größeren Schiffseinheiten ohne zusätz Die gilt es durch zuverlässige Alternativen zu minimie- liches Ballastieren in Leerfahrt die Brücken passieren ren. Dafür werden folgende Konzepte und Arbeitspro- können, muss die Durchfahrtshöhe der Brücken gramme bis 2025 umgesetzt. durchgängig auf 5,25 m über den oberen Grenzwasser- stand (GWo) vergrößert werden. Ersatztorvorhaltung Bei Schleusen mit nur einer Kammer besteht die Die vorgezogenen Anhebungen bzw. Ersatz der Gefahr, dass es bei Havarien an den Schleusentoren zu Brücken zur Realisierung eines uneingeschränkten längeren Sperrzeiten kommt, da zunächst eine Repara- zweilagigen Containerverkehrs im WDKN konnte im tur des Tors erfolgen muss, bevor die Sperrung aufge- BVWP volkswirtschaftlich nicht nachgewiesen werden. hoben werden kann. Die Herstellung der Durchfahrtshöhe von 5,25 m erfolgt somit im Zuge erforderlicher Ersatzinvestitio- Durch die Vorhaltung von Ersatzteilen (z. B. für Antrie- nen der Brücken bzw. im Zuge des geplanten Kanal- be und Tore) sollen Sperrungen verkürzt werden. Die ausbaus. WSV organisiert hierfür die entsprechende Logistik und Lagerhaltung. Aufgrund der Vielzahl der Bauwerke erfordert die durchgängige Anpassung der Durchfahrtshöhe Die Beschaffung eines Ersatztors für die Schleuse insbesondere im Kanalnetz lange Zeiträume, wobei Henrichenburg ist Bestandteil des Aktionsplans. sich die Qualität der Befahrbarkeit kontinuierlich verbessert. In dieser Zeit bleibt aber jeweils die nied- Automatisierung und Digitalisierung rigste Brücke auf einer Relation für die Durchfahrtshö- Moderne Automatisierungs- und Digitalisierungsmög- he maßgeblich. lichkeiten optimieren heutige Arbeitsprozesse und tragen zu einem effizienten Verwaltungshandeln bei. Der altersbedingte Neubau von Bahnbrücken, mit einer für die Binnenschifffahrt vergrößerten Durchfahrtshö- Die Automatisierung und Fernbedienung ermöglicht he, ist durch die gesetzlich erforderliche Verwaltungs- – unabhängig von der Auslastung der Anlagen – eine verfahren mit langen Planungszeiträumen verbunden. Bündelung und Optimierung der Aufgaben innerhalb In der Regel obliegt der Deutschen Bahn als Betreiber einer Leitzentrale. Flexibel können von einer Leitzent- die Planungshoheit. Die WSV als Nichteigentümer wird rale, dem Verkehrsaufkommen angepasst, mehrere beteiligt. Schleusen gleichzeitig bedient werden.
8 Aktionsplan Westdeutsche Kanäle Für das WDKN wurde eine Projektgruppe Leitzentralen ser den Brauchwasserbedarf alleine nicht decken eingerichtet, die den Bau der Leitzentralen für die können. Schleusen am WDK in Dorsten und für die Schleusen am RHK in Herne zur Umsetzung bringen wird. In Vorbereitung auf das BVWP-Projekt W23, „Ausbau des WDK bis Marl und Ersatzneubau der „Großen Damit kann der Betriebsdienst künftig flexibler Schleusen“ sowie Brückenhebung bei Ersatzneubau“, gestaltet bzw. ausgeweitet werden. Kundenorientierte werden an den Pumpenstrecken am RHK die im Betriebszeiten können fortan trotz knapper Personalre- Durchschnitt 43 Jahre alten Pumpen sowie die Rechen- ssourcen gewährleistet werden. reinigungsmaschinen ersetzt, um die Wasserbewirt- schaftung für das WDKN während der Bauphase des Pollersanierung BVWP-Projektes W23 sicher zu gewährleisten. Bis 2025 Im Laufe des Jahres 2018 entstanden zusätzliche wird der Ersatz der Pumpen an den Speisungspump- Wartezeiten an den großen Schleusen des WDK, die werken Wanne-Eickel, Herne-Ost sowie aller Rechen- ihre Ursache in Tragfähigkeitsdefiziten an den Kam- reinigungsmaschinen an den RHK-Pumpwerken mer-Pollern hatten. Das WSA Westdeutsche Kanäle hat abgeschlossen sein. betriebliche Optimierungen in Form eines Festmacher- dienstes veranlasst. Dieser sichert seit Dezember 2018 Anschließend werden bis 2030 die weiteren Pumpwer- die Schiffe beim Schleusungsvorgang. ke in Oberhausen, Gelsenkirchen und Duisburg modernisiert. Das Investitionsvolumen beträgt ca. 20 Derzeit werden Sanierungskonzepte für den Ersatz der Millionen Euro und wird anteilig vom Wasserverband Poller erarbeitet, so dass bereits Anfang 2022 die ersten Westdeutsche Kanäle mitgetragen. Sanierungsarbeiten beginnen können. Die letzten Arbeiten zur Pollersanierung werden voraussichtlich Parallel dazu werden alle Pumpen in den Speisungs- an der Schleuse Flaesheim in 2025 stattfinden. pumpwerken am WDKN regelmäßigen Instandsetzun- gen unterzogen, um Ausfällen vorzeitig vorzubeugen Instandsetzungen und Erneuerungen an den und die Bereitstellung von Wasser aus Rhein, Ruhr und Speisungspumpwerken Lippe sicherzustellen. Aus topografischen Gründen (Höhenunterschiede) kommen Schifffahrtskanäle nicht ohne Schleusen aus. Grundinstandsetzung der Kleinen Schleusen Der Vorgang des Schleusens erfordert zum Ausgleich WDK zwischen Ober- und Unterwasser eine Wasserbewirt- Die Grundinstandsetzung der Kleinen Schleusen WDK schaftung, die durch Speisungspumpwerke sicherge- ist für den geplanten Ersatz der Großen Schleusen des stellt wird WDK sowie für die Gewährleistung eines störungsfrei- en Betriebes der Wasserstraße WDK unverzichtbar. Darüber hinaus schaffen die Speisungspumpwerke zusätzliche Möglichkeiten, die Industrie- und Energie- Die Instandsetzung der kleinen Schleusenkammern an wirtschaft aus den Kanälen mit Brauchwasser zu allen 6 Schleusen am WDK hat 2015 mit den Arbeiten versorgen und die Wasserversorgung ganzer Regionen an der Schleuse Datteln begonnen. An den Schleusen zu gewährleisten. Dadurch wird der Verbleib und die Datteln, Ahsen und Dorsten sind die Arbeiten mittler- Neuansiedlung von Industrie- und Gewerbeunterneh- weile abgeschlossen. Die Instandsetzung der verblei- men gesichert, da die vorhandenen natürlichen Gewäs- benden kleinen Schleusenkammern in Friedrichsfeld,
Aktionsplan Westdeutsche Kanäle 9 Hünxe und Flaesheim erfolgt nun in einem nächsten Instandsetzungsmaßnahmen ist mittelfristig eine Schritt und wird voraussichtlich in 2025 abgeschlossen. umfassende Grundinstandsetzung geplant. II. Erforderliche, ggf. vorgezogene Erhaltungs- und Ersatzinvestitionen zum mittelfristigen III. Ausbau (BVWP), teilweise kombiniert mit Erhalt des Wasserstraßensystems Ersatzmaßnahmen, zum langfristigen Erhalt und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit Für die Aufrechterhaltung des Wasserstraßensystems haben Grundinstandsetzungs- und Instandsetzungs- Die Kanäle im Westdeutschen Kanalnetz sind zum maßnahmen eine hohe Priorität. Aufgrund der bereits Transport von schweren Massengütern im 19. Jahrhun- geschilderten Bauwerkszustände der Anlagen im dert sowie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Westdeutschen Kanalnetz, ergeben sich zur Aufrecht- entstanden. In den vergangenen Jahren haben erhaltung des Systems Wasserstraße mittelfristig eine wirtschaftliche Veränderungen, wie z. B. der Rückgang Vielzahl an Grundinstandsetzungs- und Instandset- der Kohleförderung und der zunehmende Container- zungsmaßnahmen. In der Summe handelt es sich um umschlag, den Gütertransport auf den Wasserstraßen 60 Maßnahmen unterschiedlichster Art, die für die beeinflusst. Auch die Größe der Schiffe hat sich verän- dauerhafte Aufrechterhaltung des Betriebes und dert, so dass diese die bestehende Infrastruktur nur möglichst zügig umzusetzen sind. begrenzt nutzen können. Abgestimmt auf den Struk- turwandel und die damit einhergehenden Bedarfe in Viele Erhaltungs- und Ersatzinvestitionen können im der Wirtschaft und Industrie sollen die Wasserstraßen Rahmen der Ausbauprogramme abgebildet werden. angepasst werden. Allerdings gibt es eine hohe Anzahl von Maßnahmen, die aufgrund des Zustands der jeweiligen Anlage Dem WDKN sind 5 große Ausbauvorhaben, teilweise entweder nicht auf den Ausbau warten können, oder kombiniert mit Ersatzinvestitionsanteilen, zugehö- nicht in einem Ausbauprogramm wiederzufinden sind. rig, die sich im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) wiederfinden. Aufgrund der Historie und ihrer In der Maßnahmenliste zum Aktionsplan finden sich Abhängigkeit können diese in folgender Reihenfolge bei den Ersatzmaßnahmen vor allem Querbauwerke benannt werden: wie Brücken und Düker sowie Uferbefestigungen (Spundwände) wieder, die aufgrund ihres Alters in 1) BVWP-Projekt W52: Ausbau des Rhein-Herne- Verbindung mit dem Bauwerkszustand instandgesetzt Kanals (Östlich Gelsenkirchen) bzw. ersetzt werden müssen. Die Spundwände am RHK 2) BVWP-Projekt W48: Ausbau der Dortmund-Ems- und am WDK sind teilweise in einem schlechten Kanal Südstrecke Zustand. Deshalb wird die Sanierung der Spundwände 3) BVWP-Projekt W18: Anpassung des Dortmund- in Teilbereichen als vorgezogene Maßnahme durchge- Ems-Kanals (Nordstrecke) führt, die in 2021 geplant und ab 2022 umgesetzt 4) BVWP-Projekt W51: Ausbau des Datteln-Hamm- werden soll. Kanals (Weststrecke) 5) BVWP-Projekt W23: Ausbau des WDK bis Marl Daneben werden am Ruhrwehr in Duisburg umfang- und Ersatzneubau der „Großen Schleusen“ sowie reiche Maßnahmen stattfinden. Neben dringlichen Brückenhebung bei Ersatzneubau
10 Aktionsplan Westdeutsche Kanäle Die BVWP-Projekte sind grundsätzlich als „Baupro- Schubverband (SV, Länge = 185 m, Breite = 11,45 m) mit gramme“ zu verstehen und beinhalten oftmals eine Abladetiefen von 2,80 m ausgebaut werden. Vielzahl von Einzelmaßnahmen. Im Aktionsplan werden die wichtigsten Einzelmaßnahmen dargestellt. Die nachfolgende Abbildung 2 stellt den Sachstand zu den Ausbaumaßnahmen am RHK und Datteln-Hamm- 1) BVWP-Projekt W52: Ausbau des Rhein-Herne- Kanal (DHK), aber auch zum Stand der Grundinstand- Kanals (Östlich Gelsenkirchen) setzungen der kleinen Schleusen am WDK dar. Seit 1914 erschließt der RHK das südliche Ruhrgebiet und verbindet den Rhein mit dem Dortmund-Ems- Umsetzungsstand: Kanal (DEK). Der RHK ist die Ausweichroute für den Der Ausbau des RHK bis Gelsenkirchen ist bereits WDK. abgeschlossen. Der verbleibende Streckenausbau ist in 6 Lose unterteilt. Der RHK soll für das übergroße Großmotorgüterschiff (üGMS, Länge = 135 m, Breite = 11,45 m) und den Das Los 7 ist bereits größenteil abgeschlossen, das Los 4 befindet sich derzeit im Bau. Weiterhin ist dann in Kartographie: Fachstelle für Geodäsie und Geoinfromatik der WSV (FGeoWSV) Abbildung 2: Übersicht über die Ausbaumaßnahmen und Grundinstandsetzungen am RHK, WDK und DHK
Aktionsplan Westdeutsche Kanäle 11 zeitlicher Reihenfolge der Ausbau der Lose 6, 5, 3 und 8 In der nachfolgenden Abbildung 3 sind die 16 Lose mit vorgesehen. Bis 2030 soll der Streckenausbau im den 4 noch umzusetzenden Losen in einem Übersichts- Großteil umgesetzt sein. Durch die in 2027 stattfinden- plan dargestellt. de Internationale Gartenausstellung (IGA) in Gelsenkir- chen kann der Ausbau zum Los 3 frühestens im Anschluss an diese ab 2028 stattfinden. Die Fertigstellung der Maßnahmen ist gestaffelt bis 2031 vorgesehen. Eine maßgebliche Voraussetzung für den Start des BVWP-Projekts W23 ist der Bau der 2. Schleuse Wanne- Eickel. Mit der Fertigstellung der 2. Schleuse und dem fortschreitenden Streckenausbau kann der RHK ausreichende Kapazitäten aufnehmen, damit er auch für große Schiffseinheiten mit einer Abladetiefe von 2,80 m als vollwertige Umfahrungsstrecke des WDK zur Verfügung steht. Mit der abgeschlossenen Grundinstandsetzung der kleinen Schleusen des WDK wird die Betriebssicherheit für die Schifffahrt auch auf dem WDK während des Ersatzes der großen Schleusen gewährleistet. 2) BVWP-Projekt W48: Ausbau der Dortmund- Ems-Kanal Südstrecke Der DEK verbindet auf 265,5 km Länge das Ruhrgebiet mit der Nordsee vom Hafen Dortmund bis zum Seehafen Emden. Er ist unterteilt in die DEK-Nordstre- cke zwischen Papenburg und der Abzweigung in den Mittellandkanal bei Bergeshövede und die DEK-Süd- strecke bis Dortmund. Von der DEK-Nordstrecke liegen rd. 15 km in Nordrhein-Westfalen. Das bereits weit fortgeschrittene BVWP-Projekt W48 beinhaltet den Ausbau der Dortmund-Ems-Kanal Kartographie: Fachstelle für Geodäsie und Geoinfromatik der WSV (FGeoWSV) Südstrecke für das übergroße Großmotorgüterschiff Abbildung 3: Aktuelle Ausbauvorhaben am Dortmund-Ems- (üGMS, Länge = 135 m, Breite = 11,45 m) und den Kanal (Südstrecke) Schubverband (SV, Länge = 185 m, Breite = 11,45 m) mit Abladetiefen von 2,80.
12 Aktionsplan Westdeutsche Kanäle Umsetzungsstand Im Abschnitt der DEK-Südstrecke sind noch vier Lose umzusetzen. Es handelt sich dabei um das Los 1 zur Stadtstrecke Datteln, den beiden Losen 11 und 12 zur Stadtstrecke Münster und dem Los 13a zur Kanalüber- führung Ems. Die vorbereitenden Arbeiten zum Los 1 (DEK km 16,670 - 21,617; DHK km 0,000 – 0,720, WDK km 59,356 - 60,276) der Stadtstrecke Datteln befinden sich mit dem 1. Bauabschnitt von insgesamt 4 Bauabschnitten bereits in der Ausführung. Die Fertigstellung des kompletten Los 1 ist für 2030 geplant. Die Arbeiten zur Stadtstrecke Münster (Los 11 und Los 12) wurden mit Los 11 aufgenommen. Bereits im Vorfeld zu dieser Ausbaumaßnahme konnten alle 5 Düker sowie 2 Brücken erneuert werden. Mit der Wolbecker Straßen-Brücke befindet sich eine weitere Brücke in der Bauabwicklung. Noch in diesem Jahr sollen auch die Arbeiten an der Westfälischen Landes- Eisenbahn-Brücke, an der Pleistermühlenweg-Brücke und an der Prozessionsweg-Brücke aufgenommen Kartographie: Fachstelle Vermessungs- und Kartenwesen, GDWS - Ast. West werden. Alle Maßnahmen im Bereich der Stadtstrecke Abbildung 4: Aktuelle Ausbauvorhaben Dortmund-Ems-Kanal Münster sollen bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Nordstrecke Der Ausbauquerschnitt des Los 13 a umfasst den 3) BVWP-Projekt W18: Anpassung des Dort- Bereich der Kanalbrücke Ems von DEK km 77,825N bis mund-Ems-Kanals (Nordstrecke) 79,716N und beinhaltet noch weitere Maßnahmen wie Derzeit ist auf der DEK Nordstrecke eine Befahrbarkeit den Abbruch der Sicherheitstore in Gelmer und mit einem bis zu 2,70 m abgeladenen Europaschiff Fuestrup zur Engpassbeseitigung, den Abbruch und möglich. Das BVWP-Projekt W18 sieht den Ausbau für Neubau der Fuestruper Straßenbrücke, Nr.92 N, die bis zu 2,50 m abgeladene Großmotorgüterschiffe (GMS) Anhebung der Landesstraßenbrücke Nr. 92 Na sowie einschiffig mit Begegnungseinschränkungen vor. die Herstellung des östlichen Kanalquerschnitts von DEK km 77.850N bis 79.350N mit entsprechenden Kernelement des Projektes ist der altersbedingte landschaftspflegerischen Maßnahmen und Gestaltung Ersatzneubau der 5 Schleusen Bevergern, Rodde (beide der Ablagerungsfläche. in Nordrhein-Westfalen), Venhaus, Hesselte und Gleesen (alle drei in Niedersachsen) für die Nutzung Die Kanalüberführung Ems ist seit 2016 im Bau. Die durch GMS (110m x 11,45m) bzw. üGMS (135m x Maßnahme zugehörig zum DEK Los 13a ist in 3 Bau- 11,45m). phasen unterteilt worden, wobei die erste Bauphase Abbildung 4 zeigt eine Übersicht über die DEK-Nord- (Umfahrung) in Kürze beendet sein wird. Die letzte strecke und den etwa 29 km langen Abschnitt der fünf Bauphase wird voraussichtlich 2030 abgeschlossen Schleusen von Bevergern bis Gleesen. werden. Umsetzungsstand
Aktionsplan Westdeutsche Kanäle 13 Mit den ersten Baumaßnahmen wurde im Frühjahr Nach dem gemeinsamen doppelten Spatenstich für die 2016 am Schleusenstandort Gleesen begonnen. Der Schleusen Rodde in NRW und Venhaus in Niedersach- erste Spatenstich für die Schleuse Gleesen erfolgte im sen, durch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, November 2018 mit öffentlicher Beteiligung. Inzwi- Niedersachsens Verkehrsminister Dr. Bernd Althus- schen befindet sich der 2. Bauabschnitt mit dem Bau mann, dem Staatssekretär im NRW-Verkehrsministeri- des Schleusenbauwerks mit Brücke in der Bauausfüh- um Dr. Hendrik Schulte und dem Präsidenten der rung. Derzeit wird die Ausschreibung für den 3. Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt Prof. Bauabschnitt der Schleuse zur Anpassung der Vorhä- Dr.-Ing. Hans-Heinrich Witte im Oktober 2020, wurden fen vorbereitet. die Arbeiten des 1. Bauabschnittes aufgenommen. Spätestens in 2024 soll die Verkehrsfreigabe erfolgen. Die Gesamtmaßnahme wird voraussichtlich bis 2034 abgeschlossen sein. Abbildung 5: Gemeinsamer doppelter Spatenstich an den Schleusen Rodde und Venhaus
14 Aktionsplan Westdeutsche Kanäle 4) BVWP-Projekt W51: Ausbau des Datteln- Mit der Fertigstellung der letzten beiden Ausbaulose 3 Hamm-Kanals (Weststrecke) und 6, voraussichtlich bis 2025, wird der Ausbau der Der DHK bindet seit 1914 mit Abzweig vom DEK bei Weststrecke abgeschlossen sein. Durch die inzwischen Datteln das östliche Ruhrgebiet mit den Städten Hamm abgeklungenen bergbaubedingten Setzungsschäden und Lünen an das WDKN an. konnte der Kanal im Bereich der Bergbaulose B und E1 Die Ausbaumaßnahme soll die Befahrbarkeit des DHK abschließend hergestellt werden. zwischen Datteln und dem Hafen Hamm für 2,80 m abgeladene GMS und Schubverbände bis 185 m Länge Umsetzungsstand ermöglichen. Am DHK laufen die Ausbauarbeiten an der Weststre- In Abbildung 6 sind die Ausbaulose 1 bis 6 der West- cke. Das Los 3 (Kanal-km 11,120 bis km 14,140) und der strecke dargestellt. Daneben werden auch Lose mit westlichen Bereiche des Loses 6 (Kanal-km 33,800 bis einem Buchstaben ausgewiesen. Dabei handelt es sich km 34,696) stehen kurz vor der Bauausführung. um Streckenlose der Bergbauschadensregulierung. Die Maßnahmen der Bergbauschadensregulierung dienen Das Streckenlos D1 der Bergbauschadensregulierung dem Ausgleich von Senkungen, die durch den Abbau- soll von 2023 bis 2025 umgesetzt werden. Grundsätz- betrieb ehemaliger Bergwerke entstanden sind. Die lich ist in diesem Bereich der Ausbau bereits erfolgt. Senkungen betragen in Teilbereichen bis zu 7 m. Abbildung 6: Aktuelle Ausbauvorhaben am Datteln-Hamm-Kanal (Stand: 07/2020)
Aktionsplan Westdeutsche Kanäle 15 Das BVWP Projekt „Ausbau des DHK (Oststrecke)“ ist in Maßnahmen im Kontext zum Ersatz der über 90 Jahre den „Vordringlichen Bedarf“ des Bedarfsplans für die alten Schleusenbauwerke liegen. Bundeswasserstraßen eingestuft. Der Projektstart steht derzeit noch aus. Es zeichnen sich größere Veränderun- Zur Sicherstellung eines reibungslosen Schiffsverkehrs gen bei den Verkehren ab. Diesbezügliche Untersu- auf der Ost-West-Achse des WDKN während der mit chungen zur Bedarfsplanüberprüfung (BPÜ) des BVWP dem WDK-Projekt verbundenen späteren Baumaßnah- werden voraussichtlich im Jahr 2023 abgeschlossen. men, bedarf es neben dem Neubau der zweiten Schleusenkammer in Wanne-Eickel am RHK („Bypass- funktion“) der vorherigen Maßnahme „Grundinstand- 5) BVWP-Projekt W23: „Ausbau des WDK bis setzung der Kleinen Schleusen am WDK“. Marl und Ersatzneubau der „Großen Schleu- sen“ sowie Brückenhebung bei Ersatzneubau“ Umsetzungstand: Derzeit ist auf dem WDK eine Befahrbarkeit mit 2,80 m Derzeit finden die Grundlagenermittlung und Vorun- abgeladenen übergroßen Großmotorgüterschiffen tersuchungen zur Konkretisierung der erforderlichen bzw. Schubverbänden möglich. Mit dem Ausbau des Baumaßnahmen statt. WDK bis Marl für das 3,40 m abgeladene GMS und mit dem Ersatz der 6 Schleusen soll die mögliche Auslas- tung der Fahrzeuge bis Marl erhöht sowie die Leis- B. Begleitende Maßnahmen tungsfähigkeit des Kanals gesteigert werden. Außer- dem soll durch die Herstellung größerer Standardisierte Prozesse und Bauweisen Brückendurchfahrtshöhen, auf das Mindestmaß von Das Bundesministerium für Verkehr und digitale 5,25 m, eine wesentliche Voraussetzung für einen Infrastruktur führte 2016 einheitliche Standards für durchgehend uneingeschränkten Verkehr von geeignete Objekte (Anlagen, Bauwerksteile, Anlagen- zweilagigen Containerschiffen geschaffen werden. zubehörteile, Automatisierung und Fahrzeuge) im Zuständigkeitsbereich der WSV ein. Ziel ist die Be- Im Rahmen des BVWP wurde das Projekt in die schleunigung von Planungsprozessen, die Verbesse- Dringlichkeitsstufe „Vordringlicher Bedarf – Engpass- rung der Qualität sowie die Reduzierung von Bau- und beseitigung (VB-E)“ eingestuft und auch in den Bedarfs- Beschaffungskosten. plan des Wasserstraßenausbaugesetzes aufgenommen und damit der Bedarf für den Ausbau des WDK per Darüber hinaus kann bei einer entsprechenden Gesetz festgestellt. Mit Aufnahme in das Maßnahmen- Ersatzteilbevorratung flexibel auf den Ausfall von gesetzvorbereitungsgesetz sind nun die Weichen dafür Anlagen(-teilen) reagiert werden. Dadurch werden gestellt worden, dass das entsprechende Baurecht für Sperrzeiten reduziert. Durch Gleichteilekonzepte das Projekt auch durch ein Maßnahmengesetz, anstatt sollen die Aufwände bei Planung, Bau und Unterhal- durch einen Planfeststellungsbeschluss, geschaffen tung reduziert werden. werden kann. Diese Standardisierung wird auch bei den Maßnahmen Mit dem Bundeshaushalt 2020 wurden der WSV für das des Aktionsplans genutzt. WDK-Projekt Stellen in einem solchen Umfang zugewiesen, dass der Aufbau einer entsprechenden Planen und Bauen – Modell Projektorganisation erfolgen konnte. Der Fokus bei Die WSV hat insbesondere vor dem Hintergrund des den Planungen wird im Sinne einer nachhaltigen schnelleren Abwickelns von Bauverträgen mit der Betriebssicherheit des WDK insbesondere auf den Rijkswaterstaat (RWS) einen Kooperationsvertrag
16 Aktionsplan Westdeutsche Kanäle geschlossen. RWS ist eine ausführende Behörde des Derzeit erarbeitet und erprobt die WSV einheitliche niederländischen Ministeriums für Infrastruktur und Grundlagen für die Einführung dieser neu-en Pla- Umwelt, die mit dem Bau und Unterhalt von Straßen nungsmethodik. In Pilotprojekten konnte sie erhebli- und Wasserwegen beauftragt ist. ches Know-how in diesem Fachgebiet aufbauen und ist jetzt schon, sowohl auf nationaler, als auch auf interna- Die RWS verfügt über umfangreiche und gute Erfah- tionaler Ebene Multiplikator und gefragte Expertin in rungen zu Projekten des „Planen und Bauen“ (PB). Sachen BIM. BIM soll bei den Projekten im Westdeut- Neben zeitlichen Einsparungen, insbesondere in der schen Kanalnetz zur Beschleunigung beim Planen und Planungsphase, verspricht sich die WSV auch Vorteile Bauen angewendet werden. in Hinsicht auf Nachträge, da die Leistungsphasen für die Planung und die Ausschreibung durch den Unter- Reduzierung von Sperrzeiten nehmer selbst abgedeckt werden. Sperrzeiten sind im Rahmen der erforderlichen Maßnahmen nicht zu vermeiden, da Bauen im Bestand Als erstes soll im WDKN ein Spundwandsanierungspro- nicht ohne Behinderungen möglich ist. Um diese zu gramm mit dieser Methodik umgesetzt werden. Mit minimieren, werden störungsrelevante Bauaktivitäten entsprechendem Erfahrungsaufbau ist eine Übernahme im Mehrschichtbetrieb ausgeschrieben, sofern der des Systems für weitere, geeignete Projekte angedacht. entsprechende Markt gegeben ist. Damit soll die erforderliche Störzeit auf das absolut notwendige Digitales Planen, Bauen und Betreiben mit BIM Minimum reduziert werden. Die Abkürzung BIM steht für Building Information Modeling. Dahinter verbirgt sich eine Arbeitsmethode, Längere Sperrzeiten sollen zudem vermieden werden, in deren Mittelpunkt das digitale, dreidimensionale indem man die erforderlichen Baumaßnahmen, soweit Abbilden eines Bauwerks bzw. seiner Elemente mit den es möglich ist, vom Anlagenbetrieb abkoppelt. jeweiligen physischen und funktionalen Eigenschaften steht. Darüber hinaus ist sicherzustellen, dass ausreichend Projektbeteilige unterschiedlicher Fachdisziplinen auf Alternativen zur Aufrechterhaltung der Schifffahrt Auftraggeber – wie auf Auftragnehmerseite arbeiten sichergestellt werden. gemeinsam an diesem digitalen Modell. Durch das Störungen sollen transparent und rechtzeitig kommu- gemeinsame Modellieren können Planungs- und niziert werden. Ausführungsvarianten im laufenden Prozess schneller aufeinander abgestimmt und optimiert werden. Steuerung mittels MPM Um zu einem digitalen, WSV-weit vernetzten Projekt- Da die am Projekt beteiligten Fachplanungsdisziplinen management zu kommen, baut die GDWS sukzessive unterschiedliche Aspekte der Planungsaufgabe ein datengestütztes Informationssystem in definierten ausarbeiten, kann es zu Funktions- oder Planungsdefi- Multiprojekt-Management-Gebieten (MPM-Gebieten) ziten kommen, die aber spätestens beim Zusammen- auf. Für einen aktuellen, transparenten und umfas- führen der Ergebnisse erkannt und behoben werden senden Überblick werden die projektrelevanten können. Informationen vor Ort standardisiert eingegeben und So kann das BIM erheblich zur Beschleunigung beim vierteljährlich aktualisiert. Planen und Bauen von Großprojekten beitragen. Im Rahmen der von Bund und Wirtschaft initiierten Aus dem System können, je nach Fragestellung, flexible Digitalisierungsoffensive hat es daher einen besonders Auswertungen der für das Management erforderlichen hohen Stellenwert. Kennzahlen und Reports erstellt werden. Dabei liefert
Aktionsplan Westdeutsche Kanäle 17 das System über alle Regionen Informationen im stets C. Kommunikation gleichen Format, so dass sie vergleichbar sind. Liegen die Projektinformationen im Überblick vor, lassen sich Projektbeirat „Niederrhein und westdeutsches daraus Abhängigkeiten zwischen den Projekten Kanalnetz in NRW“ verschiedener Dienststellen erkennen. Einzelprojekte Für die Kommunikation mit dem Land NRW wurde im können besser aufeinander abgestimmt, finanzielle Juni 2020 der Projektbeirat „Niederrhein und west- und personelle Ressourcen transparent und nachvoll- deutsches Kanalnetz in NRW“ gegründet. ziehbar dargelegt werden. Die Erfahrungen aus den Einzelprojekten stehen für alle Folgeprojekte zur Der Projektbeirat soll die Planungen der WSV des effizienteren Abwicklung zur Verfügung. Bundes begleiten und im Sinne eines reibungslosen Projektfortschrittes unterstützen. Weiterhin sollen Eine bedarfs- und sachgerechte Steuerung von Maß- Abstimmungsprozesse in den Landesverwaltungen nahmen verbessert nicht nur das Zusammenwirken optimiert, Zwischenergebnisse diskutiert sowie von WSV-Dienststellen, sondern wird letztlich auch Vorschläge eingebracht werden. Der Projektbeirat soll den Forderungen nach Kostenwahrheit, Kostentrans- die parlamentarische und öffentliche Kommunikation parenz, Effizienz und Termintreue bei Projekten im unterstützen. Infrastrukturbau gerecht. Der Projektbeirat besteht aus Mitgliedern der Wasser- Das Informationssystem Multiprojektmanagement straßen- und Schifffahrtsverwaltung, des Ministeriums wurde prototypisch für das MPM-Gebiet Neckar für Verkehr, des Ministeriums für Umwelt, Landwirt- entwickelt. Es befindet sich seit Januar 2020 im schaft, Natur- und Verbraucherschutz sowie des Testbetrieb. Im Gebiet Westdeutsche Kanäle wird das Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisie- Informationssystem zurzeit aufgebaut. Ab 2022 soll es rung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. zusammen mit einem einheitlichen Projektmanage- ment WSV-weit eingeführt werden. Stakeholder-Beirat zum BVWP-Projekt W23 (Ausbau des WDK bis Marl und Ersatzneubau der Nachwuchsplanung/Fachkräftegewinnung „Großen Schleusen“ sowie Brückenhebung bei Fachkräftegewinnung und Nachwuchsplanung sind Ersatzneubau) für die gesamte WSV von essenzieller Bedeutung. Aus Mit den Vertretern aus den Bereichen Schifffahrt und diesem Grund wird schon seit Jahren ein mehrstufiges, Wirtschaft führt die WSV fortan regelmäßig Konsulta- auf den Personalbedarf in der WSV abgestimmtes tionsgespräche mit dem Ziel einer bedarfsgerechten Programm aufgelegt, um Fachkräfte sowohl aus dem Planung sowie zügigen Umsetzung des WDK-Ausbaus handwerklich-gewerblichen Bereich, insbesondere durch. aber aus dem Ingenieursbereich zu gewinnen und In den Konsultationsgesprächen sollen Informationen durch eigene wissenschaftliche Ausbildungsaktivitä- zum Projektsachstand gegenüber den Stakeholdern ten selbst zu generieren. kommuniziert werden. Es sollen Bedarfe und Eingaben der Stakeholder abgefragt und wenn möglich in die Die WSV hat die Fachkräftegewinnung offensiv durch Projektplanungen einbezogen werden. Außerdem soll verschiedene Kooperationen mit Hochschulen und es einen Austausch zu aktuellen Themen zum Projekt Universitäten (Hochschule Koblenz, Hochschule geben, die Möglichkeiten einer Projektbeschleunigung Bochum, Helmut-Schmidt-Universität) umgesetzt, um sollen ausgelotet werden und ggf. gemeinsame neben den normalen Personalgewinnungsmaßnah- Veranstaltungen mit Unterstützung der Stakeholder men am Arbeitsmarkt den Prozess der Nachwuchsge- geplant werden. winnung selbst zu steuern.
18 Aktionsplan Westdeutsche Kanäle 4. Aktionsplan Westdeutsche Kanäle Nordrhein- Westfalen Datenstand: 18. Mai 2021
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Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt Am Propsthof 51 53121 Bonn gdws@wsv.bund.de www.wsv.de Stand: Juli 2021 Satz und Druck Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes kostenlos herausgegeben. Sie darf nicht zur Wahlwerbung verwendet werden.
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