AKTUELL 01/20STÄDTETAG - AUSGABE 1 | 2021 - Deutscher Städtetag

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AKTUELL 01/20STÄDTETAG - AUSGABE 1 | 2021 - Deutscher Städtetag
AUSGABE 1 | 2021
01/20

STÄDTETAG
AKTUELL

Inhalt             IM BLICKPUNKT                       Digitalisierungsstrategie von
                                                       Frankfurt am Main
                   Städtetag zur Lockdown-
                   Verlängerung                        Emissionsfreier Liefererverkehr in
                                                       Dortmund
                   Sorge wegen kommunaler Finanz-
                   lage                                Hilfe für Clubszene in Bremen

                   Mehr Tempo beim Impfen
                                                       FORUM
                   Ganztagsbetreuung an Grundschulen
                                                       Nachbarschaftspreis für Welcome-
                   Baugesetzbuch-Novelle: Interview    Treff in Halle/Saale
                   mit Staatssekretärin Bohle

                                                       FACHINFORMATIONEN
                   AUS DEN STÄDTEN

                   Städte gedenken der Corona-Toten    PERSONALIEN
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                    Städtetag unterstützt Beschlüsse von Bund und
                    Ländern zur Lockdown-Verlängerung

                    Der Deutsche Städtetag hält die Verlän-      „Und er wird jetzt auch länger dauern. Doch
                    gerung des Lockdowns bis Mitte Februar       wir haben nur dann eine Chance, das Virus
                    und die zusätzlichen Maßnahmen in der        zu besiegen, wenn wir die zu hohen Infek-
                    Corona-Krise für nötig. Städtetagspräsi-     tionszahlen weiter nach unten drücken und
                    dent Burkhard Jung sagte der Deutschen       die Gefahr durch die Mutationen ernst genug
                    Presse-Agentur:                              nehmen.“
                                                                 Deshalb seien die zusätzlichen Maßnahmen
                    „Lockerungs- und Öffnungsdiskussionen        nachvollziehbar und nötig. Jung nannte als
                    würden den Menschen zum jetzigen Zeit-       Beispiele mehr Homeoffice, weniger Kontak-
                    punkt falsche Hoffnung geben. Wir brauchen   te auf der Arbeit und im öffentlichen Nah-
                    jetzt noch einmal eine große gemeinsa-       verkehr und einen besseren Schutz durch
                    me Kraftanstrengung im Kampf gegen die       wirksamere Masken im Nahverkehr und beim
                    Pandemie, um die Welle der Infektionen zu    Einkaufen. Darauf hatten sich Bund und
                    brechen.“                                    Länder am Dienstag verständigt.

                    Der Corona-Winter sei härter geworden als    Der Leipziger Oberbürgermeister sagte wei-
                    viele im Herbst gedacht hätten.              ter: „Trotzdem hoffen die Menschen natürlich
                                                                 nicht nur auf die Impfungen, sondern auch
                                                                 auf einen Lichtblick für die Zeit nach dem
                                                                 Lockdown. Deshalb begrüßen wir, dass Bund
                                                                 und Länder ein Konzept für eine Öffnungs-
                                                                 strategie erarbeiten wollen.“

    IM BLICKPUNKT
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Maskenlieferung aus Leipzig in die Partnerstadt Krakau.
Foto: Stadt Leipzig/sf

Flächendeckende Impfungen seien ein
wichtiger Schlüssel, um den Menschen eine                   Städtetag: Debatte über
Perspektive zu eröffnen. „Die kommuna-                      Impfpflicht kommt zu früh
len Impfzentren sind gut vorbereitet und
könnten rasch sehr viele Menschen impfen.
Wir gehen davon aus, dass täglich im ge-                    Die Diskussion über eine Impfpflicht
samten Bundesgebiet eine Größenordnung                      für bestimmte Berufsgruppen, wie
von schätzungsweise 250.000 Impfungen                       sie der bayerische Ministerpräsident
möglich wäre. Das Tempo wird derzeit aller-                 Markus Söder (CSU) Anfang Januar
dings stark gedrosselt durch die geringen                   angestoßen hat, kommt aus Sicht von
                                                            Städtetags-Hauptgeschäftsführer,
Impfstoffmengen, die wir bekommen.“ Der
                                                            Helmut Dedy, zu früh. Dedy sagte im
Lieferengpass bei Pfizer/Biontech bringe die
                                                            SWR Tagesgespräch, etwa in Pfle-
Planung vor Ort durcheinander und mache                     geeinrichtungen gebe es zwar eine
Terminvergaben schwierig.                                   ausgeprägte Impfzurückhaltung. Zum
                                                            jetzigen Zeitpunkt müsse man aber
Damit sich in den Bussen und Bahnen und                     vielmehr Überzeugungsarbeit leisten.
am Arbeitsplatz weniger Menschen befin-                     „Und jetzt zu sagen, wir können euch
den, bemühe man sich in den Städten, den                    nicht überzeugen, also zwingen wir
Nahverkehr so häufig wie möglich fahren zu                  euch – das kommt mir ein bisschen
lassen, so Jung.                                            früh. Ich fürchte, dass die Geschichte
                                                            auch nach hinten losgehen kann“,
                                                            sagte Dedy. Der Hauptgeschäftsfüh-
„Wir appellieren aber auch                                  rer forderte Arbeitgeber und Klinik-
                                                            betreiber auf, die Mitarbeiter von der
an die Arbeitgeber, mehr                                    Wichtigkeit von Impfungen zu über-

Arbeit im Homeoffice möglich
                                                            zeugen.

zu machen oder flexible
Arbeitszeiten anzubieten.“
                                                                 TITELFOTO
Oberbürgermeister
Burkhard Jung
Präsident des Deutschen                                     Wochenmarkt auf dem Domplatz
Städtetages                                                 in Münster

„Es ist ein guter Schritt, dass Unternehmen                 Wer genau hinschaut, erkennt die
ihren Beschäftigten Homeoffice jetzt ermög-                 dichtgedrängten Stände. Das Winter-
lichen müssen, sofern die Tätigkeiten das zu-               foto der Altstadt von oben stammt
lassen. Da muss mehr geschehen als bisher,                  noch aus Vor-Corona-Zeiten. Wenn
um stärker Kontakte zu reduzieren.“                         Impfkampagne und Corona-Regeln
                                                            erfolgreich helfen gegen die Pande-
                                                            mie, wird es dort in einem der kom-
Jung sagte, die Städte als Arbeitgeber woll-
                                                            menden Winter vielleicht mal wieder
ten mit gutem Beispiel vorangehen und den                   so aussehen.
städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
tern mehr Homeoffice ermöglichen.                           (Foto: Presseamt Münster, Bernhard Fischer)

Mit freundlicher Genehmigung der dpa Deutsche
Presse-Agentur GmbH, Hamburg, www.dpa.de

                                                          STÄDTETAG AKTUELL — AUSGABE 1 | 2021
AKTUELL 01/20STÄDTETAG - AUSGABE 1 | 2021 - Deutscher Städtetag
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        Städte in Sorge
        wegen kommunaler Finanzlage

        Der Deutsche Städtetag warnt vor Finan-          Turnhallen und weitere Infrastruktur. Inves-
        zierungslücken in den Kommunen und               titionen, die für die Menschen vor Ort wichtig
        hofft auf eine weitere Entlastung durch          sind, aber auch für eine schnelle Erholung
        Bund und Länder.                                 der Konjunktur nach Ende des Lockdowns.“

        „Wir appellieren deshalb dringend an Bund        Eine nichtrepräsentative Umfrage des
        und Länder, ihre gute Entscheidung aus           Städtetags in 52 Kommunen aus allen Teilen
        2020 zu erneuern: Wir brauchen auch 2021         Deutschlands liefert Hinweise auf eine er-
        und 2022 einen Ausgleich der Gewerbesteu-        hebliche Finanzierungslücke. In den beteilig-
        erverluste der Kommunen“, sagte der Präsi-       ten Städten brechen demnach 2021 voraus-
        dent des Städtetags und Leipziger Oberbür-       sichtlich je Einwohner 365 Euro Einnahmen
        germeister, Burkhard Jung, der Deutschen         im Vergleich zum Jahr 2019 weg, also der Zeit
        Presse-Agentur. Im neuen Jahr werde das          vor der Corona-Pandemie. Die an der Umfra-
        Aufkommen der Gewerbesteuer bundes-              ge beteiligten Städte berichteten von einem
        weit um etwa 6,6 Milliarden Euro geringer        Finanzloch von 6,4 Prozent ihres Haushalts-
        ausfallen als ursprünglich erwartet. Jung        volumens für das Jahr 2021. Mehr als die
        verwies auf die jüngste Prognose des Sta-        Hälfte dieser Städte müssen nach Angaben
        bilitätsrats, der für die Kommunen für 2021      des Städtetags ihre klammen Haushalte bei
        ein Defizit von 7,5 Milliarden Euro erwartet.    den Aufsichtsbehörden zur Genehmigung
        In den kommenden vier Jahren zusammen-           einreichen, ein Viertel ist wegen besonders
        genommen drohen demnach sogar Defizite           großer Haushaltsnot zu einem Haushaltssi-
        für die Kommunen in Höhe von 35 Milliarden       cherungskonzept gezwungen. „Damit einher
        Euro. Der Stabilitätsrat ist ein Gremium von     geht praktisch immer auch ein Abbau von
        Bund und Ländern, das die Haushalte beider       Dienstleistungen der Stadt für ihre Bürgerin-
        Seiten überwacht.                                nen und Bürger“, warnte Jung. „Wir müssen
                                                         verhindern, dass in vielen Städten der Rot-
                                                         stift regiert und die Handlungsfähigkeit vieler
        Erhebliche Finanzierungslücke                    Kommunen bei den Ausgaben und Investitio-
                                                         nen massiv eingeschränkt wird.“
        „Im zu Ende gehenden Jahr sind wir mit
        unseren Haushalten in den Städten noch mal       Mit freundlicher Genehmigung der dpa Deutsche
                                                         Presse-Agentur GmbH, Hamburg, www.dpa.de
        mit einem blauen Auge davongekommen“,
        sagte Jung. „Die Gewerbesteuer ist massiv
        eingebrochen. Aber wir konnten dennoch
        investieren, dank einer beherzten Unter-
        stützung von Bund und Ländern.“ Für die
        kommenden beiden Jahre gebe es hingegen                                „Städte müssen weiter investieren
        noch keine gemeinsame Strategie, um die                                können“
        kommunalen Investitionen zu sichern. Die Ge-                           „Ein Signal von Bund und Ländern,
        werbesteuer ist die wichtigste Einnahmequel-                           wir lassen euch nicht im Regen ste-
        le der Kommunen. Um die coronabedingten                                hen“, forderte Helmut Dedy, Hauptge-
        Einbrüche auszugleichen, springt der Bund im                           schäftsführer des Deutschen Städ-
        laufenden Jahr mit 6,1 Milliarden Euro ein und                         tetages Anfang Januar im Interview
                                                                               der Woche im Deutschlandfunk zu
        für die Länder mit 4,8 Milliarden Euro. Jung
                                                                               erwarteten Gewerbesteuer-Einbußen,
        warnte, eine schwindende Investitionskraft
                                                                               Corona-Impfungen, dem Verkehr,
        der Kommunen gefährde den Aufschwung                                   dem Handel und den Innenstädten.
        im gesamten Land. „Das gefährdet städti-
        sche Investitionen etwa in Kitas, Schulen,                                https://t1p.de/DLF-Interview

    IM BLICKPUNKT
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Städtetag fordert
mehr Tempo beim Impfen

Der Deutsche Städtetag hat Bund und
Länder zu mehr Tempo bei den Corona-
Impfungen aufgefordert. Städtetagspräsi-
dent Burkhard Jung sagte der Deutschen
Presse-Agentur:

„Derzeit impfen überwiegend mobile Teams
in Pflege- und Altenheimen. Das ist wichtig.
Dadurch stehen aber die Impfzentren über-
wiegend leer. Hier muss die Impfkampagne
zügig an Fahrt gewinnen.“ Die Menschen
setzten große Hoffnungen in rasche flächen-
deckende Impfungen. „Diese dürfen nicht
enttäuscht werden.“

An der Impfstrategie hatte es zuletzt große
Kritik wegen bisher knapper Impfstoffmen-
gen gegeben. Der Leipziger Oberbürgermeis- Oberbürgermeister Burkhard Jung bei der Eröffnung des Impfzentrums
ter sagte: „Die kommunalen Impfzentren         auf der Neuen Messe Leipzig am 8.12.2020. Foto: Lutz Zimmermann
stehen bereit, in großem Umfang und rasch
zu impfen. Pro Tag könnten dort bundesweit
einige hunderttausend Menschen geimpft         Menschen in den medizinischen und Pflege-
werden. Aber wir können erst richtig durch-    berufen, sich impfen zu lassen.“
starten, wenn mehr Impfstoff vor Ort an-
kommt.“                                        Der Städtetagspräsident forderte außerdem
                                               Bund und Länder auf, die Verabredungen
Jung sagte, dass bald zwei Hersteller in       der Beratungen vom vergangenen Dienstag
großem Umfang liefern werden, stimme ihn       rasch und konsequent umzusetzen. „Jetzt
zuversichtlich. „Vor allem muss klar sein,     ist nicht der Zeitpunkt für Lockerungs- und
wann wieviel Impfstoff wo genau ankommt.       Öffnungsdiskussionen. Es geht jetzt darum,
Nur wenn alle Beteiligten gut informiert sind, endlich die Welle zu brechen.“
können wir einen guten Job machen. Beson-
ders wichtig ist uns in den Städten, dass von Auch die Bundesregierung hatte am Freitag
den Ländern klar kommuniziert wird, welche dazu aufgerufen, die mit den Bundesländern
Personengruppen ab wann geimpft werden         gemeinsam getroffene Beschlüsse zur Ver-
können. Es muss nachvollziehbar sein, wer      schärfung und Verlängerung des Lockdowns
als nächster an der Reihe ist.“                auch umzusetzen. Entgegen der Beschlüsse
                                               sollen aber in einigen Ländern doch Schulen
Wichtig sei auch, mit der laufenden Kampa-     etwa für Abschlussklassen früher wieder
gne die Menschen aufzuklären und für eine      öffnen.
Impfung zu werben, um möglichst viele Men-
                                               Mit freundlicher Genehmigung der dpa Deutsche
schen für eine Impfung zu gewinnen. „Das       Presse-Agentur GmbH, Hamburg, www.dpa.de
gilt vor allem für das Personal in Pflegeein-
richtungen und in Krankenhäusern. Es fällt
schwer zu sehen, dass hier die Impfbereit-
schaft des Personals nicht höher ausgeprägt
ist als im Durchschnitt der Bevölkerung“,
so Jung. „Ich bitte daher ausdrücklich die

                                                                   STÄDTETAG AKTUELL — AUSGABE 1 | 2021
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                    Zur Novelle des Baugesetzbuches – Interview mit
                    Staatssekretärin für Bau und Heimat Anne Katrin Bohle

                    Die von der Bundesregierung eingesetzte          den Festsetzungen des Bebauungsplans be-
                    Expertenkommission „Nachhaltige Bau-             freit werden, wenn dies die Wohnbedürfnisse
                    landmobilisierung und Bodenpolitik“ (Bau-        erforderlich machen. Mit diesen und weite-
                    landkommission) hat bereits im Juli 2019         ren Änderungen stärken wir den Wohnungs-
                    Handlungsempfehlungen zur nachhaltigen           bau insgesamt. Das ist ein wichtiges Signal
                    Baulandmobilisierung und Bodenpolitik vor-       an die Kommunen.
                    gelegt. Einen Schwerpunkt der Empfehlun-
                    gen bildeten Änderungsvorschläge zum Bau-        Nach wie vor ungelöst ist die Konfliktlage
                    gesetzbuch – diese wichtige Weichenstellung      zwischen Bauplanungsrecht und Immis-
                    wurde allerdings noch nicht umgesetzt.           sionsschutzrecht bei an Gewerbe heran-
                                                                     rückender Wohnbebauung. Hier hat die
                                                                     Baulandkommission eine Experimentier-
                    Was sind aus Ihrer Sicht für die Städ-           klausel empfohlen. Wird das BMI sich jetzt
                    te die zentralen Errungenschaften des            dafür einsetzen?
                    Regierungsentwurfs zum Baulandmobili-
                    sierungsgesetz, so wie er ins parlamentari-      Wir haben weiterhin die umfangreiche Um-
                    sche Verfahren eingebracht wurde?                setzung des Koalitionsvertrages sowie der
                                                                     Ergebnisse der Baulandkommission zum Ziel.
                    Der Bedarf an zusätzlichen Wohnungen und         Vor diesem Hintergrund hat das BMI auch
                    bezahlbarem Wohnraum ist immer noch              die Einsetzung einer gemeinsamen Arbeits-
                    groß. Wir gehen trotz der Folgen der Corona-     gruppe von Bauministerkonferenz (BMK) und
                    Pandemie für die Städte weiter davon aus,        Umweltministerkonferenz (UMK) zu „Ziel-
                    dass dort, wo gebaut werden kann, mehr ge-       konflikten zwischen Innenentwicklung und
                    baut werden muss. Hier soll die BauGB-No-        Immissionsschutz“ unterstützt.
                    velle den Kommunen unter die Arme greifen.
                    Sie unterstützt sie bei der Bereitstellung von Der Ende September 2020 finalisierte Ab-
                    dringend benötigtem Bauland. Neu ist dabei,    schlussbericht der Arbeitsgruppe enthält
                    dass die Berücksichtigung der Wohnbedürf-      nun einen Vorschlag für die Umsetzung einer
                    nisse der Bevölkerung explizit in Kernvor-     Experimentierklausel für heranrückende
                    schriften der städtebaulichen Instrumente      Wohnbebauung durch eine Neuregelung
                    verankert wurde. Das ist eine große Errun-     innerhalb der TA Lärm. Nach Beschlussfas-
                    genschaft. So soll der Wohnbedarf in der       sung der UMK wird sich nun noch die BMK
                    Gemeinde die Ausübung des gemeindlichen        mit dem Abschlussbericht befassen. Sobald
                    Vorkaufsrechts als Allgemeinwohlgrund          auch ein Votum der BMK vorliegt, wird das
                    stärker als bisher rechtfertigen dürfen.       Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz
                                                                   und nukleare Sicherheit (BMU) die für eine
                    An den Änderungsvorschlägen zum Vor-           Neuregelung erforderlichen weiteren Prüf-
                    kaufsrecht lässt sich auch der Fokus auf die   und Verfahrensschritte als für die TA Lärm
                    Stärkung der Innenentwicklung ablesen: Auch federführendes Ressort einleiten. An diesem
                    diese soll als rechtfertigender Allgemeinwohl- Prozess wird sich das BMI beteiligen.
                    grund bei der Ausübung des Vorkaufsrechts
                    gelten. Zudem soll die Zugriffsmöglichkeit     Wie können Bundes-, Landes- und kommu-
                    der Gemeinden auf Problem­immobilien oder      nale Politik aus Ihrer Sicht der andauern-
                    geringfügig bebaute und brachliegende          den Asymmetrie zwischen Leerstand und
                    Grundstücke in Gebieten mit angespannten       überhitzter Nachfrage von Wohnungen
                    Wohnungsmärkten gestärkt werden. Andere besser Rechnung tragen?
                    Regelungsvorschläge zielen auf eine Verfah-
                    rensbeschleunigung beim Wohnungsbau: Die Städte und ländlicher Raum sind mit ganz
                    Gemeinden sollen in bestimmten Fällen von      unterschiedlichen Ausgangslagen und

    IM BLICKPUNKT
AKTUELL 01/20STÄDTETAG - AUSGABE 1 | 2021 - Deutscher Städtetag
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             Foto: BMI
                                                             „Eine Stadt-Umland-
                                                             Kooperation kann dabei helfen,
                                                             Ballungszentren zu ent-
                                                             lasten und den Wegzug aus
                                                             umliegenden Regionen zu
                                                             begrenzen.“
                                                              Anne Katrin Bohle
                                                              Baustaatssekretärin im
                                                              Bundesministerium des Innern

Herausforderungen konfrontiert. Wir gehen      Warum sorgt die geplante Regelung, für
die Herausforderung dabei ganzheitlich an      die Umwandlung von Miet- in Eigentums-
und haben zum Beispiel mit der Etablierung     wohnungen eine „Umwandlungsbremse“
der Heimatpolitik ein ganzes Politikfeld zur   einzuziehen, für so viel Ärger und Hin und
Förderung des ländlichen Raumes geschaf-       Her bei dem Gesetzentwurf?
fen, das gerade der Entzerrung der von Ihnen
genannten Asymmetrien zwischen Stadt           Die Bundesregierung hat mit der vorliegen-
und Land dient. Der Bund gibt auch den         den Regelung einen maßvollen Ausgleich
Kommunen wirkungsvolle Instrumente an die      zwischen den Interessen der Mieter und der
Hand. Eine Optimierung dieses Werkzeug-        Vermieter geschaffen.
kastens hat das BMI mit dem Entwurf des
Baulandmobilisierungsgesetzes auf den Weg   Die Befürchtungen, dass der Regelungs-
gebracht.                                   vorschlag flächendeckende Verbote mit nur
                                            wenigen Ausnahmen schafft und zudem
Darüber hinaus sollten Wohnungsmarktthe- im Widerspruch mit der Unterstützung von
men noch stärker in regionaler Zusammenar- Eigentumsbildung steht, sind unbegründet.
beit behandelt und weiterentwickelt werden. Es geht bei der vorliegenden Regelung allein
Unterschiedliche Ansätze und gute Beispiele um einen Genehmigungsvorbehalt zum
dazu gibt es in den Regionen Hannover,      Schutz von Mietern und dieser Mieterschutz
Münster, Freiburg i.Br. oder München.       steht nicht per se im Widerspruch mit der
                                            Unterstützung von Eigentumsbildung.
Am Ende sind Länder und Kommunen ge-
fragt, durch Bauplanung erforderliche       Die Interessen von Grundstückseigentümern
Weichen zu stellen. Der Bund unterstützt    werden unter anderem im Rahmen der Prü-
zudem im Rahmen der Städtebauförderung. fung der wirtschaftlichen Zumutbarkeit und
Mit ihrer Weiterentwicklung in 2020 wer-    des Familienschutzes angemessen berück-
den die aktuellen städtebauliche Heraus-    sichtigt. Die Regelung ist zudem in Anleh-
forderungen angesprochen, wie der Erhalt    nung an die Regelung zur Mietpreisbremse
lebendiger Zentren, Sozialer Zusammenhalt, bis Ende 2025 befristet. Neben der zeitlichen
Brachflächenentwicklung und struktur-       Begrenzung gibt es auch eine Räumliche: Sie
schwache Regionen. Dabei ist die Stärkung   soll nur in Gebieten mit Wohnraummangel
interkommunaler Zusammenarbeit hervor-      Anwendung finden. Es handelt sich um eine
zuheben. So kann eine Stadt-Umland-Ko-      Kann-Bestimmung, über deren Anwendung
operation dabei helfen, Ballungszentren zu  die Länder entscheiden, die auch die Ge-
entlasten und den Wegzug aus umliegenden biete mit Wohnraummangel ausweisen. Was
Regionen zu begrenzen. Sie sind daher mit   wir hier vorgelegt haben, ist also mitnichten
einem Förderbonus versehen und können in ein pauschales Umwandlungsverbot, wie
allen Programmen der Städtebauförderung     manche beklagen, sondern vielmehr nur eine
unterstützt werden.                         ausgewogene Umwandlungsregelung.

                                                               STÄDTETAG AKTUELL — AUSGABE 1 | 2021
AKTUELL 01/20STÄDTETAG - AUSGABE 1 | 2021 - Deutscher Städtetag
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                        Städtetag fordert weitere Hilfen für
                        Ganztagsbetreuung an Grundschulen

                        Die Städte pochen darauf, dass Bund und                Es darf nicht passieren, dass Bund und Län-
                        Länder den geplanten Rechtsanspruch auf                der über die Köpfe der Kommunen hinweg ei-
                        Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder                 nen Rechtsanspruch beschließen, der nicht
                        „ordentlich finanzieren“ und nicht über ihre           durchfinanziert ist, den wir aber dann in der
                        Köpfe hinweg beschließen. Der Hauptge-                 Praxis umsetzen sollen. Außerdem brauchen
                        schäftsführer des Deutschen Städtetages,               wir eine Ausbildungsoffensive, damit es
                        Helmut Dedy, sagte dazu Anfang Januar                  überhaupt genug pädagogisches Personal
                        der Funke Mediengruppe:                                für die Betreuung und Förderung der Kinder
                                                                               gibt. Sonst schafft ein Rechtsanspruch viel
                        „Der Ausbau der Ganztagsbetreuung für                  Frust, weil er nicht erfüllt werden kann.
                        Grundschulkinder ist eine gute Idee und
                        muss vorangetrieben werden. Aber wir be-               Wir begrüßen Signale von Bund und Län-
                        fürchten, dass Bund und Länder mal wieder              dern, wonach sie den Ganztagsanspruch
                        Sozialpolitik auf Kosten der Städte machen.            für Grundschulkinder gestaffelt einführen
                        Wir wollen in der Schlussphase der Bera-               wollen. Das ist gut und entspricht einer For-
                        tungen im neuen Jahr endlich mit an den                derung des Städtetages. Eltern wünschen
                        Verhandlungstisch, so wie es auch im Koaliti-          sich, dass ihre Kinder pädagogisch hoch-
                        onsvertrag vorgesehen ist.                             wertig betreut werden. Beim Wechsel von
                                                                               der Kita zur Grundschule darf es für Familien
                                                                               keinen Bruch geben. Es wäre aber nicht zu
                                                                               schaffen, schon 2025 für alle vier Klassen in
                                                                               der Grundschule Betreuung und Förderung
                                                     Foto: Laurence Chaperon

                                                                               in hoher Qualität anzubieten. Denn schon
                                                                               heute fehlen viele Erzieherinnen und Erzie-
                                                                               her und Sozialpädagogen.

                                                                               Wir rechnen mit einer Million zusätzlicher
                                                                               Betreuungsplätze, die für einen Rechtsan-
                                                                               spruch bereitstehen müssen. Das braucht
                                                                               nicht nur Zeit, sondern muss vor allem auch
                                                                               ordentlich finanziert sein. Viele Horte und
                                                                               Schulen müssen umgebaut, ausgebaut oder
                                                                               sogar gänzlich neu gebaut werden. Die bis-
                                                                               her vom Bund bereitgestellte Finanzierung
                                                                               in Höhe von 3,5 Milliarden Euro ist ein guter
                                                                               Anfang, hilft aber nur bei den einmaligen
        „Wir befürchten, dass Bund                                             Investitionskosten. Das Deutsche Jugend­

        und Länder mal wieder                                                  institut veranschlagt allein die Betriebskos-
                                                                               ten auf etwa 4,4 Milliarden Euro jährlich. Wir
        Sozialpolitik auf Kosten der                                           sehen Bund und Länder in der Verantwor-
                                                                               tung, beides für diese gesamtgesellschaft-
        Städte machen.“                                                        liche Aufgabe zu finanzieren: nicht nur die
                                                                               zusätzlichen Investitionskosten, sondern
            Helmut Dedy                                                        auch den Anstieg der laufenden Betriebs-
            Hauptgeschäftsführer des                                           kosten. Denn bislang tragen die Kommunen
            Deutschen Städtetages
                                                                               den Löwenanteil der Betreuungskosten. Die
                                                                               zusätzlichen Kosten durch Einführung des
                                                                               Rechtsanspruchs müssen von Bund und
                                                                               Ländern übernommen werden.“

    IM BLICKPUNKT
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                                                                                                                        Foto: Ed Lawes
Leipziger Delegation besucht Birmingham anlässlich der 25-jährigen Städtepartnerschaft

                  Nach Brexit: Britisch-Deutsche
                  Städtepartnerschaften wichtiger denn je

                  Das Vereinigte Königreich hat die Euro-                Europäischen Union stark. Die Verbunden-
                  päische Union am 31. Januar 2020 nach                  heit der Menschen aber wird sich nicht
                  47 Jahren EU-Mitgliedschaft verlassen.                 ändern. Auch wenn Großbritannien und die
                  Großbritannien ist seither gemäß dem                   Europäische Union in vielen Fragen künf-
                  Austrittsabkommen für die EU offiziell ein             tig keinen gemeinsamen Weg mehr gehen,
                  Drittland. Ab dem 1. Januar werden zu-                 wünschen sich viele Menschen, dass die ge-
                  nächst vorläufig die neuen Regelungen                  wachsenen Beziehungen fortbestehen.
                  angewendet, welche von der Europäischen
                  Union im Abkommen zur zukünftigen                      Im Fahrwasser des Brexits dürfen die
                  Handelspartnerschaft mit dem Vereinigten               Freundschaften und Kontakte zwischen
                  Königreich verabredet worden sind. Helmut              britischen und europäischen Partnerkom-
                  Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deut-                   munen nicht abreißen. Im Gegenteil: Die
                  schen Städtetages, betonte aus diesem                  Bedeutung solcher Partnerschaften wächst.
                  Anlass die weiterhin tiefe Verbundenheit               Es gibt 419 britisch-deutsche Städtepartner-
                  der Menschen in Großbritannien und den                 schaften. Sie sind vertrauensvoll und leben-
                  Ländern der Europäischen Union. Grenz-                 dig. Und das soll so bleiben. Wir werden in
                  überschreitende Städtepartnerschaften                  den deutschen Städten diese Partnerschaf-
                  seien zukünftig wichtiger denn je. Wörtlich            ten weiterhin aktiv gestalten und dazu nut-
                  sagte er dazu gegenüber der Neuen Osna-                zen, die Freundschaft zwischen den Kom-
                  brücker Zeitung (NOZ):                                 munen und den Menschen beider Länder zu
                                                                         stärken. Austausch und Verständigung im
                  „Mit dem Brexit und dem Abkommen ver-                  Kleinen schaffen Frieden im Großen.“
                  ändern sich die politischen und wirtschaft-
                  lichen Beziehungen zwischen dem Ver-                   Den Artikel zu den Städtepartnerschaften:
                  einigten Königreich und den Ländern der                 www.noz.de

                                                                           STÄDTETAG AKTUELL — AUSGABE 1 | 2021
AKTUELL 01/20STÄDTETAG - AUSGABE 1 | 2021 - Deutscher Städtetag
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  Liegenschaft trifft Ladesäule.
  Und umgekehrt.                                                                                                                   Lernen Sie das
                                                                                                                                   FlächenTOOL kennen:
                                                                                                                                   im Online-Seminar am
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  Einfach laden. Daran arbeiten wir.

  Die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur wurde im Auftrag des BMVI und unter dem Dach der NOW GmbH gegründet.

                                                                                       Städte gedenken der
                                                                                       Corona-Toten

                                                                                       Rund 130 (Ober-)Bürgermeisterinnen und
                                                                                       (Ober-)Bürgermeister haben bei der virtu-
                                                                                       ellen Konferenz der unmittelbaren Mit-
                                                                                       gliedsstädte des Deutschen Städtetages
                                                                                       am 21. Januar 2021 für eine Schweige-
                                                                                       minute ihre Kameras ausgeschaltet und
                                                                                       für einen Moment innegehalten. Damit
                                                                                       gedachten die Stadtspitzen und der Deut-
                                                                                       sche Städtetag der Verstorbenen der Coro-
                                                                                       na-Pandemie.

                                                                                            https://twitter.com/staedtetag

  AUS DEN STÄDTEN
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                                               Frankfurt am Main:
                                               Digitalisierungsstrategie online

                                               Die Digitalisierungsstrategie von Frankfurt
                                               am Main „Smart City FFM“ ist online abrufbar.
                                               Die 160 Seiten sind fokussiert auf das Thema
                                               „Smart City“ und auf Smart-City-Projekte,
                                               die eine direkte Außenwirkung auf die Stadt-
                                               gesellschaft und einen Digitalisierungsbezug
                                               haben. Ausgespart werden strategische
                                               Aspekte, die bereits Teil der E-Government-
                                               Strategie (z.B. elektronische Aktenführung
                                               und Online-Antragsverfahren) sowie der
                                               gesamtstädtischen IT-Strategie sind oder
                                               die der Umsetzung rechtlicher Vorschriften
                                               dienen (z.B. Onlinezugangsgesetz).

                                                  https://t1p.de/SmartCityFFM

                                                              Dortmund testet Mikrodepot und
Bremen: Club 100-Projekt stützt                               emissionsfreien Lieferverkehr
lokale Musik- und Clubszene                                   „auf der letzten Meile“

Der Club100 ist ein solidarisches Veranstal-                  In der Dortmunder Innenstadt hat ein Um-
tungs- und Streamingprojekt für Bremer                        schlagplatz für die klimafreundliche Zustel-
Clubs und Veranstalterinnen und Veranstal-                    lung von Kurier-, Express- und Paktediens-
ter in den Räumlichkeiten des Pier2, ge-                      ten seinen Betrieb aufgenommen. An dem
fördert durch die Senatorin für Wirtschaft,                   im Auftrag der Stadt Dortmund errichteten
Arbeit und Europa und die Wirtschaftsförde-                   temporären Mikrodepots sind UPS, DPD, GLS
rung Bremen. Das Projekt soll die Kultur zu-                  und Amazon Logistics beteiligt. Die Paket-
rück in die Hansestadt bringen: Bis Ende Mai                  dienstleister nutzen gemeinsam Lagerräume
planen viele kreative Köpfe aus der Bremer                    aus Überseecontainern. Von dort werden die
Veranstaltungs-, Kultur- und Medienbran-                      Lieferungen mit Hilfe von Lastenrädern und
che gemeinsam bis zu 40 Shows. Je nach                        anderen klimafreundlichen Transportmitteln
Corona-Lage und dann aktuell geltenden                        in der Innenstadt verteilt.
Auflagen kann eine Teilnahme vor Ort mit
Hygienekonzept möglich sein oder aber von
zu Hause aus mit hochauflösendem Stream.

   www.club100-bremen.de

                                                                STÄDTETAG AKTUELL — AUSGABE 1 | 2021
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             Bundessieger Nachbarschaftspreis: Der Welcome-
             Treff in Halle (Saale) bietet Hilfe für Geflüchtete
             Von Julia Burghardt

             Deutsch üben, gemeinsam kochen, nähen,        ren Projekte geehrt, die das Miteinander vor
             spielen, Sachen tauschen, Sport treiben,      Ort stärken. „Das Engagement für mehr Tole-
             Formulare ausfüllen, Bewerbungen schrei-      ranz und Integration des Projektes „Welcome-
             ben, aber auch Kaffee trinken und sich        Treff“ ist bewundernswert. Es setzt an die-
             einfach gegenseitig kennenlernen – dafür      sem besonderen Ort in Halle ein Zeichen für
             bietet der Welcome-Treff in Halle (Saale)     mehr Vielfalt und ist damit eine Inspiration für
             als „Begegnungsort für Engagierte und         andere Regionen in ganz Deutschland“, heißt
             Zugewanderte“ Gelegenheit und Raum.           es in der Begründung der Jury, in der auch
             Der Welcome-Treff versucht, geflüchteten      der Deutsche Städtetag Mitglied ist. Mit der
             Menschen zu helfen. Bei Übersetzungen         Formulierung „besonderer Ort“ bezieht sich
             etwa, beim Ausfüllen von Formularen oder      die Jury auf die räumliche Nähe des Treffs zur
             bei Behördengängen. Das Besondere:            halleschen Synagoge sowie zu einem Döner-
             Diejenigen, die helfen, haben oft selbst      Imbiss, die im Jahr 2019 Ziele eines rechts-
             Flucht- oder Migrationserfahrungen. Seit      terroristischen Anschlages waren.
             fünf Jahren gehört dieses Projekt zu den
             vielen Angeboten in der größten Stadt       „Unser Welcome-Treff ist nicht nur ein Ort,
             Sachsen-Anhalts, in denen sich Hallen-      sondern vor allem ein Gefühl. Das Gefühl,
             serinnen und Hallenser ehrenamtlich für     dass hier Zugewanderte willkommen sind
             Integration und Teilhabe engagieren.        und sich willkommen fühlen und sich des-
                                                         halb aktiv einbringen“, sagt Julia Burghardt.
             Dieser „Begegnungsort für Engagierte und    Sie ist die Projektleiterin des Treffs bei der
             Zugewanderte“ ist im November Bundessie-    Freiwilligen-Agentur Halle-Saalekreis, einem
             ger beim Deutschen Nachbarschaftspreis der Verein, der ehrenamtliches Engagement in
             nebenan.de-Stiftung geworden. Mit diesem    der Stadt und im Umland koordiniert und
             Preis werden deutschlandweit seit drei Jah- fördert.

                                                           Fotos: Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V.

     FORUM
13

Mehr als 30 Stunden pro Woche geöffnet,        kocht jetzt nicht mehr nur in der Küche vom
auch in den Nachmittags- und Abendstun-        WELCOME-Treff, sondern verteilt sich auf
den, bringt der Welcome-Treff Zugewander-      Teams in verschiedene Küchen in der ganzen
te und Menschen aus der Nachbarschaft          Stadt und zu den Menschen nach Hause und
zusammen. In den Räumlichkeiten gibt es        kocht virtuell via Zoom verbunden mit ge-
einen Cafébereich mit Küche und einen          meinsamer Einkaufsliste ein Rezept aus dem
Kursraum, in dem beispielsweise Deutsch-       Heimatland eines Crew-Mitglieds.
kurse, aber auch Angebote des Frauencafés
geschützt und abgetrennt stattfinden kön-      Die Stadt Halle (Saale) und das Land Sach-
nen. Das Team um Julia Burghardt besteht       sen-Anhalt fördern das Projekt. „Den Bun-
aus drei Hauptamtlichen im Gesamtprojekt       dessieg beim Deutschen Nachbarschafts-
„Willkommen in Halle – Engagiert für Integ-    preis für den Welcome-Treff in Halle (Saale)
ration“ und im Treff selbst aus acht Bundes-   zu erringen, erfüllt mich als Oberbürgermeis-
freiwilligen und etwa 30 Ehrenamtlichen, die   ter mit besonderem Stolz. Wir haben mit dem
Angebote mit mindestens zwei Stunden pro       Treff einen besonderen Begegnungsort in
Woche durchführen – das Veranstaltungs-        Halle (Saale), der für freiwilliges Engagement
programm erscheint in vier Sprachen.           und ein gelebtes Miteinander steht und der
                                               aus unserer Stadt nicht mehr wegzudenken
Die Pandemie stellt auch den Welcome-Treff     ist“, sagt der Oberbürgermeister der Stadt
vor Herausforderungen. Im Sommer 2020          Halle (Saale), Dr. Bernd Wiegand.
konnten viele Angebote draußen durchge-
führt werden: Spielenachmittag, Deutsch-       Julia Burghardt
                                               Leiterin WELCOME-Treff
Spaziergänge, Lauftreff und auch ein Teil      Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V.
der Formularhilfe. In der Pandemie müssen
Konzepte kreativ neu gedacht werden. Das
Kochprojekt „Kombüse 58“ zum Beispiel

                                                                    STÄDTETAG AKTUELL — AUSGABE 1 | 2021
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                                                                                                        Foto: Stadt Delmenhorst
                                                          Projekte zur Anpassung urbaner
         Jetzt bewerben! Bundespreis                      Räume an den Klimawandel
         kooperative Stadt                                gesucht

         Mit dem Bundespreis kooperative Stadt            Das Bundesministerium des Innern, für Bau
         zeichnet die Nationale Stadtentwicklungs-        und Heimat (BMI) und das Bundesinstitut
         politik erstmals Kommunen aus, die durch         für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
         verschiedene Aktivitäten und Beispiele die       haben Städte und Gemeinden aufgefordert,
         Arbeit von Bürgerinnen und Bürgern, Ver-         beispielgebende Projekte einzureichen, die
         einen, Nachbarschaftsgruppen und sozio-          öffentlich zugängliche Grün- und Freiräume
         kulturellen Akteuren aktiv fördern und so zu     wie Parks und Gärten erhalten und entwi-
         einer breiten Mitwirkung am und Mitgestal-       ckeln – und damit zu Klimaschutz und An-
         tung von Stadtraum beitragen. Prämiert wird      passung urbaner Räume an den Klimawandel
         die Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung       beitragen.
         und Zivilgesellschaft mit dem Ziel rechtliche,
         politische und strukturelle Standards der        Förderfähig sind sowohl investive wie auch
         Kooperation zu etablieren, neue Möglich-         investitionsvorbereitende, begleitende und
         keitsräume zu eröffnen und die Akteurs-          konzeptionelle Maßnahmen. Voraussetzung
         vielfalt in Städten zu erhöhen. Die zehn         für eine Förderung ist eine hohe fachliche
         Gewinner erhalten insgesamt eine Summe           Qualität, ein überdurchschnittliches Inves-
         von 200.000,00 € Preisgeld zur Umsetzung         titionsvolumen oder ein hohes Innovations-
         weiterer Projekte der kooperativen Stadtent-     potenzial der Maßnahmen.
         wicklung. Bewerben können sich Kommunen
         ab 10.000 Einwohnern noch bis zum 10. März       Das Programm wird aus dem Energie- und
         2021.                                            Klimafonds des Bundes finanziert. Bundes-
                                                          mittel stehen in den Jahren 2021 bis 2024
            https://koop-stadt.de                        bereit. Kommunen können ihre Projektvor-
                                                          schläge bis zum 15. März 2021 beim BBSR
                                                          einreichen.

                                                          Informationen zur Förderung und zum Be-
                                                          werbungsverfahren:
                                                           www.bbsr.bund.de/klima-raeume

     FACHINFORMATIONEN
15
Deutscher
Städtetag                                                Neu im Amt
                                                                                                                                                                     Geburtstage
                                                                                                       Wiederwahl
                    Foto: Lutz Leitmann / Stadt Bochum

                                                                             Foto: StGB NRW

                                                                                                                                                                                        Foto: Chris Danneffel
                                                                                                                            Foto: Roland Fränkle / Stadt Karlsruhe
                                                                                                                                                                                                                 Dr. Eva Lohse, frü-
                                                                                                                                                                                                                 here Städtetagsprä-
Rechts- und Ver-                                                                                                                                                                                                 sidentin und Ober-
                                                         Städte- und Gemein-
fassungsausschuss:                                                                                                                                                                                               bürgermeisterin der
                                                         debund Nordrhein-
Zum neuen Vorsit-                                                                                                                                                                                                Stadt Ludwigshafen
                                                         Westfalen: Neuer                                                    Uli Burchardt, Ober-
zenden im Rechts-                                                                                                                                                                                                am Rhein, wurde am
                                                         Hauptgeschäftsfüh-                                                  bürgermeister der
und Verfassungs-                                                                                       Karlsruhe: Oberbür-                                                                                       23. Januar 65 Jahre
                                                         rer des Städte- und                                                 Stadt Konstanz, feiert
ausschuss wurde                                                                                        germeister Dr. Frank                                                                                      alt. Die Christdemo-
                                                         Gemeindebundes                                                      am 1. Februar seinen
Sebastian Kopietz,                                                                                     Mentrup wurde in                                                                                          kratin stand von 2002
                                                         NRW ist Christof                                                    50. Geburtstag. Der
Stadtdirektor und                                                                                      seinem Amt bestätigt.                                                                                     bis 2017 an der Spitze
                                                         Sommer. Zuvor war                                                   Christdemokrat leitet
Beigeordneter für                                                                                      Der Sozialdemokrat                                                                                        der Stadt Ludwigs-
                                                         er 21 Jahre haupt-                                                  seit 2012 die Geschi-
Personal, Recht und                                                                                    leitet seit 2013 die                                                                                      hafen. Von 2015 bis
                                                         amtlicher Bürger-                                                   cke der Stadt Kons-
Ordnung der Stadt                                                                                      Geschicke der Stadt.                                                                                      2017 war sie Präsi-
                                                         meister in Bestwig                                                  tanz. Im Deutschen
Bochum, gewählt.                                                                                       Ebenfalls seit 2013                                                                                       dentin des Deutschen
                                                         und Lippstadt. Er                                                   Städtetag engagiert
Er engagiert sich                                                                                      engagiert er sich im                                                                                      Städteages sowie von
                                                         folgt auf Dr. Bernd                                                 er sich seit 2018 im
bereits seit 2017 im                                                                                   Hauptausschuss des                                                                                        2013 bis 2015 Vize-
                                                         Jürgen Schneider,                                                   Präsidium und seit
Ausschuss und war                                                                                      Deutschen Städte-                                                                                         präsidentin. 13 Jahre
                                                         der nach seiner                                                     2015 im Hauptaus-
zuvor Ständiger Gast.                                                                                  tages.                                                                                                    lang engagierte sie
                                                         30-jährigen Tätigkeit                                               schuss.
Kopietz folgt auf Dr.                                                                                                                                                                                            sich im Präsidium und
                                                         für den Verband Ende
Stephan Keller, der                                                                                                                                                                                              Hauptausschuss des
                                                         2020 auf eigenen
zum Oberbürgermeis-                                                                                                                                                                                              Verbandes.
                                                                                                                            Foto: Georg Kliebhan

                                                         Wunsch in den Ruhe-                                                                                                            Foto: Stadt Heidenheim
ter der Landeshaupt-
                                                         stand trat.
stadt Düsseldorf
gewählt wurde. Keller
war seit 2011 Mitglied
                                                                             Foto: Dustin Gottschalk

im Ausschuss, bis
2016 als Beigeordne-
ter für Recht, Ord-
nung und Verkehr der
Landeshauptstadt
Düsseldorf und ab
2017 als Stadtdirektor                                                                                 Biberach an der
                                                                                                                                                                     Der Oberbürger-
der Stadt Köln. Seit                                                                                   Riß: Nobert Zeidler
                                                                                                                                                                     meister von Heiden-
November 2020 steht                                                                                    (parteilos), Oberbür-
                                                                                                                                                                     heim an der Brenz,
er an der Stadtspitze                                                                                  germeister der Stadt,                                                                                     Oberbürgermeister
                                                                                                                                                                     Bernhard Ilg, wird am
von Düsseldorf.                                                                                        ist wiedergewählt                                                                                         Harry Mergel, Stadt
                                                         Neuruppin: Neuer                                                                                            8. Februar 65 Jah-
                                                                                                       worden. Seit 2013                                                                                         Heilbronn, feiert am
                                                         Bürgermeister von                                                                                           re alt. An der Spitze
                    Foto: Dr. Stephan Keller

                                                                                                       steht er an der Spitze                                                                                    11. Februar seinen
                                                         Neuruppin wird Nico                                                                                         der Stadt steht der
                                                                                                       der Stadt. Zeidler ist                                                                                    65. Geburtstag. Der
                                                         Ruhle. Der Sozialde-                                                                                        Christdemokrat seit
                                                                                                       seit 2014 Mitglied im                                                                                     Sozialdemokrat ist
                                                         mokrat tritt sein Amt                                                                                       dem Jahr 2000. Seit
                                                                                                       Präsidium des Deut-                                                                                       seit 2014 Oberbürger-
                                                         am 13. März an und                                                                                          2010 engagiert sich
                                                                                                       schen Städtetages.                                                                                        meister von Heilbronn.
                                                         folgt auf Jens-Peter                                                                                        Ilg im Hauptaus-
                                                         Golde (Pro Ruppin),                                                                                         schuss des Deut-
                                                         der seit 2015 an der                                                                                        schen Städtetages.
                                                         Spitze der Stadt
                                                         steht.

PERSONALIEN                                                                                                               STÄDTETAG AKTUELL — AUSGABE 1 | 2021
Herausgeber:
                                   Deutscher Städtetag

                                   Hausvogteiplatz 1
                                   10117 Berlin
                                   Telefon: 030/377 11-0

                                   Gereonstraße 18–32
                                   50670 Köln
                                   Telefon: 0221/377 1-0

                                   E-Mail: post@staedtetag.de
                                   Internet: www.staedtetag.de

                                   Geschäftsführendes Präsidialmitglied
                                   Helmut Dedy

                                   Verantwortlich: Volker Bästlein
                                   Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

                                   Redaktion: Uwe Schippmann

                                   Gestaltung: DITHO Design, Köln
                                   Layout: Anna-Maria Roch
                                   Druck: Media Cologne GmbH, Hürth

                                   Anzeigen: Christiane Diederichs
                                   Medeya Kommunikation, Bad Honnef

                                   Telefon: 02224/1874-510
ISSN: 2193-5491                    Fax: 02224/1874-495
Berlin/Köln, Januar/Februar 2021   E-Mail: diederichs@medeya
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