Aktuelle Fernsehberichterstattung über die Corona-Krise

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                                                                                                                      Perspektiven   591
                                                                                                                       10-11/2020

                      Daten des Nachrichtenmonitors und der
                      ARD/ZDF-Programmanalyse
                      Aktuelle Fernsehberichterstattung über
                      die Corona-Krise
                      Von Hans-Jürgen Weiß*, Matthias Wagner* und Torsten Maurer*

         Daten aus    Die Mehrzahl der in diesem Heft vorgelegten Analy-     deutschen Thema wurde sie, als am 27. Januar 2020
Nachrichtenmonitor    sen befasst sich mit der Mediennutzung in Deutsch-     erstmals ein Deutscher positiv auf das neue Corona­
    und ARD/ZDF-      land während der Corona-Krise. Im Folgenden steht      virus getestet wurde. (3) Im März 2020 gab es dann
 Programmanalyse      die Angebotsseite, die Berichterstattung der Fern-     in Deutschland die ersten durch das Virus ausgelös-
       ausgewertet    sehsender über die Pandemie, im Fokus. Die berich-     ten Todesfälle. Im selben Monat sprach die World
                      teten Befunde sind nicht das Ergebnis einer speziell   Health Organization (WHO) offiziell von einer Pan-
                      hierauf bezogenen Programmanalyse. Vielmehr wird       demie. Das Coronavirus wird seitdem als Sars-
                      aktuelles Untersuchungsmaterial der kontinuier­        CoV-2 bezeichnet, die von ihm ausgelöste Lungen-
                      lichen Fernsehprogrammforschung von ARD und            krankheit als Covid-19.
                      ZDF herangezogen, um den quantitativen Rahmen
                      der tagesaktuellen Corona-Berichterstattung in den
                                                                              Kurz und knapp
                      vier am stärksten genutzten deutschen Fernsehpro-
                      grammen von Januar bis September 2020 nachzu-           • Zwischen Januar und September entfiel durchschnittlich mehr
                      zeichnen:                                                 als die Hälfte der Sendezeit in sechs untersuchten Nachrichten­
                      – Informationen über den Umfang der Nachrich-             sendungen auf das Thema Corona-Pandemie.
                      tengebung zur Corona-Krise in den Programmen            • Die Spitze wurde Mitte März mit 95 Prozent Sendezeitanteil für
                      von Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 sind dem Nach-          Corona erreicht.
                      richtenmonitor zu entnehmen. Im Rahmen dieser           • Zwischen den Nachrichtensendungen gab es nur geringe Unterschiede
                      Langzeitstudie werden die Hauptnachrichtensen-            hinsichtlich der Corona-Anteile.
                      dungen der vier Programme („Tagesschau“, „heu-          • 80 Prozent der Sendezeit von aktuellen Sondersendungen mit
                      te“, „RTL aktuell“ und „Sat.1 Nachrichten“) und           Corona-Bezug entfielen auf das Erste und das ZDF.
                      zwei Nachrichtenmagazine („Tagesthemen“ und             • Trotz Corona erzielten drei von vier Topthemen des Vorjahres auch
                      „heute journal“) täglich aufgezeichnet und analy-         im laufenden Jahr 2020 einen ähnlichen Nachrichtenumfang.
                      siert. (1)
                      – Ergänzend dazu ergeben sich aus der ARD/ZDF-­
                      Programmanalyse Hinweise auf den Umfang aktuel-        Nimmt man die Zahl der täglichen Neuinfektionen         Entwicklung
                      ler Corona-Sondersendungen in diesen vier Pro-         als Indikator für die Entwicklung der Pandemie in       der Pandemie in
                      grammen. Sie stützen sich auf eine Sekundäranalyse     Deutschland, sind in grober Vereinfachung bis           vier Phasen
                      der ebenfalls täglich durchgeführten Programm-         zum Herbst 2020 vier Phasen zu verzeichnen (vgl.
                      protokollierung und -codierung durch die AGF Video­    Abbildung 1): Anfänglich eine rasche Zunahme
                      forschung. (2)                                         der Virus­infektionen bis zu Tageshöchstwerten
                                                                             von mehr als 6 000 Fällen Ende März/Anfang
                      Aufgrund der methodischen Rahmenbedingungen der        April 2020, im Anschluss daran ein sukzessiver
                      beiden Langzeitstudien sind die nachfolgend be-        Rückgang bis unter 500 Fälle Anfang/Mitte Juni, ab
                      schriebenen Befunde zur Corona-Berichterstattung       Juli bis Mitte September dann wieder ein allmähli-
                      im deutschen Fernsehen zwangsläufig selektiv. Das      cher und ab Ende September/Anfang Okto-
                      gilt für die Auswahl der untersuchten Programme        ber ein schneller, steiler Anstieg der täglich gemel-
                      und auch für die in diesen Programmen analysierten     deten Infektionen.
                      Sendungen. Andererseits haben sie eine stabile em-
                      pirische Basis. Sie beruhen nicht auf Programm-        Zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieses Beitrags,
                      stichproben, sondern sind das Resultat von Vollerhe-   Ende Oktober 2020, lagen die Tageshöchstwerte mit
                      bungen: Jeder Tag des gesamten Untersuchungs-          tendenziell 20 000 Fällen deutlich über dem Infek-
                      zeitraums zwischen Januar und September 2020 ist       tionsgeschehen vom Frühjahr 2020. Dem Robert
                      in die Ergebnisse eingegangen, die hier vorgestellt    Koch-Institut (RKI) zufolge hat sich in Deutschland
                      werden.                                                seit dem Beginn der Pandemie bis Ende Oktober
                                                                             2020 mehr als eine halbe Million Menschen mit
Ereigniskontext der   Der Ausbruch der Pandemie in China Ende 2019 war       Sars-CoV-19 infiziert, mehr als 10 000 sind im Zu-
   Corona-Bericht­    aus Sicht der deutschen Medien zunächst ein The-       sammenhang mit dem Virus gestorben. Die WHO
         erstattung   ma der internationalen Berichterstattung. Zu einem     meldete zum Stichtag 31. Oktober mehr als 45 Mil-
                                                                             lionen Infektionen und knapp 1,2 Millionen Todes-
                       *	GöfaK Medienforschung.                             fälle weltweit.
Hans-Jürgen Weiß/Matthias Wagner/Torsten Maurer
                      Media
             592      Perspektiven
                      10-11/2020

                      Abbildung 1
                      Tägliche Corona-Neuinfektionen in Deutschland 2020
                      Mittelwerte pro Kalenderwoche

                      Bestätigte
                      Neuinfektionen

                      18 000

                      16 000

                      14 000

                      12 000

                      10 000

                       8 000

                       6 000

                       4 000

                       2 000

                               5       7   9   11   13 15    17 19      21   23 25   27   29 31    33 35     37   39 41     43

                                                                        Kalenderwoche 2020

                      Quelle: Robert-Koch-Institut (RKI); Eigene Darstellung nach Süddeutsche Zeitung,
                      https://www.sueddeutsche.de/wissen/corona-zahlen-1.4844448 (abgerufen am 1.11.2020).

Fernsehinformation    Wie die deutschen Medien die Nachrichtenlage bewäl­       analyse der AGF-Materialien, die als Teilstudie der
zur Corona-Krise –    tigten, die sich in diesem Zeitraum direkt und indirekt   ARD/ZDF-Programmanalyse durchgeführt wird, nicht
   zwei Indikatoren   aus der Pandemie ergab, ist durchaus umstritten. (4)      nachzuvollziehen. (8) Aber immerhin kann man mit-
                      Unbestritten müsste allerdings die Feststellung sein,     hilfe einer Sekundäranalyse der Programmproto-
                      dass die Corona-Krise eine extreme Herausforderung        kolle der AGF Videoforschung aktuelle Sondersen-
                      für die Medien und alle Professionen darstellt, die mit   dungen ermitteln, die sich laut Sendungstitel mit der
                      Informationsselektion, Informationsaufbereitung und       Corona-Krise befasst haben. (9)
                      Informationsverbreitung befasst sind. Damit vergleich­
                      bare Ausnahmebedingungen für die journalistische          Mit den auf diese beiden Indikatoren bezogenen          Berichterstattungs-
                      Arbeit wird man in den letzten Jahrzehnten schwerlich     Analysen des verfügbaren Datenmaterials werden          umfang und zeitliche
                      benennen können, wenngleich im Prinzip jede Krise         zwei Ziele verfolgt. Erstens interessiert, wie stark    Dynamik
                      und jeder Krieg mit ähnlichen Herausforderungen an        der Umfang der aktuellen Berichterstattung über die
                      die Informationsleistung der Medien verbunden ist. (5)    Corona-Krise von den Informations- und Nachrich-
                      Die beiden Langzeitstudien von ARD und ZDF geben          tenroutinen in Nicht-Krisenzeiten abweicht. In An-
                      anhand von zwei Indikatoren quantitative Hinweise         lehnung an die Begrifflichkeit von Jens Wolling geht
                      darauf, wie die vier Fernsehprogramme, die in             es dabei um Unterschiede der Nachrichtengebung
                      Deutschland die höchsten Zuschauerzahlen erreichen,       in „Spezial-“ und in „Normalzeiten“. (10) Zur Beant-
                      in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 auf die        wortung dieser Frage werden die Daten zur Corona-­
                      Herausforderungen der Corona-Krise reagiert haben:        Berichterstattung in den ersten neun Monaten des
                      – Der Stellenwert der Corona-Krise in der Nachrich-       Jahres 2020 mit Befunden zu Nachrichten-Top­
                      tengebung kann anhand einer Variablen beschrieben         themen und Sondersendungen im Jahr 2019 vergli-
                      werden, die im Rahmen des Nachrichtenmonitors zu-         chen. Zweitens wird die zeitliche Dynamik der Co-
                      sammen mit anderen Variablen zur Identifikation kon-      rona-Berichterstattung von ihren Anfängen bis kurz
                      kreter Ereignisse, Probleme, Debatten etc. genutzt        vor Beginn der zweiten Infektionswelle im Herbst
                      wird, die aus dem täglichen Nachrichtenfluss heraus-      2020 in den Blick genommen.
                      ragen. (6) Mit dieser Variablen wird der weiteste Rah-
                      men erfasst, in dem die Pandemie in den Fern-             Umfang der Corona-Berichterstattung
                      sehnachrichten thematisiert wurde – sei es als ein        Welchen Stellenwert die Corona-Krise in den Fern-       Januar bis
                      zentrales übergeordnetes, sei es als ein untergeord-      sehnachrichten des Jahres 2020 hat, wird allein         September 2020:
                      netes Thema des einzelnen Nachrichtenbeitrags. (7)        durch absolute Zahlen zum Umfang der thematisch         Hälfte der Nach­
                      – Der Stellenwert der Corona-Krise in der gesamten        einschlägigen Beiträge nicht hinreichend erfasst.       richtensendezeit für
                      Informationsgebung ist im Rahmen der Sekundär­            Informativer sind Daten zum relativen Anteil dieser     Corona-Themen
Aktuelle Fernsehberichterstattung über die Corona-Krise
                                                                                                                                        Media
                                                                                                                                  Perspektiven   593
                                                                                                                                   10-11/2020

Tabelle 1
Umfang der Fernsehnachrichten 2019 und 2020
in Std.:Min.

                                                           Tagesschau      heute                                 Sat.1
                                       Gesamt              (20 Uhr)        (19 Uhr)           RTL aktuell        Nachrichten        Tagesthemen       heute journal
2019 (Jan-Dez)
Zeitumfang der Sendungen               730:03              94:39           111:43             130:25             91:23              145:58            155:55
Nachrichtensendezeit1)
                                       645:47              84:20            96:44             113:12             77:32              130:17            143:43
2020 (Jan-Sep)
Zeitumfang der Sendungen               588:54              72:52            92:09             100:02             73:39              122:53            127:17
Nachrichtensendezeit1)
                                       523:41              65:08            79:15                86:44           63:04              111:27            118:03
1) Ausschließlich thematisch klassifizierbare Nachrichtenbeiträge – ohne Wetternachrichten und Sendungsvorspann, Sendungsabspann und andere thematisch nicht
klassifizierbare Sendungselemente.
Quelle: GöfaK Medienforschung.

                         Abbildung 2
                         Topthemen in den Fernsehnachrichten 2019 und 2020*
                         Anteil an der gemeinsamen Nachrichtensendezeit in %
                                                                                                                                   Corona
                                                                                                                                    52,6

                                           2019                                                     2020

                                                                                                                       Bundes-
                                                                                                                       tagswahl
                         Klima                                                                               Klima       12,1
                          8,3     Wahlen     Flucht                                                Flucht     8,9
                                   6,5        6,1         Brexit                       US-Wahl      5,8
                                                           3,0               Brexit
                                                                              1,0        2,3

                         * Untersuchungszeitraum: 1.1.-31.12.2019 und 1.1.-30.9.2020. Zu den Basisdaten der Nachrichtenanalyse
                         vgl. Tabelle 1.

                         Quelle: GöfaK Medienforschung.

                         Beiträge an der Nachrichtensendezeit (vgl. Tabel-            den Landtagen in Sachsen, Brandenburg und Thü-
                         le 1). (11) Aus dieser Perspektive zeigt sich, dass die      ringen), die Migrations- und Flüchtlingsproblematik
                         vier Hauptnachrichtensendungen und zwei Nach-                in Deutschland und Europa sowie der Brexit. Kein
                         richtenmagazine, die im Rahmen des Nachrichten-              einziges dieser vier Topthemen erreichte im Jahres-
                         monitors analysiert werden, in den ersten neun Mo-           durchschnitt mehr als 10 Prozent der gemeinsamen
                         naten des Jahres 2020 zusammengenommen mehr                  Sendezeit der sechs Nachrichtensendungen. Zu-
                         als die Hälfte ihrer Sendezeit für Beiträge verwende-        sammen brachten es die vier Topthemen auf weni-
                         ten, die sich in irgendeiner Weise mit der Corona-­          ger als ein Viertel der gesamten Nachrichtensende-
                         Krise befassten (vgl. Abbildung 2).                          zeit.

      Vier Topthemen     Dafür, dass die Corona-Berichterstattung in dieser           Auch in den ersten neun Monaten des Jahres 2020            Mit der Corona-Krise
   2019: Zusammen        Zeit tatsächlich stark von den Nachrichtenroutinen           gab es in den Fernsehnachrichten neben der Coro-           konkurrierende
      weniger als ein    in „Normalzeiten“ abgewichen ist, sprechen drei              na-Krise weitere Topthemen. Über die Klimapolitik          Topthemen 2020
Viertel der Sendezeit    Beobachtungen: Im Jahr 2019 ragten vier Themen-              und Klimadebatte sowie die Flüchtlings- und Migra-
                         komplexe aus dem Nachrichtenfluss heraus: Klima­             tionsproblematik wurde – was manchen Kritiker der
                         politik und Klimadebatte, Wahlen in Deutschland              Corona-Berichterstattung überraschen mag – in
                         (zum EU-Parlament, zur Bremer Bürgerschaft und zu            ähnlichem Umfang wie 2019 berichtet, deutlich we-
Hans-Jürgen Weiß/Matthias Wagner/Torsten Maurer
                          Media
                594       Perspektiven
                          10-11/2020

Abbildung 3                                                                          besondere Ereignisse, Debatten und Probleme
Corona-Berichterstattung in den Fernsehnachrichten 2020*                             ausführlicher aufbereitet werden, als es in den
Anteil an der Nachrichtensendezeit in %                                              Grenzen von Nachrichtensendungen möglich ist.
                                                                                     Insofern ist von Interesse, welchen Stellenwert sie
                                       59,1                                          in der Fernsehberichterstattung während der Coro-
            53,2                                   53,1      54,4
                                                                          52,6       na-Krise haben. Da die AGF-Programmcodierung
 47,6                    48,3                                                        für diese Art von Sendungen keine eigene Format-
                                                                                     kategorie bereitstellt, mussten hilfsweise die An-
                                                                                     gaben zu den Sendungstiteln in der AGF-Pro-
                                                                                     grammprotokollierung ausgewertet werden. Re-
                                                                                     cherchiert wurden einerseits ausgewählte Titel von
                                                                                     Sondersendungen (vgl. Tabelle 2) und andererseits
                                                                                     die in den Titeln dieser Sendungen enthaltenen
                                                                                     Themenhinweise (bezogen auf Corona-Sendungen
                                                                                     mit Suchbegriffen wie Corona, Virus, Pandemie,
                                                                                     Sars, Covid-19 etc.). Basierend auf dieser Recher-
                                                                                     che kann durch den Vergleich der Befunde für
Tages-      heute     RTL aktuell     Sat.1-      Tages-    heute-      Gesamt
                                                                                     2019 und 2020 festgestellt werden, ob und wie
schau                               Nachrichten   themen    journal                  sich der Stellenwert der aktuellen Sondersendun-
                                                                                     gen im Krisenjahr 2020 unter dem Einfluss der
* Untersuchungszeitraum: 1.1.-31.12.2019 und 1.1.-30.9.2020. Zu den Basisdaten der   Corona-Berichterstattung verändert hat.
Nachrichtenanalyse vgl. Tabelle 1.

Quelle: GöfaK Medienforschung.                                                       Tatsächlich wurde in den untersuchten Programmen       Starke
                                                                                     die Ausstrahlung von Sondersendungen im Jahr 2020      Ausweitung der
                                                                                     im Vergleich zu 2019 enorm ausgeweitet: von 26         Sondersendungen
                          niger allerdings über den Brexit. Dazu kamen als           Sendestunden im Gesamtjahr 2019 auf bisher 69          im Jahr 2020
                          weitere Topthemen Nachrichten, die zum einen mit           Stunden im Jahr 2020 (vgl. Abbildung 4). Untersucht
                          den US-Präsidentschaftswahlen 2020 und zum an-             man die Anlässe der Sondersendungen, ist diese
                          deren mit der Bundestagswahl 2021 im Zusammen-             Entwicklung – wie zu erwarten – vor allem ein Effekt
                          hang standen. Entscheidend ist allerdings, dass in         der Corona-Berichterstattung, denn in zwei Dritteln
                          dieser Zeit zwischen dem beherrschenden Anteil der         der Sendezeit der zwischen Januar und September
                          Nachrichten zur Corona-Problematik und allen an-           2020 ausgestrahlten Sondersendungen ging es um
                          deren herausragenden Nachrichtenthemen quanti-             die Pandemie. Parallel dazu wurde die Corona-Pro­
                          tativ gesehen Welten lagen. Alle anderen Topthemen         blematik im Jahr 2020 in vielen weiteren Informa­
                          erhielten sehr viel weniger Beachtung, die fünf hier       tionsformaten aufgegriffen. Der Umfang dieser
                          aufgeführten brachten es zusammen auf etwa 30              Sendungen ist allerdings auf der Basis der AGF-­
                          Prozent der Sendezeit in den sechs untersuchten            Programmprotokolle allein nicht zuverlässig zu be-
                          Sendungen.                                                 stimmen. (12)

         Gleich hoher     Hinter diesem Ergebnis verbirgt sich eine in diesem        Anders als in den Nachrichtensendungen war die         Vier Fünftel aller
       Stellenwert der    Ausmaß ungewöhnlich stark ausgeprägte Überein-             journalistische Aufarbeitung der Corona-Krise im       Sondersendungen im
       Corona-Krise in    stimmung aller sechs Nachrichtensendungen über             Format von Sondersendungen allerdings vorwiegend       Ersten und im ZDF
   allen Nachrichten-     die Relevanz der Corona-Krise für die Nachrichten-         eine Sache der öffentlich-rechtlichen Programme.
     sendungen 2020       gebung. Das Ergebnis dieser Übereinstimmung ist            Zwar strahlten auch RTL und Sat.1 in den ersten
                          eine hohe quantitative Themenkonsonanz der sechs           neun Monaten des Jahres 2020 deutlich mehr Son-
                          Sendungen: In jeder von ihnen entfielen etwa 50            dersendungen aus als im Gesamtjahr 2019, davon
                          Prozent der Sendezeit auf die Corona-Berichterstat-        die Mehrzahl zur Corona-Pandemie. Von den insge-
                          tung (vgl. Abbildung 3). Die Unterschiede zwischen         samt 46 Sendestunden der vier Programme für
                          dem Umfang der Corona-Berichterstattung in den             aktuelle Sondersendungen zur Corona-Krise wurden
                          sechs Sendungen sind so gering, dass weder von             jedoch 80 Prozent im Ersten oder im ZDF gesendet
                          einem Systemunterschied (öffentlich-rechtlich vs.          (vgl. Abbildung 5).
                          privat) noch von Genredifferenzen (Hauptnachrich-
                          tensendungen vs. Nachrichtenmagazine) gesprochen           Corona-Berichterstattung im Zeitverlauf
                          werden kann.                                               Im Blick auf die zeitliche Dynamik der Pandemie in     Massive Ausweitung
                                                                                     Deutschland – die hierauf bezogenen gesundheits-,      der Krisenbericht­
                          Sondersendungen als zentrales Format des                   wirtschafts- und finanzpolitischen Aktivitäten und     erstattung in
                          Krisenjournalismus                                         Debatten, gesellschaftlichen Reaktionen usw. – war     kürzester Zeit
                          Im Fernsehen sind aktuelle Sondersendungen eine            zu erwarten, dass die Intensität bzw. der Umfang der
                          Art „Überlauf-Format“, in dem Informationen über           Corona-Berichterstattung im Fernsehen dieser Dy-
Aktuelle Fernsehberichterstattung über die Corona-Krise
                                                                                                                                      Media
                                                                                                                                Perspektiven    595
                                                                                                                                 10-11/2020

 Tabelle 2
 Titel der aktuellen Sondersendungen in Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 2019 und 2020

                                                Das Erste                   ZDF                           RTL                              Sat.1
 Sondersendungen 2019                           Brennpunkt                  ZDF spezial                   RTL aktuell spezial              Sat.1 Nachrichten spezial
                                                Tagesschau extra            heute spezial                 RTL Nachtjournal spezial
                                                Tagesthemen extra           heute journal spezial
 Sondersendungen 2020 zur Corona-Krise          ARD extra                   ZDF spezial                   RTL spezial                      Sat.1 spezial
                                                                                                          RTL aktuell spezial              BILD Corona spezial
 Sondersendungen 2020 zu anderen Themen         Brennpunkt                  ZDF spezial                   RTL aktuell spezial              Sat.1 Nachrichten spezial
                                                Tagesschau extra            heute journal spezial         RTL Nachtjournal spezial
                                                Tagesthemen extra
 Quelle: GöfaK Medienforschung.

                         namik folgte. In den Sendungen, die im Rahmen der        Abbildung 4
                         vorliegenden Analyse untersucht wurden, stieg der        Aktuelle Sondersendungen 2019 und 2020*
                         Gesamtumfang der Corona-Berichterstattung in den         Gesamtumfang in Std.
                         ersten Monaten des Jahres 2020 abrupt an: von 9
                         Stunden im Februar über 64 Stunden im März auf
                         einen Höhepunkt von 70 Sendestunden im April (vgl.                                              23
                         Abbildung 6).

  Anteil der Corona-­    „Treiber“ dieser Entwicklung waren die sechs Nach-
   Berichterstattung     richtensendungen. Insofern lohnt es sich, den zeitli-
                                                                                                                         46
 an den Nachrichten      chen Verlauf der Corona-Nachrichtengebung noch
   bis zu 95 Prozent     etwas genauer anzuschauen (vgl. Abbildung 7).                           26
                         Hierzu wird der Anteil der Corona-Berichterstattung
                         am Gesamtvolumen der Nachrichtenbeiträge im                         2019                       2020
                         Wochenverlauf ausgewiesen. Aus dieser Perspektive
                         ist zu sehen, wie der Beachtungswert der Corona-­            aktuelle Sondersendungen zu anderen Themen
                         Pandemie in den sechs untersuchten Nachrichten-              aktuelle Corona-Sondersendungen
                         sendungen in kürzester Zeit quasi von Null auf Hun-
                         dert „hochgesprungen“ ist: Nach einer ersten Be-         * Untersuchungszeitraum: 1.1.-31.12.2019 und 1.1.-
                         richterstattungsspitze Ende Januar stieg der Anteil      30.9.2020. Zur Sendungsauswahl vgl. Tabelle 2.
                         der Corona-Berichterstattung an der Nachrichten-
                                                                                  Quelle: GöfaK Medienforschung.
                         sendezeit innerhalb von fünf Wochen von 3 auf 95
                         Prozent. Bei einem Zeitanteil von mehr als 90 Pro-
                         zent blieb sie vier Wochen (12.-15. Kalenderwoche),
                         bei mehr als 75 Prozent weitere sechs Wochen (16.-       Abbildung 5
                         21. Kalenderwoche) und bei mindestens der Hälfte         Corona-Sondersendungen 2020*
                         der Kernsendezeit noch einmal zwölf Wochen, bis          Gesamtumfang in Std.
                         weit in den August hinein (d.h. bis zur 33. Kalender-
                         woche).

Seit Mai durchgehend     Drastischer als mit dem Blick auf diese 22 Wochen
  großer Umfang der      lässt sich der Ausnahmezustand kaum beschrei-
 Corona-Nachrichten      ben, den die Corona-Krise in der Nachrichtenbe-                    20                  17
                         richterstattung der vier Fernsehprogramme ausge-                                                              5                    5
                         löst hat. Abgesehen von dem rasanten Anstieg der
                                                                                    ARD/Das Erste               ZDF                  RTL                   Sat.1
                         Corona-Berichterstattung in den Anfängen der Co-
                         rona-Krise fällt vor allem auf, dass sie nach dem
                         Abflachen der ersten Pandemiewelle in Deutsch-           * Untersuchungszeitraum: 1.1.-31.12.2019 und 1.1.-30.9.2020. Zur Sendungs-
                         land nicht auf das Niveau vor dem Ausbruch der           auswahl vgl. Tabelle 2.
                         Pandemie zurückgeführt wurde. Sie blieb vielmehr         Quelle: GöfaK Medienforschung.
                         bis Ende September auf einem quantitativ ver-
                         gleichsweise hohen Niveau. Angesichts der aktuel-
Hans-Jürgen Weiß/Matthias Wagner/Torsten Maurer
      Media
596   Perspektiven
      10-11/2020

      Abbildung 6
      Corona-Nachrichten und Corona-Sondersendungen im Zeitverlauf 2020
      Gesamtumfang in Std./Monat

                                                        70                                       Gesamt
                                         64                                                      Corona in den Nachrichten
                                                                                                 aktuelle Corona-Sondersendungen
                                                                   54

                                                        55
                                         48                        47           35
                                                                                                  32           32
                                                                                                                             24
                                                                                33                31           30
                         9
            3                                                                                                                23
                         7
            3                            16             15                         2                           2
                                                                                                 1                             1
                                 2
                                                                   7
            Jan          Feb             Mrz            Apr        Mai         Jun                Jul          Aug           Sep

       * Untersuchungszeitraum: 1.1.-31.12.2019 und 1.1.-30.9.2020. Zu den Basisdaten der Nachrichtenanalyse vgl. Tabelle 1,
       zu den Corona-Sendungen Abbildung 5.

       Quelle: GöfaK Medienforschung.

      Abbildung 7
      Corona-Nachrichten im Zeitverlauf 2020
      Anteil an der gemeinsamen Nachrichtensendezeit in %

      100
       90
       80
       70
       60
       50
       40
       30
       20
       10

             1       3       5   7   9        11   13    15   17   19    21   23       25   27       29   31   33    35   37       39
                                                               Kalenderwoche 2020

       * Untersuchungszeitraum: 1.1.-30.9.2020. Zu den Basisdaten der Nachrichtenanalyse vgl. Tabelle 1.

       Quelle: GöfaK Medienforschung.

      len Entwicklung der Pandemie ist zu erwarten,                      Die sechs untersuchten Nachrichtensendungen un-                Kaum quantitative
      dass die Corona-Nachrichten wieder deutlich zu-                    terscheiden sich kaum in der Intensität, in der sie            Unterschiede
      nehmen werden. Im Rahmen der Publikation der                       Woche für Woche über die Corona-Krise berichteten.             zwischen den
      Gesamtergebnisse des Nachrichtenmonitors 2020                      Dies gilt ganz besonders während des Ausbruchs                 sechs untersuchten
      wird hierüber zu berichten sein. (13)                              der Pandemie in Deutschland im März und auch                   Sendungen
                                                                         noch bis zum Abklingen der ersten Welle Ende Mai
                                                                         2020. Danach variiert der quantitative Umfang der
Aktuelle Fernsehberichterstattung über die Corona-Krise
                                                                                                                                  Media
                                                                                                                            Perspektiven     597
                                                                                                                             10-11/2020

                        Krisenberichterstattung in den einzelnen Nachrich-      Abbildung 8
                        tensendungen etwas, aber nicht besonders stark.         Vergleich der Nachrichten zur Corona-Krise und zur Klimapolitik/
                        Besonders in der Nachrichtengebung von Sat.1 wur-       Klimadebatte im Zeitverlauf 2020*
                        de der Anteil der Berichterstattung über die Pande-     Anteil an der gemeinsamen Nachrichtensendezeit in %
                        mie an der Nachrichtensendezeit nicht nur während
                        des ersten Höhepunkts der Krise in Deutschland,                                       90,0                               Corona
                        sondern auch in den Wochen danach konstant hoch-
                        gehalten.                                                                                       77,6                     Klimaproblematik
                                                                                                     76,5

                        „Agenda Cutting“: Themenverdrängung durch                                                               57,6
                        die Corona-Berichterstattung?                                                                                      52,1      51,0
                        Ein Argument in der journalismus- und medienkri-                                                                                     40,6
                        tischen Debatte über die Corona-Berichterstattung
                        in Deutschland richtet sich unmittelbar auf den
                        überaus großen, in diesem Beitrag dokumentierten          14,0
                                                                                                                                           9,3               11,5
                        Umfang, den dieses Thema in den deutschen Me-                     12,7                        7,1      7,9                   7,9
                                                                                                 6,7    3,1   4,7
                        dien einnahm und weiter einnimmt. Formuliert                     5,8
                        wurde die Befürchtung, dass die Fokussierung der
                                                                                   Jan         Feb      Mrz   Apr     Mai      Jun         Jul       Aug     Sep
                        Medien auf den Gesamtkomplex der Corona-Pan-
                        demie zu einer Verdrängung anderer gesellschaft-
                                                                                * Untersuchungszeitraum: 1.1.-30.9.2020. Zu den Basisdaten der Nachrichtenanalyse
                        lich und politisch relevanter Themen aus den Me-        vgl. Tabelle 1.
                        dien geführt habe. (14)
                                                                                Quelle: GöfaK Medienforschung.
     Topthemen von      Schon die in Abbildung 2 präsentierten Befunde zu
      2019 auch im      den herausragenden Nachrichtenthemen der Jahre
     laufenden Jahr     2019 und 2020 relativieren diese Kritik. Bei den drei   in diesem Beitrag ausdrücklich verzichtet. Wir benut-
 prominent vertreten    Themen, die einen direkten Vergleich des Bericht­       zen dafür abschließend die Kategorie eines „Themen-­
                        erstattungsumfangs in diesen beiden Jahren erlau-       Clusters“, um deutlich zu machen, dass es unter den
                        ben, ist der Umfang der Berichterstattung über den      Bedingungen der aktuellen Corona-Krise eigentlich
                        Gesamtkomplex der Klimadebatte und auch über die        kein Thema mehr gibt, das nicht in irgendeinem Zu-
                        Flüchtlingsproblematik im Jahr 2020 in den sechs        sammenhang mit der Pandemie in Verbindung steht
                        untersuchten Nachrichtensendungen nicht geringer        bzw. damit in Verbindung zu bringen ist.
                        als 2019. Nur der Brexit fand 2020 deutlich weniger
                        Beachtung als 2019.                                     Die in diesem Beitrag berichteten Daten zum Um-                  Möglichkeiten
                                                                                fang der Corona-Berichterstattung in den unter-                  weiterer Analysen
     Zusammenhang       Vergleicht man beispielsweise den Zeitverlauf der       suchten Fernsehprogrammen und Fernsehnach-                       zu Themenstruktur
   zwischen Umfang      Klimaberichterstattung mit dem der Nachrichtenge-       richten markieren daher auch den weitesten Rah-                  und Themen­
     der Corona- und    bung über die Corona-Pandemie in den ersten neun        men, in dem die Pandemie im Bereich der Fern-                    verknüpfungen
               Klima­   Monaten des Jahres 2020, sind zwei Dinge festzu-        sehinformation thematisiert wurde – sei es als
    berichterstattung   halten. Einerseits wird die Nachrichtengebung zur       ein zentrales übergeordnetes, sei es als ein unter-
                        Klimaproblematik nicht vollkommen durch die Coro-       geordnetes Thema der Nachrichtengebung. Diese
                        na-Berichterstattung „erdrückt“. Andererseits ist die   Konzeption eröffnet viele Möglichkeiten für syste-
                        Wechselbeziehung zwischen diesen beiden Nach-           matische und kasuistische Analysen zur Themen­
                        richtenthemen offensichtlich: Der anfänglich relativ    struktur und zu Themenverknüpfungen der Co­
                        hohe Anteil der Klima-Berichterstattung an der Nach-    rona-Berichterstattung, die im Rahmen des vor­
                        richtensendezeit (im Januar waren es 14 %) ging bei     liegenden Beitrags jedoch nicht weiterverfolgt
                        Ausbruch der Pandemie deutlich, auf 3 Prozent im        werden sollen. Soweit diese Analysen mit dem
                        März und 5 Prozent im April, zurück (vgl. Abbil-        Untersuchungsinstrument des Nachrichtenmoni-
                        dung 8). Im Anschluss daran nahm der Anteil der         tors durch­geführt werden können, werden sie in
                        Berichterstattung zur Klimaproblematik jedoch stetig    die Präsentation der Befunde des Nachrichten­
                        wieder zu, zuletzt auf 12 Prozent der Nachrichtensen-   monitors zum Gesamtjahr 2020 eingehen. Auf der
                        dezeit im September 2020.                               Basis einer Verknüpfung der Videoaufzeichnungen
                                                                                für den Nachrichtenmonitor mit den hier berichte-
 Multidimensionalität   Auf eine definitorische Diskussion darüber, wie man     ten Basisdaten zur Corona-Nachrichtengebung be­
    der Corona-Krise    die Gegenstände der Corona-Berichterstattung – ein      steht darüber hinaus die Möglichkeit, diese Ana­
  und Themenvielfalt    Konglomerat aus Ereignissen, Aktivitäten, Reaktionen    lysen in der Weise fortzuführen, dass sie eine sys-
der Berichterstattung   und Folgen auf medizinischer, gesellschaftlicher,       tematische Überprüfung zentraler Feststellungen,
                        politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher    Anmerkungen, Behauptungen und Thesen der Me­
                        Ebene – inhaltsanalytisch korrekt bezeichnet, wurde     dienkritik erlaubt.
Hans-Jürgen Weiß/Matthias Wagner/Torsten Maurer
      Media
598   Perspektiven
      10-11/2020

      Anmerkungen:
                                                                             festzustellen, die sich mit der inhaltlichen Ausgestaltung
      1)	Zur Methode des Nachrichtenmonitors vgl. Maurer,                   der Corona-Berichterstattung in den Fernsehnachrichten
          Torsten/Matthias Wagner/Hans-Jürgen Weiß: Fernseh­                 befassen.
          nachrichten: Mehr als Klimawandel, Brexit, Europa- und        8)	 Die AGF-Materialien weisen Informationen über
          Landtagswahlen. Ergebnisse des Nachrichtenmonitors                 Sendungen, jedoch nicht über Sendungsbeiträge aus.
          2019. In: Media Perspektiven 2/2020, S. 62-86.                     Damit fällt unter anderem die Corona-Berichterstattung
      2)	Zur Methode der ARD/ZDF-Programmanalyse vgl. Weiß,                 in Nachrichten- und Magazinbeiträgen vollkommen
          Hans-Jürgen/Torsten Maurer/Anne Beier: ARD/ZDF-                    durch das Raster der AGF-Programmprotokolle und
          Programmanalyse 2019: Kontinuität und Wandel.                      AGF-Programmcodierung.
          Forschungshintergrund und Methode. In: Media Perspek-         9)	Für aktuelle Sondersendungen ist in der AGF-Programm-
          tiven 5/2020, S. 226-245. Zur in diesem Rahmen durch-              codierung keine Formatkategorie vorgesehen. Sie werden
                                                                             in der Regel als „Reportage/Dokumentation“ oder als
          geführten Sekundäranalyse der AGF-Programmcodie-
                                                                             „Nachrichtensendung“ erfasst. In Tabelle 2 werden daher
          rung vgl. Maurer, Torsten/Anne Beier/Hans-Jürgen Weiß:
                                                                             die Sendungen ausgewiesen, die im Rahmen der Analysen
          Programmprofile von Das Erste, ZDF, RTL, VOX, Sat.1
                                                                             für den vorliegenden Beitrag als aktuelle Sondersendun-
          und ProSieben. Ergebnisse der ARD/ZDF-Programm­
                                                                             gen eingestuft wurden.
          analyse. In: Media Perspektiven 5/2020, S. 246-263.
                                                                        10)	Vgl. Wolling, Jens: Normalzeit vs. Spezialzeit. Besondere
      3)	Vgl. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/
                                                                             Ereignisse als Problem der Stichprobenziehung bei
          coronavirus/chronik-coronavirus.html sowie https://
                                                                             Inhaltsanalysen von Medienangeboten. In: Gehrau, Volker/
          covid19.who.int/ (abgerufen am 6.11.2020) und https://
                                                                             Benjamin Fretwurst/Birgit Krause/Gregor Daschmann
          www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/
                                                                             (Hrsg.): Auswahlverfahren in der Kommunikationswissen-
          Situationsberichte/Okt_2020/2020-10-31-de.pdf (abge-               schaft. Köln 2005, S. 138-157. Was als „Normalzeit“ zu
          rufen am 6.11.2020).                                               bezeichnen und gegenüber einer „Spezialzeit“ abzu-
      4)	Vgl. neben anderen Jarren, Otfried: Im Krisenmodus –               grenzen ist und umgekehrt, ist theoretisch und empirisch
          Das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Zeiten von Corona.          heikel. Bezogen auf die Analyse der Corona-Bericht­
          In: epd medien 13/2020 vom 27.32020; Haarkötter,                   erstattung eröffnet diese Unterscheidung jedoch eine
          Hektor: Geht’s auch mal wieder kritisch? In: Menschen              komparative Perspektive, die in den Analysen für diesen
          Machen Medien vom 1.4.2020; Rieg, Timo: Desinfektions­             Beitrag genutzt wird.
          journalismus. Die Corona-Berichterstattung ist kein           11)	Für die hierauf bezogenen Analysen wurde bewusst
          Leuchtturm der Orientierung. In: journalistik.online,              nicht die Gesamtsendezeit der Sendungen, sondern als
          2/2020; Ruß-Mohl, Stephan: Herdentrieb. Ein Overkill an            engerer Bezugsrahmen die Zeit gewählt, die Tag für Tag
          Corona-Berichterstattung verzerrt die Maßstäbe dafür,              für die Nachrichtengebung frei verfügbar ist. Nicht be-
          was alles relevant ist. So verbreitet sich eine gefährliche        rücksichtigt wurden Wetternachrichten sowie formale
          Angst. In: Süddeutsche Zeitung vom 17./18.10.2020.                 Sendungselemente wie Vorspann, Abspann usw. Korrekt
          Vgl. auch die umfassende Linkliste zu dieser Debatte in            müsste man diesen Bezugsrahmen als „Zeitumfang der
          epd medien: https://www.epd.de/fachdienst/medien/                  Nachrichtenbeiträge“ bezeichnen; im Text sprechen wir
          corona (abgerufen am 31.10.2020).                                  jedoch der Einfachheit halber allgemein von „Sendezeit“.
      5)	Zur Kriegsberichterstattung vgl. zum Beispiel Maurer,         12)	Anhand der Themenhinweise in den Sendungstiteln waren
          Torsten/Jens Vogelgesang/Moritz Weiß/Hans-Jürgen                   zwischen Januar und September 2020 insgesamt ca.
          Weiß: Aktive oder passive Berichterstatter? Die Rolle der          35 Stunden Sendezeit (ohne Sendungswiederholungen)
          Massenmedien während des Kosovo-, Afghanistan- und                 für Corona-Sendungen zusätzlich zu den aktuellen Son-
          Irakkriegs. In: Pfetsch, Barbara/Silke Adam (Hrsg.):               dersendungen zu identifizieren. Tests zeigten allerdings,
          Massenmedien als politische Akteure. Konzepte und                  dass die Hinweise auf Sendungsthemen in den AGF-­
          Analysen. Wiesbaden 2008, S. 144-167. Zur Krisenbericht-           Programmprotokollen häufig unvollständig sind.
          erstattung vgl. Heft, Annett: Nationales Indexing versus      13) Die Veröffentlichung der Befunde des Nachrichtenmonitors
          Europäische Öffentlichkeit. Die Berichterstattung und              2020 ist in Media Perspektiven 3/2021 vorgesehen.
          Kommentierung deutscher und spanischer Zeitungen zur          14)	„Jedes Agenda Setting ist immer auch ein Agenda Cutting:
          Griechenland- und Euro-Krise 2009/10. Baden-Baden                  Die Sendezeit […], die auf die Corona-Pandemie verwandt
          2016.                                                              wird, verdrängt andere Sachverhalte und Ereignisse aus
      6)	Vgl. dazu Maurer/Wagner/Weiß (Anm. 1), S. 73-78.                   dem Sichtfeld. Dabei ist die Welt […] nicht stehen ge-
      7)	Das Gewicht der Pandemie als Haupt- oder Nebenthema                blieben.“ Zitat Hektor Haarkötter (Anm. 4), ähnlich auch
          der einzelnen Beiträge wäre ggf. in Vertiefungsanalysen            Ruß-Mohl und Rieg (Anm. 4).
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