Wie "nachhaltig" ist der Corona-Effekt auf das nachhaltige Konsumentenverhalten? - Hochschule ...

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Wie "nachhaltig" ist der Corona-Effekt auf das nachhaltige Konsumentenverhalten? - Hochschule ...
Corona und Nachhaltigkeit: Ein Jahr danach

Wie «nachhaltig» ist der
­Corona-Effekt auf das nachhaltige
 Konsumentenverhalten?
4. Messung zu «Corona und nachhaltiges Konsumentenverhalten» des Instituts für Kommunikation und Marketing
(IKM) der Hochschule Luzern (HSLU)
Repräsentative Befragungen von Konsumenten/-innen in
der gesamten Schweiz

Erhebungszeitraum erste Messung:
9. bis 16. April 2020 (Während Lockdown)

Erhebungszeitraum zweite Messung:
19. bis 26. Juni 2020 (Nach Lockdown)

Erhebungszeitraum dritte Messung:
21. Oktober bis 2. November 2020 (Beginn der 2. Welle)

Erhebungszeitraum vierte Messung:
28. April bis 4. Mai 2021 (ca. ein Jahr nach dem ersten
Lockdown)

Mit Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz
und des LINK Instituts.
3   Inhaltsverzeichnis

	IKM-Studie zum
  Konsumentenverhalten

    1.     Wesentliche Ergebnisse im Überblick                         4

    2.     Design der Studie                                           7

    3.     Einblicke in das Einkaufsverhalten der Bevölkerung          8

    4.	Einblicke in das Sozial-, Umwelt-, Gesundheits- und
    		  Freizeitverhalten der Bevölkerung                             14

    5.	Einblicke in das Verhalten der Bevölkerung in den Bereichen
    		  Arbeit und Finanzen                                           26

    6.     Wie weiter?                                                28
4              IKM-Studie zum Konsumentenverhalten

1.            Wesentliche Ergebnisse
              im Überblick
Als im ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 be-           –	B ack to Normal: Nach einer Zu- oder Abnahme im
obachtet wurde, dass der Lockdown teilweise zu mehr             Verlauf der Zwischenmessungen sind manche Ver-
nachhaltigem Verhalten führt – teils erzwungen, teils           haltensweisen in etwa wieder auf ihrem Ausgangs-
durch eine Bewusstseinsänderung, hat sich das For-              niveau. Beispielsweise hat die private Nutzung von
schungsteam die Frage gestellt, ob diese Änderungen             Flugreisen und des öffentlichen Verkehrs während
auch nachhaltig im Sinne von dauerhaft sind. Nach               dem Lockdown abgenommen, ist nun jedoch wie-
einem Jahr kann festgestellt werden: Bei einigen Ver-           der verbreiteter. Umgekehrt haben z. B. Einsam­
haltensweisen beobachten die Forschenden ein «New               keits­gefühle und Sorgen um Erkrankte im bisheri-
Normal», bei anderen ein «Back to Normal» und wie-              gen Verlauf der Pandemie zunächst zugenommen,
derum andere haben sich nie geändert.                           sind mittlerweile jedoch wieder weniger geworden.
                                                             –	Dauerhaft stabil: Mehrere Verhaltensweisen waren
Mit Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz wurde           über die letzten Monate hinweg stabil geblieben, wie
im April 2020 eine erste Messung des nachhaltigen               etwa Spenden und das Berücksichtigen von öko­lo­
Konsumentenverhaltens vorgenommen, inklusive ei-                gisch nachhaltigen Kriterien beim Einkauf.
ner jeweiligen Rückschau der Befragten auf ihr Ver-          –	N achträglicher Change-Up: Manche Verhaltens-
halten «vor Corona». Die ca. 30 abgefragten Verhal-             weisen waren direkt im Lockdown unverändert und
tensweisen wurden in der Folge im Juni 2020 sowie im            zeigten erst im Anschluss eine Zunahme. Beispiels-
Oktober 2020 getrackt. Und nun, «ein Jahr danach»               weise ist dies für die Einkaufskriterien «regional»
wurde Ende April/Anfang Mai 2021 wiederum ein                   und «Schweizer Herkunft», privates Fahrradfahren,
schweizweites, repräsentatives Sample von über                  aber auch bei Sorgen um die Ausbildung von Kin-
1’000 Befragten mit Unterstützung und durch Ver-                dern der Fall.
wendung des Panels von LINK Marktforschung be-               –	N achträglicher Change-Down: Eine Verhaltens-
fragt. Die abgefragten Verhaltensweisen betreffen               weise, das kümmern um die Work-Life-Balance,
die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltig-            blieb im ersten Lockdown zunächst stabil, zeigt
keit und sind in folgenden Bereichen angesiedelt:               aber seitdem deutlich schwächere Werte.

–	Relevante Kriterien beim Einkauf
–	Sozial- und Umweltverhalten                               Fokusthema I:
–	Gesundheitsverhalten                                      Einkaufen auf dem Bauernhof
–	Privates Mobilitätsverhalten
–	A rbeit und Finanzen                                      Bei der diesmaligen Erhebung wurde ein Schwerpunkt
–	Berufliches Mobilitätsverhalten                           auf die Nutzung von Bauernhofläden gelegt. Allge-
                                                             mein findet die Bevölkerung Bauernhofläden sehr at-
Abbildung 1 strukturiert die konkreten Verhaltenswei-        traktiv und würde gerne noch häufiger direkt von Bau-
sen nach ihrer Veränderung seit dem «Beginn von Co-          ernhöfen beziehen. Wiederholt wurde das angestrebte
rona»:                                                       Verhalten jedoch «nicht eingelöst». Im Vergleich zu
–	New Normal I: Einige Verhaltensweisen wurden im           den Zukunftsintentionen, die während den letzten
   ersten Lockdown im Vergleich zu «vor Corona» we-          Messungen erhoben wurden, kaufen die Menschen
   sentlich geändert und das neue Verhaltensniveau           weniger in Bauernhofläden ein. Dies geschieht, ob-
   hat sich seitdem etabliert. Dies gilt z. B. für zu Fuss   wohl sie gute Gründe sehen, in Bauernhofläden einzu-
   gehen, kochen und backen, die Arbeit schätzen und         kaufen, wie etwa ökologische Aspekte und die Unter-
   Sorgen um die eigenen Finanzen.                           stützung von regionalen Bauern. Die Menschen haben
–	New Normal II: Für einen Teil der Verhaltenswei-          zwar eine positive Einstellung gegenüber Bauernhö-
   sen ergibt sich ein anhaltender Trend: Während            fen und würden tendenziell gerne noch häufiger direkt
   dem Lockdown erfolgte eine Zunahme, die sich seit-        von Bauernhöfen beziehen, allerdings folgen auf diese
   her weiter fortsetzt. Beispielsweise gilt dies für sich   guten Intentionen in der Realität oft keine entspre-
   der Familie widmen, Zeit in der Natur verbringen,         chenden Taten. In der Wissenschaft wird dieses Phä-
   Videokonferenzen und Masken tragen.                       nomen als Attitude-Behaviour-Gap bezeichnet. Die
5                     Wesentliche Ergebnisse im Überblick

           Chance ein Jahr
                  danach
    Change im                             Gleich                             Zunahme                            Abnahme
    1. Lockdown

                             New Normal I                        New Normal II                      Back to normal
                             (Stabilisierung auf neuem Niveau)   (Nachhaltiger Trend)
                             –	Zu Fuss                          –	der Familie widmen              –	Von Zuhause aus
                             –	Kochen und Backen                –	Zeit in der Natur                  arbeiten / studieren
                             –	Arbeit schätzen                  –	Arbeit, Videokonferenzen        –	Abstandhalten
    Zunahme                  –	Sorgen Finanzen                  –	Maske                           –	Einsamkeit
                                                                                                    –	Sorgen erkranken
                                                                                                    –	Sicherheit Stelle

                                                                 Back to normal
                                                                 –	ÖV Arbeit
                                                                 –	Auto privat
                                                                 –	Supermarkt
    Abnahme                                                      –	Bäckerei
                                                                 –	Flugreisen privat
                                                                 –	ÖV privat

                             Dauerhaft stabil                    Nachträglicher Change up              Nachträglicher Change down
                             –	Spenden                          –	Regional                           –	Work-Life-Balance
                             –	Online-Einkäufe                  –	Günstiger Preis
                             –	Ökologisch, Nachhaltig           –	Schweizer Herkunft
                             –	Fairer Handel                    –	Quartierladen
                             –	Fahrrad Arbeit                   –	Bauernhofladen
    Gleich                   –	Geld zur Seite legen             –	Fahrrad privat
                                                                 –	Auto Arbeit
                                                                 –	Soziale / Gesellschaftliche Themen
                                                                 –	Achte auf die Umwelt
                                                                 –	Ausbildung von Kindern

Abbildung 1: Einteilung von Konsumverhaltensweisen nach ihrer Veränderung während der Corona-Krise

Basis dazu bildet die Hypothese, dass bei vielen Men-                      meisten Lebensbereichen keine Privilegien für Ge-
schen grundsätzlich eine Bereitschaft zu einem nach-                       impfte wollen. Am niedrigsten ist der Zuspruch bei
haltigeren Verhalten existiert, gleichzeitig jedoch Bar-                   Tätigkeiten des täglichen Lebens. Bei weniger alltägli-
rieren bestehen, diesen Wandel zu realisieren.                             chen Bereichen mit gewissem Erlebnischarakter steigt
                                                                           die Akzeptanz für Privilegien stark an. Die höchste
                                                                           Zustimmung gibt es bei Flugreisen. 51 Prozent der Be-
Fokusthema II: Impfverhalten                                               fragten finden, dass Flugreisen nur für Geimpfte
                                                                           möglich sein sollten. Ein ähnliches Bild zeigt sich für
Ein zweiter Schwerpunkt innerhalb dieser Erhebung                          Grossveranstaltungen. Überraschend sind die Werte
wurde auf Impfprivilegien gelegt. Die Ergebnisse zei-                      bei der Ausübung von bestimmten Berufen. 51 Pro-
gen, dass die Schweizerinnen und Schweizer in den                          zent der Umfrageteilnehmenden finden, dass Pflege-
6             IKM-Studie zum Konsumentenverhalten

berufe nur noch von geimpften Personen ausgeübt           Gesundheitsbewusstsein
werden sollten. Bei Berufen in der Erziehung sind es
43 Prozent.                                               Nach wie vor achten die Menschen bewusst auf ihre
                                                          Gesundheit. Aktuell, wie auch vor einem Jahr, erreich­te
                                                          «gesundheitsbewusstes Verhalten» einen hohen Mess­
Reiseverhalten                                            wert (Mittelwert 81). Auch in der Zwischenzeit blieb
                                                          der Wert fast konstant (jeweils 83 in den beiden Zwi-
Die Schweiz reist wieder. Während die Reiseabsichten      schenmessungen letztes Jahr).
im letzten Herbst sehr gering waren (47 Prozent ohne      Allerdings hat die Work-Life-Balance abgenommen
Reisepläne), sind diese wieder gestiegen (nur 30 Pro-     (Mittelwert 63,70 in der Messung während dem ers-
zent ohne Reisepläne). Wie auch im Sommer vor ei-         ten Lockdown vor einem Jahr) und der Mittelwert zum
nem Jahr sind und bleiben Ferien in der Heimat für die    zukünftig beabsichtigten Verhalten bezüglich be-
Schweizerinnen und Schweizer weiterhin attraktiv.         wusster Achtsamkeit auf die Gesundheit war niedri-
Insgesamt 54 Prozent der Befragten planen aktuell         ger (78).
Reisen innerhalb der Schweiz, im Sommer vor einem
Jahr waren es 59 Prozent. Europareisen werden wie-
der mehr geplant. Aktuell planen 38 Prozent der Be-       Soziales Auseinanderdriften
fragten Reisen innerhalb Europas, vor einem Jahr traf
dies noch auf 30 Prozent der Befragten zu. Bei Fern-      Ein Grossteil der Bevölkerung empfindet, im gleichen
reisen bleibt die Bevölkerung noch zurückhaltend. Der     Ausmass wie bei der Befragung im Herbst 2020, dass
Anteil von Personen, die in nächster Zeit Reisen in       sich die zwischenmenschliche Distanz seit Corona ver-
Länder ausserhalb Europas planen, bleibt seit Ende        grössert hat. Auch bei weiteren Empfindungen wird
des ersten Lockdowns stabil bei 10 Prozent. Bislang       diese Tendenz deutlich. Mehrheitlich oder vollständig
keine Reisepläne haben 30 Prozent der Teilnehmenden.      zugestimmt wird den Aussagen, dass sich die zwi-
                                                          schenmenschliche Distanz vergrössert (74 Prozent)
                                                          die Gesellschaft aufgrund der Corona-Krise auseinan-
Sorgen                                                    derdriftet (60 Prozent), die Menschen weniger mitein-
                                                          ander reden (54 Prozent) und weniger tolerant mit­
Die Entwicklung von Sorgen um Mitmenschen und             ein­ander umgehen (52 Prozent). Die eigene soziale
sich selbst ist mittels dem «Sorgen-Index» (der Mittel-   Verbundenheit wird, wie in der letzten Messung, opti-
wert über 13 Personengruppen hinweg) vergleichbar.        mistischer bewertet. Aber auch hier ist es doch im-
Gesamthaft betrachtet haben die Sorgen im Ver-            merhin jede dritte Person (34 Prozent), die mehrheit-
gleich zu vor einem Jahr abgenommen, wie sich am          lich oder voll und ganz zustimmt, sich von den Men-
tieferen Wert des Sorgen-Index widerspiegelt. Vor al-     schen distanziert zu fühlen. Vielen fehlt auch das
lem Sorgen bezüglich Gruppen, die eher gesundheit-        Gefühl der Zusammengehörigkeit (34 Prozent) und
lich gefährdet sind, haben in diesem Zeitraum abge-       emotionaler Verbundenheit (31 Prozent). Insgesamt
nommen. Auch wenn mittlerweile deutlich niedriger         sind diese Werte zum sozialen Zusammenleben auf
als vor einem Jahr, ist der Sorgen-Index absolut gese-    dem gleichen Niveau wie im Herbst 2020.
hen jedoch weiterhin recht hoch (Mittelwert 49). Die
bisherigen Massnahmen scheinen einen positiven Ef-
fekt zu haben, doch die Stimmung bleibt trotz Imp-
fungen und Lockerungen weiter durch die Pandemie
gedrückt.
7            Design der Studie

2.           Design der Studie
Die vierte repräsentative Erhebung des Konsumver-      der Verhaltensweisen im Zeitverlauf. Nach der vorhe-
haltens in der Schweiz wurde zwischen dem 28. April    rigen Erhebung im Juni 2020 propagierte das For-
und 4. Mai 2021 durchgeführt. Insgesamt wurden         schungsteam ein «New Normal», das sich deutlich
1’020 Schweizerinnen und Schweizer aus der Deutsch-,   vom Konsumverhalten vor Corona unterscheidet.
der West- und der italienischen Schweiz zu verschie-
denen Aspekten des Konsums, der Freizeit und der       Der vorliegende Studienbericht gibt Einblicke in das
Arbeit befragt. Zum Zeitpunkt der Datenerhebung        aktuelle Verhalten der Schweizer Bevölkerung in den
liefen in der Schweiz die Impfkampagnen an. Einzelne   folgenden Bereichen:
Verhaltensweisen sind gerade wieder erlaubt worden,
aber viele Aktivitäten in Innenräumen waren verbo-     –	Einkaufsverhalten
ten (Restaurantbesuche waren auf Aussenbereiche        –	Sozial- und Umweltverhalten
beschränkt) oder eingeschränkt möglich (Sport in In-   –	Gesundheits- und Freizeitverhalten
nenräumen war mit Masken und Abstand erlaubt).         –	Privates und berufliches Mobilitätsverhalten
                                                       –	Reiseverhalten
Das Längsschnittdesign der Studie mit Messungen im     –	Arbeits- und Finanzverhalten
Halbjahresabstand ermöglicht die Beobachtung der       –	Ökologische Nachhaltigkeit des Konsumverhaltens
Entwicklung des Konsumverhaltens über einen länge-
ren Zeitpunkt. Mittlerweile ergeben sich Werte für     Die aktuelle Erhebung und auch die weiteren beiden
sechs Zeitpunkte: Die Häufigkeit vor Corona, jene im   Messungen (geplant für Oktober 2021 und April
April 2020 während dem ersten Lockdown, im Juni        2022) haben zum Ziel, zu untersuchen, wie sich das
2020 nach den Lockerungen, im Oktober/November         zuvor beschriebene «New Normal» weiterentwickelt
während der zweiten Welle, sowie jetzt im April/Mai,   und inwiefern es Bestand hat. Dabei wird untersucht,
rund ein Jahr später, und die Einschätzung zum Ver-    wie positive Entwicklungen im Bereich der Nachhal-
halten in der Zukunft. Durch den Vergleich mit den     tigkeit erhalten bleiben können und wie Nachhaltig-
drei vorherigen Messzeitpunkten kann das Forschungs­   keitspotenziale bei Konsumentinnen und Konsumen-
team die Verhaltensänderungen seit Corona noch dif-    ten noch besser ausgeschöpft werden können. Mit
ferenzierter analysieren.                              dem Fokusthema zum Einkaufsverhalten in Bauern-
                                                       hofläden können die Forschenden ausserdem die Ein-
Seit der zweiten Messung im Zeitraum vom 19. bis       stellungen, Motive und Verhaltensweisen in Bezug
26. Juni 2020 mit insgesamt 1’004 Probandinnen und     auf eine konkrete nachhaltige Verhaltensweise ge-
Probanden ist Nachhaltigkeit ein Schwerpunktthema      nauer betrachten. Das zweite Fokusthema zu Imp-
der Studie. Seit dieser Messung werden Nachhaltig-     fungen erlaubt zudem vertiefte Einblicke in ein zum
keitsaspekte vertieft, etwa in welchen Bereichen ein   Zeitpunkt der Datenerhebung kontrovers diskutiertes
ökologisch nachhaltigeres Verhalten der Bevölkerung    Thema, das einen Einfluss darauf nimmt, wie sich das
zu beobachten beziehungsweise für die Zukunft ge-      Konsum- und Freizeitverhalten der Schweizer Bevölke-
plant ist. Aufgenommen in die Untersuchung wurde       rung innerhalb der Coronakrise verändert.
in diesem Zusammenhang die Frage nach eventuell
bestehenden «Attitude-Behaviour-Gaps», welche die      Das Forschungsteam wünscht eine anregende Lek-
Diskrepanz zwischen der Einstellung zu einem Verhal-   türe zur aktuellen Messung.
ten und dem tatsächlichen Verhalten beschreiben.
Damit einhergehend ist es ein Ziel des vorliegenden    Die Untersuchung wurde mit Unterstützung der Stif-
Projekts, Einflussfaktoren des Gaps in Bezug auf       tung Mercator Schweiz und des Marktforschungsinsti-
nachhaltiges Konsumentenverhalten zu untersuchen.      tuts LINK durchgeführt.

In der dritten Messung zwischen dem 21. Oktober
und 2. November 2020 wurde ein weiterer Zwischen-
stand erhoben. Es wurden 1’027 Personen befragt
und der Fokus lag insbesondere auf der Betrachtung
8                 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten

3.	Einblicke in das Einkaufsverhalten
    der Bevölkerung
Befragungsinhalte                                                                     im Zeitverlauf verdichtet in einer einzigen Abbildung
                                                                                      vergleichen zu können, wurden die vier Werte zu-
In diesem ersten Fragebogenblock wurden die Teil-                                     nächst transformiert (häufig = Wert 100, ab und
nehmenden zu ihrem Einkaufsverhalten befragt. Da-                                     zu = Wert 67, selten = Wert 33, nie = Wert 0), und da-
bei ging es einerseits um die Einkaufshäufigkeit in                                   nach wurden Mittelwerte berechnet. Es geht dabei
verschiedenen Einkaufskanälen, den Wert des letz-                                     nicht um die Einkaufsmenge, sondern um die Häufig-
ten eingekauften Warenkorbs in den einzelnen Ka-                                      keit der Einkäufe. Die in Abbildung 2 dargestellten
nälen sowie die relevanten Kriterien beim Einkauf                                     Werte sind wie erwähnt Mittelwerte, womit ein Wert
von Gütern des täglichen Bedarfs. Zusätzlich wurden                                   nahe bei 100 bedeutet, dass praktisch alle Befragten
den Probandinnen und Probanden in diesem Teil Fra-                                    dort häufig einkaufen. Ein Wert um die 30 als weite-
gen zum Einkaufen in Bauernhofläden gestellt.                                         res Beispiel heisst, dass im Durchschnitt über alle
                                                                                      1’020 Schweizerinnen und Schweizer selten dort ein-
                                                                                      gekauft wird. Interessanter als der eigentliche Mittel-
Einkaufshäufigkeit nach Kanal                                                         wert ist bei dieser Abbildung jedoch der Unterschied
                                                                                      zwischen den Kanälen, insbesondere im Zeitverlauf.
Die Frage nach der Einkaufshäufigkeit nach Kanal
wurde, wie viele weitere Aspekte des Konsumverhal-                                    Die Ergebnisse zeigen über alle Einkaufskanäle hin-
tens, auf einer bewährten 4er-Skala erhoben. Die                                      weg einen sehr ähnlichen Verlauf. Ein Knick während
Probandinnen und Probanden konnten angeben, ob                                        des Lockdowns vor einem Jahr, als viele Leute weniger
man etwas häufig, ab und zu, selten oder nie tut. Um                                  häufig, dafür umso grössere Warenkörbe eingekauft
die Ergebnisse zwischen verschiedenen Kanälen und                                     haben. Danach folgt ein Anstieg, der gleich hoch oder

Einkaufsorte für die Güter des täglichen Bedarfs
Ein Jahr nach dem ersten Lockdown
Wie häufig werden in Ihrem Haushalt aktuell die Güter des täglichen Bedarfs an folgenden Orten eingekauft?
Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100)

100
 90                                                         96                96                 97                                 Supermarkt
            86
 80
                                     79
 70                                                                                                                                 Bäckerei
                                                                              57                 57
 60                                                         55
                                                                                                                           57
                                                            46                48
 50                                                                                             46
                                                                                                                      52            Metzgerei
            45                       38                                                         40
 40                                                    42
            38
                                     28                     39                40                 39
 30         29                                                                                                                      Quartierladen
 20              27
                                     22                                                                                    17
 10         12
                                     12                     10                                   12                                 Bauernhofladen
  0
          Vor März 2020       Mitte April 2020       Mitte Juni 2020   Oktober/November    April/Mai 2021     Geplantes Verhalten
        («Vor Lockdown»*)   (Während Lockdown)      (Nach Lockdown)          2020         (Ein Jahr danach)        n=1’020          Online-Lieferdienst
              n=594                n=594                n=1’004          (Zweite Welle)        n=1’020
                                                                            n=1’027
         *Häufigkeit erhoben bei der Befragung während des Lockdowns

Abbildung 2: Einkaufsorte und -kanäle bei Gütern des täglichen Bedarfs im Zeitverlauf der Corona-Krise
9              Einblicke in das Einkaufsverhalten der Bevölkerung

sogar höher liegt als vor dem Lockdown und seit den                Beim Wert des geschätzten, letzten Warenkorbs pro
letzten beiden Messungen (Mitte Juni 2020 und im                   Einkaufskanal fällt auf, dass der Betrag bei den Super-
Okto­ber/November 2020) bis heute recht konstant                   märkten (CHF 105.–, letzte Messung: CHF 111.–) und
bleibt.                                                            bei den grossen Online-Lieferdiensten (CHF 156.–,
                                                                   letzte Messung: CHF 125.–) nicht nur deutlich höher
Zudem haben die Forschenden für ausgesuchte Ka-                    als bei den anderen Kanälen liegt, sondern mit über
näle gefragt, wie häufig die Befragten denken, dass                CHF 100.– auch absolut sehr hoch (vgl. Abbildung 3).
sie in etwa einem halben Jahr dort einkaufen werden.               Mit deutlichem Abstand folgen die Metzgereien
Bei diesem abgefragten zukünftigen Verhalten spie-                 (CHF 50.–, letzte Messung: CHF 47.–). Ganz am Ende
len verschiedene Einflussfaktoren eine Rolle. In der               liegen die Bäckereien (CHF 14.–, letzte Messung: 15.–).
aktuellen Situation ist es u. a. die Erwartung, wie sich           Gefragt wurden nur diejenigen, die nicht angegeben
die Corona-Krise entwickeln wird. Zusätzlich fliesst               haben, nie über den jeweiligen Kanal einzukaufen.
hier häufig die Absicht einer Verhaltensänderung mit               Die Beträge, die durchschnittlich pro Einkauf ausge-
ein, zum Beispiel mehr direkt beim Produzenten, bei                geben werden, haben sich nicht gross verändert, ein-
der Produzentin, also beim Bauernhofladen einzukau-                zig die Ausgaben für Online-Einkäufe sind deutlich
fen. Der Blick in die Zukunft lässt erahnen, dass die              höher geworden.
Befragten vorhaben, häufiger in Bauernhofläden (Mit-
telwert aktuell 39; Zukunft letzte Messung 55; ­Zukunft
aktuelle Messung 57), bei Quartierläden (46/55/52)                 Einkaufskriterien
und bei Online-Anbietern und -Anbieterinnen (12/25/17)
einzukaufen. Diese Ergebnisse zeigen, dass viele Be-               Abbildung 4 auf der folgenden Seite zeigt einen Ver-
fragte gerne lokales Gewerbe unterstützen möchten.                 gleich der Relevanz verschiedener Einkaufskriterien
Die Erwartung für die Zukunft übertrifft jedoch wei-               bei Gütern des täglichen Bedarfs über sechs verschie-
terhin das tatsächlich gezeigte Verhalten, was auf ein             dene Messzeitpunk­te hinweg. Als zentrale Erkenntnis
«Attitude-Behaviour-Gap» hindeutet. Man muss davon                 kann festgehalten werden, dass die Corona-Krise die
ausgehen, dass die Schweizerinnen und Schweizer                    seit mehreren Jahren anhaltenden Trends der Regiona-
gerne öfter in Bauernhof- und Quartierläden einkau-                lität und der Schweizer Herkunft noch einmal verstärkt
fen würden, als sie es bereits tun, dass es aber einige            hat. Dies war nicht nur während dem Lockdown (Mit-
Barrieren gibt, die sie in der Praxis davon abhalten.              telwert «aus der Schweiz» vor Corona 77, während
Da dieses Muster bereits bei der letzten Messung ab-               dem ersten Lockdown 81; «Aus der Region» vor Co-
zusehen war, wurden dieses Mal zum Thema Bauern-                   rona 72, während Lockdown 77) zu beobachten, nach
hofläden vertiefte Fragen gestellt. Die Antworten                  den grössten Lockerungen haben sich diese Werte
können beim Verständnis dieser Barrieren helfen und                sogar auf einem noch höheren Wert eingependelt
vorhandene Motivatoren aufdecken, die von Bauern-                  (CH 90/Regio 84). Auf diesem ­hohen Niveau ver­har­
hofläden gezielt angesprochen werden können.                       ren sie weiterhin (CH 89/Regio 83), und ein Blick in
                                                                   die Zukunft lässt erahnen, dass es so bleiben wird

Grösse des letzten Einkaufskorbes nach Kanal in CHF

180
                                                                                                                156
160
140                                                  April/Mai 2021
                                                        n=1’020
120         105
100
 80
 60                                                                                         50
 40                                                  28                    26
 20                              14
  0
         Supermarkt           Bäckerei          Quartierladen         Bauernhofladen     Metzgerei    Online-Lieferdienst (z. B.
                                                                                                      Coop@home, Le Shop)

Abbildung 3: Grösse des Einkaufskorbes in CHF nach Einkaufskanal
10                   IKM-Studie zum Konsumentenverhalten

Relevante Kriterien beim Einkauf
Ein Jahr nach dem ersten Lockdown
Wie häufig achten Sie aktuell beim Kauf von Gütern des täglichen Bedarfs auf folgende Kriterien?
Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100)

100
                                                            90                  88                  89                                 Aus der Schweiz
 90                                 81
                                                                                                                          85
                                                       85                  85                            84
                77                                                                   82
 80                                                         84                                    83
                                                                                                                                       Saisonal
                                                       74                       76                                        80
           72                       77                                                             73
 70        68
                                                                 71
           65                                               70                  68                  68                    70
 60                                 66
                                                                                                                                       Regionale Herkunft
 50
 40                                                                                                                                    Günstiger Preis
 30
 20                                                                                                                                    Ökologisch
 10                                                                                                                                    nachhaltig
  0                                                                                                                                    Fairer Handel
          Vor März 2020       Mitte April 2020       Mitte Juni 2020   Oktober/November       April/Mai 2021     Geplantes Verhalten
        («Vor Lockdown»*)   (Während Lockdown)      (Nach Lockdown)          2020            (Ein Jahr danach)        n=1’020
              n=594                n=594                n=1’004          (Zweite Welle)           n=1’020
                                                                            n=1’027
         *Häufigkeit erhoben bei der Befragung während des Lockdowns

Abbildung 4: Auswahlkriterien beim Kauf von Gütern des täglichen Bedarfs im Zeitverlauf der Corona-Krise

(CH 85/Regio 80). Eine weitere ­Zunahme ist derzeit                                       ren einige wichtige Produkte während dem ersten
hingegen nicht zu erwarten. Auch weitere nachhaltige                                      Lockdown knapp, da die Menschen mehr eingekauft
Einkaufskriterien wie «Öko­lo­gi­sche Nachhaltigkeit»                                     haben, als für die meisten Discounter absehbar war.
und «Fairer Handel» bleiben über den Zeitverlauf der                                      Die dadurch entstandenen Engpässe haben mögli-
Messungen seit April 2020 beinahe konstant, wenn                                          cherweise dafür gesorgt, dass die Verfügbarkeit ein
auch mit absolut etwas we­niger Relevanz als die zuvor                                    wichtigeres Kriterium als der Preis war. Diese Situa-
beschriebenen Kriterien Regionalität und Schweizer                                        tion ist inzwischen ebenfalls wieder unter Kontrolle,
Herkunft. Erfreulicherweise planen die Befragten je-                                      womit das Preisbewusstsein wieder angestiegen ist.
doch, zukünftig noch etwas verstärkter auf fairen
Handel zu achten (Mittelwert geplantes Verhalten 70,
aktuell gemessener Wert 68).                                                              Fokusthema I:
                                                                                          Einkaufen auf dem Bauernhof
Weiterhin spielen nicht nur nachhaltige Kriterien, son-
dern auch das Kriterium «günstiger Preis» im Vergleich                                    Als Fokusthema zu nachhaltigem Einkaufsverhalten
zur Messung während dem Lockdown vor einem Jahr                                           wurden in dieser Erhebung Fragen zum Konsumver-
wieder eine stärkere Rolle. Während dem ersten Lock-                                      halten in Bezug auf Bauernhofläden vertieft.
down lag der Mittelwert hierfür bei 66, zwischenzeit-
lich stieg er auf 76 an (Oktober/November 2020) und                                       Wie in Abbildung 5 erkenntlich, findet die Bevölke-
liegt in der aktuellen Messung bei 73. Dies ist damit                                     rung Bauernhofläden im Allgemeinen sehr attraktiv.
interpretierbar, dass während dem Lockdown auf
Grund der Restriktionen weniger Ausgaben für andere                                       Des Weiteren gaben 35 Prozent der Schweizerinnen
Freizeitbereiche getätigt wurden und hierdurch mehr                                       und Schweizer an, häufig oder ab und zu in Bauernhof­
verfügbares Einkommen und eine höhere Zahlungs-                                           läden einzukaufen. Bei den Zukunftsabsichten sind es
bereitschaft für Einkäufe vorhanden war. Zudem wa-                                        sogar 64 Prozent (vgl. Abbildung 6).
11             Einblicke in das Einkaufsverhalten der Bevölkerung

Bauernhofläden sind für die Bevölkerung sehr attraktiv
Wie attraktiv finden Sie es generell, Produkte vom Bauernhof direkt in Bauernhofläden einkaufen zu können?

                                                          3%                                              100%
                                                          5%
                                                                                                          90%
                                                         18%
                                                                                                          80%

                                                                                                          70%

                                                         32%                                              60%

                                                                                                          50%

                                                                                                          40%

                                                                                                          30%
                                                         43%                                              20%

                                                                                                          10%

                                                                                                          0%

                          5 – sehr attraktiv        4     3       2       1 – überhaupt nicht attraktiv

Abbildung 5: Attraktivität von Bauernhofläden für die Schweizer Bevölkerung

Einkaufsverhalten aktuell und in der Zukunft: Änderungswünsche sind vorhanden
35% der Schweizerinnen und Schweizer kaufen ab und zu oder sogar häufig in Bauernhofläden ein.
Bei den Zukunftsabsichten sind es sogar 64%.

                                               0%       20%       40%       60%       80%       100%

                             Einkauf aktuell 9%          26%              35%            29%

                            Einkauf Zukunft     16%               48%                 26%      9%

                                                häufig        ab und zu      selten     nie

Abbildung 6: Häufigkeit von Einkaufen in Bauernhofläden – aktuell und zukünftig
12             IKM-Studie zum Konsumentenverhalten

Einkaufsverhalten aktuell und in der Zukunft: Änderungswünsche sind vorhanden
Die Hälfte aller Befragten gibt an, dass sie in Zukunft gerne öfter in Bauernhofläden einkaufen möchten.

                                                        4%                                                          100%

                                                                                                                    90%

                                                                                                                    80%
                                                        46%
                                                                                                                    70%

                                                                                                                    60%

                                                                                                                    50%

                                                                                                                    40%

                                                                                                                    30%
                                                        50%                                                         20%

                                                                                                                    10%

                                                                                                                    0%
                                                     Veränderung

                                      Häufiger        Gleich oft         Seltener

Abbildung 7: Einkaufen in Bauernhofläden – Einschätzung des zukünftigen Verhaltens

Die Hälfte aller Befragten gibt an, dass sie in Zukunft            Attitude-Behaviour-Gap bezüglich
gerne öfter in Bauernhofläden einkaufen möchten                    des Einkaufs im Bauernhofladen
(vgl. Abbildung 7).
                                                                   Der Vergleich von tatsächlichem mit dem zukünftig
Für den Einkauf in Bauernhofläden sprechen verschie-               geplanten Verhalten in der Retrospektive in Abbildung
dene Gründe (vgl. Abbildung 8). Mehrheitlich oder voll             9 zeigt, dass es ein Intention-Behaviour-Gap bezüg-
und ganz stimmen die Befragten hierzu insbesondere                 lich Einkäufen in Bauernhofläden gibt. Das aktuelle
für folgende Aspekte: Die Unterstützung von lokalen                Verhalten (Mittelwert 39) ist deutlich niedriger als die
Bauern (87 Prozent), saisonale Produkte kaufen                     Verhaltensintention während der letzten Messung
(87 Pro­zent), Produkte mit kurzer Lieferkette kaufen              (55). Konsumentinnen und Konsumenten würden
(83 Prozent). Hiermit verglichen weniger bedeutsam                 gern häufiger im Bauernhofladen kaufen, «können»
sind der persönliche Kontakt mit den Produzentinnen                es aber nicht. Es scheint Barrieren zu geben, die die
und Produzenten (46 Prozent) und weitere Produkte                  Menschen daran hindern, ihren Verhaltensintentionen
neben den Bauernhofprodukten kaufen (40 Prozent).                  entsprechende Taten folgen zu lassen. Wie in bisheri-
                                                                   gen Messungen besteht auch aktuell wieder eine hö-
                                                                   here Verhaltensintention für die Zukunft, verglichen
                                                                   mit dem aktuell gemessenen Verhalten. Auf Basis der
                                                                   vergangenen Messungen ist jedoch davon auszuge-
                                                                   hen, dass das Muster sich wiederholt und die «Gap»
                                                                   weiter bestehen bleibt.
13                Einblicke in das Einkaufsverhalten der Bevölkerung

Verschiedene Gründe sprechen für den Einkauf in Bauernhofläden:
Wie wichtig sind für Sie persönlich die folgenden Aspekte, wenn Sie entscheiden, ob Sie in einem
Bauernhofladen einkaufen wollen?
Ich kann …

                                                        0%            20%                 40%                 60%               80%               100%
                        … lokale Bauern unterstützen                             61%                                      26%              9% 3% 2%
                        … saisonale Produkte kaufen                              60%                                         27%               8% 2% 2%
             … Produkte mit kurzer Lieferkette kaufen                        54%                                       29%               11% 3%        3%
                         … gesunde Produkte kaufen                         47%                                    34%                    14%     3% 2%
                        … Produkte selbst auswählen                        44%                                   36%                     14%     4% 2%
                   … etwas Gutes für die Umwelt tun                     43%                                  31%                   16%         6% 4%
             … den Bauernhofladen einfach erreichen                  38%                                35%                        17%         6% 5%
              … Produkte zu attraktivem Preis kaufen           24%                        32%                          28%                13%     4%
 … persönlichen Kontakt mit dem Produzenten haben              21%                 25%                        28%                  17%          9%
… weitere Produkte neben den Bauernhofprodukten …            14%             26%                        28%                   20%              12%

                                                         5 – trifft voll und ganz zu          4     3        2         1 – trifft überhaupt nicht zu

Abbildung 8: Gründe für das Einkaufen in Bauernhofläden

Wie häufig kaufen Sie aktuell in Bauernhofläden ein?
Wie häufig haben Sie dies in der Zukunft vor?
Häufigkeitsindex: Mittelwert aus «nie» (=0), «selten» (=33), «ab und zu» (=67) und «häufig» (=100)

  60                                                      55                                                                        57

  50
                        40                                                                    39
  40

  30

  20

  10

     0
         Oktober/November 2020: Aktuelles       Oktober/November 2020:                  April/Mai 2021:                      April/Mai 2021:
                    Verhalten                    Verhaltensintention für               Aktuelles Verhalten                Verhaltensintention für
                                                      die Zukunft                                                              die Zukunft

Abbildung 9: Attitude-Behaviour-Gap bezüglich des Einkaufs im Bauernhofladen
14                 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten

4.	
   Einblicke in das Sozial-, Umwelt-,
   Gesundheits- und Freizeitverhalten
   der Bevölkerung
Befragungsinhalte                                                                         etwa auf, dass viele Befragte sich häufiger ihrer Fami-
                                                                                          lie widmen. Der Mittelwert hat sich deutlich nach
Dieser Fragebogenblock enthält eine Vielzahl verschie­                                    oben verändert (von 71 im März 2020 vor dem ersten
dener Aspekte rund um das Verhalten ausserhalb des                                        Lockdown, auf 81 während dem ersten Lockdown bis
Konsums. Zunächst einmal geht es um das eigene So-                                        zu aktuell 88). Anfänglich war dies wenig überra-
zial- und Umweltverhalten, das private Mobilitäts-                                        schend, da viele zuhause bleiben mussten. Dieser
verhalten und das Reiseverhalten. Anschliessend                                           Trend hat sich sogar noch weiter gesteigert, seitdem
wird auf die Sorgen um Mitmenschen eingegangen                                            man auch ältere Familienmitglieder wieder treffen
und der Einfluss von Corona auf die Gesellschaft un-                                      darf. Man hätte durchaus vermuten können, dass die-
tersucht. Dabei wird betrachtet, ob die Krise zu einem                                    ser Wert wieder etwas zurückgeht, was jedoch nicht
Auseinanderdriften der Gesellschaft und zu Verän-                                         der Fall ist. Auch die Erwartung für die Zukunft lässt
derungen in der sozialen Eingebundenheit führt. Ab-                                       die Annahme aufstellen, dass diese stärkere Familien-
geschlossen wird das Kapitel mit den Blöcken Gesund-                                      orientierung aufgrund der Corona-Krise erhalten
heitsverhalten und dem Fokusthema Impfprivilegien.                                        bleibt (89).

                                                                                          Die restlichen Werte sind im Vergleich zum Juni 2020
Sozial- und Umweltverhalten                                                               und Oktober/November 2020 ebenfalls auf einem
                                                                                          sehr ähnlichen Niveau und zumeist höher, verglichen
Beim Sozial- und Umweltverhalten zeigen sich teilwei­se                                   mit der ersten Messung vor einem Jahr. Lediglich der
massive Verschiebungen gegenüber vor und während                                          Wert zu Einsamkeit hat, erfreulicherweise, seit dem
dem ersten Lockdown, die sich aber in den letzten Mo-                                     ersten Lockdown stark abgenommen. Der Mittelwert
naten stabilisiert haben (vgl. Abbildung 10). So fällt                                    lag im April 2020 bei 39 und nun bei 31. Dies lässt

Sozial- und Umweltverhalten
Ein Jahr nach dem ersten Lockdown
Wie häufig treffen die folgenden Aussagen aktuell auf Sie persönlich zu?
Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100)

100                                                                                                                                   … widme mich meiner
                                                           89                89                  88
                                                                                                                          89          Familie
                                    81
 80                                                                          85                                           81
                                                           84                                    82
            71                                                                                                                        … achte bewusst auf die
                                                                                                                                      Umwelt
 60                                                        55                   58                 57
                                                                                                                          55
                                                                53            56                 56
                                    41                                                                                                … mache mir Sorgen um
            42
 40                               39
                                                                                                                                      die Ausbildung von
            34                           33                                                                                           Kindern
                                                                                                      31
            28                                        28
                                                                             31
 20                                                                                                                                   … engagiere mich für
                                                                                                                                      soziale/gesellschaftliche
                                                                                                                                      Themen
     0                                                                                                                                … bin einsam
           Vor März 2020       Mitte April 2020      Mitte Juni 2020   Oktober/November      April/Mai 2021     Geplantes Verhalten
         («Vor Lockdown»*)   (Während Lockdown)     (Nach Lockdown)          2020           (Ein Jahr danach)        n=1’020
               n=594                n=594               n=1’004          (Zweite Welle)          n=1’020
                                                                            n=1’027
         *Häufigkeit erhoben bei der Befragung während des Lockdowns

Abbildung 10: Sozial- und Umweltverhalten der Bevölkerung im Zeitverlauf der Corona-Krise
15                 Einblicke in das Sozial-, Umwelt-, Gesundheits- und Freizeitverhalten der Bevölkerung

sich auf die Lockerungen der Corona-Massnahmen                                          der aktuellen Messung hat der Wert leicht abgenom-
zurückführen. Der hohe Häufigkeitsindex zu Umwelt-                                      men (63), doch auch bei der Frage nach dem zukünfti-
bewusstsein zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung                                       gen Verhalten ist mit keiner grossen Veränderung zu
häufig auf Umweltaspekte achtet. Der aktuelle Mit-                                      rechnen (65). Einerseits lässt sich daraus schliessen,
telwert liegt bei 82, während er 84 in der Messung im                                   dass doch Einige auf das Auto umgestiegen sind, weil
Juni 2020 und 85 im Oktober/November 2020 betrug.                                       sie die öffentlichen Verkehrsmittel vermeiden wollen.
Auch das geplante Verhalten ist absolut gesehen wei-                                    Die stabile Entwicklung mit nur leichtem Rückgang
terhin hoch (81), im Vergleich zum Höchstwert von 85                                    lässt vermuten, dass die Impfkampagne und Locke-
letzten Oktober/November jedoch etwas geringer.                                         rungen zu ersten, wenn auch leichten, rückläufigen
                                                                                        Verhaltensänderungen führen. Statt das Auto zu nut-
                                                                                        zen, wird häufiger auch wieder zu Fuss gegangen und
Privates Mobilitätsverhalten                                                            Fahrrad gefahren (Mittelwerte aktuelle Messung: zu
                                                                                        Fuss 82, Fahrrad nutzen 49, im Oktober/November
Das Auto zählt unter den Fortbewegungsmitteln zu                                        letztes Jahr: zu Fuss 80, Fahrrad nutzen: 47). Insge-
den «Gewinnern» der Corona-Krise, wie die Analyse                                       samt sind die Mittelwerte für zu Fuss gehen und Fahr-
des privaten Mobilitätsverhaltens zeigt (vgl. Abbil-                                    rad fahren seit den beiden Messungen im letzten Jahr
dung 11). Zwar wurde während des ersten Lockdowns                                       äusserst stabil.
deutlich weniger Auto gefahren (Mittelwert 48 im
Vergleich zu vor Corona 56). Dieser Wert hat nach den                                   Im Hinblick auf die Nutzung des öffentlichen Verkehrs
Lockerungen im Juni 2020 jedoch deutlich zugenom-                                       (ÖV) und privater Flugreisen zeigen sich grosse Unter-
men (65), und blieb bei der letzten Messung im Okto-                                    schiede im Vergleich zu vor einem Jahr. Während dem
ber/November 2020 auf diesem hohen Wert (65). In                                        ersten Lockdown sind die Häufigkeit der ÖV-Nutzung

Privates Mobilitätsverhalten
Ein Jahr nach dem ersten Lockdown
Wie häufig treffen die folgenden Aussagen aktuell auf Sie persönlich zu?
Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100)

100
 90                                                                                                                                … bin in meiner Freizeit zu
                                 82                    81                 80                 82                                    Fuss unterwegs
 80
 70      70                                            65                 65                 63                                    … nutze in meiner Freizeit
                                                                                                                       63          das Auto
 60      56                                                               52                 52
                                 48                    50                                                              55
 50                                                                                                               54
                                                       49                                    49                                    … nutze in meiner Freizeit
 40      39                                                               47                                                       den öffentlichen Verkehr
         35                      39                                                                                    33
 30                                                    34                 36
                                                                                             31
                                 16                                                                                                … nutze in meiner Freizeit
 20      20
                                                                                                                                   das Fahrrad
 10                               4
  0                                                                                                                                … mache privat Flugreisen
        Vor März 2020       Mitte April 2020       Mitte Juni 2020   Oktober/November     April/Mai 2021     Geplantes Verhalten
      («Vor Lockdown»*)   (Während Lockdown)      (Nach Lockdown)          2020          (Ein Jahr danach)        n=1’020
            n=594                n=594                n=1’004          (Zweite Welle)         n=1’020
                                                                          n=1’027
       *Häufigkeit erhoben bei der Befragung während des Lockdowns

Abbildung 11: Privates Mobilitätsverhalten der Bevölkerung im Zeitverlauf der Corona-Krise
16             IKM-Studie zum Konsumentenverhalten

und Flugreisen massiv zurückgegangen (Häufigkeits-                Reiseverhalten
index öffentlicher Verkehr: 16, Flugreisen: 4). Seit Mitte
Juni 2020 nutzen die Menschen die beiden Verkehrs-                Die Schweizer Bevölkerung ist wieder im Reisefieber:
mittel wieder stärker. Nach dem ersten Lockdown lag               Wie in Abbildung 12 erkenntlich, haben nur 30 Prozent
der Wert für den ÖV bei 50 und für Flugreisen bei 34.             keine Reisen geplant (im Vergleich zu 47 Prozent noch
Aktuell nutzen die Schweizerinnen und Schweizer den               im Herbst). Die Schweiz bleibt dabei ein attraktives Fe­
ÖV noch ein wenig mehr (Mittelwert 52) und Flugrei-               rienziel. Insgesamt 54 Prozent der befragten Schwei­
sen wieder etwas weniger (31). Zukünftig planen die               zerinnen und Schweizer planen Reisen innerhalb der
Befragten noch etwas mehr zu fliegen (33) und auch                Schweiz. Im Sommer vor einem Jahr war dieser Wert
den ÖV etwas mehr zu nutzen (55). Die Schweizerin-                ebenfalls sehr hoch (59 Prozent), weil die Restriktionen
nen und Schweizer scheinen wieder mehr bereit dafür               Reisen ins Ausland erschwert hatten. Aber auch die ge-
zu sein, Verkehrsmittel zu nutzen, bei denen mehrere              planten Europareisen haben wieder zugenommen.
Menschen in einem geschlossenen Raum zusammen-                    38 Prozent der Befragten, verglichen mit 30 Prozent bei
kommen. Das Fortschreiten der Impfkampagne und                    der letzten Messung im Oktober/November 2020, pla-
die Schutz­kon­zep­te scheinen Ängste vor einer Anste-            nen Reisen innerhalb Europas. Bei Reisen in Länder
ckung ab­ zu­bau­en und die Menschen haben Hoff-                  ausserhalb Europas bleibt die Bevölkerung zurückhal-
nung, endlich bald wieder in die Ferien fliegen zu kön-           tend. Der Anteil von Personen, die solche Reisen für
nen.                                                              die nächste Zeit plant, bleibt seit dem Ende des ersten
                                                                  Lockdowns stabil bei 10 Prozent. In den nächsten zwölf
                                                                  Monaten (noch) keine Reisen geplant haben 30 Prozent
                                                                  der Teilnehmenden. Insgesamt müssen in diesen Ergeb-
                                                                  nissen aber auch saisonale Einflüsse beachtet werden.
                                                                  Es könnte sein, dass Reisen jeweils auf den Sommer ge-
                                                                  plant werden, und die Anteile der geplanten Reisen in
                                                                  dieser und der vorletzten Messung höher waren.

Reisepläne der Schweizer Bevölkerung
Während Lockdown: In welcher Region/welchen Regionen werden Sie dieses Jahr Ihre Ferien verbringen, sofern
die Reiserestriktionen wieder aufgehoben werden?
Nach Lockdown: In welcher Region bzw. in welchen Regionen haben Sie Ferien geplant in den nächsten 12 Monaten?
Vergleich während Lockdown (n=1’003), nach Lockdown (n=1’004) und zweite Welle (n=1’027) und ein Jahr da-
nach (n=1’020); Mehrfachantworten möglich

80%
                                    Mitte April 2020       Mitte Juni 2020      Oktober/November 2020           April/Mai 2021
70%                                 (Während Lockdown)     (Nach Lockdown)      (Zweite Welle)                  (Ein Jahr danach)
               59%                  n=594                  n=1’004              n=1’027                         n=1’020
60%                           54%                                                              54%
50%                                                                                                       47%
                                             42%
                     39%                                 38%
40%                                    33%
                                                   30%                                             31%           30%
30%
20%      14%
                                                                        10% 10% 10%
10%                                                               7%

 0%
             In der Schweiz                  In Europa              Ausserhalb Europas          Keine Ferien geplant/
                                                                                                  Reise storniert/…

Abbildung 12: Reisepläne der Schweizer Bevölkerung im Zeitverlauf der Corona-Krise
17               Einblicke in das Sozial-, Umwelt-, Gesundheits- und Freizeitverhalten der Bevölkerung

Sorgen um Mitmenschen                                               Menschen jedoch trotz Impfung und Lockerungen
                                                                    weiter auf die Stimmung drückt.
Insgesamt wurde für 17 Personengruppen erhoben,
wie häufig die Probandinnen und Probanden sich                      Innerhalb der einzelnen Personengruppen ergeben
über diese Sorgen machen (vgl. Abbildung 13). Diese                 sich im Zeitverlauf grosse Verschiebungen. Die gröss-
Liste war im Frühjahr 2020 noch etwas kürzer (14 Per-               ten Fluktuationen gibt es bei Arbeitnehmerinnen und
sonengruppen), und wurde im Verlaufe der Erhebun-                   Arbeitnehmern, die kein Home-Office machen kön-
gen ergänzt. Seit der letzten Erhebung wurde zudem                  nen. Vor einem Jahr sorgte man sich noch verstärkt
erhoben, inwiefern man sich auch um sich selbst Sor-                um sie (Mittelwert 50). Nach dem ersten Lockdown ist
gen macht.                                                          der Sorgen-Wert deutlich gesunken (31), hat dann bei
                                                                    der letzten Messung im Oktober/November 2020 wie-
Übergeordnet kann gesagt werden, dass der «Sorgen-­                 der zugenommen (39) und ist aktuell wieder auf der
Index», das ist der Mittelwert über 13 Personengrup-                Höhe von Juni 2020 (31). Die Impfkampagne, die zum
pen, die bei jeder Erhebung betrachtet wurden, über                 Zeitpunkt der Datenerhebung in der Schweiz anlief,
die verschiedenen Messzeitpunkte im April 2020 sehr                 scheint die Sorgen der Bevölkerung zu dieser Perso-
hoch war (57), dann stark gesunken ist (48) und seit                nengruppe gemildert zu haben.
der letzten Messung wieder leicht angestiegen ist (50,
aktuell 49). Dies deutet darauf hin, dass man sich um               Im Vergleich zu vor einem Jahr ebenfalls abgenom-
die meisten Mitmenschen zum aktuellen Zeitpunkt                     men haben die Sorgen um Angestellte in Spitälern
weniger Sorgen macht als während der ersten Mes-                    (um 10 Punkte; Mittelwert 68 vor einem Jahr, aktuell
sung im Lockdown im April 2020. Auch wenn mittler-                  58) und die Sorgen um Angestellte im öffentlichen
weile deutlich niedriger als vor einem Jahr, ist der                Verkehr sogar um 20 Punkte (57 vor einem Jahr, aktu-
Sorgen-Index absolut gesehen weiterhin recht hoch                   ell 37). Während die Sorge um Menschen, die in Spitä-
(49). Dies zeigt, dass die bisherigen Massnahmen                    lern (69) oder im öffentlichen Verkehr (57) arbeiten,
zwar einen positiven Effekt haben, die Pandemie den                 im Frühjahr 2020 noch am grössten war, lag dieser

Sorgen – Ein Jahr nach dem ersten Lockdown
Wie häufig machen Sie sich um die folgenden Personen sorgen?
Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100)

                                                                                                  meine Familie
100
                                                                                                  ältere Menschen
 90
 80        72 73                      72                  74                       72             Angestellte in Spitälern
           69
 70        68                         61                  63                       61             kranke Menschen
           64
 60                                                  60        61
           57                    57                                                   58
                                         53          50                             50            mich selber
 50        50                   50
                                        48
                                                       55
                                                          46
                                                                                       49
                                44                   45 44                          48
 40        39                          43                                             40          Selbständige
                                                                                     37
                                                          39
 30
                                      31                                           31             Angestellte im öffentlichen
 20                                                                                               Verkehr
 10                                                                                               junge Menschen

  0                                                                                               Arbeitnehmer/innen, die kein
        Mitte April 2020       Mitte Juni 2020   Oktober/November             April/Mai 2021      Home-Office machen können
      (Während Lockdown)      (Nach Lockdown)          2020                  (Ein Jahr danach)
             n=594                n=1’004          (Zweite Welle)                 n=1’020         Sorgen-Index
                                                      n=1’027                                     (gebildet aus 13 Gruppen)

Abbildung 13: «Sorgen-Barometer»
18             IKM-Studie zum Konsumentenverhalten

Wert bereits bei den beiden Folgeerhebungen im Juni          tersgruppen und Risikogruppen sowie den damit ein-
2020 (Spitäler: 53; ÖV: 44) und im Oktober/November          hergehenden rückläufigen Neuinfektionen und Spital­
2020 (Spitäler: 61; ÖV: 45) deutlich tiefer. Allerdings      eintritten widerzuspiegeln.
stieg der Wert für Angestellte in Spitälern in dieser Zeit
stärker an, was darauf hindeutet, dass das erhöhte Ri-       Sorgen um sich selbst, die, wie zuvor beschrieben, seit
siko, dem sich diese Personengruppe bei der Arbeit           der letzten Messung im Oktober/November letzten
aussetzt, in dieser Zeit weiter wahrgenommen wurde.          Jahres in die Erhebung mitaufgenommen wurden, la-
                                                             gen damals im Mittelfeld unter den Gruppen (55) und
Die Sorgen um Selbstständige haben im Vergleich zu           sind seitdem gesunken (aktuell 50).
vor einem Jahr stark abgenommen und das stetig.
Letztes Jahr im Frühling wurde stark in den Medien           Gesamthaft betrachtet haben die Sorgen im Vergleich
diskutiert, wie man mit den fehlenden Einnahmen              zum ersten Lockdown abgenommen, wie sich am tiefe-
von Selbständigen umgehen soll, während für Ange-            ren Wert des Sorgen-Index widerspiegelt. Vor allem
stellte mit der Kurzarbeit bereits eine Lösung exis-         Sorgen bezüglich Gruppen, die eher gesundheitlich ge-
tierte. Während der ersten Messung im April 2020 lag         fährdet sind, haben in diesem Zeitraum abgenommen.
der Sorgen-Wert bei 64, im Juni 2020 bei 50 und im
Oktober/November 2020 bei 46. Seitdem sind die
­S orgen um Selbstständige weiter gesunken, aktuell           Einfluss der Corona-Krise auf das
 liegt der Wert bei 40. Die Entwicklung der Werte zeigt:     ­Zusammenleben
 Die Diskussion und damit die Sorge um die finanzielle
 Sicherheit von Selbständigen sind inzwischen in den         Aktuell sind die meisten Befragten der Meinung, dass
 Hintergrund geraten.                                        die Corona-Krise das Zusammenleben der Bevölke-
                                                             rung im Alltag beeinflusst (vgl. Abbildung 14). Dieser
Im Gegenzug hat die Sorge um die eigene Familie nicht        Wert war im ersten Lockdown besonders hoch (87 Pro-
abgenommen. Auch ein Jahr nach der ersten Messung            zent), sank danach rapide auf 69 Prozent ab, und stieg
bleibt der Wert unverändert auf einem hohen Niveau           danach auf 77 Prozent und liegt nun bei 83 Prozent.
(April 2020: 72; Juni 2020: 72; Oktober/November             Der erste Lockdown war eine Überraschung und die
2020: 74, aktuell 72). Die Sorge um junge Menschen           Massnahmen kamen sehr plötzlich. Nach einer Locke-
hat im Zeitverlauf der Corona-Krise sogar zugenom-           rung kam das erste Aufatmen, danach stieg der wahr-
men und das, obwohl die meisten Schulen in der               genommene Einfluss auf den Alltag allmählich an.
Schweiz mittlerweile wieder unterschiedliche Formen          Auch der erwartete Einfluss für die Zukunft stieg über
von Präsenzunterricht eingeführt haben. Während              die Zeit kontinuierlich an. Nach dem ersten Lockdown
der Wert für junge Menschen während der ersten Be-           waren nur 42 Prozent der Meinung, die Ereignisse wür-
fragung noch der niedrigste unter den abgefragten            den unseren Alltag in Zukunft beeinflussen. Dieser
Gruppen war (39), ist dieser in der Zwischenzeit ange-       Wert stieg während der zweiten Welle auf 61 Prozent
stiegen und hat in der aktuellen Messung den bisheri-        und lag in der aktuellen Messung bei 63 Prozent.
gen Höchstwert innerhalb dieser Gruppe erreicht (48).
Der eingeschränkte soziale Kontakt, die Ungewissheit
über Schulabschlüsse und die erschwerte Suche nach           Auseinanderdriften der Gesellschaft
einer Lehrstelle sind nur einige Themen, die den Men-        und soziale Verbundenheit
schen anscheinend weiterhin Sorgen bereiten.
                                                             Seit der letzten Messung wird auch abgefragt, ob die
Im Gegensatz zu den Sorgen um junge Menschen ha-             Befragten das Gefühl haben, dass die Gesellschaft
ben Sorgen um ältere Menschen im Vergleich zu vor            auseinanderdrifte, und wie sehr sie sich selbst mit ih-
einem Jahr deutlich abgenommen. Vor einem Jahr               rem Umfeld verbunden fühlen.
machte man sich um diese Gruppe noch am meisten
Sorgen (73), mittlerweile ist der Wert auf 61 gesun-         Ein Grossteil der Bevölkerung empfindet, dass sich die
ken. Auch die Sorgen um kranke Menschen haben ab-            zwischenmenschliche Distanz seit Corona vergrössert
genommen. Vor einem Jahr lag der Wert noch bei 61,           hat (vgl. Abbildung 15). Sehr viele, d. h. drei von vier
nun bei 68. Hier scheint sich der Effekt von positiven       Befragten (74 Prozent) stimmen der Aussage mehr-
Nachrichten zur steigenden Impfrate bei älteren Al-          heitlich oder voll und ganz zu, dass sich die zwischen-
19                Einblicke in das Sozial-, Umwelt-, Gesundheits- und Freizeitverhalten der Bevölkerung

Einfluss COVID-19 auf Zusammenleben der Bevölkerung
Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?
Die aktuellen Ereignisse rund um das Corona-Virus beeinflussen aktuell das Zusammenleben der Schweizer
Bevölkerung im Alltag. Erwartung Zukunft: Die Ereignisse rund um die Corona-Krise werden das zukünftige
Zusammenleben der Schweizer Bevölkerung im Alltag beeinflussen.
Vergleich während Lockdown (n=1’003), nach Lockdown (n=1’004), zweite Welle (n=1’027), ein Jahr danach
(n=1’020) und Erwartung Zukunft

100%
               12%                             10%                                                                8%              1=Trifft überhaupt nicht zu
 90%                                                          20%                              15%
 80%                           27%                                                                                                2
               24%                                                           33%                                 28%
 70%                                                                                                                              3*
                                               46%            30%                              35%
 60%                                                                                                                              4
 50%                           33%
                                                                             32%                                 35%              5=Trifft voll und ganz zu
 40%
 30%           63%                             26%                                                                              * Messung vor April/Mai mit sechs
                                                                                                                                Antwortmöglichkeiten.
                                                              47%                              48%
 20%                           36%                                                                                              Die Mittleren Optionen der
                                                                             29%                                 28%            vorherigen Messungen wurden für
 10%                                           16%                                                                              diese Darstellung zu einer
  0%                                                                                                                            zusammengefasst.
          Mitte April 2020 Mitte Juni 2020   Erwartung      Oktober/      Erwartung      April/Mai 2021        Erwartung
             (Während           (Nach         Zukunft    November 2020     Zukunft          (Ein Jahr            Zukunft        Datenbeschriftungen ab 5%
            Lockdown)        Lockdown)         (Nach     (Zweite Welle) (Zweite Welle)       danach)            (Ein Jahr
               n=594          n=1’004        Lockdown)      n=1’027        n=1’027          n=1’020              danach)
                                              n=1’004                                                           n=1’020

Abbildung 14: Einfluss der Corona-Krise auf das aktuelle Zusammenleben im Zeitverlauf der Corona-Krise

Auseinanderdriften der Gesellschaft
Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?
Die Corona-Krise führt dazu, dass…

                                                         0%             20%                40%                    60%               80%               100%

             … sich die zwischenmenschliche
                         Distanz vergrössert.                        36%                                      38%                      18%         7%       2%

      … die Gesellschaft auseinanderdriftet.                     27%                           33%                          24%              13%            4%

… die Menschen weniger miteinander reden.                      22%                       32%                            25%               16%         5%

           … die Menschen weniger tolerant
                    miteinander umgehen.                       20%                       32%                            29%                15%              4%

     … die Menschen sich weniger vertrauen.                   16%                31%                                30%                16%          7%

           … die Menschen weniger friedlich
                                                           15%                 28%                             29%                     21%          7%
                         zusammenleben.

                                                          5 – trifft voll und ganz zu           4         3      2          1 – trifft überhaupt nicht zu

Abbildung 15: Einfluss der Corona-Krise auf das Auseinanderdriften der Gesellschaft im April/Mai 2021
20               IKM-Studie zum Konsumentenverhalten

Soziale Verbundenheit
Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?
Durch die Corona-Krise …

                                                  0%             20%               40%            60%                80%             100%
                    … fühle ich mich von den
                       Menschen distanziert.       11%            24%                       26%               23%              15%

              … fehlt mir das Gefühl der
                                                   11%            23%                   23%                 21%              21%
 Zusammengehörigkeit mit Kollegen/-innen.

 … fehlt in meinem Freundeskreis das Gefühl        10%          21%                    23%              26%                  21%
             von emotionaler Verbundenheit.

… fühle ich mich von meiner Umwelt isoliert.       9%       16%                  23%                  28%                  25%

                    … habe ich das Gefühl von
     gesellschaftlicher Zugehörigkeit verloren.   7%        19%                  22%              25%                     27%

                                                   5 – trifft voll und ganz zu          4    3    2          1 – trifft überhaupt nicht zu

Abbildung 16: Einfluss der Corona-Krise auf die soziale Verbundenheit im April/Mai 2021

menschliche Distanz aufgrund der Corona-Krise ver-                     Sichtbar wird hier, dass die soziale Verbundenheit so-
grössert hat. Auch bei weiteren Empfindungen wird                      wie das wahrgenommene Auseinanderdriften der
diese Tendenz deutlich. Mehrheitlich oder vollständig                  Gesellschaft seit Herbst 2021 stabil, insbesondere
                                                                       ­
zugestimmt wird den Aussagen,                                          beim Auseinanderdriften auf einem hohen Niveau,
–	dass sich die zwischenmenschliche Distanz                           sind. Dort gab es bei einigen Fragen höhere Werte als
   vergrössert (74 Prozent)                                            in der letzten Messung, in anderen dafür tiefere. Das
–	dass die Gesellschaft aufgrund der Corona-Krise                     führt zu einem stabilen Mittelwert von 3.5 von 5. Die
   auseinanderdriftet (60 Prozent),                                    Gesellschaft wird als sehr gespalten wahrgenommen.
–	die Menschen weniger miteinander reden (54 Prozent),
–	die Menschen weniger tolerant miteinander
   umgehen (52 Prozent),                                               Gesundheitsverhalten
–	die Menschen sich weniger vertrauen (47 Prozent),
–	die Menschen weniger friedlich miteinander                          Erwartungsgemäss zeigt sich in Bezug auf Gesund-
   umgehen (43 Prozent).                                               heitsaspekte bei den Corona-spezifischen Verhaltens-
                                                                       weisen die grösste Veränderung, wie Abbildung 18
Die eigene soziale Verbundenheit wird, wie in der letz-                veranschaulicht. Während das Tragen der Maske vor
ten Messung, optimistischer bewertet. Aber auch hier                   Corona noch auf einem Wert von 16 und während
ist es doch immerhin jede dritte Person (34 Prozent),                  dem ersten Lockdown bei 21 lag, als man noch zu we-
die der Aussage mehrheitlich oder voll und ganz zu-                    nig Masken hatte und deren Wirksamkeit bezweifelt
stimmt, dass sie sich von den Menschen distanziert                     wurde, stieg dieser Wert nach den grössten Lockerun-
fühlt (vgl. Abbildung 16). Vielen Personen fehlt auch                  gen auf 41 und hat sich bis Oktober/November 2020
das Gefühl der Zusammengehörigkeit (34 Prozent)                        mehr als verdoppelt (85). Dies ist auch auf die Mas-
und emotionaler Verbundenheit (31 Prozent).                            kenpflicht zurückzuführen, die seit letztem Jahr in der
                                                                       ganzen Schweiz beim Einkaufen und im ÖV gilt. In der
In Abbildung 17 sind die Mittelwerte der gegebenen                     aktuellen Erhebung wurde ein Wert von 87 gemessen,
Antworten für die jetzige Befragung sowie jene im                      was zeigt, dass die meisten Bürgerinnen und Bürger
Herbst 2020 ersichtlich. Die Skalen reichten von 1 bis 5.              sich weiterhin an die Maskenpflicht halten.
21                 Einblicke in das Sozial-, Umwelt-, Gesundheits- und Freizeitverhalten der Bevölkerung

Aktuelle Veränderung:
Auseinanderdriften und soziale Verbundenheit
Mittelwerte der Skalen im Lauf der Zeit

5.0

4.0                                           3.5                                                                             3.5

3.0
                                              2.4                                                                             2.3
2.0

1.0
                               Oktober/November 2020                                                                 April/Mai 2021
                                   (Zweite Welle)                                                                   (Ein Jahr danach)
                                      n=1’027                                                                            n=1’020

                                 Auseinanderdriften der Gesellschaft                                       Soziale Verbundenheit*

      * Die Skala für die soziale Verbundenheit wurde für diese Darstellung umgedreht. Höhere Werte bedeuten mehr Verbundenheit.

Abbildung 17: Veränderung im wahrgenommenen Auseinanderdriften und der sozialen Verbundenheit

Gesundheitsverhalten – Ein Jahr nach dem ersten Lockdown
Wie häufig treffen die folgenden Aussagen aktuell auf Sie persönlich zu?
Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100)

100
                                                                                              87                                    … trage eine Gesichtsmaske
 90                                 81
                                                      84                 85                                                         oder Schutzhandschuhe
                                                               83                 83            82                       85
 80                                                  81                 80        82
             73                77                                                                   81
                                                                             79                80                        78         … achte bewusst auf meine
                                         74
 70        68                                                                                                                       Gesundheit
                                    70                                                        72
          63
 60
                                                                                                                                    … verbringe Zeit in der
 50                                                                                                                                 Natur
                                                          50
 40
                                                          41                                                                        … koche oder backe
 30
             30
 20
                                    21                                                                                              … halte im Alltag bewusst
 10          16                                                                                                                     Abstand zu anderen
  0
        Vor März 2020       Mitte April 2020      Mitte Juni 2020   Oktober/November    April/Mai 2021       Geplantes Verhalten
      («Vor Lockdown»*)   (Während Lockdown)     (Nach Lockdown)          2020         (Ein Jahr danach)          n=1’020
            n=594                n=594               n=1’004          (Zweite Welle)        n=1’020
                                                                         n=1’027
      *Häufigkeit erhoben bei der Befragung während des Lockdowns

Abbildung 18: Gesundheitsverhalten der Bevölkerung im Zeitverlauf der Corona-Krise
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