Wie "nachhaltig" ist der Corona-Effekt auf das nachhaltige Konsumentenverhalten? - Hochschule ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Corona und Nachhaltigkeit: Ein Jahr danach Wie «nachhaltig» ist der Corona-Effekt auf das nachhaltige Konsumentenverhalten? 4. Messung zu «Corona und nachhaltiges Konsumentenverhalten» des Instituts für Kommunikation und Marketing (IKM) der Hochschule Luzern (HSLU)
Repräsentative Befragungen von Konsumenten/-innen in der gesamten Schweiz Erhebungszeitraum erste Messung: 9. bis 16. April 2020 (Während Lockdown) Erhebungszeitraum zweite Messung: 19. bis 26. Juni 2020 (Nach Lockdown) Erhebungszeitraum dritte Messung: 21. Oktober bis 2. November 2020 (Beginn der 2. Welle) Erhebungszeitraum vierte Messung: 28. April bis 4. Mai 2021 (ca. ein Jahr nach dem ersten Lockdown) Mit Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz und des LINK Instituts.
3 Inhaltsverzeichnis IKM-Studie zum Konsumentenverhalten 1. Wesentliche Ergebnisse im Überblick 4 2. Design der Studie 7 3. Einblicke in das Einkaufsverhalten der Bevölkerung 8 4. Einblicke in das Sozial-, Umwelt-, Gesundheits- und Freizeitverhalten der Bevölkerung 14 5. Einblicke in das Verhalten der Bevölkerung in den Bereichen Arbeit und Finanzen 26 6. Wie weiter? 28
4 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten 1. Wesentliche Ergebnisse im Überblick Als im ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 be- – B ack to Normal: Nach einer Zu- oder Abnahme im obachtet wurde, dass der Lockdown teilweise zu mehr Verlauf der Zwischenmessungen sind manche Ver- nachhaltigem Verhalten führt – teils erzwungen, teils haltensweisen in etwa wieder auf ihrem Ausgangs- durch eine Bewusstseinsänderung, hat sich das For- niveau. Beispielsweise hat die private Nutzung von schungsteam die Frage gestellt, ob diese Änderungen Flugreisen und des öffentlichen Verkehrs während auch nachhaltig im Sinne von dauerhaft sind. Nach dem Lockdown abgenommen, ist nun jedoch wie- einem Jahr kann festgestellt werden: Bei einigen Ver- der verbreiteter. Umgekehrt haben z. B. Einsam haltensweisen beobachten die Forschenden ein «New keitsgefühle und Sorgen um Erkrankte im bisheri- Normal», bei anderen ein «Back to Normal» und wie- gen Verlauf der Pandemie zunächst zugenommen, derum andere haben sich nie geändert. sind mittlerweile jedoch wieder weniger geworden. – Dauerhaft stabil: Mehrere Verhaltensweisen waren Mit Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz wurde über die letzten Monate hinweg stabil geblieben, wie im April 2020 eine erste Messung des nachhaltigen etwa Spenden und das Berücksichtigen von ökolo Konsumentenverhaltens vorgenommen, inklusive ei- gisch nachhaltigen Kriterien beim Einkauf. ner jeweiligen Rückschau der Befragten auf ihr Ver- – N achträglicher Change-Up: Manche Verhaltens- halten «vor Corona». Die ca. 30 abgefragten Verhal- weisen waren direkt im Lockdown unverändert und tensweisen wurden in der Folge im Juni 2020 sowie im zeigten erst im Anschluss eine Zunahme. Beispiels- Oktober 2020 getrackt. Und nun, «ein Jahr danach» weise ist dies für die Einkaufskriterien «regional» wurde Ende April/Anfang Mai 2021 wiederum ein und «Schweizer Herkunft», privates Fahrradfahren, schweizweites, repräsentatives Sample von über aber auch bei Sorgen um die Ausbildung von Kin- 1’000 Befragten mit Unterstützung und durch Ver- dern der Fall. wendung des Panels von LINK Marktforschung be- – N achträglicher Change-Down: Eine Verhaltens- fragt. Die abgefragten Verhaltensweisen betreffen weise, das kümmern um die Work-Life-Balance, die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltig- blieb im ersten Lockdown zunächst stabil, zeigt keit und sind in folgenden Bereichen angesiedelt: aber seitdem deutlich schwächere Werte. – Relevante Kriterien beim Einkauf – Sozial- und Umweltverhalten Fokusthema I: – Gesundheitsverhalten Einkaufen auf dem Bauernhof – Privates Mobilitätsverhalten – A rbeit und Finanzen Bei der diesmaligen Erhebung wurde ein Schwerpunkt – Berufliches Mobilitätsverhalten auf die Nutzung von Bauernhofläden gelegt. Allge- mein findet die Bevölkerung Bauernhofläden sehr at- Abbildung 1 strukturiert die konkreten Verhaltenswei- traktiv und würde gerne noch häufiger direkt von Bau- sen nach ihrer Veränderung seit dem «Beginn von Co- ernhöfen beziehen. Wiederholt wurde das angestrebte rona»: Verhalten jedoch «nicht eingelöst». Im Vergleich zu – New Normal I: Einige Verhaltensweisen wurden im den Zukunftsintentionen, die während den letzten ersten Lockdown im Vergleich zu «vor Corona» we- Messungen erhoben wurden, kaufen die Menschen sentlich geändert und das neue Verhaltensniveau weniger in Bauernhofläden ein. Dies geschieht, ob- hat sich seitdem etabliert. Dies gilt z. B. für zu Fuss wohl sie gute Gründe sehen, in Bauernhofläden einzu- gehen, kochen und backen, die Arbeit schätzen und kaufen, wie etwa ökologische Aspekte und die Unter- Sorgen um die eigenen Finanzen. stützung von regionalen Bauern. Die Menschen haben – New Normal II: Für einen Teil der Verhaltenswei- zwar eine positive Einstellung gegenüber Bauernhö- sen ergibt sich ein anhaltender Trend: Während fen und würden tendenziell gerne noch häufiger direkt dem Lockdown erfolgte eine Zunahme, die sich seit- von Bauernhöfen beziehen, allerdings folgen auf diese her weiter fortsetzt. Beispielsweise gilt dies für sich guten Intentionen in der Realität oft keine entspre- der Familie widmen, Zeit in der Natur verbringen, chenden Taten. In der Wissenschaft wird dieses Phä- Videokonferenzen und Masken tragen. nomen als Attitude-Behaviour-Gap bezeichnet. Die
5 Wesentliche Ergebnisse im Überblick Chance ein Jahr danach Change im Gleich Zunahme Abnahme 1. Lockdown New Normal I New Normal II Back to normal (Stabilisierung auf neuem Niveau) (Nachhaltiger Trend) – Zu Fuss – der Familie widmen – Von Zuhause aus – Kochen und Backen – Zeit in der Natur arbeiten / studieren – Arbeit schätzen – Arbeit, Videokonferenzen – Abstandhalten Zunahme – Sorgen Finanzen – Maske – Einsamkeit – Sorgen erkranken – Sicherheit Stelle Back to normal – ÖV Arbeit – Auto privat – Supermarkt Abnahme – Bäckerei – Flugreisen privat – ÖV privat Dauerhaft stabil Nachträglicher Change up Nachträglicher Change down – Spenden – Regional – Work-Life-Balance – Online-Einkäufe – Günstiger Preis – Ökologisch, Nachhaltig – Schweizer Herkunft – Fairer Handel – Quartierladen – Fahrrad Arbeit – Bauernhofladen Gleich – Geld zur Seite legen – Fahrrad privat – Auto Arbeit – Soziale / Gesellschaftliche Themen – Achte auf die Umwelt – Ausbildung von Kindern Abbildung 1: Einteilung von Konsumverhaltensweisen nach ihrer Veränderung während der Corona-Krise Basis dazu bildet die Hypothese, dass bei vielen Men- meisten Lebensbereichen keine Privilegien für Ge- schen grundsätzlich eine Bereitschaft zu einem nach- impfte wollen. Am niedrigsten ist der Zuspruch bei haltigeren Verhalten existiert, gleichzeitig jedoch Bar- Tätigkeiten des täglichen Lebens. Bei weniger alltägli- rieren bestehen, diesen Wandel zu realisieren. chen Bereichen mit gewissem Erlebnischarakter steigt die Akzeptanz für Privilegien stark an. Die höchste Zustimmung gibt es bei Flugreisen. 51 Prozent der Be- Fokusthema II: Impfverhalten fragten finden, dass Flugreisen nur für Geimpfte möglich sein sollten. Ein ähnliches Bild zeigt sich für Ein zweiter Schwerpunkt innerhalb dieser Erhebung Grossveranstaltungen. Überraschend sind die Werte wurde auf Impfprivilegien gelegt. Die Ergebnisse zei- bei der Ausübung von bestimmten Berufen. 51 Pro- gen, dass die Schweizerinnen und Schweizer in den zent der Umfrageteilnehmenden finden, dass Pflege-
6 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten berufe nur noch von geimpften Personen ausgeübt Gesundheitsbewusstsein werden sollten. Bei Berufen in der Erziehung sind es 43 Prozent. Nach wie vor achten die Menschen bewusst auf ihre Gesundheit. Aktuell, wie auch vor einem Jahr, erreichte «gesundheitsbewusstes Verhalten» einen hohen Mess Reiseverhalten wert (Mittelwert 81). Auch in der Zwischenzeit blieb der Wert fast konstant (jeweils 83 in den beiden Zwi- Die Schweiz reist wieder. Während die Reiseabsichten schenmessungen letztes Jahr). im letzten Herbst sehr gering waren (47 Prozent ohne Allerdings hat die Work-Life-Balance abgenommen Reisepläne), sind diese wieder gestiegen (nur 30 Pro- (Mittelwert 63,70 in der Messung während dem ers- zent ohne Reisepläne). Wie auch im Sommer vor ei- ten Lockdown vor einem Jahr) und der Mittelwert zum nem Jahr sind und bleiben Ferien in der Heimat für die zukünftig beabsichtigten Verhalten bezüglich be- Schweizerinnen und Schweizer weiterhin attraktiv. wusster Achtsamkeit auf die Gesundheit war niedri- Insgesamt 54 Prozent der Befragten planen aktuell ger (78). Reisen innerhalb der Schweiz, im Sommer vor einem Jahr waren es 59 Prozent. Europareisen werden wie- der mehr geplant. Aktuell planen 38 Prozent der Be- Soziales Auseinanderdriften fragten Reisen innerhalb Europas, vor einem Jahr traf dies noch auf 30 Prozent der Befragten zu. Bei Fern- Ein Grossteil der Bevölkerung empfindet, im gleichen reisen bleibt die Bevölkerung noch zurückhaltend. Der Ausmass wie bei der Befragung im Herbst 2020, dass Anteil von Personen, die in nächster Zeit Reisen in sich die zwischenmenschliche Distanz seit Corona ver- Länder ausserhalb Europas planen, bleibt seit Ende grössert hat. Auch bei weiteren Empfindungen wird des ersten Lockdowns stabil bei 10 Prozent. Bislang diese Tendenz deutlich. Mehrheitlich oder vollständig keine Reisepläne haben 30 Prozent der Teilnehmenden. zugestimmt wird den Aussagen, dass sich die zwi- schenmenschliche Distanz vergrössert (74 Prozent) die Gesellschaft aufgrund der Corona-Krise auseinan- Sorgen derdriftet (60 Prozent), die Menschen weniger mitein- ander reden (54 Prozent) und weniger tolerant mit Die Entwicklung von Sorgen um Mitmenschen und einander umgehen (52 Prozent). Die eigene soziale sich selbst ist mittels dem «Sorgen-Index» (der Mittel- Verbundenheit wird, wie in der letzten Messung, opti- wert über 13 Personengruppen hinweg) vergleichbar. mistischer bewertet. Aber auch hier ist es doch im- Gesamthaft betrachtet haben die Sorgen im Ver- merhin jede dritte Person (34 Prozent), die mehrheit- gleich zu vor einem Jahr abgenommen, wie sich am lich oder voll und ganz zustimmt, sich von den Men- tieferen Wert des Sorgen-Index widerspiegelt. Vor al- schen distanziert zu fühlen. Vielen fehlt auch das lem Sorgen bezüglich Gruppen, die eher gesundheit- Gefühl der Zusammengehörigkeit (34 Prozent) und lich gefährdet sind, haben in diesem Zeitraum abge- emotionaler Verbundenheit (31 Prozent). Insgesamt nommen. Auch wenn mittlerweile deutlich niedriger sind diese Werte zum sozialen Zusammenleben auf als vor einem Jahr, ist der Sorgen-Index absolut gese- dem gleichen Niveau wie im Herbst 2020. hen jedoch weiterhin recht hoch (Mittelwert 49). Die bisherigen Massnahmen scheinen einen positiven Ef- fekt zu haben, doch die Stimmung bleibt trotz Imp- fungen und Lockerungen weiter durch die Pandemie gedrückt.
7 Design der Studie 2. Design der Studie Die vierte repräsentative Erhebung des Konsumver- der Verhaltensweisen im Zeitverlauf. Nach der vorhe- haltens in der Schweiz wurde zwischen dem 28. April rigen Erhebung im Juni 2020 propagierte das For- und 4. Mai 2021 durchgeführt. Insgesamt wurden schungsteam ein «New Normal», das sich deutlich 1’020 Schweizerinnen und Schweizer aus der Deutsch-, vom Konsumverhalten vor Corona unterscheidet. der West- und der italienischen Schweiz zu verschie- denen Aspekten des Konsums, der Freizeit und der Der vorliegende Studienbericht gibt Einblicke in das Arbeit befragt. Zum Zeitpunkt der Datenerhebung aktuelle Verhalten der Schweizer Bevölkerung in den liefen in der Schweiz die Impfkampagnen an. Einzelne folgenden Bereichen: Verhaltensweisen sind gerade wieder erlaubt worden, aber viele Aktivitäten in Innenräumen waren verbo- – Einkaufsverhalten ten (Restaurantbesuche waren auf Aussenbereiche – Sozial- und Umweltverhalten beschränkt) oder eingeschränkt möglich (Sport in In- – Gesundheits- und Freizeitverhalten nenräumen war mit Masken und Abstand erlaubt). – Privates und berufliches Mobilitätsverhalten – Reiseverhalten Das Längsschnittdesign der Studie mit Messungen im – Arbeits- und Finanzverhalten Halbjahresabstand ermöglicht die Beobachtung der – Ökologische Nachhaltigkeit des Konsumverhaltens Entwicklung des Konsumverhaltens über einen länge- ren Zeitpunkt. Mittlerweile ergeben sich Werte für Die aktuelle Erhebung und auch die weiteren beiden sechs Zeitpunkte: Die Häufigkeit vor Corona, jene im Messungen (geplant für Oktober 2021 und April April 2020 während dem ersten Lockdown, im Juni 2022) haben zum Ziel, zu untersuchen, wie sich das 2020 nach den Lockerungen, im Oktober/November zuvor beschriebene «New Normal» weiterentwickelt während der zweiten Welle, sowie jetzt im April/Mai, und inwiefern es Bestand hat. Dabei wird untersucht, rund ein Jahr später, und die Einschätzung zum Ver- wie positive Entwicklungen im Bereich der Nachhal- halten in der Zukunft. Durch den Vergleich mit den tigkeit erhalten bleiben können und wie Nachhaltig- drei vorherigen Messzeitpunkten kann das Forschungs keitspotenziale bei Konsumentinnen und Konsumen- team die Verhaltensänderungen seit Corona noch dif- ten noch besser ausgeschöpft werden können. Mit ferenzierter analysieren. dem Fokusthema zum Einkaufsverhalten in Bauern- hofläden können die Forschenden ausserdem die Ein- Seit der zweiten Messung im Zeitraum vom 19. bis stellungen, Motive und Verhaltensweisen in Bezug 26. Juni 2020 mit insgesamt 1’004 Probandinnen und auf eine konkrete nachhaltige Verhaltensweise ge- Probanden ist Nachhaltigkeit ein Schwerpunktthema nauer betrachten. Das zweite Fokusthema zu Imp- der Studie. Seit dieser Messung werden Nachhaltig- fungen erlaubt zudem vertiefte Einblicke in ein zum keitsaspekte vertieft, etwa in welchen Bereichen ein Zeitpunkt der Datenerhebung kontrovers diskutiertes ökologisch nachhaltigeres Verhalten der Bevölkerung Thema, das einen Einfluss darauf nimmt, wie sich das zu beobachten beziehungsweise für die Zukunft ge- Konsum- und Freizeitverhalten der Schweizer Bevölke- plant ist. Aufgenommen in die Untersuchung wurde rung innerhalb der Coronakrise verändert. in diesem Zusammenhang die Frage nach eventuell bestehenden «Attitude-Behaviour-Gaps», welche die Das Forschungsteam wünscht eine anregende Lek- Diskrepanz zwischen der Einstellung zu einem Verhal- türe zur aktuellen Messung. ten und dem tatsächlichen Verhalten beschreiben. Damit einhergehend ist es ein Ziel des vorliegenden Die Untersuchung wurde mit Unterstützung der Stif- Projekts, Einflussfaktoren des Gaps in Bezug auf tung Mercator Schweiz und des Marktforschungsinsti- nachhaltiges Konsumentenverhalten zu untersuchen. tuts LINK durchgeführt. In der dritten Messung zwischen dem 21. Oktober und 2. November 2020 wurde ein weiterer Zwischen- stand erhoben. Es wurden 1’027 Personen befragt und der Fokus lag insbesondere auf der Betrachtung
8 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten 3. Einblicke in das Einkaufsverhalten der Bevölkerung Befragungsinhalte im Zeitverlauf verdichtet in einer einzigen Abbildung vergleichen zu können, wurden die vier Werte zu- In diesem ersten Fragebogenblock wurden die Teil- nächst transformiert (häufig = Wert 100, ab und nehmenden zu ihrem Einkaufsverhalten befragt. Da- zu = Wert 67, selten = Wert 33, nie = Wert 0), und da- bei ging es einerseits um die Einkaufshäufigkeit in nach wurden Mittelwerte berechnet. Es geht dabei verschiedenen Einkaufskanälen, den Wert des letz- nicht um die Einkaufsmenge, sondern um die Häufig- ten eingekauften Warenkorbs in den einzelnen Ka- keit der Einkäufe. Die in Abbildung 2 dargestellten nälen sowie die relevanten Kriterien beim Einkauf Werte sind wie erwähnt Mittelwerte, womit ein Wert von Gütern des täglichen Bedarfs. Zusätzlich wurden nahe bei 100 bedeutet, dass praktisch alle Befragten den Probandinnen und Probanden in diesem Teil Fra- dort häufig einkaufen. Ein Wert um die 30 als weite- gen zum Einkaufen in Bauernhofläden gestellt. res Beispiel heisst, dass im Durchschnitt über alle 1’020 Schweizerinnen und Schweizer selten dort ein- gekauft wird. Interessanter als der eigentliche Mittel- Einkaufshäufigkeit nach Kanal wert ist bei dieser Abbildung jedoch der Unterschied zwischen den Kanälen, insbesondere im Zeitverlauf. Die Frage nach der Einkaufshäufigkeit nach Kanal wurde, wie viele weitere Aspekte des Konsumverhal- Die Ergebnisse zeigen über alle Einkaufskanäle hin- tens, auf einer bewährten 4er-Skala erhoben. Die weg einen sehr ähnlichen Verlauf. Ein Knick während Probandinnen und Probanden konnten angeben, ob des Lockdowns vor einem Jahr, als viele Leute weniger man etwas häufig, ab und zu, selten oder nie tut. Um häufig, dafür umso grössere Warenkörbe eingekauft die Ergebnisse zwischen verschiedenen Kanälen und haben. Danach folgt ein Anstieg, der gleich hoch oder Einkaufsorte für die Güter des täglichen Bedarfs Ein Jahr nach dem ersten Lockdown Wie häufig werden in Ihrem Haushalt aktuell die Güter des täglichen Bedarfs an folgenden Orten eingekauft? Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100) 100 90 96 96 97 Supermarkt 86 80 79 70 Bäckerei 57 57 60 55 57 46 48 50 46 52 Metzgerei 45 38 40 40 42 38 28 39 40 39 30 29 Quartierladen 20 27 22 17 10 12 12 10 12 Bauernhofladen 0 Vor März 2020 Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Oktober/November April/Mai 2021 Geplantes Verhalten («Vor Lockdown»*) (Während Lockdown) (Nach Lockdown) 2020 (Ein Jahr danach) n=1’020 Online-Lieferdienst n=594 n=594 n=1’004 (Zweite Welle) n=1’020 n=1’027 *Häufigkeit erhoben bei der Befragung während des Lockdowns Abbildung 2: Einkaufsorte und -kanäle bei Gütern des täglichen Bedarfs im Zeitverlauf der Corona-Krise
9 Einblicke in das Einkaufsverhalten der Bevölkerung sogar höher liegt als vor dem Lockdown und seit den Beim Wert des geschätzten, letzten Warenkorbs pro letzten beiden Messungen (Mitte Juni 2020 und im Einkaufskanal fällt auf, dass der Betrag bei den Super- Oktober/November 2020) bis heute recht konstant märkten (CHF 105.–, letzte Messung: CHF 111.–) und bleibt. bei den grossen Online-Lieferdiensten (CHF 156.–, letzte Messung: CHF 125.–) nicht nur deutlich höher Zudem haben die Forschenden für ausgesuchte Ka- als bei den anderen Kanälen liegt, sondern mit über näle gefragt, wie häufig die Befragten denken, dass CHF 100.– auch absolut sehr hoch (vgl. Abbildung 3). sie in etwa einem halben Jahr dort einkaufen werden. Mit deutlichem Abstand folgen die Metzgereien Bei diesem abgefragten zukünftigen Verhalten spie- (CHF 50.–, letzte Messung: CHF 47.–). Ganz am Ende len verschiedene Einflussfaktoren eine Rolle. In der liegen die Bäckereien (CHF 14.–, letzte Messung: 15.–). aktuellen Situation ist es u. a. die Erwartung, wie sich Gefragt wurden nur diejenigen, die nicht angegeben die Corona-Krise entwickeln wird. Zusätzlich fliesst haben, nie über den jeweiligen Kanal einzukaufen. hier häufig die Absicht einer Verhaltensänderung mit Die Beträge, die durchschnittlich pro Einkauf ausge- ein, zum Beispiel mehr direkt beim Produzenten, bei geben werden, haben sich nicht gross verändert, ein- der Produzentin, also beim Bauernhofladen einzukau- zig die Ausgaben für Online-Einkäufe sind deutlich fen. Der Blick in die Zukunft lässt erahnen, dass die höher geworden. Befragten vorhaben, häufiger in Bauernhofläden (Mit- telwert aktuell 39; Zukunft letzte Messung 55; Zukunft aktuelle Messung 57), bei Quartierläden (46/55/52) Einkaufskriterien und bei Online-Anbietern und -Anbieterinnen (12/25/17) einzukaufen. Diese Ergebnisse zeigen, dass viele Be- Abbildung 4 auf der folgenden Seite zeigt einen Ver- fragte gerne lokales Gewerbe unterstützen möchten. gleich der Relevanz verschiedener Einkaufskriterien Die Erwartung für die Zukunft übertrifft jedoch wei- bei Gütern des täglichen Bedarfs über sechs verschie- terhin das tatsächlich gezeigte Verhalten, was auf ein dene Messzeitpunkte hinweg. Als zentrale Erkenntnis «Attitude-Behaviour-Gap» hindeutet. Man muss davon kann festgehalten werden, dass die Corona-Krise die ausgehen, dass die Schweizerinnen und Schweizer seit mehreren Jahren anhaltenden Trends der Regiona- gerne öfter in Bauernhof- und Quartierläden einkau- lität und der Schweizer Herkunft noch einmal verstärkt fen würden, als sie es bereits tun, dass es aber einige hat. Dies war nicht nur während dem Lockdown (Mit- Barrieren gibt, die sie in der Praxis davon abhalten. telwert «aus der Schweiz» vor Corona 77, während Da dieses Muster bereits bei der letzten Messung ab- dem ersten Lockdown 81; «Aus der Region» vor Co- zusehen war, wurden dieses Mal zum Thema Bauern- rona 72, während Lockdown 77) zu beobachten, nach hofläden vertiefte Fragen gestellt. Die Antworten den grössten Lockerungen haben sich diese Werte können beim Verständnis dieser Barrieren helfen und sogar auf einem noch höheren Wert eingependelt vorhandene Motivatoren aufdecken, die von Bauern- (CH 90/Regio 84). Auf diesem hohen Niveau verhar hofläden gezielt angesprochen werden können. ren sie weiterhin (CH 89/Regio 83), und ein Blick in die Zukunft lässt erahnen, dass es so bleiben wird Grösse des letzten Einkaufskorbes nach Kanal in CHF 180 156 160 140 April/Mai 2021 n=1’020 120 105 100 80 60 50 40 28 26 20 14 0 Supermarkt Bäckerei Quartierladen Bauernhofladen Metzgerei Online-Lieferdienst (z. B. Coop@home, Le Shop) Abbildung 3: Grösse des Einkaufskorbes in CHF nach Einkaufskanal
10 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten Relevante Kriterien beim Einkauf Ein Jahr nach dem ersten Lockdown Wie häufig achten Sie aktuell beim Kauf von Gütern des täglichen Bedarfs auf folgende Kriterien? Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100) 100 90 88 89 Aus der Schweiz 90 81 85 85 85 84 77 82 80 84 83 Saisonal 74 76 80 72 77 73 70 68 71 65 70 68 68 70 60 66 Regionale Herkunft 50 40 Günstiger Preis 30 20 Ökologisch 10 nachhaltig 0 Fairer Handel Vor März 2020 Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Oktober/November April/Mai 2021 Geplantes Verhalten («Vor Lockdown»*) (Während Lockdown) (Nach Lockdown) 2020 (Ein Jahr danach) n=1’020 n=594 n=594 n=1’004 (Zweite Welle) n=1’020 n=1’027 *Häufigkeit erhoben bei der Befragung während des Lockdowns Abbildung 4: Auswahlkriterien beim Kauf von Gütern des täglichen Bedarfs im Zeitverlauf der Corona-Krise (CH 85/Regio 80). Eine weitere Zunahme ist derzeit ren einige wichtige Produkte während dem ersten hingegen nicht zu erwarten. Auch weitere nachhaltige Lockdown knapp, da die Menschen mehr eingekauft Einkaufskriterien wie «Ökologische Nachhaltigkeit» haben, als für die meisten Discounter absehbar war. und «Fairer Handel» bleiben über den Zeitverlauf der Die dadurch entstandenen Engpässe haben mögli- Messungen seit April 2020 beinahe konstant, wenn cherweise dafür gesorgt, dass die Verfügbarkeit ein auch mit absolut etwas weniger Relevanz als die zuvor wichtigeres Kriterium als der Preis war. Diese Situa- beschriebenen Kriterien Regionalität und Schweizer tion ist inzwischen ebenfalls wieder unter Kontrolle, Herkunft. Erfreulicherweise planen die Befragten je- womit das Preisbewusstsein wieder angestiegen ist. doch, zukünftig noch etwas verstärkter auf fairen Handel zu achten (Mittelwert geplantes Verhalten 70, aktuell gemessener Wert 68). Fokusthema I: Einkaufen auf dem Bauernhof Weiterhin spielen nicht nur nachhaltige Kriterien, son- dern auch das Kriterium «günstiger Preis» im Vergleich Als Fokusthema zu nachhaltigem Einkaufsverhalten zur Messung während dem Lockdown vor einem Jahr wurden in dieser Erhebung Fragen zum Konsumver- wieder eine stärkere Rolle. Während dem ersten Lock- halten in Bezug auf Bauernhofläden vertieft. down lag der Mittelwert hierfür bei 66, zwischenzeit- lich stieg er auf 76 an (Oktober/November 2020) und Wie in Abbildung 5 erkenntlich, findet die Bevölke- liegt in der aktuellen Messung bei 73. Dies ist damit rung Bauernhofläden im Allgemeinen sehr attraktiv. interpretierbar, dass während dem Lockdown auf Grund der Restriktionen weniger Ausgaben für andere Des Weiteren gaben 35 Prozent der Schweizerinnen Freizeitbereiche getätigt wurden und hierdurch mehr und Schweizer an, häufig oder ab und zu in Bauernhof verfügbares Einkommen und eine höhere Zahlungs- läden einzukaufen. Bei den Zukunftsabsichten sind es bereitschaft für Einkäufe vorhanden war. Zudem wa- sogar 64 Prozent (vgl. Abbildung 6).
11 Einblicke in das Einkaufsverhalten der Bevölkerung Bauernhofläden sind für die Bevölkerung sehr attraktiv Wie attraktiv finden Sie es generell, Produkte vom Bauernhof direkt in Bauernhofläden einkaufen zu können? 3% 100% 5% 90% 18% 80% 70% 32% 60% 50% 40% 30% 43% 20% 10% 0% 5 – sehr attraktiv 4 3 2 1 – überhaupt nicht attraktiv Abbildung 5: Attraktivität von Bauernhofläden für die Schweizer Bevölkerung Einkaufsverhalten aktuell und in der Zukunft: Änderungswünsche sind vorhanden 35% der Schweizerinnen und Schweizer kaufen ab und zu oder sogar häufig in Bauernhofläden ein. Bei den Zukunftsabsichten sind es sogar 64%. 0% 20% 40% 60% 80% 100% Einkauf aktuell 9% 26% 35% 29% Einkauf Zukunft 16% 48% 26% 9% häufig ab und zu selten nie Abbildung 6: Häufigkeit von Einkaufen in Bauernhofläden – aktuell und zukünftig
12 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten Einkaufsverhalten aktuell und in der Zukunft: Änderungswünsche sind vorhanden Die Hälfte aller Befragten gibt an, dass sie in Zukunft gerne öfter in Bauernhofläden einkaufen möchten. 4% 100% 90% 80% 46% 70% 60% 50% 40% 30% 50% 20% 10% 0% Veränderung Häufiger Gleich oft Seltener Abbildung 7: Einkaufen in Bauernhofläden – Einschätzung des zukünftigen Verhaltens Die Hälfte aller Befragten gibt an, dass sie in Zukunft Attitude-Behaviour-Gap bezüglich gerne öfter in Bauernhofläden einkaufen möchten des Einkaufs im Bauernhofladen (vgl. Abbildung 7). Der Vergleich von tatsächlichem mit dem zukünftig Für den Einkauf in Bauernhofläden sprechen verschie- geplanten Verhalten in der Retrospektive in Abbildung dene Gründe (vgl. Abbildung 8). Mehrheitlich oder voll 9 zeigt, dass es ein Intention-Behaviour-Gap bezüg- und ganz stimmen die Befragten hierzu insbesondere lich Einkäufen in Bauernhofläden gibt. Das aktuelle für folgende Aspekte: Die Unterstützung von lokalen Verhalten (Mittelwert 39) ist deutlich niedriger als die Bauern (87 Prozent), saisonale Produkte kaufen Verhaltensintention während der letzten Messung (87 Prozent), Produkte mit kurzer Lieferkette kaufen (55). Konsumentinnen und Konsumenten würden (83 Prozent). Hiermit verglichen weniger bedeutsam gern häufiger im Bauernhofladen kaufen, «können» sind der persönliche Kontakt mit den Produzentinnen es aber nicht. Es scheint Barrieren zu geben, die die und Produzenten (46 Prozent) und weitere Produkte Menschen daran hindern, ihren Verhaltensintentionen neben den Bauernhofprodukten kaufen (40 Prozent). entsprechende Taten folgen zu lassen. Wie in bisheri- gen Messungen besteht auch aktuell wieder eine hö- here Verhaltensintention für die Zukunft, verglichen mit dem aktuell gemessenen Verhalten. Auf Basis der vergangenen Messungen ist jedoch davon auszuge- hen, dass das Muster sich wiederholt und die «Gap» weiter bestehen bleibt.
13 Einblicke in das Einkaufsverhalten der Bevölkerung Verschiedene Gründe sprechen für den Einkauf in Bauernhofläden: Wie wichtig sind für Sie persönlich die folgenden Aspekte, wenn Sie entscheiden, ob Sie in einem Bauernhofladen einkaufen wollen? Ich kann … 0% 20% 40% 60% 80% 100% … lokale Bauern unterstützen 61% 26% 9% 3% 2% … saisonale Produkte kaufen 60% 27% 8% 2% 2% … Produkte mit kurzer Lieferkette kaufen 54% 29% 11% 3% 3% … gesunde Produkte kaufen 47% 34% 14% 3% 2% … Produkte selbst auswählen 44% 36% 14% 4% 2% … etwas Gutes für die Umwelt tun 43% 31% 16% 6% 4% … den Bauernhofladen einfach erreichen 38% 35% 17% 6% 5% … Produkte zu attraktivem Preis kaufen 24% 32% 28% 13% 4% … persönlichen Kontakt mit dem Produzenten haben 21% 25% 28% 17% 9% … weitere Produkte neben den Bauernhofprodukten … 14% 26% 28% 20% 12% 5 – trifft voll und ganz zu 4 3 2 1 – trifft überhaupt nicht zu Abbildung 8: Gründe für das Einkaufen in Bauernhofläden Wie häufig kaufen Sie aktuell in Bauernhofläden ein? Wie häufig haben Sie dies in der Zukunft vor? Häufigkeitsindex: Mittelwert aus «nie» (=0), «selten» (=33), «ab und zu» (=67) und «häufig» (=100) 60 55 57 50 40 39 40 30 20 10 0 Oktober/November 2020: Aktuelles Oktober/November 2020: April/Mai 2021: April/Mai 2021: Verhalten Verhaltensintention für Aktuelles Verhalten Verhaltensintention für die Zukunft die Zukunft Abbildung 9: Attitude-Behaviour-Gap bezüglich des Einkaufs im Bauernhofladen
14 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten 4. Einblicke in das Sozial-, Umwelt-, Gesundheits- und Freizeitverhalten der Bevölkerung Befragungsinhalte etwa auf, dass viele Befragte sich häufiger ihrer Fami- lie widmen. Der Mittelwert hat sich deutlich nach Dieser Fragebogenblock enthält eine Vielzahl verschie oben verändert (von 71 im März 2020 vor dem ersten dener Aspekte rund um das Verhalten ausserhalb des Lockdown, auf 81 während dem ersten Lockdown bis Konsums. Zunächst einmal geht es um das eigene So- zu aktuell 88). Anfänglich war dies wenig überra- zial- und Umweltverhalten, das private Mobilitäts- schend, da viele zuhause bleiben mussten. Dieser verhalten und das Reiseverhalten. Anschliessend Trend hat sich sogar noch weiter gesteigert, seitdem wird auf die Sorgen um Mitmenschen eingegangen man auch ältere Familienmitglieder wieder treffen und der Einfluss von Corona auf die Gesellschaft un- darf. Man hätte durchaus vermuten können, dass die- tersucht. Dabei wird betrachtet, ob die Krise zu einem ser Wert wieder etwas zurückgeht, was jedoch nicht Auseinanderdriften der Gesellschaft und zu Verän- der Fall ist. Auch die Erwartung für die Zukunft lässt derungen in der sozialen Eingebundenheit führt. Ab- die Annahme aufstellen, dass diese stärkere Familien- geschlossen wird das Kapitel mit den Blöcken Gesund- orientierung aufgrund der Corona-Krise erhalten heitsverhalten und dem Fokusthema Impfprivilegien. bleibt (89). Die restlichen Werte sind im Vergleich zum Juni 2020 Sozial- und Umweltverhalten und Oktober/November 2020 ebenfalls auf einem sehr ähnlichen Niveau und zumeist höher, verglichen Beim Sozial- und Umweltverhalten zeigen sich teilweise mit der ersten Messung vor einem Jahr. Lediglich der massive Verschiebungen gegenüber vor und während Wert zu Einsamkeit hat, erfreulicherweise, seit dem dem ersten Lockdown, die sich aber in den letzten Mo- ersten Lockdown stark abgenommen. Der Mittelwert naten stabilisiert haben (vgl. Abbildung 10). So fällt lag im April 2020 bei 39 und nun bei 31. Dies lässt Sozial- und Umweltverhalten Ein Jahr nach dem ersten Lockdown Wie häufig treffen die folgenden Aussagen aktuell auf Sie persönlich zu? Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100) 100 … widme mich meiner 89 89 88 89 Familie 81 80 85 81 84 82 71 … achte bewusst auf die Umwelt 60 55 58 57 55 53 56 56 41 … mache mir Sorgen um 42 40 39 die Ausbildung von 34 33 Kindern 31 28 28 31 20 … engagiere mich für soziale/gesellschaftliche Themen 0 … bin einsam Vor März 2020 Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Oktober/November April/Mai 2021 Geplantes Verhalten («Vor Lockdown»*) (Während Lockdown) (Nach Lockdown) 2020 (Ein Jahr danach) n=1’020 n=594 n=594 n=1’004 (Zweite Welle) n=1’020 n=1’027 *Häufigkeit erhoben bei der Befragung während des Lockdowns Abbildung 10: Sozial- und Umweltverhalten der Bevölkerung im Zeitverlauf der Corona-Krise
15 Einblicke in das Sozial-, Umwelt-, Gesundheits- und Freizeitverhalten der Bevölkerung sich auf die Lockerungen der Corona-Massnahmen der aktuellen Messung hat der Wert leicht abgenom- zurückführen. Der hohe Häufigkeitsindex zu Umwelt- men (63), doch auch bei der Frage nach dem zukünfti- bewusstsein zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung gen Verhalten ist mit keiner grossen Veränderung zu häufig auf Umweltaspekte achtet. Der aktuelle Mit- rechnen (65). Einerseits lässt sich daraus schliessen, telwert liegt bei 82, während er 84 in der Messung im dass doch Einige auf das Auto umgestiegen sind, weil Juni 2020 und 85 im Oktober/November 2020 betrug. sie die öffentlichen Verkehrsmittel vermeiden wollen. Auch das geplante Verhalten ist absolut gesehen wei- Die stabile Entwicklung mit nur leichtem Rückgang terhin hoch (81), im Vergleich zum Höchstwert von 85 lässt vermuten, dass die Impfkampagne und Locke- letzten Oktober/November jedoch etwas geringer. rungen zu ersten, wenn auch leichten, rückläufigen Verhaltensänderungen führen. Statt das Auto zu nut- zen, wird häufiger auch wieder zu Fuss gegangen und Privates Mobilitätsverhalten Fahrrad gefahren (Mittelwerte aktuelle Messung: zu Fuss 82, Fahrrad nutzen 49, im Oktober/November Das Auto zählt unter den Fortbewegungsmitteln zu letztes Jahr: zu Fuss 80, Fahrrad nutzen: 47). Insge- den «Gewinnern» der Corona-Krise, wie die Analyse samt sind die Mittelwerte für zu Fuss gehen und Fahr- des privaten Mobilitätsverhaltens zeigt (vgl. Abbil- rad fahren seit den beiden Messungen im letzten Jahr dung 11). Zwar wurde während des ersten Lockdowns äusserst stabil. deutlich weniger Auto gefahren (Mittelwert 48 im Vergleich zu vor Corona 56). Dieser Wert hat nach den Im Hinblick auf die Nutzung des öffentlichen Verkehrs Lockerungen im Juni 2020 jedoch deutlich zugenom- (ÖV) und privater Flugreisen zeigen sich grosse Unter- men (65), und blieb bei der letzten Messung im Okto- schiede im Vergleich zu vor einem Jahr. Während dem ber/November 2020 auf diesem hohen Wert (65). In ersten Lockdown sind die Häufigkeit der ÖV-Nutzung Privates Mobilitätsverhalten Ein Jahr nach dem ersten Lockdown Wie häufig treffen die folgenden Aussagen aktuell auf Sie persönlich zu? Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100) 100 90 … bin in meiner Freizeit zu 82 81 80 82 Fuss unterwegs 80 70 70 65 65 63 … nutze in meiner Freizeit 63 das Auto 60 56 52 52 48 50 55 50 54 49 49 … nutze in meiner Freizeit 40 39 47 den öffentlichen Verkehr 35 39 33 30 34 36 31 16 … nutze in meiner Freizeit 20 20 das Fahrrad 10 4 0 … mache privat Flugreisen Vor März 2020 Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Oktober/November April/Mai 2021 Geplantes Verhalten («Vor Lockdown»*) (Während Lockdown) (Nach Lockdown) 2020 (Ein Jahr danach) n=1’020 n=594 n=594 n=1’004 (Zweite Welle) n=1’020 n=1’027 *Häufigkeit erhoben bei der Befragung während des Lockdowns Abbildung 11: Privates Mobilitätsverhalten der Bevölkerung im Zeitverlauf der Corona-Krise
16 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten und Flugreisen massiv zurückgegangen (Häufigkeits- Reiseverhalten index öffentlicher Verkehr: 16, Flugreisen: 4). Seit Mitte Juni 2020 nutzen die Menschen die beiden Verkehrs- Die Schweizer Bevölkerung ist wieder im Reisefieber: mittel wieder stärker. Nach dem ersten Lockdown lag Wie in Abbildung 12 erkenntlich, haben nur 30 Prozent der Wert für den ÖV bei 50 und für Flugreisen bei 34. keine Reisen geplant (im Vergleich zu 47 Prozent noch Aktuell nutzen die Schweizerinnen und Schweizer den im Herbst). Die Schweiz bleibt dabei ein attraktives Fe ÖV noch ein wenig mehr (Mittelwert 52) und Flugrei- rienziel. Insgesamt 54 Prozent der befragten Schwei sen wieder etwas weniger (31). Zukünftig planen die zerinnen und Schweizer planen Reisen innerhalb der Befragten noch etwas mehr zu fliegen (33) und auch Schweiz. Im Sommer vor einem Jahr war dieser Wert den ÖV etwas mehr zu nutzen (55). Die Schweizerin- ebenfalls sehr hoch (59 Prozent), weil die Restriktionen nen und Schweizer scheinen wieder mehr bereit dafür Reisen ins Ausland erschwert hatten. Aber auch die ge- zu sein, Verkehrsmittel zu nutzen, bei denen mehrere planten Europareisen haben wieder zugenommen. Menschen in einem geschlossenen Raum zusammen- 38 Prozent der Befragten, verglichen mit 30 Prozent bei kommen. Das Fortschreiten der Impfkampagne und der letzten Messung im Oktober/November 2020, pla- die Schutzkonzepte scheinen Ängste vor einer Anste- nen Reisen innerhalb Europas. Bei Reisen in Länder ckung ab zubauen und die Menschen haben Hoff- ausserhalb Europas bleibt die Bevölkerung zurückhal- nung, endlich bald wieder in die Ferien fliegen zu kön- tend. Der Anteil von Personen, die solche Reisen für nen. die nächste Zeit plant, bleibt seit dem Ende des ersten Lockdowns stabil bei 10 Prozent. In den nächsten zwölf Monaten (noch) keine Reisen geplant haben 30 Prozent der Teilnehmenden. Insgesamt müssen in diesen Ergeb- nissen aber auch saisonale Einflüsse beachtet werden. Es könnte sein, dass Reisen jeweils auf den Sommer ge- plant werden, und die Anteile der geplanten Reisen in dieser und der vorletzten Messung höher waren. Reisepläne der Schweizer Bevölkerung Während Lockdown: In welcher Region/welchen Regionen werden Sie dieses Jahr Ihre Ferien verbringen, sofern die Reiserestriktionen wieder aufgehoben werden? Nach Lockdown: In welcher Region bzw. in welchen Regionen haben Sie Ferien geplant in den nächsten 12 Monaten? Vergleich während Lockdown (n=1’003), nach Lockdown (n=1’004) und zweite Welle (n=1’027) und ein Jahr da- nach (n=1’020); Mehrfachantworten möglich 80% Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Oktober/November 2020 April/Mai 2021 70% (Während Lockdown) (Nach Lockdown) (Zweite Welle) (Ein Jahr danach) 59% n=594 n=1’004 n=1’027 n=1’020 60% 54% 54% 50% 47% 42% 39% 38% 40% 33% 30% 31% 30% 30% 20% 14% 10% 10% 10% 10% 7% 0% In der Schweiz In Europa Ausserhalb Europas Keine Ferien geplant/ Reise storniert/… Abbildung 12: Reisepläne der Schweizer Bevölkerung im Zeitverlauf der Corona-Krise
17 Einblicke in das Sozial-, Umwelt-, Gesundheits- und Freizeitverhalten der Bevölkerung Sorgen um Mitmenschen Menschen jedoch trotz Impfung und Lockerungen weiter auf die Stimmung drückt. Insgesamt wurde für 17 Personengruppen erhoben, wie häufig die Probandinnen und Probanden sich Innerhalb der einzelnen Personengruppen ergeben über diese Sorgen machen (vgl. Abbildung 13). Diese sich im Zeitverlauf grosse Verschiebungen. Die gröss- Liste war im Frühjahr 2020 noch etwas kürzer (14 Per- ten Fluktuationen gibt es bei Arbeitnehmerinnen und sonengruppen), und wurde im Verlaufe der Erhebun- Arbeitnehmern, die kein Home-Office machen kön- gen ergänzt. Seit der letzten Erhebung wurde zudem nen. Vor einem Jahr sorgte man sich noch verstärkt erhoben, inwiefern man sich auch um sich selbst Sor- um sie (Mittelwert 50). Nach dem ersten Lockdown ist gen macht. der Sorgen-Wert deutlich gesunken (31), hat dann bei der letzten Messung im Oktober/November 2020 wie- Übergeordnet kann gesagt werden, dass der «Sorgen- der zugenommen (39) und ist aktuell wieder auf der Index», das ist der Mittelwert über 13 Personengrup- Höhe von Juni 2020 (31). Die Impfkampagne, die zum pen, die bei jeder Erhebung betrachtet wurden, über Zeitpunkt der Datenerhebung in der Schweiz anlief, die verschiedenen Messzeitpunkte im April 2020 sehr scheint die Sorgen der Bevölkerung zu dieser Perso- hoch war (57), dann stark gesunken ist (48) und seit nengruppe gemildert zu haben. der letzten Messung wieder leicht angestiegen ist (50, aktuell 49). Dies deutet darauf hin, dass man sich um Im Vergleich zu vor einem Jahr ebenfalls abgenom- die meisten Mitmenschen zum aktuellen Zeitpunkt men haben die Sorgen um Angestellte in Spitälern weniger Sorgen macht als während der ersten Mes- (um 10 Punkte; Mittelwert 68 vor einem Jahr, aktuell sung im Lockdown im April 2020. Auch wenn mittler- 58) und die Sorgen um Angestellte im öffentlichen weile deutlich niedriger als vor einem Jahr, ist der Verkehr sogar um 20 Punkte (57 vor einem Jahr, aktu- Sorgen-Index absolut gesehen weiterhin recht hoch ell 37). Während die Sorge um Menschen, die in Spitä- (49). Dies zeigt, dass die bisherigen Massnahmen lern (69) oder im öffentlichen Verkehr (57) arbeiten, zwar einen positiven Effekt haben, die Pandemie den im Frühjahr 2020 noch am grössten war, lag dieser Sorgen – Ein Jahr nach dem ersten Lockdown Wie häufig machen Sie sich um die folgenden Personen sorgen? Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100) meine Familie 100 ältere Menschen 90 80 72 73 72 74 72 Angestellte in Spitälern 69 70 68 61 63 61 kranke Menschen 64 60 60 61 57 57 58 53 50 50 mich selber 50 50 50 48 55 46 49 44 45 44 48 40 39 43 40 Selbständige 37 39 30 31 31 Angestellte im öffentlichen 20 Verkehr 10 junge Menschen 0 Arbeitnehmer/innen, die kein Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Oktober/November April/Mai 2021 Home-Office machen können (Während Lockdown) (Nach Lockdown) 2020 (Ein Jahr danach) n=594 n=1’004 (Zweite Welle) n=1’020 Sorgen-Index n=1’027 (gebildet aus 13 Gruppen) Abbildung 13: «Sorgen-Barometer»
18 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten Wert bereits bei den beiden Folgeerhebungen im Juni tersgruppen und Risikogruppen sowie den damit ein- 2020 (Spitäler: 53; ÖV: 44) und im Oktober/November hergehenden rückläufigen Neuinfektionen und Spital 2020 (Spitäler: 61; ÖV: 45) deutlich tiefer. Allerdings eintritten widerzuspiegeln. stieg der Wert für Angestellte in Spitälern in dieser Zeit stärker an, was darauf hindeutet, dass das erhöhte Ri- Sorgen um sich selbst, die, wie zuvor beschrieben, seit siko, dem sich diese Personengruppe bei der Arbeit der letzten Messung im Oktober/November letzten aussetzt, in dieser Zeit weiter wahrgenommen wurde. Jahres in die Erhebung mitaufgenommen wurden, la- gen damals im Mittelfeld unter den Gruppen (55) und Die Sorgen um Selbstständige haben im Vergleich zu sind seitdem gesunken (aktuell 50). vor einem Jahr stark abgenommen und das stetig. Letztes Jahr im Frühling wurde stark in den Medien Gesamthaft betrachtet haben die Sorgen im Vergleich diskutiert, wie man mit den fehlenden Einnahmen zum ersten Lockdown abgenommen, wie sich am tiefe- von Selbständigen umgehen soll, während für Ange- ren Wert des Sorgen-Index widerspiegelt. Vor allem stellte mit der Kurzarbeit bereits eine Lösung exis- Sorgen bezüglich Gruppen, die eher gesundheitlich ge- tierte. Während der ersten Messung im April 2020 lag fährdet sind, haben in diesem Zeitraum abgenommen. der Sorgen-Wert bei 64, im Juni 2020 bei 50 und im Oktober/November 2020 bei 46. Seitdem sind die S orgen um Selbstständige weiter gesunken, aktuell Einfluss der Corona-Krise auf das liegt der Wert bei 40. Die Entwicklung der Werte zeigt: Zusammenleben Die Diskussion und damit die Sorge um die finanzielle Sicherheit von Selbständigen sind inzwischen in den Aktuell sind die meisten Befragten der Meinung, dass Hintergrund geraten. die Corona-Krise das Zusammenleben der Bevölke- rung im Alltag beeinflusst (vgl. Abbildung 14). Dieser Im Gegenzug hat die Sorge um die eigene Familie nicht Wert war im ersten Lockdown besonders hoch (87 Pro- abgenommen. Auch ein Jahr nach der ersten Messung zent), sank danach rapide auf 69 Prozent ab, und stieg bleibt der Wert unverändert auf einem hohen Niveau danach auf 77 Prozent und liegt nun bei 83 Prozent. (April 2020: 72; Juni 2020: 72; Oktober/November Der erste Lockdown war eine Überraschung und die 2020: 74, aktuell 72). Die Sorge um junge Menschen Massnahmen kamen sehr plötzlich. Nach einer Locke- hat im Zeitverlauf der Corona-Krise sogar zugenom- rung kam das erste Aufatmen, danach stieg der wahr- men und das, obwohl die meisten Schulen in der genommene Einfluss auf den Alltag allmählich an. Schweiz mittlerweile wieder unterschiedliche Formen Auch der erwartete Einfluss für die Zukunft stieg über von Präsenzunterricht eingeführt haben. Während die Zeit kontinuierlich an. Nach dem ersten Lockdown der Wert für junge Menschen während der ersten Be- waren nur 42 Prozent der Meinung, die Ereignisse wür- fragung noch der niedrigste unter den abgefragten den unseren Alltag in Zukunft beeinflussen. Dieser Gruppen war (39), ist dieser in der Zwischenzeit ange- Wert stieg während der zweiten Welle auf 61 Prozent stiegen und hat in der aktuellen Messung den bisheri- und lag in der aktuellen Messung bei 63 Prozent. gen Höchstwert innerhalb dieser Gruppe erreicht (48). Der eingeschränkte soziale Kontakt, die Ungewissheit über Schulabschlüsse und die erschwerte Suche nach Auseinanderdriften der Gesellschaft einer Lehrstelle sind nur einige Themen, die den Men- und soziale Verbundenheit schen anscheinend weiterhin Sorgen bereiten. Seit der letzten Messung wird auch abgefragt, ob die Im Gegensatz zu den Sorgen um junge Menschen ha- Befragten das Gefühl haben, dass die Gesellschaft ben Sorgen um ältere Menschen im Vergleich zu vor auseinanderdrifte, und wie sehr sie sich selbst mit ih- einem Jahr deutlich abgenommen. Vor einem Jahr rem Umfeld verbunden fühlen. machte man sich um diese Gruppe noch am meisten Sorgen (73), mittlerweile ist der Wert auf 61 gesun- Ein Grossteil der Bevölkerung empfindet, dass sich die ken. Auch die Sorgen um kranke Menschen haben ab- zwischenmenschliche Distanz seit Corona vergrössert genommen. Vor einem Jahr lag der Wert noch bei 61, hat (vgl. Abbildung 15). Sehr viele, d. h. drei von vier nun bei 68. Hier scheint sich der Effekt von positiven Befragten (74 Prozent) stimmen der Aussage mehr- Nachrichten zur steigenden Impfrate bei älteren Al- heitlich oder voll und ganz zu, dass sich die zwischen-
19 Einblicke in das Sozial-, Umwelt-, Gesundheits- und Freizeitverhalten der Bevölkerung Einfluss COVID-19 auf Zusammenleben der Bevölkerung Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? Die aktuellen Ereignisse rund um das Corona-Virus beeinflussen aktuell das Zusammenleben der Schweizer Bevölkerung im Alltag. Erwartung Zukunft: Die Ereignisse rund um die Corona-Krise werden das zukünftige Zusammenleben der Schweizer Bevölkerung im Alltag beeinflussen. Vergleich während Lockdown (n=1’003), nach Lockdown (n=1’004), zweite Welle (n=1’027), ein Jahr danach (n=1’020) und Erwartung Zukunft 100% 12% 10% 8% 1=Trifft überhaupt nicht zu 90% 20% 15% 80% 27% 2 24% 33% 28% 70% 3* 46% 30% 35% 60% 4 50% 33% 32% 35% 5=Trifft voll und ganz zu 40% 30% 63% 26% * Messung vor April/Mai mit sechs Antwortmöglichkeiten. 47% 48% 20% 36% Die Mittleren Optionen der 29% 28% vorherigen Messungen wurden für 10% 16% diese Darstellung zu einer 0% zusammengefasst. Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Erwartung Oktober/ Erwartung April/Mai 2021 Erwartung (Während (Nach Zukunft November 2020 Zukunft (Ein Jahr Zukunft Datenbeschriftungen ab 5% Lockdown) Lockdown) (Nach (Zweite Welle) (Zweite Welle) danach) (Ein Jahr n=594 n=1’004 Lockdown) n=1’027 n=1’027 n=1’020 danach) n=1’004 n=1’020 Abbildung 14: Einfluss der Corona-Krise auf das aktuelle Zusammenleben im Zeitverlauf der Corona-Krise Auseinanderdriften der Gesellschaft Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? Die Corona-Krise führt dazu, dass… 0% 20% 40% 60% 80% 100% … sich die zwischenmenschliche Distanz vergrössert. 36% 38% 18% 7% 2% … die Gesellschaft auseinanderdriftet. 27% 33% 24% 13% 4% … die Menschen weniger miteinander reden. 22% 32% 25% 16% 5% … die Menschen weniger tolerant miteinander umgehen. 20% 32% 29% 15% 4% … die Menschen sich weniger vertrauen. 16% 31% 30% 16% 7% … die Menschen weniger friedlich 15% 28% 29% 21% 7% zusammenleben. 5 – trifft voll und ganz zu 4 3 2 1 – trifft überhaupt nicht zu Abbildung 15: Einfluss der Corona-Krise auf das Auseinanderdriften der Gesellschaft im April/Mai 2021
20 IKM-Studie zum Konsumentenverhalten Soziale Verbundenheit Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? Durch die Corona-Krise … 0% 20% 40% 60% 80% 100% … fühle ich mich von den Menschen distanziert. 11% 24% 26% 23% 15% … fehlt mir das Gefühl der 11% 23% 23% 21% 21% Zusammengehörigkeit mit Kollegen/-innen. … fehlt in meinem Freundeskreis das Gefühl 10% 21% 23% 26% 21% von emotionaler Verbundenheit. … fühle ich mich von meiner Umwelt isoliert. 9% 16% 23% 28% 25% … habe ich das Gefühl von gesellschaftlicher Zugehörigkeit verloren. 7% 19% 22% 25% 27% 5 – trifft voll und ganz zu 4 3 2 1 – trifft überhaupt nicht zu Abbildung 16: Einfluss der Corona-Krise auf die soziale Verbundenheit im April/Mai 2021 menschliche Distanz aufgrund der Corona-Krise ver- Sichtbar wird hier, dass die soziale Verbundenheit so- grössert hat. Auch bei weiteren Empfindungen wird wie das wahrgenommene Auseinanderdriften der diese Tendenz deutlich. Mehrheitlich oder vollständig Gesellschaft seit Herbst 2021 stabil, insbesondere zugestimmt wird den Aussagen, beim Auseinanderdriften auf einem hohen Niveau, – dass sich die zwischenmenschliche Distanz sind. Dort gab es bei einigen Fragen höhere Werte als vergrössert (74 Prozent) in der letzten Messung, in anderen dafür tiefere. Das – dass die Gesellschaft aufgrund der Corona-Krise führt zu einem stabilen Mittelwert von 3.5 von 5. Die auseinanderdriftet (60 Prozent), Gesellschaft wird als sehr gespalten wahrgenommen. – die Menschen weniger miteinander reden (54 Prozent), – die Menschen weniger tolerant miteinander umgehen (52 Prozent), Gesundheitsverhalten – die Menschen sich weniger vertrauen (47 Prozent), – die Menschen weniger friedlich miteinander Erwartungsgemäss zeigt sich in Bezug auf Gesund- umgehen (43 Prozent). heitsaspekte bei den Corona-spezifischen Verhaltens- weisen die grösste Veränderung, wie Abbildung 18 Die eigene soziale Verbundenheit wird, wie in der letz- veranschaulicht. Während das Tragen der Maske vor ten Messung, optimistischer bewertet. Aber auch hier Corona noch auf einem Wert von 16 und während ist es doch immerhin jede dritte Person (34 Prozent), dem ersten Lockdown bei 21 lag, als man noch zu we- die der Aussage mehrheitlich oder voll und ganz zu- nig Masken hatte und deren Wirksamkeit bezweifelt stimmt, dass sie sich von den Menschen distanziert wurde, stieg dieser Wert nach den grössten Lockerun- fühlt (vgl. Abbildung 16). Vielen Personen fehlt auch gen auf 41 und hat sich bis Oktober/November 2020 das Gefühl der Zusammengehörigkeit (34 Prozent) mehr als verdoppelt (85). Dies ist auch auf die Mas- und emotionaler Verbundenheit (31 Prozent). kenpflicht zurückzuführen, die seit letztem Jahr in der ganzen Schweiz beim Einkaufen und im ÖV gilt. In der In Abbildung 17 sind die Mittelwerte der gegebenen aktuellen Erhebung wurde ein Wert von 87 gemessen, Antworten für die jetzige Befragung sowie jene im was zeigt, dass die meisten Bürgerinnen und Bürger Herbst 2020 ersichtlich. Die Skalen reichten von 1 bis 5. sich weiterhin an die Maskenpflicht halten.
21 Einblicke in das Sozial-, Umwelt-, Gesundheits- und Freizeitverhalten der Bevölkerung Aktuelle Veränderung: Auseinanderdriften und soziale Verbundenheit Mittelwerte der Skalen im Lauf der Zeit 5.0 4.0 3.5 3.5 3.0 2.4 2.3 2.0 1.0 Oktober/November 2020 April/Mai 2021 (Zweite Welle) (Ein Jahr danach) n=1’027 n=1’020 Auseinanderdriften der Gesellschaft Soziale Verbundenheit* * Die Skala für die soziale Verbundenheit wurde für diese Darstellung umgedreht. Höhere Werte bedeuten mehr Verbundenheit. Abbildung 17: Veränderung im wahrgenommenen Auseinanderdriften und der sozialen Verbundenheit Gesundheitsverhalten – Ein Jahr nach dem ersten Lockdown Wie häufig treffen die folgenden Aussagen aktuell auf Sie persönlich zu? Häufigkeitsindex: Mittelwert aus Antworten nie (=0), selten (=33), ab und zu (=67), häufig (=100) 100 87 … trage eine Gesichtsmaske 90 81 84 85 oder Schutzhandschuhe 83 83 82 85 80 81 80 82 73 77 81 79 80 78 … achte bewusst auf meine 74 70 68 Gesundheit 70 72 63 60 … verbringe Zeit in der 50 Natur 50 40 41 … koche oder backe 30 30 20 21 … halte im Alltag bewusst 10 16 Abstand zu anderen 0 Vor März 2020 Mitte April 2020 Mitte Juni 2020 Oktober/November April/Mai 2021 Geplantes Verhalten («Vor Lockdown»*) (Während Lockdown) (Nach Lockdown) 2020 (Ein Jahr danach) n=1’020 n=594 n=594 n=1’004 (Zweite Welle) n=1’020 n=1’027 *Häufigkeit erhoben bei der Befragung während des Lockdowns Abbildung 18: Gesundheitsverhalten der Bevölkerung im Zeitverlauf der Corona-Krise
Sie können auch lesen