Aktuelle Waldschutzsituation - Information der Hauptstelle für Waldschutz Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE) Fachbereich ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Forst Aktuelle Waldschutzsituation Information der Hauptstelle für Waldschutz Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE) Fachbereich Waldentwicklung/Monitoring Ausgabe 03/2018 vom 17.11.2018
Aktuelle Waldschutzsituation, Nr. 03 vom 16.11.2018 Hauptstelle für Waldschutz, Landesbetrieb Forst Brandenburg, Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Situationsbericht zum Auftreten von Schaderregern und Schäden im Land Brandenburg Berichtszeitraum Juli bis September 2018 Inhalt 1 Waldbrandbilanz und Folgen 1.1 Relevante Förderquellen nach Waldbrand in Brandenburg im Überblick 1.2 Gefahr durch Sekundärschädlinge nach Waldbränden und Überwachung 1.2.1 Unmittelbare Brandfolgen 1.2.2 Der Schwarze Kiefernprachtkäfer (Melanophila acuminata) 1.2.3 Gefährdung durch Sekundärschädlinge 1.2.4 Gefahrenabwehr - Beräumung von Brandflächen 1.2.5 Gefahrenabwehr - Überwachung Sekundärschädlinge in den Randzonen von Waldbrandflächen 2 Holz- und Rindenbrüter 2.1 Blaue Kiefernprachtkäfer, Buchdrucker und Lärchenborkenkäfer 2.2 Weitere Käferarten 3 Allgemeine Situation der Kiefernschadinsekten in Brandenburg 3.1 Nonne (Lymantria monacha) 3.2 Kiefernspinner (Dendrolimus pini) 3.3 Kiefernbuschhornblattwespen (Diprion pini) 4 Weitere blatt- und nadelfressende Insekten 4.1 Kiefernprozessionsspinner (Thaumetooea pinivora) 4.2 Schwammspinner (Lymantria dispar) 4.3 Goldafter (Euproctis chrysorrhoea) 5 Trieberkrankungen 6 Dürreschäden 2
Aktuelle Waldschutzsituation, Nr. 03 vom 16.11.2018 Hauptstelle für Waldschutz, Landesbetrieb Forst Brandenburg, Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde 1 Waldbrandbilanz Im Oktober wurden 13 Brände mit einer Scha- Bis Ende Oktober 2018 verursachten somit ins- densfläche von 25,40 Hektar (inklusive Kleinst- gesamt 486 Brände Schäden an 1.654,92 Hek- brände < 0,01 Hektar) gemeldet. tar Wald (Abb. 1). Abb. 1: Waldbrandbilanz Januar – Oktober 2018 - Vergleich mit 2017 Durch die anhaltende Trockenheit brannte es eine Informationsveranstaltung im Bürgerhaus. auch im September und Oktober noch an mehre- Unter anderem ging es um die Behandlung mu- ren Stellen in Brandenburg. Besonders schlimm nitionsverseuchter- und Verdachtsflächen (Wer traf es Waldbestände nahe Treuenbrietzen im zahlt die Entsorgung?), Verwertungsmöglichkei- August (Abb. 2 und 3). Auf Grund der großen Be- ten für das Schadholz und notwendige Stabili- troffenheit etlicher großer und kleiner Privatwald- sierungsmaßnahmen durch mehr Biodiversität besitzer und des Stadtwaldes Treuenbrietzen bei der Wiederbewaldung der Flächen. Erläutert organisierte die Oberförsterei Dippmannsdorf ge- wurden die Fördermöglichkeiten bei Waldbrand- meinsam mit dem Bürgermeister am 11.09.2018 schäden. 1.1 Relevante Förderquellen nach Waldbrand in Brandenburg im Überblick • EU-MLUL Forst-RL (Richtlinie des Ministeriums für Ländliche Entwicklung und Landwirtschaft des Landes Brandenburg zur Gewährung von Zuwendungen für die Förderung forstwirtschaftli- cher Vorhaben) • Mittel aus der Walderhaltungsabgabe (WEA); nach der Verwaltungsvorschrift zu § 8 LWaldG des Waldgesetzes des Landes Brandenburg werden diese Mittel zur Verbesserung der Schutz- und Erholungsfunktion des Waldes eingesetzt. • Gewährung von Zuschüssen zu den Verjüngungskosten bei Waldbrandschäden (VV § 21 LWaldG) „Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft des Landes Brandenburg über die Gewährung von Zuschüssen zu den Verjüngungskosten bei Waldbrand- schäden“ 3
Aktuelle Waldschutzsituation, Nr. 03 vom 16.11.2018 Hauptstelle für Waldschutz, Landesbetrieb Forst Brandenburg, Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Die Förderfähigkeit des Vorhabens wird in der fang Oktober). Ein Vorhabenbeginn im Herbst ist Reihenfolge der Richtlinien geprüft: mit „Genehmigung des vorzeitigen Vorhabenbe- 1. EU-MLUL Forst-RL, ginns“ möglich. Antragsstichtag für Anträge nach 2. Walderhaltungsabgabe (WEA), WEA und VV § 21 LWaldG ist der 30.09. 3. VV § 21 LWaldG Auch die WEA ist derzeit in Überarbeitung mit Die Förderrichtlinien und entsprechende Anträge beabsichtigter Umstellung auf Festbetragsfinan- sind unter dem Link zierung und andere Terminsetzung. Die Ände- https:www.//forst.brandenburg.de/cms/detail. rung soll noch in 2018 erfolgen. php/bb1.c.236386.de zu finden. Die Förderung kann nur auf Antrag und nur für Weitere Fördergegenstände der EU-MLUL Forst- ein förderfähiges Vorhaben erfolgen, das noch RL wie Löschwasserentnahmestellen, Wald- nicht begonnen wurde. Wichtig ist, dass der wege, Waldbrandriegel, Waldinnenränder sollten nächste Antragsstichtag für die EU-MLUL Forst- bei der Vorhabensplanung Berücksichtigung RL der 15.02.2019 ist. finden. Bei Fragestellungen zu diesem Thema wenden Sie sich bitte an die Bewilligungsbehör- ABER Anträge sollten bitte erst nach Veröffent- de im Landesforstbetrieb: lichung der überarbeiteten Fassung mit überar- (lars.boge@lfb.brandenburg.de und sein Team; beiteten Formularen gestellt werden (zirka An- siehe www.forst.brandenburg.de). 1.2 Gefahr durch Sekundärschädlinge nach Waldbränden und Überwachung 1.2.1 Unmittelbare Brandfolgen In Folge der langanhaltenden Trockenheit und hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Absterben der der damit einhergegangenen Austrocknung der betroffenen Bestände zu rechnen. Das betrifft Rohhumusauflage ist die Schadwirkung von alle Altersklassen. Eine individuelle Regenerati- Waldbränden auf Bäume besonders hoch. In on des Einzelbaumes ist lediglich dort zu erwar- der Regel ist die Rohhumusauflage vollständig ten, wo der Rohhumus im Zuge eines Bodenlauf- verbrannt, was zu einer Schädigung der Kam- feuers höchstens oberflächlich gebrannt hat. So- bialschicht des Baumes an den Wurzelanläufen mit ist mit einer Regeneration nur in den Randbe- und am Stammfuß führt. Unabhängig vom Be- reichen der Brandfläche, im Übergangsbereich nadelungszustand des Einzelbaumes ist so mit zu unversehrten Beständen, zu rechnen. 1.2.2 Der Schwarze Kiefernprachtkäfer (Melanophila acuminata) Brandholzspezialist der Vollfeuer-Zone ist bei der Flugzeit (Mai bis August) ist somit kein Befall uns der Schwarze Kiefernprachtkäfer (Melano- zu erwarten. Eine erfolgreiche Besiedlung gelingt phila acuminata). Diese Art kann wie alle Vertre- nur an Bäumen mit schweren Brandschäden. ter dieser Gattung mit Hilfe von Infrarot-Rezep- Die Larven fressen nach dem Schlupf zunächst toren Waldbrände über 40 Kilometer orten und in der Bastschicht, später im Holz. Die Überwin- Bestandteile von Rauchgas (Guaiakol-Verbin- terung erfolgt im letzten Larvenstadium. Wird es dungen) wahrnehmen. Paarung und Eiablage er- im Frühjahr wärmer, beginnt sich der größte Teil folgen bereits während des Brandes, bevorzugt der Population zu verpuppen. Der Schlupf der an schwächeren Stämmen, bei starkem Holz an Prachtkäfer erfolgt im Jahr nach dem Brand, von der Stammbasis. Wenige Tage nach dem Feu- Ende Mai bis Anfang Juni. Die nicht zur Verpup- er sind in der Regel kaum noch Käfer auf der pung gekommenen Larven überliegen weitere 1 Brandfläche zu finden. Bei Bränden außerhalb bzw. 2 Jahre. Larven der Gattung Melanophila können sich nur im Bast/Holz von frisch verbrannten Bäumen entwickeln und sind aus diesem Grund nicht als Forstschädling anzusehen. Massenvermeh- rungen des Schwarzen Kiefernprachtkäfers sind nicht bekannt. Daher entfallen Maßnahmen zur Überwachung und Bekämpfung. 4
Aktuelle Waldschutzsituation, Nr. 03 vom 16.11.2018 Hauptstelle für Waldschutz, Landesbetrieb Forst Brandenburg, Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde 1.2.3 Gefährdung durch Sekundärschädlinge Von früheren Großbränden ist bekannt, dass die ein besonders hohes forstsanitäres Risiko Althölzer vor allem von diversen Bockkäfer-Ar- besitzen. Hier sind es die noch grünen, aber ten (z. B. Zangenbock, Zimmermannsbock, Bä- durch Hitzeschäden vorgeschädigten Bäume, ckerbock), verschiedenen Holzwespen-Arten die abhängig von ihrem Abwehrvermögen von (Sirex spec.) sowie Rüsselkäfern, insbesonde- holz- und rindenbrütenden Insekten als Wirts- re Pissodes-Arten wie Kiefernstangenrüssler baum genutzt werden. und Kiefernaltholzrüssler, befallen wurden. Besonders Altkiefern sowie beim Anlegen von Am ersten Stehendbefall auf der Brandfläche Waldbrandriegeln angeschobene und gewor- vom 25.07.2018 bei Fichtenwalde waren Zwölf- fene Kiefern ab einem Brusthöhendurchmes- zähniger Kiefernborkenkäfer (Ips sexdenta- ser von 15 cm werden bevorzugt durch den tus), Halsgrubenbock, Zangenbock und Kleiner Großen Blauen Kiefernprachtkäfer (Ph. cya- Blauer Kiefernprachtkäfer (Phenops formane- nea) besiedelt, schwächere Sortimente durch ki) beteiligt. Während Zangenbock, Zimmer- den Kleinen Blauen Kiefernprachtkäfer (Ph. mannsbock, Halsgrubenbock und Holzwespen formaneki). absterbende Bäume befallen, werden geschä- digte, noch regenerationsfähige Kiefern auf Da Kiefernprachtkäfer eine 1 bzw. 2-jährige Grund des geschwächten Abwehrvermögens Entwicklung durchlaufen und die Eiablage von durch Borkenkäfer, Pissodes- und Phaenops- Juni bis August stattfindet, müssen Befallskon- Arten genutzt. Attraktiven Brutraum stellen so- trollen entsprechend dem Brandzeitpunkt an- mit die Kiefern der Waldbrandrandzone dar, gepasst werden. 1.2.4 Gefahrenabwehr - Beräumung von Brandflächen Der überwiegende Teil der Bestände ist aktu- schnellstmögliche Räumung der Bestockung ell als nicht regenerationsfähig anzusehen. Die empfohlen. brandgeschädigten stehenden Bäume besitzen aber im oberen Stammbereich zumeist unver- Bei normaler Witterung und ausgeglichenem sehrtes Kambium und damit ausreichendes Wasserhaushalt bleibt der Stehendbefall mit Brutmaterial für eine Massenvermehrung holz- hoher Wahrscheinlichkeit auf das Waldbrand- und rindenbrütender Insekten. Mit dem ersten areal beschränkt. Bei weiter ausbleibenden Anflug der unter Pkt. 1.2.3 genannten Sekun- Niederschlägen und damit fortgesetzter Dürre därschädlinge ist ab März 2019 zu rechnen. erhöht sich das Risiko eines Stehendbefalls Aus Sicht des Waldschutzes wird daher eine auch für die benachbarten gesunden Bestände. Empfehlungen für die Räumung der Waldflächen aus Sicht des Waldschutzes Aufarbeitungsrichtung der Bestände vom Brand- bruttauglichen Materials im Wald so gering wie rand hin zum Brandzentrum, Rangfolge der Auf- möglich zu halten. Polter mit größeren Mengen arbeitung: zuerst Altholz und mittelalte Bestän- nicht befallenem Materials, deren Abfuhr sich de, dann Stangenhölzer, dann völlig verkohlte bis Mitte Mai verzögert, können zur Verringe- Bestände. Die Anlage von Restholzwällen wird rung der Populationsdichte der Frühschwärmer wegen der Gefährdung der Schaffung von Mäu- als Brutraum genutzt werden (Fangholz-Prinzip). sebiotopen nicht empfohlen. Ausgehaltene Holz- Dann ist die vollständige Abfuhr bis Juni aber sortimente (ausgenommen Hackschnitzel) sind umso dringlicher. bis 01. März 2019 abzufahren, um die Menge 5
Aktuelle Waldschutzsituation, Nr. 03 vom 16.11.2018 Hauptstelle für Waldschutz, Landesbetrieb Forst Brandenburg, Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Abb. 2: Beräumung der ersten Brandfläche bei Treuenbrietzen (Foto: F. Pastowski) 1.2.5 Gefahrenabwehr - Überwachung Sekundärschädlinge in den Randzonen von Waldbrandflächen Worauf ist bei der Kontrolle auf Stehendbefall zu achten? • Harztrichter des Großen und Kleinen Waldgärtners auf der Rinde, Bohrmehl des Zwölfzähnigen Kiefernborkenkäfers im unteren Stammbereich • Auswurf grober Nagespäne durch Bockkäfer und Rindenabschläge durch den Specht • Plötzliches Vergilben der grünen Krone, z. B. durch Großen Blauen Kiefernprachtkäfer Zeitliche Abfolge der empfohlenen Überwachungsmaßnahmen für 2019 • März: Kontrolle auf Waldgärtnerbefall (Bohrmehlauswurf, Harztrichter) • Mai: Bewertung Maiaustrieb, Einschätzung der Regenerationsfähigkeit der Kiefern, Kontrolle auf Borkenkäfer-Befall (Bohrmehlauswurf, fahl-grüne Krone) • Juni: Beseitigung von erstem Stehendbefall durch Waldgärtner und Zwölfzähnigen Kiefernborkenkäfer vor Ausflug der neuen Generation 6
Aktuelle Waldschutzsituation, Nr. 03 vom 16.11.2018 Hauptstelle für Waldschutz, Landesbetrieb Forst Brandenburg, Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Abb. 3: Waldverlust nach Vollbrand auf einer Fläche bei Treuenbrietzen (Foto: P. Ebert) Abb. 4: Über mehrere Hektar verbrannte Kiefernkultur (Foto: P. Ebert) 7
Aktuelle Waldschutzsituation, Nr. 03 vom 16.11.2018 Hauptstelle für Waldschutz, Landesbetrieb Forst Brandenburg, Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Weiterführende Information: Waldschutzordner unter https://sixcms.brandenburg.de/cms/media.php/lbm1.a.3310.de/ws_ordn_2018.pdf Faltblatt „Holz- und rindenbrütende Käfer als Forstschädlinge an Nadelbäumen“ unter https://forst.brandenburg.de/cms/media.php/lbm1.a.3310.de/fb_stammsch2017.pdf 2 Holz- und Rindenbrüter 2.1 Blaue Kiefernprachtkäfer, Buchdrucker und Lärchenborkenkäfer Die durch Buchdrucker, Blaue Kiefernprachtkäfer und Lärchenborkenkäfer verursachten Schadholz- mengen zeigen Tabelle 1 und die Abbildungen 5 bis 7. Tab. 1: Übersicht für Juni – August 2018 Zugang Entwicklung im Holz- und Rindenbrüter auflaufend Vergleich zum in m³ Vorjahreszeitraum Buchdrucker 21.875 (Abb. 5) sehr starke Zunahme (Ips typographus) Blaue Kiefernprachtkäfer 5.787 (Abb. 6) sehr starke Zunahme (Phaenops cyanea & P. formaneki) Lärchenborkenkäfer 1.297 (Abb. 7) sehr starke Zunahme (Ips cembrae) Die von Juni bis August 2018 festgestellten für Juni bis August wie in den letzten 25 Jah- Schadholzmengen haben sich im Vergleich zum ren nicht erreicht. Für den Lärchenborkenkäfer Vorjahreszeitraum für den Buchdrucker und die wurde im Vergleich zum gleichen Zeitraum der Blauen Kiefernprachtkäfer in etwa verdoppelt. letzten Jahre mehr als die zehnfache Schad- Für den Buchdrucker wurden so hohe Werte holzmenge gemeldet. 8
Aktuelle Waldschutzsituation, Nr. 03 vom 16.11.2018 Hauptstelle für Waldschutz, Landesbetrieb Forst Brandenburg, Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Abb. 5: Buchdrucker – Zugang auflaufend im Vergleich der letzten fünf Jahre Abb. 6: Bl. Kiefernprachtkäfer – Zugang auflaufend im Vergleich der letzten fünf Jahre Abb. 7: Lärchenborkenkäfer – Zugang auflaufend im Vergleich der letzten fünf Jahre 9
Aktuelle Waldschutzsituation, Nr. 03 vom 16.11.2018 Hauptstelle für Waldschutz, Landesbetrieb Forst Brandenburg, Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Buchdrucker und Lärchenborkenkäfer - Aktuelle Maßnahmen 1. Überwachung der Bestände auf Stehendbe- 2. Maßnahmen bei festgestelltem Befall: Wird fall: Die Überwachung der Fichten- und Lärchen- noch aktiver Buchdruckerbefall (Larven, Puppen bestände auf noch aktiven Stehendbefall ist drin- oder Käfer noch im Brutbild) festgestellt, hat die gend fortzusetzen. Gegenmaßnahmen sind dann Bekämpfung schnellstmöglich zu erfolgen. Ziel sinnvoll, wenn sich noch Larven, Puppen oder Kä- ist die Verringerung des überwinternden Käfer- fer unter der Rinde befinden. Folgende Orte bzw. bestandes. Folgende Maßnahmen kommen jetzt Bestände sind bevorzugt zu kontrollieren: bereits noch in Betracht: bekannte Befallsflächen einschließlich ihrer Umge- Erste Wahl = Beräumung des Befallsholzes bung, gefährdete Fichten- und Lärchenbestände, schnellstmöglich; Die Rückung sollte möglichst bald, z. B. frisch freigestellte oder südexponierte Bestan- bei noch festsitzender Rinde erfolgen, da mit abfal- desränder, Umfeld der Sturmflächen (auch Einzel- lender Rinde auch Jungkäfer im Bestand verbleiben würfe) von 2017, Sturmflächen von 2018, Bestän- können. Es sollten möglichst wenige Resthölzer im de, die stark unter der Trockenheit 2018 gelitten Wald verbleiben, um auch dem Kupferstecher Brut- haben, z. B. aufgrund niedriger Grundwasserstän- möglichkeiten zu entziehen (z. B. Häckseln). de, angeschobene Bäume mit noch vorhandenem Schälen der Fichte im weißen Stadium (Larven Wurzelkontakt. Achten Sie neben Verfärbungen oder Puppen im Brutbild); sind schon Jungkäfer im der Nadeln in der Krone auch auf grün abgefallene, Brutbild muss die Rinde vernichtet (z. B. verbrannt bereits am Boden liegende Nadeln. oder gehäckselt) werden. Blaue Kiefernprachtkäfer - Maßnahmen Das Befallsholz der Blauen Kiefernprachtkäfer Rindenreste im Bestand verbleiben. Andernfalls sollte bis Ende April 2019 aufgearbeitet und können die Larven, die sich jetzt schon in der abgefahren sein. Wichtig ist dabei, dass keine Rinde befinden, überleben. 2.2 Weitere Käferarten Großer Brauner Rüsselkäfer Schäden durch den Großen Braunen Rüsselkä- tar). Insgesamt wurden im Mai und September fer wurden im September 2018 auf 19,7 Hek- Schäden auf 41,25 Hektar Fläche gemeldet, die tar an Kiefer, 1,5 Hektar an Douglasie und 1,0 zu 55 % Kiefer, 35 % Douglasie, 6 % Lärche Hektar an Lärche gemeldet (gesamt: 22,2 Hek- und 4 % Fichte betreffen (Abb. 8). Abb. 8: Entwicklung der Schadflächenmeldungen für den Großen Braunen Rüsselkäfer 10
Aktuelle Waldschutzsituation, Nr. 03 vom 16.11.2018 Hauptstelle für Waldschutz, Landesbetrieb Forst Brandenburg, Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Die Gefährdung für Nadelholzkulturen erhöht prophylaktische Insektizidbehandlung der Pflan- sich deutlich bei einer Schlagruhe von weniger zen vor der Pflanzung möglich (Tauchverfahren). als drei Jahren. Andererseits kann eine derartige Nach Befallsbeginn (erste Fraßschäden an den Schlagruhe die Entstehung einer dichten Gras- Pflanzen) kann eine Einzelpflanzenbehandlung decke und zusätzlich eine Zunahme der Mäuse der Kultur mit zugelassenen Insektiziden erfol- auf der Fläche fördern. Ohne Schlagruhe ist eine gen. Maikäferfraß in Kulturen Wurzelfraß durch Maikäferengerlinge wurde in glasien. Gefundene Larven können Sie zur Art- diesem Jahr auf einer Fläche von 2,78 Hektar und Altersbestimmung an die Hauptstelle für gemeldet. Betroffen waren Kiefern und Dou- Waldschutz, Frau Dr. K. Hielscher einschicken. 3 Allgemeine Situation der Kiefernschadinsekten in Brandenburg 3.1 Nonne (Lymantria monacha) Die Befallssituation bei der Nonne (in Fraßge- neuen Massenvermehrung zum jetzigen Zeit- meinschaft mit Kiefernspinner) hat sich 2018 lo- punkt nicht zu erwarten. Angesichts der Fraß- kal insbesondere im südwestlichen Brandenburg schäden und hoher Falterdichten muss jedoch verschärft. Von starkem Fraß sind 200 Hektar von lokal weiter ansteigenden Populationsdich- und von merklichem Fraß 1.800 Hektar Wald ten der Nonne ausgegangen werden. Als Grund betroffen. Davon betreffen den Bundesforstbe- für das „Ausbrechen“ der Nonne aus der in der trieb rund 80 Hektar. Kahlfraß konnte in keinem Regel 10-jährigen Gradationsdauer müssen die Bestand festgestellt werden. extremen Witterungslagen 2017 und 2018 ange- sehen werden. Im restlichen Teil von Brandenburg befindet sich die Nonne weiterhin in der Latenz. Grundlage für Wo keine Zählstammgruppendaten vorliegen, die Überwachung der Nonne war dort die Phero- aber Fraßschäden oder auffälliger Falterflug monfallenkontrolle, um rechtzeitig den Eintritt in beobachtet werden konnte, kann mit Hilfe einer die nächste Progradationsphase registrieren zu Puppenhülsenzählung die Gefährdungsein- können. schätzung abgesichert werden. Dies geschieht an 25 zufällig ausgewählten Bäumen im Bestand, Insbesondere im Umfeld der aktuellen Fraßge- indem die bis in 2 m Höhe anhaftenden, diesjäh- biete wurde die Beobachtung von auffälligen rigen Puppenhülsen gezählt wurden. Anlass für Weibchenzahlen an den Kiefernstämmen gemel- Eisuchen sollte der Nachweis von mindestens 2 det. Landesweit war eigentlich der Beginn einer Puppenhülsen an 25 Bäumen sein. 3.2 Kiefernspinner (Dendrolimus pini) Auch der Kiefernspinner profitierte in diesem Bestandesschädlings (2016: 0 Hektar, 2017: 0). Jahr von der lang anhaltenden warmen Witterung Die ebenfalls deutlich gestiegene Flächengröße und trat lokal im Süden von Brandenburg in Fraß- mit auffälligen Beobachtungen von Falterflug auf gemeinschaft mit der Nonne auf. Meldungen über 49 Hektar, unterstreicht dies zusätzlich (2016: 0 Fraßschäden durch Kiefernspinnerraupen liegen Hektar, 2017: 12 Hektar) (Abb. 9). Probefällungen in diesem Jahr für insgesamt 506,0 Hektar vor im Spätsommer ergaben aber keine Hinweise (merklich: 256; stark: 250; Kahlfraß: 0) (Abb. 9). auf eine nächste Generation und zu erwartende Im Vergleich zu den Vorjahren belegen die Zah- Fraßschäden im Herbst. len einen deutlichen Populationsanstieg dieses 11
Aktuelle Waldschutzsituation, Nr. 03 vom 16.11.2018 Hauptstelle für Waldschutz, Landesbetrieb Forst Brandenburg, Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Abb. 9: Fraßschäden und Falterflug für den Kiefernspinner von 2008 – 2018 3.3 Kiefernbuschhornblattwespen(Diprion pini) Für die Kiefernbuschhornblattwespen liegen haltend warme Witterung lokal zur Ausbildung Meldungen über 20 Hektar merklichen Fraß vor einer zweiten Generation der Gemeinen Kiefern- (Abb. 10). Wie erwartet, kam es durch die an- buschhornblattwespe (Diprion pini). Abb. 10: Fraß der Kiefernbuschhornblattwespen 2008 – 2018 12
Aktuelle Waldschutzsituation, Nr. 03 vom 16.11.2018 Hauptstelle für Waldschutz, Landesbetrieb Forst Brandenburg, Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde 4 Weitere blatt- und nadelfressende Insekten 4.1 Kiefernprozessionsspinner (Thaumetopoea pinivora) Für den Kiefernprozessionsspinner häuften gen. Einen Hektar leichten Fraß registrierte die sich die Sichtungen im südlichen Teil Branden- Oberförsterei Baruth im Revier Kemnitz. burgs. Jedoch ist die Befallsfläche nicht gestie- 4.2 Schwammspinner (Lymantria dispar) Geschädigte Flächen durch den Schwamm- Jüterbog (Revier Riesdorfer Heide 1,50 Hektar) spinner wurden 2018 aus der Oberförsterei gemeldet. 4.3 Goldafter (Euproctis chrysorrhoea) In diesem Jahr erreichten die Meldestelle für Die Raupen und die Nester werden meist an Waldschutz aus den Oberförstereien Calau und Alleebäumen gefunden. Auffällig sind beson- Erkner Einsendungen und Fotos von Goldaf- ders die Nester, die aus mehreren, zusammen terlarven im zweiten Larvenstadium (Abb. 11). gesponnenen Blättern bestehen. Die Raupen Diese unterscheiden sich deutlich von den aus- leben gesellig und besitzen überall feine Brenn- gewachsenen Larven (Abb. 12) und sind somit haare, die beim Menschen zu Hautrötungen und schwer zu bestimmen. starkem Juckreiz (Dermatitis) führen können. Abb. 11: Goldafterlarven im zweiten Lar- venstadium mit schwarzem Halsschild und Sattelfleck (Foto: M. Wiesner) Abb. 12: Goldafterlarve mit Brennhaa- ren und den charakteristischen Merk- malen (Foto: P. Ebert) 13
Aktuelle Waldschutzsituation, Nr. 03 vom 16.11.2018 Hauptstelle für Waldschutz, Landesbetrieb Forst Brandenburg, Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde 4 Trieberkrankungen Absterbeerscheinungen an Trieben wurden (Erreger: Sphaeropsis sapinea = Diplodia pi- 2018 in Brandenburg auf rund 443 Hektar Wald- nea) wieder stärker auf. Besonders betroffen fläche festgestellt. Dieser Wert signalisiert nach sind Bestandeskomplexe, die bereits durch Ha- dem kontinuierlichen Rückgang der Trieberkran- gelschlag geschädigt wurden. kungen in den vergangenen Jahren (2015: 1.150 Hektar; 2016: 348,5 Hektar; 2017: 215 Hektar) Das Eschentriebsterben tritt in Brandenburg nun wieder eine Zunahme der Schäden. Als schon seit einigen Jahren nicht mehr mit der ho- Hauptursache dafür ist die extreme Trockenheit hen Intensität wie zu Beginn der Etablierung des im Sommer 2018 anzuführen. Durch die gra- Erregers (Hymenoscyphus fraxineus) im Nord- vierenden Niederschlagsdefizite der zurück- ostdeutschen Tiefland um das Jahr 2002 auf. liegenden Monate kam es verbreitet zu spür- Vielmehr hält der beobachtete Trend einer Be- baren Beeinträchtigungen an Laubgehölzen, ruhigung des Krankheitsgeschehens weiter an. wie Ahorn, Birke, Buche, Eiche (Vertrocknen der Dementsprechend war die Zahl der Neuinfekti- Johannistriebe), Linde und Robinie. Schäden onen auch im Jahr 2018 relativ gering. Die Ur- wurden aber auch an Nadelbäumen – darunter sachen für diese Entwicklung sind derzeit noch Kiefer und Douglasie – registriert. Zudem tritt in nicht wissenschaftlich geklärt. einigen Gebieten das Diplodia-Triebsterben 5 Dürreschäden Dürreschäden in Kulturen, Voranbauten und den im Hoheitsbereich auf 2.389,24 Hektar und Jungwüchsen wurden im September 2018 in 417,60 Hektar auf den Bundesforstbetrieb. Die- Brandenburg auf 533,79 Hektar festgestellt. Da- ser Wert ist vierzig Mal höher als im Vorjahr (Abb. von entfallen auf den Landeswald 522,49 Hektar 13). Besonders betroffen sind Gemeine Kiefer und auf die Bundesforst 11,30 Hektar. Von Janu- sowie Stiel- und Trauben-Eiche, ferner auch Rot- ar bis September belaufen sich die Dürreschä- buche und Douglasie. Abb. 13: Summe der Dürreschäden im Land Brandenburg von 2008 – 2018 14
Aktuelle Waldschutzsituation, Nr. 03 vom 16.11.2018 Hauptstelle für Waldschutz, Landesbetrieb Forst Brandenburg, Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde Bearbeiter: Pascal Ebert Dr. Katrin Möller Dr. Kati Hielscher Dr. Paul Heydeck Frank Pastowski Matthias Wenk Titelbild: Waldbrandfläche im Revier Treuenbrietzen, Beginn der Holznutzung im Oktober 2018 (Foto: Frank Pastowski) Satz & Layout: Andreas Neumann, LFB, PÖA, Alt Ruppin 15
Sie können auch lesen