Aktueller Stand der prächirurgischen Epilepsiediagnostik - www.kup.at/ JNeurolNeurochirPsychiatr

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Aktueller Stand der prächirurgischen Epilepsiediagnostik - www.kup.at/ JNeurolNeurochirPsychiatr
Journal für

 Neurologie, Neurochirurgie
 und Psychiatrie
             www.kup.at/
 JNeurolNeurochirPsychiatr   Zeitschrift für Erkrankungen des Nervensystems

Aktueller Stand der
                                                                               Homepage:
prächirurgischen
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Epilepsiediagnostik                                              JNeurolNeurochirPsychiatr

Baumgartner C, Czech T, Serles W                                       Online-Datenbank
                                                                         mit Autoren-
Journal für Neurologie
                                                                      und Stichwortsuche
Neurochirurgie und Psychiatrie
2001; 2 (2), 21-35

                                                                                            Indexed in
                                                               EMBASE/Excerpta Medica/BIOBASE/SCOPUS

 Krause & Pachernegg GmbH • Verlag für Medizin und Wirtschaft • A-3003 Gablitz
 P.b.b. 02Z031117M,            Verlagsor t : 3003 Gablitz, Linzerstraße 177A /21           Preis : EUR 10,–
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EINLADUNG ZUM WEBINAR
   MS UND DIE VERBORGENEN
   SYMPTOME DER KOGNITION
                      Freitag, 12. November 2021 | 16.00 bis 18.00 Uhr
  Erkenntnisse zum Thema “MS & Kognition” werden von nationalen und
  internationalen Experten und Expertinnen vorgetragen. Die Vorträge decken
  die wissenschaftliche Perspektive über Diagnose, neuropsychologische
  Aspekte als auch die Patientensicht eines Betroffenen ab.                                                             Hier geht´s zum Programm

  Wissenschaftlicher Vorsitz
                                                                                                REFERENT*INNEN
                                    Univ.-Prof. Dr. Christian Enzinger                                           Univ.-Prof. Dr.                               Prof. Dr. Dipl.-Psych.
                                    MBA, FEAN                                                                    Christian Enzinger                            Iris-Katharina Penner
                                    Uniklinik Graz
                                                                                                                 MBA, FEAN                                     Düsseldorf
                                                                                                                 Uniklinik Graz

                                                                                                                 Prim. Univ.-Prof. Dr.                         Priv.-Doz. Mag. Dr.
                                                                                                                 Elisabeth Fertl                               Daniela Pinter
                                                                                                                 Wien                                          Uniklinik Graz

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   https://medahead-fortbildung.at/event/ms-und-kognition-2021/
                                                                                                                     Entsprechende Vorkehrungen für die Veranstaltung und bei der Veranstaltung werden
                                                                                                                     nach der aktuellen COVIDGesetzgebung bzw. COVID-Verordnung getroffen.
                                                                  Live-Übertragung aus Wien                          Laut Regelwerk der Ärztekammer (Ärztlicher Verhaltenskodex) und Pharmaindustrie
                                                                                                                     (Pharmig Verhaltenskodex) gilt diese Einladung ausschließlich für Ausübende von
                                                                                                                     Gesundheitsberufen und ist nicht übertragbar.

                                                                                                                                                  Novartis Pharma GmbH
                                                                                                                                                  Jakov-Lind-Straße 5 / Top 3.05, 1020 Wien
                                             Mit freundlicher Unterstützung der Novartis Pharma GmbH                                              Tel.: 01-866 57-0, Fax.: 01-866 57 16369, www.novartis.at
                                                                                                                                                  Datum der
                                                                                                                                                        der Erstellung
                                                                                                                                                            Erstellung 10/2021
                                                                                                                                                                       11/2021 AT2110041868
                                                                                                                                                                                AT2111021580

                          Schlaganfall Akademie
                          Fortbildungsreihe zum Thema Stroke

                          ÖGSF Online-Fortbildung
                          Management raumfordernder Hirninfarkte
                          15. November 2021 14.00 bis 15.00 Uhr

                                                                                                                          Referent:
                                                                                               Priv.-Doz. DDr. Simon Fandler-Höfler
                                                                                                             Universitätsklinik für Neurologie
                                                                                                               Medizinische Universität Graz

                                  Jetzt online unter
                                                                                                                   Onlineanmeldung
                                  https://bit.ly/3AuYk7J anmelden
AT/PX/0921/PC-AT-102638

                          Die Teilnahme an dieser Fortbildungsveranstaltung ist Angehörigen der Fachkreise
                          gemäß Pharmig VHC Artikel 2.2 vorbehalten und ist nicht übertragbar.

                          Wissenschaftlicher Fortbildungsanbieter:
                          Österreichische Schlaganfall Gesellschaft, 1070 Wien                                                    Mit freundlicher Unterstützung von
Ch. Baumgartner, W. Serles, Th. Czech

AKTUELLER STAND DER                                                                                           PRÄ-
PRÄCHIRURGISCHEN                                                                                              CHIRURGISCHE
                                                                                                              EPILEPSIE-
EPILEPSIEDIAGNOSTIK                                                                                           DIAGNOSTIK
                                                                                    subpialen Transektionen ermöglicht
 Presurgical epilepsy evaluation and neurosurgical treatment for epilepsy           die Behandlung von Anfällen, die
 Summary                                 electrodes) have to be applied. Op-        von essentiellen Hirnregionen ihren
                                         erative strategies for temporal lobe       Ausgang nehmen. Epilepsien im frü-
 30–50 % of patients with focal epi-     epilepsies include antero-mesial           hen Kindesalter mit katastrophalem
 lepsy suffer from medically refrac-     temporal lobe resections and selec-        Verlauf werden oft durch ausgedehn-
 tory seizures. Many of these pa-        tive amygdala-hippocampectomies.           te Pathologien im Bereich einer He-
 tients can be cured by a surgical       Extratemporal epilepsies are treated       misphäre verursacht und können
 intervention removing the brain         by cortical resections guided by           dann durch große multilobäre Resek-
 area where the seizures are origi-      structural and electrophysiological        tionen oder Hemisphärektomien
 nating (epileptogenic zone). 2500–      parameters. The technique of multi-        erfolgreich behandelt werden. Bei
 3000 epilepsy patients in Austria       ple subpial transections facilitates       70 % der Patienten kann durch einen
 can be considered as candidates for     treatment of seizures originating in       epilepsiechirurgischen Eingriff An-
 epilepsy surgery with an additional     essential brain regions. Catastrophic      fallsfreiheit erzielt werden, so daß
 150 new patients appearing each         epilepsies of early childhood often        die Epilepsiechirurgie als effektive
 year. All patients have to undergo      are caused by extensive pathologies        und sichere Behandlungsmethode
 an extensive presurgical work-up.       affecting one hemisphere and can           von Patienten mit therapieresisten-
 During the non-invasive phase I         be treated successfully by large           ten, fokalen Epilepsien bezeichnet
 each patient is evaluated with an       multilobar resections or hemi-             werden kann.
 intensive video-EEG monitoring          spherectomies. Epilepsy surgery
 with scalp-EEG, a high resolution       renders 70 % of patients seizure
 MRI, a SPECT and/or PET, a neu-         free and thus can be regarded as an
 ropsychological evaluation and a        effective and safe treatment option        EINLEITUNG
 Wada-test (optional). If the epilep-    for patients with medically refrac-
 togenic zone cannot be localized        tory focal epilepsies.
 adequately with these methods,                                                     Die Epilepsie ist mit einer Prävalenz
 invasive electrophysiological tech-     Key words: epilepsy surgery,               von ca. 0,8 % eine der häufigsten
 niques (epidural Peg-electrodes,        presurgical evaluation, EEG,               neurologischen Erkrankungen, von
 Foramen-ovale electrodes, depth         neuroimaging                               der in Österreich 65.000 Menschen
 electrodes, subdural strip and grid                                                betroffen sind. Ca. 70 % aller Epilep-
                                                                                    sie-Patienten leiden an fokalen An-
                                                                                    fällen, die von einer umschriebenen
                                         Kernspintomographie, eine SPECT-           Hirnregion – der sogenannten epi-
ZUSAMMENFASSUNG                          und/oder PET-Untersuchung, eine
                                         neuropsychologische Testung und
                                                                                    leptogenen Zone – ausgehen [1].
                                                                                    Obwohl die Epilepsie primär eine
                                         fakultativ ein Wada-Test durchge-          medikamentös zu behandelnde Er-
Ca. 30–50 % aller Patienten mit          führt werden. Falls mit diesen Unter-      krankung darstellt, erweisen sich ca.
fokalen Epilepsien leiden an medika-     suchungen keine konklusive Lokali-         30–50 % aller Patienten mit fokalen
mentös therapierefraktären Anfällen.     sation der epileptogenen Zone mög-         Epilepsien als medikamentös thera-
Viele dieser Patienten können durch      lich ist, müssen in einer Phase II         pierefraktär [2]. Falls bei diesen Pati-
einen epilepsiechirurgischen Eingriff,   invasive elektrophysiologische Me-         enten die Lokalisation der epilepto-
bei dem die Hirnregion, von der          thoden (epidurale Peg-Elektroden,          genen Zone gelingt, kann durch ei-
die Anfälle ihren Ausgang nehmen         Foramen ovale-Elektroden, stereo-          nen neurochirurgischen Eingriff eine
(epileptogene Zone), reseziert wird,     taktisch implantierte Tiefenelektro-       Heilung des Anfallsleidens erreicht
geheilt werden. In Österreich leben      den, subdurale Streifen- oder Platten-     werden. Nach Hochrechnung inter-
ca. 2500–3000 Patienten, die von         elektroden) zur Anwendung gebracht         nationaler Vergleichszahlen leben in
einem derartigen epilepsiechirur-        werden. An operativen Strategien           Österreich ca. 2500–3000 Patienten,
gischen Eingriff profitieren könnten,    stehen für die Temporallappenepi-          die von einem derartigen epilepsie-
wobei jährlich 150 neue Patienten        lepsien die antero-mesiale Temporal-       chirurgischen Eingriff profitieren
hinzukommen. Die Auswahl von             lappenresektion und die selektive          könnten. Jährlich kommen 150 neue
geeigneten Patienten erfolgt im Rah-     Amygdala-Hippokampektomie, für             Patienten hinzu [3, 4].
men der präoperativen Epilepsie-         die extratemporalen Epilepsien korti-
diagnostik, wobei in einer nicht-        kale Resektionen, die sich nach            Die Epilepsiechirurgie hat in den
invasiven Phase I ein prolongiertes      strukturellen und elektrophysiologi-       letzten Jahren aus den folgenden
Video-EEG-Monitoring mittels Ober-       schen Befunden richten, zur Verfü-         Gründen einen beträchtlichen Auf-
flächen-EEG, eine hochauflösende         gung. Die Methode der multiplen,           schwung genommen [2]:

                                                                                 J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 2/2001       21
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PRÄ-
CHIRURGISCHE
    EPILEPSIE-
  DIAGNOSTIK
     • Der Krankheitsverlauf verschiede-               bestehen. Hier sind insbesondere        thode gegeben sind. Diese bestehen
       ner Epilepsiesyndrome, ihr Anspre-              die mesiale Temporallappenepi-          darin, daß die medikamentöse
       chen auf eine medikamentöse anti-               lepsie sowie Epilepsien aufgrund        Therapieresistenz gesichert ist, die
       konvulsive Behandlung und ihre                  von gutartigen Tumoren oder             Anfälle behindernd sind und der
       Prognose wurden genauer erforscht               fokalen kortikalen Dysplasien zu        Patient an einem operativ behandel-
       und werden besser verstanden. So                erwähnen (Tab. 1 und 2) [5–9].          baren Epilepsiesyndrom leidet.
       konnten bestimmte Syndrome abge-              • Die technischen Möglichkeiten der
       grenzt werden, die einerseits mit               präoperativen Diagnostik (prolon-       Medikamentöse Therapieresistenz
       hoher Wahrscheinlichkeit medika-                giertes, computerunterstütztes
       mentös therapieresistent sind, bei              Video-EEG-Monitoring, moderne           Ein Patient ist dann als medikamen-
       denen aber andererseits gute Er-                Neuroimaging-Verfahren wie              tös therapieresistent einzustufen,
       folgsaussichten im Falle eines                  hochauflösende Magnetresonanz-          wenn eine befriedigende Anfalls-
       epilepsiechirurgischen Eingriffs                tomographie, SPECT und PET) und         kontrolle (ohne Nebenwirkungen
                                                       der operativen Therapie (Mikro-         oder mit akzeptablen Nebenwirkun-
               Anfallskontrolle unter me-
      Tabelle 1:                                       neurochirurgie, selektive Opera-        gen) trotz adäquater Therapiever-
      dikamentöser Therapie in Abhän-                  tionstechniken, Neuronavigations-       suche nicht erzielt werden kann
      gigkeit von Epilepsiesyndrom bzw.                systeme etc.) konnten entschei-         [12, 13].
                                                       dend verbessert werden [3, 10].
      Ätiologie (modifiziert nach [9])               • Die Epilepsiechirurgie wird zuneh-      Die Definition der befriedigenden
                                   n Anfalls-          mend frühzeitig im Kindesalter ein-     Anfallskontrolle ist dabei sicherlich
                                      frei             gesetzt, um einerseits die negativen    individuell durch den Patienten fest-
                                                       Folgen häufiger Anfälle und jahre-      zulegen und hängt von seinen Le-
      Epilepsiesyndrom
                                                       langer hochdosierter Antiepileptika-    bensumständen ab. So ist für manche
      • Generalisierte Epilepsien
      Symptomatisch                                    medikation auf das sich entwickeln-     Patienten eine befriedigende Anfalls-
       od. kryptogenetisch       33      27 %          de Gehirn zu vermeiden und ande-        kontrolle gleichbedeutend mit An-
      Idiopathisch              337      82 %          rerseits dessen neuronale Plastizität   fallsfreiheit, während für andere Pati-
      • Fokale Epilepsien                              und regeneratives Potential auszu-      enten seltene, also z. B. monatliche
      Symptomatisch             445      35 %          nützen [11].                            Anfälle keine wesentliche Einschrän-
      Kryptogenetisch           294      45 %                                                  kung der Lebensqualität bewirken.
      Ätiologie                                                                                Sicherlich sind in diesem Zusam-
      Postischämisch             26      54 %                                                  menhang auch die Erfolgsaussichten
      Vaskuläre Malformation 57
      Tumor                      50
                                         50 %
                                         46 %        VORAUSSETZUNGEN FÜR EINEN                 eines epilepsiechirurgischen Eingriffs
                                                                                               im gegebenen Fall zu berücksichti-
      Schädel-Hirntrauma         50      30 %        EPILEPSIECHIRURGISCHEN
      Kortikale Dysgenesie       81      24 %                                                  gen. So wird man bei guten Erfolgs-
      Hippokampusatrophie 224
      Duale Pathologie           38
                                         11 %
                                          3%
                                                     EINGRIFF (TABELLE 3)                      aussichten dem Patienten auch bei
                                                                                               seltenen Anfällen eher zu einem
      Normales MRT              268      42 %                                                  epilepsiechirurgischen Eingriff raten
                                                     Bei jedem Patienten, bei dem die          können. Andererseits kann sich bei
      Die Prozentzahlen repräsentieren die           Möglichkeit eines epilepsiechirur-        extrem hoher Anfallsfrequenz und
      Patienten, die für mindestens ein Jahr         gischen Eingriffs erwogen wird, ist       ungünstigeren Erfolgschancen trotz-
      unter einer medikamentösen Therapie
      anfallsfrei waren.                             zunächst zu prüfen, ob die Voraus-        dem die Indikation zur Operation
                                                     setzungen für diese Behandlungsme-        mit dem Ziel eines Palliativeingriffs

      Tabelle 2:Anfallskontrolle nach einem epilepsiechirurgischen Eingriff in Abhängigkeit von der zugrundeliegenden
      Ätiologie bzw. Art der strukturellen Veränderung (modifiziert nach [56])
                                                Glialer        Kortikale       Vaskuläre       Hippokampus-       Normale
                                                Tumor          Dysplasie      Malformation        sklerose        Histologie
      Patientenzahl                             67               12               10              94               43
      Anfallsfrei                               75 %             58 %             60 %            67 %             43 %
      Remission nach initialen
       postoperativen Anfällen                   6%               0%              10 %              5%               0%
      Anfallsrezidiv nach initialer
       postoperativer Anfallsfreiheit            1%              25 %             10 %             14 %              1%
      Persistierende Anfälle                    18 %             17 %             20 %             14 %             56 %

22   J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 2/2001
PRÄ-
                                                                                                            CHIRURGISCHE
                                                                                                            EPILEPSIE-
                                                                                                            DIAGNOSTIK
zur Verminderung der Anfallsfre-         Richtlinien existieren. In jedem Fall      Die mesiale Temporallappenepi-
quenz ergeben. Pragmatisch ist von       sind Anfälle, die mit einem Kontroll-      lepsie ist aufgrund ihrer Häufigkeit
einer befriedigenden Anfallskontrolle    bzw. Bewußtseinsverlust einherge-          und des hohen Anteils an therapie-
auszugehen, wenn weniger als ein         hen, als behindernd anzusehen, wo-         resistenten Patienten das wichtigste
Anfall alle 2–3 Monate auftritt.         bei jedoch zu bedenken ist, daß            chirurgisch behandelbare Epilepsie-
                                         auch fokale Anfälle mit einfacher          syndrom. Durch einen epilepsie-
Auch die Nebenwirkungen der anti-        Symptomatik durchaus die Lebens-           chirurgischen Eingriff kann bei 80 %
epileptischen Therapie unterliegen       qualität signifikant einschränken          der Patienten Anfallsfreiheit erzielt
starken interindividuellen Variatio-     können. Auch Anfälle, die nur oder         werden. Die zweite große Gruppe
nen und können letztlich nur durch       vorwiegend nachts auftreten, können        von chirurgisch behandelbaren Epi-
den Patienten selbst beurteilt wer-      für den Patienten eine Behinderung         lepsiesyndromen sind die läsionellen
den. In diesem Zusammenhang ist          darstellen, da postiktale Symptome         Epilepsien (temporal oder extra-
aber festzuhalten, daß das Ziel eines    während des darauffolgenden Tages          temporal), wobei als wichtigste
epilepsiechirurgischen Eingriffs die     für mehrere Stunden andauern kön-          Läsionen gutartige Tumore, fokale
Anfallsfreiheit oder Anfallsreduktion    nen und zudem die Angst, einen             kortikale Dysplasien und Gefäß-
ist, und nicht die Beendigung der        Anfall während des Tages zu erlei-         mißbildungen zu nennen sind. Bei
antiepileptischen Therapie. Dies ist     den, für den Patienten eine beträcht-      den kryptogenetischen oder nicht-
ein häufiges Mißverständnis und muß      liche Belastung bedeuten kann [15].        läsionellen fokalen Epilepsien kann
deshalb klar angesprochen werden.        Bei Kleinkindern ist das Konzept           auch in der hochauflösenden Mag-
                                         behindernder Anfälle naturgemäß            netresonanztomographie keine struk-
Am schwierigsten erscheint die Defi-     nicht anzuwenden, es sind jedoch           turelle Läsion nachgewiesen werden.
nition des adäquaten medikamentö-        die negativen Effekte von häufigen         Bei diesen Patienten ist zur näheren
sen Therapieversuchs. Ein medika-        Anfällen auf das sich entwickelnde         Eingrenzung der Anfallsursprungs-
mentöser Therapieversuch ist dabei       Gehirn zu berücksichtigen [14].            zone zumeist eine invasive Abklä-
nach derzeitiger Ansicht nur dann als                                               rung erforderlich. Die Prognose ei-
adäquat zu bezeichnen, wenn die          Vorliegen eines operativ behandelba-       nes epilepsiechirurgischen Eingriffs
Anfälle auch bei maximal tolerierter     ren Epilepsiesyndroms                      wird ganz entscheidend durch das
Dosis des jeweiligen Antiepilepti-                                                  Vorhandensein einer strukturellen
kums weiterbestehen. Hinsichtlich        Eine weitere Grundvoraussetzung für        Läsion beeinflußt: Während Patien-
der praktischen Prüfung der medika-      einen epilepsiechirurgischen Eingriff      ten mit Läsionen eine günstige Pro-
mentösen Therapieresistenz existie-      ist, daß der Patient überhaupt an          gnose haben (Anfallsfreiheit in ca.
ren – auch aufgrund der Einführung       einem chirurgisch behandelbaren            70–80 %), kann bei Patienten ohne
der neuen Antiepileptika – unzählige     Epilepsiesyndrom leidet, d. h., es         Läsion nur in einem wesentlich ge-
Möglichkeiten der Mono- bzw. Poly-       muß hinreichend klar sein, daß die         ringeren Prozentsatz Anfallsfreiheit
therapie, die selbstverständlich nicht   Erkrankung medikamentös therapie-          erzielt werden [16].
alle ausgeschöpft werden können.         resistent ist und bleibt (unter Um-
Derzeit werden von den meisten           ständen sogar progressiv ist) und ein      Diffuse hemisphärische Epilepsien
Autoren zwei konsekutive adäquate        chirurgischer Eingriff mit hoher           sind durch diffuse, zumeist auf eine
Therapieversuche in Monotherapie         Wahrscheinlichkeit zur Anfalls-            Hemisphäre begrenzte epileptogene
sowie einer in Polytherapie gefordert    freiheit bzw. -reduktion führt.            Prozesse gekennzeichnet. Als Ursa-
[13]. Die Prüfung der medikamentö-
sen Therapieresistenz ist zügig und
jedenfalls innerhalb von 2 Jahren         Tabelle 3: Voraussetzungen für einen epilepsiechirurgischen Eingriff
durchzuführen (bei Epilepsien im
                                          • Medikamentöse Therapieresistenz
Kindesalter mit sogenannten kata-         • Behinderung durch die Anfälle
strophalem Verlauf sind selbstver-        • Vorliegen eines operativ behandelbaren Epilepsiesyndroms
ständlich kürzere Zeitintervalle anzu-      – Symptomatische Temporallappenepilepsien (mesiale Temporallappenepilepsie,
beraumen) [14].                               läsionelle Temporallappenepilepsien)
                                            – Kryptogenetische Temporallappenepilepsien (nichtläsionelle neokortikale
Behinderung durch die Anfälle                 Temporallappenepilepsie)
                                            – Extratemporale Epilepsien (läsionell und nichtläsionell)
Die Anfälle müssen für den Patienten        – Diffuse hemisphärische Epilepsien (Hemimegalenzephalien und andere diffuse
behindernd sein, um eine Indikation           kortikale Dysplasien, neurokutane Dysgenesien [z. B. Sturge-Weber-Syndrom],
                                              HHE-Syndrom, porenzephale Zysten, Rasmussen-Enzephalitis)
für eine operative Therapie darzu-
                                            – Symptomatische generalisierte Epilepsien (West-Syndrom, Lennox-Gastaut-
stellen, wobei diesbezüglich aller-           Syndrom)
dings keine allgemein akzeptierten

                                                                                 J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 2/2001    23
PRÄ-
CHIRURGISCHE
    EPILEPSIE-
  DIAGNOSTIK
     chen sind Hemimegalenzephalien           änderungen), durch lokalisierte Ver-     regionen (Zentren für Motorik, Spra-
     und andere diffuse kortikale Dys-        änderungen in der Magnetresonanz-        che und Gedächtnis) exakt lokalisiert
     plasien, neurokutane Dysgenesien         tomographie und insbesondere             werden. In diesem Zusammenhang
     wie das Sturge-Weber-Syndrom (ve-        durch einen fokalen Hypometabo-          wurden die folgenden Begriffe ge-
     nöse Angiome der Leptomeningen           lismus im PET nachgewiesen wer-          prägt [19]:
     im okzipitalen, parietalen, seltener     den. Bei diesen Patienten kann durch
     temporalen Bereich; ipsilaterale fazi-   eine fokale Resektion in bis zu 75 %     • irritative Zone: bezeichnet die-
     ale Angiomatose im Ausbreitungs-         Anfallsfreiheit erzielt werden.            jenigen Kortexareale, von denen
     gebiet eines oder mehrerer Trigemi-                                                 interiktale epileptiforme Entladun-
     nusäste; mentale Retardation varia-      Ältere Kinder und Erwachsene               gen abgeleitet werden können –
     blen Ausmaßes; okuläre Defekte mit       mit symptomatischen generalisier-          EEG-Konzept;
     Glaukom und Buphthalmus), das            ten Epilepsien wie dem Lennox-
     Hemikonvulsion-Hemiplegie-Epilep-        Gastaut-Syndrom haben zumeist            • Anfallsursprungszone: Hirnregion,
     sie (HHE)-Syndrom, große porenze-        eine diffuse Hirnschädigung und            von der die Anfälle ihren Ausgang
     phale Zysten und die Rasmussen-          leiden oft an therapieresistenten          nehmen bzw. in der die iktalen
     Enzephalitis anzuführen. Die Anfälle     Sturzanfällen, die zu häufigen Verlet-     epileptiformen Entladungen begin-
     treten mit extrem hoher Frequenz auf     zungen führen und die Patienten in         nen – EEG-Konzept;
     und sind potentiell lebensbedroh-        ihrer Aktivität erheblich einschrän-
     lich, zudem kommt es zu einer aus-       ken. Bei diesen Patienten kann eine      • iktal symptomatogene Zone: Hirn-
     geprägten und progredienten Ent-         Korpus-Kallosotomie erwogen wer-           region, durch die die ersten, kli-
     wicklungsretardation sowie zu ein-       den, wodurch die Sturzanfälle gut          nisch manifesten Anfallssymptome
     seitigen neurologischen Defiziten.       behandelt werden können und oft            erzeugt werden (kann mit der An-
     Diese Patienten profitieren oft dra-     eine beträchtliche Verbesserung der        fallsursprungszone identisch sein
     matisch von einer Hemisphärektomie       Lebensqualität erzielt werden kann.        oder aber erst durch Propagation
     oder ausgedehnten, multilobären          Die Korpus-Kallosotomie ist aller-         erfaßt werden und in diesem Fall
     Resektionen, die neben einer Anfalls-    dings ein palliativer Eingriff, da an-     von der Anfallsursprungszone ent-
     reduktion auch zu einer Normalisie-      dere Anfallstypen und auch die men-        fernt liegen) – klinisches Konzept;
     rung der psychomotorischen Ent-          tale Retardation nicht positiv beein-
     wicklung führen können. Resektio-        flußt werden können [18].                • funktionelle Defizit-Zone: Hirn-
     nen in der Zentralregion werden                                                     region, in der nichtepileptische
     dabei nur bei Patienten mit bereits                                                 Funktionsstörungen bestehen –
     vorbestehender Hemisymptomatik                                                      neurologische Untersuchung,
     durchgeführt, so daß durch die Ope-
     ration kein zusätzliches Defizit ge-
                                              PRÄOPERATIVE EPILEPSIE-                    Neuropsychologie, EEG, PET,
                                                                                         SPECT;
     setzt wird und sich oft sogar eine       DIAGNOSTIK
     Funktionsverbesserung erzielen läßt.                                              • epileptogene Läsion: strukturelle
     Hierbei sollte durch eine frühzeitige                                               Läsion, die ursächlich für die An-
     Operation die Plastizität des sich       Konzeptionelle Überlegungen                fälle verantwortlich ist – definiert
     entwickelnden Gehirns ausgenützt                                                    mittels Magnetresonanztomo-
     werden. Durch einen epilepsiechir-       Das Ziel eines epilepsiechirurgischen      graphie bzw. Histologie;
     urgischen Eingriff können 60–80 %        Eingriffs besteht einerseits in der
     dieser Kinder ein nahezu normales        Entfernung des epileptogenen Gewe-       • epileptogene Zone: Hirnregion,
     Leben führen und schwere Defektzu-       bes und damit der Beseitigung der          deren Entfernung notwendig und
     stände vermieden werden [11, 17].        Anfallsursache. Zum anderen sollen         hinreichend ist, um Anfallsfreiheit
                                              aber durch die Operation keine neu-        zu erzielen – theoretisches Kon-
     Bei manchen Kleinkindern können          rologischen Ausfallserscheinungen          zept.
     auch symptomatische generalisierte       (Paresen, Gedächtnis- oder Sprach-
     Epilepsien wie das West-Syndrom          störungen) verursacht werden. Des-       Eine verläßliche Definition der
     und, in seltenen Fällen, das Lennox-     halb müssen im Rahmen der prä-           epileptogenen Zone beruht dabei auf
     Gastaut-Syndrom durch umschriebe-        operativen Epilepsiediagnostik einer-    konvergierenden Befunden unter-
     ne kortikale Veränderungen verur-        seits Lokalisation und Ausdehnung        schiedlicher Untersuchungsmoda-
     sacht werden. Diese umschriebenen        von durch den epileptogenen Prozeß       litäten. Man kann dabei zwischen
     Veränderungen können durch (frühe)       bedingten strukturellen und funktio-     einer nichtinvasiven (Phase I) und
     lokalisierte EEG-Veränderungen (im       nellen Veränderungen genau be-           einer invasiven Abklärungsphase
     weiteren Krankheitsverlauf finden        stimmt werden, andererseits müssen       (Phase II) unterscheiden (Tab. 4) [3,
     sich zumeist generalisierte EEG-Ver-     auch sogenannte essentielle Hirn-        10].

24    J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 2/2001
PRÄ-
                                                                                                              CHIRURGISCHE
                                                                                                              EPILEPSIE-
                                                                                                              DIAGNOSTIK
                                         forderlich ist. Es müssen immer meh-       gezeichnete klinische Anfallssym-
NICHTINVASIVE ABKLÄRUNG                  rere Anfälle abgeleitet werden, um
                                         sicherzustellen, daß der Patient le-
                                                                                    ptomatologie wird anschließend
                                                                                    mit den exakt zeitsynchronisierten
(PHASE I)                                diglich an einem habituellen Anfalls-      iktalen EEG-Veränderungen korreliert
                                         typ leidet. Die Antiepileptika werden      [20, 21].
                                         deshalb je nach Bedarf reduziert
Prolongiertes Video-EEG-Monitoring       oder ganz abgesetzt. Aus der klini-        Strukturelle Bildgebung
                                         schen Anfallssymptomatologie kön-
Die Dokumentation der klinischen         nen – insbesondere bei entsprechen-        Die strukturelle Abklärung erfolgt
Anfallssymptomatologie sowie der         der iktaler und postiktaler Testung –      mittels hochauflösender Magnet-
interiktalen und iktalen EEG-Verän-      bereits wertvolle lokalisatorische und     resonanztomographie. Verbesserun-
derungen im Oberflächen-EEG mit-         lateralisierende Informationen erhal-      gen der Untersuchungstechnik (enge
tels prolongiertem Video-EEG-Moni-       ten werden. In Tabelle 5 sind einige       koronale Schichtführung orthogonal
toring bildet das Kernstück der prä-     klinisch lateralisierende Zeichen          zur Längsachse des Temporallappens,
operativen Diagnostik. Die Video-        zusammengefaßt. Die im Video auf-          Inversion-Recovery-Sequenzen zur
EEG-Überwachung erfolgt kontinu-                                                    Beurteilung der inneren Hippokam-
ierlich über 24 Stunden pro Tag                                                     pusstruktur, Verwendung von Ober-
durchschnittlich über 5–10 Tage. Das      Tabelle 5: Anfallssymptome, die eine      flächenspulen bei der Untersuchung
interiktale EEG wird sowohl hinsicht-     Lateralisation der Anfallsursprungs-      von neokortikalen Strukturen) und
lich unspezifischer Veränderungen         zone ermöglichen                          der Bildanalyse (Volumetrie des
(regionale Verlangsamungen) als                                                     Hippokampus, dreidimensionale
auch bezüglich epileptiformer Verän-      • Ipsilaterale Zeichen                    Bildrekonstruktion, kurvilineare Re-
derungen (interiktale Spitzen) beur-        Unilaterale Automatismen der
                                                                                    konstruktion) haben dabei zu einem
teilt, wobei ein ausreichendes                oberen Extremitäten                   entscheidenden Durchbruch in der
Sampling über die verschiedenen             Nichtversive frühe Kopfwendung          präoperativen Epilepsiediagnostik
Stadien des Schlaf-Wach-Zyklus er-          Einseitiges Augenblinzeln               geführt, wobei anzumerken ist, daß
                                            Postiktales Abwischen der Nase          bei vielen Patienten mit einem un-
                                                                                    auffälligen Befund aus einer routine-
         Abklärungsschritte in der
 Tabelle 4:                               • Kontralaterale Zeichen                  mäßig durchgeführten Magnetreso-
 präoperativen Epilepsiediagnostik          Tonische/dystone Halteschablonen        nanztomographie nunmehr bei ent-
                                              der oberen Extremitäten               sprechend gezielter Untersuchung
 Nichtinvasive Abklärung (Phase I)          Unilaterale tonische Kontraktionen      strukturelle Veränderungen nachge-
 • Prolongiertes Video-EEG-Moni-              des Mundwinkels                       wiesen werden können, was wieder-
   toring                                   Einseitige klonische Zuckungen im       um die Strategie der präoperativen
 • Strukturelle Bildgebung                    Gesicht oder in der Hand              Diagnostik und operativen Therapie
     hochauflösende Magnet-                 Version                                 ganz entscheidend beeinflußt [22–
     resonanztomographie                    Asymmetrische tonische Streckung
                                              eines Armes vor der sekundären
                                                                                    24].
 • Funktionelle Bildgebung
     Interiktale PET                          Generalisierung
                                            Iktale Hemiparese                       Funktionelle Bildgebung
     Interiktale SPECT
     Iktale SPECT                           Postiktale Hemiparese
 • Neuropsychologische Verfahren
                                                                                    Das mit einer fokalen Epilepsie asso-
                                          • Symptome, die auf einen Anfalls-        ziierte funktionelle Defizit kann
     Neuropsychologische Testung            ursprung in der dominanten
     Wada-Test                                                                      durch Messung des regionalen Glu-
                                            Hemisphäre hinweisen
 • Neuere Verfahren                                                                 kosestoffwechsels in der interiktalen
     Magnetresonanzspektroskopie            Postiktale Aphasie                      Positron-Emissions-Tomographie
     Funktionelle Magnetresonanz-                                                   (PET) und des regionalen zerebralen
     tomographie                          • Symptome, die auf einen Anfalls-        Blutflusses in der interiktalen Single-
     Magnetoenzephalographie                ursprung in der nichtdominanten
                                                                                    Photon-Emissions-Computer-Tomo-
                                            Hemisphäre hinweisen
 Invasive Abklärung (Phase II)                                                      graphie (SPECT) erfaßt werden. Im
                                            Iktal erhaltene Sprache                 allgemeinen sind die Veränderungen
 • Epidurale Peg-Elektroden                 Iktales Erbrechen                       in PET und SPECT räumlich ausge-
 • Foramen ovale-Elektroden                 Automatismen bei erhaltenem             dehnter als die durch interiktale und
 • Stereotaktisch implantierte Tiefen-        Bewußtsein                            iktale EEG-Veränderungen definier-
   elektroden                               Iktales Lächeln                         ten elektrophysiologischen Verände-
 • Subdurale Streifen- und Platten-         Iktales Spucken
   elektroden
                                                                                    rungen. Die Sensitivität der PET be-
                                            Iktaler Harndrang
                                                                                    trägt 60–90 % bei der Temporal-

                                                                                 J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 2/2001      25
PRÄ-
CHIRURGISCHE
    EPILEPSIE-
  DIAGNOSTIK
     lappenepilepsie und ca. 60 % bei         von Sodium-Amytal in die Arteria        fehlende Möglichkeit einer funktio-
     der Frontallappenepilepsie [25], die     carotis interna) können bei speziel-    nellen Stimulation anzuführen, so
     der interiktalen SPECT liegt deutlich    len Fragestellungen Sprache und         daß sie lediglich als Zwischenstufe
     darunter. Diese Unterschiede sind        Gedächtnis lateralisiert werden [31].   vor der Verwendung von Tiefen-
     einerseits in der besseren räumlichen                                            oder Plattenelektroden anzusehen
     Auflösung des PET und andererseits       Neuere Verfahren                        sind und in letzter Zeit auch zuneh-
     in den unterschiedlichen erfaßten                                                mend wieder verlassen wurden [35].
     Parametern der beiden Untersu-           Hier sind die Magnetresonanzspektro-
     chungsmodalitäten (PET: regionaler       skopie [32], die funktionelle Magnet-   Foramen ovale-Elektroden
     Glukosemetabolismus; SPECT: regio-       resonanztomographie [33] und die
     naler zerebraler Blutfluß) begründet     Magnetoenzephalographie [34] zu         Foramen ovale-Elektroden sind
     [25–27].                                 erwähnen, wobei der Stellenwert         Multikontaktelektroden, die durch
                                              dieser Methoden derzeit noch nicht      das Foramen ovale in den Sub-
     Die SPECT ermöglicht aufgrund der        endgültig geklärt ist.                  arachnoidalraum mesio-basal des
     speziellen Tracerkinetik auch die                                                Temporallappens gesetzt werden und
     Untersuchung des regionalen zere-                                                somit intrakraniell, extrazerebral zu
     bralen Blutflusses während eines                                                 liegen kommen. Die Indikationen für
     Anfalls, wobei es im Bereich der
     Anfallsursprungszone zu einer signi-
                                              INVASIVE ABKLÄRUNG                      Foramen ovale-Elektroden besteht
                                                                                      insbesondere in der Lateralisation
     fikanten Zunahme des regionalen          (PHASE II)                              von Temporallappenanfällen. Die
     zerebralen Blutflusses kommt – iktale                                            Vorteile bestehen in der relativ gerin-
     SPECT [26, 27]. Bei Temporallappen-                                              gen Invasivität und der guten Erfas-
     epilepsien gelingt mittels iktaler       Falls die nichtinvasiven Untersu-       sung von mesio-basalen, temporalen
     SPECT eine korrekte Lokalisation in      chungen der Phase I inkonklusive        Strukturen, die Nachteile in der ge-
     bis zu 90 % der Fälle [26]. Zudem        oder widersprüchliche Befunde erge-     ringen Sensitivität für epileptische
     können distinkte Perfusionsmuster        ben, müssen in einer Phase II inva-     Aktivität im Nucleus amygdala und
     auch einen Beitrag für die Differen-     sive Methoden mit intrakraniellen       der fehlenden Möglichkeit, zwischen
     zierung von mesialen, lateralen und      Elektroden zur Anwendung gebracht       Anfällen aus mesio-basalen bzw.
     läsionellen Temporallappenepilepsien     werden. Man kann dabei epidurale        lateralen, temporalen Strukturen zu
     erbringen [28]. Bei nichtläsionellen     Peg-Elektroden, Foramen ovale-Elek-     unterscheiden. Als Komplikationen
     extratemporalen Epilepsien – einer       troden, stereotaktisch implantierte     sind Schmerzen und Dysaesthesien
     Problemgruppe in der prächirurgi-        Tiefenelektroden und subdurale          im Trigeminusbereich (7 %), Masse-
     schen Diagnostik – liefert die iktale    Streifen- oder Plattenelektroden un-    terparesen und sehr selten vorüber-
     SPECT, insbesondere bei Anwendung        terscheiden.                            gehende Hirnstammsymptome
     spezieller computerunterstützter                                                 (0,5 %) bzw. leichte Subarachnoidal-
     Auswerteverfahren und Koregistrie-       Epidurale Peg-Elektroden                blutungen (1 %) zu erwähnen [35].
     rung mit der Magnetresonanztomo-
     graphie, oft eine entscheidende          Epidurale Peg-Elektroden sind pilz-     Stereotaktisch implantierte Tiefen-
     lokalisatorische Zusatzinformation       förmige, kleine Elektroden, die über    elektroden
     [29]. Da der Tracer unmittelbar zu       Bohrlöcher epidural in beliebiger
     Beginn des Anfalls appliziert werden     Lokalisation gesetzt werden können      Stereotaktisch implantierte Tiefen-
     muß, ist die Durchführung von iktalen    und im Falle einer unzureichenden       elektroden sind Elektroden, die
     SPECT-Untersuchungen mit einem           Hypothese hinsichtlich der Lokalisa-    intrazerebral plaziert werden und die
     erheblichen personellen und organi-      tion der epileptogenen Zone aus der     Ableitung von beliebigen, auch tief
     satorischen Aufwand verbunden.           nichtinvasiven Abklärung die Erfas-     gelegenen Hirnstrukturen ermögli-
                                              sung verschiedener, unter Umstän-       chen. Indikationen bestehen in der
     Neuropsychologische Verfahren            den weit entfernter Hirnareale er-      Lateralisation von Temporallappen-
                                              möglichen. Da die Dura nicht eröff-     anfällen, in der Differenzierung von
     Bei allen Patienten erfolgt eine aus-    net wird, ist die Komplikationsrate     mesio-temporalen und neokortikalen
     führliche neuropsychologische            entsprechend gering: Lokale Infektio-   Anfällen sowie in der exakten Lokali-
     Testung zur Erstellung eines prä-        nen mit milden transienten Hemi-        sation bei extratemporalen Epilepsi-
     operativen neuropsychologischen          paresen treten in weniger als 2 % der   en. Die Vorteile liegen in der hohen
     Profils, aus dem ebenfalls Rück-         Fälle auf. Als Nachteile der Peg-       Sensitivität (intrazerebrale Ableitung)
     schlüsse auf die funktionelle Defizit-   Elektroden sind das lokale Sampling     und der Erfassung beliebiger Hirn-
     Zone erhalten werden können [30].        (Ableitung lediglich in unmittelbarer   strukturen, die Nachteile in der ho-
     Mittels Wada-Test (selektive Injektion   Umgebung der Bohrlöcher) und die        hen Invasivität und einem Sampling-

26    J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 2/2001
PRÄ-
                                                                                                            CHIRURGISCHE
                                                                                                            EPILEPSIE-
                                                                                                            DIAGNOSTIK
Problem, da lediglich Aktivität in                                                  sektion ausschließlich an elektro-
unmittelbarer Umgebung der
Elektrodenkontakte abgeleitet wer-
                                           OPERATIVE VERFAHREN                      physiologischen Parametern [42].

den kann. An möglichen Komplika-                                                    Falls das epileptogene Gewebe in
tionen können intrazerebrale Blutun-       Die operative Therapie der Tempo-        funktionell wichtigen Hirnarealen
gen in 1–4 % auftreten, wobei eine         rallappenepilepsie und hier insbe-       gelegen ist und somit eine fokale
chirurgische Entleerung in lediglich       sondere der mesialen Temporallap-        Resektion aufgrund der dadurch zu
0,3 % erforderlich ist [36].               penepilepsie stellt quantitativ die      erwartenden neurologischen Aus-
                                           größte Gruppe der epilepsiechirur-       fallserscheinungen nicht möglich ist,
Subdurale Streifen- und Platten-           gischen Eingriffe dar. Nachdem ur-       bietet sich als Alternative die durch
elektroden                                 sprünglich sogenannte En-bloc-Re-        Morrell eingeführte Technik der sog.
                                           sektionen des gesamten Temporal-         multiplen subpialen Transektionen
Subdurale Streifenelektroden werden        lappens durchgeführt wurden, wur-        an [43]. Dabei werden mit einem
über Bohrlöcher, subdurale Platten-        den in den letzten Jahren – auch         eigens dafür entwickelten Dissektor
elektroden über eine Kraniotomie           bedingt durch die Möglichkeiten der      die kurzen, horizontalen intrakorti-
nach Eröffnung der Dura direkt auf         Mikroneurochirurgie – neue Ope-          kalen Fasern in einem Abstand von
die Hirnoberfläche plaziert. Die           rationsverfahren entwickelt, bei de-     5 mm durchtrennt, während die ver-
Streifen bzw. Platten bestehen aus         nen laterale temporale Strukturen ge-    tikalen Strukturen und die Pia erhal-
multiplen, in Kunststoff eingeschweiß-     schont werden und sich die Resek-        ten werden. Dadurch wird die hori-
ten Platin-Iridium-Elektrodenkontak-       tion auf den Temporalpol und die         zontale Propagation epileptischer
ten, wobei der Elektrodenabstand           mesialen temporalen Strukturen           Aktivität verhindert, während die
zwischen 5 und 10 mm liegt und             (antero-mesiale Resektion) oder ledig-   vorwiegend in vertikalen Zellver-
Elektroden mit 4 bis zu 64 Kontakten       lich auf die mesialen Strukturen be-     bänden organisierte Funktion erhal-
zur Verfügung stehen. Die Elektroden       schränkt (selektive Amygdala-Hippo-      ten bleibt.
ermöglichen einerseits die Erfassung       kampektomie) [38–40]. Die diesen
epilepsiespezifischer Veränderungen        Operationsstrategien zugrundelie-        Bei ausgedehnten Pathologien (Hemi-
von einem relativ ausgedehnten An-         gende Überlegung besteht darin, daß      megalenzephalien und andere diffu-
teil der Hirnoberfläche und somit die      durch eine selektivere Operation         se kortikale Dysplasien, Sturge-We-
Bestimmung von Lokalisation und            etwaige neuropsychologische Defizi-      ber-Syndrom, große porenzephale
räumlicher Ausdehnung der Anfalls-         te, insbesondere Gedächtnisein-          Zysten, Rasmussen-Enzephalitis), die
ursprungszone. Zum anderen kön-            bußen, minimiert werden können           oft schwer behandelbare Epilepsien
nen die einzelnen Elektroden und           [41].                                    im frühen Kindesalter mit katastro-
damit die unmittelbar angrenzenden                                                  phalem Verlauf verursachen, besteht
Hirnrindenareale selektiv elektrisch       Die Behandlung der extratemporalen       die operative Strategie in großen,
stimuliert werden und somit essenti-       Epilepsien und der neokortikalen         multilobären Resektionen oder Hemi-
elle Hirnregionen (Motorik, Sensorik,      Temporallappenepilepsien erfolgt mit     sphärektomien. Bei der sog. funktio-
Sprache) exakt abgegrenzt werden           kortikalen Resektionen, wobei sich       nellen Hemisphärektomie wird die
(kortikale Stimulation). Die Indikati-     die operative Strategie nach dem         Zentralregion und der Temporal-
on dieser Elektroden besteht in der        Vorhandensein einer strukturellen        lappen entfernt und eine Kalloso-
Lateralisation von Temporallappen-         Läsion richtet. Für die postoperative    tomie durchgeführt, während der
epilepsien (bilaterale Streifen), in der   Anfallskontrolle ist die vollständige    restliche, diskonnektierte Frontal-
Differenzierung von mesialen und           Entfernung der Läsion und des            und Parietookzipitallappen in situ
neokortikalen Temporallappenepi-           epileptogenen Gewebes von ent-           belassen werden. Durch diese
lepsien und vor allem in der Abklä-        scheidender Bedeutung. Die Bezie-        Operationstechnik kann die gefürch-
rung von extratemporalen Epilepsien,       hung Läsion–epileptogenes Gewebe         tete Spätkomplikation einer ober-
insbesondere wenn die Anfalls-             ist dabei keineswegs einheitlich, da     flächlichen, zerebralen Hämoside-
ursprungszone in der Nähe funktio-         sich epileptische Aktivität zumeist      rose verhindert werden [44]. Bei
nell bedeutsamer Hirnareale liegt.         auch in den an die makroskopisch         entsprechend früher Intervention
Als Nachteil der Platten ist die Not-      identifizierbare Läsion angrenzenden     profitieren die zumeist schwerst be-
wendigkeit der Kraniotomie zur             Kortexarealen nachweisen läßt. Eine      hinderten Kinder oft dramatisch so-
Plazierung der Elektroden anzufüh-         Abgrenzung des epileptogenen Ge-         wohl hinsichtlich Anfallskontrolle als
ren. Mögliche seltene Komplikatio-         webes mit den oben angeführten           auch bezüglich ihrer psychomoto-
nen bestehen in Hirndruck, venösen         elektrophysiologischen Methoden ist      rischen Entwicklung, wobei auch
Infarzierungen und intrakraniellen         deshalb unerläßlich. Falls eine struk-   eine allfällige Hemisymptomatik
Infektionen, die mit einer Häufigkeit      turelle Läsion nicht nachgewiesen        meistens eine gute Rückbildungs-
von 1–4 % vorkommen [37].                  werden kann, orientiert sich die Re-     tendenz zeigt [17, 45].

                                                                                J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 2/2001      27
PRÄ-
CHIRURGISCHE
    EPILEPSIE-
  DIAGNOSTIK
                                                                                                der Anfälle, nachdem zunächst post-
                Klassifikation der postoperativen Anfallskontrolle („Engel-Klassifi-
       Tabelle 6:                                                                               operativ Anfälle bestanden haben im
       kation“; modifiziert nach [3])                                                           Sinne eines „Running-Down-Phäno-
       Klasse I: frei von behindernden Anfällen                                                 mens“) [49, 50]. Nach einem epi-
          IA. komplett anfallsfrei                                                              lepsiechirurgischen Eingriff am Tem-
          IB. ausschließlich nichtbehindernde, einfach fokale Anfälle                           porallappen werden ca. 70 % der
          IC. einige behindernde postoperative Anfälle, jedoch in den letzten 2 Jahren          Patienten anfallsfrei, bei weiteren
                  keine behindernden Anfälle                                                    20 % kann eine signifikante (> 90 %)
          ID. ausschließlich generalisierte Anfälle bei Absetzen der antiepileptischen          Reduktion der Anfallsfrequenz erzielt
                  Therapie                                                                      werden, lediglich 10 % der Patienten
       Klasse II: seltene behindernde Anfälle („nahezu anfallsfrei“)                            profitieren nicht von der Operation
          IIA. anfänglich anfallsfrei, aber nunmehr seltene Anfälle                             [47]. Die besten Ergebnisse werden
          IIB. seltene behindernde Anfälle                                                      bei Patienten mit mesialer Tempo-
          IIC. mehr als seltene behindernde Anfälle postoperativ, jedoch in den letzten         rallappenepilepsie (hier insbesonde-
                  2 Jahren seltene Anfälle                                                      re bei kongruenten Befunden aus
          IID. ausschließlich nächtliche Anfälle                                                Magnetresonanztomographie und
       Klasse III: lohnenswerte Verbesserung                                                    interiktalem EEG) und bei Patienten
          IIIA. lohnenswerte Anfallsreduktion                                                   mit läsionellen Temporallappen-
          IIIB. längere anfallsfreie Intervalle für mehr als die Hälfte der mindestens          epilepsien (gliale Tumore, Gefäßmal-
                  2jährigen Follow-up-Periode                                                   formationen) erzielt, bei nichtläsio-
       Klasse IV: keine lohnenswerte Verbesserung                                               nellen neokortikalen Temporallap-
          IVA. signifikante Anfallsreduktion                                                    penepilepsien ist der Outcome
          IVB. keine wesentliche Änderung                                                       schlechter [51, 52]. Bei den extra-
          IVC. Verschlechterung der Anfälle                                                     temporalen Epilepsien wird der
                                                                                                Outcome entscheidend durch das
                                                                                                Vorhandensein bzw. Fehlen einer
     Als palliativer Eingriff ist schließlich   6) [47], wobei von der Internationa-            Läsion sowie durch die Art der Läsi-
     die Korpus-Kallosotomie zu erwäh-          len Liga gegen Epilepsie rezent ein             on beeinflußt [53–55]. Zudem ist der
     nen, deren Indikation in der Behand-       neues Klassifikationssystem vorge-              Outcome bei Patienten mit fokalen
     lung von Sturzanfällen bei sekundär        schlagen wurde, das den Gegeben-                kortikalen Dysplasien schlechter als
     generalisierten Epilepsien im Rah-         heiten in der klinischen Praxis besser          bei Patienten mit glialen Tumoren
     men eines Lennox-Gastaut-Syndroms          gerecht werden soll (Tab. 7) [48].              [56, 57]. Im Kindesalter (inkl. Ope-
     besteht. Dabei werden die vorderen         Ferner ist zu beachten, daß sich auch           rationen innerhalb der ersten 3
     2/3 des Balkens durchtrennt und so         postoperativ die Anfallssituation über          Lebensjahre) lassen sich vergleich-
     die interhemisphärische Propagation        die Zeit ändern kann (Wiederauftre-             bare Ergebnisse wie im Erwach-
     epileptischer Aktivität zwischen           ten von Anfällen bei zunächst beste-            senenalter erzielen [58] (Tab. 8
     homotopen Arealen beider Frontal-          hender Anfallsfreiheit oder Sistieren           und 9).
     bzw. Parietallappen verhindert [46].

                                                  Tabelle 7: Neue Klassifikation der postoperativen Anfallskontrolle (modifiziert
                                                  nach [48])
     POSTOPERATIVE ANFALLS-                        Outcome-                                    Definition
                                                  Klassifikation
     KONTROLLE
                                                        1          Völlig anfallsfrei, keine Auren
                                                        2          Lediglich isolierte Auren, jedoch keine Anfälle
     Die Beurteilung der postoperativen                 3          1–3 Anfallstage pro Jahr, ± Auren
     Anfallskontrolle erfolgt mit Hilfe von             4          Mindestens 4 Anfallstage pro Jahr bis zu mehr als 50%ige Anfalls-
     Klassifikations- bzw. Scoring-Syste-                          reduktion im Vergleich zu präoperativ, ± Auren
                                                        5          Weniger als 50%ige Anfallsreduktion bis zu 100%ige Anfalls-
     men, um so einen Vergleich der ein-
                                                                   zunahme im Vergleich zu präoperativ, ± Auren
     zelnen epilepsiechirurgischen Zen-                 6          Mehr als 100%ige Anfallszunahme im Vergleich zu präoperativ,
     tren zu ermöglichen und auch eine                             ± Auren
     entsprechende Qualitätskontrolle zu
     gewährleisten. Das gebräuchlichste           Ein „Anfallstag“ ist ein Tag mit einem oder mehreren Anfällen; die präoperative Anfalls-
     Klassifikationssystem ist dabei die          frequenz errechnet sich aus Zahl der Anfallstage in den letzten 12 Monaten vor der Opera-
                                                  tion.
     sogenannte Engel-Klassifikation (Tab.

28    J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 2/2001
PRÄ-
CHIRURGISCHE
    EPILEPSIE-
  DIAGNOSTIK
                                             Präoperative Faktoren                   • Konkordanz von EEG- und
     PROGNOSEFAKTOREN FÜR                    Anamnese:
                                                                                       Magnetresonanztomographie-
                                                                                       Lokalisation [64]
     DIE POSTOPERATIVE                       • Fieberkrämpfe: bei Temporal-
     ANFALLSKONTROLLE                          lappenepilepsien günstig, bei
                                               extratemporalen ungünstig [55, 60]
                                                                                     Bildgebung:
                                                                                     • Nachweis einer strukturellen Läsi-
                                             • Fehlen von generalisierten tonisch-     on in der Magnetresonanztomo-
     Für eine adäquate präoperative Bera-      klonischen Anfällen in der Ana-         graphie [55, 61, 65]
     tung und Aufklärung des Patienten ist     mnese [60]                            • einseitige Hippokampusatrophie
     es erforderlich, die zu erwartende      • Alter zum Zeitpunkt der Operation       [51]
     Anfallskontrolle bereits präoperativ      [60, 61]                              • Art der Läsion (Wahrscheinlichkeit
     möglichst genau zu prognostizieren      • Dauer der Epilepsie [61]                der postoperativen Anfallskontrolle:
     – präoperative Prognosefaktoren.                                                  tumoröse Läsion > mesiale Tempo-
     Zudem ist auch die Kenntnis von         EEG:                                      rallappensklerose > kortikale
     postoperativen Prognosefaktoren         • unitemporale interiktale Spikes         Dysplasie > Fehlen von histologi-
     wichtig, um einerseits eine Entschei-     [51, 60]                                schen Veränderungen) [56]
     dungshilfe beim Absetzen der            • Fehlen von extratemporalen            • Topographie des Hypometabolis-
     antiepileptischen Therapie und der        Spikes bei Temporallappen-              mus im PET [66]
     Befürwortung der Fahrerlaubnis bei        epilepsien [60]
     anfallsfreien Patienten zu haben und    • Morphologie des nichtinvasiven        Postoperative Faktoren
     andererseits bei Wiederauftreten von      iktalen EEG-Musters [62]
     Anfällen den Patienten entsprechend     • eindeutige Lateralisation der An-     • Anfallsfreiheit in der ersten Woche,
     beraten zu können.                        fallsursprungszone im invasiven         den ersten 2 Monaten bzw. im
                                               iktalen EEG bei Temporallappen-         ersten Jahr postoperativ [51, 55,
     Bisher konnten folgende Prognose-         epilepsien [63]                         60]
     faktoren identifiziert werden:          • Lokalisation der Anfallsursprungs-    • Spikes im Routine-EEG 3 Monate
                                               zone (temporal vs. extratemporal)       postoperativ [60].
                                               [64]

      Tabelle 8:Postoperative Anfallskontrolle nach unterschiedlichen epilepsie-
      chirurgischen Eingriffen (modifiziert nach [47])                               NEUROPSYCHOLOGISCHER
      Temporallappenepilepsie                                                        OUTCOME
                                  Anteriore Temporal-       Selektive Amygdala-
                                   lappenresektion          Hippokampektomie
                                                                                     Der neuropsychologische Outcome
             Anfallsfrei             2429 (67,9 %)             284 (68,8 %)          nach Temporallappenoperationen ist
             Gebessert                860 (24,0 %)              92 (22,3 %)          hier am besten untersucht, wobei
           Nicht gebessert             290 (8,1%)               37 (9,0 %)           sich folgende Feststellungen machen
              Gesamt                 3579 (100 %)              413 (100 %)           lassen: Intelligenz und generelle
      Neokortikale Epilepsien
                                Extratemporale Resektion       Läsionektomie           Tabelle 9:  Postoperative Anfalls-
             Anfallsfrei             363 (45,1 %)              195 (66,6 %)
                                                                                       kontrolle in Abhängigkeit von der
             Gebessert               283 (35,2 %)               63 (21,5 %)            Ätiologie (modifiziert nach [59])
           Nicht gebessert           159 (19,8 %)               35 (11,9 %)
                                                                                       Ätiologie                 Anteil
              Gesamt                 805 (100 %)               293 (100 %)
                                                                                                              anfallsfreier
      Hemisphärektomien                                                                                        Patienten

                                   Hemisphärektomie         Große, multilobäre         Hippokampusatrophie        80 %
                                                               Resektionen             Kortikale Dysplasien       40 %
                                                                                       Dysembryoplastischer,
             Anfallsfrei             128 (67,4 %)               75 (45,2 %)             neuroepithelialer Tumor   75 %
             Gebessert               40 (21,1 %)                59 (35,5 %)            Gangliogliom               63 %
           Nicht gebessert            22 (11,6 %)               32 (19,3 %)            Niedriggradiges Gliom      75 %
              Gesamt                 190 (100 %)                166 (100 %)            Kavernom                   85 %

30   J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 2/2001
PRÄ-
                                                                                                                 CHIRURGISCHE
                                                                                                                 EPILEPSIE-
                                                                                                                 DIAGNOSTIK
kognitive Fähigkeiten werden durch                                                  Literatur:
die Operation nicht maßgeblich be-
einflußt. Nach Resektionen am do-
                                          KOMPLIKATIONEN DER                        1. Annegers JF. The epidemilogy of epi-
                                                                                    lepsy. In: Wyllie E (ed). The Treatment of
minanten Temporallappen entwik-           EPILEPSIECHIRURGIE                        Epilepsy: Principles and Practice, Second
                                                                                    Edition. Williams & Wilkins, Baltimore,
keln bis zu 7 % der Patienten eine                                                  1997; 165–72.
amnestische Dysphasie, bei insge-
                                                                                    2. Engel J Jr. Surgery for seizures. New Engl
samt 30 % der Patienten sind leichte      Operative Komplikationen sind äu-         J Med 1996; 334: 647–52.
Wortfindungsstörungen zu beobach-         ßerst selten, die perioperative Morta-    3. Engel J Jr. Surgical Treatment of the
ten. Einbußen im Bereich des Verbal-      lität ist unter 0,5 % bei Resektionen     Epilepsies. Second Edition. Raven Press,
gedächtnisses sind nach Resektionen       im Bereich des Temporallappens,           New York, 1993.
in der sprachdominanten Hemisphä-         0,8 % bei extratemporalen Resektio-       4. NIH Consensus Panel, Rowland LP,
re insbesondere dann zu erwarten,         nen und 2 % bei Hemisphärekto-            Alavi A, Brook RH, Caplan LR, Ferry PC,
wenn das Verbalgedächtnis präope-         mien. Unerwartete postoperative           Fishman MA, Fishman RA, Jane JA,
                                                                                    Kosecoff J, Laws ER, Luchins DJ, Mella BA,
rativ intakt war und ein in der Mag-      neurologische Defizite, wie Paresen       Scherer A. Surgery for epilepsy – National
netresonanztomographie unauffälli-        oder Hirnnervenausfälle, sind bei         Institute of Health Consensus Conference.
ger Hippokampus entfernt wurde.           weniger als 5 % der Patienten zu          JAMA 1990; 264: 729–33.
Hingegen führt die Resektion eines        beobachten und bilden sich zumeist        5. Wieser HG, Engel J Jr, Williamson PD,
sklerotischen Hippokampus bei be-         innerhalb von wenigen Wochen oder         Babb TL, Gloor P. Surgically remediable
reits beeinträchtigtem Verbalgedächt-     Monaten vollständig zurück. Tempo-        temporal lobe syndromes. In: Engel J Jr
                                                                                    (ed). Surgical Treatment of the Epilepsies.
nis im allgemeinen zu keinen weite-       rale Resektionen (En-bloc-Resektio-       Second Edition. Raven Press, New York,
ren Gedächtniseinbussen. Nach Re-         nen, anteromesiale Resektionen und        1993; 49–63.
sektionen des nichtdominanten Tem-        selektive Amygdala-Hippokampekto-         6. Williamson PD, Van Ness PC, Wieser
porallappens sind keine wesentlichen      mien) können zu oberen Quadran-           HG, Quesney LF. Surgically remediable
Verschlechterungen des nichtverba-        tenanopsien führen [70].                  extratemporal syndromes. In: Engel J Jr
len oder verbalen Gedächtnisses zu                                                  (ed). Surgical Treatment of the Epilepsies.
                                                                                    Second Edition. Raven Press, New York,
beobachten. Schwere amnestische                                                     1993; 65–76.
Syndrome treten nur in Ausnahme-
fällen auf, wenn auch der kontralate-
                                          SCHLUSSFOLGERUNGEN                        7. Engel J Jr, Williamson PD, Wieser HG.
                                                                                    Mesial temporal lobe epilepsy. In: Engel J
rale Hippokampus funktionell oder                                                   Jr, Pedley TA (ed). Epilepsy: A Compre-
strukturell beeinträchtigt ist [41].      Die Epilepsiechirurgie hat in den         hensive Textbook. Lippincott-Raven Pub-
                                          letzten Jahren durch eine bessere         lishers, Philadelphia, 1997; 2417–26.
                                          Patientenselektion und technische         8. Engel J Jr. Etiology as a risk factor for
                                                                                    medically refractory epilepsy: a case for
                                          Fortschritte in der präoperativen Dia-    early surgical intervention. Neurology
PSYCHOSOZIALER OUTCOME                    gnostik und operativen Therapie
                                          einen entscheidenden Aufschwung
                                                                                    1998; 51: 1243–4.
                                                                                    9. Semah F, Picot MC, Adam C, Broglin D,
                                          erlebt. Trotz der Einführung neuer        Arzimanoglou A, Bazin B, Cavalcanti D,
Neben der Anfallsfreiheit ist natürlich   Antiepileptika und alternativer Be-       Baulac M. Is the underlying cause of epi-
auch die berufliche und soziale Re-       handlungsmethoden (Vagus- und             lepsy a major prognostic factor for recur-
                                                                                    rence? Neurology 1998; 51: 1256–62.
integration von entscheidender Be-        Thalamusstimulation), sind die Er-
deutung in der operativen Epilepsie-      gebnisse der Epilepsiechirurgie bei       10. Lüders HO. Epilepsy Surgery. Raven
                                                                                    Press, New York, 1992.
behandlung [67]. Die wesentlichen         entsprechender Patientenselektion
                                                                                    11. Tuxhorn I, Holthausen H, Boenigk HE.
Prädiktoren für den psychosozialen        unvergleichlich besser: Anfalls-          Paediatric Epilepsy Syndromes and their
Outcome sind dabei die Anfallskon-        freiheit mit den neuen Antiepileptika     Surgical Treatment. John Libbey, London,
trolle und der präoperative psycho-       bei 2–5 % der Patienten, im Falle der     1997.
soziale Status [68]. Der präoperative     Epilepsiechirurgie bei 70 %. Die          12. Baumgartner C. Feststellung der
psychosoziale Status wiederum wird        Epilepsiechirurgie stellt demnach         medikamentösen Therapieresistenz als
maßgeblich durch das Alter zu             eine wertvolle Behandlungsmethode         Voraussetzung für einen epilepsiechirur-
                                                                                    gischen Eingriff. In: Bauer G (ed). Empfeh-
Krankheitsbeginn und die Dauer der        für Patienten mit schwer behandel-        lungen zur Diagnose und Therapie von
Epilepsieerkrankung beeinflußt, da        baren fokalen Epilepsien dar und          Epilepsien. Blackwell Wissenschafts-
langjährige therapieresistente Anfälle    sollte frühzeitig erwogen werden, um      Verlag, Berlin Wien, 2001; 101–7.
naturgemäß einen negativen Effekt         die psychosozialen und organischen        13. Bourgeois BFD. General concepts of
auf Ausbildung, berufliche Möglich-       Konsequenzen einer langjährigen           medical intractability. In: Lüders H (ed).
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