Allergie, Asthma und Schule

 
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Allergie, Asthma und Schule
Allergie, Asthma
und Schule

In Zusammenarbeit mit der Spezialistenkommission
der Schweizerischen Gesellschaft für Allergologie
und Immunologie (SGAI).
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Allergie, Asthma
und Schule
Allergie, Asthma und Schule
Autor                                Vorwort

                                     Allergische Erkrankungen treten in den letzten
                                     Jahren zunehmend häufiger auf. Kinder mit ei-
                                     ner familiären Vorbelastung sind dabei beson-
                                     ders oft betroffen. Allergien können bei den
                                     Kindern in sehr unterschiedlichen Formen auf-
                                     treten, zum Beispiel als atopisches Ekzem
                                     (Neurodermitis), allergischer Fliessschnupfen
                                     (Rhinitis), Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
                                     oder allergisches Asthma. Diese Erkrankungen
                                     können zu einer wesentlichen Beeinträchtigung
                                     der Lebensqualität und Leistungsfähigkeit der
PD Dr. Nikhil Yawalkar, Allergolo-   Kinder führen und sollten daher unbedingt
gisch-Immunologische Poliklinik,     ernst genommen werden. Nicht selten können
Inselspital, Bern
                                     die Beschwerden beispielsweise bei Kindern mit
                                     Asthma relativ unspezifisch sein (Husten, Druck-
                                     gefühl im Thorax) und daher verkannt oder ba-
                                     gatellisiert werden. Diese Broschüre soll dem
                                     Erzieher helfen, die wichtigsten Symptome zu
                                     erkennen und die entsprechenden Massnah-
                                     men zu ergreifen. Insbesondere sollten die
                                     Lehrpersonen darauf achten, dass Kinder mit
                                     allergischen Erkrankungen möglichst gut in der
                                     Schule integriert werden.

Für die Ausarbeitung dieser
Broschüre danken wir Herrn
PD Dr. Nikhil Yawalkar herzlich.

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Allergie, Asthma und Schule
Inhalt

 4   Was ist eine Allergie?

 4   Wie viele Kinder sind Allergiker?

 4   Verschiedene Allergieformen

 8   Wie erkenne ich eine Allergie?

 8   Ratschläge für den Schulalltag

12   Besondere Hinweise

14   Wichtigste Medikamente bei Allergien

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Allergie, Asthma und Schule
Was ist eine Allergie?                               lie des betroffenen Kindes besteht eine Veranla-
                                                     gung zu einer solchen Krankheit, die zum Kreis
In den ersten Lebensjahren eines Kindes lernt        der atopischen Erkrankungen (Atopien) gezählt
das Abwehrsystem des Körpers zahlreiche mög-         wird.
liche Erreger von Krankheiten kennen. Der ge-
sunde Organismus entwickelt ein Gedächtnis
für Einflüsse aus der Umwelt und wehrt sich,         Wie viele Kinder sind Allergiker?
wo nötig, in vielen Fällen erfolgreich gegen ei-
ne Erkrankung. Manchmal findet jedoch auch           In unserem Land ist eine stetige Zunahme der
eine überschiessende, gestörte immunologische        atopischen Erkrankungen zu beobachten.
Reaktion auf einen für andere Menschen ganz
unschädlichen Reiz statt. Es treten krankma-         Fast 40 Prozent der Schulkinder haben eine
chende Symptome auf. Hier sprechen wir von           erbliche Veranlagung, atopische Erkrankungen
einer Allergie. Verursacher einer Allergie nennen    zu entwickeln. Epidemiologische Studien bele-
wir Allergene. Es sind dies zum Beispiel Pollen      gen zudem, dass heute 17 Prozent der 15-Jäh-
oder Bienengift. Die sich im Organismus (Haut,       rigen unter Heuschnupfen leiden, wobei Kna-
Schleimhäute, Lunge) abspielende Allergen-An-        ben häufiger betroffen sind als Mädchen. Am
tikörper-Reaktion setzt aus gewissen Zellen          häufigsten werden ihnen Graspollen, Birkenpol-
Entzündungsstoffe, darunter das Histamin, frei,      len oder Hausstaubmilben Beschwerden berei-
welche die krankhaften allergischen Erschei-         ten. Etwa jedes zehnte Kind hat schon einmal
nungen auslösen.                                     unter einem atopischen Ekzem gelitten. Nah-
                                                     rungsmittelallergien hingegen sind seltener als
Bei Verdacht auf eine Allergie wird beim Arzt        vermutet.
oft als erster Schritt ein Blut- oder Hauttest
durchgeführt. Fällt dieser positiv aus, heisst das
noch nicht, dass der Patient auf den geprüften       Verschiedene Allergieformen
Stoff, zum Beispiel Hundehaare, allergisch ist.
Erst wenn er tatsächlich beim Kontakt mit Hun-       Die Allergie hat viele Gesichter und ebenso vie-
dehaaren Symptome entwickelt, ist er darauf          le Ursachen. Oft folgt sie jedoch einem be-
allergisch.                                          stimmten Muster, das sich mit fortschreitendem
                                                     Patientenalter entwickelt. Erste Zeichen einer
Atopisches Ekzem (Neurodermitis), allergischer       Allergie finden sich oft bereits im Säuglingsalter
Fliessschnupfen (Rhinitis), Bindehautentzün-         und sind häufig Magen-Darm-Beschwerden
dung (Konjunktivitis) und allergisches Asthma        und Nesselfieber, welche vor allem durch Nah-
haben in vielen Fällen nicht nur eine äussere,       rungsmittel hervorgerufen werden. Häufig tre-
sondern auch eine innere Ursache: In der Fami-       ten bei Säuglingen und Kleinkindern auch

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Allergie, Asthma und Schule
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    Das Immunsystem der Allergiker bildet Antikörper gegen eigentlich harmlose Substanzen.

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                                                                       Bei Verdacht auf eine Allergie führt der Arzt als erstes
▼

    In der Schweiz haben fast 40% der Schulkinder eine
    erbliche Veranlagung, allergisch bedingte Krankheiten              einen Haut- oder Bluttest durch.
    zu entwickeln.

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Allergie, Asthma und Schule
Hautreaktionen wie atopisches Ekzem (Neuro-         Allergisches Kontaktekzem
dermitis) auf. Später können den Kindern Asth-      Manche Kinder können auch ein so genanntes
ma und Rhinokonjunktivitis (zum Beispiel Heu-       allergisches Kontaktekzem entwickeln.
schnupfen) das Leben schwer machen. Glückli-
cherweise wachsen bei vielen Kindern die Aller-     Es entsteht an Körperstellen, die mit einem be-
gien mit zunehmendem Alter aus.                     stimmten Allergen in Berührung kommen, zum
                                                    Beispiel Jeansknöpfe oder Schmuck aus Nickel.
Nahrungsmittelallergie                              Wie beim atopischen Ekzem treten gerötete,
Bei einem Teil der Kleinkinder kann es gesche-      zum Teil nässende und schuppende Hautverän-
hen, dass ihr Immunsystem Antikörper gegen          derungen auf.
eine eigentlich harmlose Substanz, wie pflanzli-
che oder tierische Eiweisse, bildet. Die häufigs-   Urtikaria (Nesselfieber)
ten Nahrungsmittelallergene bei Kleinkindern        Im Gegensatz zum Ekzem zeigen sich bei einer
sind Kuhmilch, Hühnerei, Erdnüsse, Soja und         Urtikaria stark juckende Quaddeln (ohne
Fisch. Nahrungsmittelallergene können Magen-        Schuppung), welche in der Regel nicht länger
Darm-Beschwerden und verschiedene Hautre-           als 24 Stunden an der gleichen Stelle zu be-
aktionen (Nesselfieber, Gesichtsschwellungen,       obachten sind. Die auslösenden Ursachen kön-
atopisches Ekzem) sowie einen Asthmaanfall          nen vielfältig sein, es sind dies vor allem Infek-
oder sogar einen Kreislaufkollaps (Anaphylaxie)     te, Nahrungsmittel und Medikamente. Andere
hervorrufen.                                        Faktoren wie sportliche Anstrengung, starkes
                                                    Schwitzen oder Schwimmen im kalten Wasser
Atopisches Ekzem (Neurodermitis)                    können ebenfalls eine Urtikaria auslösen. In
Von dieser bei Kindern und Jugendlichen häufi-      manchen Fällen tritt auch eine stärkere Schwel-
gen Erkrankung sind vor allem familiär vorbe-       lung (Angioödem) der Haut (z.B. Augenlider)
lastete Personen betroffen. Das atopische Ek-       oder Schleimhaut (z.B. Zunge) auf.
zem ist nicht ansteckend. Es kann überall am
Körper auftreten. An den ekzematös veränder-        Allergisches Asthma
ten Stellen kann die Haut gerötet, nässend          Beim Asthma führen allergische Entzündung
oder auch so trocken sein, dass sie schuppt.        und Verengung der Bronchien zu mehr oder
Häufig wird das Ekzem von starkem Juckreiz          weniger ausgeprägtem, anfallartigem Husten
begleitet, vor allem bei körperlichen Anstren-      und Atemnot bei Exposition mit dem Allergen.
gungen, die mit Schwitzen einhergehen.              Häufig muss das Kind zähen, glasigen Schleim
Die auslösenden Faktoren können vielfältig          abhusten. Bei länger dauernder Allergenexposi-
sein, in manchen Fällen spielen Allergene wie       tion (z.B. Hausstaubmilben) kommt es zu einer
Nahrungsmittel oder Hausstaubmilben eine            dauerhaften Entzündung der Bronchien. In die-
Rolle.                                              sen Fällen kann ein Asthmaanfall auch bei

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Allergie, Asthma und Schule
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    Bei Kleinkindern lösen am häufigsten Hühnerei, Kuh-           Ein Beugeekzem gilt bei jugendlichen Patienten als
    milch, Erdnüsse, Soja und Fisch eine Allergie aus.            typische Hautveränderung des atopischen Ekzems.

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    Vor allem Infekte, Nahrungsmittel und Medikamente
    können Auslöser eines Nesselfiebers sein.

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Allergie, Asthma und Schule
sportlicher Anstrengung (Anstrengungsasthma)      Wie erkenne ich eine Allergie?
auftreten und durch Einatmen von kalter Luft
oder selbst durch eine banale Virusinfektion      Die wichtigsten Symptome einer Allergie sind in
ausgelöst werden.                                 Tabelle 2 aufgezeichnet. Meist treten allergi-
                                                  sche Beschwerden relativ rasch nach dem Kon-
Asthma kann sich anfänglich auch nur durch        takt mit dem Allergen auf. Dies gilt vor allem
hartnäckigen Husten bemerkbar machen. We-         bei der allergischen Rhinokonjunktivitis, bei
der der Husten noch der glasige Auswurf von       Asthma, Urtikaria und Anaphylaxie. Ekzeme zei-
Asthmatikern sind ansteckend. Gelblich-grünli-    gen sich meist nach 1–2 Tagen.
cher Auswurf dagegen ist ein Zeichen einer In-
fektion.
                                                  Ratschläge für den Schulalltag
Allergischer Fliessschnupfen (Rhinitis) und
Bindehautentzündung (Konjunktivitis)              In den meisten Fällen haben allergiebetroffene
Allergischer Fliessschnupfen und Bindehautent-    Kinder bereits eine Vorgeschichte, wenn sie in
zündung gehören zu den am häufigsten auftre-      die Schule eintreten. Ihre Eltern können die
tenden allergischen Erkrankungen. Sie sind ty-    Lehrperson über Anfallsbilder und therapeuti-
pische Schulzeiterkrankungen, die sich manch-     sche Massnahmen informieren. Die Kom-
mal auch erst in der Pubertät bemerkbar ma-       munikation zwischen Eltern und Lehrern ist
chen. Allergene, welche diese Erkrankungen        auch dann sehr wichtig, wenn im Schulzimmer
auslösen, kommen sowohl in Innenräumen als        neue, noch unbekannte Beschwerden auftreten
auch draussen vor (Tabelle 1). Bei den meist im   und erst der Verdacht auf eine Allergie entsteht.
Freien vorhandenen saisonalen Allergenen (z.B.    In jedem Fall empfiehlt sich dann die Kontakt-
Baum-, Gras-, Kräuterpollen) treten typischer-    aufnahme mit dem schulärztlichen Dienst.
weise juckende, gerötete Augen, Niesreiz und
eine Fliessnase auf. Bei chronischem Allergen-    Nahrungsmittelallergie
kontakt (z.B. bei Hausstaubmilben, Schimmel-      Für den Lehrer ist es wichtig, darüber informiert
pilzen) findet eine zunehmende Entzündungsre-     zu werden, was der Schüler nicht essen sollte,
aktion im Gewebe statt, was sich beispielswei-    und wie er auf das Allergen reagiert (z.B. ob die
se als verstopfte Nase zeigen kann. In manchen    Gefahr einer Anaphylaxie vorliegt). Bei sehr star-
Fällen können die Kinder auch Asthma entwi-       ken Allergikern können sogar Kochdämpfe (z.B.
ckeln.                                            von Fisch) eine allergische Reaktion auslösen
                                                  (Vorsicht: Kochunterricht). Besonders gefährlich
                                                  ist auch die Erdnuss, da diese oft in kleinen
                                                  Mengen versteckt in verschiedenen Nahrungsmit-
                                                  teln (z.B. Schokolade) vorkommen kann.

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Allergie, Asthma und Schule
Häufige Allergene (Tabelle 1)

Innenräume                                            Im Freien
Milben (Hausstaub-, Vorratsmilben)                    Baumpollen (Birke, Erle, Hasel, Esche)
Tiere                                                 Gräserpollen
Grünpflanzen (Ficus benjamina)                        Kräuterpollen (Beifuss, Wegerich)
Schimmelpilze                                         Insektenstiche
Küchenschaben

Typische Symptome bei allergischen Reaktionen (Tabelle 2)

Organ               Symptom                                  Ursache
Magen, Darm         Krämpfe, Erbrechen, Durchfall            z.B. Nahrungsmittel
Haut                juckend, gerötet, z.T. nässend,          beim atopischen Ekzem
                    schuppend (Ekzem)                        z.B. Nahrungsmittel, Hausstaubmilben
                                                             beim allergischen Kontaktekzem
                                                             z.B. Metalle, Duftstoffe,
                                                             Konservierungsmittel
                    juckend, gerötet, Quaddeln,              z.B. Nahrungsmittel, Infekte,
                    nicht schuppend                          Insekten (Biene, Wespe),
                    (Urtikaria)                              Medikamente
Augen               juckend, gerötet, tränend                z.B. Pollen, Tierallergene
                    (Konjunktivitis)
Nase                anfallartiges Niesen, Juckreiz           z.B. Pollen, Tierallergene,
                    wässriger, klarer Schleim,               Hausstaubmilben
                    z.T. blockierte Nasenatmung
                    (Rhinitis)
Lunge               anfallartig Husten, Atemnot, Auswurf     z.B. Pollen, Tierallergene,
                    Verstärkung durch Anstrengung,           Schimmelpilze
                    kalte Luft (Asthma)
Kreislauf           Blutdruckabfall, Bewusstseinsverlust     z.B. Nahrungsmittel,
                    (Anaphylaxie)                            Insekten (Biene, Wespe),
                                                             Medikamente
                                                                                                    9
Atopisches Ekzem                                    Allergischer Fliessschnupfen (Rhinitis) und
Kinder mit einem atopischen Ekzem haben eine        Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
besonders empfindliche und trockene Haut. Ne-       Bei Kindern mit einer Pollenallergie sind die Be-
ben gewissen Allergenen können vor allem Fak-       schwerden abhängig von der Jahreszeit und tre-
toren wie Wasser, Seife, Staub, Wolle, sogar der    ten vor allem an schönen Tagen vermehrt auf. In
eigene Schweiss (Sportunterricht) sowie psychi-     Innenräumen mit geschlossenen Fenstern geht
scher Stress (Prüfungen) einen Schub provozie-      es den Betroffenen besser als draussen. Starke
ren. Für die Betroffenen ist das Auftreten eines    Beschwerden können bei den Kindern und Ju-
Ekzems unangenehm, für die Mitschüler ist es        gendlichen zu Konzentrationsschwächen, Ver-
wichtig zu wissen, dass keine Ansteckungsge-        schlechterung der Schulleistung und allenfalls
fahr besteht.                                       Arbeitsunfähigkeit führen. Rhinokonjunktivale
                                                    und asthmatische Beschwerden können bei Tier-
Allergisches Asthma                                 kontakt, in staubiger Umgebung (z.B. Hand-
Kindern mit Husten, Auswurf und asthmati-           werkunterricht) und beim Einatmen von Dämp-
schen Anfällen kann ihre Situation in der Klasse    fen (z.B. im Chemiepraktikum) auftreten.
unangenehm sein. Asthmatiker, die bei körperli-
cher Anstrengung (Sportunterricht) einen Anfall     Anaphylaxie
bekommen, machen deshalb beim Turnen nicht          Besonders wichtig ist, dass ein Lehrer die Vor-
so recht mit. Oft sind die Beschwerden relativ      boten einer Anaphylaxie (Ursache z.B. Bienen-
unspezifisch (Husten, Druckgefühl im Thoraxbe-      stich, Nahrungsmittel, Medikamente, Gummi)
reich, Angstgefühl) und werden daher nicht          kennt. Diese sind zum Beispiel plötzlich auftre-
ernst genug genommen. Der Mangel an Einsatz         tender Juckreiz im Haarboden, in Hand- und
kann vom Lehrer missverstanden werden und           Fussflächen. Ausgedehnte Quaddeln am Körper
bei den Mitschülern Hänseleien hervorrufen.         und Schwellungen (z.B. Gesicht, Zunge), Übel-
Die Lehrperson sollte darauf achten, dass diese     keit, Bauchkrämpfe, Heiserkeit, Atemnot,
Kinder integriert und nicht ausgegrenzt wer-        Schwindel, Schwächegefühl, Schweissausbruch
den. Bei Auftreten eines Asthmaanfalls wirkt        können vor einem Kreislaufkollaps auftreten.
die Lehrperson beruhigend auf das Kind ein. Ei-
ne möglichst entspannte Sitzhaltung erleichtert     Verhalten bei Insektenstich
die Atmung: Das Kind sitzt leicht vorgebeugt        Lokale Schwellungen nach einem Insekten-
und lässt die Ellbogen auf den Knien ruhen,         stich sollen gekühlt werden. Treten jedoch Zei-
oder es setzt sich rittlings auf den Stuhl, wobei   chen einer Anaphylaxie auf, muss unverzüglich
Unterarme und Ellbogen auf der Stuhllehne lie-      der Notarzt gerufen und das Kind in Schockla-
gen. Für den Sportlehrer ist es von Vorteil, die    gerung gebracht werden: Kopf tief, Beine
Handhabung eines Inhalers zu kennen (Kon-           hoch. Kinder mit bekannter schwerer Insek-
taktaufnahme mit dem schulärztlichen Dienst).       tenallergie sollten immer ein Notfallset (Medi-

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2                                                               2
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    Rhinokonjunktivale und asthmatische Beschwerden           Treten nach einem Insektenstich Zeichen einer Anaphy-
    können bei Tierkontakt auftreten.                         laxie auf, muss das Kind in Schocklagerung gebracht
                                                              und der Notarzt gerufen werden.

Notfallset

Antihistaminika (Tabletten, Tropfen)
Kortisontabletten
Adrenalin (Spray, Spritze für intramuskuläre
Injektion)                                                                                                            2
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                                                              Korrekte Stachelentfernung nach einem Insektenstich.

                                                                                                                11
kamente, Spray oder Spritze [Bild S. 11]) bei       Im Sportunterricht
sich tragen. Eine anaphylaktische Reaktion          Es gibt kein generelles Sportverbot für Allergi-
anderer Ursachen (Nahrungsmittelallergie,           ker. Das Hauptrisiko beim Schulsport mit aller-
Medikamentenallergie u. a.) muss gleich             gischen Kindern besteht in der Auslösung von
behandelt werden.                                   Asthmaanfällen. Asthmatiker sollten ihre Medi-
                                                    kamente (z.B. bronchienerweiternder Spray)
                                                    immer bei sich haben. Diese Kinder dürfen den
Besondere Hinweise                                  Rhythmus im Laufen selber bestimmen. Wichtig
Im Klassenzimmer                                    sind vor allem die Aufwärmphase (langsame
Besteht bei einem Kind eine Allergie, ist es rat-   Steigerung der körperlichen Belastung), das
sam, auf jegliche Tierhaltung im Klassenzimmer      Vermeiden einer Überanstrengung (beim Auf-
zu verzichten. An Tagen mit starkem Pollenflug      treten von Symptomen Reduktion der Belas-
ist das Heuschnupfenkind dankbar, wenn die          tung, evtl. Inhalation von bronchienerweitern-
Fenster nicht dauernd geöffnet bleiben. Das Put-    den Medikamenten) sowie das Auslaufen mit
zen mit dem Besen wirbelt Staub auf, also den       Dehnungsgymnastik und Atemübungen. In ge-
Schulzimmerboden lieber mit einem feuchten          wissen Fällen können die Medikamente auch
Lappen reinigen. Auf Pflanzen wie den Ficus         15 Minuten vor dem Sportunterricht inhaliert
benjamina sollte ebenfalls verzichtet werden.       werden. Die optimale Sportart für Allergiker ist
                                                    das Schwimmen. Auf Schüler mit Heuschnup-
Ausflüge (z.B. Maibummel)                           fen sollte während der Pollenflugperioden
Leidet ein Kind der Klasse stark unter Heu-         Rücksicht genommen werden. Ein Kind, dessen
schnupfen, empfiehlt es sich, vor der Festle-       Ekzem sich durch Schwitzen verschlimmert,
gung des Schulreisedatums den Pollenflugka-         sollte nach dem Sportunterricht kurz lauwarm
lender zu Rate zu ziehen. An Stelle eines Fuss-     duschen und sich eincremen können. Das Ein-
ballspiels auf der blühenden Wiese könnte ein       cremen ist insbesondere auch nach dem
Besuch im Schwimmbad für alle ein Vergnügen         Schwimmunterricht wichtig.
sein. Spiele im Wald oder Wanderungen im Ge-
birge sind eine angemessene Alternative. Die        Seltener kann es infolge der Anstrengung auch
Kinder sollten bei Ausflügen ihre Medikamente       zu Nesselfieber oder einem Kreislaufkollaps
prophylaktisch mitnehmen. Insbesondere bei          kommen. Da Nahrungsmittel auch bei dieser
bekannter Insektenstich- oder Nahrungsmittel-       Reaktion beteiligt sein können, sollten diese
allergie müssen die entsprechenden Gegenmit-        Kinder von einem Allergologen abgeklärt und
tel (Notfallset: Medikamente, Spray oder Sprit-     beraten werden.
ze) mitgenommen werden, und der Lehrer soll-
te über deren Anwendung informiert sein (Kon-
taktaufnahme mit dem schulärztlichen Dienst).

12
Leitpollen von Januar bis August

Januar             (Hasel- und Erlenpollen)
Februar            Hasel- und Erlenpollen
März               Eschen- und Birkenpollen
April              Birken- und Eschenpollen
Mai                (Birken- und) Gräserpollen
Juni               Gräserpollen
Juli               Gräser- und Beifusspollen
                                                                                                                  2
August             Beifuss- (und Gräserpollen)
                                                    ▼

                                                        Bei Heuschnupfen sind Wanderungen im Gebirge eine
▼

    Zum Beispiel unter www.meteoschweiz.ch oder         Alternative zu einem Fussballspiel auf blühender Wiese.
    www.pollen.bulletin.ch erhält man die jeweils
    aktuellen Pollenberichte.

                                                                                                                  6
                                                    ▼

                                                        Asthmasymptome können durch die Inhalation von
                                                        bronchienerweiternden Medikamenten reduziert wer-
                                                        den.

                                                                                                           13
Bei der Berufswahl
Die Liste der Allergene, mit denen der Mensch
im Berufsleben in Kontakt kommen kann, ist
unendlich lang. Gerade Jugendliche mit Veran-
lagung zu Allergien sollten bei ihrer Berufswahl
einen Facharzt beiziehen. Für Neurodermitisbe-
troffene eignen sich zum Beispiel der Coiffeur-
oder der Maurerberuf wenig und Jugendliche
mit Heuschnupfen können als Floristin oder                                                                         7

Gärtner vermehrt Probleme haben. Bäcker, Tier-     ▼   Jugendliche Allergiker sollten bei ihrer Berufswahl einen
pfleger oder Krankenschwester sind ebenfalls           Facharzt beiziehen.Wegen allergischen Reaktionen
                                                       könnte sonst z.B. die Freude an Blumen schnell vergehen.
von Fall zu Fall Berufe, die mit einem Allergie-
risiko verbunden sind. Empfehlenswert hinge-
gen sind Tätigkeiten in einem Büro, als Chauf-
feur oder Flight Attendant, als Informatiker
oder Lehrerin.

Wichtigste Medikamente bei Allergien
Wichtige Medikamente beim Ekzem
Kortisonhaltige Cremen und Salben, pflegende                                                                       8

Produkte, alkalifreie Syndets
                                                   ▼

                                                       Die kontinuierliche Hautpflege ist das A und O der Be-
                                                       handlung. Bei heftigen akuten Schüben haben sich
                                                       Kortisone für die äusserliche Anwendung bewährt.
Wichtige Medikamente beim allergischen
Fliessschnupfen und der Bindehautentzündung
Mastzellstabilisatoren (müssen mehrmals und
regelmässig eingenommen werden), Antihista-
minika (Tabletten, Tropfen oder Nasenspray),
kortisonhaltige Nasensprays

Wichtige Medikamente bei allergischem Asthma
Bronchienerweiternde und kortisonhaltige Me-
dikamente zum Inhalieren
                                                                                                                   9
                                                   ▼

                                                       Die Auswahl eines Inhalationsgerätes richtet sich nach
Wichtige Medikamente bei der Anaphylaxie               dem Alter des Benützers und dem korrekten Beherrschen
Notfallset                                             der Inhalationstechnik.

14
Allergieschulung von A …

bis

           Kreuzstrasse 60, 8008 Zürich
      Tel. 01/254 62 54, Fax 01/254 62 00
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Impressum

Herausgeber: aha! Schweizerisches Zentrum für Allergie,
              Haut und Asthma, Bern
Redaktion: Margret Becker, Meilen
Auflage:      5000 Exemplare D
Fotos
und Grafiken: 1 ALK-SCHERAX Arzneimittel GmbH,
              1 D-Hamburg
              2 virus Ideenlabor GmbH, Biel
              3 Allergologisch-Immunologische Poliklinik,
              1 Inselspital, Bern
              4 Michael Wissing, D-Waldkirch
              5 Dermatologische Klinik,
              1 Universitätsspital, Zürich
              6 aha!
              7 Corbis Images
              8 Olivier Evard, Nidau
              9 photoscene.ch

Anmerkung

Die jeweils angewendete Schreibweise gilt sinngemäss
für Frauen und Männer.

© by aha! Schweizerisches Zentrum für Allergie,
Haut und Asthma

April 2001
Ideenlabor GmbH

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Infoline 0900 57 20 57
E-Mail info@ahaswiss.ch
Internet www.ahaswiss.ch
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