"ALPHABET Angst oder Liebe" - MM12FBES Bericht Lehrausgang

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"ALPHABET Angst oder Liebe" - MM12FBES Bericht Lehrausgang
20. November 2013          BERICHT „Alphabet“           MM12FBES

                        Bericht Lehrausgang

          „ALPHABET
        Angst oder Liebe“                                          1

                    Votivkino Wien, 21. 10. 2013
                            MM12FBES
                         von Lisa Berghold

Vortragende: Mag. Marianne Zahel

Teilnehmer: 3. Semester MDP 2013/14, Abteilung Design

Lisa Berghold
"ALPHABET Angst oder Liebe" - MM12FBES Bericht Lehrausgang
20. November 2013                      BERICHT „Alphabet“                              MM12FBES

Am 21. Oktober 2013 besuchten wir den Film „Alphabeth“ im Votivkino in Wien. Im
neuesten Werk von Erwin Wagenhofer („We feed the world“) wird das
Bildungssystem hinterfragt.

Zu Recht: Kämpfen wir nicht auch hierzulande mit dem Problem, immer mehr Geld in
die Ausbildung unserer Kinder zu investieren, erzielen aber immer schlechtere
Ergebnisse damit?

Der Film beginnt mit dem Zitat des britischen Bildungsforschers Sir Ken Robinson:                    2

        Wir haben diese außergewöhnliche Kraft, damit meine ich die Kraft der
        Vorstellung. Jede Ausformung menschlicher Kultur ist die Folge dieser
        einzigartigen Fähigkeit. Doch ich glaube, dass wir sie systematisch in unseren
        Kindern zerstören. Denn wir akzeptieren blind gewisse Vorstellungen über
        Erziehung,     über    Kinder,    darüber,     was    Ausbildung      bedeutet,     über
        gesellschaftlichen Bedarf und Nutzen, über wirtschaftliche Zweckmäßigkeit.

Abbildung 1: Regisseur Erwin Wagenhofer. Zu seinen früheren Filmen gehören "We Feed The World" und
"Let´s Make Money", mit denen "Alphabet" eine Trilogie bildet.

Wagenhofer hat für seine Betrachtung der Bildungssysteme im Zeichen der
Globalisierung neben Robinson diverse Experten vor die Kamera geholt. Darunter
auch der deutsche Neurologe Gerald Hüther, ein vehementer Kritiker des steigenden
Leistungsdrucks in den Schulen; der ehemalige Lufthansa- und Daimler-Benz-
Manager Thomas Sattelberger, der Absolventen von Wirtschaftsstudiengängen als
"geföhnte Bubies und Barbie-Puppen im Business-Look" kritisiert; der Pädagoge
Arno Stern, der Kindern seit 30 Jahren in seinem "Malort" in Paris die Möglichkeit zur
Kreativität ohne Druck gibt; und sein Sohn André Stern, Gitarrist, Komponist und
Gitarrenbaumeister, der nie eine Schule besucht hat.

Lisa Berghold
"ALPHABET Angst oder Liebe" - MM12FBES Bericht Lehrausgang
20. November 2013                            BERICHT „Alphabet“                                    MM12FBES

Die Schule wäre eigentlich ein Ort, an dem prozessorientiert gearbeitet und beurteilt
wird. Die Wirtschaft hat einen anderen Anspruch: Hier wird ergebnisorientiert
beurteilt.       Leider      verschwimmen           die    Grenzen        zunehmend.          In    unserer
Leistungsgesellschaft sind Eltern bemüht, das klügste Kind zu „produzieren“. Die
Folge davon sind Kinder, die bereits im Kindergarten einem gewissen Leistungsdruck
unterliegen. Für Kind-Sein bleibt immer weniger Zeit und Selbstvertrauen,
Sozialkompetenz und Kreativität leiden immens.
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Abbildung 2: André Stern, der 2010 und 2011 Vortragender am IBB der PH Wien war und dabei sein Buch
"... und ich war nie in der Schule. Geschichte eines glücklichen Kindes" vorstellte.

Ziel      des    Kinobesuches         war     es,    differenziert     über     unser     Bildungssystem
nachzudenken, es zu hinterfragen und bestenfalls Lösungen zu finden, welche man
im eigenen Unterricht anbieten kann. Diese Problematik betrifft nahezu alle Schul-
Gegenstände, deshalb sollten wir so weit wie möglich in unseren Fächern einen
Rahmen schaffen, der dem Kind angemessen ist. Gerade in den kreativen
Unterrichtsgegenständen können wir teilweise die Idee des „Malorts“ von Arno Stern
übernehmen.

Die Nachbereitung der Exkursion hat wohl in unseren Köpfen statt zu finden. Wie
können wir das kindgerechte Lernen mit Spaß und Freude gestalten, und dennoch
unserer Bildungsstruktur entsprechen? Wir als Schnittstelle zwischen dem Kind und
den Eltern können bis zu einem gewissen Grad auch Erziehungsberechtigte
beruhigen und zur Nachhaltigkeit der Entwicklung ihrer Kinder anregen, auch wenn
es nicht leicht sein wird.

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Parallel zum Film ist auch ein Buch mit dem Titel „Alphabet. Liebe oder Angst“
erschienen, verfasst von Erwin Wagenhofer, Sabine Kriechbaum und André Stern.

1
    Erwin Wagenhofer, Sabine Kriechbau u. André Stern: Alphabet. Liebe oder Angst, Ecowin: Wien, 2013.

Lisa Berghold
20. November 2013                        BERICHT „Alphabet“                                  MM12FBES

Das Buch geht über den Film hinaus und enthält unveröffentlichtes Material,
Interviews und Berichte von den Dreharbeiten. Immer wieder präsentiert es
beunruhigende Fakten, wie den Umstand, dass „nur mehr zwei Prozent der
Menschen […] über fünfundzwanzig in höchstem Maß kreativ sind, obwohl wir fast
alle als hochbegabte Wesen geboren werden“,2 wie es im Prolog des Buches heißt.
Dieser Mangel an Kreativität und die Überbetonung des Wirtschaftlich-Rationalen
war es, der Wagenhofer bei den Dreharbeiten zu seinem Film „Let´s Make Money“
auffiel, als er die gut ausgebildeten Mitarbeiter/innen diverser Finanzinstitute                           4
beobachtete, die trotz ihres Wissens und ihrer Ausbildung kurze Zeit später die
Weltwirtschaftskrise 2009 mit herbei führten. Allerdings erkannte Wagenhofer bald,
dass es in seinem nächsten Film

        nicht nur um Bildung gehen wird, sondern vor allem um Haltung!
        Haltung ist etwas, das man nicht unterrichten, sondern nur vorleben kann, und
        Bildung ist etwas, das man nicht erzwingen, nicht machen kann, sondern das
        zur Verfügung gestellt werden sollte wie der üppige und unerschöpfliche
        Speisezettel des Lebens. 3

Für Wagenhofer ist klar, dass unser System „ins Stocken geraten und an seine
                          4
Grenzen gestoßen“             ist. Was das Neue sein wird, das ist die Frage, deren
Beantwortung uns noch viel Mühe kosten wird.

Eine Ansicht, die auch von Dr. Claudia Schmied, Bundesministerin für Unterricht,
Kunst und Kultur, geteilt wird:

        Der Film legt nahe, dass wir unser Schulsystem grundlegend ändern müssen.
        Es geht nicht um das Bewerten, Beurteilen und Auslesen unserer Kinder,
        sondern es geht um das Entfalten und Ermöglichen ihrer einzigartigen
        Begabungen auf der Basis von vertrauensvollen Beziehungen zu anderen
        Menschen. 5

2
  Ebda., S. 9.
3
  Ebda., S. 16.
4
  Ebda., S. 17.
5
  Quelle: http://www.alphabet-derfilm.at/bundesministerin-dr.-schmied-%C3%BCber-alphabet.html, 9.12.2013

Lisa Berghold
20. November 2013                            BERICHT „Alphabet“        MM12FBES

Zahlreiche weitere Informationen finden sich auf der Homepage zum Film, für
Lehrer/innen von Interesse ist gewiss das Schulmaterial, das für „Alphabet“
zusammengestellt wurde. 6

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6
    Link: http://www.alphabet-film.com/schulmaterial.html, 9.12.2013

Lisa Berghold
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