Alternative Solutions for the Recycling of Steel Mill Dust Using the 2sDR-process
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Abstract Alternative Solutions for the Recycling of Steel Mill Dust Using the 2sDR-process Michael Auer and Jürgen Antrekowitsch Steel mill dust from the electric arc furnace (EAF) route represents a well known secon- dary resource in zinc metallurgy. A lot of research and development has been carried out within the last decades, but no relevant breakthrough regarding an innovative recycling technology has been established. More than 90 % of the generated dust in Europe is treated via the Waelz kiln technology. However, less than 50 % of this high zinc containing electric arc furnace dust is recycled globally. Disadvantages like the recovery of only one metal, the contamination of the produced zinc oxide with halides and the huge amount of newly generated residues are the reasons for building pressure on the state-of-the-art technology. In times of limited dump capacities, increasing landfilling fees and strategies for a circular economy, the described way of treatment of potential by-products is hardly acceptable, even though the Waelz process is still considered to be the best available technology.[2, 6, 7] Metallurgische Nebenprodukte For these reasons, the technology gets under pressure of newly developed recycling methods, focusing on a multi metal recovery to allow a utilization of the present iron as well as the use of the remaining slag in various sectors like cement industry up to building and construction industry. One of these technologies is the 2sDR process which is based on highly proved aggregates in metallurgical environment. The first step consists of a vaporization of volatile compounds under oxidizing condition in a short rotary kiln. The removal of halogens leads to a higher quality of the ZnO end- product. The second part of the new technology is operated in an electric arc furnace under reducing atmosphere and produces additionally to the ZnO an iron alloy which can be reused in the steel mill and an oxidic phase for use in cement or construction industry.[2, 6, 7] 222
Alternative Lösungen für das Recycling von Stahlwerksstaub am Beispiel 2sDR-Verfahren Alternative Lösungen für das Recycling von Stahlwerksstaub am Beispiel 2sDR-Verfahren Michael Auer und Jürgen Antrekowitsch 1. 2sDR-Verfahren............................................................................................223 1.1. Klinkern (1. Schritt).....................................................................................225 1.1.1. Laborversuche..............................................................................................226 1.1.2. Thermodynamische Berechnungen...........................................................227 1.2. Reduktion (2. Schritt)..................................................................................228 2. Ausblick.........................................................................................................229 3. Literatur........................................................................................................ 230 Metallurgische Nebenprodukte Hoch zinkhaltige Stahlwerksstäube, wie sie bei der Produktion von Baustahl im Elek- trolichtbogenofen (EAF) anfallen, sind heutzutage ein hinreichend bekannter sekun- därer Rohstoff für die Zinkindustrie. Trotz erheblicher Nachteile wie die niedrige Pro- duktqualität und der hohe Anteil an anfallendem Reststoff dominiert seit Jahrzehnten der Wälzprozess die Aufarbeitung dieser Stäube. Europaweit werden mehr als 90 % der hier erwähnten Elektrolichtbogenofenstäube (EAFD) im Wälz-Rohr behandelt. Die Entwicklung neuer Verfahren, sowie Versuche der Prozessoptimierung am bestehen- den Wälz-Verfahren führten in der Vergangenheit zu wenig marktdurchdringenden Ergebnissen. [2, 6, 7] Sinkende Deponiekapazitäten, damit verbundene steigende Entsorgungskosten und globales Umdenken in Richtung Circular Economy führen zu steigendem Interesse an der Etablierung eines innovativen Aufarbeitungskonzeptes für hoch zinkhaltigen EAFD. Weiteres Potential für ein neues Verfahren liegt in der weltweit, im Vergleich mit Europa, deutlich geringeren Recyclingrate von etwa 50 %. Derzeitige Forschungs- arbeiten fokussieren sich daher vermehrt auf eine zusätzliche Eisenrückgewinnung aus dem behandelten Staub und eine mögliche Anwendung der Endschlacke in der Zement- oder Baustoffindustrie. [2, 6, 7] 1. 2sDR-Verfahren Die Prozessidee des 2sDR-Verfahrens basiert auf zwei Verfahrensschritten (2 step Dust Recycling). Im ersten Schritt werden flüchtige Bestandteile, größtenteils Halogenver- bindungen, entfernt. Unter oxidierenden Bedingungen und Temperaturen zwischen 900 und 1.100 °C werden Elemente wie Chlor, Fluor, Cadmium und Blei zu einem überwiegenden Teil aus dem Stahlwerksstaub entfernt, ohne einen signifikanten Verlust an Zinkoxid in Kauf nehmen zu müssen.[5] 223
Michael Auer, Jürgen Antrekowitsch Im zweiten Schritt findet die Reduktion des im Staub enthaltenen Zinkoxids statt. Als Träger des Reduktionsmittels dient ein vorgelegtes Eisenbad. Die Temperaturführung und der Prozessablauf erlauben eine Multi-Metall-Gewinnung. Neben Zink wird auch das im Staub enthaltene Eisen extrahiert und in der Metalllegierung aufgefangen. Ein weiterer Vorteil dieses Prozesses ist die Zusammensetzung des verbleibenden Rückstandes, der zu großen Teilen aus Silizium- und Kalziumoxid besteht und nur geringe Kontaminationen an Schwermetallen aufweist. Mit diesen Voraussetzungen steht einer Anwendung in der Zementindustrie oder im Baustoffsektor nur wenig im Wege.[5] Das 2sDR-Verfahren stellt eine Alternative zum Wälz-Prozess dar und ermöglicht es vor allem kleinen und mittleren EAF-Betreibern unabhängig von großen, zentrale Recyclingunternehmen zu agieren. Die Vorteile des Verfahrens sind [6] • hohe Qualität des produzierten ZnO und damit leichtere Vermarktung, • die Wirtschaftlichkeit bei geringer Jahrestonnage (ab 10.000 Tonnen), • eine simultane Rückgewinnung von Zink, Eisen und anderen Legierungselementen, • geringe bzw. keine Transportkosten und Metallurgische Nebenprodukte • niedrige Mengen an Rückständen (< 30 %) im Vergleich zum Wälz-Rohr. Bei einer Verwertung der entstehenden Halogene sowie des Kalzium Silikat reichen Reststof- fes, ist zudem eine Zero-Waste-Strategie realisierbar. Bild 1 zeigt das Ablaufprinzip des 2sDR-Prozesses. In dieser Abbildung nicht ersichtlich ist ein notwendiger, vorgeschalteter Aufbereitungsschritt. Ein Zwangsmischer sorgt für die nötige Durchmischung bevor der Staub mittels Pelletierteller agglomeriert wird. Die Halogene im Staub sorgen in Verbindungen mit dem zugegebenen Wasser für die nötige Grünfestigkeit der Staubkugeln. Dieser vorgeschaltete Prozessschritt verringert den Anteil an Carry-Over im Klinkerschritt und gewährleistet eine problemlose Hand- habung beim Überführen des Zwischenproduktes in den Elektrolichtbogenofen.[4] Halogene: 100 g Zink-Oxid: 400 g Additive: 180 g Eisen- Legierung: 300 g EAF-Staub: Klinker: 900 g 1.000 g Rückstand: 380 g Klinkern Reduktion (Kurztrommelofen) EAF Bild 1: 2sDR-Prozess – vereinfachtes Schema des Verfahrensablaufs Quelle: Rauch Furnace Technology GmbH. Abgerufen über: https://www.rauch-ft.com/de/customized-engineering/customized- engineering/top-blow-rotary-converter/; https://www.exportersindia.com/indian-suppliers/electric-arc-furnace.htm 224
Alternative Lösungen für das Recycling von Stahlwerksstaub am Beispiel 2sDR-Verfahren 1.1. Klinkern (1. Schritt) Halogenverbindungen mit Chlor und Fluor finden sich oft in Rückständen der Me- tallurgie. Sie führen meist zu Problemen im Recycling-Prozess sowie zu erhöhtem Korrosionsangriff an der Anlage. Im Falle des EAFD stammen die Verunreinigungen aus dem eingeschmolzenen Stahlschrott sowie zum Teil aus Schlackenbildnern. Ober- flächenbeschichtungen, Lacke und Kunststofffraktionen sind gängige Quellen für den Eintrag von Halogenen in den Elektrolichtbogenofen. Unter den dort vorherrschenden Prozesstemperaturen verflüchtigen Chlor und Fluor in Verbindung mit Blei, Kalium oder Natrium und sammeln sich mit anderen flüchtigen Elementen wie Cadmium und vor allem Zink im Staub.[4] Bei der Aufarbeitung im Wälz-Rohr wird der Staub unter reduzierenden Bedingungen bei Temperaturen zwischen 1.000 und 1.100 °C behandelt. Dabei wird das im Staub enthaltene ZnO zu Zink reduziert und wie im EAF verflüchtigt. Dabei kommt es al- lerdings auch zu einem erneuten Verdampfen der Halogen-Verbindungen, die zu einer Verunreinigung des ZnO führen und damit die Produktqualität des Aufarbeitungspro- zesses mindern. Neben dem Verringern des Zink-Gehaltes führen signifikante Mengen an Chlor und Fluor auch zu Problemen in der Weiterverarbeitung des sogenannten Metallurgische Nebenprodukte Wälzoxides.[1, 4] Das Einsatzgebiet des minderwertigen ZnO beschränkt sich ausschließlich auf die primäre Zinkindustrie, wo es Anwendung als Ersatz für primäres Erzkonzentrat findet. Die Substitutionsrate ist jedoch mit 10 bis 15 % beschränkt. Zum einen verschlechtert der Einsatz von Wälzoxid die Energiebilanz im Röster und die enthaltenen Halogen- verbindungen sorgen für unerwünschte Anbackungen. Außerdem kommt es bereits bei geringen Konzentrationen von Cl und F zu erheblichen Problemen im weiteren Pro- zessablauf. In der Zink Gewinnungselektrolyse führt Chlor zu einer erhöhten Korrosion der Elektroden und bildet gesundheitsgefährdendes Chlorgas. Der Nachteil von Fluor im Elektrolyten liegt in der Auflösung der oberflächlichen Aluminium-Oxidschicht auf den Kathoden. Dies führt zu erhöhter Klebeneigung des raffinierten Zinks an den Kathoden und damit verbundenen Ausfallzeiten und Verlusten. Trotzdem ist der Ersatz von primären Erzkonzentraten durch sekundäres ZnO erwünscht. Die großen Eisenfrachten, die über das Erzkonzentrat in die primäre Zinkherstellung eingeschleust werden, sorgen für einen hohen Anteil an Fällungs- rückstand, für den bis heute kein wirtschaftliches Aufarbeitungsverfahren existiert und daher deponiert werden muss. Pro Tonne produziertem Zink fällt eine Tonne Jarosit-Rückstand an.[1] Eine gezielte Abtrennung von Chlor, Fluor und Blei aber auch Teilen von Natrium und Kalium in einem vorgeschalteten Schritt hat daher mehrere Vorteile. Damit ist es möglich, • die Produktqualität zu erhöhen, • die Anwendungsgebiete des produzierten ZnO zu vergrößern, • den Anteil an Fällungsrückstand in der primären Zinkherstellung zu verringern, 225
Michael Auer, Jürgen Antrekowitsch • den Prozessschritt auf die erhöhte Halogenbelastung auszulegen, um durch gezielte Abgasführung und Kühlung die Anlage vor erhöhter Korrosion zu schützen und • den abgeschiedenen, konzentrierten Halogenrückstand in einen möglichen Ein- satzstoff für spezielle Industriezweige umzuwandeln. 1.1.1. Laborversuche Im Zuge dieser Prozessidee wurden Verflüchtigungsversuche in einer Thermowaage bei verschiedenen Temperaturen durchgeführt, um die Absolutwerte sowie die Selektivität der Halogenabtrennung bestimmen zu können. Die Ergebnisse der Gewichtsverläufe sind in Bild 2 dargestellt. Masse % 100 99 98 97 Metallurgische Nebenprodukte 96 95 900 ºC 94 93 92 1.000 ºC Bild 2: 91 1.050 ºC 90 1.100 ºC Verflüchtigungsversuche zur 89 0 20 40 60 80 Halogenabtrennung bei ver- Zeit min schiedenen Temperaturen Dabei ist die Temperaturabhängigkeit dieses Prozessschrittes klar ersichtlich. Neben dem schnelleren Ablauf der Gewichtsabnahme bei höheren Temperaturen ist auch zu erkennen, dass bei geringeren Temperaturen die absolute Gewichtsabnahme kleiner ist als bei höheren Temperaturen. Zur Beurteilung der Selektivität der Halogenabtren- nung wurden jeweils Proben vor und nach der Versuchsdurchführung genommen und nasschemisch analysiert. Die besten Werte ergaben sich dabei, wie schon aus der oben gezeigten Abbildung vorherzusehen, bei einer Prozesstemperatur von 1.100 °C. Die Anfangskonzentration sowie die Analyse der Probe nach dem Klinkerschritt sind in Tabelle 1 dargestellt. Tabelle 1: Anfangskonzentrationen des Elektrolichtbogenofenstaubs und Endkonzentrationen des geklinkerten Materials nach 90 Minuten bei 1.100 °C C ges K Na Pb Cl F Zn Temperatur % Start (0 min) 0,56 1,30 1,70 3,30 3,60 0,57 38,40 1.100 °C Ende (90 min) 0,04 0,21 0,78 0,07 < 0,1 0,07 41,79 226
Alternative Lösungen für das Recycling von Stahlwerksstaub am Beispiel 2sDR-Verfahren Eine erfolgreiche Entfernung der Halogene wird durch stark gesunkene Chlor- und Fluor-Werte bestätigt. Der Chlorgehalt liegt nach der oxidierenden Behandlung unter 0,1 % und die Fluorkonzentration ist auf 0,07 % gefallen. Weiters zeigen sich vermin- derte Werte bei den Elementen Blei, Kalium und Natrium. Es ist davon auszugehen, dass es sich dabei um jene Elemente handelt, die im Stahlwerksstaub vorrangig mit Chlor und Fluor vergesellschaftet vorliegen. 1.1.2. Thermodynamische Berechnungen Unterstützt wird die oben genannte Annahme durch thermodynamische Berechnun- gen, angestellt mit HSC. Bei der Kalkulation der temperaturabhängigen Dampfdruck- entwicklung für die wichtigsten Halogenverbindungen im EAFD, zeigen sich die in Bild 3 dargestellten Diagramme. Dabei ist zu erkennen, dass die Cl- und F-Verbin- dungen mit Pb, K und Na bei den vorherrschenden Temperaturen von 1.100 °C zur Verflüchtigung neigen. Dampfdruck Dampfdruck bar bar 1,00 1,00 Metallurgische Nebenprodukte 0,75 0,75 0,50 0,50 0,25 0,25 0 0 600 800 1.000 1.200 1.400 600 800 1.000 1.200 1.400 Temperatur ºC Temperatur ºC PbCl2 KCl NaCl2 PbF2 KF NaF Bild 3: Temperaturabhängige Dampfdrücke der wichtigsten Halogenverbindungen im Elektro- lichtbogenofenstaub Außerdem neigen die Chorverbindungen von Pb, K und Na deutlich früher zur Ver- flüchtigung als die Fluorverbindungen derselben Elemente. Eine weitere Erhöhung der Prozesstemperatur ist nicht erwünscht. Einerseits soll der Energieverbrauch so gering wie möglich gehalten werden, andererseits kommt es in weiterer Folge zu einer Überschreitung der Sintertemperatur des Einsatzmaterials. Daraus resultierende Anba- ckungen im Ofengefäß sowie Agglomeration während des Prozesses sind zu vermeiden. Die Senkung des Kohlenstoffgehaltes ist, bei den vorherrschenden Bedingungen, auf die sofortige Verbrennung zurückzuführen. Die selektive Entfernung der Halogen- verbindungen führt zu einer Aufkonzentration des Zinks im geklinkerten Staub und damit zu deutlich erhöhten Werten, im Vergleich zum Ausgangsmaterial. Die genannten Versuche zeigen ein positives Bild bezüglich der Sinnhaftigkeit eines vorgeschalteten Prozessschrittes Die beinahe vollständige Entfernung der unerwünsch- ten Halogene aus dem EAFD erfolgt selektiv und in einer akzeptablen Zeitspanne. 227
Michael Auer, Jürgen Antrekowitsch 1.2. Reduktion (2. Schritt) Beim zweiten Schritt des 2sDR-Przesses handelt sich um eine karbothermische Reduk- tion des geklinkerten Staubes auf einem vorgelegten Metallbad. Der in der Schmelze gelöste Kohlenstoff reagiert mit dem im Staub enthaltenen ZnO zu Zink, das bei den vorherrschenden Temperaturen zwischen 1.400 und 1.500 °C verdampft. In der oberen Ofenatmosphäre bzw. im Abgasstrom kommt es, bei Kontakt mit Falschluft, zu einer sofortigen Rückoxidation des Zinks zu ZnO. Dieses wird im Filterhaus aufgefangen und stellt das Hauptprodukt des Recyclingverfahrens dar. Da die leicht flüchtigen Elemente wie Chlor, Fluor und Blei bereits zu überwiegenden Teilen im ersten Schritt abgeschieden wurden, ist eine hohe Produktqualität gewähreistet. Gehalte von mehr als 75 % Zn sind ohne weiteres realisierbar. Die Verunreinigungen beschränken sich fast ausschließlich auf Carry-Over und können mit entsprechender Prozessoptimierung weiter vermindert werden. Im Vergleich dazu liegen die Zn-Gehalte im Wälzoxid bei 55 bis 60 %.[3] Neben ZnO kommt es unter den angegebenen Prozessparameteren auch zu einer Re- duktion des im Staub enthaltenen Eisen-Oxides. Das Metall sammelt sich mit anderen Legierungselementen wie Chrom und Nickel im Metallbad und kann als Eisenlegierung in das Stahlwerk zurückgeführt werden. Aufgrund der hohen Verdünnungswirkung bei der Wiederverwertung als Rohstoff in der Stahlerzeugung und dem geringeren Qua- Metallurgische Nebenprodukte litätsanspruch im Bereich der Baustahlproduktion, sind erhöhte Werte von Schwefel, Kupfer oder anderen Stahlschädlingen in bestimmten Ausmaß verkraftbar. Das Prinzip des Multi-Metall-Recycling führt dazu, dass nur die gewohnten Schlacken- bildner wie CaO, SiO2, MgO und Al2O3, im Rückstand verbleiben. Mit einer Basizität zwischen 0,9 und 1,2 ist die generierte Schlacke mit gängigen Reststoffen aus der Eisen- und Stahlindustrie vergleichbar, die bereits als Produkt in der Zement- oder Baustoffindustrie eingesetzt werden. In Technikumsversuchen (50 bis 100 kg) erfolgte die Simulation des Prozesses im größeren Maßstab. Der erste Schritt wurde dabei im TBRC an der Montanuniversität Leoben (Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie) durchgeführt. Die Reduktion fand in einem mit Gleichstrom betriebenen Elektrolichtbogenofen bei der Firma ARP GmbH statt. Die Analysen der Endprodukte sind, anhand eines Beispiels, in Tabelle 2 dargestellt. Tabelle 2: Analysen aus den Technikumsversuchen Eisenlegierung Zink-Oxid Rückstand Konzentration Ma.-% Konzentration Ma.-% Konzentration Ma.-% Zn 0,03 ZnO 96,20 ZnO 0,02 Mn 0,71 MnO 0,21 MnO 6,56 Si < 0,01 SiO2 0,62 SiO2 30,17 Fe 95,82 Fe 0,57 Fe 2,41 C 2,20 CaO 0,45 CaO 34,18 P 0,1 PbO 0,14 MgO 10,34 S 0,27 Cl 0,05 Al2O3 10,87 Cu 0,25 F 0,08 Cr2O3 0,43 Cr 0,26 Ni 0,13 228
Alternative Lösungen für das Recycling von Stahlwerksstaub am Beispiel 2sDR-Verfahren Die geringen Konzentrationen an Chlor, Fluor und PbO im Zink-Oxid zeigen den positiven Einfluss des ersten Prozessschrittes auf die Produktqualität. Auch die Ver- unreinigungen, die durch Carry-Over entstehen und damit den ZnO-Gehalt senken, halten sich in Grenzen. Mit einer derartigen Produktqualität (> 96 %) und den geringen Halogenkonzentrationen erweitert sich auch der Einsatzbereich als Konzentrat-Ersatz in der primären Zinkherstellung. Die zuvor genannten Probleme im Röster oder in der Elektrolyse sind deutlich reduziert. Eine Umgehung des Röstaggregates und ein direkter Einsatz im Laugungsprozess wäre ebenso denkbar wie eine deutliche Erhöhung der Substitutionsrate. Die geringen Konzentrationen an Zn in der Eisenlegierung und an ZnO im Rückstand zeigen die Effizienz des Prozesses. Der geringe Restgehalt an Fe in der Schlacke spricht für einen positiven Ablauf der Eisenreduktion während der zweiten Prozessstufe. Die Einnahmen durch die produzierte Eisenlegierung stehen in keiner Relation zur Cash- Cow – dem hochreinen ZnO-Staub. Dennoch ist die Reduktion des Eisens aus ökolo- gischer Sicht unumgänglich. Zero Waste oder Circular Economy Strategien sind im Bereich von EAFD nur dann realisierbar, wenn auch die Wertmetalle, die sich neben Zink im Staub befinden, wiedergewonnen werden und nicht in der Prozessschlacke Metallurgische Nebenprodukte verbleiben. Betrachtet man die Analyse des entstandenen Rückstandes, zeigen sich keine Hürden für die Weiterverarbeitung im Zement- oder Baustoffsektor. Weder die Basizität noch die Konzentrationen an Schwermetallen zeigen signifikante Abweichungen zu Rest- stoffen der Eisen- und Stahlindustrie, die bereits in dem angesprochenen Bereichen Anwendung finden. 2. Ausblick Die geringe Produktqualität und die große Menge an anfallenden Reststoffen, wird die Zukunft des Wälz-Prozess und seinen Status als state-of-the-art Verfahren für das Recycling von hoch zinkhaltigen Stahlwerksstäuben in Frage stellen. Vor allem die sinkenden Deponiekapazitäten in Europa und damit verbundene steigende Ent- sorgungskosten werden den Druck auf das Verfahren weiter erhöhen. Aber auch der Wunsch eines nachhaltigen Recyclingverfahrens für EAFD und globales Umdenken in Richtung Circular Economy werden die Etablierung neuer Prozesse vorantreiben. Das von der Montanuniversität und ARP gemeinschaftlich entwickelte 2 step Dust Recycling erfüllt all diese Anforderungen [4]: • Multi-Metall-Recycling, • Verwertung des produzierten Rückstandes in der Zement- oder Baustoffindustrie, • Verfolgung einer Zero-Waste-Strategie, • Hohe Produktqualität und • Mini-Mill-Lösung. 229
Michael Auer, Jürgen Antrekowitsch Erste CAPEX-Berechnungen der Hauptaggregate des Prozesses, der erforderlichen Infrastruktur, Gebäuden und Bauarbeiten kamen zu einem Ergebnis von etwa 15 Millionen EUR. Bei der Annahme eines durchschnittlichen Zink-Gehaltes von 28 bis 30 % im Stahlwerksstaub liegt die Wirtschaftlichkeitsgrenze bei einer Anla- genkapazität von etwa 10.000 Tonnen pro Jahr. Unter Berücksichtigung der Preis- schwankungen im Zinkpreis in den letzten zehn Jahren liegt die Amortisationszeit bei etwa vier Jahren.[4] Im nächsten Schritt soll der Prozess in den Pilotmaßstab übergeführt werden, um ein detailgetreues Bild für eine mögliche Prototypen- bzw. Industrieanlage generieren zu können. Im Rahmen eines Projektes wird in Zusammenarbeit mit einem Anlagenbauer ein Basic Engineering erfolgen. Unter den weiteren Projektpartnern befindet sich ein Stahlwerk, das sowohl den EAFD für die Versuche zur Verfügung stellt als auch als möglicher, erster Kunde der neuen Technologie angesehen werden kann. Außerdem kümmert sich ein zertifiziertes Baustoffinstitut um etwaige Anwendungsgebiete des produzierten Reststoffes und ein spezialisiertes Institut um die Charakterisierung und Analytik der Einsatzstoffe und Produkte. Angeführt wird dieses Konsortium vom Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie an der Montanuniversität Leoben in enger Zusammenarbeit mit ARP GmbH. Erste Ergebnisse aus den Pilotversuchen werden im Metallurgische Nebenprodukte zweiten Halbjahr 2020 einen genaueren Einblick in den Prozessablauf im industriena- hen Maßstab geben. Außerdem können konkretere Aussagen über CAPEX, OPEX und Amortisierungszeiten getroffen und bei positiven Resultaten mit der Vermarktung der neuen 2sDR-Technologie begonnen werden. 3. Literatur [1] Antrekowitsch, J.: Aufarbeitung zinkhältiger Stahlwerksstäube unter besonderer Berücksichti- gung der Halogenproblematik. Dissertation, Montanuniversität Leoben, 2004 [2] Antrekowitsch, J.; Hanke, G.: Steel mill dust – only a zinc resource or a potential material for multi metal recycling. In: Sustainable industrial processing summit and exhibition, 2018 [3] Antrekowitsch, J.; Rösler, G.; Steinacker, S.: State of the Art in Steel Mill Dust Recycling. In: Chemie-Ingenieur-Technik 87 (11), 2015, S. 1498-1503 [4] Auer, M.; Antrekowitsch, J.; Hanke, G.: 2sDR An innovative mini mill concept for EAF dust recycling. In: Wastes: Solutions, Treatments and Opportunities III, 2019, S. 500-505 [5] Rösler, G.; Pichler, C.; Antrekowitsch, J.; Wegscheider, S.: 2sDR: Process Development of a Sus- tainable Way to Recycle Steel Mill Dusts in the 21st Century. In: JOM 66 (9), 2014, S. 1721–1729 [6] Rütten, J.: Various Concepts for the Recycling of EAFD and Dust from Integrated Steel Mills. In: 3rd Seminar, Networking between Steel and Zinc, GDMB, Leoben, 2011 [7] Schneeberger, G.; Antrekowitsch, J.; Pichler, C.: Development of a New Recycling Process for High Zinc Containing Steel Mill Dusts including a Detailed Characterization of an Electric Arc Furnace Dust. In: BHM 157 (1), 2012, S. 1-6 230
Alternative Lösungen für das Recycling von Stahlwerksstaub am Beispiel 2sDR-Verfahren Ansprechpartner Dipl.-Ing. Michael Auer Montanuniversität Leoben Doktorand Nichteisenmetallurgie Franz Josef-Straße 18 8700 Leoben, Österreich +43 3842 402 5256 michael.auer@unileoben.ac.at Metallurgische Nebenprodukte 231
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar Stephanie Thiel, Elisabeth Thomé-Kozmiensky, Dieter Georg Senk, Hermann Wotruba, Helmut Antrekowitsch, Roland Pomberger (Hrsg.): Mineralische Nebenprodukte und Abfälle 7 – Aschen, Schlacken, Stäube und Baurestmassen – ISBN 978-3-944310-53-4 Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH Copyright: Elisabeth Thomé-Kozmiensky, M.Sc., Dr.-Ing. Stephanie Thiel Alle Rechte vorbehalten Verlag: Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH • Neuruppin 2020 Redaktion und Lektorat: Dr.-Ing. Stephanie Thiel, Elisabeth Thomé-Kozmiensky, M.Sc. Erfassung und Layout: Elisabeth Thomé-Kozmiensky, Claudia Naumann-Deppe, Janin Burbott-Seidel, Martin Graß, Roland Richter, Sarah Pietsch, Cordula Müller, Gabi Spiegel Druck: Universal Medien GmbH, München Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funk- sendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Sollte in diesem Werk direkt oder indirekt auf Gesetze, Vorschriften oder Richtlinien, z.B. DIN, VDI, VDE, VGB Bezug genommen oder aus ihnen zitiert worden sein, so kann der Verlag keine Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität übernehmen. Es empfiehlt sich, gegebenenfalls für die eigenen Arbeiten die vollständigen Vorschriften oder Richtlinien in der jeweils gültigen Fassung hinzuzuziehen.
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