ANALYSEN AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT - Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg
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ANALYSEN AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung
Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT Vorwort Tief greifende Veränderungen durch den Megatrend Die durchgeführten Prognosen zu den Auswirkungen der Digitalisierung sind bereits heute in der Hamburger Wirt- Digitalisierung auf den Hamburger Arbeitsmarkt basieren schaft spürbar. Verbraucherverhalten, Geschäftsmodelle auf dem Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg, sowie Produktions- und Arbeitsprozesse wandeln sich. einem intuitiv bedienbaren Online-Tool für branchen- und Dadurch ergeben sich neue Anforderungen an die berufsspezifische Analysen der Fachkräfteentwicklung in Qualifikationen von Arbeitskräften. Im Zuge der fort- Hamburg bis zum Jahr 2030 (www.fkm-hamburg.de). Die schreitenden Digitalisierung könnten einige Berufe ganz dort dargestellte Nachfrage Hamburger Unternehmen wegfallen, während andererseits auch komplett neue nach Arbeitskräften unterstellt das Szenario einer linear Berufe zu erwarten sind. Alles in allem wird es daher auf voranschreitenden Digitalisierung. In diesem Analyse- dem Hamburger Arbeitsmarkt noch stärker als in der papier werden zusätzlich Arbeitsmarktprognosen für die Vergangenheit darauf ankommen, die Passgenauigkeit beiden alternativen Zukunftsszenarien „schnelle Digita- zwischen der Nachfrage der Unternehmen nach qualifi- lisierung“ und „langsame Digitalisierung“ dargestellt, zierten Arbeitskräften und dem verfügbaren Angebot an wodurch mögliche Effekte der Digitalisierung auf den entsprechenden Fachkräften zu verbessern. Auch bei den Hamburger Arbeitsmarkt veranschaulicht werden. neuen beruflichen Herausforderungen durch die Digita- lisierung nimmt dabei das Thema Bildung eine heraus- Mit diesem Analysepapier sowie den Arbeitsmarktprog- ragende Bedeutung ein. nosen des Handelskammer-Fachkräftemonitors Hamburg möchten wir zahlenbasierte Grundlagen für die notwen- Die Handelskammer Hamburg hat das Wirtschaftsfor- digen Maßnahmen beim wichtigen Thema Fachkräfte- schungsinstitut WifOR damit beauftragt, die voraussicht- sicherung bieten. lichen Wirkungen der Digitalisierung auf den Hamburger Arbeitsmarkt zu quantifizieren. Dabei wird ein anderer Megatrend, der demografische Wandel, berücksichtigt. In Handelskammer Hamburg dessen Folge wird die Anzahl der in Hamburg verfüg- baren Arbeitskräfte voraussichtlich künftig zurückgehen. Dies wird bereits seit einigen Jahren von hiesigen Unter- nehmen als Fachkräftemangel wahrgenommen. Die Tobias Bergmann Christi Degen Prognosen von WifOR bieten Anhaltspunkte, in welchen Präses Hauptgeschäftsführerin Branchen und Berufsgruppen sich Fachkräfteengpässe durch die fortschreitende Digitalisierung reduzieren lassen – und wo und wann andererseits Fachkräfteüber- schüsse zu erwarten sind. 3
Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung 6 Prognosen für den Hamburger Arbeitsmarkt 8 Alle Berufe/Arbeitskräfte (Fachkräfte und Helferberufe) 8 Alle Fachkräfte 9 Angebots- und Nachfragepotenzial nach Qualifikationsniveau 11 Fachkräfteengpässe in Hamburgs Branchen 14 Angebots- und Nachfragepotenzial in ausgewählten Branchen 17 Beratende und wirtschaftsnahe Dienstleistungen 17 Industrie 17 Einzelhandel 19 Gesundheits- und Sozialwesen 19 Information und Kommunikation 19 Vergleich der Digitalisierungsszenarien „schnell“ und „langsam“ 20 Berufsspezifische Auswirkungen der Digitalisierung 20 Branchenspezifische Auswirkungen der Digitalisierung 20 Methodik 24 Modul A: Tätigkeitsanalysen 24 Modul B: Berufs- und Branchenanalysen 25 Modul C: Ausgestaltung der Szenarien 26 Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Ein Online-Prognosetool für den Arbeitsmarkt 26 Verweis auf andere Studien 30 5
AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung Zusammenfassung lisierung) den sich bis zum Jahr 2030 weiter verschär- fenden Fachkräftemangel nicht beseitigen werden. Im Mittelpunkt der vom Wirtschaftsforschungsinstitut Bezogen auf alle Wirtschaftszweige und alle Berufe WifOR im Auftrag der Handelskammer Hamburg durch- fehlen Hamburger Unternehmen derzeit rund 50 000 geführten Prognosen für den Hamburger Arbeitsmarkt Arbeitskräfte (Fachkräfte und Helfer zusammen- stehen: genommen). Für das Jahr 2030 liegen die Engpass- prognosen bei etwa 100 000, 89 000 oder 83 000 ᛫ die Betrachtung der gegenläufigen Arbeitsmarkt- Personen, je nachdem, ob die Digitalisierung langsam, effekte durch die Digitalisierung einerseits und den in mittlerem Tempo oder schnell voranschreitet. Für demografischen Wandel andererseits, Fachkräfte ergeben sich entsprechend erwartete Eng- pässe in Höhe von rund 79 000, 77 000 oder 76 000 ᛫ die Abbildung der nicht genau absehbaren Digitalisie- Personen bei den Digitalisierungsszenarien „langsam“, rungseffekte über drei Szenarien sowie „mittel“, „schnell“. Somit würden sowohl der Arbeits- kräfte- als auch der Fachkräftemangel in Hamburg in ᛫ die Darstellung verschiedener Branchen und Berufs- allen drei Digitalisierungsszenarien insgesamt höher gruppen. ausfallen als gegenwärtig (50 000 fehlende Arbeits- kräfte bzw. 55 000 fehlende Fachkräfte im Jahr 2018, Alles in allem legen die Prognoseergebnisse für den Zeit- bei einem Überschuss von einigen Tausend Helfern). raum bis zum Jahr 2030 nahe, dass die Digitalisierung und der demografische Wandel – nach derzeitigem ᛫ Wenngleich nach derzeitigem Kenntnisstand bis zum Kenntnisstand – voraussichtlich folgende Auswirkungen Jahr 2030 keine umfassende Arbeitslosigkeit in Ham- auf den Hamburger Arbeitsmarkt haben werden: burg durch die fortschreitende Digitalisierung droht, ist zu beachten, dass die Digitalisierung je nach Qua- ᛫ Das Angebot an Arbeitskräften (Fachkräfte und Hel- lifikationsniveau, Branche und Berufsgruppe zu mehr ferberufe) auf dem Hamburger Arbeitsmarkt (Ange- oder minder starken Veränderungen führen wird. botspotenzial)1 könnte angesichts des demografischen Daher gilt es, Gewinner und Verlierer der Digitalisie- Wandels von derzeit 1 006 000 auf rund 849 000 rung zu identifizieren. Personen im Jahr 2030 schrumpfen. Innerhalb von zwölf Jahren stünden somit in Hamburg etwa 157 000 ᛫ Bei Akademisch Qualifizierten, die rund ein Zehntel Arbeitskräfte (Fachkräfte und Helfer) weniger zur des gesamten Fachkräfteangebots in Hamburg aus- Verfügung als heute. Beim Angebot an Fachkräften machen, wirkt sich die Digitalisierung in den kommen- (Akademisch Qualifizierte sowie Beruflich Qualifizierte) den Jahren per saldo offenbar eher beschäftigungs- könnte ein Rückgang von 851 000 auf rund 721 000 fördernd aus. Hingegen könnte die Nachfrage hiesiger Personen eintreten, also um 130 000 Fachkräfte zwi- Unternehmen nach Beruflich Qualifizierten etwas sin- schen 2018 und 2030. ken, wenngleich Fachkräfteengpässe voraussichtlich tendenziell erhalten bleiben. Bei den Beruflich Quali- ᛫ Auch das Nachfragepotenzial2, also die Anzahl an Per- fizierten mit kaufmännischer Ausrichtung beträgt der sonen, die von Unternehmen insgesamt beschäftigt rechnerische Engpass gegenwärtig 30 000 Personen, werden könnten, wird in Zukunft voraussichtlich im Jahr 2030 könnten es je nach Digitalisierungs- tendenziell sinken. Je nach Digitalisierungsszenario szenario („langsam“, „mittel“, „schnell“) etwa 58 000, („langsam“, „mittel“, „schnell“) liegen die Prognosen 54 000 oder 52 000 fehlende Fachkräfte sein. Die ent- für das Jahr 2030 bei annähernd 949 000, 938 000 sprechenden Engpassprognosen für Beruflich Quali- oder 932 000 nachgefragten Arbeitskräften. fizierte mit technischer Ausrichtung liegen bei etwa 10 000, 9 000 oder ebenfalls 9 000 Personen. Zum Ver- ᛫ Vergleiche von Angebots- und Nachfragepotenzial gleich: Derzeit fehlen in Hamburg rund 14 000 Beruf- legen nahe, dass Digitalisierungseffekte (Nachfrage- lich Qualifizierte mit technischer Ausrichtung. änderungen nach Arbeitskräften aufgrund der Digita- ᛫ Unter den insgesamt zwölf betrachteten Branchen verzeichnen „Beratende und wirtschaftsnahe Dienst- 1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich leistungen“ – in dem nach aktuellem Forschungsstand geringfügig entlohnt Beschäftigte, gemeldete Arbeitslose und wahrscheinlichsten Szenario „Digitalisierung mittel“ – Absolventen minus Renteneintritte 2 Gedeckte Nachfrage (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, im Jahr 2030 voraussichtlich mit etwa 17 000 fehlen- ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte) und den Personen den größten absoluten und zugleich mit ungedeckte Nachfrage 13,6 Prozent den größten relativen Arbeitskräfte- 6
Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT engpass (Anteil des absoluten Arbeitskräfteengpasses Digitalisierung positive Nachfrageeffekte seitens am Nachfragepotenzial). Hamburger Unternehmen. Zu den Berufsgruppen, bei denen die Nachfrage Hamburger Unternehmen nach ᛫ In der Hamburger Industrie könnte sich der relativ Arbeitskräften durch ein schnelles Voranschreiten der starke Einfluss konjunktureller Schwankungen auf Digitalisierung voraussichtlich merklich abnehmen die Nachfrage hiesiger Industrieunternehmen nach würde, zählen insbesondere Helferberufe. Über alle Arbeitskräften in einem entsprechend wellenförmigen Berufe hinweg gesehen würden Hamburger Unter- Verlauf des Nachfragepotenzials niederschlagen. Der nehmen im Jahr 2030 bei Eintreten des Szenarios Arbeitskräfteengpass wird sich im mittleren Digita- „Digitalisierung schnell“ 17 000 Arbeitskräfte weniger lisierungsszenario voraussichtlich auf etwa 8 000 nachfragen als im Falle des Szenarios „Digitalisierung Arbeitskräfte (relativer Engpass: 7,1 Prozent) im Jahr langsam“. Damit würde der für 2030 prognostizierte 2030 belaufen. Zwischenzeitlich könnte es aber auch Arbeitskräfteengpass entsprechend bei etwa 83 000 eine Phase geben, in der das Angebot an Arbeitskräf- statt 100 000 Personen liegen. ten die Nachfrage Hamburger Industrieunternehmen übersteigt. ᛫ Auch für den Hamburger Einzelhandel (inklusive Handel mit Kraftfahrzeugen) werden einige Jahre mit Arbeitskräfteüberschüssen prognostiziert, bevor im Jahr 2030 bei Eintreten des mittleren Digitalisierungs- szenarios ein Arbeitskräftemangel in Höhe von rund 4 900 Personen (relativer Engpass: 5,4 Prozent) vorlie- gen könnte. ᛫ Im Hamburger Gesundheits- und Sozialwesen wird im Zuge der alternden Gesellschaft die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen – und damit auch die Nach- frage nach Arbeitskräften – weiterhin relativ hoch bleiben. Für das Jahr 2030 droht im mittleren Szenario ein Arbeitskräfteengpass von etwa 9 100 Personen (relativer Engpass: 10,2 Prozent). ᛫ In der Branche Information und Kommunikation werden durch die Digitalisierung voraussichtlich per saldo eher weitere Arbeitskräfte nachgefragt. Denn während sich Arbeitskräfte aus anderen Branchen in erster Linie mit veränderten Rahmenbedingungen in digitalisierten Arbeitswelten auseinandersetzen müs- sen, sind Arbeitskräfte im Bereich Information und Kommunikation vielmehr auch selbst als Gestalter der Digitalisierung gefragt. Bei einer mit mittlerer Geschwindigkeit voranschreitenden Digitalisierung könnten im Jahr 2030 rund 8 900 Personen fehlen (relativer Engpass: 11,5 Prozent). ᛫ Isolierte Vergleiche der Prognosewerte für die beiden extremen Szenarien „Digitalisierung schnell“ und „Digitalisierung langsam“ für das Jahr 2030 offenba- ren, dass bei der Mehrzahl der betrachteten Branchen per saldo eher mit arbeitseinsparenden Effekten im Falle einer schnellen Digitalisierung zu rechnen ist. Lediglich die Branchen Gesundheits- und Sozialwesen sowie Information und Kommunikation verzeichnen voraussichtlich bei einer sich schnell durchsetzenden 7
AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung Prognosen für den Hamburger Alle Berufe/Arbeitskräfte Arbeitsmarkt (Fachkräfte und Helferberufe)4 Damit Hamburg nachhaltig wachsen kann, ist es uner- Laut den Berechnungen des WifOR-Instituts wird das lässlich, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften weiterhin Angebotspotenzial5 auf dem Hamburger Arbeitsmarkt bis durch ein ausreichend hohes Arbeitskräfteangebot zum Jahr 2019 voraussichtlich auf etwa 1 026 000 Fach- gedeckt wird. Das Schrumpfen und Altern der Gesell- kräfte und Helfer ansteigen und anschließend kontinu- schaft sowie der Umstand, dass die Babyboomer-Gene- ierlich schrumpfen, bis auf rund 849 000 Arbeitskräfte im ration nach und nach in den Ruhestand eintritt, führen Jahr 2030. Innerhalb von elf Jahren stünden somit in aber dazu, dass das Potenzial an Arbeitskräften voraus- Hamburg etwa 177 000 Arbeitskräfte weniger zur Verfü- sichtlich künftig sinken wird. Neben dem demografischen gung. Ähnlich wie das Angebotspotenzial könnte auch Wandel beeinflusst allerdings ein anderer Megatrend die das Nachfragepotenzial6 bis 2019 zunächst ansteigen Entwicklung des Hamburger Arbeitsmarktes. Die Digita- und dann ebenfalls tendenziell bis zum Jahr 2030 sinken. lisierung wirkt bereits gegenwärtig in vielfältiger Weise Allerdings ist die Nachfrage hiesiger Unternehmen nach auf die hiesige Wirtschaft, ihre Unternehmen und deren Arbeitskräften konjunkturellen Schwankungen ausge- Arbeitskräfte ein. Neue Berufe entstehen, während setzt, wodurch das Nachfragepotenzial phasenweise andere sich verändern oder gar wegfallen. Aus Unterneh- auch relativ konstant bleiben könnte, etwa zwischen den mersicht eröffnen sich im Zuge der Digitalisierung Mög- Jahren 2024 und 2028. lichkeiten, bestehende Personalengpässe mittels Substi- tution von Arbeitsplätzen, etwa durch Automatisierung, In Abbildung 1 sind drei verschiedene Digitalisierungs- abzumildern. Laut aktueller Handelskammer-Konjunktur- szenarien und die damit voraussichtlich verbundene umfrage3 zählen rund sechs von zehn Hamburger Unter- Nachfrage Hamburger Unternehmen nach Arbeitskräften nehmen den Fachkräftemangel zu den größten Risiken bezogen auf alle Berufe (Fachkräfte und Helfer) dar- für die wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Unter- gestellt. Erkennbar ist, dass die Prognosen je nach Digita- nehmens in den kommenden zwölf Monaten. lisierungsszenario durchaus unterschiedlich ausfallen, die berechneten Digitalisierungseffekte in Relation zum Um die Auswirkungen der Digitalisierung auf den hie- gesamten Nachfragepotenzial in Hamburg aber eher sigen Arbeitsmarkt zu analysieren, hat das von der gering sind. Für das Szenario „Digitalisierung langsam“ Handelskammer Hamburg beauftragte Wirtschaftsfor- wird prognostiziert, dass hiesige Unternehmen im Jahr schungsinstitut WifOR einen modularen Ansatz gewählt 2030 etwa 949 000 Arbeitskräfte nachfragen würden. (nähere Erläuterungen im Kapitel Methodik). Zunächst Dies würde einem relativen Arbeitskräfteengpass in Höhe wurden die sich hinter einzelnen Berufsgruppen verber- von rund 10,5 Prozent entsprechen, der sich aus der Dif- genden Tätigkeiten systematisiert, um anschließend mit- ferenz aus dem Nachfrage- und Angebotspotenzial in tels eines sogenannten tätigkeitsbasierten Ansatzes die Relation zum Nachfragepotenzial ergibt. Im Szenario Wirkungen der Digitalisierung auf diese Berufstätigkeiten „Digitalisierung schnell“ liegt das Nachfragepotenzial bei aufzeigen zu können. Angesichts der bestehenden Unsi- rund 932 000 Personen für das Jahr 2030, der relative cherheit, wie schnell die Digitalisierung die Gesellschaft Arbeitskräfteengpass ist mit 8,9 Prozent etwas niedriger und Wirtschaft tatsächlich durchdringen wird, wurden alsdann Arbeitsmarktprognosen für drei Szenarien mit jeweils unterschiedlicher Digitalisierungsgeschwindigkeit 4 Die zugrunde liegende Einstufung der Berufe in vier Qualifi- durchgeführt. kationsniveaus orientiert sich an der Berufsklassifizierung der Bundesagentur für Arbeit: – Fachkräfte, Akademische Qualifikation (hochkomplexe Tätigkeiten) – Fachkräfte, Berufliche Qualifikation – höhere Qualifikation (mit Spezialkenntnissen und -fertigkeiten verbunden) – Fachkräfte, Berufliche Qualifikation – mittlere Qualifikation (fundierte Fachkenntnisse und Fertigkeiten vorausgesetzt) – Helferberufe (einfache, wenig komplexe (Routine-)Tätig- keiten) 5 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte, gemeldete Arbeitslose und Absolventen minus Renteneintritte 6 Gedeckte Nachfrage (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte) und 3 www.hk24.de/konjunktur ungedeckte Nachfrage 8
Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT Abbildung 1: Entwicklung des Angebots- und Nachfragepotenzials am Hamburger Arbeitsmarkt bis zum Jahr 2030 – Alle Berufe/Arbeitskräfte (Fachkräfte und Helferberufe) Anzahl an Arbeitskräften 1 200 000 1 000 000 800 000 600 000 400 000 200 000 0 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 1) 2) Angebotspotenzial Nachfragepotenzial beim Szenario „Digitalisierung langsam“ Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung mittel“ (Referenzszenario) Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung schnell“ 1) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte, gemeldete Arbeitslose und Absolventen minus Renteneintritte 2) Gedeckte Nachfrage (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte) und ungedeckte Nachfrage Quelle: WifOR 2018, eigene Berechnungen © Handelskammer Hamburg 2018 als im vorherigen Szenario. Innerhalb der durch diese bei- durch die Digitalisierung könnte der rechnerische den „extremen“ Szenarien abgesteckten Bandbreite Arbeitskräfteengpass in Hamburg von derzeit 50 000 bewegen sich – mit etwa 938 000 Arbeitskräften und Personen8 somit um weitere 50 000, 39 000 oder 33 000 einem relativen Arbeitskräfteengpass von 9,5 Prozent – Personen bis zum Jahr 2030 ansteigen. In einer Welt ohne die entsprechenden Werte für das nach dem derzeitigen jegliche weitere Digitalisierung würden es sogar etwa Kenntnisstand wahrscheinlichste Szenario: „Digitalisie- 72 000 Personen mehr als heute sein, das heißt insgesamt rung mittel“ 7. Bezogen auf alle Hamburger Wirtschafts- würden in diesem fiktiven Szenario rund 122 000 Arbeits- zweige und alle Berufe ergeben sich voraussichtlich fol- kräfte im Jahr 2030 fehlen. gende absoluten Arbeitskräfteengpasse für das Jahr 2030: etwa 100 000, 89 000 oder 83 000 Personen, je nachdem, ob die Digitalisierung langsam, in mittlerem Alle Fachkräfte Tempo oder schnell voranschreitet. Diese Prognosen legen nahe, dass selbst die Erzielung sehr starker Digita- Ganz ähnlich sieht die generelle Entwicklung aus, wenn lisierungseffekte den sich voraussichtlich bis zum Jahr man anstatt des gesamten Hamburger Arbeitsmarktes 2030 weiter verschärfenden Arbeitskräftemangel nicht (Fachkräfte und Helferberufe) nur den Teilmarkt der Fach- beseitigen wird. Trotz arbeitssubstituierender Effekte kräfte (Akademisch Qualifizierte sowie Beruflich Qualifi- zierte mit höherer und mittlerer Qualifikation) betrachtet. Um den Wohlstand in Hamburg zu sichern, ist ein aus- 7 Die im Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg reichend hohes Maß an qualifizierten Fachkräften uner- (www.fkm-hamburg.de) dargestellte Nachfrage Hamburger lässlich. Aufgrund des fortschreitenden demografischen Unternehmen nach Arbeitskräften unterstellt dieses Wandels wird sich das Angebot an Fachkräften jedoch Szenario „Digitalisierung mittel“ (linear voranschreitende verringern, was die bereits aktuell bestehende Fachkräf- Digitalisierung). 8 Der derzeitige Arbeitskräfteengpass (50 000 Personen) telücke weiter vergrößern könnte. Dies würde Hamburger beinhaltet einen Fachkräfteengpass (55 000 Personen) und Unternehmen kurz- und langfristig vor weitere Heraus- einen Überschuss bei Helferberufen. forderungen stellen. 9
AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung Abbildung 2: Entwicklung des Angebots- und Nachfragepotenzials am Hamburger Arbeitsmarkt bis zum Jahr 2030 – Alle Fachkräfte Anzahl an Fachkräften 1 000 000 800 000 600 000 400 000 200 000 0 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 1) 2) Angebotspotenzial Nachfragepotenzial beim Szenario „Digitalisierung langsam“ Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung mittel“ (Referenzszenario) Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung schnell“ 1) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte, gemeldete Arbeitslose und Absolventen minus Renteneintritte 2) Gedeckte Nachfrage (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte) und ungedeckte Nachfrage Quelle: WifOR 2018, eigene Berechnungen © Handelskammer Hamburg 2018 Abbildung 3: Angebotspotenzial nach Qualifikationen in Hamburg im Jahr 2018 Akademisch Qual Qualifizierte; 10,0 % Beruflichh Qualifizierte (technisch), mittel; 15,8 % Ber Beruflich Qualifizierte Beruflich Qualifiziertee (ka (kaufmännisch), hoch; 14,1 % (technisch), hoch; 5,8 % Beruflich Qualifizierte (kaufmännisch), mittel; 54,2 % Quelle: WifOR 2018, eigene Berechnungen © Handelskammer Hamburg 2018 10
Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT Bereits im Jahr 2018 besteht ein Fachkräftemangel in Renteneintritte) gegenwärtig zu 10 Prozent aus Akade- Höhe von etwa 55 000 Personen bezogen auf alle Wirt- misch Qualifizierten und zu 90 Prozent aus Beruflich Qua- schaftszweige in Hamburg (Abbildung 2). Im Szenario lifizierten zusammen (Abbildung 3). Über zwei Drittel (68,3 „Digitalisierung mittel“ wird dieser absolute Engpass Prozent) des Angebotspotenzials entfallen allein auf Beruf- voraussichtlich im Zeitverlauf zunächst abnehmen, sich lich Qualifizierte mit einer kaufmännischen Ausrichtung. aber bis zum Jahr 2030 auf rund 77 000 Fachkräfte aus- weiten. Die Intensität der Digitalisierung wirkt sich per Laut den WifOR-Prognosen wird sich die Digitalisierung saldo eher wenig auf das gesamte Nachfragepotenzial bei Akademisch Qualifizierten in den kommenden Jahren aus: Im Vergleich zum Szenario „Digitalisierung langsam“ per saldo eher beschäftigungsfördernd auswirken (Abbil- (absoluter Engpass: 79 000 Fachkräfte; relativer Engpass dung 4). Während das Angebotspotenzial in Hamburg definiert als Anteil des absoluten Arbeitskräfteengpasses voraussichtlich von 85 300 Personen im Jahr 2018 auf am Nachfragepotenzial: 9,9 Prozent) würde eine „schnelle etwa 78 800 im Jahr 2030 zurückgeht, bleibt das Nach- Digitalisierung“ (absoluter Engpass: 76 000 Fachkräfte; fragepotenzial – bis auf konjunkturbedingte Schwankun- relativer Engpass: 9,5 Prozent) die sich rechnerisch im gen – im Zeitverlauf vergleichsweise stabil: 94 700 ge- Jahr 2030 ergebende Fachkräftelücke um etwa 3 000 genwärtig nachgefragten Akademisch Qualifizierten Arbeitsplätze verringern. stünden laut mittlerem Digitalisierungsszenario etwa 92 700 im Jahr 2030 gegenüber (Rückgang um 2,1 Pro- zent). Das bedeutet, dass der absolute Akademikereng- Angebots- und Nachfragepotenzial pass von gegenwärtig 9 400 auf etwa 13 900 Personen nach Qualifikationsniveau bis zum Jahr 2030 ansteigen könnte. Der relative Engpass – definiert als Anteil des absoluten Engpasses am Nach- Bezogen auf alle Fachkräfte setzt sich das Angebots- fragepotenzial – würde von derzeit 9,9 Prozent auf rund potenzial in Hamburg (Sozialversicherungspflichtig Be- 15,0 Prozent ansteigen. Das Eintreten des Szenarios schäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Be- „Digitalisierung langsam“ wäre mit einem geringeren schäftigte, gemeldete Arbeitslose und Absolventen minus relativen Akademikerengpass (12,8 Prozent) verbunden. Abbildung 4: Entwicklung des Angebots- und Nachfragepotenzials am Hamburger Arbeitsmarkt bis zum Jahr 2030 – Akademisch Qualifizierte Anzahl an Fachkräften 100 000 95 000 93 800 92 700 90 400 90 000 Engpass: 85 000 13 900 80 000 78 800 75 000 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 1) 2) Angebotspotenzial Nachfragepotenzial beim Szenario „Digitalisierung langsam“ Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung mittel“ (Referenzszenario) Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung schnell“ 1) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte, gemeldete Arbeitslose und Absolventen minus Renteneintritte 2) Gedeckte Nachfrage (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte) und ungedeckte Nachfrage Quelle: WifOR 2018, eigene Berechnungen © Handelskammer Hamburg 2018 11
AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung Abbildung 5: Entwicklung des Angebots- und Nachfragepotenzials am Hamburger Arbeitsmarkt bis zum Jahr 2030 – Beruflich Qualifizierte (kaufmännisch) Anzahl an Fachkräften 640 000 600 000 560 000 545 000 541 000 539 000 520 000 Engpass: 54 000 487 000 480 000 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 1) 2) Angebotspotenzial Nachfragepotenzial beim Szenario „Digitalisierung langsam“ Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung mittel“ (Referenzszenario) Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung schnell“ 1) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte, gemeldete Arbeitslose und Absolventen minus Renteneintritte 2) Gedeckte Nachfrage (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte) und ungedeckte Nachfrage Quelle: WifOR 2018, eigene Berechnungen © Handelskammer Hamburg 2018 Abbildung 6: Entwicklung des Angebots- und Nachfragepotenzials am Hamburger Arbeitsmarkt bis zum Jahr 2030 – Beruflich Qualifizierte (technisch) Anzahl an Fachkräften 210 000 200 000 190 000 180 000 170 000 165 000 164 000 164 000 Engpass: 160 000 9 000 155 000 150 000 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 Angebotspotenzial1) Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung langsam“ Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung mittel“ (Referenzszenario) Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung schnell“ 1) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte, gemeldete Arbeitslose und Absolventen minus Renteneintritte 2) Gedeckte Nachfrage (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte) und ungedeckte Nachfrage Quelle: WifOR 2018, eigene Berechnungen © Handelskammer Hamburg 2018 12
Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT Hingegen fällt im Szenario „Digitalisierung schnell“ die „Digitalisierung langsam“ ergeben sich hingegen entspre- Fachkräftelücke bei Akademikern größer aus (relativer Eng- chende Engpasswerte von 58 000 fehlenden Beruflich pass: 16,0 Prozent), da bei zügiger Digitalisierung hiesige Qualifizierten mit kaufmännischer Ausrichtung bzw. von Unternehmen zusätzliche Akademiker nachfragen würden. 10,6 Prozent. Eine schnellere Digitalisierung würde das Nachfragepotenzial insgesamt eher drücken, das heißt In Hamburg besteht im Jahr 2018 bei den Beruflich Qua- per saldo Arbeitsstellen substituieren und damit die lifizierten mit kaufmännischer Ausrichtung ein abso- Fachkräftelücke bei den Beruflich Qualifizierten mit luter Engpass von etwa 30 000 Personen bzw. ein relativer kaufmännischer Ausrichtung etwas verringern. So liegt Engpass von 4,9 Prozent (Abbildung 5). Die sich andeu- im Szenario „Digitalisierung schnell“ der Prognosewert tende Entwicklung ähnelt jener bei Akademisch Qualifi- für das Nachfragepotenzial für das Jahr 2030 bei rund zierten: Das Angebotspotenzial sinkt im Zeitverlauf – bei 539 000 Fachkräften, was einem absoluten Engpass von den Beruflich Qualifizierten mit kaufmännischer Ausrich- etwa 52 000 Fachkräften und einem relativen Engpass tung könnte der quantitative Rückgang allerdings deut- von 9,6 Prozent entsprechen würde. lich ausgeprägter sein als bei Akademikern. Voraussicht- lich verringert sich das Angebot von 582 000 Beruflich Ähnliche Entwicklungen zeichnen sich auch für Beruflich Qualifizierten mit kaufmännischer Ausrichtung im Jahr Qualifizierte mit technischer Ausrichtung ab (Abbildung 2018 auf etwa 487 000 im Jahr 2030, was einem Rück- 6). Allerdings schrumpft der Fachkräfteengpass hier gang von insgesamt rund 95 000 Personen entsprechen voraussichtlich bis zum Ende des Prognosezeitraums. würde. Auch das Nachfragepotenzial wird absehbar Während im Jahr 2018 14 000 Fachkräfte fehlen, sind es schrumpfen, aber nicht im gleichen Ausmaß. Im Szenario 2030 laut Szenario „Digitalisierung mittel“ etwa 9 000. „Digitalisierung mittel“ ergibt sich ein Rückgang um etwa Der relative Engpass würde sich entsprechend von 7,0 71 000 Fachkräfte. Demnach würden im Jahr 2030 rund Prozent auf 5,5 Prozent verringern. Bei den Beruflich 541 000 Beruflich Qualifizierte mit kaufmännischer Aus- Qualifizierten mit technischer Ausrichtung sind die Digi- richtung nachgefragt, was zu einem absoluten Fachkräf- talisierungseffekte per saldo schwächer als bei Beruflich teengpass von etwa 54 000 Personen und einem relativen Qualifizierten mit kaufmännischer Ausrichtung und bei Engpass von 10,0 Prozent führen würde. Für das Szenario Akademikern: Bei einer „langsamen Digitalisierung“ wür- Abbildung 7: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort Hamburg nach Wirtschaftszweigabschnitten WZ 2008 (Stand: 30. Juni 2017) Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen in Prozent (Wert in Klammern: Anzahl der Personen) (Stand: 30. Juni 2017) 0,1 % (1 000) (50 827) 5,3 % 12,0 % (114 329) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (Abschnitt A) 30) 11,9 % (112 930) Industrie (Abschnitte B bis E) (3 714) 3,4 % (32 Baugewerbe (F) Einzelhandel (Teil von Abschnitt G; inklusive Kfz-Handel) 8,8 8, % (84 153) Großhandel (Teil von Abschnitt G; ohne Kfz) (75 925) 8,0 % Verkehr und Lagerei (H) Gastgewerbe (I) 6,0 % (57 192) Information und Kommunikation (J) Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (M, N) Beratende und wirtschaftsnahe Dienstleistungen (M, N) 8,7 % (83 167) 0,6 % (196 403) 20,6 Öffentliche Dienstleistungen (O, P) Gesundheits- und Sozialwesen (Q) 4,1 % (39 263) 6 2 % (59 382) 6,2 Personenbezogene Dienstleistungen (L, R, S, T) (45 512) 4,8 % Quelle: Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit © Handelskammer Hamburg 2018 13
AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung Abbildung 8: Relative Arbeitskräfteengpässe* in zwölf Hamburger Branchen im Jahr 2030 (absolute Werte in Klammern) Relativer Fachkräfteengpass 2030 nach Branchen in Prozent (Prognose) 12,9 % Beratende und wirtschaftsnahe Dienstleistungen 1 % 13,6 14,3 % 11,9 % Information und Kommunikation 11,5 % 10,8 % 10,7 % % Personenbezogene und sonstige Dienstleistungen 11,5 13,8 % 13 10,7 % Baugewerbe 10,9 % 11,4 1 % 10,6 % Gesundheits- und Sozialwesen 10,2 % 9,1 % 9,22 % % Öffentliche Dienstleistungen 9,8 10,8 % 8,5 % Gastgewerbe 9 % 9,6 11,8 % 7 % 7,6 Verkehr, Transport und Lagerei 8,8 % 11,4 1 % 7,1 % Industrie gesamt 7,1 % 8,0 % 5,8 % Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) 6,3 % 7 % 7,5 4,2 % Einzelhandel (inklusive Handel mit Kraftfahrzeugen) 5,4 , % 7,8 % 4,6 % Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 5,1 % 6,4 % 0 2 4 6 8 10 12 14 16 beim Szenario … „Digitalisierung schnell“ „Digitalisierung mittel“ (Referenzszenario) „Digitalisierung langsam“ *Differenz aus Arbeitskräftenachfrage und Arbeitskräfteangebot (absoluter Engpass bzw. Überschuss) in Relation zu der Arbeitskräftenachfrage Quelle: WifOR 2018, eigene Berechnungen © Handelskammer Hamburg 2018 den im Jahr 2030 etwa 165 000 Beruflich Qualifizierte wenn sich die absoluten Größen des Angebots- und des mit technischer Ausrichtung und bei einer „schnellen Nachfragepotenzials wesentlich voneinander unterschei- Digitalisierung“ ähnlich viele (rund 164 000) nachgefragt. den. Der relative Engpass setzt die Differenz aus Arbeits- Entsprechend unterscheiden sich auch die Engpassprog- kräftenachfrage und Arbeitskräfteangebot in Relation zu nosen für diese beiden Szenarien nicht stark voneinander der Arbeitskräftenachfrage. (absolute Engpässe: 10 000 bzw. 9 000 Fachkräfte; rela- tive Engpässe: 6,1 bzw. 5,5 Prozent). Betrachtet man den Endzeitpunkt der Prognosen, das Jahr 2030, könnte laut dem nach derzeitigem Kenntnisstand wahrscheinlichsten Szenario „Digitalisierung mittel“ die Fachkräfteengpässe in Hamburgs Branchen Branche „Beratende und wirtschaftsnahe Dienstleistungen“ den größten relativen und absoluten Engpass (13,6 Prozent; Das von der Handelskammer Hamburg beauftragte Wirt- 17 000 fehlende Arbeitskräfte) unter den zwölf betrachteten schaftsforschungsinstitut WifOR hat Arbeitsmarktprognosen Branchen(aggregaten) aufweisen. Im Falle des Eintretens für insgesamt zwölf Branchen durchgeführt. Deren derzeitige des Szenarios „Digitalisierung langsam“ läge der relative Bedeutung gibt näherungsweise die Abbildung 7 wieder. Engpass bei 14,3 Prozent (18 000 Personen) und gemäß Szenario „Digitalisierung schnell“ bei 12,9 Prozent (16 000 Engpasssituationen einzelner Wirtschaftszweige lassen Personen). Ähnliche Prognosewerte ergeben sich für die sich mittels relativer Engpässe vergleichen. Diese können Branche „Personenbezogene und sonstige Dienstleistun- sinnvoll zueinander in Relation gesetzt werden, auch gen“: Relative Engpässe von 13,8, 11,5 oder 10,7 Prozent, 14
Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT Die zwölf Branchen(aggregate) ergaben sich durch die Zusammenlegung folgender Wirtschaftszweige der amt- lichen Statistik: – Industrie [Kennzahlen 05–39 der Klassifikation der Wirtschaftszweige WZ 2008 des Statistischen Bundesam- tes: Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Verarbeitendes Gewerbe, Energieversorgung sowie Was- serversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen] – Baugewerbe [41–43] – Großhandel [ohne Handel mit Kraftfahrzeugen (46)] – Einzelhandel [Einzelhandel ohne Handel mit Kraftfahrzeugen (47); Handel mit Kraftfahrzeugen, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (45)] – Verkehr und Lagerei [49–53] – Gastgewerbe [55–56] – Information und Kommunikation [Verlagswesen (58); Herstellung, Verleih und Vertrieb von Filmen und Fern- sehprogrammen, Kinos, Tonstudios und Verlegen von Musik (59); Rundfunkveranstalter (60); Telekommuni- kation (61); Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie (62); Informationsdienstleistungen (63); Werbung und Marktforschung (73)] – Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen [64–66] – Beratende und wirtschaftsnahe Dienstleistungen [Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung (69); Ver- waltung und Führung von Unternehmen und Betrieben, Unternehmensberatung (70); Architektur- und Inge- nieurbüros, technische, physikalische und chemische Untersuchung (71); Forschung und Entwicklung (72); Vermietung von beweglichen Sachen (77); Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften (78); Erbringung von wirtschaftlichen Dienstleistungen für Unternehmen und Privatpersonen anderweitig nicht genannt (82)] – Öffentliche Dienstleistungen [Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung (84); Erziehung und Unterricht (85)], Gesundheits- und Sozialwesen [Gesundheitswesen (86); Heime, ohne Erholungs- und Feri- enheime (87), Sozialwesen, ohne Heime (88)] – Personenbezogene und sonstige Dienstleistungen [Grundstücks- und Wohnungswesen (68); Sonstige freibe- rufliche, wissenschaftliche und technische Tätigkeiten (74); Reisebüros, Reiseveranstalter und Erbringung sonstiger Reservierungsdienstleistungen (79); Wach- und Sicherheitsdienste sowie Detekteien (80); Gebäu- debetreuung, Garten- und Landschaftsbau (81); Kunst, Unterhaltung und Erholung (90–93); Interessenver- tretungen sowie kirchliche und sonstige religiöse Vereinigungen, ohne Sozialwesen und Sport (94); Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten und Gebrauchsgütern (95); Erbringung von sonstigen überwiegend persön- lichen Dienstleistungen (96); Private Haushalte mit Hauspersonal (97); Herstellung von Waren und Erbringung von Dienstleistungen durch private Haushalte für den Eigenbedarf ohne ausgeprägten Schwerpunkt (98)] Die zwölf Branchen(aggregate) entsprechen weitgehend, aber nicht immer exakt, den Wirtschaftszweigabschnit- ten gemäß Klassifikation der Wirtschaftszweige WZ 2008. absolute Engpässe in einer Größenordnung von etwa 15 900, 12 900 oder 11 900 Personen, je nachdem, ob die Digitalisierung langsam, in mittlerem Tempo oder schnell voranschreitet. Hingegen wirkt im Wirtschaftszweig „Infor- mation und Kommunikation“ die Digitalisierung per saldo eher arbeitsschaffend als -substituierend. Infolge zuneh- mender Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften wäre die Arbeitskraftlücke bei einer zügigen Digitalisierung größer: Für das Szenario „Digitalisierung langsam“ ergibt sich ein Prognosewert für den relativen Engpass in Höhe von 10,8 Prozent (8 300 Personen) und für das Szenario „Digitalisierung schnell“ mit 11,9 Prozent (9 200 Personen) ein etwas höherer Wert. Auch im Gesundheits- und Sozi- alwesen geht ein hoher Digitalisierungsgrad voraussichtlich mit einer Verschärfung des Arbeitskräftemangels einher (relativer Engpass: 10,6 statt 9,1 Prozent; absoluter Engpass: 9 500 statt 8 000 fehlende Arbeitskräfte). 15
AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung Abbildung 9: Entwicklung des Angebots- und Nachfragepotenzials im Hamburger Wirtschaftszweig Beratende und wirtschaftsnahe Dienstleistungen bis zum Jahr 2030 Anzahl an Arbeitskräften 160 000 150 000 140 000 130 000 126 000 125 000 124 000 120 000 Engpass: 17 000 110 000 108 000 100 000 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 1) 2) Angebotspotenzial Nachfragepotenzial beim Szenario „Digitalisierung langsam“ Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung mittel“ (Referenzszenario) Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung schnell“ 1) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte, gemeldete Arbeitslose und Absolventen minus Renteneintritte 2) Gedeckte Nachfrage (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte) und ungedeckte Nachfrage Quelle: WifOR 2018, eigene Berechnungen © Handelskammer Hamburg 2018 Abbildung 10: Entwicklung des Angebots- und Nachfragepotenzials in der Hamburger Industrie bis zum Jahr 2030 Anzahl an Arbeitskräften 140 000 130 000 120 000 113 000 112 000 110 000 112 000 Engpass: 8 000 104 000 100 000 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 1) 2) Angebotspotenzial Nachfragepotenzial beim Szenario „Digitalisierung langsam“ Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung mittel“ (Referenzszenario) Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung schnell“ 1) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte, gemeldete Arbeitslose und Absolventen minus Renteneintritte 2) Gedeckte Nachfrage (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte) und ungedeckte Nachfrage Quelle: WifOR 2018, eigene Berechnungen © Handelskammer Hamburg 2018 16
Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT Angebots- und Nachfragepotenzial Arbeitskräfteengpässen einhergeht. Alles in allem sind die in ausgewählten Branchen9 Effekte der Digitalisierung insofern eher gering, als rechnerische Unterschiede zwischen den drei untersuch- Im Folgenden werden die voraussichtlichen Entwicklun- ten Digitalisierungsszenarien nur gering sind. Für das Jahr gen von Angebots- und Nachfragepotenzial10 für fünf 2030 ergeben sich voraussichtlich folgende absolute ausgewählte Hamburger Branchen zwischen den Jahren Arbeitskräfteengpässe: etwa 18 000, 17 000 oder 16 000 2017 und 2030 skizziert. Dabei wird der gesamte Arbeits- Personen, je nachdem, ob sich die Digitalisierung lang- kräftemarkt – also Fachkräfte und Helferberufe zusam- sam, in mittlerem Tempo oder schnell entfaltet. Die mengefasst – betrachtet. entsprechenden Werte für die relativen Arbeitskräfte- engpässe liegen bei 14,3, 13,6 bzw. 12,9 Prozent. Beratende und wirtschaftsnahe Dienstleistungen Industrie Beratende und wirtschaftsnahe Dienstleistungen stellen – gemessen am Angebotspotenzial – den beschäftigungs- Der relativ starke Einfluss konjunktureller Schwankungen stärksten Wirtschaftszweig in Hamburg dar (Abbildung auf die Nachfrage Hamburger Industrieunternehmen 9). Die Nachfrage nach Arbeitskräften liegt im Zeitablauf nach Arbeitskräften schlägt sich in dem wellenförmigen konstant über dem Angebot, was mit anhaltenden Verlauf des Nachfragepotenzials nieder (Abbildung 10). Abbildung 11: Entwicklung des Angebots- und Nachfragepotenzials im Hamburger Einzelhandel bis zum Jahr 2030 Anzahl an Arbeitskräften 110 000 100 000 92 300 90 000 90 000 88 800 Engpass: 4 900 85 100 80 000 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 1) 2) Angebotspotenzial Nachfragepotenzial beim Szenario „Digitalisierung langsam“ Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung mittel“ (Referenzszenario) Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung schnell“ 1) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte, gemeldete Arbeitslose und Absolventen minus Renteneintritte 2) Gedeckte Nachfrage (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte) und ungedeckte Nachfrage Quelle: WifOR 2018, eigene Berechnungen © Handelskammer Hamburg 2018 9 Genau genommen handelt es sich um Branchenaggregate, also Zusammenfassungen verschiedener Wirtschaftszweige. 10 Angebotspotenzial: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte, gemeldete Arbeitslose und Absolventen minus Renteneintritte; Nachfra- gepotenzial: Gedeckte Nachfrage (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte) und ungedeckte Nachfrage 17
AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung Abbildung 12: Entwicklung des Angebots- und Nachfragepotenzials im Hamburger Gesundheits- und Sozialwesen bis zum Jahr 2030 Anzahl an Arbeitskräften 110 000 100 000 90 000 89 700 89 300 88 200 Engpass: 9 100 80 000 80 200 70 000 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 1) 2) Angebotspotenzial Nachfragepotenzial beim Szenario „Digitalisierung langsam“ Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung mittel“ (Referenzszenario) Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung schnell“ 1) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte, gemeldete Arbeitslose und Absolventen minus Renteneintritte 2) Gedeckte Nachfrage (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte) und ungedeckte Nachfrage Quelle: WifOR 2018, eigene Berechnungen © Handelskammer Hamburg 2018 Abbildung 13: Entwicklung des Angebots- und Nachfragepotenzials im Hamburger Wirtschaftszweig Information und Kommunikation bis zum Jahr 2030 Anzahl an Arbeitskräften 85 000 80 000 77 500 77 200 76 600 75 000 Engpass: 8 900 70 000 68 300 65 000 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 1) 2) Angebotspotenzial Nachfragepotenzial beim Szenario „Digitalisierung langsam“ Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung mittel“ (Referenzszenario) Nachfragepotenzial2) beim Szenario „Digitalisierung schnell“ 1) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte, gemeldete Arbeitslose und Absolventen minus Renteneintritte 2) Gedeckte Nachfrage (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte) und ungedeckte Nachfrage Quelle: WifOR 2018, eigene Berechnungen © Handelskammer Hamburg 2018 18
Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT Der ab 2019 wahrscheinlich stetige Abfall des Angebots- dürfte andererseits im Zuge einer alternden Gesellschaft potenzials ist auch hier insbesondere durch den demogra- die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen – und damit fischen Wandel zu erklären. Vor allem angesichts des in auch die Nachfrage nach Arbeitskräften – weiterhin der Industrie bereits hohen Maßes an computergesteuerten relativ hoch bleiben. Der sich hieraus ergebende Arbeits- Produktionsprozessen sind künftige Digitalisierungsef- kräfteengpass fällt umso stärker aus, je schneller die Digi- fekte eher gering oder werden zeitnah realisiert. Zumin- talisierung voranschreitet. Zum Beispiel würde im Jahr dest liegt im Jahr 2030 die voraussichtliche Nachfrage hie- 2030 der sich rechnerisch ergebende Arbeitskräfteeng- siger Industrieunternehmen im Digitalisierungsszenario pass im Falle des Eintretens des langsamen Digitalisie- „langsam“ bei 113 000 Personen; in den Szenarien „mittel“ rungsszenarios bei 8 000 (relativer Engpass: 9,1 Prozent) und „schnell“ bei jeweils etwa 112 000 Personen; Der und im Falle einer schnellen Digitalisierung sogar bei Arbeitskräfteengpass wird sich im mittleren Digitalisie- 9 500 Personen (relativer Engpass: 10,6 Prozent) liegen. rungsszenario voraussichtlich von 3 000 Arbeitskräften im Jahr 2018 (relativer Engpass: 2,4 Prozent) auf 8 000 Information und Kommunikation Arbeitskräfte (relativer Engpass: 7,1 Prozent) im Jahr 2030 verschärfen. Alles in allem bietet die Digitalisierung Während sich Arbeitskräfte aus anderen Branchen in ers- nach derzeitigem Kenntnisstand vergleichsweise wenig ter Linie mit veränderten Rahmenbedingungen in digita- Potenzial, um Arbeitskräftelücken in der Industrie nachhal- lisierten Arbeitswelten auseinandersetzen müssen, sind tig zu schließen. die Arbeitskräfte im Bereich Information und Kommuni- kation vielmehr auch selbst als Gestalter der Digitalisie- Einzelhandel rung gefragt (Abbildung 13). Entgegen der allgemeinen Tendenz in anderen Wirtschaftszweigen, in denen ein Im Einzelhandel (inklusive Handel mit Kraftfahrzeugen) zunehmender Digitalisierungsgrad insgesamt gesehen sind Digitalisierungseffekte per saldo eher beschäfti- eher Arbeitsplätze substituiert als aufbaut, werden in der gungssubstituierend als -schaffend. Schon heute können Branche Information und Kommunikation per saldo eher wir dies zum Beispiel in zahlreichen Supermärkten haut- weitere Arbeitskräfte nachgefragt. Dies wird daran deut- nah miterleben: Kassen zum Selbstscannen ersetzen lich, dass das Nachfragepotenzial bei einer vergleichs- menschliche Arbeitskräfte. weise schnellen Digitalisierung höher ist als bei einer ver- gleichsweise langsamen Digitalisierung. Gegenwärtig liegen das Angebots- und das Nachfrage- potenzial dicht beieinander (Abbildung 11). Es besteht Im Jahr 2018 weist der Wirtschaftszweig eine Arbeits- lediglich eine rechnerische Arbeitskräftelücke von 500 kräftelücke von etwa 2 200 Personen (relativer Engpass Köpfen in der Einzelhandelsbranche (relativer Engpass: bei 2,7 Prozent) auf. Ab dem Jahr 2021 könnte sich der 0,5 Prozent). Angebots- und Nachfragepotenzial steigen Nachfrageüberschuss an Arbeitskräften voraussichtlich zunächst bis zum Jahr 2019 an, ehe die Nachfrage unter für einige Jahre in einen Angebotsüberschuss wandeln, dem Einfluss konjunktureller Schwankungen voraussicht- was bedeutet, dass es mehr Arbeitskräfte als freie Stellen lich im Zeitverlauf unter das Angebot sinkt. Aufgrund des geben könnte. Da das Angebotspotenzial durch den vor allem durch den demografischen Wandel zurück- demografischen Wandel ab dem Jahr 2020 allerdings gehenden Angebotspotenzials könnte das Nachfrage- kontinuierlich abnehmen wird, besteht ab dem Jahr 2026 das Angebotspotenzial voraussichtlich ab 2026 wieder wieder in allen Szenarien ein Nachfrageüberschuss in die- übertreffen, sodass dann wieder Arbeitskräfteengpässe ser Branche. Bei Eintreten des Digitalisierungsszenarios zu erwarten sind. Bei einer langsamen Digitalisierung „langsam“ läge im Jahr 2030 ein Engpass von 8 300 (rela- würde 2030 eine Arbeitskräftelücke von etwa 7 200 Per- tiver Engpass: 10,8 Prozent) und beim Szenario „schnell“ sonen bestehen (relativer Engpass: 7,8 Prozent). Im mitt- sogar von 9 200 fehlenden Arbeitskräften (relativer Eng- leren Digitalisierungsszenario würden 4 900 (5,4 Prozent) pass: 11,9 Prozent) vor. und bei einem langsamen Digitalisierungsszenario 3 700 Arbeitskräfte (4,2 Prozent) fehlen. Gesundheits- und Sozialwesen Das Hamburger Gesundheits- und Sozialwesen wird in zweierlei Hinsicht durch den demografischen Wandel beeinflusst (Abbildung 12). Während einerseits das Ange- bot an Fachkräften und Helfern voraussichtlich zwischen den Jahren 2020 und 2030 stetig schrumpfen wird, 19
AUSWIRKUNGEN DER DIGITALISIERUNG AUF DEN HAMBURGER ARBEITSMARKT Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg – Sonderauswertung Vergleich der Digitalisierungsszenarien kräfte weniger nachfragen als im Falle des Szenarios „schnell“ und „langsam“ „Digitalisierung langsam“. Damit würde der für 2030 prognostizierte Arbeitskräfteengpass bei etwa 83 000 Die zuvor dargestellten WifOR-Arbeitsmarktprognosen statt bei 100 000 Personen liegen. bis zum Jahr 2030 legen nahe, dass die fortschreitende Digitalisierung per saldo den sich weiter verschärfenden, Die relativ größten positiven Auswirkungen hätte eine insbesondere demografiebedingten Fachkräftemangel zügig fortschreitende Digitalisierung voraussichtlich auf nicht beseitigen wird. Wenngleich demnach im Zuge der medizinische Gesundheitsberufe und Informatiker. Bei Digitalisierung voraussichtlich keine umfassende Arbeits- den „medizinischen Gesundheitsberufen mit mittlerer losigkeit in Hamburg droht, ändert sich zumindest die Qualifizierung“ würde die Nachfrage Hamburger Unter- Arbeitswelt des Einzelnen mehr oder minder stark. Zudem nehmen um 7,3 Prozent steigen, wenn die Digitalisierung wird es Digitalisierungsgewinner und -verlierer geben, schnell anstatt langsam voranschreitet. Besonders wie die bisherigen berufsgruppen- und branchenweisen begehrt sind auch Informatiker: Bei Eintreten des Szena- Arbeitsmarktprognosen bereits nahe gelegt haben. rios „Digitalisierung schnell“ würden 900 Arbeitskräfte und damit 7,1 Prozent mehr nachgefragt als bei einer Im kommenden Abschnitt wird nun eine weitere Mög- Verwirklichung des Szenarios „Digitalisierung langsam“. lichkeit vorgestellt, Digitalisierungsgewinner und -verlie- Auch bei den Berufen „Ingenieure des Maschinen- und rer zu identifizieren. Betrachtet wird dabei ausschließlich Fahrzeugbaues“ (+ 5,0 Prozent) und „Unternehmensfüh- das Jahr 2030. Es werden jene Berufsgruppen und rung“ (+ 4,9 Prozent) würden relativ viele zusätzliche Branchen dargestellt, bei denen der größte Unterschied Arbeitskräfte durch einen hohen Digitalisierungsgrad zwischen dem Szenario „Digitalisierung langsam“ und nachgefragt. „Digitalisierung schnell“ zu beobachten ist. Hiermit zeigen wir jene Berufsgruppen und Branchen auf, für die die Zu den Berufsgruppen, bei denen die Nachfrage Geschwindigkeit der Digitalisierung von großer Bedeu- Hamburger Unternehmen nach Arbeitskräften durch ein tung ist. Bei den folgenden Auswertungen handelt es sich schnelles Voranschreiten der Digitalisierung voraussicht- allerdings insofern um eine isolierte Betrachtungsweise, lich merklich abnehmen würde, zählen insbesondere da – anders als in den vorangegangenen Abschnitten – Helferberufe. Die am stärksten betroffenen Zweige in der weitere wichtige Auswirkungen auf einzelne Berufsgrup- Kategorie Helfer sind „Verkaufsberufe“ (–13,2 Prozent), pen oder Branchen durch Faktoren auf der Angebot- oder „Büro- und Sekretariatsberufe“ (–12,8 Prozent), „Ver- Nachfrageseite des Arbeitsmarktes nicht berücksichtigt kehrs- und Logistikberufe“ (–12,8 Prozent), „Reinigungs- werden und nur das Ende des Prognosezeitraums be- berufe“ (–12,1 Prozent) sowie Helferberufe der „Lebens- trachtet wird. mittelherstellung und -verarbeitung“ (–11,8 Prozent). Insbesondere in den obigen Berufsgruppen könnte der Berufsspezifische Auswirkungen substituierende Effekt der Digitalisierung den beschäf- der Digitalisierung tigungsschaffenden Effekt überwiegen. Gleichwohl ist zu beachten, dass im Jahr 2030 die gesamte erwartete In Abbildung 14 sind jene Berufe bzw. Berufsgruppen in Nachfrage Hamburger Unternehmen nach Helfern Hamburg im Jahr 2030 herausgestellt, die sowohl im (149 000 bzw. 135 000 Personen im Digitalisierungssze- negativen als auch im positiven Sinne am stärksten von nario „langsam“ bzw. „schnell“) voraussichtlich höher sein einer hohen Digitalisierungsgeschwindigkeit betroffen zu wird als das entsprechende Angebot an Helfern (127 000 sein scheinen. Da die einzelnen Berufsgruppen, gemessen Personen). an der Anzahl an Arbeitskräften, unterschiedlich groß sind, lassen sich die Auswirkungen der Digitalisierungs- Branchenspezifische Auswirkungen geschwindigkeit am besten mittels relativer Zahlen aus- der Digitalisierung drücken. Die hier betrachtete „relative Differenz“ ergibt sich aus der Differenz der Nachfragepotenziale bei den Wie sich die Digitalisierung voraussichtlich auf die von beiden Digitalisierungsszenarien „schnell“ und „langsam“, WifOR untersuchten zwölf Branchen – bezogen auf die ins Verhältnis zum Nachfragepotenzial bei einer alle Berufe/Arbeitskräfte, alle Fachkräfte und alle Helfer- „langsamen“ Digitalisierung gesetzt wird. Alles in allem berufe – auswirken wird, ist den Abbildungen 15 bis 17 wirkt eine hohe Digitalisierungsgeschwindigkeit auf die zu entnehmen. Der Vergleich der Prognosewerte für die Mehrheit der Berufe eher arbeitssubstituierend als beiden extremen Szenarien „Digitalisierung schnell“ und arbeitsschaffend. Über alle Berufe hinweg gesehen wür- „Digitalisierung langsam“ für das Jahr 2030 offenbart, den Hamburger Unternehmen im Jahr 2030 bei Eintreten dass bei der Mehrzahl der betrachteten Branchen per des Szenarios „Digitalisierung schnell“ 17 000 Arbeits- saldo mit ausgeprägteren arbeitseinsparenden Wirkun- 20
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