Schöpfung - Staunen und (ein bisschen) Verstehen

Die Seite wird erstellt Hortensia-Antonija Wegner
 
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Michaelis /Fallersleben und St. Petri/Mörse
               Sonntag „Jubilate“, 3.5.2020

 Schöpfung –
 Staunen und (ein bisschen) Verstehen
 Liebe Gemeinde,

 Ein vertrauter Satz …
 „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des
 Himmels und der Erde“: Wohl jeder von uns hat diesen Anfang
 unseres Glaubensbekenntnisses schon gesprochen. Darin sind die
 Verse unseres Textes 1.Mose 1, 1ff zusammengefasst.
 Er ist gewiss einer der Kernsätze der Bibel und überhaupt unseres
 christlichen Glaubens. Und weltweit sind es Millionen von gläubigen
 Menschen, die unbeirrbar an diesem Bekenntnis festhalten:
 „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des
 Himmels und der Erde.“

 … zu dem es viele Fragen gibt
 Aber gerade in unserer modernen Zeit brechen auch Fragen und
 Zweifel auf: Stimmt denn das? Sieht die Wissenschaft das alles nicht
 ganz anders? Wir hören es doch immer wieder: „Das hat die
 Evolution zuwege gebracht.“ Oder wir hören vom Urknall, welcher als
 Anfang und Auslöser von allem bezeichnet wird. Von einem Schöpfer,
 der alles wunderbar bereitet hat, hören wir im Bereich der
 Wissenschaft kaum einmal.
 Wie kommen wir, die Christen, damit zurecht?
 Müssen wir uns nicht ernsthaft damit auseinandersetzen?
 Diese Auseinandersetzung geschieht auch schon. Zum Beispiel, indem
 zwei Professoren einen Dialog geführt haben zum Thema Schöpfung,
 Ein Professor der Theologie und ein Professor für Biochemie. (Ich
 weiß nur nicht mehr in welcher Wochenzeitung ich das gelesen
 hatte.)
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               Sonntag „Jubilate“, 3.5.2020
 Beide Redner stimmten darin überein, dass vieles in der Natur uns
 Anlass zum Staunen und zur Ehrfurcht gibt. Gerade im Frühling, wenn
 es nach der langen Winterzeit draußen zu grünen und zu blühen
 anfängt, werden uns die Wunder der Schöpfung Gottes wieder groß
 und frisch und neu.
 Der Theologieprofessor gestand, dass ihm Naturkatastrophen wie
 Erdbeben oder Flutwellen große Not bereiten würden, auch für
 seinen Glauben. Er könne nur feststellen, dass auch Leid und Tod zum
 Leben auf unserer Erde gehören. An Jesus werde uns das deutlich.
 Und er betonte, dass die biblischen Schöpfungsgeschichten keine
 naturwissenschaftlichen Berichte sein wollen. Sie sind Zeugnisse des
 Glaubens, dass Gott, dem wir unser Leben anvertrauen, die ganze
 Welt in seiner Hand hält. Sie sind Lob Gottes.
 Der Professor für Biochemie beschrieb die naturwissenschaftliche
 Theorie über die Entstehung der Welt – eine Entwicklung in
 Milliarden von Jahren. Er äußerte seine Überzeugung, dass die
 Wissenschaft sehr zurückhaltend und vorsichtig mit ihren Urteilen
 sein müsse. Sie würde ja nur einen ganz kleinen Teil von allem
 erkennen können.

 … aber auch Antworten
 Die Professoren waren sich einig: Glaube und Wissenschaft schließen
 sich nicht aus, sondern können sich gegenseitig ergänzen und
 befruchten.
 Ein besonders schönes, eindrucksvolles Beispiel für das Miteinander
 von Glauben und Denken sind die Psalmen, die Ernesto Cardenal, ein
 lateinamerikanischer Christ, der vor kurzem verstorben ist, für seine
 Landsleute in Nicaragua geschrieben hat. Er hat auch den wunderba-
 ren Lobgesang auf Gottes Schöpfung, den 104. Psalm, nachgedichtet.
 Einige Zeilen daraus:
  „Lobe den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott, du bist groß!
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               Sonntag „Jubilate“, 3.5.2020
                        Wie auf einer Töpferscheibe
           hast du aus einer Wirbelwolke kosmischen Staubes
                   die Spiralen der Milchstraße gezogen.
        Unter deinen Händen begann das Gas sich zu verdichten
                 und zu glühen; so formtest du die Sterne.
          Wie Sporen und Samen hast du Planeten ausgestreut
                     und sätest Planeten wie Blumen.
             Ein rot glühendes Meer war unser Planet Erde…
                Und alles Wasser war damals noch Dampf,
                dunkle Wolkendecken hüllten die Erde ein.
                      Und dann begann es zu regnen –
      ein Jahrhunderte langer Regen fiel auf steinerne Kontinente.
                 Das Zusammenspiel von Wasser und Licht
        erzeugte das erste Molekül, die erste Bakterie teilte sich.
                Im Prä–Kambrium erschien die erste Alge,
                        von Sonnenenergie ernährt.
               Winzige Tierchen, wie Blumen aus Gelatine,
                  bewegten sich und pflanzten sich fort –
            das ist der Ursprung, von allem, was heute lebt….“

 Lieder nehmen uns mit
 Wie können wir nun, ganz praktisch und konkret, das Lob des
 Schöpfers in unser Leben hereinnehmen?

 Heute, am Sonntag Jubilate, ist die Antwort doch naheliegend:
 Die wunderbaren Lieder unseres Gesangbuchs wollen und können
 uns mitnehmen, hinein in das Lob Gottes. Zum Beispiel die besonders
 schönen Lieder unter der Überschrift „Natur und Jahreszeiten“. Wir
 sollten sie immer wieder aufschlagen, sie beten, meditieren, singen,
 wenn möglich sogar einige auswendig lernen.
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               Sonntag „Jubilate“, 3.5.2020
 Etwa das Lied von Matthias Claudius mit dem herrlichen, so
 schlichten und doch so tiefgründigen Kehrvers:
       „Alle gute Gabe kommt her von Gott, dem Herrn;
       drum dankt ihm, dankt,
        – und hofft auf ihn!“
 Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind in diesem Vers
 angesprochen, – und immer geht es um unsere Beziehung zu Gott!

 Woher kommt denn alles: die Welt, unsere Erde und das Leben auf
 ihr, alles, was wir sind und was unser Dasein ausmacht?

 Immer wieder begegnen wir Menschen, die uns als sehr kritische
 Zeitgenossen erscheinen. Aber sie können es nicht akzeptieren, dass
 alles Gewordene nur Ergebnis von Zufall sein soll. Und sie werden
 bestätigt durch Forscher und Wissenschaftler, bis in unsere Zeit
 herein, die sich auch so äußern.
 Zwei Beispiele:
 Albert Einstein, – er starb 1955. In seinem letzten Aufsatz
 „Wissenschaft und Religion“ hat er geschrieben: „Meine Religion
 besteht in einer demütigen Bewunderung einer unbegrenzten
 geistigen Macht, die sich selbst in den kleinsten Dingen zeigt.“
 Und Carlo Rubbia, Physiker, ein jüngerer Nobelpreisträger, der
 einmal feststellte :
 „Wenn wir die Galaxien der Sternenwelt zählen oder die Existenz der
 Elementarteilchen beweisen, bin ich als Forscher tief beeindruckt
 durch die Ordnung und die Schönheit, die ich im Kosmos finde sowie
 im Inneren der materiellen Dinge. Die Vorstellung, dass dies alles das
 Ergebnis eines Zufalls sei, ist für mich vollkommen unannehmbar. Es
 ist hier eine Intelligenz auf höherer Ebene vorgegeben.“
 Ja wir dürfen es im Glauben festhalten:
         „Was nah ist und was ferne, von Gott kommt alles her.“
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               Sonntag „Jubilate“, 3.5.2020
 Da fällt vielleicht manchem von uns gleich das andere, noch viel
 bekanntere Lied von Paul Gerhardt ein:
                  „Geh aus, mein Herz, und suche Freud.“
 Ganz praktisch, ganz persönlich können wir es hören und umsetzen:
 Geh hinaus, in dieser Frühlings–, in dieser Sommerzeit.
 In den Garten, in die prächtige Natur ringsum.
 Schau an! Die Bäume, die Bächlein, die Wiesen.
 Jeder von uns kann diese Aufzählung ergänzen.
 Und dann „Ich singe mit, wenn alles singt.“
 Ich kann gar nicht anders, als mit einzustimmen in das „Jubilate!“,
 in das „Lobe den Herrn“:
       „Lobe den Herren, der kunstvoll und fein dich bereitet,
       der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet.“
       Freude und Dank münden in das Lob des Schöpfers.

 Den ersten Menschen wird auch eine Verantwortung für alles Leben
 auf der Erde übertragen. In der Paradiesgeschichte ist es der Auftrag,
 dass Adam und Eva den Garten bebauen und bewahren sollen.
 Heute erkennen nicht nur wir Christen besser, als es vergangenen
 Generationen gegeben war, dass damit den Menschen auch die
 Zukunft unserer Erde anvertraut ist.
 Jeder Einzelne kann und soll an seinem Platz alles tun, damit Gottes
 Schöpfung nicht zugrunde gerichtet, sondern bewahrt wird.
 Aber was ist, wenn wir Menschen doch manches kaputt machen?
 Und was ist, wenn mein eigenes Leben einmal zu Ende geht?

 Unsere Glaubensbekenntnisse geben eine klare Antwort.
 Besonders schön bringt es das Nicänische Bekenntnis zum Ausdruck,
 das mehr im Bereich der orthodoxen Christenheit gesprochen wird,
 aber auch an Festtagen in unseren Gottesdiensten:
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               Sonntag „Jubilate“, 3.5.2020
       „Wir glauben an den einen Gott, der alles geschaffen hat,
       die sichtbare und die unsichtbare Welt.“

 Gottes Schöpfung ist also größer und reicht weiter, als wir sehen und
 begreifen können! Wir dürfen noch Großes, ja Wunderbares,
 erwarten. Amen.

 Gebet
 Wir kommen zu dir, Gott,
 und danken dir für alles,
 was unser Leben schön macht.
 Wir danken dir für die Menschen,
 durch die wir deine Liebe erfahren.
 Wir danken dir für den Reichtum der Natur,
 die wir nutzen und genießen können.
 Wir danken dir für den Segen der Technik und der Medizin
 die uns die Arbeit und das Leben gerade in diesen Tagen der
 Pandemie, leichter machen.
 Wir danken dir für so vieles, was du uns schenkst
 und was wir als selbstverständlich hinnehmen.
 Wir bitten dich, Gott,
 lass uns vernünftig und verantwortungsbewusst
 mit all deinen Gaben umgehen.
 Wir bitten dich,
 lass uns den Menschen, die du uns an die Seite gestellt hast,
 mit Achtung und Würde, mit Offenheit und Wahrhaftigkeit,
 mit Freundlichkeit und Liebe begegnen.
 Wir bitten dich
 um einen klaren Blick
 für alles, was nötig ist,
 um Leben zu fördern und zu schützen.
Michaelis /Fallersleben und St. Petri/Mörse
               Sonntag „Jubilate“, 3.5.2020
 Was wir auf dem Herzen haben,
 was uns freut und was uns bedrückt,
 wir bringen es dir, Gott,
 und bitten dich, dass du uns erhörst.
 Amen.
                  Bleiben Sie behutsam – und behütet!

                           Ihr Rüdiger Kitzmann

             (Pastor i.R./Gastdienstler – Tel. 0176-96723167)
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               Sonntag „Jubilate“, 3.5.2020

 Wann gibt es wieder Gottesdienste in unseren Kirchen?

 Die längste Durststrecke haben wir offenbar hinter uns. Langsam und
 vorsichtig sollen Öffnungen in vielen Bereichen wieder möglich
 werden, dazu gehören auch Gottesdienste in unseren Kirchen.
 Die Sicherheitsauflagen sind allerdings so detailliert und
 weitreichend, dass die Kirchengemeinden einige Zeit brauchen
 werden, um diese Auflagen so zu erfüllen, dass Gottesdienste dann
 auch wirklich möglich sind. Das ist komplizierter, als wir uns vorher
 ausgemalt haben. Und der Ablauf des Gottesdienstes sollte so sein,
 dass dabei auch eine gute und festliche Stimmung aufkommen kann.
 Wir informieren über unsere Internetseiten, aber auch über die
 Zeitungen und Aushänge, sobald wir wieder Gottesdienst feiern
 können.

 Wir freuen uns, Sie wiederzusehen.
 Nutzen Sie bis dahin unsere ausgelegten Predigtimpulse, aber auch
 die Gottesdienste im Fernsehen (ARD, ZDF, tv38) oder auch im
 Internet.

 Herzliche Grüße von Ihrem
 Kirchenvorstand und den Pastoren
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