ANNE FRANK in Frankfurt am Main
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Aus dem Tagebuch Inhalt „Du weißt längst, dass es mein liebster Wunsch ist, einmal Journalistin 4 Grußwort und später eine berühmte Schrift- stellerin zu werden. Themen habe ich 6 Anne Franks Leben bis jetzt genug. Nach dem Krieg will ich auf jeden Fall ein Buch mit dem Titel ‚Das Hinterhaus‘ herausgeben. 10 Rundgang 1: Dornbusch Ob mir das gelingt, ist auch die Frage, Wo lebte die Familie Frank? aber mein Tagebuch wird mir als Grundlage dienen.“ Eine traditionsreiche Frankfurter Familie Anne Frank, 11.5.1944 Jüdisches Leben in Frankfurt zur Zeit Anne Franks Legende 24 Rundgang 2: Innenstadt Gedenkstätte und Museen Wichtige historische Information Von Frankfurt nach Amsterdam Haus, das in Zusammenhang mit Familie Frank steht Verfolgt, untergetaucht, ermordet: Die Familie Frank in den Niederlanden Geburt und erste Jahre von Margot & Anne in Frankfurt 36 Anhang Hochzeit „Die Bildungsstätte Anne Frank“ Sehenswürdigkeit Das Familie-Frank- Zentrum Museum Wer in Frankfurt alles den Namen öffentliche Einrichtung Anne Frank trägt Synagoge Impressum 2 3
„Bis zu meinem vierten Lebensjahr wohnte ich in Frankfurt …“ Viele Jahre hatten sich engagierte Frankfurter*innen Anne Frank, Tagebuch, 20.6.1942 immer wieder dafür eingesetzt – und doch hat es sehr lange gedauert, bis die Bürger*innen der Stadt be- gannen, eine ihrer bekanntesten Autorinnen angemes- sen zu würdigen. Auch heute verweisen nur einfache Hinweistafeln auf die Häuser, in denen die Familie Frank gelebt und Anne Frank die ersten Lebensjahre verbracht hat. Die Gründung der Bildungsstätte Anne Frank durch Frankfurter Bürger*innen war dem Wunsch geschuldet, dem sparsameren Gedenken im öffentlichen Raum eine lebendige Erinnerungskultur zur Seite zu stellen. Annes Vater Otto hatte sich bereits in den fünfziger Jahren dafür eingesetzt, dass in der Geburtsstadt sei- ner Tochter ein Ort geschaffen wird, der an Anne Frank erinnert und die Botschaft ihres Tagebuchs lebendig hält. 1997 wurde die Bildungsstätte Anne Frank (damals noch „Jugendbegegnungsstätte“) dann wenige hundert Meter von Annes Elternhaus im Stadtteil Dornbusch ein- gerichtet. Natürlich, Anne Frank hat nicht lange hier gelebt – die Franks mussten auswandern. Und doch ist die Geschichte der Familie, die seit Jahrhunderten in Frankfurt lebte, in vielfacher Hinsicht kennzeichnend für die Stadt: Frank- furt hatte damals eine der größten jüdischen Bevölke- rungen in Deutschland, mit einer aufstrebenden Mittel- schicht, die vom Antisemitismus, der sich auch in diesem liberalen, urbanen Milieu verbreiten konnte, überrascht wurde. Wir haben in diesem Büchlein vieles zusammengetra- gen, was man über Anne Frank und ihre Geburtsstadt wissen muss, und verstehen es als einen Einstieg zu ei- ner näheren Beschäftigung mit dieser ganz besonderen Dr. Meron Mendel, Direktor Verbindung und den Spuren von Anne Frank in Frankfurt der Bildungsstätte Anne Frank am Main. 4 5
Anne Franks Anne und ihre Familie stammen aus Frank- furt am Main, einer Stadt, in der ihre Vor- Leben fahren schon seit rund 400 Jahren bezeugt sind. Hier wird Anne am 12. Juni 1929 geboren. Ihre Schwester Margot ist drei Jahre und vier 12.6.1929 Geburt von Monate älter als sie. Die Familie lebt und Mit ihrem Tagebuch wurde Anne Frank wohnt im Stadtteil Dornbusch nördlich der Anne Frank weltberühmt. Sie schildert darin das Innenstadt. An den beiden Häusern, in denen schwierige Leben in dem Amsterdamer sie lebten, sind heute Gedenk- und Informa- tionstafeln angebracht. Im Stadtteil Dorn- Hinterhaus, in welchem sie sich vor der busch befindet sich auch die Bildungsstätte lebensbedrohlichen Verfolgung durch Anne Frank. die Nazis verstecken musste, gemein- Vier Jahre ist Anne alt, als sie mit ihren Eltern sam mit ihren Eltern, ihrer Schwester, und ihrer Schwester über Aachen, den Ge- Edith und Hermann van Pels mit deren burtsort ihrer Mutter, nach Amsterdam um- Sohn Peter und Fritz Pfeffer. Über zwei zieht. Aufgrund der wirtschaftlichen und 1934 Umzug nach politischen Lage können und wollen sie nicht Jahre konnten sie sich dort auf engem in Frankfurt bleiben und hoffen, in den Nieder- Amsterdam Raum verbergen, bis sie entdeckt und in landen in Sicherheit zu sein. Der Vater kennt Konzentrationslager gebracht wurden. die Stadt bereits, weil er dort schon einmal als Bankkaufmann gearbeitet hat. Nun übernimmt Von der vierköpfigen Familie überlebte er eine Filiale der Kölner Firma „Opekta“, die nur der Vater Otto Frank. Anne und ihre Geliermittel (Pektin) vertreibt, mit denen man Schwester Margot starben im Konzent- zum Beispiel Marmelade herstellen kann. rationslager Bergen-Belsen in der Da Anne so jung von Frankfurt am Main nach Lüneburger Heide, ihre Mutter Edith Amsterdam umzieht, lernt sie von klein auf die holländische Sprache. Sie besucht zu- in Auschwitz-Birkenau. nächst einen holländischen Montessori-Kinder- garten in der Nähe ihrer neuen Wohnung am Merwedeplein (Merwedeplatz), dann eine Montessori-Schule. Sie schreibt alles, was ihr wichtig ist, auf Holländisch, auch ihr später berühmt gewordenes Tagebuch. Anne ist ein lebenslustiges Mädchen, gesel- lig und sehr gesprächig. Sie stellt immerfort Fragen, ist eine gute Schülerin (mit Ausnahme von Mathematik), liest und lernt viel und be- kommt gute Noten in der Schule. Sie geht © Anne Frank Fonds mit Begeisterung ins Kino und schauspielert Anne Frank als selbst gern. Sie beschreibt sich in ihren Tage- Schülerin des Jüdischen Lyzeums Amsterdam, büchern als „fleißig, ehrlich und großzügig“ Dezember, 1941 (7.3.1944). Sie hat graugrüne Augen mit 6 7
ANNE FRANKS LEBEN ANNE FRANKS LEBEN grünen Sprenkeln, ist körperlich eher zier- verschleppt. Am 3. September werden sie von lich. Sie selbst erwähnt am 28.9.1942, dass dort mit einem der letzten Transporte nach sie Grübchen in den Wangen und im Kinn Auschwitz gebracht. Edith Frank und ihre habe. Annes Cousin Buddy Elias beschreibt Töchter Margot und Anne kommen ins Frau- Anne als Kind, das „gelacht und gelacht“ enlager Auschwitz-Birkenau. Anne und Mar- habe. got werden von dort aus Ende Oktober oder Anfang November ins Konzentrationslager Wegen der antijüdischen Gesetze muss Anne Bergen-Belsen in der Lüneburger Heide ge- 1944 im Herbst 1941 die Montessorischule verlas- bracht, wo sie zwischen Ende Februar und Anne und sen und auf das neugegründete Jüdische Anfang März sterben. Ihre Mutter Edith bleibt Margot sterben in Herbst 1941 Lyzeum wechseln. Als die Familie Frank am im Lager Auschwitz-Birkenau zurück, wo sie Bergen- Anne muss 5. Juli 1942 im Hinterhaus der Firma unter- am 6. Januar 1945 stirbt. Belsen auf das jüdische taucht, haben die Nationalsozialisten die Lyzeum Vernichtung der Juden schon genau ge- Der überlebende Vater erfährt nach der Be- 1945 wechseln plant. Im Konzentrationslager Auschwitz gibt freiung von einer Bekannten, dass seine Frau Edith stirbt im Frauen- es bereits Vergasungen, die ab Juni 1942 in der Krankenbaracke des Lagers gestorben lager dann im großen Stil durchgeführt werden. ist. Erst später kann er in Erfahrung bringen, Auschwitz- Birkenau 1942 Hundertausende Jüdinnen und Juden sind dass auch seine beiden Töchter gestorben Es gibt zu dieser Zeit in verschiedene Konzentrati- sind, vermutlich an Fleckfieber oder Typhus. bereits Vergasun- onslager deportiert worden, ihre Ermordung gen in hat begonnen. Auschwitz Am 4. August 1944 werden die insgesamt acht 4.8.1944 Untergetauchten in der Prinsengracht 263 Verhaftung verhaftet und zunächst in das Lager Wester- im Hinter- haus bork im Nordosten der Niederlande, ein soge- nanntes Durchgangslager, zur Zwangsarbeit © Anne Frank Fonds © Anne Frank Fonds Anne Frank (zweite von rechts) mit ihrer Lehrerin und zwei Mitschülerinnen der Montessori-Schule in Anne mit ihrer älteren Schwester Margot, 1933 Amsterdam, 1940 8 9
RUNDGANG 1: Dornbusch Wo lebte die Familie Frank? © Anne Frank Fonds Die Geburtsklinik von Anne Frank ist nicht mehr Wohnhaus Marbachweg 305/307 erhalten. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Annes Großmutter Alice Stern engagierte sich im Ersten Weltkrieg (1914–1918) freiwillig als Kran- kenschwester. Sie war Mitglied im Vaterländischen Im März 1927, nach der Geburt von Mar- Frauenverein vom Roten Kreuz. Im Krankenhaus in got, zieht die Familie vom Frankfurter der Eschenheimer Anlage kommen Margot (am Beethovenplatz an den Marbachweg 16. Februar 1926) und Anne Frank (am 12. Juni 1929) 305/307 – in eine großzügige Wohnung 1 zur Welt. im Grünen mit einem großen Balkon nach Süden. Jeden Nachmittag gehen Kinder aus der Nachbar- Anne Franks Eltern, Edith Holländer und Otto Frank, schaft bei den Franks ein und aus und spielen, wie hatten am 12. Mai 1925 in der Aachener Synagoge die Mutter notiert, „Kaufladen, Schule, Eisenbahn, geheiratet, am Geburtsort Ediths. Den Eltern Ediths Trambahn, Puppenwaschen“. gehört damals in Aachen eine Firma für den Handel mit Metallen und deren Wiederverwertung. Nicht Die Franks bewohnen in diesem Haus, vor dem heute nur in dieser Stadt, sondern auch in Köln und in der eine Gedenkstele steht, den ersten und zweiten Nähe von Hannover gibt es Niederlassungen der Firma. Stock. Der Marbachweg ist damals noch nicht be- festigt, wird erst in den folgenden Jahren gepflas- Zu ihren Familienmitgliedern in Aachen hat die tert. Nach Norden hin gibt es zahlreiche Felder und Frankfurter Familie eine enge Beziehung. Von Aachen Wiesen. Der Stadtteil Dornbusch wird damals neu reist später die Familie Annes auch nach Amster- entwickelt und ist als ein sozial gemischtes Vier- dam aus, weil sie hoffen, so vor der Verfolgung tel angelegt. Das entspricht der Idee des „neuen durch die Nationalsozialisten sicher zu sein. Frankfurt“. 10 11
RUNDGANG 1: Dornbusch Am 12. Juni 1929 wird Anne geboren, mit vollständi- gem Namen: Annelies Marie Frank. Das Tagebuch der Klinik vermerkt die Geburt eines „Säuglings Frank“, irrtümlich mit dem Zusatz: „männlichen Ge- schlechts“. Auf einem Foto von Otto Frank ist Anne einen Monat später auf dem Balkon der Wohnung zu sehen – umringt von Nachbarskindern und Haus- mädchen. In Annes Geburtsjahr fällt die Wirtschaftskrise. In dieser Zeit nimmt auch der nationalsozialistische Straßenterror zu. © Anne Frank Fonds Im März 1931 zieht die Familie in die Ganghofer- 2 straße 24. Im sogenannten Dichterviertel zwischen Dornbusch und Hügelstraße gibt es viele villenartige Anne Frank im Alter von einem Monat auf Häuser. Die neue Wohnung ist kleiner als die im dem Balkon des Hauses am Marbachweg Marbachweg. In der Nachbarschaft gibt es viele noch freie Bauplätze, Äcker sowie Felder der stadt- bekannten Gärtnerei Sinai. Anne ist 21 Monate alt, als die Familie dorthin um- zieht. Ihre Schwester Margot wird Ostern 1932 ein- geschult: in die liberale und neuen pädagogischen Methoden aufgeschlossene Ludwig-Richter-Schule 3 am Eschersheimer Lindenbaum (an der Eschers- heimer Landstraße). Dort steht „freies Lernen“ im Vordergrund. Otto Franks Schwager Erich Elias ist bereits 1929 in Zu dieser Zeit ist die politische Lage schon äußert die Schweiz ausgewandert, seine Ehefrau Helene ernst. Die NSDAP hat bei den Reichstagswahlen im – die Schwester Ottos – zieht 1930 mit ihrem Sohn September 1930 einen außerordentlichen Erfolg er- Buddy nach. Auch die Eltern Annes denken über rungen und ist mit 107 Abgeordneten ins Parlament Auswanderung nach. Sie zögern aber noch, nicht eingezogen. Zuvor waren dort nur zwölf Abgeordnete zuletzt wegen Annes fast 70-jähriger Frankfurter dieser Partei vertreten. Großmutter Alice (1865–1953). 12 13
RUNDGANG 1 Ludwig-Richter-Schule 2 ße tra fers n gho Ga e rass ndst imer La 1 eg e chw ersh ba Mar Esch © Anne Frank Fonds 3 © Anne Frank Fonds 4 Hansaallee 14 15
RUNDGANG 1: Wo lebten die Franks? Dornbusch Marbachweg 305/307 1 Im März 1927, nach der Geburt von Anne älterer Schwester Margot, zieht die Familie hier ein. Es ist die erste Wohnung, in der Anne lebt. ► U5 (Haltestelle Marbachweg) Richtung Preungesheim Ganghoferstraße 24 2 Im März 1931 zieht die Familie in die 1 Ganghoferstraße 24, im sogenannten Dichterviertel zwischen Dornbusch und Hügelstraße. ► Von Frankfurt Willy-Brandt-Platz U1 (Haltestelle Fritz-Tarnow-Straße) Richtung Ginnheim, U3 (Haltestelle Fritz-Tarnow-Straße) 2 Richtung Oberursel (Taunus)-Hohemark Kreuzung Eschersheimer 3 Landstrasse / Marbachweg In der U-Bahn-Station „Dornbusch“ ist das berühmte Foto von Anne mit Schwester und Mutter zu sehen, aufge- nommen im März 1933 an der Haupt- wache Frankfurt 3 Bildungsstätte Anne Frank 4 Zentrum für politische Bildung und Beratung Hessen Hansaallee 150, 60320 Frankfurt am Main ► Von Frankfurt Hauptbahnhof U4/U5 (Haltestelle Haltestelle Willy- Brandt-Platz) Richtung Preungesheim, Jede S-Bahn (Haltestelle Hauptwache), dann U1/U2/U3/U8 (Haltestelle Dornbusch), Richtung Ginnheim, 4 Gonzenheim, Hohemark oder Riedberg 16 17
ANNE FRANKS LEBEN ANNE FRANKS LEBEN Eine traditionsreiche Frankfurter Familie. Annes Großeltern und Eltern als Geschäftsleute × Stadtteil Bockenheim × Das Haus der Franks in der Dantestraße 4 × Das westliche Westend × Das Senckenberg-Museum × Die Festhalle Der Neubau der wissenschaftlichen Institute der Senckenbergischen Stiftung in Frankfurt am Main, 1908 Die Vorfahren von Anne Frank leben über Jahr- Die Franks erleben in diesen Jahren den Bau hunderte hinweg in Frankfurt. Annes Groß- von Universitätsgebäuden, die Eröffnung des mutter väterlicherseits, Alice Betty Stern, ist Senckenberg-Museums 1907 und der Festhalle Frankfurterin, ihr späterer Ehemann Michael 1909. Das westliche Westend ist ein Stadt- 1907 Frank stammt aus Landau in der Pfalz. teil, der Kaufleute, Wissenschaftler und er- Bau des Universitäts- folgreiche Frankfurter anzieht. gebäudes & 1893 kauft Michael Frank eine kleine Firma Eröffnung des neuen im Stadtteil Bockenheim, die Kleinkindnah- Anne Frank schreibt am 8.5.1944 in ihr Ta- Sencken- rung herstellt. Auch wird er Mitinhaber der gebuch, ihr Großvater Michael Frank habe berg- Museums Frankfurter Genossenschaftsdruckerei und das Leben von reichen Leuten geführt. Das eines Reisebüros im Grandhotel „Frankfurter ist offensichtlich übertrieben. Aber sicher- Hof“. Ungefähr ab dem Jahr 1900 konzent- lich kann man von einer angesehenen Kauf- riert er sich auf das neugegründete „Bank- mannsfamilie sprechen, von einer Frank- ab 1900 geschäft Michael Frank“, das unter anderem furter Erfolgsgeschichte, die durch die „Bank- auf Devisengeschäfte und Geldanlagen spe- Weltwirtschaftskrise 1929 jäh unterbrochen geschäft Michael zialisiert ist. wird. Frank“ 1929 Welt- Die Großeltern Annes kaufen ein Mehrfa- Anne Franks Vater Otto macht 1908 sein wirtschafts- 1902 milienhaus in der Nähe des späteren Sen- Abitur und beginnt in Heidelberg mit einem krise Annes ckenberg-Museums und ziehen dort 1902 Studium der Kunstgeschichte. Er verdient Großeltern kaufen ein ein. Das Museum wird 1907 eröffnet. Dieses den Familienunterhalt einerseits mit Bank- Haus Haus der Franks lag mitten im heutigen Uni- geschäften, andererseits mit der Herstellung versitätsviertel, in der Dantestraße 4 an der von salzhaltigen Pastillen aus zwei Mineral- Ecke des Beethovenplatzes, auf dem sich die quellen in Bad Soden im Taunus: die „ächten 1883 fertiggestellte evangelisch-lutherische Sodener Mineral Pastillen“ gegen Husten Christuskirche befindet. und Heiserkeit. 18 19
ANNE FRANKS LEBEN ANNE FRANKS LEBEN Jüdisches Leben in Frankfurt zur Zeit Anne Franks. Die vier großen Synagogen × Synagoge in der Friedberger Anlage × Synagoge am Börneplatz × Synagoge in der Börnestraße (frühere Judengasse) Gedenkstätte × Westend-Synagoge Börneplatz mit dem Namenszug in der Freiherr-vom- Anne Franks Stein-Straße Bis zum Holocaust durch die Nationalsozia- listen ist die jüdische Gemeinde in Frankfurt nach Berlin die zweitgrößte in Deutschland. 1925 leben in Frankfurt etwa 30.000 Jüdinnen und Juden. Das sind mehr als 6 Prozent der Gesamtbevölkerung. gesteckt und muss später auf Anordnung der Stadt Frankfurt abgerissen werden. Die Steine Das religiöse Gemeindeleben der Jüdinnen werden zur Befestigung der Friedhofsmauer und Juden in Frankfurt findet in einer ganzen verwendet. Für die Abbruchkosten muss die Reihe von Synagogen statt, die sich teilweise Gemeinde selbst aufkommen. in ihrer Liturgie deutlich unterscheiden. Innerhalb der jüdischen Gemeinde selbst Gleich drei große Synagogen werden in Frank- gibt es zwei Richtungen, eine liberale und furt im Zeitraum zwischen 1882 und 1910 er- eine konservative. Die konservativen Mitglieder richtet. Orthodoxe Juden haben sich mit ihrem treffen sich seit 1882 zum Gottesdienst in der Rabbiner Samson Raphael Hirsch 1876 nach Synagoge am Börneplatz (zwischen Konsta- 2 theologischen Auseinandersetzungen zur blerwache und Alter Brücke). neuen Israelitischen Religionsgemeinschaft zusammengeschlossen. Sie unterhält ab 1907 Auch diese wird während der Novemberpro- 1 ein großes Gotteshaus in der Friedberger grome 1938 zerstört. Heute befinden sich dort Anlage. Im Zuge des Progroms am 10. No- eine jüdische Gedenkstätte und das Museum vember 1938 wird es von den Nazis in Brand Judengasse. 20 21
ANNE FRANKS LEBEN ANNE FRANKS LEBEN sozialismus diente sie dem liberalen Reform- flügel als Gotteshaus. Die Franks sehen sich selbst als Reform- juden. Sie bewahren in ihrer Familie jüdische Traditionen, ohne sich als besonders religiös zu verstehen. Religiöse Inhalte bringt eher Annes Mutter als ihr Vater in das Familien- leben hinein. Sie nehmen nur gelegentlich an Veranstaltungen der Synagoge teil. Gleich- wohl essen sie am Sabbat koscher oder feiern Chanukka. Die Eltern wollen aber, dass Margot Alter jüdischer und Anne frei von religiösen Bürden auf- Friedhof am wachsen. Börneplatz Weder Annes Vater noch seine Geschwister haben eine jüdische Schule in Frankfurt be- sucht. Es gab in der Familie keine Bat-Mizwa- Feier zum dreizehnten Geburtstag. Auch Hebräisch hat Otto Frank nicht gelernt. In der Mauer um den Alten jüdischen Friedhof sind mehr als 11.000 Namenssteine für die im Holocaust ermordeten jüdischen Einwohne- rinnen und Einwohner Frankfurts eingelassen, darunter auch je einer für Margot und Anne Frank („Annelies Frank“). Diese sind leicht zu finden, da die Steine an der Mauer in alpha- Westend- Synagoge in betischer Reihenfolge angebracht sind. Frankfurt, 3 2019 In der Synagoge in der Börnestraße, der früheren Judengasse, trifft sich damals die liberale Gemeinde. 4 Die 1908–1910 erbaute Westend-Synagoge ist heute das geistliche Zentrum des jüdi- schen Gemeindelebens der Stadt. Als einzige der vier großen Synagogen der Stadt über- steht sie schwer beschädigt die November- pogrome; auch im Krieg wird sie nicht weiter zerstört. Bis zum Untergang des jüdischen Lebens in Frankfurt in der Zeit des National- 22 23
RUNDGANG 2 2 © Anne Frank Fonds 1 Battonstraße Alte Brücke Konstablerwache © Anne Frank Fonds Römerberg © Anne Frank Fonds 3 er Ste g Eisern Zeil e ü ck Br in ma ter Un 4 ße tra 5 an ds e rL a inz u eM 24 Ne 25 © Anne Frank Fonds
RUNDGANG 2 Innenstadt Museum Judengasse 1 Battonnstrasse 47, 60311 Frankfurt am Main Das Museum ist Montags geschloßen, Di 10–20 Uhr, Mi –So 10–18 Uhr. 1 Hier gibt es den Schlüssel für den jüdischen Friedhof. Jungen und Männer müssen eine Kopfbedeckung tragen. www.juedischesmuseum.de 2 2 Gedenkstätte Börneplatz Eine lange Mauer umgibt den alten jüdischen Friedhof. In der Mauer sind fast 12.000 Namenstafeln eingelassen ► Von U4, U5 (Haltestelle Konstablerwache) Tram 11, 12 (Haltestelle Börneplatz) Tram 18 (Haltestelle Börneplatz) Mahnmal für die Opfer des 3 Nationalsozialismus gestaltet von Hans Wimmer, 3 vor der Paulskirche Jüdisches Museum 4 Bertha-Pappenheim-Platz 1, 4 60311 Frankfurt am Main Derzeit im Umbau. Eröffnung im April 2020. ► U1, U2, U3, U4, U5, U8 / Tram 11, 12 (Haltestelle Willy-Brandt-Platz) Main Tower 5 5 (Mosaik „Frankfurter Treppe“) Neue Mainzer Straße 52 – 58, 60311 Frankfurt. 1 und 2 – Eingang zum Museum Judengasse Der Eingangsbereich ist täglich außer sonntags und Gedenkstätte, Börneplatz geöffnet. Als einziger Wolkenkratzer Frank- 3 – Mahnmal für die Frankfurter Opfer des furts hat der Main Tower eine öffentliche Aus- Nationalsozialismus vor der Paulskirche. sichtsplattform (gebührenpflichtig). 4 – Jüdisches Museum, Bertha-Pappenheim-Platz www.maintower.de 5 – „Frankfurter Treppe / XX. Jahrhundert“, ein Wandmosaik ► S1 bis S9 (Haltestelle Taunusanlage) des Künstlers Stephan Huber im Eingang des Main Towers. Richtung Innenstadt. Von dort knapp Auf dem Bild, das aus etwa 2,7 Millionen blauen und grauen zehn Fußminuten bis zum Eingang Steinchen besteht, ist Anne Frank rechts unten auf einer Stufe des Main Tower. sitzend zu sehen. 26 27
ANNE FRANKS LEBEN ANNE FRANKS LEBEN Weltwirtschaftskrise. Nationalsozialistische Propaganda Anne Frank ist wenige Monate alt, als die Naziaufmarsch auf dem Römer. Welt in eine ungeahnte Wirtschaftskrise tau- Am Rathaus hängt die Hakenkreuzfahne melt. Es häufen sich Konkurse von Firmen, darunter auch große Frankfurter Unterneh- men wie der Versicherungskonzern FAVAG, der im August 1929 Konkurs anmeldet. Bei Ludwig Landmann, seit Oktober 1924 Ober- den Banken versuchen Sparer, ihr Geld abzu- bürgermeister der Stadt, wird als Jude ver- heben. Am „Schwarzen Freitag“ im Oktober folgt, schließlich am 11. März 1933 aus sei- 1929 kollabiert die New Yorker Börse mit welt- nem Amt vertrieben. Er emigriert wie die Oktober weiten Auswirkungen. In der Bankenstadt Familie Frank in die Niederlande, und auch 1929 Frankfurt ist die Arbeitslosigkeit besonders er taucht dort später unter. „Schwarzer Freitag“ hoch. In vielen weiteren Branchen kommt es zu Massenentlassungen. Das Bankgeschäft Am 13. März 1933 hisst die SA auf dem Balkon Michael Frank muss für das Jahr 1929 keine des Römers die Hakenkreuzfahne. Am 1. April Gewerbesteuer mehr zahlen, so schlecht ge- rufen die Nazis zum Boykott jüdischer Ge- 1.4.1933 hen die Geschäfte. Die Wirtschaftskrise wirkt schäfte, Ärzte und Rechtsanwälte auf. Am 10. Aufruf zum Boykott sich auch auf die Allgemeinbevölkerung aus. Mai 1933 inszenieren sie auf dem Römerberg jüdischer 1932 muss die Jüdische Wohlfahrtspflege eine Bücherverbrennung. Geschäfte rund 15.000 Bedürftige unterstützen, jeden Zweiten in der jüdischen Bevölkerung Frank- Auf dem Nürnberger Parteitag 1935 verkün- furts. Im September 1932 ist auch die Stadt det die NSDAP die sogenannten Rassenge- zahlungsunfähig. setze, die Juden die deutsche Staatsbürger- schaft nehmen und eine weitere Basis für ihre Schon seit Jahren verschärfen die National- systematische Ausgrenzung, Verfolgung und sozialisten ihre antisemitische Propaganda. letztlich Vernichtung sind. In der Nacht vom 9. 1929 kommt der blutige Straßenterror hinzu. auf den 10. November 1938 finden im ganzen 9.–10.11. 1933 Bei den Kommunalwahlen steigt seit 1928 der Land Pogrome statt. Alle großen Synagogen Progrome Anteil der Mandate für die NSDAP deutlich. Frankfurts werden in Brand gesetzt. Mit Aus- im ganzen Land 1929 verliert die Koalition aus Sozialdemo- nahme der Westend-Synagoge werden sie 1929 Erfolge für kraten (SPD), Deutscher Demokratischer anschließend abgerissen, wofür die Gemein- NSDAP bei Partei (DDP) und Zentrum die Mehrheit in den auch noch die Kosten tragen müssen. Kommunal- wahlen der Stadtverordnetenversammlung. Im Früh- Zahlreiche andere jüdische Einrichtungen jahr 1933 wählte jeder zweite Frankfurter die werden ebenfalls zerstört, auch das Jugend- Nationalsozialisten. heim in der Eschersheimer Landstraße. 28 29
ANNE FRANKS LEBEN ANNE FRANKS LEBEN Von Frankfurt nach Amsterdam. Die Zerstreuung der Familie Anfang Oktober 1932 war Otto Frank in die © Anne Frank Fonds Bank eingetreten, im Wechsel gegen seinen ausscheidenden Bruder Herbert Frank. Drei wirtschaftlich katastrophale Jahre liegen zu diesem Zeitpunkt hinter ihnen. Anne Frank mit ihren Eltern und ihrer Werbung für Die Amsterdamer Filiale der Bank, um deren älteren Schwester Margot in Amster- das Geliermittel dam, 1941. Opekta Aufbau sich Otto Frank seit 1923 mit nur ge- ringem Erfolg bemüht hatte, war 1929 aufge- löst worden. Die Amsterdamer Bank musste die Schulden über mehrere Jahre hinweg ab- zahlen. Im Sommer 1933 ist Otto Frank wieder in Ams- sind auch Margot und Anne Frank als Amster- Sommer terdam, seine Frau und seine Töchter warten damer Einwohnerinnen amtlich registriert. 1933 in Aachen bei der Mutter und den Brüdern Die noch nicht vierjährige Anne kommt im Otto Frank ist bereits in Ediths ab. Im September trägt Otto Frank März 1934 aus Aachen nach. Sie war dort bei Amsterdam ins Amsterdamer Handelsregister vorläufig ihrer Großmutter mütterlicherseits und ihren die „Niederländische Opekta Aktiengesell- Onkeln geblieben. schaft“ ein. Im Juli 1934 folgt ihre endgültige Eintragung. „Opekta“ ist der Handelsname Annes Familie ist in Amsterdam, in den poli- für das Geliermittel Pektin, mit dem man tisch neutralen Niederlanden angekommen, zum Beispiel Marmelade einkochen kann. Die während die Frankfurter Großmutter Alice zu Stelle in Amsterdam hatte ihm sein Schwager ihrer Tochter Helene und ihrer Familie nach Erich Elias aus Basel vermittelt, der selbst Basel auswandert, in die ebenfalls neutrale Vertreter dieser Kölner Firma ist. Schweiz. Damit endet die Frankfurter Ge- schichte der traditionsreichen Familie. März 1934 Hier endet die Am 16. August melden sich Annes Eltern mit ih- Frankfurter 16.8.1933 rem Wohnsitz im Amsterdam an. Am 5. Dezem- Ungefähr 30.000 Jüdinnen und Juden emig- Geschichte Annes Eltern der Familie. melden ber zieht die Familie – zunächst noch ohne rierten zwischen 1933 und 1938 aus Deutsch- ihren Wohn- Anne – nach Amsterdam, zwei Tage später land und Österreich in die Niederlande. sitz in Ams- terdam an 30 31
ANNE FRANKS LEBEN ANNE FRANKS LEBEN Verfolgt, untergetaucht, ermordet: Die Familie Frank in den Niederlanden Längst in den Niederlanden, hören auch die und Jungen aus den Wohnungen oder treibt Franks die Berichte von den Pogromen vom sie auf den Straßen zusammen. Sie werden 9. auf den 10. November 1938 und den bren- in das Konzentrationslager Buchenwald bei nenden Synagogen in Deutschland. Doch Weimar gebracht. Proteste und Streiks da- auch jetzt noch mag Otto Frank nicht die gegen unterbinden deutsche Soldaten mit Hoffnung aufgeben, dass der Nationalsozia- Gewalt, schießen in die Menschenansamm- lismus vorübergehen wird. lungen hinein. Am 1. September 1939 überzieht Deutschland Unternehmen mit jüdischen Eigentümern müs- 1.9.1939 Polen mit Krieg und zwingt es am 6. Oktober sen gemeldet werden. Jüdinnen und Juden Krieg in 1939 Polen zur Kapitulation. Am 10. Mai 1940 beginnt müssen in der Öffentlichkeit den gelben Juden der deutsche Angriff auf die Niederlande – „Judenstern“ mit der Aufschrift „Jood“ müssen den „Judenstern“ vor allem aus der Luft. Am 14. Mai wird Rot- tragen. Sie dürfen nicht mehr die Straßen- tragen terdam stark bombardiert, 24.000 Häuser bahn oder ein Auto benutzen, nicht mehr werden zerstört und 900 Menschen getötet, Schwimmbäder, Sportstätten, Theater oder noch am selben Tag kapituliert die niederlän- Kinos besuchen. Nur tagsüber dürfen sie auf dische Regierung. In Den Haag und Amster- die Straße. Zum Oktober 1941 müssen Anne 14.5.1940 dam finden schon tags darauf Siegespara- Frank und ihre Schwester von einer öffentli- 1941 Die nieder- Anne & ländische den der Wehrmacht statt. chen Schule ins jüdische Lyzeum wechseln. Margot Regierung Ab Januar 1942 haben arbeitslose jüdische müssen aufs kapituliert jüdische So sind die Familie Frank und zehntausen- Männer ab 16 Jahren Zwangsarbeit zu leis- Lyzeum de Emigranten aus Deutschland erneut in ten, zum Beispiel im Lager Westerbork. wechseln Lebensgefahr. Die antijüdischen Schikanen und lebensbedrohlichen Situationen nehmen Anlass für die Familie Frank, in einem Hinter- zu. Seit Januar 1941 müssen sich alle Perso- haus in der Prinsengracht unterzutauchen, 6.6.1942 Familie Frank nen, die für die Nazis als Juden gelten, bei ist eine offizielle Aufforderung an Annes taucht in den Behörden registrieren lassen. 16-jährige Schwester Margot, sich zum Ar- einem Hinter- haus in der beitseinsatz im Osten zu melden. Am Tag Prinsen- Am 22. Februar wird im alten jüdischen Vier- darauf, dem 6. Juli 1942, begibt sich die gracht unter 22.2.1939 tel von Amsterdam eine Razzia durchgeführt. Familie in ihr Versteck. Wären sie bei dem Razzia im alten Die SS holt mehr als 400 jüdische Männer ursprünglich geplanten Termin geblieben, jüdischen Viertel 32 33
ANNE FRANKS LEBEN VERTIEFENDE INFORMATIONEN Lesetipps dem 16. Juli, wären sie sehr wahrscheinlich Anne Frank Gesamtausgabe. wie Tausende andere am 14. Juli verhaftet Tagebücher. Geschichten und und in ein Konzentrationslager gebracht wor- Ereignisse aus dem Hinterhaus. den, als die Massendeportationen begannen. Erzählungen. Briefe. Fotos und Dokumente 25 Monate harrt die Familie Frank mit wei- teren Menschen in ihrem Versteck aus. Anne Fischer Taschenbuch Verlag, 2013 beschreibt und bedenkt in ihrem Tagebuch viele bedrohliche Lagen, in die die acht Das Hinterhaus – Het Achterhuis: Untergetauchten geraten, zum Beispiel, als Die Tagebücher von Anne Frank. Sonderausgabe des Anne Frank Fonds sie erfahren, dass auf alle aufgespürten Basel zum 90. Geburtstag Jüdinnen und Juden ein Kopfgeld ausge- setzt ist. Eines Tages stürzt in der Nähe ihres Versteckes ein Bomber ab – werden sie nun entdeckt? Und was können sie tun, wenn sie S. Fischer Verlag, 2019 Ein Bomber stürzt in ernsthaft krank werden? Anne schildert auch Mirjam Pressler, Ich sehne mich so. der Nähe des Ver- ihre Todesangst, als ein Einbrecher in das Die Lebensgeschichte der Anne Frank stecks ab Vorderhaus gelangt und die Polizei kommt. Und immer wieder formuliert sie ihren poli- tischen Widerspruch und ihre Zukunftshoff- nungen für die Zeit nach dem Naziterror. Reihe Gulliver, Beltz Verlag, 9. Auflage 2019 Doch die Untergetauchten werden verraten Meron Mendel, 4.8.1944 oder durch Zufall entdeckt und am 4. August Astrid Messerschmidt (Hg.), Die Familie 1944 festgenommen. Alle werden ins Lager Fragiler Konsens wird nach einem Westerbork gebracht, von dort später ins Ver- Verrat nichtungslager Auschwitz-Birkenau. Anders festge- nommen als ihre Eltern werden Anne und Margot Frank von dort ins Lager Bergen-Belsen in Campus Verlag, 2017 der Lüneburger Heide gebracht, wo beide an Fleckfieber oder Typhus zugrunde gehen. Eva Berendsen, Saba-Nur Cheema, Englische und amerikanische Truppen lan- Meron Mendel (Hgg.) den am 6. Juni 1944 an der französischen Triggerwarnung 6.6.1944 Küste. Im September 1944 erreichen sie das englische und amer- Gebiet der Niederlande. Vom nationalsozia- ikanische listischen Terror befreit sind die Niederlande Verbrecher Verlag, 2019 Truppen landen an mit der Kapitulation der Deutschen am www.juedischesmuseum.de der franz- 5. Mai 1945. Von den rund 110.000 aus die- ösischen www.bs-anne-frank.de Küste sem Land Deportierten kehren nach dem www.anne-frank.de Krieg nur 6000 zurück. 34 35
ANHANG ANHANG Die Bildungsstätte Anne Frank Seit 1994 gibt es die Bildungsstätte und ihr Lernlabor Anne Frank – im Frankfurter Dornbusch, nur wenige hundert Meter vom ersten „Anne Frank. Morgen mehr“ Wohnhaus Anne Franks entfernt. Mit Ausstellungen, Veranstaltungen, Publikationen und einem umfangreichen Beratungs- und Weiterbildungsange- bot versucht das hessenweit arbeitende Zentrum, das Gedenken an Anne Frank und ihre Botschaft lebendig zu halten. Besucher*innen aller Altersgruppen erkunden im Lernlabor „Anne Frank. Morgen mehr.“ der Bildungsstätte die Geschichte Anne Franks und ihres Tagebuchs. Mit verschiedenen digitalen Medien macht es die Frankfurter Ausstellung möglich, das Amsterdamer Versteck der Franks virtuell zu betreten oder das Leben im Hinterhaus aus Perspektive der anderen Bewohner*innen kennenzulernen. Andere Stationen der Ausstellung widmen sich gegenwärtigen Themen: Wie gehen wir heute mit Diskriminierung und Menschenrechten um? Welche Fragen stellen sich uns heute? Gerade Jugendliche können über diesen interaktiven Zugang sensibel für die Wirkungsweise von Antisemitismus und Rassismus werden. Die „Racist Glasses“ zeigen die schädliche Wirkung von Klischees, der „Körper- scanner“ schreibt den Besucher*innen willkürlich Charaktereigenschaften zu – ernste Themen, die aber hier spielerisch erforscht werden können. Deborah Krieg, stellvertretende Geschichte und Gegenwart: Im Lernlabor der Direktorin der Bildungsstätte Bildungsstätte werden schwierige Themen mit Anne Frank und Kuratorin des digitalen Tools spielerisch erfahrbar Lernlabors 36 37
ANHANG ANHANG Das Familie-Frank-Zentrum Anne Frank im heutigen Frankfurt Das Familie Frank Zentrum – ein Ort des For- schens, Lernens und Erinnerns – beschäftigt sich mit jüdischer Familiengeschichte in Frankfurt, allen voran der Familie von Anne Frank. Als Teil des neuen Jüdischen Museums umfasst das Zentrum eine Ausstellung, Lese- und Forschungs- Bildungsstätte möglichkeiten sowie ein breites Spektrum an Anne Frank Veranstaltungen und Workshops für Jugendli- che und Familien in einer großzügig gestalteten Bibliothek. Anne-Frank-Schule, Realschule Fritz-Tarnow-Straße 29, Familie Frank Dornbusch Zentrum Familie Frank Zentrum Bertha-Pappenheim-Platz 1 Anne Frank Bücherschrank, Dornbusch Eschersheimer Landstraße, Anne-Frank- Ecke Marbachweg Straße Anne-Frank- Tag Anne-Frank- Siedlung Anne Frank Stele des Künstlers Selbstgestaltetes Quartettspiel von Buddy Elias mit Zeichnungen Bernd Fischer, Marbachweg 307 der Familienmitglieder sowie ihrer Bekannten, ca. 1934 38 39
Bildungsstätte Anne Frank Zentrum für politische Bildung und Beratung Hessen Hansaallee 150 60320 Frankfurt info@bs-anne-frank.de www.bs-anne-frank.de Impressum Herausgeberin Bildnachweise: Eva Berendsen S. 6 unten, Anne Frank Fonds S. 8 unten, Anne Frank Fonds S. 9 unten, Anne Frank Fonds Verantwortlich im Sinne S. 10 oben, Anne Frank Fonds des Presserechts: S. 11 oben, Eduard Kopp Meron Mendel S.11, S.15 Bildquelle: Bildungsstätte Anne Frank Smithsonian Museum of Natural History – https://de.wikipedia.org/wiki/Teddybär#/ media/File:Teddy_bear_early_1900s_-_ Redaktion: Smithsonian_Museum_of_Natural_History. Leo Fischer, Eduard Kopp, jpg Deborah Krieg S. 13 oben, Anne Frank Fonds S. 14 oben, Eduard Kopp S. 14 unten, Anne Frank Fonds Gestaltung & Illustration: S. 15 oben, Eduard Kopp Pixelgarten, S. 15 Bildquelle unten: Frankfurt am Main Kinderwagen von 1910. Fotografiert im Frei- lichtmuseum Massing, Bayern, Deutschland – https://de.wikipedia.org/wiki/Kinderwa- Illustrationen Karte: gen#/media/File:Kinderwagen_korb_01.jpg Paulina Stulin S. 16 Eduard Kopp S.19 Bildquelle: Ludwig Neher, Sencken- berg-Museum um 1908 – https://de.wikipe- Schrift: dia.org/wiki/Senckenberg_Naturmuseum#/ GT Walsheim Pro, media/File:Ludwig_Neher,_Sencken- Grilli Type berg-Museum_um_1908.tif S. 20–23 Eduard Kopp S. 24/25 Anne Frank Fonds; Eduard Kopp Printed in Germany S. 26 Bildquelle: https://de.wikipedia. org/wiki/Jüdisches_Museum_Frankfurt#/ media/File:Frankfurt_Am_Main-Untermain- kai_15_von_Suedwesten-20100808.jpg I, Dontworry, Museum Judengasse (Zweig- stelle des Jüdischen Museums) in Ffm; Eduard Kopp S. 29 Stadtarchiv, Frankfurt am Main S. 31 Anne Frank Fonds S. 33 Bildquelle: released in the GFDL and CC-by-sa-2.0-de by Daniel Ullrich, Threedots S. 35 Verlage S. 36 Foto: Felix Schmitt S. 38 unten, Familie Frank Zentrum, © Jüdisches Museum Frankfurt a. M.
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