Antike Gläser fürs Museum

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Antike Gläser fürs Museum
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Ausgabe 9 – 7. März 2023

Betrachten eine Vitrine mit antiken Gläsern (v.l.) Jan Soldin, Direktor des Museums Otto Schäfer, Sebastian Reme-
lé, Oberbürgermeister von Schweinfurt, und Jochen Griesbach-Scriba, Direktor der Antikenabteilung des Martin von
Wagner Museums. (Foto: André Mischke / Universität Würzburg)

Antike Gläser fürs Museum
Bereicherung für das Martin von Wagner Museum der Universität: Das Museum Otto Schäfer
(Schweinfurt) stellt ihm eine Sammlung antiker Gläser als Dauerleihgabe zur Verfügung.

Die Antikensammlung des Martin von Wagner Museums im Südflügel der Würzburger Resi-
denz zeigt eine neue Ausstellung mit antiken Gläsern. Zur feierlichen Eröffnung waren auch
Gäste aus Schweinfurt gekommen: Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Jan Soldin,
Direktor des Museums Otto Schäfer.

Das hatte seinen Grund: Im Jahr 2021 wurde entschieden, die Sammlung antiker Gläser, die
sich im Besitz der Dr. Otto Schäfer Stiftung der Stadt Schweinfurt befindet und bis dato im Mu-
seum Otto Schäfer zu sehen war, als Dauerleihgabe an die Antikensammlung der Universität
Würzburg zu geben. Anlass war die Neukonzeption der Dauerausstellung in dem Schweinfur-
ter Museum.

„Bei uns sind die rund 200 Gläser aus vorrömischer
und römischer Zeit höchst willkommen“, freut sich
Professor Jochen Griesbach-Scriba, Direktor der
Antikenabteilung. „Sie erweitern unsere eigenen
Bestände an römischem Glas beträchtlich und er-
gänzen sie sehr sinnvoll.“ Die Dauerausstellung des
Martin von Wagner Museums hat ihren Schwerpunkt
auf figürlich bemaltem Tafelgeschirr aus Griechen-
land und Unteritalien.

Die ganze Bandbreite antiker Glasproduktion
                                                                Rippenschale, erstes Jahrhundert vor bis erstes
Die neu konzipierte Ausstellung zeigt in vier                   Jahrhundert nach Christus. (Foto: Peter Necker-
großen Vitrinen die ganze Bandbreite der antiken                mann / Universität Würzburg)

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Glasproduktion. Sie erklärt die Herstellungsverfah-
ren, aber vor allem den Gebrauch der Glasgefäße
als augenscheinliche Gegenstände des Luxus. In
den Gläsern wurden nicht nur verlockende Speisen
und Getränke gereicht, sondern auch teure Salben
und Parfums aufbewahrt.

„Bezeichnend ist dabei, dass die Glasmacher seit
der Erfindung der Glaspfeife um 50 vor Christus sehr
schnell vom opaken Farbenspiel zur transparenten
Gestaltung übergingen“, erklärt Griesbach-Scriba.
Die gut situierte Römerin und ihr Gemahl wollten
den Gästen zeigen, was sie hatten. Dabei wurden
die Eigenschaften des Glases im Wechselspiel mit
Licht konsequent genutzt. Die meisten Gläser waren
seinerzeit durchaus erschwinglich: Sie suggerierten
durch einfallsreiche Dekore edle Produkte, die aber
mit überschaubarem Aufwand zu erreichen waren.

Fakten zur Sammlung

Die Sammlung antiker Gläser wurde von dem              Amphoriskos, Mitte sechstes bis viertes Jahr-
Schweinfurter Juristen Dr. Hermann Morell (1929        hundert vor Christus. (Foto: Christina Kiefer /
– 1987) und seiner Frau Maria (1923 – 1998) über       Universität Würzburg)
Jahrzehnte hinweg zusammengetragen. Nach dem
Tod von Maria Morell ging die Sammlung in den
Besitz der Dr. Otto Schäfer Stiftung über. Bislang
wurden die Objekte in einem eigens für diesen
Zweck geschaffenen Anbau an das Museum Otto
Schäfer präsentiert.

Webseite Martin von Wagner Museum:

https://www.martinvonwagner-museum.com/

                                                       Salbflasche in Form einer Taube, erstes bis
                                                       zweites Jahrhundert vor Christus. (Foto: Christina
                                                       Kiefer / Universität Würzburg)

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Neben Computermodellen arbeitet Fabian Moss selbstverständlich auch mit Büchern für seine Forschung. (Foto:
Gunnar Bartsch / Universität Würzburg)

Harmonie modellieren
Fabian Moss kombiniert Musikwissenschaft, Data Science und Digital Humanities. Seit De-
zember 2022 hat er die Juniorprofessor für Digitale Musikphilologie und Musiktheorie an der
Julius-Maximilians-Universität Würzburg inne.

Wer wissen will, womit sich ein Professor für digitale Musikphilologie beschäftigt, kommt um
ein paar Zahlen nicht herum. Beispielsweise hat Ludwig van Beethoven 16 Streichquartette
mit insgesamt 70 Sätzen komponiert – je nach Interpretation sind das zusammengenommen
etwa acht Stunden Musik. In diesen 16 Stücken finden sich rund 30.000 Akkorde, die in fast
2.000 verschiedenen Varianten vorliegen. Diese Akkorde sind nicht zufällig verteilt, sondern
bilden bestimmte Abfolgen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als andere Kombinationen.
„Die Reihenfolge ist also wichtig. Es ist nicht möglich, die Komposition beispielsweise rück-
wärts zu hören“, sagt Fabian C. Moss.

Musik und ihre Struktur verstehen

Moss ist seit dem 1. Dezember 2022 Juniorprofessor für Digitale Musikphilologie und Musik-
theorie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). In seiner Forschung versucht
er, konzeptionelle und methodische Ansätze aus den Geistes- und Naturwissenschaften zu
kombinieren und Musik und ihre Struktur aus einer interdisziplinären Perspektive heraus zu
verstehen.

Moss kombiniert dafür Mathematik, Informatik und Musiktheorie. In seiner Forschung will er
digitale Methoden und Ansätze in der Musikwissenschaft etablieren, indem er Musik in digi-
tale Daten überträgt und diese mit Hilfe spezieller Computermodelle analysiert. Eine typische
Forschungsfrage könnte dann lauten: „Lässt sich musikalischer Stil messen? Wenn ja, wie?“
Erkennt also das Programm, ob es klassische Musik, Jazz oder Pop „hört“? Weiß es, dass es
mit einer Sonate von Franz Schubert zu tun hat und nicht mit einer von Clara Schumann? Die
übergeordnete Frage lautet in diesem Fall: „Worin liegen die Besonderheiten dieser Stücke?
Was sind gemeinsame Charakteristika?“, sagt der Musikwissenschaftler.

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Eine digitale Geschichte der Harmonie

Wobei Moss selbst sich weniger auf den Stil einzelner Komponistinnen und Komponisten kon-
zentriert. Er interessiert sich schon seit einiger Zeit für das Thema Harmonik und will deshalb
auch in den kommenden Jahren an einer, wie er sagt, „digitalen Geschichte der Harmonie“
weiterschreiben, in der es weniger um Analysen einzelner Stücke, sondern vielmehr um weit-
gespannte Bögen geht, die sich aus großen Datensätzen herauslesen lassen.

Logisch, dass für diese „Big-Data“-Analysen Computer und Algorithmen eine zentrale Rolle
spielen. Moss sucht gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen nach Wegen, Harmonie digi-
tal zu erfassen und zu repräsentieren – „Wir holen die Informatik mit ins Boot“, sagt er. Die
traditionelle Musikwissenschaft und -theorie sei dabei natürlich immer eng eingebunden und
bilde ein unverzichtbares Korrektiv.

Algorithmen sind auch von zentraler Bedeutung in einem Forschungsgebiet, das er sich aktu-
ell neu erarbeitet: die sogenannte „kulturelle Evolution“. Dabei geht es darum, Modelle aus
der Evolutionsbiologie auf kulturelle Domänen zu übertragen; im Mittelpunkt steht die Frage,
ob und inwieweit sich kulturelle Transmissionsprozesse mit Computermodellen darstellen
lassen.

„Die Popularität bestimmter Komponisten liegt ja nur zu einem Teil an der Qualität ihrer Wer-
ke“, sagt Moss. Für diese Popularität seien auch äußere, etwa kulturelle und soziale Einflüsse
mitverantwortlich, nach denen der Musikwissenschaftler sucht. Worum es in diesem Bereich
nicht geht: Welche Art von Musik im kommenden Jahrzehnt die Charts dominiert, welcher
Song der nächste Hit wird. „In die Zukunft schauen können wir nur begrenzt, und ich finde das
auch nicht besonders interessant“, sagt Moss.

JMU: Ein guter Ort für digitale Philologie

Die JMU sei ein sehr guter Ort für seine Forschung, findet der Musikwissenschaftler. Erstens,
weil die Universität bereits seit vielen Jahren ein renommierter Akteur im Bereich der Com-
puterphilologie ist. Zweitens, weil am Institut für Musikforschung aktuell zwei große digitale
Editionsprojekte laufen. Und drittens, weil Moss in das Zentrum für Philologie und Digitalität
„Kallimachos“ (ZPD) eingebunden ist – einer zentralen wissenschaftlichen Einrichtung der
JMU, die einen Bogen zwischen den Geisteswissenschaften, der Informatik sowie den Digital
Humanities schlägt. I

m ZPD-Neubau hat Moss die Möglichkeit, sich mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
aus der Informatik und den Geisteswissenschaften ungezwungen – quasi über den Flur hin-
weg – auszutauschen und mit ihnen neue Ideen zu entwickeln. „Ich freue mich sehr auf die
künftige Zusammenarbeit mit Studierenden und Kolleginnen und Kollegen, auch aus anderen
Fachbereichen.“

Andere Formen des Arbeitens in der Lehre

„Andere Formen des Arbeitens lernen“: Unter dieser Überschrift könnten Fabian Moss‘ Vor-
stellungen für sein Lehrangebot stehen. „Ich habe selbst häufig im Team gearbeitet und
dabei viel von Kolleginnen und Kollegen gelernt“, sagt er. Diese Erfahrung will er auch seinen
Studierenden ermöglichen – beispielsweise indem diese ihre Hausarbeiten nicht einfach sch-

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reiben, bei ihm abliefern und dann auf die Note warten. Moss schaltet eine Art „Peer-Review-
Prozess“ dazwischen. Dabei lesen zunächst andere Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer die
Arbeit und geben dann eine Rückmeldung. Der Autor oder die Autorin haben anschließend
die Chance, an ihrem Text weiterzuarbeiten und diesen zu verbessern, bevor sie ihn endgültig
abgeben.

Kann er eigentlich noch in ein Konzert gehen und die Musik genießen? Oder fängt sein Gehirn
zwangsläufig mit der Analyse an? Fabian Moss erkennt darin keinen Widerspruch: „Es berei-
chert mein Musikerleben, wenn ich verstehe, was passiert“, sagt er. Als Pianist und ehemali-
ges Mitglied eines Vokalensembles hat er zwar seine Vorlieben, insgesamt sei sein Musikge-
schmack aber breit aufgestellt. Schließlich habe jede Art von Musik etwas Interessantes.

Zur Person

Fabian Moss (36) hat an der Universität zu Köln Mathematik und Erziehungswissenschaft für
das Lehramt studiert. Zusätzlich absolvierte er an der Hochschule für Musik und Tanz Köln ein
Studium für das Lehramt im Fach Musik mit dem Schwerpunkt auf Klavier sowie das Studium
der Musikwissenschaft mit einem Master als Abschluss. Für seine Promotion, die er im De-
zember 2019 abschloss, wechselte er an die Technische Universität Dresden und, zusammen
mit seinem Doktorvater, an die École Polytechnique Fédérale de Lausanne.

Weitere Stationen seiner akademischen Laufbahn waren die École Polytechnique Fédérale
de Lausanne als Postdoc in Digital Musicology und die Universität Amsterdam als Research
Fellow in Cultural Analytics. Seit Dezember 2022 ist er Juniorprofessor für Digitale Musikphilo-
logie und Musiktheorie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Kontakt

Prof. Dr. Fabian Moss, Juniorprofessur für Digitale Musikphilologie und Musiktheorie,
T: +49 931 31-83693, fabian.moss@uni-wuerzburg.de, https://fabian-moss.de/

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Entlang des Tauglbachs verläuft einer der letzten verbliebenen, das Salzachtal querenden Grünkorridore im Salz-
burger Tennengau. (Bild: Constantin Meyer)

Ökologische Vernetzung in den Alpen
Nicht nur die Schaffung und der Erhalt natürlicher Schutzräume spielen für Ökosysteme eine
große Rolle. Wichtig ist auch ihre Verbindung untereinander. Die Uni Würzburg ist Teil eines
EU-Projekts, das diese sichern will.

Schneebedeckte Gipfel, dichte Wälder, grüne Weiden, klare Bergseen: Die Alpen sind für viele
ein Sehnsuchtsort. Was für uns Menschen Erholung und Urlaubsvergnügen verspricht, hat
für die Natur selbst aber einen noch größeren Wert. Die – gerade im Vergleich zum Flachland
– immer noch häufigen unberührten Flächen nehmen etwa eine wichtige Rolle beim Hochwas-
serrückhalt ein oder erfüllen Klimafunktionen. Außerdem dienen sie als Habitate für Wildtiere
und sichern so die Biodiversität. Gerade in dieser Funktion spielen aber nicht nur Einrichtung
und Erhalt solcher Freiräume eine Rolle, auch die Konnektivität zwischen Schutzgebieten ist
entscheidend, weiß Constantin Meyer.

Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Geographie und Regionalforschung an
der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Gemeinsam mit Lehrstuhlinhaber Hubert
Job ist er Teil von PlanToConnect. Das EU-Projekt hat die Sicherung und den Ausbau der Kon-
nektivität von Naturräumen im Alpenraum zum Ziel.

Freiräume schützen, Vernetzung stärken

PlanToConnect ist Teil des Interreg Alpine Space Programmes – wie auch schon das vorausge-
hende Projekt OpenSpaceAlps. In diesem wurde vergleichend analysiert, wie die unterschied-
lichen Staaten das Thema Freiräume in die Raumplanung einbeziehen: „Die Interreg-Projekte
sind sehr praxisnah und bringen Einflüsse aus der Wissenschaft, staatlichen Behörden oder
auch NGOs zusammen. Unser Beitrag war vor allem die Erstellung eines Raumplanungshand-
buchs mit konkreten Handlungsempfehlungen“, erklärt Constantin Meyer.

An PlanToConnect sind nun neben der JMU noch neun weitere Einrichtungen aus den Alpen-
ländern beteiligt. Federführend ist das Raumplanungsinstitut der Republik Slowenien.

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Viele der bestehenden Naturräume profitieren davon, dass sie sich in höheren und dadurch
nur schwierig nutzbaren Lagen befinden: Es bestehen weniger Nutzungskonflikte zwischen
Mensch und Natur. Durch die bandartige Besiedlung der Täler sind sie aber oft voneinander
isoliert. Im Zuge von PlanToConnect sollen Konzepte erstellt werden, wie der Biotopverbund
bei der Nutzung des Alpenraums durch Industrie, Landwirtschaft oder Besiedlung mitgedacht
werden kann.

Neben dem Erhalt von Freiflächen können auch bestimmte bauliche Maßnahmen solche
Grünkorridore sichern: „Ein bekanntes Beispiel sind etwa Wildtierbrücken über Straßen und
Autobahnen, welche noch viel zu selten zum Einsatz kommen“, so Meyer.

Zielkonflikte zwischen Energiewende und Naturschutz

Eine besondere Herausforderung liegt darin, Flächennutzung zur Gewinnung erneuerbarer
Energien mit der Sicherung der Biodiversität in Einklang zu bringen: „Grundsätzlich sind
Klimaschutz und Naturschutz ja Anliegen, die zusammen gedacht werden müssen. Konflikte
gibt es hier aber trotzdem. Photovoltaikanlagen, Windparks oder Wasserkraftwerke werden
zukünftig deutlich mehr Raum in Anspruch nehmen müssen. Dafür gilt es, vorausschauende
Planungen zu entwickeln, die auch den ökologischen Verbund berücksichtigen und beide
Belange gleichermaßen voranbringen“, gibt Constantin Meyer zu bedenken.

Um solche Aufgaben bestmöglich zu bewältigen, soll im Rahmen von PlanToConnect an der
JMU unter anderem ein Trainingssystem entwickelt werden, das zur Fort- und Weiterbildung in
der Raumplanung genutzt werden kann.

Zur langfristigen Verbesserung nimmt der Würzburger Lehrstuhl auch eine führende Rolle
beim Aufbau eines alpenweiten Raumplanungsnetzwerks ein: „Das geschieht im Rahmen der
Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft (ARL). Hier wollen wir abseits
zeitlich begrenzter Projekte einen kontinuierlichen Austausch zwischen Wissenschaft und
Planungspraxis im Alpenraum etablieren“, so Job, der im Ehrenamt als ordentliches Mitglied
der ARL tätig ist.

Förderung europaweiter Projekte

PlanToConnect – in der Langversion „Mainstreaming ecological connectivity in spatial plan-
ning systems in the Alpine Space”, also „Einbindung des ökologischen Verbunds in Raumpla-
nungssysteme im Alpenraum“ – ist Teil des Interreg Alpine Space Programmes. Dieses wird
aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) der EU gefördert. Die Projekte
sollen vor allem die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Europa in unterschiedlichsten
Bereichen stärken.

Kontakt

Constantin Meyer, M. Sc., Lehrstuhl für Geographie und Regionalforschung,
T: +49 931 31-89360, E-Mail: constantin.meyer@uni-wuerzburg.de

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Das Team von COSI Germany (v.l.) Professor Uwe Oberlack (Mainz), Dr. Hiroki Yoneda (JMU), Saurabh Mittal (JMU),
Dr. Thomas Siegert (JMU), Dr. Savitri Gallego (Mainz), Professor Karl Mannheim (JMU) und Jan Lommler (Mainz).
(Foto: Uwe Oberlack)

Die COSI-Mission der Astrophysik
Die Universitäten Mainz und Würzburg bereiten die deutsche Beteiligung am neuen NASA-
Weltraumteleskop COSI vor. Bei einem Kick-off Meeting in Mainz steckten sie den Rahmen
für das Forschungsprogramm ab.

Mit einem zweitägigen Workshop, zugleich ein Kick-off Meeting, haben die Universitäten
Mainz und Würzburg die deutsche Beteiligung am NASA-Satelliten COSI vorbereitet. Aus
Mainz ist die Gruppe von Professor Uwe Oberlack vom Exzellenzcluster PRISMA+ beteiligt, aus
Würzburg die Gruppe um den Astrophysiker Dr. Thomas Siegert.

Das Gammastrahlenteleskop mit dem Namen Compton Spectrometer and Imager (COSI) wird
die jüngste Geschichte der Sternentstehung, von Sternexplosionen und der Bildung chemi-
scher Elemente in der Milchstraße untersuchen, die für die Entstehung der Erde selbst ent-
scheidend waren. Es wird vom Space Sciences Laboratory der University of California Berkeley
geleitet und soll 2027 als neueste „kleine Astrophysik-Mission“ (Small Explorer) der NASA
starten. Im Oktober 2021 hatte die NASA COSI aus 18 eingereichten Vorschlägen als neues
Weltraumteleskop ausgewählt.

COSI wird die Gammastrahlung radioaktiver Atome untersuchen, die bei der Explosion mas-
sereicher Sterne entstehen, um zu kartieren, wo in der Milchstraße chemische Elemente
entstanden sind. Die Mission wird auch den mysteriösen Ursprung der Positronen in unserer
Galaxie erforschen, die auch als Antielektronen bekannt sind – subatomare Teilchen, die die
gleiche Masse wie Elektronen, aber eine positive Ladung haben. Ein weiteres wichtiges Ziel ist
die Suche nach Strahlung, die von Teilchen der Dunklen Materie erzeugt wird.

Förderung kommt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Die deutsche Beteiligung an COSI ist eine Kooperation des Lehrstuhls für Astronomie der
Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und des Mainzer Exzellenzclusters PRISMA+
und wird durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gefördert.

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Computergrafik des COSI Weltraumteleskops. (Bild: COSI Team)

Besonders interessant an der Mission ist die neue Thematik der „Megaelektronenvolt (MeV)-
Gammaastronomie“, denn sie erlaubt die Beobachtung des Himmels in einem Bereich der
elektromagnetischen Strahlung, der noch weitgehend unerforscht ist. Frühere Missionen unter
führender deutscher Beteiligung, wie das erste Compton-Teleskop COMPTEL auf dem Compton
Gamma-ray Observatory der NASA in den 90er-Jahren und das europäische Teleskop INTEG-
RAL in den letzten 20 Jahren, haben im Hinblick auf die Empfindlichkeit der Himmelsdurch-
musterung nur die hellsten Quellen sehen können. COSI wird hier deutlich empfindlicher.

Dieser Energiebereich ist aber nicht nur wenig erforscht, er ist auch besonders interessant,
weil er den Bereich der Energieniveaus in Atomkernen darstellt, die Ruheenergie der Posi-
tronen umfasst sowie die Suche nach Dunkler Materie in einem bisher nicht zugänglichen
Bereich ermöglicht. Kürzliche Hinweise auf astrophysikalische Neutrinos könnten auf Quellen
hindeuten, die im MeV-Energiebereich sichtbar sein könnten. „COSI wird dutzende Quellen
innerhalb und außerhalb der Milchstraße detektieren und dadurch den Weg frei machen für
noch größere Weltraumteleskope”, sagt Thomas Siegert.

Neues Beobachtungsfenster für die Suche nach Dunkler Materie

„Die COSI Mission hat vielfältige Anknüpfungspunkte zum Forschungsprogramm von PRIS-
MA+“, erläutert der Mainzer Experimentalphysiker Professor Uwe Oberlack. „Einer von ihnen
ist das Forschungsfeld der Antimaterie – mit Blick auf die Suche nach galaktischen Positro-
nen, ein anderer die Suche nach Dunkler Materie. Das ist deshalb spannend, da als Alternati-
ve zu schwereren hypothetischen Teilchen der Dunklen Materie, sogenannten WIMPs, zuneh-
mend auch Teilchen bei leichten Massen im MeV-Bereich als Kandidaten für diese exotische
Materieform diskutiert werden. Hier wird COSI ein neues Beobachtungsfenster für die Suche
nach Dunkler Materie mit Gammastrahlen öffnen. Auch die Multimessenger-Astronomie im
Hinblick auf die Suche nach kosmischen Neutrinos, die wir bei PRISMA+ mit dem IceCube
Experiment betreiben, könnte von der neuen Mission profitieren.“

Untersuchung der Jets von Mikroquasaren

Dr. Thomas Siegert ergänzt: „Der Würzburger Lehrstuhl für Astronomie ist mit seinen vielfälti-
gen Arbeitsgruppen passgenau für dieses Vorhaben aufgestellt. Mit COSI können wir die Jets

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von Mikroquasaren untersuchen, also Doppelsterne mit einem Neutronenstern oder einem
schwarzen Loch. So stellen wir fest, ob diese Quellen auch große Mengen an Positronen
erzeugen. In Würzburg arbeiten wir gemeinsam an Jet-Modellen auf allen Größenskalen — von
kleinsten schwarzen Löchern bis hin zu aktiven Galaxienkernen. Des Weiteren interessieren
wir uns für die Bildung chemischer Elemente in Sternen und durch Supernovae. Diese kann
mittels COSI besonders detailliert untersucht werden, da die radioaktiven Elemente cha-
rakteristische Gammastrahlen aussenden, die sich dank COSIs hoher spektraler Auflösung
voneinander unterscheiden lassen. So lernen wir, warum die Verteilung der Elemente in der
Milchstraße so ist, wie sie ist.“

Guter Start für das COSI-Team Deutschland

Beim Workshop in Mainz Ende Februar 2023 wurden zunächst die COSI-Kollaboration und der
Status der Vorbereitungen zum Beispiel im Hinblick auf die Datenanalyse vorgestellt. An-
schließend diskutierten die Teilnehmer die geplanten Arbeitspakete, aktuelle Forschungsfra-
gen und den momentanen Stand der Vorbereitung. Im Ergebnis war es ein sehr guter Start, um
das COSI-Team in Deutschland zu formen und die nächsten Schritte abzusprechen. Eines ist
jetzt schon klar: Der Start der Mission wird von allen Beteiligten mit großer Spannung erwar-
tet.

Weblinks

AG Uwe Oberlack: https://www.etap.physik.uni-mainz.de/groups-and-members-etap/

AG Thomas Siegert: https://www.physik.uni-wuerzburg.de/astro/mitarbeiter/ag-siegert/

NASA Pressemitteilung: https://www.nasa.gov/press-release/nasa-selects-gamma-ray-tele-
scope-to-chart-milky-way-evolution

Infos zu COSI: https://cosi.ssl.berkeley.edu/

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Alexandra und Wolfgang Lenhard haben gemeinsam ein Testverfahren entwickelt, das die Genauigkeit bei ADHS-
Diagnosen deutlich verbessern soll. (Bild: Lutz Ziegler / Uni Würzburg)

Verbesserte ADHS-Diagnostik
Der Einsatz einer neuen Software soll zukünftig dabei helfen, ADHS-Störungen bei Kindern
genauer zu diagnostizieren. Entwickelt wurde sie vom Würzburger Psychologenpaar Alexand-
ra und Wolfgang Lenhard.

Schwierigkeiten mit mangelnder Aufmerksamkeit sind der Medizin schon seit mehr als 200
Jahren bekannt. Einen regelrechten Boom erlebten Diagnosen der sogenannten Aufmerksam-
keitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) in den 1990er-Jahren. Problematisch ist dabei,
dass die Feststellung bis heute hauptsächlich auf subjektiven Eindrücken von Eltern oder
Lehrkräften basiert.

Professor Wolfgang Lenhard und seine Frau, die Unternehmerin Dr. Alexandra Lenhard, wollen
das ändern. Beide haben in Psychologie promoviert, Wolfgang Lenhard ist Akademischer
Direktor am Lehrstuhl für Psychologie IV der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).
Gemeinsam haben sie eine Diagnosesoftware entwickelt und nun auf den Markt gebracht:
den ADHS-Test 6-12.

Verbindung von drei Komponenten

Neben Fragebögen, die von Eltern und Lehrkräften potenziell betroffener Kinder ausgefüllt
werden, nutzt das Programm auch die Ergebnisse aus computerbasierten Reaktionsaufga-
ben. Wolfgang Lenhard erklärt: „Bereits vor mehreren Jahren hatten wir festgestellt, dass das
Antwortverhalten bezüglich solcher Aufgaben bei Kindern mit ADHS extrem von dem nicht
betroffener Kinder abweicht.“

Die Software fügt die Ergebnisse der Computertestung mit den Eltern- und Lehrkrafturteilen
zusammen, wertet sie aus und setzt sie ins Verhältnis. Weicht eine der drei Komponenten
drastisch von den anderen beiden ab, markiert die Software das Ergebnis als inkonsistent
und empfiehlt eine genauere Überprüfung. Erweist sich eine der Komponenten als nicht ver-
lässlich genug, kann ein Gesamtergebnis auch aus nur zwei Komponenten ermittelt werden.

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Beiden ist wichtig zu betonen, dass
das Testverfahren keineswegs die
diagnostische Freiheit von Psychiate-
rinnen und Psychiatern beschränken
soll: „Wir wollen eine verbesserte
Diagnostik. Fehldiagnosen weisen
bei ADHS aktuell eine Rate von etwa
15 Prozent auf. Wir glauben, dass wir
diese Rate durch unser Verfahren
deutlich verringern können“, erläu-
tert Alexandra Lenhard und fährt fort:
„ADHS-Medikamente sollten nur dort
zum Einsatz kommen, wo sie wirk-
lich gebraucht werden. Fehlerhafte
Diagnosen gehen leider in der Regel
damit einher, dass die wahren
Ursachen für eine Verhaltensauf-       Auf dem Bildschirm ist die Go/NoGo-Aufgabe zu sehen, die nur bei
fälligkeit im Dunkeln bleiben und      Jungen zum Einsatz kommt. (Bild: Lutz Ziegler / Uni Würzburg)
damit auch nicht adäquat adres-
siert werden können.“

Einfache Tests, erstaunliche Ergebnisse

Die Konzeption der verwendeten Reaktionsaufgaben ist simpel: Bei der ersten werden auf
dem Computerbildschirm jeweils sechs Pfeile eingeblendet, die alle in eine Richtung zeigen.
Anschließend erscheint im Zentrum ein siebter Pfeil. Zeigt dieser nach links, muss möglichst
schnell eine linke, zeigt er nach rechts, eine rechte Taste gedrückt werden. Die Aufgabe müs-
sen die Kinder 100 Mal absolvieren.

Diese sogenannte Flanker-Aufgabe kommt bei Mädchen und Jungen zum Einsatz. Letztere
absolvieren zusätzlich 100 Mal eine Go/NoGo-Aufgabe – hier muss immer so schnell wie
möglich gedrückt werden, sobald ein beliebiges Symbol auf dem Bildschirm erscheint, nur bei
zwei bestimmten Symbolen darf nicht gedrückt werden.

Dass die Aufgaben auch optisch möglichst schlicht gehalten sind, hat einen Grund: Kinder
mit ADHS lassen sich bei reizarmen Aufgaben besonders stark ablenken. Die Unterschiede in
den Ergebnissen sind entsprechend deutlich. Allerdings kommt es dabei auch darauf an, dass
adäquate Kennwerte aus den individuellen Reaktionszeitverteilungen herangezogen werden,
berichtet Wolfgang Lenhard: „Bei den jeweils schnellsten Reaktionszeiten schneiden betrof-
fene und nicht betroffene Kinder gar nicht besonders unterschiedlich ab. Kinder mit ADHS ha-
ben aber im Gegensatz zu anderen Kindern zwischendurch auch immer wieder extrem lange
Reaktionszeiten von mehreren Sekunden oder sogar komplette Aussetzer.“

An vielen Stellschrauben gedreht

Ein Problem bei der Diagnose psychischer Störungen ist die häufig geringe psychometrische
Güte der Testverfahren. Um diese im vorliegenden Fall zu steigern, floss viel Arbeit in die
Optimierung des ADHS-Test 6-12: „Erstmal ist es gerade bei ADHS wichtig, nicht nur einen

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Kennwert, sondern viele Kennwerte zu erfassen. Außerdem müssen diese möglichst präzise
gemessen und optimal kombiniert werden. Auch die Normierung spielt eine große Rolle“,
weiß Alexandra Lenhard. Es musste also erst einmal festgestellt werden, welche Ergebnisse in
einer großen repräsentativen Stichprobe an Kindern erzielt werden, um auffällige Ergebnisse
identifizieren zu können. Das angewandte Normierungsverfahren stammt ebenfalls aus dem
Hause Lenhard.

Da die mentale Entwicklung im Kindesalter äußerst schnell voranschreitet, muss das genaue
Alter der Kinder bei der Ergebnisermittlung berücksichtigt werden. Schon ein Unterschied von
drei Monaten mache in Bezug auf die Aufmerksamkeit einen deutlichen Effekt aus: „Hier wird
die Schwierigkeit für Lehrkräfte deutlich. Im Klassenverbund kommen Altersunterschiede von
einem Jahr und mehr vor. Die Aufmerksamkeitsleistung der Kinder kann also gar nicht unmit-
telbar miteinander verglichen werden“, so Alexandra Lenhard.

Die Software ist nun auf dem Markt

Seit wenigen Tagen ist die Software zum Kauf verfügbar. An ihrer Entwicklung waren auch
zahlreiche Studierende, das Dettelbacher Unternehmen Psychometrica, Praxen für Kinder-
und Jugendpsychiatrie und Schulen in der gesamten Bundesrepublik entscheidend beteiligt.
Das Programm ist beim psychologischen Fachverlag Hogrefe erschienen.

Bedeutende Unterstützung erhielt das Projekt durch die IHK Würzburg-Schweinfurt. Sie hatte
die Arbeiten an der Software bereits 2017 mit dem Universitäts-Förderpreis ausgezeichnet:
„Solche Forschung wäre ohne externe Unterstützung, wie wir sie von der IHK erhalten haben,
nicht möglich“, würdigt Wolfgang Lenhard deren Engagement. Auch bei den beteiligten Stu-
dierenden möchte er sich noch einmal explizit bedanken.

Kontakt

Prof. Dr. Wolfgang Lenhard, Lehrstuhl für Psychologie IV, Tel: +49 931 31-89791,
E-Mail: wolfgang.lenhard@uni-wurzburg.de

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André Illmer (Vorstandsmitglied Ruchti-Stiftung), Dr. Uwe Klug (Mitglied im Beirat), Gertrud Schrödl (Vorstandsmit-
glied), Prince Ravat (Preisträger), Professor Ignazio Czeguhn (Vorstandsvorsitzender), Uwe Thomas (Mitglied im
Beirat), Sven Speek (Research Advancement Centre der Universität) (Foto: privat)

Ruchti-Preis für Prince Ravat
Der Nachwuchsgruppenleiter am Institut für Organische Chemie erhält den mit 5.000 Euro
dotierten Preis des Jahres 2022 für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen.

Dr. Prince Ravat forscht seit 2018 an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), von
Anfang an gefördert durch das Excellent Ideas-Programm. Als unabhängiger Emil-Fischer
Fellow der Fakultät für Chemie und Pharmazie leitet er eine Nachwuchsgruppe mit derzeit fünf
Promovierenden.

Im Rahmen eines ERC Starting Grants wird Ravant seit dem Jahr 2022 zusätzlich von der EU
mit Forschungsmitteln in Höhe von 1,5 Millionen Euro gefördert. Ziel ist die Entwicklung einer
neuen Klasse chiraler organischer Halbleiter für Anwendungen der nächsten Generation der
organischen Elektronik.

Der Wilhelm H. Ruchti-Preis

Benannt wurde der Preis nach Wilhelm H. Ruchti, Gründer der gleichnamigen Stiftung. Die
Stiftung vergibt den Preis auch. Ruchti war ein Würzburger Unternehmer, der seiner Stadt und
besonders auch ihrer Universität zeitlebens sehr verbunden war. Der Preis ist für die Förde-
rung promovierter Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler vorgesehen und wur-
de seit Gründung der Stiftung im Jahr 2005 viermal vergeben. Prince Ravat ist nun der fünfte
Preisträger.

Zukünftig wird der Preis thematisch alternierend an Forschende der Natur- und Lebenswissen-
schaften sowie den Sozial- und Geisteswissenschaften verliehen. Letztere sind in diesem Jahr
an der Reihe.

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Weblinks

Arbeitsgruppe Ravat an der JMU:
https://www.chemie.uni-wuerzburg.de/oc/dr-p-ravat/startseite/

Wilhelm H. Ruchti-Stiftung: http://www.ruchti-stiftung.de/home.htm

Kontakt

Dr. Prince Ravat, Institut für Organische Chemie, Universität Würzburg,
T: +49 931 31 81583, princekumar.ravat@uni-wuerzburg.de

Stanislaus Kruschinski aus der englischen Sprachwissenschaft ist einer der zwei Studenten, die für ihre KI-Ab-
schlussarbeiten ausgezeichnet wurden. (Foto: Robert Emmerich / Universität Würzburg)

Ausgezeichnete KI-Arbeiten
Die Studenten Simon Hentschel (Informatik) und Stanislaus Kruschinski (Anglistik) sind für
ihre Abschlussarbeiten ausgezeichnet worden. Beide haben sich mit Künstlicher Intelligenz
befasst.

Neueste Übersetzungsprogramme, die mit Künstlicher Intelligenz arbeiten, könnten bei
bestimmten Sprachfeinheiten deutlich besser sein. Das zeigt Stanislaus Kruschinski in seiner
Masterarbeit. Angefertigt hat er sie in der englischen Sprachwissenschaft der Julius-Maximili-
ans-Universität (JMU) Würzburg.

Für die Arbeit wurde der junge Wissenschaftler mit einem Preis ausgezeichnet, den die Vogel
Stiftung Dr. Eckernkamp (Würzburg) jedes Jahr vergibt. Die Auszeichnung geht an herausra-
gende studentische Abschlussarbeiten, die sich mit den Themen Künstliche Intelligenz und
Digitalisierung befassen. Preiswürdige Arbeiten werden der Stiftung vom JMU Center for Artifi-
cial Intelligence and Data Science (CAIDAS) vorgeschlagen.

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Geisteswissenschaften tragen zu KI-Forschung bei

Über den mit 1.000 Euro dotierten Preis freut sich Stanislaus Kruschinski sehr. „Ich hof-
fe, dass meine Arbeit langfristig dazu beitragen kann, Übersetzungsalgorithmen weiter zu
verbessern“, sagt er. An dieser Thematik will der gebürtige Bad Kissinger weiterforschen: Er
strebt eine Doktorarbeit an der JMU an.

Stolz sind auch Dr. Ninja Schulz und Professorin Carolin Biewer, die Erst- und die Zweitbetreu-
erin der preisgekrönten Masterarbeit. „Uns aus dem Fachbereich Anglistik/Amerikanistik hat
die Auszeichnung besonders gefreut, weil sie zeigt, dass die Geisteswissenschaften etwas zur
KI-Forschung beitragen können und dass unser Masterstudiengang English Speaking Cultures
eine solche interdisziplinäre Forschung ermöglicht.“

Worum es in der Masterarbeit ging

Diskursmarker: So heißen die Sprachfeinheiten, bei denen KI-basierte Übersetzungsprogram-
me noch besser werden könnten.

Stanislaus Kruschinski erklärt: „Wenn man sich einen Satz wie eine Straße vorstellt und
einen Text wie ein Straßennetz, dann sind Diskursmarker wie Schilder, die den richtigen Weg
weisen.“ Im Deutschen sei zum Beispiel das Wort „aber“ ein Diskursmarker: Zwischen zwei
Sätzen gesprochen, kündigt es den Zuhörenden eine Einschränkung oder einen Gegensatz
zum vorher Gesagten an. Es zeigt gewissermaßen an, in welche Richtung sich der Text weiter-
entwickelt.

Kruschinski hat untersucht, wie die auf neuronalen Netzen basierenden Programme von
Google und DeepL mit fünf englischen Diskursmarkern umgehen: but, so, well, you know und
I mean. Dazu verwendete er einen Textkorpus von mehr als 700 Debatten von US-amerikani-
schen Präsidentschaftskandidaten der späten 1990er-Jahre bis 2016. Aus den Reden wählte
er 155 beispielhafte Sequenzen aus und ließ sie ins Deutsche übersetzen.

Seine Analyse zeigt: „Auch neuere Algorithmen haben Probleme, Diskursmarker adäquat zu
übersetzen“, erklärt der Sprachwissenschaftler. „Oberflächlich gelesen, klingen die Ergebnis-
se zwar wie gutes Deutsch. Aber beim genaueren Hinsehen findet man Fehler.“ Beispielswei-
se beim Diskursmarker „you know“. Der werde immer richtig übersetzt, wenn er am Anfang
eines Satzes steht. Findet er sich aber am Satzende oder an einer ungewöhnlichen Position in
der Satzmitte, hapert es mit der Übersetzung.

Es kommt auch vor, dass Diskursmarker gar nicht übersetzt werden. Der Sinn eines Textes
gehe dadurch in der Regel zwar nicht verloren, erklärt Kruschinski. Aber in der Übersetzung
fehle dann eine wichtige textliche Interpretationsebene – besonders wenn man davon aus-
geht, dass Diskursmarker in Reden oder Texten sehr bewusst gesetzt werden.

Stanislaus Kruschinski hat seine Masterarbeit mit dem Titel „A Study on the Ability of Neural-
Based Machine Translation Systems to Handle Discourse Markers“ im August 2022 abge-
schlossen. Den CAIDAS-Preis bekam er Ende 2022 bei einer Feier am Institut für Informatik
verliehen.

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Neuronales Netz CLIP bewertet Bildästhetik

Zusammen mit Stanislaus Kruschinski wurde JMU-Student Simon Hentschel geehrt. Er erhielt
den ebenfalls mit 1.000 Euro dotierten CAIDAS-Preis für die beste Bachelorarbeit des Jahres.
Sein Thema: „Image Aesthetics Assessment using Contrastive Language-Image Pre-training“.
Betreuer der Arbeit am Institut für Informatik waren Konstantin Kobs und Professor Andreas
Hotho.

Simon Hentschel hat sich mit dem neuronalen Netz CLIP befasst, das von OpenAI entwickelt
und veröffentlicht wurde, dem Unternehmen hinter ChatGPT. CLIP wurde mit einer großen
Menge von Bildern und dazugehörigen Beschreibungstexten trainiert, sodass passende Bilder
und Texte einen höheren „Kompatibilitätsscore“ haben als Bild-Text-Paare, die nicht zusam-
menpassen. So kann CLIP die Inhalte von Bildern klassifizieren: Es schätzt ein Hundebild zum
Text „Ein Bild eines Hundes“ kompatibler ein als zum Text „Ein Bild einer Katze“.

Kann CLIP auch für die Einschätzung der Bildästhetik verwendet werden? Das hat Simon
Hentschel untersucht. Ist ein Bild schön? Ist ein Bild schöner als ein anderes? Diese Aufgabe
zielt nicht nur auf den Inhalt ab, sondern auch auf den Stil, das Licht und die Komposition
von Bildern. Dazu stellte der JMU-Student verschiedene, teils selbst entwickelte Methoden
gegenüber. Er zeigte, dass CLIP auch ohne Extra-Training für diese Aufgabe geeignet ist. Eine
erweiterte Version seiner Bachelorarbeit wurde im Journal „Frontiers in Artificial Intelligence“
veröffentlicht.

Motivation der Vogel Stiftung

Die Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp (Würzburg) vergibt jedes Jahr zwei CAIDAS-Preise an die
JMU – jeweils für die beste Bachelor- und für die beste Masterarbeit, die sich mit Themen der
Künstlichen Intelligenz und Digitalisierung befassen.

„Wir möchten damit exzellente Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher zu wei-
teren Arbeiten auf diesen Gebieten motivieren“, sagt Stiftungsvorstand Dr. Gunter Schunk.
Außerdem will die Stiftung die Etablierung des CAIDAS unterstützen. Die JMU baut dieses
Forschungszentrum seit 2019 auf; finanziell gefördert wird es in der Hightech Agenda des
Freistaats Bayern.

Webseite CAIDAS: https://www.uni-wuerzburg.de/caidas/home/

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Bita Massih ist mit ihrem Beitrag nun für das europäische Finale in Köln nominiert. Mit ihr im Bild sind Stephan
Schröder-Köhne (li.) und Matthias Bode, Vizepräsident für Innovation und Wissenstransfer an der JMU. (Bild: There-
sa König / Uni Würzburg)

Drei Minuten Neurobiologie
Im Wettbewerb „3 Minute Thesis“ (3MT) stellen Promovierende ihre Doktorarbeit im Kurzfor-
mat vor. An der Universität Würzburg tat das Bita Massih aus der Klinischen Neurobiologie
besonders erfolgreich.

„Es gehört zu den Kernkompetenzen von Forschenden, ihre Arbeit auch Nicht-Spezialisten
und der Öffentlichkeit in kompakter Form erklären zu können“, sagt Stephan Schröder-Köhne.
An der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) leitet das Büro der Graduiertenschulen
und organisiert den lokalen 3MT-Entscheid.

Nach Corona-bedingter Pause fand dieser am 24. Februar wieder im Gebäude der Graduier-
tenschulen am Campus Hubland Nord statt.

Siegerin forscht zu humanen Zellkulturen

Motoneuronen sind die Nervenzellen, die die Kommunikation zwischen Gehirn und Rücken-
mark und der Muskulatur im Körper bewerkstelligen. Ohne Motoneurone kein Gehen, kein
Stehen und auch kein Atmen. In ihrer Doktorarbeit entwickelte Bita Massih ein Zellkulturmo-
dell, bei dem sie menschliche Stammzellen in einer Zellkulturschale dazu brachte, sowohl
Motoneuronen als auch Muskelgewebe auszubilden, und zwar so – und das ist das entschei-
dende – dass diese Zellen funktionale Verbindungen miteinander eingingen.

Solche Systeme aus menschlichen Zellen sind notwendig, wenn man Erkrankungen von
Motoneuronen besser verstehen möchte. Eine solche Krankheit ist Amyotrophe Lateralsklero-
se (ALS). Bita Massih gelang es, Motoneuronen von ALS-Patienten zu kultivieren. In Zukunft
sollen solche Systeme auch als Testsystem zur Erforschung neuer Medikamente dienen.

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Die sechs Teilnehmerinnen gemeinsam mit Esther Knemeyer (3.v.l.), Pressesprecherin der JMU, daneben Stephan
Schröder-Köhne und Professor Matthias Bode. (Bild: Theresa König / Uni Würzburg)

Fünf von sechs Beiträgen aus den Lebenswissenschaften

Neben Bita Massih nahmen noch fünf weitere Doktorandinnen teil. Die Tatsache, dass fünf
der sechs Beiträge aus den Lebenswissenschaften kamen, spiegle den Trend aller teilneh-
menden Universitäten wider, so Schröder-Köhne. Andere Forschungsbereiche seien aber
herzlich eingeladen, sich ebenfalls zu beteiligen.

Er betont außerdem, dass sich das Angebot nicht auf die Graduiertenschulen beschränke,
sondern die Teilnahme allen Promovierenden der JMU offenstehe.

Die Teilnehmerinnen

•   Bita Massih, Klinische Neurobiologie: “Move on: A human neuro-muscular co-culture”

•   Sanjana Matthew-Schmitt, TERM: “Can the blood-brain barrier be replicated in-vitro?“

•   Pia van gen Hassend, RVZ; Struktur und Funktion von Proteinen: “What does a protein
    look like? - Meet Armc8β!“

•   Paula Weber, Exp. Physik II: “What does a magnet look like on the surface?”

•   Yuanjie Wei, HIRI: “The hidden hand: How host factor promotes viral synthesis”

•   Paula Castañeda, Biozentrum; Zell- und Entwicklungsbiologie: “Mind your cap!”

Zum Wettbewerb 3MT

Universitäten in 85 Ländern weltweit beteiligen sich jährlich am Wettbewerb „3 Minute
Thesis” (3MT). An der Uni Würzburg läuft 3MT dabei im Rahmen eines europäischen Wett-
bewerbs, der von der Coimbra-Gruppe organisiert wird – dahinter steht ein Netzwerk aus 41
Universitäten, dem auch die JMU angehört.

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Der Beitrag der Siegerin ist nun für das europäische Finale von 3MT an der Universität Köln
nominiert. Die Auswahl der drei Finalbeiträge liegt in den Händen der Coimbra-Gruppe.

Kontakt

Dr. Stephan Schröder-Köhne, University of Würzburg Graduate School,
schroeder-koehne@uni-wuerzburg.de, T: +49 931 31 86068

Geht Wissenschaft in 280 Zeichen?
„Wege aus dem Elfenbeinturm. Geschichtswissenschaft in den Sozialen Medien“: Unter die-
ser Überschrift steht eine Tagung, die vom 23. bis 25. März an der Uni Würzburg stattfindet.
Zur Teilnahme eingeladen sind alle Interessierten.

„Wissensvermittlung auf Social Media. In 90 Sekunden
Hundertausende erreichen“ – „Geschichte(n) auf Twit-
ter. Historische Akkuratesse in 280 Zeichen?“ – „Klick
für Grips. Warum digitale Bildungsformate immer be-
liebter werden.“ So lauten die Titel dreier Vorträge aus
dem Programm der Tagung „Wege aus dem Elfenbein-
turm“ an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
(JMU). Diese stellt für die Geschichtswissenschaft die
Frage, wie eine gelungene Wissenschaftskommunikati-
on in den Sozialen Medien aussehen könnte.

Tatsächlich sieht es in der Geschichtswissenschaft
bisweilen so aus, als prallten in diesem Fall zwei Welten aufeinander: Auf der einen Seite eine
Wissenschaftskultur, die Wert auf Differenzierung und historische Kontextualisierung legt. Auf
der anderen Seite eine öffentliche Geschichtskultur, die in erster Linie auf Aufmerksamkeit
und Anwendbarkeit setzt.

Jugendliche sind von Sozialen Medien geprägt

Klar ist allerdings, dass die Vorstellungs- und Wissenswelten heutiger Heranwachsender
von Massenmedien – insbesondere von den Sozialen Medien – geprägt sind. Womit sich
die Frage stellt, ob es nicht auch für die Geschichtswissenschaft eine wichtige und lohnende
Aufgabe wäre, ihre Forschungsergebnisse und Forschungsmethoden über diese Medien zu
verbreiten. Kanäle wie Instagram und TikTok neigen zwar zur Simplifizierung, doch ist dies per
se ein Kriterium, das gute Wissenschaftskommunikation ausschließt?

Immerhin bieten Soziale Medien die Chance, wissenschaftliche Forschung und öffentliche Ge-
schichtskultur einander wieder näher zu bringen und damit vielleicht zu einem wissenschafts-
affineren Geschichtsverständnis beizutragen.

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Expertinnen und Experten aus der Geschichtsdidaktik sowie praktische Geschichtsvermittler
auf Social Media wollen diese und viele weitere Fragen im Rahmen der Tagung „Wege aus
dem Elfenbeinturm“ erläutern und mit den Teilnehmern diskutieren.

Anmeldung erforderlich

Die Tagung findet vom 23. bis 25. März 2023 im Zentralen Hörsaal- und Seminargebäude
(ZHSG) der Universität Würzburg auf dem Campus Hubland Süd statt. Die Teilnahme ist kos-
tenlos, eine Anmeldung bis spätestens 15. März 2023 ist erforderlich:
elfenbeinturm@uni-wuerzburg.de

Organisiert wird die Tagung vom Lehrstuhl für Neueste Geschichte der JMU unter der Leitung
von Dr. Dr. Benjamin Hasselhorn. Sie ist Teil des Projekts „Wege aus dem Elfenbeinturm. Ge-
schichtswissenschaft in den Sozialen Medien“, das von der Stiftung Innovation in der Hoch-
schullehre gefördert wird.

Das Projektteam ist selbst gerade mit eigenen Kanälen zur Wissenschaftskommunikation
an den Start gegangen: Auf Instagram, YouTube, Twitter, Facebook und TikTok werden Ge-
schichtsirrtümer aufgeklärt, Unerwartetes und Kontroverses aus der Forschung vorgestellt –
und praktische Tipps für ein gelungenes Geschichtsstudium gegeben.

Mehr Informationen zur Tagung und zu dem Projekt gibt es hier:
https://www.geschichte.uni-wuerzburg.de/institut/neueste-geschichte/wegis-projekt/

Die Projektkanäle sind unter https://direct.me/exitelfenbeinturm zu finden.

Kontakt

Dr. Dr. Benjamin Hasselhorn, Lehrstuhl für Neueste Geschichte, T: +49 931 31-80922,
elfenbeinturm@uni-wuerzburg.de

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„Kein Tag ist wie der andere – das ist manchmal stressig, aber fast immer spannend“: Das ist es, was Frank Müller
an seinem Job beim BR so gefällt. (Foto: BR/Lisa Hinder)

Von Würzburg in die Welt
Alumnus Frank Müller hat an der Universität Würzburg Germanistik und Amerikanistik
studiert. Heute leitet er die Regionalredaktion Mainfranken des Bayerischen Rundfunks und
managt den Wandel, dem sich die Medien unterziehen.

Was arbeiten Absolventinnen und Absolventen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
(JMU)? Um Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, hat Michaela Thiel, Ge-
schäftsführerin des zentralen Alumni-Netzwerks, ausgewählte Ehemalige befragt. Diesmal ist
Frank Müller an der Reihe.

„In Oberfranken geboren, über Mittelfranken und die Oberpfalz nach Unterfranken direkt
ins BR-Studio Würzburg, als Redakteur und u.a. Moderator der regionalZeit auf Bayern 2 für
Franken und die Oberpfalz“, beschreibt Müller auf der Homepage des BR seinen Lebensweg,
um dann einzuschränken: „Nein, ganz so schnell ging‘s dann doch nicht.“ Heute ist er Redak-
tionsleiter von BR Mainfranken im BR-Studio Würzburg.

Herr Müller, wie würden Sie einem Laien Ihren Job beschreiben? Als Leiter einer Regionalre-
daktion im Bayerischen Rundfunk ist man vieles: Journalist, Personalplaner, Changemanager,
Repräsentant und an einigen Tagen auch Hausmeister der Redaktion.

Was kennzeichnet Ihre Redaktion maßgeblich? Als Regionalredaktion sind wir innerhalb des
Bayerischen Rundfunks zuständig für die Berichterstattung aus Unterfranken – das heißt, wir
sind nah dran an den Menschen in der Region und ihren Themen. Entsprechend breit ist das
Spektrum von der Hochkultur, wie etwa dem Kissinger Sommer oder dem Würzburger Mozart-
fest, über Umweltthemen, wie etwa die Trockenheit und sinkende Grundwasserspiegel, bis zur
Unterhaltung, wie etwa unserer quotenstärksten Sendung im BR Fernsehen – der Fastnacht in
Franken.

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Die Redaktion macht also nicht nur Radio? Nein, wir berichten auf allen Ausspielwegen, also
sowohl linear in Fernsehen und Hörfunk als auch digital, beispielsweise auf BR24 Mainfran-
ken. Dementsprechend ist ein großer Teil meines Arbeitsalltag von redaktionellen Prozessen
und journalistischen Entscheidungen bestimmt. Gleichzeitig befindet sich der Bayerische
Rundfunk wie die gesamte Medienwelt in einem massiven Wandel. Das sieht man auch in
unserem Arbeitsalltag: sowohl was die Technik und Ausspielplattformen betrifft als auch mit
Blick auf die Berufsbilder und Redaktionsrollen. Das gilt für unsere Reporterinnen und Repor-
ter genauso wie für mich als Redaktionsleiter.

Inwiefern beeinflusst dies ihren Arbeitsalltag? Während wir früher entweder fürs Fernsehen,
den Hörfunk oder – im damals noch kleinen – Onlinebereich gearbeitet haben, sind wir jetzt
multimedial und contentzentriert ausgerichtet. Entsprechend ist ein wichtiger Aspekt meiner
Arbeit das Change-Management, das sowohl die Redaktionsstruktur als auch die Redakti-
onskultur betrifft. Für Behörden und Institutionen in Mainfranken sind wir darüber hinaus die
regionalen Ansprechpartner des Bayerischen Rundfunks.

Was lieben Sie besonders an Ihrer Arbeit? Definitiv die Vielschichtigkeit in unserem Job –
auch wenn sie je nach Rolle unterschiedlich ausgeprägt ist. Als Reporter fand ich es schon
immer aufregend, über meinen Beruf ganz unterschiedliche Themen und Menschen kennen-
zulernen. Das konnten am einen Tag Breaking News, wie etwa das Axtattentat im Regionalex-
press zwischen Ochsenfurt und Würzburg sein, und am nächsten Tag das Stundenfeature über
Einkaufszentren in Deutschland und ihre Auswirkungen auf Innenstädte. Kein Tag ist wie der
andere – das ist manchmal stressig, aber fast immer spannend. Denn hinter jedem Thema
stecken interessante Menschen.

Als Reporter sind Sie heute vermutlich nicht mehr viel unterwegs? Nein, als Redaktionsleiter
ist dieser direkte Kontakt mit Ausnahme der Wochen, die ich auf Bayern 2 moderiere, weniger
geworden. Dennoch sind die Aufgaben jeden Tag anders: Wie entwickeln wir die Redaktion
weiter? Welche Fähigkeiten benötigen unsere Journalistinnen und Journalisten jetzt und in
den kommenden Jahren? Wie vernetzen wir Themen zwischen der Region und der Zentrale in
München? Das sind nur einige der vielen unterschiedlichen Fragen.

In der letzten Zeit wird das Thema „Medien als vierte Gewalt“ stärker beleuchtet. Wie ist
Ihre Meinung hierzu? Mit dem Begriff der „Vierten Gewalt“ tue ich mich eher schwer – es
gibt die drei Gewalten in einer Demokratie und das ist gut so. Was es aber sicher braucht, ist
eine von äußeren, politischen und wirtschaftlichen Zwängen unabhängige Medienlandschaft.
Aktuell ist das gesellschaftliche Arbeitsumfeld für Journalistinnen und Journalisten deutlich
schwieriger als in der Vergangenheit. Nicht zuletzt durch die sozialen Netzwerke sind immer
mehr Menschen in eigenen Filterblasen unterwegs – die Polarisierung der Gesellschaft steigt.
Das hat sich bereits vor der Pandemie abgezeichnet und ist durch sie nochmal beschleunigt
worden. Als Folge wird es immer schwerer mit einigen Gruppen ins Gespräch zu kommen, das
Misstrauen gegenüber dem vermeintlichen „Staatsfunk“ und der „Lügenpresse“ ist hoch.

Was können die Medien dagegen tun? Aus meiner Sicht ist es deshalb wichtig, seriös zu be-
richten und nicht Meinung zu machen. Das bedeutet nicht, dass kritischer Journalismus keine
Haltung haben sollte. Als öffentlich-rechtlicher Sender sind unser Auftrag und unsere Aufga-
ben im Gesetz klar verankert und wir sichern mit unseren vielen, unterschiedlichen Inhalten
eine freie Meinungsbildung – unabhängig von wirtschaftlichen oder politischen Machtverhält-

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