Stellungnahme zum strategischen Gesamtrahmen Hauptstadtregion

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Stellungnahme zum strategischen
Gesamtrahmen Hauptstadtregion

Einleitung
Die Metropolregion Berlin-Brandenburg ist Heimat für fast sechs Millionen Menschen, Standort für
mehr als 475.000 Unternehmen. Fast drei Millionen Erwerbstätige arbeiten, entwickeln und forschen
hier. Die von intensiven wirtschaftlichen Verflechtungen geprägte Region wird dabei von
administrativen Grenzen durchzogen, von denen die Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg
die einschneidendste ist. An diesen Grenzen enden oftmals nicht allein behördliche Zuständigkeiten,
sondern auch Abstimmungen, Planungen und das Interesse am Geschehen im Nachbarland. Der
jährlich wachsende Pendlerverkehr zwischen den Ländern zeigt als Indikator die wachsende
Verknüpfung zwischen den Ländern eindrucksvoll an. Inzwischen sind es über eine halbe Million
Berufspendler, die die Landesgrenze täglich überqueren. Für die Wirtschaft ist es vor diesem
Hintergrund der wachsenden Verflechtung ein großes Anliegen, dass die Region auch
gemeinschaftlich entwickelt wird. Das betrifft zum Beispiel ganz unmittelbare Themen wie die
Ansiedlungspolitik, die Verkehrspolitik, das Marketing für die Hauptstadtregion, eine gemeinsame
Außenwirtschaftspolitik oder eine funktionierende Infrastruktur.

Das Vorhaben, in einem strategischen Gesamtrahmen die Entwicklung der beiden Bundesländer
Berlin und Brandenburg in der Hauptstadtregion zu koordinieren, ist daher positiv zu bewerten. Mit
dem Vorhaben gehen die beiden Länder einen lange überfälligen Schritt. Vor diesem Hintergrund
darf der zwischen den Ländern abzustimmende strategische Gesamtrahmen auch nicht eine reine
Absichtserklärung bleiben. Andere Metropolregionen in Deutschland gehen hierbei seit Jahren
beispielhaft voran und betrachten und entwickeln ihre Metropolregionen in ihrer Gesamtheit. Daher
ist der strategische Gesamtrahmen ein guter erster Schritt, um die Zusammenarbeit der Länder zu
verstetigen. Ziel muss es aber sein, ein einheitliches Management der gesamten Region zu
etablieren.

Entlang der wichtigsten wirtschaftspolitischen Handlungsfelder empfehlen die Industrie- und
Handelskammern den Aufbau folgender Strukturen und die Durchführung von Aktivitäten der
beiden Länder, um die Wirtschaft in der Region weiter zu stärken und den Wohlstand aller
Brandenburger und Berliner zu sichern.

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1. Industriepolitik
Wie ist der gegenwärtige Stand der Zusammenarbeit zwischen den Ländern?

   Zusammenarbeit nicht sichtbar: Eine angemessene Verzahnung industriepolitischer
   Überlegungen zwischen Brandenburg und Berlin ist, insbesondere auf oberer politischer Ebene,
   bisher nicht erkennbar.
   Gemeinsame Themenfelder werden nicht gemeinsam bearbeitet: In der Retrospektive fanden
   überwiegend landesspezifische Ereignisse statt, wie bspw. die Industrie Konferenz Brandenburg.
   Im Beschluss des Landtags vom Januar 2020 „Brandenburg als eine innovationsstarke und
   nachhaltige Industrieregion in Deutschland weiterentwickeln“ bleibt das benachbarte Land
   Berlin gänzlich unerwähnt. Gleiches gilt für die zuvor vorgestellten „neuen industriepolitischen
   Leitlinien“ des Landes Brandenburg.
Wie sollte eine Zusammenarbeit der beiden Länder aussehen?

   Industriepolitischen Abstimmungen eine deutlich höhere Bedeutung einräumen:
   Praxisbeispiele wie die Tesla-Ansiedlung zeigen deutlich die inhaltlichen Anknüpfungspunkte
   (u.a. Verkehrsanbindung und Fachkräftebedarf) sowie die dringenden praktischen
   Notwendigkeiten für eine Zusammenarbeit auf. Insbesondere Projekte von überregionaler
   Strahlkraft müssen länderübergreifend begleitet werden. Dabei gilt es vor allem, die
   individuellen Standortengpässe gemeinsam zu kompensieren und jeweilige Stärken zusammen
   auszuspielen. Kann z.B. nur Brandenburg geeignete Flächen für eine bestimmte Produktion
   bereitstellen, ist Berlin tendenziell die Quelle geeigneter Fachkräfte sowie wichtiger Forschungs-
   und Dienstleistungsstandort.
   Flächen gemeinsam planen: Die Koordination der Ausweisung von Industrie- und
   Ansiedlungsflächen sowie die Abstimmung zu konkreten Ansiedlungsanfragen sollten über die
   Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg erfolgen.
   Arbeitsplätze sichern: Neben der Schaffung neuer Industriearbeitsplätze sollten auch die
   bestehenden geschützt werden. Dazu muss die Modernisierung existierender Industriestandorte
   (auch aus Klimaschutzsicht) unterstützt werden.
Welche konkreten Vorhaben oder Verabredungen sollten die beiden Länder hierfür treffen?

   Verbindliche und regelmäßige Austauschformate zwischen den Landesregierungen
   etablieren: Um insbesondere die Kombination der Standortvorteile vorausschauend zu planen
   und einzusetzen. Aufgrund der Größenordnung der Tesla-Ansiedlung und seiner wirtschaftlichen
   sowie infrastruktur- und fachkräftepolitischen Bedeutung für die gesamte Region würde sich z.B.
   ein regelmäßiger „Jour-fixe E-Mobilität“, gemeinsam von Wirtschaftssenatorin und
   Wirtschaftsminister einberufen, anbieten, um ein Zeichen integrierter Berlin-Brandenburger
   Industriepolitik zu setzen.
   Gemeinsame Leitlinien formulieren: Im Hinblick auf industriepolitische Aspekte wie dem
   „Bündnis für Industrie“, einer „Akzeptanzoffensive“ sowie der Überarbeitung „Leitlinien
   Industriepolitik“ sollte der länderübergreifende Ansatz deutlich und künftig stärker gelebt

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werden. Das kooperative Miteinander verspricht mehr Erfolg als das solitär ausgerichtete
   Vorgehen. Durch ein engeres und kooperatives Miteinander kann im nationalen wie im
   internationalen Wettbewerb gepunktet werden – die Synergiepotenziale sind groß und bis dato
   noch nicht hinreichend erschlossen. Berlin und Brandenburg können nur gemeinsam eine
   Strahlkraft als Industriestandort erlangen, Erfolge müssen gemeinsam vermarktet werden.
   Gemeinsame Projekte benennen: Im Rahmen einer möglichen Fortschreibung bzw. Neuauflage
   des Masterplans Industriestadt Berlin, als industriepolitische Rahmenstrategie des Senats, sind
   eine mögliche Verzahnung mit industriepolitischen Strategien der Brandenburgischen
   Landesregierung und die Entwicklung möglicher gemeinsamer Projekte vorzusehen.

2. Wirtschaftsförderung
Wie ist der gegenwärtige Stand der Zusammenarbeit zwischen den Ländern?

   Viele Anknüpfungspunkte in der Innovationspolitik: Bereits seit mehr als einer Dekade
   kooperieren beide Länder bei der Innovationspolitik. 2011 wurde diese Zusammenarbeit durch
   den Beschluss zur „Gemeinsamen Innovationsstrategie innoBB“ auf eine neue Qualitätsstufe
   gehoben. Kern derselben bilden fünf Cluster (Gesundheitswirtschaft; Information- und
   Kommunikation, Medien und Kreativwirtschaft; Energietechnik; Verkehr, Mobilität und Logistik;
   Optik und Photonik). Die Vernetzung innerhalb der Cluster wird koordiniert durch
   Clustermanager, die bei den Wirtschaftsförderungseinrichtungen beider Länder (Berlin Partner
   für Wirtschaft und Technologie GmbH bzw. Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH)
   angesiedelt sind. Über die innoBB hinaus kooperieren die Länder bei der Vermarktung der
   Region unter der Dachmarke „German Capital Region“, bei Messeauftritten und
   Außenwirtschaftsaktivitäten.
   Lücken bestehen in der Zusammenarbeit: Eine Forcierung der Zusammenarbeit zwischen den
   beiden Wirtschaftsförderungsgesellschaften Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie
   GmbH und der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH (WFBB) ist aus unserer Sicht
   erforderlich, um die bestehende international wettbewerbsfähige Wirtschaftsregion langfristig
   weiter zu festigen und zukunftsgerichtet entwickeln zu können. Gegenwärtig ist aus
   förderpolitischer Sicht eine einheitliche strategische Zusammenarbeit beider Länder nicht
   erkennbar.
   Bei Gründungen und Unternehmensnachfolge fehlt der gemeinsame Blick: Die Maßnahmen
   und Aktivitäten zur Verbesserung des Gründungsklimas beider Länder sind derzeit weitestgehend
   nicht aufeinander abgestimmt. Dafür fehlt es an strategischen Linien der Zusammenarbeit auf
   Basis von Förderkonzepten und -projekten für Existenzgründung und Unternehmensnachfolge
   beider Länder. Unterschiedliche Förderansätze prägen die Förderangebote. Die deGUT (Deutsche
   Gründer- und Unternehmermesse) und den BPW (Businessplan-Wettbewerb Berlin-
   Brandenburg) unterstützen die beiden Länder gemeinsam.
   Kommunikation der gesamten Hauptstadtregion zu Startups ist ausbaufähig: In der
   Kommunikation der Start-up-Hauptstadt kommt Brandenburg nicht vor. Dabei bietet die

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Zusammenarbeit ein hohes Potenzial für beide Länder. Auch in der Unternehmensnachfolge
   gehen die Länder getrennte Wege.

Wie sollte eine Zusammenarbeit der beiden Länder aussehen?

   „German Capital Region“ als Marke stärker etablieren: Nach der Absage einer Länderfusion
   wurde der Marke „Hauptstadtregion“ eine geringere Bedeutung beigemessen. Eine Intensivierung
   der Zusammenarbeit zwischen den Wirtschaftsfördergesellschaften der beiden Länder sollte
   daher eine höhere Priorität eingeräumt werden. Es gilt die Konkurrenzsituation aufzulösen und
   für die Wirtschaftsförderer gemeinsame Ziele zu definieren, die einen Erfolg der
   Hauptstadtregion in den Fokus setzen und Ansiedlungen auf Kosten des Nachbarn zum
   Nullsummenspiel machen.
   Engere Verzahnung durch Kooperationsverträge: Die gegenwärtig bestehenden Verflechtungen
   und Stärken beider Länder sollten in der künftigen Zusammenarbeit auf Basis des vereinbarten
   Kooperationsvertrages konkret herausgearbeitet und enger verzahnt werden. Die Stärken und
   Potentiale beider Länder sollten definiert und für eine gegenseitige Ergänzung genutzt werden.
   Die Zusammenarbeit, insbesondere auf den Gebieten Fachkräfte- und
   Gewerbeflächenmanagement sowie Ansiedlung ist auszubauen, um die Region als
   Innovationsregion weiter zu stabilisieren und zukunftsorientiert zu entwickeln.
   Unternehmen miteinander stärker vernetzen: Es gilt, die Planungen der Infrastruktur beider
   Länder insbesondere für Neuansiedlungen und Erweiterungen besser abzustimmen. Netzwerke
   zwischen Bestandsunternehmen und Startups sind länderübergreifend anzubieten. Die
   Firmenlenker erfolgreicher Unternehmen stehen altersbedingt in einem Generationswechsel.
   Um deren Fortführung zu sichern, sind Nachfolgeinteressierte bei ihrer Suche
   länderübergreifend gemeinsam zu unterstützen. Diese Aufgabe kann durch die weitere
   Entwicklung und Etablierung gemeinsamer Austauschformate, den Ausbau des
   länderübergreifenden Systems der Informationsversorgung und ein geeignetes
   Informationsmanagementsystem unterstützt werden. Darauf basierende Abstimmungen und
   Entscheidungen sollten regelmäßig und verbindlich erfolgen.
Welche konkreten Vorhaben oder Verabredungen sollten die beiden Länder hierfür treffen?

   Förderpolitik harmonisieren und optimieren: Die Förderprogramme der beiden Länder müssen
   vereinheitlicht werden, um die Standortkonkurrenz auf Basis von Fördermitteln aufzulösen. In
   jährlich stattfindenden Foren sollten sich die Stakeholder und die Wirtschaftsförderer der beiden
   Bundesländer zu aktuellen Förderprogrammen austauschen und bestehende Programme
   evaluieren. Ziel ist es dabei Best Practice Beispiele zu finden, die in den beiden Bundesländern
   synchronisiert werden können.
   Initiativen synchronisieren, intensivieren und gemeinsam starten: Beide Länder sollten eine
   gemeinsame Strategie zur Unterstützung von Unternehmensgründungen und -nachfolgen
   entwickeln. Neben innovativen Vorhaben sind auch konventionelle weiter zu unterstützen, wobei
   innovative Gründungen speziell gefördert werden sollten. Darüber hinaus ist die Umsetzung der
   regionalen Innovationsstrategie innoBB 2025 zu intensivieren. Parallel bzw. getrennt laufende

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Strategien beider Länder (z.B. zur Gründung, Start-up, Nachfolge) sollten zusammengeführt
werden.
Cluster müssen up to date bleiben: Die neuen Herausforderungen der Digitalisierung
verschieben bisher relevante Themen und Beziehungen in der Innovationslandschaft. Auf Basis
des strategischen Handlungsrahmens für die digitale Wirtschaft sind künftig neue Themen und
Ausrichtungen im Austausch mit nationalen und internationalen Experten und den Akteuren der
Cluster zu definieren.
Gründungen in der Hauptstadtregion gemeinsam fördern: Berlin und Brandenburg sollten Ihre
Förderpolitik für Gründer besser abstimmen. Beide Länder verfügen über exzellente
Hochschulen und Universitäten, einen Hort von innovativen Gründungsideen. Die Gründungs-
/Start-up-Szenen sollte intensiver als bisher länderübergreifend vernetzt werden – etwa durch
die engere Verzahnung der Gründerzentren der Berliner und der Brandenburger Hochschulen.
Darüber hinaus sollte für die Hauptstadt-/Metropolregion eine gemeinsame
Unternehmensnachfolge-Plattform aufgebaut werden (mit weiteren Partnern, z. B. Sparkassen
und Banken).
Synergieeffekte nutzen statt Konkurrenz fürchten: Die Wirtschaftsförderung im Ballungsgebiet
sieht sich mit anderen Herausforderungen konfrontiert als im ländlicheren Wirtschaftsgebiet.
Berlin und Umland sind für Investitionsprojekte interessant, die auf Metropolennähe angewiesen
sind. Hingegen zieht es in den ländlicheren Raum eher Investoren, die einen hohen
Flächenbedarf haben. Doch findet diese unterschiedliche Interessenslage in der integrierten
Wirtschaftsförderung noch nicht in ausreichendem Maße Berücksichtigung. So wird selbst
innerhalb grenzüberschreitend angelegter Wirtschaftsnetzwerke der Region oftmals nicht
grenzüberschreitend gedacht. Die Anreizsysteme lenken die Ansiedlungsaktivitäten der
Wirtschaftsförderer in erster Linie ins eigene Bundesland. Hier muss ein Umdenken stattfinden
und die Region als Ganzes gedacht werden.
Einen länderübergreifenden Investitionsfonds installieren: Um die im Prozess des
Strategischen Gesamtrahmens identifizierten länderübergreifenden Projekte schneller und
bürokratieärmer in die Umsetzung zu bringen, sollte ein gemeinsamer Investitionsfonds
installiert werden. Vor allem im Bereich der Digitalisierung und der Mobilität erschließen sich
hier Projektpotenziale, die in der Umsetzung gut über finanzielle Hürden und Zuständigkeiten
hinwegsehen können.
Großprojekte gemeinsam nutzen: Großprojekte wie der neue Flughafen Berlin Brandenburg
(BER) oder die Teslafabrik werden die Attraktivität der Metropolregion erhöhen und Startups
gute Voraussetzungen bieten. Im Umfeld dieser Standorte werden sich künftig verstärkt weitere
zahlreiche innovative nationale und internationale Unternehmen ansiedeln wollen. Die
Zusammenarbeit beider Länder sollte sich diesbezüglich auf ein Zusammenwirken zur
Entwicklung und Etablierung eines Koordinierungszentrums für Investoren und Gründer
konzentrieren, um professionell und regional zu beraten und damit Ansiedlungen im
Flughafenumfeld zu unterstützen und zu koordinieren.

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3. Energie- und Klimaschutz
Wie ist der gegenwärtige Stand der Zusammenarbeit zwischen den Ländern?

   Keine gemeinsame Strategie: Beide Länder haben eine eigene Energie- und
   Klimaschutzstrategie. Bisher liegt die Betrachtungsweise auf dem jeweils eigenen Bundesland.
   Aufgrund seiner geographischen Lage (Brandenburg umschließt Berlin) kann und wird sich die
   Bundeshauptstadt selbst nicht zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie versorgen können.
   Die Vorteile liegen auf der Hand: Die strukturellen Voraussetzungen der Hauptstadtregion
   bieten die idealen Voraussetzungen, die jeweiligen Stärken von Flächenland und Metropole
   auszuspielen, sie gemeinsam im Sinne einer „Smart City“ zu verknüpfen und zum weltweit
   beachteten Reallabor der Energiewende zu entwickeln. In einer Metropol-Energieregion setzt
   jedes Bundesland auf seine Stärken und arbeitet gemeinsam an der Erreichung von Zielen:
   Beispielsweise sollte der Aufbau von grünen Erzeugungskapazitäten vorrangig in Brandenburg
   vorangetrieben und um die Flexibilitätsoptionen der Lastsenke Berlin ergänzt werden, um die
   jeweiligen Potenziale zu einem gewinnbringend Gesamtsystem zu verknüpfen. Voraussetzung
   dafür ist jedoch eine Verzahnung der Energie- und Klimaschutzstrategien beider Länder mit
   abgestimmten Zielen und Maßnahmen, bestenfalls sogar eine gemeinsame Energie- und
   Klimaschutzstrategie.
Wie sollte eine Zusammenarbeit der beiden Länder aussehen?

   Eine echte und gelebte Vertiefung der Zusammenarbeit auf dem Weg zur klimaneutralen
   Region erreichen: Die Basis hierfür kann nur eine schnellstmögliche, gemeinsame Entwicklung
   und Abstimmung von Zielen, Strategien, Maßnahmen und Instrumenten sein. Für die Umsetzung
   sind zentrale Anlauf- und Koordinierungsstellen zu schaffen, welche Unternehmen und
   öffentlichen Einrichtungen bei der Initiierung und Umsetzung zukunftsweisender Projekte in der
   Metropolregion Berlin-Brandenburg unterstützen.
Welche konkreten Vorhaben oder Verabredungen sollten die beiden Länder hierfür treffen?

   Eine gemeinsame Energie- und Klimaschutzstrategie entwickeln: Beide Länder (mit und ohne
   Vorgabe von Bund und EU) verfolgen das gleiche Ziel der Klimaneutralität bis 2050.
   Energieinfrastrukturen für Erzeugung und Transport werden für mindestens 20 Jahre geschaffen,
   zuzüglich von Planungs- und Genehmigungsverfahren sind schnell Zeiträume von 30 Jahren
   erreicht. Dementsprechend gilt es, jetzt gemeinsam zu handeln.
   Im ersten Schritt sind mindestens die Energie- und Klimaschutzstrategien miteinander zu
   verzahnen, welche u. a. auch abgestimmte und realistische Ziele für den Kohleausstieg sowie den
   notwendigen Netzausbau zur Integration der erneuerbaren Energien beinhalten. Der Königsweg
   ist die Entwicklung einer gemeinsamen Energie- und Klimaschutzstrategie. Beide Länder haben
   für 2021 das Ziel, ihre Strategien zu aktualisieren. Es ist also der ideale Zeitpunkt für eine
   länderübergreifende Zusammenarbeit.
   Maßnahmen und Förderprogramme vereinheitlichen: Die auf den Energie- und Klimastrategien
   aufbauenden Maßnahmen und Förderrichtlinien sind ebenso aufeinander abzustimmen, so dass
   für Berlin und Brandenburg die gleichen Förderbedingungen und Abrechnungsmodalitäten für

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Unternehmen und öffentliche Einrichtungen gelten. Je schneller diese synchronisiert werden,
desto größer ist das zu hebende Potential von CO2-Einsparungen. Zum Beispiel könnten mit dem
brandenburgischen RENplus-Förderprogramm ebenso Energieeffizienz-Steigerungen in Berlin
mit der räumlichen Nähe von Wohnen, Arbeiten und Mobilität erreicht werden. Ggf. sind diese
dort wirtschaftlicher und erzielen höhere CO2-Einsparungen.
Der Green Deal stellt mit seinem Aktionsplan und den nachgelagerten Gesetzen den Rahmen für
die Ausgestaltung nationaler Vorgaben und Förderprogramme bereit. Die regionalen
Förderprogramme müssen so gestaltet werden, dass die Wirtschaft befähigt wird, den Umbau
der Energieversorgungssysteme im laufenden Geschäftsbetrieb und unter Beachtung
internationaler Märkte zu meistern.
Gemeinsame Ausschüsse etablieren: Um sich zu wichtigen energie- und klimapolitischen
Themen abzustimmen, sollten die zuständigen Ausschüsse der Parlamente beider Länder in
regelmäßigen Abständen gemeinsame Sitzungen durchführen. Dies könnte analog der
Zusammenarbeit zwischen den Ländern Brandenburg und Sachsen zu Strukturfragen in der
Lausitz umgesetzt werden.
Gemeinsames Beratungsgremium entwickeln: Als unmittelbar erster Schritt, könnte die
Beteiligung Brandenburgs im Berliner Klimaschutzrat erfolgen. Ebenso gilt es, einen Vertreter
aus Berlin in den geplanten Brandenburger-Nachhaltigkeitsbeirat zu entsenden. Ziel muss ein
gemeinsames Beratungsgremium Berlin-Brandenburg sein.
Ein Cluster Green Economy etablieren: Schaffung eines gemeinsamen Clusters Green Economy,
das die sechs Leitmärkte Energieerzeugung, Ressourcen- und Energieeffizienz, Wasser- und
Kreislaufwirtschaft sowie nachhaltige Mobilität umfasst, sie miteinander vernetzt und dadurch
Synergien für Wachstum und Beschäftigung schafft – wie es andere Metropolraumregionen
längst etabliert haben.
Gemeinsame Wasserstoff-Strukturen etablieren: Eine gemeinsame Strategie sollte auf eine
Wasserstoffnutzung in beiden Bundesländern setzen. Die Wasserstoffproduktion wird aufgrund
der Nähe zu Potenzialen erneuerbarer Energien einfacher in Brandenburg stattfinden können.
Hier ist eine koordinierte Ausrichtung für Produktion und Nutzung in beiden Bundesländern
sicherzustellen. Für die Realisierung sollten zunächst gemeinsame Wasserstoff-
Umsetzungsstrukturen und Projekte etabliert werden, die idealerweise in einem gemeinsames
Cluster Wasserstoff münden.
Aufbau von Lademöglichkeiten gemeinsam entwickeln: Bisher werden in Berlin-Brandenburg
ca. 2.000 Ladepunkte betrieben. Das direkte Berliner Umland ist bisher zu wenig in den Berliner
Ladeinfrastruktur-Entwicklungen einbezogen. Gerade hier gibt es täglich einen großen
Pendlerstrom von und nach Berlin. Der Auf- und Ausbau der Ladeinfrastruktur und die Zunahme
des Anteils der Elektrofahrzeuge am gesamten Fahrzeugbestand können einen wichtigen Beitrag
zur Verkehrswende leisten. Deshalb sollten beide Länder an einer gemeinsamen Tank- und
Ladeinfrastruktur arbeiten. Die Stromnetze sind derzeit nicht für alle Ladesäulen ausgelegt.
Der Ansatz regionaler Erzeugung und Nutzung von Strom sowie von Flexibilitäten: Für ein
Gelingen der Energiewende ist neben der Stromwende auch eine Wärmewende notwendig.
Gerade im urbanen Raum, kann die Geothermie eine zentrale Rolle spielen. Berlin und

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Brandenburg sind daher gut beraten, die bestehenden Hemmnisse abzubauen und gemeinsame
   Lösungen mit den Verantwortlichen zu erarbeiten. Dazu sind Erkundungsbohrungen,
   geophysikalische Untergrunduntersuchungen sowie vorwettbewerbliche Demonstrationsprojekte
   notwendig, um die Risiken zu minimieren.
   Ein neues Instrument für den Bezug von Strom aus erneuerbaren Energien sind die Power
   Purchase Agreements (PPA´s): Zur Erfüllung der geplanten Berliner-Solarpflicht sollte geprüft
   werden, ob die Möglichkeit zum Bau einer Solaranlage in Brandenburg bzw. zur Nutzung bereits
   vorhandener und ggf. ausgeförderter PV-Kapazitäten genutzt werden können. Mittels eines
   Stromliefervertrags (PPAs) wird der Fortbestand der Anlagen, die sonst aus der EEG-Förderung
   fallen, sichergestellt. Gleiches kann auch für Windenergieanlagen zur Anwendung kommen.
   Die Bioenergie stellt bereits heute den größten Anteil an erneuerbaren Energien in Deutschland
   bereit und auch in Brandenburg zeichnet sich ein ähnliches Bild. Neben der Erzeugung von
   Strom und Wärme trägt sie auch erheblich zur Verringerung von Treibhausgasen bei. Zusätzlich
   ist die Bioenergie eine besonders wichtige Wertschöpfungsquelle für die Land- und
   Forstwirtschaft und für die ländlichen Räume im Umland von Berlin. Die Energie wird aus
   nachwachsenden Rohstoffen und biogenen Rest- und Abfallstoffen gewonnen. Diese Stoffströme
   sind in der Hauptstadtregion in großer Menge vorhanden. Die ungenutzten Potentiale sollten
   zukünftig in besonderem Maße erschlossen werden.
   Gemeinsame Strategie für eine Kreislaufwirtschaft forcieren: Die Idee, Fragen der Energie- und
   Klimapolitik sowie der Kreislaufwirtschaft gemeinsam zu betrachten, ist notwendig und sollte
   schnellstmöglich umgesetzt werden. Geeignete Instrumente können die bereits favorisierte
   Berlin-Brandenburger Energie- und Klimaschutzstrategie sowie eine gemeinsame
   Kreislaufwirtschaftsstrategie sein.
   Klimaschutz bedeutet auch die Schließung von Stoffkreisläufen vorzugsweise auf regionaler
   Ebene. Auf dem Gebiet der Entsorgungswirtschaft existiert mit der Sonderabfallgesellschaft
   Brandenburg Berlin mbH bereits ein etablierter und fachkundiger Partner auf der
   Umsetzungsebene. Um Synergien noch besser erschließen zu können, bedarf es im Bereich der
   abfallwirtschaftlichen Planung einer besseren Zusammenarbeit und Abstimmung insbesondere
   auf ministerieller Ebene. Das umfasst sowohl Strategien zum Leitbild "Zero Waste" als auch die
   Planung notwendiger Deponiekapazitäten, bspw. im Bereich DK III. Die Länder sollten darüber
   hinaus gemeinsame Rahmenbedingungen für den Einsatz von Sekundärrohstoffen schaffen.

4. Natürliche Lebensgrundlagen und Lebensqualität
Wie ist der gegenwärtige Stand der Zusammenarbeit zwischen den Ländern?

   Potenziale werden nicht genutzt: Es existieren Ansätze, z. B. im Bereich Stadt-Land-Versorgung
   mit landwirtschaftlichen Produkten sowie im Bereich Tourismus, die jedoch einer deutlichen
   Verstärkung und Konkretisierung bedürfen.
Wie sollte eine Zusammenarbeit der beiden Länder aussehen?

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Nachhaltigkeitsstrategien als Chance nutzen: Berlin und Brandenburg sind im Hinblick auf
   Erholung, Tourismus und Versorgung untrennbar miteinander verbunden. In der Praxis muss
   sich diese Erkenntnis noch viel stärker in gemeinsamen Nachhaltigkeitsstrategien zum Erhalt
   der natürlichen Lebensgrundlagen wiederfinden. Dazu sollten Experten und Fachbeiräte
   keinesfalls isoliert, sondern eng miteinander verzahnt agieren.
Welche konkreten Vorhaben oder Verabredungen sollten die beiden Länder hierfür treffen?

   Wasserhaushalt der Spree: Der strategische Gesamtrahmen greift die Bedeutung der Spree für
   die Trinkwasserversorgung auf. Sowohl Berlin als auch Kommunen entlang der Spree beziehen
   ihr Trinkwasser aus der Spree. Der durch den aktiven und den Sanierungsbergbau verursachte
   hohe Sulfatgehalt der Spree kann für die Trinkwasserversorgung ein Problem darstellen und
   wird daher auch durch die Berliner Wasserbetriebe mit Priorität überwacht. Es gibt bereits viele
   Aktivtäten unter Beteiligung der Länder, das Problem so zu lösen, dass keine kritischen
   Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung entstehen. Beide Länder haben weiterhin verstärkt
   darauf Einfluss zu nehmen, dass eine Lösung gefunden wird, die sowohl die Versorgung der
   Bevölkerung als auch der Wirtschaft, insbesondere der Lebensmittelindustrie mit qualitativ
   hochwertigem Trinkwasser sicherstellt.
   Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt der Region: Wie die
   vorangegangenen Dürre-Sommer gezeigt haben, bedarf es einen gemeinsamen
   Niedrigwasserkonzeptes von Berlin und Brandenburg. Dieses Konzept muss auch die
   Sulfatproblematik aufgreifen. Von ausreichendem Oberflächenwasser sind sowohl die Schifffahrt,
   der Tourismus als auch Industrie- und Gewerbebetriebe (Kühlwasser, Betriebswasser) abhängig.
   Das Land Brandenburg hat in 2020 ein Niedrigwasserkonzept in Aussicht gestellt. Dieses sollte in
   jedem Fall den gemeinsamen Betrachtungsraum Berlin-Brandenburg umfassen.
   Stadt-Land-Versorgung mit landwirtschaftlichen Produkten: Das große Potential zur
   Versorgung der Hauptstadt mit regionalen landwirtschaftlichen Produkten bedarf einer weiteren
   Intensivierung. Mit der Entwicklung einer Ernährungsstrategie in Berlin soll in Zusammenarbeit
   mit Stakeholdern ein langfristiger Plan für ein nachhaltiges urbanes Ernährungssystem auf den
   Weg gebracht werden. Dabei sollte der Begriff “regional” stärker geschützt und eindeutig
   gegenüber dem Verbraucher kommuniziert werden. Neben der Regionalität sollte durch gezielte
   Verbraucheraufklärung die Saisonalität von landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus der Region
   Brandenburg bei den Konsumenten in Berlin und Brandenburg stärker beworben und im Sinne
   des Nachhaltigkeitsgedankens gestärkt werden.

5. Tourismus
Wie ist der gegenwärtige Stand der Zusammenarbeit zwischen den Ländern?

   Keine gemeinsamen Strukturen, keine Strategie: Für die touristische Zusammenarbeit zwischen
   Berlin und Brandenburg existieren keine festen Arbeitsgruppen. Für einige Themen gibt es
   Vereinbarungen, wie z.B. beim gemeinsamen Messeauftritt im Rahmen der ITB Berlin oder in der
   Ansprache ankommenden Fluggästen auf dem BER. Ebenso existiert eine gegenseitige

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Beteiligung an der jeweils anderen Gesellschaft, was jedoch eher formell als operativ
   gehandhabt wird. Insgesamt fehlt es an einer gemeinsamen strategischen Ausrichtung für eine
   Metropolregion Berlin-Brandenburg aus touristischer Perspektive.
Wie sollte eine Zusammenarbeit der beiden Länder aussehen?

   Vorteile nutzen: Brandenburg und Berlin profitieren touristisch stark voneinander. Berlin kann
   sein Angebot durch ein attraktives, naturbelassenes Umland mit zahlreichen Seen erweitern.
   Brandenburg lockt seine Gäste mit der einmaligen Lage rund um die pulsierende Metropole
   Berlin. Gerade die aktuelle Situation zeigt, wie wertvoll Brandenburg als Naherholungsstätte
   auch für Berliner fungiert.

   Auf bestehenden Konzepten aufbauen: Bereits im Jahr 2016 wurde in der
   Landestourismuskonzeption für Brandenburg die Essenz der Marke Brandenburg mit einer
   klaren Positionierung für eine Metropolregion definiert: „Brandenburg ist die aktive Naturbühne
   und kultivierte Landschaftsinszenierung Berlins am Wasser.“

   Synergien nutzen: Es bedarf es aus touristischer Sicht einer strategischen Abstimmung zu
   folgenden Themen: gemeinsame und zügige Umsetzung der Mobilitätsstrategie i2030, eine
   gemeinsame Produktentwicklung für ausgewählte Quellmärkte. Zudem muss es eine bessere
   Zusammenarbeit innerhalb der Wassertourismus-Branche zwischen Berlin und Brandenburg
   geben.

Welche konkreten Vorhaben oder Verabredungen sollten die beiden Länder hierfür treffen?

   BER für gemeinsames Marketing nutzen: Die Zusammenarbeit zwischen den zentralen
   Tourismusmarketingorganisationen visitBerlin Berlin Tourismus & Kongress GmbH und der
   Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH muss über die bereits genannten Themen
   hinausgehen. Die zielgerichtete Bewerbung touristischer Ziele in Berlin und Brandenburg für
   ankommende Besucher am BER muss gleich verteilt sein. Strategisch sollte ein gemeinsamer
   touristischer Masterplan BER erstellt werden.

   Ausbau des Schienenverkehrs (Mobilitätsstrategie i2030) unter Berücksichtigung touristischer
   Interessen: Ein Schwerpunktthema ist dabei die Verbesserung der Erreichbarkeit touristischer
   Standorte im ländlichen Raum für Tagesausflügler aber auch Urlaubsgäste. Bahnhöfe sind
   hierbei wichtige Kommunikationsanker, die einen wertvollen Beitrag für die touristische
   Information und Vermarktung leisten. Gerade im Zuge der qualitativen Erweiterung der P+R sind
   touristische Aspekte wie Informationen, Verkauf von regionalen Produkten, Theaterkarten und
   Fahrkarten oder Verleihstationen unbedingt von Anfang an mitzudenken.

   Radtourismus vorantreiben: Ebenfalls wichtige Themen sind sowohl die Fahrradmitnahme im
   Schienenpersonennahverkehr, Verleihstationen von Fahrrädern, E-Bikes oder Carsharing als
   auch die Errichtung von sicheren Fahrradabstellmöglichkeiten, wie z.B. Fahrradparkhäusern.
   Vom Ausbau der Radschnellwege ins Umland profitieren nicht nur Pendler, sondern auch Gäste,
   die aus touristischer Motivation zwischen Berlin und Brandenburg unterwegs sind. Alle
   ausgebauten Wege für Pendler können/müssen immer in beide Richtungen gedacht werden.

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Potenziale für Bootstourismus nutzen: Die Entwicklung des Bootstourismus in Berlin und
   Brandenburg ist eine Erfolgsgeschichte, die weiterentwickelt werden muss. Mit dem
   Boot/Fahrgastschiff durch die Metropole Berlin – in Verbindung mit einem Urlaub in
   Brandenburg – ist ein Qualitäts- und Alleinstellungsmerkmal, dass nur die Gewässerregion
   Berlin und Brandenburg bieten kann. Die Ankündigung des „Masterplan Freizeitschifffahrt“ des
   Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur ist der Weg in die richtige Richtung.
   Für eine erfolgreiche Umsetzung sind regelmäßige Dialoge zwischen den Ländern erforderlich.
   An der Zielsetzung einer Ausweitung des Charterscheines auf die Berliner Havelgewässer und im
   Dahme-Seenland sollte festgehalten werden.

   Wassersport und -tourismus ausbauen: Berlin und Brandenburg sind Teil des größten
   Wassersportreviers Europas, welches im Strategischen Gesamtrahmen der Hauptstadtregion
   keinerlei Berücksichtigung findet. Diese Einmaligkeit sollte entsprechend gewürdigt, d.h. die
   Wasserstraßen instandgesetzt und für den Wassertourismus attraktiv gehalten werden. Die
   durchgängige Befahrbarkeit der Bundeswasserstraßen hat dabei oberste Priorität. Dazu zählt u.
   a. die bedarfsgerechte Verbesserung der Schleusensituation. Eine wichtige Maßnahme ist die
   Einrichtung von weiteren Boots-Liegeplätzen mit entsprechender Infrastruktur und Verbindung
   zum landseitigen Angebot. Für die Weiterentwicklung des Wassertourismus sollte Brandenburg
   eine eigene Koordinierungsstelle errichten.

6. Internationalisierung
Wie ist der gegenwärtige Stand der Zusammenarbeit zwischen den Ländern?

   Fehlende Abstimmung: Die Außenwirtschaftsaktivitäten beider Länder sind derzeit
   weitestgehend nicht aufeinander abgestimmt. Dafür fehlt es an strategischen Linien der
   Zusammenarbeit auf Basis der Außenwirtschaftskonzepte beider Länder (v.a. gemeinsame
   Zielmärkte und (Branchen-)Handlungsfelder) entlang derer synergetische Maßnahmen
   umgesetzt werden können.
Wie sollte eine Zusammenarbeit der beiden Länder aussehen?

   Gemeinsame Außenwirtschaftsstrategie mit einem konkretem Maßnahmenfahrplan erstellen:
   Die Zusammenarbeit im Bereich Außenwirtschaft muss auf eine strategische Basis gestellt
   werden, indem die Außenwirtschaftskonzepte beider Länder übereinandergelegt und strategische
   Linien der Zusammenarbeit identifiziert werden. Auf dieser Grundlage soll eine Abstimmung und
   Verzahnung von Förderangeboten und Außenwirtschaftsaktivitäten erfolgen. Beispiele hierfür
   sind die Zusammenarbeit bei internationalen Delegationsreisen und anderen Formaten der
   Außenwirtschaftsförderung, eine gemeinsame Investorenakquise oder eine Weiterentwicklung
   der Berliner Wirtschaftsbüros im Ausland zu Auslandsbüros für die gesamte Hauptstadtregion.
   Ein Fokus auf Polen als einem der wichtigsten Wirtschaftspartner der Hauptstadtregion ist
   wichtig, der Radius sollte jedoch weiter reichen, die Wirtschaftsbeziehungen zu ganz Europa

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sollten stetig weiter ausgebaut und verstärkt werden, der europäische Binnenmarkt ist der
   wichtigste Wirtschaftsraum für Berlin-Brandenburg.
   Den Austausch mit Brüssel intensivieren: Es ist wichtig, dass die beiden Länder in Brüssel
   verstärkt gemeinsam – ggf. auch konzertiert mit anderen Metropolregionen in Deutschland und
   Europa - die Interessenvertretung der Wirtschaft Berlin-Brandenburg bei den regionalpolitischen
   Strukturen in Brüssel wahrnehmen. Hierfür stehen in erster Linie die Landesvertretungen beider
   Länder bei der EU sowie die durch die Länder Berlin und Brandenburg benannten Vertreter im
   EU-Ausschuss der Regionen bereit.
Welche konkreten Vorhaben oder Verabredungen sollten die beiden Länder hierfür treffen?

   Gezieltere Kooperation der Außenwirtschaftsakteure in Berlin-Brandenburg: Die
   Zusammenarbeit der beiden Länder muss auf allen Ebenen der Außenwirtschaftspolitik
   intensiviert werden. Die außenwirtschaftlichen Hauptakteure der Hauptstadtregion wie die
   Wirtschaftsförderung Brandenburg, Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie, Tourismus
   Marketing Brandenburg, Berlin Tourismus & Kongress GmbH sowie die IHKs und HWKs der
   Hauptstadtregion - müssen ihre Ressourcen auf diesem Themenfeld noch stärker als bisher
   bündeln und gezielter arbeitsteilig zusammenarbeiten. Langfristiges Ziel sollte in der Zukunft
   eine gemeinsame und ressortübergreifende Internationalisierungsstrategie sein.
   Ausbau der Beziehungen zu Wirtschaftsräumen, die an Bedeutung gewinnen: Ohne Zweifel ist
   und bleibt Polen einer unserer wichtigsten internationalen Partner. Daher ist die starke
   Schwerpunktsetzung nachvollziehbar. Es besteht jedoch die Möglichkeit, entlang strategischer
   Linien der Zusammenarbeit auch eine Verflechtung mit anderen Wirtschaftsräumen, die in der
   Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen werden, gemeinsam voranzutreiben. Hier wäre
   insbesondere eine intensive Zusammenarbeit und wirtschaftspolitische Koordinierung im Hinblick
   auf Chinas wachsenden wirtschaftlichen und politischen Einfluss in der Welt und die damit
   verbundenen wirtschaftlichen und technologischen Chancen und Herausforderungen für
   Unternehmen der Hauptstadtregion notwendig, wenn wir künftig im internationalen Umfeld
   mitspielen wollen. Auch im Handlungsfeld Mobilität beschränkt man sich lediglich auf regionale
   bzw. deutsch-polnische Projekte.
   Gemeinsame Corporate Identity (CI) für die Metropolregion: Berlin und Brandenburg treten im
   internationalen Umfeld als deutsche „Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg“ auf. Eine
   gemeinsames Corporate Identity unterstützt diesen Auftritt auf internationalen Fachmessen,
   Unternehmerreisen, Standort- und Branchenpräsentationen. Diese CI sollte von beiden Ländern
   konsequent bei allen Gelegenheiten angewandt werden.
   Annäherung der Auslandsaktivitäten beider Länder: Der neue internationale Flughafen ist
   nunmehr das internationale Flughafendrehkreuz der Hauptstadtregion. In diesem
   Zusammenhang sollten sich Berlin und Brandenburg verstärkt für mehr internationale
   Direktverbindungen für den BER einsetzen, um die internationale Anbindung, auch und vor allem
   für internationale Messen in der Region, zu verbessern.
   Messen und Reisen gemeinsam planen: Dies betrifft neben den bereits bestehenden
   Messeständen auch bessere Abstimmungen im Hinblick auf Unternehmerreisen und
   großformatige Events. Strukturen zur Förderung der Außenwirtschaftsaktivitäten sollten

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gegenseitig für das jeweils andere Bundesland geöffnet werden (Länderbüros, Partnerschaften).
   Der Prozess der gemeinsamen Vermarktung der Hauptstadtregion sollte auch damit weiter
   vorangetrieben werden. Insbesondere der gemeinsame Messeauftritt ist zu optimieren – mit Blick
   auf Nutzerzahlen und Qualität der Auftritte. Dafür soll ein Strategiekreis Internationale Messen
   beider Länder ins Leben gerufen werden, der für die wichtigsten Messeauftritte der
   Hauptstadtregion Reformprozesse koordiniert und vorantreibt.
   Gewinnbringende Arbeitsteilung in Bezug auf den Zugang zu vielversprechenden
   Zukunftsmärkten: Für die Berliner und Brandenburger Außenwirtschaft spielen Polen und die
   EU-Mitgliedsstaaten nach wie vor eine dominierende Rolle. Die relative Bedeutung dieser Märkte
   für die deutsche Außenwirtschaft geht jedoch zurück. Außenwirtschaftsgeschäfte mit
   außereuropäischen Ländern und Regionen gewinnen an Bedeutung (insb.
   China/ASEAN/Ostasien, Afrika etc.), zunehmend auch Schwellenländer. Aufgrund der begrenzten
   Ressourcen beider Länder können nicht alle potenziell interessanten Märkte gleichermaßen
   intensiv bearbeitet werden. Eine Schwerpunktsetzung und bessere Arbeitsteilung mit Berlin sind
   daher unerlässlich. Ein erster Ansatz hierzu sind die „Schwerpunktkammern für bestimmte
   Länder/Themenkomplex“. Auch hier bedarf es einer intensiveren gegenseitigen Abstimmung bei
   Aktivitäten, eine gegenseitige Öffnung von Formaten wie Arbeitskreisen, Roundtables und
   entsprechender Support bei Bewerbung in der Unternehmerschaft.

7. Mobilität
Wie ist der gegenwärtige Stand der Zusammenarbeit zwischen den Ländern?

   Fokus Hauptstadtregion: Insbesondere in den berlinnahen Regionen versucht man mit
   verschiedenen Initiativen, wie dem Kommunalen Nachbarschaftsforum eine Abstimmung und
   länderübergreifende Zusammenarbeit zu realisieren. Auch der Verkehrsverbund Berlin-
   Brandenburg hat beide Länder im Blick setzt seinen Fokus jedoch eher auf die Bundeshauptstadt
   und den berlinnahen Raum. Der VBB ist nur eingeschränkt bereit eine mittel- bis langfristige
   Perspektive im Bereich des Schienenverkehrs für die gesamte Metropolregion zu entwickeln und
   umzusetzen. Was insbesondere bedauerlich ist, weil sich zum Beispiel auf vielen Strecken, wie
   Berlin-Frankfurt (Oder) Engpässe abzeichnen oder auf allen Strecken schon allein durch die
   Anforderungen an den Klimaschutz mit erhöhter Nachfrage zu rechnen ist. Das Projekt I2030
   kann nur ein erster Schritt in diese Richtung sein und die entsprechenden Planungen verlaufen
   insgesamt zu schleppend. Doch der VBB kann seine Aufgabe nicht allein in der
   Mangelverwaltung sehen, sondern muss voran gehen.
   Planerische Potenziale werden nicht genutzt: Der Landesentwicklungsplan Hauptstadtregion
   Berlin-Brandenburg ist grundsätzlich gut in Bezug auf die Siedlungsachsen, aber zu schwerfällig,
   um flexibel auf die sich rasant verändernden Rahmenbedingungen einzugehen. Viele Kommunen
   verzeichnen eine hohe Beförderungsnachfrage von Pendlern, auf die nicht ausreichend
   eingegangen wird und aufgrund von Infrastrukturdefiziten nicht eingegangen werden kann. Das
   Auto und der Güterverkehr werden durch verschiedene Maßnahmen aus dem innerstädtischen
   Bereich verdrängt, insbesondere in Berlin, gleichzeitig entstehen keine alternativen Angebote.
   Auch das Hineinfahren nach Berlin wird erheblich erschwert, Verkehre werden über schmale,

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einspurige Dorfstraßen in Malchow, Buch, Ahrensfelde oder Hönow geführt, mit negativen
   Auswirkungen auf Anwohner, Unternehmen und Pendler. Ebenso verhält sich die Situation beim
   Güter- und Lieferverkehr. Zwischen beiden Ländern wird nicht ausreichend nach gemeinsamen
   Lösungen gesucht. Brandenburg könnte einen erheblichen Beitrag zur City-Logistik beitragen.
   Man könnte nach unkonventionellen Lösungen zum Beispiel über Möglichkeiten in der
   Binnenschifffahrt nachdenken, denn hier ist noch Platz, um Schienen und Straßen zu entlasten.
   Grenzpendler noch nicht im Blick: Der Blick über den Tellerrand beider Bundesländer nach
   Polen ist nur rudimentär ausgeprägt. Das Interesse am Nachbarland ist zu gering. Pendler aus
   Polen müssen oftmals das Auto nehmen oder einen Bahnhof in Deutschland ansteuern. Warum
   gibt es faktisch keine Zugverbindungen, die aus Gorzów oder Zielona Góra im 30 Minuten Takt
   den ganzen Tag nach Berlin fahren?
Wie sollte eine Zusammenarbeit der beiden Länder aussehen?

   Gemeinsame Pläne erstellen: Es müssen transparent gemeinsame Ziele und Pläne formuliert
   werden, für alle Verkehrsträger. Anträge bei der EU und Aufnahme in den
   Bundesverkehrswegeplan von wichtigen Projekten müssen gemeinsam vorangetrieben werden.
   Hier wiederum dient der gemeinsam abgestimmte Plan beider Länder. Mehr eigene
   Haushaltsmittel sollten für den ÖPNV bereitgestellt werden.
   Engere Zusammenarbeit bei den Grundlinien der Verkehrsentwicklung: Gemeinsame
   Verkehrsentwicklungspläne, ein gemeinsames Vorgehen beim Bundesverkehrswegeplan,
   gemeinsame Ziele, Stellungnahmen und Planungen sowie gemeinsame richtungsweisende
   Projekte auf EU-Ebene wären wünschenswert.
   Steigerung des Verkehrsaufkommens als Herausforderung annehmen: Die Dynamik der
   Wirtschafts- und Siedlungsentwicklung und die damit verbundene deutliche Steigerung des
   Verkehrsaufkommens bedingt eine engere Zusammenarbeit der kommunalen
   Gebietskörperschaften, der Verkehrsministerien sowie der Politik zur Lösung der gegenwärtigen
   und zukünftigen Probleme. Verkehrsprobleme können nur gemeinsam gelöst werden ansonsten
   droht der gesamten Region flächendeckender Stillstand.
   Verflechtung innerhalb der Metropolregion mit den berlinferneren Regionen nutzen: Die
   Entwicklungsparameter sind hier deutlich andere als noch vor 10 Jahren. Insbesondere die
   Städte der zweiten Reihe gewinnen zunehmend an Bedeutung. Der Blickwinkel auf diese
   Regionen muss sich ändern da die negativen Entwicklungsprognosen, die noch vor 10 Jahren
   galten, nicht mehr aktuell sind. Zudem verändern Großansiedlungen wie Tesla oder die
   Inbetriebnahme des BER die verkehrlichen Verflechtungen bis in die Tiefe des Raumes.
   Pilotregion für die Energie- und Verkehrswende ausrufen: Die größte Stadt Deutschlands mit
   einem stark wachsenden suburbanen Raum sowie dynamischen ländlichen Raum bietet dazu
   ideale Voraussetzungen. Dieses Potenzial wird nicht ausreichend genutzt: Beispiele dafür sind die
   Themen Wasserstoff und Elektromobilität. Die große Wissenschafts- und Forschungslandschaft
   in Berlin und Brandenburg sollte sich im Bereich der Mobilität noch stärker vernetzen. Die
   Entwicklung des BahnCampus Havelland in Elstal ist dafür ein gutes Beispiel. Hier wären weitere
   entsprechende Projekte wünschenswert.

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Welche konkreten Vorhaben oder Verabredungen sollten die beiden Länder hierfür treffen?

Die Lösung der Verkehrsprobleme ist ein der größten Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte.
Hier gilt es anzupacken und nicht abzuwarten. Folgende Inhalte sind besonders wichtig:

Abgestimmte Verkehrsstrategien und gemeinsame Strukturen

   Schaffung einer gemeinsame Verkehrsinformationszentrale (Verkehrslenkung) – die nächste
   Ausschreibung sollte gemeinsam erfolgen!
   Entwicklung von tragfähigen, mittel- bis langfristen innovativen Konzepten mit dem Fokus
   Verkehrswende
   Entwicklung von Projekten zur Abwicklung des Pendleraufkommens (auch auf der Straße!) Das
   Bevölkerungswachstum durch den Zuzug nach Berlin und das Berliner Umland ist rasant und
   wird so bleiben.

   Länderübergreifende gemeinsame Ausbildung von Straßen- und Eisenbahnplanern in Berlin-
   und Brandenburg initiieren und umsetzen! Der größte Engpass in Berlin und Brandenburg,
   Bauvorhaben im öffentlichen Raum durchzuführen, sind die fehlenden Planungsunterlagen und
   damit die fehlende Baureife der Projekte. Bei Straßenbauplanungen von Landes- und
   Bundesstraßen aber auch bei Autobahnvorhaben fehlen im Land viele und geeignete
   Planungsfachleute. Ähnlich sieht die Engpasssituation bei Eisenbahnfachplanern in der
   Hauptstadtregion aus. Deshalb fordert die Wirtschaft, dass die Länder Berlin und Brandenburg
   eine gemeinsame Initiative ins Leben rufen und gemeinsam mit geeigneten Fachhochschulen
   und Universitäten duale Studiengänge bzw. Studiengänge zur Ausbildung von mehr Fachplanern
   in der Hauptstadtregion initiieren.
Straßenverkehr

   Beteiligung des Landes Berlin an Ausbaukosten für P&R in Brandenburg, Brandenburg stellt
   wiederum Flächen zur Verfügung, es muss dazu eine gemeinsame Strategie geben, gerade um
   den innerstädtischen Verkehr in Berlin zu entlasten
   Beseitigung der Nadelöhre im Straßennetz an der Stadtgrenze (z.B. B2, B158 OU Ahrensfelde, L
   33 OD Hönow)
   Analysen und Pläne zum Ausbau des Straßennetzes - insbesondere an der Stadt bzw.
   Landesgrenze bis zum Jahr 2030. Der Wirtschaftsverkehr ist weiterhin auf ein gutes Straßennetz
   angewiesen
   Die Autobahn GmbH des Bundes ist eine Chance für die Region. Es steht zu hoffen, dass die
   Verankerung der Verantwortung beim Bund die Landesgrenzen beim Ausbau des
   Fernstraßennetzes quasi aufhebt, gerade für Berlin und Brandenburg ist dies von hoher
   Bedeutung

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ÖPNV/Schiene

   Ausbau und Taktverdichtung der S- & Regionalbahn ins Umland (u.a. S5, RB25, RB26, RE1, RE6,
   Potsdamer Stadtbahn)
   Reaktivierung von Bahnstrecken nicht nur prüfen, sondern auch durchführen (Frankfurt (Oder)-
   Küstrin-Kietz, Fürstenwalde-Beeskow, Werneuchen-Wriezen)
   Elektrifizierung von Bahnstrecken und deren zweigleisiger Ausbau (Guben-Gubin, Berlin-
   Kostryn). Abgestimmte Konzepte für den Güterverkehr: weitere Stärkung des Modells der
   Güterverkehrszentren als Dreh- und Angelpunkte für die umweltfreundliche und
   verkehrsreduzierende Belieferung der Hauptstadtregion: Der rasant zunehmende Onlinehandel
   und die damit stetig steigenden KEP-Transporte erfordern für die Zukunft intelligente Lösungen
   der Kundenbelieferungen in der Hauptstadtregion. Es ist kaum noch wirtschaftlich oder unter
   Umweltgesichtspunkten zu vertreten, dass jeder Einzelhaushalt pro Tag bis zu fünfmal von
   unterschiedlichen Paketdienstleistern angefahren wird, um die Versandware zuzustellen. Hier
   müssen künftig Bündelungseffekte generiert werden, so dass jeder Haushalt nur noch max.
   einmal am Tag angefahren wird. Hierfür sind die vorhandenen Güterverkehrszentren als zentrale
   Sammel- und Dispositionsstandorte zu stärken. Weiterhin sind Schwerlaststrecken für einen
   verlässlichen Transport von schweren Gütern notwendig.
   i2030: Schnellerer und bedarfsgerechterer Infrastrukturausbau in der Hauptstadtregion! Die
   Planungen zur Umsetzung der wichtigsten i2030-Infrastrukturprojekte müssen schnellstmöglich
   gestartet werden. Dafür sollten die Planungskosten von den Ländern Brandenburg und Berlin
   vorfinanziert und bei der DB Netz beauftragt werden! Ohne diesen Schritt wird man den stetig
   steigenden Anforderungen an die öffentlichen Transportsysteme in der Hauptstadtregion künftig
   nicht mehr gerecht werden.
BER – weiter im Fokus behalten
   Verkehrsanbindung
      Verbesserung der Verkehrsanbindung und schnellstmöglich Engpassbeseitigung bei der
      Flughafen- und Umfeldanbindung
      Die Forderungen aus der gemeinsame Verkehrsstudie der IHKs der Hauptstadtregion, die
      acht straßenseitige und acht schienenseitige Projekte und Maßnahmen vorgeschlagen hat,
      bleiben vollständig erhalten
   Flughafenumfeldentwicklung
      Das aktuell im Erarbeitungsprozess befindliche „Gemeinsame Struckturentwicklungskonzept
      Flughafenumfeldregion (GSK)“ muss endlich „vom freiwilligen Status zum verpflichteten
      Status“ für alle Bürgermeister, Landräte und weiteren Akteuren in Brandenburg und Berlin
      werden
      Die Vielzahl an unterschiedlichen Akteuren, die sich in Berlin und Brandenburg aktuell um
      das Thema „Flughafenumfeldentwicklung“ kümmern, gilt es zwingend zu bündeln, um
      schnellstmöglich eine einheitliche international ausgerichtete Vermarktungskampangne für
      die BER-Flughafenregion starten zu können

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Mehr zusätzliche Langstrecken/Interkontinentalverbindungen
      Gemeinsame Grundsätze für die Konzessionierung von Taxis und Mietwagen in beiden
      Bundesländern, nicht nur beim BER, aber insbesondere gilt es BER-Regeln vertraglich
      vereinbaren
      Umfassende gemeinsame Konzepte für die gegenwärtige und zukünftige Abwicklung des
      Wirtschaftsverkehrs mit dem Fokus Großprojekte (BER, TESLA, Siemens-Campus,
      Nachnutzung Tegel)

8. Stadtentwicklung
Wie ist der gegenwärtige Stand der Zusammenarbeit zwischen den Ländern?

   Gemeinsame Landesplanung seit Jahren erprobt: Bereits seit dem Jahr 1996 betreiben die
   Länder Berlin und Brandenburg ihre Raumordnung und Landesplanung gemeinsam in einer
   Landesplanungsbehörde. Daher gibt es in diesem Themenfeld über viele Jahre gute Erfahrungen
   bei der länderübergreifenden Zusammenarbeit.
   Der erst im Jahr 2019 von beiden Landesparlamenten verabschiedete Landesentwicklungsplan
   für die Hauptstadtregion (LEP HR) bildet eine wichtige planerische Grundlage für gemeinsame
   wirtschaftliche Entwicklung. Der LEP HR regelt vor allem die weitere Entwicklung in den
   Teilbereichen Siedlungs-, Gewerbe- und Einzelhandelsflächen. Wesentliche Kennzeichen sind,
   dass es keine Einschränkungen bezüglich der Industrie- und Gewerbeflächen gibt, jedoch die
   Einzelhandelsentwicklung auf planerisch festgelegte Orte konzentriert ist, um eine ungezügelte
   Expansion auf der grünen Wiese zu verhindern.
   Verbesserungsbedarf bei Abstimmung in der Regionalplanung und Bauleitplanung: Obwohl
   jede der fünf Brandenburger Regionalen Planungsgemeinschaften an das Land Berlin grenzt, ist
   Berlin formell in diese Verbünde nicht integriert. Gleiches gilt für die spiegelbildliche
   Blickrichtung - in der Berliner Planung werden benachbarte Brandenburger Kommunen zu
   wenig gehört.
   Ebenso fehlen formale Strukturen zur Abstimmung von Planungen in den Berliner
   Umlandkommunen mit angrenzenden Berliner Bezirken. Dies ist auch dem Sachverhalt
   geschuldet, dass Kommunen in Brandenburg weitergehende planerische Kompetenzen
   innehaben als die Berliner Bezirke. So wird mittels des LEP HR zwar die Abstimmung auf
   höchster Ebene sichergestellt, aber auf den operativen Ebenen, die diese Planungen konkreter
   ausführen, mangelt es daran noch.

   Strukturen nur in der Hauptstadtregion: Darüber hinaus arbeiten die Akteure aus Politik,
   Verwaltung und Wirtschaft konkret im Kommunalen Nachbarschaftsforen Berlin-Brandenburg e.
   V. (KNF) informell zusammen sowie in ersten Ansätzen ebenfalls in gemeinsamen
   Kooperationsnetzwerken (Regionalmanagement Metropolregion Ost). Noch beschränkt sich der
   Austausch auf die Berliner Randbezirke und die berlinnahen Umlandgemeinden.
Wie sollte eine Zusammenarbeit der beiden Länder aussehen?

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