Aquatische und semiaquatische Coleoptera und Heteroptera im Naturschutzgebiet "Hörbranzer Schmelzwiese" (Vorarlberger Bodenseeufer) - Dornbirn ...

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Aquatische und semiaquatische Coleoptera und Heteroptera im Naturschutzgebiet "Hörbranzer Schmelzwiese" (Vorarlberger Bodenseeufer) - Dornbirn ...
Buchner, J. (2021): Aquatische und semiaquatische Coleoptera und Heteroptera
im Naturschutzgebiet »Hörbranzer Schmelzwiese« (Vorarlberger Bodenseeufer).
inatura – Forschung online, 89: 17 S.

Aquatische und semiaquatische Coleoptera und                                                                     Nr. 89 - 2021
­Heteroptera im Naturschutzgebiet »Hörbranzer
 Schmelzwiese« (Vorarlberger Bodenseeufer)
Johannes Buchner1

1
    Johannes Buchner, MSc
    Nibelungenstraße 20, 6845 Hohenems
    E-Mail: JoeBuchner@hotmail.com

Abstract

In the current study the composition of the species communities of aquatic and semiaquatic Coleoptera and Heteroptera was
investigated. The study area was the »Hörbranzer Schmelzwiese«, which belongs to the Natura 2000 site »Leiblach« in Vorarlberg
(Austria). Seven different water bodies were sampled eight times during the vegetation period 2020 using a combination of dif-
ferent trapping techniques. A total of 4679 individuals that represented 58 species of aquatic beetles and bug could be recorded.
The results show that there were significant differences between the sampling locations. The dammed Mühlbach turned out to
be poor in species and individuals, the floodplain forest showed the highest diversity in terms of index-values and the large sedge
swamp was the location with the most species and individuals. Furthermore, various endangered species could be documented.
The species Acilius canaliculatus was recorded for the first time in Vorarlberg. The FFH species Graphoderus bilineatus could not
be recorded at any of the sites in contrast to previous investigations. This study shows that the area of the »Hörbranzer Schmelz­
wiese« consists of a heterogeneous network of different biotopes and underlines the importance of this area for nature und
species conservation. Furthermore, it extends the knowledge about the aquatic and semiaquatic Coleoptera and Heteroptera in
Vorarlberg.
Key words: Coleoptera, Heteroptera, Natura 2000, Bodenseeufer, Faunistik

Zusammenfassung                              arten- und individuenarm heraus, die        weitert sie das Wissen über die aquati-
                                             periodisch überschwemmte Auwald-            schen und semiaquatischen Coleopte-
Im Rahmen dieser Arbeit wurde                fläche hatte die höchsten Diversitäts-      ra und Heteroptera in Vorarlberg.
die Zusammensetzung der Arten-               werte, und im Großseggenried wurden
gemeinschaften aquatischer und               die meisten Arten sowie Individuen
semiaquatischer Coleoptera und               erfasst. Des Weiteren konnten diverse       1 Einleitung
Heteroptera untersucht. Das Unter-           als gefährdet eingestufte Arten do-
suchungsgebiet war die zum Europa-           kumentiert werden, darunter die Art         Im Zeitalter des Anthropozäns hat die
schutzgebiet »­Leiblach« gehörende           Acilius canaliculatus, welche damit das     Menschheit eine prägende Wirkung
»Hörbranzer Schmelzwiese«. Im Ver-           erste Mal in Vorarlberg nachgewiesen        auf den Planeten und dessen Gestal-
lauf der Vegetationsperiode 2020 wur-        wurde. Die FFH-Art Graphoderus bili-        tung (Smil 2013, Zalasiewicz et al. 2019).
den sieben verschiedene Wasserkör-           neatus konnte im Gegensatz zu vor-          Der Einfluss der Menschen hat zu einer
per mit einer kombinierten Methodik          angegangenen Untersuchungen an              starken Reduktion natürlicher Popula-
beprobt. Auf diese Weise konnten ins-        keinem der Standorte erfasst werden.        tionen sowohl in genutzten wie auch
gesamt 4679 adulte Individuen aus 58         Diese Studie zeigt, dass im Gebiet der      in wenig beeinflussten Lebensräumen
verschiedenen Arten erfasst und be-          »Hörbranzer Schmelzwiese« ein hete-         geführt (Diaz et al. 2019, Schmid & Pröll
stimmt werden. Die einzelnen Stand-          rogenes Netzwerk unterschiedlichster        2020). So wurde in den letzten Jahren
orte unterschieden sich teilweise sig-       Biotope vorherrscht, und unterstreicht      vermehrt ein starker Rückgang der
nifikant voneinander. Der Bereich im         die Bedeutung dieses Gebietes für           Biomasse diverser Tiergruppen (Hoegh-
aufgestauten Mühlbach stellte sich als       Natur- und Artenschutz. Daneben er-         Guldberg et al. 2007, Kamp et al. 2020)

Eingereicht: 16.07.2021; Publiziert: 17.09.2021                                                                                  1
Aquatische und semiaquatische Coleoptera und Heteroptera im Naturschutzgebiet "Hörbranzer Schmelzwiese" (Vorarlberger Bodenseeufer) - Dornbirn ...
belegt, darunter auch bei den Insek-        biet zusätzlich Strukturen und damit       gefährdete Arten zu bewerten und (iii)
ten, der artenreichsten Tiergruppe der      potentielle Habitate für andere Lebe-      um folgende Fragestellungen zu un-
Erde (Hallmann et al. 2017, Lister & Gar-   wesen geschaffen.                          tersuchen:
cia 2018, Sánchez-Bayo & Wyckhuys 2019,     Neben dem Biber als FFH-Art konn-          • Gibt es Unterschiede in der Diver-
Roth et al. 2020, Rabitsch et al. 2020).    ten auch andere FFH-Arten wie die            sität und Artenzusammensetzung
Ein Beispiel für besonders gefährdete       Sibirische Winterlibelle (Sympecma           zwischen den einzelnen Standorten
Lebensräume sind Feuchtbiotope. So          paedisca) oder der Schmalbindige             des Gebietes?
sind seit 1900 ca. 70 % dieser Bioto-       Breitflügel-Tauchkäfer (Graphoderus        • Durch welche Arten werden die
pe verloren gegangen (Almond et al.         bilineatus) nachgewiesen werden              verschiedenen Standorte charakte-
2020). Dementsprechend haben auch           (Chovanec et al. 2010 bzw. Niederer &        risiert und wie sind die jeweiligen
die Bewohner dieser Biotope darun-          Kopf 2014). Graphoderus bilineatus ist       Artengemeinschaften strukturiert?
ter gelitten. Dem World Wide Fund for       ein seltener Wasserkäfer und praktisch     • Wo liegen, in Bezug auf die Diversi-
Nature zufolge sind seit den 1970ern        in ganz Europa vom Aussterben be-            tät, die bedeutendsten Standorte?
weltweit etwa 83 % der Populationen         droht. Sein einziges stabiles Vorkom-      • Wie steht es um die Population
von Süßwasserarten zurückgegangen           men in Österreich liegt am Bodensee,         der FFH-Art Graphoderus bilineatus
(Almond et al. 2020).                       genauer im Rheindelta und in der             (­Dytiscidae)?
Ein teilweise gut erhaltener natur­         »Hörbranzer Schmelzwiese« (Schied &
naher Feuchtlebensraum befindet sich        Klarica o. J.).
im Nordwesten Vorarlbergs. Das Ge-          In Rahmen dieser Arbeit wurden die         2 Material & Methoden
biet der »Hörbranzer Schmelzwiese«          aquatischen bzw. semiaquatischen
beherbergt einen vielfältigen Biotop-       Käfer- und Wanzengemeinschaften            2.1 Gebiet
komplex bestehend aus Uferlebens-           verschiedener Standorte im Natur-
räumen mit Röhrichten, Großseggen-          schutzgebiet »Schmelzwiese« unter-         Als Untersuchungsgebiet diente das
sümpfen, Bruchwaldfragmenten und            sucht, um (i) Informationen über die       Naturschutzgebiet »Schmelzwiese«
Elementen der Bach- und Flussauen           Zusammensetzung besagter Artenge-          (Abb. 1). Dieses befindet sich an
(Aschauer & Grabher 2015). Die Aktivitä-    meinschaften zu erhalten und einen         Österreichs Westgrenze, in Hörbranz
ten des Bibers, welcher sich 2013/2014      Aspekt der Biodiversität dieses Gebie-     (Vorarlberg). Es liegt auf rund 396 m
im Gebiet angesiedelt hat (mündl.           tes hervorzuheben, (ii) die Bedeutung      Seehöhe und ist 14,06 ha groß. Nord­
Mitt. Agnes Steininger), haben im Ge-       dieses Lebensraums für seltene und         östlich grenzt es an die Bahnlinie,

Abb. 1: Lage des Arbeitsgebiet . Rot eingerahmt ist das Natura-2000-Gebiet »Schmelzwiese«. Grüne Symbole markieren die einzel-
nen Beprobungsstandorte während des Untersuchungszeitraums 2020. Karte verändert nach VoGIS.

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Aquatische und semiaquatische Coleoptera und Heteroptera im Naturschutzgebiet "Hörbranzer Schmelzwiese" (Vorarlberger Bodenseeufer) - Dornbirn ...
Gelände nicht bestimmbare, zu-
 Abkürzung Kurzbeschreibung                                             Koordinaten
                                                                                                 meist kleinere Wasserkäfer wurden in
 MB01      Einstaubereich des Biberdamms am Mühlbach                    47,53210 N / 9,73765 E
 MB02      Vom Biber geschaffener Kanal                                 47,53191 N / 9,73805 E
                                                                                                 Ethanol (70 %) fixiert und zu einem
 MB03      Periodisch überflutete Auwaldfläche                          47,53221 N / 9,73759 E   späteren Zeitpunkt mit Hilfe eines
 SW04      Großseggenried mit Verlandungsaspekt                         47,53226 N / 9,73696 E
 SW05      Weidengehölzstreifen am Rand der Schmelzwiese                47,53216 N / 9,73562 E
                                                                                                 Stereomikroskops identifiziert. Ge-
 SW06      Ehemaliger Verbindungsgraben zwischen See und Schmelzwiese   47,53226 N / 9,73343 E   fangene Coleoptera wurden mithilfe
 BB07      Schilfröhricht im Bodensee                                   47,53329 N / 9,72917 E
                                                                                                 der Bestimmungsschlüssel von Arved
Tab. 1: Übersicht über die Beprobungsstandorte in der »Hörbranzer Schmelz­wiese«.                Lompe (http://www.coleo-net.de) be-
                                                                                                 stimmt. Ergänzend dazu wurden die
südwestlich an den Bodensee, zudem              Reusenfallen drei Tage bzw. Nächte               Bestimmungsschlüssel von Freude et
grenzt es im Norden an das Natura-              im Einsatz, wobei sie jeden Morgen               al. (1971), Holmgren et al. (2016) und
2000-Gebiet »Leiblach« an, an wel-              geleert wurden. Gekeschert bzw. mit              Schödl (1993) verwendet. Die Bestim-
ches es 2015 angegliedert wurde. Das            dem Eimer geschöpft wurde jeweils                mung der Heteroptera erfolgte mittels
Untersuchungsgebiet befindet sich               am ersten bzw. letzten Tag einer Be-             Strauss & Niedringhaus (2014). Zusätz-
im Einflussbereich des Bodensees, im            probungsphase.                                   lich diente eine Vergleichssammlung
direkten Überflutungsbereich liegen             Die Flaschenfallen folgen den im                 mit aquatischen Coleoptera von Mag.
heute aber nur noch die Uferbereiche.           deutschsprachigen Raum anerkann-                 Timo Kopf als Bestimmungshilfe.
Die eigentliche Schmelzwiese wurde in           ten Fallentypen (vgl. Hendrich & Balke           Von allen gefundenen Arten wurden
den 1970ern durch eine Aufschüttung             2000, Koese & Cuppen 2006). Hierfür              Beleg­ exemplare präpariert und auf-
vom See getrennt. Dadurch ist der               wurden 1,5 l PET-Flaschen verwendet.             bewahrt. Die Belege befinden sich in
Wasserstand der Schmelzwiese vom                Dabei wurde der Boden einer Flasche              der Sammlung des Autors sowie Teile
See zeitweise entkoppelt und liegt              weggeschnitten und das vordere Drit-             davon in der Sammlung der inatura in
meist höher als der des Bodensees               tel einer weiteren Flasche wurde, mit            Dornbirn. Nach Absprache mit Herrn
(Aschauer & Grabher 2015). Zusätzlich           der schmalen Öffnung voran, in die               Dr. Manfred Jäch (Naturhistorisches
liegt der Wasserstand des Mühlbachs             erste Flasche geklebt. Die Kübelfallen           Museum Wien) wurden aufgrund mor-
und der angrenzenden Auflächen                  sind nach dem gleichen Schema auf-               phologischer Ähnlichkeiten einige
aufgrund des Biberdammes zeitweise              gebaut (vgl. Schelling 2010). Um die             Individuen der Gattung Helophorus
rund 1,6 m über dem des Bodensees               Fängigkeit zu erhöhen, wurden so-                zusammengefasst und als Helophorus
(Aschauer & Grabher 2015). Neben dem            wohl Kübel- als auch Flaschenfallen              gr. flavipes/obscurus beschrieben. Indi-
Mühlbach gibt es noch die Leiblach              mit Katzenfutter und Knicklichtern               viduen, welche nicht bis auf Artniveau
und den Ruggbach (welche beide bis              ausgestattet. Da ein Lebendfang das              bestimmt werden konnten, wurden
auf ihre Mündungsbereiche durch                 Ziel war, wurde darauf geachtet, dass            in der statistischen Bearbeitung nicht
Dämme verbaut sind) und einen Kanal             ein ausreichender Luftvorrat in den              berücksichtigt. Die Nomenklatur
östlich des Ruggbachs, welcher groß-            Fallen vorhanden war. Pro Standort               der Coleoptera folgt Spitzenberg et al.
teils unterirdisch ausgeleitet wird.            wurden jeweils zwei Flaschen- und                (2016), die der Heteroptera Strauss &
Innerhalb des Gebietes wurden sie-              eine Kübelfalle ausgelegt und an ver-            Niedringhaus (2014).
ben verschiedene Standorte beprobt              schiedenen Mikrohabitaten platziert
(Tab. 1).                                       (Offenes Wasser, Gewässergrund und               2.3 Auswertung
                                                Gewässerrand). Ergänzend wurde
2.2 Erfassungsmethodik                          noch mittels Teichkescher (Durchmes-             Die erfassten Arten wurden entspre-
                                                ser 32 cm, Maschenweite 1 mm, Griff­             chend ihren relativen Häufigkeiten
Die Erhebung der aquatischen und                länge 60 cm) beprobt. Ein Kescher-               angeordnet und Dominanzklassen zu-
semiaquatischen Käfer und Wanzen
­                                               schlag war ~0,5 m lang und dauerte               geteilt. Die Einteilung erfolgte gemäß
erfolgte von 28. April bis 24. Septem-          ~5 Sekunden (vgl. Bloechl et al. 2009,           einer von Biesiadka (1980) für aquati-
ber 2020. In diesem Zeitraum wur-               Turić et al. 2017). Zur weiteren Unter-          sche Insekten vorgeschlagenen Klassi-
de jeder Standort achtmal beprobt,              suchung diente die Entnahme von                  fizierung in vier Dominanzklassen.
wobei zwischen den Beprobungs-                  Standardschöpfeinheiten nach Behr                Die α-Diveristät wurde mittles Shan-
terminen ein Abstand von rund drei              (1988) (Niederer 1998) mit einem Kübel           non-Wiener-Index (H), dem Gini-Simp­
Wochen lag. Die Beprobung erfolgte              (Volumen 5 L).                                   son-Index (1-D) und der Evenness (J)
mit einer kombinierten Methodik aus             Gefangene Fische oder Amphibien,                 bewertet. Dies sind gebräuchliche
Flaschen- und Kübelfallen sowie er-             wie auch alle im Feld bestimmba-                 Indices in der Biodiversitätsforschung,
gänzend mit Kescher und Eimerschöp-             ren Individuen wurden nach jedem                 welche jeweils leicht unterschiedliche
fen. Pro Beprobungsphase waren die              Nachtfang wieder freigesetzt. Im                 Aspekte der Diversität (z. B.: Unter-

inatura – Forschung online 89 (2021)                                                                                                   3
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en (~47 %) wurde hier gefangen. Der
 Standort              MB01    MB02   MB03       SW04          SW05   SW06     BB07      Gesamt
                                                                                                  Einstaubereich (MB01) war der indivi-
 Arten                  11      18    21          42            28    18        9          58
 Arten (exklusiv)       2        0     1          6             3      2        5                 duenärmste Standort, nur rund 0,6 %
 Individuen             27      126   143        2189          1012   976      203        4679    aller Individuen konnten dort erfasst
Tab. 2: Arten- und Individuenzahlen der einzelnen Standorte (vgl. Tab. 1) im Natur-               werden. In den permanent wasserfüh-
schutzgebiet »Schmelzwiese« während des Untersuchungszeitraums 28.04. bis                         renden Standorten (MB01 und BB07)
24.09.2020. Arten (exklusiv) = Anzahl an Arten nur an bestimmtem Standort gefunden.               stellten Vertreter der Heteroptera je-
                                                                                                  weils die dominantesten Arten. Am
                              Individuen pro Standort                                             Standort im Bodensee (BB07) war dies
                                                                                                  mit ~76 % Sigara striata (Corixidae).
                                                                                                  Am Standort im Mühlbach (MB01)
                                                                                                  dominierte Gerris lacustris (Gerridae)
                                                                        Mühlbach
                                                                                                  mit ~48 %. Die Coleoptera-Arten Hy-
                                                                        Biberkanal                drochara caraboides und Hydaticus
                     20,90%
      21,70%                                                            Auwaldfläche              seminiger nahmen in den periodisch
                                                       4,30%
                                             3,10%                      Großseggenried            trockenfallenden Standorten (MB02,
                                                             0,60%                                MB03, SW04, SW05 und SW06) eine
            46,80%                                                      Weidengehölzstreifen
                                                     2,70%                                        jeweils eudominante oder dominante
                                                                        Verbindungsgraben
                                                                                                  Stellung ein. Eine Art (Rhantus latitans)
                                                                        Bodenseebucht             konnte an allen sieben Standorten
Abb. 2: Individuen pro Standort. Während des Untersuchungszeitraums 28.04. bis                    erfasst werden. Die Arten Hydaticus
24.09.2020 im Naturschutzgebiet »Schmelzwiese« erfasste Individuen, aufgetrennt                   seminiger, Hydrometra stagnorum und
auf ihre jeweiligen Fundorte. MB01 = Einstaubereich Mühlbach, MB02 = Biberkanal,                  Noterus crassicornis waren an 6 von 7
MB03 = Auwaldfläche, SW04 = Großseggenried, SW05 = Weidengehölzstreifen, SW06 =                   Standorten zu finden. 19 Arten konn-
ehemaliger Verbindungsgraben, BB07 = Bodenseebucht. n = 4679.                                     ten jeweils nur an einem bestimmten
                                                                                                  Standort nachgewiesen werden. In
schiedliche Gewichtung der Abun-                     Die statistische Auswertung der erho-        der Bodenseebucht wurden die we-
danzen) hervorstreichen (Morris et al.               benen Daten erfolgte mit MS Office           nigsten Arten erfasst, jedoch waren
2014). Zur Ermittlung der β-Diversität               365 – Excel, PAST Statistics v.4.03 (Ham-    über 50 % dieser Arten nur an diesem
zwischen den Untersuchungsstand-                     mer et al. 2001) und Estimate S v.9.1.0      Standort zu finden.
orten wurde paarweise der Sørensen-                  (Colwell 2013).                              Das Großseggenried und der Weiden­
Index sowie der Bray-Curtis-Index                                                                 gehölzstreifen waren signifikant in-
berechnet. Um die Ähnlichkeiten der                  3 Ergebnisse                                 dividuenreicher als der Mühlbach
Artgemeinschaften in den verschiede-                                                              (p < 0,028 bzw. p < 0,05). Weiters
nen Standorten zu erfassen, wurde für                Im Verlauf der Untersuchungen konn-          waren sie auch signifikant artenrei-
die gerade genannten Indices Cluster-                ten 4679 Individuen (4397 Coleoptera         cher als der Mühlbach (p < 0,023 bzw.
analyse durchgeführt. Das Clustering                 und 282 Heteroptera) erfasst und auf         p < 0,05). Zusätzlich zeigten diese bei-
erfolgte nach dem »Single linkage                    Artniveau bestimmt werden (Tab. 2).          den Standorte auch signifikant mehr
clustering« mit stratigraphischer An-                Insgesamt wurden 58 Arten aus 17             Arten als der Standort im Bodensee
ordnung.                                             Familien nachgewiesen (Tab. A3). Hyd-        (p < 0,02 bzw. p < 0,05).
Waren die Voraussetzungen für para­                  rochara caraboides war dabei mit 1345        Zur Quantifizierung der Artendiver-
metrische Verfahren erfüllt, wurde                   Individuen die am häufigsten gefun-          sität der einzelnen Untersuchungs­
zum Vergleich der Standorte die ein-                 dene Art. Zusammen mit Hydaticus             standorte wurden verschiedene Mess-
faktorielle Varianzanalyse (ANOVA) mit               seminiger (1182 Individuen) und Gra-         werte verwendet, diese sind in Tab. 3
Tukey-Kramer-Test durchgeführt. Wur-                 phoderus cinereus (843 Individuen) wa-       dargestellt.
den diese nicht erfüllt, so wurde der                ren 72 % aller bestimmten Tiere diesen       Die Diversität der verschiedenen
Kruskal-Wallis-Test mit Mann-Whitney-                drei Arten zuzuordnen. Von den 58 er-        Standorte variiert gemäß Shannon-
Test herangezogen. Mittels Bonferroni-               fassten Arten nahmen 51 zusammen             Index zwischen H‘ = 0,872 für den Bo-
Korrektur wurde das Signifikanzniveau                knapp 10 % der Individuenmasse ein.          denseestandort (BB07) und H‘ = 2,484
gesenkt, um die Gefahr falsch positiver              Der Standort im Großseggenried               in der überschwemmten Auwaldflä-
Ergebnisse zu minimieren (Otto 2004).                (SW04) war der in absoluten Zahlen ar-       che (MB03). MB03 hat gemäß beiden
Das α-Signifikanzniveau wurde bei                    ten- und individuenreichste Standort         Indices (H‘ und 1-D) die höchsten Werte
5 % festgelegt.                                      (Abb. 2). Fast die Hälfte aller Individu-    des Untersuchungsgebietes. Prinzipiell

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Aquatische und semiaquatische Coleoptera und Heteroptera im Naturschutzgebiet "Hörbranzer Schmelzwiese" (Vorarlberger Bodenseeufer) - Dornbirn ...
wurde hiermit zum ersten Mal im Bun-
                    MB01    MB02       MB03       SW04       SW05      SW06       BB07
                                                                                             desland Vorarlberg nachgewiesen.
 Simpson 1-D        0,735   0,653      0,884      0,737      0,767     0,452      0,397
 Shannon H´         1,836   1,731      2,484      1,76       1,861     1,093      0,872      In der vorliegenden Studie konnten
 Evenness J         0,766   0,599      0,816      0,471      0,559     0,378      0,397      auch 15 Arten dokumentiert werden,
Tab. 3 Diversitätsindices der einzelnen Untersuchungsstandorte im Naturschutzgebiet          welche in den zum Vergleich heran-
»Schmelzwiese«. Gini-Simpson-Index = 1-D, Shannon-Wiener–Index = H, Evenness/                gezogenen Listen einen Gefährdungs-
Equitability = J.                                                                            status aufweisen (Tab. A4), wie zum
                                                                                             Beispiel der in Bayern als »stark ge-
                                                                                             fährdet« eingestufte Käfer Hydroporus
                                                                                             rufifrons. Zwölf dieser Arten wurden
                                                                                             im Großseggenried gefunden. Der
                                                                                             Weidengehölzstreifen        beherbergte
                                                                                             neun, die überschwemmte Auwald-
                                                                                             fläche sieben, der ehemalige Verbin-
                                                                                             dungsgraben sechs und der vom Biber
                                                                                             gegrabene Kanal vier gelistete Arten.
                                                                                             Im Zuge der Probennahmen wurden
                                                                                             die Amphibien als Beifang erfasst. Un-
                                                                                             ter den 82 adulten Schwanzlurchen
                                                                                             (Urodela) (Tab. A5) befand sich auch
Abb. 3: Clusterdiagramme für die Standorte des Untersuchungsgebietes »Schmelzwie-            die FFH-Art Triturus cristatus.
se« (Single-Linkage-Clustering, Stratigraphische Anordnung). Links: Clusterdiagramm
des Sørensen-Index. Rechts: Clusterdiagramm des Bray-Curtis-Index.
                                                                                             4 Diskussion
sind gemäß Shannon-Index höhere                MB03 (66,7 %) sowie SW04 und SW05
Artenzahlen nicht gleichzusetzen mit           (71,5 %) hohe Ähnlichkeiten im Ar-            4.1 Einflussfaktoren
höheren Indexwerten. So zeigt sich an          teninventar zeigen. Die Ähnlichkeiten
Standort SW04, trotz deutlich höherer          der untersuchten Artengemeinschaf-            Die Unterschiede in den Arten- und In-
Artenzahlen (vgl. Tab. 3), ein geringe-        ten zwischen einzelnen Standorten             dividuenzahlen sowie daraus resultie-
rer Shannon-Wert (H‘ = 1,76) im Ver-           wurden mit Hilfe einer Clusteranalyse         rend in den Diversitätswerten können
gleich mit MB03 (H‘ = 2,484) und MB01          verbildlicht (Abb. 3).                        nicht auf einen einzigen Faktor zurück-
(H‘ = 1,836). Bei Betrachtung der Even-        Im Rahmen der Untersuchungen wur-             geführt werden (Bloechl et al. 2009,
ness wird sichtbar, dass die Arten in          de am 11. August ein männliches In-           Rolke et al. 2018), vielmehr wird das
SW04 ungleich verteilt sind (J = 0,471),       dividuum der Art Acilius canaliculatus        Auftreten von unterschiedlichen Arten
also wenige Arten dominieren. Auch             mittels Flaschenreuse im Großseggen-          von verschiedenen Parametern beein-
in den Standorten SW06 und BB07 zei-           ried (SW04) erfasst (Abb. 4). Diese Art       flusst. Die jeweilige Ausprägung dieser
gen niedrige Evenness-Werte (0,378
bzw. 0,397) eine Ungleichverteilung
der Arten an. Der Gini-Simpson-Index,
welcher mehr Gewicht auf dominan-
te Arten legt (Krebs 1999), gibt für die
Standorte SW04 (1-D = 0,737) und
MB01 (1-D = 0,735) fast gleiche Werte
vor.
Die Ähnlichkeiten der Arteninventare
lagen im paarweisen Vergleich der Be-
probungsstandorte zwischen 7,5 und
71,4 gemäß Sørensen-Index (Präsenz-
Absenz) (Tab. A1). Für den Jaccard-
Index (Abundanzen) lagen die Werte
zwischen 0,2 und 61,3 (Tab. A2). Durch
den Vergleich der Standorte mittels
Sørensen-Index wird sichtbar, dass nur         Abb. 4: Acilius canaliculatus (Nicolai, 1822) ♂, dorsal. Erstfund für das Bundesland Vor-
jeweils die Standortpaare MB02 und             arlberg. (Foto: Josef Buchner 08.12.2020).

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Aquatische und semiaquatische Coleoptera und Heteroptera im Naturschutzgebiet "Hörbranzer Schmelzwiese" (Vorarlberger Bodenseeufer) - Dornbirn ...
Faktoren sowie deren Zusammenspiel           abgesehen, stellen die Makrophyten          nente Gewässer angeschlossenen und
trägt dazu bei, dass im Untersuchungs-       wichtige Versteckmöglichkeiten gera-        zusätzlich trockenfallenden Standor-
gebiet ein heterogenes Netzwerk              de in Gewässer­typen mit Prädatoren,        ten keine Fischpopulationen beobach-
verschiedenster Biotope vorherrscht.         wie zum Beispiel Fischen, dar (Gong et      tet werden. Aschauer & Grabher (2015)
Die Heterogenität kann dabei durch           al. 2000, Bloechl et al. 2009).             bestätigen, dass die Schmelzwiese seit
verschiedenste Faktoren beeinflusst          Die Dauerhaftigkeit von Feuchtgebie-        den 1970er Jahren nicht mehr als Le-
werden. So kann die Besiedelung der          ten bildet einen zentralen Faktor in der    bensraum für Fische geeignet ist.
einzelnen Standorte trotz der geogra-        Strukturierung aquatischer Artenge-         Auch Parameter wie pH-Wert, Wasser-
phischen Nähe nicht uneingeschränkt          meinschaften (Eyre et al. 1990, Lundkvist   leitfähigkeit oder gelöster Sauerstoff
erfolgen. Eine Verbreitung mittels Be-       et al. 2001, Whiles & Goldowitz 2005). So   dürften einen mehr oder weniger
wegung im Wasser kann nur teilweise          hat z. B. das periodische Austrocknen       großen Einfluss auf die Artengemein-
angenommen werden, da die Stand-             dieser Standorte auf der einen Seite ei-    schaften haben. Allerdings wird über
orte nicht alle aneinander angebun-          nen negativen Einfluss auf die Wasser-      die Bedeutung der einzelnen Para-
den sind und teilweise trockenfallen,        käfergemeinschaft, da dies die Anzahl       meter kontrovers berichtet. So sehen
was logischerweise ein Ausweichen            und Arten der Habitate reduziert (Kho-      einige Studien kaum einen Einfluss
auf eine nicht im Wasser stattfindende       lin & Nilsson 1998). Auf der anderen        (Nilsson & Söderberg 1996, Pérez-Bilbao
Fortbewegung nötig machen würde.             Seite kann eine durch Austrocknung          et al. 2014, Kaboré et al. 2016, Rolke et
Die effektivste Art der Ausbreitung          bedingte Absenz von Prädatoren wie          al. 2018), während andere Studien
für aquatische Coleoptera und Hete-          Fischen einen positiven Einfluss ha-        sehr wohl einen Einfluss sehen (Eyre et
roptera, die Flugfähigkeit (Bilton et al.    ben (Collinson et al. 1995). So nehmen      al. 1986, Bloechl et al. 2009).
2001, Arribas et al. 2011), kann von Art     die Gesamtindividuendichte und die          Ein Aspekt, welcher bisher noch nicht
zu Art und sogar innerhalb der Arten         Biomasse der Invertebraten entlang          behandelt wurde, ist der Biber. Die
variieren (Kehl & Dettner 2007, Boda &       eines Gradienten von temporären bis         Aktivitäten des Bibers bewirken eine
Csabai 2012, Iversen et al. 2017). So sind   permanenten Wasserkörpern zu, wäh-          Erhöhung der Habitatheterogeni-
im Untersuchungsgebiet sowohl flug-          rend die Artenvielfalt in Feuchtgebie-      tät in Bächen und Auen (Naiman et al.
unfähige Arten wie Hyphydrus ovatus          ten, welche eine kurze Trockenphase         1999). Diese Heterogenität führt zu
und Noterus crassicornis (Jackson 1973)      durchmachen, am höchsten ist (Whiles        einer erhöhten Diversität (Brazier et
als auch flugfähige Arten wie Rhantus        & Gordowitz 2005).                          al. 2020) und Produktivität (Rolauffs
latitans, Hydaticus seminiger (Nilsson       Das Austrocknen von Gewässern so-           et al. 2001) von Makroinvertebraten
& Holmen 1995) oder Ilybius ater (Behr       wie die Anbindung an permanente             in den beeinflussten Gebieten. Die
1990) erfasst worden. Die Art des Ha-        Gewässer limitiert daher die Eignung        α-Diversität von Makroinvertebraten
bitats, sprich der Gewässertyp, kann         als Fischhabitat. Die Anwesenheit von       kann an einzelnen veränderten Habi-
die Artengemeinschaft beeinflussen.          Fischen kann einen starken Einfluss         taten auch geringer als an unverän-
So kommen an instabilen oder tempo-          auf die Dichten, den Artenreichtum          derten Habitaten sein (Law et al. 2016,
rären Gewässern eher und mehr flug-          und die Artenzusammensetzung von            Brazier et al. 2020). Auf einer räumlich
freudige und flugfähige Arten vor als        aquatischen Invertebraten und spezi-        weiteren Skala ist jedoch ein erhöhter
an stabilen Habitaten wie Fließgewäs-        ell Käfern haben (Fairchild et al. 2000,    Artenreichtum im Vergleich zu Gebie-
ser und Moore (Kehl & Dettner 2007).         Werth et al. 2005). So fanden Fairchild     ten ohne Biber zu finden (Law et al.
Eine wichtige Rolle in der Zusammen-         et al. (2000) in ihrer Studie heraus,       2016). Brazier et al. (2020) berichten
setzung von aquatischen Käferzöno-           dass in Teichen mit wenigen oder gar        ebenfalls von einer Erhöhung der ta-
sen stellt die submerse Vegetation           keinen Fischen die Biomasse der Käfer       xonomischen, trophischen und/oder
dar, da sie die Heterogenität der Um-        rund dreifach höher war als in Teichen      β-Diversität von Gemeinschaften von
welt erhöht (Nilsson & Söderberg 1996,       mit hohem Fischvorkommen.                   aquatischen Invertebraten gegenüber
Hinojosa-Garro et al. 2010, ­Whatley et      An der »Schmelzwiese« wurden nur in         Gebieten ohne Bibereinfluss. Die Ak-
al. 2015). So bietet ein starker Makro­      den permanent wasserführenden so-           tivitäten des Bibers, wie das Errichten
phytenbewuchs Lebensraum und                 wie in den direkt an den Mühlbach an-       eines Dammes, können beispielswei-
Nahrung für zahlreiche Wirbellose            grenzenden Standorten Fische doku-          se die laterale Konnektivität erhöhen,
(Werth et al. 2005). Viele Arten be-         mentiert. An den anderen Standorten,        indem sie Wasser seitlich in angren-
nötigen aquatische Vegetation für            an welchen keine Fische nachgewie-          zende Uferbereiche drückt, Auen und
die Eiablage oder als Nahrung, und           sen wurden, könnte die Abwesenheit          angrenzende Gebiete überschwemmt
manche karnivoren Arten nutzen sie           von potentiellen Prädatoren ein As-         und vielfältige Feuchtgebiete schafft
zur erfolgreichen Umsetzung ihrer            pekt für die hohen Individuendichten        (Macfarlane et al. 2015). Zusätzlich zu
Jagdstrategien. Daraus ergeben sich          sein. Zum Zeitpunkt der Erhebungen          diesen großräumigen hydrologischen
besondere Habitatansprüche. Davon            konnten an den nicht direkt an perma-       Veränderungen tragen sie zur ­Boden-

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Aquatische und semiaquatische Coleoptera und Heteroptera im Naturschutzgebiet "Hörbranzer Schmelzwiese" (Vorarlberger Bodenseeufer) - Dornbirn ...
und Grundwasseranreicherung bei           führen. Eine Ursache für die geringe           Auftreten der aquatischen und semi-
(Westbrook et al. 2006). So war der       Individuenzahl kann die Anwesenheit            aquatischen Coleoptera und Hetero-
Mühlbach vor der Aufstauung durch         von Fischen als Prädatoren und der da-         ptera durch eine Kombination ver-
den Biber nur ein Rinnsal und die         raus resultierende Fraßdruck gewesen           schiedener Faktoren beeinflusst und
angrenzenden Flächen waren nicht          sein (z. B. Fairchild et al. 2000). Die Län-   kann nicht auf einen einzelnen Faktor
überschwemmt (mündl. Mitteilung W.        ge der Hydro­periode und die Tatsache,         reduziert werden. Bei der Zusammen-
Niederer). Im November 2015 lag der       dass dieser Standort nicht permanent           setzung von Makroinvertebraten-Ge-
Wasserstand des Mühlbachs und der         an den Mühlbach angebunden ist, ver-           meinschaften spielen so neben räum-
angrenzenden Auflächen durch den          hindern allerdings, dass sich während          lichen Effekten wie Konnektivität und
Rückstau des Biberdamms etwa 1,6 m        der ganzen Vegetationsperiode Fische           Nähe zu anderen Wasserkörpern auch
über jenem des Bodensees (Aschauer &      an diesem Standort aufhalten. Denn             physikalische, chemische und biolo-
Grabher 2015).                            nach einem Austrocknungsereignis               gische Faktoren eine Rolle (Hill et al.
                                          kann es erst bei Anbindung an den              2016).
4.2 Untersuchungsstandorte                Mühlbach zu einer Wiederbesiedelung
                                          durch Fische kommen.                           4.3 Gefährdete, neue und
Der Aufstaubereich des Biberdamms         Eine Erklärung für die hohen Abun-               fehlende Arten
war durch eine äußerst niedrige Indi-     danzen im ehemaligen Verbindungs-
viduendichte charakterisiert. Die ver-    graben könnte darauf zurückzuführen            Die im Untersuchungsgebiet nachge-
gleichsweise hohen Diversitätswerte       sein, dass fast drei Viertel der dort er-      wiesenen Arten mit Gefährdungssta-
entstanden dadurch, dass fast jedes       fassten Individuen einer einzigen Art,         tus konnten allesamt an Standorten
dritte Individuum einer anderen Art       namentlich Hydrochara caraboides,              mit periodischer Austrocknung ge-
zuzuschreiben war. Bis auf zwei waren     angehören. Mit Hydrochara carabo-              funden werden. Bemerkenswert sind
alle dort dokumentierten Arten auch       ides hat sich dort eine paläarktisch           hier die hohen Individuendichten der
an den anderen Standorten zu finden.      weitverbreitete, euryöke Art (Boukal           in Bayern in Kategorie 3 (»gefährdet«)
Die erfassten Individuen könnten so       et al. 2008) eingefunden. Laut Boyce           geführten Arten Graphoderus cinereus
durch Ausbreitung aus angrenzen-          (2004) zählen unter anderem stehen-            und Hydrochara caraboides. Ferner
den, produktiveren Standorten in den      des Wasser, flache, oft saisonal über-         wurden auch regelmäßig Individuen
Mühlbach gelangt sein. Die niedrige       schwemmte Gewässer und belaubte                von Hydroporus rufifrons erfasst. Diese
Anzahl an Taxa sowie Individuen war       oder detritusreiche Substrate zu den           Art wird in den Roten Listen Deutsch-
wahrscheinlich Resultat einer hohen       Habitatanforderungen dieser Art. An-           lands (gesamt) und Bayerns als »stark
Prädationsrate durch Fische im Zu-        dere Arten wie z. B. Hydaticus semini-         gefährdet« sowie Österreichs und der
sammenspiel mit einem Mangel an           ger oder Graphoderus cinereus, welche          Schweiz als »gefährdet« eingestuft
Versteckmöglichkeiten. Diese wurden       im Untersuchungsgebiet zu den häu-             (Brancucci 1994, Jäch 1994, Hebauer et
erst gegen Herbst hin durch die Ma-       figsten erfassten Arten zählen, bevor-         al. 2003, Spitzenberg et al. 2016). Hend-
krophytenstruktur geboten. Ersterer       zugen hingegen Habitate mit reicher            rich et al. (2014) erwähnen dazu, dass

Aspekt wird im Bodensee deutlich, so      bzw. dichter Vegetation (Boukal et al.         diese Art in den letzten Jahrzehnten
bieten Schilfgürtel strukturell gesehen   2008), welche beispielsweise im Groß-          überall in Deutschland sehr selten
umfangreiche und komplexe Lebens-         seggenried gegeben ist.                        geworden ist. Zu ihren bevorzugten
räume für Jungfische (Whitfield 2016).    Für den aufgezeigten besiedlungsbe-            Habitaten zählen ephemere bis semi-
Da die zum Mühlbach angrenzenden          einflussenden Effekt der Parameter             permanente, flache, meso- bis eutro-
Flächen durch dessen Aufstauung bei       Habitatstruktur, Hydroperiode und              phe und vegetationsreiche stehende
hohem Wasserstand überschwemmt            Prädation spricht, dass in den Stand-          Gewässer, welche meistens in Auen
werden, schafft die Anwesenheit des       orten der Schmelzwiese (SW04 und               mit Überschwemmungen oder Verlan-
Bibers hier zusätzliche Habitate für      SW05) die höchsten Arten- sowie In-            dungsmooren vorkommen (Hendrich
aquatische Coleoptera und Hetero­         dividuenzahlen gefunden wurden.                et al. 2014). Die Tatsache, dass diese
ptera. Die durch den Pflanzenbewuchs      Für das ganze Untersuchungsgebiet              Art als flugunfähig gilt (Foster 2000),
entstehende Strukturierung der Ha-        gesehen, stellt das Großseggenried ei-         dürfte für ihre zukünftige Verbreitung
bitate sowie die Länge der Hydro­         nen zentralen Faktor der Artenvielfalt         kein Vorteil sein. Deswegen sollten
periode, können sich auch hier, wie die   dar. So konnte dieser Standort einer           der Erhalt momentaner Besiedlungs­
oben erwähnten Beispiele zeigen, po-      Vielzahl an Individuen verschiedenster         standorte und gegebenenfalls eine er-
sitiv auf die Diversität auswirken. Die   Arten einen Lebensraum bieten.                 höhte Konnektivität mit potentiellen
hohen Diversitätswerte dieses Stand-      Wie vorherige Studien zeigten (u. a.           Habitaten gewährleistet sein, um den
orts sind auf die gleichmäßige Vertei-    Nilsson & Söderberg 1996, Bloechl et           Bestand dieser Art zu sichern.
lung der Artenabundanzen zurückzu-        al. 2009, Rolke et al. 2018), wird das

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Aquatische und semiaquatische Coleoptera und Heteroptera im Naturschutzgebiet "Hörbranzer Schmelzwiese" (Vorarlberger Bodenseeufer) - Dornbirn ...
Auch Acilius canaliculatus wurde in der     Umweltansprüche hat (Boukal et al.          genried und im Weidengehölzstreifen
Schweiz und Bayern als »gefährdet«          2008). Knoblauch et al. (2019) stellen      der Schmelzwiese gefunden, welche
sowie in Österreich als »potentiell ge-     die Hypothese auf, dass sich die öko-       dadurch eine weitere Bedeutung im
fährdet« eingestuft (Brancucci 1994,        logischen Nischen dieser beiden Arten       Schutz einer gefährdeten Art erhält.
Hebauer et al. 2003, Jäch 1994). Dieser     überlagern, wobei Graphoderus cine-
Käfer wurde im Zuge der Beprobun-           reus einfach konkurrenzstärker ist und
gen zum ersten Mal in Vorarlberg            darüber hinaus auch mit veränderten         5 Fazit
nachgewiesen. Boukal et al. (2008)          Lebensraumbedingungen besser klar-
beschreiben ihn als acidophile Art,         kommen könnte.                              Diese Studie zeigt, dass im Natura-
die verschiedenste Typen stehender          Ob Graphoderus bilineatus wirklich im       2000-Gebiet »Leiblach« im Teilgebiet
Gewässer, welche zumindest teilwei-         Untersuchungsgebiet verschwunden            Schmelzwiese ein heterogenes Netz-
se Pflanzenbewuchs aufweisen, be-           ist, sollte in den nächsten Jahren durch    werk unterschiedlichster Biotope vor-
siedelt. Er ist gut flugfähig und fliegt    wiederholtes Beproben der potentiel-        herrscht. Die kleinräumige Verteilung
während der gesamten Vegetations-           len Standorte festgestellt werden. Um       verschiedenster Habitate und deren
periode (Iversen et al. 2017). Es wäre      den Erhalt dieser Art zu gewährleisten,     Eigenschaften sorgen für ein Gebiet,
möglich, dass diese Art von Bayern her      könnten größere (fischfreie) Flachge-       welches für den Natur- und Arten-
an diesen Standort migriert ist. Burm-      wässer geschaffen werden und zu-            schutz von besonderer Bedeutung ist.
eister & Burmeister (2011) beschrieben in   sätzlich – wie von Aschauer & Grabher       Speziell hervorzuheben sind dabei das
Bayern eine Erweiterung des Besied-         (2015) vorgeschlagen – durch eine           Großseggenried, der Weidengehölz-
lungsareals dieses Käfers in Richtung       abschnittsweise Mahd der Schilfröh-         streifen und die überschwemmte Au-
Süden.                                      richte eine Nährstoffakkumulation der       waldfläche.
Eine Art konnte im Rahmen dieser            Gewässer verhindert werden.                 Gerade in Zeiten des Rückgangs von
Studie nicht nachgewiesen werden –                                                      Feuchtgebieten und ihrer Diversität
Graphoderus bilineatus ist praktisch in     4.4 Beifang                                 (siehe z. B. Hu et al. 2017, Roth et al.
ganz Europa vom Aussterben bedroht.                                                     2020), in denen Landschaften übernutzt
Für Deutschland berichten Spitzenberg       Im Zuge der Untersuchung wur-               und leergeräumt werden und in denen
et al. (2016) von einem starken Rück-       den aufgrund der gewählten Fallen­          der Nutzungsdruck durch den Men-
gang seiner Populationen. Die letzten       methodik auch Amphibien erfasst.            schen immer weiter steigt, ist es wich-
Funde in der Hörbranzer Schmelzwie-         Erwähnenswert sind hier die Nachwei-        tig natürliche Systeme zu erhalten und
se gehen auf Niederer & Kopf (2014) zu-     se der in den Anhängen II und IV der        zu schützen. Um diese Lebensräume
rück. Bei diesen Erhebungen im Jahr         FFH-Richtlinie gelisteten Art Triturus      ausreichend schützen zu können, ist
2014 fanden sie jedoch andere hydro­        cristatus. In den Roten Listen der Am-      eine umfassende Dokumentation der
logische Bedingungen vor (mündl.            phibien Vorarlbergs (Aschauer & Grab-       Schutzgüter unerlässlich.
Mitteilung W. Niederer). So waren in        her 2021) sowie Österreichs (Gollmann

der Schmelzwiese damals nur weni-           2007) wird der Kammmolch als »stark
ge Tümpel zu finden, was die Chan-          gefährdet « angeführt. Diese Art konn-      6 Dank
ce, Individuen dieser Art zu fangen,        te insgesamt 35mal vermerkt werden
erhöht haben könnte. Im Gegensatz           (14 männliche, 16 weibliche sowie 5         Besonderer Dank gebührt Barbara und
dazu waren im Jahr 2020 große Teile         Individuen, bei denen das Geschlecht        Kurt Buchner, welche mich seit Tag 1
der Schmelzwiese wasserführend, was         nicht bestimmt werden konnte). Zu           unterstützt haben. Für die Betreuung
das potentielle Habitat von Grapho-         ihren Lebensräumen zählen unter an-         und Übernahme meiner Arbeit möch-
derus bilineatus vergrößert und damit       derem Flussauen und Feuchtwiesen.           te ich mich bei ao. Univ.-Prof. Mag. Dr.
eine Erfassung dieser seltenen Art er-      Als ideale Laichgewässer kommen             Harald Krenn (Universität Wien) und
schwert haben könnte.                       größere Teiche, die teilweise besonnt       Mag. Walter Niederer (Regionsmana-
Eine weitere Erklärung für das Fehlen       sind und Pflanzenbewuchs aufwei-            ger der Europaschutzgebiete Boden-
dieser Art besteht in der Anwesenheit       sen, infrage (Günther 1996, Cabela et al.   see und Leiblach) bedanken. Mag.
von Graphoderus cinereus. Knoblauch         2001). Da Fische zu den Hauptfeinden        Timo Kopf und Dr. Norbert Milasowszky
et al. (2019) vermuten, dass Grapho-        von Amphibien gehören, vor allem            waren bei Fragen jederzeit zur Stelle.
derus bilineatus und Graphoderus ci-        für den Laich und die Larven bzw.           Für die Unterstützung bei der Feldar-
nereus ähnliche Bedürfnisse in Bezug        Kaulquappen, bevorzugen Molche              beit sowie viele großartige Fotos des
auf Habitattyp und -struktur haben.         Gewässer, die periodisch austrocknen        Gebietes und der erfassten Individuen
Graphoderus bilineatus hat eine enge        und somit für Fische weniger geeignet       sei Herrn Lauritz Birkel, Kurt und Jo-
ökologische Amplitude, wohinge-             sind (Schelling 2010). So wurden alle       seph „Joschi“ Buchner gedankt.
gen Graphoderus cinereus geringere          Individuen ausschließlich im Großseg-

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Aquatische und semiaquatische Coleoptera und Heteroptera im Naturschutzgebiet "Hörbranzer Schmelzwiese" (Vorarlberger Bodenseeufer) - Dornbirn ...
7 Literatur                                             Boda, P. & Csabai, Z. (2012): When do beetles         Chovanec, A., Schindler, M., Pall, K. & Hostettler,
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inatura – Forschung online 89 (2021)                                                                                                                       11
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