Armee botschaft 2022 - Der Bundesrat admin.ch
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Armeebotschaft 2022 Mit der Armeebotschaft 2022 beantragt der Bundesrat den eidgenössischen Räten Verpflichtungskredite von insgesamt 9,3 Milliarden Franken. Diese um- fassen die Beschaffung der Kampfflugzeuge F-35A (6,035 Mrd. Fr.) und des bo- dengestützten Luftverteidigungssystems Patriot (1,987 Mrd. Fr.) sowie je die damit verbundenen baulichen Massnahmen (120 Mio. Fr. für die F-35A und 66 Mio. Fr. für das Patriot-System), die Beschaffung von Armeematerial 2022 (695 Mio. Fr.) und das Immobilienprogramm VBS 2022 (349 Mio. Fr.). Ausser- dem beantragt der Bundesrat die Ausserdienststellung der Kampfflugzeuge F-5-Tiger. 36 moderne F-35A ersetzen die 55 alten Flugzeuge Die Armee muss die Menschen in der Schweiz vor Bedrohungen aus der Luft schützen. Sie muss die Lufthoheit wahren und den Luftraum bei Konferenzen und bei erhöhten Spannungen schützen sowie bei bewaffneten Konflikten ver- teidigen können. Die heutigen Kampfflugzeuge kommen aber um das Jahr 2030 an ihr Nutzungsende und müssen ersetzt werden. Zudem verfügt die Schweiz über kein System zur bodengestützten Luftverteidigung grösserer Reichweite. Der Bundesrat beantragt dem Parlament die Beschaffung von 36 Kampfflug- zeugen des Typs F-35A des US-Herstellers Lockheed Martin. Das Flugzeug er- reichte bei der Evaluation mit Abstand das beste Resultat. Es ist von den vier evaluierten Flugzeugen am leistungsfähigsten und das klar günstigste bei An- schaffung und Betrieb. Für Pilotinnen und Piloten ist es einfacher zu bedienen, und es sind weniger Trainingsflüge und lärmintensive Starts erforderlich. Der Bundesrat beantragt dem Parlament einen Verpflichtungskredit von 6,035 Mil- liarden Franken für die Flugzeuge sowie 120 Millionen Franken für die damit verbundenen baulichen Massnahmen. Die bestehenden Immobilien auf den Militärflugplätzen Payerne, Meiringen und Emmen können weiter genutzt wer- den. Dazu werden Anpassungen nötig und in Payerne wird ein neues Trainings- center gebaut. Der beantragte Verpflichtungskredit unterschreitet das maximal mögliche Fi- nanzvolumen, dem die Stimmbevölkerung am 27. September 2020 zugestimmt hatte. Der damals beschlossene Betrag von höchstens 6 Milliarden Franken beruhte auf dem Landesindex der Konsumentenpreise vom Januar 2018. Nach Berücksichtigung der aktuellen Inflationsprognosen und der voraussichtli- chen Zahlungen beträgt das maximal mögliche Finanzvolumen rund 6,3 Mil- liarden Franken. 3
Mit der Beschaffung von 36 neuen Kampfflugzeugen werden die bestehenden 25 F-5 Tiger und 30 F/A-18 Hornet ersetzt. Für die F-5-Tiger-Flotte beantragt der Bundesrat dem Parlament die Ausserdienststellung. Diese Kampfflugzeu- ge können heute nur noch in Trainings und bei gutem Wetter für den Luftpoli- zeidienst eingesetzt werden. In einem Luftkampf gegen einen zeitgemässen Gegner wären sie chancenlos. Die heutigen F/A-18 Hornet sollen um 2030 suk- zessive durch die neuen Flugzeuge abgelöst werden. Patriot-System schliesst Sicherheitslücke Bei der bodengestützten Luftverteidigung hat sich der Bundesrat für 5 Feuer- einheiten des Systems Patriot des US-Herstellers Raytheon entschieden. Die- ses erreicht im Vergleich zum zweiten evaluierten System eine sehr grosse Einsatzdistanz. Seine weitreichenden Sensoren verbessern zudem das Luft- lagebild. Zudem entstehen über die gesamte Nutzungsdauer tiefere Kosten. Der Verpflichtungskredit für die Beschaffung beläuft sich auf 1,987 Milliarden Franken für das System und 66 Millionen Franken für drei neue Ausbildungs- gebäude sowie die Anpassung der Lagerinfrastruktur. Mit Patriot wird die Schweiz neu über ein bodengestütztes Luftverteidigungs- system grösserer Reichweite verfügen. Damit werden grosse Räume abge- deckt: Mit wenigen Stellungen kann die Armee einen Grossteil der besiedelten Gebiete der Schweiz schützen. Zudem entlastet die bodengestützte Luftver- teidigung grösserer Reichweite die Kampfflugzeuge. Die beiden Elemente er- gänzen sich. Kampfflugzeuge sind flexibel einsetzbar; die bodengestützte Luftverteidigung erbringt einen anhaltenden Schutz und kann andere Kampf- flugzeuge, Marschflugkörper und anfliegende Lenkwaffen kürzerer Reichwei- te bekämpfen. Jährliche Kredite für Armeematerial und weitere Immobilien Nebst den Krediten für die neuen Mittel zum Schutz der Menschen vor Bedro- hungen aus der Luft beantragt der Bundesrat wie in den früheren Armeebot- schaften die Beschaffung von Armeematerial. Die Kredite werden unter ande- rem für die Cyberabwehr, die Erneuerung der Gefechtsausbildungszentren und die Evaluation eines Systems zur Neutralisation von Minidrohnen verwendet. Ebenfalls Teil der vorliegenden Botschaft sind die Verpflichtungskredite des Immobilienprogramms VBS 2022. Dabei handelt es sich um ein Hochregalla- ger für Textilien in Thun, für eine neue Fahrzeughalle, eine Werkstatt und einen Werkhof auf dem Flugplatz in Alpnach sowie weitere Vorhaben. 4
Unternehmen erhalten Aufträge in Milliarden-Höhe Die ausländischen Hersteller des neuen Kampfflugzeugs und des bodenge- stützten Luftverteidigungssystems grösserer Reichweite werden zu Aufträgen an Schweizer Firmen verpflichtet. Beim Flugzeug sind es 60 Prozent des Ver- tragswertes oder 2,9 Milliarden Franken (davon 1 Milliarde Franken direkte Offsets) und bei der bodengestützten Luftverteidigung 100 Prozent des Ver- tragswertes oder 1,3 Milliarden Franken (davon 260 Millionen Franken direk- te Offsets). Zudem erteilt der Bund selber Aufträge an die Schweizer Indust- rie im Umfang von 321 Millionen Franken. Durch diese Aufträge von insgesamt 4,5 Milliarden Franken werden in den kommenden Jahrzehnten in der Schweiz zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen. Ferner werden das Immobilienprogramm VBS 2022 sowie die baulichen Mass- nahmen für die F-35A und das Patriot-System vorwiegend in der Schweiz beschäftigungswirksam. Die Baubranche profitiert von Aufträgen von rund 500 Millionen Franken. Auswirkungen auf die Umwelt Durch den Ersatz der Kampfflugzeuge F/A-18 Hornet und F-5 Tiger durch die F-35A können der jährliche Kerosinverbrauch und der CO2-Ausstoss der Kampfflugzeugflotte gegenüber heute um rund einen Viertel reduziert wer- den. Grund dafür ist der tiefere Flugstundenbedarf. Die jährliche Lärmbelas- tung bleibt insgesamt auf demselben Niveau. Der F-35A ist zwar beim Start etwas lauter als der heutige F/A-18, dagegen sind rund 50 Prozent weniger lärmintensive Starts notwendig als heute. Um die Lärmbelastung so tief wie möglich zu halten, wird mit dem Hersteller und der eidgenössischen Materi- alprüfungs- und Forschungsanstalt EMPA nach verfahrenstechnischen Mög- lichkeiten für weitere Lärmreduktionen gesucht. Der Bundesrat prüft zudem, ob im Umfeld der Flugplätze weitere Schallschutzfenster auf Kosten des VBS eingebaut werden müssen, um die Anforderungen der Lärmschutz-Verordnung vom 15. Dezember 1986 zu erfüllen. Die Grenzwerte für elektromagnetische Wellen bei den Radar-Antennen des Patriot-Systems werden weit unterschritten. Sowohl für die Bevölkerung als auch für die Umwelt bestehen keine Gefahren. Mit dem Immobilienprogramm VBS 2022 werden Photovoltaikanlagen mit ei- ner Fläche von insgesamt 11 300 m2 an sechs Standorten gebaut. Diese erzeu- 5
gen pro Jahr 2,1 Gigawattstunden elektrische Energie. Dies entspricht dem Verbrauch von 550 Vier-Personen-Privathaushalten. Kann an einem Standort mehr Strom produziert werden als verbraucht wird, so wird der Produktions- überschuss in der VBS-Bilanz berücksichtigt und mit dem Stromverbrauch an anderen VBS-Standorten ausgeglichen. Alle Gebäude genügen mindestens dem Minergie-Standard: Dies gilt für die neu gebauten ebenso wie für die sanierten Gebäude. So wird der Bedarf an Wärme und Kälte reduziert. Neben der Sanierung von Gebäuden werden die Kapazitäten zur Produktion erneuerbarer Energien ausgebaut. Der Ersatz von Öl-Heizungen durch Heizungen mit erneuerbaren Energien senkt gleichzeitig den CO2-Ausstoss. Zudem werden Pilotprojekte umgesetzt, um militärische Gebäude und Anla- gen autark mit Energie zu versorgen. Ziel ist eine möglichst vollständige Ver- sorgung der militärischen Einrichtungen mit erneuerbaren Energien. 6
Beschaffung der Kampfflugzeuge F-35A 8 Kampfflugzeuge F-35A 9 Bauliche Massnahmen für die Kampfflugzeuge F-35A 13 Ausserdienststellung der Kampfflugzeuge F-5 Tiger 14 Beschaffung des bodengestützten Luftver- teidigungssystems grösserer Reichweite Patriot 15 Patriot-System 16 Bauliche Massnahmen für das Patriot-System 18 Beschaffung von Armeematerial 2022 19 Projektierung, Erprobung und Beschaffungsvorbereitung (PEB) 20 Ausrüstungs- und Erneuerungsbedarf (AEB) 21 Ausbildungsmunition und Munitionsbewirtschaftung (AMB) 21 Immobilienprogramm VBS 2022 23 Sanierung einer Führungsanlage 24 Ausbau und Sanierung der Einsatzinfrastruktur auf dem Flugplatz in Alpnach 25 Hochregallager für Textilien in Thun 26 Weitere Immobilienvorhaben 2022 27 7
Beschaffung der Kampfflugzeuge F-35A Der Bundesrat beantragt im Rahmen der Beschaffung der Kampfflugzeuge F-35A einen Verpflichtungskredit von 6,035 Milliarden Franken für die Kampf- flugzeuge und einen Verpflichtungskredit für bauliche Massnahmen von 120 Mil- lionen Franken. in Mio. Fr. Verpflichtungskredite Kampfflugzeuge F-35A 6035 Bauliche Massnahmen für die Kampfflugzeuge F-35A 120 Die beantragten Verpflichtungskredite enthalten die Teuerung und die Mehrwert steuer bis zur Auslieferung. F-35A – das richtige Wie die Schweiz ihren Kampfflugzeug für Schutz vor Bedrohungen die Schweiz aus der Luft finanzieren will Warum die Schweiz Fragen und Antworten neue Kampfflugzeuge Beschaffung der Kampf braucht flugzeuge F-35A Webdossier Air2030: www.vbs.ch/air2030 8
Kampfflugzeuge F-35A Investitionen: 6,035 Milliarden Franken Auslieferung: voraussichtlich 2027–2030 Nutzungsdauer: mindestens 30 Jahre Die Kampfflugzeuge der Luftwaffe ste- hen vor ihrem Nutzungsende. Zum Schutz ihrer Bevölkerung und ihrer Souveränität braucht die Schweiz für die nächsten Jahr- zehnte neue Kampfflugzeuge. Um ihre Sicherheit und Souveränität zu wahren, muss die Schweiz ihren Luftraum überwachen, schützen und im Fall eines An- griffs verteidigen. Das widerspiegelt sich in den Aufgaben der Armee: Wahrung der Luft- hoheit, Schutz des Luftraums bei Konferen- zen und bei erhöhten Spannungen sowie Verteidigung des Luftraums bei bewaffne- ten Konflikten. Hierzu sind leistungsfähige F-35A von Lockheed Martin Kampfflugzeuge und eine wirkungsvolle bo- dengestützte Luftverteidigung unerlässlich. Sie beeinflussen das Verhalten kriegführen- der Parteien und potenzieller Angreifer. Für den Luftpolizeidienst sind leistungsfähi- Heute stehen 30 Kampfflugzeuge des Mo- ge Kampfflugzeuge erforderlich. Nur sie er- dells F/A-18 Hornet im Einsatz. Sie wurden reichen rasch ausreichend grosse Einsatzhö- im Jahr 1997 eingeführt und erreichen ihr hen und Geschwindigkeiten, um rechtzeitig Nutzungsende. Dank einer Nutzungsdauer- Massnahmen gegen Flugzeuge einzuleiten, verlängerung können sie etwa noch bis ins die sich nicht an die Luftverkehrsregeln hal- Jahr 2030 eingesetzt werden. Eine weiterge- ten. Um den Luftraum in einem bewaffneten hende Verlängerung wäre aufwendig und mit Konflikt zu schützen, sind neben Kampfflug- grossen technischen und finanziellen Risi- zeugen auch eine bodengestützte Luftver- ken verbunden. Die 25 F-5 Tiger sind seit teidigung grösserer Reichweite erforderlich. über 40 Jahren im Dienst. Mit ihren veralte- Beide Systeme ergänzen sich. Kampfflug- ten Sensoren und ihrer Bewaffnung wären zeuge sind flexibel einsetzbar. Die bodenge- sie im Luftkampf gegen einen zeitgemässen stützte Luftverteidigung erbringt einen an- Gegner chancenlos. Mit der Beschaffung haltenden Schutz. Sie kann Kampfflugzeuge, von 36 Kampfflugzeugen F-35A sollen die Marschflugkörper und anfliegende Lenk- beiden bestehenden Flotten ersetzt werden. waffen kürzerer Reichweite bekämpfen. Die 9
Beschaffungen der F-35A und des Patriot- weniger CO2 ausgestossen. Dazu kommt, Systems sind gut aufeinander abgestimmt. dass der F-35A technologisch bedeutend fortschrittlicher ist als seine Mitbewerber – Evaluation mit klarem Ergebnis eine gute Voraussetzung, wenn eine jahr- Der Bundesrat hat die Kampfflugzeuge zehntelange Nutzung in Betracht gezogen Eurofighter von Airbus (Deutschland), wird. Zudem ist er weltweit, insbesondere in F/A-18 Super Hornet von Boeing, F-35A von Europa, bei mehr Luftwaffen in beträchtlich Lockheed Martin (beide USA) und Rafale von grösserer Zahl im Einsatz als die anderen Dassault (Frankreich) evaluiert. Der F-35A Kandidaten. Dieser Umstand eröffnet auch erreichte bei der Evaluation das beste Re- Kooperationsmöglichkeiten und reduziert sultat. Er weist den höchsten Gesamtnutzen die Abhängigkeiten vom Hersteller und Her- auf, und zwar mit einem deutlichen Abstand stellerland. Schliesslich ist er in Beschaf- zu den anderen Kandidaten. Bei drei der vier fung und Betrieb erheblich kostengünstiger Hauptkriterien schnitt der F-35A am besten als die übrigen Kandidaten. ab. Lediglich bei den direkten Offsets schnitt er schlechter ab als Modelle der anderen Im Vorfeld des Typenentscheids wurden Kandidaten. Neben dem Nutzen erzielte der auch sicherheits- und aussenpolitische F-35A auch bei den Kosten mit Abstand das Aspekte sowie Möglichkeiten zur Stärkung beste Resultat. Bei den Gesamtkosten (Be- der bilateralen Beziehungen geprüft. Ange- schaffungs- und Betriebskosten) liegt der sichts des klaren Ergebnisses der Evalua- Unterschied zum zweitgünstigsten Kandi- tion konnte das Potenzial einer Stärkung daten über 30 Jahre gerechnet im Bereich der politischen und diplomatischen Zusam- von 2 Milliarden Franken. Aufgrund dieses menarbeit mit den europäischen Ländern klaren Ergebnisses entschied sich der Bun- vom Bundesrat im Entscheid nicht berück- desrat am 30. Juni 2021 für den F-35A. sichtigt werden. Insgesamt ist der F-35A im Vergleich zu den Finanzieller Rahmen und Risiken übrigen evaluierten Kandidaten wesent- Das Parlament hat mit dem Planungsbe- lich leistungsfähiger, und zwar sowohl beim schluss über die Beschaffung neuer Kampf- Luftpolizeidienst als auch bei der Luftver- flugzeuge ein Finanzvolumen von 6 Milliar- teidigung und bei der Unterstützung der den Franken beschlossen. Dieses basiert Bodentruppen. Für Pilotinnen und Piloten auf dem Landesindex der Konsumenten- ist er zudem einfacher zu bedienen. Es sind preise vom Januar 2018. Nach Berück- weniger Trainingsflüge und lärmintensive sichtigung der aktuellen Inflationsprogno- Starts erforderlich. In der Folge wird auch sen und der voraussichtlichen Zahlungen 10
beträgt das maximale Finanzvolumen zeichnet werden. Erfolgt die Unterzeich- 6,339 Milliarden Franken. nung vor Ende 2022, können voraussichtlich 2027 die ersten und 2030 die letzten Flug- Mit der Armeebotschaft 2022 wird den zeuge übernommen werden. eidgenössischen Räten ein Verpflichtungs- kredit von 6,035 Milliarden Franken für die Die «Allianz gegen den F-35A» hat im Beschaffung der Kampfflugzeuge F-35A August 2021 die Unterschriftensammlung beantragt. Er unterschreitet das mögliche für die Volksinitiative «Gegen den F-35 Finanzvolumen. (Stopp F-35)» gestartet. Die Sammelfrist läuft bis zum 1. März 2023. Bis zu einer all- Für die F-35A liegt ein verbindliches Ange- fälligen Annahme in der Volksabstimmung bot in US-Dollar vor. Damit unterliegen die entfaltet die Volksinitiative grundsätz- ausländischen Lieferumfänge keinen Teue- lich keine rechtliche Vorwirkung. Trotzdem rungsrisiken. Für direkte Aufträge des Bun- könnte die Beschaffung der Kampfflugzeu- des an Schweizer Unternehmen (67 Mio. Fr., ge durch ein Zustandekommen der Volks- z. B. Ruag AG) wird mit einer Teuerung von initiative verzögert werden. Damit wäre die 5 Millionen Franken gerechnet. mit dem Planungsbeschluss beabsichtig- te Einführung bis Ende 2030 voraussicht- Der Wechselkurs wurde mit 0,95 Franken lich nicht mehr möglich. Zudem ist bei einer pro US-Dollar angenommen. Diese Annah- Verzögerung mit zusätzlichen Kosten zu me liegt etwas über dem für 2022 ange- rechnen. Bei Annahme der Initiative in der nommenen Wechselkurs von 0,90 Franken Volksabstimmung würde die Beschaffung pro US-Dollar gemäss den volkswirtschaft- der Kampfflugzeuge F-35A verunmöglicht. lichen Eckwerten für die Finanzplanung Ohne Beschaffung neuer Kampfflugzeuge vom Dezember 2021 und auch dem aktu- könnte die Armee ab 2030 die Bevölkerung ellen Wechselkurs von 0,92 Franken pro nicht mehr vor Bedrohungen aus der Luft US-Dollar (Stichtag: 25 Januar 2022). Da- schützen. mit soll dem Risiko von Währungsschwan- kungen bis zur Absicherung des Wechsel- Offsetgeschäfte von rund 2,9 Milliarden kurses durch den Bund begegnet werden. Die Höhe der Offsetverpflichtung ergibt sich aus dem Vertragswert, der zwischen Zeitplan der Beschaffung der US-Regierung und Lockheed Martin Nach dem Beschluss des Parlaments zum als Hersteller der neuen Kampfflugzeuge Verpflichtungskredit können die Beschaf- F-35A vereinbart wird. Gemäss Planungs- fungsverträge mit der US-Regierung unter- beschluss des Parlaments müssen 20 Pro- 11
zent des Vertragswerts durch direkte Auswirkungen auf die Umwelt Offsets und 40 Prozent durch indirek- Durch den Ersatz der Kampfflugzeuge te Offsets kompensiert werden. Der Flug- F/A-18 Hornet und F-5 Tiger durch die F-35A zeughersteller evaluiert zurzeit Aufträge an können der jährliche Kerosinverbrauch und Schweizer Firmen und wird diese nach Ver- der CO2-Ausstoss der Kampfflugzeugflot- tragsunterzeichnung abschliessen. Bereits te gegenüber heute um rund einen Viertel bekannt sind die am direkten Offset betei- reduziert werden. Grund dafür ist der tiefe- ligten Schweizer Firmen, die als Unterliefe- re Flugstundenbedarf. Die jährliche Lärm- ranten des Herstellers Bestandteil seiner belastung bleibt insgesamt auf demsel- Offerte waren. Die übrigen Offsetprojekte ben Niveau. Der F-35A ist zwar beim Start werden im Anschluss an die Vertragsun- etwas lauter als der heutige F/A-18, da- terzeichnung laufend weiterentwickelt. Sie gegen sind rund 50 Prozent weniger lärm- sollen zu 65 Prozent in der deutschsprachi- intensive Starts notwendig als heute. Um gen Schweiz, zu 30 Prozent in der franzö- die Lärmbelastung so tief wie möglich zu sischsprachigen Schweiz und zu 5 Prozent halten, wird mit dem Hersteller Lockheed- in der italienischsprachigen Schweiz ver- Martin und der Eidgenössischen Materi- teilt werden. Restlos erfüllt sein muss die alprüfungs- und Forschungsanstalt EMPA Offsetverpflichtung spätestens vier Jahre nach verfahrenstechnischen Möglichkei- nach der letzten Flugzeuglieferung. ten für weitere Lärmreduktionen gesucht. Der Bundesrat prüft zudem, ob im Umfeld Der Hersteller der Flugzeuge wird Offsetge- der Flugplätze weitere Schallschutzfens- schäfte von 2,9 Milliarden Franken tätigen. ter auf Kosten des VBS eingebaut werden Rund eine Milliarde Franken davon betrifft müssen, um die Anforderungen der Lärm- direkte Offsets. schutz-Verordnung vom 15. Dezember 1986 zu erfüllen. 12
Bauliche Massnahmen für die Kampfflugzeuge F-35A Investitionen: 120 Millionen Franken Realisierung: 2024–2029 Nutzungsdauer: mindestens 25 Jahre Für die Stationierung und den Einsatz der F-35A-Flotte sind auf Militärflugplätzen bauliche Anpassungen notwendig. Die F-35A-Flotte soll ab den Militärflugplät- zen Payerne, Meiringen und Emmen zum Ein- satz kommen. Abmessungen und Gewicht der F-35A ähneln denjenigen der F/A-18 Hornet. Die Gesamtflotte der Kampfflug- zeuge wird nach 2030 kleiner sein als heu- te. Weil die F-5 Tiger und die F/A-18 Hornet sukzessive durch die neuen Kampfflugzeu- ge abgelöst werden sollen, sind nur wenige bauliche Anpassungen erforderlich. Trainingscenter in Payerne (Visualisierung) In Payerne sollen Ausbildungsanlagen wie Flugsimulatoren oder Ausbildungsmittel für das Bodenpersonal in einen Trainingscen- ter zusammengefasst werden. Dazu wird Die neuen Gebäudedächer werden exten- ein Neubau notwendig. Ebenfalls im Trai- siv begrünt und auf einer Fläche von rund ningscenter integriert werden die für den 2100 m2 mit Photovoltaikmodulen ausge- F-35A notwendigen System- und Einsatz- stattet. Die produzierte Strommenge liegt planungsräume. Zudem müssen Flugzeug- bei rund 473 Megawattstunden pro Jahr, unterstände sowie die Installationen in den was dem Bedarf von rund 118 Haushalten einzelnen Flugzeugboxen, in der Wartungs- entspricht. halle und im Werkstattgebäude angepasst werden. In Meiringen sind die technischen Durch die wertvermehrenden Bauarbei- Installationen bei den Flugzeug-Standplät- ten steigen die Bruttomietkosten um rund zen, die System- und Einsatzplanungsräu- 4,3 Millionen Franken pro Jahr. Der jährliche me sowie die für Alarmstarts notwendigen Betriebsaufwand erhöht sich um 0,7 Millio- Flugzeugunterstände anzupassen. In Em- nen Franken. Er wird innerhalb des Armee- men soll ein neues Gebäude mit Räumen budgets kompensiert. für die System- und Einsatzplanung errich- tet werden. Zudem sind bereits bestehende Hallen an die neuen Flugzeuge anzupassen. 13
Ausserdienststellung der Kampfflugzeuge F-5 Tiger Ausserdienststellung: ab 2025 Der Flugbetrieb der F-5-Tiger-Flotte soll 2025 eingestellt werden. Die Jets sind für den Luftpolizeidienst noch bedingt und für die Luftverteidigung nicht mehr einsetzbar. Der F-5 Tiger basiert auf einer Konstrukti- on aus den späten 1950er-Jahren. Mit den Rüstungsprogrammen 1975 und 1981 wur- den 110 Flugzeuge beschafft und als Raum- schutzjäger eingesetzt. Ab 2002 wurde die Flotte schrittweise verkleinert. Die Jets können zwar auch bei Dunkelheit und schlechter Witterung starten und lan- den, aufgrund ihres leistungsschwachen Ra- F-5 Tiger dars und ihrer Bewaffnung sind Einsätze zur Wahrung der Lufthoheit jedoch nur bei Tag und guten Sichtbedingungen möglich. Die soll vor der Einführung der neuen Kampf- Jets sind folglich für den Luftpolizeidienst flugzeuge erfolgen. Der Flugbetrieb der F-5- nur noch bedingt und für die Luftverteidi- Tiger-Flotte soll 2025 eingestellt werden. Es gung nicht mehr einsetzbar. Sie wären in ei- wäre zu teuer, drei Flotten (F-5, F/A-18 und nem Luftkampf gegen einen zeitgemässen F-35A) parallel zu betreiben. Ein Weiter- Gegner chancenlos. Aktuell betreibt die Ar- betrieb der F-5 Tiger würde Investitionen mee noch 25 F-5 Tiger. Diese dienen der Ziel- erfordern. Mit der vollständigen Ausser- darstellung, zu Schulungszwecken und Test- dienststellung der F-5 Tiger verliert die flügen. Damit entlasten sie die F/A-18 Hornet Kunstflugstaffel Patrouille Suisse ihre heu- von Nebenaufgaben. Dies verlängert deren tigen Flugzeuge. Das VBS prüft, ob die «Pat- Nutzungsdauer und senkt die Betriebskos- rouille Suisse» anschliessend aufgelöst oder ten dieser Flotte. mit anderen Flugzeugen weitergeführt wird. Mit der Beschaffung von 36 F-35A kann der Bedarf für den Schutz des schweizerischen Luftraums in einer anhaltenden Situati- on erhöhter Spannung gedeckt werden. Die Fragen und Antworten Ausserdienststellung der F-5-Tiger-Flotte F-5-Ausserdienststellung 14
Beschaffung des bodengestütz- ten Luftverteidigungssystems grösserer Reichweite Patriot Der Bundesrat beantragt im Rahmen der Beschaffung des bodengestützten Luftverteidigungssystems grösserer Reichweite Patriot einen Verpflichtungs- kredit von 1,987 Milliarden Franken für das Patriot-System und einen Verpflich- tungskredit von 66 Millionen Franken für bauliche Massnahmen. in Mio. Fr. Verpflichtungskredite Patriot-System 1987 Bauliche Massnahmen für das Patriot-System 66 Die beantragten Verpflichtungskredite enthalten die Teuerung bis zur Ausliefe rung und die Mehrwertsteuer. Fragen und Antworten Beschaffung Patriot-System Webdossier Air2030: www.vbs.ch/air2030 15
Patriot-System Investitionen: 1,987 Milliarden Franken Auslieferung: voraussichtlich 2026–2028 Nutzungsdauer: mindestens 30 Jahre Mit einer bodengestützten Luftverteidi- gung grösserer Reichweite werden grosse Räume effizient abgedeckt. Mit wenigen Stellungen kann der Grossteil der stark be- siedelten Gebiete der Schweiz zusammen mit Kampfflugzeugen geschützt werden. Um den Luftraum in einem bewaffneten Konflikt zu schützen, ist neben Kampfflug- zeugen auch eine bodengestützte Luftver- teidigung grösserer Reichweite erforder- lich. Die bodengestützte Luftverteidigung erbringt einen anhaltenden Schutz. Sie kann Kampfflugzeuge, Marschflugkör- per und anfliegende Lenkwaffen kürzerer Patriot von Raytheon Reichweite bekämpfen. Die Schweiz ver- fügt heute über kein solches System. Mit der Beschaffung von fünf Feuereinheiten des Typs Patriot soll diese Lücke geschlos- Systemen erreicht Patriot eine sehr grosse sen werden. Damit werden grosse Räume Einsatzdistanz. Es kann Räume bis zu einer abgedeckt: Mit wenigen Stellungen kann Höhe von deutlich über 20 Kilometern und die Armee einen Grossteil der besiedelten einer Distanz von weit über 50 Kilometern Gebiete der Schweiz schützen. Zudem ent- schützen. Zudem verbessern seine weit- lastet die bodengestützte Luftverteidigung reichenden Sensoren das Luftlagebild. Das grösserer Reichweite die Kampfflugzeuge. System wird weltweit von 17 Staaten ein- gesetzt, davon sieben in Europa. Dies be- Evaluation mit klarem Ergebnis günstigt die Kooperation in der Ausbildung. Das Patriot-System der Firma Raytheon Schliesslich ist das Patriot-System in Be- erreichte gegenüber dem anderen evalu- schaffung und Betrieb erheblich kosten- ierten System (SAMP/T der Firma Eurosam günstiger als das System von Eurosam. aus Frankreich) in allen vier Hauptkriteri- en den höheren Gesamtnutzen; dies ins- Beschaffungsumfang und Teuerung besondere bei der Wirkung. Gleichzeitig er- Für das Patriot-System wird den eidge- gaben sich mit deutlichem Abstand tiefere nössischen Räten ein Verpflichtungskredit Gesamtkosten. Im Vergleich mit anderen von 1,987 Milliarden Franken beantragt. Er 16
umfasst das Führungselement, Feuerein- Offsetwert von rund 1,3 Milliarden heiten und Lenkwaffen, die Ausbildungs- Der Bundesrat beabsichtigt, bei der Be- unterstützung und Ausbildungssysteme schaffung des Systems zur bodengestütz- sowie Logistikpakete inklusive Ersatzma- ten Luftverteidigung grösserer Reichwei- terial und Befähigung des Materialkompe- te 100 Prozent des Auftragsvolumens von tenzzentrums Ruag AG. Die Beschaffung Lieferanten im Ausland durch Offsets zu umfasst auch die Integration in die beste- kompensieren, davon 20 Prozent durch di- henden Führungs- und Informationssyste- rekte Offsets. Das gesamte Offsetvolumen me. entspricht einem Wert von rund 1,3 Milliar- den Franken. Die direkten Offsets betragen Der Schweiz liegen Angebote der US-Regie- 260 Millionen Franken. Zudem vergibt der rung in US-Dollar vor. Der Anteil der auslän- Bund direkte Aufträge an die Schweizer In- dischen Teuerung ist darin enthalten. Für dustrie im Wert von 254 Millionen Franken. direkte Aufträge des Bundes an Schweizer Diese und weitere Anteile wie Mehrwert- Unternehmen wird mit einer Teuerung von steuer, Risikozuschlag und Teuerung sind 21 Millionen Franken gerechnet. für die ausländischen Hersteller nicht off- setpflichtig. Zeitplan der Beschaffung Sobald das Parlament den Verpflichtungs- Immissionsgrenzwerte werden kredit genehmigt hat, werden die Verträge eingehalten mit der US-Regierung unterzeichnet. Bei Damit bodengestützte Luftverteidigungs- einer Vertragsunterzeichnung Ende 2022 systeme auch kleine Flugobjekte wie Lenk- werden die ersten Hauptkomponenten vo- waffen und Marschflugkörper auf grosse raussichtlich 2026 in der Schweiz eintref- Distanzen entdecken können, müssen sie fen. Die Systemintegration und die Überga- mit einem leistungsfähigen Radar ausge- be an die Armee werden aus heutiger Sicht rüstet sein. Ein solcher Radar gehört zu je- ab 2027 erfolgen. Die Auslieferungen wer- der Feuereinheit. Die Radar-Antennen sen- den voraussichtlich 2028 abgeschlossen. den und empfangen elektromagnetische Danach werden Schulen, Stäbe, Einsatz- Wellen. Diese Immissionen wurden bei den leitung und Truppenkörper ausgebildet. Sensorerprobungen gemessen. Dabei wurde Die erste Einsatzbereitschaft des Patriot- festgestellt, dass die Immissionsgrenzwer- Systems soll Ende 2029 erreicht sein, die te eingehalten wurden. Der strengere Anla- volle Einsatzbereitschaft Ende 2031. gengrenzwert wurde weit unterschritten. 17
Bauliche Massnahmen für das Patriot-System Investitionen: 66 Millionen Franken Realisierung: 2024–2027 Nutzungsdauer: mindestens 25 Jahre Die Ausbildung mit dem System Patriot und dessen Lagerung bedingen, techni- sche Installationen zu modernisieren so- wie Gebäude zu sanieren oder zu ersetzen. Das Patriot-System soll an mehreren Stand- orten gelagert werden. Die Truppen sollen auf dem Waffenplatz Emmen sowie auf den Übungsplätzen Bettwil (Kanton Aargau) und Gubel-Menzingen (Kanton Zug) ausgebil- det werden. Die Ausbildungsinfrastruktur in Emmen genügt den Anforderungen nicht mehr und hat das Ende der Nutzungsdauer erreicht. Sie muss durch einen Neubau er- setzt werden. Ein weiterer Neubau soll für Neubau in Emmen (Visualisierung) die Ausbildung der Logistiktruppen erstellt werden. Das Bürogebäude auf dem Haupt- übungsplatz in Bettwil ist am Ende der Nutzungsdauer und soll durch ein Theorie- der Lenkwaffen des Patriot-Systems nicht. gebäude ersetzt werden. Die Ausbildungs- Deshalb sollen eine Halle angepasst und plätze sind anzupassen und der Standort instandgesetzt sowie ein zusätzliches La- ist an das Führungsnetz Schweiz anzu- gergebäude erstellt werden. schliessen. Auf dem Nebenübungsplatz in Gubel-Menzingen kann das Gebäude für Auf dem Ausbildungsgebäude in Emmen die Ausbildung weitergenutzt werden. Die werden Photovoltaikmodule mit einer Ge- Ausbildungsplätze und die Zufahrt müssen samtfläche von rund 3000 m2 installiert. Die jedoch angepasst werden. produzierte Strommenge liegt bei 500 Me- gawattstunden pro Jahr, was dem Bedarf Um Systemkomponenten und Lenkwaffen von rund 125 Haushalten entspricht. zu lagern, sind geschützte Anlagen not- wendig. Diese müssen an die Anforderun- Durch die wertvermehrenden Bauarbeiten gen des neuen Systems angepasst, saniert steigen die Bruttomietkosten um rund 3 Mil- und neu eingerichtet werden. Bestehende lionen Franken pro Jahr. Der jährliche Be- Hallen erfüllen die Anforderungen für die triebsaufwand erhöht sich um 0,2 Millionen. Lagerung der Systemkomponenten und Dieser wird im Armeebudget kompensiert. 18
Beschaffung von Armeematerial 2022 Der Bundesrat beantragt für die Beschaffung von Armeematerial Verpflichtungs- kredite von 695 Millionen Franken. Diese umfassen die Projektierung, Erprobung und Beschaffungsvorbereitung (PEB), den Ausrüstungs- und Erneuerungsbe- darf (AEB) sowie die Ausbildungsmunition und Munitionsbewirtschaftung (AMB). in Mio. Fr. Verpflichtungskredite Projektierung, Erprobung und Beschaffungsvorbereitung 145 Ausrüstungs- und Erneuerungsbedarf 400 Ausbildungsmunition und Munitionsbewirtschaftung 150 Fragen und Antworten Beschaffung von Armeematerial 2022 19
Projektierung, Erprobung und Beschaffungsvorbereitung (PEB) Investitionen: 145 Millionen Franken Mit dem Verpflichtungskredit PEB werden Um diese Fähigkeitslücke schliessen zu Beschaffungen vorbereitet. Er wird für Ent- können, soll ein System beschafft werden, wicklungsaufträge, den Bau von Prototy- das Mini-Drohnen orten, identifizieren und pen, für Tests sowie für den Bereich Wissen- allenfalls neutralisieren kann. schaft und Technologie verwendet. Weiter werden Studien und Konzepte erarbeitet, Material für die Führungsunterstützung: technische Analysen erstellt, Software- Die Armee ist daran, ihre vielfältige Sys- Anwendungen entwickelt sowie Truppen- temlandschaft in einheitliche Plattformen versuche und Verifikationen durchgeführt. zu überführen. Im Zuge dessen soll unter anderem ein «Integriertes Planungs- und Die wesentlichen Vorhaben: Lageverfolgungs-Informationssystem» be- Artilleriematerial: Die Panzerhaubitze schafft werden. Weiter soll für Informatio- M-109 wird ab Mitte der 2020er-Jahre ihr nen, die als intern, vertraulich und geheim Nutzungsende erreichen. Ein Artilleriesys- klassifiziert sind, ein gemeinsames Chiff- tem mit einer Schussdistanz von 50 Kilo- rierverfahren evaluiert und entwickelt wer- metern soll beschafft werden. Die ersten den. Im Bereich der Luftwaffe drängt sich Schritte dazu wurden mit der der Armee- eine Nachfolgelösung für das seit 1987 botschaft 2019 eingeleitet. Nun sollen ins- betriebene Taktische Fliegerradar für die besondere Führungs- und Feuerleitsyste- Lageerfassung im unteren und mittleren me getestet und erprobt werden. Luftraum auf. Dieses muss 2026 endgültig ausser Dienst gestellt werden. Damit keine Ausbildungsmaterial: In den Gefechtsaus- Fähigkeitslücke entsteht, soll die Beschaf- bildungszentren (GAZ) der Armee werden fung eines teilmobilen Radarsystems vor- Gefechtsübungen realitätsnah simuliert. bereitet werden. Weiter soll die Sicherheit Die Laserschusssimulatoren, mit denen die auf militärisch genutzten Flugplätzen mit Fahrzeuge ausgerüstet sind, erreichen ihr einem zusätzlichen Konfliktwarnsystem Nutzungsende. Neue sollen erprobt werden. gegen Kollisionen oder Luftraumverletzun- gen verbessert werden. Fliegerabwehrmaterial: Inzwischen gibt es Mini-Drohnen (2–20 Kilogramm), die für Technische Abklärungen und Vorprüfungen: Angriffe eingesetzt werden können. Die Ar- Die Armee prüft Möglichkeiten, um die Ener- mee ist daran interessiert, dass ihre Ver- gieversorgung nachhaltig und möglichst bände, Systeme und Infrastrukturen – vor autark sicherstellen zu können. allem die Militärflugplätze – in allen Lagen vor solchen Bedrohungen geschützt sind. 20
Ausrüstungs- und Erneuerungsbedarf (AEB) Investitionen: 400 Millionen Franken Die Armee hat fortlaufend Ausrüstungs- Mit dem AEB-Kredit 2022 soll u.a. weiter und Erneuerungsbedarf. Der Verpflich- in die sichere Informatik- und Kommuni- tungskredit AEB wird für die Deckung kationstechnologie respektive die Cyber- dieses Bedarfs verwendet. sicherheit investiert werden. Vorgesehen sind auch Investitionen in die Ausbildung an Der Ausrüstungs- und Erneuerungsbedarf Simulatoren, die Elektromobilität und die (AEB) macht einen wesentlichen Anteil des Schutzausrüstung der Truppe. Im Weiteren Rüstungsaufwands aus. Dazu gehören bei- wird in den Werterhalt des 35mm-Flieger- spielsweise die persönliche Ausrüstung, abwehrsystems und des Lenkwaffensys- die Bewaffnung der Armeeangehörigen tems Stinger investiert. Zudem steht die sowie Material für die Führungsunterstüt- 2. Tranche für den Ersatz der Mobilfunkge- zung. Auch Ersatz- und Nachbeschaffun- räte des digitalen Sicherheitsfunknetzes gen für bereits eingeführtes Armeematerial Polycom an. sind im Kredit enthalten. Weiter werden Än- derungen vorgenommen, um das Armeema- terial einsatzbereit zu halten. Ausbildungsmunition und Munitions bewirtschaftung (AMB) Investitionen: 150 Millionen Franken Der Verpflichtungskredit AMB wird für die Mit dem diesjährigen Kredit will die Armee Beschaffung, die Revision und die Entsor- insbesondere Gewehr- und Pistolenpat- gung von Munition und Armeematerial ver- ronen für die persönliche Waffe beschaf- wendet. fen. Zudem werden 12,7mm-Sprengpatro- nen für das Maschinengewehr 64 benötigt, Die zur Ausbildung verschossene Munition weil der Waffenbestand erhöht wurde muss laufend ersetzt werden, Munitions- und die bestehende Munition überaltert vorräte müssen bewirtschaftet, revidiert ist. Ebenfalls überaltert sind die 40mm- oder teilweise liquidiert werden. Dafür wird Gewehr-Splitterpatronen 97. Sie sollen mit dem jährlichen AMB-Kredit der ordent- durch ein neues Modell ersetzt werden. liche Bedarf gedeckt. 21
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Immobilienprogramm VBS 2022 Der Bundesrat beantragt mit dem Immobilienprogramm VBS 2022 Verpflich- tungskredite von insgesamt 349 Millionen Franken. in Mio. Fr. Verpflichtungskredite Sanierung einer Führungsanlage 19 Ausbau und Sanierung der Einsatzinfrastruktur auf dem Flugplatz in Alpnach 18 Hochregallager für Textilien in Thun 62 Weitere Immobilienvorhaben 2022 250 Die beantragten Verpflichtungskredite enthalten die Mehrwertsteuer sowie jeweils eine Position «Kostenungenauigkeit». Diese umfasst die Teuerung und einen Risikozuschlag, der abhängig vom Projektstand berechnet wurde. Fragen und Antworten Immobilienprogramm VBS 2022 23
Sanierung einer Führungsanlage Investitionen: 19 Millionen Franken Realisierung: 2023–2025 Nutzungsdauer: mindestens 25 Jahre Diverse Bauteile und Technikanlagen in ei- ner Führungsanlage der Landesregierung und der Armee entspricht nicht mehr den Anforderungen. Die Anlage muss saniert werden. Der Landesregierung und der Armee stehen für die Führung in besonderen und ausser- ordentlichen Lagen geschützte Führungs- anlagen zur Verfügung. Die zu sanierende Anlage wurde im Jahr 2000 fertiggestellt und wird seither rund um die Uhr während 365 Tagen betrieben. Die Anlage wird mehr- mals jährlich mit Truppen belegt. Moderne Lüftungszentrale Diverse Bauteile und Technikanlagen müs- sen ersetzt werden. Erste dringliche In- standsetzungen wurden bereits beauf- Durch den Einbau von energieeffiziente- tragt. Um den sicheren Betrieb der Anlage ren Motoren und Geräten neuster Genera- und deren Einsatzbereitschaft über den tion, wird der Energiebedarf der Anlage re- nächsten Lebenszyklus gewährleisten zu duziert. Dies gilt zum Beispiel für den Ersatz können, müssen marode Bauteile und die der Ventilatoren bei den Lüftungsanlagen, Haustechnik saniert werden. Die Truppen- der Pumpen für die Treibstoffversorgung küche ist zu erneuern und an die aktuellen sowie der Wasser- und Heizungsverteilung. Hygieneanforderungen der Lebensmittel- In der Küche werden ebenfalls energieeffi- gesetzgebung anzupassen. Zudem werden zientere Küchengeräte der neusten Genera- geringfügige nutzungsbedingte Anpassun- tion eingesetzt. Indem die bisherigen Lam- gen der Raumaufteilung vorgenommen und pen durch verbrauchsärmere LED-Leuchten die Härtung der Anlage punktuell verstärkt. ersetzt werden, wird zusätzlich Energie ein- Die Sanierungsmassnahmen bei der Ver- gespart. kehrserschliessung, der Haustechnik, der Personensicherheit und des Innenausbaus Mit der Sanierung der Anlage reduziert sich stellen die langfristige Nutzung der Füh- der Betriebsaufwand um jährlich 0,1 Millio- rungsanlage sicher. nen Franken. Die Bruttomietkosten steigen um 0,1 Millionen Franken pro Jahr. 24
Ausbau und Sanierung der Einsatzinfra- struktur auf dem Flugplatz in Alpnach Investitionen: 18 Millionen Franken Realisierung: 2024–2025 Nutzungsdauer: mindestens 25 Jahre Auf dem Militärflugplatz Alpnach muss eine neue Fahrzeugeinstellhalle sowie ein Anbau für die kombinierte Nutzung als Einstellhalle, als Werkstatt und als Werk- hof gebaut werden. Der Militärflugplatz Alpnach wird für Ein- satz-, Ausbildungs- und Trainingsflüge mit Helikoptern und Flächenflugzeugen so- wie für die Instandhaltung von Helikoptern und Drohnen genutzt. Lufttransporteinsät- ze, insbesondere Such- und Rettungsflüge sowie Einsätze zugunsten ziviler Behörden, müssen rund um die Uhr während 365 Tagen durchgeführt werden können. Die neue Fahrzeugeinstellhalle (Visualisierung) Die auf dem Areal verteilten fünf Flugzeug- unterstände aus den 1940er-Jahren wur- Neubaus für den Werkhof wird über die be- den zuletzt zur provisorischen Einstellung stehende Fernwärme der Korporation Al- von Fahrzeugen genutzt. Wegen statischer pnach erfolgen. Auf den Neubauten werden Mängel müssen sie zurückgebaut werden. Photovoltaikmodule mit einer Gesamtflä- Zudem werden dem Militärflugplatz neue che von rund 2000 m2 installiert. Die pro- Spezialfahrzeuge zugeteilt, für die eine duzierte Strommenge liegt bei 350 Mega- vom Flugbetrieb entkoppelte zusätzliche wattstunden pro Jahr. Dies entspricht dem Einstellhalle gebaut werden muss. Die aus Bedarf von rund 90 Haushalten. den 1960er-Jahren stammende Fahrzeug- werkstatt erfüllt die heutigen Anforderun- Mit dem Ausbau und der Sanierung der Ein- gen nicht mehr. Diese soll deshalb mit ei- satzinfrastruktur reduziert sich der Be- nem Anbau für die kombinierte Nutzung als triebsaufwand um 0,3 Millionen Franken. Einstellhalle für Tankfahrzeuge, als Werk- Durch die wertvermehrenden Bauarbeiten statt und als Werkhof erweitert werden. steigen die Bruttomietkosten um jährlich 1,2 Millionen Franken pro Jahr. Die neue Fahrzeugeinstellhalle wird mit- tels Erdsonden beheizt. Die Wärmeversor- gung des im Minergie-Standard erstellten 25
Hochregallager für Textilien in Thun Investitionen: 62 Millionen Franken Realisierung: 2023–2025 Nutzungsdauer: mindestens 25 Jahre Im Armeelogistikcenter Thun sollen der Wäscherei ein Hochregallager und ein Lo- gistikgebäude angeschlossen werden. Das Armeelogistikcenter Thun ist unter anderem schweizweit für die Reinigung, Instandhaltung und Bewirtschaftung der Textilien der Armee sowie für die Arbeits- kleidung von Mitarbeitenden zuständig. Dazu gehören die Standorte Sursee, Bren- zikofen und Payerne. Seit 2013 wird in Thun eine moderne, teilautomatisierte Wäscherei mit integrierter Schneiderei betrieben. Die vor- und nachgelagerten Prozesse erfolgen in auf dem Areal verteilten Gebäuden. Moderne Logistik (Visualisierung) Diverse Gebäude sollen durch ein Logistik- gebäude und ein neues Hochregallager er- setzt werden. Diese Neubauten sollen an zierte Strommenge liegt bei 440 Megawatt- die Wäscherei angebaut werden. Im Hoch- stunden pro Jahr, was dem Bedarf von rund regallager können die in Brenzikofen und 110 Haushalten entspricht. Die Wärmever- Payerne gelagerten Textilien und die mit sorgung der beiden Neubauten erfolgt aus dem Rüstungsprogramm 2019 beschaffte der Abwärme des Waschprozesses oder modulare Bekleidung und Ausrüstung un- aus dem Fernwärmenetz. Durch die Um- tergebracht werden. Die Gebäude, die in stellung auf Kunststoffbehälter werden Thun nicht mehr genutzt werden, werden jährlich 15 000 Einweg-Plastiksäcke einge- zurückgebaut, jene in Brenzikofen und Pay- spart. Damit wird der Verbrauch von Plastik erne umgenutzt. um rund 12 Tonnen pro Jahr reduziert. Bei der Gestaltung der neuen Gebäude wur- Mit der Umsetzung des Projekts wird der de das Ortsbild berücksichtigt. Die Gebäu- jährliche Betriebsaufwand um 3 Millionen de werden nach dem Minergie-Standard Franken reduziert. Durch die wertvermeh- gebaut. Auf den beiden Neubauten werden renden Bauarbeiten steigen die Bruttomiet- Photovoltaikmodule mit einer Gesamtflä- kosten um jährlich 3,8 Millionen Franken. che von rund 2200 m2 installiert. Die produ- 26
Weitere Immobilienvorhaben 2022 Investitionen: 250 Millionen Franken Realisierung: 2023–2027 Die weiteren Immobilienvorhaben 2022 Werterhaltungsmassnahmen – 120 Mio umfassen Projekte mit erwarteten Ausga- Franken: Damit werden Immobilien moder- ben von weniger als 10 Millionen Franken. nisiert, gesetzliche Massnahmen vollzogen (z.B. Lärmschutzmassnahmen) oder ener- Studien und Projektierungen – 40 Mio. Fran- gietechnische Sanierungen vorgenommen. ken: Damit wird die Planung von Immobi- lienprogrammen sichergestellt. Diese um- Weitere Zwecke – 10 Mio. Franken: Dieser fasst die notwendigen Spezifikationen und Teil des Verpflichtungskredites wird unter Berechnungen, alle Leistungen der Projekt- anderem für Einrichtungen und Ausbauten planung und die Bemessung der Verpflich- von Mietobjekten, für Investitionsbeiträge tungskredite. an gemeinsam genutzter Infrastruktur Drit- ter (z.B. Strassen- und Seilbahnen) oder für Ausbauten – 80 Mio. Franken: Dieser Teil nicht versicherte Schäden an Bauten und des Verpflichtungskredites wird für kleine- Anlagen des VBS verwendet. re Ausbauten sowie im geringen Ausmass für Liegenschaftskäufe verwendet, welche im Zuge veränderter Nutzung, neuer Dimen- sionierung oder Bedürfnisse aus Rüstungs- materialbeschaffungen notwendig werden. 27
Impressum: Herausgeber Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS, Februar 2022 Redaktion Kommunikation VBS Premedia Zentrum elektronische Medien ZEM 81.002 d 02.2022 Bilder © VBS Internet Weitere Informationen und die Armeebotschaft 2022 sind abrufbar unter: www.vbs.ch/ab22 28
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