PRESSEINFORMATIONEN - CARLSEN Verlag

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PRESSEINFORMATIONEN
PRESSEINFORMATIONEN - CARLSEN Verlag
„Der nasse Fisch“ ist der erste von inzwischen sechs
Romanen um den jungen Kriminalkommisar Gereon Rath,
der in den politisch unruhigen Jahren vor der Machtergreifung
der Nationalsozialisten im Berliner Morddezernat ermittelt.
Seinen ersten Fall hat der Autor und der studierte Historiker
Volker Kutscher im Jahre 1929 angesiedelt. Gereon Rath,
Sohn eines Kölner Polizeichefs, wird nach einer Schießerei,
die hohe Wellen geschlagen hat, nach Berlin versetzt -
ausgerechnet zur Sittenpolizei. Als er per Zufall in einen
Mordfall verwickelt wird, wittert der ehrgeizige Polizist seine
Chance, zur angesehenen Mordkomission aufzusteigen und
ermittelt auf eigene Faust an den Kollegen vorbei. Er ahnt
nicht, dass er damit in ein Wespennest gestochen hat...

Arne Jysch („Wave and Smile“) setzt nicht nur einen
spannenden und erfolgreichen Krimi um, sondern zeichnet
im wahrsten Sinne des Wortes ein genaues Bild des Berlins
der Zwanzigerjahre, des Glamours und der Modernität der
Frauen, der Armut und politische Spannungen in der Weimarer
Republik und nicht zuletzt der Kriminalität und der Entwicklung
der moderen Polizeiarbeit. Für letzteres war in der Realität
wie im Roman der legendäre Ernst Gennat, genannt Buddha,
verantwortlich. Jysch recherchierte wie immer sehr genau und      ISBN 978-3-551-78248-9
konnte dabei auch auf das Material und die Kontakte des               Hardcover, 216 Seiten
Autors Volker Kutscher zurückgreifen.                              schwarzweiß, EUR 17,99

                     Volker Kutscher und Arne Jysch - TERMINE 2017

    5. April, 19.30 Uhr KÖLN - Literaturhaus Köln, Großer Griechenmarkt 39
    Moderation: Tilmann Strasser, Lesung: Matthias Wieland
    Eintritt: EUR 9/7, Tickets: www.offtickets.de
    www.literaturhaus-koeln.de

    6. April, 20 Uhr, BERLIN - Eh. Stummfilmkino „Delphi“, Gustav-Adolf-Straße 2
    Moderation: Gesa Ufer, Lesung mit Matthias Wieland
    Eintritt: EUR 10/7, Tickets: www.reservix.de
    www.ehemaliges-stummfilmkino-delphi.de

    7. April, 20 Uhr, HAMBURG - Carlsen Verlag, Völckerstraße 14-20
    Moderation: Korinna Hennig, Lesung: Matthias Wieland
    Eintritt: EUR 8/6, Tickets: ticket@carlsen.de

    8. April, 20 Uhr, BREMEN - Die Chinesische Wäscherei (nur Arne Jysch)
    www.diefriese.de
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ARNE JYSCH, Jahrgang 1973, hat
in Hamburg und Potsdam Kommunikati-
onsdesign und Animation studiert. Seit
Ende der 90er Jahre arbeitet er als Sto-
ryboardzeichner, Illustrator und
Animator. Als Storyboarder hat er u.a.
für die Verfilmung des Romanbestsellers
„Der Medicus“, für Max Erlenweins
Film „Stereo“, „Goethe!“ von Phil-
ipp Stölzl und für den RTL-TV-Dreiteiler
„Winnetou - Die Legende lebt“ ge-
arbeitet. Für die deutsche Band BEAT-
STEAKS hat Arne Jysch Illustrationen für

                                                                                                           © Carlsen Verlag / by Claudius Pflug
das Video „Everything went black“ ge-
liefert. Und mit „Der Beste“ hat Arne
Jysch einen preisgekrönten Kurzfilm pro-
duziert und am „Filmmasters Program“
in Hollywood teilgenommen.

2012 erschien Arne Jyschs erste
Graphic Novel, „Wave and Smile“,
und wurde einer der meist verkauften
deutschen Comics des Jahres. Mit „Der
nasse Fisch“ erscheint im März seine
zweite lange Comicerzählung. Das
Projekt begleitet Jysch schon seit 2009.                     storymator.blogspot.de

                                           AUSSERDEM VON ARNE JYSCH ERSCHIENEN:

                                           Mit Arne Jysch wendet sich der erste deutsche Zeichner dem
                                           Thema Afghanistan zu. Gekonnt erzählt und inszeniert er eine
                                           spannende Geschichte in den Wirren des Bundeswehreinsatzes,
                                           die von Freundschaft und Verantwortung handelt. Gleichzeitig
                                           vermittelt Arne Jysch dem Leser eine wirklichkeitsgetreue
                                           Darstellung des Alltags in diesem fremden Land und was es für
                                           einen deutschen Soldaten heißt, dort Dienst zu tun. Das alles
                                           schafft er, ohne ideologisch oder belehrend zu sein.

                                           „Arne Jysch ist ein großer Wurf gelungen.“
                                           DER TAGESSPIEGEL

                                           „Nicht nur für Soldaten ist Wave and Smile eine lohnende
                                           Lektüre.“
                                           Deutschlandfunk

  200 Seiten, vierfarbig
  EUR 12,90 (Sc)
  EUR 24,90 (Hc)
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VOLKER KUTSCHER, geboren 1962, arbeitete nach
  dem Studium der Germanistik, Philosophie und Geschich-
  te zunächst als Tageszeitungsredakteur, bevor er seinen
  ersten Kriminalroman schrieb. Heute lebt er als freier Au-
  tor in Köln. Mit dem Roman „Der nasse Fisch“, dem
  Auftakt seiner Krimiserie um Kommissar Rath im Berlin
  der 30er-Jahre, gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller. Die
  Reihe ist auf acht Romane angelegt - zuletzt erschien
  November 2016 mit „Lunapark“ der sechste Band der
  Serie.

  „Der nasse Fisch“ wird aktuell von Tom Tykwer und
  seiner Produktionsfirma X-Filme für die Fernsehanstalten
  SKY und ARD als 16-teilige TV-Serie umgesetzt,
  die 2017 auf SKY und 2018 in der ARD ausgestrahlt
  werden soll.

  www.gereonrath.de
  www.kiwi-verlag.de

                                                                                                              @ Monika Sandel
                                              Mit diesem Roman beginnt eine sensationelle Serie, mit der
                                              Volker Kutscher den Kriminalkommissar Gereon Rath durch
                                              das Berlin der 20er- und frühen 30er-Jahre und mitten in die
                                              politischen und gesellschaftlichen Umbrüche der Zeit schickt.

                                              „‚Der Nasse Fisch‘ changiert höchst unterhaltsam zwischen
                                              mitreißend geschriebener Literatur und sowie den Unterhal-
                                              tungsgenres Krimi und historischem Roman“.
                                              Sven Felix Kellerhoff, Berliner Morgenpost

                                              „Volker Kutschers Projekt, den Untergang der Weimarer Repu-
                                              blik im Medium Kriminalroman darzustellen, ist ambitioniert
                                              und dabei ganz und gar schlüssig.“
                                              Hardy Reich (F.A.Z.)

    580 Seiten, EUR 9,99, ET 2007

544 Seiten             576 Seiten             576 Seiten              608 Seiten              560 Seiten
EUR 9,99, ET 2009      EUR 9,99, ET 2011      EUR 9,99, ET 2012       EUR 12, ET 2014         EUR 22,99, ET 2016
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„Ich muss eine Welt neu erschaffen“

  Bereits 2009 trat Arne Jysch an den Kölner Autor Volker Kutscher mit der Bitte heran, seinen Erfolgskrimi
 „Der nasse Fisch“ als Comic zu adaptieren. Seither avancierte Kutschers Gereon-Rath-Reihe zu einem der
  größten deutschen Krimierfolge avanciert. Im Interview spricht Arne Jysch über die Zusammenarbeit mit
         Volker Kutscher, über seine Faszination für den Stoff und Berlin in den Wilden Zwanzigern.

Lieber Arne Jysch,                                                            Es war vielleicht etwas naiv ge-
Sie sind als Illustra-                                                        rade diesen Stoff für ein Comic-
tor und Storyboard-                                                           Debüt als Autor und Zeichner
zeichner schwer be-                                                           zu wählen. Ich hatte nicht mit
schäftigt - Sie haben                                                         so vielen Reaktionen darauf
für Filme wie „Der                                                            gerechnet. Für mich war es ein
Medicus“ oder jüngst                                                          Comic - eine kleine Abenteuer-
die RTL-Neuinterpre-                                                          geschichte über Menschen mit
tation von „Winne-                                                            realem Hintergrund in einem
tou“ die Storyboards                                                          aktuellen Setting. Viele Leser
gezeichnet, machen                                                            hat das Buch im positivem wie
Illustrationen für Mu-                                                        im negativen sehr emotional er-
sikvideos von Bands                                                           wischt. Das kontroverse Thema
wie BEATSTEAKS und                                                            und der Diskurs darüber haben
MODERAT. Welchen                                                              eigentlich alle künstlerischen As-
Anteil vom Ihrem                                                              pekte meines Erstlings beiseite
Arbeitsalltag nimmt                                                           geschoben.
das Comiczeichnen                                                             Wegen der zahlreichen, sehr
ein? Sehen Sie sich                                                           unterschiedlichen Kritiken und
als Comicautor oder                                                           Rezensionen konnte ich die
eher als zeichneri-                                                           Schwächen und gelungenen Ele-
scher Allrounder?                                                             mente sehr genau analysieren.
                                                                              Aber am Wichtigsten ist, was
Weder noch. Für einen                                                         man selbst gerne - mit etwas Ab-
Allrounder bin ich zu                                                         stand betrachtet - verbessern und
sehr spezialisiert auf Illus-                                                 erreichen möchte. Im Gegensatz
trationen, die filmisches                                                     zu „Wave and Smile“ wollte ich
Denken erfordern. Das                                                         in meinem nächsten Buch un-
ist es, was die Auftrag-                                                      bedingt einen klassischen sehr
geber an mir schätzen. Das Comiczeichnen fühlt             grafischen Stil mit viel Kontrasten ausprobieren.
sich neben der Arbeit für Film-, Event- und Musik-         Ich habe Dramaturgie- und Schauspielkurse belegt
videoproduktionen immer noch wie ein Hobby an,             und mein nächstes Buch sollte ein Krimi mit klar
mit dem ich in andere Welten und Figuren eintau-           gesetzten Genreelementen sein. Nichts, was in
chen kann. In meinen eigenen Comics kann ich die           Verdacht steht, eins zu eins die Wirklichkeit abzu-
Szenen so umsetzen, wie ich sie selbst gerne lesen         bilden oder gar entlarvenden Aufdeckungsjourna-
oder als Film sehen möchte. Im Jahr 2016, als die          lismus zu betreiben.
200 Seiten von „Der nasse Fisch“ fertig werden
sollten, hat allerdings das Comiczeichnen meinen           Im März 2017 kommt Ihre zweite Graphic
Tagesablauf komplett eingenommen. Ich musste im            Novel raus, „Der nasse Fisch“ nach einem
Durchschnitt eine Seite pro (Werk-)Tag reinzeich-          Roman von Volker Kutscher. Aus der
nen. Die Vorskizzen und Layouts der Comicseiten            geo-politischen Gegenwart wechseln Sie
hatte ich 2015 neben den anderen Tätigkeiten als           ins - ebenfalls politisch aufgeladene -
Zeichner bereits erledigt.                                 Deutschland der 1920er Jahre. Wie kam
                                                           es zu der Zusammenarbeit mit Volker
2012 ist Ihre erste Graphic Novel „Wave                    Kutscher?
and Smile“ erschienen. Darin erzählen
Sie vom Alltag deutscher Soldaten in                       Als Wahlberliner hat mich die Geschichte dieser
Afghanistan. Können Sie uns etwas                          Stadt schon lange fasziniert und ich habe mir oft
über dieses Projekt erzählen. Wie kam                      vorgestellt, wie es gewesen wäre, in den 1920ern
es zustande und warum haben Sie sich                       zu leben. Zum Glück ist der Roman zwischen der
für diesen Stoff für Ihren Einstand als                    Inflation 1923 und der Weltwirtschaftskrise 1929
Comiczeichner entschieden?                                 angesiedelt, also in den sogenannten „Goldenen

                                                                                            @Illustration: Arne Jysch
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Zwanzigern“, als es noch sehr offen war, wie es        eine Comicerzählung von knapp 200
 mit dem Land eigentlich weitergehen würde. Mich        Seiten zu übertragen?
 interessiert die Atmosphäre aus Kunst, Kultur und
 Unterhaltung, als vieles freier und erfrischend neu    Volker selbst ist großer Comicfan, aber als ich ihn
 war (z.B.: Neue Sachlichkeit, Bauhaus, Frauen          fragte, ob er Lust hätte, das Comicszenario zu
 mit kurzen Haaren, Schnellimbiss, Revuen, Rund-        schreiben, hat er dankend abgelehnt. Nicht ver-
 funk). Aus heutiger Sicht hat man oft das Gefühl, es   wunderlich bei seinem Arbeitspensum für die Ro-
 herrschte damals ein Stilwillen und eine Eleganz,      manserie. Also war er außer der abschließenden
 die uns abhanden gekommen ist. Die Zwanziger           Kontrolle des Szenarios und an kleinen Korrektu-
 Jahre sind zu einer herbeigesehnten Fantasiewelt       ren eigentlich nicht involviert. Aber weil wir uns
 geworden, ähnlich wie Piraten oder Ritter. Dieser      inzwischen häufiger sahen und über das Projekt
 Blick in die Vergangenheit verklärt natürlich vieles   austauschten, konnte ich gewisse Vorlieben und
 und ganz ohne Politik geht es in einem Stoff aus       Wünsche für eine grafische Umsetzung heraushö-
 der Weimarer Republik nicht. Wir wissen, worauf        ren.
 es hinauslief, und das macht einen Großteil des        Es war ein großes Unterfangen, den wendungs-
 reizvollen Grusels der Geschichten aus dieser Zeit     reichen Plot und die Vielzahl von Charakteren auf
 aus. Aber gerade dieses Wissen macht es uns so         die geplanten 200 Comicseiten zu adaptieren. Es
 schwer, sich in das damalige Lebensgefühl hinein-      hat knapp zwei Jahre gebraucht, das Szenario zu
 zuversetzen.                                           entwickeln und die Rohskizzen der Seitenlayouts
                                                        anzulegen. Viele Figuren und Szenen konnten ge-
 Bei Volkers Roman habe ich gleich gemerkt, dass        kürzt oder zusammengefasst werden. Sehr früh
 er sehr ähnliche Interessen an Figuren, Dramatur-      kam dabei die Idee der Ich-Erzählerstimme hinzu,
 gie, Popkultur und Action hat. Ich nahm Kontakt zu     die es im Roman nicht gibt. Dank ihr konnte ich
 ihm auf und Ende 2009 kam es zu einem ersten           einige Szenenübergänge flüssiger gestalten und
 Treffen in Köln.                                       Informationen vermitteln, die sonst viele Panels ge-
                                                        braucht hätten. Ohne Raths „Voice over“ wäre es
 In welchem Maße war Volker Kutscher in                 wohl ein Comic mit 800 Seiten geworden.
 Ihre Adaption involviert? Und vor welche
 Herausforderungen waren Sie gestellt,                  Inwieweit haben Sie sich von der Vorlage
 seine über 500 Seiten starke Vorlage in                entfernt und warum?

                                                                        Meiner Einschätzung nach fällt
                                                                        der Hauptfigur Gereon Rath im
                                                                        Roman zu viel in den Schoß
                                                                        und aus dramaturgischer Sicht
                                                                        muss er für seine Vergehen und
                                                                        moralischen Verfehlungen zu
                                                                        wenig einstecken. Das wollte ich
                                                                        ändern.

                                                                        Als in der Geschichte klar wird,
                                                                        dass die ersten Mordopfer gefoltert
                                                                        wurden, um ihnen ein Geheimnis
                                                                        zu entlocken, sollte Rath zumindest
                                                                        einmal     in    der     Geschichte
                                                                        selbst in Todesgefahr und im
                                                                        Mittelpunkt dieses Geheimnisses
                                                                        stehen. So kam es zu einer der
                                                                        Hauptunterschiede zum Roman.
                                                                        ACHTUNG SPOILER: Rath selbst
                                                                        wird entführt und gefoltert und sieht
                                                                        sich seinem Erzfeind gegenüber.
                                                                        Erst im letzten Moment rettet ihn
                                                                        ein phantomgleiches Wesen. Das
                                                                        Martyrium hinterlässt deutliche
                                                                        Spuren, was wiederum aus
                                                                        erzählerischer Sicht von Nutzen
                                                                        war: Die Menschen reagieren auf
                                                                        seine Verletzungen, Rath ist gut

„Kontroverses Thema“: Auszug aus Arne Jyschs Debüt „Wave and Smile“
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wiederzuerkennen und durch die Heilung seiner          Volker Kutschers Weimarer-Republik-
Blessuren kann man Zeitvergehen visualisieren.         Berlin ist eine sehr moderne Metropole.
Außerdem wollte ich dem Kenner des Romans eine         Welche Parallelen würden Sie zu dem
Überraschung bieten.                                   heutigen Berlin ziehen? Was erzählen uns
                                                       Volker Kutschers Romane über Berlin und
Können Sie uns etwas über die Recherche                seine Bewohner im Jahr 2017?
zu den historischen Aspekten des Romans
erzählen? Haben Sie das Berlin von 1929                An dem ersten Roman „Der nasse Fisch“ hat mir
anhand von Volker Kutschers Beschrei-                  besonders gefallen, dass er eben noch nicht ver-
bungen in seinem Roman oder eher an-                   sucht, eine Projektionsfläche für die Gegenwart zu
hand von historischem Referenzmaterial                 sein, sondern eine eskapistische Flucht in die „Wil-
porträtiert?                                           den Zwanziger“ bietet. Wenn man einen Vergleich
                                                       ziehen möchte, könnte man sagen, dass Berlin in
Volkers Roman war immer die Grundlage,                 den letzten zwanzig Jahren wieder zu einer im
besonders für den Plot. Er war Ausgangspunkt für       Ausland sehr anerkannten Weltmetropole der Kul-
meine eigene Recherche, die vor allem die Lektüre      tur und Innovation geworden ist, zum beliebten
von Regina Stürickows Büchern zum Thema Ernst          Schmelztiegel für Künstler und Weltbürger, so wie
Gennat und die Berliner Mordinspektion der             sie es damals war. Unterschwellige Themen der
Weimarer Republik umfasste. Ich habe gemeinsam         Welt um 1929, wie Demokratiefeindlichkeit, Nati-
mit Volker die Polizeihistorische Sammlung am          onalismus haben sich nach meinem Gefühl erst in
Platz der Luftbrücke besucht und wir sprachen viel     den letzten drei Jahren wieder in die Gegenwart
über die damalige Polizeiarbeit.                       eingeschlichen. Plötzlich sind uns Vergleiche zur
Bei der Vorbereitung für einen Comic wird meistens     Weimarer Republik wieder viel präsenter.

die visuelle Recherche unterschätzt. Fahrzeuge, In-
neneinrichtungen, Frisuren, Hüte, Alltagskleidung,     Volker Kutschers Darstellung von Gereon
polizeiliche Dokumente usw. Das muss ich ja al-        Rath ist vielschichtig und nuanciert. Kom-
les aus vielen verschieden Winkeln zeichnen. Das       missar Rath ist keine klassische, positive
erfordert eine Unmenge an Bildmaterial, das ge-        Heldengestalt, aber auch kein zynischer
funden und organisiert werden will. Ich muss eine      Noir-Antiheld. Wie haben Sie sich der Fi-
komplette Welt aus vielen kleinen Puzzleteilen neu     gur genähert? Was verbinden Sie mit dem
erschaffen. Jede Figur musste ich typgerecht ent-      Protagonisten?
wickeln, einkleiden, frisieren. Dabei wollte ich un-
bedingt vermeiden, dass sie wir kostümierte Leute      Rath ist charmant und gutaussehend vor allem
von heute aussehen und habe mich ausschließlich        aber ist er die Identifikationsfigur für die Zeitreise
an zeitgenössischen Abbildungen orientiert. Nicht      des Lesers. Die meisten seiner Handlungen ha-
nur für die Kleidung sondern auch um die Attitüden     ben die Motivation, aus dem Schatten seines ein-
und den Ausdruck der Menschen von damals zu            flussreichen Vaters herauszutreten. Gereon Raths
treffen. Bücher wie „Antlitz der Zeit“ von August      sehnlichster Wunsch ist es, in Gennats legendärer
Sander und Filme wie „Menschen am Sonntag“             Mordkommission zu arbeiten, nur dass er dieses
waren dafür eine wertvolle Quelle.                     Ziel endlich aus eigener Kraft mit seinem eigenen
                                                       Ehrgeiz erreichen möchte. Leider kommt ihm sein
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Vater, ein guter Bekannter des Polizeipräsidenten,      200 gezeichnete Seiten bedeuten unvorstellbar viel
immer wieder zuvor und lässt seine Beziehungen          Arbeit. Meine Zeitrechnung war auf „geschaffte
spielen, um seinen Sohn zu protegieren. Sogar weit      Panels pro Tag“ umgestellt und von dem stressigen
weg von seiner Heimat Köln scheint sich Rath immer      Jahr 2016 muss ich mich erst mal langsam erholen.
wieder eine Vaterfigur zu suchen. Ob Bruno Wolter,      Mein Traum von einem Noir-Krimicomic im Berlin
Polizeipräsident Zörgiebel oder Kriminalrath Gen-       der 1920er Jahre ist in Erfüllung gegangen. Das
nat, ständig taucht jemand auf, der sein Schicksal      Werk ist vollbracht. In absehbarer Zeit steht also
zu lenken scheint. So wird am Ende das Überführen       keine weitere Kutscher Adaption auf dem Plan.
seines eigenen Chefs und schließlich dessen Verhaf-
tung zum ersten erfolgreichen Akt der Befreiung.        Zum Buchrelease sind mehrere Veranstal-
                                                        tungen mit Volker Kutscher geplant. Kön-
„Berlin Babylon“ wird aktuell von Tom                   nen Sie uns etwas dazu verraten?
Tykwer fürs Fernsehen verfilmt. Was er-
warten Sie sich als Kutscher-Adapteur auf               Es wird in jedem Fall eine umfangreiche Buchprä-
der einen und Film-Storyboarder auf der                 sentation mit Vorskizzen, Fotos von der Recherche
anderen von der Verfilmung?                             und Gespräche mit Volker Kutscher geben.

Ich war sehr glücklich, als X-Filme die Rechte er-      Und was für Projekte haben Sie als nächs-
gattert hatte. Ich fing gerade an, das Szenario zu      tes in der Planung? Woran arbeiten Sie
schreiben, als Volker sagte: Lass uns doch in Berlin    gerade?
mit Tom Tykwer treffen. Ich war zunächst etwas ent-
täuscht, weil erstens - ich den Film irgendwann am      Ich freue mich jetzt wieder auf ein geregeltes Le-
liebsten selbst gedreht hätte und zweitens - ich mir    ben mit Storyboard Aufträgen. Ich lasse die Ideen
einen Kinofilm und keine TV Serie erhofft hatte. Aber   auf mich zukommen. Auch würde ich gerne wieder
ich konnte dann verstehen, warum die Entscheidung       mit Regisseuren zusammenarbeiten, deren Arbeit
für eine Serie die Richtige war. Über viele der Fi-     ich mag und denen ich letztes Jahr oft absagen
guren und Milieus im Roman möchte man einfach           musste.
mehr erfahren und das braucht Zeit. Auf meinen
200 Comicseiten musste ich mich sehr oft auf den
Plot beschränken, konnte dafür aber die Zwanziger
Jahre mit Hilfe meines Zeichenstils zum Ausdruck
bringen.
Tom Tykwer ist ein Regisseur, der Filme auf inter-
nationalem Niveau dreht und eine Vorliebe für vi-
suell starke, dynamische Kinobilder hat. Insofern
sind meine Erwartungen recht
hoch. Ich war allerdings wäh-
rend der Arbeit froh, dass die
Produktion mit der Veröffent-
lichung von Bildmaterial sehr
zurückhaltend war. So konnte
ich nicht beeinflusst werden
und meinen eigenen Rath er-
schaffen.

Mit „Lunapark“ ist
jüngst der bereits
sechste Roman der
Gereon-Rath-Reihe
bei    Kiepenhau-                                e r
und Witsch er-
schienen.     Für
Nachschub
wäre also ge-
sorgt.    Haben
Sie denn vor,
weitere der Kri-
mis von Volker
Kutscher zu ad-
aptieren?
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„Geschichte ist eine Herausforderung, keine Einschränkung“

    Der Kölner Schriftsteller und Historiker Volker Kutscher hat mit der Figur des Kriminalisten Gereon Rath,
        der im Berlin der 1920er und 1930er Jahre Mordfälle ermittelt, einen der erfolgreichsten Krimi-
     Kommissare der letzten Jahre geschaffen. Sechs von acht geplanten Romanbänden liegen schon vor -
       2017 werden mit Arne Jyschs Graphic Novel und Tom Tykwers TV-Serie gleich zwei Adaptionen
             für andere Medien erscheinen. Im Interview erzählt Volker Kutscher über Gereon Rath,
    die historische Recherche für seine Romane und seine Zusammenarbeit mit Comiczeichner Arne Jysch.

Lieber    Herr    Kut-                                                             wie viel Arbeit und Auf-
scher, „Der nasse                                                                  wand in der Recherche
Fisch“, der erste der                                                              zu Ihren Romanen ste-
Gereon-Rath-Roma-                                                                  cken. Wie gehen Sie
ne, ist 2007 erschie-                                                              beim       Recherchieren
nen.    Zehn     Jahre                                                             vor, und welchen Anteil
später erscheint nun                                                               nimmt die Recherche
die    Graphic-Novel-                                                              in der Entstehung Ihrer
Adaption von Volker                                                                Romane ein? Wie wich-
Jysch. Können Sie                                                                  tig ist Ihnen geschichtli-
uns ein bisschen über                                                              che Akkuratesse?
die Anfänge von Ge-
reon Rath erzählen?                                                                Historische Akkuratesse ist
Wie kamen Sie auf                                                                  mir sehr wichtig, manchmal
die Figur und warum                                                                übertreibe ich es damit
haben Sie sich für das                                                             vielleicht sogar ein wenig.
Jahr 1929 als Setting                                                              Aber da es sich bei meinen
für seinen ersten Fall                                                             Kriminalfällen      um    rein
entschieden?                                                                       fiktive Fälle handelt, finde
                                                                                   ich es umso wichtiger, dass
Gereon Rath ist ein                                                                der     historische   Rahmen
Mensch, den ich mit all                                                            stimmig ist. Mir kommt sehr
seinen Charakterschwä-                                                             entgegen, dass ich nicht nur
chen in eine Zeit der                                                              zweckbezogen recherchiere,
Umbrüche schicke, in                                                               sondern mich ohnehin sehr
eine Zeit, in der sich das                                                         für die damalige Zeit und den
Deutsche Reich von einer                                                           Alltag in Berlin interessiere,
durchaus hoffnungsvollen                                                           also sozusagen auch privat
Republik nach und nach                                                             da sehr neugierig bin. So
in eine barbarische Diktatur verwandelte und sich            sauge ich alles auf, was ich darüber in Erfahrung
aus dem Kreis der zivilisierten Länder verabschie-           bringen kann und lasse einen Bruchteil davon in
dete. Und diese Entwicklung, das Ende der stabilen           meine Romane einfließen.
Phase der Weimarer Republik, setzte mit dem Jahr
1929 ein, mit dem Blutmai, in dem es auf Berlins             Hatten Sie Sorge, dass das geschichtli-
Straßen erstmals seit den unruhigen unmittelbaren            che Setting auch zu einem einschneiden-
Nachkriegsjahren wieder bürgerkriegsähnliche Zu-             den Korsett werden könnte? 1929 ist für
stände gab. Das war das erste Zeichen, noch be-              die meisten Leser ein unbekanntes Land,
vor in der zweiten Hälfte des Jahres mit Stresemann          aber spätestens ab der Machtergreifung
einer der Stabilisatoren der Republik starb und mit          der Nazis 1933 könnten die Leser ihre
dem Börsencrash die wirtschaftlichen Grundlagen              eigenen geschichtlichen Kenntnisse und
des zwischenzeitlichen Aufschwungs wegbrachen.               Projektionen im Kopf haben ...

Auf ihrer Website gereonrath.de kann                         Tatsächlich habe ich die Einschränkungen durch
man sich durch eine lange Liste von lite-                    den nun einmal vorgebenen Verlauf der histori-
rarischen und historischen Quellen scrol-                    schen Entwicklung nie als Einschränkung, sondern
len und kriegt eine ungefähre Vorstellung,                   als Herausforderung empfunden. Solche vermeint-

                                                                                            @Illustration: Arne Jysch
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lichen Fesseln können die Kreativität durchaus         setzt, verfilmt Tom Tykwer den Roman als
anregen. Ich versuche, so gut wie möglich in die       aufwändige, 16-teilige TV-Serie für die
damalige Zeit und deren Umstände einzutauchen          ARD und Sky. Fällt es Ihnen schwer, Ihre
und nachzuvollziehen, wie meine Figuren in ihrer       Geschichten anderen Erzählern zu über-
teils doch sehr unterschiedlichen Ausprägung sie       lassen und als Autor zurückzutreten? In
empfunden haben könnten. Und hoffe natürlich,          wie weit waren Sie in die Comic- und TV-
dass meine Leser ebenso eintauchen können. Wenn        Adaptionen involviert?
dann die ein oder andere vorgefasste Meinung ins
Wanken kommt und man über bestimmte Aspekte            Meine Romane und ihre Adaptionen, ganz gleich
neu nachdenkt - umso besser.                           ob Comic oder Film, das sind für mich unterschied-
                                                       liche Baustellen. Ich bin sowohl beim Comic wie
Dafür, dass ihr Roman vor fast 90 Jah-                 bei der Verfilmung eingebunden gewesen, habe
ren spielt, ist das Berlin, das Sie in „Der            aber grundsätzlich den jeweils zuständigen Kreati-
nasse Fisch“ portraitieren, dem heutigen               ven - also Arne und Tom - freie Fahrt gelassen. Das
erstaunlich nahe. Russische Einwanderer                sind alles eigenständige Projekte, die zwar auf der-
sorgen für Integrationsdebatten, einhei-               selben Geschichte basieren, die aber ihre jeweils
mische Berliner, die Touristen und Zugezo-             eigenen Blickwinkel und Erzählweisen haben. Das
gene aufziehen, das elegante Charlotten-               ist je gerade das Spannende. Auch für mich.
burg und der verruchte Berliner Osten…
Welche Parallelen gibt es zwischen Berlin              Welchen Bezug haben Sie zum Medium
damals und heute?                                      Comic? Sind Sie mit Comics aufgewach-
                                                       sen? Und was bedeutet Ihnen der Comic
Die Parallelen sind erstaunlich. Berlin war auch da-   heute?
mals eine Stadt im steten Wandel, eine Stadt mit
vielen Zugezogenen, eine Partystadt, deren Nacht-      Ich bin kein Comic-Aficionado, der tausende Al-
leben ganz Europa anzog (weil es dort wild zu-         ben im Regal stehen hat, aber gleichwohl regelmä-
ging, aber auch vergleichsweise billig war), und       ßiger Comicleser. Mit „Asterix“, vor allem aber mit
es war eine Stadt der Gegensätze zwischen sehr         Hergés „Tim und Struppi“ bin ich sozusagen groß
reich und sehr arm. Und auch damals unterschied        geworden. Herge hat meine Comic-Rezeption
man schon zwischen der mondänen City West und          wahrscheinlich entscheidend geprägt. Und heute
den ärmeren Vierteln im Osten. Ein Unterschied zu      gehören Comicautoren wie Alan Moore und Ed
heute: Prenzlauer Berg war damals ein Arbeiter-        Brubaker neben Romanautoren genreübergreifend
viertel, die Spandauer Vorstadt sogar in Teilen ein    zu meinen Lieblingsautoren. Durch die beiden Er-
Elendsquartier.                                        zählebenen, die textliche und die visuelle, kann der
                                                       Comic die Dinge zum Schwingen bringen und die
„Der nasse Fisch“ wird aktuell gleich für              Phantasie nicht weniger anregen als ein Roman.
zwei Medien adaptiert. Während Arne
Jysch Ihren Stoff als Graphic Novel um-
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             Gudrun Fähndrich
     Verlag Kiepenheuer & Witsch
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          Tel: + (0I221- 376 85-3

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