Asipa.ch - ein Feuer entfachen

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Asipa.ch - ein Feuer entfachen
asipa.ch – ein Feuer entfachen
Was ist asipa.ch?                                        bei asipa.ch zentral, gerade auch in der Auseinan­
                                                         der­setzung mit biblischen Texten. Wie erfreulich da
«Und stell Dir vor, wir haben unsere Pfar­reirats­       die Aussage «Erstaunlich, was in den Men­schen
sitzung tatsächlich mit einer asipa-Bibelmeditation      steckt!». Umso mehr, wenn man bedenkt, dass diese
begonnen zur bevorstehenden Sonntags-Perikope,           Menschen sich schon länger kennen und nun ihren
zum barm­her­zigen Vater – verlorenen Sohn. Ob­­wohl
                                                         spirituellen Reichtum erst richtig erfuhren. Interes­
15 Traktanden auf uns warteten, nah­­­­men wir uns
                                                         sant auch der Hinweis, wie zügig der Pfarreirat an­­
eine halbe Stunde Zeit fürs Bi­­bellesen. Erstaunlich,
                                                         schliessend in der Behand­lung der Trak­tanden vor­
was in den Menschen steckt! Und anschliessend
gab’s eine so friedliche, speditive Sitzung, die um      ankam. Eine Er­­fahrung, die uns immer wieder be­­
22 Uhr zu Ende war. Für alle hat’s gestimmt. …»          rich­tet wird. Das liegt wohl daran, dass durch das
                                                         Bibelge­spräch eine konstruktive, geschwisterliche
                                                         Atmos­­phäre entsteht, dass der Konsens wächst, was
                                                         wichtig und was weniger wichtig ist. Die Reibungs­
                                                         verluste werden formal wie inhaltlich kleiner.
                                                         Pfarreiräte sind bisher am stärksten auf das Pas­­
                                                         toral­projekt asipa.ch eingestiegen. (Wenn wir von
                                                         AsIPA in der Schweiz sprechen, nennen wir es asipa.
                                                         ch). Es gibt aber auch weitere Gruppierungen und
                                                         Veran­staltungen, wo Leben und Bibel mitein­an­­der
                                                         in einen konstruktiven Dialog kom­­men: Eine-Welt-
                                                         Gruppen, Seniorengrup­pen, Vereinsvorstände, Seel­­
                                                         sorgeteams, Got­­­tesdienste in kleineren Gruppen,
                                                         Re­­li­gions­unter­richt.
                                                         Zwar stösst der neue Umgang mit der Bibel zunächst
                                                         meist auf Skepsis, weil man der zweitausend Jahre
                                                         alten Botschaft die orientierende Kraft für unser
                                                         Heute kaum mehr zutraut. Die praktische Erfah­rung
                                                         zeigt aber, dass die Bibel zu leuchten beginnt, wenn
Rückmeldungen dieser Art zeigen, dass das Pastoral­      sie am Stromnetz des Le­­bens angeschlossen wird.
pro­jekt AsIPA (Asiatischer Integraler Pastoraler        Das geschieht dann am ehesten, wenn für die Be­­
Ansatz) auch hier in der Schweiz Früchte bringt. Es      teiligten klar ist, dass nicht die Bibel, sondern sie
handelt sich um ein Zitat aus dem Brief der Ge­­         mit ihren Erfahrungen im Mittelpunkt stehen. So
mein­deleiterin einer Pfarrei im Kanton Luzern. In       kommt die Bibel in ihrer Funktion als Inspiration
den wenigen Sätzen benennt sie die zwei wesentli­        und Herausforderung zu einer christlichen Lebens­
chen Grundanliegen von asipa: Der lebendige Aus­         gestaltung am besten zum Zug. So bringt sie Licht in
tausch über biblische Texte und das Wahrnehmen           den Alltag. So kann asipa.ch ein Feuer entfachen
der Charismen aller Beteiligten. Räume zu öff­nen,       (Vgl. die Worte Jesu: «Feuer auf die Erde zu werfen,
wo erfahrbar wird, wie jede und jeder von uns Trä­       bin ich gekommen, und wie sehr wünsche ich, es
ge­rin und Träger des Geis­tes Gottes sein kann, ist     wäre schon entfacht.» Lukas 12, 49)
                                                                                                            1
Asipa.ch - ein Feuer entfachen
In besonders intensiver Form können die drei
                                                         Grund­­anliegen von Gemeinschaft, Spiritualität und
                                                         Solidarität in kleinen Christ­lichen Gemeinschaften
                                                         gelebt werden. Allerdings scheint in unserer Zeit,
                                                         die Bereitschaft nicht sehr gross, eine solche Ver­­
                                                         bind­lichkeit einzugehen. Unmöglich ist es aber nicht.
                                                         Das zeigt sich darin, dass in zwei Pfarreien in der
                                                         deutschen Schweiz in den letzten Jahren mehrere
                                                         solche Kleine Christlichen Gemeinschaften entstan­
                                                         den sind. (St. Clara in Basel und Maria Lourdes in
                                                         Zürich)
                                                         Was für asipa.ch zusätzlich typisch ist, sind die ein­
                                                         fachen und praktischen Vorgaben für die Zusam­
                                                         men­­künfte. Es sind unterschiedliche methodische
                                                         Vorschläge, die es ermöglichen, heutige Frage­stel­
                                                         lungen mit der biblischen Botschaft in ein fruchtba­
                                                         res Gespräch zu bringen. Dabei kann es sich um
                                                         per­sönliche, kirchliche oder gesell­schaftliche Prob­
                                                         leme handeln. AsIPA bringt Alltag und Bibel wie
                                                         zwei Seiten einer Me­­daille zusammen. Weitere Infor­
                                                         ma­tio­nen zu asipa.ch und dessen Um­­setzung be­­
                                                         finden sich auf der Homepage www.asipa.ch.

Bei der zentralen Stellung, die der Bibel bei asipa.ch
                                                         Woher kommt AsIPA?
zukommt, könnte der Ein­druck entstehen, dass es         Im Rahmen der Globalisierung ist in der Kirche mit
sich bei asipa.ch «nur» um Impulse für lebendige         Recht die Rede von der «Lern­gemeinschaft Welt­
Bibel­gespräche handelt. Dem ist nicht so. asipa.ch      kirche». AsIPA gibt da­­für ein lebendiges Beispiel.
versteht sich als ganzheitlicher pastoraler Ansatz.      Am Anfang stehen zwei deutsche Pastoraltheologen
Damit ist gemeint, dass im ge­­samten christlichen       (die jetzigen Bischöfe Oswald Hirmer und Fritz
und kirchlichen Leben immer wieder versucht wird,        Lobinger), die in Südafrika aus Er­­­kennt­­nissen von
ein Fliess­gleichgewicht zwischen den folgenden drei     Basisgemeinden in Latein­amerika und aus ihren
Grundoptionen herzustellen: Solidari­tät, Gemein­        eige­nen Erfah­run­gen ein pastorales Modell entwic­
schaft und Spiritualität. Die Qualität jedes dieser      kelten, das dem einheimischen Volk einen lebendi­
drei Grund­ele­mente hängt präzis davon ab, wie sehr     gen Zugang zur Bibel erschloss. Wesent­liches
sie die je andern zwei ernst nimmt! Der tiefste We­­     Element war das Bibel-Teilen in sieben Schritten.
senszug von asipa.ch liegt in der Kon­zentration auf     Dieses Modell breitete sich schnell über das südli­
diese drei Grundan­liegen. Gerade in unserer Zeit,       che und westliche Afrika aus. 1990 leitete Oswald
da Christ- und Kir­chesein einerseits heftig hinter­     Hirmer an der Vollversammlung der Föderation der
fragt und andererseits Strukturen massiv und oft zu      asiatischen Bischofskonferenzen einen Workshop,
hektisch umgebaut werden, ist die Besin­nung auf         der die teilnehmenden Bischö­fe derart beeindruck­
die Kernintuitionen von Kirche und Christentum           te, dass sie beschlossen, sich diesen pastoralen An­­
fun­­damental. Von Per­so­nen, die sich auf asipa.ch     satz zu Eigen zu machen. 1993 wurde er von der
einlassen, hören wir immer wieder, dass eben diese       Fö­­­­de­ration der asiatischen Bischofskon­ferenzen zur
Kon­zentration auf das Wesentliche asipa.ch attraktiv    pastoralen Grundoption erklärt und auf den asiati­
macht.                                                   schen Kontext hin weiterentwickelt. Weswegen fand
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Asipa.ch - ein Feuer entfachen
AsIPA in Asien diesen grossen Anklang? Die folgen­        Wie kam AsIPA in die
den zwei Zitate zweier südkoreanischer Bischö­fe          Schweiz?
zei­gen, dass für sie die besondere Att­rak­tivität von
AsIPA in der praktischen Umsetzungsmöglichkeit            Der Bildungsdienst der Bethlehem Mission Immen­
liegt. Kardinal Stephen Kim, Seoul: «An vielen Konfe­     see organisierte im Jahre 2003 eine Reise in die
ren­zen diskutierten wir endlos über unsere neue          Philippinen, auf der Interes­sierte AsIPA vor Ort erle­
Vi­­sion einer partizipatorischen Kir­che, aber niemand   ben und gemeinsam prüfen konnten, ob dieses Mo­­
konnte uns sagen, wie wir sie realisieren könn­ten.       dell auch für die Pastoral in der Schweiz einen
Ganz anders beim AsIPA-Workshop: Wir haben                fruchtbaren Ansatz darstellen könnte. Dabei kam
Werk­zeu­ge bekommen, um unsere Vision um­zu­­            ihm zustatten, dass Brigitte Fischer Züger als Mit­ar­
setzen und erste Schritte dazu unternommen.» Peter        beiterin der Bethle­hem Mission Immensee in Taiwan
Kang, Cheju: «Die beiden letzten AsIPA–Seminarien         auf dem für Asien zuständigen AsIPA-Sekretariat ar­­
waren segensreiche Ereignisse für die Kirche in Ko­­      beitete und das Ehepaar Daniel Ammann und Nicola
rea. Ob­­wohl wir meinten, wir hätten das II. Va­­tika­   Neider im Norden der Philip­pinen im Sinne von
nische Konzil verstanden, hatten wir in Wirklichkeit      AsIPA tätig waren. Auf dieser Reise nahmen u.a.
immer noch ein vorkonziliäres Verständnis von             auch Ver­­tre­­terinnen und Vertreter von Missio Fri­­
Kirche. Ab jetzt ist es anders: Wir haben während         bourg und dem Fastenopfer teil. Verschie­dene Per­­
der Se­­mi­nare die nötigen Instrumente bekommen,         sonen aus dieser Reisegruppe sind heute Mitglieder
um unsere Gemeinschaft – in Solida­ri­­tät mit der        der deutschschweizerischen Koordinationsgruppe
Gesamtkirche – zu verändern.»                             asipa.ch. An Impulstagen im Romero-Haus in Lu­­
                                                          zern und an verschiedensten Veranstaltungen in
Begenung mit Bischof Hirmer                               Pfarreien, Dekanaten und kantonalen Seelsorgeräten
                                                          konnten Mitglieder der Koordinationsgruppe dieses
                                                          pastorale Mo­­dell AsIPA vorstellen und auch erste
                                                          Erfah­rungen für dessen Inkulturation in der Schweiz
                                                          sammeln. Ihre Erkenntnisse haben sie inzwischen
                                                          in einem Grundlagenpapier festgehalten, das auf der
                                                          Homepage www.asipa.ch einzusehen ist.
                                                          In Deutschland begannen Missio Aachen und Missio
                                                          München schon im Jahre 2000, AsIPA bekannt zu
                                                          machen und als pastorales Modell vorzuschlagen.
                                                          Die schweizerische Koordinationsgruppe steht mit
                                                          dem deutschen AsIPA-Nationalteam in kontinuierli­
                                                          chem und fruchtbarem Kontakt.

                                                          Die Welt nach
                                                          dem Herzen Gottes gestalten
                                                          Das pastorale Modell asipa.ch versteht sich als gan­
                                                          zheitlicher Ansatz, der die ge­­samte Pastoral in den
                                                          Blick nehmen und erneuern will. Es handelt sich
                                                          um weit mehr als ein zusätzliches Element für dieje­
                                                          nigen, die Freude an Bibel und Ge­­mein­schaft haben.
                                                          Es ist dieser hohe Anspruch, der es mit sich bringt,
                                                          dass asipa.ch in der pastoralen Landschaft Schweiz
                                                          nur langsam Fuss fasst. Dort aber, wo es praktiziert
                                                                                                              3
Asipa.ch - ein Feuer entfachen
wird, lassen sich signifikante Änderungen feststel­
len. Wo Menschen offen miteinander teilen, was sie
beschäftigt, wo sie ihre Erfahrungen im Angesicht
Gottes und seiner Frohbotschaft deuten, wo sie im
Mit­einander Gottes Liebe erfahren und sich bestär­
ken, dieser in ihrem Alltag im­­mer mehr Raum zu
geben, da wird Kirche le­­bendig. Es ist kein einfacher
Weg. Fern jedem Mainstream. Dies gilt in un­­serm
Kon­text ganz besonders. In einer reichen Gesellschaft,
wo man sich problemlos aus­weichen und Nöte relativ
leicht verstecken und verdrängen kann, sind wesent­
lich mehr Hindernisse zu über­winden als in Asien,
Afrika und Lateinamerika, wo Men­­schen aus schierer            Frau (vgl. Lukas 13, 10). Für ihn, für sie, ist die Bot­
Not lernen müssen, einan­der zu unterstützen. Aber              schaft eine frohe! Das bedeutet, dass eine Pasto­ral
die Tats­ache, dass es hier­zulande schwieriger ist,            bei uns letztlich nur befreiend sein kann, wenn sie
recht­fertigt keineswegs, AsIPA als exotischen Dritte-          es versteht, Türen zu den Armen um uns und dem/
Welt-Import zu disqualifizieren. Schliesslich handelt           der Armen in uns zu öffnen und sich für ihre
es sich bei den Grund­anliegen von Gemeinschaft,                Be­freiung einsetzt. Und das eine ist nicht ohne das
Spiri­tuali­­tät und Soli­darität um Werte, die weltweit für    andere zu haben! (Der Psychologe Arno Gruen zeigt
den christlichen Glauben zentral sind. Diese dürfen             in all seinen Schrif­ten immer wieder auf, dass es
auch nicht den Anliegen von Marketing und «Kun­                 dem Menschen un­­möglich ist, sich in die Not eines
den­orientierung» geopfert werden. Kunden­orien­                andern Men­schen einzufühlen, wenn er eigenes,
tierung ist in einem reichen Land wie der Schweiz               psychisches Leiden verdrängt.) Das pastorale Mo­­
sowieso eine diffizile Angele­genheit. Von Hans-Urs             dell asipa.ch kann ein solcher Tür­öffner sein, weil
von Balthasar stammt der Satz: «Nur für den Armen               es kontinuierlich ermutigt, in die Mitte zu stellen
ist die Botschaft eine frohe». Was heisst das für uns           (vgl. Markus 3. 3), wer und was in unserer neolibe­
– weltweit gesehen – mehr oder weniger Reiche? Ich              ralen Gesell­schaft um und in uns an den Rand
sehe es so: Wie es in sozialer Hinsicht keine Reichen           gedrängt und ausgehungert wird. Und weil es eben­
ohne Arme gibt, so auch individuell: Wohl in jedem              so kontinuierlich den Geist Jesu erbittet und ihm
und jeder von uns darbt ein ausgestossener Lazarus              vertraut, dass auch wir aufgerufen und befähigt
(vgl. Lukas 16, 20), eine unterdrückte gekrümmte                sind, «diese Welt nach dem Herzen Gottes zu gestal­
                                                                ten» (Bischof Oscar Romero).
                                  AsIPA löst in Pfarreien       In Asien spricht man von AsIPA als einem «New Way
                                  und Gruppen einen             of Being Church», einem neuen Weg, Kirche zu
                                  lebendigen Prozess aus.       sein. Doch eigentlich ist es nicht der Weg, der neu
                                  Schwerpunkte sind:            ist. Dieser ist so alt wie das Christentum selbst. Er
                                  Spiritualität,                findet sich in seinen «Gründungsdokumenten». Neu
                                  Solidarität,                  kann sein, dass dieser alte Weg angesichts wachsen­
                                  Dialog von Leben              der Not und immer bedrohlicherer Zukunft ent­
                                  und Bibel,                    schiedener unter die Füsse genommen, dass Ballast
                                  partizipativer Führungsstil   abgeworfen und weniger Wichtiges an zweite Stelle
                                  und Mitverantwortung.         gesetzt wird, dass wir miteinander neu werden.
    Eine Initiative von Bethlehem Mission Immensee und                             José Amrein-Murer, Theologe,
    Missio Schweiz Liechtenstein                                                   Bildungsreferent
                                                                                   der Bethlehem Mission Immensee
4
Asipa.ch - ein Feuer entfachen
asipa.ch – als Hoffnung
für kirchliche Gemeinschaft
Warum                               verbrachte mit meiner Familie         wusst ein lebendiges Pfarrei­leben
mache ich bei der                   3½ Jahre im Vikariat Bontoc-          zu gestalten. Hierbei war nicht
Koordination­s­                     Lagawe. Im Sommer 2008 sind           nur der oftmals von Laien alleine
                                    wir von diesem Einsatz zurückge­      gestaltete Sonntags­gottes­dienst im
gruppe                              kehrt (www.familyhuebscher.           Blickfeld, sondern das ganze so­­
asipa.ch mit?                       blogspot.com).                        ziale Le­­ben, inklusive Kor­rup­
                                    Bei meinem Einsatz ging es ne­­       tions­bekämp­fung und Ein­­satz für
Seit Mai 2009 mache ich bei der     ben der Or­­gani­sa­tions­­entwick­   Menschen­rechte. Der Motor für
Koor­di­nations­grup­­pe asipa.ch   lung am Bischofssitz auch um die      dieses Unter­fangen war der Ein­­
mit. Der Haupt­grund, weshalb       Mit­arbeit beim Basisgemein­de­       bezug der Heiligen Schrift und
ich mich in der Schweiz für den     aufbau in den einzelnen Pfar­         die Über­­zeugung, dass Gott mit­
Aufbau von Basis­grup­pen enga­     reien. Ziel war es, die Laien mit     geht. Als Me­­thode wurde oft das
giere, hat mit meinem Philip­pi­    Inputs, Semi­naren und anderen        7-Schritt Bibel­teilen gewählt, bei
nen­einsatz mit der Bethlehem       Aktivitäten zu animieren, selbst      dem Gebet und konkretes En­ga­­
Mission Immensee zu tun. Ich        «Kirche zu sein» und selbstbe­        gement ineinander übergehen.

                                                                                                           5
Asipa.ch - ein Feuer entfachen
bar zu machen, geht es mir vor
                                                                            al­­lem darum mitzuhelfen, solida­
                                                                            rische Ge­­meinschaften auf­­zu­­
                                                                            bauen, die neben Par­tizipation
                                                                            und Mitverantwortung im kirch­
                                                                            lichen Leben auch das soziale
                                                                            und wirtschaftliche Zusam­men­
                                                                            leben nicht ausklammern. Auch
                                                                            Dialog und Zusammen­arbeit mit
                                                                            Ver­­tre­­tern und Vertreterinnen
                                                                            anderer Religionsgemeinschaften
                                                                            sollten für un­­­sere «Schwei­zer
                                                                            Ba­­sis­gemeinden» eine Selbstver­
                                                                            ständ­­lich­keit sein. Ich glaube,
                                                                            dass die AsIPA-Inputs und Se­mi­
                                                                            nar­­einhei­ten mithelfen können,
                                                                            dass unsere Schwei­zerkirche
                                                                            wieder an Attraktivität gewinnt.
                                                                            Hier­von ver­­spreche ich mir
Schwächere                           fühlen, bei der auch die Schwä­        auch, dass unsere Jugendlichen
                                                                            wieder vermehrt mitmachen,
werden getragen                      che­ren mitgetragen wurden und
                                                                            weil sie merken, dass sie nicht
und Solidarität                      wo die Solidarität gross geschrie­
                                                                            nur in ihrem Glaubens­leben,
wird                                 ben war. Einige der indigenen
                                                                            sondern auch in allen an­­deren
gross geschrieben                    Priester wiesen darauf hin, dass       existentiellen Fragen ernst ge­­
                                     die ersten Apostel sich zuerst für     nommen sind und von der Ge­­
Ich will nicht behaupten, dass       die Diakonie eingesetzt hatten         mein­schaft aktiv und mit kon­
dies in allen Pfarreien immer        und erst dann zum Gebet in den         kreten Ange­boten begleitet wer­
wunschgemäss gelebt wurde. An        Tempel gingen. Sie meinten, auch       den. Ich habe versucht, dies
vielen Orten kam man manchmal        wir sollten in unseren Gottes­         auch in einer Diplom­arbeit
wochenlang gar nicht mehr zu­­       diens­ten das feiern, was wir zuvor    (www.familyhuebscher.blogspot.
sammen oder man begnügte sich        in unserem ge­­meinschafts­för­        com) zu diesem Thema darzu­
mit den Sonn­tagsgottes­diens­ten.   dern­­den Ansinnen zustande ge­­       legen
Bei einigen Ge­­meinschaften je­­    bracht haben. Diese Ansicht un­­
doch hatte ich das Gefühl, dass      terstütze ich ebenfalls.               Die Vision einer solchen Kirche,
die Menschen er­­kannt haben,                                               die Aus­strahlung hat und «gute
dass sich regelmässige Treffen in                                           Früchte bringt» ist für mich
den Basis­­ge­­meinden nicht nur     Solidarische                           die hauptsächliche Legitima­
spirituell, sondern auch ökono­      Gemeinschaften,                        tion, weshalb ich mich gerne
misch und ökologisch positiv auf     Partizipation                          für sie einsetze. Ich hoffe, dass
die Einze­lnen und die Umwelt        und                                    ich hierbei auf viele Verbündete
aus­­wirken konnten. Gemein­sam      Mitverantwortung                       treffe.
wa­­­ren sie stärker und konnten
                                     Wenn ich nun in der Schweiz mit­                Bruno Hübscher-Jucker,
manchmal erstaunliche Projekte
                                     helfen will, die positiven Im­­pulse            Pastoralassistent,
angehen. In einer gut funktionie­
                                     aus der asiatischen Kirche für                  Grosswangen
renden Basisgemeinschaft konnte
man sich wie in einer Grossfamilie   unseren hiesigen Kontext frucht­
6
Asipa.ch - ein Feuer entfachen
Erfahrungen mit AsIPA
im Pfarreirat Degersheim/SG

Bis 2006 begannen wir die monatliche Pfar­­reirats­      alle Teilneh­men­den sich getrauten, ihnen wichtige
sitzung mit einer kurzen Ein­­stimmung, entweder         Worte oder Satzteile drei Mal laut zu lesen. Beim
passend zur Jahres­zeit, zu Kirchenfesten, zu einem      anschliessenden Austausch kamen überraschend
aktuellen Thema. Obwohl ich als Präsidentin immer        viele Wortmeldun­gen, weil eben nicht diskutiert,
wieder die Frage an die Mitglieder des Rates stellte,    sondern zusammen getragen wurde. Keine Mei­­
ob jemand anders diesen spirituellen Anfang ma­­         nung, kein Gefühl, keine Kritik wurde von anderen
chen möchte, blieb er stets an mir hängen. So war        aufgenommen, beantwortet oder bewertet. Das gab
ich als Sit­zungsleitende eine «Einfrau-Redende»         eine sehr gleichwertige Stimmung, obwohl in unse­
und manchmal unzufrieden.                                rem Rat Menschen verschiedenen Alters, un­­
Unsere Pfarreibeauftragte, Bettina Flick, unterbreite­   terschiedlicher Bildung und Herkunft sitzen. Beim
te mir dann das Bibellesen in sieben Schritten nach      Punkt sieben «Beten» war bei diesem ersten Ver­
AsIPA und ich wagte es, eine Sitzung so zu begin­        such eine gewisse Hem­mung zu spüren. So beende­
nen. Etwas scheu betrachteten die Männer und             ten wir das Bibelteilen mit dem Vaterunser.
Frauen das Blatt, auf dem die sieben Schrit­­te kurz     «Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein
und einfach aufgelistet waren. stand in zwei unter­      Licht auf meinem Weg.» Psalm 119, 5
schiedlichen Übersetzungen ein Bibeltext in der
Länge von etwa acht Bibelversen. Ein bisschen            Dieses Psalmwort fasst das Bibelteilen in sieben
«schulmässig» gingen wir durch die sieben Schritte       Schritten nach AsIPA in unserem Pfarreirat gut zu­­
mit diesem Bibeltext. Ich spürte jedoch, dass fast       sammen.

                                                                                                         7
Die Bibeltexte wurden für uns wie ein Licht für die
Arbeit im Rat. Etwas kindlich gesagt, kommt es mir      AsIPA bringt Bibel und
vor, dass wir alle mit dem Bibelteilen die Taschen­     Alltag wie zwei Seiten
                                                        einer Medaille zusam­
lampe in die Hand bekommen, die leuchtet, wenn          men. Wir bringen uns
wir Themen besprechen, Entscheidungen treffen,          im «Bibel Teilen» per­
Anlässe anstossen und organisieren. Jedes Ratsmit­      sönlich ein und verbin­
glied leuchtet mit seiner Lampe in die gute Richtung,   den das Bibelwort mit
zum gemeinsamen Ziel. Dieses Licht, dem entlang         unserem Alltag. Dabei
wir gehen, ist das Wort Gottes, das in jedem von uns    braucht es am Anfang
andere Gedanken und Gefühle auslöst und uns doch        durch­aus Mut, den eigenen Alltag in der Gruppe
eint und befähigt, für eine lebendige Pfarrei einzus­   zum Thema zu machen. Ebenso ungewohnt kann
tehen. Ich meine, dass wir durch das Bibelteilen ein    sein, unser persönliches Berührt-Sein von der Bibel
spürbares Licht auf unserem Pfarrei-Weg haben.          in einer Gruppe zu zeigen. Doch ohne dieses selbs­
                                                        tverantwortete Einbringen von unserer Wirklichkeit
Ich habe mich zuerst bei www.asipa.ch in die neue       bleibt die Bibel ein rein historisches Buch. Erst
Art von Bibellesen eingelesen. In der blauen Me­­       durch die Berührung mit unserem Heute kommt sie
nuliste klickte ich «Praxis» an und dann «Bibel         zum Leben. Die Bibel wird so am Stromnetz des Le­­
Tei­len in sieben Schrit­ten». Da werden die Schritte   bens, das Leben am Stromnetz der Bibel ange­
gut erklärt und man findet eine Selbst-Evaluation       schlossen.
für die Teilnehmenden. Diese Fragen stellte ich         Die gemeinsame Zeit wird durch das Wie­der­­holen
kürz­­lich den Pfarreirätinnen und be­­kam die Ant­     derselben Grundelemente für die Grup­­pe zu einer
wor­ten in der nächsten Sit­zung zurück. Zusam­men­     Liturgie, in der das Gebet, der All­tag, die Bibel und
fassend kam ein positives Echo. Die Räte finden gut,    die Stille wichtige Bestand­teile sind. Die Erfahrung
dass jedermann seine Gedanken zum Bibeltext frei        der Gegenwart Christi im Wort der Bibel wird so zu
                                                        einem sakramentalen Ereignis.
äussern kann. Die Stimmung während den ca. 25           AsIPA fördert die Entstehung kleiner christlichen
Minuten des Bibelteilens beschreiben sie als «gut       Gemeinschaften, beschränkt sich aber nicht darauf.
und entspannt». Die Zeit der Stille ist für die einen
zu lang, für andere in Ordnung. 8 von 10 geben an,
persönlich bereichert zu sein von AsIPA. Fast alle
finden, dass wir nach fast vier Jahren Sitzungsbeginn
mit AsIPA jetzt eine Pause einlegen und wieder eine
Weile andere Einstimmungen machen könnten.
Als Präsidentin des Rates empfinde ich ent­­lastend,
dass immer ein anderes Mitglied die Leitung von
AsIPA inne hat. Ich kann wie die anderen «die Lam­
pe des Evangeliums» entgegen nehmen, mich ein­
stimmen lassen durch das Wort Gottes. Das Bibel­
teilen erleuchtet uns den Weg im Pfarreileben, aber
auch meinen persönlichen Weg. Diese Erfahrung
                                                        asipa.ch ist keine neue Bewegung, sondern ein be­­
hat mir auch durch schwierige Arbeits- und Le­­bens­    lebender Impuls, der in die je eigene pastorale Si­­
phasen sehr geholfen. In diesem Sinn kann ich           tua­­tion umzusetzen ist.
AsIPA Räten und Gruppen, jungen und älteren
Menschen sehr empfeh­len.                               asipa.ch ist eine Initiative von Bethlehem Mission
                                  Edith Keim Meier      Immensee, Missio, Missionskonferenz, Fastenopfer,
                                                        Pastoralamt Bistum Basel,
Juli/August 2010
                                                        Pastoralamt Bistum Sankt Gallen
Redaktion: Augustinuswerk, pfarrblatt@staugustin.ch

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