STANDPUNKT FEBRUAR 2020 - Fundplat

 
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FEBRUAR 2020

STANDPUNKT
Eine Frage der Zeit
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INHALTSVERZEICHNIS

Leitartikel                                                                                         3
Auf einen Blick                                                                                     4
Konjunktur                                                                                          5
Aktien                                                                                              6
Zinsen                                                                                              8
Währungen / Rohstoffe                                                                               9
Asset Allocation                                                                                  10
Marktübersicht                                                                                    11

Impressum
© SZKB 2020. Alle Rechte vorbehalten.
Herausgeber: Schwyzer Kantonalbank, 6431 Schwyz
Redaktionsschluss: 6. Februar 2020

Disclaimer
Diese Publikation wurde einzig zu Informationszwecken erstellt und ist weder ein Angebot noch eine
Aufforderung seitens oder im Auftrag der Schwyzer Kantonalbank zum Kauf oder Verkauf von Wert-
papieren oder ähnlichen Anlageinstrumenten oder zur Teilnahme an einer spezifischen Handelsstra-
tegie in irgendeiner Rechtsordnung. Die Informationen in dieser Publikation stammen aus oder basie-
ren auf Quellen, welche die Schwyzer Kantonalbank als zuverlässig erachtet, indes kann keine Ge-
währ für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Informationen geleistet werden. Die Publikation ent-
hält keine Empfehlungen rechtlicher Natur oder hinsichtlich Investitionen, Rechnungslegung oder Steu-
ern. Sie stellt auch in keiner Art und Weise eine auf die persönlichen Umstände des Anlegers zuge-
schnittene oder für diesen eine angemessene Investition oder Strategie oder eine andere an einen
bestimmten Anleger gerichtete Empfehlung dar. In der Publikation gegebenenfalls gemachte Verweise
auf frühere Entwicklungen stellen keine Indikationen dar für laufende oder zukünftige Entwicklungen
und Ereignisse.

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EINE FRAGE DER ZEIT

Über 31'000 bestätigte Erkrankungen, mehr als 600 bestätigte Todesfälle
und noch kein Ende der Ausbreitung absehbar. Das Coronavirus verunsi-
chert die Welt. Während im Fokus der breiten Bevölkerung die gesund-
heitlichen und realwirtschaftlichen Folgen stehen, interessieren sich Anle-
ger auch für die Auswirkungen an den Finanzmärkten. Diese sind global
spürbar, seit bekannt wurde, dass das Virus bereits während der Inkubati-
onszeit übertragbar ist, also ohne dass beim Träger Symptome aufgetreten
sind. Die Marktreaktionen sind bislang zweigeteilt. Einerseits haben si-
chere Häfen wie Staatsanleihen und Gold deutlich zugelegt und unterstel-
len damit ein ernsthafteres Problem. Andererseits waren die Aktienmärkte
ausserhalb des Raumes China und Umgebung zwar volatil. Schaut man
sich aber die Entwicklung der letzten Tage an, so könnte man sich fast
fragen: War da was?

Es braucht wenig Fantasie, um ein düsteres Coronavirus-Szenario zu skiz-
zieren, in welchem über verschiedene Transmissionsmechanismen (z. B.
verringerte Reisetätigkeit, beeinträchtigte Lieferketten, ausgefallene Ar-
beitsstunden) die globale Konjunktur und in der Folge die Märkte erheblich
belastet werden. Aber ist nicht folgendes Szenario am wahrscheinlichsten?
Mit den in China und anderswo eingeleiteten, teils drastischen Massnah-
men wird es bald gelingen, die Ausbreitung des Coronavirus aufzuhalten.
Womöglich wird auch ein Impfstoff verfügbar sein. Die realwirtschaftlichen
Folgen werden deshalb vor allem in China im ersten und allenfalls noch
im zweiten Quartal deutlich spürbar sein. Die konjunkturelle Erholung da-
nach - also nach Eindämmung der Epidemie - wird aufgrund der aufge-
stauten Nachfrage jedoch rasch und markant sein.

Das mag am wahrscheinlichsten sein. Aber nicht sicher! Denn, wann ist
"bald", wann ist "danach"? Letztlich hängt vieles davon ab, wie rasch die
Verbreitung des Coronavirus eingedämmt werden kann. Obwohl sich die
Ausbreitungsgeschwindigkeit zuletzt verlangsamt hat, gibt es keine gesi-
cherten Prognosen zur zeitlichen Dimension. Wir wissen schlicht nicht, wie
lange das Ganze noch dauert. Für eine Entwarnung ist es somit zu früh.
Die Unsicherheit wird wohl noch eine Weile anhalten und kann immer
wieder für erhöhte Volatilität an den Märkten sorgen. Aber diese ist aus-
zuhalten, es ist in erster Linie eine Frage der Zeit. Für Anleger gilt es des-
halb nach heutigem Kenntnisstand, die Füsse still zu halten und investiert
zu bleiben. Allfällige stärkere Rückschläge können für Zukäufe genutzt wer-
den. Das Marktumfeld ist nämlich im Grunde nach wie vor gut.

Thomas Heller
Chief Investment Officer
Leiter Research

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AUF EINEN BLICK

UNSER STANDPUNKT

KONJUNKTUR
Die jüngsten Konjunkturdaten bestätigen die Einschätzung, wonach die konjunkturelle Abkühlung die Talsohle erreicht hat.
Die US-Wirtschaft wuchs im Gesamtjahr 2019 um 2.3% und auch das BIP der Eurozone konnte 2019 zulegen, jedoch
lediglich um 1.2%. Grundsätzlich präsentieren sich die konjunkturellen Aussichten verhalten positiv, allerdings stellt das in
China ausgebrochene Coronavirus eine Gefahr für den zaghaften Aufschwung dar. In China werden die Auswirkungen
kurzfristig deutlich spürbar sein, in den anderen Regionen wohl nur im Falle einer weiteren Ausbreitung.

ANLAGEKLASSEN                             EINSCHÄTZUNG       KOMMENTAR
Anleihen                                                    Die EZB und die Fed haben zuletzt ihre Geldpolitik unverändert belassen.
Staatsanleihen                                             Mit weiteren geldpolitischen Stimuli ist vorläufig nicht zu rechnen. Der
Unternehmensanleihen                                       jüngste Rückgang der langen Zinsen ist auf die Furcht vor den wirtschaft-
Schwellenländeranleihen                                    lichen Folgen des Coronavirus zurückzuführen. Angesichts dieses Unsi-
                                                             cherheitsfaktors sowie des noch immer verhaltenen Wachstums und der
Wandelanleihen                                      
                                                             tiefen Inflation scheint das Aufwärtspotenzial für die langen Zinsen vorerst
                                                             begrenzt zu sein.
Aktien                                                      Das positive fundamentale Umfeld und schnelle chinesische Unterstüt-
Schweiz                                                    zungsmassnahmen halfen den Aktienmärkten, die bisherigen Einflüsse
Eurozone                                                   des Coronavirus zu überwinden. Die Bewertungen bleiben damit aber
Grossbritannien                                            hoch. Die Unternehmensgewinne dürften in den nächsten Quartalen mo-
                                                             derat wachsen. Insgesamt spricht dies auf Sicht der nächsten Monate für
USA                                                 
                                                             gehaltene bis leicht steigende Kurse.
Japan                                               
Pazifik (ex Japan)                                  
Schwellenländer                                     
Immobilien Schweiz                                         Die Bewertungen der Immobilienfonds notieren deutlich über ihren lang-
                                                             jährigen Durchschnittswerten. Ausserdem nehmen die Leerstände zu.
                                                             Dem stehen weiterhin die hohen Ausschüttungsrenditen und die tiefen Zin-
                                                             sen als stützende Kräfte gegenüber.
Rohstoffe                                                   Der Coronavirus belastet das Wirtschaftswachstum in China und sorgte
Öl                                                          für einen Preisrutsch beim Rohöl. Die Preisschwäche scheint derzeit über-
Gold                                                       trieben, leicht höhere Preise von USD 60 - 70 sind wahrscheinlich. Das
                                                             Potenzial für den Goldpreis scheint ohne einen erneuten Rückgang der
                                                             Zinsen oder aufflammende Marktunsicherheiten beschränkt.

Währungen vs. CHF                                           Der Aufwärtsdruck auf den Franken dürfte sich abschwächen und der
EUR                                                        Euro etwas zulegen. Andernfalls wird die SNB erneut intervenieren und
USD                                                        Niveaus um 1.07 verteidigen. Der Dollar dürfte sich zum Franken weiter-
                                                             hin in engen Bandbreiten bewegen.

     Sehr positive Einschätzung der (Sub-)Anlageklasse
      Positive Einschätzung der (Sub-)Anlageklasse
     Neutrale Einschätzung der (Sub-)Anlageklasse
      Leicht negative Einschätzung der (Sub-)Anlageklasse
      Negative Einschätzung der (Sub-)Anlageklasse

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KONJUNKTUR

ANSTECKUNGSGEFAHR

Die neuesten Konjunktursignale sind anspre-                                  darauf hindeutet, dass das Wachstum auch in absehbarer
chend ausgefallen, auch im arg gebeutelten In-                               Zeit flau bleiben wird. Im vierten Quartal 2019 wuchs die
dustriesektor zeichnet sich endlich eine zaghafte                            Wirtschaft der Eurozone nur noch mit 0.1% (zum Vorquar-
Erholung ab. Allerdings trübt der Ausbruch des                               tal; nicht annualisiert). Trotz fehlender Wachstumsimpulse
Coronavirus die Aussichten. Die Auswirkungen                                 bildete sich die Arbeitslosenquote im Dezember ein weiteres
davon werden insbesondere in China - zumin-                                  Mal zurück und befindet sich mit 7.4% auf dem tiefsten
dest kurzfristig - deutlich spürbar sein.                                    Stand seit Mai 2008.

Die US-Wirtschaft konnte im 4. Quartal 2019 ihr Wachs-                       Wie weiter in China?
tumstempo halten. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) nahm um                      In China sind die jüngsten Konjunkturdaten eigentlich ermu-
2.1% zu (zum Vorquartal; annualisiert). Den grössten Bei-                    tigend ausgefallen. Angesichts des Coronavirus sind sie
trag zum Wachstum lieferte der Aussenhandel, gefolgt vom                     aber bereits überholt, da bei Erhebung der Daten das ge-
privaten Konsum, der sich jedoch eher enttäuschend entwi-                    samte Ausmass der Epidemie noch nicht bekannt war. Aktu-
ckelte. Allerdings spricht einiges dafür, dass die Verbrau-                  ell steht ein grosser Teil Chinas still. Dadurch ist ein vorüber-
cher in den kommenden Quartalen wieder zur wichtigsten                       gehender wirtschaftlicher Einbruch unvermeidbar, weil deut-
Stütze werden. Die Konsumentenstimmung hat sich im Ja-                       lich weniger produziert, konsumiert und gereist wird. Wie
nuar nämlich ein weiteres Mal aufgehellt, was wohl dem                       gross der "Schaden" schliesslich sein wird, hängt stark da-
nach wie vor sehr robusten Arbeitsmarkt sowie der Teileini-                  von ab, wie schnell die Krankheit unter Kontrolle gebracht
gung im Handelsstreit mit China zu verdanken ist.                            werden kann und Unternehmen ihren Betrieb wieder aufneh-
                                                                             men können. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass
Leichte Entspannung im Industriesektor                                       das BIP-Wachstum in China im ersten Quartal 2020 um bis
Das Abkommen mit China hilft ausserdem dem Industriesek-                     zu drei Prozentpunkte (im Vorjahresvergleich) einbrechen
tor. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) der Industrie sprang                     wird, ein Grossteil davon - wie jeweils in der Vergangenheit
im Januar in den USA nach fünf Monaten wieder in den                         bei ähnlichen Ereignissen - in den Folgequartalen aber wie-
Wachstumsbereich (50.9 Punkte). Ganz so rosig sieht es in                    der aufgeholt werden kann. Sollte die Epidemie allerdings
der Eurozone zwar nicht aus. Aber auch dort zeichnet sich                    noch länger wüten und die Einschränkungen bestehen blei-
eine Besserung ab, denn mit 47.9 Punkten erreicht der PMI                    ben, drohen auch anderen Regionen - durch die starke welt-
im Januar immerhin den höchsten Wert seit April 2019. Er                     weite Vernetzung - Einbussen, was die globale Konjunktur
bleibt jedoch einmal mehr im Kontraktionsbereich, was                        erneut schwächen würde.

Industrie: Leichte Erholung setzt sich fort                                  Arbeitslosenraten auf langjährigen Tiefständen
(02.2017 bis 01.2020; in Punkten)                                            (01.2008 bis 12.2019)

               PMI:   –   Global    –   Eurozone   –   USA                             Arbeitslosenquote in %:   –   USA   –   Eurozone
                                                   Quelle: Bloomberg, SZKB                                                 Quelle: Bloomberg, SZKB

                                                                                                                                                 5
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AKTIEN

GUTE GENESUNG

Die hohen Bewertungen machten die Aktien-                                    schaften in, nach und aus China fallen derzeit wöchentlich
märkte anfällig für Korrekturen. Entsprechend                                aus. In Europa sind insbesondere die Hersteller von zykli-
empfindlich reagierten sie auf das Coronavirus.                              schen Konsumgütern mit grossem China-Geschäft betroffen.
Auch wenn es noch nicht ausgestanden ist, ha-                                So erwirtschaften beispielsweise die börsenkotierten euro-
ben sich die Märkte dank des positiven Umfelds                               päischen Luxusgüterproduzenten rund 35% ihres Umsatzes
und chinesischer Stützungsmassnahmen jedoch                                  mit chinesischen Konsumenten. Die Belastung für die chine-
rasch erholt.                                                                sische Konjunktur bekommen auch etliche Rohstoffproduzen-
                                                                             ten zu spüren, denn China ist mit einem Anteil von 40% der
Mit abnehmenden Zuwachsraten bei Ansteckungen und To-                        weltgrösste Nachfrager von Industriemetallen.
desfällen verschwindet das Coronavirus langsam wieder
aus dem Fokus des Marktgeschehens. Dass sich die Aktien-                     Hilfsmassnahmen für die Märkte
märkte trotz teils alarmistischer Meldungen in den letzten                   Mit einem Tagesverlust von fast 8% verzeichnete der chine-
Tagen relativ resilient zeigten, liegt einerseits an der gerin-              sische Aktienmarkt (CSI 300) am ersten Handelstag nach
gen Sorge darüber, wie gravierend das Virus für die entwi-                   den Neujahrsfeiertagen zwar den grössten Tagesverlust seit
ckelten Märkte wirklich ist. Starke Verwerfungen drohen vor                  2015. Angesichts des "Nachholbedarfs", der im Land des
allem kleinen Volkswirtschaften ohne funktionierendem Ge-                    Coronaausbruchs aufgrund der vorgängig geschlossenen
sundheitssystem. Andererseits zeigen aber auch die Schutz-                   Börsen herrschte, überraschte dies jedoch nicht. Bereits am
massnahmen - für Bevölkerung und Wirtschaft - Wirkung.                       Folgetag begann der Index wieder zu steigen. Die schnelle
                                                                             Erholung erfolgte auch dank Massnahmen der chinesischen
Bittere Medizin                                                              Behörden. Die Zentralbank stärkte den Markt mit zusätzli-
Die Konjunktur leidet zweifach unter der Epidemie. Erstens                   cher Liquidität und teils reduzierten Geldmarktzinssätzen.
durch den massenhaften krankheitsbedingten Ausfall von                       Zudem wurden Leerverkäufe an den inländischen Börsen er-
Arbeitskräften. Dieser hätte ohne die weitreichenden Isolati-                schwert und der Eigenhandel inländischer Banken einge-
onsmassnahmen wohl noch gravierender ausfallen können.                       schränkt. Anders als während der SARS-Pandemie 2003 re-
Zweitens sind es jedoch eben diese Massnahmen, welche                        agierte die chinesische Führung schneller, um sowohl die
insbesondere den chinesischen Einzelhandel und Tourismus                     Krankheitsverbreitung einzudämmen als auch um die Wirt-
derzeit belasten, denn es gelten starke Einschränkungen des                  schaft und die Märkte zu stützen. Entsprechend früher er-
privaten und öffentlichen Nah- und Fernverkehrs. Bis zu                      reichten auch die Aktienmärkte diesmal die Talsohle (vgl.
25'000 Flüge nationaler und internationaler Fluggesell-                      Abb.).

Coronavirus: Abnehmende Wachstumsraten                                       Rasche Erholung
(Anzahl Personen; logarithmische Skala)                                      (Verlauf des MSCI World ab dem Tag des Ausbruchs; indexiert auf 100)
                                                                   100'000                                                                           110

                                                                   10'000
                                                                                                                                                     105

                                                                   1'000
                                                                                                                                                     100
                                                                   100

                                                                                                                                                     95
                                                                   10

                                                                   1                                                                                 90
 14. Jan       19. Jan       24. Jan      29. Jan      03. Feb                0      5     10     15       20   25   30     35     40    45     50
               –   Bestätigte Infektionen    –   Todesfälle                  –    Corona   –    SARS   –   Schweinegrippe    –   Vogelgrippe (H7N9)
                                                 Quelle: worldometer, SZKB                                                       Quelle: Bloomberg, SZKB

6
STANDPUNKT FEBRUAR 2020 - Fundplat
AKTIEN

Positives Umfeld treibt Bewertungen                                       präsentiert. Bei 75% davon überstieg der Gewinn die Er-
Der zwischenzeitliche Rücksetzer der Aktienmärkte ist nicht               wartungen. Vor allem in den Sektoren Technologie und Kon-
gänzlich dem Coronavirus zuzuschreiben, die Nachrichten                   sumgüter überraschten viele Unternehmen positiv. Im Öl-
waren vielmehr der Auslöser einer ohnehin fälligen Korrek-                und Gassektor hingegen hielten sich positive und negative
tur. Der starke Anstieg vieler Aktienmärkte seit Oktober (S&P             Überraschungen die Waage.
500: +15%, SPI: +10%) führte zu sehr hohen Bewertungen.
Das Kurs/Gewinn-Verhältnis des S&P 500 war nur während                    Europa bleibt schwierig
der Tech-Blase höher, und auch der SPI erreichte ein derar-               Etwas schwieriger ist die Lage für einige europäische Indi-
tiges Bewertungsniveau in den vergangenen Jahren jeweils                  zes. Der DAX leidet weiterhin unter den Umwälzungen in
nur für kurze Zeit (vgl. Abb.).                                           der Autoindustrie. Unter den zehn schwächsten Titeln des
Die hohen Bewertungen reflektieren das insgesamt freundli-                laufenden Jahres befinden sich je drei Autobauer und -zulie-
che Umfeld. Berichten zufolge planen China und die USA,                   ferer. Schwach präsentiert sich derzeit auch der britische
Zölle auf einige Produkte noch im Februar zu halbieren. So-               Aktienmarkt, der weiterhin politisch getriebene Volatilität
mit dürfte der Handelskonflikt vorerst von der Liste der be-              zeigen dürfte. Mit dem formellen EU-Austritt begann die elf-
lastenden Faktoren verschwinden. Bis zu den Wahlen im                     monatige Übergangs- und Verhandlungsfrist, deren Verlän-
November dürfte Trump vor allem bisher Erreichtes loben,                  gerung Boris Johnson partout ablehnt. Sollten sich die EU
aber keine neuen Fronten eröffnen. Verhalten positive Zei-                und Grossbritannien in dieser Zeit nicht auf zukünftige Zoll-
chen kommen auch von der Konjunktur, wo verschiedene                      modalitäten einigen, drohen Ende 2020 einmal mehr Han-
Indikatoren weiterhin auf eine Stabilisierung der gebeutel-               delsregeln gemäss WTO mit hohen Zöllen und viel Bürokra-
ten Industrie hindeuten. Die anhaltend tiefe Arbeitslosigkeit             tie.
dürfte zudem den Privatkonsum weiterhin stützen. Der                      Insgesamt dürfte das positive Umfeld den Aktienmärkten
stärkste Rückenwind für die Aktienkurse weht jedoch weiter-               aber weiterhin Auftrieb geben. Am stärksten könnte diese
hin von den Zentralbanken. Fed-Chef Powell gab zuletzt an,                Bewegung in den aufstrebenden asiatischen Märkten aus-
den lockeren geldpolitischen Kurs fortzusetzen.                           fallen, wo nicht nur das Erholungspotenzial nach der Pan-
                                                                          demie am grössten ist, sondern auch die Bewertungen noch
Erfreuliche Berichtssaison                                                hinter denen der entwickelten Länder zurückliegen. Solange
Positiv ist auch der bisherige Verlauf der Berichtssaison. Von            die Coronawelle anhält, besteht jedoch weiterhin die Ge-
den Unternehmen des S&P 500 haben bisher etwas mehr                       fahr höherer Schwankungen.
als die Hälfte ihr Zahlenwerk zum abgelaufenen Quartal

Virus belastet Märkte unterschiedlich                                     Bewertungen bleiben trotz Virus hoch
(01.01.2020 bis 06.02.2020)                                               (01.01.2000 bis 06.02.2020)

                                                                                                                       Durchschnitt

        Aktienmärkte     –    China   –   Deutschland   –   USA                          –   Kurs/Gewinn-Verhältnis S&P 500
                                                Quelle: Bloomberg, SZKB                                              Quelle: Bloomberg, SZKB

                                                                                                                                           7
STANDPUNKT FEBRUAR 2020 - Fundplat
ZINSEN

UNSICHERHEIT BLEIBT

Aus Furcht vor den Auswirkungen des Corona-                               etwas nachlassenden Sorgen über die wirtschaftlichen Aus-
virus zogen sich Anleger vermehrt in sichere Hä-                          wirkungen des Virus ist auch wieder eine gewisse Entspan-
fen zurück. Dies brachte die Renditen von                                 nung bei den Kreditrisikoprämien auszumachen.
Staatsanleihen deutlich unter Druck und liess die
Kreditrisikoaufschläge ansteigen. Trotz der                               Unterstützung durch Notenbanken
jüngst nachlassenden Risikoscheu und wieder                               Die chinesische Zentralbank steht Gewehr bei Fuss, um den
etwas anziehenden Renditen bleibt die Virusin-                            Markt notfalls zu stützen und mit Liquidität zu versorgen.
fektion vorerst eine Belastung für die Zinsen.                            Kurzfristig hat die Zentralbank bereits rund 1.2 Bio. Yuan
                                                                          (USD 174 Mrd.) mittels sogenannter Reverse-Repo-Ge-
Seit Mitte Januar dominiert der Ausbruch des Coronavirus                  schäfte zur Verfügung gestellt. Ebenfalls auf die wirtschaftli-
in China die Schlagzeilen. Seither spielen neue Konjunktur-               chen Folgen des Coronavirus reagiert hat die thailändische
daten für den Renditeverlauf an den weltweiten Anleihen-                  Zentralbank: Sie senkte ihren Leitzins um einen Viertel Pro-
märkten nur noch eine untergeordnete Rolle. Aus Furcht vor                zentpunkt auf ein neues Rekordtief von +1%. Besorgt über
den möglichen konjunkturellen Schäden durch das Virus                     die möglichen ökonomischen Folgen des Virus äusserten
stieg die Risikoscheu der Anleger deutlich an und liess die               sich auch die Notenbank Japans (BOJ) sowie die EZB. Geld-
Kurse von Staatsanleihen guter Bonität stark anziehen. Da-                politisch haben beide vorerst nicht reagiert, doch die BOJ
bei kamen besonders die Renditen von 10-jährigen Staats-                  signalisierte bereits, falls nötig, ihre Geldpolitik weiter zu
anleihen der Schweiz, Deutschlands und der USA unter                      lockern. Von Seiten der EZB, der SNB und der Fed sind vor-
Druck (vgl. Abb.).                                                        erst keine präventiven Lockerungsmassnahmen zu erwarten.

Aufgeschreckte Kreditmärkte                                               Geringer Aufwärtsdruck
Die seit Jahren andauernde Jagd nach Rendite hatte die Ri-                Solange sich nicht abzeichnet, dass die Virusausbreitung
sikoprämie an den Kreditmärkten auf historisch sehr tiefe                 nachhaltig eingedämmt werden konnte und die wirtschaftli-
Niveaus gedrückt. Mit den virusbedingten globalen Wachs-                  chen Schäden überschaubar bleiben, dürfte sich der Auf-
tumssorgen stiegen jedoch die Kreditrisikoaufschläge der                  wärtsdruck auf die Zinsen in Grenzen halten. Nach dem
konjunktursensitiven Unternehmens-, Hochzins- und Schwel-                 Ende der Epidemie könnten Nachholeffekte der Konjunktur
lenländeranleihen deutlich an. Dabei erhöhten sich vor al-                und in der Folge auch den Zinsen wieder etwas Auftrieb
lem die Risikoaufschläge für Hochzinsanleihen von Unter-                  verleihen. Dieser dürfte insgesamt aber bescheiden bleiben.
nehmen im Energiesektor (vgl. Abb. rechts). Mit den jüngst

Flucht in sichere Häfen drückt Renditen                                   Kreditrisikoaufschlag reagiert auf Virus
(01.01.2019 bis 05.02.2020; Rendite in %)                                 (01.01.2020 bis 05.02.2020; Kreditrisikoaufschlag ggü. Staatsanleihen; %)

    Staatsanleihen 10-j.   – USA (l.S.) –   Schweiz   –   Deutschland            Hochzinsanleihen:      –   Energiesektor (l.S.)   –   Global
                                                Quelle: Bloomberg, SZKB                                                     Quelle: Bloomberg, SZKB

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STANDPUNKT FEBRUAR 2020 - Fundplat
WÄHRUNGEN / ROHSTOFFE

EURO MIT POTENZIAL, ROHÖL UNTER DRUCK

Euro tief bewertet                                                  Rohöl: vom Angebots- zum Nachfrageschock
Der Schweizer Franken tendiert seit zwei Monaten gegen-             Anfang des Jahres wurde der iranische General Kassem Sol-
über den meisten Währungen zur Stärke. Auf den ersten               eimani von einer US-Drohne getötet. Die geopolitischen
Blick ist dies eher erstaunlich, denn die Finanzmärkte prä-         Spannungen zwischen dem Iran und den USA vermochten
sentierten sich in dieser Phase mehrheitlich freundlich. In sol-    den Rohölpreis allerdings nur kurz zu beflügeln. Seit den
chen Phasen neigt der Franken normalerweise eher zur                Zwischenhöchstständen Anfang Januar ist der Rohölpreis
Schwäche, weil Investoren auf der Suche nach höherer Ren-           um mehr als 20% eingebrochen.
dite Gelder aus dem sicheren Franken in riskantere Wäh-             Nicht mehr das Angebot, sondern die Nachfrage steht nun
rungen umschichten.                                                 im Fokus. Schuld ist das Coronavirus. Um die Epidemie ein-
Im aktuellen Umfeld mit weltweit tiefen Zinsen ist allerdings       zudämmen, stellt Peking ganze Städte unter Quarantäne
der Renditevorteil von anderen, riskanteren Währungen ge-           und verordnet seinen Bürgern Zwangsurlaub. Das dadurch
genüber dem Franken nur noch gering. Deshalb fliessen nur           schwächelnde Wirtschaftswachstum belastet auch die
spärlich Anlagegelder aus der Schweiz ab. Gleichzeitig ist          Nachfrage nach Erdöl. Mit einem Anteil von rund 14% gilt
die Nachfrage nach heimischer Währung aufgrund des                  Chinas Wirtschaft als treibende Kraft hinter der Erdölnach-
Aussenhandels weiterhin ungebrochen stark, denn der Leis-           frage. Bleiben die Eindämmungsmassnahmen in Kraft, so
tungsbilanz-Überschuss ist ausserordentlich hoch.                   dürfte sich Chinas Nachfrage um bis zu 500'000 Fass pro
Zu den aktuellen Kursen von rund EUR/CHF 1.07 ist der               Tag reduzieren. Dies entspricht rund 0.4% der globalen
Euro gegenüber dem Franken aber mittlerweile recht güns-            Nachfrage. Bereits heute wird heftig über eine weitere Quo-
tig. So notiert er etwa deutlich unterhalb der geschätzten          tensenkung oder eine Verlängerung der bestehenden Ange-
Kaufkraftparität (vgl. Abb.). Hinzu kommt, dass die Schwei-         botseinschränkung diskutiert. Ob weitere OPEC-Massnah-
zerische Nationalbank einem allzu starken Franken mittels           men tatsächlich notwendig werden, bleibt abzuwarten. Das
Interventionen weiterhin entgegentreten dürfte. Zwar wurde          aktuelle Preisniveau und insbesondere der rasche Preiszer-
die Schweiz von den USA im Januar auf die Beobachtungs-             fall seit dem Virusausbruch scheinen derzeit etwas über-
liste jener Länder gesetzt, welche im Verdacht stehen, ihre         zeichnet. Die wirtschaftliche Aktivität und damit auch die
Währung zu manipulieren. Dies könnte die Bereitschaft der           Rohölnachfrage werden nicht aufgehoben, sondern teil-
SNB zu Interventionen etwas mindern, wird aber nicht zu             weise auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Sollte die
einem grundlegenden Verzicht führen. Somit sind die Chan-           wiedererstarkende Nachfrage dann auf ein zusätzlich redu-
cen auf eine Erholung des Euro-Kurses in den Bereich um             ziertes Angebot treffen, so wären höhere Preise vorpro-
EUR/CHF 1.10 durchaus intakt.                                       grammiert.

EUR/CHF günstig bewertet                                            Erdölpreis unter Druck
(01.01.2000 bis 02.06.2020)                                         (01.10.2019 bis 06.02.2020)

– geschätzte Kaufkraftparität EUR/CHF – Wechselkurs EUR/CHF                 – Rohölpreis der Sorte Brent Crude (USD je Fass)
                                          Quelle: Bloomberg, SZKB                                              Quelle: Bloomberg, SZKB

                                                                                                                                     9
STANDPUNKT FEBRUAR 2020 - Fundplat
ASSET ALLOCATION
                                                           ––                  –           =              +       ++           VORMONAT
Cash                                                                                                                                 =
Anleihen                                                                                                                             –
Staatsanleihen                                                                                                                      ––
Unternehmensanleihen                                                                                                                 +
Schwellenländeranleihen                                                                                                              +
Wandelanleihen                                                                                                                       +
Aktien                                                                                                                               =
Schweiz                                                                                                                              =
Eurozone                                                                                                                             =
Grossbritannien                                                                                                                      =
USA                                                                                                                                  =
Japan                                                                                                                                =
Pazifik (ex Japan)                                                                                                                   =
Schwellenländer                                                                                                                      =
Immobilien Schweiz                                                                                                                   =
Alternative Anlagen*                                                                                                                 +

* Private Equity, versicherungsbasierte Anlagen, erstrangig besicherte Unternehmenskredite, Hedge Funds

+ + / + Übergewichtung der (Sub-)Anlageklasse
=      Neutrale Gewichtung der (Sub-)Anlageklasse
– / – – Untergewichtung der (Sub-)Anlageklasse

Verbesserte Wachstumsaussichten, tiefe Zinsen und eine ex-                           Nach der starken Performance liegen die Bewertungen der
pansive Geldpolitik: Das Aktienumfeld ist im Grunde positiv.                         Immobilienfonds deutlich über ihren langjährigen Durch-
Wobei: Der Handelskonflikt ist zwar etwas in den Hinter-                             schnittswerten. Ausserdem nehmen die Leerstände zu. Die-
grund getreten, aber nicht vom Tisch. Eine gewisse Unsi-                             sen Risikofaktoren stehen weiterhin die hohen Ausschüt-
cherheit bringen auch die Verhandlungen zwischen Gross-                              tungsrenditen und die tiefen Zinsen als stützende Kräfte ge-
britannien und der EU über die künftigen Handelsbeziehun-                            genüber. Immobilienanlagen bleiben neutral gewichtet.
gen mit sich. Und das Coronavirus kann die Stimmung an
den Märkten immer wieder belasten. Zudem sind die Be-                                Aufgrund der verlustreichen Vorjahre und der geringeren
wertungen weiterhin angespannt und es scheint viel Positi-                           Nachfrage werden die Prämien bei versicherungsbasierten
ves in den Kursen eingepreist zu sein. Vor diesem Hinter-                            Anlagen (ILS) steigen, was zu höheren Renditen führen
grund bleiben wir in unseren Portfolios in Aktien neutral po-                        sollte. Das Übergewicht bei den Alternativen Anlagen be-
sitioniert.                                                                          steht deshalb weiterhin zu Gunsten der ILS. Das Umfeld für
                                                                                     Unternehmenskredite bleibt dank der verbesserten Konjunk-
Das noch immer schwache Wachstum, die moderate Infla-                                turaussichten attraktiv.
tion und die expansive Geldpolitik halten das Zinsniveau
weiterhin tief. Der Aufwärtsdruck auf die Zinsen dürfte sich
in Grenzen halten. Angesichts der tiefen bis negativen Ren-
diten bleiben wir in unseren Portfolios bei Staatsanleihen
klar untergewichtet und bevorzugen Unternehmensanlei-
hen. Schwellenländeranleihen sorgen für eine zusätzliche
Diversifikation im Obligationenteil.

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MARKTÜBERSICHT PER 31.01.2020

                                         Performance in % in Lokalwährung                                              Veränderung in Basispunkten
AKTIEN/IMMOBILIEN                 STAND          JANUAR           2019      ZINSEN                         STAND         JANUAR           2019
SPI                               12'871              +0.3        +30.6     Schweiz 10j Swap               -0.40%               -30          -40
Euro Stoxx 50                       3'641              -2.6       +29.4     Eurozone 10j Swap              -0.05%               -27          -60
MSCI UK                             2'084              -3.3       +16.3     USA 10j Swap                    1.45%               -44          -81
DAX                               12'982               -2.0       +25.5     UK 10j Swap                     0.73%               -29          -41
S&P 500                             3'226                 0       +31.5     Japan 10j Swap                  0.02%               -10           -5
Dow Jones Industrial              28'256               -0.9       +25.3     Schweiz 3m LIBOR               -0.69%                 0          +3
Topix                               1'684              -2.1       +18.1     Eurozone 3m LIBOR              -0.41%                 0           -6
Immobilien-Fonds CH                   452             +3.6        +20.7     USA 3m LIBOR                    1.91%               -16          -90

                                                         Performance in %                                                        Performance in %
ROHSTOFFE                         STAND          JANUAR           2019      WÄHRUNGEN                      STAND         JANUAR           2019
Öl Brent in USD                       58.2           -13.3        +19.0     EUR in CHF                          1.07           -1.5         -3.5
Gold Unze in USD                    1'589             +4.7        +18.3     USD in CHF                          0.96           -0.3         -1.6
Gold kg in CHF                     49221              +4.2        +17.0     GBP in CHF                          1.27           -0.8       +2.4
Industriemetalle in USD             106.0              -7.4        +4.7     JPY in CHF                          0.89           -0.2         -0.6
Agrarrohstoffe in USD                 39.1             -5.5        -0.4     EUR in USD                          1.11          .-1.1         -2.2
                                                                                                                          Quelle: Bloomberg, SZKB

Aktien                                                                      Zinsen
(01.01.2007 bis 31.01.2020; indexiert auf 100; in Lokalwährung)             (01.01.2007 bis 31.01.2020; in %)

               – SPI – EuroStoxx 50 – S&P 500                                   10-jährige Swapsätze:      – Schweiz – Eurozone – USA
                                                 Quelle: Bloomberg, SZKB                                                Quelle: Bloomberg, SZKB

Rohstoffe                                                                   Währungen
(01.01.2007 bis 31.01.2020; in USD)                                         (01.01.2007 bis 31.01.2020)

   – Öl Barrel Brent (linke Skala) – Gold Unze (rechte Skala)                          – EUR in CHF – USD in CHF – EUR in USD
                                                 Quelle: Bloomberg, SZKB                                                Quelle: Bloomberg, SZKB

                                                                                                                                              11
Schwyzer Kantonalbank

Private Banking Schwyz
Bahnhofstrasse 3
6430 Schwyz
+41 (0)58 800 28 00

Private Banking Pfäffikon
Bahnhofstrasse 6
8808 Pfäffikon
+41 (0)58 800 29 00

PRIVATE BANKING, SCHWYZER ART.
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