Augen Auf werbung werbung erkennen und hinterfragen - Medienpädagogische Materialien für die grundschule 3./4. Klasse

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Augen Auf werbung werbung erkennen und hinterfragen - Medienpädagogische Materialien für die grundschule 3./4. Klasse
Augen auf werbung
Werbung erkennen und hinterfragen

                     Medienpädagogische Materialien
                     für die Grundschule 3./4. Klasse
Augen Auf werbung werbung erkennen und hinterfragen - Medienpädagogische Materialien für die grundschule 3./4. Klasse
Das vorliegende Materialpaket „Augen auf Werbung“ wurde von Media Smart e. V. in Zusammenarbeit mit dem Expertenbeirat entwickelt
und für die dritte Auflage 2011 komplett überarbeitet.

Dem Expertenbeirat von Media Smart e. V. gehören an:                     Wir bedanken uns bei den nachfolgenden Unternehmen und
Prof. Dr. Stefan Aufenanger (Johannes Gutenberg-                         ­Einrichtungen, die uns ihre Werbematerialien zur didaktischen Nutzung
Universität Mainz)                                                        für „Augen auf Werbung“ zur Verfügung gestellt haben:

Uta Brumann-König (Redakteurin und Grundschullehrerin)
                                                                         Allwetterzoo Münster | Westfälischer Zoologischer Garten Münster GmbH
André Czauderna (Institut für Medienforschung und Medienpädago-
gik der Fachhochschule Köln)                                             ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG

Dr. Ingrid Geretschlaeger (Allianz für Medienkompetenz)                  Betten Walther GmbH

Leopold Grün (Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen e. V.)               BIONADE GmbH

Kai Hanke (Deutsches Kinderhilfswerk e. V.)                              Brot für die Welt

Sandra Hein (Universität Hamburg)                                        Christoffel-Blindenmission Deutschland e. V.

Eveline Hipeli (Zürcher Hochschule für Angewandte                        contrast MEDIA SERVICE für Außenwerbung GmbH
Wissenschaften)                                                          fit GmbH
Jasmin Kulterer (Universität Salzburg)                                   Germanwings GmbH
Prof. Dr. Norbert Neuß (Justus-Liebig-Universität Gießen)                KaiserGames GmbH
Prof. Dr. Ingrid Paus-Hasebrink (Universität Salzburg)                   PRAKTIKER Deutschland GmbH
Isabell Rausch-Jarolimek (Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-        RADIOZENTRALE GmbH
Diensteanbieter e. V.)
                                                                         ŠKODA AUTO Deutschland GmbH
Jenny F. Schneider (Deutsches Kinderhilfswerk e. V.)
                                                                         Stadtwerke Düsseldorf AG
Rainer Smits (Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen)
                                                                         Teppich Essers & Söhne GmbH
Die Mitglieder von Media Smart e. V. sind:                               THQ Entertainment GmbH
Hasbro Deutschland GmbH                                                  Unilever Deutschland GmbH
IP Deutschland GmbH                                                      WetterOnline Meteorologische Dienstleistungen GmbH
Ferrero Deutschland GmbH                                                 WWF Deutschland
KELLOGG (Deutschland) GmbH                                               XNX GmbH
LEGO GmbH
Mattel GmbH
MediaCom – Agentur für Media-Beratung GmbH
RTL DISNEY Fernsehen GmbH & Co. KG (SUPER RTL)

Die Fördermitglieder von Media Smart e. V. sind:
Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V.
Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM)
Verband Privater Rundfunk und Telemedien e. V. (VPRT)
Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft ZAW e. V.
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Einführung

      Werbeerziehung in der Grundschule
      Unser marktwirtschaftliches System, das sich zunehmend global orientiert, bietet viele Annehmlichkeiten
      und trägt damit zum Wohlstand unserer Gesellschaft bei. Gleichzeitig ist es sehr komplex und verlangt vom
      Verbraucher ein hohes Maß an Denk- und Entscheidungsvermögen. Um selbstbestimmte Entscheidungen
      in der Alltagswelt treffen zu können, ist es wichtig, dass Kinder lernen, dieses System zu begreifen und
      sich darin zu orientieren. Das wiederum setzt voraus, Kinder in ihrer Selbstständigkeit, ihrem Selbstbe-
      wusstsein, ihrem Reflexionsvermögen und in ihrer Kritikfähigkeit zu stärken.
      Die Grundschule, die sich mit lebensweltlichen Inhalten beschäftigt, ist ein idealer Ort, um das Thema
      Werbung im Zuge der Medienerziehung und mithilfe handlungs- und projektorientierter Methoden
      begreifbar zu machen. Die Lehrpläne der einzelnen Bundesländer verweisen für die dritte und vierte Klasse
      auf Werbung, zumeist im Rahmen des Deutsch- oder Sachunterrichts. Aufgrund der Komplexität bietet es
      sich auch an, den Themenbereich fächerübergreifend oder im Rahmen einer Projektwoche ausführlich zu
      erarbeiten.
      Die Ihnen vorliegenden Unterrichtsmaterialien „Augen auf Werbung“ basieren auf einem lebenswelt­
      orientierten Ansatz. Sie gehen von den Medienerlebnissen heutiger Kinder aus und wollen ein Basiswissen
      über Werbung vermitteln. Mit dem Materialpaket soll ein Erfahrungsaustausch ermöglicht werden, der
      den Kindern ihren persönlichen Umgang mit Werbung und Konsum bewusst macht und sie zu kritischen
      Fragestellungen anregt.
      Im Teil 1 dieser Handreichung finden Sie deshalb Sachinformationen zum Thema „Kinder und Werbung“.
      Hier können Sie sich Hintergrundwissen aneignen und werbespezifische Begrifflichkeiten nachschlagen.
      Im Teil 2 dieser Handreichung erhalten Sie didaktische Hinweise und Anregungen zur Vermittlung von
      Werbekompetenz an der Grundschule. Innerhalb der einzelnen Unterrichtseinheiten erfahren Sie auch,
      wie Sie die Materialien im Begleitordner am besten einsetzen.
      Mit dem Materialpaket „Augen auf Werbung“ können Kinder im Unterricht – begleitet und im Dialog mit
      ihren Lehrern 1 – einen Einblick in die Spielarten, Mechanismen und Absichten der Werbung gewinnen.

      Warum unterstützen Werbung treibende Unternehmen Media Smart?
      Unternehmen, die selbst Werbung treiben, möchten mit Media Smart einen lebensweltorientierten Beitrag
      zur Förderung von medien- und werbekompetenten Bürgern leisten. Oberstes Prinzip der Initiatoren ist
      es, auf jede Form des kommerziellen Gewinns zu verzichten. Um sich vom Schulsponsoring klar abzugren-
      zen, treten die Mitgliedsunternehmen bewusst ohne Logo oder Markennamen auf. Sie finanzieren die
      Produktion und den Versand der medienpädagogischen Materialien.
      Für die Konzeption, Evaluation und Weiterentwicklung der Unterrichtsmaterialien ist ein unabhängiger
      Expertenbeirat, dem erfahrene Medienpädagogen angehören, verantwortlich. Der Beirat stellt sicher,
      dass das Material den didaktischen Ansprüchen der Grundschullehrpläne entspricht.
      Titel und Idee zu Media Smart wurden aus England übernommen, wo sich Wirtschaftsunternehmen seit
      2002 im Bereich Medienkompetenz sehr erfolgreich engagieren. Der Ursprung der Projektidee liegt aller-
      dings in Kanada: Dort gibt es unter dem Namen „Concerned Children’s Advertisers“ bereits seit 1990 medi-
      enpädagogisches Material zur Vermittlung von Werbekompetenz. Ein Modell, das europaweit auf Interesse
      stieß: Inzwischen existiert das Projekt Media Smart in zahlreichen europäischen Ländern.
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Grußworte

Liebe Lehrerinnen und Lehrer,

Kindheit wird heute von den Medien mitgestaltet. Auch Werbung
spielt dabei eine Rolle. Viele Eltern wünschen sich für ihre Kinder
eine werbefreie Umwelt, doch auch wenn mir diese Vorstellung
als Vater von sechs Kindern nicht unbekannt ist – sie ist doch weit
entfernt von unserer Alltagswirklichkeit: Werbung ist ein fester
Bestandteil der modernen Gesellschaft, und ihre Präsenz nimmt
weiter zu. Deshalb ist es wichtiger denn je, Kinder im Umgang mit
Medien und Werbung anzuleiten.
Als Medienmacher und Werbetreibende wollen wir uns mit der
Initiative Media Smart an der Bildung mündiger und meinungsfähi-
ger Kinder beteiligen. Wir sehen unser gesellschaftliches Engage-
ment nicht im Widerspruch zu unserer wirtschaftlichen Funktion,
sondern als konstruktives Angebot: Media Smart gibt all denen eine
Stimme, die am Medien- und Konsumgeschehen mitwirken, und
bündelt auf diese Weise vielfältiges Know-how. Durch die intensive       Claude Schmit
Zusammenarbeit hochrangiger Experten aus Wissenschaft und
                                                                         Geschäftsführer SUPER RTL
Medien­pädagogik konnte das Ihnen vorliegende Material entstehen.
                                                                         Vorstandsvorsitzender Media
Es basiert auf Vorgängerversionen, die gründlich evaluiert und nach
                                                                         Smart e. V.
neuesten Erkenntnissen weiterentwickelt wurden.
Media Smart möchte Kinder aufklären und befähigen, anstatt sie
abzuschirmen. Ich denke, dass wir mit Media Smart einen zeitge-
mäßen Weg verfolgen, der Kindern in einer zunehmend medial
bestimmten Welt Orientierung bietet.

Ich kenne Media Smart aus England und habe vor einigen Jahren
die Adaption des Lehrmaterials auf den deutschen Bildungsbereich
empfohlen, da Werbekompetenz bereits in der Grundschule geför-
dert werden sollte. Meines Erachtens ist das der richtige Ort für eine
kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Werbung: Hier wird
systematisch und unter der Anleitung von erfahrenen Pädagogen
gearbeitet. Wenn Firmen sich an einem solchen Projekt beteiligen,
übernehmen sie Verantwortung für ein gesellschaftlich relevantes
Problem.
Die Aufbereitung des Materials erfolgte im intensiven Dialog
zwischen Vertretern der Industrie und den beteiligten Medien­
pädagogen. Dabei stand die medienpädagogische Zielsetzung stets
im Vordergrund. Es war uns ein wichtiges Anliegen, die Lebenswelt
der Kinder ernst zu nehmen. So greift das vorliegende DVD-Material
konkrete Alltagssituationen auf, aus denen sich dann Gesprächs-          Prof. Dr. Stefan Aufenanger
anlässe für den Unterricht ergeben. Noch anschaulicher wird die
                                                                         Professor für Erziehungswissen-
Zusammenstellung durch reale Werbebeispiele, die uns freundlicher-
                                                                         schaft und Medienpädagogik an der
weise von vereinsunabhängigen Unternehmen und Einrichtungen
                                                                         Universität Mainz
zur Verfügung gestellt wurden. Das Material ist aus meiner Sicht
                                                                         Mitglied im Expertenbeirat von
hervorragend dazu geeignet, das Thema Werbung auf Projektbasis
                                                                         Media Smart e. V.
zu behandeln. Es unterstützt die Lehrer bei der Vorbereitung einer
Unterrichtsreihe und regt die Schüler an, sich eigenständig und
selbstbestimmt ein Urteil zu bilden.
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Das Deutsche Kinderhilfswerk setzt sich für die Beteiligung von
Kindern und Jugendlichen an der Gestaltung ihrer Lebenswelt ein.
Gerade weil Kinder und Jugendliche in ihrem Alltag von Werbung im
Fernsehen, im Radio, in Zeitschriften und im Internet umgeben sind,
ist es wichtig, dass sie frühzeitig verstehen lernen, was Werbung ist
und wie sie damit kompetent umgehen können.
Hier sind die Unterrichtsmaterialien von Media Smart ein geeigne-
tes Set zur Durchführung unterschiedlicher Unterrichtseinheiten
zum Thema Werbung, bei denen sich die Kinder aktiv einbringen
und beteiligen können. Wichtig ist dabei, dass die Materialien nicht
isoliert voneinander betrachtet werden und Lehrkräfte die Aus­
einandersetzung fachlich begleiten.

                                                                        Dr. Heide-Rose Brückner
                                                                        Bundesgeschäftsführerin des
                                                                        Deutschen Kinderhilfswerkes e. V.

Vor allem jüngere Kinder haben es oft schwer, zwischen Werbung
und dem redaktionellen Teil des Medienangebots zu unterscheiden.
Sie müssen lernen, Werbung zu erkennen, sie müssen ihre Absicht
durchschauen und sollten die Fähigkeit entwickeln, die Methoden
und die Wirkungsweise von Werbung zu verstehen. Nur so können
sie einen selbstbestimmten und kompetenten Umgang mit Werbung
erlernen. So werden sie zu kritischen Rezipienten – eine wichtige
Voraussetzung für spätere mündige Bürger.
Es ist zu begrüßen, dass die Werbewirtschaft dies erkannt hat und
mit der Unterstützung des Projektes Media Smart die Erstellung des
Unterrichtsmaterials „Augen auf Werbung“ für die Grundschule wei-
terhin ermöglicht. Die Bereitschaft, das Projekt inhaltlich zusammen
mit erfahrenen Medienpädagogen zu entwickeln und Reaktionen und
Erfahrungsberichte aus den Schulen in zukünftige Auflagen einzu-
arbeiten, zeigt, dass die Werbewirtschaft ihre Verantwortung ernst      Thomas Krüger
nimmt, dazu beizutragen, dass Kinder nicht von Werbeaussagen
                                                                        Präsident der Bundeszentrale
verführt werden, sondern ihre Aussagen und Ziele verstehen lernen.
                                                                        für politische Bildung
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                                        Teil 1

Informationen zum Thema
  „Kinder und Werbung“
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Seite 5

Inhalt Teil 1
Informationen zum Thema „Kinder und Werbung“

    Was ist Werbung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
    Begriffsbestimmung „Werbung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  6
    Die Geschichte der Werbung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  7
    Die Werbebestimmungen in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  8
    Wie wird Werbung gemacht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
    Die Produktionsprozesse der Werbung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  11
    Die Strategie und die Gestaltungs­elemente der Werbung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  12
    Die wichtigsten Werbeformen im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  14
    Kinder und Werbung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
    Kinder als Konsumenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  16
    Die Entwicklung des ökonomischen Bewusstseins bei Kindern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  17
    Die Werbung in der kindlichen Wahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  18
    Die Markenwahrnehmung bei Kindern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  19
    Zum Nachschlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
    Kleines Werbelexikon. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  20
    Medienpädagogische Materialien für die Grundschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  26
    Medien- und Werbekompetenz in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  29
    Medien- und Werbekompetenz in der Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  30
    Hilfreiche Links für Lehrer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  31
    Literatur und Bildquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  62
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Seite 6 | Information | Was ist Werbung ?

Was ist Werbung?

 Begriffsbestimmung „Werbung“
 Die Bezeichnung „Werbung“ hat in Deutschland einen           chern auf Waren und Dienstleistungen zu lenken, mit dem
 begrifflichen Vorläufer: Um 1870 wurden alle Mittel und      Ziel, diese bekannt zu machen und zu verkaufen. 6 Darüber
 Handlungen, die die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte        hinaus hat Werbung die Aufgabe, die Marktposition des
 Ware oder eine Idee lenken, zunächst unter dem Begriff       Anbieters (weiter) auszubauen und diese gegen Wettbe-
 „Reklame“ zusammengefasst. 2 „Reklame“ leitet sich vom       werber zu verteidigen. Neben der Werbung gibt es weitere
 lateinischen Wort „reclamare“ ab und bedeutet übersetzt      Kommunikations- und Marketinginstrumente, die zum
 so viel wie „ausrufen“. Der Begriff geht auf die Markt-      Teil untereinander oder mit der Werbung vernetzt sind:
 schreier des Mittelalters zurück. 3                          Die Verkaufsförderung, die Öffentlichkeitsarbeit und die
                                                              persönliche Beratung einer Unternehmung. 7
 Erst Jahrzehnte später – um 1930 – setzte sich der Begriff
 „Werbung“ durch. 4 Das Wort entstammt dem altdeutschen       Die ideelle Werbung lenkt die Aufmerksamkeit der Bürger
 Wort „hwerban“, was so viel bedeutet wie „sich bemühen“      auf bestimmte gesellschaftliche, kulturelle oder soziale
 oder „sich umtun“. 5                                         Anliegen. Werbung politischer, weltanschaulicher oder
                                                              religiöser Art ist allerdings in Deutschland nicht erlaubt.
 Da Werbemaßnahmen heutzutage nicht nur auf den
                                                              Niemand darf in die Lage versetzt werden, durch Einsatz
 Absatz von Produkten ausgerichtet sind, unterschei-
                                                              von Geld die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Ausge-
 det man zwischen der klassischen Wirtschaftswerbung
                                                              nommen sind Spendenaufrufe, soziale Appelle und Spots
 (kommerzielle Werbung) und der so genannten ideellen
                                                              im zeitlichen Zusammenhang mit Wahlen. 8
 Werbung (nichtkommerzielle Werbung).
 Der Begriff „Wirtschaftswerbung“ umschreibt dabei
 zielgerichtete Kommunikationsmittel, die angewendet
 werden, um die Aufmerksamkeit von potenziellen Verbrau-
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Seite 7

Die Geschichte der
Werbung
Bereits in der Antike gab es Vorläufer von Werbung in Form
von bemalten Tafeln. Im Mittelalter priesen die Markt-
schreier ihre Waren an und warben so für ihre Produkte.
Mit der Entwicklung des Buchdrucks eröffneten sich neue
Werbemöglichkeiten. Es wurden erste Handzettel gedruckt
und angeschlagen, um Informationen in der Öffentlichkeit
bekannt zu machen. Anzeigen in Zeitschriften und Plakate
an öffentlichen Plätzen tauchten bereits im 15. Jahrhun-
dert erstmals auf. Im Zuge der Industrialisierung gewann
Werbung an Bedeutung, da die Konkurrenz zwischen den
Unternehmen zunahm. 9 Bereits um das Jahr 1770 soll es
in Frankreich ein erstes Fachblatt für Werbung gegeben
haben. 10
Seit dem 19. Jahrhundert erobert Werbung den öffent-
lichen Raum und ist in Form von Blechplakaten, Schau-
fensterbildern und Litfaßsäulen präsent. Mit dem Einzug
der elektrischen Energie wird auch die Lichtreklame in
Städten zu einem beliebten Werbeinstrument. Später
entwickelt sich eine Sonderwerbeform: die Luftwerbung.
Man präsentiert Werbebotschaften auf Heißluftballons
oder lässt Flugzeuge mit weißem Rauch Botschaften in
den Himmel schreiben. Jede neue Form der Werbung zieht
die Aufmerksamkeit der Konsumenten auf sich und ist so
von großer Relevanz für die Werbetreibenden. 11
In Deutschland entwickelt sich im frühen 20. Jahrhundert
die Form des Werbefilms: Zunächst tonlos in Kinosälen,
gewinnt der Werbefilm später im Fernsehen an Bedeutung.
Während des Zweiten Weltkrieges dient Werbung ideolo-
gischen Propagandazwecken und wird zum großen Teil
verboten oder zensiert. Erst nach Kriegsende kann sich
in Deutschland eine moderne Werbebranche entwickeln.
Während zuerst die reinen Produktvorteile beworben wer-
den, geht man später dazu über, Marken zu etablieren. Um
sich von der Konkurrenz abzuheben, werden den Marken
Eigenschaften zugeschrieben, die keine eigentlichen
Produkteigenschaften sind. Zum Beispiel erklärt man,
eine Marke sei besonders „beliebt“, oder bezeichnet ein
Produkt als „jung und frisch“, um ein bestimmtes Marken­
image zu kreieren. 12
Zunehmend wird Werbung und ihre Wirkung erforscht:
Ausgehend von der Bestimmung einer Zielgruppe will man
die Werbung möglichst effizient gestalten. In den 1960er
Jahren werden erstmals die Jugendlichen als kaufkräftige
Konsumentengruppe entdeckt. In den 1970er Jahren
kommt in der Öffentlichkeit Kritik an Werbung auf. Man
wirft den Werbetreibenden vor, die Konsumenten zu mani-
pulieren und zu verführen. Es folgen erste Werbeverbote
für die Tabakindustrie. 1972 wird der Deutsche Werberat
als Aufsichtsorgan der Werbebranche gegründet.
Die Diskussion über Werbevorschriften und -verbote hält
bis heute an. Die letzten Jahrzehnte der Werbegeschichte
sind dadurch geprägt, dass Werbung zunehmend ästheti-
scher wird und auch als Kunstform erscheinen kann. 13
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Seite 8 | Information | Was ist Werbung?

Die Werbebestimmungen in Deutschland
Werbung ist in Deutschland für alle Bereiche und Werbe-      ➔➔   Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG)
träger (Fernsehen, Hörfunk, Kino, Internet, Printmedien,          verbietet Wettbewerbshandlungen, mit ­denen die Ent-
Außenwerbung etc.) durch eine Vielzahl von Gesetzen und           scheidungsfreiheit der Umworbenen durch Ausübung
Verordnungen detailliert geregelt. Ein besonders strenger         von Druck oder sonstigem unangemessenen, unsachli-
Maßstab wird bei der Gestaltung und Durchführung von              chen Einfluss beeinträchtigt wird. Kinder und Jugend-
Werbemaßnahmen in Bezug auf Kinder und Jugendliche                liche werden besonders geschützt: Werbung darf deren
angelegt. Dies gilt im Speziellen für die Werbung in elek-        geschäftliche Unerfahrenheit und Leichtgläubigkeit
tronischen Informations- und Kommunikationsmedien                 nicht ausnutzen. 14
(Fernsehen, Hörfunk, Internet etc.).
                                                             ➔➔   Irreführende Werbeangaben sind unlauter, ebenso ist
Wichtige Bestimmungen für diesen Bereich finden sich              unwahre Werbung verboten. Außerdem darf an Kinder
im Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), im               kein unmittelbarer Kaufappell gerichtet werden. Sie
Rundfunkstaatsvertrag (RVStV), im Jugendmedienschutz-             dürfen auch nicht unmittelbar aufgefordert werden,
Staatsvertrag (JMStV) sowie in den selbstdisziplinären            ihre Eltern oder Dritte zum Kauf der beworbenen Waren
Verhaltensregeln des Deutschen Werberats.                         oder Dienstleistungen zu bewegen. 15
Angesichts der Fülle von rechtlichen Vorgaben für werbende   ➔➔   Werbemaßnahmen müssen als solche erkennbar sein.
Unternehmen und Medien – insbesondere zum Schutz von              Schleichwerbung ist verboten. Dem allgemeinen wett-
Kindern und Jugendlichen – weisen wir hier nur zusammen-          bewerbsrechtlichen Trennungsgebot entspricht der
fassend auf die wichtigsten Regelungen hin:                       Rundfunkstaatsvertrag (RStV), wonach Werbung und
                                                                  Teleshopping im Rundfunk als solche leicht erkennbar
                                                                  und vom redaktionellen Inhalt unterscheidbar sein
                                                                  müssen. 16 Um insbesondere kleineren Kindern deut-
                                                                  lich zu machen, wann es sich um Werbung handelt,
                                                                  kennzeichnen die im Verband Privater Rundfunk und
                                                                  Telemedien e. V. (VPRT) zusammengeschlossenen
                                                                  privaten Fernsehanbieter in Absprache mit den Lan-
                                                                  desmedienanstalten zusätzlich ihre Werbeblöcke im
                                                                  Umfeld von Kinderprogrammen am Anfang und am
                                                                  Ende durch einen audiovisuellen Trenner.
                                                             ➔➔   Außerdem dürfen in der Rundfunkwerbung und im
                                                                  Teleshopping keine Techniken der unterschwelligen
                                                                  Beeinflussung eingesetzt werden. Auch beim Einsatz
                                                                  neuer Werbetechniken müssen Werbung und Teleshop-
                                                                  ping dem Medium angemessen durch optische oder
                                                                  akustische Mittel oder räumlich eindeutig von anderen
                                                                  Sendungsteilen abgesetzt sein. Dies gilt im Wesent-
                                                                  lichen auch für Telemedien sowie für audiovisuelle
                                                                  Medien­dienste auf Abruf oder Bewegtbildangebote wie
                                                                  etwa im Internet. 17
                                                             ➔➔   Das Telemediengesetz legt fest, dass kommerzielle
                                                                  Kommunikation in Telemedien, insbesondere im Inter-
                                                                  net, vom Nutzer ohne größere Anstrengungen klar als
                                                                  solche zu erkennen sein muss. 18 Richtet sich die kom-
Seite 9

     merzielle Kommunikation an eine besonders verletz-        Die Einhaltung der Regelungen beim privaten Hörfunk
     liche Gruppe in der Bevölkerung, etwa Kinder, so sind     und Fernsehen wird von den Landesmedienanstalten der
     diese als Maßstab heranzuziehen. Ist der werbende         Länder überprüft. Beim öffentlich-rechtlichen Radio und
     Charakter aufgrund der Gestaltung der kommerziellen       Fernsehen sind die Rundfunkräte zuständig.
     Kommunikation nicht erkennbar, muss der Dienstan-
                                                               Über den Bereich staatlicher Rechtsetzung hinaus
     bieter eine geeignete Kennzeichnung hinzufügen.
                                                               übernehmen werbende Firmen, Medien und Agenturen
➔➔   Der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag für Rund-            aktiv Verantwortung für ein geordnetes Werbeverhalten:
     funk und Telemedien (JMStV) bestimmt zudem, dass          Bürger sollen sich auch dann gegen Inhalte in der Wer-
     Werbung Kindern und Jugendlichen weder körperli-          bung wehren können, wenn die Anzeigen, Spots, Plakate
     chen noch seelischen Schaden zufügen darf. Sie darf       oder andere Formen der kommerziellen Kommunikation
     nicht das besondere Vertrauen ausnutzen, das Min-         (wie Online-Werbung, Sponsoring oder E-Mail-Werbung)
     derjährige zu Eltern, Lehrern oder anderen Vertrau-       rechtlich nicht zu beanstanden sind, aber als kritikwür-
     enspersonen haben, oder Minderjährige ohne berech-        dig empfunden werden. Diese Funktion erfüllt seit 1972
     tigten Grund in gefährlichen Situationen zeigen.          der Deutsche Werberat mit dem Angebot, in Konflikten
     Außerdem bestimmt der Staatsvertrag, dass Werbung,        zwischen Umworbenen und Unternehmen zu vermitteln,
     deren Inhalt die Entwicklung von Minderjährigen zu        und durch die Erarbeitung freiwilliger Regeln. Die von den
     einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähi-        Mitgliedern des Zentralver-
     gen Persönlichkeit zu beeinträchtigen droht, getrennt     bands der deutschen
     von Angeboten zu erfolgen hat, die sich an Minderjäh-     Werbewirtschaft
     rige richten. 19                                          (ZAW) getragene
                                                               Institution gibt
➔➔   Die gesetzlichen Anforderungen des JMStV werden
                                                               generelle und
     durch die Jugendschutzrichtlinien der Landesme-
                                                               spezielle Ver-
     dienanstalten konkretisiert – in Abstimmung mit ARD,
                                                               haltensnor-
     ZDF und der Kommission für Jugendmedienschutz.
                                                               men für die
➔➔   Weiterhin ist geregelt, dass Kindersendungen im           Werbung der
     Fernsehen und im Hörfunk nicht durch Werbung unter-       Unternehmen
     brochen werden dürfen. Werbung kann nur vor Beginn        vor. 22
     einer Kindersendung oder im Anschluss gezeigt wer-
     den. Zudem ist in Kindersendungen das Zeigen von
     Sponsorenlogos untersagt. 20
➔➔   Generell sind im Rundfunk zeitliche Einschränkungen
     bezüglich der Werbedauer sowie weitere detaillierte
     Regelungen für die Werbung zu beachten. Dabei gilt,
     dass die privaten Rundfunkanbieter mehr Werbung als
     die öffentlich-rechtlichen Anbieter ausstrahlen dür-
     fen. Dies ist notwendig, da die privaten Anbieter sich
     im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen Rundfunk-
     veranstaltern nicht durch Gebühren, sondern durch
     Werbeeinnahmen finanzieren müssen. Für private und
     öffentlich-rechtliche Anbieter gleichermaßen gilt,
     dass der Anteil der Sendezeit für Werbespots innerhalb
     einer Stunde zwölf Minuten nicht überschreiten darf. 21
Seite 10 | Information | Was ist Werbung?

Weiterführende Informationen und Aufsichtsorgane

Die Bundesprüfstelle für jugend­gefährdende Medien            Die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-
                                                              Dienste­anbieter e. V.
Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien
(BpjM) ist für die Indizierung jugendgefährdender Medien      Die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter
zuständig. Die Indizierung kann auf Antrag von Jugend-        e. V. (FSM) ist die anerkannte Selbstkontrolleinrichtung
behörden und der Kommission für Jugendmedienschutz            für den Bereich Telemedien. Der Verein engagiert sich in
oder auf Anregung von anderen Behörden oder Trägern           erster Linie für den Jugendmedienschutz, insbesondere
der freien Jugendhilfe erfolgen. Indizierte Medien werden     die Bekämpfung illegaler, jugendgefährdender und ent-
in die Liste der jugendgefährdenden Medien eingetragen        wicklungsbeeinträchtigender Inhalte in Online-Medien.
und unterliegen damit Verbreitungs- und Werbebeschrän-        Dazu betreibt die FSM eine Beschwerdestelle, an die sich
kungen. Indizierte Medien dürfen nur noch Erwachsenen         Bürger kostenfrei wenden können, um jugendgefährdende
zugänglich gemacht werden.                                    Online-Inhalte zu melden. Die umfangreiche Aufklärungs­
 www.bundespruefstelle.de
                                                              arbeit und Medienkompetenzförderung von Kindern
                                                              gehört zu den weiteren Aufgaben der FSM. Unter dem Dach
                                                              der FSM sind neben der Selbstkontrolle Mobilfunk auch
Der Deutsche Werberat
                                                              die Selbstkontrolle der Suchmaschinen­anbieter sowie die
Die Hauptaufgabe des Deutschen Werberats liegt in der         Selbstkontrolle der Chatanbieter angesiedelt.
                                                               www.fsm.de
Behandlung von Beschwerden über Inhalte und Formen
von Werbung. In dieser Funktion ist er Schnittstelle zwi-
schen Verbraucher und Unternehmen. Zudem erarbeitet er
                                                              Die Kommission für Jugendmedienschutz der
freiwillige Verhaltensregeln, beispielsweise im Bezug auf
                                                              Landesmedienanstalten
Kinder, Diskriminierung oder Alkohol. Dem Deutschen Wer-
berat gehören alle Organisationen der werbenden Firmen,       Mit Inkrafttreten des Jugendmedienschutz-Staatsver­
Medien, Agenturen, Werbeberufe und Forschung an, die          trages (JMStV) am 1. April 2003 wurde die Kommission
vom Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW)        für Jugendmedienschutz (KJM) als Aufsichtsorgan über
vertreten werden.                                             das private Rundfunk-, Fernseh- und Internetangebot
 www.werberat.de
                                                              gegründet. Die KJM beurteilt und prüft Inhalte auf
                                                              Verstöße gegen den JMStV. Liegt eine Beanstandung vor,
                                                              kann die KJM Sanktionen gegen den Anbieter einleiten.
Die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen e. V.
                                                              Für die Inhalte öffentlich-rechtlicher Angebote sind die
Die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen e. V. (FSF) ist     Rundfunk­räte der entsprechenden Anstalt zuständig.
                                                               www.kjm-online.de
die anerkannte Selbstkontrolleinrichtung der privaten
Fernsehanbieter. Kern ihrer Arbeit ist die Prüfung von Sen-
dungen unter Jugendschutzgesichtspunkten vor der Aus-
                                                              Die Landesmedienanstalten
strahlung. Darüber hinaus fördert sie den wissenschaft-
lichen Diskurs über Medienwirkungen und erstellt neben        Die vierzehn Landesmedienanstalten in Deutschland
inhaltlichen Fachpublikationen zahlreiche Materialien für     sind für die Zulassung und Aufsicht, den Aufbau und die
die schulische und außerschulische Bildungsarbeit.            Fortentwicklung des privaten Hörfunks und Fernsehens
 www.fsf.de
                                                              in Deutschland zuständig. Private Rundfunkveranstal-
                                                              ter gibt es seit Mitte der 1980er Jahre. Die Weichen für
                                                              das Duale Rundfunksystem, das Nebeneinander von
                                                              öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk, wurden
                                                              im Rundfunkstaatsvertrag von 1987 gestellt. Seitdem sind
                                                              die Bestimmungen des Rundfunkstaatsvertrages vielfach
                                                              angepasst worden.
                                                              Rundfunk – öffentlich-rechtlich wie privat – ist laut
                                                              Grundgesetz Ländersache. Daher werden Organisation
                                                              und gesellschaftliche Kontrolle des privaten Rundfunks
                                                              durch Landesmediengesetze geregelt. Privates Radio und
                                                              privates Fernsehen unterliegen damit gesetzlich vorge-
                                                              schriebenen Programmanforderungen, deren Umsetzung
                                                              die unabhängigen Landesmedienanstalten überwachen.
                                                              Auch für Telemedien – insbesondere für das Internet –
                                                              existieren Anforderungen, etwa im Bereich des Jugend-
                                                              medienschutzes, deren Einhaltung die Landesmedien­
                                                              anstalten zu prüfen haben.
                                                               www.die-medienanstalten.de
Information | Wie wird Werbung gemacht? Seite 11

 Überschrift

Wie wird Werbung gemacht?

 Die Produktionsprozesse der Werbung
 Für eine Kampagne in der klassischen Werbung beauf-              ➔➔   Der Art Director ist zumeist ein erfahrener Grafiker, der
 tragt ein Werbung treibendes Unternehmen in der Regel                 das Gesamtprojekt in leitender Funktion ­verantwortet.
 eine Werbeagentur. Die Agentur erhält ein Briefing über               Er kommuniziert mit dem Kunden und begleitet bei-
 Voraussetzungen, Botschaften, Ziele und Zielgruppen                   spielsweise Foto-Shootings oder Filmdrehs. 24
 sowie Zeitraum der Kampagne. Ein Ziel kann sein, ein
                                                                  ➔➔   Die Mediaagentur ermittelt die passenden Werbeträ-
 neues Produkt auf dem Markt einzuführen. In Abhängig-
                                                                       ger für die Werbebotschaft. Sie vergleicht die Kosten
 keit vom vorhandenen Budget wird eine Werbestrategie
                                                                       der unterschiedlichen Werbeträger, wie Fernsehen,
 entwickelt und mit dem Kunden abgestimmt. Für die
                                                                       Radio oder Zeitschriften, empfiehlt Platzierung, Häu-
 einzelnen Arbeitsschritte machen sich dann spezialisierte
                                                                       figkeit und Dauer des Einsatzes von Werbemitteln und
 Fachkräfte der Werbeagentur an die Arbeit: 23
                                                                       nimmt die Buchung vor. 25
 ➔➔   Der Grafiker setzt die in der Werbestrategie formu-
                                                                  Der Erfolg einer Werbekampagne ist abhängig von der
      lierte Werbebotschaft in Bilder und Motive um und ent-
                                                                  sinnvollen Platzierung und effektiven Verbreitung der
      wickelt Layouts für die Werbekampagne, zum Beispiel
                                                                  Werbung. Bei der kommerziellen Werbung kann der Erfolg
      für Anzeigen, Prospekte und Plakate.
                                                                  an steigenden Absatzzahlen gemessen werden. Im Falle
 ➔➔   Der Texter arbeitet mit dem Grafiker zusammen und ent-      von ideeller Werbung sind Zugewinn von sozialem Prestige
      wirft die Slogans und Texte. Er ist auch für die Erarbei-   oder Spendengeldern eine Messgröße. Eine ausführliche
      tung von Storyboards für Fernsehspots zuständig.            Analyse und Marktforschung gibt Aufschluss über den
                                                                  Gesamterfolg einer Kampagne. 26
 ➔➔   Die Produktion ist für die druck- und verarbeitungs-
      technische Umsetzung der Werbemittel verantwortlich.
Seite 12 | Information | Wie wird Werbung gemacht?

Die Strategie und die Gestaltungs­elemente der Werbung

Die Strategie                                                     Die Gestaltungselemente
Eine Werbekampagne basiert auf werbestrategischen                 Wesentliche Gestaltungsmittel sind Text – und damit ver-
Überlegungen. Der Strategie – auch Copy Strategie                 bunden die Schrifttype – sowie Bild, Farbe und Ton. Diese
genannt – liegen vier wesentliche Aspekte zugrunde:               werden entweder einzeln verwendet oder miteinander
                                                                  kombiniert. 28
➔➔   Das Nutzenversprechen (Benefit) teilt dem Verbrau-
     cher mit, warum er das Produkt kaufen und es Konkur-
                                                                  Der Text
     renzprodukten vorziehen soll.
                                                                  Der Text informiert, definiert oder vermittelt abstrakte
➔➔   Der Reason Why begründet das Nutzenversprechen,
                                                                  Merkmale des beworbenen Produkts, wie zum Beispiel
     indem er eine oder mehrere Produkteigenschaften
                                                                  Qualität oder Tradition. Er stellt Zusammenhänge her und
     herausstellt.
                                                                  trägt zur Schlüssigkeit der Werbebotschaft bei. Slogans
➔➔   Die Zielgruppendefinition besagt, wer mit der Wer-           ermöglichen es, Produkteigenschaften in Form von
     bung angesprochen werden soll.                               kurzen Aussagen oder Merksprüchen, die im Gedächtnis
                                                                  haften bleiben, einprägsam zu verpacken. In der Regel
➔➔   Die Tonalität beschreibt, auf welche Art die Zielgrup-
                                                                  wird in der Werbung Alltagssprache verwendet, häufig
     penansprache erfolgt. Sie wird in der Regel durch
                                                                  kommen auch Wortspiele oder grammatische Verstöße
     Adjektive definiert. 27
                                                                  („… da werden Sie geholfen!“) zum Einsatz, um die
Damit die Copy Strategie aufgeht, müssen alle vier Aspekte        Aufmerksamkeit zu erhöhen. Nicht selten gehen Rede-
aufeinander abgestimmt und durch die Verwendung von               wendungen aus der Werbesprache in den allgemeinen
passenden Gestaltungselementen sinnvoll umgesetzt                 Sprachgebrauch ein. 29
werden.
Seite 13

Die Schrifttype
Die ausgewählte Schrifttype weckt Assoziationen, wie
„modern“, „altmodisch“ oder „stilvoll“. Der Schrifttyp
kann den emotionalen Eindruck unterstützen. Genauso
wie das Bildmotiv trägt er beträchtlich zur Unverwechsel-
barkeit der Werbebotschaft bei. 30

Das Bild
Die emotionale Ansprache der Zielpersonen geschieht
üblicherweise durch Bildmotive. Bilder sind besonders
einprägsam und bleiben auch dem passiven Zuschauer          Der Ton
im Gedächtnis. Bilder in der Werbung – ob statisch oder
                                                            Vor allem Radiowerbung arbeitet mit dem Gestaltungs-
bewegt – arbeiten deshalb häufig mit Metaphern, die
                                                            mittel Ton. Die wichtigsten Tonelemente sind die Stimme,
einen optischen Reiz beim Betrachter auslösen können. 31
                                                            Musik und Geräusche, auch Soundeffekte genannt. Wäh-
                                                            rend die Stimme ein akustisches Bild vom Sprecher (zum
Die Farbe
                                                            Beispiel ein Kind oder eine alte Frau) vermittelt, unter-
Auch Farben besitzen eine psychologische Wirkungs-          stützen Musik und Soundeffekte die Atmosphäre. 35
kraft. 32 Sie vermitteln Stimmungen und können durch die
Assoziationen, die sie hervorrufen, die Aufmerksamkeit
steuern und den Wiedererkennungswert unterstützen.
Außerdem helfen Farben bei der Kennzeichnung und
Identifizierung von Produkten. Beispielsweise werden
für kalorienreduzierte Produkte häufig helle Farbtöne
verwendet. 33
Farbwirkungen sind abhängig von Kulturkreis und Zeit-
geist. Die folgenden Beispiele verdeutlichen mögliche
Assoziationen und Wirkungsformen: 34

•  steht für Natur und Leben. Die Farbe wirkt beruhigend
und harmonisierend.

•   steht für Sonne und Licht. Die Farbe vermittelt
Freundlichkeit und Wärme.

•   ist eine Warn- und Signalfarbe. Die Farbe steht für
Liebe und Leidenschaft.

•   steht für Glaubwürdigkeit und
Dauerhaftigkeit. Die Farbe
vermittelt Vertrauen.
Seite 14 | Information | Wie wird Werbung gemacht?

Die wichtigsten Werbeformen im Überblick

Die Anzeige                                                     Die Fernsehwerbung
Eine Anzeige besteht in der Regel aus folgenden Gestal-         Fernsehwerbung zeichnet sich durch
tungselementen: Die Schlagzeile (Headline) ist der              bewegte Bilder aus und ist damit
Leseanreiz, der in abstrakter Form das Nutzenversprechen        in der Lage, den Zuschauer stärker
(Benefit) enthält und häufig durch eine Unterüberschrift        in die gezeigte Situation hineinzuzie-
(Subheadline) ergänzt wird. Durch zielgruppengerechte           hen. 40 Der Text in einem Fernsehspot
Sprache, Wortspiele oder Verfremdungen versucht man             kann geschrieben, gesprochen oder
mit der Headline die Aufmerksamkeit des Rezipienten zu          gesungen werden. Gesprochener Text kann
erlangen. Ein weiterer Blickfang ist das Bildelement (Key       dabei aus dem Off (der Sprecher ist nicht zu
Visual), das die Headline verbildlicht. Der Fließtext (Body-    sehen) oder aus dem On (der Sprecher ist zu
copy) benennt und erläutert den Reason Why, der cha-            sehen) erfolgen. Da Werbung im Fernsehen und
rakteristische Produkteigenschaften herausstellt. Häufig        im Radio ­klassischerweise in Blöcken geschaltet
werden Details durch Zwischenüberschriften (Sublines)           wird, kommt der individuellen Gestaltung in diesen
gegliedert und in möglichst kurzen Sätzen dargestellt.          Medien eine besonders wichtige Funktion zu. Für
Dabei ist es wichtig, eine der Zielgruppe gemäße Sprache        TV-Spots haben sich eigene Formate entwickelt. Dazu
zu verwenden. Das Unternehmenslogo und der Slogan               gehört der Einsatz von Prominenten (Testimonials),
tragen zur Wiedererkennbarkeit einer Anzeige bei. 36            Experten oder Symbolfiguren, seien es reale Menschen
                                                                oder Comicfiguren. Sie verkörpern das Produktimage
Das Plakat                                                      und sollen das Produkt emotional aufladen. Nicht selten
                                                                erzählt ein Werbespot auch eine Geschichte aus dem wah-
Plakate gehören zur Gattung der Außenwerbung, die im
                                                                ren Leben (Slice-of-Life-Story) oder betont den Status-
öffentlichen Raum platziert wird. Plakate zeichnen sich
                                                                wert bestimmter Produkte (Lifestyle-Werbung). 41
durch eine gewisse Größe aus, durch die eine besondere
Wirkung beim Betrachter erreicht wird. Man findet Plakate
in der Regel an Litfaßsäulen, Plakatanschlagstellen oder
                                                                Die Internetwerbung
als City-Light-Poster (CLP) an beleuchteten Bus- oder           Weil immer mehr Menschen das Internet nutzen, wird es
Straßenbahnhaltestellen. Die Werbebotschaft konzen­             als Werbemedium wichtiger. Typische Werbeformen im
triert sich beim Plakat im Wesentlichen auf die Bildspra-       Internet sind Banner, Pop-up oder Pop-under, die wie
che. Durch häufige Plakatierung und originelle Gestaltung       Anzeigen auf oder unter verschiedenen Internetseiten
kann mit diesem Werbemittel eine relativ große Wirkung          erscheinen. 42
erzielt werden. 37
                                                                Das Internet ist insgesamt sehr dynamisch und passt sich
                                                                ständig technischen Neuerungen und Erkenntnissen zur
Die Radiowerbung                                                Wirksamkeit von Werbung an, so dass ständig neue Wer-
Werbung im Radio arbeitet in der Regel mit den Gestal-          beformen entstehen und andere aus der Mode kommen.
tungselementen Stimme, Musik und Soundeffekt, wobei             Kennzeichnend für Werbebotschaften im Internet ist, dass
die Stimme das wichtigste Instrument ist. 38 Sie ist in         sie den Nutzer häufig durch direkte Appelle wie „Klicke hier
Jingles, Dialogen oder Ankündigungen zu hören und muss          für weitere Infos!“ oder indirekte Werbeappelle wie „Hier
eine klare Werbebotschaft vermitteln. Eine besondere            geht’s zum Gewinnspiel!“ ansprechen und ihn auffordern,
Funktion hat die Musik in den so genannten Jingles. Sie         selbst tätig zu werden. 43
kann die gewünschte Assoziation zum Produkt herstellen
und damit eine Unverkennbarkeit erreichen. Radiower-
bung wird in Blöcken geschaltet. Je nach Radiosender ist
die Werbung auch zielgruppenspezifisch ausgestaltet. 39
Seite 15

Auf kommerziellen Internetseiten für Kin-
der findet sich häufig Werbung, die speziell
­kindliche Wünsche und Bedürfnisse ansprechen
 kann. Diese Werbeformen sind nicht immer gleich
 als kommerzielle Ansprache zu erkennen. Zwar
 geben Banner und Pop-ups durch entsprechende
 Vermerke wie „Werbung“ oder „Anzeige“ einen
 Hinweis. Dies wird von Kindern aber nicht unbedingt
 wahrgenommen und trifft auch nicht auf alle Werbe­
 formate zu.                                                Exkurs:
                                                            Die Werbung für einen guten Zweck
➔➔   Hinweis: Auf der Kinderwebseite von Media Smart ­
     www.mediasmart.de werden unter der Rubrik              Organisationen wie Vereine, Verbände, Genossenschaften
     „Wissen“ die gängigen Werbeformen im Internet in       und Stiftungen betreiben ideelle Werbung. Diese Form
     interaktiven Erklärungsmodulen anschaulich gemacht.    der Werbung wirbt zum einen für die Organisation selbst
     Zusätzlich finden Sie im Eltern- und Lehrerbereich     und zielt zum anderen darauf, das soziale Verhalten der
     unter der Rubrik „Material“ eine Flash-Anwendung       Zielgruppe im Sinne der Organisation zu beeinflussen. 44
     zum kostenlosen Download. Mithilfe dieser Anwen-       Über eine Werbekampagne vermittelt die Organisation
     dung können Sie alle Erklärungsmodule und Spiele der   Informationen, beispielsweise über ein gesellschaftliches
     Kinderwebseite auch ohne Internetzugang im Schul-      Problem wie den Klimawandel. Sie will das Augenmerk des
     unterricht verwenden.                                  Rezipienten auf einen bestimmten Gegenstand lenken
                                                            und seine Einstellung ändern („Klimaschutz ist wichtig!“).
                                                            Durch Appelle regt sie zum Nachdenken beziehungs­weise
                                                            Umdenken an („Verbrauche weniger Energie!“) und will
                                                            schließlich zu gesellschaftlich relevanten Veränderungen
                                                            führen, zum Beispiel zu einem nachhaltigen Umgang mit
                                                            Ressourcen. Darüber hinaus dient nichtkommerzielle Wer-
                                                            bung der Generierung von Spendengeldern (Fundraising)
                                                            und anderen Unterstützungsleistungen wie Sachspenden
                                                            oder ehren­amtlichen Tätigkeiten. Da sich gemeinnützige
                                                            Orga­nisationen in der Regel über Spenden, Zuschüsse und
                                                            Mitgliederbeiträge finanzieren, spielen die Kosten eine
                                                            besondere Rolle.
                                                            Die Machart der nichtkommerziellen Werbung unterschei-
                                                            det sich nicht grundsätzlich von der Gestaltung kommer-
                                                            zieller Werbung. Durch ihr Ziel, eine Einstellungsänderung
                                                            zu bewirken, hat sie aber besonders oft Appellcharakter
                                                            oder versucht, Gefühle anzusprechen. Dies können morali-
                                                            sche, emotionale oder furcht­auslösende Appelle sein. Für
                                                            letztere werden gelegentlich schockierende Informationen
                                                            oder Bilder, die beispielsweise Kinder in Kriegsregionen
                                                            zeigen, verwendet. Aufrufe wie „Spenden Sie jetzt!“ appel-
                                                            lieren an das Gewissen der Zielpersonen. Gefühle werden
                                                            aber auch durch positiv besetzte Elemente geweckt, etwa
                                                            durch eine kleine Katze, die Zuneigung weckt, oder durch
                                                            humorvolle Geschichten, die zum Schmunzeln anregen. 45
                                                            Auch Kinder nehmen die Werbung sozialer Organisationen
                                                            wahr. Wichtig ist für sie dabei, den Werbezweck im Unter-
                                                            schied zur Produktwerbung unterscheiden zu lernen.
Seite 16 | Information | Kinder und Werbung

Kinder und Werbung

 Kinder als Konsumenten
 Kinder werden heute als Marktteilnehmer von der Wer-         Die Sozialisationsinstanzen und die
 bung treibenden Wirtschaft ernst genommen. Dies liegt
 daran, dass sie durch Taschengeld, Geldgeschenke und
                                                              Rolle der Medien
 Ersparnisse über eine beachtliche Kaufkraft verfügen.        Neben den Eltern, Lehrern und Freunden (peer-group)
 Die 6- bis 13-Jährigen bekommen durchschnittlich rund        stellen auch die Medien in der heutigen Informationsge-
 23 Euro Taschengeld im Monat beziehungsweise 276 Euro        sellschaft einen wichtigen Sozialisationsfaktor dar. Bei
 im Jahr, das sie zumeist für Süßigkeiten, Zeitschriften      Grundschulkindern ist das Fernsehen immer noch das
 oder Comics ausgeben. Zusätzlich erhalten sie Geldge-        Leitmedium. 47 Je älter die Kinder werden, desto wichtiger
 schenke in Höhe von 186 Euro pro Jahr und haben ein          sind weitere Medien wie das Internet. Derzeit nutzen 57
 durchschnittliches Sparguthaben von 654 Euro. 46             Prozent der 6- bis 13-Jährigen das Internet zumindest
                                                              selten.48
 Kinder im Grundschulalter treten aber nicht nur mit
 ihrem Taschengeld und ihrem Sparguthaben als Konsu-
 menten auf, sie beeinflussen auch viele Kaufentschei-
 dungen ihrer Eltern, zum Beispiel beim alltäglichen
 Einkauf im Supermarkt. In ihrer Rolle als Konsumenten
 erfahren sie schon früh eine gewisse Autonomie und
 dürfen im Rahmen der elterlichen Verantwortung eigen-
 ständige Entscheidungen treffen.
Seite 17

Die Entwicklung des ökonomischen Bewusstseins
bei Kindern

Das Verständnis von Geld und Konsum                            Der Umgang mit Taschengeld
Das Verständnis von Geld und Konsum bei Grundschülern          Der Umgang mit Taschengeld bietet Kindern die Mög-
muss unter entwicklungspsychologischen Aspekten                lichkeit, ein eigenständiges Konsumbewusstsein zu
gesehen werden. Einen Erklärungsansatz liefert das Stu-        ­entwickeln. Sie erfahren den Wert von Dingen und den
fenmodell von Jean Piaget. Dabei sollte jedoch berück-          Wert des Geldes. Das eigene Taschengeld ermöglicht es
sichtigt werden, dass die kognitiven Entwicklungsstufen         ihnen auch, den Zusammenhang von Tauschen, Kaufen
im Kontext der individuellen und sozialen Gegebenheiten         und Verkaufen zu verstehen. Das Taschengeld steht dabei
variieren und deshalb bei jedem Kind anders verlaufen.          als Realmedium zur Verfügung, um eigene Erfahrungen im
Die altersbezogene Einordnung ist insofern lediglich als        Umgang mit Geld und Waren zu machen. Es sollte aller-
Richtwert zu sehen.                                             dings von den Eltern begrenzt werden: Etwa ab der Ein-
                                                                schulung ist es sinnvoll, dass Kinder über kleine Mengen
Kinder können ab einem Alter von sechs bis acht Jahren
                                                                an Geld verfügen, mit dem sie erste Konsum­erfahrungen
verstehen, dass man Geld mit Arbeit verdienen kann.
                                                                machen. Sie lernen so, mit ihren finanziellen Möglichkei-
Allerdings können sie den Wert eines Produkts noch nicht
                                                                ten zu haushalten und zu wirtschaften.
einschätzen. Sie beurteilen den Preis von Gegenständen
nach ihren Eigenschaften und Funktionen. Eine Uhr ist          Da Kinder das Taschengeld ohne das Erbringen einer
aus ihrer Sicht mehr wert als ein Edelstein, weil man auf      Gegenleistung erhalten, lernen sie den Zusammenhang
ihr die Zeit ablesen kann. Erst später – im Alter von circa    zwischen Arbeit und Geldverdienen allerdings dadurch
elf Jahren – können Kinder den Preis eines Produkts nach       noch nicht kennen. Es ist Aufgabe von Pädagogen und
dem dafür eingesetzten Herstellungs- und Arbeitsaufwand        Eltern, diese Wissenslücke zu schließen.
einschätzen. 49
                                                               Kindern muss die Herkunft von Geld erklärt und gezeigt
Wirtschaftliche Zusammenhänge, wie etwa das ­System von        werden. Unter Umständen kann es auch sinnvoll sein, dass
Angebot und Nachfrage, sind für Kinder im Grundschul­          Kinder selbst erfahren, wie man Geld verdienen kann –
alter nur schwer zu verstehen. Erst ab einem Alter von etwa    zum Beispiel durch das Erbringen kleiner Tätigkeiten im
zwölf Jahren wird dieser Aspekt in die Bewertung mit ein-      Tausch gegen einen Geld- oder Sachwert. 52
bezogen. Auch die Komplexität des wirtschaftlichen Sys-
tems mit seinen wechselseitigen Abhängigkeiten können
Kinder im Grundschulalter noch nicht durchschauen: Sie
wissen zwar, dass der Schuhkäufer ins Schuhgeschäft geht,
um sich Schuhe zu kaufen. Sie begreifen aber noch nicht,
welche Zusammenhänge zwischen Schuhher­steller, Schuh-
geschäft und beispielsweise Schuhwerbung bestehen. 50
Kinder entwickeln erst ab dem Alter von elf bis zwölf Jahren
ein Verständnis für Profit: Beispielsweise ist es für sie
unklar, ob der Geschäftsinhaber das Geld, das er ein-
nimmt, für den Kauf von Waren oder für sein eigenes
Leben verwendet. Manche Kinder meinen, dass das
Geld für den Kauf von Waren verwendet werden
dürfe, es aber moralisch nicht richtig sei, wenn
der Geschäftsinhaber das Geld für den eigenen
Lebensbedarf verwende. 51
Um ein Verständnis von ökonomischen Zusam-
menhängen und Orientierung in diesem System
zu entwickeln, sind direkte Konsumerfahrun-
gen und insbesondere die Aufklärung durch
Eltern und Schule notwendig.
Seite 18 | Information | Kinder und Werbung

Die Werbung in der kindlichen Wahrnehmung
Kinder mögen Werbung – besonders Fernsehwerbung              und damit von den Handlungs- und Er­f ahrungsräumen des
– weil sie kurzweilig und verständlich ist und oft etwas     Kindes mitbestimmt. 54
Neues zeigt. Sie mögen auch die Machart, die Figuren oder
                                                             Kinder nutzen Medienthemen und Werbebotschaften für
eingängige Werbesprüche, die manchmal sogar Eingang in
                                                             ihre persönlichen Zwecke. Symbolisch besetzte Produkte
ihre Alltagskommunikation finden.
                                                             können für sie diverse Funktionen haben: Sie dienen der
Mit Beginn des Grundschulalters können Kinder Werbung        Orientierung in der Fülle des Angebots und sind Aus-
und Programm im Fernsehen voneinander unterscheiden.         drucksmittel einer eigenen Kultur. Kinder verwenden sie
Ab einem Alter von sieben Jahren wird ihnen klar, dass       zur Abgrenzung von den Eltern oder um die Zugehörig-
Werbung etwas verkaufen will. Häufig sehen sie sich selbst   keit zu einer Clique zu zeigen. 55
aber noch nicht als Adressaten von Werbebotschaften.
Erst mit etwa elf bis zwölf Jahren können sie die Werbeab-
sichten auf sich selbst beziehen. 53
Doch nicht alles, was die Medien durch zielgruppenspezifi-
sche Werbung verbreiten, erhält die gewünschte Aufmerk-
samkeit bei den Adressaten. Nicht jede häufig gesehene
Werbung bleibt in Erinnerung, weckt bestimmte Emotio-
nen oder erzeugt einen Kaufwunsch. Unabhängige Unter-
suchungen zur Medien- und Werbewirkung haben erge-
ben, dass die Wahrnehmung und Wirkung von Werbung
ein komplexer Prozess ist, der nicht nach einem einfachen
Reiz-Reaktionsmodell funktioniert. Werbung wirkt auf
jeden Menschen anders. Dabei gibt es Faktoren, die den
Wirkungsgrad von Werbung hemmen oder fördern. Solche
Faktoren sind der Umgang mit Werbung, ­Konsum und
Bedürfnissen in der Familie, das Alter oder der Bildungs-
grad. Die Wirkung von Werbung wird von der Lebenswelt
Seite 19

Die Markenwahrnehmung bei Kindern
Schon unter Grundschulkindern haben Markennamen und          Solche Erlebniswelten werden durch emotionale Anspra-
Logos durch die Werbung eine gewisse Bekanntheit und         che in der Werbung geschaffen. Aufgrund ihrer kognitiven
Bedeutung. Im Konsumalltag funktionieren Marken als          Entwicklung eignen sich Kinder die Welt noch ausnahms-
Orientierungshilfen im großen Angebot. Sie bieten vor        los über Sinneseindrücke an, deshalb sind die Qualitäts-
allem die Möglichkeit, sich mit einem bestimmten Image       kriterien eines Produkts zu abstrakt, um Kinder damit zu
zu identifizieren. Bei Kindern verläuft die Identifikation   überzeugen. Viel relevanter sind die Verpackung oder die
mit verschiedenen Marken sehr dynamisch und parallel zu      Machart der Werbung. Hier entscheidet sich, ob sich das
ihrer Entwicklung. Kinder wollen ihre Entwicklung nach       Kind angesprochen fühlt. Durch Schlüsselsignale wie Far-
außen hin zeigen und wenden sich in jeder Entwicklungs-      ben, Musik, Tempo oder „Markenfiguren“ lässt sich rasch
phase neuen Interessen und damit neuen Produkten zu,         erkennen, ob ein Produkt oder eine Werbung altersgerecht
die den Codes der jeweiligen Entwicklungsstufe entspre-      oder dem Geschlecht entsprechend gestaltet ist. 57
chen. Marken können die persönlichen und geschlechts-
                                                             Eine ansprechende Verpackung kann allerdings nur beim
spezifischen Interessen für andere sichtbar machen
                                                             ersten Kauf eines Produkts ausschlaggebend sein. Auch
und stehen dabei stellvertretend für Werte und Einstel-
                                                             die beste Verpackung nützt nichts, wenn der Inhalt nicht
lungen. 56 Wie wichtig der Stellenwert von bestimmten
                                                             stimmt. 58
Produkten oder Marken für ein Kind ist, hängt jedoch auch
von der Einstellung und dem Konsumverhalten der Eltern
– als wichtigster Sozialisationsinstanz im Grundschulal-
ter – ab. Die Eltern entscheiden, welche Wünsche sie dem
Kind erfüllen und welche nicht.
Während bekannte Marken in den Augen vieler Erwach-
sener für einen bestimmten Qualitätsstandard oder ein
bestimmtes Preis-Leistungs-Verhältnis stehen, fühlen
sich Kinder besonders durch die mit Marken assoziierten
Erlebniswelten angesprochen.
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 Kleines Werbelexikon
 A                                                                 B
 AIDA-Modell                                                       Banner
 ➔➔   Das AIDA-Modell wurde von E. St. Elmo Lewis 1889 ent-        ➔➔   Das Banner ist die häufigste Online-Werbeform. Dabei
      wickelt. Es ist das älteste und umstrittenste Stufenmo-           handelt es sich um eine Grafik, die durch An­klicken
      dell der Verkaufsplanung. Der Begriff setzt sich aus den          auf die Webseite eines anderen Anbieters führt. In der
      Anfangsbuchstaben der vier Stufen Attention-Interest-             Regel ist das eine vom Werbekunden gestaltete Web-
      Desire-Action zusammen. Das Modell beschreibt einen               seite, die zum Beispiel über dessen ­Dienstleistungs-
      Prozess, in dem zunächst die Aufmerksamkeit (Atten-               und/oder Produktangebot informiert.
      tion) beim Kunden erregt wird, um anschließend das
      Interesse (Interest) auf das beworbene Produkt zu len-       Benefit
      ken. Dadurch soll der (Kauf-)Wunsch (Desire) geweckt
                                                                   ➔➔   Der Benefit ist Teilaussage der Werbebotschaft und
      werden, der letztlich die Kauf­handlung (Action) nach
                                                                        benennt den Produktvorteil sowie das Nutzenverspre-
      sich ziehen kann. Bis heute entstanden mehrere Vari-
                                                                        chen, das heißt den Grund, weshalb der Verbraucher
      anten des AIDA-Modells. Das Ursprungsmodell wurde
                                                                        das Produkt kaufen und es anderen Produkten vorzie-
      kritisiert, weil es nicht alle Werbewirkungsfaktoren
                                                                        hen soll.
      erschließen kann. Trotzdem wird es wegen seiner ein-
      fachen schematischen Darstellung weiterhin zitiert.
                                                                   Bodycopy
 Art Director                                                      ➔➔   Ein Bodycopy ist ein Fließtext. Der Fließtext benennt
                                                                        den Reason Why und erläutert ihn. Der Bodycopy wird
 ➔➔   Ein Art Director ist ein ausgebildeter Grafiker in leiten-
                                                                        häufig durch Zwischenüberschriften (Sublines) geglie-
      der Funktion. Er gestaltet Motive und Texte für Anzei-
                                                                        dert.
      gen, Plakate und Werbefilme und arbeitet dabei oft
      mit einem Texter zusammen. Zudem übernimmt er die
      Kundenkommunikation und begleitet Foto-Shootings
                                                                   Briefing
      oder Filmdrehs.                                              ➔➔   In einem Briefing übermittelt ein Produktanbieter der
                                                                        Werbeagentur alle Informationen, die für die Realisie-
                                                                        rung einer Werbekampagne notwendig sind. Das Brie-
                                                                        fing enthält Informationen über das Unternehmen,
                                                                        den Markt, die Konsumenten, bisherige Werbekampa-
                                                                        gnen, das Produkt, die Marketingziele, das Budget und
                                                                        Schlüsselinformationen, die durch die Werbung über-
                                                                        mittelt werden sollen.
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