Augen Auf werbung werbung erkennen und hinterfragen - Medienpädagogische Materialien für die grundschule 3./4. Klasse
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Augen auf werbung Werbung erkennen und hinterfragen Medienpädagogische Materialien für die Grundschule 3./4. Klasse
Das vorliegende Materialpaket „Augen auf Werbung“ wurde von Media Smart e. V. in Zusammenarbeit mit dem Expertenbeirat entwickelt und für die dritte Auflage 2011 komplett überarbeitet. Dem Expertenbeirat von Media Smart e. V. gehören an: Wir bedanken uns bei den nachfolgenden Unternehmen und Prof. Dr. Stefan Aufenanger (Johannes Gutenberg- Einrichtungen, die uns ihre Werbematerialien zur didaktischen Nutzung Universität Mainz) für „Augen auf Werbung“ zur Verfügung gestellt haben: Uta Brumann-König (Redakteurin und Grundschullehrerin) Allwetterzoo Münster | Westfälischer Zoologischer Garten Münster GmbH André Czauderna (Institut für Medienforschung und Medienpädago- gik der Fachhochschule Köln) ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG Dr. Ingrid Geretschlaeger (Allianz für Medienkompetenz) Betten Walther GmbH Leopold Grün (Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen e. V.) BIONADE GmbH Kai Hanke (Deutsches Kinderhilfswerk e. V.) Brot für die Welt Sandra Hein (Universität Hamburg) Christoffel-Blindenmission Deutschland e. V. Eveline Hipeli (Zürcher Hochschule für Angewandte contrast MEDIA SERVICE für Außenwerbung GmbH Wissenschaften) fit GmbH Jasmin Kulterer (Universität Salzburg) Germanwings GmbH Prof. Dr. Norbert Neuß (Justus-Liebig-Universität Gießen) KaiserGames GmbH Prof. Dr. Ingrid Paus-Hasebrink (Universität Salzburg) PRAKTIKER Deutschland GmbH Isabell Rausch-Jarolimek (Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia- RADIOZENTRALE GmbH Diensteanbieter e. V.) ŠKODA AUTO Deutschland GmbH Jenny F. Schneider (Deutsches Kinderhilfswerk e. V.) Stadtwerke Düsseldorf AG Rainer Smits (Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen) Teppich Essers & Söhne GmbH Die Mitglieder von Media Smart e. V. sind: THQ Entertainment GmbH Hasbro Deutschland GmbH Unilever Deutschland GmbH IP Deutschland GmbH WetterOnline Meteorologische Dienstleistungen GmbH Ferrero Deutschland GmbH WWF Deutschland KELLOGG (Deutschland) GmbH XNX GmbH LEGO GmbH Mattel GmbH MediaCom – Agentur für Media-Beratung GmbH RTL DISNEY Fernsehen GmbH & Co. KG (SUPER RTL) Die Fördermitglieder von Media Smart e. V. sind: Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V. Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) Verband Privater Rundfunk und Telemedien e. V. (VPRT) Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft ZAW e. V.
Einführung Werbeerziehung in der Grundschule Unser marktwirtschaftliches System, das sich zunehmend global orientiert, bietet viele Annehmlichkeiten und trägt damit zum Wohlstand unserer Gesellschaft bei. Gleichzeitig ist es sehr komplex und verlangt vom Verbraucher ein hohes Maß an Denk- und Entscheidungsvermögen. Um selbstbestimmte Entscheidungen in der Alltagswelt treffen zu können, ist es wichtig, dass Kinder lernen, dieses System zu begreifen und sich darin zu orientieren. Das wiederum setzt voraus, Kinder in ihrer Selbstständigkeit, ihrem Selbstbe- wusstsein, ihrem Reflexionsvermögen und in ihrer Kritikfähigkeit zu stärken. Die Grundschule, die sich mit lebensweltlichen Inhalten beschäftigt, ist ein idealer Ort, um das Thema Werbung im Zuge der Medienerziehung und mithilfe handlungs- und projektorientierter Methoden begreifbar zu machen. Die Lehrpläne der einzelnen Bundesländer verweisen für die dritte und vierte Klasse auf Werbung, zumeist im Rahmen des Deutsch- oder Sachunterrichts. Aufgrund der Komplexität bietet es sich auch an, den Themenbereich fächerübergreifend oder im Rahmen einer Projektwoche ausführlich zu erarbeiten. Die Ihnen vorliegenden Unterrichtsmaterialien „Augen auf Werbung“ basieren auf einem lebenswelt orientierten Ansatz. Sie gehen von den Medienerlebnissen heutiger Kinder aus und wollen ein Basiswissen über Werbung vermitteln. Mit dem Materialpaket soll ein Erfahrungsaustausch ermöglicht werden, der den Kindern ihren persönlichen Umgang mit Werbung und Konsum bewusst macht und sie zu kritischen Fragestellungen anregt. Im Teil 1 dieser Handreichung finden Sie deshalb Sachinformationen zum Thema „Kinder und Werbung“. Hier können Sie sich Hintergrundwissen aneignen und werbespezifische Begrifflichkeiten nachschlagen. Im Teil 2 dieser Handreichung erhalten Sie didaktische Hinweise und Anregungen zur Vermittlung von Werbekompetenz an der Grundschule. Innerhalb der einzelnen Unterrichtseinheiten erfahren Sie auch, wie Sie die Materialien im Begleitordner am besten einsetzen. Mit dem Materialpaket „Augen auf Werbung“ können Kinder im Unterricht – begleitet und im Dialog mit ihren Lehrern 1 – einen Einblick in die Spielarten, Mechanismen und Absichten der Werbung gewinnen. Warum unterstützen Werbung treibende Unternehmen Media Smart? Unternehmen, die selbst Werbung treiben, möchten mit Media Smart einen lebensweltorientierten Beitrag zur Förderung von medien- und werbekompetenten Bürgern leisten. Oberstes Prinzip der Initiatoren ist es, auf jede Form des kommerziellen Gewinns zu verzichten. Um sich vom Schulsponsoring klar abzugren- zen, treten die Mitgliedsunternehmen bewusst ohne Logo oder Markennamen auf. Sie finanzieren die Produktion und den Versand der medienpädagogischen Materialien. Für die Konzeption, Evaluation und Weiterentwicklung der Unterrichtsmaterialien ist ein unabhängiger Expertenbeirat, dem erfahrene Medienpädagogen angehören, verantwortlich. Der Beirat stellt sicher, dass das Material den didaktischen Ansprüchen der Grundschullehrpläne entspricht. Titel und Idee zu Media Smart wurden aus England übernommen, wo sich Wirtschaftsunternehmen seit 2002 im Bereich Medienkompetenz sehr erfolgreich engagieren. Der Ursprung der Projektidee liegt aller- dings in Kanada: Dort gibt es unter dem Namen „Concerned Children’s Advertisers“ bereits seit 1990 medi- enpädagogisches Material zur Vermittlung von Werbekompetenz. Ein Modell, das europaweit auf Interesse stieß: Inzwischen existiert das Projekt Media Smart in zahlreichen europäischen Ländern.
Grußworte Liebe Lehrerinnen und Lehrer, Kindheit wird heute von den Medien mitgestaltet. Auch Werbung spielt dabei eine Rolle. Viele Eltern wünschen sich für ihre Kinder eine werbefreie Umwelt, doch auch wenn mir diese Vorstellung als Vater von sechs Kindern nicht unbekannt ist – sie ist doch weit entfernt von unserer Alltagswirklichkeit: Werbung ist ein fester Bestandteil der modernen Gesellschaft, und ihre Präsenz nimmt weiter zu. Deshalb ist es wichtiger denn je, Kinder im Umgang mit Medien und Werbung anzuleiten. Als Medienmacher und Werbetreibende wollen wir uns mit der Initiative Media Smart an der Bildung mündiger und meinungsfähi- ger Kinder beteiligen. Wir sehen unser gesellschaftliches Engage- ment nicht im Widerspruch zu unserer wirtschaftlichen Funktion, sondern als konstruktives Angebot: Media Smart gibt all denen eine Stimme, die am Medien- und Konsumgeschehen mitwirken, und bündelt auf diese Weise vielfältiges Know-how. Durch die intensive Claude Schmit Zusammenarbeit hochrangiger Experten aus Wissenschaft und Geschäftsführer SUPER RTL Medienpädagogik konnte das Ihnen vorliegende Material entstehen. Vorstandsvorsitzender Media Es basiert auf Vorgängerversionen, die gründlich evaluiert und nach Smart e. V. neuesten Erkenntnissen weiterentwickelt wurden. Media Smart möchte Kinder aufklären und befähigen, anstatt sie abzuschirmen. Ich denke, dass wir mit Media Smart einen zeitge- mäßen Weg verfolgen, der Kindern in einer zunehmend medial bestimmten Welt Orientierung bietet. Ich kenne Media Smart aus England und habe vor einigen Jahren die Adaption des Lehrmaterials auf den deutschen Bildungsbereich empfohlen, da Werbekompetenz bereits in der Grundschule geför- dert werden sollte. Meines Erachtens ist das der richtige Ort für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Werbung: Hier wird systematisch und unter der Anleitung von erfahrenen Pädagogen gearbeitet. Wenn Firmen sich an einem solchen Projekt beteiligen, übernehmen sie Verantwortung für ein gesellschaftlich relevantes Problem. Die Aufbereitung des Materials erfolgte im intensiven Dialog zwischen Vertretern der Industrie und den beteiligten Medien pädagogen. Dabei stand die medienpädagogische Zielsetzung stets im Vordergrund. Es war uns ein wichtiges Anliegen, die Lebenswelt der Kinder ernst zu nehmen. So greift das vorliegende DVD-Material konkrete Alltagssituationen auf, aus denen sich dann Gesprächs- Prof. Dr. Stefan Aufenanger anlässe für den Unterricht ergeben. Noch anschaulicher wird die Professor für Erziehungswissen- Zusammenstellung durch reale Werbebeispiele, die uns freundlicher- schaft und Medienpädagogik an der weise von vereinsunabhängigen Unternehmen und Einrichtungen Universität Mainz zur Verfügung gestellt wurden. Das Material ist aus meiner Sicht Mitglied im Expertenbeirat von hervorragend dazu geeignet, das Thema Werbung auf Projektbasis Media Smart e. V. zu behandeln. Es unterstützt die Lehrer bei der Vorbereitung einer Unterrichtsreihe und regt die Schüler an, sich eigenständig und selbstbestimmt ein Urteil zu bilden.
Seite 3 Das Deutsche Kinderhilfswerk setzt sich für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an der Gestaltung ihrer Lebenswelt ein. Gerade weil Kinder und Jugendliche in ihrem Alltag von Werbung im Fernsehen, im Radio, in Zeitschriften und im Internet umgeben sind, ist es wichtig, dass sie frühzeitig verstehen lernen, was Werbung ist und wie sie damit kompetent umgehen können. Hier sind die Unterrichtsmaterialien von Media Smart ein geeigne- tes Set zur Durchführung unterschiedlicher Unterrichtseinheiten zum Thema Werbung, bei denen sich die Kinder aktiv einbringen und beteiligen können. Wichtig ist dabei, dass die Materialien nicht isoliert voneinander betrachtet werden und Lehrkräfte die Aus einandersetzung fachlich begleiten. Dr. Heide-Rose Brückner Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Kinderhilfswerkes e. V. Vor allem jüngere Kinder haben es oft schwer, zwischen Werbung und dem redaktionellen Teil des Medienangebots zu unterscheiden. Sie müssen lernen, Werbung zu erkennen, sie müssen ihre Absicht durchschauen und sollten die Fähigkeit entwickeln, die Methoden und die Wirkungsweise von Werbung zu verstehen. Nur so können sie einen selbstbestimmten und kompetenten Umgang mit Werbung erlernen. So werden sie zu kritischen Rezipienten – eine wichtige Voraussetzung für spätere mündige Bürger. Es ist zu begrüßen, dass die Werbewirtschaft dies erkannt hat und mit der Unterstützung des Projektes Media Smart die Erstellung des Unterrichtsmaterials „Augen auf Werbung“ für die Grundschule wei- terhin ermöglicht. Die Bereitschaft, das Projekt inhaltlich zusammen mit erfahrenen Medienpädagogen zu entwickeln und Reaktionen und Erfahrungsberichte aus den Schulen in zukünftige Auflagen einzu- arbeiten, zeigt, dass die Werbewirtschaft ihre Verantwortung ernst Thomas Krüger nimmt, dazu beizutragen, dass Kinder nicht von Werbeaussagen Präsident der Bundeszentrale verführt werden, sondern ihre Aussagen und Ziele verstehen lernen. für politische Bildung
Seite 5 Inhalt Teil 1 Informationen zum Thema „Kinder und Werbung“ Was ist Werbung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Begriffsbestimmung „Werbung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Die Geschichte der Werbung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Die Werbebestimmungen in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Wie wird Werbung gemacht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Die Produktionsprozesse der Werbung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Die Strategie und die Gestaltungselemente der Werbung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Die wichtigsten Werbeformen im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Kinder und Werbung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Kinder als Konsumenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Die Entwicklung des ökonomischen Bewusstseins bei Kindern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Die Werbung in der kindlichen Wahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Die Markenwahrnehmung bei Kindern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Zum Nachschlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Kleines Werbelexikon. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Medienpädagogische Materialien für die Grundschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Medien- und Werbekompetenz in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Medien- und Werbekompetenz in der Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Hilfreiche Links für Lehrer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Literatur und Bildquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
Seite 6 | Information | Was ist Werbung ? Was ist Werbung? Begriffsbestimmung „Werbung“ Die Bezeichnung „Werbung“ hat in Deutschland einen chern auf Waren und Dienstleistungen zu lenken, mit dem begrifflichen Vorläufer: Um 1870 wurden alle Mittel und Ziel, diese bekannt zu machen und zu verkaufen. 6 Darüber Handlungen, die die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte hinaus hat Werbung die Aufgabe, die Marktposition des Ware oder eine Idee lenken, zunächst unter dem Begriff Anbieters (weiter) auszubauen und diese gegen Wettbe- „Reklame“ zusammengefasst. 2 „Reklame“ leitet sich vom werber zu verteidigen. Neben der Werbung gibt es weitere lateinischen Wort „reclamare“ ab und bedeutet übersetzt Kommunikations- und Marketinginstrumente, die zum so viel wie „ausrufen“. Der Begriff geht auf die Markt- Teil untereinander oder mit der Werbung vernetzt sind: schreier des Mittelalters zurück. 3 Die Verkaufsförderung, die Öffentlichkeitsarbeit und die persönliche Beratung einer Unternehmung. 7 Erst Jahrzehnte später – um 1930 – setzte sich der Begriff „Werbung“ durch. 4 Das Wort entstammt dem altdeutschen Die ideelle Werbung lenkt die Aufmerksamkeit der Bürger Wort „hwerban“, was so viel bedeutet wie „sich bemühen“ auf bestimmte gesellschaftliche, kulturelle oder soziale oder „sich umtun“. 5 Anliegen. Werbung politischer, weltanschaulicher oder religiöser Art ist allerdings in Deutschland nicht erlaubt. Da Werbemaßnahmen heutzutage nicht nur auf den Niemand darf in die Lage versetzt werden, durch Einsatz Absatz von Produkten ausgerichtet sind, unterschei- von Geld die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Ausge- det man zwischen der klassischen Wirtschaftswerbung nommen sind Spendenaufrufe, soziale Appelle und Spots (kommerzielle Werbung) und der so genannten ideellen im zeitlichen Zusammenhang mit Wahlen. 8 Werbung (nichtkommerzielle Werbung). Der Begriff „Wirtschaftswerbung“ umschreibt dabei zielgerichtete Kommunikationsmittel, die angewendet werden, um die Aufmerksamkeit von potenziellen Verbrau-
Seite 7 Die Geschichte der Werbung Bereits in der Antike gab es Vorläufer von Werbung in Form von bemalten Tafeln. Im Mittelalter priesen die Markt- schreier ihre Waren an und warben so für ihre Produkte. Mit der Entwicklung des Buchdrucks eröffneten sich neue Werbemöglichkeiten. Es wurden erste Handzettel gedruckt und angeschlagen, um Informationen in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Anzeigen in Zeitschriften und Plakate an öffentlichen Plätzen tauchten bereits im 15. Jahrhun- dert erstmals auf. Im Zuge der Industrialisierung gewann Werbung an Bedeutung, da die Konkurrenz zwischen den Unternehmen zunahm. 9 Bereits um das Jahr 1770 soll es in Frankreich ein erstes Fachblatt für Werbung gegeben haben. 10 Seit dem 19. Jahrhundert erobert Werbung den öffent- lichen Raum und ist in Form von Blechplakaten, Schau- fensterbildern und Litfaßsäulen präsent. Mit dem Einzug der elektrischen Energie wird auch die Lichtreklame in Städten zu einem beliebten Werbeinstrument. Später entwickelt sich eine Sonderwerbeform: die Luftwerbung. Man präsentiert Werbebotschaften auf Heißluftballons oder lässt Flugzeuge mit weißem Rauch Botschaften in den Himmel schreiben. Jede neue Form der Werbung zieht die Aufmerksamkeit der Konsumenten auf sich und ist so von großer Relevanz für die Werbetreibenden. 11 In Deutschland entwickelt sich im frühen 20. Jahrhundert die Form des Werbefilms: Zunächst tonlos in Kinosälen, gewinnt der Werbefilm später im Fernsehen an Bedeutung. Während des Zweiten Weltkrieges dient Werbung ideolo- gischen Propagandazwecken und wird zum großen Teil verboten oder zensiert. Erst nach Kriegsende kann sich in Deutschland eine moderne Werbebranche entwickeln. Während zuerst die reinen Produktvorteile beworben wer- den, geht man später dazu über, Marken zu etablieren. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, werden den Marken Eigenschaften zugeschrieben, die keine eigentlichen Produkteigenschaften sind. Zum Beispiel erklärt man, eine Marke sei besonders „beliebt“, oder bezeichnet ein Produkt als „jung und frisch“, um ein bestimmtes Marken image zu kreieren. 12 Zunehmend wird Werbung und ihre Wirkung erforscht: Ausgehend von der Bestimmung einer Zielgruppe will man die Werbung möglichst effizient gestalten. In den 1960er Jahren werden erstmals die Jugendlichen als kaufkräftige Konsumentengruppe entdeckt. In den 1970er Jahren kommt in der Öffentlichkeit Kritik an Werbung auf. Man wirft den Werbetreibenden vor, die Konsumenten zu mani- pulieren und zu verführen. Es folgen erste Werbeverbote für die Tabakindustrie. 1972 wird der Deutsche Werberat als Aufsichtsorgan der Werbebranche gegründet. Die Diskussion über Werbevorschriften und -verbote hält bis heute an. Die letzten Jahrzehnte der Werbegeschichte sind dadurch geprägt, dass Werbung zunehmend ästheti- scher wird und auch als Kunstform erscheinen kann. 13
Seite 8 | Information | Was ist Werbung? Die Werbebestimmungen in Deutschland Werbung ist in Deutschland für alle Bereiche und Werbe- ➔➔ Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) träger (Fernsehen, Hörfunk, Kino, Internet, Printmedien, verbietet Wettbewerbshandlungen, mit denen die Ent- Außenwerbung etc.) durch eine Vielzahl von Gesetzen und scheidungsfreiheit der Umworbenen durch Ausübung Verordnungen detailliert geregelt. Ein besonders strenger von Druck oder sonstigem unangemessenen, unsachli- Maßstab wird bei der Gestaltung und Durchführung von chen Einfluss beeinträchtigt wird. Kinder und Jugend- Werbemaßnahmen in Bezug auf Kinder und Jugendliche liche werden besonders geschützt: Werbung darf deren angelegt. Dies gilt im Speziellen für die Werbung in elek- geschäftliche Unerfahrenheit und Leichtgläubigkeit tronischen Informations- und Kommunikationsmedien nicht ausnutzen. 14 (Fernsehen, Hörfunk, Internet etc.). ➔➔ Irreführende Werbeangaben sind unlauter, ebenso ist Wichtige Bestimmungen für diesen Bereich finden sich unwahre Werbung verboten. Außerdem darf an Kinder im Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), im kein unmittelbarer Kaufappell gerichtet werden. Sie Rundfunkstaatsvertrag (RVStV), im Jugendmedienschutz- dürfen auch nicht unmittelbar aufgefordert werden, Staatsvertrag (JMStV) sowie in den selbstdisziplinären ihre Eltern oder Dritte zum Kauf der beworbenen Waren Verhaltensregeln des Deutschen Werberats. oder Dienstleistungen zu bewegen. 15 Angesichts der Fülle von rechtlichen Vorgaben für werbende ➔➔ Werbemaßnahmen müssen als solche erkennbar sein. Unternehmen und Medien – insbesondere zum Schutz von Schleichwerbung ist verboten. Dem allgemeinen wett- Kindern und Jugendlichen – weisen wir hier nur zusammen- bewerbsrechtlichen Trennungsgebot entspricht der fassend auf die wichtigsten Regelungen hin: Rundfunkstaatsvertrag (RStV), wonach Werbung und Teleshopping im Rundfunk als solche leicht erkennbar und vom redaktionellen Inhalt unterscheidbar sein müssen. 16 Um insbesondere kleineren Kindern deut- lich zu machen, wann es sich um Werbung handelt, kennzeichnen die im Verband Privater Rundfunk und Telemedien e. V. (VPRT) zusammengeschlossenen privaten Fernsehanbieter in Absprache mit den Lan- desmedienanstalten zusätzlich ihre Werbeblöcke im Umfeld von Kinderprogrammen am Anfang und am Ende durch einen audiovisuellen Trenner. ➔➔ Außerdem dürfen in der Rundfunkwerbung und im Teleshopping keine Techniken der unterschwelligen Beeinflussung eingesetzt werden. Auch beim Einsatz neuer Werbetechniken müssen Werbung und Teleshop- ping dem Medium angemessen durch optische oder akustische Mittel oder räumlich eindeutig von anderen Sendungsteilen abgesetzt sein. Dies gilt im Wesent- lichen auch für Telemedien sowie für audiovisuelle Mediendienste auf Abruf oder Bewegtbildangebote wie etwa im Internet. 17 ➔➔ Das Telemediengesetz legt fest, dass kommerzielle Kommunikation in Telemedien, insbesondere im Inter- net, vom Nutzer ohne größere Anstrengungen klar als solche zu erkennen sein muss. 18 Richtet sich die kom-
Seite 9 merzielle Kommunikation an eine besonders verletz- Die Einhaltung der Regelungen beim privaten Hörfunk liche Gruppe in der Bevölkerung, etwa Kinder, so sind und Fernsehen wird von den Landesmedienanstalten der diese als Maßstab heranzuziehen. Ist der werbende Länder überprüft. Beim öffentlich-rechtlichen Radio und Charakter aufgrund der Gestaltung der kommerziellen Fernsehen sind die Rundfunkräte zuständig. Kommunikation nicht erkennbar, muss der Dienstan- Über den Bereich staatlicher Rechtsetzung hinaus bieter eine geeignete Kennzeichnung hinzufügen. übernehmen werbende Firmen, Medien und Agenturen ➔➔ Der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag für Rund- aktiv Verantwortung für ein geordnetes Werbeverhalten: funk und Telemedien (JMStV) bestimmt zudem, dass Bürger sollen sich auch dann gegen Inhalte in der Wer- Werbung Kindern und Jugendlichen weder körperli- bung wehren können, wenn die Anzeigen, Spots, Plakate chen noch seelischen Schaden zufügen darf. Sie darf oder andere Formen der kommerziellen Kommunikation nicht das besondere Vertrauen ausnutzen, das Min- (wie Online-Werbung, Sponsoring oder E-Mail-Werbung) derjährige zu Eltern, Lehrern oder anderen Vertrau- rechtlich nicht zu beanstanden sind, aber als kritikwür- enspersonen haben, oder Minderjährige ohne berech- dig empfunden werden. Diese Funktion erfüllt seit 1972 tigten Grund in gefährlichen Situationen zeigen. der Deutsche Werberat mit dem Angebot, in Konflikten Außerdem bestimmt der Staatsvertrag, dass Werbung, zwischen Umworbenen und Unternehmen zu vermitteln, deren Inhalt die Entwicklung von Minderjährigen zu und durch die Erarbeitung freiwilliger Regeln. Die von den einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähi- Mitgliedern des Zentralver- gen Persönlichkeit zu beeinträchtigen droht, getrennt bands der deutschen von Angeboten zu erfolgen hat, die sich an Minderjäh- Werbewirtschaft rige richten. 19 (ZAW) getragene Institution gibt ➔➔ Die gesetzlichen Anforderungen des JMStV werden generelle und durch die Jugendschutzrichtlinien der Landesme- spezielle Ver- dienanstalten konkretisiert – in Abstimmung mit ARD, haltensnor- ZDF und der Kommission für Jugendmedienschutz. men für die ➔➔ Weiterhin ist geregelt, dass Kindersendungen im Werbung der Fernsehen und im Hörfunk nicht durch Werbung unter- Unternehmen brochen werden dürfen. Werbung kann nur vor Beginn vor. 22 einer Kindersendung oder im Anschluss gezeigt wer- den. Zudem ist in Kindersendungen das Zeigen von Sponsorenlogos untersagt. 20 ➔➔ Generell sind im Rundfunk zeitliche Einschränkungen bezüglich der Werbedauer sowie weitere detaillierte Regelungen für die Werbung zu beachten. Dabei gilt, dass die privaten Rundfunkanbieter mehr Werbung als die öffentlich-rechtlichen Anbieter ausstrahlen dür- fen. Dies ist notwendig, da die privaten Anbieter sich im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen Rundfunk- veranstaltern nicht durch Gebühren, sondern durch Werbeeinnahmen finanzieren müssen. Für private und öffentlich-rechtliche Anbieter gleichermaßen gilt, dass der Anteil der Sendezeit für Werbespots innerhalb einer Stunde zwölf Minuten nicht überschreiten darf. 21
Seite 10 | Information | Was ist Werbung? Weiterführende Informationen und Aufsichtsorgane Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien Die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia- Diensteanbieter e. V. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BpjM) ist für die Indizierung jugendgefährdender Medien Die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter zuständig. Die Indizierung kann auf Antrag von Jugend- e. V. (FSM) ist die anerkannte Selbstkontrolleinrichtung behörden und der Kommission für Jugendmedienschutz für den Bereich Telemedien. Der Verein engagiert sich in oder auf Anregung von anderen Behörden oder Trägern erster Linie für den Jugendmedienschutz, insbesondere der freien Jugendhilfe erfolgen. Indizierte Medien werden die Bekämpfung illegaler, jugendgefährdender und ent- in die Liste der jugendgefährdenden Medien eingetragen wicklungsbeeinträchtigender Inhalte in Online-Medien. und unterliegen damit Verbreitungs- und Werbebeschrän- Dazu betreibt die FSM eine Beschwerdestelle, an die sich kungen. Indizierte Medien dürfen nur noch Erwachsenen Bürger kostenfrei wenden können, um jugendgefährdende zugänglich gemacht werden. Online-Inhalte zu melden. Die umfangreiche Aufklärungs www.bundespruefstelle.de arbeit und Medienkompetenzförderung von Kindern gehört zu den weiteren Aufgaben der FSM. Unter dem Dach der FSM sind neben der Selbstkontrolle Mobilfunk auch Der Deutsche Werberat die Selbstkontrolle der Suchmaschinenanbieter sowie die Die Hauptaufgabe des Deutschen Werberats liegt in der Selbstkontrolle der Chatanbieter angesiedelt. www.fsm.de Behandlung von Beschwerden über Inhalte und Formen von Werbung. In dieser Funktion ist er Schnittstelle zwi- schen Verbraucher und Unternehmen. Zudem erarbeitet er Die Kommission für Jugendmedienschutz der freiwillige Verhaltensregeln, beispielsweise im Bezug auf Landesmedienanstalten Kinder, Diskriminierung oder Alkohol. Dem Deutschen Wer- berat gehören alle Organisationen der werbenden Firmen, Mit Inkrafttreten des Jugendmedienschutz-Staatsver Medien, Agenturen, Werbeberufe und Forschung an, die trages (JMStV) am 1. April 2003 wurde die Kommission vom Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) für Jugendmedienschutz (KJM) als Aufsichtsorgan über vertreten werden. das private Rundfunk-, Fernseh- und Internetangebot www.werberat.de gegründet. Die KJM beurteilt und prüft Inhalte auf Verstöße gegen den JMStV. Liegt eine Beanstandung vor, kann die KJM Sanktionen gegen den Anbieter einleiten. Die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen e. V. Für die Inhalte öffentlich-rechtlicher Angebote sind die Die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen e. V. (FSF) ist Rundfunkräte der entsprechenden Anstalt zuständig. www.kjm-online.de die anerkannte Selbstkontrolleinrichtung der privaten Fernsehanbieter. Kern ihrer Arbeit ist die Prüfung von Sen- dungen unter Jugendschutzgesichtspunkten vor der Aus- Die Landesmedienanstalten strahlung. Darüber hinaus fördert sie den wissenschaft- lichen Diskurs über Medienwirkungen und erstellt neben Die vierzehn Landesmedienanstalten in Deutschland inhaltlichen Fachpublikationen zahlreiche Materialien für sind für die Zulassung und Aufsicht, den Aufbau und die die schulische und außerschulische Bildungsarbeit. Fortentwicklung des privaten Hörfunks und Fernsehens www.fsf.de in Deutschland zuständig. Private Rundfunkveranstal- ter gibt es seit Mitte der 1980er Jahre. Die Weichen für das Duale Rundfunksystem, das Nebeneinander von öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk, wurden im Rundfunkstaatsvertrag von 1987 gestellt. Seitdem sind die Bestimmungen des Rundfunkstaatsvertrages vielfach angepasst worden. Rundfunk – öffentlich-rechtlich wie privat – ist laut Grundgesetz Ländersache. Daher werden Organisation und gesellschaftliche Kontrolle des privaten Rundfunks durch Landesmediengesetze geregelt. Privates Radio und privates Fernsehen unterliegen damit gesetzlich vorge- schriebenen Programmanforderungen, deren Umsetzung die unabhängigen Landesmedienanstalten überwachen. Auch für Telemedien – insbesondere für das Internet – existieren Anforderungen, etwa im Bereich des Jugend- medienschutzes, deren Einhaltung die Landesmedien anstalten zu prüfen haben. www.die-medienanstalten.de
Information | Wie wird Werbung gemacht? Seite 11 Überschrift Wie wird Werbung gemacht? Die Produktionsprozesse der Werbung Für eine Kampagne in der klassischen Werbung beauf- ➔➔ Der Art Director ist zumeist ein erfahrener Grafiker, der tragt ein Werbung treibendes Unternehmen in der Regel das Gesamtprojekt in leitender Funktion verantwortet. eine Werbeagentur. Die Agentur erhält ein Briefing über Er kommuniziert mit dem Kunden und begleitet bei- Voraussetzungen, Botschaften, Ziele und Zielgruppen spielsweise Foto-Shootings oder Filmdrehs. 24 sowie Zeitraum der Kampagne. Ein Ziel kann sein, ein ➔➔ Die Mediaagentur ermittelt die passenden Werbeträ- neues Produkt auf dem Markt einzuführen. In Abhängig- ger für die Werbebotschaft. Sie vergleicht die Kosten keit vom vorhandenen Budget wird eine Werbestrategie der unterschiedlichen Werbeträger, wie Fernsehen, entwickelt und mit dem Kunden abgestimmt. Für die Radio oder Zeitschriften, empfiehlt Platzierung, Häu- einzelnen Arbeitsschritte machen sich dann spezialisierte figkeit und Dauer des Einsatzes von Werbemitteln und Fachkräfte der Werbeagentur an die Arbeit: 23 nimmt die Buchung vor. 25 ➔➔ Der Grafiker setzt die in der Werbestrategie formu- Der Erfolg einer Werbekampagne ist abhängig von der lierte Werbebotschaft in Bilder und Motive um und ent- sinnvollen Platzierung und effektiven Verbreitung der wickelt Layouts für die Werbekampagne, zum Beispiel Werbung. Bei der kommerziellen Werbung kann der Erfolg für Anzeigen, Prospekte und Plakate. an steigenden Absatzzahlen gemessen werden. Im Falle ➔➔ Der Texter arbeitet mit dem Grafiker zusammen und ent- von ideeller Werbung sind Zugewinn von sozialem Prestige wirft die Slogans und Texte. Er ist auch für die Erarbei- oder Spendengeldern eine Messgröße. Eine ausführliche tung von Storyboards für Fernsehspots zuständig. Analyse und Marktforschung gibt Aufschluss über den Gesamterfolg einer Kampagne. 26 ➔➔ Die Produktion ist für die druck- und verarbeitungs- technische Umsetzung der Werbemittel verantwortlich.
Seite 12 | Information | Wie wird Werbung gemacht? Die Strategie und die Gestaltungselemente der Werbung Die Strategie Die Gestaltungselemente Eine Werbekampagne basiert auf werbestrategischen Wesentliche Gestaltungsmittel sind Text – und damit ver- Überlegungen. Der Strategie – auch Copy Strategie bunden die Schrifttype – sowie Bild, Farbe und Ton. Diese genannt – liegen vier wesentliche Aspekte zugrunde: werden entweder einzeln verwendet oder miteinander kombiniert. 28 ➔➔ Das Nutzenversprechen (Benefit) teilt dem Verbrau- cher mit, warum er das Produkt kaufen und es Konkur- Der Text renzprodukten vorziehen soll. Der Text informiert, definiert oder vermittelt abstrakte ➔➔ Der Reason Why begründet das Nutzenversprechen, Merkmale des beworbenen Produkts, wie zum Beispiel indem er eine oder mehrere Produkteigenschaften Qualität oder Tradition. Er stellt Zusammenhänge her und herausstellt. trägt zur Schlüssigkeit der Werbebotschaft bei. Slogans ➔➔ Die Zielgruppendefinition besagt, wer mit der Wer- ermöglichen es, Produkteigenschaften in Form von bung angesprochen werden soll. kurzen Aussagen oder Merksprüchen, die im Gedächtnis haften bleiben, einprägsam zu verpacken. In der Regel ➔➔ Die Tonalität beschreibt, auf welche Art die Zielgrup- wird in der Werbung Alltagssprache verwendet, häufig penansprache erfolgt. Sie wird in der Regel durch kommen auch Wortspiele oder grammatische Verstöße Adjektive definiert. 27 („… da werden Sie geholfen!“) zum Einsatz, um die Damit die Copy Strategie aufgeht, müssen alle vier Aspekte Aufmerksamkeit zu erhöhen. Nicht selten gehen Rede- aufeinander abgestimmt und durch die Verwendung von wendungen aus der Werbesprache in den allgemeinen passenden Gestaltungselementen sinnvoll umgesetzt Sprachgebrauch ein. 29 werden.
Seite 13 Die Schrifttype Die ausgewählte Schrifttype weckt Assoziationen, wie „modern“, „altmodisch“ oder „stilvoll“. Der Schrifttyp kann den emotionalen Eindruck unterstützen. Genauso wie das Bildmotiv trägt er beträchtlich zur Unverwechsel- barkeit der Werbebotschaft bei. 30 Das Bild Die emotionale Ansprache der Zielpersonen geschieht üblicherweise durch Bildmotive. Bilder sind besonders einprägsam und bleiben auch dem passiven Zuschauer Der Ton im Gedächtnis. Bilder in der Werbung – ob statisch oder Vor allem Radiowerbung arbeitet mit dem Gestaltungs- bewegt – arbeiten deshalb häufig mit Metaphern, die mittel Ton. Die wichtigsten Tonelemente sind die Stimme, einen optischen Reiz beim Betrachter auslösen können. 31 Musik und Geräusche, auch Soundeffekte genannt. Wäh- rend die Stimme ein akustisches Bild vom Sprecher (zum Die Farbe Beispiel ein Kind oder eine alte Frau) vermittelt, unter- Auch Farben besitzen eine psychologische Wirkungs- stützen Musik und Soundeffekte die Atmosphäre. 35 kraft. 32 Sie vermitteln Stimmungen und können durch die Assoziationen, die sie hervorrufen, die Aufmerksamkeit steuern und den Wiedererkennungswert unterstützen. Außerdem helfen Farben bei der Kennzeichnung und Identifizierung von Produkten. Beispielsweise werden für kalorienreduzierte Produkte häufig helle Farbtöne verwendet. 33 Farbwirkungen sind abhängig von Kulturkreis und Zeit- geist. Die folgenden Beispiele verdeutlichen mögliche Assoziationen und Wirkungsformen: 34 • steht für Natur und Leben. Die Farbe wirkt beruhigend und harmonisierend. • steht für Sonne und Licht. Die Farbe vermittelt Freundlichkeit und Wärme. • ist eine Warn- und Signalfarbe. Die Farbe steht für Liebe und Leidenschaft. • steht für Glaubwürdigkeit und Dauerhaftigkeit. Die Farbe vermittelt Vertrauen.
Seite 14 | Information | Wie wird Werbung gemacht? Die wichtigsten Werbeformen im Überblick Die Anzeige Die Fernsehwerbung Eine Anzeige besteht in der Regel aus folgenden Gestal- Fernsehwerbung zeichnet sich durch tungselementen: Die Schlagzeile (Headline) ist der bewegte Bilder aus und ist damit Leseanreiz, der in abstrakter Form das Nutzenversprechen in der Lage, den Zuschauer stärker (Benefit) enthält und häufig durch eine Unterüberschrift in die gezeigte Situation hineinzuzie- (Subheadline) ergänzt wird. Durch zielgruppengerechte hen. 40 Der Text in einem Fernsehspot Sprache, Wortspiele oder Verfremdungen versucht man kann geschrieben, gesprochen oder mit der Headline die Aufmerksamkeit des Rezipienten zu gesungen werden. Gesprochener Text kann erlangen. Ein weiterer Blickfang ist das Bildelement (Key dabei aus dem Off (der Sprecher ist nicht zu Visual), das die Headline verbildlicht. Der Fließtext (Body- sehen) oder aus dem On (der Sprecher ist zu copy) benennt und erläutert den Reason Why, der cha- sehen) erfolgen. Da Werbung im Fernsehen und rakteristische Produkteigenschaften herausstellt. Häufig im Radio klassischerweise in Blöcken geschaltet werden Details durch Zwischenüberschriften (Sublines) wird, kommt der individuellen Gestaltung in diesen gegliedert und in möglichst kurzen Sätzen dargestellt. Medien eine besonders wichtige Funktion zu. Für Dabei ist es wichtig, eine der Zielgruppe gemäße Sprache TV-Spots haben sich eigene Formate entwickelt. Dazu zu verwenden. Das Unternehmenslogo und der Slogan gehört der Einsatz von Prominenten (Testimonials), tragen zur Wiedererkennbarkeit einer Anzeige bei. 36 Experten oder Symbolfiguren, seien es reale Menschen oder Comicfiguren. Sie verkörpern das Produktimage Das Plakat und sollen das Produkt emotional aufladen. Nicht selten erzählt ein Werbespot auch eine Geschichte aus dem wah- Plakate gehören zur Gattung der Außenwerbung, die im ren Leben (Slice-of-Life-Story) oder betont den Status- öffentlichen Raum platziert wird. Plakate zeichnen sich wert bestimmter Produkte (Lifestyle-Werbung). 41 durch eine gewisse Größe aus, durch die eine besondere Wirkung beim Betrachter erreicht wird. Man findet Plakate in der Regel an Litfaßsäulen, Plakatanschlagstellen oder Die Internetwerbung als City-Light-Poster (CLP) an beleuchteten Bus- oder Weil immer mehr Menschen das Internet nutzen, wird es Straßenbahnhaltestellen. Die Werbebotschaft konzen als Werbemedium wichtiger. Typische Werbeformen im triert sich beim Plakat im Wesentlichen auf die Bildspra- Internet sind Banner, Pop-up oder Pop-under, die wie che. Durch häufige Plakatierung und originelle Gestaltung Anzeigen auf oder unter verschiedenen Internetseiten kann mit diesem Werbemittel eine relativ große Wirkung erscheinen. 42 erzielt werden. 37 Das Internet ist insgesamt sehr dynamisch und passt sich ständig technischen Neuerungen und Erkenntnissen zur Die Radiowerbung Wirksamkeit von Werbung an, so dass ständig neue Wer- Werbung im Radio arbeitet in der Regel mit den Gestal- beformen entstehen und andere aus der Mode kommen. tungselementen Stimme, Musik und Soundeffekt, wobei Kennzeichnend für Werbebotschaften im Internet ist, dass die Stimme das wichtigste Instrument ist. 38 Sie ist in sie den Nutzer häufig durch direkte Appelle wie „Klicke hier Jingles, Dialogen oder Ankündigungen zu hören und muss für weitere Infos!“ oder indirekte Werbeappelle wie „Hier eine klare Werbebotschaft vermitteln. Eine besondere geht’s zum Gewinnspiel!“ ansprechen und ihn auffordern, Funktion hat die Musik in den so genannten Jingles. Sie selbst tätig zu werden. 43 kann die gewünschte Assoziation zum Produkt herstellen und damit eine Unverkennbarkeit erreichen. Radiower- bung wird in Blöcken geschaltet. Je nach Radiosender ist die Werbung auch zielgruppenspezifisch ausgestaltet. 39
Seite 15 Auf kommerziellen Internetseiten für Kin- der findet sich häufig Werbung, die speziell kindliche Wünsche und Bedürfnisse ansprechen kann. Diese Werbeformen sind nicht immer gleich als kommerzielle Ansprache zu erkennen. Zwar geben Banner und Pop-ups durch entsprechende Vermerke wie „Werbung“ oder „Anzeige“ einen Hinweis. Dies wird von Kindern aber nicht unbedingt wahrgenommen und trifft auch nicht auf alle Werbe formate zu. Exkurs: Die Werbung für einen guten Zweck ➔➔ Hinweis: Auf der Kinderwebseite von Media Smart www.mediasmart.de werden unter der Rubrik Organisationen wie Vereine, Verbände, Genossenschaften „Wissen“ die gängigen Werbeformen im Internet in und Stiftungen betreiben ideelle Werbung. Diese Form interaktiven Erklärungsmodulen anschaulich gemacht. der Werbung wirbt zum einen für die Organisation selbst Zusätzlich finden Sie im Eltern- und Lehrerbereich und zielt zum anderen darauf, das soziale Verhalten der unter der Rubrik „Material“ eine Flash-Anwendung Zielgruppe im Sinne der Organisation zu beeinflussen. 44 zum kostenlosen Download. Mithilfe dieser Anwen- Über eine Werbekampagne vermittelt die Organisation dung können Sie alle Erklärungsmodule und Spiele der Informationen, beispielsweise über ein gesellschaftliches Kinderwebseite auch ohne Internetzugang im Schul- Problem wie den Klimawandel. Sie will das Augenmerk des unterricht verwenden. Rezipienten auf einen bestimmten Gegenstand lenken und seine Einstellung ändern („Klimaschutz ist wichtig!“). Durch Appelle regt sie zum Nachdenken beziehungsweise Umdenken an („Verbrauche weniger Energie!“) und will schließlich zu gesellschaftlich relevanten Veränderungen führen, zum Beispiel zu einem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Darüber hinaus dient nichtkommerzielle Wer- bung der Generierung von Spendengeldern (Fundraising) und anderen Unterstützungsleistungen wie Sachspenden oder ehrenamtlichen Tätigkeiten. Da sich gemeinnützige Organisationen in der Regel über Spenden, Zuschüsse und Mitgliederbeiträge finanzieren, spielen die Kosten eine besondere Rolle. Die Machart der nichtkommerziellen Werbung unterschei- det sich nicht grundsätzlich von der Gestaltung kommer- zieller Werbung. Durch ihr Ziel, eine Einstellungsänderung zu bewirken, hat sie aber besonders oft Appellcharakter oder versucht, Gefühle anzusprechen. Dies können morali- sche, emotionale oder furchtauslösende Appelle sein. Für letztere werden gelegentlich schockierende Informationen oder Bilder, die beispielsweise Kinder in Kriegsregionen zeigen, verwendet. Aufrufe wie „Spenden Sie jetzt!“ appel- lieren an das Gewissen der Zielpersonen. Gefühle werden aber auch durch positiv besetzte Elemente geweckt, etwa durch eine kleine Katze, die Zuneigung weckt, oder durch humorvolle Geschichten, die zum Schmunzeln anregen. 45 Auch Kinder nehmen die Werbung sozialer Organisationen wahr. Wichtig ist für sie dabei, den Werbezweck im Unter- schied zur Produktwerbung unterscheiden zu lernen.
Seite 16 | Information | Kinder und Werbung Kinder und Werbung Kinder als Konsumenten Kinder werden heute als Marktteilnehmer von der Wer- Die Sozialisationsinstanzen und die bung treibenden Wirtschaft ernst genommen. Dies liegt daran, dass sie durch Taschengeld, Geldgeschenke und Rolle der Medien Ersparnisse über eine beachtliche Kaufkraft verfügen. Neben den Eltern, Lehrern und Freunden (peer-group) Die 6- bis 13-Jährigen bekommen durchschnittlich rund stellen auch die Medien in der heutigen Informationsge- 23 Euro Taschengeld im Monat beziehungsweise 276 Euro sellschaft einen wichtigen Sozialisationsfaktor dar. Bei im Jahr, das sie zumeist für Süßigkeiten, Zeitschriften Grundschulkindern ist das Fernsehen immer noch das oder Comics ausgeben. Zusätzlich erhalten sie Geldge- Leitmedium. 47 Je älter die Kinder werden, desto wichtiger schenke in Höhe von 186 Euro pro Jahr und haben ein sind weitere Medien wie das Internet. Derzeit nutzen 57 durchschnittliches Sparguthaben von 654 Euro. 46 Prozent der 6- bis 13-Jährigen das Internet zumindest selten.48 Kinder im Grundschulalter treten aber nicht nur mit ihrem Taschengeld und ihrem Sparguthaben als Konsu- menten auf, sie beeinflussen auch viele Kaufentschei- dungen ihrer Eltern, zum Beispiel beim alltäglichen Einkauf im Supermarkt. In ihrer Rolle als Konsumenten erfahren sie schon früh eine gewisse Autonomie und dürfen im Rahmen der elterlichen Verantwortung eigen- ständige Entscheidungen treffen.
Seite 17 Die Entwicklung des ökonomischen Bewusstseins bei Kindern Das Verständnis von Geld und Konsum Der Umgang mit Taschengeld Das Verständnis von Geld und Konsum bei Grundschülern Der Umgang mit Taschengeld bietet Kindern die Mög- muss unter entwicklungspsychologischen Aspekten lichkeit, ein eigenständiges Konsumbewusstsein zu gesehen werden. Einen Erklärungsansatz liefert das Stu- entwickeln. Sie erfahren den Wert von Dingen und den fenmodell von Jean Piaget. Dabei sollte jedoch berück- Wert des Geldes. Das eigene Taschengeld ermöglicht es sichtigt werden, dass die kognitiven Entwicklungsstufen ihnen auch, den Zusammenhang von Tauschen, Kaufen im Kontext der individuellen und sozialen Gegebenheiten und Verkaufen zu verstehen. Das Taschengeld steht dabei variieren und deshalb bei jedem Kind anders verlaufen. als Realmedium zur Verfügung, um eigene Erfahrungen im Die altersbezogene Einordnung ist insofern lediglich als Umgang mit Geld und Waren zu machen. Es sollte aller- Richtwert zu sehen. dings von den Eltern begrenzt werden: Etwa ab der Ein- schulung ist es sinnvoll, dass Kinder über kleine Mengen Kinder können ab einem Alter von sechs bis acht Jahren an Geld verfügen, mit dem sie erste Konsumerfahrungen verstehen, dass man Geld mit Arbeit verdienen kann. machen. Sie lernen so, mit ihren finanziellen Möglichkei- Allerdings können sie den Wert eines Produkts noch nicht ten zu haushalten und zu wirtschaften. einschätzen. Sie beurteilen den Preis von Gegenständen nach ihren Eigenschaften und Funktionen. Eine Uhr ist Da Kinder das Taschengeld ohne das Erbringen einer aus ihrer Sicht mehr wert als ein Edelstein, weil man auf Gegenleistung erhalten, lernen sie den Zusammenhang ihr die Zeit ablesen kann. Erst später – im Alter von circa zwischen Arbeit und Geldverdienen allerdings dadurch elf Jahren – können Kinder den Preis eines Produkts nach noch nicht kennen. Es ist Aufgabe von Pädagogen und dem dafür eingesetzten Herstellungs- und Arbeitsaufwand Eltern, diese Wissenslücke zu schließen. einschätzen. 49 Kindern muss die Herkunft von Geld erklärt und gezeigt Wirtschaftliche Zusammenhänge, wie etwa das System von werden. Unter Umständen kann es auch sinnvoll sein, dass Angebot und Nachfrage, sind für Kinder im Grundschul Kinder selbst erfahren, wie man Geld verdienen kann – alter nur schwer zu verstehen. Erst ab einem Alter von etwa zum Beispiel durch das Erbringen kleiner Tätigkeiten im zwölf Jahren wird dieser Aspekt in die Bewertung mit ein- Tausch gegen einen Geld- oder Sachwert. 52 bezogen. Auch die Komplexität des wirtschaftlichen Sys- tems mit seinen wechselseitigen Abhängigkeiten können Kinder im Grundschulalter noch nicht durchschauen: Sie wissen zwar, dass der Schuhkäufer ins Schuhgeschäft geht, um sich Schuhe zu kaufen. Sie begreifen aber noch nicht, welche Zusammenhänge zwischen Schuhhersteller, Schuh- geschäft und beispielsweise Schuhwerbung bestehen. 50 Kinder entwickeln erst ab dem Alter von elf bis zwölf Jahren ein Verständnis für Profit: Beispielsweise ist es für sie unklar, ob der Geschäftsinhaber das Geld, das er ein- nimmt, für den Kauf von Waren oder für sein eigenes Leben verwendet. Manche Kinder meinen, dass das Geld für den Kauf von Waren verwendet werden dürfe, es aber moralisch nicht richtig sei, wenn der Geschäftsinhaber das Geld für den eigenen Lebensbedarf verwende. 51 Um ein Verständnis von ökonomischen Zusam- menhängen und Orientierung in diesem System zu entwickeln, sind direkte Konsumerfahrun- gen und insbesondere die Aufklärung durch Eltern und Schule notwendig.
Seite 18 | Information | Kinder und Werbung Die Werbung in der kindlichen Wahrnehmung Kinder mögen Werbung – besonders Fernsehwerbung und damit von den Handlungs- und Erf ahrungsräumen des – weil sie kurzweilig und verständlich ist und oft etwas Kindes mitbestimmt. 54 Neues zeigt. Sie mögen auch die Machart, die Figuren oder Kinder nutzen Medienthemen und Werbebotschaften für eingängige Werbesprüche, die manchmal sogar Eingang in ihre persönlichen Zwecke. Symbolisch besetzte Produkte ihre Alltagskommunikation finden. können für sie diverse Funktionen haben: Sie dienen der Mit Beginn des Grundschulalters können Kinder Werbung Orientierung in der Fülle des Angebots und sind Aus- und Programm im Fernsehen voneinander unterscheiden. drucksmittel einer eigenen Kultur. Kinder verwenden sie Ab einem Alter von sieben Jahren wird ihnen klar, dass zur Abgrenzung von den Eltern oder um die Zugehörig- Werbung etwas verkaufen will. Häufig sehen sie sich selbst keit zu einer Clique zu zeigen. 55 aber noch nicht als Adressaten von Werbebotschaften. Erst mit etwa elf bis zwölf Jahren können sie die Werbeab- sichten auf sich selbst beziehen. 53 Doch nicht alles, was die Medien durch zielgruppenspezifi- sche Werbung verbreiten, erhält die gewünschte Aufmerk- samkeit bei den Adressaten. Nicht jede häufig gesehene Werbung bleibt in Erinnerung, weckt bestimmte Emotio- nen oder erzeugt einen Kaufwunsch. Unabhängige Unter- suchungen zur Medien- und Werbewirkung haben erge- ben, dass die Wahrnehmung und Wirkung von Werbung ein komplexer Prozess ist, der nicht nach einem einfachen Reiz-Reaktionsmodell funktioniert. Werbung wirkt auf jeden Menschen anders. Dabei gibt es Faktoren, die den Wirkungsgrad von Werbung hemmen oder fördern. Solche Faktoren sind der Umgang mit Werbung, Konsum und Bedürfnissen in der Familie, das Alter oder der Bildungs- grad. Die Wirkung von Werbung wird von der Lebenswelt
Seite 19 Die Markenwahrnehmung bei Kindern Schon unter Grundschulkindern haben Markennamen und Solche Erlebniswelten werden durch emotionale Anspra- Logos durch die Werbung eine gewisse Bekanntheit und che in der Werbung geschaffen. Aufgrund ihrer kognitiven Bedeutung. Im Konsumalltag funktionieren Marken als Entwicklung eignen sich Kinder die Welt noch ausnahms- Orientierungshilfen im großen Angebot. Sie bieten vor los über Sinneseindrücke an, deshalb sind die Qualitäts- allem die Möglichkeit, sich mit einem bestimmten Image kriterien eines Produkts zu abstrakt, um Kinder damit zu zu identifizieren. Bei Kindern verläuft die Identifikation überzeugen. Viel relevanter sind die Verpackung oder die mit verschiedenen Marken sehr dynamisch und parallel zu Machart der Werbung. Hier entscheidet sich, ob sich das ihrer Entwicklung. Kinder wollen ihre Entwicklung nach Kind angesprochen fühlt. Durch Schlüsselsignale wie Far- außen hin zeigen und wenden sich in jeder Entwicklungs- ben, Musik, Tempo oder „Markenfiguren“ lässt sich rasch phase neuen Interessen und damit neuen Produkten zu, erkennen, ob ein Produkt oder eine Werbung altersgerecht die den Codes der jeweiligen Entwicklungsstufe entspre- oder dem Geschlecht entsprechend gestaltet ist. 57 chen. Marken können die persönlichen und geschlechts- Eine ansprechende Verpackung kann allerdings nur beim spezifischen Interessen für andere sichtbar machen ersten Kauf eines Produkts ausschlaggebend sein. Auch und stehen dabei stellvertretend für Werte und Einstel- die beste Verpackung nützt nichts, wenn der Inhalt nicht lungen. 56 Wie wichtig der Stellenwert von bestimmten stimmt. 58 Produkten oder Marken für ein Kind ist, hängt jedoch auch von der Einstellung und dem Konsumverhalten der Eltern – als wichtigster Sozialisationsinstanz im Grundschulal- ter – ab. Die Eltern entscheiden, welche Wünsche sie dem Kind erfüllen und welche nicht. Während bekannte Marken in den Augen vieler Erwach- sener für einen bestimmten Qualitätsstandard oder ein bestimmtes Preis-Leistungs-Verhältnis stehen, fühlen sich Kinder besonders durch die mit Marken assoziierten Erlebniswelten angesprochen.
Seite 20 | Information | Zum Nachschlagen Zum Nachschlagen Kleines Werbelexikon A B AIDA-Modell Banner ➔➔ Das AIDA-Modell wurde von E. St. Elmo Lewis 1889 ent- ➔➔ Das Banner ist die häufigste Online-Werbeform. Dabei wickelt. Es ist das älteste und umstrittenste Stufenmo- handelt es sich um eine Grafik, die durch Anklicken dell der Verkaufsplanung. Der Begriff setzt sich aus den auf die Webseite eines anderen Anbieters führt. In der Anfangsbuchstaben der vier Stufen Attention-Interest- Regel ist das eine vom Werbekunden gestaltete Web- Desire-Action zusammen. Das Modell beschreibt einen seite, die zum Beispiel über dessen Dienstleistungs- Prozess, in dem zunächst die Aufmerksamkeit (Atten- und/oder Produktangebot informiert. tion) beim Kunden erregt wird, um anschließend das Interesse (Interest) auf das beworbene Produkt zu len- Benefit ken. Dadurch soll der (Kauf-)Wunsch (Desire) geweckt ➔➔ Der Benefit ist Teilaussage der Werbebotschaft und werden, der letztlich die Kaufhandlung (Action) nach benennt den Produktvorteil sowie das Nutzenverspre- sich ziehen kann. Bis heute entstanden mehrere Vari- chen, das heißt den Grund, weshalb der Verbraucher anten des AIDA-Modells. Das Ursprungsmodell wurde das Produkt kaufen und es anderen Produkten vorzie- kritisiert, weil es nicht alle Werbewirkungsfaktoren hen soll. erschließen kann. Trotzdem wird es wegen seiner ein- fachen schematischen Darstellung weiterhin zitiert. Bodycopy Art Director ➔➔ Ein Bodycopy ist ein Fließtext. Der Fließtext benennt den Reason Why und erläutert ihn. Der Bodycopy wird ➔➔ Ein Art Director ist ein ausgebildeter Grafiker in leiten- häufig durch Zwischenüberschriften (Sublines) geglie- der Funktion. Er gestaltet Motive und Texte für Anzei- dert. gen, Plakate und Werbefilme und arbeitet dabei oft mit einem Texter zusammen. Zudem übernimmt er die Kundenkommunikation und begleitet Foto-Shootings Briefing oder Filmdrehs. ➔➔ In einem Briefing übermittelt ein Produktanbieter der Werbeagentur alle Informationen, die für die Realisie- rung einer Werbekampagne notwendig sind. Das Brie- fing enthält Informationen über das Unternehmen, den Markt, die Konsumenten, bisherige Werbekampa- gnen, das Produkt, die Marketingziele, das Budget und Schlüsselinformationen, die durch die Werbung über- mittelt werden sollen.
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