JGAktuell - Generationen - Junge Gemeinschaft

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JGAktuell - Generationen - Junge Gemeinschaft
JG
Nr. 147 – Januar 2021

                                              Aktuell

                     Mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft
                         Der Familienverband im Bistum Münster

 Aktuelle Themen:
 bildungswerk · in beziehung bleiben · neue spiele

                        Generationen
                           in beziehung

    jg-muenster.de
JGAktuell - Generationen - Junge Gemeinschaft
JG             Aktuell
                                                Mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft

Inhalt                                          Editorial

                                                Generationen genießen – oder was          Generationenwechsel in der Sommer-
                    Editorial                   sich mit der Zeit verändert.              freizeit. Ein Zwillingspaar hat dort
                       Seite 2                                                            ihre gesamten jugendlichen Geburts-
                                                Liebe JGler*innen,                        tage gefeiert und kann sich auch kaum
                                                                                          etwas anderes vorstellen. Aus Kindern
     Kurz                                       als wir 2010 die Neuauflage des „Som-     wurden Erwachsene, die es aber immer
    notiert                                     mercamps“ der JG an neuer Stelle          noch genießen, mit ihren Eltern Zeit zu
                                                konzipierten, war von einem Genera-       verbringen. Und so bekommen auch die
     Seite 2                                    tionencamp die Rede. Wir versuchten       Eltern irgendwann eine andere Rolle
                                                junge Familien mit „gestandenen“ JG-      und müssen sich mit der eigenen Gene-
                                                Mitgliedern von der Idee einer genera-    rationenfrage beschäftigen.
                   Bildungs-                    tionenübergreifenden Sommerfreizeit       Wir sind froh über diesen Verband, der
                     werk                       zu überzeugen. Wir mussten lernen,        es ermöglicht, dass Menschen in allen
                                                dass die Idee von und die Ansprüche an    Lebenslagen in den Blick genommen
                       Seite 3                  einen „Sommerurlaub“ doch ziemlich        werden.
                                                weit auseinandergehen können. Fami-       Wir sind auch ein bisschen stolz auf die
                                                lien mit „mittleren“ Kindern waren die    Verbundenheit unserer „alten“ Mitglie-
                                                häufigsten Interessenten, so dass sich    der und die Tatsache, dass auch junge
                                                ein recht homogenes Bild zeigte. Wir      Familien in der JG eine Heimat finden.
                                                hatten immer Ausnahmen nach oben

Generationen                                    und unten (Alterspanne von 0 Jahren
                                                bis Anfang 60) und konnten auch immer
                                                                                          Auf noch weitere 10 gute Jahre im
                                                                                          Sommercamp und noch 53 weitere

in Beziehung                                    neue Familien ansprechen, aber die
                                                „Mitte“ war durchgängig gut besetzt.
                                                                                          gute Jahre mit dem Verband.

                                                In der Jugend sind 7 Jahre eine Gene-     Euer
   Seite 4 – 28                                 ration, somit hatten wir quasi einen      Stefan Wöstmann

                                                Kurzmitteilungen
Diözesan­
                                                n Diözesanversammlung und Mit-            sollten die coronabedingten Inzidenz-
 verband                                        gliederversammlung 2021                   werte ein reales Treffen nicht möglich
 Seite 30                                       Die Veranstaltung am 05./06. März         machen.
                    Spiele-                     2021 wird nicht wie geplant als Treffen   Bitte informiert euch dazu auch auf un-
                     tipps                      mit Übernachtung im Jugendgästehaus       serer Homepage.
                                                stattfinden. Wir planen eine Präsenz-
                       Seite 32                 veranstaltung in einer Kirche oder ei-    n Jugendherbergsausweis
                                                nem großen Pfarrheim, um die notwen-      Wie in jedem Jahr bieten wir auch 2021

      klimaneutral                              digen Abstimmungen zu den Finanzen,
                                                die Wahlen und eine Satzungsänderung
                                                                                          einen Gruppenausweis für das DJH an,
                                                                                          den ihr kostenlos im Büro leihen könnt.
      natureOffice.com | DE-275-21RH1VN
      gedruckt                                  durchzuführen. Alternativ dazu wäre       Bitte nehmt deswegen mit uns Kontakt
                                                auch eine Videokonferenz denkbar,         auf.
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Bildungswerkangebote in Zeiten von Corona –
Kurse buchen – Online-angebote

Wir haben das Jahr 2021 zwar „nor-        und nicht wissen, wie sich das ändern      Daher würden wir uns freuen, wenn
mal“ geplant, wissen nun aber, dass       kann.                                      ihr an alternativen Formen den-
nichts normal ist. Daher möchten                                                     ken könntet. Wir haben im letzten
wir euch erläutern, was an unseren        Damit wir trotzdem planen können, mel-     dreiviertel Jahr gute Erfahrungen mit
Kursen besonders bleibt und welche        det euch für die Kurse an. Ausfall-        Videomeetings gemacht, in denen man
Gedanken wir uns zu anderen Themen        gebühren werden Euch 2021 nicht            neben inhaltlichen Impulsen auch einen
gemacht haben.                            entstehen. Diesen Passus aus den AGB       Austausch über die Themen hinbekom-
                                          lassen wir ruhen, damit die Schwelle,      men kann. Das Bildungswerk der JG
Wir versuchen, alle Kurse unter den       sich anzumelden gesenkt wird. Es ent-      verfügt über eine Zoom-Lizenz, die
jeweils gegebenen Bedingungen statt-      steht euch kein Nachteil. Die zuständi-    ihr gerne anfragen könnt. Wir wer-
finden zu lassen. Das kann bedeuten,      gen Referent*innen werden mit den          den eure Termine dann einsetzen und
dass wir räumlich sehr eingeschränkt      Teilnehmenden Kontakt aufnehmen und        euch die Zugangsdaten dafür schi-
arbeiten können, ggf. in mehreren klei-   das weitere Vorgehen besprechen.           cken. Das könnt ihr gestützt durch
nen Gruppen und dass Begegnung nur                                                   Referent*innen der JG als auch allein
in den jeweils erlaubten Gruppen mög-     Für unsere Themenabende wollen             organisieren. Die Datenschutzeinstel-
lich ist. Außerdem müssen wir immer       wir an dieser Stelle ausdrücklich wer-     lungen sind so gewählt, dass auch
sehr kurzfristig schauen, wie sich die    ben. Sind Pfarrheime groß genug, um        nach der der DSGVO einem Online-
Bedingungen ändern, da ggf. durch die     die geltenden Hygienebestimmungen          Video-Gesprächsabend nichts im
lokale Zuordnung eine Absage getä-        einhalten zu können, dann prüft bitte,     Wege steht.
tigt werden muss.                         ob etwas vor Ort angeboten werden
                                          kann. Aber auch hier gilt eindeutig,
Wir „fahren auf Sicht“! Bitte habt Ver-   dass die Angebote nicht stattfinden        Meldet euch dafür bei den
ständnis, dass wir nur nach den           sollten, wenn ihr ein schlechtes Gefühl    Referent*innen eures Vertrauens.
jeweiligen Maßgaben planen können         dabei habt.

                                                                                nachruf
                                                                Von 1980 an bei der CAJ und JG als Bildungsreferent tätig,
                                                                entschied sich Reinhard Feuersträter für den Beruf des stän-
                                                                digen Diakons, den er ab 1988 durch die Weihe von Bischof
                                                                 Lettmann ausgeübt hat. Nach der Leitung eines Altenzent-
                                                                rums in Nordwalde übernahm er 2010 in Halle die Aufgabe
                                                                 der Krankenhausseelsorge, die er bis zum Zeitpunkt seines
                                                                          Ruhestandes im Oktober 2020 ausfüllte.
                                                                      Die Trauerfeier war am 09. Januar 2020 in Halle.
      Reinhard Feuersträter                                          Wir danken dem Weggefährten und gedenken dem
       * 4. März 1953 † 19. Dezember 2020                                         Verstorbenen im Gebet.
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                                           mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft

Das miteinander von Kindern,
In unserer heutigen Gesellschaft           Aus Kindern werden Eltern – aus         lich zu fühlen. Sie sind (nur) für die
haben sich familiäre Beziehungen           Eltern Großeltern                       Betreuung zuständig, die Erzieher
von Zweckgemeinschaften weg ent-           Mit der Geburt des ersten Kindes        der Kinder sind die Eltern. Gerade
wickelt. Die emotionale Beziehung,         wird das bisherige Eltern-Kind-Sys-     in dieser Phase ist es wichtig, dass
welche von Liebe, Zuneigung und            tem gefordert und gerät in Bewe-        beide Seiten wertschätzend, ehrlich
Kontakt auf Augenhöhe geprägt ist,         gung:                                   und klar ihre Wünsche, Bedürfnisse
gewinnt an Bedeutung und bestimmt          • Für die Großeltern bedeutet es        und Vorstellungen äußern und nicht
auch das Miteinander der Generati-           den Aufstieg in die nächste Gene-     alte und konflikthafte Geschichten
onen.                                        ration.                               aufwärmen. Die älteste Generation
Unser gesamtes Leben bewegt sich           • Die Kinder werden zu Eltern und       muss ihren Kindern die Möglichkeit
von Beginn unserer Geburt an zwi-            damit erwachsen, gleichzeitig blei-   geben, erwachsen und eigenverant-
schen den Polen von Verbundenheit            ben sie Sohn oder Tochter ihrer       wortlich für ihr zukünftiges Leben
und Autonomie. Während das Kind              Eltern.                               und das ihrer Kinder zu entscheiden.
im Laufe seines Lebens selbständi-         • Oft rücken die Familien wieder        Wenn dies immer wieder gut ausgelo-
ger wird und nach und nach lernen            näher zusammen, die Ursprungs-        tet wird, so kann die Beziehung für alle
muss, autonom und eigenständig               familie bekommt wieder eine grö-      drei Generationen bereichernd, unter-
sein Leben zu gestalten, gleichzei-          ßere Bedeutung.                       stützend und lebensfördern sein.
tig aber in Verbundenheit mit seinen                                               Für Großeltern bietet sich die Mög-
Eltern zu bleiben, ist ein ähnlicher       Probleme können entstehen, wenn         lichkeit, das Aufwachsen eines Kin-
Prozess in umgekehrter Richtung            die Kinder sich weiter stark um Aner-   des noch einmal mit einer gewissen
bei den Eltern notwendig – das Kind        kennung ihrer Eltern bemühen und        Ruhe und Gelassenheit zu erleben:
muss immer stärker losgelassen             es ihnen schwerfällt, ihren Eltern      Das Wunder, wie ein kleiner hilfloser
werden, damit es sich zu einem selb-       (den jetzigen Großeltern) freund-       Mensch zu einem selbstbestimmten
ständigen und autonomen Menschen           lich Grenzen aufzuzeigen und ihnen      Menschen heranwächst, ohne alltäg-
entwickeln kann. Trotzdem gilt es,         ihre eigenen Bedürfnisse, sowie         liche Erziehungsprobleme, schlaf-
die Verbundenheit zu halten. Die-          ihre Wert- und Erziehungsvorstel-       lose Nächte, oder Zeit- und Termin-
ser Ablösungsprozess ist nur durch         lungvorstellungen zu vermitteln. Das    druck.
Wertschätzung und Zuneigung bei-           Problem auf der Seite der Großeltern
der Seiten konstruktiv lösbar.             ist, sich weiter zu stark verantwort-   Das Miteinander von Großeltern und
                                                                                   Enkelkindern
                                                                                   Das direkte Zusammenleben von drei
                                                                                   oder auch vier Generationen ist in
                                                                                   unserer heutigen Gesellschaft kaum
                                                                                   vorzufinden. Bedingt durch berufli-
                                                                                   che Flexibilität der Eltern wie auch
                                                                                   der guten Gesundheit der Großel-
                                                                                   tern und ihrer hohen Lebenserwar-
                                                                                   tung gibt es häufig die multilokale
                                                                                   Mehrgenerationenfamilie,       durch
                                                                                   Trennungen und neue Partnerschaf-
                                                                                   ten auch mit mehreren Großvä-
                                                                                   tern oder Großmüttern. Auch wenn
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Eltern und GroSSeltern
räumliche Nähe nicht immer gegeben       Wissen oder anderen Fähigkeiten an       weniger Abhängigkeit geprägt ist,
ist, so spielen Großeltern für junge     die kommende Generation ein und          scheint sie auch weniger konfliktbe-
Familien eine wesentliche Rolle.         beschränkt sich nicht nur auf den        haftet zu sein. Enkelkinder können
Einerseits leisten sie einen starken     rein biologischen Prozess.               ihren Großeltern mehr und mehr die
finanziellen Transfer (an Enkel und                                               aktuelle Welt erklären und sie mit
eigene Kinder), andererseits inves-      Die Beziehung zwischen Heran-            „hineinnehmen“ in technische Neue-
tieren sie Zeit in die Betreuung ihrer   wachsenden und ihren alternden           rungen. Auf der anderen Seite wer-
Enkelkinder, da meist beide Eltern-      Großeltern                               den Lebenswissen und Weisheiten
teile zumindest teilweise berufstätig    Die Beziehung zwischen Großeltern        sowie Werte und Haltungen weiter-
sind. Aufgrund der späten Eltern-        und Enkeln entwickelt und verän-         gegeben, die dazu beitragen, sich in
schaft wie auch der vermehrten           dert sich im Laufe der Jahre und         der aktuellen Welt zurecht zu finden.
Kinderlosigkeit ist aber Großeltern-     mit dem Alter. Anfänglich ist das        So vollzieht sich mit der Zeit ein Rol-
schaft keine Selbstverständlichkeit      Kind klein und hilfsbedürftig, wäh-      lenwechsel: Die Eltern der ersten
mehr. In der Shell-Jugendstudie von      rend seine Großeltern meist noch         Generation können altersbedingt
2018 „Generationenübergreifende          gut bei Kräften sind. Vieles läuft auf   nicht mehr Sorge und Verantwor-
Zeitverwendung: Großeltern, Eltern,      der spielerischen Ebene ab und die       tung für ihre Kinder tragen, sondern
Enkel“ finden sich zu diesem Themen-     Großeltern fungieren als Betreuer        sehen sich damit konfrontiert, selbst
komplex interessante Erkenntnisse:       und entlasten so die jungen Familien.    von ihren erwachsenen Kindern ver-
https://t1p.de/shellstudie2018           Die Enkelkinder erweitern durch den      sorgt werden zu müssen. Diesen
                                         Kontakt ihren Horizont und erfah-        Wechsel der Rolle schaffen viele alte
                                         ren sich in die Geschichte eingebet-     Eltern nicht oder nur mühsam, weil
                                         tet durch Erzählungen von früher.        dieser Prozess des Wandels häu-
                                         Mit zunehmendem Alter ergibt sich        fig noch erschwert wird durch alte
                                         die Möglichkeit für die Enkelkinder,     Verwundungen und Verletztheiten
                                         eigenständig Kontakt aufzuneh-           aus der Eltern-Kind-Beziehung. Hier
                                         men und ihn auch zu pflegen. In der      nun können Enkelkinder manch-
                                         Pubertät können Großeltern eine Art      mal hilfreiche Vermittler und „Brü-
                                         Puffer einnehmen. Um eigenständige       ckenbauer“ sein, da die Biographie
                                         Menschen zu werden, müssen ihre          von Großeltern und Enkeln weniger
                                         Enkelkinder sich deutlich von ihren      durch Konflikte und Rollenkämpfe
      Zur Shell-Studie 2018              Eltern abgrenzen, es ist eine emoti-     geprägt ist.
                                         onal sehr aufgeladene Zeit. In dieser
Die Großelternschaft ist der sicht-      Lage tut es Enkeln gut, Großeltern zu    Wenn es gelingt, dass alle Genera-
bare Beweis der familialen Kontinu-      haben, die sie bindungslos akzeptie-     tionen eine Offenheit mitbringen,
ität und des persönlichen Weiterle-      ren, eine gewisse Ruhe ausstrahlen       aufeinander zu hören und eine Auf-
bens der Nachkommen, das Ausüben         und Abstand zum Alltagsgesche-           geschlossenheit für Neuerungen
von Generativität. Dies ist eine der     hen haben. So werden sie auch als        zeigen, dann können alle voneinan-
wichtigsten Entwicklungsaufgaben         Ratgeber geschätzt, wenn sie nicht       der profitieren und sich bereichern.
im Erwachsenenalter. Wir sehen,          mehr als Kinder behandelt wer-           Davon wollen wir in diesem Heft
dass das Leben über den Tod hin-         den, sondern als Gesprächspartner        berichten.
aus weitergeht. Dies schließt aber       auf Augenhöhe. Dadurch, dass die
auch die Weitergabe von Werten,          Großeltern-Enkelkind-Beziehung von       Sabine Düro
JGAktuell - Generationen - Junge Gemeinschaft
JG            Aktuell
                                                mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft

                                                Generationenarbeit
                                                          in der JG
Die verschiedenen Lebensalter des               In unserem Verband begegnen sich       Bei Familienkreiswochenenden sind
Menschen                                        in den Familienkreisen zwei Gene-      sowohl Kinder wie auch Eltern unsere
Seit vielen Jahrhunderten machen                rationen – bei Familienkreistreffen    Zielgruppe. Für uns als Referenten
sich Menschen Gedanken darüber, wie             die Eltern mit ihren Kindern. Das      gilt daher, für beide Generationen ein
und in welche Lebensphasen man das              Bedürfnis der Eltern als Familie       attraktives Programm zu entwickeln.
Leben eines Menschen einteilen kann.            gemeinsam mit anderen Familien         Dies geschieht in enger Zusammen-
Vertraut man dem Deutschen Statis-              Zeit zu verbringen hat gerade in den   arbeit mit den Kinderbetreuer*innen.
tischen Bundesamt (www.destatis.                letzten Jahren bei den Neugründun-     Diese sind meist Jugendliche zwi-
de) haben Männer zurzeit eine durch-            gen stark zugenommen. Treffen am       schen 16 und Mitte 20. Damit kann
schnittliche Lebenserwartung von 78,6           Abend mit den Erwachsenen - die        eine andere Generation, altersmä-
Jahren, Frauen von 83,4 Jahren. Die             sogenannten Elternabende - werden      ßig zwischen uns als Referenten
Dauer eines Lebens ist natürlich von            seltener. Der Hintergrund dafür ist    und den Eltern stehend, ihre Gedan-
vielen verschiedenen Faktoren abhän-            vermutlich, dass meist beide Ehe-      ken und Vorstellungen mit einbrin-
gig. Grob skizziert lassen sich vier ver-       partner im Berufsalltag stehen und     gen. Besonders spannend wird es,
schiedene Lebensalter ausmachen:
                                                die Freizeit mit den Kindern gemein-   gerade auch für die Eltern, wenn
Kindheit und Jugend: Geburt, Aufwach-           sam verbracht wird. Dies ist gerade    die Kinderbetreuer*innen in alters-
sen, Lernen (0–20)                              bei jungen Familien mit sehr kleinen   entsprechender Form mit den Kin-
Erwachsenenalter: Erwachsenen- und              Kindern zu beobachten.                 dern inhaltlich zu dem gewünschten
Berufswelt, Kinder- und Familienphase
(ab ca. 18/20 bis 60)
Mittleres Alter: Erfolg und Sicher-Sein
im Beruf, Abschied vom Beruf, aktives
Alter (ca. 60-75, ggf. länger, je nach
Konstitution)
Hohes Alter: Abschied nehmen und
Loslassen (75 bis Lebensende)
Wenn wir also in diesem Heft von
einem „Miteinander der Generatio-
nen“ sprechen oder berichten, bedeu-
tet das immer, dass es eine Mischung
von Menschen in den verschiedenen
Lebensaltern gibt, welche im Idealfall
beide Seiten bereichert. Wir als Fami-
lienverband wollen mit unserer Arbeit
einen entscheidenden Teil dazu beitra-
gen, dass dieses Miteinander gelingt
und von allen als schön und berei-
chernd erlebt wird.
JGAktuell - Generationen - Junge Gemeinschaft
Seite 7

Thema arbeiten. In den großen Fami-     Bei den Mütter-Töchter-Kursen              sen und in der Partnerschaft. Dabei
lienrunden können die Kinder dann       ist das generationsübergreifende           spielen auch die Wandlungspro-
ihre im geschützten Rahmen entwi-       Arbeiten besonders spannend. Die           zesse der eigenen Identität, die sich
ckelten Gedanken darstellen. Bei den    teilnehmenden Mädchen befinden             im Laufe des Lebens ergeben, eine
Eltern kann es dabei dann wirklich zu   sich zumeist in einer höchst sensib-       große Rolle in den Gesprächen.
„Aha-Momenten“ kommen.                  len Entwicklungsphase (zwischen
                                        13 und 17 Jahren), in der der Ablö-        Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt
Deutlich sichtbar wurde dies zum        sungsprozess von den Eltern eine           der vielfältigen Möglichkeiten der
Beispiel an einem Familienkreis-        wesentliche Aufgabe und Heraus-            Begegnung unterschiedlicher Gene-
wochenende zum Thema „Glaube            forderung darstellt. Ein Ziel dieser       rationen in unserem Verband. Letzt-
und Kirche in der Familie.“ Bei der     Kurse ist unter anderem, dass beide        endlich werden durch die Kurse und
Aussprache zwischen Eltern und          Seiten tiefere Einblicke in ihr jeweili-   Angebote Horizonte erweitert, um
ihren fast jugendlichen Kindern kam     ges Leben bekommen: Was beschäf-           im Kontext der verschiedenen Gene-
heraus, dass die Kinder in einigen      tigt mich zurzeit? Welche Wünsche          rationen Verständnis füreinander
Punkten ganz anderer Meinung als        und Vorstellungen vom Leben habe           und Verstehen voneinander zu ent-
ihre Eltern waren und zum Teil sehr     ich? Wie können wir uns als Mutter /       wickeln.
genervt waren. Die Eltern versuch-      als Tochter gegenseitig stärken? So
ten, sie für den Glauben zu begeis-     werden Ideen entwickelt, wie Mütter        Sabine Düro
tern – dies löste zunächst einmal       und Töchter ihre Beziehung - bei aller
Widerstand aus. Mithilfe der Refe-      anstehenden Veränderung - lebendig         „Generation“ – was ist das eigentlich?
rentin und der Kinderbetreuer*innen     gestalten können.
                                                                                   Der Begriff „Generation“ kommt aus
wurde ein tolles, offenes Gespräch                                                 dem Lateinischen und bezeichnet alle
von beiden Seiten geführt.              Verschiedene Generationen begeg-           Menschen, die in einem bestimmten
                                        nen sich auch in den Erwachsenen-          Zeitabschnitt geboren wurden [lat.
Für Familienkreise, deren Kinder in     kursen, in den Frauenseminaren, bei        generatio = Zeugung(sfähigkeit)]. So
der Berufsfindungsphase sind, kann      Besinnungstagen und anderen Semi-          folgt auf eine Generation die nächs-
der Austausch mit anderen Erwach-       narangeboten. Auch wenn dort zwar          te und so geht es weiter. Die Länge
senen aus dem Kreis die Augen für       „nur“ Erwachsene teilnehmen, befin-        einer Generation ist davon abhängig,
Berufe öffnen, die erst einmal gar      den diese sich aber häufig in unter-       wie alt die Eltern eines Neugebore-
nicht im Sichtfeld sind. Das Gespräch   schiedlichen Lebensphasen: Eltern          nen im Durchschnitt sind. Man geht
mit anderen Familienkreismitglie-       von Kindern (jüngeren wie älteren)         davon aus, dass eine Generation un-
dern, die die Kinder meist schon län-   und Eltern, deren Kinder erwachsen         gefähr 25 - 30 Lebensjahre umfasst.
ger kennen, kann hierbei besonders      sind und die zum Teil schon selber
hilfreich sein. Spannend wird es,       wieder Kinder haben. Durch diese
wenn bei den abendlichen Treffen, die   Bandbreite ergeben sich anregende
erwachsenen Kinder den inhaltlichen     Gespräche, unter anderem zu Erzie-
Part übernehmen – sei es, dass sie      hungsfragen oder auch zur Gestal-
aus ihrem beruflichen Kontext erzäh-    tung von Frau-Sein/ Mann-Sein in
len oder auch von Auslandseinsätzen.    den unterschiedlichen Lebenspha-
JGAktuell - Generationen - Junge Gemeinschaft
JG           Aktuell
                                             mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft

                        „Ich lebe mein Leben
                    in wachsenden Ringen…“
…unter diesen Titel haben wir eine           sich vorstellen, dass sich über viele   nannte „Elternbotschaften“ unter-
Familienfreizeit gestellt, die ich mit       Jahre eine bunte Mischung ergeben       sucht und uns gefragt und erzählt,
meinem Mann und einem Team 2015              hat und wir Teilnehmer*innen zwi-       wie diese unser weiteres Leben
geleitet habe. Als ich im Rahmen der         schen 0 und über 80 Jahren haben        geprägt haben und wie wir – in unse-
Vorbereitungen auf die JG aktuell            – eine wahre generationsübergrei-       ren unterschiedlichen Lebensaltern
zum Thema „Generationen“ davon               fende Gemeinschaft!                     – heute damit umgehen.
erzählte, wurde ich gebeten, doch ein-       Das Thema „Ich lebe mein Leben…“        Wir waren im Landschaftsmuseum
fach von dieser Woche zu berichten.          ist angelehnt an das Gedicht von        Westerwald und die älteren unter
Dazu möchte ich kurz ausholen,               Rainer Maria Rilke. Jahr für Jahr       uns haben den jüngeren und den
damit klar ist, warum das Thema              wachsen unsere Lebensringe wie          Kindern davon erzählt, was sie von
Generationen gerade dort beson-              bei einem Baum. Wir mögen vieles        den ausgestellten Alltagsgegenstän-
ders gut aufgehoben war.                     vergessen haben, aber in unserem        den selbst noch kannten und welche
Diese Freizeit ist bereits 1978 ent-         Innern bildet es den stabilen Stamm,    Erinnerungen sie damit verknüpfen.
standen, als ein Familienkreis sich          der bis zu unserem Lebensende wei-      Die Kinder durften dann das ein oder
einmal eine ganze Woche mit einem            ter wächst. Und jeder von uns hat in    andere einmal ausprobieren.
Thema auseinandersetzen wollte.              der Mitte seine Kindheit. Die einen     Schön war auch die Einheit „Gespräch
Über den Familienkreis hinaus waren          Bäume sind schon dicker, die ande-      der Generationen“. Zunächst haben
jedoch schon von Anfang an auch              ren haben hoffentlich noch viele Jah-   sich Kleingruppen gebildet von Men-
weitere Teilnehmer dabei. Dann sind          resringe vor sich.                      schen, die etwa gleich alt waren. Die
Jahr für Jahr neue Familien hinzuge-         Natürlich sind wir eingestiegen mit     haben sich dann überlegt, was ihre
kommen und alte weggeblieben. Das            einer Raterunde rund um Kindheits-      „Generation“ ausmacht: Wir haben
haben die Familien nicht von ihrem           fotos: Wer ist wer? Wir haben uns       wir Kindheit erlebt? Wie Alltag und
Alter, sondern allein von ihrem Inte-        mit der Rückschau auf unsere Jah-       die Feiertage? Ferien? Schule?
resse abhängig gemacht. Da es die            resringe beschäftigt, haben ihnen       Berufsausbildung, Studium? Hoch-
Freizeit heute noch gibt, kann man           Namen und Beschriftungen gege-          zeit? Eltern-Sein? Kommunikation? …
                                             ben, uns in Kleingruppen davon und      und vieles mehr. Am Ende kamen alle
                                             voneinander erzählt. Wir haben uns      zusammen und haben „ihre Gene-
                                             mit Musik der vergangenen 65 Jahre      ration“ vorgestellt und sich von den
                                             beschäftigt und uns gegenseitig         anderen anfragen lassen.
                                             von unserer Jugend und der Bedeu-       Ein Höhepunkt allerdings war für
                                             tung der Musikstücke berichtet. Wir     mich eine Mittagspause: Die Kinder-
                                             haben unsere Kindheit auf soge-         und Jugendgruppen haben in ihren
                                                                                     Gruppenstunden Fragen gesammelt,
                                                                                     die sie gerne mal den Ältesten unter
                                                                                     uns stellen wollten. Dabei ging es
                                                                                     zwar auch um einfache Fragen wie:
                                                                                     „Womit habt ihr als Kinder gespielt?“
                                                                                     oder: „Habt ihr euch auch geprü-
                                                                                     gelt?“ Aber im Laufe des Gespräches
JGAktuell - Generationen - Junge Gemeinschaft
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verschob sich der Fokus der Fragen       meinem Leben. Wie viel haben wir uns    ßes Anliegen. Den Tod, der jeden von
deutlich auf Erinnerungen an den 2.      gegenseitig zu geben und zu erzählen!   uns angeht, den wir gerne überse-
Weltkrieg und die Nachkriegszeit.        Und wie sehr können wir auch vonei-     hen, der aber auch ein Teil unserer
Manchmal hätte man eine Steckna-         nander lernen. So wie wir und unsere    Zukunft und damit ein Teil unseres
del fallen hören können, so spannend     alten Eltern von unseren Kindern        Lebens ist. Bernhard ist ein gläubi-
waren die Erzählungen, weil sie per-     den Umgang mit modernen Medien          ger Mensch und so versteht er die
sönlich erlebt waren und unmittel-       und den Möglichkeiten des WorldWi-      Vorbereitung auf den Tod auch als
bar erzählt wurden. Aber auch bei        deWeb lernen, bekommen die Kinder       Reflexion seines gelebten Lebens. Er
den nicht so heiklen Themen wurden       von den Älteren unter uns eine ihnen    ist selbstkritisch und fragt sich, ob
die Augen der jugendlichen Zuhörer       oft fremde Welt vor Augen geführt –     er seinen Teil zum Gelingen in Got-
manchmal groß.                           vorausgesetzt, wir öffnen die Tür und   tes Welt beigetragen hat. Auch für
Besonders dicht wurde es, als meh-       nehmen uns gegenseitig mit.             diese Gedanken bin ich besonders
rere Teilnehmer*innen ihre Erinne-       Eine andere spannende Erinnerung        dankbar, weil sie mir die Perspektive
rungen an die Fliegeralarme schil-       aus der Woche führt uns noch mal        eröffnen, dass auch ich mir diese
derten. Die Familien flohen- oft mit     eine besondere Situation unseres        Fragen mit zunehmendem Alter stel-
Nachbarn gemeinsam - in die Keller,      Lebens vor Augen. Rainer Maria Rilke    len werde. Jetzt die Weichen zu stel-
die damals als Luftschutzbunker          schreibt dazu in seinem Gedicht: „Ich   len, ist wohl meine Aufgabe.
genutzt wurden. Dort verbrachten         werde den letzten [Jahresring] viel-    Meine Quintessenz aus der Woche:
sie Stunden voller Angst, bis die        leicht nicht vollbringen, aber versu-   Bleibe immer mit allen Generationen
Sirenen Entwarnung gaben. Ein Teil-      chen will ich ihn“.                     im Gespräch – wir bereichern gegen-
nehmer erzählte von einer konkreten      Der älteste Teilnehmer, Bernhard,       seitig unser Leben! Und: Bewahre Dir
Situation, als er mit dem Freund beim    war damals 82 Jahre alt und nahm        die Unbeschwertheit und Neugierde
Sammeln von Flugblättern vor einem       uns mit in seine Gedankenwelt: Er       eines Kindes – aber „Memento Mori –
Tiefflieger weggerannt war. Seine        überschrieb sie mit „Memento Mori“      Gedenke des Todes“!
Mutter stand voller Angst in der Tür     – „Gedenke des Todes“ oder „Sei dir
                                                                                 Ute Hachmann
und schrie: „Lauf, Junge, lauf!!“ Der    deiner Sterblichkeit bewusst“. Er
Flieger drehte und versuchte aber-       erwähnte, dass er seine meisten
mals, die Kinder zu beschießen.          Lebensringe bereits gelebt habe
Ein anderer Teilnehmer musste nach       und nun die Frage nach der Zukunft
dem Krieg aus Ostpreußen fliehen.        sich zunehmend verschiebe. Den Tod
Wie lang und gefährlich diese Flucht     nicht auszublenden, war ihm ein gro-
war, hätten wir ohne seine Schilde-
rungen niemals erahnt. Ein weite-
rer Teilnehmer erzählte von seiner
Flucht aus der DDR im Kofferraum
eines PKW kurz nach der Grenz-                             Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen
schließung. Wir hätten hier noch
Stunden weiter machen können…
                                                           Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
Eine Frage, die besonders den Kin-
                                                           die sich über die Dinge ziehn.
dern unter den Nägeln brannte, war:
                                                           Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
„Habt ihr als Kinder im Krieg eigent-
                                                           aber versuchen will ich ihn.
lich auch Krieg gespielt?“ Die Antwort                     Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
war deutlich einfacher und unspekta-                       und ich kreise jahrtausendelang;
kulärer als erwartet: „Ja, natürlich:                      und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
Winnetou mit Pfeil und Bogen und tot-                      oder ein großer Gesang.
schießen - genau wie ihr!“
                                                           Rainer Maria Rilke
Das war eine wichtige Erfahrung in
JGAktuell - Generationen - Junge Gemeinschaft
JG         Aktuell
                                         mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft

                                         Ein Bistro für Kaffee und Mahlzei-
                                         ten, Lesestoff aus der Bücherei und
                                         eine Familienbildungsstätte mit vie-
                                         len Lernangeboten gibt es im einsA.
                                         Außerdem Beratungsstunden für             Mit diesem Motto wurde am 5. Sep-
                                         verschiedene Lebenslagen, Ange-           tember 2020 das einsA in Dülmen
                                         bote der Kirchengemeinde und der          eröffnet: Auch wenn Corona viele
Man muss wissen, woher man
                                         Stadt, sowie das bunte Treiben im         neue Aktivitäten seither verhindert
kommt, wenn man wissen will,             Familienzentrum St. Anna. Unter-          und das Haus zeitweise für den Pub-
wer man ist. Wir sind nicht nur          schiedliche Möglichkeiten für Junge,      likumsverkehr geschlossen werden
wir selber. Wir sind auch unsere         Ältere und alle dazwischen. Wech-         musste, arbeiten alle Beteiligten
Herkunft. In unserer Gegenwart           selnde Ausstellungen sorgen für           weiter, um gemeinsAme Ideen zu
                                         Aufenthaltsqualität im Haus, in dem       spinnen und attraktive Angebote zu
sind die Wünsche, die Lebensbil-
                                         niemand einsAm bleibt.                    entwickeln.
der, die Lebenserwartungen der
Menschen eingegangen, die vor            eins für Alle! Das ist die Idee für das   Das einsA steht allen offen, unabhän-
uns gelebt haben. Sie aufzuspüren        Haus mitten in der Stadt, im Quartier     gig von Alter und Herkunft. Jede und
heißt, sich selber kennenlernen.         zwischen Rathaus und Kirche.              jeder ist willkommen. Das Haus bie-
                                                                                   tet Raum und Räume zum Wachsen
Fulbert Steffensky (*1933)                                                         und Reifen. Ein besonderer Begeg-
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nungsort - für Kontakt, Initiativen,      Das einsA ist eine Gemeinschafts-                           sich über den Markt der Möglichkei-
Bildung, Freude, Trauer, zum schöp-       einrichtung mit besonderem Charme                           ten, den Platz zwischen Rathaus und
ferisch sein, für soziales, kulturelles   und einer einzigartigen Willkom-                            einsA: Er ist auch ein Sitzplatz für
und freiwilliges bürgerschaftliches       menskultur. Es ist Teil der Stadt- und                      eine Tasse Kaffee und ein gemütli-
Engagement. Das Handlungskonzept          Pfarreientwicklung der beiden Pro-                          ches Pläuschchen.
des einsA umfasst den Lebensraum          jektpartner Stadt und Kirchenge-
der Menschen in der Stadt. Es ist         meinde St. Viktor. Im Zentrum von                           Cäcilia Scholten,
ein Mitmachhaus, in dem viele sich        Dülmen haben zukünftig alle Genera-                         Geschäftsleitung einsA
beteiligen können: Örtliche Vereine       tionen ihren Platz und begegnen sich
als Kooperationspartner sind einge-       selbstverständlich im Alltag.                               Weitere Infos unter:
laden, eigene Programme einzubrin-                                                                    www.einsA.duelmen.de
gen, um so ein spezielles Angebot         Das einsA ist als Ort der Begegnung
für alle zu schaffen. Freiwillige im      und Bildung kommunaler und kirch-
EinsAtz arbeiten zukünftig als Gast-      licher sozialer Angebote öffentlich
geberinnen und Gastgeber oder in          gefördert und bietet Raum: Durch
der Organisation mit, organisieren        große Glasfassaden einsehbAr, fin-
Begegnungen und planen kleine Akti-       den sich auf 3000 m² 11 Seminar-
onen.                                     räume. Ein großes Glasdach spannt

Auf sechs Ziele haben sich die Akteure im Handlungskonzept verständigt:
Partizipation - Bei uns können alle mitmachen.
Aktion - Wir haben für alle etwas zu bieten.
Interaktion - Wir stiften Raum für Beziehungen und Interaktionen.
Sozialraum – Wir sind da, wir verändern die Innenstadt/das Quartier.
Biographie – Wir unterstützen Lernende in jedem Alter und begleiten
Entwicklungen.
Reflexion - Wir entwickeln uns fortlaufend und werden immer besser.
                                           Foto: Dietmar Rabich / Wikimedia Commons / „Dülmen, Intergeneratives Zentrum „einsA“ -- 2020 – 6837“ / CC BY-SA 4.0
JGAktuell
                 mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft

Generationenübergreifendes
     Arbeiten in der Pfarrei
                 In der Seelsorge in der Pfarrei gibt   etwas ist, das wirklich Eltern und
                 es ja immer den Anspruch, sich         Kinder in möglichst gleicher Weise
                 irgendwie um „alle“ zu kümmern. Da     anspricht. Einmal im Monat haben wir
                 es schon schwierig genug ist, Ange-    z.B. zur Familienmesse einen Fami-
                 bote zu machen, die unterschiedlich    lienchor, in dem Kinder, Eltern und
                 geprägte 50-jährige anspricht, ist     Großeltern gemeinsam singen. Und
                 es umso herausfordernder, dort tat-    die Familienmesse richtet sich in der
                 sächlich generationenübergreifend      Katechese nicht nur an Kinder, son-
                 zu arbeiten – und nicht nur etwas      dern wir bemühen uns, immer auch
                 zu machen, was die eine Generation     wenigstens einen Gedanken einzu-
                 anspricht und die andere kommt halt    bauen, der speziell für die Eltern ist.
                 mit…
                                                        Beim Familien-Wochenende legen wir
                                                        ebenso Wert darauf, dass es Ange-
                                                        bote für Kinder, für Erwachsene
                                                        und für Familien gibt – so kann jede
                                                        Generation etwas bekommen, das
                                                        für sie speziell ist, aber es gibt auch
                                                        Dinge, die gemeinsam passieren.
                                                        Auch bei der Sternsingeraktion bin-
                                                        den wir ganz bewusst Erwachsene
                                                        mit ein, nicht nur Kinder – in den sel-
                                                        tensten Fällen bilden sich dabei aber
                                                        gemischte Gruppen. Besonders an
                                                        traditionellen Festen wie St. Martin
                                                        oder dem nur in Münster und Umge-
                                                        bung gefeierten „Lambertus-Sin-
                                                        gen“ nehmen häufig gerne die Groß-
                                                        eltern mit ihren Enkelkindern teil und
                                                        schwelgen dann in den Erinnerungen
                                                        an früher.

                                                        Ein besonderer pastoraler Ort sind
                 Im Alltag unserer Pfarrei kommen       bei uns die KiTas, und da eine von
                 Generationen daher dann miteinan-      Ihnen direkt neben einem Altenheim
                 der in Kontakt, wenn wir das auch      liegt, gibt es dort viele generationen-
                 bewusst so anlegen. Wenn wir das       übergreifende Projekte (zumindest
                 Label „Familie“ benutzen, dann ach-    außerhalb von Corona): Da wird mit-
                 ten wir z.B. immer darauf, dass es     einander gebastelt und gesungen,
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                                                                                  Die Alten
                                                                                  Wenn man jung ist und modern,
                                                                                  möchte man natürlich gern
                                                                                  alles neu und umgestalten,
                                                                                  doch, wer meckert dann? Die Alten!
                                                                                  Will dynamische Ideen
                                                                                  endlich man verwirklicht sehen,
es gibt Vorführungen und auch der          ten gemacht werden. Über die Kin-      zieh’n sich sorgenvolle Falten;
Martinszug geht durch das Alten-           der lassen sich die Eltern eben doch   ja, so sind sie, unsere Alten!
heim. Der Ort aber, wo Alt und Jung        leichter gewinnen und ansprechen
am meisten aufeinander treffen, ist        als anders herum. Und wenn wir es      Krieg und Elend, Hungersnot;
sicherlich die Bücherei: denn Lesen        dann schaffen, einen inhaltlichen      manchen Freundes frühen Tod;
tuen alle gern…                            Punkt so einfach und klar zu fassen,   doch sie haben durchgehalten,
                                           dass Kinder ihn verstehen können,      ja, das haben sie, die Alten!
Beim Blick auf die Beispiele fällt schon   dann sind die meisten Erwachsenen      Was sie unter Müh’ und Plagen
auf, dass es in der Regel Angebote         auch ganz dankbar dafür.               neu erbaut in ihren Tagen,
und Aktionen für und mit Kindern                                                  wollen sie jetzt gern erhalten:
sind, die zum Ausgangspunkt von            Hendrik Werbick                        Habt Verständnis für die Alten!
generationenübergreifendem Arbei-
                                                                                  Bändigt Eure jungen Triebe,
                                                                                  zeigt den Alten Eure Liebe,
                                                                                  laßt Euch Zeit mit dem Entfalten,
                                                                                  kümmert Euch um Eure Alten!
                                                                                  Wozu jagen, warum hetzen?
                                                                                  Nach den ewigen Gesetzen
                                                                                  ist die Zeit nicht aufzuhalten.
                                                                                  Plötzlich seid Ihr dann die Alten!
                                                                                  Und in Euren alten Tagen
                                                                                  hört Ihr Eure Kinder klagen;
                                                                                  ach, es ist nicht auszuhalten,
                                                                                  immer meckern diese Alten!
                                                                                  Ja, des Lebens Karussell
                                                                                  dreht sich leider viel zu schnell;
                                                                                  drum sollten sie zusammenhalten,
                                                                                  all die Jungen und die Alten!
                                                                                  Theodor Storm (1817 - 1888)
JG           Aktuell
                                             mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft

             Zumutung Glaubensgemeinschaft –
                                             Alt und Jung in der Bibel
Was ist wertvoller: Erfahrung oder           Adam war demnach 930 Jahre und          um in seine Nachfolge eintreten zu
frische Ideen? Wer benötigt eher             Noah über 600. Besonders in Ver-        können. Jesus stellt das System
gesellschaftliche Lobbyarbeit: die           bindung mit der Ankündigung von         auf den Kopf. Die Regeln, durch die
Jungen oder die Alten? Worauf                Nachkommen wird der Segen Gottes        Alt und Jung geordnet sind, werden
sollte sich kirchliches Engagement           offensichtlich, der auf diesen Hoch-    durchbrochen. Dies sicher nicht, weil
fokussieren: auf Hochbetagte und             betagten liegt. So soll Sarah 90 und    Familie für Jesus keine Bedeutung
Kleinkinder oder vielleicht besser auf       Abraham 100 Jahre alt gewesen           hätte, sondern weil etwas anderes
diejenigen, die beides schultern: die        sein, als sie durch die Gnade Got-      als Familienbande, Alter und Anse-
Pflege der Elterngeneration und die          tes ihren Sohn Isaak bekamen – der      hen zählt. Es geht darum, sich Gott
Erziehung von Kindern und Jugendli-          Beginn einer großen Familienge-         zu öffnen, mit ganzem Herzen in die
chen? Ich wurde gebeten, etwas zum           schichte und segensreichen Zukunft.     Nachfolge einzutreten. Im Ideal der
biblischen Verständnis von Alt und                                                   frühen christlichen Gemeinden wird
                                             Aber immer wieder sind es auch
Jung und dem Verhältnis der Gene-                                                    deutlich, was dies für das Zusam-
                                             die Jungen, die das Volk Israel ret-
rationen zu schreiben. Aber die eine                                                 menleben heißen kann. An die Stelle
                                             ten oder zumindest zu einer Wende
Aussage biblischen Glaubens […]                                                      der Familie tritt die Gemeinde derer,
                                             beitragen: Josef, der Zweitjüngste,
gibt es meines Erachtens nicht.                                                      die an Jesus Christus glauben. Sie
                                             rettet die ganze Sippe vor dem
                                                                                     unterstützen sich gegenseitig und
Wenn ich an biblische Texte und das          Hungertod – und das, obwohl ihm
                                                                                     teilen, was sie haben. Sie helfen ein-
Zusammenleben von Generationen               übel mitgespielt worden war. Jere-
                                                                                     ander, trösten und stärken sich. Kei-
denke, fallen mir zunächst die Groß-         mia wird von Gott mit den Worten
                                                                                     ner zählt mehr als der andere. Weder
familien ein, die insbesondere in den        „Sag nicht, ich bin noch zu jung...“
                                                                                     Geschlecht, noch Herkunft – und ich
Texten der hebräischen Bibel eine            zum Propheten für die Nationen
                                                                                     möchte ergänzen: Weder Alter, noch
Rolle spielen. Das Eingebundensein           bestimmt. Der kleine David siegt
                                                                                     Schönheit oder Gehaltszettel sind
in meist patriarchal geprägte Sip-           gegen den großen Goliath. Zudem
                                                                                     von Bedeutung, denn alle sind eins in
pen bedeutete Sicherheit, gegensei-          lassen die biblischen Texte keinen
                                                                                     Christus Jesus.
tige Pflege und gemeinsam geteilte           Zweifel daran, dass Gott besonders
Kultur, inklusive Religion. Den Eltern       die Schwachen, Kleinen und Hilflosen    Das ist eine Zu-Mut-ung, ernst damit
galten Ehre und Gehorsam. Hohes              schützt und begleitet – Gerechtigkeit   zu machen: endlich nicht mehr Men-
Alter steht in den frühen biblischen         und Barmherzigkeit sind Aufgabe         schen und ihre Bedeutung zu bewer-
Texten allgemein für Gottes Segen.           und Zusage zugleich.                    ten nach ihrer Größe oder ihrem
Sagenhafte Zahlen werden genannt:                                                    Alter, nach Geschlecht, Herkunft
                                             Auch Jesus stellt die gesellschaftli-
                                                                                     oder Berufsausbildung. Sondern sie
                                             chen Wertungen in Frage, als er die
                                                                                     alle zu sehen als Gottes Kinder –
                                             Kinder segnet und sie zum Vorbild
                                                                                     gesegnet mit Talenten und Begabun-
                                             für die Erwachsenen nimmt. Ihnen
                                                                                     gen – und ihnen den Segen Gottes
                                             gehört das Himmelreich. Und noch
                                                                                     spürbar nahe zu bringen.
                                             mehr, wenn er sagt: „Wer ist meine
                                             Mutter, wer sind meine Brüder?
                                                                                     Barbara Remmlinger
                                             Wer den Willen Gottes erfüllt, der
                                             ist für mich Bruder und Schwester       Veröffentlicht in: inform 2/2016, Cari-
                                             und Mutter“. Oder wenn er gar ver-      tasverband für die Erzdiözese Freiburg
                                             langt, die eigenen Kinder, Geschwis-    e. V. - Referat Tageseinrichtungen für
                                             ter und Eltern gering zu achten,        Kinder, S. 6f
Seite 15

„Alter, Würde und Verantwortung
sind ganz eng verbunden“
Herr Simon-Hinkelmann, wenn ein          SIMON-HINKELMANN: Die biblischen         men einer hervorgehobenen Rolle.
Mensch sehr alt wird, spricht man        Texte zeichnen ein realistisches Bild.   Ob jemand noch etwas zu leisten
von einem „biblischen Alter“. Welche     Sie schildern auf der einen Seite die    vermag, lässt sich demnach nicht
Rekorde in Sachen Lebenserwartung        Beschwerden des Alters, wie die          einfach an der Zahl der Lebensjahre
werden denn in der Bibel aufgestellt?    Sinne und Kräfte schwächer werden        ablesen – in der Bibel so wenig wie
                                         (Prediger 12,1–7). Auf der anderen       heute. Auch ältere biblische Figuren
SIMON-HINKELMANN: Vielen prägen-
                                         Seite begegnen uns aber auch immer       tragen ganz selbstverständlich Ver-
den Figuren im Alten Testament wird
                                         wieder biblische Figuren, die sich bis   antwortung für das Gemeinwesen,
ein sehr hohes Alter zugeschrieben.
                                         ins hohe Alter ihren Lebensmut nicht     für ihre Stadt oder ihren Stamm.
Dies drückt eine besondere Wert-
                                         nehmen lassen und eine herausgeho-       Alter, Würde und Verantwortung
schätzung aus und soll betonen, wie
                                         bene Verantwortung für ihr Volk über-    sind ganz eng verbunden.
außergewöhnlich ihre Taten waren.
                                         nehmen.
So wurde Adam in der Schöpfungsge-                                                Was können wir heute von den
schichte 960 Jahre alt, Methusalem,      Zum Beispiel?                            Altersbildern der Bibel lernen?
der älteste Mann der Bibel, sogar 969.
                                         SIMON-HINKELMANN: Etwa Mose,             SIMON-HINKELMANN: Die biblischen
Dessen Sohn Lamech starb mit 777
                                         über den berichtet wird: „Mose           Texte schildern die Mühen des Alters,
Jahren vergleichsweise jung. Diese
                                         war Hundertzwanzig Jahre alt, als        aber sie bringen älteren Menschen
Altersangaben sind natürlich symbo-
lisch zu verstehen, da die Lebenser-     er starb. Seine Augen waren nicht        auch eine hohe Wertschätzung ent-
wartung vor über 2.500 Jahren, als       schwach geworden und seine Kraft         gegen. Es gibt eine ganze Reihe
viele der Texte des Alten Testaments     war nicht verfallen“ (5. Moses 34,7).    von rechtlichen Vereinbarungen in
aufgeschrieben wurden, wesentlich        Bis zuletzt lenkte er die Geschicke      den biblischen Geschichten, die wir
geringer war als heute. […]              seines Volkes. Oder Abraham, der         heute vielleicht als Generationenver-
                                         schon 75 Jahre alt ist, als er auf       trag bezeichnen würden. Es geht um
Wie verändert sich das im Ver-           Geheiß Gottes aus seinem Vater-          Solidarität zwischen Jung und Alt,
lauf der Bibel? Stellt Gott selbst       land auszieht, womit seine biblische     um das Angewiesensein aufeinan-
eine Begrenzung der menschlichen         „Karriere“ überhaupt erst beginnt.       der, darum, voneinander zu lernen.
Lebenserwartung auf?                     Auch die Prophetin Hannah leistet im     Im Buch Jesaja verspricht Gott uns
                                         Alter Bedeutsames: Hochbetagt und        Menschen: „Bis in euer Alter bin ich
SIMON-HINKELMANN: Ja, noch vor
                                         laut dem Evangelisten Lukas „an die      derselbe, und ich will euch tragen, bis
der Sintflut begrenzte Gott das
                                         vierundachtzig Jahre“ (Lukas 2,37)       ihr grau werdet.“ (Jesaja 46,3+4).
menschliche Leben auf 120 Jahre
                                         verkündet sie als eine der Ersten        Da wird ganz deutlich: Leben hat in
und begründet es mit den Worten:
                                         die Erlösung durch das Jesuskind         allen Phasen einen unschätzbaren
„Mein Geist soll nicht immerdar im
                                         (Lukas 2,38).                            Wert und eine unantastbare Würde.
Menschen walten, denn auch der
Mensch ist Fleisch“ (1. Moses 6,3).      Bestimmte Leistungen und Fähigkei-
[…] Letztlich steht dahinter die         ten sind in der Bibel also nicht unbe-   Pastor Benjamin Simon-Hinkelmann
Erkenntnis, dass das Leben endlich                                                ist Pressesprecher der Evange-
                                         dingt nur den Jungen vorbehalten?
ist und es physische Grenzen gibt,                                                lisch-Lutherischen  Landeskirche
                                         SIMON-HINKELMANN: Sehr interes-          Hannovers.
die wir als Menschen auch im 21.
Jahrhundert akzeptieren müssen.          sant ist, dass es in den biblischen
                                         Erzählungen nirgends Angaben über        Quelle: https://www.7jahrelaenger.de/7jl/
Wird das Alter in der Bibel dabei als    ein konkretes Alter gibt, das Vor-       interviews/-alter--wuerde-und-verantwortung-
Segen oder Last dargestellt?             aussetzung wäre für das Überneh-         sind-ganz-eng-verbunden--54862
JG         Aktuell
                                      mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft

                                      Was möchtest du dein
                                      FRagen an eine Mutter
Generationenkonflikt:                 Die Frage, was wir unseren Kindern         ches behandelt werden soll, bleibt es
                                      fürs Leben mitgeben wollen, ist gar        in einer großen Familie wie der unse-
Wenn sich die Jüngeren                nicht so leicht zu beantworten. Viele      ren nicht aus, dass man häufig aufs
über die klugen Sprüche der           Dinge entfalten sich über die Jahre        große Ganze schauen muss. Uns ist
                                      und ändern sich auch mit dem zu-           es wichtig, dass sich unsere Kinder
Älteren aufregen, sollten sie         nehmenden Alter der Kinder oder            als Teil einer Gemeinschaft verste-
bedenken, dass die Alten              dem sich verändernden Gefüge der           hen und ihnen klar ist, dass jeder mal
unter der Dummheit der                Familie.                                   mit seinen persönlichen Wünschen
                                                                                 zurückstehen muss, damit das Fa-
Jungen auch ganz schön                Zunächst einmal soll jedes unserer         milienleben funktioniert. Rücksicht
leiden müssen!                        Kinder wissen, dass es gut ist, so         ist hier wichtig, Geduld und auch die
                                      wie es ist. Jedes Kind soll sich geliebt   Bereitschaft, für andere auch ein-
© Bertram Jacobi (*1963)              fühlen und uns Eltern als Netz und         mal etwas zu erledigen, ohne gleich
                                      doppelten Boden wahrnehmen. Wir            eine Gegenleistung zu verlangen.
                                      sind immer da und hoffentlich auch         Das geht natürlich nicht ohne Kon-
                                      erste Anlaufstelle, wenn mal was           flikte, aber Geschwister sind immer
                                      richtig schief läuft. Langfristig ge-      auch geeignete „Sparringspartner“,
                                      sehen wünschen wir uns, dass unse-         um das Verhandeln, Argumentieren
                                      re Kinder so selbstbewusst werden,         und Finden von Kompromissen zu
                                      dass sie sich ihrer Stärken, aber          üben. Dies fällt dem einen Kind leich-
                                      auch ihrer Schwächen bewusst sind.         ter als dem anderen und treibt uns
                                      Denn auch Unzulänglichkeiten gehö-         Eltern manchmal in den Wahnsinn.
                                      ren zum Leben dazu. Und hier ist Hu-       Aber wir glauben, dass es sich lohnt,
                                      mor ganz wichtig! Wer auch mal über        Übungsfeld dafür zu sein, da diese
                                      sich selbst lachen kann, geht leichter     Fertigkeiten unserer Meinung nach
                                      durchs Leben.                              unerlässlich für ein glückliches und
                                                                                 erfolgreiches Leben in der Gesell-
                                      Unabhängig davon, dass jedes Kind          schaft sind.
                                      ein Individuum ist und auch als sol-
                                                                                 Ein weiterer Punkt ist für uns ein
                                                                                 gesunder Optimismus: Irgendwie
                                                                                 geht immer alles gut oder zumindest
                                                                                 weiter, bis es wieder gut wird. Je-
                                                                                 der Mensch ist wirksam. Jeder kann
                                                                                 etwas in seinem kleinen Bereich tun
                                                                                 und damit vielleicht auch verändern.
                                                                                 Die Welt ist schön, auch wenn die
                                                                                 Nachrichten häufig ein anderes Bild
                                                                                 vermitteln. Zusammen kann man viel
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en Kindern mitgeben?

                                                                                  Definition von Familie fragte, immer
                                                                                  auch Oma und Opa zur Kernfamilie
                                                                                  dazu zählen würden.

                                                                                  Dass das so reibungslos und kon-
                                                                                  fliktfrei klappt, ist vor allem meiner
                                                                                  Mutter geschuldet, die sich auf die
                                                                                  Kunst versteht, immer nah dran zu
                                                                                  sein, aber sich gleichzeitig mit Rat-
                                                                                  schlägen geschickt zurückzuhalten.
                                                                                  Sie würde uns nie Vorwürfe oder
                                                                                  Vorgaben bezüglich unseres Lebens
                                                                                  oder der Kindererziehung machen
                                                                                  oder ungefragt Ratschläge geben.
                                                                                  Diese Fähigkeit bewundere ich an
                                                                                  ihr. Denn es führt dazu, dass ich ihr
 schaffen und jeder ist dabei wichtig!   bringen, mittags zu verpflegen und       gerne von meinem Leben und meinen
 Wir haben beide das Glück, dass wir     das jeweils kleinste Kind auch vor-      Sorgen erzähle und sie ausdrücklich
 Eltern haben, die uns unterstützen,     mittags zu betreuen. Hier waren          um ihre Meinung bitte, weil ich weiß,
 und das auf ganz unterschiedliche       Oma und Opa ein unschlagbares            dass sie mich ansonsten machen
 Art. Der eine Opa war im Jahr un-       Team: Meine Mutter im Hintergrund,       lässt.
 seres Hausbaus und in den Jahren        die alles organisiert und die Kinder
 des Umbaus danach wertvoller Rat-       auf Vordermann brachte wenn nötig        Meine Eltern sind mein Netz und mein
 geber, Bauleiter und Handwerker in      war. Und mein Vater, der mit schier      doppelter Boden – das Netz, von dem
 mehreren Gewerken. Ein Jahr hat         unerschöpflicher Geduld Turnhallen       ich hoffe, dass ich es für meine Kin-
 er im Prinzip unter der Woche auf       und Spielplätze unsicher machte und      der bin und ein Leben lang bleiben
 Montage bei den anderen Großel-         Hunderte von Kilometern mit Kinder-      werde.
 tern gewohnt, um ab 7 Uhr morgens       wagen zurückgelegt hat.
 ein Auge auf die Baustelle zu haben.                                             Autorin: Mutter von 4 Kindern
 Für diese Energie sind wir ihm sehr     Wir kommen in den Genuss von
 dankbar.                                Großeltern, die bereit sind, ihr Leben
                                         in großen Teilen um unsere Familien-
 Die anderen Großeltern vor Ort ha-      termine herum zu organisieren. Im
 ben uns von Anfang an mit den Kin-      Laufe der Jahre und mit zunehmen-
 dern unterstützt. Ich konnte jahre-     dem Alter der Kinder sind die Groß-
 lang nur arbeiten gehen, weil Oma       eltern nicht mehr so regelmäßig und
 und Opa schon vor 7 Uhr morgens         täglich eingespannt. Aber der Kon-
 auf der Matte standen, um das Kind      takt zu den Enkelkindern ist so eng,
 und später die Kinder in die Kita zu    dass diese, wenn man sie nach der
                                                                                           Hintergrundfoto: S. Hofschlaefer / pixelio.de
JG          Aktuell
                                          mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft

  Was ist schön am GroSSeltern sein?
        Was möchten wir unseren Enkel-
          Kindern mit auf den Weg geben?
           Antworten einer GroSSmutter
Mein Mann und ich (beide 77Jahre)         kommen gerne mal zum Essen, mal          benennen, aber in mir erzeugt sie ein
gehören zu den glücklichen Großel-        um Ruhe vor dem Trubel im Eltern-        Gefühl der Ruhe und Wärme, wenn
tern, deren Enkel (10, 8, 6, 4 Jahre)     haus zu haben oder um etwas zu tun,      ich an sie denke. Meine Kinder hatten
in unmittelbarer Nachbarschaft woh-       wo die Geschwister stören.               dieses Glück nicht und darum habe
nen. Dadurch waren wir, nicht nur                                                  ich mir schon damals vorgenom-
bedingt durch die Berufstätigkeit der     Was die Enkel für ihr Leben brauchen,    men, es bei meinen Enkeln anders zu
Eltern, von Anfang an in die Betreu-      wird ihnen ganz in unserem Sinne         machen. Und so hoffe ich, dass auch
ung fest eingeplant. So wurden wir        von ihren Eltern vermittelt. Ich wün-    sie in einigen Jahren diese Ruhe und
nicht zu „Verwöhn“-Großeltern, son-       sche mir, dass die Enkel einmal gerne    stille Freude empfinden, die durch
dern mehr oder weniger der verlän-        an uns zurückdenken. Nicht um unse-      das Leben trägt.
gerte Arm der elterlichen Erziehung.      retwillen, sondern für sie. Ich selbst
Zum Glück ist unser Erziehungsver-        denke gern an meine Großmutter           Annegret Behrens-Vieth (Mutter der
ständnis dem der Eltern sehr ähnlich.     zurück. Sie war nichts Besonderes,       4-köpfigen Mutter der vorangegan-
Es gab also keine Konflikte. Die Enkel    niemand wird eine Straße nach ihr        genen Seite)
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Fragen an ein JG-Kind
Was fällt dir ein, wenn Du an dEN fAMILIEN-
KREIS DENKST?
Lachen, spielen, basteln, spannen-     Nimm2-Lutschbonbons, Gemein-
de Ausflüge, Wanderungen, ge-          schaftsgefühl, Verbundenheit und
meinsame Urlaube in Jugendher-         Freundschaften, die bis heute be-
bergen, Lagerfeuer und Stockbrot,      stehen.

Wofür bist du deinen Eltern dankbar?
Geborgenheit, Sicherheit, Liebe,       Meine Eltern sind für mich ein
Harmonie, Vertrauen, Mut, Aufge-       tolles Vorbild – als Ehepaar, als
schlossenheit, Reiselust, Unter-       Eltern und als Großeltern!
stützung, offenes Ohr und offene       Friederike Broer
Arme…

Der alte Großvater und der Enkel.      gaben ihm sein Essen in ein irdenes    zusammen. „Was machst du da?“
                                       Schüsselchen, und noch dazu nicht      fragt der Vater. „Ei, antwortete
Es war einmal ein alter Mann, der      einmal satt, da sah er betrübt nach    das Kind, ich mach ein Tröglein,
konnte kaum gehen, seine Knie          dem Tisch, und die Augen wurden        daraus sollen Vater und Mutter es-
zitterten, er hörte und sah nicht viel ihm nass. Einmal auch konnten          sen, wenn ich groß bin.“ Da sahen
und hatte auch keine Zähne mehr.       seine zitterigen Hände das Schüs-      sich Mann und Frau eine Weile
Wenn er nun bei Tisch saß, und         selchen nicht fest halten, es fiel     an, fangen endlich an zu weinen,
den Löffel kaum halten konnte,         zur Erde und zerbrach. Die junge       holten alsofort den alten Großvater
schüttete er Suppe auf das Tisch-      Frau schalt, er aber sagte nichts      an den Tisch, und ließen ihn von
tuch, und es floss ihm auch etwas      und seufzte nur. Da kauften sie ihm    nun an immer mit essen, sagten
wieder aus dem Mund. Sein Sohn         ein hölzernes Schüsselchen für ein     auch nichts, wenn er ein wenig
und dessen Frau ekelten sich davor, paar Heller, daraus musste er nun         verschüttete.
und deswegen musste sich der           essen: wie sie nun da so sitzen,       Autor: Brüder Grimm, aus: Kinder-
alte Großvater endlich hinter den      so trägt der kleine Enkel von vier     und Haus-Märchen Band 1, Große
Ofen in die Ecke setzen, und sie       Jahren auf der Erde kleine Brettlein   Ausgabe, 1. Auflage 1812, S. 355–356

                                                                                        Hintergrundfoto: S. Hofschlaefer / pixelio.de
JG       Aktuell
                                    mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft

                   Fragen und Antworten
                           von Familie G.
   An den Vorfahren                 Wofür BIN ich meinen Eltern
    kann man nichts
ändern, aber man kann               dankbar?
 mitbestimmen, was aus              • Für Ihre Geduld und ihr Verständnis        Wertschätzung man erlebt, und
den Nachkommen wird.                  der sehr unterschiedlichen Charak-         wie bereichernd dies für die eigene
                                      tere                                       Persönlichkeit ist
François de La Rochefoucauld        • Für ihre Belastbarkeit (jeglicher      •   Zu erleben, dass materielle Werte
          (1613-1680)
                                      Frust und Sorge hatte bei meine El-        weniger Gewicht haben können
                                      tern Platz, egal zu welcher Uhrzeit)   •   Gemeinschaft mit unterschiedli-
                                      … und das bei 4 Geschwistern!!!            chen Menschen in unterschiedli-
                                    • Dass IMMER jemand da war, wenn             cher Form zu erleben
                                      ich nach Hause kam                     •   Jetzt, wo ich Mama von drei Jungen
                                    • Dass ich mich selber ausprobie-            bin, kann ich einordnen, wie beschei-
                                      ren durfte, und doch zum richtigen         den und selbstlos meine Mama ist.
                                      Zeitpunkt Grenzen, bzw. Hilfe und      •   Ich bin meinen Eltern dankbar,
                                      Unterstützung bei steinigeren We-          dass in meiner Kindheit die „Gläser
                                      gen erhalten habe                          grundsätzlich halbvoll waren“!
                                    • Dass ich ermutigt wurde, neue          •   Geborgenheit zu Hause, Wertever-
                                      (Um)-Wege zu gehen                         mittlung
                                    • DASS WIR NIE ÜBER LEISTUNG DE-         •   Mamas Präsenz zu Hause, Mamas
                                      FINIERT WURDEN!                            Freude an Kleinigkeiten, gutes Es-
                                    • Dass wir niemals unter Druck ge-           sen
                                      setzt wurden (in meiner Erinne-        •   Wissen um Offenheit für Gespräche
                                      rung, durfte Schule beispielsweise     •   Klare Strukturen, sichere Regeln
                                      immer nebenher laufen und meine            im Umgang miteinander
                                      wahre Leidenschaft wie Handball        •   Wir haben gelernt und erfahren,
                                      und Pfadfinder durfte Priorität ha-        was Familie bedeutet und wie wich-
                                      ben)                                       tig es ist, immer einen Ansprech-
                                    • Für die Unterstützung und Wert-            partner zu haben, gleichgültig mit
                                      schätzung meiner Leidenschaft              welchen Problemen
                                      (Mama und Papa schauten sich je-       •   Es ist schön, eine so große Fami-
                                      des Spiel an!)                             lie zu haben. Natürlich gibt es auch
                                    • Dass das Engagement im Ehrenamt            Meinungsverschiedenheiten und/
                                      als selbstverständlich vorgelebt           oder Reibereien. Aber das Schöne
                                      wurde. Und hier resultierend zu            und das Positive überwiegen ein-
                                      erleben, wie viel Dankbarkeit und          deutig.
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Was möchten wir unseren Kindern mit auf den
Weg geben?
• An sich zu glauben.                     • Eine gesunde Streitkultur.                  Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, Res-
• Stärken stärken.                        • Gemeinschaft zu erleben (Mann-              pekt und Toleranz, Zuverlässigkeit,
• Einen respektvollen Umgang mit den        schaftssport, Pfadfinder usw.).             Höflichkeit, Ehrlichkeit, Fairness.
  Mitmenschen.                            • Ein Leitfaden in unserer Erziehung        • Bleibt so lange Kinder wie möglich,
• Selbstreflexion       (Bewusstseins-      von drei Jungen:                            denn ernst wird das Leben noch
  schaffung des eigenen Verhaltens).        „Wenn ich nur darf, wenn ich soll,          früh genug und behaltet Euch im-
• Benennen von Bedürfnissen und             aber nie kann, wenn ich will, dann          mer etwas von der Unbeschwert-
  Gefühlen.                                 mag ich auch nicht, wenn ich muss.          heit und Fröhlichkeit.
• Eine umweltbewusste/nachhaltige           Wenn ich aber darf, wenn ich will,        • Egal was passiert, Eure Eltern und
  Lebenseinstellung.                        dann mag ich auch, wenn ich soll            die Familie sind immer für Euch da.
• gesellschaftliches Handeln zu hin-        und dann kann ich auch, wenn ich            Hier habt Ihr ein Zuhause und hier
  terfragen.                                muss. Denn schließlich: Die können          seid Ihr immer willkommen.
• Grenzen zu erkennen und diese zu          sollen müssen auch sollen dürfen.“        • Bei oder nach Streitigkeiten: nie-
  benennen.                                 (Graffiti am U-Bahnhof Alexander-           mals im Streit auseinander- bzw.
• Selbstständig zu denken und zu            platz)                                      schlafen gehen, sondern immer
  handeln.                                • Freude und Zuversicht im Leben,             miteinander sprechen, sich ver-
• Dankbar zu sein, für das was man hat.     Geborgenheit, Selbstbewusstsein,            ständigen, versöhnen.

Woran Denke ich, wenn ich mich an den Familien-
kreis Erinnere?
• An ein Treffen an einem sonnigen            sphäre in der Adventszeit, an meine       einem Förster.
  Tag mit hunderten von Menschen,             Geburtstagsfeier am Palmsonn-           • Gemeinsame Ausflüge, Aktivitäten
  mit denen wir vor einer Bühne               tag (ich wurde von vier Vätern auf        mit vielen anderen Kindern
  gesungen haben.                             einem Stuhl bis zur Decke gehoben).     • Übernachtungen in Ladbergen,
• An das Lied „Bärenstark“ und die        •   An Fahrradrallyes durch die ganz          toben im Kissenraum.
  Strophe: „Wenn einmal die Finger            Stadt, mit vielen lustigen Stationen,   • Stockbrotbacken am Lagerfeuer.
  jucken und die Eltern grad nicht            an gemeinsame Wochenenden mit           • An die vielen Unternehmungen
  gucken, dass ist bärenstark! Und            Lagerfeuer und Übernachtungen in          (Fahrradrallye war immer ein High-
  wir dann nach draußen flitzen, dass         Hochbetten in Dülmen, an die rie-         light), an die gemeinsamen WE mit
  die Pfützen nur so spritzen, das ist        sigen Kochtöpfe, in denen gekocht         dem Familienkreis in der „Bau-
  bärenstark!“                                wurde.                                    stelle“ der PSG MS oder der „CAJ-
• An das Singen mit der Gitarre.          •   An das Papa-Kind-Wochenende in            Werkstatt“ in Ladbergen, die JG-
• Gemeinsame schöne Zeiten im                 Ladbergen.                                Ostertage auf der „Hohensyburg“ in
  Pfarrheim, gemeinsames Backen           •   An die Ameland-Wochen vor Ostern.         Dortmund.
  und Basteln in gemütlicher Atmo-        •   An einen Waldspaziergang mit
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