JGAktuell - Generationen - Junge Gemeinschaft
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JG Nr. 147 – Januar 2021 Aktuell Mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft Der Familienverband im Bistum Münster Aktuelle Themen: bildungswerk · in beziehung bleiben · neue spiele Generationen in beziehung jg-muenster.de
JG Aktuell Mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft Inhalt Editorial Generationen genießen – oder was Generationenwechsel in der Sommer- Editorial sich mit der Zeit verändert. freizeit. Ein Zwillingspaar hat dort Seite 2 ihre gesamten jugendlichen Geburts- Liebe JGler*innen, tage gefeiert und kann sich auch kaum etwas anderes vorstellen. Aus Kindern Kurz als wir 2010 die Neuauflage des „Som- wurden Erwachsene, die es aber immer notiert mercamps“ der JG an neuer Stelle noch genießen, mit ihren Eltern Zeit zu konzipierten, war von einem Genera- verbringen. Und so bekommen auch die Seite 2 tionencamp die Rede. Wir versuchten Eltern irgendwann eine andere Rolle junge Familien mit „gestandenen“ JG- und müssen sich mit der eigenen Gene- Mitgliedern von der Idee einer genera- rationenfrage beschäftigen. Bildungs- tionenübergreifenden Sommerfreizeit Wir sind froh über diesen Verband, der werk zu überzeugen. Wir mussten lernen, es ermöglicht, dass Menschen in allen dass die Idee von und die Ansprüche an Lebenslagen in den Blick genommen Seite 3 einen „Sommerurlaub“ doch ziemlich werden. weit auseinandergehen können. Fami- Wir sind auch ein bisschen stolz auf die lien mit „mittleren“ Kindern waren die Verbundenheit unserer „alten“ Mitglie- häufigsten Interessenten, so dass sich der und die Tatsache, dass auch junge ein recht homogenes Bild zeigte. Wir Familien in der JG eine Heimat finden. hatten immer Ausnahmen nach oben Generationen und unten (Alterspanne von 0 Jahren bis Anfang 60) und konnten auch immer Auf noch weitere 10 gute Jahre im Sommercamp und noch 53 weitere in Beziehung neue Familien ansprechen, aber die „Mitte“ war durchgängig gut besetzt. gute Jahre mit dem Verband. In der Jugend sind 7 Jahre eine Gene- Euer Seite 4 – 28 ration, somit hatten wir quasi einen Stefan Wöstmann Kurzmitteilungen Diözesan n Diözesanversammlung und Mit- sollten die coronabedingten Inzidenz- verband gliederversammlung 2021 werte ein reales Treffen nicht möglich Seite 30 Die Veranstaltung am 05./06. März machen. Spiele- 2021 wird nicht wie geplant als Treffen Bitte informiert euch dazu auch auf un- tipps mit Übernachtung im Jugendgästehaus serer Homepage. stattfinden. Wir planen eine Präsenz- Seite 32 veranstaltung in einer Kirche oder ei- n Jugendherbergsausweis nem großen Pfarrheim, um die notwen- Wie in jedem Jahr bieten wir auch 2021 klimaneutral digen Abstimmungen zu den Finanzen, die Wahlen und eine Satzungsänderung einen Gruppenausweis für das DJH an, den ihr kostenlos im Büro leihen könnt. natureOffice.com | DE-275-21RH1VN gedruckt durchzuführen. Alternativ dazu wäre Bitte nehmt deswegen mit uns Kontakt auch eine Videokonferenz denkbar, auf.
Seite 3 Bildungswerkangebote in Zeiten von Corona – Kurse buchen – Online-angebote Wir haben das Jahr 2021 zwar „nor- und nicht wissen, wie sich das ändern Daher würden wir uns freuen, wenn mal“ geplant, wissen nun aber, dass kann. ihr an alternativen Formen den- nichts normal ist. Daher möchten ken könntet. Wir haben im letzten wir euch erläutern, was an unseren Damit wir trotzdem planen können, mel- dreiviertel Jahr gute Erfahrungen mit Kursen besonders bleibt und welche det euch für die Kurse an. Ausfall- Videomeetings gemacht, in denen man Gedanken wir uns zu anderen Themen gebühren werden Euch 2021 nicht neben inhaltlichen Impulsen auch einen gemacht haben. entstehen. Diesen Passus aus den AGB Austausch über die Themen hinbekom- lassen wir ruhen, damit die Schwelle, men kann. Das Bildungswerk der JG Wir versuchen, alle Kurse unter den sich anzumelden gesenkt wird. Es ent- verfügt über eine Zoom-Lizenz, die jeweils gegebenen Bedingungen statt- steht euch kein Nachteil. Die zuständi- ihr gerne anfragen könnt. Wir wer- finden zu lassen. Das kann bedeuten, gen Referent*innen werden mit den den eure Termine dann einsetzen und dass wir räumlich sehr eingeschränkt Teilnehmenden Kontakt aufnehmen und euch die Zugangsdaten dafür schi- arbeiten können, ggf. in mehreren klei- das weitere Vorgehen besprechen. cken. Das könnt ihr gestützt durch nen Gruppen und dass Begegnung nur Referent*innen der JG als auch allein in den jeweils erlaubten Gruppen mög- Für unsere Themenabende wollen organisieren. Die Datenschutzeinstel- lich ist. Außerdem müssen wir immer wir an dieser Stelle ausdrücklich wer- lungen sind so gewählt, dass auch sehr kurzfristig schauen, wie sich die ben. Sind Pfarrheime groß genug, um nach der der DSGVO einem Online- Bedingungen ändern, da ggf. durch die die geltenden Hygienebestimmungen Video-Gesprächsabend nichts im lokale Zuordnung eine Absage getä- einhalten zu können, dann prüft bitte, Wege steht. tigt werden muss. ob etwas vor Ort angeboten werden kann. Aber auch hier gilt eindeutig, Wir „fahren auf Sicht“! Bitte habt Ver- dass die Angebote nicht stattfinden Meldet euch dafür bei den ständnis, dass wir nur nach den sollten, wenn ihr ein schlechtes Gefühl Referent*innen eures Vertrauens. jeweiligen Maßgaben planen können dabei habt. nachruf Von 1980 an bei der CAJ und JG als Bildungsreferent tätig, entschied sich Reinhard Feuersträter für den Beruf des stän- digen Diakons, den er ab 1988 durch die Weihe von Bischof Lettmann ausgeübt hat. Nach der Leitung eines Altenzent- rums in Nordwalde übernahm er 2010 in Halle die Aufgabe der Krankenhausseelsorge, die er bis zum Zeitpunkt seines Ruhestandes im Oktober 2020 ausfüllte. Die Trauerfeier war am 09. Januar 2020 in Halle. Reinhard Feuersträter Wir danken dem Weggefährten und gedenken dem * 4. März 1953 † 19. Dezember 2020 Verstorbenen im Gebet.
JG Aktuell mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft Das miteinander von Kindern, In unserer heutigen Gesellschaft Aus Kindern werden Eltern – aus lich zu fühlen. Sie sind (nur) für die haben sich familiäre Beziehungen Eltern Großeltern Betreuung zuständig, die Erzieher von Zweckgemeinschaften weg ent- Mit der Geburt des ersten Kindes der Kinder sind die Eltern. Gerade wickelt. Die emotionale Beziehung, wird das bisherige Eltern-Kind-Sys- in dieser Phase ist es wichtig, dass welche von Liebe, Zuneigung und tem gefordert und gerät in Bewe- beide Seiten wertschätzend, ehrlich Kontakt auf Augenhöhe geprägt ist, gung: und klar ihre Wünsche, Bedürfnisse gewinnt an Bedeutung und bestimmt • Für die Großeltern bedeutet es und Vorstellungen äußern und nicht auch das Miteinander der Generati- den Aufstieg in die nächste Gene- alte und konflikthafte Geschichten onen. ration. aufwärmen. Die älteste Generation Unser gesamtes Leben bewegt sich • Die Kinder werden zu Eltern und muss ihren Kindern die Möglichkeit von Beginn unserer Geburt an zwi- damit erwachsen, gleichzeitig blei- geben, erwachsen und eigenverant- schen den Polen von Verbundenheit ben sie Sohn oder Tochter ihrer wortlich für ihr zukünftiges Leben und Autonomie. Während das Kind Eltern. und das ihrer Kinder zu entscheiden. im Laufe seines Lebens selbständi- • Oft rücken die Familien wieder Wenn dies immer wieder gut ausgelo- ger wird und nach und nach lernen näher zusammen, die Ursprungs- tet wird, so kann die Beziehung für alle muss, autonom und eigenständig familie bekommt wieder eine grö- drei Generationen bereichernd, unter- sein Leben zu gestalten, gleichzei- ßere Bedeutung. stützend und lebensfördern sein. tig aber in Verbundenheit mit seinen Für Großeltern bietet sich die Mög- Eltern zu bleiben, ist ein ähnlicher Probleme können entstehen, wenn lichkeit, das Aufwachsen eines Kin- Prozess in umgekehrter Richtung die Kinder sich weiter stark um Aner- des noch einmal mit einer gewissen bei den Eltern notwendig – das Kind kennung ihrer Eltern bemühen und Ruhe und Gelassenheit zu erleben: muss immer stärker losgelassen es ihnen schwerfällt, ihren Eltern Das Wunder, wie ein kleiner hilfloser werden, damit es sich zu einem selb- (den jetzigen Großeltern) freund- Mensch zu einem selbstbestimmten ständigen und autonomen Menschen lich Grenzen aufzuzeigen und ihnen Menschen heranwächst, ohne alltäg- entwickeln kann. Trotzdem gilt es, ihre eigenen Bedürfnisse, sowie liche Erziehungsprobleme, schlaf- die Verbundenheit zu halten. Die- ihre Wert- und Erziehungsvorstel- lose Nächte, oder Zeit- und Termin- ser Ablösungsprozess ist nur durch lungvorstellungen zu vermitteln. Das druck. Wertschätzung und Zuneigung bei- Problem auf der Seite der Großeltern der Seiten konstruktiv lösbar. ist, sich weiter zu stark verantwort- Das Miteinander von Großeltern und Enkelkindern Das direkte Zusammenleben von drei oder auch vier Generationen ist in unserer heutigen Gesellschaft kaum vorzufinden. Bedingt durch berufli- che Flexibilität der Eltern wie auch der guten Gesundheit der Großel- tern und ihrer hohen Lebenserwar- tung gibt es häufig die multilokale Mehrgenerationenfamilie, durch Trennungen und neue Partnerschaf- ten auch mit mehreren Großvä- tern oder Großmüttern. Auch wenn
Seite 5 Eltern und GroSSeltern räumliche Nähe nicht immer gegeben Wissen oder anderen Fähigkeiten an weniger Abhängigkeit geprägt ist, ist, so spielen Großeltern für junge die kommende Generation ein und scheint sie auch weniger konfliktbe- Familien eine wesentliche Rolle. beschränkt sich nicht nur auf den haftet zu sein. Enkelkinder können Einerseits leisten sie einen starken rein biologischen Prozess. ihren Großeltern mehr und mehr die finanziellen Transfer (an Enkel und aktuelle Welt erklären und sie mit eigene Kinder), andererseits inves- Die Beziehung zwischen Heran- „hineinnehmen“ in technische Neue- tieren sie Zeit in die Betreuung ihrer wachsenden und ihren alternden rungen. Auf der anderen Seite wer- Enkelkinder, da meist beide Eltern- Großeltern den Lebenswissen und Weisheiten teile zumindest teilweise berufstätig Die Beziehung zwischen Großeltern sowie Werte und Haltungen weiter- sind. Aufgrund der späten Eltern- und Enkeln entwickelt und verän- gegeben, die dazu beitragen, sich in schaft wie auch der vermehrten dert sich im Laufe der Jahre und der aktuellen Welt zurecht zu finden. Kinderlosigkeit ist aber Großeltern- mit dem Alter. Anfänglich ist das So vollzieht sich mit der Zeit ein Rol- schaft keine Selbstverständlichkeit Kind klein und hilfsbedürftig, wäh- lenwechsel: Die Eltern der ersten mehr. In der Shell-Jugendstudie von rend seine Großeltern meist noch Generation können altersbedingt 2018 „Generationenübergreifende gut bei Kräften sind. Vieles läuft auf nicht mehr Sorge und Verantwor- Zeitverwendung: Großeltern, Eltern, der spielerischen Ebene ab und die tung für ihre Kinder tragen, sondern Enkel“ finden sich zu diesem Themen- Großeltern fungieren als Betreuer sehen sich damit konfrontiert, selbst komplex interessante Erkenntnisse: und entlasten so die jungen Familien. von ihren erwachsenen Kindern ver- https://t1p.de/shellstudie2018 Die Enkelkinder erweitern durch den sorgt werden zu müssen. Diesen Kontakt ihren Horizont und erfah- Wechsel der Rolle schaffen viele alte ren sich in die Geschichte eingebet- Eltern nicht oder nur mühsam, weil tet durch Erzählungen von früher. dieser Prozess des Wandels häu- Mit zunehmendem Alter ergibt sich fig noch erschwert wird durch alte die Möglichkeit für die Enkelkinder, Verwundungen und Verletztheiten eigenständig Kontakt aufzuneh- aus der Eltern-Kind-Beziehung. Hier men und ihn auch zu pflegen. In der nun können Enkelkinder manch- Pubertät können Großeltern eine Art mal hilfreiche Vermittler und „Brü- Puffer einnehmen. Um eigenständige ckenbauer“ sein, da die Biographie Menschen zu werden, müssen ihre von Großeltern und Enkeln weniger Enkelkinder sich deutlich von ihren durch Konflikte und Rollenkämpfe Zur Shell-Studie 2018 Eltern abgrenzen, es ist eine emoti- geprägt ist. onal sehr aufgeladene Zeit. In dieser Die Großelternschaft ist der sicht- Lage tut es Enkeln gut, Großeltern zu Wenn es gelingt, dass alle Genera- bare Beweis der familialen Kontinu- haben, die sie bindungslos akzeptie- tionen eine Offenheit mitbringen, ität und des persönlichen Weiterle- ren, eine gewisse Ruhe ausstrahlen aufeinander zu hören und eine Auf- bens der Nachkommen, das Ausüben und Abstand zum Alltagsgesche- geschlossenheit für Neuerungen von Generativität. Dies ist eine der hen haben. So werden sie auch als zeigen, dann können alle voneinan- wichtigsten Entwicklungsaufgaben Ratgeber geschätzt, wenn sie nicht der profitieren und sich bereichern. im Erwachsenenalter. Wir sehen, mehr als Kinder behandelt wer- Davon wollen wir in diesem Heft dass das Leben über den Tod hin- den, sondern als Gesprächspartner berichten. aus weitergeht. Dies schließt aber auf Augenhöhe. Dadurch, dass die auch die Weitergabe von Werten, Großeltern-Enkelkind-Beziehung von Sabine Düro
JG Aktuell mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft Generationenarbeit in der JG Die verschiedenen Lebensalter des In unserem Verband begegnen sich Bei Familienkreiswochenenden sind Menschen in den Familienkreisen zwei Gene- sowohl Kinder wie auch Eltern unsere Seit vielen Jahrhunderten machen rationen – bei Familienkreistreffen Zielgruppe. Für uns als Referenten sich Menschen Gedanken darüber, wie die Eltern mit ihren Kindern. Das gilt daher, für beide Generationen ein und in welche Lebensphasen man das Bedürfnis der Eltern als Familie attraktives Programm zu entwickeln. Leben eines Menschen einteilen kann. gemeinsam mit anderen Familien Dies geschieht in enger Zusammen- Vertraut man dem Deutschen Statis- Zeit zu verbringen hat gerade in den arbeit mit den Kinderbetreuer*innen. tischen Bundesamt (www.destatis. letzten Jahren bei den Neugründun- Diese sind meist Jugendliche zwi- de) haben Männer zurzeit eine durch- gen stark zugenommen. Treffen am schen 16 und Mitte 20. Damit kann schnittliche Lebenserwartung von 78,6 Abend mit den Erwachsenen - die eine andere Generation, altersmä- Jahren, Frauen von 83,4 Jahren. Die sogenannten Elternabende - werden ßig zwischen uns als Referenten Dauer eines Lebens ist natürlich von seltener. Der Hintergrund dafür ist und den Eltern stehend, ihre Gedan- vielen verschiedenen Faktoren abhän- vermutlich, dass meist beide Ehe- ken und Vorstellungen mit einbrin- gig. Grob skizziert lassen sich vier ver- partner im Berufsalltag stehen und gen. Besonders spannend wird es, schiedene Lebensalter ausmachen: die Freizeit mit den Kindern gemein- gerade auch für die Eltern, wenn Kindheit und Jugend: Geburt, Aufwach- sam verbracht wird. Dies ist gerade die Kinderbetreuer*innen in alters- sen, Lernen (0–20) bei jungen Familien mit sehr kleinen entsprechender Form mit den Kin- Erwachsenenalter: Erwachsenen- und Kindern zu beobachten. dern inhaltlich zu dem gewünschten Berufswelt, Kinder- und Familienphase (ab ca. 18/20 bis 60) Mittleres Alter: Erfolg und Sicher-Sein im Beruf, Abschied vom Beruf, aktives Alter (ca. 60-75, ggf. länger, je nach Konstitution) Hohes Alter: Abschied nehmen und Loslassen (75 bis Lebensende) Wenn wir also in diesem Heft von einem „Miteinander der Generatio- nen“ sprechen oder berichten, bedeu- tet das immer, dass es eine Mischung von Menschen in den verschiedenen Lebensaltern gibt, welche im Idealfall beide Seiten bereichert. Wir als Fami- lienverband wollen mit unserer Arbeit einen entscheidenden Teil dazu beitra- gen, dass dieses Miteinander gelingt und von allen als schön und berei- chernd erlebt wird.
Seite 7 Thema arbeiten. In den großen Fami- Bei den Mütter-Töchter-Kursen sen und in der Partnerschaft. Dabei lienrunden können die Kinder dann ist das generationsübergreifende spielen auch die Wandlungspro- ihre im geschützten Rahmen entwi- Arbeiten besonders spannend. Die zesse der eigenen Identität, die sich ckelten Gedanken darstellen. Bei den teilnehmenden Mädchen befinden im Laufe des Lebens ergeben, eine Eltern kann es dabei dann wirklich zu sich zumeist in einer höchst sensib- große Rolle in den Gesprächen. „Aha-Momenten“ kommen. len Entwicklungsphase (zwischen 13 und 17 Jahren), in der der Ablö- Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt Deutlich sichtbar wurde dies zum sungsprozess von den Eltern eine der vielfältigen Möglichkeiten der Beispiel an einem Familienkreis- wesentliche Aufgabe und Heraus- Begegnung unterschiedlicher Gene- wochenende zum Thema „Glaube forderung darstellt. Ein Ziel dieser rationen in unserem Verband. Letzt- und Kirche in der Familie.“ Bei der Kurse ist unter anderem, dass beide endlich werden durch die Kurse und Aussprache zwischen Eltern und Seiten tiefere Einblicke in ihr jeweili- Angebote Horizonte erweitert, um ihren fast jugendlichen Kindern kam ges Leben bekommen: Was beschäf- im Kontext der verschiedenen Gene- heraus, dass die Kinder in einigen tigt mich zurzeit? Welche Wünsche rationen Verständnis füreinander Punkten ganz anderer Meinung als und Vorstellungen vom Leben habe und Verstehen voneinander zu ent- ihre Eltern waren und zum Teil sehr ich? Wie können wir uns als Mutter / wickeln. genervt waren. Die Eltern versuch- als Tochter gegenseitig stärken? So ten, sie für den Glauben zu begeis- werden Ideen entwickelt, wie Mütter Sabine Düro tern – dies löste zunächst einmal und Töchter ihre Beziehung - bei aller Widerstand aus. Mithilfe der Refe- anstehenden Veränderung - lebendig „Generation“ – was ist das eigentlich? rentin und der Kinderbetreuer*innen gestalten können. Der Begriff „Generation“ kommt aus wurde ein tolles, offenes Gespräch dem Lateinischen und bezeichnet alle von beiden Seiten geführt. Verschiedene Generationen begeg- Menschen, die in einem bestimmten nen sich auch in den Erwachsenen- Zeitabschnitt geboren wurden [lat. Für Familienkreise, deren Kinder in kursen, in den Frauenseminaren, bei generatio = Zeugung(sfähigkeit)]. So der Berufsfindungsphase sind, kann Besinnungstagen und anderen Semi- folgt auf eine Generation die nächs- der Austausch mit anderen Erwach- narangeboten. Auch wenn dort zwar te und so geht es weiter. Die Länge senen aus dem Kreis die Augen für „nur“ Erwachsene teilnehmen, befin- einer Generation ist davon abhängig, Berufe öffnen, die erst einmal gar den diese sich aber häufig in unter- wie alt die Eltern eines Neugebore- nicht im Sichtfeld sind. Das Gespräch schiedlichen Lebensphasen: Eltern nen im Durchschnitt sind. Man geht mit anderen Familienkreismitglie- von Kindern (jüngeren wie älteren) davon aus, dass eine Generation un- dern, die die Kinder meist schon län- und Eltern, deren Kinder erwachsen gefähr 25 - 30 Lebensjahre umfasst. ger kennen, kann hierbei besonders sind und die zum Teil schon selber hilfreich sein. Spannend wird es, wieder Kinder haben. Durch diese wenn bei den abendlichen Treffen, die Bandbreite ergeben sich anregende erwachsenen Kinder den inhaltlichen Gespräche, unter anderem zu Erzie- Part übernehmen – sei es, dass sie hungsfragen oder auch zur Gestal- aus ihrem beruflichen Kontext erzäh- tung von Frau-Sein/ Mann-Sein in len oder auch von Auslandseinsätzen. den unterschiedlichen Lebenspha-
JG Aktuell mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen…“ …unter diesen Titel haben wir eine sich vorstellen, dass sich über viele nannte „Elternbotschaften“ unter- Familienfreizeit gestellt, die ich mit Jahre eine bunte Mischung ergeben sucht und uns gefragt und erzählt, meinem Mann und einem Team 2015 hat und wir Teilnehmer*innen zwi- wie diese unser weiteres Leben geleitet habe. Als ich im Rahmen der schen 0 und über 80 Jahren haben geprägt haben und wie wir – in unse- Vorbereitungen auf die JG aktuell – eine wahre generationsübergrei- ren unterschiedlichen Lebensaltern zum Thema „Generationen“ davon fende Gemeinschaft! – heute damit umgehen. erzählte, wurde ich gebeten, doch ein- Das Thema „Ich lebe mein Leben…“ Wir waren im Landschaftsmuseum fach von dieser Woche zu berichten. ist angelehnt an das Gedicht von Westerwald und die älteren unter Dazu möchte ich kurz ausholen, Rainer Maria Rilke. Jahr für Jahr uns haben den jüngeren und den damit klar ist, warum das Thema wachsen unsere Lebensringe wie Kindern davon erzählt, was sie von Generationen gerade dort beson- bei einem Baum. Wir mögen vieles den ausgestellten Alltagsgegenstän- ders gut aufgehoben war. vergessen haben, aber in unserem den selbst noch kannten und welche Diese Freizeit ist bereits 1978 ent- Innern bildet es den stabilen Stamm, Erinnerungen sie damit verknüpfen. standen, als ein Familienkreis sich der bis zu unserem Lebensende wei- Die Kinder durften dann das ein oder einmal eine ganze Woche mit einem ter wächst. Und jeder von uns hat in andere einmal ausprobieren. Thema auseinandersetzen wollte. der Mitte seine Kindheit. Die einen Schön war auch die Einheit „Gespräch Über den Familienkreis hinaus waren Bäume sind schon dicker, die ande- der Generationen“. Zunächst haben jedoch schon von Anfang an auch ren haben hoffentlich noch viele Jah- sich Kleingruppen gebildet von Men- weitere Teilnehmer dabei. Dann sind resringe vor sich. schen, die etwa gleich alt waren. Die Jahr für Jahr neue Familien hinzuge- Natürlich sind wir eingestiegen mit haben sich dann überlegt, was ihre kommen und alte weggeblieben. Das einer Raterunde rund um Kindheits- „Generation“ ausmacht: Wir haben haben die Familien nicht von ihrem fotos: Wer ist wer? Wir haben uns wir Kindheit erlebt? Wie Alltag und Alter, sondern allein von ihrem Inte- mit der Rückschau auf unsere Jah- die Feiertage? Ferien? Schule? resse abhängig gemacht. Da es die resringe beschäftigt, haben ihnen Berufsausbildung, Studium? Hoch- Freizeit heute noch gibt, kann man Namen und Beschriftungen gege- zeit? Eltern-Sein? Kommunikation? … ben, uns in Kleingruppen davon und und vieles mehr. Am Ende kamen alle voneinander erzählt. Wir haben uns zusammen und haben „ihre Gene- mit Musik der vergangenen 65 Jahre ration“ vorgestellt und sich von den beschäftigt und uns gegenseitig anderen anfragen lassen. von unserer Jugend und der Bedeu- Ein Höhepunkt allerdings war für tung der Musikstücke berichtet. Wir mich eine Mittagspause: Die Kinder- haben unsere Kindheit auf soge- und Jugendgruppen haben in ihren Gruppenstunden Fragen gesammelt, die sie gerne mal den Ältesten unter uns stellen wollten. Dabei ging es zwar auch um einfache Fragen wie: „Womit habt ihr als Kinder gespielt?“ oder: „Habt ihr euch auch geprü- gelt?“ Aber im Laufe des Gespräches
Seite 9 verschob sich der Fokus der Fragen meinem Leben. Wie viel haben wir uns ßes Anliegen. Den Tod, der jeden von deutlich auf Erinnerungen an den 2. gegenseitig zu geben und zu erzählen! uns angeht, den wir gerne überse- Weltkrieg und die Nachkriegszeit. Und wie sehr können wir auch vonei- hen, der aber auch ein Teil unserer Manchmal hätte man eine Steckna- nander lernen. So wie wir und unsere Zukunft und damit ein Teil unseres del fallen hören können, so spannend alten Eltern von unseren Kindern Lebens ist. Bernhard ist ein gläubi- waren die Erzählungen, weil sie per- den Umgang mit modernen Medien ger Mensch und so versteht er die sönlich erlebt waren und unmittel- und den Möglichkeiten des WorldWi- Vorbereitung auf den Tod auch als bar erzählt wurden. Aber auch bei deWeb lernen, bekommen die Kinder Reflexion seines gelebten Lebens. Er den nicht so heiklen Themen wurden von den Älteren unter uns eine ihnen ist selbstkritisch und fragt sich, ob die Augen der jugendlichen Zuhörer oft fremde Welt vor Augen geführt – er seinen Teil zum Gelingen in Got- manchmal groß. vorausgesetzt, wir öffnen die Tür und tes Welt beigetragen hat. Auch für Besonders dicht wurde es, als meh- nehmen uns gegenseitig mit. diese Gedanken bin ich besonders rere Teilnehmer*innen ihre Erinne- Eine andere spannende Erinnerung dankbar, weil sie mir die Perspektive rungen an die Fliegeralarme schil- aus der Woche führt uns noch mal eröffnen, dass auch ich mir diese derten. Die Familien flohen- oft mit eine besondere Situation unseres Fragen mit zunehmendem Alter stel- Nachbarn gemeinsam - in die Keller, Lebens vor Augen. Rainer Maria Rilke len werde. Jetzt die Weichen zu stel- die damals als Luftschutzbunker schreibt dazu in seinem Gedicht: „Ich len, ist wohl meine Aufgabe. genutzt wurden. Dort verbrachten werde den letzten [Jahresring] viel- Meine Quintessenz aus der Woche: sie Stunden voller Angst, bis die leicht nicht vollbringen, aber versu- Bleibe immer mit allen Generationen Sirenen Entwarnung gaben. Ein Teil- chen will ich ihn“. im Gespräch – wir bereichern gegen- nehmer erzählte von einer konkreten Der älteste Teilnehmer, Bernhard, seitig unser Leben! Und: Bewahre Dir Situation, als er mit dem Freund beim war damals 82 Jahre alt und nahm die Unbeschwertheit und Neugierde Sammeln von Flugblättern vor einem uns mit in seine Gedankenwelt: Er eines Kindes – aber „Memento Mori – Tiefflieger weggerannt war. Seine überschrieb sie mit „Memento Mori“ Gedenke des Todes“! Mutter stand voller Angst in der Tür – „Gedenke des Todes“ oder „Sei dir Ute Hachmann und schrie: „Lauf, Junge, lauf!!“ Der deiner Sterblichkeit bewusst“. Er Flieger drehte und versuchte aber- erwähnte, dass er seine meisten mals, die Kinder zu beschießen. Lebensringe bereits gelebt habe Ein anderer Teilnehmer musste nach und nun die Frage nach der Zukunft dem Krieg aus Ostpreußen fliehen. sich zunehmend verschiebe. Den Tod Wie lang und gefährlich diese Flucht nicht auszublenden, war ihm ein gro- war, hätten wir ohne seine Schilde- rungen niemals erahnt. Ein weite- rer Teilnehmer erzählte von seiner Flucht aus der DDR im Kofferraum eines PKW kurz nach der Grenz- Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen schließung. Wir hätten hier noch Stunden weiter machen können… Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, Eine Frage, die besonders den Kin- die sich über die Dinge ziehn. dern unter den Nägeln brannte, war: Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, „Habt ihr als Kinder im Krieg eigent- aber versuchen will ich ihn. lich auch Krieg gespielt?“ Die Antwort Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, war deutlich einfacher und unspekta- und ich kreise jahrtausendelang; kulärer als erwartet: „Ja, natürlich: und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm Winnetou mit Pfeil und Bogen und tot- oder ein großer Gesang. schießen - genau wie ihr!“ Rainer Maria Rilke Das war eine wichtige Erfahrung in
JG Aktuell mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft Ein Bistro für Kaffee und Mahlzei- ten, Lesestoff aus der Bücherei und eine Familienbildungsstätte mit vie- len Lernangeboten gibt es im einsA. Außerdem Beratungsstunden für Mit diesem Motto wurde am 5. Sep- verschiedene Lebenslagen, Ange- tember 2020 das einsA in Dülmen bote der Kirchengemeinde und der eröffnet: Auch wenn Corona viele Man muss wissen, woher man Stadt, sowie das bunte Treiben im neue Aktivitäten seither verhindert kommt, wenn man wissen will, Familienzentrum St. Anna. Unter- und das Haus zeitweise für den Pub- wer man ist. Wir sind nicht nur schiedliche Möglichkeiten für Junge, likumsverkehr geschlossen werden wir selber. Wir sind auch unsere Ältere und alle dazwischen. Wech- musste, arbeiten alle Beteiligten Herkunft. In unserer Gegenwart selnde Ausstellungen sorgen für weiter, um gemeinsAme Ideen zu Aufenthaltsqualität im Haus, in dem spinnen und attraktive Angebote zu sind die Wünsche, die Lebensbil- niemand einsAm bleibt. entwickeln. der, die Lebenserwartungen der Menschen eingegangen, die vor eins für Alle! Das ist die Idee für das Das einsA steht allen offen, unabhän- uns gelebt haben. Sie aufzuspüren Haus mitten in der Stadt, im Quartier gig von Alter und Herkunft. Jede und heißt, sich selber kennenlernen. zwischen Rathaus und Kirche. jeder ist willkommen. Das Haus bie- tet Raum und Räume zum Wachsen Fulbert Steffensky (*1933) und Reifen. Ein besonderer Begeg-
Seite 11 nungsort - für Kontakt, Initiativen, Das einsA ist eine Gemeinschafts- sich über den Markt der Möglichkei- Bildung, Freude, Trauer, zum schöp- einrichtung mit besonderem Charme ten, den Platz zwischen Rathaus und ferisch sein, für soziales, kulturelles und einer einzigartigen Willkom- einsA: Er ist auch ein Sitzplatz für und freiwilliges bürgerschaftliches menskultur. Es ist Teil der Stadt- und eine Tasse Kaffee und ein gemütli- Engagement. Das Handlungskonzept Pfarreientwicklung der beiden Pro- ches Pläuschchen. des einsA umfasst den Lebensraum jektpartner Stadt und Kirchenge- der Menschen in der Stadt. Es ist meinde St. Viktor. Im Zentrum von Cäcilia Scholten, ein Mitmachhaus, in dem viele sich Dülmen haben zukünftig alle Genera- Geschäftsleitung einsA beteiligen können: Örtliche Vereine tionen ihren Platz und begegnen sich als Kooperationspartner sind einge- selbstverständlich im Alltag. Weitere Infos unter: laden, eigene Programme einzubrin- www.einsA.duelmen.de gen, um so ein spezielles Angebot Das einsA ist als Ort der Begegnung für alle zu schaffen. Freiwillige im und Bildung kommunaler und kirch- EinsAtz arbeiten zukünftig als Gast- licher sozialer Angebote öffentlich geberinnen und Gastgeber oder in gefördert und bietet Raum: Durch der Organisation mit, organisieren große Glasfassaden einsehbAr, fin- Begegnungen und planen kleine Akti- den sich auf 3000 m² 11 Seminar- onen. räume. Ein großes Glasdach spannt Auf sechs Ziele haben sich die Akteure im Handlungskonzept verständigt: Partizipation - Bei uns können alle mitmachen. Aktion - Wir haben für alle etwas zu bieten. Interaktion - Wir stiften Raum für Beziehungen und Interaktionen. Sozialraum – Wir sind da, wir verändern die Innenstadt/das Quartier. Biographie – Wir unterstützen Lernende in jedem Alter und begleiten Entwicklungen. Reflexion - Wir entwickeln uns fortlaufend und werden immer besser. Foto: Dietmar Rabich / Wikimedia Commons / „Dülmen, Intergeneratives Zentrum „einsA“ -- 2020 – 6837“ / CC BY-SA 4.0
JGAktuell mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft Generationenübergreifendes Arbeiten in der Pfarrei In der Seelsorge in der Pfarrei gibt etwas ist, das wirklich Eltern und es ja immer den Anspruch, sich Kinder in möglichst gleicher Weise irgendwie um „alle“ zu kümmern. Da anspricht. Einmal im Monat haben wir es schon schwierig genug ist, Ange- z.B. zur Familienmesse einen Fami- bote zu machen, die unterschiedlich lienchor, in dem Kinder, Eltern und geprägte 50-jährige anspricht, ist Großeltern gemeinsam singen. Und es umso herausfordernder, dort tat- die Familienmesse richtet sich in der sächlich generationenübergreifend Katechese nicht nur an Kinder, son- zu arbeiten – und nicht nur etwas dern wir bemühen uns, immer auch zu machen, was die eine Generation wenigstens einen Gedanken einzu- anspricht und die andere kommt halt bauen, der speziell für die Eltern ist. mit… Beim Familien-Wochenende legen wir ebenso Wert darauf, dass es Ange- bote für Kinder, für Erwachsene und für Familien gibt – so kann jede Generation etwas bekommen, das für sie speziell ist, aber es gibt auch Dinge, die gemeinsam passieren. Auch bei der Sternsingeraktion bin- den wir ganz bewusst Erwachsene mit ein, nicht nur Kinder – in den sel- tensten Fällen bilden sich dabei aber gemischte Gruppen. Besonders an traditionellen Festen wie St. Martin oder dem nur in Münster und Umge- bung gefeierten „Lambertus-Sin- gen“ nehmen häufig gerne die Groß- eltern mit ihren Enkelkindern teil und schwelgen dann in den Erinnerungen an früher. Ein besonderer pastoraler Ort sind Im Alltag unserer Pfarrei kommen bei uns die KiTas, und da eine von Generationen daher dann miteinan- Ihnen direkt neben einem Altenheim der in Kontakt, wenn wir das auch liegt, gibt es dort viele generationen- bewusst so anlegen. Wenn wir das übergreifende Projekte (zumindest Label „Familie“ benutzen, dann ach- außerhalb von Corona): Da wird mit- ten wir z.B. immer darauf, dass es einander gebastelt und gesungen,
Seite 13 Die Alten Wenn man jung ist und modern, möchte man natürlich gern alles neu und umgestalten, doch, wer meckert dann? Die Alten! Will dynamische Ideen endlich man verwirklicht sehen, es gibt Vorführungen und auch der ten gemacht werden. Über die Kin- zieh’n sich sorgenvolle Falten; Martinszug geht durch das Alten- der lassen sich die Eltern eben doch ja, so sind sie, unsere Alten! heim. Der Ort aber, wo Alt und Jung leichter gewinnen und ansprechen am meisten aufeinander treffen, ist als anders herum. Und wenn wir es Krieg und Elend, Hungersnot; sicherlich die Bücherei: denn Lesen dann schaffen, einen inhaltlichen manchen Freundes frühen Tod; tuen alle gern… Punkt so einfach und klar zu fassen, doch sie haben durchgehalten, dass Kinder ihn verstehen können, ja, das haben sie, die Alten! Beim Blick auf die Beispiele fällt schon dann sind die meisten Erwachsenen Was sie unter Müh’ und Plagen auf, dass es in der Regel Angebote auch ganz dankbar dafür. neu erbaut in ihren Tagen, und Aktionen für und mit Kindern wollen sie jetzt gern erhalten: sind, die zum Ausgangspunkt von Hendrik Werbick Habt Verständnis für die Alten! generationenübergreifendem Arbei- Bändigt Eure jungen Triebe, zeigt den Alten Eure Liebe, laßt Euch Zeit mit dem Entfalten, kümmert Euch um Eure Alten! Wozu jagen, warum hetzen? Nach den ewigen Gesetzen ist die Zeit nicht aufzuhalten. Plötzlich seid Ihr dann die Alten! Und in Euren alten Tagen hört Ihr Eure Kinder klagen; ach, es ist nicht auszuhalten, immer meckern diese Alten! Ja, des Lebens Karussell dreht sich leider viel zu schnell; drum sollten sie zusammenhalten, all die Jungen und die Alten! Theodor Storm (1817 - 1888)
JG Aktuell mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft Zumutung Glaubensgemeinschaft – Alt und Jung in der Bibel Was ist wertvoller: Erfahrung oder Adam war demnach 930 Jahre und um in seine Nachfolge eintreten zu frische Ideen? Wer benötigt eher Noah über 600. Besonders in Ver- können. Jesus stellt das System gesellschaftliche Lobbyarbeit: die bindung mit der Ankündigung von auf den Kopf. Die Regeln, durch die Jungen oder die Alten? Worauf Nachkommen wird der Segen Gottes Alt und Jung geordnet sind, werden sollte sich kirchliches Engagement offensichtlich, der auf diesen Hoch- durchbrochen. Dies sicher nicht, weil fokussieren: auf Hochbetagte und betagten liegt. So soll Sarah 90 und Familie für Jesus keine Bedeutung Kleinkinder oder vielleicht besser auf Abraham 100 Jahre alt gewesen hätte, sondern weil etwas anderes diejenigen, die beides schultern: die sein, als sie durch die Gnade Got- als Familienbande, Alter und Anse- Pflege der Elterngeneration und die tes ihren Sohn Isaak bekamen – der hen zählt. Es geht darum, sich Gott Erziehung von Kindern und Jugendli- Beginn einer großen Familienge- zu öffnen, mit ganzem Herzen in die chen? Ich wurde gebeten, etwas zum schichte und segensreichen Zukunft. Nachfolge einzutreten. Im Ideal der biblischen Verständnis von Alt und frühen christlichen Gemeinden wird Aber immer wieder sind es auch Jung und dem Verhältnis der Gene- deutlich, was dies für das Zusam- die Jungen, die das Volk Israel ret- rationen zu schreiben. Aber die eine menleben heißen kann. An die Stelle ten oder zumindest zu einer Wende Aussage biblischen Glaubens […] der Familie tritt die Gemeinde derer, beitragen: Josef, der Zweitjüngste, gibt es meines Erachtens nicht. die an Jesus Christus glauben. Sie rettet die ganze Sippe vor dem unterstützen sich gegenseitig und Wenn ich an biblische Texte und das Hungertod – und das, obwohl ihm teilen, was sie haben. Sie helfen ein- Zusammenleben von Generationen übel mitgespielt worden war. Jere- ander, trösten und stärken sich. Kei- denke, fallen mir zunächst die Groß- mia wird von Gott mit den Worten ner zählt mehr als der andere. Weder familien ein, die insbesondere in den „Sag nicht, ich bin noch zu jung...“ Geschlecht, noch Herkunft – und ich Texten der hebräischen Bibel eine zum Propheten für die Nationen möchte ergänzen: Weder Alter, noch Rolle spielen. Das Eingebundensein bestimmt. Der kleine David siegt Schönheit oder Gehaltszettel sind in meist patriarchal geprägte Sip- gegen den großen Goliath. Zudem von Bedeutung, denn alle sind eins in pen bedeutete Sicherheit, gegensei- lassen die biblischen Texte keinen Christus Jesus. tige Pflege und gemeinsam geteilte Zweifel daran, dass Gott besonders Kultur, inklusive Religion. Den Eltern die Schwachen, Kleinen und Hilflosen Das ist eine Zu-Mut-ung, ernst damit galten Ehre und Gehorsam. Hohes schützt und begleitet – Gerechtigkeit zu machen: endlich nicht mehr Men- Alter steht in den frühen biblischen und Barmherzigkeit sind Aufgabe schen und ihre Bedeutung zu bewer- Texten allgemein für Gottes Segen. und Zusage zugleich. ten nach ihrer Größe oder ihrem Sagenhafte Zahlen werden genannt: Alter, nach Geschlecht, Herkunft Auch Jesus stellt die gesellschaftli- oder Berufsausbildung. Sondern sie chen Wertungen in Frage, als er die alle zu sehen als Gottes Kinder – Kinder segnet und sie zum Vorbild gesegnet mit Talenten und Begabun- für die Erwachsenen nimmt. Ihnen gen – und ihnen den Segen Gottes gehört das Himmelreich. Und noch spürbar nahe zu bringen. mehr, wenn er sagt: „Wer ist meine Mutter, wer sind meine Brüder? Barbara Remmlinger Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester Veröffentlicht in: inform 2/2016, Cari- und Mutter“. Oder wenn er gar ver- tasverband für die Erzdiözese Freiburg langt, die eigenen Kinder, Geschwis- e. V. - Referat Tageseinrichtungen für ter und Eltern gering zu achten, Kinder, S. 6f
Seite 15 „Alter, Würde und Verantwortung sind ganz eng verbunden“ Herr Simon-Hinkelmann, wenn ein SIMON-HINKELMANN: Die biblischen men einer hervorgehobenen Rolle. Mensch sehr alt wird, spricht man Texte zeichnen ein realistisches Bild. Ob jemand noch etwas zu leisten von einem „biblischen Alter“. Welche Sie schildern auf der einen Seite die vermag, lässt sich demnach nicht Rekorde in Sachen Lebenserwartung Beschwerden des Alters, wie die einfach an der Zahl der Lebensjahre werden denn in der Bibel aufgestellt? Sinne und Kräfte schwächer werden ablesen – in der Bibel so wenig wie (Prediger 12,1–7). Auf der anderen heute. Auch ältere biblische Figuren SIMON-HINKELMANN: Vielen prägen- Seite begegnen uns aber auch immer tragen ganz selbstverständlich Ver- den Figuren im Alten Testament wird wieder biblische Figuren, die sich bis antwortung für das Gemeinwesen, ein sehr hohes Alter zugeschrieben. ins hohe Alter ihren Lebensmut nicht für ihre Stadt oder ihren Stamm. Dies drückt eine besondere Wert- nehmen lassen und eine herausgeho- Alter, Würde und Verantwortung schätzung aus und soll betonen, wie bene Verantwortung für ihr Volk über- sind ganz eng verbunden. außergewöhnlich ihre Taten waren. nehmen. So wurde Adam in der Schöpfungsge- Was können wir heute von den schichte 960 Jahre alt, Methusalem, Zum Beispiel? Altersbildern der Bibel lernen? der älteste Mann der Bibel, sogar 969. SIMON-HINKELMANN: Etwa Mose, SIMON-HINKELMANN: Die biblischen Dessen Sohn Lamech starb mit 777 über den berichtet wird: „Mose Texte schildern die Mühen des Alters, Jahren vergleichsweise jung. Diese war Hundertzwanzig Jahre alt, als aber sie bringen älteren Menschen Altersangaben sind natürlich symbo- lisch zu verstehen, da die Lebenser- er starb. Seine Augen waren nicht auch eine hohe Wertschätzung ent- wartung vor über 2.500 Jahren, als schwach geworden und seine Kraft gegen. Es gibt eine ganze Reihe viele der Texte des Alten Testaments war nicht verfallen“ (5. Moses 34,7). von rechtlichen Vereinbarungen in aufgeschrieben wurden, wesentlich Bis zuletzt lenkte er die Geschicke den biblischen Geschichten, die wir geringer war als heute. […] seines Volkes. Oder Abraham, der heute vielleicht als Generationenver- schon 75 Jahre alt ist, als er auf trag bezeichnen würden. Es geht um Wie verändert sich das im Ver- Geheiß Gottes aus seinem Vater- Solidarität zwischen Jung und Alt, lauf der Bibel? Stellt Gott selbst land auszieht, womit seine biblische um das Angewiesensein aufeinan- eine Begrenzung der menschlichen „Karriere“ überhaupt erst beginnt. der, darum, voneinander zu lernen. Lebenserwartung auf? Auch die Prophetin Hannah leistet im Im Buch Jesaja verspricht Gott uns Alter Bedeutsames: Hochbetagt und Menschen: „Bis in euer Alter bin ich SIMON-HINKELMANN: Ja, noch vor laut dem Evangelisten Lukas „an die derselbe, und ich will euch tragen, bis der Sintflut begrenzte Gott das vierundachtzig Jahre“ (Lukas 2,37) ihr grau werdet.“ (Jesaja 46,3+4). menschliche Leben auf 120 Jahre verkündet sie als eine der Ersten Da wird ganz deutlich: Leben hat in und begründet es mit den Worten: die Erlösung durch das Jesuskind allen Phasen einen unschätzbaren „Mein Geist soll nicht immerdar im (Lukas 2,38). Wert und eine unantastbare Würde. Menschen walten, denn auch der Mensch ist Fleisch“ (1. Moses 6,3). Bestimmte Leistungen und Fähigkei- […] Letztlich steht dahinter die ten sind in der Bibel also nicht unbe- Pastor Benjamin Simon-Hinkelmann Erkenntnis, dass das Leben endlich ist Pressesprecher der Evange- dingt nur den Jungen vorbehalten? ist und es physische Grenzen gibt, lisch-Lutherischen Landeskirche SIMON-HINKELMANN: Sehr interes- Hannovers. die wir als Menschen auch im 21. Jahrhundert akzeptieren müssen. sant ist, dass es in den biblischen Erzählungen nirgends Angaben über Quelle: https://www.7jahrelaenger.de/7jl/ Wird das Alter in der Bibel dabei als ein konkretes Alter gibt, das Vor- interviews/-alter--wuerde-und-verantwortung- Segen oder Last dargestellt? aussetzung wäre für das Überneh- sind-ganz-eng-verbunden--54862
JG Aktuell mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft Was möchtest du dein FRagen an eine Mutter Generationenkonflikt: Die Frage, was wir unseren Kindern ches behandelt werden soll, bleibt es fürs Leben mitgeben wollen, ist gar in einer großen Familie wie der unse- Wenn sich die Jüngeren nicht so leicht zu beantworten. Viele ren nicht aus, dass man häufig aufs über die klugen Sprüche der Dinge entfalten sich über die Jahre große Ganze schauen muss. Uns ist und ändern sich auch mit dem zu- es wichtig, dass sich unsere Kinder Älteren aufregen, sollten sie nehmenden Alter der Kinder oder als Teil einer Gemeinschaft verste- bedenken, dass die Alten dem sich verändernden Gefüge der hen und ihnen klar ist, dass jeder mal unter der Dummheit der Familie. mit seinen persönlichen Wünschen zurückstehen muss, damit das Fa- Jungen auch ganz schön Zunächst einmal soll jedes unserer milienleben funktioniert. Rücksicht leiden müssen! Kinder wissen, dass es gut ist, so ist hier wichtig, Geduld und auch die wie es ist. Jedes Kind soll sich geliebt Bereitschaft, für andere auch ein- © Bertram Jacobi (*1963) fühlen und uns Eltern als Netz und mal etwas zu erledigen, ohne gleich doppelten Boden wahrnehmen. Wir eine Gegenleistung zu verlangen. sind immer da und hoffentlich auch Das geht natürlich nicht ohne Kon- erste Anlaufstelle, wenn mal was flikte, aber Geschwister sind immer richtig schief läuft. Langfristig ge- auch geeignete „Sparringspartner“, sehen wünschen wir uns, dass unse- um das Verhandeln, Argumentieren re Kinder so selbstbewusst werden, und Finden von Kompromissen zu dass sie sich ihrer Stärken, aber üben. Dies fällt dem einen Kind leich- auch ihrer Schwächen bewusst sind. ter als dem anderen und treibt uns Denn auch Unzulänglichkeiten gehö- Eltern manchmal in den Wahnsinn. ren zum Leben dazu. Und hier ist Hu- Aber wir glauben, dass es sich lohnt, mor ganz wichtig! Wer auch mal über Übungsfeld dafür zu sein, da diese sich selbst lachen kann, geht leichter Fertigkeiten unserer Meinung nach durchs Leben. unerlässlich für ein glückliches und erfolgreiches Leben in der Gesell- Unabhängig davon, dass jedes Kind schaft sind. ein Individuum ist und auch als sol- Ein weiterer Punkt ist für uns ein gesunder Optimismus: Irgendwie geht immer alles gut oder zumindest weiter, bis es wieder gut wird. Je- der Mensch ist wirksam. Jeder kann etwas in seinem kleinen Bereich tun und damit vielleicht auch verändern. Die Welt ist schön, auch wenn die Nachrichten häufig ein anderes Bild vermitteln. Zusammen kann man viel
Seite 17 en Kindern mitgeben? Definition von Familie fragte, immer auch Oma und Opa zur Kernfamilie dazu zählen würden. Dass das so reibungslos und kon- fliktfrei klappt, ist vor allem meiner Mutter geschuldet, die sich auf die Kunst versteht, immer nah dran zu sein, aber sich gleichzeitig mit Rat- schlägen geschickt zurückzuhalten. Sie würde uns nie Vorwürfe oder Vorgaben bezüglich unseres Lebens oder der Kindererziehung machen oder ungefragt Ratschläge geben. Diese Fähigkeit bewundere ich an ihr. Denn es führt dazu, dass ich ihr schaffen und jeder ist dabei wichtig! bringen, mittags zu verpflegen und gerne von meinem Leben und meinen Wir haben beide das Glück, dass wir das jeweils kleinste Kind auch vor- Sorgen erzähle und sie ausdrücklich Eltern haben, die uns unterstützen, mittags zu betreuen. Hier waren um ihre Meinung bitte, weil ich weiß, und das auf ganz unterschiedliche Oma und Opa ein unschlagbares dass sie mich ansonsten machen Art. Der eine Opa war im Jahr un- Team: Meine Mutter im Hintergrund, lässt. seres Hausbaus und in den Jahren die alles organisiert und die Kinder des Umbaus danach wertvoller Rat- auf Vordermann brachte wenn nötig Meine Eltern sind mein Netz und mein geber, Bauleiter und Handwerker in war. Und mein Vater, der mit schier doppelter Boden – das Netz, von dem mehreren Gewerken. Ein Jahr hat unerschöpflicher Geduld Turnhallen ich hoffe, dass ich es für meine Kin- er im Prinzip unter der Woche auf und Spielplätze unsicher machte und der bin und ein Leben lang bleiben Montage bei den anderen Großel- Hunderte von Kilometern mit Kinder- werde. tern gewohnt, um ab 7 Uhr morgens wagen zurückgelegt hat. ein Auge auf die Baustelle zu haben. Autorin: Mutter von 4 Kindern Für diese Energie sind wir ihm sehr Wir kommen in den Genuss von dankbar. Großeltern, die bereit sind, ihr Leben in großen Teilen um unsere Familien- Die anderen Großeltern vor Ort ha- termine herum zu organisieren. Im ben uns von Anfang an mit den Kin- Laufe der Jahre und mit zunehmen- dern unterstützt. Ich konnte jahre- dem Alter der Kinder sind die Groß- lang nur arbeiten gehen, weil Oma eltern nicht mehr so regelmäßig und und Opa schon vor 7 Uhr morgens täglich eingespannt. Aber der Kon- auf der Matte standen, um das Kind takt zu den Enkelkindern ist so eng, und später die Kinder in die Kita zu dass diese, wenn man sie nach der Hintergrundfoto: S. Hofschlaefer / pixelio.de
JG Aktuell mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft Was ist schön am GroSSeltern sein? Was möchten wir unseren Enkel- Kindern mit auf den Weg geben? Antworten einer GroSSmutter Mein Mann und ich (beide 77Jahre) kommen gerne mal zum Essen, mal benennen, aber in mir erzeugt sie ein gehören zu den glücklichen Großel- um Ruhe vor dem Trubel im Eltern- Gefühl der Ruhe und Wärme, wenn tern, deren Enkel (10, 8, 6, 4 Jahre) haus zu haben oder um etwas zu tun, ich an sie denke. Meine Kinder hatten in unmittelbarer Nachbarschaft woh- wo die Geschwister stören. dieses Glück nicht und darum habe nen. Dadurch waren wir, nicht nur ich mir schon damals vorgenom- bedingt durch die Berufstätigkeit der Was die Enkel für ihr Leben brauchen, men, es bei meinen Enkeln anders zu Eltern, von Anfang an in die Betreu- wird ihnen ganz in unserem Sinne machen. Und so hoffe ich, dass auch ung fest eingeplant. So wurden wir von ihren Eltern vermittelt. Ich wün- sie in einigen Jahren diese Ruhe und nicht zu „Verwöhn“-Großeltern, son- sche mir, dass die Enkel einmal gerne stille Freude empfinden, die durch dern mehr oder weniger der verlän- an uns zurückdenken. Nicht um unse- das Leben trägt. gerte Arm der elterlichen Erziehung. retwillen, sondern für sie. Ich selbst Zum Glück ist unser Erziehungsver- denke gern an meine Großmutter Annegret Behrens-Vieth (Mutter der ständnis dem der Eltern sehr ähnlich. zurück. Sie war nichts Besonderes, 4-köpfigen Mutter der vorangegan- Es gab also keine Konflikte. Die Enkel niemand wird eine Straße nach ihr genen Seite)
Seite 19 Fragen an ein JG-Kind Was fällt dir ein, wenn Du an dEN fAMILIEN- KREIS DENKST? Lachen, spielen, basteln, spannen- Nimm2-Lutschbonbons, Gemein- de Ausflüge, Wanderungen, ge- schaftsgefühl, Verbundenheit und meinsame Urlaube in Jugendher- Freundschaften, die bis heute be- bergen, Lagerfeuer und Stockbrot, stehen. Wofür bist du deinen Eltern dankbar? Geborgenheit, Sicherheit, Liebe, Meine Eltern sind für mich ein Harmonie, Vertrauen, Mut, Aufge- tolles Vorbild – als Ehepaar, als schlossenheit, Reiselust, Unter- Eltern und als Großeltern! stützung, offenes Ohr und offene Friederike Broer Arme… Der alte Großvater und der Enkel. gaben ihm sein Essen in ein irdenes zusammen. „Was machst du da?“ Schüsselchen, und noch dazu nicht fragt der Vater. „Ei, antwortete Es war einmal ein alter Mann, der einmal satt, da sah er betrübt nach das Kind, ich mach ein Tröglein, konnte kaum gehen, seine Knie dem Tisch, und die Augen wurden daraus sollen Vater und Mutter es- zitterten, er hörte und sah nicht viel ihm nass. Einmal auch konnten sen, wenn ich groß bin.“ Da sahen und hatte auch keine Zähne mehr. seine zitterigen Hände das Schüs- sich Mann und Frau eine Weile Wenn er nun bei Tisch saß, und selchen nicht fest halten, es fiel an, fangen endlich an zu weinen, den Löffel kaum halten konnte, zur Erde und zerbrach. Die junge holten alsofort den alten Großvater schüttete er Suppe auf das Tisch- Frau schalt, er aber sagte nichts an den Tisch, und ließen ihn von tuch, und es floss ihm auch etwas und seufzte nur. Da kauften sie ihm nun an immer mit essen, sagten wieder aus dem Mund. Sein Sohn ein hölzernes Schüsselchen für ein auch nichts, wenn er ein wenig und dessen Frau ekelten sich davor, paar Heller, daraus musste er nun verschüttete. und deswegen musste sich der essen: wie sie nun da so sitzen, Autor: Brüder Grimm, aus: Kinder- alte Großvater endlich hinter den so trägt der kleine Enkel von vier und Haus-Märchen Band 1, Große Ofen in die Ecke setzen, und sie Jahren auf der Erde kleine Brettlein Ausgabe, 1. Auflage 1812, S. 355–356 Hintergrundfoto: S. Hofschlaefer / pixelio.de
JG Aktuell mitgliedszeitschrift der Jungen Gemeinschaft Fragen und Antworten von Familie G. An den Vorfahren Wofür BIN ich meinen Eltern kann man nichts ändern, aber man kann dankbar? mitbestimmen, was aus • Für Ihre Geduld und ihr Verständnis Wertschätzung man erlebt, und den Nachkommen wird. der sehr unterschiedlichen Charak- wie bereichernd dies für die eigene tere Persönlichkeit ist François de La Rochefoucauld • Für ihre Belastbarkeit (jeglicher • Zu erleben, dass materielle Werte (1613-1680) Frust und Sorge hatte bei meine El- weniger Gewicht haben können tern Platz, egal zu welcher Uhrzeit) • Gemeinschaft mit unterschiedli- … und das bei 4 Geschwistern!!! chen Menschen in unterschiedli- • Dass IMMER jemand da war, wenn cher Form zu erleben ich nach Hause kam • Jetzt, wo ich Mama von drei Jungen • Dass ich mich selber ausprobie- bin, kann ich einordnen, wie beschei- ren durfte, und doch zum richtigen den und selbstlos meine Mama ist. Zeitpunkt Grenzen, bzw. Hilfe und • Ich bin meinen Eltern dankbar, Unterstützung bei steinigeren We- dass in meiner Kindheit die „Gläser gen erhalten habe grundsätzlich halbvoll waren“! • Dass ich ermutigt wurde, neue • Geborgenheit zu Hause, Wertever- (Um)-Wege zu gehen mittlung • DASS WIR NIE ÜBER LEISTUNG DE- • Mamas Präsenz zu Hause, Mamas FINIERT WURDEN! Freude an Kleinigkeiten, gutes Es- • Dass wir niemals unter Druck ge- sen setzt wurden (in meiner Erinne- • Wissen um Offenheit für Gespräche rung, durfte Schule beispielsweise • Klare Strukturen, sichere Regeln immer nebenher laufen und meine im Umgang miteinander wahre Leidenschaft wie Handball • Wir haben gelernt und erfahren, und Pfadfinder durfte Priorität ha- was Familie bedeutet und wie wich- ben) tig es ist, immer einen Ansprech- • Für die Unterstützung und Wert- partner zu haben, gleichgültig mit schätzung meiner Leidenschaft welchen Problemen (Mama und Papa schauten sich je- • Es ist schön, eine so große Fami- des Spiel an!) lie zu haben. Natürlich gibt es auch • Dass das Engagement im Ehrenamt Meinungsverschiedenheiten und/ als selbstverständlich vorgelebt oder Reibereien. Aber das Schöne wurde. Und hier resultierend zu und das Positive überwiegen ein- erleben, wie viel Dankbarkeit und deutig.
Seite 21 Was möchten wir unseren Kindern mit auf den Weg geben? • An sich zu glauben. • Eine gesunde Streitkultur. Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, Res- • Stärken stärken. • Gemeinschaft zu erleben (Mann- pekt und Toleranz, Zuverlässigkeit, • Einen respektvollen Umgang mit den schaftssport, Pfadfinder usw.). Höflichkeit, Ehrlichkeit, Fairness. Mitmenschen. • Ein Leitfaden in unserer Erziehung • Bleibt so lange Kinder wie möglich, • Selbstreflexion (Bewusstseins- von drei Jungen: denn ernst wird das Leben noch schaffung des eigenen Verhaltens). „Wenn ich nur darf, wenn ich soll, früh genug und behaltet Euch im- • Benennen von Bedürfnissen und aber nie kann, wenn ich will, dann mer etwas von der Unbeschwert- Gefühlen. mag ich auch nicht, wenn ich muss. heit und Fröhlichkeit. • Eine umweltbewusste/nachhaltige Wenn ich aber darf, wenn ich will, • Egal was passiert, Eure Eltern und Lebenseinstellung. dann mag ich auch, wenn ich soll die Familie sind immer für Euch da. • gesellschaftliches Handeln zu hin- und dann kann ich auch, wenn ich Hier habt Ihr ein Zuhause und hier terfragen. muss. Denn schließlich: Die können seid Ihr immer willkommen. • Grenzen zu erkennen und diese zu sollen müssen auch sollen dürfen.“ • Bei oder nach Streitigkeiten: nie- benennen. (Graffiti am U-Bahnhof Alexander- mals im Streit auseinander- bzw. • Selbstständig zu denken und zu platz) schlafen gehen, sondern immer handeln. • Freude und Zuversicht im Leben, miteinander sprechen, sich ver- • Dankbar zu sein, für das was man hat. Geborgenheit, Selbstbewusstsein, ständigen, versöhnen. Woran Denke ich, wenn ich mich an den Familien- kreis Erinnere? • An ein Treffen an einem sonnigen sphäre in der Adventszeit, an meine einem Förster. Tag mit hunderten von Menschen, Geburtstagsfeier am Palmsonn- • Gemeinsame Ausflüge, Aktivitäten mit denen wir vor einer Bühne tag (ich wurde von vier Vätern auf mit vielen anderen Kindern gesungen haben. einem Stuhl bis zur Decke gehoben). • Übernachtungen in Ladbergen, • An das Lied „Bärenstark“ und die • An Fahrradrallyes durch die ganz toben im Kissenraum. Strophe: „Wenn einmal die Finger Stadt, mit vielen lustigen Stationen, • Stockbrotbacken am Lagerfeuer. jucken und die Eltern grad nicht an gemeinsame Wochenenden mit • An die vielen Unternehmungen gucken, dass ist bärenstark! Und Lagerfeuer und Übernachtungen in (Fahrradrallye war immer ein High- wir dann nach draußen flitzen, dass Hochbetten in Dülmen, an die rie- light), an die gemeinsamen WE mit die Pfützen nur so spritzen, das ist sigen Kochtöpfe, in denen gekocht dem Familienkreis in der „Bau- bärenstark!“ wurde. stelle“ der PSG MS oder der „CAJ- • An das Singen mit der Gitarre. • An das Papa-Kind-Wochenende in Werkstatt“ in Ladbergen, die JG- • Gemeinsame schöne Zeiten im Ladbergen. Ostertage auf der „Hohensyburg“ in Pfarrheim, gemeinsames Backen • An die Ameland-Wochen vor Ostern. Dortmund. und Basteln in gemütlicher Atmo- • An einen Waldspaziergang mit
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