Wohnen. Offen zum Leben - Offen zum Leben? Bitte öffnen - Caritas Oberösterreich
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Wohnen. Offen zum Leben. O f f e n z u m L e b e n ? B i t t e ö f f n e n ... Jahresbericht 2003 K a t h o l i s c h e K i rc h e i n O b e r ö s t e r re i c h
Inhalt Kontakt Vorwort 3 Information Caritas für Menschen in Not in Oberösterreich 4 4021 Linz, Kapuzinerstraße 84, 2. Stock Caritas für Menschen in Not im Ausland 8 Tel.: 0732/7610-2020 E-Mail: information@caritas-linz.at Caritas für Kinder und Jugendliche 12 Homepage: www.caritas-linz.at Caritas für Menschen mit Behinderungen 16 Kommunikation und Medien Caritas für Betreuung und Pflege 20 4021 Linz, Kapuzinerstraße 84, 2. Stock Caritas Adressen 24 Tel.: 0732/7610-2020, Fax: 7610-2121, Wilma LEVASSOR, Mag. Edith ZEHETNER Sponsoren des Jahresberichtes 27 Beilage Jahresbilanz 2003 Gewinn- und Verlustrechnung, Erträge Personal, Spenden Spenden 4021 Linz, Kapuzinerstraße 84, 2. Stock Tel.: 0732/7610-2043, Fax: 7610-2121, Svjetlana VARMAZ Spendenkonto VKB-Bank Linz Impressum: Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Caritas Oberösterreich, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz 19.000.900, BLZ 18600 Redaktion: Wilma Levassor, Mag. Edith Zehetner, Dr. Johanna Grabner RLB OÖ. Fotografie: Reiner Riedler, Anatol Kljashtchuk (1) 1.245.000, BLZ 34000 Gestaltung: Compact Werbe-Team 2
Wohnen. Offen zum Leben. Mathias Mühlberger Caritasdirektor Es zählt zu den Kernkompetenzen der Caritas, in unserer professioneller Dienstleister Mobile Dienste zur Begleitung Die Orientierung an den Bedürfnissen der Menschen mit Arbeit den Menschen „nahe“ zu sein - auch in dem Sinne, des Lebens in den eigenen vier Wänden sowie Betreu- differenzierten Angeboten auch im Wohnbereich ist nicht dass wir wahrnehmen, worunter sie leiden, was sie bares Wohnen an. Für Menschen mit Behinderungen ist nur aus unserer Sicht eine Notwendigkeit. Es wurde damit bewegt, was sie brauchen. Die Verwirklichung von Wohnen in dezentralen Einheiten mit mobiler Begleitung ein richtiger Weg eingeschlagen, der durchaus auch dem Chancengleichheit und Integration ist in erster Linie eine und Assistenzdienst ein zukunftsweisendes Modell, das Spargedanken der öffentlichen Hand entgegen kommt, da Frage des Bewusstseins. Es geht darum, bewusst hinzu- so weit als möglich selbstbestimmtes Leben und Integra- ein gezielter und reduzierter Einsatz der finanziellen Mittel schauen, welche Bedürfnisse Menschen haben und wie tion ermöglicht. ermöglicht wird. Allerdings ist das Tempo der politischen die geeigneten Rahmenbedingungen geschaffen werden Weichenstellungen gerade im Bereich der Pflege und können, damit sie ihr Leben so gestalten können, wie sie Ein bewusstes Wahrnehmen der Bedürfnisse von Betreuung alter Menschen viel zu langsam. Hier besteht es möchten. Dieses Prinzip des bewussten Wahrnehmens Menschen mit Behinderungen in der Öffentlichkeit war die Gefahr, dass wir von der demografischen Entwicklung der Individualität wird auch in den begleiteten Wohnange- auch ein Ziel der Aktivitäten der Caritas im Europäischen „überrollt“ werden, wenn nicht rechtzeitig Vorsorge getrof- boten der Caritas in Oberösterreich gelebt. Wohnen ist ein Jahr der Menschen mit Behinderungen 2003. Der Slogan fen wird. Dabei ist auch die Situation der pflegenden Grundbedürfnis des Menschen. Doch lebenswert ist ein der Caritas, „Behindert ist, wer behindert wird“, sollte ein Angehörigen im Auge zu behalten, die ein unverzichtbares Wohnraum erst, wenn er auch „Lebensraum“ ist. Ein Ort, Anstoß sein, gewohnte Denkschemata zu verlassen und „Hilfesystem“ im Privaten darstellen, zukünftig aber ver- der offen zum Leben ist, wo man sich wohlfühlt und so das Thema „Behinderung“ einmal aus anderer Perspektive stärkte professionelle Unterstützung brauchen werden. angenommen wird, wie man ist. zu betrachten. Die eigentliche Behinderung beginnt dort, wo Menschen „be“- bzw. „ge“-hindert werden, am Leben Die Caritas bietet verschiedene Wohnformen für in der Gesellschaft teilzuhaben. Menschen in unterschiedlichen Situationen und Lebens- abschnitten: für Menschen in Not, Menschen mit Behin- Jedoch auch Medien, die mehr Teilhabe am Leben ermög- derungen, Jugendliche und alte Menschen. In diesem lichen könnten, bauen wieder neue, andere Barrieren auf. Jahresbericht stellen wir Ihnen einige dieser Wohnformen Wie beispielsweise das Internet, das auch für Menschen vor. Sie sind alle mit differenzierten Konzepten auf die mit Behinderungen neue Chancen für eine verstärkte Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe ausgerichtet. Teilhabe am sozialen, beruflichen und kulturellen Leben Entsprechend der unterschiedlichen und sich wandelnden eröffnet. Voraussetzung ist eine spezielle barrierefreie Bedürfnisse unterliegen sie auch einer ständigen Gestaltung, sodass auch Menschen mit Seh- oder Weiterentwicklung. Besonders im Bereich der Menschen Hörbeeinträchtigung Zugang zu allen Informationen mit Behinderungen und im Seniorenwohnen sind in haben. 2003 hat die Caritas Oberösterreich mit ihrer Zusammenarbeit mit dem Land OÖ. neue Wohnformen im barrierefreien Homepage ein weiteres Zeichen für Entstehen. Die Caritas für Betreuung und Pflege bietet als Chancengleichheit gesetzt. 3
Caritas für Menschen in Not Der in Oberösterreich Hartlauerhof in Asten bietet zwölf wohnungslosen Männern Platz zum Wohnen und Leben. Gemeinsam mit SozialarbeiterInnen ver- suchen sie, im Leben wieder Perspektiven zu finden. „Drei , vier Tage sind die Leute richtiggehend ,geschwebt`. Im Hartlauerhof, einem ehemaligen Bauernhof in Asten, Das hätten Sie sehen sollen!“ Ulrich Volmer, Leiter des versuchen die Männer ihr Leben wieder in den Griff zu Hartlauerhofes, erzählt von der „Randmarken“-Ausstell- bekommen. SozialarbeiterInnen geben ihnen Hilfestellung. ung vor dem Neuen Rathaus in Linz. Im Rahmen dieses Dazu bedarf es manchmal nur „kleiner“ Gesten. Um die Kulturprojektes des Hartlauerhofes in Zusammenarbeit mit Vergangenheit zu bewältigen, ist es wichtig, dass jemand KünstlerInnen entstand die Idee zur Gestaltung von über- da ist, der zuhört. „Einfach nur dasein und reden, reden lebensgroßen Holzskulpturen - den „Randmarken“. und reden“, so Sozialarbeiterin Elke Herber. Und es sind Bewohner des Hartlauerhofes arbeiteten gemeinsam mit schon die kleinen Erfolge, die zählen. Wie zum Beispiel BesucherInnen der Wärmestube monatelang an den das Entdecken der eigenen Fähigkeiten bei der Arbeit an Objekten. Im Sommer 2003 starteten die „Randmarken“ den „Randmarken“. Für manchen gibt es hier auch endlich zu einer Tour durch Linz und Umgebung. Im September Gelegenheit, Versäumtes nachzuholen: „Ein Klient von mir machten sie ein paar Wochen vor dem Neuen Rathaus konnte nicht richtig lesen und rechnen. Er wollte eine Station. Bei der Ausstellungs-Eröffnung kamen wie bei Mechanikerlehre machen, da muss er aber rechnen kön- weiteren Stationen der „Randmarken“-Tour von vielen nen. Wir haben dann gemeinsam heimlich geübt. Jetzt ist Passanten positive Rückmeldungen, Anerkennung und er stolz darauf, dass er es kann“, erzählt Elke Herber. Interesse an jenen Menschen, die sie gestaltet haben. Je nach Interesse und Fähigkeiten übernehmen die „Durch die kreative Gestaltung von öffentlichem Raum Bewohner tagsüber Arbeiten in Haus und Garten. Es wird rücken jene Menschen, die sich all zu oft im gesellschaft- gemeinsam gekocht, Gemüse für den Eigenbedarf ange- lichen ,out` wieder finden, mit ihren Fähigkeiten und über- baut, Renovierungsarbeiten am Haus durchgeführt. raschenden Ideen mehr in den Mittelpunkt“, so Ulrich Manche der Bewohner sind auch in einer Arbeitstrai- Volmer. ningsmaßnahme beschäftigt. Doch der Weg dahin, in eine Die Wanderausstellung bietet Anlässe, um Selbstwert- solche Maßnahme zu kommen oder gar einen Arbeitsplatz gefühl zu tanken. „Unsere Bewohner können sich sonst zu finden, ist meist ein steiniger. In Zeiten steigender sehr wenig freuen über das, was sie können“, erklärt Arbeitslosigkeit ist es für Menschen mit Handicaps dop- Isolde Mayr, Betreuerin im Hartlauerhof. Die Bewohner - pelt und dreifach so schwer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu sie stammen meist aus zerrütteten Familienverhältnissen, fassen. Für jeden Job gibt es genügend Bewerber, jemand sind in Heimen oder bei Pflegefamilien aufgewachsen, der nicht perfekt ins Bild passt, bekommt nicht einmal haben die Ausbildung abgebrochen. Die Probleme sind eine Chance. Doch ohne Arbeit gilt man in unserer schließlich über den Kopf gewachsen. Keine Arbeit, keine Gesellschaft erst recht als Außenseiter. So dreht sich die Wohnung, keine Perspektiven mehr. Depressionen, Alko- Spirale der Ausgrenzung weiter. Die „Randmarken“ wollen hol, Straffälligkeit sind Symptome eines zerstörten Lebens. Zeichen setzen, dass es auch eine Alternative gibt. 5
Caritas für Menschen in Not in Oberösterreich Einrichtungen Immer mehr Menschen in der Armutsfalle Auch im Haus für Mutter und Kind steigen die Anfragen um Aufnahme immer mehr an. Anhaltend ist die Entwicklung, Beratung und Hilfe: Das staatliche soziale Netz wird weitmaschiger. Typische dass der Anteil der jungen Mütter in Notsituationen Regionalstellen Verursacher von Existenzkrisen sind Arbeitsverlust und zunimmt. Im Jahr 2003 waren 9 von 12 Frauen, die im Haus Linz, Steyr, Wels, Ried, Gmunden, Braunau, Scheidung. Oft ist das Einkommen so gering, dass ein uner- wohnten, zwischen 18 und 25 Jahre alt. Die jungen Frauen Schärding; Schwangerenberatung, Linz warteter Ausgabenposten eine Lawine auslöst, die zu Über- brauchen mehr Unterstützung - sowohl in psychischer schuldung und Wohnungsverlust führt. Rund zwei Drittel der Hinsicht als auch in der Haushalts- und Kinderversorgung. Flüchtlings- und MigrantInnenhilfe: OberösterreicherInnen, die sich an die sieben Beratungs- Linz, Steyr, Wels, St. Georgen i.A., Grein stellen der Caritas für Menschen in Not wenden, sind von Für ein Miteinander Arbeitslosigkeit betroffen. Die Zahl der Hilfesuchenden bei Beratung für Alkoholkranke und Angehörige, In der Stadt Steyr ist jeder 8. Mitbürger Ausländer. Das den Beratungsstellen steigt von Jahr zu Jahr an – 2003 wur- Diätferien Integrationszentrum Paraplü hilft mit, einen gegenseitigen den 3.355 Personen ( 2002: 3.243) betreut, 6730 Anfragen Integrationsprozess zu fördern und ein Miteinander der Treffpunkte: wurden verzeichnet. Kulturen zu erreichen. Wichtiger Faktor dabei ist das Wärmestube für Wohnungslose, Linz Die zunehmende Armut und Armutsgefährdung ist auch in Angebot von Deutschkursen. Die Zahl der TeilnehmerInnen Lena für Menschen in der Prostitution, Linz der Caritas-Wärmestube, dem Tageszentrum für Wohnungs- nimmt immer mehr zu, 2003 absolvierten rund 160 Integrationszentrum Paraplü, Steyr lose, zu beobachten. Die BesucherInnenzahlen sind derart Menschen einen Kurs. Paraplü leistet auch Konfliktman- Wohnen und Leben: hochgeschnellt, dass das Tageszentrum mittlerweile aus agement, wenn es in Wohnhäusern zu Problemen zwischen Haus für Mutter und Kind, Linz allen Nähten platzt. österreichischen und nicht-österreichischen Familien kommt. Hartlauerhof für Wohnungslose, Asten An die regionalen Beratungsstellen der Flüchtlings- und WEGE für Haftentlassene, Wels Steigende Anfragen nach betreuten MigrantInnenhilfe haben sich rund 3.000 AsylwerberInnen, Haus Courage für MigrantInnen, Wels Wohnformen anerkannte Flüchtlinge und MigrantInnen in Notsituationen Die WEGE (Wohngemeinschaft für Haftentlassene) in Wels gewandt. Vor allem im zweiten Halbjahr waren verstärkt feierte das 10-jährige Bestehen. 120 aus der Haft entlasse- Anfragen von mittellosen AsylwerberInnen zu verzeichnen - nen Menschen hat die WEGE bisher Hilfestellung gegeben, einerseits nach Hilfsgütern wie Bekleidung etc., anderer- ihr Leben neu zu ordnen und wieder selbstständig Fuß seits nach rechtlicher Beratung. Die Unterbringungssitua- KONTAKT: fassen zu können. Der gute Ruf der WEGE und die tion stellte auch im Jahr 2003 die MitarbeiterInnen vor allem Caritas für Menschen in Not zunehmende Zahl an Inhaftierten führt dazu, dass die der Linzer Beratungsstelle vor große Herausforderungen Anfragen nach einem Wohnplatz jährlich ansteigen. Ein und Belastungen. Im Haus Courage in Wels fanden 163 4020 Linz, Kapuzinerstraße 84 Grund dafür ist auch, dass es in ganz Österreich bis heute Menschen aus 25 Nationen für bis zu einem Jahr Tel.: 0732 / 7610-2002 keine vergleichbare Einrichtung gibt, die eine so langfristige Unterkunft. Die meisten davon kamen aus den Ländern E-Mail: Menschen.in.Not@caritas-linz.at und intensive Betreuung anbietet. Nigeria, Türkei, Armenien, Georgien und Afghanistan. 6
23.700 BesucherInnenzahlen der Caritas-Wärmestube 20.000 18.600 BesucherInnen 15.000 Besuche 10.000 5.000 600 800 2002 2003 196 Personen haben 2003 die „RückkehrHilfe” der Caritas Fortführung der Hochwasserhilfe Zentrale Aufgaben OÖ. (kofinanziert u. a. vom BMI und Europäischen Flücht- Die Hilfe und Beratung für die Opfer des August-Hoch- lingsfonds) in Anspruch genommen, 142 davon sind in ihre Beratung und Hilfe wassers 2002 ist auch im Jahr 2003 Jahr weitergeführt wor- Heimat zurückgekehrt. Professionelle Beratung für Menschen in Not- den. Mobile SozialberaterInnen waren bis Ende September bzw. Krisensituationen Unter Diskrimminierung und Ausgrenzung, aber auch auch in den Regionen unterwegs, machten Hausbesuche und unter Gewalt, Abhängigkeiten, Depressionen leiden viele hielten regionale Sprechtage ab. Sie waren die erste Abgabe von materieller Hilfe als Überbrückungs- Migrantinnen und Österreicherinnen, die Unterstützung bei Anlaufstelle und GesprächspartnerInnen für die Betroffenen hilfe LENA suchen, dem Treffpunkt für Frauen, die in der Prosti- vor Ort, vermittelten Sachspenden und finanzielle Hilfe, Administration öffentlicher Gelder für Flüchtlinge tution arbeiten. 7 Frauen haben 2003 bei LENA den euro- Fachberatungen und Erholungsangebote sowie Hilfestell- und MigrantInnen päischen Computerführerschein absolviert und dadurch ung bei der Wiederinstandsetzung der Häuser. Unter- neue Zukunftsperspektiven gewonnen. stützung brauchten weiterhin vor allem jene Menschen, Treffpunkte deren soziale Situation bereits vor dem Hochwasser Gesprächs-, Beratungs- und Aufenthaltsmöglich- Soziales Engagement steckt an schwierig war. keiten für Menschen in besonderen Notlagen Vieles an karitativer Arbeit wird auch von haupt- und ehren- Insgesamt wurden 1.484 Anträge auf Unterstützung aus Begegnung von Betroffenen und Nichtbetroffenen amtlichen MitarbeiterInnen in den Pfarren geleistet. Die dem ORF-Spendenfonds von der Caritas Hochwasserhilfe Abteilung Pfarrcaritas unterstützt, stärkt und fördert die für und mit Betroffenen bearbeitet. Zusätzlich zur Annahme Wohnen und Leben pfarrlichen MitarbeiterInnen dabei und leistet Vernetz- von ORF-Anträgen betreuten und unterstützen die Mobilen Zeitlich begrenzte Wohnmöglichkeit für Menschen ungsarbeit zwischen Pfarren und Diözesancaritas. BeraterInnen 567 betroffene Haushalte. Wichtiger Partner in besonders schwierigen Lebenssituationen Erfolgreich war 2003 der Start der Seminarreihe „Die Seele für die Arbeit der Hochwasserhilfe vor Ort waren die Pfarren. rechtliche und soziale Beratung und Begleitung zum Lächeln bringen“ - eine von der Pfarrcaritas durch- 188 pfarrliche MitarbeiterInnen waren in Kooperation mit der Stabilisierung der Wohn- und Lebenssituation geführte Schulung für Besuchsdienste bei alten Menschen. Caritas Hochwasserhilfe für die Betroffenen im Einsatz. Sie 33 MitarbeiterInnen aus den Pfarren nahmen teil. knüpften Kontakte mit hilfebedürftigen Menschen, gaben Jugendlichen Freude an sozialem Engagement zu vermit- Informationen über Hilfsangebote weiter, verteilten teln, ist das Ziel der Jugendservicestelle „JUSER“. 792 Hilfsgüter. Jugendliche haben sich 2003 an 27 sozialen Projekten Nach Abschluss der Mobilen Sozialberatung stehen weiter- beteiligt, die von JUSER kreiiert wurden. Neben vielen hin die Beratungsstellen der Beratung und Hilfe den Opfern anderen Aktivitäten wurden von JUSER 37 Unter- der Hochwasserkatastrophe als Anlaufstellen zur Verfügung. rrichtsstunden in Schulen zur Arbeit der Caritas gestaltet. Für die AussiedlerInnen des Unteren Mühlviertels wurde bis Finanzierung Insgesamt wurde in diesem Jahr mit 2.335 Jugendlichen Ende März 2004 in Kooperation mit dem Roten Kreuz Bau- gearbeitet - mehr als doppelt so viele wie 2002. beratung und psychosoziale Beratung angeboten. Überwiegend Spenden, öffentliche Mittel 7
Sonne auf der Haut und Gras unter den Füßen
Caritas für Menschen in Not In Weiß- im Ausland russland nimmt die Verarmung der Bevölkerung ihren Lauf. Für ein paar Kinder jedoch, die aufgrund ihrer Behinderungen am Rand des Menschseins vegetierten, wird in Schurawitschi die Tür zu einer neuen Welt geöffnet. Behinderung ist in Weißrussland nicht wahrnehmbar. statt, nachts im Zimmer mit den Betten, tags in einem Weißrussland ist ein Nachfolgestaat der ehemaligen Raum mit einer an der Wand festgeschraubten Langbank. Sowjetunion. Behinderung passte nicht ins Bild vom per- Kein Tisch, kein Ball, kein Kissen, keine Musik, keine bun- fekten Sowjetmenschen. Menschen mit Behinderungen ten Bilder. Jahraus, jahrein das gleiche Nichts. Nichts zum werden unsichtbar gemacht – weggesperrt in Häuser fern- In-die-Hand-nehmen, zum Bewegen, zum Anschauen, ab von Siedlungen. Die meisten Eltern folgen der ärztli- zum Anhören, keine Beschäftigung. Die Kinder hockten im chen Empfehlung, sich nicht mit einem behinderten Neu- Raum, wippten unentwegt vor und zurück, wimmerten. geborenen zu belasten. Sie überlassen das Kind einem Einige steckten in einem Hemd, dessen überlange Ärmel staatlichen Heim. Behindertenpädagogische Ausbildung am Rücken zusammengeknotet waren. So konnten sie ist unbekannt. Auch im 21. Jahrhundert bestimmt das nicht am Daumen lutschen, bis er wund ist. sowjetische Konzept die Behandlung, besser gesagt die Schwester Michaela beginnt 2001 mit den traumatisierten, Nicht-Behandlung. Im Straßenbild gelten Menschen mit verhaltensgestörten, vernachlässigten Kindern zu arbei- Behinderung nach wie vor als Zumutung. ten. Das nackte Zimmer gestaltet sie zum Therapieraum Für 180 Kinder und Jugendliche des Behindertenheimes um. Bewegung, Veränderung, Neues kommt in das Leben Schurawitschi sind die Zeiten dagegen besser geworden. der Kinder. Sie werden gefordert, haben Erfolgserlebnisse. „Besser“ ist ein relativer Begriff. Die schwer körperbehin- Eines Tages passiert Bedrohliches. Die Zimmertür wird derten Kinder der so genannten „liegenden Gruppen“ geöffnet, dann die Haustür. Die Kinder werden nach drau- haben ihr Leben von Geburt an im Bett auf 140 mal 70 ßen gebracht. „Sie haben vor Angst geschrien, weil sie Zentimeter Lebensraum verbracht. Pflegerinnen hielten noch nie im Freien waren. Sie haben noch nie Gras unter die “Bettbewohner” am Leben. Sie reinigten die dürren, den Füßen gespürt und noch nie der Sonne ins Gesicht wundgelegenen Körper und verabreichten drei mal täglich gesehen,“ erzählt die polnische Schwester. mangelhafte Nahrung. „Abwarten, bis sie sterben. Die neue Zeit brach mit dem polnischen Pfarrer Slawomir Besserung gibt es keine.“ Das war die einhellige Meinung. Laskowski an, der 1992 die geschlossene Anstalt Schura- Polnische Ordensschwestern mit behindertenpädagogi- witschi besuchte. „Es war das Furchtbarste, was ich scher Ausbildung holen die Kinder aus den Betten, mobi- jemals gesehen habe.“ Die Kinder hatten fast nichts zu lisieren ihre erschlafften Muskeln, geben ihnen Spiel- essen, kaum Gewand, keine Schuhe, keine Medikamente. sachen, liebkosen sie, lachen mit ihnen. Nach zweijähriger Mit Unterstützung der Caritas Oberösterreich organisierte Arbeit kann bereits jedes vierte Kind gehen. er materielle Hilfe und brachte 1998 die polnischen Dann gab es die „Idiotengruppe“. Das sind Kinder und Schwestern ins Heim. Die Ordensfrauen legen mit enga- Jugendliche mit schweren oder leichten geistigen gierter Behindertenarbeit die Saat für das neue Bewusst- Beeinträchtigungen. Das Leben fand in zwei Zimmern sein im Umgang mit Menschen mit Behinderungen. 9
Caritas für Menschen in Not im Ausland Zentrale Aufgaben - Auslandshilfe Zeichen der Hoffnung in Weißrussland Seit dem Tschernobyl-Unfall 1986 gelten nur mehr 20 Prozent der Kinder als völlig gesund. Die Dauerbelastung durch die Soforthilfe bei Katastrophen im Ausland Die Caritas Oberösterreich ist die wichtigste Partnerin der Reststrahlung und die nährstoffarme Ernährung infolge Armut Wiederaufbauprojekte nach Katastrophen weißrussischen Diözesen. Mit knapp 700.000 Euro wurden im setzen dem Immunsystem zu. Beim Sommeraufenthalt in Sozialhilfe zur Existenzsicherung Jahr 2003 Projekte und Einrichtungen unterstützt. Angesichts Österreich oder in unverstrahltem Gebiet in Weißrussland Hilfslieferungen in Partnerländer der wirtschaftlichen Misere und der zunehmenden Verarmung tanken die Kinder Kraft, die bis in den Winter anhält. im 10-Millionen-Einwohner-Staat Weißrussland sind es 1.600 Unterstützung beim Aufbau der örtlichen Caritas Tropfen auf dem heißen Stein. Um so wichtiger ist die Stär- 635 Kinder aus Weißrussland waren bei in den Partnerländern kung der Caritas-Organisationen im Land. Je besser die oberösterreichischen Familien zu Gast, Unterstützung und fachliche Begleitung der Projekte Strukturen ausgebaut sind, desto effizienter und nachhaltiger 1.600 Kinder konnten Erholungsferien in in den Partnerländern kommen die Mittel zum Einsatz. Viele engagierte Weiß- Caritas-Einrichtungen in Weißrussland machen russInnen sind bereits als MitarbeiterInnen in den Caritas- Beratung und Hilfestellung für helfende Sozialzentren aktiv, auch ehrenamtlich. Mit den Spenden aus Privatinitiativen in Oberösterreich Mobile Dienste in Rumänien Oberösterreich betreuen sie benachteiligte Jugendliche, füh- Bildungsarbeit in Oberösterreich ren ein Obdachlosenheim, kochen in Armenküchen und ver- In der Region Harghita sind die Mobilen Dienste nach öster- Partnerländer: Weißrussland, Rumänien, Bosnien- teilen Lebensmittelpakete. reichischem Vorbild als Pilotprojekt aufgebaut worden. Herzegowina, Serbien und Montenegro, Russland, Harghita hat 330.000 Einwohner. 70 Prozent der Menschen Demokratische Republik Kongo, Afghanistan Für die Caritas Minsk und die Caritas Oberösterreich waren sind älter als 60 Jahre. Die Mobile Pflege ist kostengünstiger Fertigstellung und Eröffnung des Caritas-Zentrums St. Lukas als die stationäre Pflege. Fast 100 AltenhelferInnen sind in ein Höhepunkt des Jahres. Die Einrichtung, die mit Spenden Oberösterreich ausgebildet worden. Sie betreuen alte und Finanzierung Auslandshilfe aus Oberösterreich errichtet wurde, ist sowohl Wohnheim als pflegebedürftige Menschen zu Hause. Die Finanzierung ist Überwiegend Sach- und Geldspenden, auch Seminarzentrum. Schwer kranke Kinder aus sozial zwischen den Projektpartnern aufgeteilt (Gemeinden, Caritas, öffentliche Förderungen schwachen Familien wohnen während der Spitalsbehandlung Kreisverwaltung sowie staatliche Unterstützung). Ziel ist die im Haus, gemeinsam mit den Müttern. Sie bekommen wäh- flächendeckende Versorgung mit Mobilen Diensten. Das KONTAKT: rend des Aufenthaltes hochwertiges Essen um den Gene- Programm findet großen Widerhall bei den KlientInnen und sungsprozess zu fördern, und sie werden psychologisch bei den öffentlichen Stellen. Mehrere andere Regionen im Auslandshilfe betreut. St. Lukas ist zudem Weiterbildungsstätte für Men- Land haben Interesse bekundet. 3.177 4020 Linz, Kapuzinerstraße 84 schen in sozialen Berufen, deren Ausbildung vielfach nicht Tel.: 0732/7610-2063, Fax: 0732/7610-2166 den beruflichen Erfordernissen gerecht wird. Das Bildungs- Mit Jahresende gab es 29 Sozialstationen, E-Mail: Auslandshilfe@caritas-linz.at angebot umfasst auch Seminare für Eltern mit Kindern mit deren MitarbeiterInnen 3.177 alte Menschen www.auslandshilfe.at Behinderungen. betreuten. 10
Sachspenden & Carla Vielfältige Hilfe zur Selbsthilfe Sachspenden, die in den Spendenannahmestellen Zentrale Aufgaben - (Baumbachstraße 3 in Linz, Salzburger Straße 20 und in Das Engagement der Caritas OÖ. im Ausland ist auf „Hilfe zur Braunau, Textil-Lager Asten) abgegeben werden, wer- Sachspenden Carla Selbsthilfe“ und der Förderung von Eigeninitiative ausgerich- den in erster Linie an Menschen in Not in Oberösterreich Sachspenden-Akquisition, insbesondere Textilien tet. Die Auslandshilfe baut daher in ihrer Arbeit auf die loka- ausgegeben. In Abstimmung mit den Beratungsstellen len Caritas-Partnerorganisationen, die vor Ort die Projekte und Einrichtungen der Caritas für Menschen in Not wer- Lagerung, Sortierung und Transport initiieren und durchführen. Eine Facette der Hilfe zur Selbst- den die Waren an Bedürftige in existenziellen Notlagen von Sachspenden hilfe ist es, Menschen Zugang zu Bildung und Einkommen zu verteilt. Ein Teil der Sachspenden wird zweckgewidmet verschaffen. So wurden in Lubumbashi (Kongo) eine Schule über die Auslandshilfe der Caritas OÖ. für notleidende Versorgung Hilfsbedürftiger in Oberösterreich für Straßenkinder und ein Kindergarten ausgestattet, in Menschen in die Partnerländer transportiert. mit Hilfsgütern wie Kleidung, Hygieneartikel etc. Kinshasa eine Schule für Gehörlose, sowie Nähmaschinen für eine Schneiderinnen-Schule gekauft. Insgesamt gingen im Jahr 2003 ca. 290.000 Kilo an Sachspenden (Textilien, Schuhe etc.) ein. Darüber hin- Zahlensplitter: aus wurden Lebensmittel und Hygieneartikel im Wert 78 Projekte v.a. in Osteuropa, Afghanistan und Kongo von 3.913 Euro gespendet. An 7.165 bedürftige wurden mit insgesamt ca. 1,27 Millionen Euro unterstützt Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher konnten Lebensmittel, Toilettartikel, Babyartikel und neuwertige 209 OberösterreicherInnen halfen mit einer Kinder- oder Textilien im Wert von 136.995 Euro ausgegeben werden, Familienpatenschaft Menschen in Not KONTAKT: sowie 26.679 Stück gebrauchte Textilien, Schuhe und 10.017 OberösterreicherInnen haben für sonstige Sachspenden. 40.310 Sachspenden, Carla Auslandsprojekte der Caritas OÖ. gespendet 800 bedürftige bosnische Familien bekamen zu Gespendete Textilien werden auch in den Second- 4020 Linz, Baumbachstraße 3 Weihnachten Lebensmittel-Pakete Hand-Geschäften „Carla“ in Linz und Braunau zu gün- Tel.: 0732/7610-2780 stigen Preisen verkauft. Der Ertrag kommt ebenfalls Fax: 0732/7610-2775 25 Transporte mit 70 Tonnen an Gütern, vor allem hilfsbedürftigen Menschen zugute. E-Mail: anna.burghart@caritas-linz.at gebrauchte Kleidung, fuhren nach Rumänien 14 Lastwagen mit Sachspenden wurden nach Weißrussland geschickt 40.310 Mittagessen wurden von der Armenküche in Gomel (Weißrussland) an wohnungslose Menschen ausgegeben 11
Viel Raum zum Haltfinden
Caritas für Kinder und Im Sozial- Jugendliche pädagogischen Zentrum wohnen 55 Schüler und Lehrlinge, die in der Schule, im Elternhaus und am Wohnort nicht zurecht kommen. Mit SozialpädagogInnen erarbeiten und errei- chen sie persönliche, schulische und berufliche Ziele. „Kann ich heute das Taschengeld kriegen?“ fragt Peter. Das BetreuerInnen-Team ist im Turnusdienst Tag und „Sicher. Wenn du das Handy abgibst“, sagt Gerlinde Nacht für die jungen Menschen da, an den Wochenenden Reitter gelassen. Peter: „Wenn es doch kaputt ist, hab ich ebenso wie in den Ferien. Eine Besonderheit ist die Ihnen ja erzählt.” Frau Reitter: „Und gestern haben dich Kooperation mit der Landesschule für Erziehungshilfen, die andern beim Telefonieren gesehen. Bring es halt, mit die weniger als einen Steinwurf entfernt ist. dem kaputten Handy kannst du eh nichts anfangen.“ Peter: „Hmm, ja. Muss erst schauen wo es ist... Kann ich Jedes zweite Wochenende fährt Peter heim zur Mutter, die trotzdem das Taschengeld...?“ Die erfahrene Erzieherin mit Lebensgefährten und Peters Bruder in einer kleinen bleibt konsequent: „Zuerst das Handy.“ Fast alle Jugend- Wohnung in Linz lebt. Was Peter zu Hause nicht hat, hat lichen haben heutzutage ein Handy. Auch hier im Zentrum. er in Gleink zur Genüge – Platz. Seit drei Jahren ist sein Aber hier gibt es klare Regeln. Am Abend muss es abge- zweites Zuhause ein ehemaliges Kloster. Nach Osten und geben werden, sonst wird die halbe Nacht telefoniert. Norden erstreckt sich der Klostergarten, an den sich der Nach der Schule kriegen sie es wieder. Monatlich dürfen Fußballplatz anschließt. Dahinter öffnet sich ein ausge- sie eine 20-Euro-Wertkarte vom Taschengeld kaufen. dehntes Wiesen- und Parkgelände mit einem Bach, Bäumen und Strauchwerk. Willkommene Abenteuerspiel- Je vier ErzieherInnen betreuen acht Kinder oder Jugend- plätze für die Buben. Kein Zaun hindert am Verlassen und liche einer Schüler- oder Lehrlingswohngruppe. Das klingt Betreten des Areals. Ein geregelter Tagesablauf und ver- üppig. Ist es aber nicht. Im Sozialpädagogischen Zentrum bindliche Vereinbarungen geben den jungen Menschen wohnen keine Lämmchen, sondern Burschen, bei denen Sicherheit. Die Schüler sind mit Hausaufgaben und einiges nicht im Gleis rennt. Sie kommen häufig aus deso- Prüfungsvorbereitungen eingedeckt, die Lehrlinge stehen laten Familien, sind den Anforderungen in der Schule nicht in Betrieben der Umgebung ihren Mann. Fußball und gewachsen, haben keine Orientierung und keine Hilfe Basketball stehen auf Platz Eins der Freizeit-Hitliste. beim Erreichen von Zielen. Sie entwickeln Verhaltensauf- Damit haben die Burschen und die sportbegeisterten fälligkeiten, sind sozial und nicht selten auch körperlich Erzieher ihre Freude. Schwimmbad und Turnhalle liegen verwahrlost. Da gibt es den Jugendlichen, der zwei Jahre auf den Plätzen Zwei und Drei. daheim vor dem Fernseher saß, anstatt in die Schule zu gehen. Die Folgen waren Realitätsverlust, Verlernen sozia- Peter hat sein Handy doch noch am gleichen Abend ler Kontakte, Phobien. Im Sozialpädagogischen Zentrum gefunden und gibt es ab. „Jetzt geht es wieder, komisch“, wird er mit einem geordneten Tagesablauf und psycholo- freut er sich mit gespielter Verwunderung. Frau Reitter gischer Betreuung behutsam in die reale Welt zurückge- fragt am Erzieher-PC den aktuellen Kontostand seines führt. Wenn er zwei Stunden Schule am Tag durchhält, ist Taschengeldes ab – 8 Euro und 70 Cent. Die Summe wan- es für ihn bereits ein Erfolg. dert wie vereinbart in Peters Brieftasche. 13
Caritas für Kinder und Jugendliche Einrichtungen Qualitätsentwicklung in der Pädagogik tungen der Eltern, der öffentlichen Hand und der Eigen- tümer (Pfarren) sowie Arbeitsbedingungen und Qualifikat- Kindertageseinrichtungen: Die pädagogische Fachaufsicht über 289 Kindergarten-, ion der PädagogInnen. 289 kirchliche Kindergärten, Krippen und Horte Hort- und Krippen bedeutet große Verantwortung – den 17.400 Mobile Integrationsberatung: Kindern, den Eltern, den Pädagoginnen und den 17.400 Kinder besuchen die 279 kirchlichen Linz, 6 Außenstellen in den Bezirken. ErhalterInnen gegenüber. Jedes Kind, das eine der Kindertageseinrichtungen, die mit Fachauf- Einrichtungen besucht, wird bestmöglich in seiner sicht der Caritas für Kinder und Jugendliche Logopädie: Entwicklung unterstützt. Die Pädagoginnen erwerben sich Linz, 10 Außenstellen in den Bezirken. geführt werden neue Erkenntnisse und Kompetenzen auf Fortbildungs- Junges Wohnen: veranstaltungen und durch Fachpublikationen der Caritas SchülerInnen- und StudentInnenheim Guter Hirte, für Kinder und Jugendliche. 2003 wurde u. a. ein Großer Bedarf an Frühförderung Linz; Hort für Kinder von 6 bis 12 Jahren, Linz; Studientag für KindergartenhelferInnen zum Thema Die Logopädie der Caritas für Kinder und Jugendliche ist 13 Wohngemeinschaften, Linz. „Sprache – ein Brücke zwischen dir und mir“ organisiert, ein mobiler Dienst mit den Arbeitsschwerpunkten Sozialpädagogisches Zentrum: den 550 TeilnehmerInnen absolvierten. Wichtige fachliche Diagnose, Therapie und Prävention. Die LogopädInnen Tages- und Wochenbetreuung und betreute Impulse und aktuelle Informationen liefert auch die kommen direkt in den Kindergarten. Immer mehr sehr Wohngruppen in Steyr/Gleink und Linz. Fachzeitschrift „Unsere Kinder“, deren Verlag und junge Kinder sind in den Bereichen Wahrnehmung, Motorik Verlag „Unsere Kinder“: Redaktion in der Caritas für Kinder und Jugendliche ange- und Sprache auffällig. Bei massiven sprachlichen Defiziten Redaktion und Verlagsverwaltung, Linz. siedelt sind. „Leselust und Leseförderung im Kindergar- muss die Therapie möglichst frühzeitig einsetzen. Die ten“ war Thema einer Sonderausgabe im Jahr 2003. LogopädInnen der Caritas für Kinder und Jugendliche haben im Jahr 2003 rund 3.700 Kinder in kirchlichen Qualitätsentwicklung und -sicherung in den Kindertages- Kindergärten untersucht. 51 Prozent davon zeigten sprach- einrichtungen ist der Caritas für Kinder und Jugendliche liche Auffälligkeiten. Ein großes Problem in der Logopädie ein zentrales Anliegen. 2003 wurde damit begonnen, ist die Finanzierung der Therapie durch die öffentliche Qualitätsmanagement in allen Einrichtungen einzuführen. Hand. Für die Bereiche Heilpädagogik und Logopädie KONTAKT: Die ersten 100 KindergartenleiterInnen wurden bereits in wurde 2003 in Wels eine neue Außenstelle eröffnet. Caritas für Kinder und Jugendliche Zusammenarbeit mit der Freyakademie Dornbirn nach 322 dem Qualitätsmanagementsystem „QAP“ (Qualität als 51% von 3700 untersuchten Kindergarten- 4020 Linz, Kapuzinerstraße 84 Prozess) ausgebildet. Qualitätsentwicklung wird dabei als kindern zeigen Sprachaufälligkeiten Tel.: 0732/7610-2081 dynamischer Prozess verstanden, der alle Dimensionen Fax: 0732/7610-2121 der Kindertageseinrichtungen berücksichtigt und einbin- LogopädInnen führten mit 322 Kindern E-Mail: ckj@caritas-linz.at det: Lebensumstände und Bedürfnisse der Kinder, Erwar- regelmäßig Therapien in Kindergärten durch 14
Zunehmenden Bedarf ortet auch die Mobile Integrations- ist seit 2003 auch das Konzept der Altersstaffelung. Um Zentrale Aufgaben beratung. Immer mehr Eltern von Kindern mit besonderen den altersgemäßen Bedürfnissen zu entsprechen, gibt es Bedürfnissen möchten, dass ihr Kind in den Regelkinder- jetzt Wohngruppen für Jugendliche von 16 bis 18 Jahre Pädagogik: Fachaufsicht, Beratung und Service garten am Wohnort integriert werden kann. Die ausgebil- und für junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren. (Lohnverrechnung, Personalverwaltung etc.) deten SonderkindergartenpädagogInnen begleiten Kinder für kirchliche Kindertageseinrichtungen 2000 in ganz Oberösterreich beim Integrationsprozess im Seit der Gründung haben rund 2000 (Kindergärten, Krippen und Horte). Kindergärten und Horten und beraten Eltern, Kinder- BewohnerInnen in den Jugendwohn- Wohnen und Lernen im SchülerInnen- und gärtnerInnen und Erhalter. 2003 wurde außerdem das EU- gemeinschaften für Monate oder Jahre StudentInnenheim „Guter Hirte“. Projekt „Kinderberteuung für alle“ durchgeführt - eine Wohnen lernen für junge Menschen von Fortbildung zur Integration von schwerstbehinderten ein zweites „Zuhause“ gefunden 16 bis 25 Jahre in Jugendwohngemeinschaften. Kindern in Regelkindergärten. Heilpädagogik: Mobile Begleitung des Integrationsprozesses von Kindern mit besonderen 583 15 Mobile IntegrationsberaterInnen Schritte in die Selbständigkeit Bedürfnissen in Kindergärten und Horten. begleiteten 583 Kinder mit besonderen Sozialpädagogik: Sozialpädagogische Betreuung 72 verhaltensauffällige Buben im Alter zwischen 6 und 18 von verhaltensauffälligen und benachteiligten Bedürfnissen beim Integrationsprozess Jahren hat das Sozialpädagogische Zentrum am Standort männlichen Kindern und Jugendlichen. in Kindergärten und Horten Steyr/Gleink und in Wohngruppen in Linz im Jahresverlauf Gruppen- und Einzelbetreuung, Alltags- und 2003 betreut. Die meisten Klienten sind Oberösterreicher, Freizeitpädagogik, Unterstützung bei der 40 Jahre jung: Junges Wohnen einige kommen aus Salzburg, Kärnten, Steiermark. schulischen Ausbildung, sozialpädagogisch Das Konzept mit den auf acht Schüler oder Lehrlinge ver- betreutes Wohnen. Das SchülerInnen- und StudentInnenheim Guter Hirte und kleinerten Wohngruppen hat sich bestens bewährt. Die Logopädie: Mobile Reihenuntersuchungen und die Jugendwohngemeinschaften sind seit 2003 unter der Teilautonomie der Gruppen wird mit partieller Selbstver- Therapie in kirchlichen Kindergärten für Kinder mit Bezeichnung „Junges Wohnen“ vereint. 250 SchülerInnen, sorgung, Haushaltsführung und Budgetzuteilung sukzes- Defiziten in der Sprachentwicklung. StudentInnen, Lehrlinge und Berufstätige nehmen eine der sive ausgebaut. Die Teilautonomie ist eine der Rahmen- Wohnformen in Anspruch. Mit Beginn des Schuljahres bedingungen, die mehr „Normalität bei nicht normalen 2003/2004 steht der Gute Hirte auch für weibliche Voraussetzungen“ möglich macht. Die Klienten profitieren Bewohner ab 14 Jahren offen. Vor zwei Jahren feierte der von der familienähnlichen Wohn- und Lebenssituation. Finanzierung Gute Hirte 40-jähriges Bestehen, heuer begingen die Ihre Selbstständigkeit wird ebenso gefördert wie verant- Jugendwohngemeinschaften den 40. Geburtstag. Zur wortliches Handeln. Leistungsabgeltung durch die öffentliche Hand, Feier kamen auch BewohnerInnen aus den Gründerzeiten Zum dritten Mal veranstaltete das Sozialpädagogische Eigenleistungen der Eltern, diözesaner Beitrag, der 60er Jahre. Neu bei den Jugendwohngemeinschaften Zentrum 2003 wieder ein großes Street-Soccer-Turnier. Spenden. 15
Ich kann das jetzt alleine
Caritas für Menschen In St. Isidor in Leonding lernen mit Behinderungen Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen, ein Leben wie alle anderen jungen Menschen zu führen. Sie lernen, mit ihren Stärken und Schwächen umzugehen und holen durch heilpädagogische Förderung Entwicklungsrückstände auf. Nomen est omen. Viktoria (8) hat einen großen Sieg errun- störungen. Als sie vier Jahre alt ist, stirbt die Mutter. gen. Seit heute fährt sie ohne fremde Hilfe Rad. Zu verdan- Gemeinsam mit Kinderarzt und Psychologin entscheidet ken ist das ihrem Willen und Ehrgeiz. Sie steigt auf das sich der Vater für die Unterbringung Viktorias in St. Isidor. Rad, das Erzieherin Dagmar hält. Viktoria tritt ins Pedal, die Sie besucht den heilpädagogischen Kindergarten, dann die Erzieherin schiebt an und läuft neben der Radlerin her. Sonderschule, bekommt Ergotherapie und Logopädie. Eine „Jetzt will ich allein!“ sagt Viktoria bestimmt. Sie steigt auf, Psychologin hilft ihr, den Verlust der Mutter zu verkraften. setzt den rechten Fuß aufs Pedal, verliert das Gleich- St. Isidor ist ein ausgedehntes Gelände mit Wohnhäusern, gewicht und fällt um. „Aua!“ sagt Viktoria mehr wütend als Schulen, Kindergärten, Horten, einem Gutshof und vielen schmerzvoll. „Aua“ sagt auch die Erzieherin und hilft Grünflächen. Fünf Spielplätze, ein Sportplatz, ein Freibad Viktoria auf die Beine. „Machen wir eine Pause.“ Die Kleine sowie ein integratives Reitzentrum stehen zur Verfügung. denkt nicht daran, steigt wieder auf, die Betreuerin gibt 85 Kinder wohnen in St. Isidor. Je fünf bilden eine Wohn- dem Rad einen Schubs – und siehe da, sie fährt! Nach gut gruppe, die von drei ErzieherInnen betreut wird. Das 20 Metern mit leichtem Schlingern steigt sie auf die Bremse Erreichen größtmöglicher Selbstständigkeit ist das Ziel der und kommt zum Stehen. Sie strahlt: „Ich kann Rad fahren, pädagogischen Arbeit. Zum Wochenende fahren die Kinder ganz alleine! Wir müssen gleich den Papa anrufen!“ heim. Die Eltern sind und bleiben die wichtigsten Bezugs- Zum Grundprinzip in St. Isidor gehört es, Entscheidungen personen. Viktoria hat ein inniges Verhältnis zu ihrem Vater. und Wünsche von Menschen mit Beeinträchtigungen zu Mehrmals unter der Woche telefonieren sie miteinander. respektieren und zu berücksichtigen. Das heißt auch, ihnen Viktoria weiß, dass Papa am Freitag kommt und sie abholt. die gleichen Erfahrungen zu ermöglichen wie Menschen Und der Vater weiß, dass er ihr daheim nicht das Maß an ohne Beeinträchtigungen, zum Beispiel die Erfahrung von Entwicklungsförderung bieten kann wie St. Isidor. Er steht Erfolg und Misserfolg. Wenn ein Kind für eine neue Heraus- in engem Kontakt mit den PädagogInnen. Bei den Eltern- forderung bereit ist, wird es ermutigt, sie anzunehmen. treffen lernt er andere Familien kennen, an den Elterntagen Erzieherin Dagmar: „Für Viktoria war das heute ein ganz nimmt er am Alltag der Wohngruppe seiner Tochter teil. wichtiger Schritt, mit dem sie ein großes Stück gewachsen Viktoria hat heute noch etwas vor. Sie besucht ihre Schul- ist. Sie hat eine für jeden sichtbare Leistung vollbracht.“ freundinnen Conny und Elisabeth, die in der Nähe wohnen. Viktoria ist ein Kind wie alle anderen und doch ein wenig Gegenseitige Besuche gehören zum wöchentlichen Ritual. anders. Ihr Start ins Leben ist für sie und ihre Familie hart. „Heute brauchen wir kein Auto, Dagmar, ich fahr mit dem Die Mutter kämpft mit schweren Depressionen und ist mit Rad,“ entscheidet sie selbstbewusst. „Du fährst schon der Betreuung überfordert, der Vater ist beruflich viel im prima. Aber für so eine weite Strecke müssen wir noch ein Ausland. Bei Viktoria zeigen sich ausgeprägte körperliche wenig trainieren“, bremst die Erzieherin ein. Viktoria: „Na und mentale Entwicklungsrückstände und Wahrnehmungs- gut. Aber beim nächsten Mal, da nehm‘ ich dann das Rad.“ 17
Caritas für Menschen mit Behinderungen Standorte Es ist normal, verschieden zu sein geringem Betreuungsbedarf. Angestrebt werden weitge- hend selbstbestimmte Lebensformen in Wohngemein- St. Isidor, Leonding: Leben wie alle anderen auch – das ist das Bestreben in schaften oder Wohnungen für Paare. Dienstleistungszentrum für Kinder und Jugendliche der Arbeit für Menschen mit Behinderungen. Themen wie Selbstbestimmung, gesellschaftliche Integration und mit Behinderungen. Kinderwohngruppen, Integrativer Von der Ausbildung ins Berufsleben Heilpädagogischer Kindergarten, Heilpädagogischer eigenständige Bewältigung des Lebensalltags bestimmen die praktische Arbeit. Lernen müssen beide Seiten – Das Outplacement dient der Begleitung Jugendlicher mit Hort, Ambulatorium St. Isidor, Integratives Reitzentrum. Menschen mit Beeinträchtigung als KundInnen ebenso Beeinträchtigung von der Ausbildung hinein ins Berufs- St. Elisabeth, Linz: wie die BetreuerInnen. Die KundInnen setzen sich mit leben. 2003 haben 25 Menschen den Weg in den freien Ausbildung, Entwicklungsförderung, Leben lernen und Fragen auseinander wie: Wo gibt es Rechte und Pflichten? Arbeitsmarkt mit Unterstützung des Outplacements Outplacement für Jugendliche mit Behinderungen. Wie äußere ich meine Wünsche? Was tue ich für mich? beschritten. Das Ausbildungskonzept von St. Elisabeth Was tue ich für andere? Die BetreuerInnen wachsen in die wurde einer wissenschaftlichen Evaluierung durch die St. Pius, Peuerbach: Arbeit und Beschäftigung, Rolle von begleitenden PartnerInnen hinein. Gemeinsames Universität Linz unterzogen. Die Soziologen interviewten Erziehung und Förderung von Kindern und Jugend- Erarbeiten und Umsetzen von Zielen steht im Mittelpunkt. junge Menschen, die in St. Elisabeth ausgebildet und mit lichen, Wohnen für erwachsene Menschen mit Beein- Outplacement ins Berufsleben begleitet wurden. Wesent- trächtigungen, Integrativer Heilpädagogischer Hort. Seit drei Jahren gibt es in St. Pius in Peuerbach die liches Ergebnis der Studie: Drei von vier AbsolventInnen Hör- und Sehbildung, Linz: Heilpädagogischer und BewohnerInnenvertretung. Die VertreterInnen für 156 sind beruflich integriert. Lediglich 16 Prozent waren zum integrativer Kindergarten, Mobile Beratung und Menschen mit Behinderungen sind gut in ihre Funktion Befragungszeitpunkt arbeitslos. Gestartet ist 2003 das Betreuung, Heilpädagogischer Integrativer Hort und hineingewachsen und vertreten verstärkt die Interessen EU-Projekt „Equal“ zur beruflichen Integration von Wohngruppen, Ausbildung für hörbeeinträchtigte ihrer KollegInnen. Bedürfnisorientierte Wohnformen für Jugendlichen mit Teilleistungsschwächen. 10 Jugendliche Jugendliche Menschen mit Behinderungen werden sowohl an den erhalten eine EDV-Grundschulung in St. Elisabeth. In Standorten St. Pius (Peuerbach) als auch außerhalb der externen Langzeitpraktika werden die Jugendlichen in Lehranstalt für heilpädagogische Berufe, Linz. Standorte in dezentralen Wohngruppen in der Umgebung Unternehmen für logistische Hilfsleistungen angelernt und von Peuerbach und in Linz angeboten. Im Bereich erhalten ein „Training on the Job“. 4 Jugendliche konnten „Betreuung und Pflege“ in St. Pius leben Männer und so schon im ersten Jahr an eine Arbeitsstelle vermittelt Frauen, die hier ihren Lebensmittelpunkt haben und die werden. KONTAKT: 25 Sicherheit einer Rund-um-die-Uhr-Betreuung brauchen. Caritas für Menschen mit Behinderungen Im Bereich „Begleitung und Training“ ist fremde Hilfe redu- 25 Menschen mit Behinderungen haben 4060 Leonding, St. Isidor 16, ziert, beschränkt auf Training und begleitende Dienste. Die mit Hilfe von Outplacement den Sprung Tel.: 0732/672067-0 Mobile Begleitung ist eine neue, bedarfsorientierte ins Berufleben geschafft E-Mail: cmb@caritas-linz.at Dienstleistung für Menschen mit eigenem Einkommen und 18
2003: Europäisches Jahr der Menschen mit Behinderungen Mit vielen Veranstaltungen und Aktionen machte die o PolitikerInnen-Aktionstag: PolitikerInnen besuchten Caritas in Oberösterreich auf die kleinen und großen Einrichtungen der Caritas und nahmen am Alltag teil Barrieren im Alltag von Menschen mit Behinderungen o Spring to Spring: Künstlervernissage und Fest im aufmerksam und ermöglichte Begegnung von behinder- Integrativen Reitzentrum St. Isidor ten und nicht behinderten Menschen. o Charity Kinder- und Damenmodeschau im Stadtbräu Josef in Linz Einige der Aktivitäten: o Charity-Golfturnier o HOMER: Auszeichnung für oö. Unternehmen, die o Integratives Fest für Kinder mit und ohne Behinder- innovative Modelle zur Einbindung von Menschen mit ungen in St. Isidor Behinderungen vorweisen können o Straßen-Aktionstage: Landjugendgruppen machten o Baumax-Aktionstage: Information, Produktverkauf gemeinsam mit der Caritas auf das Thema und Mitarbeit von Menschen mit Behinderungen in „Behindert ist, wer behindert wird“ aufmerksam den Filialen Leonding und Linz-Kleinmünchen Innovative Projekte Jubiläen und Entwicklungen Zentrale Aufgaben Die Abteilung für Hör- und Sehbildung hat die vorerst auf Die Abteilung für Hör- und Sehbildung ist eine traditions- Medizinische, psychologische und psychothera- ein Jahr befristete Initiative „Besser hören – besser leben“ reiche Einrichtung, die seit 2002 zur Caritas für Menschen peutische Beratung und Therapie für Menschen gestartet, die als Informations- und Beratungsservice für mit Behinderungen gehört. 2003 wurde das 190. Jahr des mit Beeinträchtigungen schwerhörige Menschen konzipiert ist. Im Mittelpunkt ste- Bestehens gefeiert. hen die situationsgerechte Entwicklungsförderung von heilpädagogische Förderung von Kindern mit Kindern und Jugendlichen, der Erhalt der Erwerbstätigkeit Das traditionelle Dorffest in St. Isidor stand heuer im Beeinträchtigungen, und der sozialen Kontakte von Erwachsenen sowie die Zeichen des 100-Jahr-Jubiläums. Vom ersten Kinderdorf Unterstützung und Entlastung von Familien mit aktive Unterstützung älterer Personen im Umgang mit Österreichs ist St. Isidor heute zu einem „sozialen Ort“ für Kindern mit Behinderungen, Hörhilfen. Projektbestandteil ist der Aufbau von Netzwer- Kinder mit Beeinträchtigungen geworden. Zielsetzung für ken mit Selbsthilfegruppen, ÄrztInnen, AkustikerInnen und die Zukunft ist die verstärkte Vernetzung mit der Berufliche Förderung und Integration von Elternvereinen ebenso wie die Ausbildung von Mitar- Umgebung, um den Prozess der Integration für die Kinder Jugendlichen mit Behinderungen, beiterInnen im Schwerhörigenumfeld. Die Lehrausbildung zu unterstützen. Befähigung zum selbstständigen Leben in für hörbeeinträchtigte Jugendliche ist um den Lehrberuf Wohngruppen, Systemische Gastronomie erweitert worden. Darüber hinaus positioniert sich St. Isidor heute als Dienstleistungszentrum. Die diagnostischen, beratenden Mobile Begleitung von Menschen mit Im Bereich der Psychologie (Abteilung Spezielle Dienste) und therapeutischen Dienste des Ambulatoriums und des Behinderungen im privaten Wohnbereich, wurde das Projekt „Meander I“ gestartet. Es dient mit Integrativen Reitzentrum werden immer stärker nach- Beschäftigung in eigenen Werkstätten, Beratung, Gesprächsrunden, Entspannungsgruppen etc. gefragt, vor allem von Familien mit Kindern mit Behin- Outplacement, Vermittlung auf den ersten der Gesundheitsförderung von Familien mit behinderten derungen. Arbeitsmarkt Kindern. Die Nachfrage ist enorm. 1.900 2003 wurden im Ambulatorium St. Isidor für rund 1.900 Personen rund 24.900 Finanzierung 56 56 Familien nutzten bereits in der Startphase das Angebot von „Meander I“ Leistungseinheiten in Entwicklungs- diagnostik, Therapie und psychologischer Arbeit mit Eltern erbracht Leistungsabgeltung durch die öffentliche Hand, sozial gestaffelte Eigenleistungen der Betreuten, Spenden 19
„St. Anna ist für mich mein Zuhause“
Caritas für Betreuung „Wir können und Pflege dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben.“ Dieser Satz wird im Seniorenwohn- haus St. Anna in Linz gelebt. 86 SeniorInnen haben in dem 2002 eröffneten Haus ein Zuhause gefunden, in dem Menschlichkeit kein leeres Wort ist. Geburtstagsfeier in St. Anna. Eine fröhliche Runde von gegangen“, erzählt Margot Reder. „Wir werden das mana- Seniorinnen und Senioren sitzt mit einigen Angehörigen gen, dass er das auch dieses Jahr tun kann. Das ist alles am Tisch zusammen. Mit Sekt wird auf die drei „Geburts- nur eine Organisationsfrage.“ Genauso werden auch tagskinder“ in der Runde angestoßen. Heimleiter Albert gemeinsame Fahrten zu Veranstaltungen organisiert. Es Labacher und Pflegedienstleiterin Margot Reder kommen gehört zur Kultur des Hauses, dass genau hingeschaut mit Blumen, gratulieren jedem der drei persönlich mit einer wird auf die Wünsche und Gewohnheiten, Sorgen und herzlichen Umarmung. Es gibt Kaffee und Torte, Ange- Nöte jedes einzelnen. hörige haben Kuchen mitgebracht. Und so sitzt die Feier- Dieses Klima der Achtung und Wertschätzung wird auch runde den ganzen Nachmittag gemütlich beisammen. im Umgang mit den Angehörigen sowie im Miteinander Mit dabei auch die beiden ältesten Bewohnerinnen von St. des Pflegepersonals gelebt. Angehörige werden als wich- Anna: Frau H. ist 102, Frau S. hat heuer ihren 100er gefei- tige Partner in den Alltag miteingebunden. „Sie müssen ert. Während der Pflegebedarf bei den meisten Bewoh- ihren Vater oder ihre Mutter loslassen können, aber nicht nerInnen sehr hoch ist, ist Frau S. für ihr hohes Alter noch ihre Verantwortung“, so Labacher. Die MitarbeiterInnen in sehr rüstig. „Frau S. hat mir einmal erzählt, dass sie Angst St. Anna sollen ihren Beruf mit Freude und Idealismus hatte, bevor sie ins Heim übersiedelt ist. Sie hat es nicht leben können. Deshalb achtet die Leitung des Hauses mit für möglich gehalten, dass sie ihr Leben so weiterführen großem Engagement darauf, dass die Rahmenbedingun- kann wie bisher“, berichtet Heimleiter Labacher. Heute gen ihrer Arbeit entsprechend gestaltet werden. Die spricht sie von St. Anna als „ihrem Zuhause“: „Mein MitarbeiterInnen werden an Entscheidungen beteiligt und Lebensythmus ist hier gleich geblieben. Ich bin gern allein, können sogar ihren Dienstplan mitbestimmen. Und: „Bei lese viel, ich kann frei entscheiden wie sich mein Tages- uns gibt es keine Dienstkleidung. Nehmen Sie sich ein ablauf abspielt.“ Paar bequeme Schuhe mit und dann kann es los gehen“, beantwortet Margot Reder am Telefon die Anfrage einer In St. Anna gibt es kein starres Zeitkorsett für die Bewoh- Bewerberin als Altenfachbetreuerin. nerInnen. Jeder kann sich seine Zeit so gestalten, wie er es gerne möchte und wie er es gewohnt ist. So gibt es Die Geburtstagsfeier klingt aus. Ein paar der SeniorInnen etwa auch in der Früh keine fixen Aufsteh- und Früh- genießen im Anschluss noch den abendlichen Sonnen- stückszeiten. „Bei uns richtet sich die Organisation nach schein draußen auf der Terrasse. Mit Ausblick auf den den Bedürfnissen der BewohnerInnen und nicht umge- schönen Garten von St. Anna. Anfang Mai hat hier ein kehrt“, erklärt Labacher die Philosophie des Hauses. Das „Mai-Fest“ für alle BewohnerInnen und Angehörige statt- gilt auch für die gewohnten Aktivitäten und Interessen der gefunden, bei dem auch ein Maibaum aufgestellt wurde. Seniorinnen und Senioren. „Einer der Bewohner ist mit Frau S. kommt mit Mantel und Tasche aus ihrem Zimmer. seiner Frau jedes Jahr am 20. September ins Casino Sie geht vor dem Abendessen noch kurz aus dem Haus. 21
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