Alle anders Diversität beraten Wissenschaftliche Jahrestagung München 2018 - besser - Bundeskonferenz für Erziehungsberatung

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Alle anders Diversität beraten Wissenschaftliche Jahrestagung München 2018 - besser - Bundeskonferenz für Erziehungsberatung
Alle anders

Diversität beraten
Wissenschaftliche
Jahrestagung
München 2018

                        besser
                     beraten
Alle anders Diversität beraten Wissenschaftliche Jahrestagung München 2018 - besser - Bundeskonferenz für Erziehungsberatung
Alle anders
                                                          Diversität beraten
                                                          Wissenschaftliche
                                                          Jahrestagung
                                                          München

                               Foto Andreas Hedderegott
                                                          Donnerstag, 13. bis
                                                          Samstag, 15. September 2018

  4    Schirmherrschaft                                   Vorbereitungsgruppe
  5    Grußwort                                           Dr. Michael Balk
  6    Das Programm                                       Evelyn Bleicher-Glogau
  7    Vorwort                                            Dr. Bernhard Kühnl
  11   Vorabendprogramm                                   Agnes Mehl
  12   Vorträge                                           Thomas Niedermaier
  16   Arbeitsgruppen D1–D20                              Cornelia Palm
       Donnerstag, 13. 9.                                 Dr. Hermann Scheuerer-Englisch
  31   Arbeitsgruppen F1–F20                              Dagmar Thorwart
       Freitag, 14. 9.                                    Dr. Joachim Weiß
  42   Aktuelle Stunde                                    Jürgen Wolf
  43   Referent/innen                                     von der Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungs-,
  48   Anmeldung                                          Jugend- und Familienberatung in Bayern e.V.
  49   Tagungsort
		     Unterkunft                                         Veranstaltet in Kooperation mit Prof. Dr. Sabine
  50   Tagungsfest                                        Walper, Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik,
  51   Impressum                                          Schwerpunkt Jugend- und Familienforschung, Ludwig-
  52   Stadtplan                                          Maximilians-Universität München.
Alle anders Diversität beraten Wissenschaftliche Jahrestagung München 2018 - besser - Bundeskonferenz für Erziehungsberatung
Grußwort

    Schirmherrschaft
                                        Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
                                        herzlich willkommen zur Wissenschaftlichen Jahrestagung
                                        der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung in München.
                                        Der Kongress steht unter dem Motto »Alle anders – Diver-
                                        sität beraten«. Gerne habe ich hierfür die Schirmherrschaft
                                        übernommen.
                                           Die Familie ist die erste und ursprünglichste Einheit für
                                        die soziale und emotionale Entwicklung unserer Kinder. Hier
                                        werden die Grundregeln unseres Zusammenlebens erprobt
                                        und die Weichen für die soziale Bindungsfähigkeit und den
                                        späteren Bildungserfolg gestellt. Kom-
                                        petentes Erziehungsverhalten ist die
                                        beste Voraussetzung, damit Kinder
                                        selbstbewusst ins Leben starten kön-
                                        nen.
                Emilia Müller              Um Familien in belastenden Le-
                Bayerische              benssituationen bestmöglich zur Seite
                Staatsministerin        zu stehen, unterhält der Freistaat
                für Arbeit und          Bayern ein bundesweit einzigartiges
                                        Netz an qualitativ hochwertigen Un-
                Soziales, Familie und   terstützungsleistungen. Mit der Erzie-
                Integration hat die     hungsberatung stehen unseren Eltern
                Schirmherrschaft über   derzeit rund 180 kompetente und
                die Wissenschaftliche   wohnortnahe Anlaufstellen zur Verfü-
                                        gung. Dieses flächendeckende Angebot fördert der Freistaat
                Jahrestagung der bke    nachhaltig. Denn unsere Erziehungsberatungsstellen sichern
                2018 übernommen.        – ganz im Sinne des Tagungsmottos »Diversität« – eine
                                        individuelle Beratung und Begleitung. Niedrigschwellig und
                                        auf Augenhöhe.
                                           Neben den regionalen Erziehungsberatungsstellen un-
                                        terstützt der Freistaat Bayern auch die Nutzung der neuen
                                        Medien – insbesondere des Internets – in der Erziehungsbe-
                                        ratung. Unter Federführung Bayerns wurde das Projekt »Vir-
                                        tuelle Beratungsstelle« der Bundeskonferenz für Erziehungs-
                                        beratung als gemeinsames Länderprojekt eingeführt.
                                           Ich wünsche allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine
                                        erfolgreiche Tagung mit wertvollen Impulsen und interessan-
                                        ten Gesprächen.

                                        Ihre Emilia Müller
                                        Bayerische Staatsministerin für Arbeit und Soziales,
                                        Familie und Integration

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Alle anders Diversität beraten Wissenschaftliche Jahrestagung München 2018 - besser - Bundeskonferenz für Erziehungsberatung
Vorwort                                                           Kulturelle Integration kann dann gelingen, wenn das Sinn-
                                                                  stiftende unterschiedlicher Kulturen wahrgenommen und als
Die Wissenschaftliche Jahrestagung 2018 rückt das Thema           wertvoll geachtet wird.
Vielfalt in den Fokus. Sie beschäftigt sich mit identitätsstif-       Die gesellschaftliche Realität führt zu immer stärkeren
tenden Unterschieden von Menschen und der materiellen             Unterschieden von Lebensentwürfen und zu ungleichen
Ungleichheit von Familien in ihren Lebenslagen.                   Chancen von Familien. Was bedeutet dies für die Institution
    Kulturelle Prägungen sind so vielfältig wie die Länder und    Erziehungsberatung und, was viel wichtiger ist, für die Klien-
Kontinente dieser Erde. Sie entstehen überall und ständig,        ten? Welche Wünsche haben die Ratsuchenden? Was erhof-
innerhalb und außerhalb von Gesellschaften. Beratungsar-          fen Sie sich von Beratung und Therapie?
beit, die sich als kultursensibel versteht, hat sich ein Wissen
über kulturelle und länderspezifische Hintergründe ange-          Prekäre Lebenslagen von Familien
eignet und weiß doch, dass dies nur ein kleiner Baustein          Prekäre Lebenslagen und das Risiko, ins soziale Abseits zu
ist. Kulturelle Feinfühligkeit entwickelt sich als Haltung, um    geraten, betreffen immer mehr Menschen. Menschen auf der
familiale Lebenswirklichkeiten in ihrer Vielfalt und ihrer Ein-   Flucht, familiale Anforderungen im Widerspruch zur Realität
zigartigkeit zu erkennen und zu verstehen – in einer berate-      unserer Arbeitswelt, die steigende Kluft zwischen Arm und
rischen Begegnung, die voller Neugier auf die Menschen ist.       Reich, die Unmöglichkeit, in Ballungszentren eine bezahlba-

Das Programm                   Donnerstag,                        Freitag,                       Samstag,
                               13. September                      14. September                  15. September
Vorabendveranstaltung          9.15   Eröffnung                   9.15   Dr. Eckhard Roediger    9.15    Dr. Thomas
Beachten Sie bitte                                                       Sicherheit in                   Hegemann
die Ankündigung der            10.30 Dr. Mark Terkessidis                unsicheren Zeiten               Interkulturelle
Vorabendveranstaltung                Vielheit und                        Grundbedürfnissen               Beratungskompetenz
am Mittwoch, dem                     Zusammenarbeit                      gerecht werden                  Systemische und kul-
12. September 2018                   Über die Änderung                                                   turanthropologische
auf Seite 11!                        der Perspektive in der       10.45 Prof. Dr. Sabine                 Konzepte für Bera-
                                     postmigrantischen                  Walper                           tung an den Schnitt-
                                     Gesellschaft                       Zwischen Romantik                stellen von Kulturen
                                                                        und Skepsis
                               12.00 Dr. Claudia Zerle-Elsäßer          Beziehungsvorstellun- 10.45 Dr. Alexander
                                     Vielfalt und                       gen Jugendlicher und        Lohmeier
                                     Herausforderungen                  junger Erwachsener in       Humor als
                                     Familiale Realitäten               Deutschland                 Erfolgsstrategie?
                                                                                                    Problemlösung und
                                                                                                    Psychohygiene bei
                                                                                                    diversen Klienten-
                                                                                                    gruppen

                               13.00 Mittagspause                 12.00 Mittagspause             12.00 Ende der Tagung

                               15.00 Arbeitsgruppen               14.00 Arbeitsgruppen
                               bis                                bis
                               18.00                              17.00
6                                                                                                                             7
re Wohnung zu finden und im Gegensatz dazu Regionen, die       le Beratung kommt nicht nur den Rat suchenden Kindern,
unter einem Bevölkerungsrückgang mit den entsprechenden        Jugendlichen und Eltern entgegen, um sich gut angenom-
Problemen leiden, sind einige Anzeichen dafür.                 men und verstanden zu fühlen; sie eröffnet den Berater/in-
   Das Leben in einer der reichsten Gesellschaften der Welt    nen auch reichhaltige Möglichkeiten, die Beratung aufgrund
bietet manchen außerordentliche Möglichkeiten, die für         wahrgenommener Unterschiede kreativ und gewinnbringend
viele aber unerreichbar sind. Es gibt eine Fülle von Befun-    zu gestalten.
den, die Familienleben beschreiben und Entwicklungen der
vergangenen Jahre aufzeigen. Für Erziehungsberater/innen       Herausforderungen für die Institution Erziehungsberatung
ist es wichtig, sie zu kennen, da soziologische Erkenntnisse   Wenn die Gesellschaft vielfältiger und ihre Beschreibungen
die Beantwortung und Bearbeitung individueller Fragen und      unklarer geworden sind, was bedeutet das für ihre Insti-
Probleme erleichtern können.                                   tutionen und speziell für die Erziehungsberatung? Welche
   Wie lässt sich unsere Gesellschaft angemessen beschrei-     konkreten neuen Angebote sind zusätzlich hilfreich in einer
ben, wenn vieles brüchig geworden ist? Was lässt sich empi-    Beratungsstelle? Welche Schritte müssen unternommen wer-
risch belegen? Welche Kategorien sind noch gültig – welche     den, damit Erziehungsberatung Menschen bedarfsgerecht
Entwürfe tragen noch? Welche der alten Bilder und Bewer-       erreicht? Können überhaupt alle beraten werden? Mit wel-
tungen sind noch stimmig und angemessen für Menschen,          chen neuen Fragestellungen werden wir konfrontiert, und
deren Lebensentwürfe und Lebensmöglichkeiten äußerst           was sollten wir darüber wissen? Wie können wir dabei auch
unterschiedlich sind? Welche neuen Betrachtungs- und Her-      auf uns schauen?
angehensweisen bieten sich an?                                    Lassen Sie sich von diesen Fragen inspirieren. In den
                                                               Vorträgen und Workshops werden Sie mögliche Antworten
Diversität in der Beratungspraxis                              darauf finden und prüfen können, ob diese für sie passend
Unterschiedliche Lebenslagen und gesellschaftliche Hinter-     sind. Wir möchten, dass Sie mit vielen Impulsen von dieser
gründe führen zu großen Unterschieden im persönlichen          Tagung nach Hause fahren – möglichst mit solchen natür-
Erleben der Menschen, bei der Gestaltung von familiären        lich, die Sie im Arbeitsalltag auch umsetzen können.
Beziehungen und in der Erziehung. Die gesellschaftlichen          Wir freuen uns, dass wir durch Kooperation mit dem
sowie die damit verbunden innerpsychischen Gestaltungs-        Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik, Frau Prof. Dr. Sabine
räume und -wirklichkeiten haben weitreichende Auswirkun-       Walper, an einem der schönsten Tagungsorte in München
gen auf die Entwicklung von Kindern.                           sein können, an der Ludwig-Maximilians-Universität.
   Ungeachtet aller Diversität bleiben jedoch die materiel-
len und psychischen Grundbedürfnisse von Menschen nach
Überleben, Zugehörigkeit, Sicherheit, Orientierung, Wert-      Christoph Schmidt              Dr. Bernhard Kühnl
schätzung und Beziehungen gleich. Wie kann Erziehungs-         Vorsitzender der               Vorsitzender der
beratung insbesondere psychische Grundbedürfnisse auf-         Bundeskonferenz für            Landesarbeitsgemeinschaft
greifen, mit welchem beraterisch-therapeutischen Vorgehen      Erziehungsberatung e.V.        für Erziehungs-, Jugend-
wird man ihnen gerecht? Welche praktischen Impulse und                                        und Familienberatung in
Methoden können helfen, die Klienten in ihren Anliegen zu                                     Bayern e.V.
unterstützen? Wie können auch Menschen erreicht werden,
die das Angebot Erziehungsberatung nicht oder noch nicht
kennen?
   Die Unterschiedlichkeit von Familien zwischen den Kultu-
ren aber auch innerhalb einer Kultur und die Folgen unglei-
cher Lebensverhältnisse in einer Gesellschaft, gilt es, mög-
lichst gut wahrzunehmen, um diese dann für die Beratung
nutzen zu können. Eine unterschieds- und menschensensib-

8                                                                                                                         9
Vorabendprogramm                                                mit Hitler« und »Freiheit« stand im Februar 1943 an den
                                                                Mauern der Universität und von den Mitglieder der Weißen
der Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungs-, Jugend- und      Rose (u.a. die beiden Geschwister Hans und Sophie Scholl,
Familienberatung in Bayern e.V.                                 Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf , Professor
                                                                Karl Huber) wurden Flugblätter vom Lichthof der Universität
Mittwoch                   12. 9.                 19.00 Uhr     heruntergeworfen. Sie alle wurden gefasst und hingerichtet.
Die Diktatur lässt Diversität nicht zu*                            Auf dem Weg zum Tagungsort am Haupteingang der Lud-
Eine Stadtführung zum Thema                                     wig-Maximilians Universität werden Sie in den Boden ein-
Nationalsozialismus in München                                  gelassene steinerne Flugblätter der Weißen Rose erkennen;
                                                                auf dem Weg zum Tagungssaal werden Sie am Denkmal für
München spielte bei der Entstehung des Nationalsozialismus      die Mitglieder der Weißen Rose vorbeigehen.
eine bedeutende Rolle als Gründungsort der NSDAP und
offizielle »Hauptstadt der Bewegung«. Genau hier konnte         Beginn der Führung; Treffpunkt:
am Deutschen Institut für psychologische Forschung und          Brunnen vor der Universität am Geschwister-Scholl-Platz.
Psychotherapie eine Ausbildung zum/r Erziehungsberater/         Die Stadtführung ist für Sie kostenlos. Da sie in kleinen
in absolviert werden, in der die Kolleg/innen sich dann ver-    Gruppen stattfinden wird, ist dafür allerdings eine Anmel-
pflichteten, ihre Dienste zur Reinhaltung des Erbgutes einzu-   dung notwendig. Bitte beachten Sie das im Rahmen Ihrer
setzen – deswegen war die Abgabe eines rasse- und erbbio-       Anmeldung zur Tagung. Die Stadtführung, die zu Fuß absol-
logischen Bogens in allen diesem Institut angeschlossenen       viert wird, dauert circa zwei Stunden.
Erziehungsberatungsstellen vor dem zweiten Termin Pflicht.      * »... wenn die Deutschen, so jeder Individualität bar, schon
   Auch die Ludwig-Maximilians-Universität war gleichge-        so sehr zur geistlosen und feigen Masse geworden sind ...«
schaltet und ihre Forschung und Lehre instrumentalisiert.       (Auszug aus dem ersten Flugblatt der Weißen Rose, Juni
Und gleichwohl war sie ein Ort des Widerstandes: »Nieder        1942).

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Vorträge                                                        Vortrag 3             Freitag, 14. 9.             9.15 Uhr
                                                                Dr. Eckhard Roediger
Vortrag 1            Donnerstag, 13. 9.           10.30 Uhr     Sicherheit in unsicheren Zeiten
Dr. Mark Terkessidis                                            Grundbedürfnissen gerecht werden
Vielheit und Zusammenarbeit
                                                                Ausgehend von den Grundbedürfnissen nach Young, Grawe
Über die Änderung der Perspektive in der                        und Maslow wird eine vereinfachte Grundbedürfnispolarität
postmigrantischen Gesellschaft                                  zwischen bindungsorientiert-kooperativer und selbstbehaup-
Die Fluchtbewegungen der letzten Zeit mögen ungewöhnlich        tungsorientiert-dominanter Haltung beschrieben. Darauf
erscheinen, tatsächlich aber sind heute Migration, Mobili-      aufbauend werden das Schema- und das Modusmodell der
tät und Vielfalt der Normalfall. Sind wir darauf vorbereitet?   Schematherapie als Verarbeitung kindlicher Bedürfnisse
Leben wir nicht mental oft genug noch im 19. Jahrhundert?       hergeleitet und es wird beschrieben, wie wir im Erwachse-
Müsste die Vielheit nicht zumal im Bereich Erziehung längst     nenmodus heute mit diesem »Erbe« umgehen können. Die
zu unserer DNA gehören? Bei den Unter-Sechsjährigen in          Aufgabe des Erwachsenenmodus besteht kurz gefasst darin,
den deutschen Städten sind die Kinder mit Migrations-           flexibel und lösungsorientiert selbst gewählten Werten fol-
hintergrund in der Mehrheit. Das ist weder ein Grund zur        gend eine langfristige Balance der Grundbedürfnispolarität
Verniedlichung (»Vielfalt tut gut.« o.ä.) noch für Weltunter-   anzustreben. Bei der praktischen Umsetzung sind die funk-
gangsphantasien (»Wir schaffen uns ab…«). Daher klingt die      tionalen Prozesse der Acceptance- und Commitmenttherapie
Rede von der «Integration» antiquiert. Die Perspektive muss     (ACT) hilfreich. Zum Schluss werden konkrete Verhaltenshin-
sich in der postmigrantischen Gesellschaft umkehren: Nicht      weise für uns als Erwachsene und als Eltern benannt.
die angeblichen Defizite der »anderen« sind das Thema,
                                                                Vortrag 4             Freitag, 14. 9.            10.45 Uhr
sondern die Frage, ob die Institutionen, Organisationen und
Einrichtungen »fit« sind für diese Vielheit.                    Prof. Dr. Sabine Walper
                                                                Zwischen Romantik und Skepsis
Vortrag 2            Donnerstag, 13. 9.           12.00 Uhr     Beziehungsvorstellungen Jugendlicher und
Dr. Claudia Zerle-Elsäßer                                       junger Erwachsener in Deutschland
Vielfalt und Herausforderungen
                                                                Eine glückliche Partnerschaftsbeziehung gehört zu den zen-
Familiale Realitäten                                            tralen Lebenszielen der meisten Menschen. Trotz beträcht-
Familie verändert sich, ist »konstant im Wandel«. Dies be-      licher Instabilität von Ehen und mehr noch nichtehelichen
trifft sowohl die Lebensformen, die Rollenvorstellungen,        Lebensgemeinschaften haben Paarbeziehungen auch in den
die Erwerbskonstellationen und -bedingungen als auch            Lebensentwürfen Heranwachsender einen zentralen Stel-
die Lebenslagen der Familien. Die bestehenden Infrastruk-       lenwert. Dieser Vortrag beleuchtet die Vorstellungen und
turen passen sich diesen Veränderungen nicht immer im           Erfahrungen junger Menschen im Bereich romantischer bzw.
gewünschten oder notwendigen Tempo an – es knirscht!            partnerschaftlicher Beziehungen und stellt sie in den Kon-
Der Vortrag widmet sich diesen veränderten familialen Rea-      text eigener familialer Erfahrungen und Lebensbedingungen.
litäten, präsentiert Daten und Befunde zu deren Einordnung      Anhand von Daten des deutschen Beziehungs-und Familien-
und arbeitet Herausforderungen heraus, vor denen Familie,       panels pairfam werden positive Ansprüche wie auch nega-
Politik und Beratungseinrichtungen heute stehen.                tive Erwartungen aufgezeigt und für unterschiedliche Bevöl-
                                                                kerungsgruppen verglichen sowie mit der Qualität eigener
                                                                Beziehungserfahrungen kontrastiert. Anhand einer Typen-
                                                                bildung werden problematische Erwartungsmuster heraus-
                                                                gearbeitet und hinsichtlich ihrer Bedeutung für die spätere
                                                                Beziehungsgestaltung diskutiert, um mögliche zukünftige
                                                                Herausforderungen für die Paarberatung aufzuzeigen.
12                                                                                                                       13
Vortrag 5              Samstag, 15. 9.                9.15 Uhr    heiten gemeinsam zu klären. Neben individuellen Faktoren
Dr. Thomas Hegemann                                               wie Persönlichkeit, Höhe der Frustrationstoleranz oder Art
                                                                  des Streitmusters spielen auch externe Faktoren wie Be-
Interkulturelle Beratungskompetenz
                                                                  ziehung zu beteiligten Institutionen und Verwandtschafts-
Systemische und kulturanthropologische Konzepte                   systemen eine zentrale Rolle. Der »Ernst des Lebens« und
für Beratung an den Schnittstellen von Kulturen                   die Mission »Deutungshoheit« bzw. »Recht haben« haben
In Beratungssituationen gilt es, Verständigung herzustellen:      sie so fest im Griff, dass sich die Frage stellt, wie ich als
über die guten Gründe für aktuelles Verhalten, über die           Berater/in da fachlich den Fuß in die Tür bekommen kann.
relevanten Kontexte, die Verhalten bestimmen, die aber            Der nicht destruktive Humor kann dabei helfen! Wie genau,
auch Verhaltensänderung notwendig machen können, über             soll der Vortrag aufzeigen. Humor hat dabei zweierlei Funk-
die Chancen und Risiken von Verhaltensänderung und über           tionen: Erstens soll er die Professionellen selbst entlasten
Rollen; Geschlechterrollen, Generationsrollen, professionel-      (Ringelnatz: »Humor ist der Knopf, der verhindert, dass
le Rollen. In diversen und multikulturellen Gesellschaften        einem der Kragen platzt.«) und zweitens hilft er den Eltern,
können wir nicht mehr davon ausgehen, dass Professionelle         Distanz zu ihren Problemen aufzubauen. (Immanuel Kant:
und Klienten zu all diesen Fragen nach denselben Landkar-         »Der Mensch hat gegenüber den Widrigkeiten des Lebens
ten durch ihr Leben reisen. Um gute Kooperation herstellen        drei Dinge zum Schutz: die Hoffnung, den Schlaf und das
zu können, sind wir also darauf angewiesen, über diese            Lachen.«) Außerdem soll kurz vorgestellt werden, welchen
Unterschiedlichkeiten Verständigung herzustellen. In Bera-        Einfluss Wissenschaft, Psychotherapie und Gehirnforschung
tungssituationen an der Schnittstelle von Kulturen wird dies      auf die Humoranwendung haben. Seit Sigmund Freud den
besonders offensichtlich. Es gilt letztlich aber für alle Bera-   Witz und seine Beziehung zum Unbewussten erforscht hat,
tungen. Dazu bewähren sich systemische und interkulturelle        sind einige Jahre übers Land gezogen. Trotzdem scheint der
Kompetenzen. Systemische Ansätze fokussieren auf Interak-         Humor als beraterische Interventionsstrategie erst seit den
tionen zwischen Individuen, Familien und deren relevanten         letzten fünfzehn Jahren richtig Fuß zu fassen. Besonders
Umwelten und der Geschichte dieser Interaktionen. Es gilt,        »problembehaftete« Klientengruppen, wie hoch strittige
die Sichtweisen aller Beteiligten und die Historie dieser         Eltern oder Menschen mit anderen kulturellen Hintergründen
Beziehungen zu achten. Kultursensibilität nutzt kulturanth-       wurden oft sehr vorsichtig beraten, obwohl sie dies selbst
ropologische Ansätze, um »fremd« erscheinendem Verhalten          nicht wollten. Humor entsteht im Spannungsfeld von kind-
einen Sinn geben zu können und an den Schnittstellen von          licher Affektivität und der Vernunft des Erwachsenen – der
Kulturen für beide Kulturen neue Interaktionen finden zu          Humorist denkt gleichzeitig vernünftig und unvernünftig!
können. Anhand von Beispielen aus der Familienberatung            Er erweitert so seinen Horizont und relativiert die Problem-
werden Theorie- und Praxis-Modelle dazu vorgestellt, wie          schwere. Die erstrebenswerte heitere Gelassenheit sorgt für
wir mit Klienten aus anderen Kulturen neue im jetzigen            salutogene Effekte und eine Wahrnehmungsschärfung für all
Kontext tragfähigere Lösungen für die Anforderungen des           die paradoxen Situationen, die im Beratungsalltag entste-
Lebens finden können.                                             hen. Und da Erziehungsberatung in unserer Zeit anders sein
                                                                  muss, weil »alle anders« sind, hat der Humor seine wohlbe-
Vortrag 6              Samstag, 15. 9.              10.45 Uhr     gründete Daseinsberechtigung.
Dr. Alexander Lohmeier                                               »Mein Gott, Herr Meier, haben Sie sich verändert!«, ruft
Humor als Erfolgsstrategie?                                       der alte Erziehungsberater, »man kennt Sie ja kaum wieder!
                                                                  Graue Haare haben Sie bekommen, einen Bart haben Sie
Problemlösung und Psychohygiene
                                                                  sich zugelegt und dicker sind Sie auch geworden!« »Aber
bei diversen Klientengruppen                                      ich heiße doch gar nicht Meier«, sagt dieser befremdet.
Mamas, Papas, Jugendliche und Kinder schaffen es oft nicht,       »Was«, ruft der Erziehungsberater, »Meier heißen Sie auch
Konflikte, Alltagsfragen und banalste Meinungsverschieden-        nicht mehr?«.

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Arbeitsgruppen D 1–20                                       D12  Bärbl Meier
                                                                 Ungewissheit und Fremdheit bei Verdachtsfällen von
Donnerstag               13. 9.           15.00–18.00 Uhr        sexuellem Missbrauch
D1  Uli Alberstötter                                             Kultur- und migrationssensible Aspekte des
    Gewalt hat viele Gesichter                                   Kinderschutzes
    Eine Typologie der Gewalt in eskalierten                D13 Dr. Tilman Rentel
    Elternkonflikten unter besonderer Berücksichtigung           Einzigartigkeit und Sprache
    der Verfügungsgewalt                                         Idiolektik in der Beratung
D2 Mareike Backhaus                                         D14 Andreas Schrappe
    Skulpturarbeit mit dem Tetralemma in Entscheidungs-          Die kleinen Angehörigen
    und Ambivalenzkonflikten                                     Hilfen für Kinder und ihre psychisch oder
D3 Dr. Leokadia Brüderl                                          suchtbelasteten Eltern
    Schematherapie mit Kindern, Jugendlichen und deren      D15 SOS-Team
    Bezugspersonen                                               Vielfältige Zugänge für benachteiligte Familien
D4 Stefan Flegelskamp                                            schaffen
    Trauma-Stabilisierung im Tal der Bären                  D16 Işıl Tarkan-Hofmann, Paul Friese
D5 Stephanie Gerlach, Marion Lüttig                              Kultur- und migrationssensibler Kinderschutz
    »Und wer ist die richtige Mutter?«                      D17 Miriam Vath, Thomas Fraunholz
    Regenbogenfamilien als Zielgruppe in der                     Beratung von Jugendlichen beim Coming-out –
    Beratungsarbeit                                              Beratung von Eltern beim Coming-out ihrer Kinder
D6 Bettina Gütschow, Sonja Estendorfer                      D18 Annette Walter
    Zwangsverheiratung und das Konzept der Ehre in               Inklusive Erziehungsberatung
    Familien mit Migrationshintergrund                           Beratung von Familien mit Kindern und Jugendlichen
D7 Stefan Hammel                                                 mit einer Behinderung
    Von Grashalmen und Oasen                                D19 Heidi Zorzi
    Metaphern, Geschichten und Anekdoten in der                  Trauma first?
    Beratung                                                     Psychotherapie mit traumatisierten Kindern und
D8 Tita Kern, Simon Finkeldei                                    Jugendlichen – was wirkt?
    Trauer – Kinder – Trauma                                DF20 Dorothe Offner, Johannes Jürgen Ebner, Christine Hösl
    Krisenintervention nach hoch belastenden                     Lasst uns miteinander verschieden sein!
    Lebensereignissen                                            Arbeitsgruppe für Teamassistentinnen im Sekretariat
D9 Ulf Klein                                                     der Beratungsstelle
    Probleme greifbar werden lassen mittels                      Diese Arbeitsgruppe wird am Freitag fortgesetzt.
    psychodramatischer Tischinszenierungen
D10 Dr. Alexander Lohmeier
    Diverse Humorformen
    Komische Interventionen im hoch strittigen
    Beratungsalltag
D11 Ulrike Lux
    Wut mit System
    Systemisch-bindungsorientiertes Arbeiten bei
    kindlicher Aggression

16                                                                                                                   17
D1                    Uli Alberstötter                          Gegenpole »entweder« und »oder« körperlich erlebbar ge-
Gewalt hat viele Gesichter                                      macht, sondern das Handlungsfeld um weitere Optionen für
                                                                die Person erweitert. Die Beraterin/der Berater begleiten den
Eine Typologie der Gewalt in eskalierten
                                                                Prozess mit Fragen und dem »Doppeln« der mitempfunde-
Elternkonflikten unter besonderer                               nen körperlichen Wahrnehmungen. Dies ermöglicht der Per-
Berücksichtigung der Verfügungsgewalt                           son neue Impulse und Erkenntnisse über ihre Situation und
In der Arbeitsgruppe geht es darum, dem schillernden Phä-       das prospektive Erleben der durchgespielten Entscheidungs-
nomen der Partnergewalt in seiner Vielfalt Rechnung zu          optionen. Dieser körper-/erlebnisorientierte Zugang zu ihrem
tragen. Eine vorgestellte Typologie soll für die unterschied-   Ambivalenzkonflikt macht die Vielfalt der Möglichkeiten
lichen Formen von Gewalt zwischen Männern/Vätern und            erlebbar und ist für die Klienten eine bereichernde Ergän-
Frauen/Müttern sensibilisieren. Darunter sind auch solche,      zung zum verbalen Zugang. Die Methode eignet sich sowohl
die im ideologisch eng gefassten Verständnis von häuslicher     für die Einzel- als auch für die Paarberatung (z.B. berufliche
Gewalt keine angemessene Berücksichtigung finden. Be-           Neuorientierung/Umzug, Beziehungsgestaltung nach Affäre,
sonderes Augenmerk gilt dabei einer von den Professionen        Nähe-Distanz-Konflikt o.ä.). Die Methoden des Workshops
vernachlässigten Form der Macht- und Gewaltausübung,            werden theoretischer Input, Fallschilderung/ Demonstration
die von Uli Alberstötter als »Verfügungsgewalt« bezeichnet      und die eigene erlebende Fallarbeit in Kleingruppen sein.
wird. Es handelt sich dabei um eine Gewaltform, bei der der     Das Mitbringen von eigenen aktuellen Entscheidungsdilem-
hauptsächlich betreuende Elternteil über das Kind als einem     mata oder denen von Klienten ist erwünscht und wird Ihren
mächtigem Mittel in der feindseligen Auseinandersetzung         Erkenntnisgewinn aus dem Workshop deutlich steigern!
mit dem getrennt lebenden Ex-Partner und Elternteil verfügt.
                                                                D3
Während die physische Gewalt sowie die Gewaltandrohung
als ihr Vorbote und ständiger Begleiter nicht zuletzt im Zuge   Dr. Leokadia Brüderl
des 2002 in Kraft getretenen Gewaltschutzgesetzes eine gro-     Schematherapie mit Kindern,
ße Aufmerksamkeit und (oft vorschnelle) Entschiedenheit er-     Jugendlichen und deren Bezugspersonen
fährt, erscheint das Phänomen der Verfügungsgewalt in der
                                                                Prekäre Lebenslagen von Familien erhöhen das Risiko, dass
fachlichen Rezeption unterbelichtet. Teil des Phänomenkom-
                                                                Grundbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen nachhal-
plexes ist regelmäßig auch eine große Hilf- und Ratlosigkeit
                                                                tig depriviert, frustriert oder sogar traumatisiert werden.
auf Seiten der verschiedenen Trennungs,- und Scheidungs-
                                                                Dadurch entstehen Muster des Erlebens (Schemata), die
professionen. Eine genauere Betrachtung des Phänomens
                                                                in aktuellen, belastenden Lebenssituationen das Erleben
Verfügungsgewalt ist nicht zuletzt als Ausgangspunkt für
                                                                und Handeln des Menschen stark beeinflussen. Der Zugriff
eine Diskussion über ihre Bewertung und den Umgang der
                                                                zur Regulationsinstanz (»Clever-Modus«) ist dann oftmals
professionellen Akteure mit dieser Gewaltform gedacht.
                                                                blockiert oder erschwert. Aktivierungen von negativen
D2                                                              Emotionen und »toxischen« Bewertungen münden häufig
                                                                automatisiert in dysfunktionalen Bewältigungsversuchen, die
Mareike Backhaus
                                                                das Zusammenleben innerhalb sozialer Kontexte erschwe-
Skulpturarbeit mit dem Tetralemma                               ren. Schematherapeutische Behandlung setzt hier mit einer
in Entscheidungs- und Ambivalenzkonflikten                      klaren Fallkonzeptualisierung und darauf bezogenem Einsatz
Personen in einem Entscheidungsdilemma oder einem Am-           von erfahrungsorientierten bzw. emotionsfokussierten sowie
bivalenzkonflikt pendeln in der Beratung häufig fruchtlos       verhaltenstherapeutischen Interventionen in einer besonde-
zwischen den Polen »entweder« und »oder« hin und her.           ren therapeutischen Beziehungsgestaltung mit altersadäqua-
Mithilfe von Skulpturarbeit auf der Basis eines Tetralemmas     ten Materialien an. Dabei werden ressourcenorientiert die
werden in Form einer individuellen Aufstellung nicht nur die    Regulationsinstanz modelliert und gestärkt, die negativen
jeweiligen Gefühle, Impulse und Körperempfindungen der          emotionalen Aktivierungen abgeschwächt, die toxischen

18                                                                                                                          19
Bewertungen in ihrer Wirksamkeit reduziert sowie die dys-      begegnen diesen Familien? Was bedeutet dies für die Arbeit
funktionalen Bewältigungsversuche des Kindes und Jugend-       in Erziehungsberatungsstellen? Und was bietet die neue
lichen reduziert und durch adäquatere Reaktionen ergänzt.      Münchner Einrichtung »Treffpunkt, Fach- und Beratungsstelle
Ein intensives Bezugspersonencoaching unterstützt diesen       Regenbogenfamilien«? Der Workshop besteht aus theoreti-
Veränderungsprozess.                                           schen Inputs und praxisorientierten Elementen.

D4                                                             D6
Stefan Flegelskamp                                             Bettina Gütschow, Sonja Estendorfer
Trauma-Stabilisierung im Tal der Bären                         Zwangsverheiratung und das Konzept
Mit Hilfe der Europäischen Union (Erasmus+) wurde in die-      der Ehre in Familien mit Migrationshintergrund
sem Jahr eine innovative »Erste Hilfe« (EBTS) für traumati-    In diesem Workshop erhalten Sie Informationen über ehrbe-
sierte Flüchtlingskinder und deren Mütter entwickelt. Neues-   zogene Gewalt und deren Ausprägungen. Dabei werden die
te Erkenntnisse der Therapie- und Traumaforschung wurden       Hintergründe von Zwangsverheiratung und die Abgrenzung
in einem resilienz- und bindungsorientierten Spiel zwischen    zur arrangierten Ehe thematisiert. Es wird der Frage nach-
Mutter und Kind integriert mit dem Ziel, das Risiko einer      gegangen, welche Aufgaben und Rollenvorstellungen sich
Posttraumatischen Belastungsstörung der Betroffenen zu         aus dem traditionellen Konzept der Ehre für die einzelnen
verringern. Nach dem Motto »spielend heilen« erleben trau-     Familienmitglieder ergeben. Wir gehen darauf ein, wie mög-
matisierte Mütter und Kinder im Spiel Selbstwirksamkeit,       liche Gefahren einzuschätzen sind und wie Sie Betroffene
Zugehörigkeit und Selbstwert, was zur Beruhigung und Sta-      unterstützen können. Die Darstellung erfolgt an praktischen
bilisierung führt. Bindungsorientierte, kinderpsychodramati-   Beispielen aus der Beratungsarbeit von Wüstenrose, Fach-
sche Szenen ermöglichen, dass Flüchtlingsmütter mit ihren      stelle Zwangsheirat/FGM, IMMA e.V. in München. Außerdem
Kinder spielend in sicheren und selbstgebauten Bären-Höh-      erhalten Sie Informationen über das entsprechende Hilfe-
len Stabilität wiedererlangen. EBTS (Evidenz Based Trauma      netzwerk.
Stabilisation) stellt keine neue Therapieform dar, sondern
soll als Kurzzeitinterventionsprogramm von Mitarbeiter/innen   D7
der Flüchtlingshilfe möglichst schnell in Flüchtlingslagern    Stefan Hammel
durchgeführt werden. In der Arbeitsgruppe wird das Projekt     Von Grashalmen und Oasen
mit der begleitenden Forschung zur Implementierung von         Metaphern, Geschichten und Anekdoten
EBTS vorgestellt.
                                                               in der Beratung
D5                                                             Therapeutisches Erzählen ist seit jeher ein zentraler Be-
Stephanie Gerlach, Marion Lüttig                               standteil von Hypnotherapie, Systemik und vielen ande-
»Und wer ist die richtige Mutter?«                             ren Beratungsformen. Der Einsatz von Metaphern- und
Regenbogenfamilien als Zielgruppe                              Beispielgeschichten ist aus dem alten Orient bekannt und
in der Beratungsarbeit                                         ist bis heute eine der wirksamsten Beratungsformen. Die
                                                               Geschichten werden vom Berater erzählt oder vom Klienten
Regenbogenfamilien, d.h. Familien mit mindestens einem         eingebracht und vom Berater neu gedeutet, oder sie werden
lesbischen, schwulen, bisexuellen oder transidentischen El-    von den Gesprächspartnern gemeinsam entwickelt. Nur, wie
ternteil, sind heute keine Randerscheinung mehr. Mit zuneh-    entdecke ich eine nützliche Geschichte und wie erzähle ich
mender rechtlicher Gleichstellung wagen mittlerweile immer     sie? Das Seminar vermittelt die Techniken, um individuelle
mehr Lesben und Schwule auch nach ihrem Coming-out             Geschichten in der Beratung spontan zu entwickeln und sie
das Abenteuer Familie. Im Laufe eines Lebens können aus        therapeutisch wirksam zu erzählen. Ziel des Seminars ist
vormals heterosexuellen Familien auch lesbische, schwule       es also zu lernen, wie man therapeutische Geschichten für
oder Trans*Familien werden. Welche Herausforderungen           Klientinnen und Klienten findet, wie man Erzählungen thera-
20                                                                                                                      21
peutisch wirksam formuliert und ins Gespräch einbettet und      tungsprozess, das im Rahmen dieser Arbeitsgruppe anhand
wie man Problemmetaphern von Klienten in Lösungsmeta-           von Demonstrationen und kurzen theoretischen Inputs auf-
phern transformiert, die von den Beratenen unwillkürlich in     gezeigt werden wird. Themen sind: von der Darstellung zum
ihre Wirklichkeit reintegriert werden.                          experimentierenden Spiel, neurobiologische Aspekte der
                                                                Arbeit mit Objekten, neutrale Gegenstände oder Symbolfi-
D8                                                              guren wie Tiere oder Puppen, die Arbeit mit Intermediärob-
Tita Kern, Simon Finkeldei                                      jekten.
Trauer – Kinder – Trauma
                                                                D10
Krisenintervention nach
hoch belastenden Lebensereignissen                              Dr. Alexander Lohmeier
                                                                Diverse Humorformen
Der plötzliche Verlust eines geliebten Menschen, die Kon-       Komische Interventionen im
frontation mit dem Thema Suizid oder das (Mit)erleben einer
                                                                hoch strittigen Beratungsalltag
extremen Situation sind für Kinder und Eltern eine Heraus-
forderung, die Grenzen berührt. Im Spannungsfeld zwischen       Hoch strittige Eltern in der Beratung – da fragt man sich
Trauer und Trauma bringen verlorene Sicherheit, das Infrage-    doch, was das mit Humor zu tun hat. Gerade diese Eltern
stellen des Verständnisses der eigenen Welt, sich aufdrän-      wirken humorfern, rigide auf ihr Problem fokussiert und
gende Bilder und schwierige Fragen Familien in ungewohnte       eh total spaßbefreit. Man könnte meinen, es gibt schönere
und nicht selten ängstigende Situationen. Eltern müssen         Suizidarten, als in so einer Beratung selbst Späßchen zu
zudem oftmals nicht nur die eigene Belastung bewältigen,        machen und dann die entsprechende Quittung zu kassieren.
sondern zur gleichen Zeit ihre Kinder (unter)stützen. Wie       Doch dem ist nicht so. Humoristische Interventionen in Form
stärken wir Eltern als stabile Bezugspunkte für das kindliche   witziger Bemerkungen, gewagter Provokationen oder erläu-
Erleben und legen erste Trittsteine für sie und ihre Kinder     ternder Metaphern können Klienten in festgefahrenen Pro-
in der ersten Zeit, die psychotraumatologisch zu Recht als      blem- und Denkstrukturen dazu bringen, Abstand von der
weichenstellend bezeichnet werden kann? Was brauchen            Konfliktmaterie zu gewinnen und neue Lösungsmuster zu
Kinder in der Zeit unmittelbar nach einem belastenden oder      versuchen. Vor dem Hintergrund der humanistischen Psycho-
potenziell traumatisierenden Ereignis? Worin unterscheidet      logie, die zwar das geschilderte Problem in Frage stellt, aber
sich ihre Verarbeitung zentral von der Erwachsener, und wo      niemals den Menschen dahinter, wollen wir praktisch versu-
brauchen Kinder etwas anderes? Der Workshop geht diesen         chen, humoristische »Gratwanderungen« zu unternehmen.
Fragen nach und vermittelt praxisbezogen hilfreiche Techni-     Wie gestalte ich ein humoristisches Setting, wie setze ich
ken und Kriseninterventionsansätze zum Umgang mit entste-       Provokationen und witzige Bemerkungen, kurzum, wie kann
hender Symptomatik in Beratung, Begleitung und Therapie.        es mir gelingen, eine »intendierte Musterunterbrechung«
                                                                beim Klienten zu erreichen. Jeder Berater/jede Beraterin hat
D9                                                              dabei seinen/ihren eigenen Beratungs- und Humorstil, der in
Ulf Klein                                                       diesem Workshop fachlich gestärkt werden soll. Nicht getreu
Probleme greifbar werden lassen mittels                         dem Motto von Woody Allen, »die meiste Zeit habe ich nicht
psychodramatischer Tischinszenierungen                          besonders viel Spaß. Die restliche Zeit habe ich gar keinen
                                                                Spaß«, wollen wir einen humorvollen und (hoffentlich) fach-
Neu ist das nicht: Themen im Beratungsprozess mit Hilfe         lich bereichernden Workshop verbringen.
von Tierfiguren, Holzklötzen, Handpuppen oder anderen
haptischen Medien zu verdeutlichen. Allerdings bieten diese
Arbeitsformen über die reine Illustration hinaus auch ein
enormes Potenzial zur Exploration und Intervention im Bera-

22                                                                                                                         23
D11                                                            der Frage nach kultur- und/oder migrationssensiblen Aspek-
Ulrike Lux                                                     ten beim Thema sexueller Missbrauch nachgegangen.
Wut mit System                                                 D13
Systemisch-bindungsorientiertes Arbeiten                       Dr. Tilman Rentel
bei kindlicher Aggression                                      Einzigartigkeit und Sprache
Auffälligkeiten in Zusammenhang mit wütendem oder              Idiolektik in der Beratung
aggressivem Verhalten von Kindern und Jugendlichen ge-
                                                                  »Verstehen ist eine Reise ins Land des Anderen.«
genüber ihren Geschwistern und Eltern sind ein häufiger
                                                                   Fazil Hüsnü Daglarca
Anmeldegrund in Erziehungsberatungsstellen. Viele dieser
                                                               Kommunikation gelingt, wenn die Distanz zwischen unter-
aggressiven Verhaltensweisen gehen mit einer mangelhaften
                                                               schiedlichen Lebenserfahrungen überbrückt und Verstehen
Wahrnehmung eigener Affekte, einem inadäquaten Ausdruck
                                                               möglich wird. Alle Sinneseindrücke, Gefühle und Gedanken
oder nicht gelingender Emotionsregulation einher. Wichtige
                                                               prägen die einzigartige Sprache, mit denen ein Mensch
Voraussetzungen, um Emotionsregulation zu lernen sowie
                                                               seine Welt beschreibt. Das ist Eigensprache oder Idiolekt.
Selbststeuerung und Frustrationstoleranz aufzubauen, sind
                                                               In der Eigensprache leben neben den lexikalischen Bedeu-
positive Erfahrungen der Koregulation mit signifikanten
                                                               tungen der Worte sehr persönliche Verbindungen. Sie sind
Bindungspersonen. Ausgehend von einer systemisch-ent-
                                                               wie Türen, die in die lebendige Welt des Gegenübers einla-
wicklungspsychologischen und bindungstheoretischen Per-
                                                               den. Idiolektik ist der methodische, sorgfältige und präzise
spektive werden die Bedeutung negativer Affekte innerhalb
                                                               Umgang mit Eigensprache. Die Haltung ist geprägt von der
des Familiensystems und mögliche systemische Zusammen-
                                                               kompromisslosen Anerkennung der Sicht des Anderen. Ge-
hänge der kindlichen Symptomatik mit Konflikten auf der
                                                               naues Zuhören und fragendes Aufnehmen der Worte führt
elterlichen Paarebene herausgearbeitet. Anhand unterschied-
                                                               zum Wahrnehmen und Würdigen unseres Gegenübers. Durch
licher Techniken wird mit den Teilnehmenden ein mögliches
                                                               offenes, konkretes und ressourcenorientiertes Fragen nach
Vorgehen für die Elternarbeit erprobt, um Konflikte auf der
                                                               so genannten Schlüsselworten schaffen wir aufmerksame
Paarebene konstruktiv zu lösen, die dyadische Emotionsre-
                                                               Präsenz. Damit steht ein Raum für innere Prozesse zur Ver-
gulation der Eltern zu stärken und sie somit darin zu unter-
                                                               fügung, durch die unser Gegenüber sich und seine eigene
stützen, ihren Kindern in stürmischen Zeiten wieder Halt zu
                                                               Welt betrachten, bestaunen und wertschätzen kann. Im
geben.
                                                               achtsamen Umgang mit der Eigensprache einer Person folgt
D12                                                            der Gesprächsfluss einer ganz eigenen Logik und hilft dem
                                                               Befragten oft überraschende und neue Erkenntnisse und
Bärbl Meier
                                                               Lösungen für sich zu finden. Die körpersprachlichen Signale
Ungewissheit und Fremdheit bei                                 und bildhaften Sprachelemente geben uns hierbei Orientie-
Verdachtsfällen von sexuellem Missbrauch                       rung und helfen uns, Ressourcen zu erkennen und Resonanz
Kultur- und migrationssensible Aspekte                         zu ermöglichen. Durch das Loslassen eigener Hypothesen
des Kinderschutzes                                             und das sich Einlassen auf den anderen entstehen sehr
                                                               lebendige Gespräche und ein hohes Maß an Vertrauen. Wo
Der Verdacht auf sexuellen Missbrauch bei einem Kind löst
                                                               Menschen miteinander im Gespräch versuchen, Brücken zu
in der Regel sehr heftige eigene Gefühle bei den Berater/
                                                               bauen und Türen zu öffnen, um beiderseits zufriedenstellen-
innen aus. Der professionelle Umgang mit Ungewissheit und
                                                               des Handeln zu ermöglichen, z.B. im täglichen Miteinander,
zusätzlich Fremdheit erfordert eine noch höhere Bereitschaft
                                                               in Heilberufen, Seelsorge, Pädagogik, Beratung und Coa-
der fachlichen und persönlichen Auseinandersetzung. Neben
                                                               ching schafft die idiolektische Haltung und Methode rasch
der Vermittlung einzelner Aspekte zum Fachwissen, möchte
                                                               Vertrauen und einen »guten Draht« zum Gegenüber. Sie
die Referentin Sie zum Nachdenken/zum Nachspüren Ihrer
                                                               kann Klärungsprozesse anstoßen, eigenständige Verände-
handlungsleitenden Gefühle anregen. Auch wird gemeinsam

24                                                                                                                       25
rungspotenziale wecken und anderen ermöglichen, für sich       lernt das Team aus gelungenen, aber auch aus weniger ge-
adäquate Lösungen zu entwickeln.                               lungenen Angeboten und Fallverläufen? Vielfältige strukturel-
                                                               le Zugangswege sind eine wichtige Grundlage. Letztlich aber
D14                                                            entscheidend ist der persönliche Zugang, den Kinder, Eltern,
Andreas Schrappe                                               Familien erleben (müssen), um Angebote anzunehmen. Die-
Die kleinen Angehörigen                                        sen persönlichen Zugang zu ermöglichen, ist der Auftrag
Hilfen für Kinder und ihre psychisch                           der Familien- und Beratungszentren der Landeshauptstadt
oder suchtbelasteten Eltern                                    München, bei denen offene Angebote in einem Familienzen-
                                                               trum unter einem Dach mit der Erziehungsberatung Familien
»Auch Kinder sind Angehörige!« Unter diesem Motto sind         ansprechen. Der Fokus auf benachteiligte, belastete Familien
Kinder und Jugendliche, die mit einem psychisch erkrankten     hat eine lange Tradition: Das erste SOS-Familienzentrum mit
Elternteil aufwachsen, in den Fokus von Psychiatrie und        Erziehungs- und Familienberatung wurde 1977 gegründet.
Jugendhilfe gekommen. Bei der Unterstützung von Familien,
in denen Mutter bzw. Vater an Depression, schizophrener        D16
Psychose, Sucht oder Borderline-Persönlichkeitsstörung         Işıl Tarkan-Hofmann, Paul Friese
leiden, spielen Erziehungs- und Familienberatungsstellen       Kultur- und migrationssensibler Kinderschutz
eine besondere Rolle. Die Kinder haben ein erhöhtes Risiko,
später in ihrem Leben die gleiche oder eine andere psychi-     Kinderschutz bedeutet, mögliche Gefährdungen wahrzuneh-
sche Störung zu entwickeln. Um die Situation zu bewältigen,    men und angemessen darauf zu reagieren. Die kulturelle
brauchen die Kinder Aufklärung, emotionale Orientierung        Vielfalt von hier lebenden Familien erfordert, dass Kinder-
und stabile Bezugspersonen. Die Eltern benötigen eben-         schutz sehr differenziert betrachtet wird. Kinder, Jugendli-
falls Unterstützung, um den Aufgaben von Elternschaft und      che und ihre Eltern und Familien, die aus aller Welt nach
Erziehung gerecht werden zu können. In der Arbeitsgruppe       Deutschland gekommen sind, bilden keine einheitliche
werden die Folgen für Kinder und Eltern dargestellt und        Gruppe. Ihre Gründe, das Herkunftsland zu verlassen, waren
zentrale beraterische Strategien vermittelt. Auch Fragen der   ebenso unterschiedlich wie die jeweilige Sozialisation der
Kooperation mit der sozial- oder erwachsenenpsychiatri-        Familien. Kultursensibler Kinderschutz beschäftigt sich mit
schen Versorgung kommen zur Sprache.                           kulturellen Beweggründen des Erziehungsverhaltens von
                                                               Eltern, die diese aus ihrer Heimatkultur verinnerlicht haben.
D15                                                            Migrationssensibler Kinderschutz berücksichtigt besonders
SOS-Team                                                       die Risiko- bzw. Wirkfaktoren, die auf eine Familie in Vor-
Vielfältige Zugänge für benachteiligte                         bereitung und Verlauf ihrer Migration Einfluss genommen
                                                               haben (z.B. Gewalterfahrung, unzureichende Planung der
Familien schaffen
                                                               Migration), aber auch Belastungen, die durch die Aufnah-
Herzlich willkommen im Workshop: offen, lebendig, leicht       megesellschaft auf Migrationsfamilien einwirken (z.B. Ras-
wie ein Café oder Treff in einem Familienzentrum. Mit und      sismus, Diskriminierung, unzureichende Partizipation). Eine
ohne Vorerfahrung in niedrigschwelliger Beratungsarbeit fin-   differenzierte Wahrnehmung des Schutzauftrags bei Kindes-
den alle Teilnehmer/innen einen guten Platz. Von Mitarbei-     wohlgefährdung soll sicherstellen, dass alle jungen Men-
terinnen und Mitarbeitern des SOS-Familien- und Beratungs-     schen das bekommen, was sie brauchen, um gut und sicher
zentrums München-Riem werden unterschiedliche Beispiele        aufzuwachsen. Mit einem besseren Einblick in Einstellungen,
und Ansätze, wie benachteiligte Familien erreicht werden,      Erziehungsvorstellungen und Werthaltungen von Menschen
vorgestellt. Wie gelingt dies und welche Haltungen, Ideen      anderer Herkunft (und die Gefahren, die davon ausgehen
und Methoden bewähren sich? Welche Kooperationspartner/        können) sowie in migrationsbedingte Wirkfaktoren sind wir
innen braucht es, um Zugänge zu erweitern und für den          eher in der Lage, Kindeswohlgefährdungen wirksamer zu
Einzelfall bedarfsgerechte Unterstützung zu erarbeiten? Wie    erkennen und kulturelle Missverständnisse auszuschließen.
                                                               In dem Workshop wird nach einer Einführung in das Thema
26                                                                                                                        27
anhand von Fallbeispielen erarbeitet, wie mit einer kultur-      D18
und migrationssensiblen Herangehensweise größere Sicher-         Annette Walter
heit bei der Einschätzung möglicher Kindeswohlgefährdun-
                                                                 Inklusive Erziehungsberatung
gen erreicht und Schutzpläne angemessen gestaltet werden
können. Es wird gemeinsam erörtert, welche Voraussetzun-         Beratung von Familien mit Kindern
gen für und Vorgehensweisen in der Beratung hilfreich sein       und Jugendlichen mit einer Behinderung
können und wie Beratung zum Schutz des Kindeswohls               Ziel der Arbeitsgruppe ist es, einen Einblick in die Erzie-
beitragen kann. Die Referenten bringen ihre Erfahrung als        hungs- und Familienberatung von Familien mit einem Kind
Kinderschutzfachkräfte und Berater/innen im interkulturellen     mit Behinderung zu bekommen. Zunächst werden verschie-
Kontext ein und werden dem gemeinsamen Austausch viel            dene Formen von Behinderung und ihre möglichen sozialen
Raum geben.                                                      und emotionalen Auswirkungen für die ganze Familie dar-
                                                                 gestellt. Das konkrete Beratungsangebot wird anhand von
D17
                                                                 Fallbeispielen vorgestellt, in denen mit den Kindern und
Miriam Vath, Thomas Fraunholz                                    Jugendlichen selbst, mit ihren Eltern und Geschwistern oder
Beratung von Jugendlichen beim Coming-out –                      der ganzen Familie gearbeitet wird. Die Teilnehmenden der
Beratung von Eltern beim Coming-out ihrer Kinder                 Arbeitsgruppe erfahren, wie die bekannten beraterischen
                                                                 und therapeutischen Vorgehensweisen angepasst und durch
Die eigene Auseinandersetzung mit dem Thema »Bin ich
                                                                 heil- und sonderpädagogisches Wissen erweitert werden
schwul oder bin ich lesbisch?« wird von vielen Jugendlichen
                                                                 können. Sprach- und kognitionsbasierte Vorgehensweisen
als krisenhafte Zeit erlebt. Die Gesellschaft scheint mittler-
                                                                 werden durch Methoden ergänzt, in denen konkrete Erfah-
weile tolerant, aber die Unsicherheit bezüglich der eigenen
                                                                 rungen, eine einfache Sprache und nonverbale Kommuni-
sexuellen Identität und darüber hinaus die Unsicherheit, wie
                                                                 kationsmöglichkeiten genutzt werden. Die Teilnehmenden
die Familie und das soziale Umfeld reagieren werden, belas-
                                                                 haben die Möglichkeit, selbst Methoden auszuprobieren und
ten die meisten Jugendlichen. Aber auch die Eltern werden
                                                                 Fallbeispiele einzubringen.
in der Auseinandersetzung mit dem Thema sexuelle Identität
der eigenen Kinder mit den unterschiedlichsten Problem- und      D19
Gefühlslagen konfrontiert. »Eigentlich dürfte es mir nichts
                                                                 Heidi Zorzi
ausmachen – macht es aber doch...« und ähnliche Sätze sind
häufig in der ersten Zeit zu hören. Während die Kinder die       Trauma first?
ersten Phasen des Coming-out häufig alleine durchlaufen und      Psychotherapie mit traumatisierten Kindern
erst zu einem späteren Zeitpunkt das Umfeld informieren,         und Jugendlichen – was wirkt?
erwarten und erhoffen sich diese Jugendlichen eine spontan       Die Begriffe »Trauma« und »Traumatherapie« haben in den
positive Reaktion und Akzeptanz von ihren Eltern. Diese          letzten Jahren zunehmend auch außerhalb der Fachkreise
durchlaufen aber in der Regel auch selbst die Phasen des         Aufmerksamkeit gefunden. Dies hat u.a. dazu geführt, dass
Coming-out auf dem Weg zur inneren Annahme und Akzep-            auch Laien oder Betroffene selbst über schnell abrufbare
tanz. Im Rahmen dieses Workshops stellen wir Ihnen die vier      Internet-Informationen verfügen und diese in die Beratung
Phasen des Coming-out vor und wie Sie diese erkennen und         und Psychotherapie mitbringen. Verständlicherweise suchen
beratend begleiten können. Anhand von aktuellen Studien-         Betroffene und Angehörige nach schneller Hilfe angesichts
ergebnissen bringen wir Ihnen die Lebensrealität von jungen      der häufig sehr qualvollen und auch auf das soziale Mitein-
Schwulen und Lesben und deren Familien in Deutschland            ander einwirkenden Symptomatik. In diesem Workshop soll
näher. Durch Fallvignetten zeigen wir Ihnen exemplarisch die     der Frage nachgegangen werden, ob und gegebenenfalls
Dos und Don’ts im beraterischen Umgang mit Jugendlichen          unter welchen Umständen welche trauma-verarbeitenden
und Eltern im Laufe eines Coming-out-Prozesses auf.              Interventionen bei Kindern und Jugendlichen in einer Kurz-
                                                                 zeittherapie möglich und sinnvoll sind, wann man mit län-

28                                                                                                                         29
geren psychotherapeutischen Prozessen rechnen muss und
welche Wirkfaktoren nach aktuellem Forschungsstand in der
                                                               Arbeitsgruppen F1-20
Arbeit mit komplex traumatisierten Betroffenen von Bedeu-       Freitag                     14. 9.          14.00–17.00 Uhr
tung sind.                                                     F1     Barbara Abdallah-Steinkopff
DF20                                                                  Die Bindungstheorie im Kulturvergleich
                                                               F2     Cordula Alfes
Dorothe Offner, Johannes Jürgen Ebner, Christine Hösl                 Vom Papagei, der Angst hatte zu fliegen
Lasst uns miteinander verschieden sein!                               Eine Einführung ins Kinderpsychodrama
Arbeitsgruppe für Teamassistentinnen                           F3     Michael Bastian
im Sekretariat der Beratungsstelle                                    Transidentität
                                                                      Die Begleitung geschlechtsdysphorischer Kinder und
Alles wird immer vielfältiger: die Persönlichkeiten, Lebens-
                                                                      Jugendlicher in Beratung und Therapie
welten und Anliegen der Ratsuchenden; die Persönlichkeiten
                                                               F4     Hans Berwanger
und Kompetenzen des Teams; die Aufgaben und Angebote
                                                                      Mini-Hypnosen in der Erziehungsberatung
einer Erziehungsberatungsstelle. Wie erleben Sie als Teamas-
                                                                      Eltern-Kind-Stresskommunikation entmachten und
sistentinnen diese Vielfalt? Als Anregung und Bereicherung
                                                                      Bindungen stärken
oder auch als Belastung? Wie schaffen Sie es, Ihre eigene
                                                               F5     Dr. Claudia Croos-Müller
Vielfalt konstruktiv in die Arbeit einzubringen? Wie können
                                                                      »Kopf hoch« geht immer
Sie die Vielfalt der anderen steuern und sich behaupten?
                                                                      Die Body 2 Brain Methode: Alltagstaugliche
Welche Abläufe und Strukturen möchten Sie bewahren und
                                                                      Körpercodes zur Affektstabilisierung und als Resilienz-
welche erneuern? Die Arbeitsgruppe bietet einen Austausch
                                                                      Training
von Wahrnehmungen und bisherigen Lösungen, regt aber
                                                               F6     Helga Hanusa
auch zu neuen Bewältigungsideen an. In bewährter Weise
                                                                      Wenn Jugendliche sich an der extrem rechten Szene
werden wir methodisch vielfältig und kreativ zusammenar-
                                                                      orientieren
beiten. Für den kollegialen Austausch über Grundfragen des
                                                                      Beratung von Eltern, Angehörigen und Fachkräften
Arbeitsalltags wird es genügend Zeit geben. Christine Hösl,
                                                               F7     Dr. Thomas Hegemann
Fachrichtungsvertreterin für Teamassistenz im bke-Vorstand
                                                                      Interkulturelle Beratungskompetenz
wird über fachpolitische Entwicklungen informieren sowie
                                                               F8     Dr. Tessa Korber
Ihre Wünsche und Anregungen entgegennehmen.
                                                                      Kreatives Schreiben
Diese Arbeitsgruppe wird am Freitag fortgesetzt.
                                                                      Workshop zum befreienden Spiel mit Worten und
Für Teamassistentinnen und -assistenten gilt eine
                                                                      Ideen
ermäßigte Tagungsgebühr in Höhe von nur EUR 110,–.
                                                               F9     Norbert Kunze
                                                                      Wie viel Diversität braucht und verträgt ein Team?
                                                               F10 Susanna Lillig
                                                                      Systemorientierte Fallanalysen problematisch
                                                                      verlaufener Kinderschutzfälle
                                                                      Methodisches Vorgehen und ausgewählte Ergebnisse
                                                               F11 Frank Opderbeck, Sait Köse
                                                                      Faszination Ballerspiele
                                                                      Die Sehnsüchte von Jugendlichen besser verstehen
                                                                      unter Berücksichtigung von Diversity-Aspekten

30                                                                                                                         31
F12  Eva-Rettenbeck-Mertz, Ulrike Lux, Dagmar Thorwart       F1
     Unsere Patienten haben keine Kinder, oder doch?         Barbara Abdallah-Steinkopff
     Gelingende Kooperationen zwischen
                                                             Die Bindungstheorie im Kulturvergleich
     Erwachsenenpsychiatrie und Erziehungsberatung
F13 Aldo Rivera                                              Der Lebenskontext, in dem ein Kind aufwächst, hat einen
     Migrationssensible Väterarbeit                          elementaren Einfluss auf die entsprechenden gesellschaftli-
     Vater sein in einer anderen Kultur –                    chen Erziehungsziele. Wissenschaftliche Studien, die sich mit
     ein Spannungsthema                                      der kulturvergleichenden Entwicklungspsychologie befassen,
F14 Dr. Eckhard Roediger                                     weisen hin auf unterschiedliche Entwicklungsverläufe in den
     Die schematherapeutische Perspektive in der Arbeit      ersten drei Lebensjahren eines Kindes. Diese Veranstaltung
     mit Paaren                                              befasst sich mit dem Thema Bindung im Kulturvergleich.
F15 Barbara Rödig                                            Viele Studien sprechen gegen die universelle Gültigkeit der
     Suizidale Krisen junger Menschen                        westlichen Bindungstheorien. Ziel der Veranstaltung ist ein
F16 Cornelia Tsirigotis                                      besseres Verständnis für die Hintergründe unterschiedlicher
     Systemische Beratung im Kontext von Inklusion,          Bindungsmuster und der Umgang damit.
     Migration und Behinderung
F17 Felicitas Urbanek, Leen De Geest                         F2
     Zugänge zur Beratung von Familien mit                   Cordula Alfes
     Fluchthintergrund und unsicherem Aufenthalt             Vom Papagei, der Angst hatte zu fliegen
F18 Michael Waadt                                            Eine Einführung ins Kinderpsychodrama
     Methoden und Interventionen der Akzeptanz-
     und Commitment-Therapie                                 Kinder denken nach und suchen Lösungen für ihre Fragen,
     Eine erlebnisorientierte Einführung                     indem sie spielen. Das Kinderpsychodrama greift ihre Spra-
F19 Dr. Joachim Weiß, Martin Kriekhaus                       che auf – die des Symbolspiels – und ermöglicht dadurch ei-
     Erlebnispädagogische und handlungsbasierte              nen guten Zugang zum emotionalen Erleben von Kindern. Es
     Angebote an Erziehungsberatungsstellen                  ist ein wirkungsvoller Ansatz, um mit Kindern im Alter von
DF20 Dorothe Offner, Johannes Jürgen Ebner, Christine Hösl   vier bis zwölf Jahren an ganz unterschiedlichen Themen zu
     Lasst uns miteinander verschieden sein!                 arbeiten. In der Arbeitsgruppe werden Methoden vorgestellt,
     Arbeitsgruppe für Teamassistentinnen im Sekretariat     mit denen das Kinderpsychodrama arbeitet. Typische Insze-
     der Beratungsstelle                                     nierungstechniken, die Kinder nutzen, um ihre Themen im
     Fortsetzung der Arbeitsgruppe vom Donnerstag            Spiel auszudrücken, werden vorgestellt und es wird gezeigt,
                                                             wie diese aufgegriffen und therapeutisch genutzt werden
                                                             können. Dies wird an einer Einzelsitzung mit einem Kind
                                                             demonstriert und diskutiert. Möglichkeiten, wie mit dem
                                                             Kinderpsychodrama in Kindergruppen gearbeitet werden
                                                             kann, werden anhand von Beispielen skizziert.

                                                             F3
                                                             Michael Bastian
                                                             Transidentität
                                                             Die Begleitung geschlechtsdysphorischer Kinder
                                                             und Jugendlicher in Beratung und Therapie
                                                             Wenn so genannte geschlechtsdysphorische Kinder und
                                                             Jugendliche in der Erziehungsberatung erscheinen, ist es
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