Ausblick auf Konjunktur, Zinsen, Währungen und Rohöl - Hamburg Commercial Bank
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Finanzmarkttrends Ausblick auf Konjunktur, Zinsen, Währungen und Rohöl ECONOMICS HAMBURG 31. JANUAR 2019
Executive Summary Weltwirtschaft: Wachstumseintrübung geht weiter. Globale Expansionsrate 2019: 3,3 % (2018: 3,6 %) Eurozone: Mit den schlechter als erwartet ausgefallenen Datenveröffentlichungen haben sich die Konjunkturrisiken zuletzt erhöht. Noch rechnen wir jedoch nicht mit einem Abrutschen in die Rezession. Die EZB zeigt sich unentschlossen, wie ihr weiterer geldpolitischer Pfad aussehen soll. Deutschland: Mit einem Wachstum von 1,5 % hat die Wirtschaft 2018 deutlich an Fahrt gegenüber dem Vorjahr eingebüßt. Dieser Trend könnte sich in diesem Jahr fortsetzen, denn das außenwirtschaftliche Umfeld trübt sich weiter ein. USA: Die USA befinden sich in der Spätphase des Konjunkturzyklus. Fed wird vermutlich noch ein einziges Mal den Zins anheben, Zinsstruktur dürfte invers werden und Rezession 2020 ankündigen. China: Für 2019 erwarten wir ein BIP-Wachstum von 6,2 %, womit das Wachstum unter Potenzial zurückbleibt. Das wäre ein weiterer Dynamikverlust im Vergleich zu der Expansionsrate von 6,6 % für 2018. Die Fiskalpolitik dürfte 2019 weiter expansiv bleiben. Aktienmärkte: Das Gewinnwachstum der US-Unternehmen dürfte auch in den ersten beiden Quartalen 2019 robust bleiben. Für die europäischen Märkte scheint eine Bodenbildung der Indexentwicklung in Reichweite, trotz einiger Risikofaktoren. Insgesamt erwarten wir eine Seitwärtsbewegung der Kurse. Wechselkurse: EUR/USD: Für 2019 erwarten wir unter dem Strich einen stärkeren Euro. Während die Fed dabei ist, das Ende ihres Leitzinsanhebungszyklus zu erreichen, sollte dieser in der Eurozone zum Jahresende 2019 erst beginnen und den Euro damit unterstützen. Die politischen Risiken müssen jedoch genau beobachtet werden. EUR/GBP: Stärkeres Pfund steht im Gegensatz zu höheren Hard-Brexit-Risiken. USD/JPY: Vorsichtigere Fed verlangsamt USD-Aufwertung. USD/CNY: Handelsstreit mit den USA bleibt Risikofaktor. Ölmärkte: Sorgen um die künftige Nachfrage nehmen zu. Gleichzeitig kommt Unterstützung von der Angebotsseite. Kurzfristig leichter Preisanstieg zu erwarten. 31.01.2019 1
Agenda Executive Summary Weltwirtschaft: Aktuelle Lage und Prognosen Eurozone: Konjunktur- und Zinsprognose Deutschland: Konjunkturprognose USA: Konjunktur- und Zinsprognose China: Konjunkturprognose Aktienmarktprognosen Wechselkursprognosen Ölmarktprognosen Ansprechpartner/Disclaimer Marketingmitteilung Finanzmarkttrends-Präsentation 31.01.2019 2
Weltwirtschaft: Wachstumseintrübung geht weiter. Globale Expansionsrate 2019: 3,3% Die Zeichen stehen auf Abschwächung. Nach einem Wachstum von voraussichtlich 3,6% im vergangenen Jahr ist 2019 mit einer globalen Expansion der Wirtschaftsleistung um 3,3 % zu rechnen. 2020 sollte das Wachstum nur noch 3,1 % betragen. Die Verlangsamung verläuft mehr oder weniger synchron: In den USA sinkt das Wachstum auf 2,1 % (2018: 2,9 %), in der Eurozone auf 1,4 % (1,8 %) und in China auf 6,2 % (6,6 %). Sowohl bei der Industrieproduktion als auch bei dem globalen PMI- Index für das Verarbeitende Gewerbe macht sich ein Verlust an Wachstumsdynamik bemerkbar. Am stärksten ist die Verlangsamung derzeit in der Eurozone. Der Inflationsdruck dürfte im kommenden Jahr leicht nachlassen. Die Abwertungseffekte des abgelaufenen Jahres, die die Inflation in vielen Schwellenländern zu verantworten haben, laufen aus, während in den Industrieländern der Preisauftrieb gedämpft bleibt. Hier spielen strukturelle Faktoren wie Digitalisierung und Automatisierung eine Rolle. Im laufenden Jahr wird der Welthandel vermutlich nur mit einer Rate von rund 2 - 3 % expandieren. Gemessen am Containerumschlag ist derzeit eine verlangsamte Rate von 2,9 % (YoY, Okt) zu beobachten. Das gesamte Handelsvolumen (zu Wasser, Land und Luft) ist zuletzt hingegen gegenüber dem Vorjahr fast unverändert geblieben (0,7 %, YoY, Nov). Langsameres Wirtschaftswachstum und tendenziell zunehmender Protektionismus dürften für eine nur gedämpfte Expansionsrate beim internationalen Handel sorgen. Quelle: HSH Nordbank Economics, Macrobond, CPB, IWF, RWI/ISL 31.01.2019 3
Weltwirtschaft: Prognosen 2,5 1,5 1,2 1,1 2,9 2,3 2,1 0,9 2017 2018 2019 2020 1,7 Deutschland 0,9 0,9 0,4 2017 2018 2019 2020 2017 2018 2019 2020 2,4 USA 1,8 6,9 6,6 Japan 6,2 1,3 5,6 1,2 2017 2018 2019 2020 2017 2018 2019 2020 Eurozone 3,2 China 5,9 6,1 2,6 2,6 2,7 5,6 5,2 2017 2018 2019 2020 Afrika + Mittlerer 2017 2018 2019 2020 2,5 Osten 2,0 Emerging Asia 3,8 ex China 1,3 3,6 1,1 3,3 3,1 2017 2018 2019 2020 Lateinamerika 2017 2018 2019 2020 Welt Quelle: HSH Nordbank Economics, IWF 31.01.2019 4
Weltwirtschaft: Prognosen BIP-Veränderung Konsumentenpreisinflation Konjunktur 2018 2019 2020 2018 2019 2020 Eurozone 1,8 1,3 1,2 1,6 1,7 1,6 Deutschland (Originaldaten) 1,5 1,2 1,1 1,7 2,0 1,7 USA* 2,9 2,1 0,9 1,9 2,5 1,9 China 6,6 6,2 5,6 2,3 2,5 2,6 Welt 3,6 3,3 3,1 - - - Zinsen (Periodenendwerte) 31.01.2019 Jun 19 Dez 19 Jun 20 Dez 20 Eurozone Tendersatz (%) 0,00 0,00 0,25 0,50 0,50 Einlagezinssatz (%) -0,40 -0,40 0,00 0,25 0,25 3-Monats-Euribor (%) -0,31 -0,25 0,00 0,10 0,20 2-jähr. Bundesanleihen (%) -0,57 -0,30 0,10 0,10 0,40 10-jähr. Bundesanleihen (%) 0,17 0,60 1,00 1,20 1,30 USA fed funds (Zielzone) (%) 2,25 - 2,50 2,50 - 2,75 2,50 - 2,75 2,25 - 2,50 2,00 - 2,25 3-Monats-Libor-USD (%) 2,74 2,85 2,90 2,55 2,30 2-jährige Staatsanleihen (%) 2,50 2,90 2,80 2,60 2,30 10-jähr. Staatsanleihen (%) 2,67 2,90 2,70 2,60 2,45 Wechselkurse 01.02.2019 Jun 19 Dez 19 Jun 20 Dez 20 Euro/US-Dollar 1,15 1,15 1,20 1,22 1,25 Euro/GBP 0,88 0,89 0,87 0,86 0,85 US-Dollar/Yen 108,67 112 111 109 106 US-Dollar/Yuan 6,70 6,90 6,70 6,60 6,60 Aktien 01.02.2019 Jun 19 Dez 19 Jun 20 Dez 20 Dax 11291 11500 11500 11300 11.100 Stoxx Europe 600 359 370 360 350 350 S&P500 2681 2950 2800 2650 2.400 Rohstoffe 01.02.2019 Jun 19 Dez 19 Jun 20 Dez 20 Öl (Brent) in USD 61,92 65 62 60 60 Bunker 3,5% Rotterdam 372 345 155 150 150 *Als Inflationsindex wird hier der PCE-Kerninflationsindex herangezogen. Quelle: HSH Nordbank Economics, Bloomberg 31.01.2019 5
Eurozone: Mit den schlechter als erwartet ausgefallenen Datenveröffentlichungen haben sich die Konjunkturrisiken zuletzt erhöht. Noch rechnen wir jedoch nicht mit einem Abrutschen in die Rezession. Die EZB zeigt sich unentschlossen, wie ihr weiterer geldpolitischer Pfad aussehen soll. Im vierten Quartal 2018 verzeichnete die Eurozone ein BIP-Wachstum von 0,2 % gegenüber dem Vorquartal. Im Vergleich zum ersten Halbjahr hat sich das Wachstumstempo damit in den letzten beiden Quartalen des Jahres kräftig verlangsamt. Die Konjunkturabschwächung ist sowohl auf globale Unsicherheitsfaktoren (u.a. Handelsstreitigkeiten, Brexit) als auch auf länderspezifische Faktoren (Schwäche der Automobilbranche in Deutschland, Gelbwesten-Proteste in Frankreich, Haushaltsstreit mit Italien) zurückzuführen. Das Wachstum sollte sich 2019 und 2020 in Richtung Potenzialwachstum verflachen, nachdem es 2018 noch mit einer Expansionsrate von 1,8 % zunehmen konnte. Denn die Auslandsnachfrage dämpft die Konjunkturentwicklung, während der Private Konsum Unterstützung bietet. Wir rechnen mit einer Konjunkturdelle für die Eurozone und nicht mit einer zyklischen Abschwächung. Die EZB hat ihre Nettoanleihekäufe zum Jahresende 2018 eingestellt. Die Konjunkturrisiken sieht sie nun als abwärts gerichtet für die Eurozone an. Noch reicht das aber nicht aus, damit die Notenbank ihre geldpolitische Normalisierung komplett in Frage stellt. Eine erste Leitzinserhöhung erwarten wir daher für Ende 2019. Der Zinsanhebungskurs könnte angesichts der Konjunkturabkühlung aber schnell zum Erliegen kommen. Angesichts der globalen Risikofaktoren zeigen die Renditen kaum Aufwärtspotenzial. Ende Q1 2019 dürfte sich die Rendite der zehnjährigen Staatstitel auf 0,40 % belaufen, bis Jahresende 2019 könnte sie dann auf 1,0 % steigen. Für einen Zinsanstieg spricht unseres Erachtens weiterhin, dass die EZB ihre geldpolitische Normalisierung fortsetzen sollte. Quelle: HSH Nordbank Economics, Macrobond 31.01.2019 6
Eurozone: Wachstumsdelle, kein zyklischer Abschwung Wachstumsprognose für die unterschiedlichen Komponenten Privater Verbrauch, Investitionen, Staatsverbrauch sowie Importe und Exporte Jahresdaten, YoY (2018 bis 2020) Quartalsdaten, QoQ (Q3 2018 bis Q1 2020) 4,00 1,40 3,60 1,20 3,20 2,80 1,00 2,40 0,80 2,00 1,8 1,60 0,60 1,3 1,2 1,20 0,4 0,4 0,40 0,4 0,80 0,3 0,3 0,2 0,40 0,20 0,2 0,00 18e 19e 20e 0,00 18 18e 19e 19e 19e 19e 20e BIP Privater Verbrauch Investitionen* Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Staatsverbrauch Exporte Importe BIP Privater Verbrauch Investitionen* Staatsverbrauch Exporte Importe *Investitionen: Ohne Lagerhaltungsveränderung, e = expectation 31.01.2019 7
Deutschland: Mit einem Wachstum von 1,5 % hat die Wirtschaft 2018 deutlich an Fahrt gegenüber dem Vorjahr eingebüßt. Dieser Trend könnte sich in diesem Jahr fortsetzen, denn das außenwirtschaftliche Umfeld trübt sich weiter ein. Das deutsche BIP ist um 0,2 % QoQ im dritten Quartal geschrumpft. Der Rückgang der Wirtschaftsleistung ist zu einem großen Teil auf einen Sondereffekt zurückzuführen. Es gab Probleme bei der Produktion in der Automobilbranche, denn verschiedene Hersteller hatten Schwierigkeiten bei der Umstellung auf die neuen weltweit gültigen Emissionstests für Neufahrzeuge. Für das Gesamtjahr 2018 steht ein Wachstum von 1,5 % zu Buche, damit ergibt sich für Q4 allenfalls ein kleines BIP-Plus und kein großer Rebound nach dem verzerrten Q3. Auch die monatlichen Konjunkturindikatoren deuten auf eine weitere Wachstums- verlangsamung hin. Der Sondereffekt sollte sich aber mit zeitlicher Verzögerung umkehren und das Wachstum positiv beeinflussen. Die Rahmenbedingungen für das deutsche Wachstum haben sich verschlechtert. Die Expansionsgeschwindigkeit der Weltwirtschaft hat nachgelassen und dieser Prozess dürfte sich noch weiter fortsetzen. Darüber hinaus sind die außenwirtschaftlichen Risiken mit der Gefahr eines ungeordneten Brexit und dem Handelskonflikt spürbar gestiegen. 2019 dürfte die Wirtschaft mit etwas über 1 % expandieren. Das liegt unter dem deutschen Potenzialwachstum von rund 1,5 %. Denn Deutschland produziert schon jetzt an seinen Produktionsgrenzen und es wird immer schwieriger, die Produktion weiter auszuweiten und auf diese Weise Wachstum zu generieren. Eine Rezession erwarten wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht, aber die Konjunkturdynamik nimmt weiter ab. Quelle: HSH Nordbank Economics, Macrobond 31.01.2019 8
Deutschland: Technische Rezession konnte wohl vermieden werden Wachstumsprognose für die unterschiedlichen Komponenten Privater Verbrauch, Investitionen, Staatsverbrauch sowie Importe und Exporte Jahresdaten, YoY (2018 bis 2020) Quartalsdaten, QoQ (Q3 2018 bis Q1 2020) 4,5 1,5 4,0 1,0 3,5 3,0 0,5 2,5 2,0 0,0 18 18e 19e 19e 19e 19e 20e 1,5 1,5 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 1,2 1,1 -0,5 1,0 0,5 -1,0 0,0 18e 19e 20e BIP Privater Verbrauch Staatsverbrauch Investitionen* Exporte Importe -1,5 BIP Privater Verbrauch Staatsverbrauch Investitionen* Exporte Importe *Investitionen: Ohne Lagerhaltungsveränderung, e = expectation 31.01.2019 9
USA: Die USA befinden sich in der Spätphase des Konjunkturzyklus. Die Fed wird vermutlich noch ein einziges Mal den Zins anheben, Zinsstruktur dürfte invers werden und Rezession 2020 ankündigen. Das Wachstum wird sich im laufenden Jahr voraussichtlich verlangsamen. Die jüngsten Konjunkturindikatoren signalisieren dies, allerdings befindet sich die Wirtschaft weiterhin auf einem hohen Aktivitätsniveau. Der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe ist zurückgegangen und auch im Wohnungsbausektor macht sich eine stärkere Zurückhaltung bemerkbar. Allmählich dürfte diese Schwäche auch auf andere Sektoren übergreifen, da die Wirtschaft nahe ihrer Kapazitätsgrenze arbeitet. Die Arbeitslosenrate hat möglicherweise bereits ihren Tiefpunkt bei 3,7 % gesehen (niedrigster Stand seit 1969) und liegt jetzt bei 3,9 %. Unternehmen klagen über einen wachstumshemmenden Fachkräftemangel. Angesichts eines politisch geteilten Kongresses ist nicht auf eine Verlängerung des Konjunkturzyklus durch weitere Steuersenkungen und/oder Infrastrukturprogramme zu hoffen. Das Wachstum sollte nur noch 2,1 % betragen. Aufgrund der ordentlichen Beschäftigungszahlen dürfte auch bei einer Verlangsamung des Wachstumstempos die PCE-Kerninflation zunächst noch steigen. Die Notenbank hat deutlich gemacht, dass das neutrale Zinsniveau möglicherweise nicht mehr weit entfernt ist. Wir rechnen 2019 nur noch mit einer weiteren Zinsanhebung (bisherige Prognose: zwei Zinsschritte). Die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen sollten mehr oder weniger parallel zu den Leitzinsen steigen, während der Anstieg der zehnjährigen Renditen gedämpfter ausfallen dürfte. Im Ergebnis wird es gemäß unserer Prognose 2019 zu einer Inversion der Zinsstruktur kommen. Das interpretieren wir als Zeichen für das Herannahen einer Rezession im Jahr 2020. Quelle: HSH Nordbank Economics, Macrobond 31.01.2019 10
USA: Wachstumsverlangsamung zu erwarten. 2020 leichte Rezession zu erwarten. Investitionstätigkeit lässt nach. Wachstumsprognose für die unterschiedlichen Komponenten Privater Verbrauch, Investitionen, Staatsverbrauch sowie Importe und Exporte Jahresdaten, YoY (2018 bis 2020) Quartalsdaten, QoQ, annualisiert (Q3 2018 bis Q1 2020) 6,0 12,0 5,0 8,0 4,0 3,0 2,8 2,1 4,0 3,4 2,0 2,0 1,8 1,9 1,4 1,5 1,1 0,9 1,0 0,0 18e 18e 19e 19e 19e 19e 20e 0,0 18e 19e 20e Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 -1,0 -4,0 -2,0 BIP Privater Verbrauch Investitionen* -8,0 Staatsverbrauch Exporte Importe BIP Privater Verbrauch Investitionen* Staatsverbrauch Exporte Importe *Investitionen: Ohne Lagerhaltungsveränderung, e = expectation 31.01.2019 11
China: Für 2019 erwarten wir ein BIP-Wachstum von 6,2 %, womit das Wachstum unter Potenzial bleibt. Das wäre ein weiterer Dynamikverlust im Vergleich zu der Expansionsrate von 6,6 % für 2018. Die Fiskalpolitik dürfte 2019 weiter expansiv bleiben. Im Schlussquartal 2018 ist das BIP um 6,4 % YoY gewachsen. Damit hat die Dynamik in der zweiten Jahreshälfte etwas nachgelassen. Die chinesische Wirtschaft ist 2018 insgesamt um 6,6 % gewachsen, etwas weniger als 2017. Angesichts des zunehmenden Gegenwinds für das Wachstum haben sich die politischen Entscheidungsträger in China bei der Lockerung der Fiskalpolitik flexibel gezeigt. Damit einher geht allerdings auch die Sorge vieler Marktteilnehmer vor einem Comeback des schuldenfinanzierten und auf exzessiven Investitionen beruhenden Wachstumsmodells. Grundsätzlich besteht die Gefahr, dass es doch noch zu einem kräftigen Wachstumseinbruch kommt, wenngleich wir auf Sicht der kommenden zwei Jahre dieses Risiko als nicht so hoch einschätzen. Für 2019 erwarten wir, dass die Regierung das BIP-Wachstumsziel leicht auf „6,0 bis 6,5 %“ (im Vergleich zu „rund 6,5 %“ 2018) senkt und letztendlich ein BIP- Wachstum von 6,2 % im Gesamtjahr erreicht werden dürfte. Eine breit angelegte Fiskalpolitik wird wahrscheinlich das bevorzugte Instrument sein, um das Wachstum 2019 zu stabilisieren. Da sich das Konsum- und das Exportwachstum voraussichtlich verlangsamen werden, erwarten wir, dass die Anlageinvestitionen politische Unterstützung erfahren und zu einem wichtigen Wachstumsträger werden. Die Verbraucherpreisentwicklung dürfte 2019 an Dynamik gewinnen, aber innerhalb der Toleranzzone der chinesischen Notenbank bleiben. Dies sollte Spielraum für eine gemäßigte geldpolitische Haltung und eine Senkung der Leitzinsen bieten. Quelle: HSH Nordbank Economics, Macrobond 31.01.2019 12
Aktienmärkte: S&P 500 nach Kursrückgang nicht mehr überbewertet. Kurzfristig Kurszuwächse möglich, insbesondere in den USA. Beim Dax eher mit Seitwärtsbewegung zu rechnen. Der Dax hat zu Beginn des neuen Jahres nur einen Teil der Kursverluste des Jahres 2018 wieder wettmachen können. Während die Angst vor einem stärkeren Zinsanstieg keine große Rolle mehr spielt, geht jetzt die Furcht vor einer anhaltenden Konjunkturschwäche in Deutschland und der Eurozone um. Wir sehen leichtes Kurspotenzial nach oben, zumal wir nicht damit rechnen, dass die Konjunktur in die Knie geht. In der bisherigen Berichtssaison der S&P 500-Firmen (221 Firmen haben berichtet) hat die überwiegende Anzahl der Unternehmen mit Blick auf Umsatz und Gewinn positiv überrascht. Zu beachten ist jedoch, dass das Ausmaß der Überraschung nicht hoch war, während gleichzeitig Analystenerwartungen zurückgestuft worden sind. Mit den starken Kursrückgängen am Ende des Jahres 2018 ist der S&P 500 wieder in den Bereich der fairen Bewertung zurückgekehrt. Von einer Überbewertung kann man nur noch bei einem der vier Indikatoren, die in den gesammelten Über-/Unterbewertungsindex einfließen, sprechen, und zwar dem Kurs-Buch-Verhältnis. Die Dividendenrendit spricht eher für eine Unterbewertung und das Cash-Flow- und das Kurs-Gewinn- Verhältnis zeigen für sich gesehen eine nur leichte Überbewertung bzw. eine faire Bewertung an. Wir rechnen mit einer verhaltenen Aufwärtsbewegung beim Dax und beim S&P 500 in der ersten Jahreshälfte. In der zweiten Jahreshälfte dürften sich die Anzeichen einer nahenden Rezession in den USA verdichten, was insbesondere die Kurse in den USA unter Druck setzen sollte. Quelle: HSH Nordbank Economics, Macrobond 31.01.2019 13
EUR/USD-Wechselkurs: Für 2019 erwarten wir unter dem Strich einen stärkeren Euro. Während die Fed dabei ist, das Ende ihres Leitzinsanhebungszyklus zu erreichen, sollte dieser in der Eurozone zum Jahresende 2019 erst beginnen und den Euro unterstützen. Die politischen Risiken müssen jedoch genau beobachtet werden. Die US-Dollar-Stärke aus dem zweiten Halbjahr 2018 dürfte auch in den ersten Quartalen 2019 intakt bleiben. Die politischen Brandherde wie der Brexit oder der Handelskonflikt sowie die sich fortsetzende konjunkturelle Schwäche der Eurozone sollten eine frühzeitigere Euro-Aufwertung verhindern. Ab Mitte des Jahres wird sich der Devisenmarkt allerdings auf steigende EUR/USD-Kurse einstellen müssen. Die EZB dürfte in der zweiten Jahreshälfte mit ersten Zinserhöhungen beginnen. Die Fed präsentiert sich seit Jahresbeginn sehr dovish und wird angesichts einer deutlichen Wachstumsverlangsamung im Juni nur noch einmal an der Zinsschraube drehen. Danach hat sie ihr neutrales Zinsniveau erreicht. Das Ergebnis ist ein am langen Ende zurückgehendes Zinsdifferential zwischen den USA und der Eurozone, was eine höhere Bewertung des Euro rechtfertigen sollte. Zudem rechnen wir weiterhin mit Wachstum in der Eurozone, wenn auch verlangsamt. In den USA zeichnet sich jedoch mit Blick auf 2020 eine leichte Rezession ab. Auch der Risikofaktor Brexit sollte sich in der zweiten Jahreshälfte nicht mehr so stark auf den Wechselkurs auswirken. In unserem Basecase erwarten wir ab dem zweiten Halbjahr 2019 einen schwächeren Dollar. Auf dem Weg zur Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar gibt es allerdings zahlreiche politische Hürden. Hierbei sind der Brexit und die Möglichkeit eines ungeordneten Austritts sowie eine weitere Eskalation im Handelskonflikt zwischen den USA und China zu nennen. Auch könnte sich die Konjunktur in der Eurozone stärker als bislang erwartet abschwächen. Quelle: HSH Nordbank Economics, Macrobond 31.01.2019 14
EUR/GBP: Stärkeres Pfund steht im Gegensatz zu höheren Hard-Brexit-Risiken. USD/JPY: Vorsichtigere Fed verlangsamt USD-Aufwertung. USD/CNY: Handelsstreit mit den USA bleibt Risikofaktor. EUR/GBP: Das Pfund hat seit Anfang Januar von Niveaus um 0,90 bis auf zwischenzeitlich gut 0,86 gegenüber dem Euro aufgewertet. Das ist erstaunlich vor dem Hintergrund, dass der Brexit-Vertrag am 15. Januar nicht vom britischen Parlament angenommen wurde und seitdem Uneinigkeit darüber herrscht, wie der EU-Austritt tatsächlich gestaltet werden soll. Das Risiko eines ungeordneten Brexit ist gestiegen. Doch die Marktteilnehmer gewichten anscheinend die größere Chance auf eine Verlängerung der Austrittsfrist höher. Unseres Erachtens ist das Pfund damit überbewertet. Der weitere Brexit-Pfad dürfte holprig verlaufen, so dass EUR/GBP kurzfristig spürbares Aufwärtspotenzial hat. USD/JPY: Der US-Zins- und Konjunkturzyklus sollte 2019 bestimmend für den Wechselkurs von USD/JPY bleiben. Ein weniger starkes US- Wachstum sowie eine vorsichtigere Fed-Straffungspolitik schränken das Aufwertungspotenzial des US-Dollar gegenüber dem Yen ein. Insgesamt erwarten wir 2019 einen leicht schwächeren Yen (111 Yen je US-Dollar) per Q4 2019). USD/CNY: Der Handelsstreit mit den USA bleibt ein Risikofaktor für den Wechselkurs und könnte den CNY kurzfristig schwächen. Gleichzeitig erhält der Yuan durch staatliche Ausgabenprogramme Unterstützung. Insgesamt erwarten wir mittelfristig eine Stärkung des Yuan gegenüber dem US-Dollar. Greifen die fiskalischen Instrumente, sollte CNY hiervon in der zweiten Jahreshälfte profitieren. Zudem haben die Kader in Peking zuletzt signalisiert, dass sie kein Interesse an einer weiteren Schwächung des Yuan haben und einer leichten Aufwertung, eventuell als Teil eines „Trade-Deals“ mit den USA, zustimmen werden. Wir prognostizieren den US-Dollar zum Jahresende 2019 bei 6,70 Yuan. Quelle: HSH Nordbank Economics, Macrobond 31.01.2019 15
Ölmärkte: Sorgen um die künftige Nachfrage nehmen zu. Gleichzeitig kommt Unterstützung von der Angebotsseite. Kurzfristig leichter Preisanstieg zu erwarten. Die Preise haben sich zuletzt wieder etwas erholt und dürften in den kommenden Monaten noch leicht zulegen, bevor sie sich dann auf einem Niveau in der Nähe von 60 US-Dollar/Barrel (Brent) stabilisieren sollten. Der IWF hat gerade seine Wachstumsprognose heruntergenommen und auch wir sind für dieses Jahr mit einem Wachstum der Weltwirtschaft von 3,3% etwas weniger optimistisch als bisher. Während die Investoren sich daher zunehmend Sorgen um die Nachfrageseite mache, kommen gleichzeitig einige preisstützende Faktoren von der Angebotsseite. Dazu zählt vor allem die Ankündigung der OPEC- und Nicht-OPEC-Förderländer, in der ersten Jahreshälfte 2019 die Förderung um insgesamt 1,2 Mio. Barrel/Tag ggü. dem Oktober 2018 zu kürzen. Saudi Arabien hat diese Kürzungen durch die Ankündigung, die Ölexporte reduzieren zu wollen, unterstrichen. Dazu kommen geopolitische Ereignisse, die das Ölangebot verringern könnten: Die USA ist offensichtlich dabei, den Ölimport aus Venezuela zu boykottieren, um den Druck auf Präsident Nicolás Maduro zu erhöhen. Dabei geht es um rund 500.000 Barrel/Tag. Gleichzeitig dürften die Ausnahmeregelungen für den Import von iranischem Öl bis Mai 2019 auslaufen. Die jüngsten von Bloomberg erhobenen Daten weisen bereits auf einen massiven Einbruch der Rohölausfuhren Irans hin. Die Terminkurve ist mittlerweile im Zuge des Preisanstiegs am Spotmarkt aus dem Contango wieder herausgekommen. Eine leichte Backwardation (hier: Preis für ersten Future Kontrakt > Preis für vierten Futurekontrakt) ist in den kommenden Monaten wahrscheinlich. Quelle: HSH Nordbank Economics, Macrobond 31.01.2019 16
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