Online-Pressegespräch "Lage der deutschen Wirtschaft im 1. Quartal 2021" - Statistisches Bundesamt

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Wiesbaden, 16. März 2021

Online-Pressegespräch
„Lage der deutschen Wirtschaft im 1. Quartal 2021“

Ausgangslage: Erholung des Bruttoinlandsprodukts zum Jahresende 2020 durch zweiten
Lockdown gebremst – BIP im 4. Quartal stabil, aber noch 3,7 % unter Vorkrisenniveau
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im 4. Quartal 2020 gegenüber dem 3. Quartal 2020 – preis-,
saison- und kalenderbereinigt – um 0,3 % gestiegen. Nachdem sich die deutsche Wirtschaft im
3. Quartal etwas erholt hatte, wurde der Aufholprozess durch die zweite Corona-Welle und den
erneuten Lockdown zum Jahresende gebremst. Im Vergleich zum 4. Quartal 2019, dem Quartal vor
der globalen Corona-Krise, lag das preis- und kalenderbereinigte BIP im 4. Quartal 2020 noch 3,7 %
niedriger.

Im Folgenden blicken wir auf den konjunkturellen Verlauf in den Folgemonaten Januar und Februar
2021, und hier einerseits auf den Vormonatsvergleich, um die kurzfristige Entwicklung einschätzen
zu können, und andererseits auf den Vergleich zum Februar 2020, um einen Vergleich mit dem
Vorkrisenniveau zu ziehen. Die hier präsentierten Ergebnisse hat das Statistische Bundesamt
bereits veröffentlicht. Wir führen sie nun zu einem Konjunktur-Update zusammen, das wir um
Indikatoren aus Wirtschaft und Wissenschaft ergänzen.
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Wir betrachten im Folgenden zunächst die produktionsnahen, danach die konsumnahen Bereiche.
In einem Exkurs blicken wir auf die Entwicklung der Verbraucherpreise, die derzeit durch einige
Sondereffekte geprägt sind. Abschließend zeigen wir auf, wie sich die Erwerbstätigkeit entwickelt
hat und geben ein Fazit zur aktuellen gesamtwirtschaftlichen Lage.

Produktion im Januar 2021 um 2,5 % gegenüber Dezember 2020 gesunken und 4,2 %
unter Vorkrisenniveau – Industrieproduktion aber auch in der zweiten Corona-Welle stabil
Die Produktion im Produzierenden Gewerbe war im Januar 2021 nach vorläufigen Ergebnissen real,
saison- und kalenderbereinigt 2,5 % niedriger als im Dezember 2020. Im Verlauf des Jahres 2020
war die Industrieproduktion während der ersten Phase der Corona-bedingten Einschränkungen in
den Monaten März und April 2020 mit rund -11 % beziehungsweise -21 % stark gegenüber dem
jeweiligen Vormonat gesunken. Danach hat sich die Produktion stetig erholt. Gegenüber Februar
2020 lag der Rückstand der Industrieproduktion im Januar 2021 bei 3,7 % und im Produzierenden
Gewerbe insgesamt bei 4,2%.

Im Januar 2021 ist vor allem die Produktion im Baugewerbe, das sich bislang als sehr
krisenresistent erwiesen hatte, deutlich um 12,2% gegenüber Dezember gesunken. Vor allem im für
das Baugewerbe sehr wichtigen Bereich des Innenausbaus war im Januar 2021 ein deutlicher
Rückgang zu beobachten, nachdem im Dezember 2020 ein Anstieg in ähnlicher Größenordnung zu
sehen war. Hier dürfte die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung zum Jahreswechsel eine wichtige
Rolle gespielt haben. Weiterhin dürfte sich im Baugewerbe der Kälteeinbruch im Januar
produktionseinschränkend ausgewirkt haben.
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Die Industrieproduktion (Produzierendes Gewerbe ohne Energie und Baugewerbe) zeigt sich
insgesamt weiterhin robust: Sie ist im Januar 2021 vergleichsweise gering um 0,5 % gegenüber
Dezember 2020 gefallen. Außerhalb der Industrie lag die Energieerzeugung im Januar 0,6 % höher
als im Dezember.

Allerdings gab es in der Industrie deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen: So ist
die Produktion in der größten Industriebranche, der Automobilindustrie, nach der Erholung in den
Monaten zuvor im Januar um 12,1 % gegenüber Dezember gesunken. Sie lag damit 15,4 % unter
dem Vorkrisenniveau des Februars 2020. Auch hier dürfte die zum Jahreswechsel ausgelaufene
Mehrwertsteuersenkung zu einem Vorzeichenwechsel bei der Inlandsnachfrage geführt haben. Die
Auslandsnachfrage ist hingegen gestiegen, wie sich auch an den Auftragseingängen aus dem
Ausland zeigt. Hinzu kamen nach Angaben des Verbands der Deutschen Automobilindustrie (VDA)
Zuliefer-Engpässe bei wichtigen Autobauteilen, der VDA nennt hier Halbleiterkomponenten. Im
Maschinenbau stieg die Produktion im Januar gegenüber Dezember dagegen kräftig um 9,7 %.
Damit hat der Maschinenbau erstmals das Vorkrisenniveau übertroffen (+0,5 %). Auch hier dürfte
sich die zuletzt zu verzeichnende Zunahme der Auslandsaufträge auswirken. In der chemischen
Industrie lag die Produktion dagegen trotz eines Rückgangs um 2,4 % gegenüber Dezember knapp
über dem Vorkrisenniveau (+0,2 %).
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Pkw-Produktion im Februar 2021 um 16,7 % gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken
– Neuzulassungen 19,0 % unter Vorjahresniveau
Der neuerliche Produktionsrückgang in der Automobilbranche scheint sich im Februar 2021
fortzusetzen. Darauf deuten die jüngsten Pkw-Produktionsstückzahlen und Zulassungszahlen hin:
Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) liefen im Februar 2021 in Deutschland mit 323 600
Pkw 16,7 % weniger als im Februar 2020 vom Band. Auch die Zulassungszahlen spiegeln diese
Entwicklung wider: Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) wurden im Februar 2021 in Deutschland rund
194 000 Pkw neu zugelassen. Das waren zwar 14,5 % mehr als im Januar 2021, aber 19,0 %
weniger als im Februar 2020.
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Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe seit Oktober 2020 über Vorkrisenniveau
Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe lassen trotz des Dämpfers bei der Produktion im
Januar nicht auf eine länger andauernde Abwärtsbewegung in der Industrie schließen: Der
Auftragseingang war im Januar 2021 real, saison- und kalenderbereinigt 1,4 % höher als im
Dezember 2020 und blieb damit 3,7 % über dem Wert des Februars 2020. Damit lagen die
Auftragseingänge seit Oktober 2020 durchgängig über dem Vorkrisenniveau. Das Plus war getrieben
vom Auslandsgeschäft: Während die Aufträge aus dem Inland im Januar um 2,6 % gegenüber
Dezember fielen, stiegen die Auslandsaufträge um 4,2 %, wobei die Auftragseingänge aus der
Eurozone um 3,9 % und diejenigen aus dem restlichen Ausland um 4,4 % zunahmen.

In der größten Branche des Verarbeitenden Gewerbes, der Automobilindustrie, ist der
Auftragseingang im Januar nach Rückgängen in den beiden Vormonaten wieder gestiegen, und zwar
um 2,3 % gegenüber Dezember. Der Auftragseingang lag damit nur 0,2 % unter dem Wert des
Februars 2020. Im Maschinenbau sind die Auftragseingänge im Januar um 3,4 % gegenüber
Dezember gestiegen. Damit wurde im Maschinenbau das Vorkrisenniveau um 6,1 % übertroffen. In
der chemischen Industrie fiel der Auftragseingang im Januar im Vergleich zum Dezember um 2,2 %,
lag aber 2,8 % über dem Vorkrisenniveau des Februars 2020.
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Lkw-Maut-Fahrleistungsindex im Februar 2021 im zweiten Monat in Folge rückläufig
Da die Fahrleistung der mautpflichtigen Lastkraftwagen in engem Zusammenhang mit der
Industrieproduktion in Deutschland steht, gibt der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex frühe Hinweise zur
Konjunkturentwicklung. Der vom Bundesamt für Güterverkehr (BAG), dem Statistischen Bundesamt
und der Bundesbank errechnete Lkw-Maut-Fahrleistungsindex ist im Februar 2021 saison- und
kalenderbereinigt nochmals um 2,1 % gegenüber Januar gesunken, nachdem er im Januar bereits
um 2,8 % gegenüber Dezember zurückgegangen war. Allerdings hatte der Index im Dezember 2020
den höchsten Wert seit Einführung der Lkw-Maut im Jahr 2005 erreicht.

Nach dem Tiefpunkt im April 2020 war der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex von Mai 2020 bis
Dezember 2020 genau wie die Produktion im Produzierenden Gewerbe kontinuierlich gestiegen,
nun war er zwei Monate nacheinander rückläufig. Im Vergleich zum Februar 2020 lag der Index im
Februar 2021 kalender- und saisonbereinigt um 2,8 % niedriger. Allerdings war die Lkw-Fahrleistung
im Februar 2020 außergewöhnlich hoch. Vergleicht man den aktuellen Wert mit dem 12-Monats-
Durchschnitt vor Krisenbeginn (März 2019 bis Februar 2020), so lag die Fahrleistung im Februar
2021 saison- und kalenderbereinigt genau auf diesem Vorkrisenniveau (0,0 %).
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Für den Lkw-Maut-Fahrleistungsindex liegen arbeitstägliche Daten vor, sodass ein Blick auf die
Entwicklung von Anfang März möglich ist. In der Grafik unten sind die kalender- und
saisonbereinigten Tagesdaten und die daraus berechneten gleitendenden 7-Tagesdurchschnitte bis
zum 6. März 2021 abgebildet. Die Fahrleistung war an den Tagen vom 28. Februar bis 6. März 2021
im Mittel nahezu unverändert im Vergleich zum vorhergehenden 7-Tage-Zeitraum (21. bis 27.
Februar 2021) und damit weiterhin auf einem sehr hohen Niveau, das seit Mitte Februar oberhalb
des Niveaus vor der Krise liegt.
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Außenhandel: Exporte im Januar 2021 gegenüber Dezember 2020 gestiegen, Importe
gesunken – Exporte 3,3 % und Importe 5,2 % unter Vorkrisenniveau
Im Außenhandel war die Entwicklung im Januar 2021 zweigeteilt: Während die deutschen
Warenexporte gegenüber Dezember 2020 kalender- und saisonbereinigt um 1,4 % gestiegen sind,
gingen die Importe um 4,7 % zurück. Die Exporte lagen damit kalender- und saisonbereinigt 3,3 %
und die Importe 5,2 % niedriger als im Februar 2020. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Januar 2020
waren die Rückgänge mit 8,0 % bei den Exporten und 9,8 % bei den Importen noch deutlicher.

Je nach Handelspartner war der Außenhandel im Vorjahresvergleich unterschiedlich betroffen:
Während Warenexporte in die Volksrepublik China im Januar 2021 um 3,1 % gegenüber Januar 2020
stiegen, nahmen die Exporte in die Vereinigten Staaten um 6,2 % ab. In alle Staaten außerhalb der
Europäischen Union (Drittstaaten) wurden 10,3 % weniger Waren exportiert als im Januar 2020. Die
Exporte in die EU-Mitgliedstaaten gingen mit -6,0 % weniger stark zurück.

Die meisten Importe kamen auch im Januar 2021 aus der Volksrepublik China nach Deutschland.
Von dort wurden 1,1 % mehr Waren importiert als im Januar 2020. Die Importe aus den Vereinigten
Staaten sanken dagegen im Januar 2021 um 22,8 %. Noch sehr viel stärker – um 56,2 % – sanken
nach dem nun endgültig vollzogenen Brexit die deutschen Importe aus dem Vereinigten Königreich.
Insgesamt wurden aus den Drittstaaten 13,9 % weniger Waren importiert als ein Jahr zuvor. Die
Importe aus den EU-Mitgliedstaaten gingen dagegen nur um 5,9 % zurück.
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ifo-Geschäftsklimaindex im Februar 2021 gestiegen
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich laut ifo-Institut im Februar 2021 im Vergleich
zum Januar merklich verbessert. Der Geschäftsklimaindex ist von 90,3 auf 92,4 Punkte gestiegen.
Die Unternehmen schätzten sowohl ihre aktuelle Lage als auch ihre Geschäftserwartungen an die
kommenden Monate optimistischer ein als im Januar.

Die Einschätzungen variierten allerdings je nach Branche: So machte der Stimmungsindikator im
Verarbeitenden Gewerbe einen deutlichen Sprung nach oben und erreichte den höchsten Wert seit
November 2018. Im Handel hat sich das Geschäftsklima dagegen ebenso wie im Bauhauptgewerbe
und im Dienstleistungssektor nur leicht verbessert. Die Geschäftserwartungen sind in allen drei
Bereichen weiter pessimistisch, wenn auch nicht mehr so stark wie im Vormonat.
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ifo-Exporterwartungen im Februar 2021 im Aufschwung
Wie bei den Unternehmen insgesamt hat sich im Februar 2021 auch die Stimmung unter den
deutschen Exporteuren merklich verbessert. Laut ifo-Institut sind die Exporterwartungen der
Industrie gegenüber Januar von 7,5 auf 10,7 Punkte gestiegen. Der Optimismus ist bemerkenswert:
Die Erwartungen erreichten damit den höchsten Wert seit September 2018. Besonders die gut
laufende Konjunktur in China sowie die anziehende Produktion in den Vereinigten Staaten
verbesserten die Einschätzung der deutschen Exporteure.

Sowohl in der chemischen Industrie als auch im Maschinenbau und der Elektrobranche rechneten
die befragten Unternehmen im Februar mit deutlichen Exportzuwächsen. Die Automobilhersteller
erwarteten ebenfalls wieder mehr Aufträge aus dem Ausland und konnten ihr dreimonatiges
Zwischentief überwinden. Dies deckt sich auch mit den Ergebnissen zu den Auftragseingängen in
der Branche. Für die Möbel- und Bekleidungsindustrie bleibt der Auslandsmarkt dagegen schwierig.
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Einzelhandelsumsatz im Januar 2021 um 4,5 % gegenüber Dezember gesunken und 5,8 %
unter Vorkrisenniveau – mit deutlichen Unterschieden zwischen einzelnen Branchen
Die Einzelhandelsunternehmen in Deutschland haben im Januar 2021 real, saison- und
kalenderbereinigt 4,5 % weniger umgesetzt als im Dezember. Im Vergleich zum Februar 2020
erzielte der Einzelhandel im Januar 5,8 % weniger Umsatz. Während der Einzelhandel mit
Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren im Januar 3,7 % mehr Umsatz als im Februar 2020
verbuchte, unterschritt der vom anhaltenden Lockdown und den damit verbundenen
Geschäftsschließungen weitaus stärker betroffene Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln mit einem
Minus von 13,1 % den Umsatz des Februars 2020 deutlich.

Auch innerhalb des Einzelhandels mit Nicht-Lebensmitteln zeigten sich im Januar 2021 gravierende
Unterschiede: So brach der Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren mit
einem Minus von 76,2 % gegenüber Februar 2020 regelrecht ein, oder anders gesagt: Er erzielte
weniger als ein Viertel des Umsatzes, den er im letzten Vorkrisenmonat erreicht hatte. Damit war der
Umsatzeinbruch in dieser Branche im Januar 2021 sogar noch größer als der Umsatzeinbruch im
ebenfalls hart vom Lockdown betroffenen April 2020 (-73,5 %). Im Vergleich zum Dezember 2020
sank der Umsatz hier um 60,3 %. Auch den Handel mit Einrichtungsgegenständen,
Haushaltsgeräten und Baubedarf traf es im Januar hart. Sein Umsatz sank um 41,5 % gegenüber
dem Februar 2020 und um 39,1 % gegenüber dem Dezember 2020.

Demgegenüber stehen die nach wie vor sehr hohen Zuwächse im Internet- und Versandhandel mit
einem Umsatzplus von 38,4 % im Januar 2021 gegenüber Februar 2020. Noch nie erzielte der
Internet- und Versandhandel in einem Monat einen so hohen Umsatz wie im Januar 2021.
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GfK-Konsumklimastudie zeigt leichte Erholung der Konsumerwartungen im Februar 2021
Nachdem der erneute Lockdown die Verbraucherstimmung zum Jahreswechsel deutlich nach unten
gedrückt hatte, erholte sich die Stimmung im Februar 2021 wieder etwas. Zum verbesserten
Konsumklima tragen neben steigenden Konjunktur- und Einkommenserwartungen sowie steigender
Anschaffungsneigung auch eine sinkende Sparneigung bei. Das Marktforschungsinstitut GfK
prognostiziert deshalb für März 2021 ein Konsumklima von -12,9 Punkten. Das sind 2,6 Punkte
mehr als im Februar. Dennoch ist das Konsumklima noch deutlich schlechter als vor der Krise, als
der Wert bei knapp +10 Punkten gelegen hatte, und auch schlechter als in der vergleichsweise
optimistischen Stimmung nach der ersten Corona-Welle im August 2020, als der Wert immerhin
nahe Null (-0,2) lag.
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Seite 13

Inflation: Sprunghafter Anstieg der Verbraucherpreise zum Jahresbeginn 2021
Mit der Veröffentlichung erster Preisentwicklungen für das Jahr 2021 kippte die öffentliche Debatte
über Deflationsgefahren auf einmal hin zu der Frage „Ist die Inflation zurück?“. Das Spektrum der
Schlagzeilen aus den vergangenen Wochen reichte dabei von „Die neue Furcht vor der Inflation“ bis
hin zu „Die Inflationsangst ist unbegründet“.

Die Beantwortung der Frage, ob die Inflation zurück ist, beginnt mit einem nüchternen Blick auf die
Ergebnisse: Nachdem die Inflationsrate − gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex
(VPI) zum Vorjahresmonat – im gesamten 2. Halbjahr 2020 die Null-Linie nicht überschritten hatte,
startete das Jahr 2021 mit Inflationsraten von 1,0 % im Januar 2021 und 1,3 % im Februar 2021.
Noch im November und im Dezember 2020 hatte die Inflationsrate im Minus bei jeweils -0,3 %
gelegen. Damit liegen die Inflationsraten in etwa wieder in der Größenordnung der Monate vor der
Mehrwertsteuersenkung.
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Seite 14

Die wieder anziehenden Preissteigerungsraten lassen sich auf drei Sondereffekte zurückführen:
erstens die Mehrwertsteuer, zweitens die CO2-Abgabe, drittens die Ölpreise.

Mehrwertsteuer
Seit Januar 2021 gelten nach der temporären Senkung der Mehrwertsteuersätze während des
2. Halbjahres 2020 wieder die üblichen Steuersätze. Lediglich für Restaurant- und
Verpflegungsdienstleistungen gilt weiter der ermäßigte Steuersatz. Die mit dem Ziel der
Ankurbelung des privaten Konsums beschlossene Mehrwertsteuersenkung hatte rein rechnerisch
und unter der Annahme einer vollständigen Weitergabe an die Verbraucherinnen und Verbraucher
einen dämpfenden Effekt von 1,6 Prozentpunkten auf die Entwicklung der Verbraucherpreise. Gut
die Hälfte dieser preissenkenden Wirkung dürfte nach Einschätzung der Bundesbank an die
Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben worden sein. Während sich im Januar 2021 die
Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung unmittelbar preissteigernd auswirkte, ist für die zweite
Jahreshälfte 2021 zusätzlich ein preiserhöhender Basiseffekt zu erwarten: Die Indexstände der
Monate Juli bis Dezember 2021 werden mit den besonders niedrigen Indizes der Monate Juli bis
Dezember 2020 verglichen, was rein rechnerisch zu höheren Jahresveränderungsraten führen wird.

CO2-Abgabe
Als zweiter Sondereffekt wirkt sich die im Januar 2021 neu eingeführte CO2-Abgabe preiserhöhend
aus. Die Bepreisung von Treibhausgasemissionen fällt auf der vorgelagerten Produktionsstufe bei
den sogenannten „Inverkehrbringern“ der Brennstoffe an. Sie kann also nicht unmittelbar am
Endverbraucherpreis abgelesen werden. Auch wenn zum Jahresbeginn 2021 die Preisniveaus
sowohl von Heizöl als auch von Kraftstoffen noch immer unter den jeweiligen Vorjahresständen
lagen, zieht die Preisentwicklung am aktuellen Rand sehr deutlich an: So haben sich Kraftstoffe im
Januar 2021 gegenüber Dezember 2020 um knapp 11 % verteuert – dies ist der kräftigste
Vormonatsanstieg seit 27 Jahren (Januar 1994 gegenüber Dezember 1993: +12,1%). Im Februar
2021 kletterten die Kraftstoffpreise gegenüber Januar um weitere 3,0 %. Leichtes Heizöl verteuerte
sich im Januar 2021 um rund 14 % gegenüber Dezember 2020, im Februar legten die Heizölpreise
gegenüber Januar um weitere 6,5 % zu. Beim Erdgas fiel die Preisentwicklung etwas moderater aus
(Januar gegenüber Dezember: +4,2 %, Februar gegenüber Januar: +0,2 %).

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung errechnete
einen möglichen Beitrag der CO2-Abgabe auf die Gesamtinflation im Jahr 2021 von 0,5
Prozentpunkten allein über die Verteuerung von Kraftstoffen und Heizenergie, bei Berücksichtigung
verteuerter Vorleistungsgüter für weitere Bereiche des Verbraucherwarenkorbs sogar einen
möglichen Gesamteinfluss von rund einem Prozentpunkt.
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Seite 15

Ölpreise
Der Preisanstieg für Mineralölprodukte ist zudem einem dritten Sondereffekt geschuldet: Die
Erwartungen auf eine baldige Erholung der Weltwirtschaft in Kombination mit einer Verknappung
des weltweiten Rohöl-Angebots haben dazu geführt, dass sich Rohöl als weltweit wichtigster
Energielieferant verteuert hat. Zusätzlich ist für die kommenden Monate ein Basiseffekt auf Grund
des Preisabsturzes zu Beginn der Corona-Pandemie zu erwarten: Die niedrigen Preise für Rohöl vor
allem in der Phase ab April 2020 haben zu niedrigen Indexständen für Kraftstoffe und Heizöl
geführt, sodass ab April 2021 mit einem erhöhenden Basiseffekt für die Jahresveränderungsraten
der Mineralölprodukte zu rechnen ist.
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Seite 16

Sondereffekt beim HVPI: Anpassung der Gütergewichte an verändertes Konsumverhalten
Der zum Jahresbeginn 2021 beobachtete sprunghafte Anstieg der Inflation fiel beim für europäische
Zwecke berechneten Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) noch wesentlich stärker aus als
beim deutschen Verbraucherpreisindex. Die HVPI-Vorjahresrate stieg von -0,7 % im Dezember 2020
auf +1,6 % im Januar 2021. Somit unterschieden sich die Vorjahres-, aber auch die
Vormonatsveränderungen von VPI und HVPI im Januar ungewöhnlich deutlich um jeweils 0,6
Prozentpunkte. Im Februar verkleinerte sich die Differenz der Vorjahresraten auf 0,3 Prozentpunkte.

Es gibt eine Reihe von Gründen dafür, warum sich VPI und HVPI unterscheiden können. So sind die
Warenkörbe und die Wägungsschemata nicht deckungsgleich: Im VPI ist zum Beispiel selbst
genutztes Wohneigentum enthalten, im HVPI bisher nicht. Für die aktuell eher hohen Differenzen ist
die Häufigkeit der Anpassung der Gewichte – also die Frage, wie stark die Preisentwicklung
einzelner Güter in den Gesamtindex eingeht und wie oft die Wägungsanteile aktualisiert werden –
besonders bedeutsam. Die Wägungsanteile im HVPI werden im Gegensatz zum VPI, wo dies nur alle
fünf Jahre stattfindet, jährlich zum Berichtsmonat Januar neu justiert. In „normalen“ Jahren wird
hierzu das Konsumverhalten von zwei Jahren zuvor, hier also 2019 zugrunde gelegt. Das Jahr 2020
war aber nicht „normal“: Corona-bedingt haben sich die privaten Konsumausgaben stark verändert.
Um dieses aktuelle Konsumverhalten im HVPI abbilden zu können, hat man sich europaweit darauf
geeinigt, ausnahmsweise für die jährliche Anpassung der Gewichte im HVPI das Konsumverhalten
des Jahres 2020 zugrunde zu legen. Deshalb haben insbesondere Pauschalreisen oder auch Hotel-
und Restaurantdienstleistungen im HVPI des Jahres 2021 ein deutlich geringeres Gewicht als noch
2020, während beispielsweise das Gewicht für Nahrungsmittel stieg.
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Seite 17

Berechnungen von Eurostat haben ergeben, dass sich die Neugewichtung auf den deutschen HVPI
besonders stark ausgewirkt hat: Während die HVPI-Vorjahresrate der Eurozone bedingt durch die
Gewichtungsverschiebungen in den einzelnen Staaten um 0,3 Prozentpunkte stärker anstieg als
erwartet, betrug die Auswirkung auf die deutsche HVPI-Rate sogar +0,6 Prozentpunkte. Dies hat vor
allem mit der üblicherweise sehr hohen Bedeutung von Pauschalreisen in Deutschland zu tun –
nicht ohne Grund gelten die Deutschen als besonders reisefreudig. Deutschland wies im
Ländervergleich vor der Pandemie mit einem HVPI-Wägungsanteil von 3,1 % innerhalb der Eurozone
das höchste Gewicht für Pauschalreisen auf. Ebenfalls überdurchschnittlich war das Pandemie-
bedingte Abrutschen dieser Ausgabeposition um gut zwei Prozentpunkte. Im Durchschnitt der
Eurozone sank der Wägungsanteil für Pauschalreisen dagegen nicht einmal um einen Prozentpunkt.
In Kombination mit der hohen Schwankungsbreite des deutschen Teilindex für Pauschalreisen ist
der gravierende Rückgang des Ausgabenanteils für Pauschalreisen der Hauptgrund für die deutliche
Verzerrung des deutschen HVPI im Januar 2021 nach oben. Mit dem Start der Hauptreisesaison im
Sommer wird sich dieser Effekt umkehren. Bereits im Februar hat sich die verzerrende Wirkung auf
die Vorjahresrate durch die genannten Faktoren deutlich verkleinert.

Einschränkungen bei der Interpretation der HVPI-Vorjahresrate als reinem Preisvergleich gelten
grundsätzlich für das komplette Jahr 2021. Die HVPI-Vormonatsraten sind dagegen von Februar bis
Dezember 2021 uneingeschränkt interpretierbar. Die Veränderungsraten des deutschen VPI sind
von den beschriebenen Verzerrungen nicht betroffen, da die Wägungsanteile des VPI wie bereits
erwähnt nur alle fünf Jahre überarbeitet werden.
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Seite 18

Kommen wir also auf unsere Ausgangsfrage zurück: „Ist die Inflation zurück?“ Die Antwort lautet, ja,
die aktuellen Inflationsraten befinden sich wieder ungefähr auf dem Niveau wie vor dem Beginn der
Corona-Pandemie. Dies ist bedingt durch die drei beschriebenen Sondereffekte: die befristete
Mehrwertsteuersenkung, die Einführung der CO2-Abgabe und die Ölpreisentwicklung. Für das Jahr
2021 sind darüber hinaus zwei Basiseffekte zu erwarten, die beide erhöhend auf die Inflationsrate
wirken: Einerseits durch die Corona-bedingt stark gesunkenen Preise für Mineralölprodukte in den
Monaten ab April 2020. Ein zweiter Basiseffekt ist ab dem Juli 2021 durch die
Mehrwertsteuersenkung im 2. Halbjahr 2020 zu erwarten.

Erwerbstätigkeit im Januar 2021 leicht im Plus – Kurzarbeit nimmt etwas ab
Im Januar 2021 waren rund 44,3 Millionen Personen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig. Im
Vergleich zum Dezember 2020 stieg die Erwerbstätigenzahl saisonbereinigt geringfügig um 14 000
Personen. Damit waren im Januar saisonbereinigt 1,6 % oder 726 000 Personen weniger
erwerbstätig als vor der Corona-Krise im Februar 2020.

Aufgrund der Verlängerung des Lockdown haben die Unternehmen auch Anfang 2021 vielfach
Kurzarbeit angezeigt. Da Kurzarbeitende als Erwerbstätige zählen und nicht als Erwerbslose, stützt
Kurzarbeit die Erwerbstätigenzahlen. Im Februar 2021 wurde nach vorläufigen Angaben der
Bundesagentur für Arbeit für rund 500 000 Personen Kurzarbeit angezeigt. Das waren etwa halb so
viele wie im Januar und deutlich weniger als zu Beginn der Corona-Krise: Im April 2020 war mit über
8 Millionen geprüften Anträgen der Höchststand verzeichnet worden. Nach vorläufigen
hochgerechneten Daten der Bundesagentur für Arbeit erhielten im Dezember etwa 2,4 Millionen
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld.
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Seite 19

Fazit zur gesamtwirtschaftlichen Lage im Januar und Februar 2021
Zusammenfassend kann zur wirtschaftlichen Entwicklung im laufenden 1. Quartal 2021 Folgendes
festgestellt werden:

      Die konjunkturelle Erholung nach dem historischen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts im
       2. Quartal 2020 wurde durch die zweite Corona-Welle und den zweiten harten Lockdown
       zum Jahresende 2020 gestoppt. Ein erneuter drastischer Einbruch der Wirtschaftsleistung ist
       im 1. Quartal 2021 aufgrund der aktuell vorliegenden Konjunkturindikatoren jedoch nicht zu
       erwarten.

      Der zweite Einschnitt traf die produktionsnahen Bereiche längst nicht so hart wie der erste
       Lockdown im Frühjahr 2020. Der Rückgang der Produktion im Dezember und Januar sind
       wesentlich durch Sondersituationen im Baugewerbe und in der Automobilindustrie bedingt,
       während die Energieerzeugung und die Industriebranchen Maschinenbau und chemische
       Industrie ihre positive Entwicklung fortsetzen beziehungsweise behaupten konnten. Die
       Pkw-Produktionszahlen des Februars deuten darauf hin, dass der Rückgang in der
       Autoindustrie nur von kurzer Dauer war, und auch in der Baubranche sind keine Anzeichen
       für einen längeren Abwärtstrend auszumachen.

      Die angesichts der zurückliegenden Krisenmonate außerordentlich guten Auftragseingänge
       im Verarbeitenden Gewerbe und die hohe Auslandsnachfrage nach deutschen Waren,
       gepaart mit den optimistischen Erwartungen der Unternehmen sowohl beim Geschäftsklima
       als auch den Exporterwartungen im Februar lassen darauf hoffen, dass sich in der Industrie
       eine weitere, kontinuierliche Erholung einstellt.

      Diesem insgesamt angesichts der anhaltenden Pandemiesituation soliden Start der
       produzierenden und verarbeitenden Bereiche ins Jahr 2021 steht die teils dramatische
       Situation in den konsumnahen Bereichen gegenüber –die von Corona-bedingten
       Schließungen betroffen waren und noch immer sind. Die Zeiträume des Lockdowns sind
       beispielsweise in den Umsatzzahlen des stationären Einzelhandels direkt sichtbar.

      So lag der Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln im Januar im zweistelligen Prozentbereich
       unter dem Vorkrisenniveau des Februars 2020. Der Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung,
       Schuhen und Lederwaren erzielte sogar drei Viertel weniger Umsatz als im Februar 2020.
       Dagegen bleibt der Internet- und Versandhandel mit einem Rekordumsatz im Januar 2021
       die große Wachstumsbranche innerhalb des Einzelhandels.
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      Die Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher lassen Optimismus erkennen,
       möglicherweise auch gestützt durch die angelaufene Corona-Test- und Impfstrategie. Das
       Konsumklima war im Februar so gut wie lange nicht mehr, und sobald die Geschäfte, das
       Gastgewerbe und der Kultur- und Freizeitbereich wieder mehr öffnen können, dürften die
       Verbraucherinnen und Verbraucher nach einem Jahr pandemiebedingter Zurückhaltung
       bereit sein, ihr Geld für Konsumgüter und Dienstleistungen auszugeben.

      Dies könnte zumindest in der Anfangsphase zu steigenden Preisen führen. Derzeit liegt die
       Inflationsrate wieder auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Corona-Krise. Dies ist
       insbesondere drei Sondereffekten geschuldet: dem Auslaufen der befristeten
       Mehrwertsteuersenkung, der Einführung der CO2-Abgabe sowie der besonderen
       Preisentwicklung beim Rohöl und bei Mineralölprodukten. Für das Jahr 2021 sind darüber
       hinaus zwei Basiseffekte zu erwarten, die erhöhend auf die Inflationsrate wirken: Einerseits
       durch die Corona-bedingt stark gesunkenen Preise für Mineralölprodukte ab April 2020,
       andererseits ab Juli 2021 durch die Mehrwertsteuersenkung im 2. Halbjahr 2020.

      Bleibt der Blick auf den Arbeitsmarkt: Die Corona-Krise hat dort deutliche Spuren
       hinterlassen. Im Januar 2021 waren in Deutschland rund 730 000 Menschen weniger
       erwerbstätig als vor der Krise im Februar 2020. Ohne die anhaltende Kurzarbeit wäre mit
       einer weit höheren Zahl zu rechnen gewesen. Wie sich die Erwerbslosenzahl
       weiterentwickelt, auch ob eine im Vorkrisenvergleich hohe „Sockelarbeitslosigkeit“ auf
       längere Sicht bestehen bleibt, ist entscheidend vom Tempo, aber auch von der
       Nachhaltigkeit der Erholung der deutschen Gesamtwirtschaft abhängig.
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