Auszug aus: Der Krieg in Syrien - Analyse eines Konfliktes - School-Scout

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Auszug aus: Der Krieg in Syrien - Analyse eines Konfliktes - School-Scout
Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form

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                       Der Krieg in Syrien - Analyse eines Konfliktes

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IV.2
               Internationale Beziehungen

               Der Krieg in Syrien – Analyse eines Konfliktes
               Christoph Kühne

                                                                                                                  © picture alliance/dpa/Jean-Marc Ferre
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               Wie kam es zum Syrienkrieg? Welche Akteure gibt es und welche Interessen verfolgen sie? Und wie
               lässt sich dieser Krieg beenden? Im Syrienkrieg laufen die dominierenden Konflikte des gesamten
               Nahen Ostens zusammen. Daher lässt sich am Beispiel Syriens viel über die Machtkämpfe in einer
               unruhigen Region lernen, die zur unmittelbaren Nachbarschaft Europas gehört. Der Konflikt eignet
               sich außerdem als praxisnahes Lehrstück für eine systematische Konfliktanalyse.

                KOMPETENZPROFIL
                Klassenstufe:              ab Klasse 11
                Dauer:                     10 Unterrichtsstunden
                Kompetenzen:               Konfliktlinien im Nahen Osten sowie die wichtigsten Akteure und
                                           ihre Interessen verstehen; Konflikte systematisch analysieren und
                                           kritisch bewerten; eigenständig konstruktive Lösungen erarbeiten;
                                           Möglichkeiten und Grenzen der Friedensschaffung erkennen
                Thematische Bereiche:      Krieg, Konflikte, Naher Osten, Sicherheitspolitik, Syrien
                Medien:                    Texte, Bilder, Zeitungsartikel, Karten
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2 von 42   IV.2  Internationale Beziehungen  Syrienkrieg

           Fachliche Hinweise
           Warum wir das Thema behandeln
           Im Syrienkrieg bündeln sich die Konflikte des Nahen Ostens wie in einem Brennglas: Autoritarismus
           versus Demokratie, Säkularismus versus Islamismus, Sunniten versus Schiiten, Saudi-Arabien versus
           Iran, aber auch das problematische Verhältnis der Türkei zu kurdischen Autonomiebestrebungen.
           Der Syrienkrieg eignet sich daher ganz besonders, um Schülerinnen und Schülern die Konfliktlage
           in der gesamten Region näherzubringen und die komplexe nahöstliche Politik verstehen zu lernen.
           Der Konflikt weist in seiner Bedeutung aber auch über die Region hinaus. Denn der Syrienkrieg hat
           nicht nur massive Flüchtlingsbewegungen nach Europa ausgelöst, sondern auch den dschihadisti-
           schen Terrorismus befördert, der die Sicherheitspolitik der westlichen Länder auf absehbare Zeit
           beschäftigen wird.
           Und nicht zuletzt lässt sich am Beispiel des Syrien-Krieges durchspielen, wie schwierig es ist, derart
           komplexe Bürgerkriege mit internationalen Verflechtungen zu befrieden.

           Syrienkrieg als Hegemonialkieg
           Der Bürgerkrieg in Syrien ist nur einer von mehreren Schauplätzen einer größeren, den gesamten
           Nahen Osten übergreifenden Auseinandersetzung: dem Kampf zwischen Saudi-Arabien und dem
           Iran um die Vorherrschaft in der Region. Ein großer Hegemonialkrieg also, der vielfach mit dem
           Dreißigjährigen Krieg (1618–48) verglichen wird. Damals wurde Deutschland zum Schlachtfeld eines
           gesamteuropäischen Kampfes zwischen dem Haus Habsburg, das den deutschen Kaiser stellte, und
           den antihabsburgischen Mächten Frankreich und Schweden. Beide Seiten machten sich Gegensätze

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           zwischen Protestanten und Katholiken zunutze, um „hearts and minds“ zu gewinnen und Anhänger
           für den Kampf zu mobilisieren. Auch heute instrumentalisieren Saudi-Arabien und der Iran kon-
           fessionelle Konflikte innerhalb des Islam für ihre (geo-)politischen Zwecke. Riad fördert Akteure,
           die einer sunnitisch-islamistischen Ideologie folgen, Teheran unterstützt schiitische Gruppen. Zum
           Gesamtbild dieses Hegemonialkrieges gehören daher neben Syrien unter anderem auch der Bürger-
           krieg im Jemen oder die konfessionellen Machtkämpfe im Irak und im Libanon.

           Die Bedeutung der Kurden im Syrienkrieg
           Quer zu diesem Großkonflikt läuft in Syrien die sogenannte „Kurdenfrage“, die sich ursprünglich um
           die Rechte der kurdischen Minderheit in der Türkei drehte und zu einem langen Guerillakrieg der
           kurdischen PKK gegen den türkischen Staat führte. Die Gewalt flaute zwar ab, kam aber nie vollends
           zur Ruhe. Die Kurdenfrage ist eigentlich ein türkisches Problem, erhielt aber durch den Zerfall des
           syrischen Staates neue Virulenz. Denn mit der PKK verbündete syrische Kurden fordern ein Autono-
           miegebiet im Nordosten des Landes, wo Syrien eine lange Grenze mit der Türkei teilt. Ankara wehrt
           sich heftig gegen diese Bestrebungen. Die USA und Europa dagegen unterstützen die syrischen
           Kurden, weil sie gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ kämpfen.

           Die Rolle der USA und Russlands im Syrienkonflikt
           Eine globale Dimension erreicht der Syrienkonflikt aber nicht allein durch den international ausge-
           richteten Terrorismus des „Islamischen Staates“. In Syrien geht es auch um die hegemoniale Rolle
           der USA auf dem Planeten. Im zweiten Golfkrieg 1990/91 waren die USA erstmals als extraregionale
           Ordnungsmacht im Nahen Osten aufgetreten. Doch unter dem Eindruck der bitteren Erfahrungen
           im Irak, den George W. Bush mit der Militärinvasion „Iraqi Freedom“ 2003 noch zum „Leuchtturm
           der Demokratie“ im Nahen Osten machen wollte, haben sich die USA nach und nach aus der Region
           zurückgezogen. Hatten sie in Libyen noch gegen Diktator Muammar al-Gaddafi eingegriffen, blieben

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               sie in Syrien tatenlos – selbst dann, als Assad Chemiewaffen gegen die eigene Bevölkerung einsetz-
               te, obwohl US-Präsident Barack Obama dies zuvor noch als „rote Linie“ bezeichnet hatte, die nicht
               ungestraft überschritten werden dürfte. In das von den USA offen gelassene Machtvakuum stieß ab
               2015 Russland, das so seinen Einfluss im Nahen Osten ausbauen konnte. Dank russischer Militär-
               hilfe konnte sich Diktator Assad an der Macht halten. Anfang 2020 schien der Syrienkrieg militärisch
               entschieden zu sein, mit wenig Aussichten auf einen politischen Friedensprozess, wie ihn die UN an-
               visiert. Assad dürfte angesichts seiner neu gewonnenen Machtfülle kaum mehr zu Zugeständnissen
               an seine politischen Gegner bereit sein.

               Reduktion auf die wichtigsten Akteure
               Die Gemengelage in Syrien ist äußerst komplex und kann in dieser Unterrichtseinheit nicht in ganzer
               Breite behandelt werden. Es ist daher eine Reduktion von Komplexität notwendig, die vereinfacht,
               ohne zu simplifizieren, indem sie die Hauptkonfliktlinien und die wichtigsten Akteure heraushebt
               und nur solche Details ausblendet, die nichts Wesentliches am Gesamtbild verändern. So wird zum
               Beispiel zwischen „Islamismus“ und „Dschihadismus“ differenziert, die vielfältigen Schattierungen
               innerhalb des Islamismus aber bleiben außen vor. Ausgeblendet wird auch die Rivalität zwischen
               Saudi-Arabien und Katar, bei der die von Katar unterstützte und von Saudi-Arabien bekämpfte
               Muslimbruderschaft, die wiederum eine spezielle Form des Islamismus vertritt, eine wichtige Rolle
               spielt. Gänzlich übergangen wird der arabisch-palästinensische Konflikt, der mit dem Syrienkrieg
               nur peripher zusammenhängt. Aus israelischer Sicht ist Syrien vor allem als Transitland für iranische
               Waffenlieferungen an die libanesische Hisbollah relevant. Außerdem hält Israel seit 1967 die vor-
               mals syrischen Golanhöhen besetzt – eine wichtige Verteidigungslinie für ein winziges Land mit nur
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               geringer „strategischer Tiefe“. Für die Frage, wie sich der Syrienkrieg entwickelt und welche Chancen
               zu seiner Befriedung bestehen, ist Israels Rolle aber weitestgehend irrelevant.

               Weiterführende Medien

               Literatur
                Giesecke, Hermann: Didaktik der politischen Bildung. Juventa Verlag, München 1976.
                   Der Autor stellt elf Kategorien für die Analyse von Konflikten vor. Die vorliegende Unterrichts-
                   reihe folgt in ihrem analytischen Teil einer Auswahl dieser Kategorien.
                Lemke, Bernd (Hrsg.): Wegweiser zu Geschichte. Irak und Syrien. Ferdinand Schöningh, Pader-
                   born 2016.
                   Geschichte Syriens und des Irak, eingebettet in die Geschichte des Nahen Ostens.
                Mansfield, Peter: A History of the Modern Middle East. Revised and updated by Nicolas Pel-
                   ham. Penguin Books, New York 1991/2010.
                   Überblicksdarstellung der politischen Geschichte des modernen Nahen Ostens.
                Reinhard, Sibylle: Politik Didaktik. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II. Cornelsen
                   Verlag, Berlin 2012.
                   Auf den Seiten 88–92 wird die in der vorliegenden Unterrichtsreihe angewandte Methode der
                   Konfliktanalyse eingeführt.

               Internetadressen
                https://www.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatliche-konflikte/54705/syrien
                   Aktueller Überblick zum Syrienkrieg. Mit Literaturliste und zahlreichen Links.
                https://www.swp-berlin.org/swp-themendossiers/konfliktkonstellationen-in-nord-syrien/
                   Dossier der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) zu Syrien.

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            https://www.easo.europa.eu/sites/default/files/publications/easo-coi-report-syria-actors.pdf
             Aktueller und detaillierter Überblick über die im Syrienkrieg beteiligten Akteure.
            https://www.bbc.com/news/world-middle-east-14703995
             Zeitleiste der BBC mit Angaben zur Geschichte Syriens von 1918 bis heute.

           Filme
            Of Fathers and Sons – Die Kinder des Kalifats (Deutschland/Syrien/Libanon 2017). Regie:
               Talal Derki, Laufzeit: 103 Minuten.
               Der Filmemacher Talal Derki begleitet die Großfamilie des Rebellenführers Abu Osama, der zur
               radikalislamischen Al-Nusra-Front (inzwischen umbenannt in Hay’at Tahrir asch-Scham) gehört.
               Seltener Einblick und interessant vor allem für die Rolle der Religion im Syrienkrieg.
            Für Sama (Großbritannien/Syrien 2019). Regie: Waad al-Kateab, Edward Watts, Laufzeit: 100
               Minuten.
               Preisgekrönte Dokumentation, basiert auf privaten Videoaufnahmen der Regisseurin al-Kateab
               im kriegszerstörten Aleppo. Aufgebaut als Brief an ihre im Krieg geborene Tochter Sama.

           Didaktisch-methodisches Konzept
           Die Analyse des Konfliktes folgt dem von Reinhardt (2012) entwickelten mehrstufigen Modell. Am
           Anfang steht die Konfrontation, bei der die Lerngruppe erstmalig mit dem Konflikt konfrontiert
           wird. Dies soll Vorwissen abrufen und Erkenntnisinteresse wecken. Um Vorwissen zu eruieren, wird
           zum Einstieg ein Fragenkatalog bearbeitet, der den von Giesecke (1976) entwickelten Kategorien zur

                                                                                                                  © RAABE 2020
           Konfliktanalyse folgt, die für die spätere Analyse als Schablone dienen. Fotos regen Assoziationen
           zu Folgen und Relevanz des Syrienkrieges an.
           Über eine nähere, bebilderte Betrachtung der Akteure erfolgt die fließende Überleitung zur nächs-
           ten Stufe, der Analyse. Während Reinhardt die Stellungnahme separat auf die Analyse folgen
           lässt, wird sie hier fortlaufend eingebaut, immer begleitend zur jeweiligen Analyseebene.
           Nach Abschluss der Analyse werden im sogenannten Kontrovers-Verfahren die komplexen Inter-
           essenlagen und ihre Verstrickung noch einmal schärfer verdeutlicht. Dazu bietet sich ein Rollenspiel
           an, das eine Friedenskonferenz simuliert. Die Lernenden bereiten sich gruppenweise mit Rollenkar-
           ten vor, die „Konferenz“ findet dann im Plenum statt.
           In der letzten Stufe, der Generalisierung, werden die Erkenntnisse über den Syrienkrieg verallge-
           meinert. Im Anschluss an die simulierte Friedenskonferenz reflektieren die Schülerinnen und Schü-
           ler, welche Rolle Machtverhältnisse bei Friedensverhandlungen spielen und ob der Ausgang von
           Bürgerkriegen eher durch Diplomatie oder durch militärische Gewalt entschieden wird.

           Die Lernenden erwerben in dieser Unterrichtseinheit Methodenkompetenz in der systematischen
           Analyse von Konflikten und Urteilskompetenz in der Bewertung von Möglichkeiten und Grenzen der
           Konfliktlösung. In der Auseinandersetzung mit vielen widerstreitenden Interessen, die sich gebiets-
           weise auch überlappen, üben sich die Lernenden im perspektivischen Denken und im ordnenden,
           schematisierenden Umgang mit Komplexität. Das Rollenspiel schult ihre Handlungskompetenz in
           der konstruktiven Konfliktlösung. Inhaltlich erlangen sie Sachkompetenz nicht nur über Syrien, son-
           dern auch über den regionalen Kontext und die jüngere politische Geschichte des Nahen Ostens.

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               Auf einen Blick

               Konfrontation und Einstieg – Was ist los in Syrien?                                                    1./2. Stunde
               M1                       Was weiß ich über den Krieg in Syrien?
               M2                       Wer sind die Akteure des Krieges?
               ZM 1                     Akteure im Syrienkrieg – Eine PowerPoint

               Kompetenzen:             Die Schülerinnen und Schüler aktivieren ihr Vorwissen und verschaffen sich
                                        einen ersten Überblick über die Kriegsparteien.

               Analyse I – Geschichtlichkeit: Wie ist der Krieg entstanden?                                           3./4. Stunde
               M3                       Wie entstanden die Konflikte im Nahen Osten?
               M4                       Die Vorgeschichte des Syrienkrieges
               M5                       Was löste den Syrienkrieg aus?

               Kompetenzen:             Die Lerngruppe macht sich mit der Geschichte des Nahen Ostens vertraut
                                        und versteht, welche regionalen und nationalen Entwicklungen zum Krieg
                                        führten.

               Analyse II – Macht, Interessen und Ideologie                                                           5./6. Stunde
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               M6                       Die nationale Ebene – Wie verlief der Syrienkrieg bisher?
               M7                       Die regionale Ebene I – Iran und Saudi-Arabien
               M8                       Die regionale Ebene II – Die Türkei und die Kurden
               M9                       Die internationale Ebene – Putins Sieg, Europas Feigheit?

               Kompetenzen:             Die Lernenden analysieren den Konflikt systematisch unter den Aspekten
                                        von Macht, Interessen, Bündnissen und Ideologien.

               Rollenspiel – Wie beendet man einen Krieg?                                                             7./8. Stunde
               M 10                     Eine Friedenskonferenz für Syrien I – Vorbereitung
               M 11                     Eine Friedenskonferenz für Syrien II – Rollenspiel
               ZM 2                     Rollenkarten Akteure – Eine PowerPoint
               M 12                     Besprechung der Friedenskonferenz

               Kompetenzen:             In einem Rollenspiel üben sich die Schülerinnen und Schüler in perspek-
                                        tivischem Denken und konstruktiver Konfliktlösung, erkennen aber auch
                                        Grenzen der Friedensschaffung.

               Lernkontrolle                                                                                         9./10. Stunde
               M 13                     Vorschlag für eine Klausur

               111 RAAbits Sozialkunde/Politik November 2020
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                       Der Krieg in Syrien - Analyse eines Konfliktes

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