Auszug aus: Der Krieg in Syrien - Analyse eines Konfliktes - School-Scout
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Der Krieg in Syrien - Analyse eines Konfliktes Das komplette Material finden Sie hier: School-Scout.de © Copyright school-scout.de / e-learning-academy AG – Urheberrechtshinweis Alle Inhalte dieser Material-Vorschau sind urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei school-scout.de / e- learning-academy AG. Wer diese Vorschauseiten unerlaubt kopiert oder verbreitet, macht sich gem. §§ 106 ff UrhG strafbar.
IV.2 Internationale Beziehungen Der Krieg in Syrien – Analyse eines Konfliktes Christoph Kühne © picture alliance/dpa/Jean-Marc Ferre © RAABE 2020 Wie kam es zum Syrienkrieg? Welche Akteure gibt es und welche Interessen verfolgen sie? Und wie lässt sich dieser Krieg beenden? Im Syrienkrieg laufen die dominierenden Konflikte des gesamten Nahen Ostens zusammen. Daher lässt sich am Beispiel Syriens viel über die Machtkämpfe in einer unruhigen Region lernen, die zur unmittelbaren Nachbarschaft Europas gehört. Der Konflikt eignet sich außerdem als praxisnahes Lehrstück für eine systematische Konfliktanalyse. KOMPETENZPROFIL Klassenstufe: ab Klasse 11 Dauer: 10 Unterrichtsstunden Kompetenzen: Konfliktlinien im Nahen Osten sowie die wichtigsten Akteure und ihre Interessen verstehen; Konflikte systematisch analysieren und kritisch bewerten; eigenständig konstruktive Lösungen erarbeiten; Möglichkeiten und Grenzen der Friedensschaffung erkennen Thematische Bereiche: Krieg, Konflikte, Naher Osten, Sicherheitspolitik, Syrien Medien: Texte, Bilder, Zeitungsartikel, Karten
2 von 42 IV.2 Internationale Beziehungen Syrienkrieg Fachliche Hinweise Warum wir das Thema behandeln Im Syrienkrieg bündeln sich die Konflikte des Nahen Ostens wie in einem Brennglas: Autoritarismus versus Demokratie, Säkularismus versus Islamismus, Sunniten versus Schiiten, Saudi-Arabien versus Iran, aber auch das problematische Verhältnis der Türkei zu kurdischen Autonomiebestrebungen. Der Syrienkrieg eignet sich daher ganz besonders, um Schülerinnen und Schülern die Konfliktlage in der gesamten Region näherzubringen und die komplexe nahöstliche Politik verstehen zu lernen. Der Konflikt weist in seiner Bedeutung aber auch über die Region hinaus. Denn der Syrienkrieg hat nicht nur massive Flüchtlingsbewegungen nach Europa ausgelöst, sondern auch den dschihadisti- schen Terrorismus befördert, der die Sicherheitspolitik der westlichen Länder auf absehbare Zeit beschäftigen wird. Und nicht zuletzt lässt sich am Beispiel des Syrien-Krieges durchspielen, wie schwierig es ist, derart komplexe Bürgerkriege mit internationalen Verflechtungen zu befrieden. Syrienkrieg als Hegemonialkieg Der Bürgerkrieg in Syrien ist nur einer von mehreren Schauplätzen einer größeren, den gesamten Nahen Osten übergreifenden Auseinandersetzung: dem Kampf zwischen Saudi-Arabien und dem Iran um die Vorherrschaft in der Region. Ein großer Hegemonialkrieg also, der vielfach mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618–48) verglichen wird. Damals wurde Deutschland zum Schlachtfeld eines gesamteuropäischen Kampfes zwischen dem Haus Habsburg, das den deutschen Kaiser stellte, und den antihabsburgischen Mächten Frankreich und Schweden. Beide Seiten machten sich Gegensätze © RAABE 2020 zwischen Protestanten und Katholiken zunutze, um „hearts and minds“ zu gewinnen und Anhänger für den Kampf zu mobilisieren. Auch heute instrumentalisieren Saudi-Arabien und der Iran kon- fessionelle Konflikte innerhalb des Islam für ihre (geo-)politischen Zwecke. Riad fördert Akteure, die einer sunnitisch-islamistischen Ideologie folgen, Teheran unterstützt schiitische Gruppen. Zum Gesamtbild dieses Hegemonialkrieges gehören daher neben Syrien unter anderem auch der Bürger- krieg im Jemen oder die konfessionellen Machtkämpfe im Irak und im Libanon. Die Bedeutung der Kurden im Syrienkrieg Quer zu diesem Großkonflikt läuft in Syrien die sogenannte „Kurdenfrage“, die sich ursprünglich um die Rechte der kurdischen Minderheit in der Türkei drehte und zu einem langen Guerillakrieg der kurdischen PKK gegen den türkischen Staat führte. Die Gewalt flaute zwar ab, kam aber nie vollends zur Ruhe. Die Kurdenfrage ist eigentlich ein türkisches Problem, erhielt aber durch den Zerfall des syrischen Staates neue Virulenz. Denn mit der PKK verbündete syrische Kurden fordern ein Autono- miegebiet im Nordosten des Landes, wo Syrien eine lange Grenze mit der Türkei teilt. Ankara wehrt sich heftig gegen diese Bestrebungen. Die USA und Europa dagegen unterstützen die syrischen Kurden, weil sie gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ kämpfen. Die Rolle der USA und Russlands im Syrienkonflikt Eine globale Dimension erreicht der Syrienkonflikt aber nicht allein durch den international ausge- richteten Terrorismus des „Islamischen Staates“. In Syrien geht es auch um die hegemoniale Rolle der USA auf dem Planeten. Im zweiten Golfkrieg 1990/91 waren die USA erstmals als extraregionale Ordnungsmacht im Nahen Osten aufgetreten. Doch unter dem Eindruck der bitteren Erfahrungen im Irak, den George W. Bush mit der Militärinvasion „Iraqi Freedom“ 2003 noch zum „Leuchtturm der Demokratie“ im Nahen Osten machen wollte, haben sich die USA nach und nach aus der Region zurückgezogen. Hatten sie in Libyen noch gegen Diktator Muammar al-Gaddafi eingegriffen, blieben 111 RAAbits Sozialkunde/Politik November 2020
IV.2 Internationale Beziehungen Syrienkrieg 3 von 42 sie in Syrien tatenlos – selbst dann, als Assad Chemiewaffen gegen die eigene Bevölkerung einsetz- te, obwohl US-Präsident Barack Obama dies zuvor noch als „rote Linie“ bezeichnet hatte, die nicht ungestraft überschritten werden dürfte. In das von den USA offen gelassene Machtvakuum stieß ab 2015 Russland, das so seinen Einfluss im Nahen Osten ausbauen konnte. Dank russischer Militär- hilfe konnte sich Diktator Assad an der Macht halten. Anfang 2020 schien der Syrienkrieg militärisch entschieden zu sein, mit wenig Aussichten auf einen politischen Friedensprozess, wie ihn die UN an- visiert. Assad dürfte angesichts seiner neu gewonnenen Machtfülle kaum mehr zu Zugeständnissen an seine politischen Gegner bereit sein. Reduktion auf die wichtigsten Akteure Die Gemengelage in Syrien ist äußerst komplex und kann in dieser Unterrichtseinheit nicht in ganzer Breite behandelt werden. Es ist daher eine Reduktion von Komplexität notwendig, die vereinfacht, ohne zu simplifizieren, indem sie die Hauptkonfliktlinien und die wichtigsten Akteure heraushebt und nur solche Details ausblendet, die nichts Wesentliches am Gesamtbild verändern. So wird zum Beispiel zwischen „Islamismus“ und „Dschihadismus“ differenziert, die vielfältigen Schattierungen innerhalb des Islamismus aber bleiben außen vor. Ausgeblendet wird auch die Rivalität zwischen Saudi-Arabien und Katar, bei der die von Katar unterstützte und von Saudi-Arabien bekämpfte Muslimbruderschaft, die wiederum eine spezielle Form des Islamismus vertritt, eine wichtige Rolle spielt. Gänzlich übergangen wird der arabisch-palästinensische Konflikt, der mit dem Syrienkrieg nur peripher zusammenhängt. Aus israelischer Sicht ist Syrien vor allem als Transitland für iranische Waffenlieferungen an die libanesische Hisbollah relevant. Außerdem hält Israel seit 1967 die vor- mals syrischen Golanhöhen besetzt – eine wichtige Verteidigungslinie für ein winziges Land mit nur © RAABE 2020 geringer „strategischer Tiefe“. Für die Frage, wie sich der Syrienkrieg entwickelt und welche Chancen zu seiner Befriedung bestehen, ist Israels Rolle aber weitestgehend irrelevant. Weiterführende Medien Literatur Giesecke, Hermann: Didaktik der politischen Bildung. Juventa Verlag, München 1976. Der Autor stellt elf Kategorien für die Analyse von Konflikten vor. Die vorliegende Unterrichts- reihe folgt in ihrem analytischen Teil einer Auswahl dieser Kategorien. Lemke, Bernd (Hrsg.): Wegweiser zu Geschichte. Irak und Syrien. Ferdinand Schöningh, Pader- born 2016. Geschichte Syriens und des Irak, eingebettet in die Geschichte des Nahen Ostens. Mansfield, Peter: A History of the Modern Middle East. Revised and updated by Nicolas Pel- ham. Penguin Books, New York 1991/2010. Überblicksdarstellung der politischen Geschichte des modernen Nahen Ostens. Reinhard, Sibylle: Politik Didaktik. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II. Cornelsen Verlag, Berlin 2012. Auf den Seiten 88–92 wird die in der vorliegenden Unterrichtsreihe angewandte Methode der Konfliktanalyse eingeführt. Internetadressen https://www.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatliche-konflikte/54705/syrien Aktueller Überblick zum Syrienkrieg. Mit Literaturliste und zahlreichen Links. https://www.swp-berlin.org/swp-themendossiers/konfliktkonstellationen-in-nord-syrien/ Dossier der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) zu Syrien. 111 RAAbits Sozialkunde/Politik November 2020
4 von 42 IV.2 Internationale Beziehungen Syrienkrieg https://www.easo.europa.eu/sites/default/files/publications/easo-coi-report-syria-actors.pdf Aktueller und detaillierter Überblick über die im Syrienkrieg beteiligten Akteure. https://www.bbc.com/news/world-middle-east-14703995 Zeitleiste der BBC mit Angaben zur Geschichte Syriens von 1918 bis heute. Filme Of Fathers and Sons – Die Kinder des Kalifats (Deutschland/Syrien/Libanon 2017). Regie: Talal Derki, Laufzeit: 103 Minuten. Der Filmemacher Talal Derki begleitet die Großfamilie des Rebellenführers Abu Osama, der zur radikalislamischen Al-Nusra-Front (inzwischen umbenannt in Hay’at Tahrir asch-Scham) gehört. Seltener Einblick und interessant vor allem für die Rolle der Religion im Syrienkrieg. Für Sama (Großbritannien/Syrien 2019). Regie: Waad al-Kateab, Edward Watts, Laufzeit: 100 Minuten. Preisgekrönte Dokumentation, basiert auf privaten Videoaufnahmen der Regisseurin al-Kateab im kriegszerstörten Aleppo. Aufgebaut als Brief an ihre im Krieg geborene Tochter Sama. Didaktisch-methodisches Konzept Die Analyse des Konfliktes folgt dem von Reinhardt (2012) entwickelten mehrstufigen Modell. Am Anfang steht die Konfrontation, bei der die Lerngruppe erstmalig mit dem Konflikt konfrontiert wird. Dies soll Vorwissen abrufen und Erkenntnisinteresse wecken. Um Vorwissen zu eruieren, wird zum Einstieg ein Fragenkatalog bearbeitet, der den von Giesecke (1976) entwickelten Kategorien zur © RAABE 2020 Konfliktanalyse folgt, die für die spätere Analyse als Schablone dienen. Fotos regen Assoziationen zu Folgen und Relevanz des Syrienkrieges an. Über eine nähere, bebilderte Betrachtung der Akteure erfolgt die fließende Überleitung zur nächs- ten Stufe, der Analyse. Während Reinhardt die Stellungnahme separat auf die Analyse folgen lässt, wird sie hier fortlaufend eingebaut, immer begleitend zur jeweiligen Analyseebene. Nach Abschluss der Analyse werden im sogenannten Kontrovers-Verfahren die komplexen Inter- essenlagen und ihre Verstrickung noch einmal schärfer verdeutlicht. Dazu bietet sich ein Rollenspiel an, das eine Friedenskonferenz simuliert. Die Lernenden bereiten sich gruppenweise mit Rollenkar- ten vor, die „Konferenz“ findet dann im Plenum statt. In der letzten Stufe, der Generalisierung, werden die Erkenntnisse über den Syrienkrieg verallge- meinert. Im Anschluss an die simulierte Friedenskonferenz reflektieren die Schülerinnen und Schü- ler, welche Rolle Machtverhältnisse bei Friedensverhandlungen spielen und ob der Ausgang von Bürgerkriegen eher durch Diplomatie oder durch militärische Gewalt entschieden wird. Die Lernenden erwerben in dieser Unterrichtseinheit Methodenkompetenz in der systematischen Analyse von Konflikten und Urteilskompetenz in der Bewertung von Möglichkeiten und Grenzen der Konfliktlösung. In der Auseinandersetzung mit vielen widerstreitenden Interessen, die sich gebiets- weise auch überlappen, üben sich die Lernenden im perspektivischen Denken und im ordnenden, schematisierenden Umgang mit Komplexität. Das Rollenspiel schult ihre Handlungskompetenz in der konstruktiven Konfliktlösung. Inhaltlich erlangen sie Sachkompetenz nicht nur über Syrien, son- dern auch über den regionalen Kontext und die jüngere politische Geschichte des Nahen Ostens. 111 RAAbits Sozialkunde/Politik November 2020
IV.2 Internationale Beziehungen Syrienkrieg 5 von 42 Auf einen Blick Konfrontation und Einstieg – Was ist los in Syrien? 1./2. Stunde M1 Was weiß ich über den Krieg in Syrien? M2 Wer sind die Akteure des Krieges? ZM 1 Akteure im Syrienkrieg – Eine PowerPoint Kompetenzen: Die Schülerinnen und Schüler aktivieren ihr Vorwissen und verschaffen sich einen ersten Überblick über die Kriegsparteien. Analyse I – Geschichtlichkeit: Wie ist der Krieg entstanden? 3./4. Stunde M3 Wie entstanden die Konflikte im Nahen Osten? M4 Die Vorgeschichte des Syrienkrieges M5 Was löste den Syrienkrieg aus? Kompetenzen: Die Lerngruppe macht sich mit der Geschichte des Nahen Ostens vertraut und versteht, welche regionalen und nationalen Entwicklungen zum Krieg führten. Analyse II – Macht, Interessen und Ideologie 5./6. Stunde © RAABE 2020 M6 Die nationale Ebene – Wie verlief der Syrienkrieg bisher? M7 Die regionale Ebene I – Iran und Saudi-Arabien M8 Die regionale Ebene II – Die Türkei und die Kurden M9 Die internationale Ebene – Putins Sieg, Europas Feigheit? Kompetenzen: Die Lernenden analysieren den Konflikt systematisch unter den Aspekten von Macht, Interessen, Bündnissen und Ideologien. Rollenspiel – Wie beendet man einen Krieg? 7./8. Stunde M 10 Eine Friedenskonferenz für Syrien I – Vorbereitung M 11 Eine Friedenskonferenz für Syrien II – Rollenspiel ZM 2 Rollenkarten Akteure – Eine PowerPoint M 12 Besprechung der Friedenskonferenz Kompetenzen: In einem Rollenspiel üben sich die Schülerinnen und Schüler in perspek- tivischem Denken und konstruktiver Konfliktlösung, erkennen aber auch Grenzen der Friedensschaffung. Lernkontrolle 9./10. Stunde M 13 Vorschlag für eine Klausur 111 RAAbits Sozialkunde/Politik November 2020
Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Der Krieg in Syrien - Analyse eines Konfliktes Das komplette Material finden Sie hier: School-Scout.de © Copyright school-scout.de / e-learning-academy AG – Urheberrechtshinweis Alle Inhalte dieser Material-Vorschau sind urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei school-scout.de / e- learning-academy AG. Wer diese Vorschauseiten unerlaubt kopiert oder verbreitet, macht sich gem. §§ 106 ff UrhG strafbar.
Sie können auch lesen