April 2022 Eine repräsentative Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
April 2022 Eine repräsentative Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT
Der Inhalt dieses Berichtes darf ganz oder teilweise nur mit unserer schriftlichen Genehmigung veröffentlicht, vervielfältigt, gedruckt oder in Informations- und Dokumentationssystemen (in- formation storage and retrieval systems) gespeichert, verarbeitet oder ausgegeben werden. © Infratest dimap, Alt-Moabit 96a, 10559 Berlin
Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung.................................................................................................................................. 1 Sorge über wirtschaftliche Folgen des Ukraine-Krieges nimmt massiv zu ......................................... 2 Kritischere Bewertung des Regierungskurses im Ukraine-Konflikt ..................................................... 3 Unterstützung für Boykott von russischem Gas und Öl nimmt zu ....................................................... 4 Energiepolitische Reaktion: Konsens allein bei Ausbau der Erneuerbaren ......................................... 5 Reaktionen der Verbraucher auf gestiegene Preise ............................................................................. 6 Unverständnis gegenüber Aufhebung der Corona-Beschränkungen .................................................. 7 Corona: Hälfte will weiter Maske beim Einkaufen tragen ................................................................... 8 Corona-Impfpflicht: Akzeptanz für allgemeine Impflicht nach wie vor am höchsten ........................ 9 Regierungszufriedenheit geht zurück.................................................................................................. 10 Politikerzufriedenheit: Habeck und Baerbock mit Zuwächsen an der Spitze, Lindner verliert am deutlichsten .......................................................................................................................................... 11 Sonntagsfrage: Grüne mit deutlichem Zuwachs ................................................................................. 12 Studieninformation ............................................................................................................................... 14
Zusammenfassung Der Ukraine-Krieg dauert nunmehr schon sechs Wochen. Das Entsetzen in Deutschland über die Kampfhandlungen hält an, die Situation der Menschen in der Ukraine bewegt weiterhin neun von zehn Bundesbürgern. Keineswegs gebannt ist die Angst der Deutschen vor einem größeren Krieg in Europa, vor dem sich knapp zwei Drittel sorgen. Zugleich haben sich binnen Monatsfrist die Sorgen vor den ökonomischen Auswirkungen massiv ausgeweitet. Nach 64 Prozent Anfang März fürchten nun- mehr 80 Prozent eine Verschlechterung der Wirtschaftslage in Deutschland. 76 Prozent und damit ebenfalls mehr sind beunruhigt wegen möglicher Einschnitte in die Gas- und Energieversorgung. Der Kurs der Bundesregierung im Ukraine-Krieg wird kritischer bewertet als vor einem Monat: Für ein gutes Drittel ist die Reaktion auf den russischen Krieg angemessen, Für 45 Prozent geht sie mittler- weile jedoch nicht weit genug. Eine der Forderungen nach schärferen Antworten Deutschlands auf die russische Invasion zielt auf einen Importstopp für russisches Gas und Öl. Auch hier hat sich die Haltung der Bundesbürger verändert. Einen Boykott würde aktuell die Hälfte unterstützen, auch wenn dies negative Effekte für die Versorgung mit Energie und deren Preise hätte. Um sich von russischen Ener- gie-Importen unabhängiger zu machen, ist die Diversifizierung deutscher Energiequellen wesentlich. Ein breiter Konsens besteht allein bezüglich des Ausbaus erneuerbarer Energien. Die Erschließung anderer Quellen wird deutlich zurückhaltender bewertet. Dies gilt nicht nur für die Einfuhr von Fra- cking-Gas aus den USA. Auch ein verstärkter Öl- und Gas-Import aus Katar und Saudi-Arabien oder eine Verlängerung der Laufzeiten deutscher Atomkraftwerke findet nicht annähernd so viel Anklang. Jenseits der Diversifizierung der Energieversorgung wird in Deutschland über größere Anstrengungen beim Energiesparen diskutiert, darunter Tempolimits. Deren befristete Einführung auf Autobahnen unterstützen sechs von zehn Bundesbürgern und auch gut jeder zweite-Autofahrer. Neben dem Ukraine-Krieg und dessen Folgen bestimmt in diesen Tagen einmal mehr der richtige Umgang mit der Corona-Pandemie die deutsche Debatte. Dem Lockerungskurs der Ampel-Koalition bringen die Bundesbürger wenig Vertrauen entgegen. Die Aufhebung von Beschränkungen halten sechs von zehn für falsch. Der bereits wieder verworfene Vorstoß von Gesundheitsminister Lauter- bach, eine verpflichtende Quarantäne von Corona-Infizierten zugunsten einer freiwilligen Lösung auf- zugeben, wird von zwei Dritteln abgelehnt. Zugleich signalisieren viele, weiter vorsichtig zu sein. Jeder Zweite will an öffentlichen Orten wie z.B. beim Einkaufen den Mund-Nase-Schutz auf jeden Fall tra- gen, auch wenn er nun nicht mehr vorgeschrieben ist. In der Frage einer Corona-Impfpflicht äußert sich gut jeder Dritte ablehnend. Nicht ganz die Hälfte plädiert für eine Impfpflicht für alle Erwachse- nen, eine begrenzte Impfpflicht für höhere Altersgruppen wie z.B. den über-50-Jährigen unterstützt jeder Achte. Im aktuellen Krisen- und Nachrichtenkontext fällt das Urteil zur Arbeit der Ampel-Koalition geteilt aus, Zuspruch und Kritik halten sich etwa die Waage. Damit ist die Zufriedenheit mit der Arbeit der Bundes- regierung binnen eines Monats erkennbar gesunken. Allerdings konnte sich in diesem Zeitraum ein Teil des Kabinetts erfolgreich profilieren. So gewinnen Wirtschaftsminister Habeck und Außenministe- rin Baerbock Sympathien bei den Deutschen. Sie führen die Liste der populärsten Bundespolitiker im April mit persönlichen Bestwerten an. Bundeskanzler Scholz und Gesundheitsminister Lauterbach bü- ßen dagegen an Zustimmung ein, noch deutlicher verliert FDP-Finanzminister Lindner. Der gewachsene Zuspruch für die Koalitionsspitzen der Grünen spiegelt sich in der aktuellen Sonntags- frage. Die Grünen legen zum Vormonat um 3 Punkte zu und hätten bei einer Bundestagswahl derzeit 19 Prozent in Aussicht, der beste Wert in der Sonntagsfrage seit August letzten Jahres. Die Union kä- me auf 25 Prozent, die SPD auf 24 Prozent. Beide Parteien geben jeweils 1 Punkt ab. AfD und FDP kämen wie im Vormonat auf 11 bzw. 9 Prozent. Die Linke liegt mit 4 Prozent 1 Punkt schwächer als im März und fällt im ARD-DeutschlandTREND auf den schlechtesten Wert seit Juni 2005. Alle übrigen Parteien kämen zusammen unverändert auf 8 Prozent. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L 2 0 2 2 _____1
Sorge über wirtschaftliche Folgen des Ukraine-Krieges nimmt massiv zu Der Ukraine-Krieg dauert nunmehr schon sechs Wochen. Das Entsetzen der Bundesbürger über die Kampfhandlungen hält zumal nach Meldungen über Gräueltaten an der Zivilbevölkerung an, die Situa- tion der Menschen in der Ukraine bewegt weiterhin neun von zehn Bundesbürgern (91 Prozent; +2). Keineswegs gebannt ist die Angst der Deutschen vor einem größeren Krieg in Europa, vor dem sich knapp zwei Drittel (64 Prozent; -5) sorgen. Zugleich haben sich binnen Monatsfrist die Sorgen vor den ökonomischen Auswirkungen des Konfliktes massiv ausgeweitet. Nach 64 Prozent im März fürchten nunmehr 80 Prozent (+16) eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland. 76 Prozent (+10) und damit ebenfalls deutlich mehr als vor einem Monat sind beunruhigt wegen möglicher Ein- schnitte in die hiesige Gas- und Energieversorgung. ARD-DeutschlandTREND April 2022 Sorgen nach russischem Einmarsch in die Ukraine sehr große / große Sorgen wenige / gar keine Sorgen um die Menschen in der Ukraine +2 91 7 dass sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland verschlechtert +16 80 19 dass es in Deutschland zu Einschnitten in der Gas- und +10 Energieversorgung kommt 76 22 dass es wieder zu einem großen Krieg in Europa kommt -5 64 35 Machen Sie sich wegen des Einmarschs russischer Truppen in die Ukraine sehr große Sorgen, große Sorgen, wenig oder gar keine Sorgen … ? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu März 2022 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L 2 0 2 2 _____2
Kritischere Bewertung des Regierungskurses im Ukraine-Konflikt Die Reaktion der Bundesregierung auf den russischen Einmarsch in die Ukraine wird von den Deut- schen aktuell kritischer bewertet als vor einem Monat: Für ein gutes Drittel (37 Prozent; -16) ist der aktuelle Kurs der Bundesregierung im Ukraine-Krieg weiterhin angemessen, für 45 Prozent (+18) aber geht er mittlerweile nicht weit genug. Jeder zehnte Bundesbürger (11 Prozent; -3) hält die Antwort der Ampel-Parteien auf die russische Invasion für zu weitgehend. Anfang März hatten die unmittelbar nach dem Einmarsch eingeleiteten Schritte des Kabinetts gut die Hälfte (53 Prozent) überzeugt, wäh- rend sie drei von zehn (27 Prozent) als nicht ausreichend bezeichneten. ARD-DeutschlandTREND April 2022 Reaktion der Bundesregierung auf russischen Einmarsch in die Ukraine Parteianhänger zu weit angemessen nicht weit genug AfD 38 31 25 45 37 CDU/CSU 8 32 53 FDP 7 45 43 11 Grüne 4 45 50 geht zu weit angemessen geht nicht weit genug SPD 1 48 47 -3 -16 +18 zu weit angemessen nicht weit genug Russland ist Ende Februar in die Ukraine einmarschiert. Ist aus Ihrer Sicht die bisherige Reaktion der Bundesregierung auf den russischen Einmarsch angemessen, geht die Reaktion der Bundesregierung zu weit oder nicht weit genug? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu März 2022 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe Hinsichtlich der aktuellen Ukraine-Politik der Bundesregierung besteht in den Anhängerschaften der Koalitionsparteien keine Einigkeit. Von den Anhängern der SPD (48 Prozent) und Grünen (45 Prozent) hält etwa die Hälfte den derzeitigen Regierungskurs für angemessen. Ähnlich vielen von ihnen geht die Reaktion der Bundesregierung nicht weit genug (SPD-Anhänger 47 Prozent; Grünen-Anhänger 50 Prozent). Sichtlich uneins sind sich auch die FDP-Anhänger, von denen 45 Prozent dem derzeitigen Regierungskurs folgen, 43 Prozent sich dagegen weitergehende Schritte wünschen. Von den Unions- Anhängern unterstützt ein Drittel die Regierung mit ihrer Ukraine-Politik, während die Hälfte (53 Pro- zent) eine stärkere Reaktion Deutschlands favorisiert. 38 Prozent der AfD-Anhänger sehen den Regie- rungskurs im Ukraine-Konflikt als überzogen an. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L 2 0 2 2 _____3
Unterstützung für Boykott von russischem Gas und Öl nimmt zu Eine der Forderungen nach schärferen Antworten Deutschlands auf die russische Invasion zielt auf einen sofortigen Importstopp für russisches Gas und Öl. Auch hier hat sich die Haltung der Bundesbür- ger in den vergangenen Wochen verändert. Nach 44 Prozent Mitte des Monats unterstützen aktuell 50 Prozent der Bundesbürger einen derartigen Energieboykott, auch wenn dies negative Effekte für die Versorgung mit Energie und deren Preise hätte. 42 Prozent der Bundesbürgern äußern sich weiter ablehnend (-3). ARD-DeutschlandTREND April 2022 Energieboykott Russlands Parteianhänger würde ich würde ich unterstützen nicht unterstützen 50 Grüne 71 24 42 SPD 56 36 CDU/CSU 55 40 FDP 41 55 würde ich unterstützen würde ich nicht unterstützen AfD 16 77 +6 -3 Deutschland bezieht einen großen Teil des Erdgases und Erdöls aus Russland. Würden Sie wegen des Ukraine-Kriegs einen sofortigen Stopp der Einfuhren von russischem Erdgas und Erdöl unterstützen, auch wenn es dadurch bei uns zu Engpässen in der Energieversorgung und zu steigenden Energiepreisen kommt, oder würden sie das nicht unterstützen? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zum ARD-DeutschlandTREND im Morgenmagazin März 2022 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe In den Reihen der Koalitionsparteien gehen die Haltungen zu einem kurzfristigen Energie-Boykott auseinander. Ein sofortiger Importstopp findet zwar in den Reihen der Berliner Koalitionsparteien bei den Grünen-Anhängern (71:24 Prozent), aber auch bei über der Hälfte der SPD-Anhänger (56:36 Pro- zent) Zuspruch. Bei den FDP-Wählern überwiegt dagegen die Ablehnung (41:55 Prozent). Auch unter den Anhängern der Oppositionsparteien bestehen unterschiedliche Haltungen. Die Unions-Anhänger unterstützen einen Energieboykott (55:40 Prozent), die AfD-Anhänger nicht (16:77 Prozent). A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L 2 0 2 2 _____4
Energiepolitische Reaktion: Konsens allein bei Ausbau der Erneuerbaren Um sich von russischen Energie-Importen unabhängiger zu machen, ist die beschleunigte Diversifizie- rung deutscher Energiequellen wesentlich. Konsens besteht bei den Bundesbürgern allerdings allein bezüglich des schnelleren und stärkeren Ausbaus der erneuerbaren Energien, den fast neun von zehn (87 Prozent) als Reaktion auf den Ukraine-Krieg als richtig empfinden. Die Erschließung anderer Ener- giequellen wird wesentlich zurückhaltender bewertet. Dies gilt nicht nur für die Einfuhr von Fracking- Gas aus den USA (41:45 Prozent). Auch ein verstärkter Öl- und Gas-Import aus Katar und Saudi- Arabien (58:30 Prozent) oder eine Verlängerung der Laufzeiten deutscher Atomkraftwerke (53:38 Prozent) findet nicht annähernd so viel Anklang. Jenseits der Diversifizierung der Energieversorgung wird in Deutschland über größere Anstrengungen beim Energiesparen diskutiert wie z.B. Tempolimits. Deren zeitlich befristete Einführung auf Autobahnen unterstützen sechs von zehn Bundesbürgern (57 Prozent) und auch gut jeder zweite Autofahrer (54 Prozent). ARD-DeutschlandTREND April 2022 Akzeptanz Maßnahmen nach russischem Einmarsch in die Ukraine richtig falsch Schnellerer und stärkerer Ausbau der erneuerbaren Energien in 87 9 Deutschland Verstärkte Einfuhr von Öl und Gas aus Katar und Saudi-Arabien 58 30 nach Deutschland Einführung eines zeitlich befristeten Tempolimits auf deutschen 57 38 Autobahnen Aufhebung des geplanten Atomausstiegs zum Jahresende und 53 38 Weiterbetrieb von Atomkraftwerken in Deutschland Einfuhr von sogenanntem Fracking-Gas aus den USA nach 41 45 Deutschland Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg und seinen wirtschafts- und energiepolitischen Folgen für Deutschland wird über verschiedene Maßnahmen diskutiert. Geben Sie bitte zu den folgenden Maßnahmen an, ob diese aus Ihrer Sicht richtig oder falsch sind? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L 2 0 2 2 _____5
Reaktionen der Verbraucher auf gestiegene Preise Für die Verbraucher ist der Umgang mit gestiegenen Preisen bei Strom und Gas, an der Tankstelle, aber auch im Supermarkt längst Alltag geworden. Viele haben bereits reagiert. Von den deutschen Autofahrern signalisiert über die Hälfte (56 Prozent), wegen der hohen Benzin- und Dieselpreise we- niger häufig mit dem Auto zu fahren. Fast zwei Drittel der Bundesbürger (64 Prozent) haben nach eigenen Angaben begonnen, den Verbrauch für Heizung und Strom zu senken. Immerhin jeder Dritte (35 Prozent) gibt an, wegen gestiegener Preise generell weniger einzukaufen. Vor allem Haushalte mit geringen Einkommen halten sich beim Einkauf zunehmend zurück. ARD-DeutschlandTREND April 2022 Reaktionen auf Inflation trifft auf mich zu trifft nicht auf mich zu Ich habe wegen der hohen Energiepreise begonnen, meinen 64 35 Verbrauch für Heizung und Strom zu senken. Auto-Besitzer: Ich nutze wegen der hohen Benzin- und Dieselpreise 56 43 weniger häufig das Auto. Ich kaufe wegen der gestiegenen Preise generell weniger ein. 35 64 Im Folgenden geht es um Aussagen zu den aktuell hohen Preisen für Strom, Gas, Treibstoff und Lebensmittel. Geben Sie bitte jeweils an, ob diese auf Sie persönlich zutreffen oder nicht. Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L 2 0 2 2 _____6
Unverständnis gegenüber Aufhebung der Corona-Beschränkungen Neben dem Ukraine-Krieg und dessen Folgen bestimmt in diesen Tagen einmal mehr der richtige Umgang mit der Corona-Pandemie die politische Debatte in Deutschland. Dem Lockerungskurs der Ampel-Koalition bringen die Bundesbürger wenig Vertrauen entgegen. Die weitgehende Aufhebung der Corona-Beschränkungen zu Monatsbeginn halten sechs von zehn (57 Prozent) für falsch. Unver- ständnis äußern vor allem die Älteren, während sich Zuspruch und Ablehnung bei den 18- bis 49- Jährigen etwa die Waage halten. In den Wählerlagern findet die weitgehende Aufhebung der Corona- Maßnahmen allein in den Reihen von FDP (61:35 Prozent) und AfD (77:19 Prozent) Zuspruch. Alle anderen Anhängerschaften üben Kritik. Der bereits wieder verworfene Vorstoß von Gesundheitsminis- ter Lauterbach, eine verpflichtende Quarantäne von Corona-Infizierten zugunsten einer freiwilligen Lösung aufzugeben, wird von zwei Dritteln (68 Prozent) abgelehnt. ARD-DeutschlandTREND April 2022 Umgang mit Corona-Pandemie Aufhebung von bundesweiten Corona-Beschränkungen seit April Wegfall der Isolationspflicht für Corona-Infizierte 68 57 40 28 richtig falsch richtig falsch Wer in Deutschland positiv auf Corona getestet wird, muss sich bislang für einige Tage in Isolation begeben. Diskutiert wird, ab Mai eine Isolation von Seit Monatsbeginn sind in Deutschland die bundesweiten Corona- positiv auf Corona Getesteten nur noch zu empfehlen und nicht mehr Beschränkungen weitgehend aufgehoben. Halten Sie dies für richtig oder verpflichtend vorzugeben. Ist/Wäre (Mittwoch) aus Ihrer Sicht der Wegfall der falsch? Isolationspflicht für Corona-Infizierte richtig oder falsch? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L 2 0 2 2 _____7
Corona: Hälfte will weiter Maske beim Einkaufen tragen Viele Deutsche signalisieren, auch nach der Aufhebung der Corona-Beschränkungen weiter vorsichtig zu sein. So wollen 53 Prozent den Mund-Nase-Schutz an öffentlichen Plätzen z.B. beim Einkaufen auf jeden Fall tragen, auch wenn die Maske nun nicht mehr vorgeschrieben ist. Die Bereitschaft zum frei- willigen Tragen der Corona-Maske steigt deutlich mit dem Alter der Befragten. Während von den über 65-Jährigen zwei Drittel (66 Prozent) auf jeden Fall an der Maske festhalten wollen, sind es bei den unter 35-Jährigen lediglich vier von zehn (38 Prozent). ARD-DeutschlandTREND April 2022 Bereitschaft zum freiwilligen Tragen von Masken Altersgruppen auf jeden Fall 53 18-34 Jahre 38 35-49 Jahre 45 24 11 11 50-64 Jahre 58 auf jeden Fall eher ja eher nein auf keinen Fall 65+ Jahre 66 Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes gegen Corona ist in Deutschland ab Monatsbeginn nur noch für öffentliche Verkehrsmittel sowie Einrichtungen des Gesundheitswesens vorgeschrieben. Werden Sie die Maske darüber hinaus auch freiwillig an öffentlichen Orten tragen, wo dies nun nicht mehr vorgeschrieben ist, etwa beim Einkaufen? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L 2 0 2 2 _____8
Corona-Impfpflicht: Akzeptanz für allgemeine Impflicht nach wie vor am höchsten In dieser Woche diskutiert der Bundestag über Regelungen zu einer Corona-Impfpflicht in Deutschland. 37 Prozent (+4) und damit etwas mehr als noch im Februar äußern sich grundlegend ablehnend zu einer Impfpflicht, darunter mehrheitlich die Anhänger der AfD (81 Prozent), aber auch fast die Hälfte der FDP-Wähler (45 Prozent). Nicht ganz die Hälfte favorisiert eine Impfpflicht für alle Erwachsenen (46 Prozent; -7), eine altersbezogene Impfpflicht, z.B. für Personen ab 50 Jahren, unterstützt kaum verändert nur jeder Achte (13 Prozent; +1). ARD-DeutschlandTREND April 2022 Corona-Impfpflicht Parteianhänger für alle Erwachsenen ab 50 Jahren gegen Impfpflicht SPD 61 16 22 46 37 Grüne 55 20 24 CDU/CSU 56 14 27 13 FDP 42 12 45 für alle Erwachsenen ab 50 Jahren gegen Impfpflicht AfD 9 7 81 -7 +1 +4 für alle Erwachsenen ab 50 Jahren gegen Impfpflicht In Deutschland wird weiter über eine Impfplicht gegen das Corona-Virus diskutiert. Wie stehen Sie dazu? Sind Sie für eine Corona-Impfpflicht für alle Erwachsenen ab 18 Jahren? Für eine Corona-Impfpflicht nur für Erwachsene ab 50 Jahren? Oder sind Sie grundsätzlich gegen eine Corona-Impfplicht? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu Februar 2022 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L 2 0 2 2 _____9
Regierungszufriedenheit geht zurück Im aktuellen Krisen- und Nachrichtenkontext tut sich die Ampel-Koalition beim Publikum schwer. Die Zufriedenheit mit ihrer Arbeit ist binnen eines Monats zurückgegangen. Zuspruch und Kritik halten sich aktuell etwa die Waage. 47 Prozent (-9) äußern sich positiv zu den Leistungen des Berliner Kabinetts, 51 Prozent (+10) negativ. In den Reihen von Grünen (78:21 Prozent) und SPD (73:26 Prozent) über- wiegt weiterhin das Lob. Das Urteil der FDP-Anhänger zur eigenen Koalition fällt dagegen gespalten aus (49:51 Prozent). ARD-DeutschlandTREND April 2022 Zufriedenheit mit der Bundesregierung Parteianhänger sehr zufrieden / weniger / zufrieden gar nicht zufrieden Grüne 78 21 43 73 26 SPD 33 FDP 49 51 18 CDU/CSU 40 59 4 AfD 6 94 sehr zufrieden weniger gar nicht Keine Partei 28 65 zufrieden zufrieden zufrieden -2 -7 +7 +3 Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Bundesregierung? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu März 2022 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L 2 0 2 2 _____10
Politikerzufriedenheit: Habeck und Baerbock mit Zuwächsen an der Spitze, Lindner verliert am deutlichsten Die Arbeit der Ampel-Koalition hat an Zuspruch verloren, bei der Bewertung einzelner Kabinettsmit- glieder zeigen sich jedoch gegenläufige Verschiebungen. Wirtschaftsminister Habeck (54 Prozent; +7) und Außenministerin Baerbock (53 Prozent; +3) gewinnen gegenüber März an Sympathien und führen mit persönlichen Bestwerten erstmals im ARD-DeutschlandTREND die Liste der populärsten Bundespo- litiker an. ARD-DeutschlandTREND April 2022 Politikerzufriedenheit Be- sehr zufrieden / zufrieden weniger / gar nicht zufrieden kanntheit Robert Habeck Grüne +7 54 33 87 Annalena Baerbock Grüne +3 53 41 94 Olaf Scholz SPD -5 51 46 97 Karl Lauterbach* SPD -9 50 46 96 Christian Lindner FDP -10 39 51 90 Friedrich Merz* CDU -1 36 47 83 Christine Lambrecht* SPD ±0 24 48 72 Nancy Faeser** SPD +6 20 29 49 Tino Chrupalla** AfD -3 10 37 47 Amira Mohamed Ali** Linke -4 8 18 26 Sind Sie mit der politischen Arbeit von …? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu März 2022 / *Februar 2022 / **Januar 2022 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Kenne ich nicht / weiß nicht / keine Angabe Ihnen folgen Gesundheitsminister Karl Lauterbach (50 Prozent; -9 zu Februar) und Bundeskanzler Olaf Scholz (51 Prozent; -5). Beide SPD-Politiker büßen erheblich an Sympathien ein. Noch größere Einbu- ßen hat im März FDP-Finanzminister Christian Lindner (-10) zu verkraften. Mit einem Zuspruch von 39 Prozent liegt er im Mittelfeld vor dem CDU-Parteivorsitzenden Friedrich Merz (36 Prozent; -1 zu Febru- ar). SPD-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht überzeugt jeden vierten Wahlberechtigten (24 Prozent; +/-0), Innenministerin Nancy Faeser jeden Fünften (20 Prozent; +6 zu Januar). Auf den letzten Plätzen im Bevölkerungsurteil landen die Fraktionsvorsitzenden von AfD und Linken, Tino Chrupalla (10 Prozent; -3 zu Januar) und die nach wie vor kaum bekannte Amira Mohamed Ali (8 Prozent; -4). A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L 2 0 2 2 _____11
Sonntagsfrage: Grüne mit deutlichem Zuwachs Der gewachsene Zuspruch für die Spitzen der Grünen in der Berliner Koalition spiegelt sich in der ak- tuellen Sonntagsfrage. Die Grünen legen zum Vormonat um 3 Punkte zu und hätten bei einer Bundes- tagswahl derzeit 19 Prozent in Aussicht, der beste Wert in der Sonntagsfrage für die Partei seit August letzten Jahres. Die Union käme auf 25 Prozent, die SPD auf 24 Prozent. Beide Parteien geben jeweils 1 Punkt ab. AfD und FDP kämen wie im Vormonat auf 11 bzw. 9 Prozent, die Linke liegt mit 4 Prozent (-1) schwächer als im März und fällt auf den schlechtesten Wert im ARD-DeutschlandTREND seit Juni 2005. Alle übrigen Parteien kämen zusammen unverändert auf 8 Prozent. ARD-DeutschlandTREND April 2022 Sonntagsfrage zur Bundestagswahl 24 25 19 11 9 8 4 SPD CDU/CSU Grüne FDP AfD Linke Andere -1 -1 +3 ±0 ±0 -1 ±0 Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland / Reihenfolge der Parteien entspricht dem Ergebnis der letzten Bundestagswahl Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu März 2022 3 A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L 2 0 2 2 _____12
ARD-DeutschlandTREND April 2022 Wahl- und Umfrageergebnisse Bundestagswahl Zeitverlauf Wahlergebnisse seit 1998 Umfrageergebnisse seit Bundestagswahl 2021 50 50 40 40 30 30 25,7 SPD 25 CDU/CSU 24,1 CDU/CSU 24 SPD 20 20 19 Grüne 14,8 Grüne 11,5 FDP 11 AfD 10 10,3 AfD 10 9 FDP 4,9 Linke 4 Linke 0 0 Nov 21 Dez 21 Jan 22 Mrz 22 Feb 22 Okt 21 Apr 22 1998 2002 2005 2009 2013 2017 2021 Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Die Sonntagsfrage zur Bundestagswahl misst aktuelle Parteipräferenzen und nicht tatsächliches Wahl- verhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung hat zudem der Wahlkampf mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L 2 0 2 2 _____13
ARD–DeutschlandTREND April 2022 Repräsentative Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT Studieninformation ____________________________________________________________________________ Autorin WDR Elen Ehni 0221 220-1800 Redakteurin WDR Claudia Müller 0221 220-1800 Betreuung infratest dimap Roberto Heinrich 030 533 22-0 Grundgesamtheit Wahlberechtigte in Deutschland Erhebungsmethode Zufallsbasierte Telefon- (davon 60 Prozent Festnetz, 40 Prozent Mobilfunk) und Online-Befragung Fallzahl 1.325 Befragte (866 Telefoninterviews und 674 Online-Interviews) Gewichtung nach soziodemographischen Merkmalen und Rückerinne- rung Wahlverhalten Sonntagsfrage mit separater Gewichtung Erhebungszeitraum 04. bis 06. April 2022 Schwankungsbreite 2 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 10 Prozent 3 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 50 Prozent Durchführendes Institut infratest dimap Ansprechpartner infratest dimap Dr. Nico A. Siegel 030 53322-0 Reinhard Schlinkert 0228 32969-3 Roberto Heinrich 030 533 22-0 A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L 2 0 2 2 _____14
Sie können auch lesen