Autoimmunerkrankungen - Autoantikörper-Stufendiagnostik bei Autoimmunerkrankungen Wissenschaftlich-medizinischer Hintergrund

 
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FachInformation - Immunbiologie/Klinische Chemie

Autoimmunerkrankungen

Autoantikörper-Stufendiagnostik bei Autoimmunerkrankungen

Wissenschaftlich-medizinischer Hintergrund                     Autoimmunerkrankungen wie der autoimmunen He-
                                                               patitis, bei vielen Infektionserkrankungen sowie ggf.
Stufe 1: Antikörper-Screening mittels IFT – ein multi-         bei gesunden Personen vor.
spezifischer Suchtest
Die Stufendiagnostik bei Verdacht auf eine systemi-
sche Autoimmunerkrankung beginnt mit der Bestim-
mung von Autoantikörpern (AAk) gegen Zellkerne,
auch ANA (antinukleäre Antikörper) genannt. Die AAk
Bestimmung gegen intrazelluläre Strukturen (Kern und
Zytoplasma) wird mittels indirekter Immunfluoreszenz-
technik (IFT) auf Objektträgern mit fixiertem mitotisch         Abbildung 1: Beispiele für positive Fluoreszenzmuster.
aktivem Zellmaterial (HEp-2-Zellen und Primatenleber-           A ANA, homogenes Muster; B ANA, Zentromere;
zellen) erfasst. Die Antikörper im Patientenserum bin-          C AMA, Mitochondrien; D ASMA (Bilder: EUROIMMUN AG).
den dabei spezifisch an ihre intrazelluläre Zielstruktur       Stufe 2: ENA-Screen (Pool) und AMA, ASMA, LKM,
und werden mittels fluoreszenzmarkiertem Anti-hu-              Parietalzellen:
man IgG sichtbar gemacht. Bei einem positiven Test
(Titer 1:>80) wird eine Untersuchung mit serieller Ver-        Positive ANA lassen je nach Art und Titer bestimmte
dünnung des Patientenserums (Austitrierung bis Titer           Hinweise auf den/die zugrundeliegenden Autoantikör-
1:>10.240) angeschlossen. Je nach Antigenlokalisation          per bzw. Erkrankung zu. 95-99 % aller SLE-Patienten
ergibt sich für jeden ANA ein charakteristisches Flu-          und 30 % aller RA-Patienten sind ANA positiv. Die hohe
oreszenzmuster, das zusätzlich zum ANA-Titer im Be-            Sensitivität korreliert allerdings mit einer nur geringen
fund angegeben wird.                                           Spezifität. Auch bei Gesunden, vor allem bei älteren
                                                               Patienten (>60 Jahre) sind niedrigtitrige ANA nach-
Da die Membran vitaler Zellen für freie Antikörper grund-      weisbar, allerdings ohne pathogene Relevanz. Sie kön-
sätzlich impermeabel ist, spielen die entsprechenden           nen jedoch den Beginn oder die Remission einer Kol-
Autoantikörper nach vorhergehender Sensibilisierung            lagenose oder einer autoimmunen Lebererkrankung
in der diagnostischen Relevanz für systemische Autoim-         anzeigen (jährliche Kontrolle!). Bei einem positiven
munerkrankungen des rheumatischen Formenkreises,               Antikörpernachweis ab einem Titer von 1:320 sollte in
insbesondere für Kollagenosen, eine wichtige Rolle.            einem zweiten Schritt, je nach Fluoreszenzmuster und
Ein negatives Testergebnis stellt aufgrund der hohen           diagnostischer Fragestellung, eine weitere gezielte Dif-
Sensitivität ein nahezu sicheres Ausschlusskriterium           ferenzierung der Subtypen erfolgen:
für einige Kollagenosen (z.B. SLE und Mischkollageno-           - Bei einem Kernfluoreszenzmuster und bei möglichen
se/SHARP-Syndrom) dar (hohes negatives prädiktives             		 Überlappungen ist die Bestimmung von Anti-
Ergebnis). Jedoch sollte hier immer die zusätzliche            		 körpern gegen ENA (extrahierbare nukleäre
Bestimmung der SS-A/Ro-Ak erfolgen, da bekannt ist,            		 Antigene) empfohlen. Der ENA-Screen (Pool)
dass ANA, die sich gegen das Antigen SS-A/Ro richten,          		 ist ein ELiA-Testsystem (Enzymimmunoassay) zur
in der IFT nicht immer erfasst werden (Häufigkeit >2%).        		 qualitativen in vitro Bestimmung von IgG-Antikörpern
Hier ist eine spätere Verlaufs-Wiederholung des ANA-           		 und stellt eine Hilfe bei der klinischen Diagnose von
Tests empfohlen. ANA kommen nicht nur bei systemi-             		 SLE, Mischkollagenose, Sjögren-Syndrom, Sklero-
schen Autoimmunerkrankungen, z. B. Kollagenosen                		 dermie und Polymyositis/Dermatomyositis dar. Der
wie SLE oder RA, sondern auch bei organspezifischen            		 ENA-Screen ist ein Gemisch aus den Antigenen
                                                                                                     69. Fachinformation - Vers. 1.5-27.01.2020

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Autoimmunerkrankungen - Autoantikörper-Stufendiagnostik bei Autoimmunerkrankungen Wissenschaftlich-medizinischer Hintergrund
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		 humanen rekombinanten U1-snRNP (RNP70, A, C),                         Subtyp                      mögliche Krankheitsassoziation
		 SS-A/Ro (60 kDa, 52 kDa), SS-B/La, CENP-B,                            Aktin-Ak                    Autoimmunhepatitis, ausschl. Virushe-
		 Scl-70, und Jo-1 Proteinen sowie mit synthetischen                                                patitis notwendig
		 SmD Peptiden. Bei einem positiven Ergebnis erfolgt                    LKM-1-Ak                    Autoimmunhepatitis, ausschl. Virushe-
		 automatisch die Differenzierung der Reaktivität                                                   patitis notwendig
		 (Stufe 3, monospezifischer Test).                                    Tabelle 1: Subtypen und mögliche Krankheitsassoziation.
 - Bei einem homogenen Muster oder bei posi-                            SLE: systemischer Lupus erythematodes, CREST: Calcinose,
		 tiven Chromosomen im Mitosestadium empfiehlt sich                    Raynaud, Oesophagusdysmotilität, Sklerodaktylie, Teleangiek-
		 zusätzlich die Bestimmung von dsDNA-Antikörpern.                     tasien; PBC: primäre biliäre Zirrhose
		 Der dsDNA-Antikörper ist ein krankheitsspezifischer                  - ENA-Profil (monospezifischer Test mittels ELiA) von
		 Autoantikörper bei SLE und wird mit einer Prävalenz                 		 humanen rekombinanten U1-snRNP (RNP70, A, C),
		 von 70-90 % festgestellt.                                           		 SS-A/Ro (60 kDa, 52 kDa), SS-B/La, CENP-B, Scl-70,
 - Bei einem rein zytoplasmatischen Fluoreszenzmuster                  		 und Jo-1 Proteinen sowie mit synthetischen SmD
		 empfiehlt sich die Bestimmung von antimitochondrialen               		 Peptiden.
		 Autoantikörpern (AMA), AK gegen Leber-Niere-                         - Weitere mögliche AAk-Einzelparameter: RNP70
		 Mikrosomen (LKM) und Autoantikörper gegen glatte                    		 und DFS70 (Exklusionsmarker).
		 Muskulatur (ASMA) sowie Parietalzellen. Diese
                                                                        - Bei einem zytoplasmatischen Fluoreszenzmuster
		 Autoantikörper-Spezifitäten können auf einen
                                                                       		 kann eine Subtypenbestimmung der AAk gegen
		 speziellen IFT Organschnitt (fixierten Leber-,
                                                                       		 Aktin, AMA M2-Protein sowie Parietalzellen
		 VSM47-, Niere- und Magenzellen) bestätigt werden.
                                                                       		 (Intrinsic Faktor und H+/K+ ATPase) erfolgen.
Stufe 3: Monospezifischer Test - Autoantikörper Sub-
                                                                        - Je nach Fragestellung können hier auch zusätzlich
typenbestimmung
                                                                       		 spezielle Immunoblots (z.B. Myositis-/ Sklerodermie-
Bei einem positiven ENA-Screen sollte in einem dritten                 		 Profile) folgen.
Schritt eine entsprechende Differenzierung der Subty-
pen erfolgen, da diese Autoantikörper eine z.T. deut-
lich höhere Krankheitsspezifität besitzen (s. Tab. 1):                 Klinische Relevanz
  Subtyp                       mögliche Krankheitsassoziation          In verschiedenen retrospektiven und prospektiven
  dsDNA-Ak                     SLE                                     Studien für einige AAk konnte zudem gezeigt werden,
  SS-A/Ro-Ak                   Sjögren-Syndrom, SLE                    dass diese Monate bis Jahre vor den klinischen Sym-
  SS-B/La-Ak                   Sjögren-Syndrom, SLE                    ptomen der entsprechenden Autoimmunerkrankung
  Scl-70-Ak                    Sklerodermie                            bereits nachweisbar sind. Diese Patienten sind dem-
  CENP-B-Ak                    CREST-Syndrom                           entsprechend engmaschig zu kontrollieren, um früh-
  CENP-B-Ak + AMA              PBC-Overlap                             zeitig eine Therapie einleiten zu können.
  RNP70-Ak                     Sharp-Syndrom, MCTD                      - RF und CCP können Jahre vor der Manifestation der
  U1-snRNP-Ak                  Sharp-Syndrom, MCTD, SLE                		 RA nachweisbar sein. Besonders hoch ist das Risiko
  Jo-1-Ak                      Myositis, Anti-Synthetase Syndrom       		 einer RA-Entwicklung, wenn beide Autoantikörper
  SmD-Ak                       SLE                                     		 erhöht auftreten.
  DFS70-Ak                     Exklusionsmarker                         - Bei 88% der SLE-Patienten konnte gezeigt werden,
  AMA-M2-Ak                    PBC                                     		 dass mindestens einer der SLE AAk (ANA, dsDNA,
  Intrinsic Faktor-Ak          Vitamin B12-Mangel, Perniziöse Anä-     		 SS-A/Ro, SS-B/La, SmD oder U1-snRNP) bereits bis
                               mie, Neuropathie                        		 zu drei Jahre vor der Manifestation nachweisbar
  Parietalzell-Ak              Chronisch-atrophische Gastritis, > 60   		 ist.
                               Jahre ggf. physiologisch

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Indikation                                                              Präanalytik
Der Autoantikörper-IFT sollte bei einem klinischen                      Probenmaterial:                  1 ml Serum
Verdacht auf systemische Autoimmunerkrankungen,                         (Nachforderung möglich innerhalb: 2 Wochen)
z.B. Kollagenosen, Erkrankungen des rheumatischen
Formenkreises und Autoimmunhepatitiden erfolgen.                        Analysenhäufigkeit:              1-2 mal pro Woche

Die Autoantikörper-Diagnostik bei systemischen Autoimmunerkrankungen ist ein mehrstufiger Prozess:

Abbildung 2: Modell der Autoantikörper-Stufendiagnostik bei Ver-        Fragen?
dacht auf eine systemische Autoimmunerkrankung.
Stufe 1 ANA-Screening mittels IFT (multispezifisch).                    Ihr Kontakt zu uns:
Stufe 2 ENA-Screen (ELiA) und AMA/ASMA/LKM/Parietalzellen (IFT).        Telefonkontakt: +49.89.895578-0
Stufe 3 AAk-Subtypenbestimmung (monospezifisch).
                                                                        E-Mail: info@medizinische-genetik.de
Testprinzip: grün = IFT, blau = ELiA, orange = Blot; grau = Fremdver-   Autoren:
sand von speziellen Anfragen (Blot, IFT, AAk).                          Dr. rer. nat. Isabelle Hodak
*diese AAk Subtypen sind im ENA-Profil enthalten; **Leberblot.          Dr. med. Manfred Wick

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