B. Lange, T. Tenenbaum & L. M. Wessel - COVID-19-Pandemie: Management kinderchirurgischer Patienten - DGPI
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COVID-19-Pandemie: Management kinderchirurgischer Patienten B. Lange, T. Tenenbaum & L. M. Wessel Monatsschrift Kinderheilkunde Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedizin ISSN 0026-9298 Monatsschr Kinderheilkd DOI 10.1007/s00112-020-00989-7 1 23
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Monatsschrift Author's personal copy Kinderheilkunde Konsensuspapiere Monatsschr Kinderheilkd B. Lange1,3 · T. Tenenbaum2 · L. M. Wessel3 https://doi.org/10.1007/s00112-020-00989-7 1 Stabsstelle Krankenhaushygiene, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim, Deutschland © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von 2 Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Springer Nature 2020 Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim, Deutschland 3 Redaktion Kinderchirurgische Klinik, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Universitätsmedizin A. Borkhardt, Düsseldorf Mannheim, Mannheim, Deutschland S. Wirth, Wuppertal COVID-19-Pandemie: Management kinderchirurgischer Patienten Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH), der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie (DGPI) Einleitung Erkrankungsrisikos mit einer Inzidenz am 07.05.2020 den Beginn einer neuen von 1–5 % und das Ausbleiben schwerer Phase der COVID-19-Pandemie. So wa- Die weltweite Ausbreitung des Erregers Krankheitsverläufe bei Fehlen von Ri- ren am 16.05.2020 in Deutschland nur SARS-CoV-2 (neuartiges Coronavirus), sikofaktoren im Kindesalter [11, 15, 16, noch ca. 15.000 akut Erkrankte/Infizierte welches als Ursache der „Coronavirus 29]. Ein Todesfall wurde bei Kindern und registriert, von denen bundesweit 400 Disease 2019“ (COVID-19) identifiziert Jugendlichen in Deutschland im Rah- das Kindesalter betrafen. Am 19.05.2020 werden konnte, wurde am 11.03.2020 von men einer Umfrage der Deutschen Ge- wurde vom Bundestag mit Zustimmung der WHO zur Pandemie erklärt. Um bei sellschaft für Pädiatrische Infektiologie des Bundesrates das „Zweite Gesetz zum steigenden Fallzahlen auch in Deutsch- (DGPI Survey) registriert [3]. Schutz der Bevölkerung bei einer epide- land die stationäre Versorgung COVID- Im Umgang mit COVID-19 stehen in mischen Lage von nationaler Tragwei- 19-positiver Patienten gewährleisten zu den Kliniken infektionshygienisch pri- te“ beschlossen. In diesem Gesetz wird können, wurde am 13.03.2020 gemäß In- märe (Basishygiene in Form von Hände- der persönliche Anspruch auf Testun- fektionsschutzgesetz (IfSG) §32 die „Ver- desinfektion, Isolierung/Kohortierung, gen für den Nachweis einer SARS-CoV- ordnung zur Bekämpfung des Corona- persönlicher Schutzausrüstung [PSA] 2-Infektion festgeschrieben. In der am virus“ erlassen. In dieser sind elektive u. a.) und sekundäre (Surveillance-)Prä- 03.06.2020 publizierten AWMF-S1-Leit- Aufnahmen, Eingriffe oder Operationen ventionsmaßnahmen im Vordergrund. linie „Interdisziplinär abgestimmte Emp- auf unbestimmte Zeit zu verschieben und Im Sinne des ressourcensparenden Um- fehlungen zum Personal- und Patienten- das Besuchsrecht in den Kliniken einzu- gangs mit Test-Kits wurde zu Beginn schutz bei Durchführung planbarer Ein- schränken [8]. gemäß RKI-Vorgabe nicht jeder stationär griffe zur Zeit der SARS-CoV-2-Pande- Mit Stand vom 10.04.2020 wurde vom aufzunehmende Patient, sondern risi- mie“ [13] wird für alle Patienten die Emp- Robert Koch-Institut (RKI) anhand der koadaptiert bei positiver Anamnese und fehlung zur Durchführung eines PCR- Meldepflicht gemäß IfSG über 113.525 typischen Symptomen wie Fieber, Hus- Abstrichs maximal drei Tage vor einer positive COVID-19-Fälle in Deutschland ten, grippeähnlichen Symptomen und elektiven Operation ausgesprochen. berichtet [23, 24]. Von diesen waren 2228 Störung des Geruchs-/Geschmackssinns Wir empfehlen daher wie in der Kinder in der Altersgruppe 5 bis 14 und (begründeter Verdachtsfall) auf SARS- AWMF-Leitlinie „in Abhängigkeit der 882 in der Altersgruppe 0 bis 4 Lebens- CoV-2 getestet. regionalen epidemiologischen Situation jahre zu finden. Publikationen aus China, Infolge der zunehmenden Testkapa- für alle Patienten ohne mögliche CO- Italien, Spanien und den USA bestätigen zität, sinkender Fallzahlen und Locke- VID-19-assoziierte Symptome vor einem die Beobachtung eines nur geringeren rung des Shutdowns definierte das RKI elektiven bzw. auch kurzfristig planbaren Monatsschrift Kinderheilkunde
Author's personal copy Konsensuspapiere ambulanten und stationären Eingriff die leicht erkrankt oder gar asymptomatisch Auswirkungen auf die Durchführung einer präoperativen PCR- [1, 26]. Kinderchirurgie in der ersten Abstrich-Testung. Auf die Abstrichtes- Bis Anfang Mai 2020 kam trotz der Phase der Pandemie tung kann verzichtet werden, falls der niedrigen Infektionszahlen im Kindesal- regionale öffentliche Gesundheitsdienst ter infolge innerklinischer personeller Unabhängig von COVID-19 werden (das für die Region zuständige Ge- Umverteilung und mit dem Ziel der auch im Kindesalter chirurgische Ein- sundheitsamt) aufgrund sehr niedriger Reduktion von Kontakten auch in kin- griffe in Notfalloperationen, dringliche Neuinfektionszahlen eine solche globale derchirurgischen Kliniken neben dem und elektive Eingriffe eingeteilt. Ope- Testung für nicht erforderlich hält bzw. Absetzen aller elektiven Operationen rationen im Fachgebiet Kinderchirurgie die jeweilige regionale epidemiologische und dem eingeschränkten Besuchsrecht sind jedoch zusätzlich durch ihre Ab- Situation es zulässt.“ Dieses Vorgehen für Angehörige auch die ambulante hängigkeit vom Reifegrad und Entwick- steht im Einklang mit der „Verordnung Tätigkeit in den Spezialsprechstunden lungsstand der Kinder gekennzeichnet. zum Anspruch auf bestimmte Testungen nahezu vollständig zum Erliegen [7]. Auf den ersten Blick lässt in Kinder- für den Nachweis des Vorliegens einer Infolgedessen war es niedergelassenen zentren mit eigener pädiatrischer Inten- Infektion mit SARS-CoV-2“ des Bun- Kinderärzten nicht möglich, Patienten sivstationdie äußerstgeringe Zahl schwer desministeriums für Gesundheit vom in den Spezialambulanzen vorzustellen. kranker, intensivpflichtiger COVID-19- 09.06.2020, wonach unter Berücksichti- Ursächlich waren bei bekannten knappen Fälle im Vergleich zu Erwachsenen ver- gung der jeweiligen epidemiologischen Personalressourcen auch die aufgrund meintlich mehr Handlungsspielraum für Lage PCR-Abstriche vor elektiven Ein- der Pandemie veranlasste Separierung die postoperative Versorgung zu. Insge- griffen durchgeführt werden können, des Personals innerhalb der Klinik so- samt muss jedoch berücksichtigt werden, aber nicht müssen. wie die Verlagerung des Fachpersonals dass auch in kinderchirurgischen Klini- Unter Berücksichtigung dieser Emp- in potenzielle COVID-19-Bereiche. Es ken die eingeschränkte Operationskapa- fehlungen sollten zukünftig Patienten, drohte die Gefahr, dass Patienten daher zität durch Personalverlagerung aus dem die wegen einer chirurgischen Indikation häufig verzögert oder im Einzelfall gar zu Operations- in den Intensivbereich (An- ambulant oder stationär aufgenommen spät vorgestellt wurden. Einzelberichte ästhesie) und die Verlagerung von Inten- werden, einer SARS-CoV-2-Diagnostik zeigen, dass eine verzögerte Vorstellung sivpersonal aus dem Kinder- in den Er- zugeführt werden. Diese Ausweitung in der Klinik zu komplizierten Verläufen wachsenbereich (z. B. ECMO-Expertise) von Tests bezieht insbesondere auch führen kann [14]. zu einer Einschränkung der Operations- asymptomatische Kinder und deren Be- Hinzu kommt weiterhin die Angst kapazität führen kann. Die Benennung gleitperson ein, um in Abhängigkeit der Eltern, in Zeiten der COVID-19- zweier voneinander getrennter Behand- von der epidemiologischen Situation Pandemie bei einem Besuch oder Auf- lungsteams soll innerhalb einer Klinik eine eventuelle Dunkelziffer und damit enthalt in der Klinik einem erhöhten sicherstellen, dass im Fall einer COVID- mögliche Infektionsgefahr aufspüren zu Infektionsrisiko ausgesetzt zu sein. Dies 19-Erkrankung das zweite Team mit der- können. Diese ausgedehnte Teststrategie gilt vor allem für Kinder mit chronischen selben Fachexpertise zeitnah zur Verfü- kann den Schutz des Personals stärken, Erkrankungen und Immunsuppression, gung steht [19]. Kleinere Kliniken soll- die Verbreitung des Virus und das Risi- obwohl die Gefährdung im Vergleich ten durch eine gezielte Personaleinsatz- ko eines Ausbruchgeschehens reduzieren zu Erwachsenen deutlich geringer zu planung unnötige Personalwechsel zwi- sowie die Morbidität der Patienten sen- sein scheint [11]. Unterstützt durch die schen den Bereichen vermeiden. Die CO- ken. Kritisch müssen der aktuell noch zuständige Krankenhaushygiene müssen VID-19-Pandemie führt daher auch im hohe Kostenfaktor der SARS-CoV-2- durch regelmäßige Surveillance nosoko- pädiatrischen Bereich zu Versorgungs- Testung, die Möglichkeit falsch-positi- miale SARS-CoV-2-Infektionen in den engpässen durch Absetzen von Elektiv- ver bzw. falsch-negativer Testergebnisse, Kliniken rechtzeitig erkannt bzw. vor operationen und reduzierte Intensivka- der logistische Aufwand der Testung vor allem vermieden werden. pazitäten. der stationären Aufnahme und die po- Auch in Kinderzentren muss jedoch Zahlreiche Notfalleingriffe müssen tenziell unangenehme Abstrichprozedur vor allem in Zeiten einer Pandemie die trotz diskutierter Therapiealternativen gegenübergestellt werden. klare Trennung infektiöser Patienten so- auch während einer Pandemie in der Es zeigt sich hier eine Ähnlichkeit mit wohl in der ambulanten Versorgung als Kinderchirurgie durchgeführt werden. früheren Coronaviruserkrankungen wie auchstationärenBehandlung einelemen- Im Bereich der Traumatologie zählen SARS und MERS. Auch bei diesen Epi- tarer Bestandteil der gelebten Basishygie- dazu unter anderem die Versorgung von demien waren Kinder deutlich weniger ne sein. Organisatorisch gehören dazu Frakturen und Polytraumata, thermi- häufig betroffen und erkrankten weni- bereits für Verdachtsfälle die getrenn- schen Verletzungen und endoskopische ger schwer im Gegensatz zu Erwachse- te Wegeführung und räumliche Separie- Fremdkörperentfernungen (Ösophagus, nen. Obwohl innerhalb der Familien eine rung in einem eigenen Behandlungsraum Bronchialsystem). Darüber hinaus Ein- Ansteckung durchaus auftrat, waren Kin- in der Notaufnahme. griffe in der Viszeralchirurgie (Ileus, der in ca. zwei Drittel der Fälle nur sehr Volvulus, nekrotisierende Enterokoli- tis), Gynäkologie (Ovarialtorsion) und Monatsschrift Kinderheilkunde
Author's personal copy Urologie (posteriore Urethralklappe, Infektiologische Aspekte Operation auch bei milder Symptomatik Urosepsis infolge Obstruktion, Ho- kritisch überprüft werden. dentorsion, symptomatische Phimose/ Für jeden Eingriff sollte individuell be- Paraphimose [22]). COVID-19-positive rücksichtigt werden, dass bei gleichzei- Hygienische Aspekte Patienten mit Appendizitis können nach tiger viraler Infektion des Respirations- ausführlicher Aufklärung der Eltern im traktes die postoperative Rekonvaleszenz Auch bei asymptomatischen Kindern Einzelfall auch primär konservativ be- verkompliziert und verlängert werden sollte aus Gründen des Mitarbeiter- handelt werden. Alternativ bietet sich bei kann [30]. Bislang gibt es nur wenige schutzes maximal 72 h präoperativ ein perforierter Appendizitis die Abszess- Publikationen, die den postoperativen SARS-CoV-2-Abstrich erfolgen. Wün- drainage mit Intervallappendektomie an klinischen Verlauf nach stattgehabter schenswert wäre allerdings eine Testung [21]. Differenzialdiagnostisch muss bei Operation und Nachweis einer akuten innerhalb 24 h oder gar mittels „Point- akuter gastrointestinaler Symptomatik Infektion durch respiratorische Viren of-care“-Schnelltest innerhalb weniger mit Fieber und Zeichen der Hyperinflam- dokumentiert haben. In einer chinesi- Minuten, sodass die Patientenlogistik mation an ein COVID-19-assoziiertes schen Studie mit 1629 Kindern, die sich optimiert wäre. Aktuell bleibt labortech- „multisystem inflammatory syndrome einer Operation unterziehen mussten, nisch bedingt weiterhin eine gewisse in children“ (MIS-C) mit Multiorgan- konnte bei 171 Kindern mindestens Unklarheit. Die Eltern müssen nach versagen und Schock gedacht werden ein viraler respiratorischer Erreger ge- Abnahme des Abstrichs bis zum ver- [28]. Ergänzend kommen bei Neugebo- funden werden. Wichtige Erreger wie einbarten Operationstermin das Kind renen die operative Versorgung ange- RSV (9,9 %) und Parainfluenzavirus 3 gegenüber Nichtangehörigen des eige- borener Fehlbildungen (wie kongenitale (24,5 %) konnten dabei mit hoher Vi- nen Haushalts abschirmen. Das Ergebnis Zwerchfellhernie, sämtliche Atresien, ruslast nachgewiesen werden, welches des Abstrichs bestimmt den Zeitpunkt Bauchwanddefekte) und bei Säuglingen als Indiz für eine akute Infektion zu se- der elektiven Aufnahme und im Ein- irreponible oder eingeklemmte Hernien hen ist. Initial waren diese Kinder meist zelfall den Zeitpunkt des chirurgischen (Leistenhernie, Nabelhernie) hinzu. wenig symptomatisch, verschlechterten Eingriffs. Zu den dringlichen Eingriffen, die sich dann aber mit dem klinischen Bild Elektive Patienten mit prophylakti- innerhalb von 30 Tagen durchgeführt einer Pneumonie [19]. In einer großen schem Screening werden auf die kin- werden sollten, zählen unter anderem australischen Studie mit kardiochirur- derchirurgische Normalstation nur bei die operative Anlage eines getunnel- gisch behandelten Kindern fand sich bei negativem Testergebnis aufgenommen. ten, zentralvenösen Kathetersystems 73 von 1723 (4,2 %) der Nachweis von Sollte ein notfallmäßig aufgenommener zur Chemotherapie oder parenteralen respiratorischen Viren. Der Verlauf war Patient zufällig SARS-CoV-2-positiv Ernährung bei Kurzdarmsyndrom. On- bei diesen Kindern durch einen länge- sein, muss eine entsprechende Ver- kologische Behandlungen (Nephroblas- ren Aufenthalt auf der Intensivstation folgung der Kontaktpersonen bzw. des tom, Neuroblastom) sollten weiterhin und längere Intubationsdauer kompli- Personals erfolgen und eine Umgebungs- priorisiert, interdisziplinär anhand stan- ziert worden [18]. In einer kleineren untersuchung eingeleitet werden. Hier dardisierter Therapieprotokolle geplant amerikanischen Studie kam man zu sind dann entsprechend die Kranken- und aufgrund der in den letzten Jah- einem ähnlichen Ergebnis [9]. Darin haushygiene, der Betriebsarzt und die ren verbesserten Ergebnisse weitgehend war der Aufenthalt auf der Intensivsta- lokale Gesundheitsbehörde zu involvie- zeitgerecht durchgeführt werden. Dem- tion sogar um das Dreifache verlängert. ren. gegenüber muss bei allgemein einge- Bei einer kleinen Patientengruppe von Die notfallmäßige Aufnahme von schränkten Ressourcen in der Pandemie 12 Kindern mit Lebertransplantation Kindern mit chirurgischem Krankheits- der Zeitpunkt der geplanten Korrektur konnte eine erhöhte Komplikations- bild und zusätzlich gesicherter SARS- eines Hodenhochstands mit den Eltern rate von arteriellen Thrombosen bei CoV-2-Infektion sowie von Kindern kritisch besprochen werden. Metallent- Nachweis von respiratorischen Viren mit COVID-19-spezifischen Sympto- fernungen bei Implantaten nahe bzw. demonstriert werden [12]. Bisherige an- men ohne Testergebnis oder nach un- mit Kreuzung der Wachstumsfuge soll- ästhesiologische Empfehlungen sahen geschütztem Kontakt zu einer COVID- ten ebenfalls nicht unnötig verschoben vor, Kindern mit moderaten und schwe- 19-positiven Person sollte in einer sepa- werden. Nachteile in Form von Ferti- ren Erkältungssymptomen vom OP- raten Station oder in einem separaten litätseinschränkung oder Wachstums- Programm abzusetzen und nach zwei Stationsbereich bis zum Vorliegen des störung müssen durch den korrekten Wochen wieder einzubestellen. Bei mil- Testergebnisses erfolgen. Bei negati- Operationszeitpunkt minimiert, die in den Symptomen wird das abhängig vom vem Testergebnis sollte bei weiterhin der Pandemie jedoch eingeschränkten Eingriff nicht ganz so kritisch gesehen zusätzlich bestehenden COVID-19-ty- Personal-, Betten- und OP-Kapazitäten [4]. Da bei Kindern mit SARS-CoV-2- pischen Symptomen eine zweite Testung ebenfalls berücksichtigt werden. Infektion die Klinik meist milde oder (z. B. Sputum) durchgeführt werden. Bei gar asymptomatisch verläuft, muss die ebenfalls negativem zweiten Testergeb- Dringlichkeit der Indikation zu einer nis kann dann die Verlegung auf die Normalstation erfolgen. Monatsschrift Kinderheilkunde
Author's personal copy Konsensuspapiere In der Indexstation werden die Pa- tenz und instrumentierender Pflegekraft moperitoneums über den Trokar zum tienten nach „Verdachtsfall“ und „gesi- betritt den kinderchirurgischen OP erst Bergen von Gewebe (z. B. Appendix) chertem Fall“ in einem Einzelzimmer nach Intubation des Patienten und trägt oder am Ende des operativen Eingriffs mit Nasszelle untergebracht. Bei hohem bei Verdacht auf COVID-19 oder gesi- sollte unterbleiben, oder alle weiteren Patientenaufkommen können sie dia- cherter COVID-19-Diagnose für die Zeit Mitarbeiter müssen währenddessen den gnosebezogen auch kohortiert werden. des Eingriffs Schutzbrille und FFP2-Mas- OP-Saal verlassen. Nach derzeitigem Angesichts der Tröpfcheninfektion durch ke. Die Extubation des Patienten erfolgt Wissensstand sollte bei Fehlen der oben SARS-CoV-2 sollte im optimalen Fall ein erst, wenn das OP-Team den OP-Saal genannten Schutzausrüstung und man- zusätzlicher Vorraum vorhanden sein, in verlassen hat. gelhafter technischer Ausstattung von dem die persönliche Schutzausrüstung Unabhängig vom SARS-CoV-2-Sta- der laparoskopischen OP-Technik Ab- (PSA) angelegt wird. Die PSA besteht tus des Patienten wird vom Anästhesisten stand genommen werden. standardmäßig aus Schutzbrille, FFP2- präoperativ die von der Klinik festge- Maske, Schutzkittel und Schutzhand- legte perioperative Antibiotikaprophyla- Auswirkungen auf die schuhen. Im Rahmen des ressourcen- xe (PAP) appliziert. Im Team-Time-Out Kinderchirurgie in der zweiten sparenden Umgangs mit PSA können die vor Hautschnitt sollte in Zeiten der CO- Phase der Pandemie Einmalprodukte Schutzbrille und FFP2- VID-19-Pandemie zusätzlich die korrek- Maske mitarbeiterbezogen mehrfach te PSA aller im OP-Saal beteiligten Per- Um auch in den kinderchirurgischen Kli- verwendet bzw. die Schutzbrille auch sonen überprüft werden. niken die Umsetzung des vom Bundes- maschinell aufbereitet werden. Schutz- Für abdominalchirurgische Eingriffe ministerium für Gesundheit geforderten kittel und Schutzhandschuhe werden sollte präoperativ eine Nutzen-Risiko- „neuen Klinikalltags“ bedarfsgerecht nach Gebrauch im Zimmer entsorgt. Bewertung hinsichtlich konventioneller umsetzten zu können, ist neben der Die Versorgung durch speziell im Um- vs. laparoskopischer Technik erfolgen. Anpassung infektionspräventiver und gang mit COVID-19-positiven Patienten Die Vorteile der minimal-invasiven Ope- organisatorischer Maßnahmen die strik- geschultes Personal wird dringend emp- rationstechnik wurden auch für Kinder- te Aufrechterhaltung der bereits in der fohlen. und Jugendliche unter den Aspekten ersten Phase der Pandemie etablierten der besseren Übersicht, geringeren In- Basishygiene erforderlich. Organisatorische Voraus- fektionsraten für den Chirurgen, kürze- Zukünftig wird für alle stationären setzungen ren Verweildauer, des geringeren post- Patienten und deren Begleitperson rou- operativen Schmerzes mit geringerer tinemäßig vor bzw. unmittelbar nach Die Etablierung eines speziell für CO- postoperativer Infektionsrate aufseiten Aufnahme einen SARS-CoV-2-Abstrich VID-19-positive Patienten vorgesehenen des Patienten publiziert. Demgegenüber empfohlen. Darüber hinaus sollten die OP-Bereichs ergibt infektionshygieni- wird die mögliche Aufnahme von SARS- Begleitpersonen und Besucher einen sche Vorteile [27]. Dies betrifft sowohl CoV-2-Partikeln als infektiöses Aero- Selbstauskunftsbogen zum eigenen Ge- das Training des Personals, die Ausstat- sol über den chirurgischen Rauch und sundheitsstatus und eventuell stattgehab- tung des OP-Saals als auch die Raumluft- das Pneumoperitoneum diskutiert [2, 5, ter Kontakte mit COVID-19-positiven Technische(RLT)-Anlage [20]. Die RLT- 22]. Gemäß aktuellem Stand der Wis- Personen ausfüllen. Das Tragen eines Anlage wirkt für Patienten und alle senschaft kann eine solche Übertragung Mund-Nasen-Schutzes ist sowohl für Mitarbeiter jedoch nur dann infekti- nicht vollständig ausgeschlossen werden. Mitarbeiter als auch Patienten und deren onspräventiv, wenn die Türen des OP- Allerdings bleibt unsicher, ob die nach- Begleitperson bei Bewegung innerhalb Saals dauerhaft geschlossen sind [10]. gewiesenen Viruspartikel im Aerosol der Klinik obligat. Die räumliche und In diesem OP-Saal sollte sich aus infek- tatsächlich noch infektiös sind. Im Sin- organisatorische Trennung infektiöser tionspräventiven Gründen die Zahl der ne des allgemeinen Infektionsschutzes von nichtinfektiösen Patienten gilt so- anwesenden Mitarbeiter auf das abso- sollte angesichts der COVID-19-Pande- wohl für die Erstversorgung/Aufnahme, lut notwendige Minimum beschränken mie von Kinderchirurgen und Industrie die ambulante Diagnostik als auch die und gemäß RKI die Personalfluktuation diese Problematik erneut aufgegriffen stationäre Versorgung. Bei Verdacht und das Sprechen auf ein Mindestmaß werden, um generell das mögliche Infek- oder gesicherter SARS-CoV-2-Infekti- reduzieren. tionsrisiko für das OP-Team durch das on muss weiterhin eine Indexstation Für die Mitarbeiter der Anästhesie gilt Pneumoperitoneum zu reduzieren. Dazu („floating station“) oder ein organisato- sowohl bei hohem Verdacht auf COVID- gehören die standardisierte Begrenzung risch getrennter Stationsbereich genutzt 19 und noch fehlendem Ergebnis des des intraabdominellen Druckniveaus, werden, die Kapazität kann jederzeit SARS-CoV-2-Abstrichs als auch bei ge- der Gebrauch einer Absaugung mit bedarfsadaptiert angepasst werden. Bei sicherter COVID-19-Diagnose für den Rauchgasfilter, die Anwendung dich- sorgfältiger Händehygiene, Respektie- gesamten operativen Eingriff, einschließ- ter Trokare sowie die Nutzung eines rung eines Personenabstands von min- lich Intubation und Extubation, die An- Partikelfilters beim Gasauslass [6, 17, destens 1,5 m und einer guten Raumlüf- lage von Schutzbrille und FFP3-Maske. 19, 22, 25, 31]. Das unkontrollierte tung ist neben der Wiederöffnung der Das Team aus Kinderchirurgie mit Assis- und ungeschützte Ablassen des Pneu- (Spezial-)Ambulanzen auch das Hoch- Monatsschrift Kinderheilkunde
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