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Anästhesiologische Aspekte
roboterassistierter Eingriffe in
einem neuen Team
Wazinski M
Journal für Urologie und                                                                                        Homepage:

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Urogynäkologie 2017; 24 (Sonderheft
1) (Ausgabe für Österreich), 16-20

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 Finden Sie in der Rubrik „Tipps und Tricks im Gyn-Ultraschall“ aktuelle
  Fallbeispiele von Univ.Prof. Dr. Christoph Brezinka, Innsbruck.
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Anästhesiologische Aspekte
     roboterassistierter Eingriffe in einem neuen Team
                                                                 M. Wazinski

 Einleitung                                      arme weitere Instrumente unmittelbar         anderem bedingt durch die Monopolstel-
                                                  manuell bedienen (zum Beispiel einen         lung des DaVinci-Systems. Durch eine
Die roboterassistierte minimalinvasive            OP-Sauger, Klammer-Naht-Geräte und           veränderte Marktsituation ist hier jedoch
Operation gilt als Weiterentwicklung              Clipzangen) und in Notfallsituationen        mittelfristig mit einer wettbewerbsbe-
der minimalinvasiven Chirurgie. Ein-              sofort eingreifen [1].                       dingten Kostenreduktion zu rechnen.
satzfelder finden sich in der Urologie,
(endokrinen) Chirurgie, Gynäkologie                Vorteile der laparosko-                    Die häufig erforderlichen extremen La-
und HNO. Unter Zuhilfenahme einer                                                              gerungspositionen der Patienten in Ver-
                                                    pischen Chirurgie
Roboterassistenz kann der Bewegungs-                                                           bindung mit der anfangs oft verlänger-
umfang der menschlichen Hand über-                Zahlreiche Untersuchungen konnten            ten OP-Dauer (unter anderem durch
schritten werden.                                 nachweisen, dass Patienten nach lapa-        eine verlängerte Vorbereitungszeit des
                                                  roskopischen Operationen eine bessere        Systems) können belastend für die Pa-
Auch wenn in einer Klinik schon ein               Lungenfunktion, weniger Schmerzen,           tienten sein [1].
großer Erfahrungspool mit komplexen               einen kürzeren Krankenhausaufenthalt,
laparoskopischen Eingriffen besteht,              weniger Darm-Motilitätsstörungen so-         Der Zugang zum Patienten, insbeson-
wird doch das OP-Team, gerade in der              wie bessere kosmetische Ergebnisse           dere für die Anästhesie, ist deutlich er-
Initialisierungsphase, mit der neuen              zeigen als nach vergleichbaren offenen       schwert, vor allem bei der anästhesie-
Technik in vielerlei Hinsicht gefordert.          Operationen. Im langfristigen Verlauf        fernen Positionierung des Kopfes. Dies
Der betreuende Anästhesist und mit ihm            traten insbesondere durch den deutlich       erschwert und behindert in einer Not-
der anästhesiologische Funktionsdienst            kleineren operativen Zugangsweg weni-        fallsituation die Interventionsmöglich-
sollten von den speziellen pathophysio-           ger Narbenhernien auf [2].                   keiten zusätzlich zu der räumlichen Ein-
logischen und anästhesiologischen As-                                                          schränkung durch den Roboter selbst.
pekten Kenntnis besitzen.                          Vorteile des roboter-
                                                                                               Verschiedene Studien aus der Urologie,
                                                    assistierten Verfahrens
Durch die vielfältigen und expandie-                                                           mit dem Schwerpunkt auf der Prostat-
renden Möglichkeiten dieser Technolo-             Bei Operationen mit dem DaVinci-Sys-         ektomie-OP, konnten Vorteile aufzeigen
gie befinden sich zudem alle Beteilig-            tem verfügt der Operateur darüber hin-       im Sinne eines geringeren Blutverlus-
ten in einem stetigen Lernprozess. Für            aus über ein 3D- und bis zu 15-fach ver-     tes, von weniger intraoperativen Kom-
die Anästhesie ist insbesondere die häu-          größertes HD-Bild des OP-Situs. Dabei        plikationen und einem kürzeren Kran-
fig angestrebte extreme Lagerung mit              steuert der Operateur auch die Kamera        kenhausaufenthalt bei vergleichbaren
erschwertem und eingeschränktem Zu-               selbst, was zu einer verbesserten Fokus-     onkologischen Resultaten und ebenbür-
gang zum Patienten über eine lange OP-            sierung mit wackel- und zitterfreier Bild-   tigen funktionellen Ergebnissen in Be-
Dauer eine besondere Herausforderung.             einstellung führt. Die speziellen Bedien-    zug auf den postoperativen Kontinenz-
Der Artikel beschreibt die Besonderhei-           elemente mit bis zu sieben Freiheitsgra-     und Potenzstatus. Diese Vergleiche be-
ten des anästhesiologischen Manage-               den ermöglichen ein ergonomisches Ar-        ziehen sich auf offene Operationen.
ments von roboterassistierten Operatio-           beiten mit höherer Bewegungsfreiheit         Eine endgültige Bewertung des Verfah-
nen in der Urologie unter dem Gesichts-           als bei der konventionellen laparosko-       rens, gerade auch in der Kosten-Nutzen-
punkt eines neuen Teams.                          pischen Chirurgie. In Kombination mit        Relation, wird Gegenstand weiterer grö-
                                                  einem installierten Tremorfilter erhofft     ßerer Studien sein [4].
Seit dem Jahr 2000 ist mit der Zulassung          man sich ein akkurateres und gewebe-
durch die FDA das einzige so genannte             schonenderes Arbeiten. Im Vergleich zur       Anästhesiologische
Master-Slave-System für roboterassis-             konventionellen laparoskopischen Chi-
                                                                                                 und pathophysiologische
tierte laparoskopische Operationen ver-           rurgie scheint die Lernkurve steiler zu
fügbar: der DaVinci-Roboter (Intuitive            verlaufen, sodass bereits nach kürzerer        Besonderheiten
Surgical, USA). Der Operateur sitzt da-           Zeit notwendige technisch-manuelle Fä-       Eine besondere Herausforderung für
bei patientenfern an einer Konsole und            higkeiten erworben werden [1, 3].            den Anästhesisten ist sicherlich die
steuert bis zu vier Roboterarme über                                                           Kopftieflage des Patienten mit Auswir-
spezielle Bedienelemente beider Hän-               Nachteile                                  kungen auf die Lungenfunktion und Hä-
de, die eine mechanische Nachbildung                                                           modynamik.
eines Handgelenks darstellen sollen, so-          Den Vorteilen gegenüber stehen die ak-
wie über Fußpedale. Der Assistent be-             tuellen hohen Kosten dieser Operationen      Positionen mit Kopftieflage werden un-
findet sich direkt am OP-Tisch und kann           (Anschaffung des Roboters, Unterhal-         ter dem Begriff der Trendelenburg-
dort neben dem Bestücken der Roboter-             tung des Instrumentariums etc.), unter       Lagerung zusammengefasst; hierbei

16    J UROL UROGYNÄKOL 2017; 24 (Sonderheft 1)

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Anästhesiologische Aspekte roboterassistierter Eingriffe in einem neuen Team

nimmt die Beeinträchtigung der Organ-
funktionen v. a. mit steigendem Nei-
gungswinkel zu.

Pulmonale und kardiale Auswirkungen
sind grundsätzlich mit denen der Stein-
schnittlagerung vergleichbar, können
aber stärkere Ausmaße annehmen.

Die extreme Kopftieflagerung erfordert
besondere Sorgfalt. Die Lagerung in ei-
ner Vakuummatratze mit rutschsiche-
rer Folie scheint sich besonders zu be-
währen. Von Schulterstützen ist abzu-
raten. Eine Probelagerung vor dem Ab-
decken des Patienten entsprechend den
klinikinternen Standards ist zu empfeh-
len [5].

Lagerung und CO2-Insufflation führen        Abbildung 1: Prävention von Augenkomplikationen.
zur deutlichen Einschränkung der pul-
monalen Compliance mit der Gefahr der       Ein weiteres Risiko der Trendelenburg-             Lagerungsqualität, ein optimales in-
Atelektasenbildung, vor allem in dor-       Lagerung besteht in der passiven Regur-            traoperatives Monitoring sowie eine
sobasalen Lungenabschnitten, und zur        gitation (Abb. 1) von Mageninhalt; des-            bestmögliche räumliche Präsenz der
Ausbildung einer potenziellen, nicht un-    halb sollten eine suffiziente Blockung             Anästhesie mit Interventionsmöglich-
erheblichen CO2-Retention. Engmaschi-       des Endotrachealtubus und eine suffi-              keiten beinhalten.
ge arterielle Blutgasanalysen sind bei      ziente orale Absaugung vor Umlage-
längeren OP-Zeiten zu empfehlen [5].        rung und Extubation durchgeführt wer-              Durch Hospitationen in Abteilungen mit
                                            den. Grundsätzlich ist bei chirurgischen           fortgeschrittenem Behandlungskonzept,
Die extreme Trendelenburg-Lagerung          Eingriffen, bei denen sich das Opera-              Kompilation und Bewertung dieser Er-
über einen langen Zeitraum birgt eine       tionsgebiet oberhalb der Herzhöhe be-              fahrungen kann man gerade in der An-
erhöhte Gefahr von Lagerungsschäden         findet, von einem erhöhten Risiko für              fangsphase profitieren. Dabei spielen
[6]. Es sollte in Bezug auf Symptom-        venöse Luftembolien auszugehen.                    Lagerungsstandards („standard opera-
erfassung und -dokumentation sowie                                                             ting procedure“ [SOP]), eine adäquate
Hinzuziehung von Konsiliaruntersu-          Bei verlängerter OP-Dauer in Trendelen-            OP-Organisation mit einem ausreichen-
chungen (Neurologie, Gefäßmedizin)          burg-Position besteht die Gefahr einer             den Zeitfenster für die anästhesiologi-
mit großer Sorgfalt vorgegangen werden.     Ödembildung im Kopf-Hals-Bereich.                  sche Vorbereitung sowie eine personel-
                                                                                               le Präsentation mit erfahrenen Narko-
Die extreme Lagerung kann intraopera-       Neben dem Risiko einer Chemosis und                seärzten und Funktionspflege eine gro-
tiv zu Ödembildung im Kopf-Hals-Be-         eines Lidödems kann es im Extremfall               ße Rolle.
reich und zu einer Verdopplung des Au-      auch zu einer Obstruktion der oberen
geninnendrucks führen. Präoperativ          Atemwege kommen. Kristalloide Infu-                In der klinischen Routine empfiehlt
ist eine ophthalmologische Abklärung        sionen sollten intraoperativ daher eher            es sich, die Patienten schon frühzeitig
des Augeninnendrucks zu erwägen. Zu-        restriktiv verabreicht werden, zusam-              (möglichst nicht erst am Vortag) zu prä-
sätzlich ist insbesondere auf erhöhte in-   men mit einem eher liberalen Einsatz               medizieren und den Einsatz von Peri-
trakraniale und intraokuläre Drücke zu      von Katecholaminen.                                duralkathetern, sofern keine Kontrain-
achten.                                                                                        dikationen bestehen, bei größeren Ein-
                                            Es sollten auch spezielle Augenpflas-              griffen zu etablieren. Hierbei spielen
Awad et al. [7] zeigten an Patienten, die   ter angewendet werden, um bei einer                nicht nur vorteilhafte Effekte auf An-
sich einer roboterassistierten radikalen    möglichen Regurgitation zusätzlichen               algesie und Vasodilatation, sondern
Prostatektomie in steiler Trendelenburg-    Schutz zu bieten.                                  auch auf die postoperativen Darmatoni-
Lagerung unterzogen, dass der mittle-                                                          en eine Rolle.
re intraokuläre Druck im Vergleich zum       Anästhesiologisches
Ausgangswert vor der Operation um 13                                                           Besonderes Augenmerk liegt auf der
                                              Vorgehen
mmHg ansteigt. Dabei fand sich auch                                                            Identifikation von Risikopatienten mit
eine Abhängigkeit vom endtidalen Koh-       Bei dem anästhesiologischen Manage-                kardialen und pulmonalen Vorerkran-
lenstoffdioxid- (CO2) Wert und der Ope-     ment kommt es sehr stark auf ein gut               kungen. Beispielsweise sind Patienten
rationsdauer. In einer anderen Studie       strukturiertes und vorbereitetes Hand-             mit einer hochgradigen Aortenstenose
fanden sich allerdings keine relevanten     lungskonzept an, das neben einer sorg-             (problematisches Volumen- und Vaso-
vaskulär bedingten okulären Komplika-       fältigen Evaluation aller patientenbe-             pressorenmanagement) oder einer termi-
tionen [8].                                 zogenen Komorbiditäten eine subtile                nalen obstruktiven Ventilationsstörung

                                                                                               J UROL UROGYNÄKOL 2017; 24 (Sonderheft 1)   17
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Anästhesiologische Aspekte roboterassistierter Eingriffe in einem neuen Team

                                                                                                   des Patienten nach Andocken des Robo-
                                                                                                   ters nicht mehr geändert werden kann.
                                                                                                   Daher muss bereits vor dem Abdecken
                                                                                                   penibel darauf geachtet werden, dass die
                                                                                                   Infusionsleitungen zu erreichen sind.

                                                                                                   Auch wenn der Zugang zum Hals des
                                                                                                   Patienten somit intraoperativ erschwert
                                                                                                   wird, kann die Lagerungssituation si-
                                                                                                   cher und schonend fixiert werden.

                                                                                                   Eine Hyperadduktion des unten liegen-
                                                                                                   den Armes zugunsten einer verbesserten
                                                                                                   Positionierung der Roboterarme sollte
                                                                                                   unbedingt vermieden werden. Es soll-
                                                                                                   te unbedingt ein Standard (SOP) erstellt
                                                                                                   werden, der allen Mitarbeitern zugäng-
                                                                                                   lich gemacht wird. Allerdings ist dieser
                                                                                                   Standard sicherlich im Verlauf der Lern-
Abbildung 2: Probelagerung des Patienten vor dem sterilen Abdecken.                                kurve des Teams dynamisierbar.

mit präexistenter Hyperkapnie (erhöhte                  rung von peripheren venösen Verweil-       Aufgrund der Gefahr einer deutlichen
pulmonalarterielle Drücke) primär nicht                 kanülen und Arterienkathetern gelegt       Einschränkung der Perfusion der Beine
für diese Eingriffsart geeignet.                        werden.                                    muss postoperativ bei Beinschmerzen
                                                                                                   mit und ohne neurologische Ausfälle
Die präoperative Evaluation sollte auch                 Die extreme Kopftieflagerung mit po-       frühzeitig an ein Kompartmentsyndrom
neurologische und orthopädische Vor-                    tenziellen Lagerungsschäden erfordert      gedacht und der Patient für 24 h über-
befunde exakt abbilden.                                 besondere Sorgfalt. Die Lagerung in ei-    wacht werden [5]. Die regelmäßigen
                                                        ner Vakuummatratze mit rutschsiche-        Kontrollen sollten leicht nachvollziehbar
Bei moderatem Bedarf an postopera-                      rer Folie und geeigneter Kopfhalterung     dokumentiert werden. Auch die theoreti-
tiver Analgesie ist keine routinemäßi-                  scheint sich besonders zu bewähren.        sche Möglichkeit einer Rhabdomyolyse
ge Kombination von Allgemein- und                       Von Schulterstützen ist abzuraten. Eine    muss ggf. ausgeschlossen werden.
Regionalanästhesie erforderlich. In be-                 Probelagerung (Abb. 2) vor dem Abde-
sonderen Fällen (z. B. bei obstruktivem                 cken des Patienten entsprechend den kli-    Empfehlungen zur
Schlafapnoe-Syndrom, COPD) kann                         nikinternen Standards ist zu empfehlen.
                                                                                                     Anästhesieführung
sich eine thorakale Periduralanästhesie
durchaus anbieten [5].                                  Da jegliches Verrutschen, Bewegung         Pharmakologisch gibt es keine Ein-
                                                        oder auch ein Pressen des Patienten si-    schränkungen in der Narkoseführung.
Eine starke Fokussierung ist auf den                    cher zu vermeiden sind, empfiehlt sich     Volatil geführte Anästhesien sind den
Zeitpunkt der Anlage eines adäqua-                      neben einer ausreichenden Relaxierung      intravenösen Verfahren ebenbürtig. Der
ten Monitorings zu legen. Intraoperativ                 und Relaxometrie (wegen der angela-        Lagerung, dem intraoperativen Moni-
ist es nahezu unmöglich bzw. mit gro-                   gerten Arme gegebenenfalls Stimula-        toring sowie dem Flüssigkeitsmanage-
ßem Aufwand verbunden, den Patien-                      tion des Nervus facialis) auch der Ein-    ment sollte besondere Aufmerksamkeit
ten mit zusätzlichen Kathetern zu ver-                  satz eines Narkosetiefe-Monitors [9].      gewidmet werden.
sorgen (ZVK, Gefäßschleusen, invasive
Blutdruckmessung). Darum sollten alle                   Nicht nur bei anästhesieferner Lage-       Die Kombination von peritonealer CO2-
Patienten, die sich einem oben genann-                  rung des Kopfes müssen Leitungen und       Insufflation und Trendelenburg-Lage-
ten allgemeinchirurgischen Eingriff un-                 die Schläuche des Narkosegeräts aus-       rung gleicht die hämodynamischen Ef-
terziehen müssen, auch im Hinblick auf                  reichend lang gewählt sein, um Diskon-     fekte der einzelnen Maßnahmen weitge-
die chirurgisch noch neue Technik prä-                  nektionen und Druckschädigungen aus-       hend aus und führt zu geringen kardiozir-
operativ mit einer intraarteriellen Blut-               zuschließen. Ein exakt festgelegtes Pro-   kulatorischen Veränderungen während
druckmessung versorgt werden. Zum                       cedere für die Anordnung, Beschriftung     der OP. Lagerungswechsel können zu
Einsatz kann zusätzlich in Abhängig-                    und Fixierung aller Infusions-, Monitor-   erheblichen kurzfristigen Kreislaufver-
keit von Patient und Eingriff ein Moni-                 und Luftwegsleitungen sorgt nicht nur      änderungen führen; sie sollten langsam
toring mit Überwachung des Herzzeit-                    für Übersichtlichkeit und Ordnung, son-    durchgeführt werden.
volumens (Picco) bzw. einer transöso-                   dern auch für Sicherheit und Zeiterspar-
phagealen Echokardiographie kommen.                     nis und reduziert Konfusion und Ge-
                                                                                                    Wärmemanagement
                                                        fährdungspotenzial.
Augenmerk muss auf die Lagerung der                                                                Prewarming, Wärmedecken, -matten
Arme (Druckschädigungen vermeiden)                      Bei den Maßnahmen kann nicht oft ge-       oder alternative Verfahren zur Wärme-
sowie die sichere Lage und Konnektie-                   nug betont werden, dass die Lagerung       protektion sollten wegen der negativen

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Effekte der perioperativen Hypothermie       Der vermehrten Neigung von Atelek-          eine adäquate Atemminutenventilation.
[10] nicht vernachlässigt werden.            tasen (insbesondere in den dorsobasa-       Das Auftreten von klinisch nicht relevan-
                                             len Lungenabschnitten) sollte mit einem     ten intravasalen CO2-Boli scheint relativ
Zusätzlich sollten infundierte Flüssigkei-   ausreichenden PEEP (in der Regel min-       häufig (17 %), während die Wahrschein-
ten erwärmt werden. Das Temperatur-          destens 10 mbar) und Rekrutierungsma-       lichkeit für eine klinisch manifeste und
monitoring kann kontinuierlich z. B. int-    növern entgegengewirkt werden. Letz-        letale CO2-Embolie äußerst gering und
ravesikal bzw. nasopharyngeal erfolgen.      tere sollten nur bei ausreichend tie-       ausschließlich in einzelnen Fallberichten
                                             fer Narkose und in Absprache mit dem        nachvollziehbar ist (0,0014 % der Lapa-
 Narkosebeatmung                            Operateur erfolgen, da ein Pressen des      roskopien). Die Seltenheit einer Gasem-
                                             Patienten bei angedocktem Roboter un-       bolie liegt in der hohen Löslichkeit von
Die während Allgemeinanästhesie und          bedingt zu vermeiden ist. Eine Verlage-     CO2 begründet, die die Entstehung von
steiler Trendelenburg-Lagerung ohne-         rung der Trachea nach kranial ist durch     hämodynamisch relevanten Gasblasen
hin reduzierte Thorax-Compliance wird        die Lagerung möglich und kann zu einer      zunächst weitgehend verhindert. In Aus-
durch Herstellung eines Pneumoperi-          einseitigen bronchialen Intubation füh-     nahmefällen wie der Verletzung großer
toneums weiter reduziert, sodass mit         ren [11].                                   venöser Gefäße können aber große Men-
steigendem Patientenalter und Komor-                                                     gen CO2 aufgenommen werden, die im
biditäten (Adipositas, restriktive Lun-      Die hämodynamische Auswirkung der           rechten Ventrikel schlagartig die weitere
generkrankungen) die funktionelle Re-        üblichen Lagerung der Patienten be-         Blutzirkulation verhindern.
sidualkapazität (FRC) unter die Ver-         günstigt ein venöses Pooling (Erhö-
schlusskapazität („closing volume“,          hung der rechtsventrikulären Vorlast         Zystektomie
Kollaps kleiner Atemwege) abfällt.           und konsekutive HZV-Steigerung). Al-
                                             lerdings behindert die CO2-Insufflation     Neben der Prostatektomie werden ver-
Als Folge entstehen in den dorsobasalen      über eine Kompression der Vena cava         mehrt auch Zystektomien roboterassis-
Lungenabschnitten ausgeprägte Atelek-        inferior wiederum den Rückstrom zum         tiert operiert. Aus anästhesiologischer
tasen, die zu relevanten Oxygenierungs-      rechten Herzen, sodass sich diese bei-      Sicht ist das Management im Wesentli-
und Ventilationsstörungen sowie hohen        den Effekte zumindest partiell aufhe-       chen vergleichbar mit gynäkologischen
Beatmungsdrücken führen können.              ben können. Die Vorlastreduktion über-      Eingriffen bzw. der Prostatektomie:
                                             wiegt – in Abhängigkeit von Volumen-        steile Trendelenburg-Lagerung und Be-
Da zur Elimination des CO2 in aller Re-      status und Beatmungsdruck – oberhalb        sonderheiten des Kapnoperitoneums
gel jedoch eine Erhöhung des Atemmi-         eines intraabdominellen Drucks von ca.      mit den oben genannten Auswirkungen.
nutenvolumens erforderlich ist, müssen       15 mmHg.
meist sowohl die Atemfrequenz als auch                                                   Allerdings sollte unserer Erfahrung
der Inspirationsdruck erhöht werden.         Aus anästhesiologischer Sicht besteht       nach – und anders als in der Litera-
                                             die Herausforderung bei der Durchfüh-       tur empfohlen [1] – bei der Zystekto-
Zur Vermeidung von hohen Atem-               rung von laparoskopischen und roboter-      mie wegen der häufig vorliegenden re-
wegs(spitzen)-Drücken > 30 cm H2O ist        assistierten Eingriffen in den Auswir-      lativen Ausgangshypovolämie nicht so
häufig eine Beatmung mit niedrigen Ti-       kungen von CO2-Pneumoperitoneum             flüssigkeitsrestriktiv verfahren werden.
dalvolumina und hoher Atemfrequenz           und Trendelenburg-Lagerung auf das          Ein Epiduralkatheter ist hierbei in nahe-
nötig. Falls keine Kontraindikationen        kardiorespiratorische Organsystem. Der      zu allen Fällen indiziert.
bestehen, z. B. chronisch obstruktive        erhöhte intraabdominelle Druck des
Lungenerkrankung (COPD), sollte ein          Pneumoperitoneums mit mindestens             Eingriffe in Flanken-
Inspiration/Exspiration-Verhältnis von       15 cm H2O vermindert die rechtsven-
                                                                                           lagerung
1:1 angestrebt werden, um die Atem-          trikuläre Vorlast und erhöht gleichzeitig
wegsdrücke zu senken. Zusätzlich lässt       die linksventrikuläre Nachlast, was sich    Mithilfe des DaVinci-Systems können
sich je nach Beatmungsgerät auch die         in einer Zunahme der Herzfrequenz und       auch Nephrektomien bzw. nierenerhal-
inspiratorische Atemgasflussgeschwin-        des systemvaskulären Widerstands bei        tende Tumorenukleationen sowie Nie-
digkeit modifizieren.                        sinkendem mittlerem arteriellem Druck       renbeckenplastiken durchgeführt wer-
                                             und HZV äußert [9]. Die Durchblutung        den. Hierzu muss der Patient in einer
Wird im volumenkontrollierten Modus          peripherer Organe wird erschwert. Ne-       Flankenlagerung positioniert werden.
beatmet, können höhere Spitzendrü-           gative myokardiale Effekte werden dis-      Der ZVK sollte hier auf der zu operie-
cke toleriert werden, sofern die Plateau-    kutiert [12].                               renden Seite angelegt werden, um die
drücke den üblichen Grenzwert von 30                                                     sowohl operativ als auch anästhesiolo-
cm H2O nicht überschreiten. Alternativ       Insbesondere bei restriktiver Volumenga-    gisch bedingte Gefahr eines Pneumo-
kann eine druckkontrollierte Beatmung        be sollte deshalb die Lagerung langsam      thorax auf eine Seite zu beschränken.
in Erwägung gezogen werden, da hier          und schrittweise aufgehoben werden.         Der arterielle Katheter kann am kontra-
der Spitzendruck dem Plateaudruck ent-                                                   lateralen Arm liegen.
spricht. Im druckkontrollierten Modus         CO2-Embolie
ist jedoch bei Beendigung des Pneumo-                                                     Notfallmanagement
peritoneums der Beatmungsdruck recht-        Die aus der transperitonealen Resorption
zeitig zu reduzieren, da sonst eine Über-    von CO2 resultierende Hyperkapnie und       Mit der Einführung der Robotertechnik
blähung der Lungen droht.                    primär respiratorische Acidose erfordert    muss v. a. das anästhesiologische Not-

                                                                                         J UROL UROGYNÄKOL 2017; 24 (Sonderheft 1)   19
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fallmanagement gründlich durchdacht               Zusammenfassung                                                 4. Yu HY, Hevelone ND, Lipsitz SR, et al. Use, costs and com-
                                                                                                                   parative effectiveness of robotic assisted, laparoscopic and
werden. Insbesondere für Notfälle des                                                                              open urological surgery. J Urol 2012; 187: 1392–8.
Herz-Kreislauf-Systems, die schnelles            Ausgehend von den Erfahrungen mit                                 5. Börgers A, Brunkhorst V, Groeben H. Anästhesie in der Uro-
Handeln erfordern, müssen feste Hand-            hochkomplexen laparoskopischen Ein-                               logie – Anästhesie bei roboterassistierter Prostatektomie.
                                                                                                                   Anasthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2013; 48:
lungsabläufe erstellt werden. Bei vor-           griffen stellen die roboterassistierten                           488–93.
operierten Patienten können Verwach-             Eingriffe das Anästhesieteam, insbe-                              6. Lee JR. Anesthetic considerations for robotic surgery.
sungen die Orientierung des Operateurs           sondere in der Initialisierungsphase, vor                         Korean J Anesthesiol 2014; 66: 3–11.

erschweren und zu einer akzidentel-              detaillierte Handlungsnotwendigkeiten.                            7. Hoshikawa Y, Tsutsumi N, Ohkoshi K, et al. The effect of
                                                                                                                   steep Trendelenburg positioning on intraocular pressure and
len Gefäßverletzung führen. Kommt es                                                                               visual function during robotic-assisted radical prostatectomy.
zu einer nicht beherrschbaren Blutung,           Bei dem anästhesiologischen Manage-                               Br J Ophthalmol 2014; 98: 305–8.
                                                                                                                   8. Ozcan MF, Akbulut Z, Gurdal C, et al. Does steep Trendelen-
ist der schnelle Wechsel auf ein offen-          ment kommt es sehr stark auf ein gut                              burg positioning effect the ocular hemodynamics and intraocu-
chirurgisches Vorgehen erforderlich.             strukturiertes Konzept an, das neben ei-                          lar pressure in patients undergoing robotic cystectomy and ro-
                                                                                                                   botik prostatectomy? Int Urol Nephr 2016 [Epub ahead of print].
                                                 ner sorgfältigen Evaluation aller Ko-
                                                                                                                   9. Kiss T, Bluth T, Heller A. Anästhesie bei endourologischen
Nach Inbetriebnahme des Roboters kann            morbiditäten eine subtile Lagerungs-                              und roboterassistierten Eingriffen. Anaesthesist 2012; 61:
die Position des Operationstisches nicht         qualität, ein optimales Monitoring so-                            733–46.
mehr verändert werden, ohne den Kon-             wie eine räumliche Präsenz für Inter-                             10. Billeter AT, Hohmann SF, Druen D, et al. Unintentional peri-
                                                                                                                   operative hypothermia is associated with severe complications
takt zwischen Roboter und Patienten zu           ventionsmöglichkeiten beinhaltet.                                 and high mortality in elective operations. Surgery 2014; 156:
trennen, sodass auch eine Änderung der                                                                             1245–52.
Patientenlagerung nicht ohne Weiteres            Eine differenzierte Beatmungsstrategie,                           11. Chang CH, Lee HK, Nam SH. The displacement of the
                                                                                                                   tracheal tube during robot-assisted radical prostatectomy. Eur
vollzogen werden kann. Ebenso ist eine           eine effektive Wärmeprotektion und au-                            J Anaesthesiol 2010; 27: 478–80.
kardiopulmonale Reanimation mit Herz-            xiliäre Regionalanästhesieverfahren ste-                          12. Zhang X, Wei J, Song X, et al. Comparison of the impact of
druckmassage unmöglich, während der              hen dabei im Fokus der Anästhesie.                                prolonged low-pressure and standard-pressure pneumoperito-
                                                                                                                   neum on myocardial injury after robot-assisted surgery in the
Roboter über dem Patienten steht. Das                                                                              Trendelenburg position: study protocol for a randomized con-
Abkoppeln des Roboters vom Patien-                                                                                 trolled trial. Trials 2016; 17: 488.
ten erfordert eine Dekonnektion der In-          Literatur:
strumente von den Roboterarmen, deren            1. Schütt T, Carstens A, Egberts J-H, et al. Roboterassistierte
                                                 OPs in der Viszeral- und Thoraxchirurgie, Gynäkologie und Uro-
Entfernung aus dem Patienten und ein             logie – Was ist relevant für die Anästhesieführung? Anästhe-
                                                                                                                   Korrespondenzadresse:
Zurückschieben des Roboters vom OP-              siol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2015; 50: 84–90.          Dr. Martin Wazinski
Tisch. Diese Prozedur sollte insgesamt           2. Trinh QD, Sammon J, Sun M, et al. Perioperative outcomes       Abteilung für Anästhesie und Intensiv-
                                                 of robot-assisted radical prostatectomy compared with open
nicht länger als eine Minute dauern. Da-         radical prostatectomy: results from the nationwide inpatient      medizin
her ist unbedingt darauf zu achten, dass         sample. Eur Urol 2012; 61: 679–85.                                Malteser Krankenhaus St. Josefshospital
                                                 3. Cheufou SH, Welter S, Topac A, et al. Roboter in der Thorax-
die Parkfläche für den Roboter während           chirurgie – Erfahrungen aus 80 Operationen mit dem Da Vinci
                                                                                                                   D-47829 Krefeld, Kurfürstenstraße 69
der Operation nicht versperrt wird.              System. Zentralbl Chir 2016; 141: FV51.                           E-Mail: martin.wazinski@malteser.org

20   J UROL UROGYNÄKOL 2017; 24 (Sonderheft 1)
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